VIER SIND DIE ZUKUNFT - Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe - Bundesinstitut für Berufsbildung ...

Die Seite wird erstellt Lasse Scherer
 
WEITER LESEN
VIER SIND DIE ZUKUNFT - Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe - Bundesinstitut für Berufsbildung ...
AUSB I L DU N G G ESTA LT EN

VIER SIND DIE ZUKUNFT
DIGITALISIERUNG. NACHHALTIGKEIT. RECHT. SICHERHEIT.

                   Die modernisierten
          Standardberufsbildpositionen
                          anerkannter
                   Ausbildungsberufe

                           GESTALTEN SIE MIT!
VIER SIND DIE ZUKUNFT - Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe - Bundesinstitut für Berufsbildung ...
AUSB I L DU N G G ESTA LT EN

VIER SIND DIE ZUKUNFT
DIGITALISIERUNG. NACHHALTIGKEIT. RECHT. SICHERHEIT.

Die modernisierten
Standardberufsbildpositionen
anerkannter
Ausbildungsberufe

Informationen für
■   Ausbilder und Ausbilderinnen
■   Auszubildende
■   Berufsschullehrer und Berufsschullehrerinnen
■   Prüfer und Prüferinnen
VIER SIND DIE ZUKUNFT - Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe - Bundesinstitut für Berufsbildung ...
© 2021 by Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn
ISBN: 978-3-8474-2939-5 (Print)
ISBN: 978-3-96208-270-3 (PDF)

Diese Publikation wurde bei der Deutschen Nationalbibliothek angemeldet
und archiviert.
Internet: https://www.bibb.de/de/134898.php
urn:nbn:de:

                           Der Inhalt dieses Werkes steht unter einer
                           Creative-Commons-Lizenz (Lizenztyp:
                           Namensnennung – Keine kommerzielle Nutzung –
                           Keine Bearbeitung – 4.0 International).
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.bibb.de/oa

Herausgeber:
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
Robert-Schuman-Platz 3
53175 Bonn
Internet: https://www.bibb.de

Gesamtherstellung:
Verlag Barbara Budrich
Stauffenbergstraße 7
51379 Leverkusen
Internet: http://www.budrich.de
E-Mail: info@budrich.de
VIER SIND DIE ZUKUNFT - Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe - Bundesinstitut für Berufsbildung ...
Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Modernisierung anerkannter Ausbildungsberufe bietet           Die Standardberufsbildpositionen tragen zum einen den
die Möglichkeit, Ausbildungs- und Prüfungsinhalte bedarfs-        durch den Strukturwandel sowie veränderte Kundenwün-
gerecht an betriebliche und gesellschaftliche Entwicklungen       sche auferlegten Anforderungen an Betriebe gezielt Rech-
anzupassen und dem Arbeitsmarkt qualifizierte Fachkräfte          nung. Zum anderen kommen die neuen Ausbildungsinhalte
zur Verfügung zu stellen. Trotz technikoffener Formulierun-       vor allem den medialen, sozialen und an Nachhaltigkeit ori-
gen müssen die Ausbildungsinhalte – nicht zuletzt im Sin-         entierten Interessen vieler junger Menschen entgegen. Nicht
ne einer attraktiven dualen Berufsausbildung – in regelmä-        nur die einzelnen Berufe, sondern auch das Duale System
ßigen Abständen überprüft und weiterentwickelt werden.            der Berufsausbildung als Ganzes erfährt mit diesen moder-
Das gilt für berufsspezifische Fertigkeiten, Kenntnisse und       nen Ausbildungsinhalten eine Aufwertung.
Fähigkeiten ebenso wie für berufsübergreifende, integrativ
zu vermittelnde Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten          Die Erläuterungen in dieser Broschüre sollen sowohl Ausbil-
(Standardberufsbildpositionen).                                   dungsbetrieben als auch Auszubildenden eine reibungslose
                                                                  Umsetzung der modernisierten Standardberufsbildpositio-
In jüngster Vergangenheit haben vor allem die Themenkom-          nen ermöglichen. Ich wünsche mir eine umfassende Verbrei-
plexe Digitalisierung und Nachhaltigkeit an grundsätzlicher       tung bei allen, die mit der dualen Berufsausbildung befasst
Bedeutung gewonnen und sich zu unverzichtbaren Basis-             sind.
kompetenzen für Fachkräfte entwickelt. Vor diesem Hinter-
grund war die Anpassung der Standardberufsbildpositionen
erforderlich, die als Ergebnis eingehender fachlicher Dis-
kussionen zwischen Akteuren und Akteurinnen aus Wissen-
schaft, Politik und Praxis gemeinsam von Sozialpartnern,
Bund und Ländern realisiert wurde.
                                                                   Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser
                                                                  Bonn, im Juni 2021
                                                                   Präsident
                                                                  Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser
                                                                  Präsident Bundesinstitut für Berufsbildung

                             Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe | Ausbildung gestalten   3
VIER SIND DIE ZUKUNFT - Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe - Bundesinstitut für Berufsbildung ...
Inhaltsverzeichnis

    Vorwort......................................................................................................................... 3

    1	Hintergrundinformationen............................................................................................. 5
       1.1 Was sind Standardberufsbildpositionen?....................................................................................................... 5
       1.2 Warum eine Modernisierung?.................................................................................................................... 5
       1.3 Was ist neu?.......................................................................................................................................... 6
       1.4	Entwicklung der Standardberufsbildpositionen............................................................................................... 6

    2	Betriebliche Umsetzung................................................................................................. 7
       2.1	Ausbildungsordnung und Ausbildungsrahmenplan.......................................................................................... 7
       2.2 Hilfen zur Durchführung der Ausbildung......................................................................................................15

    3 Kooperation der Lernorte..............................................................................................22

    4 Weiterführende Informationen.......................................................................................23
       4.1 Links .................................................................................................................................................23
       4.2 Adressen.............................................................................................................................................25

4   Ausbildung gestalten | Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe
HINTERGRUNDINFORMATIONEN

1	Hintergrundinformationen

1.1 Was sind Standardberufsbildpositionen?
Unabhängig vom anerkannten Ausbildungsberuf lassen sich           Kommunikation, die Gesundheit und Unversehrtheit aller
Ausbildungsinhalte identifizieren, die einen grundlegenden        und nicht zuletzt auch auf den sicheren Umgang mit Daten
Charakter besitzen und somit für jede qualifizierte Fachkraft     des Unternehmens sowie Dritter.
ein unverzichtbares Fundament kompetenten Handelns dar-           Als ein inhaltlicher Bestandteil anerkannter Ausbildungs-
stellen. Als sogenannte Standardberufsbildpositionen sind         berufe verändern sich die in den Standardberufsbildposi-
solche Inhalte im jeweiligen Berufsbild und betrieblichen         tionen formulierten Lernziele aufgrund technologischer
Ausbildungsrahmenplan zusätzlich zu den berufsprofilge-           und konzeptioneller Weiterentwicklungen ebenso wie die
benden Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten veran-           berufsspezifischen Inhalte der Ausbildungsberufe. Um si-
kert. Ihre Vermittlung ist von allen ausbildenden Betrieben       cherzustellen, dass angehende Fachkräfte in allen Ausbil-
sicherzustellen und im betrieblichen Ausbildungsplan auf-         dungsberufen im Rahmen moderner und zukunftsgewand-
zugreifen. Zudem sind sie Gegenstand der Prüfungen. Bei           ter Berufsausbildungen umfassend Kompetenzen erwerben
den vier modernisierten Standardberufsbildpositionen han-         können, wurden die zuletzt Ende der 1990er-Jahre moderni-
delt es sich um:                                                  sierten Standardberufsbildpositionen auf Aktualität geprüft
                                                                  und weiterentwickelt. Damit wird ein Beitrag geleistet, die
▶ Organisation des Ausbildungsbetriebes, Berufsbildung            duale Berufsausbildung weiterhin attraktiv zu gestalten und
  sowie Arbeits- und Tarifrecht,                                  die Beschäftigungsfähigkeit von Fachkräften in einer sich
▶ Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit,                       verändernden Arbeitswelt dauerhaft zu sichern.
▶ Umweltschutz und Nachhaltigkeit,                                Vor diesem Hintergrund hat der Hauptausschuss des Bun-
▶ Digitalisierte Arbeitswelt.                                     desinstituts für Berufsbildung (BIBB) im Frühjahr 2020 eine
                                                                  Arbeitsgruppe eingesetzt, um die Standardberufsbildpositio-
                                                                  nen zu modernisieren und den Erfordernissen Rechnung zu
Integrative Vermittlung                                           tragen. Die Arbeitsgruppe setzte sich aus Vertretern und Ver-
                                                                  treterinnen der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerschaft so-
Kennzeichnend für die Standardberufsbildpositionen ist,           wie des Bundes und der Länder zusammen [▼ Kapitel 4.2].
dass sie integrativ, d. h. im Laufe der gesamten Ausbildungs-     Die modernisierten Standardberufsbildpositionen leisten
dauer, vermittelt werden und dass sie grundsätzlich nicht         einen wichtigen Beitrag zur Förderung von demokratischen
berufsspezifisch sind. Für sie sind demnach – anders als für      Kompetenzen in unserer Gesellschaft, indem sie auf die Ei-
die übrigen Lernziele des Ausbildungsrahmenplans – keine          genverantwortung des Einzelnen am Arbeitsplatz im Sinne
zeitlichen Richtwerte zur Orientierung vorgegeben.                von Rechten und Pflichten sowie die Bedeutung von Präven-
Da sie zum überwiegenden Teil in der Praxis in einem engen        tion und Weiterbildung hinweisen. Des Weiteren definieren
Zusammenhang mit den berufsspezifischen Inhalten eines            sie Mindestanforderungen an die nachhaltige Gestaltung
Ausbildungsberufes stehen, sind die Lernziele der Standard-       des Arbeitslebens und die Tätigkeit in einer digitalisierten
berufsbildpositionen an diese Inhalte gekoppelt und können        Arbeitswelt.
nicht losgelöst davon vermittelt werden.                          Die neuen Standardberufsbildpositionen sind in allen ab dem
Zur Verdeutlichung und als praktische Hilfe für die Umset-        1. August 2021 in Kraft tretenden modernisierten und neu
zung im Betrieb wurden im Rahmen der Modernisierung               entwickelten, anerkannten Ausbildungsberufen verbind-
auch Erläuterungen für die einzelnen Lernziele der Stan-          lich zu verwenden. Dem Grundsatz der Technikoffenheit
dardberufsbildpositionen erarbeitet. Diese können für jeden       folgend, stellen sie auf Verordnungsebene den inhaltlich
Ausbildungsberuf um berufs- und ggf. auch betriebsspezifi-        kleinsten gemeinsamen Nenner dar, der durch berufs- oder
sche Inhalte und Besonderheiten ergänzt werden.                   branchenspezifische Besonderheiten in den berufsprofilge-
                                                                  benden Inhalten erweitert werden kann. Dies ist im Rah-
                                                                  men von Ordnungsverfahren fallweise zu prüfen.
1.2 Warum eine Modernisierung?                                    Für alle vor 2021 nach dem Berufsbildungsgesetz bezie-
                                                                  hungsweise der Handwerksordnung geregelten dualen Aus-
Verbunden mit der Ausbildung besteht auch der Bildungs-           bildungsberufe haben die neuen Standards Empfehlungs-
auftrag, zur Persönlichkeitsentwicklung der Auszubildenden        charakter.
beizutragen. Diese sollen sich zu selbstständigen Persön-         ▶ Empfehlung Nr. 172 des Hauptausschusses des BIBB vom
lichkeiten entwickeln, die sich reflektierend und aktiv mit          17. November 2020 [https://www.bibb.de/dokumente/
aktuellen gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzen.            pdf/HA172.pdf]
Ein solcher Bildungsauftrag ist bereits seit vielen Jahren ein    ▶ Erläuterungen zu den einzelnen Lernzielen [https://
verbindlicher Bestandteil anerkannter Ausbildungsberufe.             www.bibb.de/dokumente/pdf/HA_Erlaeuterungen-der-
Komplexer werdende Arbeitsprozesse erfordern selbststän-             integrativ-zu-vermittelnden-Fertigkeiten-Kenntnisse-
dige, verantwortungsvolle und sozialkompetente Fachkräfte.           und-Faehigkeiten.pdf]
Kompetentes Handeln zielt in diesem Verständnis auf die

                             Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe | Ausbildung gestalten   5
HINTERGRUNDINFORMATIONEN

    1.3 Was ist neu?
    Mit der Neufassung der Standardberufsbildpositionen wer-           Omnipräsente globale Themen finden somit in der Ausbil-
    den bereits bestehende Berufsbildpositionen und Lernziele          dung deutlicher Berücksichtigung – sie werden auf den be-
    erweitert und um die neue Position „Digitalisierte Arbeits-        trieblichen Ausbildungsalltag heruntergebrochen, an den
    welt“ ergänzt.                                                     jeweiligen Ausbildungsberuf angepasst und mit konkreten
    Die bisherigen Berufsbildpositionen „Organisation des Aus-         Inhalten gefüllt.
    bildungsbetriebes“ sowie „Berufsbildung, Arbeits- und Tarif-
    recht“ sind zu einer Position zusammengeführt und z. B. um
    das Erläutern grundlegender Arbeits- und Geschäftsprozes-          1.4	Entwicklung der
    se des Ausbildungsbetriebes, des Ausbildungsplans und der               Standardberufsbildpositionen
    eigenen Entgeltabrechnung erweitert worden.
    In die Position „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“         Die Entwicklung der Standardberufsbildpositionen soll hier
    ist neben dem Prüfen und Beurteilen von Gefährdungen am            beispielhaft am Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit
    Arbeitsplatz nun auch der Arbeitsweg als zu berücksichti-          verdeutlicht werden. Vor dem Hintergrund einer fortschrei-
    gender Aspekt aufgenommen worden. Außerdem wurde das               tenden Umweltzerstörung betonte der Europarat bereits vor
    Lernziel „sicheres und gesundheitsgerechtes Arbeiten erläu-        50 Jahren, dass die Unterrichtung und Ausbildung über Fra-
    tern“ ergänzt.                                                     gen der natürlichen Umgebung auszudehnen und zu verbes-
    Im Zuge der Erweiterung von „Umweltschutz“ um den As-              sern sei. Bezogen auf die berufliche Erstausbildung schlägt
    pekt „Nachhaltigkeit“ ist die Nutzung von Produkten, Wa-           sich diese Maßgabe bereits in den Folgejahren in diesbezüg-
    ren oder Dienstleistungen, Materialien und Energie um das          lichen Empfehlungen des BIBB-Hauptausschusses nieder.
    Berücksichtigen und Abwägen der drei Dimensionen von               Eine erste Empfehlung im Jahr 1980 bezieht sich auf die
    Nachhaltigkeit (ökonomisch, ökologisch und sozial) ergänzt         Formulierung berufsspezifischer Lernziele zur Energieein-
    worden und schließt Aspekte von nachhaltigen Wertschöp­            sparung. Sie wird im Jahr 1988 erweitert durch die berufs-
    fungsketten und fairem Handel sowie die Reflexion von              spezifische Einbeziehung von Fragen des Umweltschutzes,
    Zielkon­ flikten zwischen den einzelnen Nachhaltigkeitsdi-         die Einsichten in die konkreten Zusammenhänge zwischen
    mensionen ein. Proaktives Handeln soll zudem durch das             Berufsausübung und möglichen Auswirkungen auf die Um-
    Entwickeln von Vorschlägen für nachhaltiges Handeln im             welt vermitteln sollen. Im Jahr 1991 wird ergänzt, dass die
    eigenen Arbeitsbereich angeregt werden. Hierbei sind etwa          Relevanz eines Berufs bereits im Antragsgespräch zu einem
    Vor- und Nachteile von Optimierungsansätzen und Hand-              Ordnungsverfahren durch einen eigenständigen Eckwert
    lungsalternativen zu berücksichtigen.                              „Umweltschutz“ darzulegen ist. Aufgrund der wachsenden
    Als vollkommen neuer Standard wurde die Position „Digi-            gesellschaftlichen Relevanz entstand schließlich die stan-
    talisierte Arbeitswelt“ aufgenommen. Hier geht es um den           dardisierte Berufsbildposition „Umweltschutz“, die seit 1998
    Umgang mit digitalen Medien und Daten, die Berücksichti-           eigenständiger Teil des Berufsprofils eines modernisierten
    gung von Datensicherheit und Datenschutz sowie die Fähig-          oder neu entwickelten Ausbildungsberufes ist.
    keit zur Informationsbeschaffung und -prüfung, die vor dem         Im Laufe der vergangenen beiden Jahrzehnte hat sich der
    Hintergrund von zunehmender Informationsflut und „Fake             Umweltschutz über die Berücksichtigung ökologischer Zu-
    News“ einen immer höheren Stellenwert einnimmt. Darüber            sammenhänge hin zum Konstrukt Nachhaltigkeit mit den
    hinaus sind aber auch kommunikative und soziale Kompe-             Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales weiterent-
    tenzen in der digitalen Arbeitswelt im Hinblick auf gesell-        wickelt. Vor dem Hintergrund der Notwendigkeit eines vo-
    schaftliche Vielfalt und gegenseitige Wertschätzung berück-        rausschauenden (beruflichen) Handelns ist der eher reaktiv
    sichtigt. Letztere Anforderungen sind nicht ausschließlich         ausgerichtete Umweltschutz ordnungspolitisch zwar nicht
    auf die digitale Zusammenarbeit ausgerichtet, treten aber in       obsolet, Anforderungen an berufliches Handeln im Kontext
    der digitalen Arbeitswelt besonders hervor, da angemessene         von Nachhaltigkeit lassen sich damit jedoch nicht mehr ad-
    Kommunikationsregeln dort einen besonderen Stellenwert             äquat abbilden.
    innehaben.

6   Ausbildung gestalten | Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe
BETRIEBLICHE UMSETZUNG

2	Betriebliche Umsetzung

Betriebe haben im dualen Berufsausbildungssystem eine             Möglichkeit, alle Anforderungen der Ausbildungsordnung
Schlüsselposition bei der Gestaltung und Umsetzung der            selbst oder mit Verbundpartnern abzudecken. Auf diese Wei-
Ausbildung. Als zentraler Lernort innerhalb des dualen Sys-       se lassen sich auch neue technische und arbeitsorganisatori-
tems hat der Ausbildungsbetrieb damit eine große bildungs-        sche Entwicklungen in die Ausbildung integrieren.
politische Bedeutung und gesellschaftliche Verantwortung.         Der Ausbildungsrahmenplan gibt Mindestanforderungen
Der Bildungsauftrag des Betriebes besteht darin, den Auszu-       vor, deren Vermittlung von allen Ausbildungsbetrieben
bildenden die berufliche Handlungsfähigkeit auf der Grund-        sicherzustellen ist. Es kann darüber hinaus ausgebildet
lage der Ausbildungsordnung zu vermitteln.                        werden, wenn die individuellen Lernfortschritte der Aus-
Ein wichtiger methodischer Akzent wird mit der Forderung          zubildenden es erlauben und die betriebsspezifischen Gege-
gesetzt, die genannten Ausbildungsinhalte so zu vermitteln,       benheiten es zulassen oder gar erfordern. Die Vermittlung
                                                                  zusätzlicher Ausbildungsinhalte ist auch möglich, wenn sich

  §    „dass die Auszubildenden die berufliche Hand-
       lungsfähigkeit nach § 1 Absatz 3 des Berufsbildungs-
                                                                  aufgrund technischer oder arbeitsorganisatorischer Ent-
                                                                  wicklungen weitere Anforderungen an die Berufsausbildung
                                                                  ergeben, die im Ausbildungsrahmenplan nicht genannt sind.
       gesetzes erlangen. Die berufliche Handlungsfähig-
       keit schließt insbesondere selbstständiges Planen,         Diese zusätzlich vermittelten Ausbildungsinhalte sind je-
       Durchführen und Kontrollieren ein.“
                                                                  doch nicht prüfungsrelevant.
                                                                  Die nachfolgenden Hinweise und Erläuterungen zum Aus-
       (§ 3, Absatz 2 der Ausbildungsordnung)
                                                                  bildungsrahmenplan illustrieren die Ausbildungsinhalte der
                                                                  neuen Standardberufsbildpositionen durch weitere Detail-
                                                                  lierung so, wie es für die praktische und theoretische Aus-
2.1	Ausbildungsordnung und                                       bildung vor Ort erforderlich ist, und geben darüber hinaus
                                                                  vertiefende Tipps. Sie wurden im Rahmen der Arbeitsgruppe
     Ausbildungsrahmenplan                                        des BIBB-Hauptausschusses zur Modernisierung der Stan-
                                                                  dardberufsbildpositionen entwickelt und machen die Ausbil-
Standardberufsbildpositionen als Teil von                         dungsinhalte für die Praxis greifbarer, weisen Lösungswege
Ausbildungsordnungen                                              bei auftretenden Fragen auf und geben somit dem Ausbilder
                                                                  und der Ausbilderin wertvolle Hinweise für die Durchfüh-
Als Bestandteil des Ausbildungsberufsbildes werden die vier       rung der Ausbildung.
Standardberufsbildpositionen in jeder Ausbildungsordnung          Die Erläuterungen und Hinweise (rechte Spalte) zu den zu
als integrativ zu vermittelnde Fertigkeiten, Kenntnisse und       vermittelnden Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten
Fähigkeiten aufgeführt. Die Beschreibung der Lernziele            sind beispielhaft und erheben keinen Anspruch auf Vollstän-
orientiert sich dabei an beruflichen Aufgabenstellungen und       digkeit. Sie geben den Ausbildern und Ausbilderinnen Anre-
den damit verbundenen Tätigkeiten. In der Summe beschrei-         gungen – je nach betrieblicher Ausrichtung sollen passende
ben sie die Ausbildungsinhalte, die für die Ausübung eines        Inhalte in der Ausbildung vermittelt werden.
Berufs notwendig sind. Die Methoden, wie sie zu vermitteln
sind, bleiben den Ausbildern und Ausbilderinnen überlas-
sen.

Erläuterungen zu den
Standardberufsbildpositionen
Der Ausbildungsrahmenplan bildet als Teil der Ausbildungs-
ordnung nach § 5 BBiG die Grundlage für die betriebliche
Ausbildung. Er listet die Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähig-
keiten auf, die in den Ausbildungsbetrieben zu vermitteln
sind.
Die im Ausbildungsrahmenplan aufgeführten Qualifika-
tionen sind in der Regel gestaltungsoffen, technik- und ver-
fahrensneutral sowie handlungsorientiert formuliert. Diese
offene Darstellungsform gibt den Ausbildungsbetrieben die

                             Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe | Ausbildung gestalten   7
BETRIEBLICHE UMSETZUNG

    ▶ Integrativ zu vermittelnde Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten
      Berufsbildpositionen/
                                               Zeitliche
      Fertigkeiten, Kenntnisse                                                     Erläuterungen/Beispiele
                                              Zuordnung
      und Fähigkeiten

      1 Organisation des Ausbildungsbetriebes, Berufsbildung sowie Arbeits- und Tarifrecht

      a)	den Aufbau und die grundle-                        ▶    Branchenzugehörigkeit
          genden Arbeits- und Geschäfts-                     ▶    Rechtsform
          prozesse des Ausbildungsbe-                        ▶    Zielsetzung und Angebotsstruktur des Ausbildungsbetriebes
          triebes erläutern                                  ▶   Arbeits-, Verwaltungsabläufe und deren betriebliche
                                                                 Organisation

      b)	Rechte und Pflichten aus dem                       ▶ grundlegende rechtliche Vorgaben, z. B.:
          Ausbildungsvertrag sowie Dauer                       • Berufsbildungsgesetz, ggf. Handwerksordnung
          und Beendigung des Ausbil-                           • Jugendarbeitsschutzgesetz
          dungsverhältnisses erläutern                         • Arbeitszeitgesetz
          und Aufgaben der im System                           • Tarifrecht
          der dualen Berufsausbildung                          • Entgeltfortzahlungsgesetz
          Beteiligten beschreiben                              • Ausbildungsordnung
                                                               • Gesetz zum Schutz von Müttern bei der Arbeit, in der
                                                                 Ausbildung und im Studium
                                                             ▶ Inhalte des Ausbildungsvertrages, z. B.:
                                                               • Art und Ziel der Berufsausbildung
                                                               • Vertragsparteien
                                                               • Beginn und Dauer der Ausbildung
                                                               • Probezeit
                                                               • Kündigungsregelungen
                                                               • Ausbildungsvergütung
                                                               • Urlaubsanspruch
                                              während der      • inhaltliche und zeitliche Gliederung der Ausbildung
                                               gesamten        • betrieblicher Ausbildungsplan
                                              Ausbildung       • Form des Ausbildungsnachweises
                                                             ▶ Beteiligte im System der dualen Berufsausbildung
                                                               • Ausbildungsbetriebe (ggfs. überbetriebliche Bildungsstätte) und
                                                                  Berufsschulen
                                                               • Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände
                                                               • zuständige Stellen
                                                               • Bundesministerien
                                                               • Kultusministerkonferenz der Länder
                                                             ▶ Rolle der Beteiligten, z. B.:
                                                               • Entwicklung und Abstimmung betrieblicher und
                                                                 schulischer Ausbildungsinhalte
                                                               • Vermittlung von Ausbildungsinhalten
                                                               • Lernortkooperation
                                                               • Abnahme von Prüfungen
                                                             ▶ Betrieb, z. B.:
                                                               • Arbeits- und Pausenzeiten
                                                               • Urlaubs- und Überstundenregelungen
                                                               • Beschwerderecht
                                                               • Betriebsvereinbarungen
                                                             ▶ Berufsschule, z. B.:
                                                               • rechtliche Regelungen der Länder zur Schulpflicht
                                                               • Rahmenlehrplan
                                                               • Freistellung und Anrechnung

8   Ausbildung gestalten | Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe
BETRIEBLICHE UMSETZUNG

Berufsbildpositionen/
                                        Zeitliche
Fertigkeiten, Kenntnisse                                                    Erläuterungen/Beispiele
                                       Zuordnung
und Fähigkeiten

c)	die Bedeutung, die Funktion                       ▶ Elemente einer Ausbildungsordnung, z. B.:
    und die Inhalte der Ausbil-                         • Berufsbezeichnung
    dungsordnung und des be-                            • Ausbildungsdauer
    trieblichen Ausbildungsplans                        • Ausbildungsberufsbild
    erläutern sowie zu deren Um-                        • Ausbildungsrahmenplan
    setzung beitragen                                   • Prüfungs- und Bestehensregelung
                                                      ▶ betrieblicher Ausbildungsplan, z. B.:
                                                        • sachlicher und zeitlicher Verlauf der Ausbildung
                                                        • Ausbildungsnachweis als
                                                          − Abgleich mit betrieblichem Ausbildungsplan
                                                          − Zulassungsvoraussetzung zur Abschlussprüfung
                                                        • Lernortkooperation
                                                      ▶ Checklisten zur Umsetzung

d)	die für den Ausbildungsbetrieb                    ▶ arbeitsrechtliche Regelungen, z. B.:
    geltenden arbeits-, sozial-,                        • Ausbildungsvergütung, Arbeitsentgelt, Arbeitszeiten, Urlaubs-
    tarif- und mitbestimmungs-                             anspruch, Arbeitsbedingungen, Abschluss und
    rechtlichen Vorschriften                               Kündigung von Arbeitsverhältnissen, Laufzeit von Verträgen
    erläutern                                           • tarifliche, betriebliche und individuelle Vereinbarungen über
                                                           zuvor genannte Punkte
                                                        • Zulagen, Sonderzahlungen und Urlaubsgeld
                                                      ▶ sozialrechtliche Regelungen, z. B.:
                                                        • Sozialstaat und Solidargedanke
                                                        • gesetzliche Sozialversicherung mit Arbeitslosen-,
                                                           Unfall-, Renten-, Pflege- und Krankenversicherung
                                                        • Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, Versorgungsmedizinver-
                                       während der         ordnung, Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit
                                        gesamten           Behinderungen, Gesetz zum Schutz von Müttern bei der Arbeit,
                                       Ausbildung          in der Ausbildung und im Studium
                                                      ▶ tarifrechtliche Regelungen, z. B.:
                                                        • Tarifbindung
                                                        • Tarifvertragsparteien
                                                        • Tarifverhandlungen
                                                        • Geltungsbereich (räumlich, fachlich, persönlich) von
                                                           Tarifverträgen für Arbeitnehmer/-innen der entsprechenden
                                                           Branche sowie deren Anwendung auf Auszubildende
                                                      ▶ mitbestimmungsrechtliche Regelungen, z. B.:
                                                        • Betriebsverfassungsgesetz oder Personalvertretungsgesetze,
                                                           Recht von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen auf Mitbe-
                                                           stimmung am Arbeitsplatz, Gleichberechtigung von Betriebsrat/
                                                           Personalrat und Arbeitgeber
                                                        • Vereinigungs- und Koalitionsfreiheit
e)	Grundlagen, Aufgaben und                          ▶G  rundsatz der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Arbeit-
    Arbeitsweise der betriebsver-                        geber- und Arbeitnehmervertretern und Arbeitgeber- und Arbeit-
    fassungs- oder personalver-                          nehmervertreterinnen
    tretungsrechtlichen Organe des                    ▶ Aufgaben und Arbeitsweise von Betriebsrat/Personalrat,
    Ausbildungsbetriebes erläutern                      Jugend- und Auszubildendenvertretung
                                                      ▶ Beratungs- und Mitbestimmungsrechte, Betriebsvereinbarungen

f)	Beziehungen des Ausbildungs-                      ▶ Mitgliedschaft in
    betriebes und seiner Beschäf-                       • branchenspezifischen Arbeitgeberverbänden
    tigten zu Wirtschaftsorgani-                        • Fachgewerkschaften
    sationen und Gewerkschaften                       ▶ Arbeitskreise
    erläutern                                         ▶ Netzwerktreffen

                           Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe | Ausbildung gestalten   9
BETRIEBLICHE UMSETZUNG

       Berufsbildpositionen/
                                                Zeitliche
       Fertigkeiten, Kenntnisse                                                     Erläuterungen/Beispiele
                                               Zuordnung
       und Fähigkeiten

       g)	Positionen der eigenen Entgelt-                    ▶   Brutto- und Nettobeträge
           abrechnung erläutern                               ▶   Abzüge für Steuern und Sozialversicherungsträger
                                                              ▶   Steuerklassen
                                                              ▶   Krankenkasse
                                                              ▶   Angabe von Urlaubstagen
                                                              ▶   Sonderzahlungen, Leistungsprämien, vermögenswirksame
                                                                  Leistungen, Sachzuwendungen

       h)	wesentliche Inhalte von                            ▶ Inhalte des Arbeitsvertrages, z. B.:
           Arbeitsverträgen nennen                              • Berufsbezeichnung
                                                                • Tätigkeitsbeschreibung
                                                                • Arbeitszeit und -ort
                                                                • Beginn und Dauer des Beschäftigungsverhältnisses
                                                                • Probezeit
                                                                • Kündigungsregelungen
                                               während der      • Arbeitsentgelt
                                                gesamten        • Urlaubsanspruch
                                               Ausbildung       • Datenschutzbestimmungen
                                                                • Arbeitsunfähigkeit
                                                                • zusätzliche Vereinbarungen
                                                                • zusätzliche Vorschriften, z. B. tarifliche Regelungen,
                                                                   Betriebsordnungen, Dienstvereinbarungen

       i)	Möglichkeiten des beruflichen                      ▶ Möglichkeiten der Anpassungs- und Aufstiegsfortbildung
           Aufstiegs und der beruflichen                        • branchen- und berufsspezifische Karrierewege
           Weiterentwicklung erläutern                          • Anpassungsfortbildung
                                                                • Aufstiegsfortbildung, z. B. nach BBiG/HwO oder Länderrecht/
                                                                   Fachschulen
                                                                • Zusatzqualifikationen
                                                              ▶ Förderungsmöglichkeiten
                                                                • Aufstiegs-BAföG
                                                                • Prämien und Stipendien
                                                                • Weiterbildungsgesetze der Länder

       2 Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

       a)	Rechte und Pflichten aus den                       ▶ einschlägige Gesundheits- und Arbeitsschutzvorschriften, z. B.:
           berufsbezogenen Arbeits-                              • Arbeitsschutzgesetz
           schutz- und Unfallverhütungs-                         • Jugendarbeitsschutzgesetz
           vorschriften kennen und diese                         • Arbeitsstättenverordnung
           Vorschriften anwenden                                 • Arbeitszeitgesetz
                                                                 • Arbeitssicherheitsgesetz
                                                                 • Gefahrstoffverordnung, insbesondere Gefahrensymbole und
                                                                    Sicherheitskennzeichen
                                                              ▶ regelmäßige Reflexion über Gefährdungen durch Routine
                                                              ▶ sachgerechter Umgang mit Gefährdungen
                                                              ▶ allgemeine und betriebliche Verhaltensregeln, Wissen über
                                               während der       Fluchtwege, Erste Hilfe, Notrufnummern, Notausgänge,
                                                gesamten         Sammelplätze
                                               Ausbildung     ▶ im Gebäude/am Arbeitsplatz: Brandschutzmittel, Feuerlöscher
                                                              ▶ Erfolgsfaktoren zur langfristigen psychischen und
                                                                 physiologischen Gesunderhaltung

       b)	Gefährdungen von Sicherheit                        ▶ besondere Fürsorgepflicht des Arbeitgebers
           und Gesundheit am Arbeitsplatz                     ▶ Arten von Gefährdungen, z. B.:
           und auf dem Arbeitsweg prüfen                        • mechanische, elektrische und thermische Gefährdungen
           und beurteilen                                       • physikalische Einwirkungen und Gefahrstoffe
                                                                • Brand- und Explosionsgefährdungen
                                                                • Arbeitsumgebungsbedingungen
                                                                • psychische Faktoren
                                                                • physische Belastungen

10   Ausbildung gestalten | Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe
BETRIEBLICHE UMSETZUNG

Berufsbildpositionen/
                                        Zeitliche
Fertigkeiten, Kenntnisse                                                    Erläuterungen/Beispiele
                                       Zuordnung
und Fähigkeiten

                                                      ▶B eratung und Überwachung der Betriebe durch außerbetriebliche
                                                        Organisationen, z. B. Audits, Studien, Gutachten durch Gewerbe-
                                                        aufsicht und Berufsgenossenschaften
                                                      ▶ Bereiche, z. B.:
                                                        • Ergonomie
                                                        • Schutzausrüstung und Unterweisungen für Personen
                                                        • Sicherheit an Maschinen
                                                        • Sicherheit von Einrichtungen und Gebäuden
                                                        • Brandschutz
                                                        • Prozesssicherheitsmanagement
                                                        • Infektionsschutz und Hygiene
                                                        • Sicherheit des Fuhrparks
                                                      ▶ Arbeits- und Wegeunfälle

c)	sicheres und gesundheitsge-                       ▶M erkblätter und Richtlinien zur Verhütung von Unfällen beim
    rechtes Arbeiten erläutern                          Umgang mit Werk- und Hilfsstoffen sowie mit Werkzeugen und
                                                        Maschinen
                                                      ▶ sachgerechter Umgang mit Gefährdungen
                                                      ▶ gesundheitserhaltende Verhaltensregeln
                                                      ▶ regelmäßige Unterweisung der Mitarbeiter/-innen

d)	technische und organisatorische                   ▶ Grundlage der gesetzlichen Unfallversicherung
    Maßnahmen zur Vermeidung                          ▶ sach- und fachgerechte Anwendung von technischen
    von Gefährdungen sowie von                           Vorschriften und Betriebsanweisungen
    psychischen und physischen                        ▶ Präventionsmaßnahmen
    Belastungen für sich und ande-     während der    ▶ Präventionskultur in der betrieblichen Praxis
    re, auch präventiv, ergreifen       gesamten      ▶ betriebliche Maßnahmen der Gesundheitsförderung
                                       Ausbildung     ▶ individuelle Belastungsgrenzen und Resilienz

e)	ergonomische Arbeitsweisen                        ▶ Ergonomie am Arbeitsplatz, z. B.:
    beachten und anwenden                               • Lichtverhältnisse
                                                        • Bewegung und Dehnung
                                                        • Wechsel zwischen Sitzen und Stehen
                                                        • Einstellungen an Arbeitsmitteln
                                                        • Hilfsmittel wie Hebe- und Tragehilfen
f)	Verhaltensweisen bei Unfällen                     ▶   Arten von Notfällen
    beschreiben und erste Maß-                        ▶   Erste-Hilfe-Maßnahmen und Ersthelfer/-innen
    nahmen bei Unfällen einleiten                     ▶   Notruf- und Notfallnummern
                                                      ▶   Unfallmeldung
                                                      ▶   Meldekette
                                                      ▶   Fluchtwege und Sammelplätze
                                                      ▶   Evakuierungsmaßnahmen und Evakuierungshelfer/-innen
                                                      ▶   Dokumentation
                                                      ▶   Meldepflicht von Unfällen
                                                      ▶   Durchgangsarzt-Verfahren

g)	Vorschriften des vorbeugenden                     ▶ Bestimmungen für den Brand- und Explosionsschutz
    Brandschutzes anwenden sowie                        • Zündquellen und leicht entflammbare Stoffe
    Verhaltensweisen bei Bränden                        • Verhaltensregeln im Brandfall (Brandschutzordnung)
    beschreiben und erste Maß-                          • Maßnahmen zur Brandbekämpfung
    nahmen zur Brandbekämpfung                          • Fluchtwege und Sammelplätze
    ergreifen                                         ▶ automatische Löscheinrichtungen
                                                      ▶ Einsatzbereiche, Wirkungsweise und Standorte von Löschmitteln

                           Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe | Ausbildung gestalten   11
BETRIEBLICHE UMSETZUNG

       Berufsbildpositionen/
                                                Zeitliche
       Fertigkeiten, Kenntnisse                                                     Erläuterungen/Beispiele
                                               Zuordnung
       und Fähigkeiten

       3 Umweltschutz und Nachhaltigkeit

       a)	Möglichkeiten zur Vermeidung                       ▶R  essourcenintensität und soziale Bedeutung von
           betriebsbedingter Belastungen                         Geschäfts- und Arbeitsprozessen bzw. Wertschöpfungsketten
           für Umwelt und Gesellschaft                        ▶ Analyse von Verbrauchsdaten
           im eigenen Aufgabenbereich                         ▶ Wahrnehmung und Vermeidung oder Verringerung von
           erkennen und zu deren Weiter-                         Belastungen, z. B.:
           entwicklung beitragen                                 • Lärm
                                                                 • Abluft, Abwasser, Abfälle
                                                                 • Gefahrstoffe
                                                              ▶ rationelle Energie- und Ressourcenverwendung, z. B.:
                                                                 • Gerätelaufzeiten
                                                                 • Wartung
                                                                 • Lebensdauer von Produkten
                                                                 • Umgang mit Speicher- und Printmedien
                                                              ▶ Abfallvermeidung und -trennung
                                                              ▶ Wiederverwertung, z. B.:
                                                                 • Wertstoffe
                                                                 • Recycling
                                                                 • Reparatur
                                                                 • Wiederverwendung
                                                              ▶ Sensibilität für Umweltbelastungen auch in angrenzenden
                                                                 Arbeitsbereichen

       b)	bei Arbeitsprozessen und im                        ▶ Herkunft und Herstellung
           Hinblick auf Produkte, Waren                       ▶ Transportwege
           oder Dienstleistungen, Ma-          während der    ▶ Lebensdauer und langfristige Nutzbarkeit
           terialien und Energie unter          gesamten      ▶ ökologischer und sozialer Fußabdruck von Produkten und Dienst-
           wirtschaftlichen, umwelt-           Ausbildung       leistungen bzw. von Wertschöpfungsprozessen
           verträglichen und sozialen                         ▶ Prüfsiegel und Zertifikate, z. B.:
           Gesichtspunkten der Nachhal-                          • fairer Handel
           tigkeit nutzen                                        • Regionalität
                                                                 • ökologische Erzeugung
       c)	für den Ausbildungsbetrieb gel-                    ▶a nlagen-, umweltmedien- und stoffbezogene Schutzgesetze,
           tende Regelungen des Umwelt-                         z. B.:
           schutzes einhalten                                   • Immissionsschutzgesetz mit Arbeitsplatzgrenzwerten
                                                                • Wasserrecht
                                                                • Bodenschutzrecht
                                                                • Abfallrecht
                                                                • Chemikalienrecht
                                                              ▶ weitere Regelungen, z. B.:
                                                                • Recyclingvorschriften
                                                                • betriebliche Selbstverpflichtung
                                                              ▶ Risiken und Sanktionen bei Übertretung

       d)	Abfälle vermeiden sowie Stoffe                     ▶ vorausschauende Planung von Abläufen
           und Materialien einer umwelt-                      ▶ Substitution von Stoffen und Materialien
           schonenden Wiederverwertung                        ▶ Recycling und Kreislaufwirtschaft
           oder Entsorgung zuführen                           ▶ bestimmungsgemäße Entsorgung von Stoffen
                                                              ▶ Erfassung, Lagerung und Entsorgung betriebsspezifischer
                                                                 Abfälle
                                                              ▶ Rechtsfolgen bei Nichteinhaltung

12   Ausbildung gestalten | Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe
BETRIEBLICHE UMSETZUNG

Berufsbildpositionen/
                                        Zeitliche
Fertigkeiten, Kenntnisse                                                    Erläuterungen/Beispiele
                                       Zuordnung
und Fähigkeiten

e)	Vorschläge für nachhaltiges                       ▶ Z ielkonflikte und Zusammenhänge zwischen ökonomischen, öko-
    Handeln für den eigenen                              logischen und sozialen Anforderungen
    Arbeitsbereich entwickeln                         ▶ Optimierungsansätze und Handlungsalternativen unter
                                                        Berücksichtigung von ökologischer Effektivität und Effizienz
                                                      ▶ Vor- und Nachteile von Optimierungsansätzen und
                                                         Handlungsalternativen
                                       während der    ▶ Wirksamkeit von Maßnahmen
                                        gesamten      ▶ Wertschätzung innovativer Ideen

f)	unter Einhaltung betrieblicher     Ausbildung     ▶   Aufbereitung von Informationen und Aufbau einer Nachricht
    Regelungen im Sinne einer                         ▶   betriebliches Umweltmanagement
    ökonomischen, ökologischen                        ▶   Aufbau und Pflege von Kooperationsbeziehungen
    und sozial nachhaltigen Ent-                      ▶   vernetztes, ressourcensparendes Zusammenarbeiten
    wicklung zusammenarbeiten                         ▶   abgestimmtes Vorgehen
    und adressatengerecht kommu-                      ▶   Nachhaltigkeit und Umweltschutz als Wettbewerbsvorteil
    nizieren

4 Digitalisierte Arbeitswelt

a)	mit eigenen und betriebsbezo-                     ▶    Unterscheidung von Datenschutz und Datensicherheit
    genen Daten Dritter umgehen                       ▶    atenschutzgrundverordnung (DSGVO), betriebliche Regelungen
                                                          D
    und dabei die Vorschriften zum                    ▶    Funktion von Datenschutzbeauftragten
    Datenschutz und zur Datensi-                      ▶   Relevanz von Datenschutz und Datensicherheit in betrieblichen
    cherheit einhalten                                     Arbeitsabläufen

b)	Risiken bei der Nutzung von                       ▶   Urheberrecht und verwandte Schutzrechte
    digitalen Medien und infor-                       ▶   betriebliches Zugriffschutzkonzept und Zugriffberechtigungen
    mationstechnischen Systemen                       ▶   Gefahren von Anhängen, Links und Downloads
    einschätzen und bei deren                         ▶  betriebliche Routinen zum sicheren Umgang mit digitalen Medien
    Nutzung Regelungen einhalten                          und IT-Systemen
                                                      ▶ Umgang mit Auffälligkeiten im Bereich Datenschutz und
                                                          Datensicherheit
                                                      ▶ Unregelmäßigkeiten bei der Nutzung digitaler Medien und von
                                                          IT-Systemen
                                                      ▶ betriebliche und allgemeine Ansprechpartner/-innen sowie Infor-
                                       während der      mationsstellen zum Datenschutz und der Datensicherheit
                                        gesamten
c)	ressourcenschonend, adressa-       Ausbildung     ▶a naloge und digitale Formen der Kommunikation und deren Vor-
    tengerecht und effizient kom-                       und Nachteile
    munizieren sowie Kommunika-                       ▶ Aufbau, Phasen und Planung eines Gespräches
    tionsergebnisse dokumentieren                     ▶ verbale und nonverbale Kommunikation
                                                      ▶ Techniken der Gesprächsführung
                                                      ▶ Reflexion des eigenen Kommunikationsverhaltens
                                                      ▶ Qualität einer Dokumentation, z. B.:
                                                        • Adressatenbezug
                                                        • Aktualität
                                                        • Barrierefreiheit
                                                        • Richtigkeit
                                                        • Vollständigkeit
d)	Störungen in Kommunikations-                      ▶   Merkmale und Ursachen
    prozessen erkennen und zu                         ▶   Analyse von Kommunikationsstörungen
    ihrer Lösung beitragen                            ▶   Präventions- und Lösungsstrategien
                                                      ▶   Kompromiss, Konsens und Kooperation

                           Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe | Ausbildung gestalten   13
BETRIEBLICHE UMSETZUNG

       Berufsbildpositionen/
                                                Zeitliche
       Fertigkeiten, Kenntnisse                                                      Erläuterungen/Beispiele
                                               Zuordnung
       und Fähigkeiten

       e)	Informationen in digitalen                         ▶ Suchstrategien und Suchanfragen, z. B.:
           Netzen recherchieren und aus                          • Unterschiede von Suchmaschinen und Fachdatenbanken
           digitalen Netzen beschaffen                           • zentrale Suchbegriffe für Recherchefragen
           sowie Informationen, auch                             • Präzisierung von Fragen unter Nutzung der Funktion von Such-
           fremde, prüfen, bewerten und                             maschinen
           auswählen                                             • Güte- und Inklusionskriterien von Quellen
                                                                 • Bewertung von Informationen und deren Herkunft
                                                              ▶ systematische Speicherung von Informationen und Fundorten an-
                                                                 hand von Gütekriterien, z. B.:
                                                                 • Konsistenz
                                                                 • Nachvollziehbarkeit
                                                                 • Ordnungsansätze
                                                                 • Redundanzvermeidung
                                                                 • Übersichtlichkeit
                                                                 • Zugänglichkeit
                                                              ▶ Wissens- und Informationsmanagement

       f)	Lern- und Arbeitstechniken                         ▶ formale, non-formale und informelle Lernprozesse
           sowie Methoden des selbstge-                       ▶ Lernen in unterschiedlichen Lebensphasen
           steuerten Lernens anwenden,                        ▶ Voraussetzungen und Qualitätskriterien für selbstgesteuertes
           digitale Medien nutzen und                            Lernen
           Erfordernisse des lebensbeglei-                    ▶ Eignung und Einsatz von digitalen Medien
           tenden Lernens erkennen und         während der    ▶ Lern- und Arbeitstechniken
           ableiten                             gesamten
       g)	Aufgaben zusammen mit Be-           Ausbildung     ▶R  ollen, Kompetenzen und Interessen von Beteiligten
           teiligten, einschließlich der Be-                  ▶ Identifikation des geeigneten Kommunikationsmittels unter Be-
           teiligten anderer Arbeits- und                       achtung verschiedener Methoden
           Geschäftsbereiche, auch unter                      ▶ Prüfung im Team von Anforderungen mit Rollen- und
           Nutzung digitaler Medien, pla-                       Aufgabenverteilung
           nen, bearbeiten und gestalten                      ▶ technische, organisatorische, ökonomische Rahmenbedingungen
                                                              ▶ abgestimmte Projekt-, Zeit- und Aufgabenpläne
                                                              ▶ zielorientiertes Kommunizieren, beispielsweise auf Basis der
                                                                 SMART-Regel
                                                              ▶ systematischer Austausch von Informationen zur
                                                                Aufgabenerfüllung
                                                              ▶ Entwicklung und Pflege von Kooperationsbeziehungen

       h)	Wertschätzung anderer unter                        ▶   Einfühlungsvermögen
           Berücksichtigung gesellschaft-                     ▶   respektvoller Umgang
           licher Vielfalt praktizieren                       ▶   Sachlichkeit
                                                              ▶   Dimensionen von Vielfalt in der Arbeitswelt, z. B.:
                                                                  • Alter
                                                                  • Behinderung
                                                                  • Geschlecht und geschlechtliche Identität
                                                                  • ethnische Herkunft und Nationalität
                                                                  • Religion und Weltanschauung
                                                                  • sexuelle Orientierung und Identität

14   Ausbildung gestalten | Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe
BETRIEBLICHE UMSETZUNG

2.2 Hilfen zur Durchführung der Ausbildung

Didaktische Prinzipien der Ausbildung                                 kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Lern-
                                                                      schwierigkeiten der Auszubildenden, um die Motivation
Als Grundlage für die Konzeption von handlungsorientierten            zu erhalten.
Ausbildungsaufgaben bietet sich das Modell der vollständi-          ▶ Prinzip der Anschauung
gen Handlung an. Es kommt ursprünglich aus der Arbeits-               Durch die Vermittlung konkreter Vorstellungen prägt sich
wissenschaft und ist von dort als Lernkonzept in die betrieb-         der Lernstoff besser ein:
liche Ausbildung übertragen worden. Nach diesem Modell                Anschauung = Fundament der Erkenntnis (Pestalozzi).
konstruierte Lern- und Arbeitsaufgaben fördern bei den Aus-         ▶ Prinzip der Praxisnähe
zubildenden die Fähigkeit, selbstständig, selbstkritisch und          Theoretische und abstrakte Inhalte sollten immer einen
eigenverantwortlich die im Betrieb anfallenden Arbeitsauf-            Praxisbezug haben, um verständlich und einprägsam zu
träge zu erledigen.                                                   sein.
                                                                    ▶ Prinzip der selbstständigen Arbeit
Bei der Gestaltung handlungsorientierter Ausbildungsaufga-            Ziel der Ausbildung sind selbstständig arbeitende, ver-
ben sind folgende didaktische Überlegungen und Prinzipien             antwortungsbewusste, kritisch und zielstrebig handelnde
zu berücksichtigen:                                                   Mitarbeiter/-innen. Dies kann nur durch entsprechende
                                                                      Ausbildungsmethoden erreicht werden.
▶   vom Leichten zum Schweren,
▶   vom Einfachen zum Zusammengesetzten,                            Das Modell der vollständigen Handlung besteht aus sechs
▶   vom Nahen zum Entfernten,                                       Schritten, die aufeinander aufbauen und die eine stetige
▶   vom Allgemeinen zum Speziellen,                                 Rückkopplung ermöglichen.
▶   vom Konkreten zum Abstrakten.
                                                                    Informieren: Die Auszubildenden erhalten eine Lern- bzw.
Didaktische Prinzipien, deren Anwendung die Erfolgssiche-           Arbeitsaufgabe. Um die Aufgabe zu lösen, müssen sie sich
rung wesentlich fördern, sind u. a.:                                selbstständig die notwendigen Informationen beschaffen.

▶ Prinzip der Fasslichkeit des Lernstoffs                           Planen: Die Auszubildenden erstellen einen Arbeitsablauf
    Der Lernstoff sollte für die Auszubildenden verständlich        für die Durchführung der gestellten Lern- bzw. Arbeitsauf-
    präsentiert werden. Zu berücksichtigen sind z. B. Vor-          gabe.

Abbildung 1: Modell der vollständigen Handlung (Quelle: BIBB)

                               Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe | Ausbildung gestalten   15
BETRIEBLICHE UMSETZUNG

     Entscheiden: Auf der Grundlage der Planung wird i. d. R.             Erfahrungen ermöglichen und damit die Reflexion des
     mit dem Ausbilder bzw. der Ausbilderin ein Fachgespräch              eigenen Handelns fördern.
     geführt, in dem der Arbeitsablauf geprüft und entschieden          ▶ Ganzheitliches nachhaltiges Handeln: Handlungen sol-
     wird, wie die Aufgabe umgesetzt wird.                                len ein ganzheitliches Erfassen der beruflichen und damit
                                                                          der berufstypischen Arbeits- und Geschäftsprozesse er-
     Ausführen: Die Auszubildenden führen die in der Arbeits-             möglichen, dabei sind ökonomische, rechtliche, ökologi-
     planung erarbeiteten Schritte selbstständig aus.                     sche und soziale Aspekte einzubeziehen.
                                                                        ▶ Handeln im Team: Beruflich gehandelt wird insbesonde-
     Kontrollieren: Die Auszubildenden überprüfen selbstkri-              re in Arbeitsgruppen, Teams oder Projektgruppen. Hand-
     tisch die Erledigung der Lern- bzw. Arbeitsaufgabe (Soll-Ist-        lungen sind daher in soziale Prozesse eingebettet, z. B. in
     Vergleich).                                                          Form von Interessengegensätzen oder handfesten Konflik-
                                                                          ten. Um soziale Kompetenzen entwickeln zu können, soll-
     Bewerten: Die Auszubildenden reflektieren den Lösungs-               ten Auszubildende in solche Gruppen aktiv eingebunden
     weg und das Ergebnis der Lern- bzw. Arbeitsaufgabe.                  werden.
                                                                        ▶ Vollständige Handlungen: Handlungen müssen durch
     Je nach Wissensstand der Auszubildenden erfolgt bei den              den Auszubildenden weitgehend selbstständig geplant,
     einzelnen Schritten eine Unterstützung durch die Ausbil-             durchgeführt, überprüft, ggf. korrigiert und schließlich
     der/-innen. Die Lern- bzw. Arbeitsaufgaben können auch               bewertet werden.
     so konzipiert sein, dass sie von mehreren Auszubildenden
     erledigt werden können. Das fördert den Teamgeist und die          Es existiert ein großer Methodenpool von klassischen und
     betriebliche Zusammenarbeit.                                       handlungsorientierten Methoden sowie von Mischformen,
                                                                        die für Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeiten einsetzbar
                                                                        sind. Im Hinblick auf die zur Auswahl stehenden Ausbil-
     Handlungsorientierte Ausbildungsmethoden                           dungsmethoden sollten die Ausbilder/-innen sich folgende
                                                                        Fragen beantworten:
     Mit der Vermittlung der Inhalte des Ausbildungsrahmen-
     plans, dessen integrativer Bestandteil die neuen Standard-         ▶ Welchem Ablauf folgt die Ausbildungsmethode und für
     berufsbildpositionen sind, werden Ausbilder/-innen didak-            welche Art der Vermittlung ist sie geeignet (z. B. Grup-
     tisch und methodisch immer wieder vor neue Aufgaben                  pen-, Team-, Einzelarbeit)?
     gestellt. Sie nehmen verstärkt die Rolle einer beratenden          ▶ Welche konkreten Ausbildungsinhalte des Berufs können
     Person ein, um die Auszubildenden zu befähigen, im Laufe             mit der gewählten Ausbildungsmethode erarbeitet wer-
     der Ausbildung immer mehr Verantwortung zu übernehmen                den?
     und selbstständiger zu lernen und zu handeln. Dazu sind            ▶ Welche Aufgaben übernimmt der Auszubildende, welche
     aktive, situationsbezogene Ausbildungsmethoden (Lehr-                der Ausbilder bzw. die Ausbilderin?
     und Lernmethoden) erforderlich, die Wissen nicht einfach
     mit dem Ziel einer „Eins-zu-eins-Reproduktion“ vermitteln,         Exemplarisch lassen sich an dieser Stelle folgende Methoden
     sondern eine selbstgesteuerte Aneignung ermöglichen. Aus-          nennen:
     bildungsmethoden sind das Werkzeug von Ausbildern und
     Ausbilderinnen. Sie versetzen die Auszubildenden in die
     Lage, Aufgaben im betrieblichen Alltag selbstständig zu er-        Digitale Medien
     fassen, eigenständig zu erledigen und zu kontrollieren sowie
     ihr Vorgehen selbstkritisch zu reflektieren. Berufliche Hand-      „Ob Computer, Smartphone, Tablet oder Virtual-Reality-Bril-
     lungskompetenz lässt sich nur durch Handeln in und an be-          le – die Einsatzmöglichkeiten für digitale Medien in der beruf-
     rufstypischen Aufgaben erwerben.                                   lichen Bildung sind vielfältig. Doch nicht nur Lernen mit digi-
     Für die Erlangung der beruflichen Handlungsfähigkeit sind          talen Medien ist wichtig, genauso entscheidend ist, die Medien
     Methoden gefragt, die folgende Grundsätze besonders be-            selbst als Gegenstand des Lernens zu verstehen, um verantwor-
     achten:                                                            tungsvoll mit ihnen umgehen zu können. In diesem Zusammen-
                                                                        hang ist eine umfassende Medienkompetenz Grundvoraus-
     ▶ Lernen für Handeln: Es wird für das berufliche Handeln           setzung für Lehrpersonal und auch für die Lernenden selbst.“
       gelernt, das bedeutet Lernen an berufstypischen Aufga-           (Quelle: BMBF-Flyer „Lernen und Beruf digital verbinden“
       benstellungen und Aufträgen.                                     [https://www.bmbf.de/upload_filestore/pub/Lernen_und_
     ▶ Lernen durch Handeln: Ausgangspunkt für ein aktives              Beruf_digital_verbinden.pdf])
       Lernen ist das eigene Handeln, es müssen also eigene             Digitale Medien stellen die Brücke dar, mit der die enge
       Handlungen ermöglicht werden, mindestens muss aber               Wechselbeziehung zwischen Ausbildung, wissensintensiver
       eine Handlung gedanklich nachvollzogen werden können.            Facharbeit und fortschreitender Technologieentwicklung
     ▶ Erfahrungen ermöglichen: Handlungen müssen die Er-               in einen Zusammenhang gebracht werden kann. Sie unter-
       fahrungen der Auszubildenden einbeziehen sowie eigene            stützen Lernprozesse in komplexen, sich kontinuierlich wan-
                                                                        delnden Arbeitsumgebungen, die ihrerseits in hohem Maße

16   Ausbildung gestalten | Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe
BETRIEBLICHE UMSETZUNG

durch die Informationstechnik (IT) geprägt sind. Sie können      serung einer Dienstleistung. Gemäß der Aufgabenstellung
der selbstgesteuerten Informationsgewinnung dienen, die          ist ein Produkt zu entwickeln und alle für die Realisierung
Kommunikation und den unmittelbaren Erfahrungsaus-               nötigen Arbeitsschritte selbstständig zu planen, auszuführen
tausch unterstützen, unmittelbar benötigtes Fachwissen           und zu dokumentieren.
über den netzgestützten Zugriff auf Informationen ermög-         Ausbilder/-innen führen in ihrer Rolle als Moderatoren und
lichen und damit das Lernen im Prozess der Arbeit begleiten.     Moderatorinnen in das Projekt ein, organisieren den Pro-
Diese vielfältigen Möglichkeiten bringen auch neue Heraus-       zess und bewerten das Ergebnis mit den Auszubildenden.
forderungen für das Bildungspersonal mit sich, die einerseits    Neben fachbezogenem Wissen eignen sich die Auszubilden-
darin liegen, selbst auf dem neuesten Stand zu bleiben, und      den Schlüsselqualifikationen an. Sie lernen komplexe Auf-
andererseits darin, sinnvolle Möglichkeiten für die Ausbil-      gaben und Situationen kennen, entwickeln die Fähigkeit
dung und die Auszubildenden auszuwählen, zu gestalten            zur Selbstorganisation und Selbstreflexion und erwerben
und zu begleiten.                                                methodische und soziale Kompetenzen während der unter-
Digitale Medien sind in diesem skizzierten Rahmen explizit       schiedlichen Projektphasen. Die Projektmethode bietet mehr
als Teil eines umfangreichen Bildungs- und Management-           Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum, setzt aber auch
konzeptes zu verstehen. Auszubildende, Bildungspersonal          mehr Vorkenntnisse der Auszubildenden voraus.
und ausgebildete Fachkräfte können heute mobil miteinan-
der interagieren, elektronische Portfolios sind in der Lage,
Ausbildungsverläufe, berufliche Karrierewege und Kompe-          Rollenspiele
tenzentwicklungen kontinuierlich zu dokumentieren. Über
gemeinsam gewährte Zugriffsrechte auf ihre elektronischen        Stehen soziale Interaktionen, z. B. Kundenberatung, Re-
Berichtshefte z. B. können Auszubildende mit dem betrieb-        klamationsbearbeitung, Verkaufsgespräch oder Konfliktge-
lichen und berufsschulischen Bildungspersonal gemeinsam          spräch, im Vordergrund des Lernprozesses, sind Rollenspiele
den Ausbildungsverlauf planen, begleiten, steuern und ge-        eine probate Ausbildungsmethode. Ausbildungssituationen
zielt individuelle betriebliche Karrierewege fördern. Erfah-     werden simuliert und können von den Auszubildenden
rungswissen kann in Echtzeit ausgetauscht und dokumen-           „eingeübt“ werden. Hierbei können insbesondere die Wahr-
tiert werden.                                                    nehmung, Empathie, Flexibilität, Offenheit, Kooperations-,
                                                                 Kommunikations- und Problemlösefähigkeit entwickelt wer-
                                                                 den. Außerdem werden durch Rollenspiele vor allem Selbst-
Projektarbeit                                                    und Fremdbeobachtungsfähigkeiten geschult. Die Ausbil-
                                                                 der/-innen übernehmen i. d. R. die Rolle der Moderatoren
Projektarbeit ist das selbstständige Bearbeiten einer Aufga-     und Moderatorinnen und weisen in das Rollenspiel ein.
be oder eines Problems durch eine Gruppe von der Planung
über die Durchführung bis zur Präsentation des Ergebnisses.
Projektarbeit ist eine Methode demokratischen und hand-          Checklisten
lungsorientierten Lernens, bei der sich Lernende zur Be-
arbeitung einer Aufgabe oder eines Problems zusammenfin-         Zur Umsetzung der Standardberufsbildpositionen in der
den, um in größtmöglicher Eigenverantwortung immer auch          Praxis bieten die folgenden Checklisten anhand ausgewähl-
handelnd-lernend tätig zu sein.                                  ter Beispiele Orientierung. Sie zeigen auf, welche Aspekte
Ein Team von Auszubildenden bearbeitet eine berufstypi-          bei der integrativen Vermittlung von Fertigkeiten, Kenntnis-
sche Aufgabenstellung, z. B. die Entwicklung eines Produk-       sen und Fähigkeiten leitend sein können.
tes, die Organisation einer Veranstaltung oder die Verbes-

                            Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe | Ausbildung gestalten   17
BETRIEBLICHE UMSETZUNG

     Organisation des Ausbildungsbetriebes, Berufsbildung, Arbeits- und
     Tarifrecht
      Geschäfts- und               ▶ W
                                      elche betrieblichen Prozesse zum Herstellen von Produkten und Erbringen von Dienstleistungen
      Arbeitsprozesse                gibt es?

      Ausbildungsvertrag           ▶ S ind den Auszubildenden die aus dem Ausbildungsvertrag resultierenden Rechte und Pflichten
                                      bekannt?

      Betrieblicher                ▶ W
                                      urden die konkreten Ausbildungsplätze und -abschnitte sowie die Ausbildungsinhalte und
      Ausbildungsplan                -zeiten festgelegt?

      Beruflicher Aufstieg und     ▶ W
                                      elche grundsätzlichen und betrieblichen Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung
      berufliche Weiterbildung       bestehen nach der Ausbildung?

     Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
      Gefährdung von               ▶ W
                                      elche berufsbezogenen Gefährdungen im Allgemeinen und arbeitsplatzspezifischen
      Sicherheit und Gesundheit      Gefährdungen im Besonderen liegen vor?
      am Arbeitsplatz

      Merkblätter und              ▶ W
                                      elche Maßnahmen sind im Umgang mit Werk- und Hilfsstoffen sowie mit Werkzeugen und
      Richtlinien                    Maschinen zu ergreifen?

      Ergonomische                 ▶ W
                                      elche Aspekte ergonomischen Arbeitens sind zu beachten und wie lassen sich diese Aspekte
      Arbeitsweise                   optimieren?

      Verhaltensweise bei          ▶ Wo befinden sich Erste-Hilfe-Schränke und wer kann als Ersthelfer/-in angesprochen werden?
      Unfällen

     Umweltschutz und Nachhaltigkeit
      Betriebsbedingte             ▶ Welche betriebsbezogenen und arbeitsplatzbezogenen Belastungen treten auf?
      Belastungen

      Ressourcen                   ▶ W
                                      elche Ressourcen werden zum Herstellen von Produkten und Erbringen von Dienstleistungen
                                     benötigt?

      Ökonomische,                 ▶ Wie
                                       lässt sich Nachhaltigkeit beim Herstellen von Produkten und Erbringen von Dienstleistungen
      ökologische und soziale        berücksichtigen?
      Zusammenhänge

      Vorschläge für               ▶ W
                                      elche Zielkonflikte sind erkennbar und welche Handlungsoptionen lassen sich zu deren Lösung
      nachhaltiges Handeln           entwickeln?

     Digitalisierte Arbeitswelt
      Digitale Medien und          ▶ W
                                      elche digitalen Medien und IT-Systeme werden im Betrieb eingesetzt und welche
      IT-Systeme                     Weiterentwicklungen sind geplant?

      Sicherer Umgang mit          ▶ W
                                      elche betrieblichen Vorgaben und Routinen bestehen im Umgang mit digitalen Medien und
      Daten                          IT-Systemen?

      Umgang mit                   ▶ W
                                      er ist die Ansprechperson bei Störungen und Auffälligkeiten von digitalen Medien und
      Auffälligkeiten                IT-Systemen?

      Kommunikation,               ▶ Wie stellen sich Kommunikationskultur und Vielfalt im Betrieb dar?
      Wertschätzung und
      gesellschaftliche Vielfalt

18   Ausbildung gestalten | Die modernisierten Standardberufsbildpositionen anerkannter Ausbildungsberufe
Sie können auch lesen