W. A. MOZART Variationen für Klavier Variations for Piano - Herausgegeben von / Edited by
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W. A. MOZART Variationen für Klavier Variations for Piano Herausgegeben von / Edited by Kurt von Fischer Urtext der Neuen Mozart-Ausgabe Urtext of the New Mozart Edition Bärenreiter Kassel · Basel · London · New York · Prag BA 5746
VORWORT Die vorliegende Urtext-Ausgabe folgt der Edition von später ausgearbeitet und veröffentlicht – andere sind Mozarts Variationen für Klavier in der Neuen Mozart- wohl auf immer für uns verloren. Ausgabe (NMA), Serie IX, Werkgruppe 26 von 1961, Aus all diesen Tatsachen geht hervor, dass für die wobei der Notentext unter Berücksichtigung der im Mozartschen Klaviervariationen nicht immer endgül- Kritischen Bericht zu NMA IX/26 (S. 165–166) aufge- tig feststehende und unveränderbare Originalfassun- führten Errata und Nachträge zum Notenband revidiert gen bestanden haben. Dies ist bei der Veröffentlichung, und das Vorwort gekürzt, überarbeitet und dabei wis- aber auch bei der Interpretation der Variationswerke senschaftlich auf den gegenwärtigen Forschungsstand stets mitzubedenken. Weitere Probleme ergeben sich gebracht wurde. aus der Quellenlage. Von den 14 vollständig überlie- ferten Zyklen ist ein einziger ganz im Autograph er- Zeit seines Lebens hat Mozart die Klaviervariation halten (KV 455); ein weiteres Werk (KV 265/300e) liegt gepflegt. Seine ersten erhaltenen Variationen stammen mit Ausnahme von zwei Variationen und fünf Takten aus dem Jahre 1766, seine letzten aus dem Todesjahr einer weiteren Variation in Mozarts Eigenschrift vor. 1791. Im Gegensatz zu den meisten anderen Werken Bei einem dritten Zyklus (KV 353/300f) sind von den Mozarts haftet den Variationen stets ein gewisser im- zwölf Variationen nur sechs im Autograph bekannt. provisatorischer Zug an, der damit zu erklären ist, Dazu kommen noch die autographen Fragmente, die dass die Variation ab der zweiten Hälfte des 18. Jahr- in der vorliegenden Ausgabe im Anhang veröffentlicht hunderts eine der beliebtesten Improvisationsformen sind. An eigenschriftlichen Quellen sind ferner zu nen- dargestellt hat. So ist z. B. bekannt, dass Mozart die nen: Eintragungen Mozarts in eine Kopie von KV 264 Gluck-Variationen KV 455 als Zugabe im Konzert vom (315d) und die Incipits zu KV 455, 500, 573 und 613 im 23. März 1783 mehr oder weniger improvisiert hat eigenhändigen Werkverzeichnis.2 Im übrigen sind wir (Brief Mozarts vom 29. März 1783 an den Vater).1 Wie ganz auf die nur allzu oft sehr wenig sorgfältigen Erst- weit allerdings die Vorbereitung auf solches Steg- und Frühdrucke und auf zeitgenössische Kopien an- reifspiel jeweils gegangen ist, kann heute nicht mehr gewiesen. festgestellt werden. Der improvisatorische Charakter Der improvisatorische Charakter der Variationen eines Variationszyklus zeigt sich bei Mozart nicht zu- einerseits und die wenig günstige Quellenlage ande- letzt auch darin, dass mehrere Variationsreihen in ver- rerseits lassen die Bezeichnung Urtext für die im vor- schiedenen Fassungen bestanden haben müssen (vgl. liegenden Band publizierten Werke in den meisten hierzu die Bemerkungen weiter unten zu KV 352/374c, Fällen als fragwürdig erscheinen. Da das zu untersu- 455, 573). Von den Fischer-Variationen (KV 179/189a) chende Material selbst meist eine gewisse Unschärfe schreibt Mozart am 29. November 1777, dass er die aufweist, nützt auch das schärfste Messer philologi- leichtesten sechs für den kurfürstlichen Hof in Mann- scher Textkritik nicht immer. Der Herausgeber hält es heim „aufgeschrieben“, d. h. zusammengestellt habe für seine Pflicht, nachdrücklich auf diese Sachlage (Briefe II, S. 154). Die erhaltenen Variationszyklen Mo- hinzuweisen, nicht um damit Unsicherheit zu schaf- zarts stellen aber nur einen Teil dessen dar, was er an fen, sondern um klar zu scheiden zwischen Wissen Variationen improvisiert haben muss. So extempo- und Scheinwissen. rierte er z. B. anlässlich des berühmten Wettstreites mit An Quellenmaterial fehlt es freilich nicht, gehörten Muzio Clementi am 24. Dezember 1781 Variationen Mozarts Klaviervariationen doch um die Wende vom (vgl. den Brief Mozarts vom 16. Januar 1782 an den 18. zum 19. Jahrhundert zu den beliebtesten und Vater, Briefe III, S. 193). Auch pflegte er, wie schon er- meistpublizierten Werken überhaupt. Um einen Be- wähnt, als Zugabe in Konzerten gern ein Thema zu griff davon zu vermitteln, seien die folgenden Zahlen variieren. Einige dieser Improvisationen hat Mozart genannt. Es wurden vom Herausgeber rund 150 Dru- cke und gegen 75 Abschriften ermittelt, die mehrheit- 1 Zu Verweisen auf Briefe Mozarts vgl. Mozart. Briefe und Auf- zeichnungen. Gesamtausgabe. Herausgegeben von der Internatio- 2 Vgl. Mozart. Eigenhändiges Werkverzeichnis. Faksimile (Bri- nalen Stiftung Mozarteum Salzburg, gesammelt und erläutert von tish Library Stefan Zweig MS 63). Einführung und Übertragung Wilhelm A. Bauer und Otto Erich Deutsch, 4 Textbände, Kassel etc. von Albi Rosenthal und Alan Tyson (= NMA X/33/Abt. 1), Kassel 1962–1963 (= Briefe I–IV), Briefe III, S. 262. etc. 1991. IV
lich der Zeit von 1780 bis 1810 angehören. KV 455 z. B. Grundlage für eine Eigenbearbeitung Mozarts als liegt im Autograph sowie in elf Kopien und über selbstständigen Variationen-Zyklus für Klavier solo zwanzig frühen Drucken vor. Hierzu kommen bis ge- darstellt, so hat sich zwischenzeitlich erwiesen, dass gen 1840 weitere zahlreiche Nachdrucke älterer Aus- die für eine solche Deklarierung notwendigen Ver- gaben. Die einzelnen Zyklen wurden hierbei vielfach änderungen im Autograph nicht von Mozart selbst zu ganzen Klaviervariationen-Sammlungen zusam- herrühren, sondern von fremder Hand ausgeführt mengestellt. worden sind. Damit entfällt aber das entscheidende Mozart mit Sicherheit zuzuweisen sind heute 14 Argument für die Authentizität einer eigenständigen vollständige Variationszyklen für Klavier sowie einige Klavierfassung dieser Variationen (zu Einzelheiten Fragmente. Nicht mitgezählt sind hierbei die in Sona- vgl. das Vorwort von Eduard Reeser zu NMA VII/23: ten auftretenden Variationssätze, die allerdings auch Sonaten und Variationen für Klavier und Violine · Band 2, hin und wieder aus ihrer Umgebung herausgerissen S. XV–XVI). und selbständig veröffentlicht worden sind. Ferner ist eine große Zahl kammermusikalischer Variationen- sätze von geschickten Verlegern für Klavier bearbeitet und publiziert worden. Dass bei der großen Beliebt- ZU DEN EINZELNEN WERKEN heit von Mozarts Variationen auch Unterschiebungen vorgekommen sind, kann nicht verwundern. Acht Variationen in G über das Lied Einen besonderen Fall stellen die Sarti-Variationen „Laat ons Juichen Batavieren!“ KV 460 (454a) dar, denn es gibt zweierlei „Sarti“-Varia- von Christian Ernst Graaf KV 24 (= Anh. 208) tionen unter Mozarts Namen. Die einen sind, wenn Das von Mozart variierte Lied von Christian Ernst auch unvollständig, im Autograph erhalten, und nur Graaf, den Mozart Ende September 1765 im Haag ken- diese Variationen sind in der vorliegenden Ausgabe nengelernt hatte, wurde zur Installation Wilhelms V., als Anhang 3 (S. 154–156) wiedergegeben. Der zweite, Erbstatthalters der Niederlande, verfasst. Mozarts Va- vollständige Zyklus ist lediglich in einem posthumen riationen wurden ebenfalls auf diese Feierlichkeiten Druck von 1803 und in einigen Abschriften überliefert. hin komponiert. Die Anzeige des Erstdruckes erschien Diese unbefriedigende Quellenlage und stilkritische am 7. März 1766 im Haager Courant. Erwägungen lassen den Zyklus in seiner Echtheit frag- Vorlage: Erstdruck von J. J. Hummel, Amsterdam würdig erscheinen. Er wurde deshalb in die NMA- 1766. Das Thema ist im Faksimile No. 1 wiederge- Werkgruppe 29, Werke zweifelhafter Echtheit (Band 2, geben. Das in Variation VI wohl irrtümlich fehlende S. 220–224) verwiesen. In jüngerer Zeit hat Richard Wiederholungszeichen ist in Variation VII des langsa- Armbruster den bis dato gänzlich unbekannten Kom- men Tempos wegen vielleicht absichtlich weggelassen ponisten und Arrangeur Joseph Sardi, dessen Le- worden. bensdaten wir nicht kennen, der aber in den 1780er Jahren in Wien nachzuweisen ist, mit guten Gründen als mutmaßlichen Komponisten des Zyklus namhaft Sieben Variationen in D über das holländische Lied gemacht.3 „Willem van Nassau“ KV 25 Einer Erklärung bedarf auch der Umstand, dass der Leopold Mozart schreibt im Brief vom 16. Mai 1766 in NMA IX/26 als Anhang 4 (S. 157–160) wieder- an Lorenz Hagenauer in Salzburg, dass das von Wolf- gegebene Zyklus Thema in F mit fünf Variationen KV gang variierte Lied Willem van Nassau „in Holland Anh. 138a (547a, 3. Satz) in die vorliegende Urtext- durchaus von jedermann gesungen, geblasen und ge- Ausgabe nicht mit aufgenommen worden ist. Konnte pfiffen wird“ (Briefe I, S. 219). Die Anzeige des Erst- bei der Edition von NMA IX/26 von 1960 noch davon druckes erschien wie die von KV 24 im Haager Cou- ausgegangen werden, dass die im Autograph separat rant vom 7. März 1766. Das Nassauer-Thema ist von überlieferte Klavierstimme des 3. Satzes der Sonate Mozart auch im letzten Teil des Galimathias musicum in F für Klavier und Violine KV 547 die authentische (KV 32) verwendet worden. Vorlage: Erstdruck von B. Hummel, den Haag 1766. Dieser Druck verwendet ohne Unterschied das Zei- 3 Vgl. Richard Armbruster, Joseph Sardi – Autor der Klavier- chen für und . Wo in der Vorlage für steht, variationen KV 460 (454a). Zum Schaffen eines unbekannt geblie- benen Komponisten in Wien zur Zeit Mozarts, in: Mozart-Jahr- ist dies in der Ausgabe durch [] angezeigt (vgl. The- buch 1997, Kassel etc. 1997, S. 225–248. ma, Variation III und VII). V
Sechs Variationen in G über „Mio caro Adone“ Paris aufgeführten Komödie Le Barbier de Seville kom- aus dem Finale der Oper La fiera di Venezia poniert. Der Variationen-Titel Je suis Lindor ist dem von Antonio Salieri KV 180 (173c) Textbeginn des 2. Couplets der Romanze entnommen. Das Thema stammt aus Antonio Salieris 1772 in Wien Vermutlich hat Mozart das Lied in Paris kennenge- und Mannheim aufgeführter Oper La fiera di Venezia. lernt. Er selbst scheint das Werk besonders geschätzt Da Mozart diese Aufführungen nicht gehört haben zu haben, hat er es doch für sein Konzert im Kärnt- kann, wurde ihm das Thema offenbar erst später, viel- nerthor-Theater vom 3. April 1781 auf das Programm leicht 1773 in Wien, bekannt. genommen. Vorlage: Erstdruck von Heina, Paris 1778, Vortrags- Vorlage: Erstdruck von Heina, Paris 1778. Die Rei- zeichen jedoch nach J. Schmitt, Amsterdam um 1780, henfolge der Variationen ist in den Frühdrucken un- da die Häufung der dynamischen Zeichen bei Heina terschiedlich. Die vorliegende Ausgabe folgt diesbe- sehr problematisch ist. Die späteren Drucke und Kopi- züglich dem Erstdruck, einigen Frühdrucken (Schmitt en gehen meist auf Schmitt und nicht auf Heina zurück. u. a.) und Kopien. Der Druck von André, Offenbach Die im Thema erscheinenden Vorschlagsnoten sind 1792, ist der erste, der die Menuetto-Variation ohne in den verschiedenen Quellen unterschiedlich notiert. Da capo an den Schluss des Zyklus stellt. Ihm folgen Nach französischem Brauch ist auch eine kürzere Breitkopf & Härtel und alle späteren Drucke. Dass die Ausführung der Vorschläge möglich als in der Aus- Reihenfolge des Erstdruckes die originale ist, geht aus gabe angegeben. In Takt 10 von Variation V reicht der einem Brief Constanze Mozarts vom 13. August 1799 Triller im Erstdruck nur bis zum gis’’. Eine ältere Ko- an Breitkopf & Härtel hervor, in welchem sie bedau- pie verlängert ihn über gis’’ hinaus, was musikalisch ert, dass die Breitkopf-Ausgabe nicht den Heina- oder sinnvoller ist. den Schmitt-Druck als Vorlage benutzt habe (Briefe IV, S. 266). In Variation IX fehlt in den Vorlagen eine Tem- pobezeichnung. Dem Charakter des Stückes dürfte ein Zwölf Variationen in C über ein Menuett von „Andante con moto“ entsprechen, keinesfalls aber ein Johann Christian Fischer KV 179 (189a) „Adagio“. Der im Erstdruck gegenüber späteren Quel- Das Thema stammt aus dem Finale des um 1768 ent- len in Variation XII erscheinende Zweiunddreißigstel- standenen Favourite Concerto [No. 1] für Oboe und Auftakt (statt Sechzehntel) entspricht französischem Streicher des in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun- Brauch. derts bekannten Oboen-Virtuosen Johann Christian Fischer (1733–1800). Mozart hatte Fischer schon 1766 Zwölf Variationen in C über das französische Lied in Holland und später wieder in Wien gehört. Die „Ah, vous dirai-je Maman“ KV 265 (300e) Variationen gehören zu den von Mozart meistgespiel- ten Werken. Die einfacheren Stücke daraus hat er für Das anonyme Thema war mindestens seit 1761 in Pa- Unterrichtszwecke verwendet. ris bekannt. Nach 1770 gehörte diese Melodie dort zu Vorlage: Erstdruck von Heina, Paris 1778; Nach- den beliebtesten Variations-Themen. Mozart hat sie druck mit Korrekturen von J. Schmitt, Amsterdam um offenbar in Paris gehört und wohl im Hinblick auf 1780. Auch hier gehen jedenfalls die späteren engli- seine Unterrichtstätigkeit mit Variationen versehen. schen Drucke und vermutlich auch der Artaria-Druck Mozarts Handschrift in den unten genannten auto- (1792) auf Schmitt zurück. In Variation XI, Takt 17, ist graphen Fragmenten schließt allerdings eine Ent- der Vorschlag in den verschiedenen Quellen unter- stehungszeit 1778 in Paris, wie früher und auch noch schiedlich notiert. Musikalisch sinnvoll ist wohl ein in NMA X/26 angenommen, aus. Die Variationen Sechzehntel-Vorschlag mit leichter Betonung des cis’’. dürften vielmehr erst 1781 in Mozarts erstem Wiener Jahr niedergeschrieben worden sein.4 Dem entspricht auch der Papierbefund der beiden autographen Frag- Zwölf Variationen in Es über die Romanze mente, von denen eines für Salzburg/München 1780/ „Je suis Lindor“ aus der Komödie Le Barbier de Seville von Antoine-Laurent Baudron KV 354 (299a) 4 Vgl. Wolfgang Plath, Beiträge zur Mozart-Autographie II. Schriftchronologie 1770–1780, in: Mozart-Jahrbuch 1976/77, Kassel Die Themenmelodie wurde von Antoine-Laurent Bau- etc. 1978, S. 171, wieder abgedruckt in: Wolfgang Plath, Mozart- Schriften. Ausgewählte Aufsätze, herausgegeben von Marianne dron zur Romanze „Vous l’ordonnez, je me ferai con- Danckwardt (= Schriftenreihe der Internationalen Stiftung Mozar- noitre“ aus dem ersten Akt von Beaumarchais 1775 in teum Salzburg Band 9), S. 258. VI
1781 und das andere für Wien 1781 nachgewiesen In der Wiener Kopie sind die Takte 9–12 von Va- ist.5 riation I als Da capo von Takt 1–4 notiert. Die vorlie- Vorlage: Zwei autographe Fragmente im Besitz der gende Ausgabe bringt hier die Fassung des Artaria- Deutschen Mozart-Gesellschaft Augsburg und der Druckes (1786) unter Beibehaltung der Artikulation in Mozart-Gemeinde Augsburg; es fehlen die Variatio- der linken Hand nach Takt 1-4 der Kopie Wien. nen VIII und XI, sowie die letzten fünf Takte von Va- riation XII. Leider stand für die NMA-Edition von Neun Variationen in C über die Ariette 1960 auch kein vollständiges Exemplar des Torricella- „Lison dormait“ aus dem Singspiel Julie Druckes (1785), der vermutlich nach dem Autograph von Nicolas Dezède KV 264 (315d) hergestellt worden ist, zur Verfügung, doch konnte er- satzweise eine Kopie aus Schloss Kremsier (CZ) heran- Das Thema stammt aus der Comédie mélée d’Ariettes gezogen werden, die eindeutig den Torricella-Druck Julie von Nicolas Dezède, die am 20. August 1778 in als Vorlage benutzt hat. Diese wurde für die in den Paris neu aufgeführt worden ist. Dort hat Mozart die andern beiden Quellen fehlenden Teile herangezogen. Melodie wohl gehört und bald darauf auch variiert. Die in Variation VIII und IX aus neueren Ausgaben Vorlage: Kopie in der Bibliotheca Mozartiana der gewohnte größere Anzahl von Staccati fehlen in den Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg mit älteren Quellen und finden sich erst bei Simrock eigenhändigen Eintragungen und Verbesserungen (1803). Doch ist auch dort, wo die Staccatozeichen Mozarts (vgl. Faksimile No. 3). Der nicht sehr zuver- nicht stehen, eine non-legato-Spielweise am Platz. lässige Erstdruck Artarias (1786) unterscheidet sich in mehreren Einzelheiten von der Mozarteums-Kopie, welche jedoch ihrerseits enge Verwandtschaft mit Ko- Zwölf Variationen in Es über das französische Lied pien aus Schloss Kremsier, Kloster Osek (im National- „La belle Françoise“ KV 353 (300f) museum Prag) und Stift Göttweig aufweist und kei- Wie das Thema zu KV 265 (300e) gehört auch das Lied- nesfalls auf Artaria zurückgeht. chen La belle Françoise zum Vaudeville-Repertoire des französischen 18. Jahrhunderts. Mozart hat die Melo- Acht Variationen in F über das Chorstück „Dieu die zweifellos in Paris gehört. Wie bei dem Zyklus d’amour“ aus der Oper Les Mariages Samnites von KV 265 (300e) schließt Mozarts Handschrift in den André-Ernest-Modeste Grétry KV 352 (374c) unten genannten autographen Fragmenten eine Ent- Der von Mozart variierte Marsch ist dem Chœur des stehungszeit 1778 in Paris, wie früher und auch noch jeunes filles „Dieu d’amour“ (Tempo di marcia) aus André- in NMA X/26 angenommen, aus. Die Variationen Ernest-Modeste Grétrys 1776 in Paris uraufgeführter dürften vielmehr erst 1781, entweder noch in Salzburg Oper Les Mariages samnites entnommen. Möglicher- oder bereits in Mozarts erstem Wiener Jahr, niederge- weise hat Mozart das Thema schon in Paris kennenge- schrieben worden sein (vgl. Anmerkung 4). Dem ent- lernt, die Variationen jedoch erst einige Jahre später in spricht auch der Papierbefund in beiden autographen Wien, vermutlich für die Gräfin Rumbeck, geschrieben. Fragmente, die für Salzburg/München 1780/1781 Vorlage: Kopie aus der Österreichischen National- nachgewiesen sind (NMA X/33/Abt. 2, S. 23). bibliothek Wien, die jedoch, wie weitere drei Kopien, Vorlage: Für Variation II, III, VI–VIII und XI zwei nur fünf Variationen (Variation I–IV und VI) enthält. autographe Fragmente im Besitz der Bibliothéque du Es ist anzunehmen, dass Mozart die fehlenden drei Conservatoire Paris (vgl. Faksimile No. 2) und in Lon- Variationen später (für die Drucklegung?) hinzuge- doner Privatbesitz; für das Thema sowie für Varia- fügt hat. Für diese drei Variationen wurde der Erst- tion I, IX, X und XII eine Kopie aus der Österreichi- druck von Artaria (1786) als Hauptquelle benutzt. schen Nationalbibliothek Wien (nach 1800). Wie aus den mit dem Autograph vergleichbaren Stücken her- vorgeht, überliefert diese Kopie einen dem Autograph Sechs Variationen in F nahestehenden Text. Leider fehlen auch hier die Va- über die Arie „Salve tu, Domine“ riationen IV und V, für die ersatzweise der Artaria- aus der Oper I filosofi immaginarii Erstdruck (1786) als Vorlage gedient hat. von Giovanni Paisiello KV 398 (416e) Das Thema ist dem ersten Akt von Giovanni Paisiel- 5 Vgl. NMA X/33/Abteilung 2: Wasserzeichen-Katalog von Alan los Oper I filosofi immaginarii oder Gli astrologi ent- Tyson, Kassel etc. 1992, Textband S. 23 und 27. nommen, die in Wien am 22. Mai 1781 in deutscher VII
Fassung aufgeführt worden ist. Die Variationen sind, 37 von Variation IX sowohl das Autograph wie auch wie mehrfach bei Mozart, 1783/84 aus einer Improvi- die frühesten Drucke nur die oberste Note des Akkor- sation heraus entstanden, die nachweislich im Kon- des punktieren, weist vermutlich auf Arpeggiando- zert vom 23. März 1783 in Wien stattgefunden hat Spielweise hin (vgl. hierzu auch die Notation von (Brief Mozarts an seinen Vater vom 29. März 1783, Takt 124 und 125 in Variation VIII aus KV 613). Briefe III, S. 262). Auch zu diesem Zyklus sind, wie zu den beiden vorherigen Werken, Kopien erhalten, de- ren Text auf eine Vorlage hinweist, die offenbar vor Zwölf Variationen in B über ein Allegretto KV 500 dem Erstdruck bestanden hat. Die Herkunft des gavottenhaft-tänzerischen Themas Vorlage: Kopie aus der Lannoy-Sammlung der (Kontretanz?) war nicht festzustellen. Dass Mozart Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und selbst der Verfasser sein könnte, ist eher unwahrschein- Landesmusikschule (ehemals Landeskonservatorium) lich, jedoch nicht völlig auszuschließen. Die Variatio- Graz. Für einzelne Korrekturen wurde zudem der nen waren für Franz Anton Hoffmeister, den Wiener Erstdruck von Artaria (1786) hinzugezogen. Die Ab- Verleger und Bekannten Mozarts bestimmt. weichungen von der Grazer Kopie sind jedoch stets als Vorlage: Kopie aus Stift Melk, die nach einer unbe- solche kenntlich gemacht. Im Gegensatz zu allen ande- kannten, aber vermutlich älteren, dem Autograph ren Variationswerken Mozarts sind hier die einzelnen vielleicht nahestehenden Vorlage hergestellt worden Variationen nicht durch Doppelstriche voneinander ist. Für die ersten Takte konnte zudem Mozarts eigen- getrennt. Auch fehlt in allen Kopien und Drucken vor händiges Verzeichnis als Quelle herangezogen wer- 1798 (Breitkopf & Härtel) die Nummerierung der Va- den. Dieses bringt eine Lesart des Themen-Rhythmus, riationen. die sonst aus keiner Quelle bekannt ist. Die Verkür- zung des Triller-Nachschlages (zu Zweiunddreißigs- teln) ist aber wohl mehr eine Interpretationsfrage. Zehn Variationen in G Eine weitere Quelle (Österreichische Nationalbiblio- über die Ariette „Unser dummer Pöbel meint“ thek Wien) überliefert einen sonst nirgends nachweis- aus dem Singspiel Die Pilgrime von Mekka baren Coda-Anhang, der zweifellos eine spätere, nicht von Christoph Willibald Gluck KV 455 authentische Zutat darstellt und deshalb in die vor- Mozart hat das Thema dem Singspiel La Rencontre liegende Edition nicht aufgenommen wurde. imprévue (ursprünglicher Titel: Les Pèlerins de Mecque) von Christoph Willibald Gluck entnommen, das schon 1764 und in neuer Inszenierung am 26. Juli 1780 in Neun Variationen in D Wien aufgeführt worden war. Auch diese Variationen über ein Menuett von Jean Pierre Duport KV 573 sind, wie KV 398 (416e), als Improvisation im Wiener Mit den Variationen über das Menuett aus der 6. So- Konzert vom 23. März 1783 entstanden (Brief Mozarts nate des Œuvre 4 für Violoncello und Bass von dem vom 29. März 1783 an seinen Vater, Briefe III, S. 262). am Hofe König Friedrich Wilhelms II. wirkenden Die endgültige Fassung ist in Mozarts eigenhändigem Oberintendanten und Cellisten Jean Pierre Duport Werkverzeichnis jedoch erst mit 25. August 1784 da- (1741–1818) hat Mozart anlässlich seines Potsdamer tiert. Es besteht somit die Möglichkeit, dass das unten Besuches wohl um die Gunst des misstrauischen Du- zu nennende Autograph einer früheren, unvollendeten port geworben. Fassung mit dem Wiener Konzert von 1783 in Zusam- Vorlage: Kopie aus dem Archiv der Gesellschaft der menhang steht. Ob Gluck in diesem Konzert anwe- Musikfreunde in Wien. Diese ausgezeichnete und dem send war, und ob Mozart vielleicht gar im Hinblick verlorenen Autograph vermutlich nahestehende Quel- auf Glucks Anwesenheit über dessen Thema improvi- le enthält in Variation IX den in allen andern Quellen siert hat, lässt sich nicht mit Sicherheit nachweisen. fehlenden Takt 45. Das eigenhändige Verzeichnis Mo- Vorlage: Vollständiges Autograph, seit 1957 in Bas- zarts weicht hier sowohl in der Themenfassung als ler Privatbesitz (vgl. Faksimile No. 4). Ein offenbar als auch in der Zahl der genannten Variationen von den Entwurf zu wertendes autographes Fragment (vgl. anderen Quellen ab. Die Ergänzung von der Sechs- Faksimile No. 5) ist in der vorliegenden Ausgabe als zur Neunzahl fand vermutlich im Hinblick auf die Anhang 2 (S. 150–153) abgedruckt. Ob der von Ein- Drucklegung statt, die aber, falls die Artaria- und nicht stein erwähnte Torricella-Erstdruck je existiert hat, ist die Götz-Ausgabe den Erstdruck darstellt, erst nach mehr als fraglich. Dass in den Takten 17, 21, 33 und Mozarts Tod (1792) zustande gekommen ist. VIII
fentlicht (vgl. Faksimile No. 5). – Das Fehlen des alla- Acht Variationen in F über das Lied breve-Striches in Variation I, II, IV und V beruht mögli- „Ein Weib ist das herrlichste Ding“ cherweise auf einem Irrtum Mozarts. Immerhin schei- aus dem Singspiel Der dumme Gärtner nen die in Variation IV (im Gegensatz zur endgültigen von Benedikt Schack(?) KV 613 Fassung des Werkes) stehenden Verzierungen auf ein Das Thema stammt aus dem am 26. September 1789 ursprünglich ruhigeres Tempo dieser Variation zu wei- in Wien aufgeführten zweiten Teil der musikalischen sen. Die in Takt 5/6 und 7/8 von Variation I im Auto- Posse Der dumme Gärtner (Text von Emanuel Schika- graph stehende widerspruchsvolle Artikulation wurde neder, Musik von Benedikt Schack und teilweise von in der Ausgabe beibehalten. Franz Gerl). Mozart erwähnt die Variationen nur in seinem eigenhändigen Werkverzeichnis, wo sie, zwar ohne 3. Zwei Variationen in A über Datum, jedoch zwischen zwei Werken aufgeführt „Come un’agnello“ aus der Oper Fra i due litiganti sind, die mit dem 8. März 1791 bzw. 12. April 1791 von Giuseppe Sarti KV 460 (454a) datiert sind (KV 612 und 614). Mozart hat das Thema dem I. Akt von Giuseppe Sartis Vorlage: Erstdruck von Artaria, Wien 1791. Die ver- Oper Fra i due litiganti il terzo gode entnommen, die schiedenen Drucke und Kopien weichen wenig von- (nach ihrer Mailänder Uraufführung im Jahre 1782) am einander ab. Auch in diesem Fall konnte für die ers- 28. Mai 1783 zum erstenmal in Wien auf dem Spiel- ten Takte Mozarts eigenhändiges Verzeichnis benutzt plan stand Am 10. Mai des folgenden Jahres wurde werden. Es wurde absichtlich unterlassen, die den das Werk in Wien in deutscher Sprache aufgeführt. einzelnen Variationen vorangehenden Ritornelle in Kurz darauf, in seinem Brief vom 9./12. Juni 1784 an Text, Phrasierung und Artikulation einander völlig den Vater, erzählt Mozart, er hätte anlässlich eines anzugleichen. Das Variationsprinzip darf auch in sol- Besuches bei Sarti „Variazionen auf eine seinige Aria chen Fällen in einer gewissen Varietät zum Ausdruck gemacht, woran er sehr viele freude gehabt hat“ kommen. (Briefe III, S. 318). Mit größter Wahrscheinlichkeit han- delt es sich bei dem vorliegenden autographen Blatt um einen Entwurf oder um eine nachträgliche Teilauf- ANHANG zeichnung dieser Improvisation. Vorlage: Autograph in Schweizer Privatbesitz. The- 1. Thema in C zu Variationen ma und Variationen sind hier völlig anders geformt für Orgel oder Klavier KV Anh. 38 (383c) als bei dem bisher unter KV 460 (454a) bekannten Zy- Vorlage: Autograph in der Bibliotheca Mozartiana der klus. Vgl. hierzu das weiter oben (S. V) Gesagte und Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg. Das Faksimile No. 6. von Mozart neben das –übrigens nur schwer lesbare – Thema gesetzte Man. heißt wahrscheinlich „Manua- liter“ und würde trotz des klavieristischen Charakters BEMERKUNGEN ZUR EDITION des Themas vermutlich auf Orgelvariationen deuten UND ZUR AUFFÜHRUNGSPRAXIS (vgl. Faksimile des Autographs, S. 149). Berichtigungen und Ergänzungen des Herausgebers sind im Notentext typographisch gekennzeichnet, 2. Fünf Variationen in G über und zwar: Buchstaben (Worte, dynamische Zeichen, „Unser dummer Pöbel meint“ tr-Zeichen) und Ziffern durch kursive Typen; Haupt- von Christoph Willibald Gluck KV 455, noten, Akzidenzien vor Hauptnoten, Striche, Punkte, frühere, unvollendete Fassung Fermaten, Ornamente und kleinere Pausenwerte (Hal- Vorlage: Autograph Biblioteka Jagielloñska Kraków be, Viertel etc.) durch Kleinstich; Bogen durch Stri- (früher Preußische Staatsbibliothek Berlin). Da Mo- chelung; Vorschlags- und Ziernoten, Schlüssel sowie zarts Autograph für die Edition in NMA IX/26 von Akzidenzien vor Vorschlags- und Ziernoten durch 1960 nicht zur Verfügung stand, wurde der Text nach eckige Klammern. Ziffern zur Zusammenfassung von der Photokopie des Photogrammarchivs für musikali- Triolen, Sextolen etc. sind stets kursiv gestochen, die sche Meisterhandschriften bei der Österreichischen ergänzten in kleinerer Type. In der Vorlage irrtümlich Nationalbibliothek Wien seiner Zeit erstmals veröf- oder aus Schreibbequemlichkeit ausgelassene Ganz- IX
taktpausen werden stillschweigend ergänzt. Mozart Sekundärquellen verzichtet worden. Angleichungen notiert einzeln stehende 16tel, 32stel etc. stets durch- wurden im allgemeinen nur dann vorgenommen, / / strichen (das heißt /, statt , ); bei Vorschlägen wenn sowohl Parallelstellen wie auch zumindest eine ist somit eine Unterscheidung hinsichtlich kurzer der Sekundärquellen Anhaltspunkte dazu gaben. Je- oder langer Ausführung nicht möglich. Die vorliegen- doch ist selbstverständlich die autographe Bogenset- de Ausgabe verwendet in all diesen Fällen grundsätz- zung stets übernommen. Ungenau gesetzte Bindebo- lich die moderne Umschrift , etc.; soll ein gen (d. h. etwas zu kurze oder etwas zu lange) sind derart wiedergegebener Vorschlag als „kurz“ gelten, sinngemäß berichtigt. Triolen-Dreier mit oder ohne wird dies durch den Zusatz „[/]“ über dem betref- Bogen sind vorlagengetreu wiedergegeben. fenden Vorschlag angedeutet. Fehlende Bogen von Im Gegensatz zu den übrigen in der NMA erschie- Vorschlagsnote bzw. -notengruppen zur Hauptnote nenen Klavierwerken wird auf eine Unterscheidung sowie zu Nachschlagsnoten, ebenso Artikulationszei- von Staccato-Strich und -Punkt mit einer unten zu chen bei Ziernoten werden grundsätzlich ohne Kenn- nennenden Ausnahme verzichtet. Aus den autogra- zeichnung ergänzt. phen Quellen der Variationen geht hervor, dass Mo- Für jedes Werk wurde so weit als möglich eine zart hier vermutlich keine grundsätzliche Unterschei- Quelle als Hauptquelle und damit auch als Vorlage dung in der Bedeutung von Strich und Punkt gemacht bestimmt. Die nach Sekundärquellen vorgenomme- hat. So ist z. B. im Autograph von KV 353 (300f), Varia- nen Änderungen sind nahezu ausnahmslos im Druck tion VI, ein und dasselbe Motiv in Takt 6 mit Strichen, als solche kenntlich gemacht. Mit den gleichen ty- in Takt 7 dagegen mit Punkten bezeichnet. Dass Ab- pographischen Mitteln sind auch die vom Bearbeiter schriften und Frühdrucke in dieser Beziehung eben- eingesetzten Ergänzungen wiedergegeben, die sich falls sehr frei verfahren, braucht nicht besonders er- aus dem Vergleich mit Parallelstellen ergaben. Doch wähnt zu werden. Es gibt in der vorliegenden Aus- wurde von weitgehenden Angleichungen Abstand ge- gabe diesbezüglich eine einzige Ausnahme: Der Strich nommen, um auch in dieser Beziehung dem variativ- wird nur dort verwendet, wo er auf eine lange Note improvisatorischen Prinzip einen gewissen Spielraum als Betonungszeichen gesetzt ist. In Bezug auf die Ar- zu lassen. Sind wesentlich verschiedene Lesarten tikulation ist hier überdies darauf hinzuweisen, dass einer Stelle möglich, so ist die Variante in der Regel das Fehlen von Bindebogen im Autograph sehr oft in einer Fußnote mitgeteilt. In einigen Fällen, in denen zugleich ein non legato bedeutet. Dies geht deutlich eine Variante in zusätzlichen Noten besteht, wurde sie aus all den Stellen hervor, bei denen Mozart Tonrepe- in Kleinstich als Ossia: in den Text selbst eingefügt. titionen ohne Punkte und ohne Bogen notiert. Die der Vorlage entsprechende stimmige Notierung Bei „mathematisch“ ungenauer Bezeichnung von ist, wenn möglich, beibehalten. Stillschweigend nor- innerhalb des Taktmetrums frei zu spielenden Klein- malisiert, d. h. mit einer einzigen Kauda versehen, werten (besonders in den Adagio-Variationen) wurde wurden Mehrklänge dort, wo homophone Setzweise die ungefähre Einteilung durch Hinzufügung einer die vorherrscht; insbesondere gilt dies bei kurzfristigem Anzahl der Noten bezeichnenden Ziffer (kleinkursiv) Wechsel der Stimmigkeit, bei Begleitakkorden und bei geklärt. Dort, wo vermutlich kurze, die Hauptnote parallelen Oktaven, Terzen und Sexten, sofern an sol- betonende Vorschläge gemeint sind, ist die Deutung chen Stellen nicht vielleicht doch von Mozart eine des Herausgebers, jeweils aber nur beim ersten Auf- strenge Stimmigkeit gedacht ist. treten einer solchen Stelle, in eckige Klammern über Die Systemverteilung ist im Prinzip vorlagengetreu die betreffende Note gesetzt. Ebenso steht die Deu- beibehalten. Ausnahmen sind jedoch dort gemacht, tung anderer Verzierungen in eckigen Klammern über wo in der Vorlage, um Hilfslinien oder Schlüssel- der betreffenden Stelle. Das in den Vorlagen stehende wechsel zu vermeiden, nur einzelne Noten vorüber- und in der Ausgabe beibehaltene Zeichen „tr“ bedeu- gehend ins andere System geschrieben sind. Dasselbe tet bei kurzen und betonten Noten den Praller. In den Prinzip gilt für die Behalsung. Die Balkensetzung Quellen durch Schrägstrich bezeichnete Arpeggien wurde insbesondere dort vorlagengetreu beibehalten, sind mit der heute üblichen Schlangenlinie wiederge- wo ihr artikulatorische Bedeutung zukommen kann. geben. Abbreviaturen sind durchwegs aufgelöst. Im Ein besonderes Problem stellt die Bogensetzung Hinblick auf den vielfach improvisatorischen Charak- dar. Gerade hier weichen die Quellen oft ganz we- ter der Klaviervariationen wurde auf die Ergänzung sentlich voneinander ab. Aus diesem Grunde ist auf dynamischer Zeichen und zusätzlicher Tempoangaben zu weitgehende Angleichungen und Übernahmen aus verzichtet, es sei denn, diese finden sich ausnahms- X
weise in zuverlässigen zeitgenössischen Sekundär- KV 455, wo das als Vorlage dienende Stück von Gluck quellen oder seien offensichtlich vom Kopisten oder mit „Andante“, von Mozart dagegen mit „Allegretto“ Stecher vergessen worden; in diesem Fall erfolgte Er- überschrieben ist. Diese Divergenz lässt sich vermut- gänzung in kursiver Type. Ferner wurde dort, wo Mo- lich dadurch erklären, dass Mozart solche Themen zart, bzw. die zur Verfügung stehende Primärquelle, nach dem Gehör und nicht nach einer schriftlichen kein Tempo vorschreibt, die aus Mozarts fremder Vorlage notiert haben dürfte. Überflüssig schienen Themenvorlage stammende Angabe (ebenfalls kursiv) Mozart Tempobezeichnungen dort, wo es sich um aus- dem Thema beigefügt. Solches ist jedoch selten, da die gesprochene Modelieder (KV 265/300e, 353/300f) oder von Mozart mehrfach benutzten Lieder aus dem Re- um Menuette (KV 179/189a, 573) handelte, die auch in pertoire der Opéra-comique nur ausnahmsweise Tem- der schriftlich überlieferten Vorlage keine Tempoan- pobezeichnungen enthalten. Überdies bilden auch die- gaben aufweisen. se Angaben kein unfehlbares Kriterium für das Tempo Kurt von Fischer (1960) von Mozarts Thema und Variationen. Dies zeigt (Revision 2000 von Dietrich Berke) XI
PREFACE The present urtext edition follows the volume of mutable form – a fact that must always be taken into Mozart’s piano variations published in series IX, cat- account in their publication and even in their per- egory 26 of the Neue Mozart-Ausgabe (“NMA”, 1961). formance. Other problems emerge from the nature of The musical text has been revised to incorporate the the sources. Of the fourteen sets of variations that errata and addenda listed in the critical report to NMA have survived intact, only one has come down to us IX/26 (pp. 165–6); the preface has been abridged, re- in a complete autograph manuscript (K. 455), while a vised and updated to reflect the current state of schol- second, K. 265 (300e), exists in Mozart’s hand apart arship. from two of its variations and five bars of another. In a third set, K. 353 (300f), only six of the twelve varia- Mozart cultivated the genre of variations for piano tions are known to survive in Mozart’s hand. To these throughout his entire career. His first surviving set we must add the autograph fragments published in dates from 1766, the last one from 1791, the year of his the appendix of our volume. Other autograph sources death. Unlike most of his other works, the piano vari- include Mozart’s entries in a copyist’s manuscript of ations retain a certain improvisatory quality. This was K. 264 (315d) and the incipits of K. 455, K. 500, K. 573 mainly due to the fact that, from the latter half of the and K. 613 jotted down in his autograph thematic cat- eighteenth century, the variation genre was one of the alogue.2 Beyond these, we are entirely beholden to the most popular vehicles for improvisation. Mozart is frequently substandard first editions and early prints known, for example, to have more or less improvised and to contemporary copyists’ manuscripts. his “Gluck” Variations, K. 455, as an encore during a Given the improvisatory character of the variations concert he gave on 23 March 1783 (see his letter of and the unpropitious state of the source material, the 29 March 1783 to his father).1 Today, however, we have term “urtext” will seem questionable for most of the no way of knowing to what extent he prepared him- works in our volume. As the material to be examined self beforehand for his extempore performances. The is generally vague and imprecise, not even the keen- improvised quality of Mozart’s variations is also ap- est scalpel of text criticism will always be of use. The parent in the fact that several sets must have existed in editor considers it his duty to emphasize this discrep- conflicting versions (see the comments below regard- ancy, not in order to undermine the reader’s confi- ing K. 353/374c, K. 455 and K. 573). Referring to his dence, but to distinguish clearly between knowledge “Fischer” Variations, K. 179 (189a), Mozart wrote on and conjecture. 29 November 1777 that he had “written down” (i. e. Nor is there any dearth of source material. Mozart’s collated) the six easiest ones for the electoral court in variations were among his most popular and fre- Mannheim (Briefe II, p. 154). Yet Mozart’s surviving quently published works altogether at the turn of the sets only represent a fraction of the variations he must eighteenth century. The following figures may convey have improvised. For example, he is known to have an impression of their popularity. The present editor improvised variations during his famous contest with was able to identify some 150 prints and roughly Muzio Clementi on 24 December 1781 (see his letter of 75 copyists’ manuscripts, most of which originated 16 January 1782 to his father in Briefe III, p. 193). He between 1780 and 1810. K. 455, to choose but one ex- was also fond, as already mentioned, of improvising ample, has come down to us not only in Mozart’s variations on a theme as an encore at his recitals. Some autograph but in eleven handwritten copies and more of these improvisations were later fleshed out and than twenty early prints, to which we much also add published; others have probably vanished forever. the multitude of reprints of earlier editions up to All these facts suggest that not every set of Mo- roughly 1840. In many cases the isolated sets were zart’s piano variations reached a definitive and im- combined to form entire collections of piano varia- tions. 1 References to Mozart’s letters are taken from Mozart: Briefe und Aufzeichnungen, Gesamtausgabe, edited and annotated in four vol- 2 Published in facsimile with an introduction and transcription umes by Wilhelm A. Bauer and Otto Erich Deutsch for the Inter- by Albi Rosenthal and Alan Tyson in Mozart: Eigenhändiges Werk- national Mozarteum Foundation in Salzburg (Kassel, 1962–3), verzeichnis (British Library, Stefan Zweig MS 63), NMA X/33/1 hereinafter Briefe I–IV. See Briefe III, p. 262. (Kassel, 1991). XII
Today fourteen complete and several fragmentary NOTES ON THE PIECES sets of piano variations may be safely attributed to Mozart. This does not include those occurring in the Eight Variations in G major on the Song sonatas, although they too have occasionally been ex- Laat ons Juichen Batavieren! tracted from their context and published separately. by Christian Ernst Graaf, K. 24 (Anh. 208) Moreover, clever publishers have also issued piano Christian Ernst Graaf, whom Mozart met in The arrangements of many sets of variations from Mo- Hague toward the end of September 1765, composed zart’s corpus of chamber music. Nor is it surprising, this song for the accession of William V as hereditary given the great popularity of Mozart’s variations, to stadtholder of the Netherlands. Mozart wrote his find spurious works among them. variations for the same occasion. An advertisement One special instance is the “Sarti” Variations, K. 460 for the first edition appeared in the Haager Courant of (454a). Two sets of “Sarti” Variations exist under Mo- 7 March 1766. zart’s name. The first has survived in his own hand, Source: First edition (Amsterdam: J. J. Hummel, albeit incomplete, and has been reproduced accord- 1766). The theme is reproduced in Facsimile no. 1. The ingly in Appendix 3 of our edition (pp. 154–6). The absence of the repeat sign in Variation 6 was probably second set, though complete, has only come down to inadvertent, but its omission in variation 7 may have us in a posthumous print of 1803 and several copy- been intentional due to the slow tempo. ists’ manuscripts. The unsatisfactory nature of the sources, as well as certain stylistic considerations, have cast doubt on the authorship of this set, and it Seven Variations in D major was duly consigned to category 29, “Works of Doubt- on the Dutch Song Willem van Nassau, K. 25 ful Authenticity,” in the NMA (II, pp. 220–24). Re- Writing to Lorenz Hagenauer in Salzburg on 16 May cently Richard Armbruster, with some justification, 1766, Leopold Mozart mentions that the song Willem has named as its putative author a certain Joseph van Nassau on which Wolfgang based his variations Sardi, an otherwise utterly obscure composer and ar- was being “sung, blown and whistled by everyone in ranger of whose life nothing is known except that he Holland” (Briefe I, p. 219). As with K. 24, an advertise- was active in Vienna in the 1780s.3 ment of the first edition appeared in the Haager Courant Equally deserving of explanation is the fact that our of 7 March 1766. Mozart also used the Nassau theme in urtext edition excludes the “Theme in F Major with the final section of his Galimathias musicum, K. 32. Five Variations,” K. Anh. 138a (547a, movt. 3), that Source: First edition (The Hague: B. Hummel, 1766). appears in Appendix 4 of NMA IX/26 (pp. 157–60). This print indiscriminately uses the sign for and When this NMA volume was being prepared for pub- . Our edition employs square brackets to indicate lication in 1960, it was assumed that the autograph those passages where stands for in the source piano part, extracted from movement 3 of the F-major (see theme and variations 3 and 7). Violin Sonata (K. 547), constituted proof that Mozart himself arranged the movement for piano as an inde- pendent set of variations. Since then it has been Six Variations in G major on “Mio caro Adone” shown that the changes in the autograph necessary to from the Finale of Antonio Salieri’s Opera support such a conclusion were made by someone La fiera di Venezia, K. 180 (173c) other than Mozart. This undercuts the crucial argu- The theme is taken from Antonio Salieri’s opera La ment for the authenticity of an independent piano fiera di Venezia, performed in Vienna and Mannheim version of these variations. A detailed account of this in 1772. As Mozart cannot have heard these perform- issue can be found in Eduard Reeser’s preface to vol- ances he evidently became acquainted with the theme ume 2 of NMA VII/23, Sonatas and Variations for Piano at a later date, perhaps in 1773 in Vienna. and Violin (pp. XV–XVI). Source: First edition (Paris: Heina, 1778). The super- abundance of dynamic signs in the Heina print is highly problematical, however, and we have conse- quently adopted the expression marks from a later 3 Richard Armbruster: “Joseph Sardi – Autor der Klaviervaria- print (Amsterdam: J. Schmitt, c. 1780). Most of the tionen KV 460 (454a). Zum Schaffen eines unbekannt gebliebenen Komponisten in Wien zur Zeit Mozarts”, Mozart-Jahrbuch 1997 subsequent prints and copies were based on Schmitt (Kassel, 1997), pp. 225–48. rather than Heina. XIII
The way the appoggiaturas in the theme are precedent followed by Breitkopf & Härtel and all sub- notated differs from source to source. According to sequent prints. That the order presented in the first French usage, their execution may be shorter than edition is the one Mozart intended is proved by Con- indicated in our volume. The trill in m. 10 of varia- stanze Mozart’s letter of 13 August 1799 to Breitkopf tion 5 ends on the g’’ in the first edition, whereas it & Härtel, in which she expresses her regret that the is extended beyond the g’’ in an earlier copyist’s Breitkopf print did not take Heina or Schmitt as its manuscript – clearly the more intelligible reading. model (Briefe IV, p. 266). There is no tempo indication in the sources for variation 9. An andante con moto would suit the character of the piece, but certainly not Twelve Variations in C major on a Minuet an adagio. In keeping with French usage, the first edi- by Johann Christian Fischer, K. 179 (189a) tion has a thirty-second note upbeat in variation 12 The theme is taken from the final movement of the as opposed to the sixteenth note found in later Favourite Concerto [no. 1] for oboe and strings, a work sources. written in 1768 by Johann Christian Fischer (1733– 1800), an oboe virtuoso well known in the latter half of the eighteenth century. Mozart had already met Twelve Variations in C major on the French Song Fischer in Holland in 1766 and would later hear him Ah, vous dirai-je Maman, K. 265 (300e) again in Vienna. This set of variations is among the The anonymous theme was known in Paris at least works most frequently played by Mozart himself. He from 1761 and became one of the most popular sub- also used its easier numbers as teaching material. jects for variations from 1770. Mozart evidently heard Source: First edition (Paris: Heina, 1778); reprint it in Paris and wrote a set of variations on it with an with corrections (Amsterdam: J. Schmitt, c. 1780). eye to his teaching activities. However, his handwrit- Once again the later English prints, and perhaps the ing in the autograph fragments mentioned below pre- Artaria print as well (1792), derive from Schmitt. The cludes the possibility that the work originated in Paris notation of the appoggiatura in m. 17 of variation 11 in 1778, as was generally assumed by earlier scholars differs from source to source. Musically, the most and even by NMA X/26. Rather, it is most likely to intelligible rendition is probably a sixteenth-note ap- have been written down in 1781 during Mozart’s first poggiatura with a slight emphasis on the c’’. year in Vienna.4 This conclusion is supported by a paper analysis of the two autograph fragments, of which one is known to have been written in Salzburg Twelve Variations in E-flat major and Munich in 1781–2 and the other in Vienna in on the Romance “Je suis Lindor” 1781.5 from Antoine-Laurent Baudron’s Incidental Music Source: Two autograph fragments owned by the for Le Barbier de Séville, K. 354 (299a) German Mozart Society in Augsburg and the Augs- The melody of the theme was composed by Antoine- burg Mozart Association. These fragments lack varia- Laurent Baudron for the romance “Vous l’ordennez, tions 8 and 11 as well as the final five bars of varia- je me ferai connoitre” from Act 1 of Beaumarchais’ tion 12. Unfortunately, the 1960 NMA edition was comedy Le Barbier de Séville, first performed in Paris unable to draw on a complete copy of the Torricella in 1775. The title of the set, “Je suis Lindor”, is taken print (1785), which was presumably based on Mo- from the incipit of the second couplet. Mozart prob- zart’s autograph. As a substitute, it made use of a ably became acquainted with this song in Paris. He copyist’s manuscript clearly based on Torricella and seems to have held the work in high esteem, for he located in Kromìøí• Castle in the Czech Republic. We included it on the program of his concert at the Kärnt- have consulted this manuscript for those sections nerthor Theater on 3 April 1781. missing in the other two sources. Source: First edition (Paris: Heina, 1778). The order of the variations differs in the early prints. We have chosen to follow the order given in the first edition 4 See Wolfgang Plath: “Beiträge zur Mozart-Autographie II. Schriftchronologie 1770–1780”, Mozart-Jahrbuch 1976–7 (Kassel, and in several early prints (including Schmitt) and 1978), p. 171, reprinted in Wolfgang Plath: Mozart-Schriften: Ausge- manuscript copies. The edition published by André wählte Aufsätze, ed. by Marianne Danckwardt, Schriftenreihe der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg, IX, p. 258. in Offenbach (1792) is the first to place the menuetto 5 See pp. 23 and 27 in the volume of commentary to Alan Ty- variation at the end of the set (without da capo), a son’s catalogue of watermarks, NMA X/33/2 (Kassel, 1992). XIV
The many extra staccato marks added to varia- unreliable first edition (1786) departs in several par- tions 8 and 9 in modern editions are not to be found ticulars from the Mozarteum MS. This MS is in turn in the earlier sources and first occur in the Simrock closely related to manuscript copies preserved in Kro- print of 1803. But even where there are no staccato mìøíz¡ Castle, Osek Monastery (in the Prague National marks a non-legato attack is called for. Museum) and Göttweig Monastery and by no means derives from Artaria. Twelve Variations in E-flat major on the French Song La belle Françoise, K. 353 (300f) Eight Variations in F major Like the theme of K. 265 (300e), the song La belle Fran- on the Chorus “Dieu d’amour” çoise belongs to the French eighteenth-century vaude- from André-Ernest-Modeste Grétry’s Opera ville repertoire. Mozart surely heard the tune in Paris. Les Mariages Samnites, K. 352 (374c) As with K. 265 (300e), the handwriting in the auto- The march Mozart chose for this set of variations is graph fragments mentioned below precludes the pos- the Chœur des jeunes filles, “Dieu d’amour” (Tempo di sibility that he wrote these variations in Paris in marcia), from André-Ernest-Modeste Grétry’s opera 1778, as was assumed by earlier scholars and even by Les Mariages Samnites, first performed in Paris in 1776. NMA X/26. They were probably not committed to Although he may have heard the tune during his stay paper until 1781, whether in Salzburg or during his in Paris, the variations were only written a few years first year in Vienna (see note 4). This date is also sup- later in Vienna, presumably for Countess Rumbeck. ported by a paper analysis of the two autograph frag- Source: Copyist’s manuscript from the Austrian Na- ments, which are known to have originated in Salz- tional Library, Vienna. This manuscript, as well as three burg and Munich in 1780–81 (NMA X/33/2, p. 23). others, only contains five of the variations (nos. 1–4 Source of variations 2, 3, 6–8 and 11: two autograph and 6). It is safe to assume that Mozart added the miss- fragments owned respectively by the Bibliothèque du ing three variations at a later date, perhaps for the Conservatoire, Paris (see Facsimile no. 2) and by a pri- work’s publication. We have drawn on Artaria’s first vate collector in London. Source of theme and varia- edition of 1786 as our principal source for these three tions 1, 9, 10 and 12: a post-1800 copyist’s manuscript variations. preserved in the Austrian National Library, Vienna. A comparison of parts they have in common reveals that the text of the Vienna MS is very close to that of Six Variations in F major on the Aria the autograph. Unfortunately it, too, lacks variations 4 “Salve tu, Domine” from Giovanni Paisiello’s Opera and 5, for which we have based our text on Artaria’s I filosofi immaginarii, K. 398 (416e) first edition of 1786 as a substitute. The theme is taken from Act 1 of Giovanni Paisiello’s The Vienna MS notates mm. 9 to 12 of variation 1 opera I filosofi immaginarii (or Gli astrologi immaginarii), as a da capo of mm. 1 to 4. Our edition presents the a German version of which was premièred in Vienna reading found in Artaria (1786) while retaining the on 22 May 1781. As so often happens with Mozart, left-hand articulation of mm. 1 to 4 from the Vienna the variations, though written out in 1783–4, arose MS. from an improvisation known to have taken place at a concert held in Vienna on 23 March 1783 (see Mo- zart’s letter of 29 March 1783 to his father in Briefe III, Nine Variations in C major on the Arietta p. 262). Like the two preceding works, this set too has “Lison dormait” from Nicolas Dezède’s come down to us in several copyists’ manuscripts ap- Comic Opera Julie, K. 264 (315d) parently based on a model antedating the first edi- The theme is taken from Nicolas Dezède’s Julie, a co- tion. médie mélée d’ariettes premièred in Paris on 20 August Source: Copyist’s manuscript from the Lannoy Col- 1778. Mozart probably heard the tune at that time and lection of the “Hochschule für Musik und Darstel- wrote his variations on it shortly thereafter. lende Kunst und Landesmusikschule” (formerly State Source: Copyist’s manuscript in the Bibliotheca Mo- Conservatory) in Graz. We have also consulted the zartiana of the International Mozarteum Foundation, first edition, published by Artaria in 1786, to correct Salzburg, with corrections and addenda in Mozart’s several details. All departures from the Graz MS are, own hand (see Facsimile no. 3). Artaria’s somewhat however, expressly identified as such. Unlike Mo- XV
zart’s other sets, these variations are not separated by may have been closely related Mozart’s autograph. We double bar lines. Moreover, all the manuscripts and were also able to consult Mozart’s thematic catalogue prints antedating Breitkopf & Härtel (1798) leave the for the opening bars, as it presents the theme in a variations unnumbered. rhythm found in no other source. The foreshortening of the termination of the trill (to thirty-second notes) is, however, probably more a matter of interpretation. Ten Variations in G major Another source, located in the Austrian National Li- on the Arietta “Unser dummer Pöbel meint” brary in Vienna, preserves an otherwise unique addi- from Christoph Willibald Gluck’s singspiel tion to the coda. This is doubtless a spurious later ac- Die Pilgrime von Mekka, K. 455 cretion, and we have accordingly chosen to ignore it. Mozart took his theme from Christoph Willibald Gluck’s singspiel Die Pilgrime von Mekka (originally entitled Les Pèlerins de Mecque), a work performed as Nine Variations in D major early as 1764 and revived in Vienna on 26 July 1780. on a Minuet by Jean Pierre Duport, K. 573 Like K. 398 (416e), this set of variations also originated The minuet is taken from the sixth sonata of Œuvre 4 as an improvisation at Mozart’s Vienna concert of for violoncello and bass by Jean Pierre Duport (1741– 23 March 1783 (see his letter of 29 March 1783 to his 1818), a cellist and administrator at the court of King father in Briefe III, p. 262). However, it was not until Frederick William II of Prussia. Mozart wrote the vari- 25 August 1784 that he registered the final version in ations on the occasion of his visit to Potsdam, prob- his thematic catalogue. It is thus entirely possible that ably to win the favor of the mistrustful Duport. the autograph manuscript of an incomplete earlier Source: Copyist’s manuscript from the archive of version (see below) is related to the Vienna concert of the Gesellschaft der Musikfreunde, Vienna. This ex- 1783. Whether Gluck attended this concert, and Mo- cellent source was probably based on the lost auto- zart improvised on the theme to honor the great graph and contains, in variation 9, a bar missing in man’s presence, cannot be established with any de- all other sources (m. 45). Mozart’s thematic catalogue gree of certainty. departs from the other sources both in its handling of Source: Complete autograph manuscript, located in the theme and in the specified number of variations. a private collection in Basle since 1957 (see Facsimile The number six was probably changed to a nine in no. 4). Another fragmentary autograph (Facsimile connection with the work’s publication, which, how- no. 5), apparently intended as a draft, is reproduced in ever, assuming that Artaria and not Götz represents Appendix 2 of our volume (pp. 150–53). Einstein men- the first edition, did not take place until after Mo- tions a first edition published by Torricella, but it is zart’s death (1792). more than doubtful whether this print ever existed. In variation 9, only the top note of the chord in mm. 17, 21, 33 and 37 is dotted in the autograph and the earli- Eight Variations in F major est prints. Presumably this is an indication that the on the Song “Ein Weib ist das herrlichste Ding” chords are to be played arpeggiando (compare the nota- from the Singspiel Der dumme Gärtner tion in mm. 124 and 125 of variation 8 of K. 613). (?by Benedikt Schack), K. 613 The theme is taken from Part 2 of Der dumme Gärtner, a musical farce performed Vienna on 26 September Twelve Variations in B-flat major 1789, with a libretto by Emanuel Schikaneder and on an Allegretto, K. 500 music by Benedikt Schack and, in part, Franz Gerl. The source of the dance-like theme (a gavotte or per- Mozart only mentions the variations by title in his haps as contredance) has never been identified. It is thematic catalogue, where, though undated, they are unlikely, but not inconceivable, that Mozart wrote it listed between two works dated 8 March 1791 (K. 612) himself. The variations were intended for one of and 12 April 1791 (K. 614). Mozart’s acquaintances, the Viennese publisher Franz Source: First edition (Vienna: Artaria, 1791). The Anton Hoffmeister. various prints and manuscript copies hardly differ Source: Copyist’s manuscript from Melk Monastery. from one another. In this case, too, we have drawn on This manuscript was probably prepared from an un- Mozart’s thematic catalogue for the opening bars. We known model that was probably of an earlier date and have deliberately refrained from completely standard- XVI
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