Vier Generationen unter einem Dach

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Vier Generationen unter einem Dach
THEMEN DER ZEIT

ARBEITSPLATZ KRANKENHAUS

Vier Generationen unter einem Dach
Neben den Auswirkungen auf die Patienten hat die demografische Entwicklung auch Effekte
auf das Krankenhauspersonal: Es arbeiten mehr Generationen gleichzeitig in einem Krankenhaus
als früher. Das stellt besondere Anforderungen an die leitenden Ärzte.

         ie Auswirkungen de-                daher anspruchsvoller und         damit verbundenen Wohlstand. Ge-
D        mografischer Entwick-
lungen auf die Kultur, Gesell-
                                            wichtiger. Aktuelle Studien
                                            von Illmarinen aus Finnland
                                                                              prägt vom Zeitgeist der ökonomi-
                                                                              schen Sorglosigkeit und des Über-
schaft und Arbeitswelt werden               zeigen, dass die langfristige     flusses musste sich niemand Sorgen
aktuell viel diskutiert. Stei-              Arbeitsfähigkeit der Mitarbei-    um seinen Arbeitsplatz machen.
gende Lebenserwartung und                   ter am stärksten vom Füh-         Der expandierende Wohlfahrtsstaat
längere Fitness der Gesell-                 rungsverhalten abhängt und        förderte dieses Gefühl der persönli-
schaft sorgen für veränderte                sich gute Führung hochsigni-      chen Sicherheit zusätzlich. In dieser
und verlängerte Konsumge-                   fikant auf die Verbesserung       Zeit fand auch eine Umkehr vom
wohnheiten, und sie führen                  der Leistungsfähigkeit älterer    Bild des Mitarbeiters als Arbeits-
auch zu einer Häufung von al-               Mitarbeiter auswirkt.             faktor hin zum wichtigen Wettbe-
tersassoziierten Erkrankun-                    Um das Potenzial der Kran-     werbsfaktor statt. Human-Relati-
gen. Multimorbide und betag-                kenhausmitarbeiter durch gu-      ons-Ansätze wurden implementiert
te Patienten sind heute in kon-             te Führung relativ reibungslos    und eine an den Bedürfnissen des
servativen Krankenhausabtei-                zur Entfaltung zu bringen, ist    Mitarbeiters ausgerichtete Perso-
lungen die Regel.                           es sinnvoll, die Generationen     nalführung in den Vordergrund ge-
    Neben den Auswirkungen                  im Krankenhaus zu charak-         stellt. Als Konsequenz der Mitar-
auf die Patienten im Kranken-               terisieren und die Einstellun-    beiterorientierung nahmen in dieser
haus hat die Demografie auch                gen, Werte, Motive und Prä-       Zeit die betrieblichen Mitbestim-
große Effekte auf das Kran-                 gungen ihrer Repräsentanten       mungsrechte erheblich zu. Politisch
kenhauspersonal. Die Alterung               zu kennen.                        setzte sich diese Generation kritisch
der Belegschaft wird durch die                                                mit der Rolle ihrer Eltern in der NS-
Heraufsetzung des Rentenein-                Die Eigenarten der                Zeit auseinander und begründete
trittsalters verstärkt. Als Folge           einzelnen Generationen            die 68er-Bewegung. Da sich diese
arbeiten die Mitarbeiter heute              Heutzutage arbeiten Beschäf-      Mitarbeiter häufig finanziell abge-
länger als je zuvor, und damit              tigte aus vier Generationen am    sichert haben, sind sie heute nur
arbeiten auch mehr Generatio-               Arbeitsplatz Krankenhaus zu-      schwer durch materielle Anreize zu
nen gleichzeitig in einem                   sammen: die Wirtschaftswun-       motivieren, sondern eher durch
Krankenhaus als früher. Dies                dergeneration, die Babyboo-       Selbstverwirklichung und die per-
hat erhebliche Auswirkungen                 mer, die Generation X und die     sönliche Anerkennung ihrer Le-
auf die Anforderungen an den                Generation Y. Sie unterschei-     bensleistung. Ihre Lebenssituation
Arbeitsplatz, die Arbeitsinhal-             den sich in ihrer Einstellung     ist geprägt von erwachsenen Kin-
te und vor allem die Führung.               zur Arbeit, im Motivations-       dern und gegebenenfalls der Pflege
Denn es ist davon auszugehen,               verhalten und in den Anforde-     von älteren Angehörigen. Erste Al-
dass Mitarbeiter unterschied-               rungen, die sie an gute Füh-      terserscheinungen treten auf. Phy-
licher Generationen auch ver-               rungskräfte richten. Tabelle 1    sische Defizite werden bei dieser
schiedene Vorstellungen von                 fasst diese Unterschiede und      Generation jedoch durch Routine,
gutem Führungsverhalten ha-                 Gemeinsamkeiten zusammen.         Einsatzbereitschaft und Erfahrung
ben. Kompliziert wird die                      Die Wirtschaftswunder-         kompensiert.
Situation dadurch, dass vor                 generation umfasst die Ge-           Die Wirtschaftswundergenerati-
allem im ärztlichen Bereich                 burtenjahrgänge von 1945 bis      on erwartet von ihren Vorgesetzten
heute der Vorgesetzte nicht                 1955 und befindet sich heute      einen partizipativen und demokra-
immer zwingend der Ältere                   im fortgeschrittenen Erwerbs-     tischen Führungsstil. Da sie weni-
sein muss. Diese Situation ist              alter. Häufig bekleidet sie       ger gewohnt ist, Respekt vor einem
besonders konfliktgefährdet,                Führungspositionen und steht      Vorgesetzten zu haben als die Vor-
weil sie der traditionellen Ord-            im Zenit ihres Berufslebens.      gängergeneration, fordert sie eine
nung widerspricht. Altersge-                Sie wurde beeinflusst durch       Anerkennung ihrer Lebens- und Ar-
rechtes beziehungsweise gene-               Ereignisse wie den Wirt-          beitserfahrung. Wenn diese fehlt,
rationengerechtes Führen wird               schaftsaufschwung und den         sind Konflikte mit jüngeren Kolle-

A 928                                                                   Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 19 | 10. Mai 2013
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gen programmiert. Gerade wegen                  ken Einfluss auf die politische               ihre Leistungen im Verhältnis zu
dieser Kompetenzen erwartet sie,                Landschaft gehabt hat. Diese Ge-              anderen bewerten können.
auch in Entscheidungsfindungen                  neration traf am Arbeitsplatz be-                Generation X umfasst die Jahr-
eingebunden zu werden. Dies ist                 reits auf eine mitarbeiterorientier-          gänge 1966 bis 1985. Mit ihr ist der
vor allem bei jüngeren Führungs-                te und partizipative Unternehmens-            Begriff der „Work Life Balance“
kräften für die Akzeptanz als Vorge-            führung, die in den Folgejahren               verbunden. Prägende Ereignisse
setzter von Bedeutung.                          weiter ausgebaut wurde. Die Ge-               waren der Beginn des Privatfernse-
   Dieser Generation folgen die                 werkschaften bekamen eine stärke-             hens beziehungsweise die damit
Babyboomer, also die Jahrgänge                  re Rolle, Lohnerhöhungen und eine             verbundene Medienrevolution und
1956 bis 1965. Sie stellen das                  Verkürzung der Arbeitszeit waren              die Wiedervereinigung beider deut-
Rückgrat der Erwerbsbevölkerung                 die Folge. Im Krankenhaus dage-               scher Staaten. Trotz zunehmender
dar. Diese Generation ist ebenfalls             gen war von dieser Bewegung we-               Scheidungsraten und Berufstätig-
im Berufsleben etabliert und kann               nig zu bemerken.                              keit beider Eltern wuchs diese Ge-
bereits auf 20 Jahre Erfahrung zu-                 Da diese geburtenstarke Genera-            neration vergleichsweise behütet
rückblicken. Viele von ihnen sind               tion früh mit Konkurrenzsituatio-             auf. Am Arbeitsplatz wurde immer
in Führungspositionen. Sie wurden               nen (etwa in der Schule, Universität          häufiger der Computer verwendet,
geprägt durch die wirtschaftliche               oder am Arbeitsplatz) in Kontakt              und die Halbwertszeit des Wissens
Stagnation in den 70er Jahren sowie             kam, hat sie gelernt, zu kooperieren.         nahm rapide ab. Daher ist eine posi-
die ersten Öl- und Weltwirtschafts-             Sie ist die Generation mit den meis-          tive Einstellung zum kontinuierli-
krisen. Massenarbeitslosigkeit und              ten Kindern und hat als „Scharnier-           chen Lernen vorhanden. Wie schon
der Terror der Roten-Armee-Frakti-              generation“ häufig Kinder und äl-             in der Vorgängergeneration bestand
on prägten diese Zeit. Im Gegensatz             tere Angehörige gleichzeitig zu be-           jedoch eine Unsicherheit, was die
zur Vorgängergeneration erfuhren                treuen. Babyboomer kennen Kon-                eigene Etablierung im Berufsleben
Babyboomer Unsicherheiten für die               kurrenzsituationen und sind an                betrifft. Für Generation X ist daher
persönliche und berufliche Zukunft.             Konflikte beruflicher Art gewöhnt.            das Streben nach Wohlstand und
Allerdings hat diese Generation die             Vom idealen Vorgesetzten erwarten             materiellen Werten bedeutend. Sie
Friedens- und Umweltbewegung                    sie einen entwicklungsorientierten            ist ehrgeizig und karriereorientiert
begründet, die in Deutschland star-             und kooperativen Führungsstil, um             und nimmt zum Fortkommen auch

  TABELLE 1

  Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Mitarbeitergenerationen im Krankenhaus

                                 Wirtschaftswunder-             Babyboomer                       Generation X                     Generation Y
                                 generation
   Geburtsjahrgänge              1945–1955                      1956–1965                        1966–1985                        Ab 1986
   Prägende Ereignisse           Wiederaufbau, Wirtschafts-     erste Ölkrise, Mondlandung,      Wiedervereinigung, Privat-       9/11, Krieg im Irak,Internet,
                                 wunder, Vollbeschäftigung      deutsche Teilung                 fernsehen                        Social Media, Globalisierung
   Einstellung zur Arbeit        idealistisch, Skepsis gegen-   Wettbewerb um Positionen         Individualismus und materiel-    Arbeit muss Spaß machen
                                 über Autoritäten, loyal zum    und Karriere, Umweltbe-          le Werte, karriereorientiert,    und fordern, lernbereit,
                                 Unternehmen                    wusstsein und Emanzipation       ehrgeizig, Work-Life-Balance     flexibel und mobil
   Arbeitsmotto                  Leben, um zu arbeiten          Leben, um zu arbeiten            Arbeiten, um zu leben            Leben beim Arbeiten
   Sicherheit des Arbeitsplat-   keine Sorgen, da Vollbeschäf- beginnende Sorgen um              großer Wettbewerb um             keine Sorgen um Arbeitsplatz
   zes/Angst um Arbeitsplatz     tigung bestand                Arbeitsplatz in der Medizin,      Stellen im Krankenhaus und       wegen Fachkräftemangel
                                                               große Niederlassungswelle         Sorge um Arbeitsplatz
   Wert der Freizeit             erste Orientierung zur Freizeit abnehmende Wertigkeit           Work-Life-Balance                sehr groß
   Bedeutung von Titeln und      sehr wichtig                   sehr wichtig bis weniger         wichtig                          unwichtig
   Hierarchiestufen                                             wichtig
   Auszeiten vom Job             keine                          sehr selten                      etablierte Auszeiten (Eltern-    „Privatleben kommt vor
                                                                                                 zeit) werden genommen            Arbeit“
   Motivation                    keine materiellen Anreize,   weniger materielle Anreize,        materielle Anreize, Karriere     keine finanziellen Anreize,
                                 sondern Selbstverwirklichung Partizipation                                                       geregelte und planbare
                                 und persönliche Anerkennung                                                                      Arbeitszeiten
   Lebenssituation               kurz vor dem Ruhestand,        Kinder teilweise noch im         mittlere Lebensphase, im         etablieren sich gerade im
                                 Kinder sind erwachsen          Haus, gegebenenfalls bereits     Berufsleben etabliert, späte     Berufsleben, unabhängig
                                                                Pflege von Angehörigen           Familienplanung hier häufig
   Physische und psychische      abnehmende körperliche         körperliche Leistungsfähigkeit   körperliche Leistungsfähigkeit   körperliche Leistungsfähigkeit
   Belastbarkeit                 Leistungsfähigkeit, Kompen-    hoch, große Erfahrung und        sehr hoch, große Erfahrung       sehr hoch, unerfahren und
                                 sation durch Routine           Routine                          und Routine, noch lernwillig     neugierig

A 930                                                                                                           Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 19 | 10. Mai 2013
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                      lange Arbeitszeiten in Kauf. Aus-                net werden. Sie ist geprägt durch                 ten für Kinder oder aus anderen
                      zeiten vom Beruf werden nur dann                 das Internetzeitalter, die Verbrei-               Gründen werden je nach Lebens-
                      genommen, wenn sie gesellschaft-                 tung der Smartphones und sozia-                   phase genommen, insbesondere
                      lich etabliert sind, wie beispielswei-           len Netzwerke. Gesellschaftlich be-               auch, weil der Frauenanteil im Be-
                      se die Elternzeit nach der Geburt ei-            deutsam waren für diese Generati-                 ruf in dieser Generation höher ist
                      nes Kindes. Generation X hat 13                  on die Anschläge des 11. Septem-                  als in denen davor.
                      Jahre Schule hinter sich gebracht,               ber 2001 und der darauffolgende                      Beschäftigte der Generation Y
                      Zivildienst oder Bundeswehr absol-               Irakkrieg. Ferner erlebte sie die                 erwarten ein engmaschiges Feed-
                      viert und nach dem Studium mit                   rapide weltweite Vernetzung und                   back und ein Coaching durch ih-
                      Physikum und mehreren Examina                    Globalisierung. Die Angehörigen                   ren Vorgesetzten. Sie beanspruchen
                      die AiP-Zeit erlebt. Die Facharzt-               dieser Generation sind aufgeschlos-               mehr direkte Führung als alle vor-
                      weiterbildung dauert in großen Fä-               sen, kontaktfreudig und optimis-                  herigen Generationen. Diese Gene-
                      chern sechs Jahre. Das prägt sie vor             tisch. Sie kommunizieren intensivst               ration erwartet klare Vorgaben und
                      allem im Bezug zur Generation Y.                 über elektronische Medien und                     visionäre Ziele für ihre Zukunft.
                      Sie ist häufig in Führungspositionen             nehmen diesen Lebensstil auch mit                 Arbeitszeiten und -inhalte müssen
                      anzutreffen, unter anderem auch                  an den Arbeitsplatz. An das Ver-                  sinnvoll gestaltet sein, Überstunden
                      deshalb, weil die Entscheidung für               schwimmen der Grenzen von Ar-                     dagegen gut begründet. Werden
                      Kinder deutlich später getroffen                 beitsplatz und Privatleben haben                  diese Erwartungen nicht erfüllt,
                      wird als in den Generationen davor.              sie sich gewöhnt. Die ständige Ver-               sind Angehörige der Generation Y
                         Generation X erwartet eine ziel-              fügbarkeit des Internets hat bei ih-              eher bereit, den Arbeitsplatz zu
                      orientierte und pragmatische Füh-                nen die Art des Lernens beeinflusst.              wechseln, als sich selbstkritisch zu
                      rung. Da diese Generation nicht so               Da Wissen nahezu unbegrenzt im                    reflektieren oder gar anzupassen.
                      stark konsensorientiert ist wie ihre             Internet verfügbar ist, muss es nicht
                      Vorgängergenerationen, ist für sie               ständig individuell erarbeitet wer-               Typische Konflikte
                      eine klare Kommunikation von Er-                 den. Damit nimmt jedoch auch das                  Die Lösung von Konflikten ist eine
                      wartungen und Zielen wichtig.                    Interesse komplexe Sachverhalte in                übliche Führungsaufgabe. Konflik-
                      Konflikte im Kollegenkreis sind für              der Tiefe zu erforschen, sich also                te treten zwischen Gleichaltrigen
                      sie keine Schreckensvorstellung.                 wissenschaftlich zu engagieren, ab.               ebenso häufig und intensiv auf wie
                      Der partizipative Stil bei den Vor-              Gelernt wird interaktiv und praxis-               zwischen Personen unterschiedli-
                      gängergenerationen sollte hier zu-               orientiert in Blended-learning-Kon-               cher Generationen, zumal die Über-
                      gunsten einer stärkeren Delegation               zepten am Computer und gern auch                  gänge von der einen zur nächsten
                      von Aufgaben umgewichtet werden.                 von zu Hause. Am Arbeitsplatz                     Generation fließend sind. Solche
                         Von allen vorangegangenen Ge-                 werden Hierarchien abgelehnt und                  Konflikte werden nachfolgend we-
                      nerationen unterscheiden sich die                fachliche Kompetenz bevorzugt.                    der repräsentativ noch wissen-
                      nach 1985 geborenen Beschäftig-                  Privat nimmt die Familie einen                    schaftlich fundiert betrachtet, son-
                      ten, die als Generation Y bezeich-               stärkeren Stellenwert ein. Auszei-                dern vielmehr vereinfachend und

  TABELLE 2

  Konfliktfelder zwischen Mitarbeitergenerationen im Krankenhaus

   Wie sieht oben unten   Wirtschaftswunder-                Babyboomer                         Generation X                        Generation Y
   Wie sieht unten oben   generation (WWG)
   Wirtschaftswun-        Wir bekommen durch harte          Suchen stets Kompromisse,          Von mir geförderte, ehrgeizige      Haben keinen Respekt mehr
   dergeneration          Arbeit Anerkennung und            statt sich durchzusetzen.          Typen, die teilweise kompro-        vor älteren Mitarbeitern. Sind
   (WWG)                  Wohlstand.                        Gewerkschaftstypen, die alles      misslos in der Durchsetzung         freizeit- und spaßorientiert.
                                                            weicher gemacht haben.             ihrer Ziele sind.
   Baby-Boomer            Babyboomer haben die              Die Arbeit ist ein wichtiger       „Xer“ sind ehrgeizige Typen, die    Respektlose Anfänger, die
                          Arbeitsbedingungen der WWG        Bestandteil meines Lebens,         heiß auf Karriere sind. Sie sind    alles machen und nichts selbst
                          durch Arbeitskampf humaner        der mir Befriedigung verschafft.   jedoch unzufrieden mit ihrer        lernen wollen.
                          und gerechter gestaltet.                                             eigenen Situation und trauen
                                                                                               sich nicht auszubrechen.

   Generation X           WWG stehen meiner Karriere        Babyboomer sind Workaholics,       Wo wir sind, ist vorne. Erst die    Eine neue Generation von
                          und schnellen Entscheidungen      und sehen mich stets als Wett-     Karriere und das persönliche        Nichtskönnern, Waschlappen
                          im Weg. WWG haben zu jeder        bewerber um ihre Position. Da      Fortkommen, dann die Familie.       und Heulsusen, die arrogant
                          Entscheidung eine Anekdote auf    sie anders als wir früh Kinder                                         ihre Ziele einfordern. Schaffen
                          Lager und wollen alles hundert-   bekommen haben, sind wir                                               keine Doppelnachtdienste am
                          mal reflektiert haben.            zeitlich verfügbarer.                                                  Wochenende.

   Generation Y           WWG sind nett, wissen viel und    Babyboomer sind Workaholics,       Jammern viel, wie hart ihre Zeit    Arbeit ist schön, aber nicht das
                          erzählen tolle Geschichten;       die alles ausdiskutieren müssen    war und wie komfortabel wir es      ganze Leben.
                          könnten uns Mentoren sein.        und immer gerecht sein wollen.     heute haben.

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Vier Generationen unter einem Dach
THEMEN DER ZEIT

polarisierend, teilweise im Jargon-                  gen Babyboomer Vorteile zu ver-         winnen, binden und motivieren zu
stil. Durch die Überspitzung der Si-                 schaffen. Das bringt Konflikte          können, ist eine generationenge-
tuation sollen Unterschiede zwi-                     mit sich. Dienstplanungen werden        rechte Führung vonnöten. Genera-
schen den Generationen deutlich                      durch eine gewisse Kompromiss-          tionengerecht zu führen erfordert,
werden. Persönliche Erfahrungen                      losigkeit erschwert. Generation Y       unterschiedliche Prägungen, Le-
aus dem Führungsalltag der Auto-                     wird von den Babyboomern gar            bensphasen und Alterungseffekte
ren begründen diesen Abschnitt. Ei-                  nicht mehr verstanden, auch wenn        zu berücksichtigen. Die damit ein-
ne Verallgemeinerung der geschil-                    Bezüge zu den eigenen Kindern           hergehende Individualisierung des
derten Einzelfälle ist nicht beab-                   gegeben sind. Vor allem, wenn et-       Führungsverhaltens macht das Kran-
sichtigt.                                            wa im Operationssaal die Assis-         kenhausmanagement anspruchsvol-
   Sobald die oben geschilderten,                    tenz gefragt wird, ob sie die OP-       ler als jemals zuvor. Krankenhäu-
von Generation zu Generation                         Schritte kennt, und darauf erwi-        ser sind aufgerufen, sich intensiv
durchaus unterschiedlichen Einstel-                  dert: „Warum, das bringst du mir        mit der Führungskräfteentwick-
lungen, Wertesysteme und Motiva-                     doch jetzt bei.“                        lung auseinanderzusetzen und sich
tionsstrukturen am Arbeitsplatz                         Die Auffassungen nachfolgender       des Stellenwerts guter Führung für
aufeinandertreffen, können Span-                     Generationen werden von den Ba-         die Motivation der Mitarbeitenden
nungen zwischen den betreffenden                     byboomern insgesamt am wenigs-          bewusst zu werden. Wo dies nicht
Kollegen entstehen. Einige vorstell-                 ten verstanden. Generation X hält       gelingt, sind Konflikte zwischen
bare und teilweise auch erlebte                      Generation Y für arrogant und ver-      den Generationen programmiert.
Spannungen sind in Tabelle 2                         wöhnt und Babyboomer für Work-             Folgende Führungsstile haben
exemplarisch zusammengefasst.                        aholics, denen der Sinn für das         sich bewährt:
   Mitarbeitende der Altersklasse                    Wesentliche (nämlich die Karriere)         ● Der gefühlsorientierte, partizi-
„Wirtschaftswundergeneration“ ha-                    fehlt. Die Jahrgänge der Wirt-          pative, demokratische Stil für ältere
ben eine eiserne Arbeitsmoral und
verstehen die scheinbar fehlende
Disziplin und Wertigkeit der Arbeit,                 Generation Y hält Generation X für „Jammerlappen“ und
die andere Generationen zuweilen
aufweisen, nicht. Insbesondere der                   Babyboomer für Workaholics. Generation X hält Generation Y
Umgang mit Generation Y ist                          für arrogant und verwöhnt.
manchmal schwierig, beispielswei-
se wenn im Rahmen von Stellenbe-
setzungen Aussagen wie „Herr Pro-                    schaftswundergeneration werden          Mitarbeiter der Babyboomer- und
fessor, die Hospitation in Ihrer Kli-                zuweilen als Anekdotenerzähler ab-      Wirtschaftswundergeneration
nik war klasse, Sie kommen in die                    gestempelt, selbst wenn eine Men-         ● Der entwicklungs- bezie-
engere Wahl“ erfolgen. In solchen                    torenbeziehung besteht.                 hungsweise       leistungsorientierte
Fällen versteht die Wirtschaftswun-                     Generation Y hält Generation X       Führungsstil für den Mitarbeiter
dergeneration die Welt nicht mehr.                   für „Jammerlappen“ und Babyboo-         beispielsweise der Generation X
Babyboomer werden als Gewerk-                        mer für Workaholics. Da sie Hierar-     oder Babyboomer
schaftstypen und als harmoniebe-                     chien kaum Beachtung schenkt, er-         ● Der visionär coachende Stil
dürftige Mitarbeiter gesehen; der                    zeugt sie bei allen älteren Genera-     für den enthusiastischen Anfänger,
Generation X gehören aus der Sicht                   tionen Spannungen. Sie stellt sich      beispielsweise der Generation Y.
der Wirtschaftswundergeneration                      die ideale Arbeitswelt so vor, dass        Erfahrene Führungskräfte wenden
kompromisslose Karrieretypen an,                     jeder streng nach seinen Leistungen     die Führungsstile nicht in Reinform
die sich gerne fördern lassen.                       befördert wird und das Dienstalter      an. Je nach Situation und Finger-
   Babyboomer und Vertreter der                      keine Rolle spielt. Geburtsjahrgän-     spitzengefühl wählen sie Misch-
Wirtschaftswundergeneration ha-                      ge der 40er und 50er Jahre sind aus     formen der genannten Ansätze. Per-
ben erfahrungsgemäß wenige Kon-                      ihrer Sicht ältere Mitarbeiter, denen   sonalführung wird zum entschei-
flikte miteinander – am ehesten                      man noch Instant Messaging und          denden Faktor im Wettbewerb der
noch beim Thema Arbeitsbedin-                        SMS beibringen muss, fast wie bei       Kliniken. Es empfiehlt sich daher,
gungen. Zwischen Babyboomern                         den eigenen Eltern.                     sich intensiv mit der hier umrisse-
und Generation X gibt es mehre-                                                              nen Thematik auseinanderzusetzen.
re Konfliktfelder. Da Babyboomer                     Individuell führen                      Jedoch, wie drückte William Ed-
relativ früh Kinder bekommen ha-                     Die Darstellung und Analyse der         wards Deming sich so treffend aus?
ben, ist ihre Verfügbarkeit außerhalb                Generationen zeigt, wie stark die       „Sie müssen das nicht tun. Überle-
der Dienstzeiten, beispielsweise für                 Einstellungen der Beschäftigten         ben ist keine Verpflichtung.“      ▄
eine Habilitation, eingeschränkt.                    zur Arbeit und hinsichtlich ihrer                  Prof. Dr. med. Christian Schmidt
Mitarbeiter der Generation X ha-                     Erwartungen an Vorgesetzte von-                   Prof. Dr. rer. pol. Johannes Möller
ben sowohl den Biss als auch die                     einander abweichen. Um trotz der                             Dr. med. Peter Windeck
Zeit (Kinder erst ab 35 bis 40 Jah-                  Vielfalt der Vorstellungen (Tabel-
ren), um sich im Wettbewerb ge-                      le 1) dennoch gute Fachkräfte ge-       @     Literatur im Internet:
                                                                                                   www.aerzteblatt.de/lit1913

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 19 | 10. Mai 2013                                                                                      A 933
THEMEN DER ZEIT

LITERATURVERZEICHNIS HEFT 19/2013, ZU:

ARBEITSPLATZ KRANKENHAUS

Vier Generationen unter einem Dach
Neben den Auswirkungen auf die Patienten hat die demografische Entwicklung auch Effekte
auf das Krankenhauspersonal: Es arbeiten mehr Generationen gleichzeitig in einem Krankenhaus
als früher. Das stellt besondere Anforderungen an die Leitenden Ärzte.

LITERATUR
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      ons at work. Managing the clash of vete-
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A5                                                               Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 19 | 10. Mai 2013
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