Mozart KLAVIERKONZERTE - Paul Badura-Skoda
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Mozart KLAVIERKONZERTE NR. 9 KV 271 · 18 KV 456 · 19 KV 459 · 26 KV 537 PIANO CONCERTOS Nos. 9 K 271 · 18 K 456 · 19 K 459 · 26 K 537 Paul Badur a-Skoda Prager Kammerorchester Prague Chamber Orchestra
2 3 MOZART KLAVIERKONZERTE NR. 9 KV 271 · 18 KV 456 · 19 KV 459 · 26 KV 537 Piano Concertos Nos. 9 K 271 · 18 K 456 · 19 K 459 · 26 K 537 DVD 1 Klavierkonzert Nr. 9 Es-Dur, KV 271 Piano Concerto No. 9 in E flat major, K 271 Klavierkonzert Nr. 18 B-Dur, KV 456 „Paradis-Konzert“ Piano Concerto No. 18 in B flat major, K 456 DVD 2 Paul Badura-Skoda, Klavier und Leitung / piano and conductor Klavierkonzert Nr. 19 F-Dur, KV 459 Piano Concerto No. 19 in F major, K 459 Prager Kammerorchester / Prague Chamber Orchestra Konzertmeister / concertmaster: Klavierkonzert Nr. 26 D-Dur, KV 537 Antonin Hradil „Krönungskonzert“ Piano Concerto No. 26 in D major, K 537 Aufgenommen / Recorded: “Coronation” „Carinthischer Sommer 2006“, Kongresszentrum Villach Dr. Thomas Daniel Schlee, Intendant DVD 1: 14. August 2006 • DVD 2: 16. August 2006
4 5 WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756-1791) Klavierkonzert in Es-Dur, In keinem anderen Konzert ist die Inte- KV 271 gration von Klavier und Orchester, zwi- schen Solo und Tutti, in so vollkomme- komponiert in Salzburg, Januar 1777 für nem Maße wie hier vollzogen worden. Mademoiselle Louise Victoire Jenamy Das Grundproblem der Konzertform, (irrtümlich „Jeunehomme-Konzert“ nämlich der Gegensätze zwischen Kon- genannt.) frontation und Kollaboration, ist hier auf geniale Weise gelöst: das Soloklavier 1. Allegro ist bald Protagonist, bald gleichberech- 2. Andantino tigter Teil des Orchesters, „Primus in- 3. Presto – Menuetto cantabile – Presto ter pares”. Es gibt kaum ein Motiv des Orchesters, das nicht auch vom Klavier Kadenzen von Mozart übernommen wird, und vice versa. Gleich am Beginn des Konzertes ge- Dieses Konzert ist so reich an Facetten, schieht etwas Einzigartiges: das Klavier dass es beinahe unmöglich ist, es mit setzt nicht, wie sonst üblich, erst nach Paul Badura-Skoda Worten zu beschreiben. „Music, too elo- quent for words” (Mendelssohn). Dabei einer längeren Orchestereinleitung ein, sondern antwortet nach eineinhalb ist einer der größten Pianisten unserer Zeit, ein legendärer Künstler, der in den Kon- liegt der musikalische Gehalt dieses ge- Takten dem energischen Rufmotiv des zertsälen der ganzen Welt zu hören ist. In seiner musikalischen Persönlichkeit ist nialen Werkes anscheinend klar zutage: Orchesters sofort mit einer kecken Ge- eine seltene Synthese zwischen einer totalen Hingabe an die Musik und einer lei- der erste Satz ist ein vollendetes, hei- genrede. Erst danach folgt das übliche denschaftlichen Suche nach dem echten Sinn zu finden, gepaart mit einem hohen teres Spiel zwischen gleichberechtig- Einleitungstutti, an dessen Schluss das Verantwortungsgefühl den Komponisten gegenüber. ten Partnern, der zweite eine tragische Klavier gleichsam „zu früh” mit einem Paul Badura-Skoda ist Wiener, seine enge Beziehung zu Haydn, Mozart, Beethoven Szene, bei der das Klavier die Rolle eines Triller einsetzt, der zu einer Wiederho- und Schubert ist weltbekannt. Jedoch sein Repertoire erstreckt sich viel weiter von dramatischen Soprans übernimmt und lung des anfänglichen Dialogs führt, Bach bis Frank Martin und Gottfried von Einem, und enthält auch die Werke von am Schluss gleichsam „stirbt”, der drit- auf den dann eine „normale” Klavier- Schumann, Chopin, Brahms, Debussy oder Ravel. Aber er kommt immer wieder auf te ist eine Wiederkehr zu sprühendem exposition folgt. Strukturell betrachtet Mozart zurück, dessen Sprache, Ausdruck reiner Liebe, ein wesentlicher Teil sei- Leben und wird in der Mitte von einem könnte man die erwähnte kecke Replik ner eigenen Sprache geworden ist. Seine Kadenzen und Ergänzungen unvollendeter „himmlischen” Menuett unterbrochen, am Beginn nicht als Klaviersolo, sondern Werke zeugen davon. das eher einem Tanz von Engeln als eher als Teil des Einleitungsritornells an- von irdischen Menschen gleicht. Aber sehen, so als wäre das Klavier hier ein welcher Reichtum, welche Vielfalt im Orchesterinstrument. Wie immer man Einzelnen! es auch ansieht, nach diesem Anfangs-
6 7 dialog scheinen die Rollen festgestellt le keineswegs als Mangel empfunden hier eine Art Schmerzensschrei aus- den ungedämpften Streichern – senza zu sein, nämlich wer das „Sagen” und wird, sondern den frohen Grundcha- drückt). Danach kommt es nur noch zu sordino –, danach zitiert das Klavier, wie wer das „Antworten” hat. Doch dem ist rakter der Ecksätze noch unterstreicht. einem klagenden Stammeln in der Form ersterbend, das Schlussrezitativ. Doch nicht so: am Beginn der Reprise werden Umso überraschender ist dann in der eines Rezitatives – ein Novum in einem bis zuletzt bleibt die eingangs erwähn- die Rollen überraschenderweise ver- Kadenz die plötzliche Wendung nach Klavierkonzert –, bis zwei wuchtige Ka- te Doppelfunktion des Klaviers „Prot- tauscht: das Klavier „ruft”, die Streicher Ces-Dur – ein Geniestreich! denzschritte G-C dem tragischen Ge- agonist – Mitspieler” erhalten: trotz antworten. Dieser Rollentausch ge- Der emotionelle Höhepunkt des schehen vorerst ein Ende setzen. (Von des emotionellen Zusammenbruchs im schieht zwar nur ein einziges Mal, dies Konzertes ist aber der tieftraurige der Konzeption her sind diese 2 Schritte Rezitativ spielt das Soloklavier sowohl aber an einem formalen Höhepunkt, fast 2. Satz in c-Moll, der persönlichstes unisono, alle Instrumente spielen diesel- vorher wie auch bei den Schlussak- genau in der Mitte des Satzes. Jener Leid ausdrückt. Nur selten hat Mozart ben Noten. Weil aber die Naturhörner korden kräftig mit, aber nicht mehr als frühe Klaviereinsatz am Anfang, förm- für die Mittelsätze seiner Konzerte die zu Mozarts Zeit kein C blasen konnten, „sterbender Schwan”, sondern als Teil lich Teil des Tuttithemas, wurde von Mo- Molltonart gewählt, dann aber immer gab Mozart ihnen die Note Es zu spie- des Orchesters, als „Klavierdirigent”, zart später nie mehr wiederholt. Erst 30 mit besonderer Bedeutung. In diesen len, aus der Not eine Tugend machend, ohne dass diese Doppelrolle als störend Jahre später hat Beethoven, der dieses Sätzen wird der in Konzerten gelegent- und schloss die Einleitung mit der c-Moll empfunden wird. Konzert kannte – er skizzierte virtuose lich vorherrschende Rahmen geistvoller Harmonie ab). Das Klavier beginnt mit Doch das Leben geht weiter, „neues Varianten darüber – diese Idee mit ähnli- Unterhaltung gesprengt und eine Größe einer Umspielung des schon am Beginn Leben blüht aus den Ruinen” (Schiller, chen Mitteln in seinem 4. Klavierkonzert und Würde der Aussage erreicht, deren gehörten Klagemotivs, übernimmt aber Wilhelm Tell, IV, 2). Mit einem funkeln- wieder aufgegriffen. nur die größten Komponisten fähig sind. bald die Führung in einem pathetischen den lebenssprühenden Solo setzt das Doch die Integration zwischen Solo und Wir wissen zwar nicht, welcher leidvolle Aufstieg zu den höchsten Noten. Ein nur Klavier unbegleitet ein. Ein so virtuoses Tutti geht noch viel weiter. Nicht nur, Anlass diesem Konzertsatz zugrundelag, zwei Takte langes, auf dem Hauptmotiv Anfangsthema hat es bei Mozart sonst dass alle wichtigen Motive bald dem ei- fühlen aber, dass Mozart ihn in seiner basierendes Tutti moduliert nach Es-Dur, nicht gegeben; es ist dies eines der nen, bald dem andern Partner zugeteilt eigensten Sprache, in der Musik, aus- dem in diesem Satz, die Bedeutung des wenigen seiner Themen, das man nicht werden, auch ihre Stellung innerhalb drücken musste. Man schämt sich fast, „tröstenden” tonalen Gegensatzes zu- nachsingen kann. Erst wenn es nach des Satzes wird öfter geändert. So er- ein so persönliches Gebilde zu analy- kommt. Die Schönheit dieses Satzes, der 34 Takten in vereinfachter Form vom scheint gleich nach dem Anfangsdialog sieren. Mozart selbst hat es aber der innige Dialog zwischen dem Gesang der Orchester übernommen wird, erkennt ein zartes Gesangsmotiv in den Strei- Widmungsträgerin und damit liebevoller Solostimme und dem begleitenden Or- man, dass es auf den 4 aufsteigenden chern als Weiterführung der Einleitung. kritischer Betrachtung durch die Inter- chester, kann nicht mit Worten beschrie- Noten Es-F-G-As basiert, die wie ein Welche Überraschung aber, wenn das- preten anvertraut. In der kurzen, aber ben werden. Zu erwähnen ist aber, dass Leitmotiv in allen Sätzen dieses Konzerts selbe Motiv am Schluss der Klavierex- gehaltvollen Orchestereinleitung kom- die Melodie des mittleren Orchesterri- auftauchen. Beachtenswert ist auch die position in anderer Funktion, nämlich als men die wichtigsten Motive des ganzen tornells vom Klavier zweimal in subtiler „Choreographie” der Anfänge in die- Epilogthema, als Schlussanhang wie- Satzes zur Sprache: zuerst der Klagege- Variierung wiederholt wird – ein Vor- sem Konzert: im 1. Satz setzt das Klavier dererscheint! sang der sordinierten ersten Geigen, der gang, der an die Gestaltung des ersten gleichsam zu früh in den ersten Takten von den 2. Geigen imitierend nachgesun- Satzes erinnert – und dass die geniale ein, als Partner der Gesamttruppe; im 2. Um im Konzert diese bewusst ver- gen wird, dann eine „ernste” Weiterfüh- tragische Solokadenz vor Schluss einen Satz setzt es wie eine tragische Heroine tauschten Einsätze zu ermöglichen, rung, die zu einem forte-Ausbruch über Höhepunkt dieses Konzertes darstellt. erst nach einer längeren Einleitung ein, musste eine stärkere tonale Einheit als dem neapolitanischen Sextakkord führt. Danach ist die Energie gebrochen. Ein im dritten aber beginnt es gleich als „So- sonst gewahrt werden. Die Grundtonart (Auch wer nichts von Musiktheorie ver- letztes Mal erklingt das vorhin erwähn- lotänzerin” mit tollen Pirouetten. Es-Dur wird nur selten verlassen, was steht, wird spüren, dass diese Harmonie te neapolitanische Schmerzensmotiv jedoch wegen der Vielfalt der Einfäl- im Orchester, diesmal noch verstärkt in
8 9 Auch in diesem Satz herrscht – ähnlich im Jahre 1912 erschienenen Biographie Klavierkonzert in B-Dur, kommen darin weder große Sprünge wie im ersten – fröhliches Wechselspiel haben Théodore Wyzewa und Georges KV 456 „Paradis-Konzert“ über die Tastatur vor, noch das sonst bei zwischen dem Soloinstrument und dem de Saint-Foix der Widmungsträgerin, ihm häufige Übergreifen der linken Hand Orchester. Gleich der 2. Soloeinsatz „die von Mozart und seinem Vater, in vollendet am 30. September 1784 über die rechte, also technische Proble- greift die „freche” Antwort der Geigen ihrem Briefwechsel, bald Jénomé, bald me, die einer blinden Spielerin Probleme aus dem Tutti auf und führt sie virtuos Jenomi genannt wird“, den Namen „Ma- 1. Allegro vivace bereiten könnten. Dazu kommt noch ein weiter. Die Form ist eine erweiterte Ron- demoiselle Jeunehomme“ gegeben. Ob- 2. A ndante un poco sostenuto zarter Gesamtcharakter (mit Ausnah- doform mit virtuosen kadenzartigen Ein- wohl diese berühmte französische Pia- (Thema und Variationen) me der stürmischen h-Moll-Episode im gängen vor der Wiederkehr der Ritornel- nistin immer unauffindbar geblieben ist, 3. Allegro vivace Finalsatz), den man als „weiblich” be- le. Doch in der Mitte des Satzes kommt war diese Benennung ein Riesenerfolg: zeichnen könnte. Besonders der 1. Satz es zu einem überraschenden Einschnitt: das Jeunehomme-Konzert war geboren ist von einer Lieblichkeit, wie man sie nach einem plötzlichen Innehalten über und lebte bis 2003; dann aber wurde die Das Klavierkonzert KV 456 ist das fünfte, sonst in den Konzerten dieser Periode dem Orgelpunkt Es erscheint ein neues mysteriöse Dame von dem Wiener Mu- das Mozart in einem Schaffensrausch kaum findet: wunderbar die fluktuie- ruhiges Thema, ein Menuetto cantabi- sikwissenschaftler Michael Lorenz iden- für Klaviermusik im Jahr 1784 schuf. renden „romantischen” Harmonien des le in As-Dur, einer Tonart, die bisher im tifiziert. Sie war Louise Victoire Jenamy Neben diesen Klavierkonzerten entstan- ruhigen, kontemplativen 2. Seitenthe- ganzen Konzert ausgespart wurde. Jene (1749-1812), Pianistin und Tochter des den auch das Klavierquintett KV 452, die mas gegen Schluss von Exposition und für Klavierkonzerte erstmalige Einfüh- Tanzmeisters Jean Georges Noverre, Klavier-Violinsonate KV 454 und die lei- Reprise ! rung eines ruhigen Einschubs in einem der mit der Familie Mozart befreundet denschaftliche Solosonate in c Moll KV Der 1. Satz beginnt mit Mozarts Lieblings- Finalsatz hatte Mozart schon vorher in war – Dichtung und Wahrheit. 457. Diese Reihe wurde nur durch das marschrhythmus – 4 Viertelnoten mit ei- seinen Violinkonzerten ausprobiert. Die- Streichquartett in B-Dur KV 458 unter- ner Punktierung auf dem 2. Viertel –, den ser Mittelteil hat etwas Schwebendes brochen und schon folgte darauf mit KV Mozart gerade in dieser Periode wieder- an sich: die nach 8 Takten einsetzenden 459 wieder ein Klavierkonzert. holt anwendete, wie etwa in den Kla- gezupften Bässe und Violinen in Kom- Wenn das Konzert KV 271 fast ein Jahr- vierkonzerten KV 451, 453 und 459, sowie bination mit den sordinierten mittleren hundert lang nach der nicht existieren- in den Märschen für Klavier KV 408 und Streichern geben diesem Menuett den den Pianistin „Jeunehomme” benannt 453a. Dass diese Formel nicht schema- Charakter einer schwerelosen Serena- wurde, dann könnte man dieses B-Dur- tisch wirkt, liegt in der Gestaltung des je- de für Engel: vom Tal der Tränen im 2. Konzert mit viel mehr Berechtigung nach weils zweiten Taktes: hier steht anstelle Satz zum Paradies! Diese selige Vision der blinden Widmungsträgerin Maria einer meist längeren betonten Note die löst sich gleichsam in Arpeggiowolken Theresa Paradis (1759-1824) als das „weibliche Endung” c-a-b, die diesem auf und führt zu einem letzten Einsatz „Paradis-Konzert“ (!) bezeichnen. Sie Thema einen geschmeidigen, sanften des funkensprühenden Presto, der mit soll es in Paris und London aufgeführt Charakter verleiht, der für den ganzen humorvollen Echoeffekten dieses geni- haben, Mozart selbst hat es später am folgenden Satz bestimmend ist. Die Or- ale Konzert zu seinem Ende bringt. 13. Februar 1785 in einem Konzert der chesterexposition bringt im weiteren Und am Schluss eine Erklärung, die nur Sängerin Luisa Laschi in Wien aufge- Verlauf zwei Seitenthemen – eine Inno- die „Nachgeschichte” dieses Konzertes führt. vation Mozarts seit dem Klavierkonzert betrifft: lange Zeit wurde es das Kon- Anscheinend hat Mozart die Blindheit KV 414 – und als Schlussthema wieder zert „für Jenomy” genannt (S. z. B.: Otto der Auftragsgeberin bei der Komposi- ein marschartiges Motiv, eigentlich ein Jahn, W.-A. Mozart, 1856, S. 613). In ihrer tion dieses Werkes berücksichtigt: es Trompetensignal, das aber zart in den
10 11 Violinen und danach in den Holzbläsern „sanfte” Grundtonart B-Dur ist wieder chern und dem Klavier ergeben. So er- es wäre nicht Mozart, wenn es nicht erklingt; bezaubernd die Gegenstimmen erreicht und wird – wie so oft in Sona- scheint in der 2. und in der 5. Variationen gerade hier zu Überraschungen, zu un- der beiden in hoher Lage erklingenden tensätzen – oder Sinfoniesätzen bis zum die unveränderte Melodie des Themas erwarteten kühnen Wendungen käme, Hörner. Schluss nicht mehr verlassen. in den Violinen, umspielt von lebhaften die in früheren Konzerten fehlen. In In der nachfolgenden Soloexposition Ein Novum in Mozarts Klavierkonzerten Figurationen des Klaviersolos. Auf geni- der Mitte des Satzes, wenn man schon übernimmt das Klavier alle Themen des ist der ernste zweite Satz in Variatio- ale Weise verbindet Mozart hier Varia- glaubt, dass sich alles in gewohnten, Tutti, bereichert durch Gegenstimmen nenform, der in g-Moll steht, also in tionen- und Konzertform. Nachdem das heiteren Bahnen weiterbewegen würde, und virtuose Erweiterungen. Bemerkens- jener Tonart, die bei Mozart wiederholt Thema – ein komplexes symphonisches kommt es plötzlich zu einer aufregen- wert ist eine aufsteigende Unisonopas- tragischen Schmerz ausdrückt. Hier je- Gebilde – zuerst vom Orchester und in den Modulation nach h-Moll: Der Sept- sage (in Takt 95-99), eine Lieblingsfigur doch scheint der Schmerz trotz mancher der 1. Variation vom Klavier getragen akkord g-h-d-f, Dominante von c-Moll, Mozarts, die er schon in der G-Dur-So- Tragiksymbole (Dissonanzen, Chromatik, worden war, wird es ab der 2. Variation wird überraschend enharmonisch in nate KV 283 und im Klavierkonzert G-Dur Seufzermotive) noch nicht so akut zu aufgeteilt: zuerst 8 Takte Tutti, dann an- den übermäßigen Quintsexakkord von KV 453 verwendet hatte. Sie scheint sein wie etwa in den beiden g-Moll- stelle der Wiederholung als Antwort 8 h-Moll, g-h-d-eis, umgedeutet. Und nun auch in der Originalkadenz auf. Sinfonien KV 183 und 550, oder in den Takte Solo, ebenso im 2. Teil von zweimal bricht ein wahres Gewitter aus: eine Mollmittelsätzen der späteren Klavier- 12 Takten. Erst in der 5. Variation treten leidenschaftliche Melodie der Bläser in Nach dem energiegeladenen mittleren konzerte in Es-Dur und A-Dur. Vielleicht beide Partner gleichzeitig auf, die aus- Zweivierteltakt wird im Sechsachteltakt Tuttiritornell – einem Fixpunkt in allen liegt das daran, dass Mozart hier weni- geschriebenen Wiederholungen des 1. von aufgeregten Figurationen des Kla- Mozartkonzerten, den fast alle späte- ger eigenes Leid auszudrücken scheint, und 2. Teiles entfallen deshalb, die Form viers umspielt mit gleichzeitig aufzuc- ren Komponisten übernahmen – setzt als den Schmerz eines Mädchens, das wird gestrafft, der Satz strebt dem tragi- kenden „Blitzen” in den ersten Violinen. das Klavier mit einem neuen kantablen eine erste bittere Enttäuschung durch- schen Ende zu. Nach 8 Takten setzt das Klavier mit einer Gedanken ein, der von F-Dur nach d- gemacht hat. Eine stimmungsmäßige Der dritte Satz ist ein „Jagdfinale” im Melodie in Zweivierteltakt fort, während Moll moduliert und den Hauptteil der Verwandtschaft mit der später entstan- 6/8-Takt, wie es Mozart vorher mit Er- nun Streicher dieses Solo im Sechsach- Durchführung vorbereitet, in dem das denen Cavatina der Barbarina in Figaros folg im früheren B-Dur-Klavierkonzert teltakt begleiten. Eine solche Irruption, Signalmotiv des Epilogs von den Bläsern Hochzeit ist unverkennbar. (Barbarina KV 450 und in den Hornkonzerten KV 412 einen solchen Stimmungswechsel hatte durch mehrere Tonarten im absteigen- grämt sich über den Verlust einer Heft- D-Dur, KV 417 Es-Dur und KV 447 Es-Dur es noch in keinem Klavierkonzert vor- den Quintenzirkel geführt wird (d-Moll – nadel, während die Gräfin in ihrer Arie angewandt hatte. Gewisse Ähnlichkeit her gegeben. (Unwillkürlich denkt man g-Moll – c-Moll – F-Dur – B-Dur), um den Verlust ihrer großen Liebe betrau- mit KV 450, wie der „kesse” Beginn mit an den Chor „Sind Blitze, sind Donner wieder in einem kantablen Klaviersolo ert.) Doch im Gegensatz zu jener kurzen Klaviersolo und einige spritzige Neben- in Wolken verschwunden?“ in Bachs zu landen, welches kurz ernste Mollre- Arie intensiviert sich in diesem Konzert- gedanken sind unverkennbar, allerdings Matthäuspassion). Dieser plötzlich auf- gionen berührt, bis nach dem üblichen satz der Ausdruck des Schmerzes von sind die technischen Anforderungen an flammende Protest gegen die vorherr- Verweilen auf dem Orgelpunkt F (=Domi- Variation zu Variation, bis er nach der den Pianisten hier geringer als im frühe- schende Idylle wäre freilich deplaciert, nante) die Reprise mit dem Hauptthema wunderbaren tröstenden G-Dur-Varia- ren Werk. Sollte Mozart hier vielleicht hätte es nicht schon im zweiten Satz erreicht wird, das seit der doppelten Ex- tion in Verzweiflung und Resignation ein bewährtes Modell gleichsam wie- einen ähnlichen Energieausbruch in position (Tutti – Solo) nicht mehr erklun- mündet. Ein anderes Element der Milde- derholt haben? Nichts wäre dagegen der 3. Variation gegeben. Hier ist nicht gen war. Wie in so vielen ähnlichen Stel- rung heftiger Emotionen besteht in den einzuwenden, wenn schöne gefällige mehr die zarte Widmungsträgerin por- len in den Werken der Klassik und Ro- zauberhaften Klangvisionen, die sich neue Themen in ein bewährtes Form- traitiert, sondern der wahre Mozart, der mantik (bis Brahms, Bruckner, Mahler) durch die meisterhafte Verwendung der schema eingegossen würden. So ar- seinen revolutionären Geist sonst oft vermittelt dieser Moment den Eindruck Bläser im Wechselspiel mit den Strei- beiten viele begabte Kleinmeister. Aber mit Samthandschuhen verbrämte. Doch einer Heimkehr in vertraute Gefilde. Die ebenso plötzlich wie er gekommen war,
12 13 flaut der Gewittersturm ab und mündet Klavierkonzert in F-Dur, das Mittelding zwischen zu schwer, und en harmonischen Wendungen, bald zart, in das heitere Überleitungsthema des KV 459 zu leicht – sind sehr brillant – angenehm bald auftrumpfend, bald elegisch – ja in Klaviers, das durch feine Varianten ge- in die ohren – Natürlich, ohne in das der Kadenz sogar romantisch! Wie Neal genüber der Exposition noch bereichert vollendet in Wien leere zu fallen – hie und da – können Zaslow in seiner feinen Analyse dieses ist – gleichsam als Symbol der Freude am 11. Dezember 1784 auch kenner allein satisfaction erhalten Konzertes bemerkte, erscheint dieser über die wiedergewonnene Grundtonart – doch so – dass die nichtkenner damit Marschrhythmus des Themas in nicht B-Dur: „wieder fester Boden unter den 1. Allegro zufrieden seyn müssen, ohne zu wissen weniger als 165 von 400 Takten! (Beiheft Füßen“. Von nun an ist dieser Satz bis 2. Allegretto warum“. (Brief vom 28. Dezember 1782 zur Aufnahme der Konzerte durch Mal- zum fröhlichen Schluss eitel Freude. 3. Allegro assai an seinen Vater) colm Bilson, DG, 1991) Bloß in der Originalkadenz schienen als Übrigens ist das F-Dur-Konzert das im Trotz des vorgeschriebenen flüssigen Reminiszenz an den h-Moll-Teil noch Wenn die Nachricht stimmt, dass Mo- Tempo schnellste Konzert Mozarts: Tempos ist der 2. Satz von bezaubern- einmal die aufgeregten Figurationen zart dieses Konzert zusammen mit dem als einziges hat es im ersten Satz jene der Innigkeit. Er gewinnt beträchtlich jener h-Moll-Stelle auf – wieder ein D-Dur-Konzert KV 537 anlässlich der Alla-Breve-Bezeichnung, die sonst nur an Tiefe durch die zweimal eingestreute Zeichen für Mozarts feinen Umgang mit Kaiserkrönung Leopolds II. am 15. Okto- einigen Finalsätzen vorbehalten ist. Der traurige Mollepisode, die zuerst von den der „Leitmotivpsychologie“, lange vor ber 1790 in seiner Frankfurter Akademie 2. Satz ist mit der Tempoangabe Alle- Bläsern und dann vom Klavier intoniert Richard Wagner –, um danach in eine aufgeführt hat, dann war dies eine kluge gretto ebenfalls „schneller“ als die An- wird. neue Symbiose mit dem Orchester ein- Entscheidung. Ebenso wie das bekann- dantesätze anderer Konzerte. Und zum Im dritten Satz wiederum überrascht zugehen und das Konzert in voller Har- te andere Krönungskonzert hat dieses Allegro assai des 3. Satzes fällt einem nach dem kecken Anfangsthema der monie abzuschließen. Das Mitspielen Werk leicht einprägsame Themen und Mozarts Bemerkung über die Ouvertüre Einsatz einer kurzen Orchesterfuge der letzten beiden Tuttiakkorde – selbst- auch hier herrscht eine heitere Grund- der Entführung ein: „…und ich glaube, gleich im 32. Takt. So etwas hatte es verständliche Konvention, auch wenn stimmung vor, die nur selten durch die man wird dabey nicht schlafen können in einem Klavierkonzert noch nicht die Notierung fehlt – ist hier wohl im für Mozart typischen melancholischen und sollte man eine ganze nacht durch gegeben! Es ist ein frohes, tempera- Hinblick auf „paradiesische Unschuld“ Wendungen unterbrochen wird. Gleich- nicht geschlafen haben.“ (Brief an sei- mentvolles Fugato, das sich mit seinen eigens notiert worden. zeitig aber bestehen beträchtliche Kon- nen Vater vom 26. September 1781) Engführungen (gestaffelten Einsätzen) traste zwischen diesen beiden Werken. Bemerkenswert für den 1. Satz ist, dass „gewaschen hat.“ Dieses Fugenthema Während im „großen“ Krönungskonzert sein erster Takt Mozarts Lieblingsrhyth- wird im virtuosen weiteren Verlauf des das Klavier Protagonist ist, herrscht im mus (Viertelnote, punktiertes Achtel, Satzes in einem Dialog zwischen Klavier F-Dur-Konzert ein fortwährender leb- Sechzehntel, Viertelnote, Viertelnote) und Streichern mehrmals zitiert. Nicht hafter Dialog zwischen dem Klavier und bringt, den er unzählige Male für lebhaf- genug damit, nach dem Einsatz der Re- dem Orchester, besonders den Bläsern. te marschartige Sätze verwendete. Das prise kommt es zu einem regelrechten Das geht so weit, dass im 1. Satz das Kla- Erstaunliche dabei aber ist, dass schon Konflikt zwischen dem „galanten“ und vier auf lange Strecken nur Begleitfunk- der zweite Takt jeweils anders gestal- dem „gelehrten“ Thema, der in einer tion hat. Auch gibt es hier mehr als in tet wurde, so dass sich Mozart niemals dramatischen kurzen Doppelfuge aus- anderen Konzerten polyphone Elemente wörtlich wiederholte. Hier nun ist der getragen wird, aus der das kecke An- (Imitation, Kanon, Fuge…). So passen Quintsprung F-C vom 1. zum 2. Takt für fangsthema anscheinend als „Sieger“ auch auf dieses Werk die Worte, die er dieses Konzert charakteristisch. Dieses hervorgeht. Doch in der Kadenz wird über frühere Klavierkonzerte (KV 413- Marschthema beherrscht den ganzen das Fugenthema noch ein letztes Mal 415) schrieb: „Die Konzerte sind eben Satz: Immer wieder erscheint es in neu- zitiert, bevor es endgültig von der Bühne
14 15 verschwindet. Der auch an anderen Mo- Klavierkonzert in D-Dur, Kaiserkrönung von Leopold II. Das Krö- Verzicht auf Dialog und die vereinfachte tiven reiche Satz schließt mit einer Vor- KV 537 nungskonzert war also für Konzertreisen Instrumentierung erfüllen natürlich eine wegnahme des Papagenothemas aus „Krönungskonzert“ bestimmt. Aus dieser Sicht bekommt sei- doppelte Funktion: Es bedarf hier weni- der Zauberflöte, das schon am Schluss ne Orchesterbesetzung eine besondere ger Probenarbeit (eine, oder wie zu Mo- des ersten Tutti, nach der Fuge, erklun- vollendet April 1788 Bedeutung: Einerseits ist es die „festli- zarts Zeiten üblich, keine Probe) und gen war. In diesem Satz ist das „Galante che“ sinfonische Orchestrierung mit der gleichzeitig wird das Licht des Solisten und Gelehrte“ auf wahrhaft geniale Art 1. Allegro gleichen Besetzung wie etwa das maje- „nicht unter den Scheffel gestellt“. Mo- miteinander verbunden. 2. Larghetto stätische Konzert in C-Dur KV 503, ande- zarts Eintragung im Katalog seiner Wer- 3. Allegretto rerseits kommt es hier während der lan- ke erhält aus der Sicht des „Reisekon- gen Soloepisoden nur selten zu dem für zerts“ ebenfalls eine tiefere Bedeutung: MOZARTS KRÖNUNGSKONZERT: die anderen Konzerte so typischen Dia- Dort heißt es: „Ein Klavierkonzert in D EIN SONDERFALL log zwischen Solist und Orchester. Nicht dur à 2 violini, viola e basso, 1 flauto, 2 ein einziges Mal im Konzert übernimmt oboe, 2 fagotti, 2 corni, 2 clarini e timpa- Mozarts Klavierkonzert in D-Dur KV 537, das Soloklavier eine Begleitfunktion, in- ny ad libitum“. Vielleicht meinte Mozart, bekannt als das Krönungskonzert, wirft dem es ein vom Orchester gespieltes dass nur die Trompeten und Pauken mehrere Fragen auf, die bis zum heuti- Thema mit Harmonien umspielt – nein, wegfallen könnten. Tatsächlich ist die- gen Tag nur unbefriedigend beantwortet hier bleibt das Klavier durchwegs Prot- ses Werk aber so komponiert, dass es wurden. Vor allem stellt sich die Frage: agonist. Was von manchen Kommenta- auch nur mit Streichern aufgeführt wer- Warum hat Mozart Anfang 1788 über- toren, sogar vom vortrefflichen Marius den könnte, zugegeben unter gewalti- haupt ein neues Klavierkonzert kompo- Flothuis als ein Mangel bezeichnet wur- gen Einbußen an Farbigkeit.1 So gese- niert, wo er doch auf die genialen 12 de, ist in Wirklichkeit eine neue „futuri- hen stellt das Krönungskonzert eine Art Wiener Konzerte von KV 449 bis KV 503 stische“ Idee: Von hier ist es nur ein Rückgriff auf die Klavierkonzerte KV 413- (oder 15, wenn wir KV 413 - KV 415 mit- kleiner Schritt etwa zu den Konzerten 415 und KV 449 dar, die nach Mozarts zählen) zurückgreifen konnte? Die plau- von Chopin, wo das Orchester einen eigenen Angaben auch ohne Bläser auf- sibelste Antwort wäre ein Kompositions- weitausgesponnenen (aber leider viel geführt werden können. In diesem Kon- auftrag. Doch davon ist nicht das Ge- schlechter instrumentierten) Rahmen zert aber ist die Ausdrucksskala viel rei- ringste bekannt. (Gerade in den Jahren setzt, aber während der Klaviersoli nur cher und die Ecksätze sind viel breiter, 1786-1790 gab es ja ein Tief an Aufträ- Begleitfunktion hat. Rachmaninoff ist in symphonischer angelegt. Besonders der gen). Somit bleibt als wahrscheinlichste seinem 2. Klavierkonzert sogar noch 1. Satz ist einer der längsten in Mozarts Antwort, dass Mozart dieses Konzert für konservativer als Mozart: Sein Haupt- Konzertschaffen: Wäre das Schlusstutti sich selbst schrieb und dass er mit des- thema wird ja vom Orchester vorgetra- nicht so überraschend kurz, dann würde sen Komposition einen bestimmten gen und vom Klavier „begleitet“. Dass er sogar das C-Dur-Konzert KV 467 noch Zweck verfolgte. Dieser Zweck ist nicht bei Mozart das Orchester trotz dieser an Länge übertreffen! Wie zu erwarten, schwer zu erraten, wenn wir bedenken, Reduzierung kein untergeordneter Part- ist der Solopart besonders brillant: Nicht dass Mozart dieses Konzert bei zwei Ge- ner des Solisten ist, müssen wir dem nur der Komponist, sondern auch der legenheiten auswärts aufführte, nämlich Genie Mozarts zuschreiben, der jedem Solist soll ja bewundert werden. – Trotz- am 14. April 1789 in Dresden und Orchesterinstrument immer noch inter- dem ist der Klavierpart aber weniger (höchstwahrscheinlich) am 15. Oktober essante, musikalisch wertvolle Aufga- schwierig als etwa in den Konzerten KV 1790 in Frankfurt/Main, anlässlich der ben zuweist. Der nahezu vollständige 450, 467, 491 oder 503: Wer auf Reisen
16 17 ist, hat oft weniger Gelegenheit zum am 7. Mai 1788 noch drei Arien kompo- len recht gut gelungen ist, weist sie doch den beibehalten werden (ein Prinzip, von Üben! Was Mozart über die früheren nierte, dass bis zum Sommer dieses Jah- so viele Ungeschicklichkeiten, fehler- dem André beträchtlich abwich). Als Konzerte schrieb, trifft in mancher Hin- res 3 große Klaviertrios und die drei gro- hafte Harmonien und falsche Stimmfüh- Vorbild galten nicht nur die Klavierkon- sicht auch auf das Krönungskonzert zu: ßen letzten Sinfonien entstanden, die ja rungen auf, dass sie bestenfalls die Note zerte, sondern auch die Soloklavierwer- „Die Concerten (K 413-415) sind eben viel Vorarbeit verlangten, dann hatte „befriedigend“ oder „ausreichend“ ver- ke und die Klavierkammermusik. Die das Mittelding zwischen zu schwer und Mozart in diesem Frühjahr sehr viel Ar- dient. Da André leider verschwieg, dass selbstgestellte Aufgabe war viel schwie- zu leicht – sind sehr Brillant – angenehm beit. Dazu kommt noch, dass die nur eine die Begleitung wohl von ihm stammte, riger als ich ursprünglich gedacht hatte: in die Ohren – Natürlich ohne in das lee- Woche später für seine Jugendliebe glaubte die Musikwelt fast 150 Jahre, Das Studium von Mozarts Begleitfiguren re zu fallen – hie und da können auch Aloysia Lange komponierte Bravour- dass sie authentisch sei. Erst als das Au- eröffnete mir eine Welt von ungeahnter Kenner allein Satisfaction erhalten – Arie KV 538 wohl auch eine starke emo- tograph wieder zugänglich wurde und Vielfältigkeit. Was da so einfach und na- doch so, dass die Nichtkenner damit zu- tionelle Bedeutung für ihn hatte. Obwohl um 1935 die erste Urtextausgabe er- türlich wirkt, ist oft das Resultat einer frieden sein müssen, ohne zu wissen der Entwurf zu dieser Arie schon etwa 10 schien, wurde der richtige Sachverhalt Sublimierung, einer Beschränkung auf warum“ (Brief vom 28. Dezember 1782 Jahre zurücklag, bedeutete das Ausar- bekannt. (Man schaudert, wenn man be- das Notwendigste, die auch in diesem an seinen Vater). Allerdings gibt es hier beiten dieser Partitur von 212 Takten denkt, dass das Autograph auch hätte scheinbar nebensächlichen Bereich Tiefen und Traurigkeiten, die in den frü- auch für einen Mozart eine nicht unbe- verloren gehen können.) Abgesehen von Mozarts Genialität erkennen lässt. Der heren Konzerten noch fehlen. Das Kon- trächtliche Arbeit. Natürlich hätte er den offensichtlichen Fehlern ist Andrés Prozess der Vereinfachung auf das We- zert KV 537 gibt aber noch ein anderes dann, als es endlich zu Aufführungen Ausführung der Begleitfiguren ausge- sentlichste dauerte bei mir gut zehn Jah- Rätsel auf: Während die Orchesterparti- kam, die fehlenden Takte nachtragen sprochen „geschwätzig“ und bringt auch re. Die meisten Entdeckungen kamen tur im Autograph sehr sorgfältig ausge- können, hatte aber offenbar keine Lust dort sture Alberti-Figuren, wo Mozart mir intuitiv, wie etwa die vom B-Dur- führt ist, fehlen in der Klavierstimme auf dazu, weil er ja selbst spielte und keiner sicher Pausen gesetzt hätte. – Es war Klavierkonzert KV 595 inspirierte Beglei- weite Strecken die Begleitfiguren der Notierung bedurfte. Man denke bloß an gerade diese gelegentlich primitive Be- tung im 1. Satz, T. 128-135, oder die vom linken Hand. So ist etwa im ganzen 2. die Erstaufführung der großen Violinso- gleitung, die den Wert dieses Konzertes Adagio der D-Dur-Sonate KV 576 beein- Satz nur die Melodiestimme der rechten nate in B-Dur KV 454: Mozart begleitete beeinträchtigte. Auch ich hielt 1957 das flusste Harmonisierung im 2. Satz, T. 23- Hand notiert. Diese Auslassungen kön- die Geigerin Strinasacchi auf fast leeren Krönungskonzert für eines der weniger 24. Parallel dazu fielen mir Kadenzen und nen wohl nur durch Zeitmangel, Eile, er- Notenblättern. Erst als es zum Druck gelungenen Werke Mozarts.2 Erst als ich Eingänge ein, die sich immer mehr Mo- klärt werden. Nun vergingen aber zwi- kam, schrieb er die Klavierstimme nach- mich Jahrzehnte später ausführlich mit zarts eigenen Schöpfungen auf diesem schen der vollendeten Niederschrift und träglich hinein, wobei oft der Platz für die dem Krönungskonzert beschäftigte, Gebiet annäherten. Ich hoffe, dass mei- der Erstaufführung fast 14 Monate! vielen Noten fast zu knapp wurde. Die merkte ich, dass die primitive Art der Be- ne Rekonstruktion dazu beitragen wird, Wozu also die Eile? Im Grunde gibt es Ergänzung der fehlenden Teile erfolgte gleitfiguren dem Wert dieses Werkes dass dieses schöne, festliche Konzert dafür nur zwei mögliche Antworten: Ent- erst nach Mozarts Tod, höchstwahr- ernstlich schadete. Aus diesem Grunde wieder öfter gespielt wird. weder hatte Mozart auf eine frühe Auf- scheinlich durch Johann André, der das sah ich mich genötigt, einen neuen Re- führung gehofft, die dann nicht zustande Krönungskonzert 1794 erstmalig veröf- konstruktionsversuch zu unternehmen, Paul Badura-Skoda, Februar 2004 kam, oder aber er hatte wenig Zeit, weil fentlichte. Ihm verdanken wir auch den der Mozart eher gerecht werden sollte. er an anderen Werken zu arbeiten hatte. Hinweis darauf, dass dieses Konzert bei Mein Prinzip stand von Anfang an fest: Zwar vermerkt Mozarts eigenhändiger der Kaiserkrönung gespielt worden war. Gleiche oder ähnliche Passagen in an- Auch von Chopins Klavierkonzerten 1 Katalog der vollendeten Werke unmittel- Vermutlich besaß er ein Dokument dar- deren Klavierwerken Mozarts sollten als existieren Streichquintett-Fassungen! Paul und Eva Badura-Skoda: 2 bar danach nur wenige Kompositionen. über, das inzwischen verlorengegangen Modelle dienen. Dort, wo ein Thema des Mozart Interpretation, Wien 1957, S 288-295. Wenn man aber bedenkt, dass er für die ist. André war ein begabter Musiker. Ob- Konzerts auch im Tutti vorkam, sollten Wiener Aufführung des Don Giovanni wohl seine Ergänzung an manchen Stel- Mozarts Harmonien unter allen Umstän-
18 19 WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756-1791) Piano Concerto in E-flat Before we turn to the work itself, major, K 271 however, let us consider the name it now has, thanks to the Viennese musicologist Dr. Michael Lorenz, and the name it composed in Salzburg in January carried for many years. What once was 1777 for Miss Louise Victoire Jenamy; known as the “Jeunehomme” concerto previously known erroneously as the is now rightly called the “Jenamy” “Jeunehomme” Concerto concerto. Turning to the words of Dr. Lorenz taken from an article that was 1. Allegro published in the Newsletter of the 2. Andantino American Mozart Society, vol. IX (2005), 3. Presto – Menuetto cantabile – Presto Nr. 1, pp. 1-3: …Its name ”Jeunehomme Concerto“, Paul Badura-Skoda Candenzas by Mozart to which audiences grew accustomed is one of the greatest pianists of our time, a legendary artist heard in concert halls during the twentieth century, is a all over the world. His musical personality is a rare combination of total devotion This concerto is rich in nuances product of pure fantasy and of wilful to music, a passionate quest for authenticity, and a great feeling of responsibility and hidden beauties that are almost invention. It is a musical nickname towards the composers. impossible to describe; it is music too created by Mozart scholarship in a fit of Paul Badura-Skoda is Viennese and worldfamed for his affinities with Haydn, Mozart, eloquent for words. And yet the musical total blindness. For the last ninety-two Beethoven and Schubert, but his very extensive repertoire ranges from Bach to substance of this brilliant work seems years this famous concerto has been Frank Martin and Gottfried von Einem, and includes works by Schumann, Chopin, to be evident: The first movement is a performed under a wrong name. Brahms, Debussy and Ravel. But he always returns to Mozart, whose language, a serene and virtually perfect interplay How did this come about? Mozart dated pure expression of love, has become an essential part of his own language, as may between two equal partners; the second the manuscript “Gennaio 1777“ and, in a be seen from his cadenzas and his reconstructions of incomplete works. is a tragic scene in which the solo piano letter to his father of 11 September 1778, assumes the role of a dramatic soprano he enumerated his most recent piano in an opera seria who “dies” at the end; concertos in reverse chronological the third movement is a sparkling return order: “I will give the three concertos, to life with a “heavenly” minuet in the the one for the jenomy [K 271], litzau middle, evocative more of the dancing of [K 246] and the one in B flat [K 238] to angels than of human beings. But what the engraver for cash“. The German variety, what wealth! makes clear that jenomy was female.
20 21 She evidently passed through Salzburg Mozart’s monumental works which he Mozart is not finished with surprising Piano Concerto in B-flat during the winter of 1776-77. Mozart met never surpassed”. By breaking through ideas. After a cadenza there follows a major, K 456, her again in Paris in 1778. conventions in an unparallelled creative slow Minuet in the sub-dominant, A flat, “Paradis Concerto” So far little was known about her identity. outburst, a sort of evolutionary leap which elegantly ennobles the cheerful In the 19th century, Otto Jahn, the great forward, Mozart reached the level mood of the finale. This very effective completed September 30, 1784. Mozart biographer, had accepted of craftsmanship that distinguishes way of adding musical weight to a final Mozart’s spelling and called the piece “a the piano concertos of his Viennese movement will reappear in the piano 1. Allegro vivace piano concerto for Jenomy”. Continuing years. Surprising formal innovations concertos K 415 and K 482. 2. Andante un poco sostenuto with Dr. Lorenz’s report: are combined with boundless melodic (Theme and variations) exuberance: the astonishing entry of 3. Allegro vivace But in Theodor Wyzewa and Georges the soloist in the second measure (an de Saint-Foix’s voluminous study W.- effect that Mozart was never to repeat), A. Mozart: Sa vie musicale et son The Concerto K 456 is the fifth of the several themes developed by means of oeuvre, published in 1912, fiction and series which Mozart created in a dramatic tension and balanced dialogue truth mingled awkwardly. Based on compositional frenzy for piano music. between piano and orchestra combined the unfounded assumption that with Besides these concertos he also wrote with operatic effects and a tendency “Jenomy” Mozart had simply italianized the piano quintet K 452, the sonata for to the cantabile that extends to every a name that had originally been French, violin and piano K 454 and the passionate movement. For instance, the long trill Wyzewa and Saint-Foix came up with piano sonata in C minor K 457. Only at the second, “real” entry of the piano “one of the most celebrated virtuosos of the string quartet in B flat major K 458 as a kind of messa di voce, a second her time” and since one of their favorite interrupted this flow of piano works theme whose melodic inversion will names for Mozart was “jeune homme” which was continued afterwards with return years later as Cherubino’s “Non (young man) they presented this person the piano concerto K 459. so più,” and, among other refinements, as “Mademoiselle Jeunehomme”. many pseudo-recitative passages in the If for nearly a century the concerto K 271 The mystery solved! solo part. had been named after the non-existing Let us continue with the article by Dr. The second movement, an Andantino pianist “Jeunehomme”, one could label Lorenz, for he has written an apt account with muted strings, is Mozart’s first this concerto K 456 with much more right of this important concerto: concerto movement in a minor key. It as “the Paradis concerto” after the blind If we tried to describe briefly the culminates in an operatic scene that pianist Maria Theresa Paradis (1759- significance of Mozart’s Piano Concerto seems to be inspired by Gluck, in which 1824) for whom it was composed. Most in E flat, K 271, we could without Mozart turns the piano into a tragic likely she played it in her concerts in exaggeration call it a musical wonder heroine, making her sing the most Paris and London during a concert tour. and a monument of musical originality. beautiful vocal embellishments. The Mozart himself performed it in Vienna on In its mastery of orchestration and melody in the Rondo that resembles February 13, 1785 in an academy given its stupendous innovations it has no Monostatos’s aria “Alles fühlt der Liebe by the singer Luisa Laschi. predecessor. It is Mozart’s first really Freuden” encourages us to imagine the Apparently Mozart was motivated significant composition, “his Eroica” virtuosity of the pianist for whom this by the blindness of the person who (as Alfred Einstein put it), “one of concerto was written. Even at this point commissioned the work: great leaps
22 23 over the keyboard or the crossing of After the energetic orchestra ritornello in here. The gentle lament of the theme strings in 6/8 time. The suggestion of hands frequently found elsewhere, had the middle of the movement – a reference and the first solo variation is gradually a thunderstorm is enhanced by quick to be avoided here. With exception of point found in nearly all concertos until intensified until a storm breaks out in rising figurations in the violins and the the stormy B minor episode in the final the 20th century – the piano re-enters the third variation. The ensuing tender G piano – age old symbols for lightning. movement a delicate tender “feminine” with a sort of improvisation leading major variation, like a comforting hand, (One is reminded of the chorus “Sind character is prevailing, possibly as into a development section based on seems to come from another celestial Blitze, sind Donner…” of Bach’s St a musical portrait of the dedicatee. the signal tune heard at the end of the realm. But pain prevails again in the Matthews Passion.) This sudden outburst Especially the sweetness of the first opening tutti. This development, moving last variation, a condensed variant of of fury may be interpreted as a protest movement with its “romantic” harmonies through various keys, leads to another the second one, and leads to a tragic against the general idyllic mood found has few counterparts in other works. solo of elegiac character. A crescendo coda where it is not veiled any more, but in the rest of the concerto. This is the The first movement starts with Mozart’s on the dominant (pedal point F) leads glaringly open. true Mozart! As suddenly as it had favourite march rhythm that is found then to the return of the opening theme The third movement is a “hunting appeared, this “thunderstorm” ebbs also in the piano Concertos K 451, 453, which had not been heard for about finale” in 6/8, a type of concert piece away and leads into the recapitulation 459 in the violin Concerto K 218 and in 10 minutes. The pleasant sensation of which Mozart had employed earlier of the secondary theme (enriched now numerous orchestral marches. While entering familiar ground at the beginning with success in the final movements of by small variants) in the main key of B the opening measure in all those cases of the recapitulation may be well the concertos for horn and orchestra flat major that is not to be abandoned is nearly identical, it is the second compared to the feeling of home coming K 412, 417 and 447 as well as in the any more until the end of the movement. measure which is different in all the after a journey to distant regions. After piano concerto in B flat K 450. The From now onit is all “cake and sugar”. cases. Here the “feminine” ending c-a-b that return, the “sweet home” tonality of resemblance with the final movement Only in Mozart’s original cadenza there flat is introduced that gives the whole B flat major will not be abandoned any of the earlier work cannot be denied: appears a reminiscence of the former phrase an elegant character which more until the end of the Allegro. Both of them start with an impudent thunderstorm with similar “lightning” will prevail in the entire movement. A novelty in Mozart’s piano Concertos piano solo, both have similar secondary passages – a fine piece of musical The orchestral introduction brings two is the variation form of the second subjects and virtuoso passages, but K psychology long before Wagner. After secondary themes – an innovation in movement. It is in the elegiac key of G 456 is technically less demanding than the cadenza the piano enters in even the concerto form since the concerto K minor, a tonality which in other Mozartian its predecessor. However, it would not closer dialogue with the orchestra than 414 - and ends with another march motif, works in the same key often expresses be Mozart if in the latter there would before until the “happy end” is reached. actually a military signal, but played pain and tragedy, even despair, as e.g. not be novelty: He introduces here It is noteworthy that in Mozart’s original here delicately by the violins and the in Pamina’s aria “Ach, ich fühls”. Here, bold, surprising turns not found in any score the piano joins the orchestra in woodwinds. however, the impression of suffering is other concerto. Just in the middle the two final chords, a convention which less acute, possibly because Mozart of this movement our suspicion that reaches well into the 19th century even In the following solo exposition the seems to have expressed rather the everything runs the ordinary smooth though these chords were sometimes piano quotes all the themes heard anguish of a young woman experiencing way, is suddenly dispersed by a truly not printed into the solo part. in the opening tutti, adorned, varied and enriched by virtuoso passages. her first deception in love, than his own exiting modulation into the distant key of In its course a new unison passage is personal feelings, (perhaps another B minor. Not only this! The two meters introduced (found earlier in the sonata portrait of Miss Paradis? ) Whatever we of 6/8 and 2/4 are juxtaposed here: a in G major K 283 and in the G major read into this set of variations, orchestra passionate tune in 2/4 played first by the concerto K 453), which leads to the and piano are interwoven here in such bassoon and subsequently developed second subject. a masterly fusion that words fail us by the piano, is accompanied by the
24 25 Piano Concerto in F Major, would apply equally well to this work: second measures is a characteristic Magic Flute by seven years. The fugal K 459 “These concertos are a happy medium trait: This march-like theme dominates theme reappears several times during between what is too easy and too the whole first movement, appearing the sparkling solo episodes. But that completed in Vienna on 11 December, difficult. They are very brilliant, pleasing many times in ever new harmonic is not all: At the recapitulation a real 1784 to the ear and natural, without being variations, delicate, triumphant, elegiac conflict arises when the two subjects superficial. There are also passages – even romantic in the original cadenza! encounter each other in a dramatic 1. Allegro here and there from which connoisseurs In his fine analysis of this concerto double fugue – a symbol of fighting 2. Allegretto alone can derive satisfaction, but these Neal Zaslaw observed that this march in which the “galant” opening theme 3. Allegro assai passages are written in such a way that rhythm appears in no less than 165 out apparently finishes the winner. But the the less discriminating cannot fail to be of 400 measures! (Introduction to the “learned” fugal theme is not defeated pleased, though without knowing why.” CD box on Deutsche Grammophon with yet: It reappears later and has its final The first posthumous edition of this (Letter to his father, 28 December 1792) Malcolm Bilson and John Eliot Gardiner, word in the cadenza, after which our concerto (by Johann André) mentions The F major Concerto happens to be 1991) dance tune emerges elegantly, leading on the title page that this concerto was Mozart’s fastest concerto: It is the only Despite its fluent tempo the second to the Papageno theme presented as a performed by Mozart on the occasion one in which the first movement has cut movement is of enchanting beauty. duet between piano and winds. In this of the coronation of Emperor Leopold II time ¢, an indication generally found It gains in depth of feeling from the concerto the “learned” and the “galant” in Frankfurt on October 15, 1790. If this in concluding movements only. Another repeated insertions of episodes in the form a unique symbiosis – a stroke of is true, it was a clever choice. Like the exception is the Allegretto indication minor key which produce the effect of genius! other Coronation Concerto (K 537) played on this occasion, it has pleasant themes of the second movement, faster than a shadow on a serene sunlit landscape, that are easy to grasp and is written Andante or Larghetto found in the a nearly “Schubertian” effect of sudden in a joyful vein only rarely interrupted central movements of other concertos. melancholy. One of its highlights is the by those moments of melancholy and And the lively Allegro assai of the last canonic imitation of the opening motive sadness which are typical for Mozart. On movement reminds one of Mozart’s between winds and piano. the other hand there exists a remarkable remark about the Abduction: “… and I The third movement starts with an contrast between both works. While believe that one will be unable to sleep impudent theme in the rhythm of a in the “great” Coronation Concerto here even if one had not slept at all the country dance played alternately by the the solo piano is protagonist, there previous night.” (Letter to his father, 26 piano and the wind instruments. Quite prevails in this work a constant lively September 1781) unexpectedly the strings enter in the 32nd dialog between piano and orchestra It is noteworthy that the concerto measure with a vigorous short fugue. A (particularly with the wind instruments). starts with Mozart’s favorite rhythm: fugue within a piano concerto! Such a This goes to such an extent that in large four quarter notes with a dotted rhythm thing had never happened before. This sections of the first movement the piano on the second beat, which he used one is a happy fugue starting right away is accompanying other instruments. innumerable times as a starter for with a stretta of the theme, a procedure Unlike in other concertos, there is an march-like movements. The amazing usually reserved for the end of fugues amazing amount of polyphony to be found thing is that Mozart never repeated only. This opening tutti finishes with in the F major Concerto: imitation, canon, himself, finding every time a different a quotation of the opening “country fugue. Indeed, the words Mozart used to consequent to this antecedent. Here the dance” theme and an epilogue which describe the earlier Concertos K 413-415 rising fifth F to C between the first and anticipates the Papageno duet from the
26 27 Piano Concerto in D major, of this, the nature of the orchestra’s concerto in D major for 2 violins, viola passed between the notation of the K 537, accompaniment becomes meaningful: and bass, 1 flute, 2 oboes, 2 bassoons, score and the first known performance. “Coronation Concerto” On the one hand it presents the “festive” 2 horns, 2 trumpets and tympany ad Why this hurry? Only two possible symphonic setting as does the majestic libitum.” Maybe Mozart meant that only answers may be given: Either Mozart completed in April 1788 Concerto in C major K 503; on the other the trumpets and tympani could be left was hoping for an earlier performance hand the typical dialogue between piano out, yet in fact, the concerto is written in or else he was kept busy with the 1. Allegro and other instruments is missing here such a way that a performance only with composition of other works. Despite 2. Larghetto during the extended solo episodes. strings could be feasible though with the fact that few compositions were 3. Allegretto Not a single time in this concerto does considerable loss of tone colour. From marked in his catalogue, it is known that the piano lend harmonic support to this point of view the layout reminds us he composed immediately afterwards MOZART’S CORONATION CONCERTO other instruments by accompanying of the earlier concertos K 413-415 and three new arias for Don Giovanni for the IN D-MAJOR, A UNIQUE CASE themes played by them. No, here K 449 which according to Mozart’s own Vienna performance of May 7, 1788, all the piano remains always the star, statement could be performed without of which required previous sketches and There arise quite a few questions the protagonist. The lack of dialogue winds. Yet here the range of expression considerations. And only one week after surrounding this work which never have with other instruments, sometimes is wider: There are moments of sadness this concerto he finished the bravura been answered satisfactorily. The most considered a shortcoming – even by the and melancholy missing in those aria K 538 for Aloysia Lange, his early obvious question is: Why did Mozart eminent scholar Marius Flothuis – turns earlier concertos. Besides, the scope love. Even though the first draft for it compose a new piano concerto early out to be a “futuristic” idea: From here is much larger, more symphonic than dates from ten years earlier, the writing in 1788, having already at his disposal it is only a small step to the concertos chamber music-like. Indeed, the first of these 212 measures must also have no less than 12 masterworks in this by Chopin where the orchestra sets movement is one of the longest among involved considerable emotional stress. genre (from K 449 to K 503) written in an impressive long-drawn frame (alas all concertos. (If the concluding tutti Of course he could have completed Vienna earlier, or even 15 if we include not as well orchestrated as in Mozart’s after the cadenza were not that short, the missing parts later for the 1790 the concertos K 413-415 from 1782-83? scores) but has little to say once the it would even surpass in length K 467). performances but didn’t feel inclined The most plausible answer would be soloist enters. Even Rachmaninov is As to be expected the solo part is very to do so, apparently being his own that the work was commissioned. Yet more conservative than Mozart: In brilliant – not only the composer, but performer. One is reminded of his playing no such thing is known. (In fact, during his second piano concerto the main also the performer is inviting admiration; the piano-violin sonata K 454 with Miss the years 1786-90 there was a low ebb theme is played by the orchestra while and yet the piano part is less difficult Strinasacchi from nearly empty pages, of commissions.) Thus the most likely the piano “accompanies”. It is a high to perform than in the concertos K 450, with only the violin part written out in answer is that Mozart wrote it for achievement of Mozart’s genius that still 467, 491, 503: While on tour one has less the score. He filled in the piano part later himself with a certain purpose in mind.1 every instrument of the orchestra gets opportunity to practise. But the concerto when the work was published and had His purpose is not difficult to guess interesting, valuable musical tasks. Of K 537 still poses another riddle! While often to cram in many notes in too little if we consider the fact that Mozart course the simpler orchestration and in the manuscript the notation for the space. Only after Mozart’s death were performed his work twice abroad, the nearly total lack of dialogue fulfils orchestra is neat and finished, the piano the missing parts in K 537 completed, namely on April 14, 1789 in Dresden a practical purpose: Less rehearsal part is left for long stretches with blank most probably in 1794 by Johann André, and (nearly certainly) on October 15, time is needed and also the part of the spaces for the accompaniment. Thus the he first publisher to whom we owe also 1790 in Frankfurt on the occasion of the solo pianist is not hidden. In view of a whole second movement contains only the reference that this concerto was coronation of the emperor Leopold II. “touring concerto” Mozart’s entrance the right hand part. The most plausible played at the coronation (he might have It follows that the Coronation Concerto into his work catalogue takes on a new explanation for these omissions would seen a document which was lost later). was destined for concert tours. In view special meaning: He wrote, “A piano be lack of time. However, 14 months
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