Vom Haus der Arbeitsfähigkeit zum 5-Säulen-Konzept
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11 2 Vom Haus der Arbeitsfähigkeit zum 5-Säulen-Konzept 2.1 Das Haus der Arbeitsfähigkeit – 12 2.2 Elemente des 5-Säulen-Konzeptes – 16 Literatur – 18 J. Hornung, Nachhaltiges Personalmanagement in der Pflege – Das 5-Säulen Konzept, DOI 10.1007/978-3-642-29997-1_2, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
12 Kapitel 2 • Vom Haus der Arbeitsfähigkeit zum 5-Säulen-Konzept 2 » Ich bau ´ne Stadt für dich, aus Glas und Gold xisprojekte mit dem demografischen Wandel und wird Stein. (Cassandra Steen 2009) « dessen Folgen für Unternehmen und Mitarbeiten- den, jedoch längst nicht so lange und umfangreich Wie im vorangegangenen Kapitel beschrieben wie dies beispielsweise in Finnland erfolgt. sind die sich aus dem demografischen Wandel ergebenden Folgen vielschichtig. Es müssen ver- kDas Modell »Haus der Arbeitsfähigkeit« stärkt Nachwuchskräfte gewonnen werden, die Vorreiter und Vordenker in Bezug auf das De- physische und psychische Arbeitsfähigkeit aller mografiemanagement und damit auch das nach- Mitarbeitender erhalten und gestärkt werden haltige Personalmanagement ist der finnische und so weiter und so fort. Daraus ergibt sich, Soziologe Prof. Dr. Juhani Ilmarinen. Ilmarinen dass ein entsprechendes strategisches Konzept entwickelte im Jahr 2001 das Modell »Haus der des Personalmanagements ebenso multilateral Arbeitsfähigkeit«, welches das Zusammenwir- sein muss, um die Anforderungen der Praxis ken der verschiedenen unternehmens- und per- derzeit und künftig zu erfüllen (Bille 2009: 28). sonalpolitischen Aspekte inhaltlich im Bild eines Wie der einführende Text aus dem Lied Hauses mit verschiedenen Etagen (. Abb. 2.1) »Stadt« von Cassandra Steen verdeutlicht, be- vereint. (Ilmarinen, Tempel 2002: 338f.) darf es eines stabilen Fundaments, um eine gan- ze Stadt zu bauen. Ähnlich verhält es sich bei kEbene der Gesundheit der Konzeptentwicklung des 5-Säulen-Konzep- Als elementaren Grundbaustein zur Erreichung tes: All die glänzenden und in der Öffentlichkeit der Arbeitsfähigkeit definiert Ilmarinen die Ge- dargebotenen Vorteile eines Trägers oder einer sundheit. Durch die physische und psychische Einrichtung funkeln so schön wie Glas und Gold Gesundheit eines Mitarbeitenden ist dieser in der Sonne. Um jedoch nachhaltigen Erfolg zu grundsätzlich erst in der Lage, seine Arbeits- ermöglichen, bedarf es eines stabilen, soliden leistung seinem Arbeitgeber zur Verfügung zu Fundaments aus Stein, auf dem alles andere er- stellen. wachsen kann. Um all diese verschiedenen Elemente des Seit ihrem Examen ist die 28-jährige Gesund- Demografiemanagements nachhaltig im Blick zu heits- und Krankenpflegerin Sarah auf der chir- behalten und ein stabiles Konzept zu entwickeln urgischen Abteilung des Krankenhauses Primus und einzuführen, werden diese unterschiedli- tätig. Neben ihrem Dienst im Krankenhaus trifft chen Hauptfaktoren unter fünf zentralen The- sich Sarah regelmäßig mit Freunden, welche menbereichen zusammengefasst und in Form teilweise auch in der Pflege tätig sind, teilweise des 5-Säulen-Konzeptes verdichtet, welches im aber auch in anderen Branchen arbeiten. Der nachfolgenden Kapitel kurz dargestellt wird. Austausch mit ihren Freunden über belasten- de Situationen auf Station hilft Sarah hierbei, psychisch belastende Situationen besser ver- 2.1 Das Haus der Arbeitsfähigkeit arbeiten zu können. Zudem unterstützen sie professionelle Supervisionen, an welchen sie Die sozial- und arbeitswissenschaftliche For- mit ihrem Stationsteam einmal pro Quartal teil- schung im Zusammenhang mit dem demografi- nimmt. Um sich auch körperlich fit zu halten und schen Wandel steckt in Deutschland im Vergleich die physisch anspruchsvolle Arbeit ausführen zu zu den skandinavischen Ländern noch in den können, ist Sarah auch sportlich aktiv. Zwar fällt Kinderschuhen. Zwar beschäftigen sich auch in es ihr an manchen Tagen schwer, den inneren Deutschland verschiedenste Forschungs- und Pra- Schweinehund zu überwinden, aber nach dem
2.1 • Das Haus der Arbeitsfähigkeit 13 2 Das Berufsexamen der 43-jährigen Altenpflege- rin Hildegard des Altenpflegeheims Haus Aben- druh liegt nun doch schon einige Jahre zurück Arbeitsfähigkeit und auch durch ihre Abwesenheitszeit, bedingt durch die Elternzeit, hat Hildegard in letzter Zeit Arbeit doch ab und zu das Gefühl, nicht mehr ganz auf Umgebung Gemeinschaft dem neuesten Stand der Altenpflege zu sein. Belastungen Anforderungen Gesundheitlich spürt sie trotz ihrer langjährigen Management Berufstätigkeit in der Pflege keinerlei Beschwer- Werte den, auch merkt sie, dass sie beispielsweise der Einstellungen Motivation Tod von Bewohnern deutlich weniger psychisch Bildung Kompetenz belastet als zu Beginn ihrer Berufstätigkeit, da Kenntnisse Geschicklichkeit sie inzwischen für sich Strategien entwickelt Gesundheit hat damit umzugehen. Sie fühlt sich daher phy- Leistungsfähigkeit sisch und psychisch voll und ganz in der Lage, ihren Beruf auszuführen, und macht dies auch . Abb. 2.1 Haus der Arbeitsfähigkeit (modifiziert nach stets gern. Jedoch bereitet ihr der Umgang Ilmarinen, Tempel 2002: 339) mit der neuen Pflegedokumentationssoftware doch häufiger Probleme. Immer wieder muss Besuch des Fitness-Studios oder einer gemein- sie Kollegen bitten, sie bei der Dokumentation samen Radtour mit ihren Freunden, fühlt sie sich zu unterstützen, was nicht nur sie und ihre Kol- auch körperlich wohler. legen in ihrem Arbeitsablauf stört, sondern auch Durch diese beiden Bereiche der psychi- Hildegard ganz persönlich ärgert. schen und physischen Gesunderhaltung hat Aufgrund dieses fachlichen Defizits fühlt Sarah das Gefühl, dass sie ihre Arbeit besser aus- sich Hildegard, als könne sie nicht 100 Prozent führen kann und damit auch zufriedener und ihrer Arbeitsleistung in ihren Arbeitsalltag ein- ausgeglichener zum Dienst kommt. bringen. Auch ihre Wohnbereichsleitung hat dies beobachtet und schlägt Hildegard die Teil- kEbene der Bildung und Kompetenz nahme an einer Schulung in der neuen Pflege- Auf der zweiten Ebene des Hauses der Arbeits- dokumentationssoftware vor, um sowohl die fähigkeit verortet Ilmarinen die Bildung und die Arbeitsfähigkeit von Hildegard als auch die ihrer Kompetenz der Mitarbeitenden. Der Mitarbei- Kollegen zu fördern. tende muss somit neben der rein physischen und psychischen Gesundheit als Basis seines kEbene der Werte Handelns über die im Rahmen seiner Stellenbe- Sind nun die physischen, psychischen und ko- schreibung definierten Fertigkeiten und Fähig- gnitiven Grundvoraussetzungen für das Aus- keiten verfügen. Die Erlangung dieser Kompe- füllen einer definierten Stelle erfüllt, so bedarf tenzen erfolgt mittels der entsprechenden Vor- es in einem nächsten Schritt der notwendigen bildung des Mitarbeitenden als Einstellungskri- Werthaltung. Der Mitarbeitende sollte hierbei terium bzw. einer Weiterqualifizierung in Form bevorzugt die Einstellung seines Trägers teilen, von Fort- und Weiterbildung. was neben dem normativen Vorleben der ent- sprechenden Werte und Grundhaltungen im Arbeitsalltag auch der Bindung des Mitarbei- tenden an seinen Arbeitgeber dient. Gleichzei-
14 Kapitel 2 • Vom Haus der Arbeitsfähigkeit zum 5-Säulen-Konzept tig unterstützt die entsprechende Werthaltung tere Herr körperlich sehr eingeschränkt und ent- auch die Motivation des individuellen Mitarbei- sprechend physisch nicht in der Lage ist, sie bei tenden, aber auch des Teams, da allgemein an- der Mobilisation mehr zu unterstützen. Gerade 2 erkannte Spielregeln im Umgang miteinander bei älteren Patienten sei es wichtig, diesen res- sowie eine gemeinsame Grundhaltung bestehen. pektvoll und ihren Bedürfnissen entsprechend hilfsbereit zu begegnen, ohne dabei gleichzeitig Daniel macht seit drei Monaten ein Freiwilliges die Nutzung ihrer noch verbleibenden Ressour- Soziales Jahr im Krankenhaus Sekundus. Nach cen zu vergessen. seinem Abitur im vergangenen Frühjahr wusste Daniel bedauert seinen flapsigen Kommen- er noch nicht so genau, was er beruflich machen tar inzwischen und versteht, was Schwester Ruth wollte. Studieren oder doch eine Ausbildung? ihm damit sagen will. Seine Haltung gegenüber Wenn ja, welche? Da seine Schwester Sarah als älteren Patienten, dass diese manche körperli- Gesundheits- und Krankenpflegerin im Kranken- chen Dinge vielleicht weniger gut können, dafür haus Primus tätig ist, hatte sie ihm vorgeschla- über andere Ressourcen verfügen, hat sich durch gen doch zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr dieses Gespräch verändert und äußert sich auch im Krankenhaus zu machen. in seinem künftigen Verhalten auf Station. Daniel gefällt die Arbeit im Krankenhaus sehr. Er hilft bei Patiententransporten mit, unter- kEbene der Arbeit stützt die Pflegekräfte auf Station und genießt Neben all diesen intrinsischen Faktoren der aber auch die Zeit für den einen oder anderen Arbeitsfähigkeit wirken auf der obersten Ebene Plausch mit den Patienten. des Hauses der Arbeitsfähigkeit selbstverständ- Seit gestern ist nun ein älterer Herr mit einem lich auch die extrinsischen Elemente der Arbeit Leistenbruch auf Daniels Station, welcher heute wie die Umgebung, die gestellten Anforderun- operiert wurde. Daniel soll heute in seiner Spät- gen, das Team, aber auch die Führung bzw. das schicht Schwester Ruth helfen, den Patienten Management auf Einrichtungs- und Trägerebene nach der Operation zu mobilisieren. Er hat dies auf die Arbeitsfähigkeit des einzelnen Mitarbei- bereits schon mehrfach gemacht und fühlt sich tenden. daher fachlich gut vorbereitet und weiß, worauf er in seiner unterstützenden Rolle achten muss. Im Altenpflegeheim Haus Abendruh ist die Als Schwester Ruth und er jedoch am späten 33-jährige Peggy seit rund zwei Jahren als Nachmittag versuchen, den Patienten zu mobi- Wohnbereichsleitung tätig. Peggy nimmt da- lisieren, hat Daniel das Gefühl, dass der ältere bei nicht nur die Verwaltungsaufgaben einer Herr sich doch ziemlich »anstellt« und »hängen Wohnbereichsleitung wahr, sondern unterstützt lässt«. Schwester Ruth und er müssen viel Kraft auch im Bedarfsfall ihre Kollegen in der Pflege. aufwenden, um den Herrn in den Rollstuhl zu In ihrer Freizeit ist Peggy viel mit ihrem Sohn mobilisieren. Nach Minuten langem und Kräfte draußen unterwegs und ein aktives Mitglied in zehrendem Transfer kann Daniel seinen Ärger der Kirchengemeinde. Diese privaten Aktivitä- irgendwann nicht mehr schlucken und er sagt ten bieten ihr den nötigen Ausgleich zu ihrem zu ihm: »Nun helfen Sie doch auch ´mal ein biss- Beruf. Fachlich ist sie stets darum bestrebt, auf chen mit und lassen sich nicht so hängen!« dem aktuellen Stand zu sein. Sie besucht Fach- Schwester Ruth lässt Daniels Aussage gegen- messen, nimmt regelmäßig an Fortbildungen über dem Patienten zunächst unkommentiert, teil und hat zusätzlich noch eine Pflegefachzeit- bittet Daniel jedoch nach der Mobilisation zu schrift privat abonniert. Auch ihre Arbeit in der einem Gespräch. Sie erklärt Daniel, dass der äl- Kirchengemeinde prägt ihre Haltung in der Pfle-
2.1 • Das Haus der Arbeitsfähigkeit 15 2 Elemente des Hauses der Arbeitsfähigkeit Ebene der Gesundheit Welche Kompetenzen fehlen 44 B esteht in Ihrem Arbeitskontext 44 F ühlen Sie sich körperlich in der Ihnen? die Möglichkeit sich fachlich- Lage, Ihre derzeitige berufliche 44 Welchen Stellenwert haben inhaltlich, aber auch fachlich- Tätigkeit auszuüben? Fort- und Weiterbildung ganz emotional über Arbeitsinhalte 44 Liegen bei Ihnen gesundheitli- persönlich für Sie? mit Kollegen oder im Team che physische oder psychische auszutauschen? Einschränkungen vor, welche Ebene der Werte 44 Fühlen Sie sich durch die Ihnen Auswirkungen haben diese auf 44 W elche Grundhaltung gegen- vorgesetzte Person in Ihrer Ihre Arbeit? über Ihren Mitarbeitenden Arbeit unterstützt? 44 Verfügen Sie für sich oder Ihr prägt Ihr berufliches Handeln? 44 Wenn Sie die Werthaltung Ihres Sollten Sie einzelne oder mehrere Team über Kompensationstech- Arbeitgebers mit der Ihrigen Elemente nicht erfüllen, so finden Sie niken für belastende, berufliche vergleichen (auf einer Skala vielleicht nicht nur für Ihre Mitarbei- Situationen und emotionalen von 1–10, 1 = niedrigster Wert; tenden, sondern auch für sich selbst sowie organisationalen Stress? 10 = höchster Wert), wie stark in Kapitel 8 dieses Buches hand- Ebene der Bildung und stimmen diese Werthaltungen lungspraktische Maßnahmen zur überein? Verbesserung Ihrer ausbaufähigen Kompetenz Elemente des Hauses der Arbeitsfä- 44 E rfüllen Sie aus Ihrer Sicht alle 44 Welche intrinsische Motivation bewegt Sie zu Ihrer Arbeit? higkeit. fachlichen Anforderungen für Ihre derzeitige Position? 44 Im Vergleich mit Kollegen oder Ebene der Arbeit 44 H aben Sie den Eindruck, dass Bekannten, welche eine ähn- Ihre Arbeitsumgebung Ihre liche Position ausfüllen: Über Arbeit unterstützt? welche Kompetenzen verfügen 44 Fühlen Sie sich bei Ihrer Arbeit Sie im Gegensatz zu diesen? unter- oder überfordert? ge, da sie das Leitbild ihres Trägers nicht nur als Auch wenn sie am Morgen motiviert und gut gerahmtes Dokument in der Eingangshalle des gelaunt zum Dienst erschienen war, hatte das Haus Abendruh versteht, sondern es ihr wich- fehlende Arbeitsmaterial und die deutliche zeit- tig ist, dass dieses auch in ihrem Wohnbereich liche Verzögerung nicht nur ihre Planung verän- gelebt wird, was auch ihre Mitarbeitenden zu dert, sondern auch ihre gute Laune gemindert. schätzen wissen. Als Peggy am vergangenen Mittwoch im kMultidimensionales Konzept als Grundlage Frühdienst auf dem Wohnbereich in der Pflege Die multidimensionale Herangehensweise wird mitgearbeitet hat, wollte sie eine stark überge- somit durch das Haus der Arbeitsfähigkeit wi- wichtige Bewohnerin mit Hilfe eines Lifters vom dergespiegelt. Denn erst durch die Berücksichti- Bett in den Rollstuhl mobilisieren. Leider verfügt gung dieser verschiedenen Einflussfaktoren auf Peggys Wohnbereich nicht über einen eigenen die Arbeitsfähigkeit des einzelnen Mitarbeiten- Lifter, sondern teilt sich mit den anderen Wohn- den in der Pflege ist dieser befähigt, seine Arbeit bereichen des Haus Abendruh zwei Lifter. So täglich für sich, für die ihm anvertrauten zu pfle- stand zum Zeitpunkt der Mobilisation kein Lifter genden Personen, aber auch für seinen Arbeit- zur Verfügung. Daher stellte sie fest, dass zwei geber zufriedenstellend auszuführen. Lifter für das ganze Altenpflegeheim nicht aus- Überprüfen Sie doch einmal für sich selbst, reichen. Sie musste die Bewohnerin rund eine ob Sie in Ihrer derzeitigen beruflichen Tätigkeit Stunde vertrösten, da sie auf einen Lifter warten den Elementen des Hauses der Arbeitsfähigkeit mussten. Dadurch war nicht nur die Bewohnerin gerecht werden können, indem Sie die nachfol- verärgert, sondern auch ihre gesamte Vormit- genden Fragen für sich beantworten (7 Elemen- tagsplanung durcheinander gebracht. te des Hauses der Arbeitsfähigkeit).
16 Kapitel 2 • Vom Haus der Arbeitsfähigkeit zum 5-Säulen-Konzept Nachhaltiges 2 Nachhaltiges Personalmanagement Personalmanagement Organisation und Arbeitsgestaltung Personal- und Rekrutierungspolitik Organisation und Arbeitsgestaltung Personal- und Rekrutierungspolitik Gesundheitsmanagement Lebenslanges Lernen Gesundheitsmanagement Lebenslanges Lernen Führung Führung . Abb. 2.3 Modulare Anpassung des 5-Säulen-Konzeptes . Abb. 2.2 Das 5-Säulen-Konzept kIndividuelle Schwerpunktlegung und Ausge- staltung 2.2 Elemente des 5-Säulen-Konzep- Neben der inhaltlichen Verdichtung des Modells tes auf fünf inhaltliche Säulen bietet das 5-Säulen- Modell den Vorteil, dass die inhaltliche Ausge- Basierend auf dem Haus der Arbeitsfähigkeit las- staltung und strategische Schwerpunktlegung sen sich in der wissenschaftlichen Literatur viele innerhalb des Modells variabel erfolgen kann. weitere Konzepte des generationenorientierten Verfügt eine Einrichtung beispielsweise über ein Human Resources Managements wiederfinden, ausgeprägtes Konzept im Bereich der Fort- und wie beispielsweise das 5H-Modell von Voelpel, Weiterbildung sowie in Bezug auf Auszubilden- Leibold und Früchtenicht mit den Dimensionen de, so kann die entsprechende Säule II Lebens- Wissensmanagement, Gesundheitsmanagement, langes Lernen nicht nur bildlich, sondern auch Führung, Arbeitsgestaltung und Arbeitseinstel- inhaltlich schmaler ausgeprägt sein. Verfügt lung (Voelpel, Leibold, Früchtenicht 2007: 96) hingegen eine Einrichtung bislang über keiner- oder das Modell von Sporket (Sporket 2011: 115). lei Maßnahmen im Bereich des Gesundheits- managements, so kann die entsprechende Säu- kDie fünf zentralen Säulen le I Gesundheitsmanagement breiter ausgebaut Diese vielfältigen Handlungsfelder des nachhal- werden und der inhaltliche Fokus des Konzeptes tigen Personalmanagements lassen sich jedoch hierauf gelegt werden. . Abb. 2.3 stellt hierbei auf die fünf zentralen Säulen »Gesundheitsma- exemplarisch ein solch angepasstes Modell des nagement«, »Lebenslanges Lernen«, »Organisa- 5-Säulen-Konzeptes dar. tion und Arbeitsgestaltung«, »Personal- und Re- krutierungspolitik« sowie »Führung« verdichten kGrundgedanke der Nachhaltigkeit und der (. Abb. 2.2). Ganzheitlichkeit zur Stabilität des Konzeptes Bei der einrichtungs- bzw. trägerspezifischen Anpassung des Konzeptes auf die individuellen
2.2 • Elemente des 5-Säulen-Konzeptes 17 2 Organisation und Arbeitsgestaltung t en ag s em an ge Lebenslanges Lernen lm lti n a ha rso ach Führung Pe N . Abb. 2.4 Instabiles Modell des 5-Säulen-Konzeptes . Tab. 2.1 Elemente des 5-Säulen-Konzeptes Element Handlungsfelder (exemplarisch) Säule I Gesundheitsmanagement Betriebliche Gesundheitsförderung Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit Säule II Lebenslanges Lernen Qualifikations- und Kompetenzentwicklung Wissensmanagement Laufbahngestaltung Säule III Organisation und Arbeitsgestaltung Arbeitsorganisation Arbeitszeitgestaltung Vergütung Säule IV Personal- und Rekrutierungspolitik Personalbedarfsplanung Rekrutierung Freisetzungspolitik Säule V Führung Bewusstseins- und Einstellungswandel Unternehmenskultur Bedürfnisse und die entsprechende Ist-Situation Wie vorangegangen beschrieben wurde, um- können somit die Säulen unterschiedlich ausge- fasst das 5-Säulen-Konzept verschiedene Hand- prägt vorliegen. Ziel muss es jedoch sein, ein aus- lungsfelder des nachhaltigen Personalmanage- balanciertes Konzept zu erreichen, um damit ein ments, um den Auswirkungen des demografi- nachhaltiges Personalmanagement als zukunfts- schen Wandels möglichst frühzeitig präventiv orientierten Wettbewerbsvorteil zu erreichen. zu begegnen. . Tab. 2.1 veranschaulicht hierbei Werden hingegen einzelne Säulen gänzlich ver- einige exemplarische Handlungsfelder des De- nachlässigt, kann keine Balance erreicht werden mografiemanagements, welche in Kapitel 8 die- und damit wird der Grundgedanke der Nach- ses Buchs näher vertieft und handlungsorientiert haltigkeit und der Ganzheitlichkeit vernachläs- dargestellt werden. sigt. Die Folge davon ist, dass das Modell instabil wird, wie in . Abb. 2.4 zu sehen ist.
18 Kapitel 2 • Vom Haus der Arbeitsfähigkeit zum 5-Säulen-Konzept Literatur Bille, L. M. (2009) Age Management-Konzepte für das Per- 2 sonalmanagement. Erfahrungen und Konsequenzen. Hamburg: Diplomica Ilmarinen, J.; Tempel, J. (2002) Arbeitsfähigkeit 2010 – Was können wir tun, dass Sie gesund bleiben? Hamburg: VSA-Verlag Metronome (Universal) (2009): Darum leben wir. Track 7: Stadt Sporket, M. (2011) Organisationen im demografischen Wan- del. Alternsmanagement in der betrieblichen Praxis. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften Voelpel, S.; Leibold, M.; Früchtenicht, J.-D. (2007) Herausfor- derung 50 plus. Konzept zum Management der Aging Workforce: Die Antwort auf das demographische Dilem- ma. Erlangen: Publicis KommunikationsAgentur GmbH
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