Vitamin-D-Mangel und sekund ä rer Hyperparathyreoidismus im Ruhrgebiet (Nordrhein-Westfalen / Deutschland)
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Nuk/357/10.8.2009/Macmillan Nuklearmedizinische Labordiagnostik 1 Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus im Ruhrgebiet (Nordrhein-Westfalen/Deutschland) Upon Vitamin D Deficiency and Secondary Hyperparathyroidism in the Ruhr County (North-Rhine-Westphalia/Germany) Autoren J. Mahlstedt, D. Moka Institut Gemeinschafts Praxen Radiologie/Nuklearmedizin, Essen Schlüsselwörter Zusammenfassung Abstract ●▶ Vitamin-D-Unterversorgung & & ●▶ Vitamin-D-Mangel Bei 2 500 unausgewählten Patienten einer nuk- In 2 500 unselected patients of an outpatient ●▶ sekundärer learmedizinischen Praxis im Ruhrgebiet wur- nuclear medical practice in the Ruhr county Hyperparathyreoidismus de 25-(OH)-Vitamin-D-Unterversorgung (25– (Germany) 25-(OH)-vitamin D insufficiency (25– 75 nmol/l) festgestellt bei Residenten/Immigranten 75 nmol/l) was found in resident/immigrant sub- Key words ● ▶ vitamin D insufficiency in 55,6/30,1 % und -Mangel ( < 25 nmol/l) bei jects in 55,6/30,1 % and deficiency ( < 25 nmol/l) ● ▶ vitamin D deficiency 35,1/65,2 %. Dementsprechend fanden sich er- in 35,1/65,2 %) concomitant with increased ● ▶ secondary höhte iPTH-Werte ( > 65 pg/ml) im Sinne des intact parathyroid hormone as a sign of secon- hyperparathyroidism sekundären Hyperparathyreoidismus bei dary hyperparathyroidism in 37/43,5 %. These Residenten/Immigranten in 37/43,5 %. Diese Ab- deviations from normal were more intensive weichungen von der gewohnten Norm waren at > 73 kg bodyweight. Vitamin D deficiency ex- ausgeprägter bei > 73 kg Körpergewicht. Vitamin- erts severe negative influence on all body tissues D-Mangel wirkt sich wegen seiner endokrinen because of its endocrine (calcium metabolism) (Ca-Stoffwechsel) und autokrinen/parakrinen and paracrine/autocrine (muscle tension, infect Effekte (Muskelkraft, Infektresistenz, Wundhei- resistance, skin lesion healing, immune system lung, Immunsystem usw.) auf die Entwicklung etc.) effects. Therefore patients receive informa- der Körpergewebe sehr ungünstig aus, sodass tion for the prudent use of sunlight and substitu- die Patienten zuerst auf die sinnvolle Nutzung tion by tablets or oily solutions with the help of a des Sonnenlichtes aufmerksam gemacht werden special information flyer available in all relevant müssen. Dafür wurden Informationsschriften in languages. The recommendation for prevention allen relevanten Sprachen entwickelt. Zur medi- of vitamin D insufficiency und -deficiency for so kamentösen Substitution im Sinne der Prävention far healthy subjects is 1 000–2 000 IE vitamin D3/ sind 1 000–2 000 IE Vitamin D3/Tag erforderlich, day, the dosage being without of harm according die Dosierung ist bei gesunden Menschen nach to relevant experts meaning. For full prevention derzeitiger Expertenmeinung unbedenklich. in the Ruhr county of Germany serum 25-(OH)- Für die volle Prävention ist nach diesen Daten vitamin D levels should exceed 100 nmol/l. Bibliografie für das Ruhrgebiet ein 25-(OH)-Vitamin-D-Wert DOI 10.1055/s-0029-1234091 von > 100 nmol/l erforderlich Der Nuklearmediziner 2009; 32: 1–8 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York Das nuklearmedizinische In-vitro-Labor wird – Das beruht wohl auch darauf, dass die Liganden- ISSN 723-7065 wie die gesamte Nuklearmedizin ohnehin – von assays zur Bestimmung verschiedenster Analyte interessierten Kreisen unter Übernahmeaspekten höchste Sensitivitäten aufweisen, technisch sta- Korrespondenzadresse seit Jahren erfolglos als aussterbende Disziplin bil in der Durchführung sind und auch in großen Prof. Dr. J. Mahlstedt deklariert, gleichwohl ist das Prinzip der Tracer- Probenmengen hohe Präzision aufweisen. Gleich- Gemeinschaftspraxis wohl können die allermeisten Ligandenassays technik mit radioaktiven oder luminogenen Tra- Nuklearmedizin cern derart stark und aussagekräftig, dass es in nicht mit absoluter Richtigkeit messen – dann Henricistraße 40 45136 Essen der modernen Medizin seinen eigenständigen wäre das Eichamt für die Richtigkeit zuständig – pm@profmahlstedt.de festen Platz hat und zunehmendes Interesse ent- sondern nur mit relativer Richtigkeit und damit www.radionuk.de wickelt. müssen sie grundsätzlich unter ärztlicher Kont- ■ Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! ■ Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 1–8
2 Nuklearmedizinische Labordiagnostik Nuk/357/10.8.2009/Macmillan rolle bleiben mit den erforderlichen Prüfungen in Ringversuchen befassen sich in Deutschland relativ wenige Arbeitsgruppen und klinischer Korrelation. [20, 21, 33, 44] mit einem Phänomen, dass wie kein anderes die In der Nachsorge des operierten Schilddrüsenpatienten hatte UV-B-Strahlung des Sonnenlichtes direkt biopositiv umsetzt ne- die radioimmunologische Bestimmung von intaktem Neben- ben der reinen Wärmezufuhr, ohne die Leben auf unserem Pla- schilddrüsenhormon im Serum (iPTH) schon immer einen festen neten ja nicht möglich wäre. Einige internationale Arbeitsgrup- Platz, während die Bedeutung der Vitamin-D-Bestimmung erst pen messen dem Vitamin-D-Mangel allerdings größte Bedeu- mit der Nebenschilddrüsenszintigrafie bei primärem Hyperpa- tung bei [40] und vermuten, dass viele Erkrankungen im spä- rathyreoidismus zunehmend interessant wurde. So entpuppte teren Lebensalter durch Vitamin-D-Mangel in der Entwicklungs- sich mancher primäre Hyperparathyreoidismus als sekundär und Wachstumsphase begünstigt werden, wenn die Gewebe und die Ergebnisse der Nebenschilddrüsenszintigrafie konnten Widerstandsfähigkeit gegen Läsionen jeglicher Art entwickeln deutlich verbessert werden [46]. wie bei Entzündungen, mechanischen Belastungen, Infiltration Kenntnisse zur Bedeutung des Vitamin D beschränken sich bei durch andere Gewebe oder Autoaggression. der durchschnittlichen universitären Ausbildung und ärztlichen Bei dem breit gefächerten Spektrum nuklearmedizinischer Zu- Weiterbildung auf die der endokrinen Funktion und die Not- ständigkeiten in Endokrinologie, Osteologie und Onkologie steht wendigkeit der Substitution im Kleinkindalter, während sich in es dem Nuklearmediziner daher sehr wohl zu, die Analyte 25- den derzeit verfügbaren klinischen Lehrbüchern der großen Fä- (OH)-Vitamin D, 1,25-(OH)-Vitamin D und iPTH als Ligandenas- cher im Deutschsprachigen Raum kaum Verwertbares zur para- says in sein Untersuchungsspektrum aufzunehmen und als krinen bzw. autokrinen Funktion des Vitamin D unter physio- Kernbestandteil des Faches zu verstehen. logischen und pathologischen Bedingungen findet. Vitamin D ist kein Vitamin in der strengen Definition, sondern es Methodik entsteht in der Haut aus dort gespeichertem 7-Dihydrocholeste- & rol unter ausreichend intensiver UV-B-Strahlung (290–315 nm). Die Bestimmungen von 25-(OH)-Vitamin-D, iPTH, FT3,FT4 und Die biologische Aktivierung erfolgt in zwei Schritten zuerst in TSH erfolgten chemiluminometrisch (Diasorin-Liaison), die der der Leber durch Hydroxylierung zu 25-(OH)-Vitamin D und Autoantikörper gegen Thyreoglobulin (TAK), thyreoidale Mikro- später in der Niere zu 1,25-(OH)-Vitamin D. 25-(OH)-Vitamin D somen (MAK) und TSH-Rezeptor (B.R.A.H.M.S.) und Thyreoglo- liegt an Trägerproteine gebunden im Blut vor und wird auch bulin (Medipan) radioimmunologisch. stark im Fettgewebe gespeichert. Seine Plasmakonzentration In einer orientierenden Zusammenstellung erster Messungen gibt verlässlich Auskunft über die Versorgung des Körpers mit am eigenen ambulanten Patientengut einer nuklearmedizi- Vitamin D [34]. nischen Schilddrüsenpraxis in Essen von Vitamin D und PTH Das metabolische Endprodukt 1,25-(OH)-Vitamin D ist in seiner (●▶ Abb. 1) ergab sich der überraschende Befund, dass sehr viele endokrinen Funktion innerhalb der Kalzium-Regulation gut be- unserer Patienten im Ruhrgebiet keinen ausreichenden Vitamin- kannt, denn Plasmahormonspiegel und Kalzium-/Phosphat- D-Spiegel oberhalb von 75 nmol/l aufwiesen. spiegel sind streng invers reguliert [31], die weitergehende Dieser erstaunliche Befund veranlasste uns, die Daten aller Pa- autokrine/parakrine Funktion hingegen kaum. So findet man in tienten, bei denen Vitamin D gemessen wurde, einer weiterge- fast allen Zellsystemen Vitamin-D-Rezeptoren und damit die henden Analyse zuzuführen. Dazu wurden folgende Daten in Möglichkeit extrarenal 1,25-(OH)-Vitamin D zu produzieren mit eine Microsoft-Excel-Tabelle eingegeben: ausschließlich lokaler Wirkung. Die Cathelicidine LL-37 werden Patienten-ID, Alter, Geschlecht, Praxisstandort: Henricistraße als natürliche gencodierte Antibiotika verstanden, deren Pro- oder Friedrich-Ebert-Straße, Patientenart: Resident (boden- duktion lokal als unspezifische Reaktion auf Schäden jeder Art ständig) oder Immigrant, Gewicht, FT3, FT4, TSH, TAK, MAK, unverzüglich einsetzt, wobei das Ausmaß als positive Feedback- TRAK, Tg, 25(OH)-Vitamin D, iPTH. Regulation (TLTR2-Funktion) ausgeprägt von der Verfügbarkeit von 25-OH-Vitamin D abhängig ist [52, 53]. Das ist für die Haut sehr gut belegt [6, 45], aber auch für Lunge [47], Harnwege [15], und Colon [29]. Auf diesem Weg werden vielfältige biopositive Vitamin D und Parathormon Effekte vermittelt auf Muskulatur, Herz-Kreislauf, Immunsystem und die damit verbundenen Erkrankungen wie Muskel- iPTH 194 unausgewählte Patienten aus der Schilddrüsenpraxis schmerzen, Infektanfälligkeit, Autoimmunerkarnkungen, Krebs- pg/ml 160 erkrankungen, Diabetes und Hochdruck. Epidemiologische Untersuchungen zeigen sehr deutlich die Häu- 140 figkeit dieser Erkrankungen in Abhängigkeit von der Entfernung 120 vom Äquator [25] und damit von der Intensität und dem Aus- 100 Column 1 maß der Sonnenlichtexposition, allerdings sind die kausalen Zu- 80 sammenhänge im streng wissenschaftlichen Sinn nur selten ge- 60 sichert [35, 37]. 40 normal Die Bedeutung der Vitamin-D-Zufuhr durch die Nahrung steht 20 dem gegenüber eher im Hintergrund, denn nur einige Fischarten enthalten relevante Vitamin-D-Mengen, den Älteren unter uns 0 0 20 40 60 80 100 120 140 160 in der Kindheit noch als der ungeliebte Lebertran in Erinnerung. 25(OH)-Vitamin D nmol/l Es überrascht daher nicht, wenn man bei Vegetariern keine be- 2007 August sonderen Zeichen des Vitamin-D-Mangels findet [14]. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre haben Abb. 1 Erste Ergebnisse zu 25-(OH)-Vitamin D und iPTH im Ruhrgebiet. weltweit in den letzten Jahren stark zugenommen, allerdings ■ Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! ■ Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 1–8
Nuk/357/10.8.2009/Macmillan Nuklearmedizinische Labordiagnostik 3 Die Auswertung erfolgte durch Standard-Analysen der Excel- Ca. 2500 patients North Rhine Westphalia Germany Software zu Mittelwert, Median, Verteilungsanteile (z. B. Quar- 120 tile), Schiefe der Verteilung, Standardabweichung. Weitergehende Analysen zu Parameterkorrelationen erfolgten 100 normalized frequency durch Datenfilterung nach logischen Verknüpfungen mit nach- 25-(OH) vitamin D folgender statistischer Auswertung und grafischer Darstellung 80 durch die Excel-Software. 60 40 Ergebnisse 20 & Die Art der Datenspeicherung erlaubt die laufende Eingabe und 0 Auswertung neuer Daten, sodass sich der Trend der Ergebnisse 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 bald abzeichnet und der Grad der statistischen Sicherheit lau- Normal as > 75 nmol/l fend zunimmt. Die derzeitigen Ergebnisse umfassen ca. 2 500 Central 50% of immigrants Patienten. central 50% of residents Die Darstellung der Vitamin-D-Verteilung zeigt zwischen den Immigranten und Residenten unserer Praxen gravierende Un- Abb. 3 Relativierende Darstellung der 25-(OH)-Vitamin D – terschiede (● ▶ Abb. 2), die besonders in Normierung der Vertei- Verteilungen durch Anpassung auf ein gleiches Maximum. lungen jeweils auf das Kurvenmaximum mit 100 % deutlich wer- den (● ▶ Abb. 3). Die Immigranten haben das Maximum bei den Werten < 10 nmol/l, nur 6 % überschreiten die untere Grenze ausreichender Vitamin-D-Versorgung ( > 75 nmol/l) und bei wei- Ca. 2500 patients North Rhine Westphalia Germany teren 24 % ist zumindest eine Unterversorgung (25–75 nmol/l) fest- zustellen. Bei den Residenten liegt das Maximum bei Werten Vitamin D nmol/l: distribution zwischen 10 und 20 nmol/l, 12 % erreichen den Normalbereich 120 25% median +75% und weitere 44 % sind unterversorgt. 100 Die nähere Analyse zeigt, dass der Median der Verteilungen für All patients 18 32 52 80 Residenten, Gewicht > 73 kg KG, Immigranten mit > 73 kg KG 73kg BW 16 28 45 kontinuierlich abnimmt (● ▶ Abb. 4). 60 IMMIGRANTS 10 16 35 Die iPTH-Bestimmung in analoger Auswertung (● ▶ Abb. 5) er- IMMI. + >73kg 5 14 32 40 gibt für das gesamte Patientengut eine Verteilung, die die ge- 20 bräuchlichen Grenzen der Norm (20–65 pg/ml) überschreiten bei 43,5 % der Immigranten und 37 % der Residenten bei einem 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Gesamtmedian um 50 pg/ml und 4. Quartil bis an 150 pg/ml. Die relativen Verteilungen von Residenten und Immigranten sind Abb. 4 Median und die zentralen 50 % der Verteilung für 25-(OH)- auch hier deutlich unterschiedlich (● ▶ Abb. 6) mit konkordant Vitamin D für alle Patienten, Gewicht > 73 kg, Immigranten und inversem Verlauf der Untergruppen im Vergleich zu den Vita- Immigranten mit > 73 kg KG. min-D-Ergebnissen (● ▶ Abb. 7). Die korrelierende Vitamin-D/PTH-Darstellung zeigt die PTH- Verteilungen als Median mit zentralem 50 %-Anteil in Abhängig- 500 Ca. 2500 patients North Rhine Westphalia Germany 450 Ca. 2500 patients 400 400 North Rhine Westphalia Absolute frequency Germany 350 350 25-(OH) vitamin D 300 300 absolute frequency 250 250 200 200 150 Immigrants 150 100 N=430 100 50 normal 0 Residents 50 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 N=1900 0 PTH pg / ml 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 median normal as > 75 nmol/l Abb. 5 Verteilung von iPTH aller Patienten. Abb. 2 Verteilung von 25-(OH)-Vitamin D von Immigranten und Residenten im Ruhrgebiet bei ca. 2 500 Patienten. ■ Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! ■ Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 1–8
4 Nuklearmedizinische Labordiagnostik Nuk/357/10.8.2009/Macmillan 120 120 100 100 iPTH 80 pg/ml 60 residents 40 IMMIGRANTS relative frequency 80 20 0 RESIDENTS + 25 % 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 60 median -25% 120 40 100 20 80 central 50% 60 central 50% immigrants 0 40 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 20 PTH pg/ml 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 Abb. 6 Verteilung von iPTH bei Immigranten und Residenten imRuhrgebiet. 25-(OH)-vitamin D nmol/l Abb. 9 Median und zentrale 50 % der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit Ca. 2500 patients North Rhine Westphalia Germany von 25-(OH)-Vitamin D in Gruppierung von 10-nmol-Breite: Residenten und Immigranten. iPTH pg/ml : distribution 120 25% Median 75% 100 120 relative frequency 80 All patients 42 55 74 60 73 kg BW 45 60 79 40 100 Immigrants 55 63 87 20 Imm. + >73kg 59 66 92 0 10 30 50 70 90 110 130 150 170 80 median of immigrants iPTH pg/ml Abb. 7 Median und zentrale 50 % der iPTH-Verteilung bei allen N median of residents Patienten, > 73 kg Körpergewicht, Residenten und Immigranten 60 O mit > 73 kg Körpergewicht. R M 40 A L iPTH 120 20 pg/ml 100 NORMAL 0 75 % 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 80 median 25-(OH)-Vitamin D nmol/L 25% 60 n o Abb. 10 Median der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit von 25-(OH)- r 40 m Vitamin D in Gruppierung von 10 nmol-Breite bei Immigranten und a Residenten. l 20 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 Der Einfluss des Körpergewichtes ist offensichtlich (●▶ Abb. 11) 25-(OH)-vitamin D nmol/l und die Unterschiede zwischen übergewichtigen Immigranten und allen Patienten < 73 kg KG am ausgeprägtesten (● ▶ Abb. 12). Abb. 8 Median und zentrale 50 % der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit Geschlechtsunterschiede können kaum belegt werden. Die Un- von 25-(OH)-Vitamin D in Gruppierung von 10-nmol-Breite: alle Patienten. terschiede der PTH-Werte deuten sich beim Vergleich der Medi- ane bei niedrigen Vitamin-Konzentrationen an (● ▶ Abb. 13), während sie beim Vergleich der Mittelwerte wegen zumeist er- keit von eng gefassten Vitamin-D-Bereichen in 10-nmol-Schrit- heblich schiefer Verteilungen nicht mehr zum Ausdruck kommen. ten (●▶ Abb. 8). Die Unterschiede zwischen Residenten und Im- Die Gesamtdarstellung der PTH/Vitamin-D-Korrelation verdeut- migranten treten klar hervor (●▶ Abb. 9), besonders im direkten licht, dass mit steigendem Vitamin-D-Spiegel erst ab 100 nmol/l Vergleich (● ▶ Abb. 10). kein weiterer Abfall der medianen PTH-Werte mehr erfolgt (●▶ Abb. 14). ■ Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! ■ Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 1–8
Nuk/357/10.8.2009/Macmillan Nuklearmedizinische Labordiagnostik 5 90 90 80 >73 Kg BW 80 70 < 73 Kg BW median 60 70 iPTH 50 40 pg/ml median PTH pg/ml 60 30 20 50 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 female 40 25-(OH)-Vitamin D nmol/l 30 80 male 20 70 60 10 mean 50 iPTH 40 0 pg/ml 10 20 30 40 50 60 30 20 25-(OH)-Vitamin D nmol/l 10 0 Abb. 11 Median der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit von 25-(OH)- 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 Vitamin D in Gruppierung von 10-nmol-Breite bei > und < 73 kg 25-(OH)-Vitamin D nmol/l Körpergewicht. Abb. 13 Median (oben) und Mittelwert (unten)der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit von 25-(OH)-Vitamin D in Gruppierung von 10-nmol-Breite: 100 Frauen und Männern. 90 IMMIGRANTS 80 120 ca. 2500 patients from iPTH pg/ml North Rhine Westphalia 70 Median iPTH pg / ml 100 Germany > 73 Kg BW + 25% 60 N O 80 Median 50 R M -25% 60 40 N < 73 kg BW A O R 40 30 L M A L 20 20 normal 10 0 NORMAL 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 0 25-(OH)- 10 20 30 40 50 60 70 Vitamin D nmol / l 100 25-(OH)-Vit D nmol / ml Abb. 14 Median und zentrale 50 % der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit Abb. 12 Median der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit von 25-(OH)- von 25-(OH)-Vitamin D in Gruppierung von 10-nmol-Breite für alle Vitamin D in Gruppierung von 10-nmol-Breite bei Immigranten mit > Patienten für den Bereich 10–140 nmol/l. und < 73 kg Körpergewicht. Diskussion land nur wenige Arbeitsgruppen mit Vitamin-D-bezogenen Fra- & gestellungen befassen und eigene Messungen durchführen und Die Bedeutung des Vitamin D für das Wohlbefinden und die Ge- publizieren, während mehr oder minder kluge Autoren im Well- sundheit der Bevölkerung ist im Prinzip seit langen Jahren be- ness- und Lifestyle-Bereich gerne in Broschüren und Büchern kannt, aber die Umsetzung des Wissens und die damit verbun- halbes, zumeist überholtes oder oft sogar falsches Wissen ver- dene Information durch Ärzte ist in Deutschland eher als rudi- breiten, ohne über eigene Untersuchungsergebnisse zu ver- mentär zu bezeichnen. Das mag durchaus damit zusammen- fügen. hängen, dass das Medikament Cholecalciferol nicht verschrei- Unsere Ergebnisse im Ruhrgebiet zeigen im Vergleich zu Nord- bungspflichtig, bei gesetzlich versicherten Patienten nur bei deutschland [33] und Rheinland-Pfalz [20] weitaus niedrigere wenigen Indikationen verschreibungsfähig und damit vom Me- 25(OH)-Vitamin-D-Werte und dementsprechend auch höhere dikamentenumsatz her für die Hersteller so uninteressant ist, iPTH-Werte als Ausdruck eines sekundären Hyperparathyreoi- dass weitergehendes Marketing nicht erfolgt. In der Folge wer- dismus in 35 % aller Patienten. Dieser Effekt nimmt zu bei Über- den Beschwerden und Erkrankungen, die ihre Ursache durchaus gewicht, Immigranten und ganz besonders bei übergewichtigen in Vitamin-D-Unterversorgung oder -Mangel haben können, al- Immigranten [50]. Diese Beobachtung verdeutlicht die Bedeu- lenfalls in der Kinderheilkunde, aber ansonsten kaum jemals tung von Untersuchungen zur regionalen Normalwertfindung mit Vitamin-D-Mangel oder -Unterversorgung in Zusammen- am eigenen Patientengut. Methodische Unterschiede scheiden hang gebracht. Das geht auch daraus hervor, dass sich in Deutsch- aus, da wir die gleiche Technik wie Hinzpeter et al. anwenden ■ Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! ■ Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 1–8
6 Nuklearmedizinische Labordiagnostik Nuk/357/10.8.2009/Macmillan und Dobnig et al. den RIA von Diasorin verwendeten, der mit der Gesicht/Oberarme oder Unterarme/Unterschenkel chemiluminometrischen Technik von Diasorin streng korreliert. 2- bis 3-mal pro Woche je Hauttyp 5–30 min Im letzten DEQAS-Ringversuch (April 2009) lagen das Mittel un- Diese Sonnenexpositionen sollte jedem möglich sein, selbst bei serer 5 Proben (27–92 nmol/l) 19 % unter dem Mittel aller Teil- den konfessionell bedingten restriktiven Bekleidungsvor- nehmer und 17 % unter dem Mittel innerhalb der gleichen Me- schriften einiger Immigrantengruppen. thodik (Diasorin Liaison). Die Sonnenexposition ist von grundlegender Bedeutung und un- Der ausgeprägte Vitamin-D-Mangel im Ruhrgebiet mit allzu oft verzichtbar, weil umfassende Studien gezeigt haben, dass die unmessbar niedrigen Werten bei Immigranten hat uns früh- Folgen des Vitamin-D-Mangels nicht durch die alleinige medika- zeitig nach geeigneten therapeutischen Wegen Ausschau halten mentöse Substitution zu vermeiden sind [38]. Bei intensiver lassen. Dabei haben wir von Anfang an den Weg der Information Sonnenexposition aus dermatologischer therapeutischer Indi- gesucht zu den relevanten Ursachen des Vitamin-D-Mangels. kation [42] lassen sich sehr schnelle Vitamin-D-Anstiege nach- Darin wird zuerst die angemessene Nutzung des verfügbaren weisen. Sonnenlichtes empfohlen in Abhängigkeit vom individuellen Die Möglichkeiten ausreichender Vitamin-D-Zufuhr durch die Hauttyp. Dieses Grundkonzept war einige Zeit umstritten unter Nahrung sind beschränkt und offensichtlich auch wenig rele- den engagierten Bestrebungen der Dermatologie, die im Sinne vant, denn bei Vegetariern sind keinesfalls auffällig niedrigere der Hautkrebsprävention jegliche Form der ungeschützten Son- Vitamin-D-Spiegel im Serum zu beobachten [14]. Da die Vita- nenlichtexposition ablehnte, gleichermaßen auch jegliche arte- min-D-haltigen Fischsorten Lachs, Makrele und Hering nicht fizielle UV-B-Exposition. Inzwischen hat man wohl akzeptiert, gerade billig und beim Verzehr mit nicht immer erwünschter dass eine zeitlich limitierte ungeschützte Nutzung des natür- Kalorienzufuhr verbunden sind, wird man zur Substitution im- lichen Sonnenlichtes unter Berücksichtigung des Hauttyps ver- mer auf das synthetisch hergestellte Cholecalciferol zurück- tretbar ist. greifen als Tablette (z. B. Vigantoletten®) oder als ölige Lösung Diese Empfehlung basiert auf neueren Ergebnissen der Vitamin- (z. B. Vignatol® Öl, Dekristol®). D-Forschung [48] mit dem Nachweis, dass die kutane Vitamin- Über ausreichende Dosierung war man sich lange Zeit uneinig, D-Bildung als UV-B-abhängige Photosynthese aus Dehydrocho- insbesondere über die Höchstmengen, die im internationalen lesterol sehr schnell erfolgt und ein Überschuss durch Bildung Konsens als garantiert unbedenklich deklariert werden können. inaktiver Nebenprodukte verhindert wird. Für eine sinnvolle Vi- 800 IE/Tag sind bei gesunden Erwachsenen nach internationa- tamin-D-Prophylaxe sind also keine langen Sonnenbäder erfor- lem Konsens unschädlich – aber als Maßnahme zum Ausgleich derlich, sondern man kann das Ziel durchaus „kurz und schmerz- eines relevanten Vitamin-D-Mangels völlig unzureichend. los“ erreichen. Unter Berücksichtigung der Forschungsergebnisse der letzten Für die geeignete Beratung müssen 4 – zunehmend auch 5 – Jahre [9, 17, 39, 49] streben wir im Sinne der Prävention bei Vita- Hauttypen unterschieden werden: min-D-Unterversorgung und -Mangel die tägliche Einnahme ▶ Hauttyp I von 1 000–2 000 IE an – was übrigens die forschenden Wissen- – rotblondes Haar, Sommersprossen, keine Bräunung schaftler und ihre Familien zumeist selbst auch tun. Derartige – immer Sonnenbrand Beobachtungen sind gelegentlich überzeugender und für die Pa- – max. Exposition ohne Schutz: 5–10 min tientenbetreuung wichtiger, als das Warten auf den genehmi- ▶ Hauttyp II genden Segen der Evidence Based Medicine durch staatliche Ins- – blondes Haar, helle Augen, schwache Bräunung titutionen, die ärztliche Tätigkeit niemals als Kunst und klugem – häufig Sonnenbrand Umgang mit ungesicherten Erkenntnissen verstehen dürfen, – max. Exposition ohne Sonnenschutz: 10–20 min sondern neue Erkenntnisse und Behandlungsmöglichkeiten so ▶ Hauttyp III lange wie irgend möglich den gesetzlich versicherter Patienten – braunes Haar, helle oder dunkle Augen, gute zum Wohl der Krankenkassen vorenthalten. Pigmentierung Bei festgestellter Vitamin-D-Unterversorgung ( < 75 nmol/l und – selten Sonnenbrand ganz besonders bei -Mangel ( < 25 nmol/l) sollte durch geeignete – max: Exposition ohne Sonnenschutz: 20–30 min Maßnahmen (Sonnenexposition nach Hauttyp, Vitamin-D3- ▶ Hauttyp IV Substitution 1 000–2 000 IE/Tag) eine angestrebte 25-(OH)-Vita- – dunkles Haar, mediterraner Typ, tiefe Bräunung min D-Konzentration sichergestellt werden. Dabei ist zu beden- – niemals Sonnenbrand ken, dass 25-(OH)-Vitamin D ganz ähnlich wie l-Thyroxin im – max. Sonnenexposition ohne Sonnenschutz: ca. 45 min Serum an ein spezifisches Bindungsprotein gebunden ist, das ge- ▶ Hauttyp V netische Varianten mit unterschiedlicher Bindungsfähigkeit auf- – schwarzes Haar, Afrikaner, naturschwarze Haut weist, sodass bei einheitlichen Dosierungen durchaus unter- – niemals Sonnenbrand schiedliche Konzentrationsanstiege auftreten können [24]. – max. Sonnenexposition ohne Sonnenschutz: unbegrenzt Die Vergleich der medianen 25(OH)-Vitamin D- und iPTH-Werte Patientinnen und Patienten und insbesondere den Müttern ist in (●▶ Abb. 14) zeigt, dass die deutlich negative Korrelation erst durchaus mühsamer Beratung zu verdeutlichen, dass die Sonne oberhalb einer 25(OH)-Vitamin-D-Konzentration von 100 nmol/ in den Monaten März bis September unbedingt je nach Hauttyp l nicht mehr besteht. Höhere 25(OH)-Vitamin-D-Konzentra- unterschiedlich lange ohne Sonnenschutzmittel zu nutzen ist. tionen sind also im Ruhrgebiet erforderlich, um den vollen Effekt Wegen der raschen Synthese ausreichender Vitamin-D-Mengen der endokrinen und autokrinen/parakrinen Wirkung von Vita- in der Haut ist dafür keinesfalls eine Ganzkörperexposition er- min D für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen forderlich, sondern geeignete Teilkörperexpositionen sind und Patienten zu gewährleisten. durchaus ausreichend und erfolgreich: Die Einsicht der Menschen, wie allzu oft auch der ärztlichen Kol- legenschaft, in die damit verbundenen Notwendigkeiten ist zu- meist schwach ausgeprägt – warum auch immer. ■ Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! ■ Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 1–8
Nuk/357/10.8.2009/Macmillan Nuklearmedizinische Labordiagnostik 7 Die Berichte zu den Folgen von Vitamin-D-Unterversorgung und biet schon immer von großer Bedeutung für die Entwicklung -mangel sind vielfältig [2]. Das beginnt bei Myalgie [41], Fibro- der Wirtschaftskraft. Im Fußballsport lässt sich das gut erken- myalgie [3], ist vielfach beschrieben für Muskelkraft, Osteoporo- nen, denn die Nachkriegsjahrzehnte waren durch Namen pol- se und osteoporotische begünstigte Frakturen [8, 43], Kolontu- nischer Herkunft geprägt, und die aktuellen Erfolge der Fußball- moren [16], Mammatumoren [1], kolorektale Tumoren [27], junioren beruhen auf einer breiten multikulturelle Mischung, in Typ-1-Diabetes [35, 51], Typ-2-Diabetes [23] bis hin zu weniger der bodenständige Vertreter schon die Ausnahme sind. spektakulären Dingen wie Infektionshäufigkeit bei Schwangeren Die Nuklearmedizin sollte sich in der ambulanten Tätigkeit un- [12], Präeklampsiehäufigkeit [11, 30], Muskelkraft bei Jugend- bedingt der Prävention des Vitamin-D-Mangels annehmen, zu- lichen [22, 32], Leistungsfähigkeit bei Sportlern [13] , Knorpelab- mal sie ja von anderen Fachgruppen bisher kaum wahrgenom- bau im Kniegelenk [19] oder Abbau kardialer Risikofaktoren men wurde. Das Patientengut in der Nuklearmedizin ist dazu [54]. Bei hospitalisierten Patienten ist der Mangel offensichtlich gut geeignet. Die Patientenführung bei Prävention und Therapie [18, 21] und bei asylsuchenden Menschen aus Afrika ausgeprägt der Struma und der Schilddrüsenfunktionsstörungen lässt sich [4, 5]. sehr gut mit der Vitamin-D-Problematik verbinden und Symp- Dabei kann der weltweite Schaden durch Vitamin-D-Mangel tome wie u. a. Muskelschmerzen, Gangschwäche, Osteoporose, und -unterversorgung klar kalkuliert werden, dem vergleichs- erhöhte Knochenbrüchigkeit, erhöhte Infektanfälligkeit, ver- weise geringe Kosten entgegen stehen [28]. mehrte bakterielle Infektionen, Tumorerkrankungen gehören Die persistierende Skepsis und Untätigkeit ist vielleicht darin zu doch zum täglichen Erlebnis in der Nuklearmedizin. Der Nukle- sehen, dass die positiven Folgen einer Vitamin-D-Substitution armediziner sollte die Parameter 1,25(OH)-Vitamin D, 25(OH)- im statistischen Mittel klar darstellbar, im Einzelfall jedoch nur Vitamin D und iPTH unbedingt in seine diagnostische Arbeit selten mit einer beeindruckenden Besserung von Befindlichkeit einbeziehen und als Kernkompetenz des Faches beanspruchen. oder Symptomen verbunden sind. Der Umfang der Kernkompetenz des Faches Nuklearmedizin ist Der geringe Aufwand für 2000 IE Vitamin D/Tag erweckt bei ei- für die Zukunft von entscheidender Bedeutung, wenn bei der nigen Menschen/Patienten den Eindruck der Wertlosigkeit der geplanten Laborreform der KBV der Zugang zum Speziallabor Maßnahme und nicht wenige Wissenschaftler sehen darin eine auf die Parameter des Kernbereiches der Fächer begrenzt wer- wichtige Ursache des Desinteresses, das sich wohl erst mit der den soll. Das wird natürlich um so überzeugender sein, je besser Entwicklung neuer therapeutisch – und damit wirtschaftlich – der Nuklearmediziner diese Labordiagnostik aus der Zuständig- interessanter Vitamin-D-Analoga grundlegend ändern wird. keit seines Faches heraus beanspruchen kann, die immer dann Im Gespräch mit Familie, Freunden und Patienten ist der Ver- unstrittig ist, wenn die Ergebnisse der Diagnostik am eigenen weis auf Menschen nützlich, die noch einen gesunden Beruf in Patientengut beobachtet und evaluiert werden. Licht, Luft und Sonne ausüben können. Diese weisen immer Werte deutlich über 100 nmol/l 25(OH)-Vitamin D im Serum auf. Das findet man spontan fast immer bei Menschen, die in Danksagung Strandbädern oder an Sonnenstränden arbeiten, manchmal aber & auch bei Kollegen, die als stets gebräunte Sonnenanbeter und Unser besonderer Dank gilt Laura Münch, die sich als Schülerin Intensivurlauber in sonnigen Ländern durch gute Gesundheit im Rahmen des Verantwortungsprojektes der Gesamtschule Es- und erstaunliche allgemeine Infektresistenz auffallen. sen-Holsterhausen in die Datenübertragung aus den Arztbriefen Die Beratung der Immigranten ist dabei von besonderer Bedeu- eingearbeitet hat und dafür den Umgang mit der MACDOC-Pra- tung, denn diese neigen wohl insbesondere wegen ihrer dunkle- xissoftware und MS-Excel erlernte. Sie hat die Arbeiten selbst- ren Hautpigmentierung stärker zum Vitamin-D-Mangel als die ständig und sehr zuverlässig bewältigt und betreut unsere Arbeit heller pigmentierten Residenten. Gespräche mit Immigrantenfa- auch nach Abschluss ihres Schulprojektes weiter. milien in der Praxis (www.profmahlstedt.de/Donnerstag in der PEM) lassen gelegentlich auf erstaunliche Kenntnisse und Erfah- Literatur rung im Umgang mit Sonnenlicht schließen. So hatten diese Fa- 1 Abbas S, Chang-Claude J, Lindeisen J. Plasma 25-hydroxyvitamin D and milien in ihrer früheren Heimat gelegentlich eigene Strände premenopausal breast cancer risk in a German case-control study. Int J Cancer 2009; 124: 250–255 oder Zugang zu Sonnenhäusern, wo sie ohne die konfessionell 2 Arvold DS, Odean MJ, Dornfeld MP et al. Correlation of symptoms with bedingte Bekleidung das Sonnenlicht nutzen konnten. Viele vitamin d deficiency and symptom response to cholecalciferol treat- schwarzhaarige Menschen meiden die Sonne konsequent, weil ment: a randomized controlled trial. Endocr Pract 2009; 15: 203–212 sie dann Kopfschmerzen bekommen und eine Kopfbedeckung 3 Badsha H, Daher M, Ooi Kong K. Myalgias or non-specific muscle pain in Arab or Indo-Pakistani patients may indicate vitamin D deficiency. nicht mögen. Nicht selten wünschen mäßig dunkelpigmentierte Clin Rheumatol. Elektr. Publikation, PMID19277814 Immigranten bei erwünschter Assimilierung auch keine dunkle- 4 Benitez-Aguirre PZ, Wood NJ, Biesheuvel C et al. The natural history of re Hautpigmentierung. Diese Bedenken kann man aber unter vitamin D deficiency in African refugees living in Sydney. Med J Aust Verweis auf die o. g. Möglichkeiten der kurzen aber intensiven 2009; 190: 426–428 5 Benjamin A, Moriakova A, Akhter N et al. Determinants of 25-hydroxy- Sonnenexposition reduzierter Körperpartien gut entgegentre- vitamin D levels in African-American and Caucasian male veterans. ten. Osteoporos Int 2009. Elektr. Publikation, PNID 19280273 Wir haben zur verbesserten Information dieser Patientengruppe 6 Bikle DD, Oda Y, Xie Z. Calcium and 1,25(OH)2D: interacting drivers of epidermal differentiation. 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Arch Intern Med 2009; 169: gen uns sehr am Herzen, denn Immigranten waren im Ruhrge- 551–561■ ■ Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! ■ Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 1–8
8 Nuklearmedizinische Labordiagnostik Nuk/357/10.8.2009/Macmillan 9 Bischoff-Ferrari HA. How to select the doses of vitamin D in the ma- 31 Heany RP. Serum 25-hydroxyvitamin D and parathyroid hormone nagement of osteoporosis. Osteoporos Int 2007; 18: 401–407 exhibit threshold behavior. J Endocrinol Invest 2005; 28: 180–182 10 Bischoff-Ferrari HA. The 25-hydroxyvitamin D threshold for better 32 Hill TR, Cotter AA, Mitchell S et al. Vitamin D status and parathyroid health. J Steroid Biochem Mol Biol 2007; 103: 614–619 hormone relationship in adolescents and its association with bone 11 Bodnar LM, Catov JM, Simhan HN et al. Maternal Vitamin D Deficiency health parameters: analysis of the Northern Ireland Young Heart’s Increases the Risk of Preeclampsia. J Clin Endocrinol Metab 2007; 92: Project. Osteoporos Int 2009. Elektr. Publikation, PMID 19436930 3517–3522 33 Hintzpeter B, Mensink GBM, Thierfelder W et al. Vitamin D status and 12 Bodnar LM, I. O. MA, Simhan HN et al. 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