Mozart KLAVIERKONZERTE - Paul Badura-Skoda

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Mozart KLAVIERKONZERTE - Paul Badura-Skoda
Mozart
      KLAVIERKONZERTE
NR. 9 KV 271 · 18 KV 456 · 19 KV 459 · 26 KV 537

           PIANO CONCERTOS
    Nos. 9 K 271 · 18 K 456 · 19 K 459 · 26 K 537

                Paul Badur a-Skoda
                Prager Kammerorchester
                Prague Chamber Orchestra
Mozart KLAVIERKONZERTE - Paul Badura-Skoda
2                                                                                                             3

                                                             MOZART
                                                                 KLAVIERKONZERTE
                                                           NR. 9 KV 271 · 18 KV 456 · 19 KV 459 · 26 KV 537

                                                                    Piano Concertos
                                                             Nos. 9 K 271 · 18 K 456 · 19 K 459 · 26 K 537

                                                                              DVD 1
                                                               Klavierkonzert Nr. 9 Es-Dur, KV 271
                                                                Piano Concerto No. 9 in E flat major, K 271

                                                               Klavierkonzert Nr. 18 B-Dur, KV 456
                                                                        „Paradis-Konzert“
                                                               Piano Concerto No. 18 in B flat major, K 456

                                                                              DVD 2
                  Paul Badura-Skoda,
          Klavier und Leitung / piano and conductor            Klavierkonzert Nr. 19 F-Dur, KV 459
                                                                 Piano Concerto No. 19 in F major, K 459
Prager Kammerorchester / Prague Chamber Orchestra
              Konzertmeister / concertmaster:                  Klavierkonzert Nr. 26 D-Dur, KV 537
                     Antonin Hradil                                     „Krönungskonzert“
                                                                 Piano Concerto No. 26 in D major, K 537
                   Aufgenommen / Recorded:                                    “Coronation”
    „Carinthischer Sommer 2006“, Kongresszentrum Villach
              Dr. Thomas Daniel Schlee, Intendant
     DVD 1: 14. August 2006 • DVD 2: 16. August 2006
Mozart KLAVIERKONZERTE - Paul Badura-Skoda
4                                                                                                                                                                       5

                                                                                          WOLFGANG AMADEUS MOZART
                                                                                                                          (1756-1791)

                                                                                         Klavierkonzert in Es-Dur,                    In keinem anderen Konzert ist die Inte-
                                                                                         KV 271                                       gration von Klavier und Orchester, zwi-
                                                                                                                                      schen Solo und Tutti, in so vollkomme-
                                                                                         komponiert in Salzburg, Januar 1777 für      nem Maße wie hier vollzogen worden.
                                                                                         Mademoiselle Louise Victoire Jenamy          Das Grundproblem der Konzertform,
                                                                                         (irrtümlich „Jeunehomme-Konzert“             nämlich der Gegensätze zwischen Kon-
                                                                                         genannt.)                                    frontation und Kollaboration, ist hier auf
                                                                                                                                      geniale Weise gelöst: das Soloklavier
                                                                                         1. Allegro                                   ist bald Protagonist, bald gleichberech-
                                                                                         2. Andantino                                 tigter Teil des Orchesters, „Primus in-
                                                                                         3. Presto – Menuetto cantabile – Presto      ter pares”. Es gibt kaum ein Motiv des
                                                                                                                                      Orchesters, das nicht auch vom Klavier
                                                                                         Kadenzen von Mozart                          übernommen wird, und vice versa.
                                                                                                                                      Gleich am Beginn des Konzertes ge-
                                                                                         Dieses Konzert ist so reich an Facetten,     schieht etwas Einzigartiges: das Klavier
                                                                                         dass es beinahe unmöglich ist, es mit        setzt nicht, wie sonst üblich, erst nach

Paul Badura-Skoda                                                                        Worten zu beschreiben. „Music, too elo-
                                                                                         quent for words” (Mendelssohn). Dabei
                                                                                                                                      einer längeren Orchestereinleitung ein,
                                                                                                                                      sondern antwortet nach eineinhalb
ist einer der größten Pianisten unserer Zeit, ein legendärer Künstler, der in den Kon-   liegt der musikalische Gehalt dieses ge-     Takten dem energischen Rufmotiv des
zertsälen der ganzen Welt zu hören ist. In seiner musikalischen Persönlichkeit ist       nialen Werkes anscheinend klar zutage:       Orchesters sofort mit einer kecken Ge-
eine seltene Synthese zwischen einer totalen Hingabe an die Musik und einer lei-         der erste Satz ist ein vollendetes, hei-     genrede. Erst danach folgt das übliche
denschaftlichen Suche nach dem echten Sinn zu finden, gepaart mit einem hohen            teres Spiel zwischen gleichberechtig-        Einleitungstutti, an dessen Schluss das
Verantwortungsgefühl den Komponisten gegenüber.                                          ten Partnern, der zweite eine tragische      Klavier gleichsam „zu früh” mit einem
Paul Badura-Skoda ist Wiener, seine enge Beziehung zu Haydn, Mozart, Beethoven           Szene, bei der das Klavier die Rolle eines   Triller einsetzt, der zu einer Wiederho-
und Schubert ist weltbekannt. Jedoch sein Repertoire erstreckt sich viel weiter von      dramatischen Soprans übernimmt und           lung des anfänglichen Dialogs führt,
Bach bis Frank Martin und Gottfried von Einem, und enthält auch die Werke von            am Schluss gleichsam „stirbt”, der drit-     auf den dann eine „normale” Klavier-
Schumann, Chopin, Brahms, Debussy oder Ravel. Aber er kommt immer wieder auf             te ist eine Wiederkehr zu sprühendem         exposition folgt. Strukturell betrachtet
Mozart zurück, dessen Sprache, Ausdruck reiner Liebe, ein wesentlicher Teil sei-         Leben und wird in der Mitte von einem        könnte man die erwähnte kecke Replik
ner eigenen Sprache geworden ist. Seine Kadenzen und Ergänzungen unvollendeter           „himmlischen” Menuett unterbrochen,          am Beginn nicht als Klaviersolo, sondern
Werke zeugen davon.                                                                      das eher einem Tanz von Engeln als           eher als Teil des Einleitungsritornells an-
                                                                                         von irdischen Menschen gleicht. Aber         sehen, so als wäre das Klavier hier ein
                                                                                         welcher Reichtum, welche Vielfalt im         Orchesterinstrument. Wie immer man
                                                                                         Einzelnen!                                   es auch ansieht, nach diesem Anfangs-
Mozart KLAVIERKONZERTE - Paul Badura-Skoda
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dialog scheinen die Rollen festgestellt      le keineswegs als Mangel empfunden         hier eine Art Schmerzensschrei aus-         den ungedämpften Streichern – senza
zu sein, nämlich wer das „Sagen” und         wird, sondern den frohen Grundcha-         drückt). Danach kommt es nur noch zu        sordino –, danach zitiert das Klavier, wie
wer das „Antworten” hat. Doch dem ist        rakter der Ecksätze noch unterstreicht.    einem klagenden Stammeln in der Form        ersterbend, das Schlussrezitativ. Doch
nicht so: am Beginn der Reprise werden       Umso überraschender ist dann in der        eines Rezitatives – ein Novum in einem      bis zuletzt bleibt die eingangs erwähn-
die Rollen überraschenderweise ver-          Kadenz die plötzliche Wendung nach         Klavierkonzert –, bis zwei wuchtige Ka-     te Doppelfunktion des Klaviers „Prot-
tauscht: das Klavier „ruft”, die Streicher   Ces-Dur – ein Geniestreich!                denzschritte G-C dem tragischen Ge-         agonist – Mitspieler” erhalten: trotz
antworten. Dieser Rollentausch ge-           Der emotionelle Höhepunkt des              schehen vorerst ein Ende setzen. (Von       des emotionellen Zusammenbruchs im
schieht zwar nur ein einziges Mal, dies      Konzertes ist aber der tieftraurige        der Konzeption her sind diese 2 Schritte    Rezitativ spielt das Soloklavier sowohl
aber an einem formalen Höhepunkt, fast       2. Satz in c-Moll, der persönlichstes      unisono, alle Instrumente spielen diesel-   vorher wie auch bei den Schlussak-
genau in der Mitte des Satzes. Jener         Leid ausdrückt. Nur selten hat Mozart      ben Noten. Weil aber die Naturhörner        korden kräftig mit, aber nicht mehr als
frühe Klaviereinsatz am Anfang, förm-        für die Mittelsätze seiner Konzerte die    zu Mozarts Zeit kein C blasen konnten,      „sterbender Schwan”, sondern als Teil
lich Teil des Tuttithemas, wurde von Mo-     Molltonart gewählt, dann aber immer        gab Mozart ihnen die Note Es zu spie-       des Orchesters, als „Klavierdirigent”,
zart später nie mehr wiederholt. Erst 30     mit besonderer Bedeutung. In diesen        len, aus der Not eine Tugend machend,       ohne dass diese Doppelrolle als störend
Jahre später hat Beethoven, der dieses       Sätzen wird der in Konzerten gelegent-     und schloss die Einleitung mit der c-Moll   empfunden wird.
Konzert kannte – er skizzierte virtuose      lich vorherrschende Rahmen geistvoller     Harmonie ab). Das Klavier beginnt mit       Doch das Leben geht weiter, „neues
Varianten darüber – diese Idee mit ähnli-    Unterhaltung gesprengt und eine Größe      einer Umspielung des schon am Beginn        Leben blüht aus den Ruinen” (Schiller,
chen Mitteln in seinem 4. Klavierkonzert     und Würde der Aussage erreicht, deren      gehörten Klagemotivs, übernimmt aber        Wilhelm Tell, IV, 2). Mit einem funkeln-
wieder aufgegriffen.                         nur die größten Komponisten fähig sind.    bald die Führung in einem pathetischen      den lebenssprühenden Solo setzt das
Doch die Integration zwischen Solo und       Wir wissen zwar nicht, welcher leidvolle   Aufstieg zu den höchsten Noten. Ein nur     Klavier unbegleitet ein. Ein so virtuoses
Tutti geht noch viel weiter. Nicht nur,      Anlass diesem Konzertsatz zugrundelag,     zwei Takte langes, auf dem Hauptmotiv       Anfangsthema hat es bei Mozart sonst
dass alle wichtigen Motive bald dem ei-      fühlen aber, dass Mozart ihn in seiner     basierendes Tutti moduliert nach Es-Dur,    nicht gegeben; es ist dies eines der
nen, bald dem andern Partner zugeteilt       eigensten Sprache, in der Musik, aus-      dem in diesem Satz, die Bedeutung des       wenigen seiner Themen, das man nicht
werden, auch ihre Stellung innerhalb         drücken musste. Man schämt sich fast,      „tröstenden” tonalen Gegensatzes zu-        nachsingen kann. Erst wenn es nach
des Satzes wird öfter geändert. So er-       ein so persönliches Gebilde zu analy-      kommt. Die Schönheit dieses Satzes, der     34 Takten in vereinfachter Form vom
scheint gleich nach dem Anfangsdialog        sieren. Mozart selbst hat es aber der      innige Dialog zwischen dem Gesang der       Orchester übernommen wird, erkennt
ein zartes Gesangsmotiv in den Strei-        Widmungsträgerin und damit liebevoller     Solostimme und dem begleitenden Or-         man, dass es auf den 4 aufsteigenden
chern als Weiterführung der Einleitung.      kritischer Betrachtung durch die Inter-    chester, kann nicht mit Worten beschrie-    Noten Es-F-G-As basiert, die wie ein
Welche Überraschung aber, wenn das-          preten anvertraut. In der kurzen, aber     ben werden. Zu erwähnen ist aber, dass      Leitmotiv in allen Sätzen dieses Konzerts
selbe Motiv am Schluss der Klavierex-        gehaltvollen Orchestereinleitung kom-      die Melodie des mittleren Orchesterri-      auftauchen. Beachtenswert ist auch die
position in anderer Funktion, nämlich als    men die wichtigsten Motive des ganzen      tornells vom Klavier zweimal in subtiler    „Choreographie” der Anfänge in die-
Epilogthema, als Schlussanhang wie-          Satzes zur Sprache: zuerst der Klagege-    Variierung wiederholt wird – ein Vor-       sem Konzert: im 1. Satz setzt das Klavier
dererscheint!                                sang der sordinierten ersten Geigen, der   gang, der an die Gestaltung des ersten      gleichsam zu früh in den ersten Takten
                                             von den 2. Geigen imitierend nachgesun-    Satzes erinnert – und dass die geniale      ein, als Partner der Gesamttruppe; im 2.
Um im Konzert diese bewusst ver-
                                             gen wird, dann eine „ernste” Weiterfüh-    tragische Solokadenz vor Schluss einen      Satz setzt es wie eine tragische Heroine
tauschten Einsätze zu ermöglichen,
                                             rung, die zu einem forte-Ausbruch über     Höhepunkt dieses Konzertes darstellt.       erst nach einer längeren Einleitung ein,
musste eine stärkere tonale Einheit als
                                             dem neapolitanischen Sextakkord führt.     Danach ist die Energie gebrochen. Ein       im dritten aber beginnt es gleich als „So-
sonst gewahrt werden. Die Grundtonart
                                             (Auch wer nichts von Musiktheorie ver-     letztes Mal erklingt das vorhin erwähn-     lotänzerin” mit tollen Pirouetten.
Es-Dur wird nur selten verlassen, was
                                             steht, wird spüren, dass diese Harmonie    te neapolitanische Schmerzensmotiv
jedoch wegen der Vielfalt der Einfäl-
                                                                                        im Orchester, diesmal noch verstärkt in
Mozart KLAVIERKONZERTE - Paul Badura-Skoda
8                                                                                                                                                                        9

Auch in diesem Satz herrscht – ähnlich        im Jahre 1912 erschienenen Biographie       Klavierkonzert in B-Dur,                    kommen darin weder große Sprünge
wie im ersten – fröhliches Wechselspiel       haben Théodore Wyzewa und Georges           KV 456 „Paradis-Konzert“                    über die Tastatur vor, noch das sonst bei
zwischen dem Soloinstrument und dem           de Saint-Foix der Widmungsträgerin,                                                     ihm häufige Übergreifen der linken Hand
Orchester. Gleich der 2. Soloeinsatz          „die von Mozart und seinem Vater, in        vollendet am 30. September 1784             über die rechte, also technische Proble-
greift die „freche” Antwort der Geigen        ihrem Briefwechsel, bald Jénomé, bald                                                   me, die einer blinden Spielerin Probleme
aus dem Tutti auf und führt sie virtuos       Jenomi genannt wird“, den Namen „Ma-        1. Allegro vivace                           bereiten könnten. Dazu kommt noch ein
weiter. Die Form ist eine erweiterte Ron-     demoiselle Jeunehomme“ gegeben. Ob-         2. A
                                                                                              ndante un poco sostenuto               zarter Gesamtcharakter (mit Ausnah-
doform mit virtuosen kadenzartigen Ein-       wohl diese berühmte französische Pia-          (Thema und Variationen)                  me der stürmischen h-Moll-Episode im
gängen vor der Wiederkehr der Ritornel-       nistin immer unauffindbar geblieben ist,    3. Allegro vivace                           Finalsatz), den man als „weiblich” be-
le. Doch in der Mitte des Satzes kommt        war diese Benennung ein Riesenerfolg:                                                   zeichnen könnte. Besonders der 1. Satz
es zu einem überraschenden Einschnitt:        das Jeunehomme-Konzert war geboren                                                      ist von einer Lieblichkeit, wie man sie
nach einem plötzlichen Innehalten über        und lebte bis 2003; dann aber wurde die     Das Klavierkonzert KV 456 ist das fünfte,   sonst in den Konzerten dieser Periode
dem Orgelpunkt Es erscheint ein neues         mysteriöse Dame von dem Wiener Mu-          das Mozart in einem Schaffensrausch         kaum findet: wunderbar die fluktuie-
ruhiges Thema, ein Menuetto cantabi-          sikwissenschaftler Michael Lorenz iden-     für Klaviermusik im Jahr 1784 schuf.        renden „romantischen” Harmonien des
le in As-Dur, einer Tonart, die bisher im     tifiziert. Sie war Louise Victoire Jenamy   Neben diesen Klavierkonzerten entstan-      ruhigen, kontemplativen 2. Seitenthe-
ganzen Konzert ausgespart wurde. Jene         (1749-1812), Pianistin und Tochter des      den auch das Klavierquintett KV 452, die    mas gegen Schluss von Exposition und
für Klavierkonzerte erstmalige Einfüh-        Tanzmeisters Jean Georges Noverre,          Klavier-Violinsonate KV 454 und die lei-    Reprise !
rung eines ruhigen Einschubs in einem         der mit der Familie Mozart befreundet       denschaftliche Solosonate in c Moll KV
                                                                                                                                      Der 1. Satz beginnt mit Mozarts Lieblings-
Finalsatz hatte Mozart schon vorher in        war – Dichtung und Wahrheit.                457. Diese Reihe wurde nur durch das
                                                                                                                                      marschrhythmus – 4 Viertelnoten mit ei-
seinen Violinkonzerten ausprobiert. Die-                                                  Streichquartett in B-Dur KV 458 unter-
                                                                                                                                      ner Punktierung auf dem 2. Viertel –, den
ser Mittelteil hat etwas Schwebendes                                                      brochen und schon folgte darauf mit KV
                                                                                                                                      Mozart gerade in dieser Periode wieder-
an sich: die nach 8 Takten einsetzenden                                                   459 wieder ein Klavierkonzert.
                                                                                                                                      holt anwendete, wie etwa in den Kla-
gezupften Bässe und Violinen in Kom-                                                      Wenn das Konzert KV 271 fast ein Jahr-      vierkonzerten KV 451, 453 und 459, sowie
bination mit den sordinierten mittleren                                                   hundert lang nach der nicht existieren-     in den Märschen für Klavier KV 408 und
Streichern geben diesem Menuett den                                                       den Pianistin „Jeunehomme” benannt          453a. Dass diese Formel nicht schema-
Charakter einer schwerelosen Serena-                                                      wurde, dann könnte man dieses B-Dur-        tisch wirkt, liegt in der Gestaltung des je-
de für Engel: vom Tal der Tränen im 2.                                                    Konzert mit viel mehr Berechtigung nach     weils zweiten Taktes: hier steht anstelle
Satz zum Paradies! Diese selige Vision                                                    der blinden Widmungsträgerin Maria          einer meist längeren betonten Note die
löst sich gleichsam in Arpeggiowolken                                                     Theresa Paradis (1759-1824) als das         „weibliche Endung” c-a-b, die diesem
auf und führt zu einem letzten Einsatz                                                    „Paradis-Konzert“ (!) bezeichnen. Sie       Thema einen geschmeidigen, sanften
des funkensprühenden Presto, der mit                                                      soll es in Paris und London aufgeführt      Charakter verleiht, der für den ganzen
humorvollen Echoeffekten dieses geni-                                                     haben, Mozart selbst hat es später am       folgenden Satz bestimmend ist. Die Or-
ale Konzert zu seinem Ende bringt.                                                        13. Februar 1785 in einem Konzert der       chesterexposition bringt im weiteren
Und am Schluss eine Erklärung, die nur                                                    Sängerin Luisa Laschi in Wien aufge-        Verlauf zwei Seitenthemen – eine Inno-
die „Nachgeschichte” dieses Konzertes                                                     führt.                                      vation Mozarts seit dem Klavierkonzert
betrifft: lange Zeit wurde es das Kon-                                                    Anscheinend hat Mozart die Blindheit        KV 414 – und als Schlussthema wieder
zert „für Jenomy” genannt (S. z. B.: Otto                                                 der Auftragsgeberin bei der Komposi-        ein marschartiges Motiv, eigentlich ein
Jahn, W.-A. Mozart, 1856, S. 613). In ihrer                                               tion dieses Werkes berücksichtigt: es       Trompetensignal, das aber zart in den
10                                                                                                                                                                     11

Violinen und danach in den Holzbläsern       „sanfte” Grundtonart B-Dur ist wieder       chern und dem Klavier ergeben. So er-         es wäre nicht Mozart, wenn es nicht
erklingt; bezaubernd die Gegenstimmen        erreicht und wird – wie so oft in Sona-     scheint in der 2. und in der 5. Variationen   gerade hier zu Überraschungen, zu un-
der beiden in hoher Lage erklingenden        tensätzen – oder Sinfoniesätzen bis zum     die unveränderte Melodie des Themas           erwarteten kühnen Wendungen käme,
Hörner.                                      Schluss nicht mehr verlassen.               in den Violinen, umspielt von lebhaften       die in früheren Konzerten fehlen. In
In der nachfolgenden Soloexposition          Ein Novum in Mozarts Klavierkonzerten       Figurationen des Klaviersolos. Auf geni-      der Mitte des Satzes, wenn man schon
übernimmt das Klavier alle Themen des        ist der ernste zweite Satz in Variatio-     ale Weise verbindet Mozart hier Varia-        glaubt, dass sich alles in gewohnten,
Tutti, bereichert durch Gegenstimmen         nenform, der in g-Moll steht, also in       tionen- und Konzertform. Nachdem das          heiteren Bahnen weiterbewegen würde,
und virtuose Erweiterungen. Bemerkens-       jener Tonart, die bei Mozart wiederholt     Thema – ein komplexes symphonisches           kommt es plötzlich zu einer aufregen-
wert ist eine aufsteigende Unisonopas-       tragischen Schmerz ausdrückt. Hier je-      Gebilde – zuerst vom Orchester und in         den Modulation nach h-Moll: Der Sept-
sage (in Takt 95-99), eine Lieblingsfigur    doch scheint der Schmerz trotz mancher      der 1. Variation vom Klavier getragen         akkord g-h-d-f, Dominante von c-Moll,
Mozarts, die er schon in der G-Dur-So-       Tragiksymbole (Dissonanzen, Chromatik,      worden war, wird es ab der 2. Variation       wird überraschend enharmonisch in
nate KV 283 und im Klavierkonzert G-Dur      Seufzermotive) noch nicht so akut zu        aufgeteilt: zuerst 8 Takte Tutti, dann an-    den übermäßigen Quintsexakkord von
KV 453 verwendet hatte. Sie scheint          sein wie etwa in den beiden g-Moll-         stelle der Wiederholung als Antwort 8         h-Moll, g-h-d-eis, umgedeutet. Und nun
auch in der Originalkadenz auf.              Sinfonien KV 183 und 550, oder in den       Takte Solo, ebenso im 2. Teil von zweimal     bricht ein wahres Gewitter aus: eine
                                             Mollmittelsätzen der späteren Klavier-      12 Takten. Erst in der 5. Variation treten    leidenschaftliche Melodie der Bläser in
Nach dem energiegeladenen mittleren
                                             konzerte in Es-Dur und A-Dur. Vielleicht    beide Partner gleichzeitig auf, die aus-      Zweivierteltakt wird im Sechsachteltakt
Tuttiritornell – einem Fixpunkt in allen
                                             liegt das daran, dass Mozart hier weni-     geschriebenen Wiederholungen des 1.           von aufgeregten Figurationen des Kla-
Mozartkonzerten, den fast alle späte-
                                             ger eigenes Leid auszudrücken scheint,      und 2. Teiles entfallen deshalb, die Form     viers umspielt mit gleichzeitig aufzuc-
ren Komponisten übernahmen – setzt
                                             als den Schmerz eines Mädchens, das         wird gestrafft, der Satz strebt dem tragi-    kenden „Blitzen” in den ersten Violinen.
das Klavier mit einem neuen kantablen
                                             eine erste bittere Enttäuschung durch-      schen Ende zu.                                Nach 8 Takten setzt das Klavier mit einer
Gedanken ein, der von F-Dur nach d-
                                             gemacht hat. Eine stimmungsmäßige           Der dritte Satz ist ein „Jagdfinale” im       Melodie in Zweivierteltakt fort, während
Moll moduliert und den Hauptteil der
                                             Verwandtschaft mit der später entstan-      6/8-Takt, wie es Mozart vorher mit Er-        nun Streicher dieses Solo im Sechsach-
Durchführung vorbereitet, in dem das
                                             denen Cavatina der Barbarina in Figaros     folg im früheren B-Dur-Klavierkonzert         teltakt begleiten. Eine solche Irruption,
Signalmotiv des Epilogs von den Bläsern
                                             Hochzeit ist unverkennbar. (Barbarina       KV 450 und in den Hornkonzerten KV 412        einen solchen Stimmungswechsel hatte
durch mehrere Tonarten im absteigen-
                                             grämt sich über den Verlust einer Heft-     D-Dur, KV 417 Es-Dur und KV 447 Es-Dur        es noch in keinem Klavierkonzert vor-
den Quintenzirkel geführt wird (d-Moll –
                                             nadel, während die Gräfin in ihrer Arie     angewandt hatte. Gewisse Ähnlichkeit          her gegeben. (Unwillkürlich denkt man
g-Moll – c-Moll – F-Dur – B-Dur), um
                                             den Verlust ihrer großen Liebe betrau-      mit KV 450, wie der „kesse” Beginn mit        an den Chor „Sind Blitze, sind Donner
wieder in einem kantablen Klaviersolo
                                             ert.) Doch im Gegensatz zu jener kurzen     Klaviersolo und einige spritzige Neben-       in Wolken verschwunden?“ in Bachs
zu landen, welches kurz ernste Mollre-
                                             Arie intensiviert sich in diesem Konzert-   gedanken sind unverkennbar, allerdings        Matthäuspassion). Dieser plötzlich auf-
gionen berührt, bis nach dem üblichen
                                             satz der Ausdruck des Schmerzes von         sind die technischen Anforderungen an         flammende Protest gegen die vorherr-
Verweilen auf dem Orgelpunkt F (=Domi-
                                             Variation zu Variation, bis er nach der     den Pianisten hier geringer als im frühe-     schende Idylle wäre freilich deplaciert,
nante) die Reprise mit dem Hauptthema
                                             wunderbaren tröstenden G-Dur-Varia-         ren Werk. Sollte Mozart hier vielleicht       hätte es nicht schon im zweiten Satz
erreicht wird, das seit der doppelten Ex-
                                             tion in Verzweiflung und Resignation        ein bewährtes Modell gleichsam wie-           einen ähnlichen Energieausbruch in
position (Tutti – Solo) nicht mehr erklun-
                                             mündet. Ein anderes Element der Milde-      derholt haben? Nichts wäre dagegen            der 3. Variation gegeben. Hier ist nicht
gen war. Wie in so vielen ähnlichen Stel-
                                             rung heftiger Emotionen besteht in den      einzuwenden, wenn schöne gefällige            mehr die zarte Widmungsträgerin por-
len in den Werken der Klassik und Ro-
                                             zauberhaften Klangvisionen, die sich        neue Themen in ein bewährtes Form-            traitiert, sondern der wahre Mozart, der
mantik (bis Brahms, Bruckner, Mahler)
                                             durch die meisterhafte Verwendung der       schema eingegossen würden. So ar-             seinen revolutionären Geist sonst oft
vermittelt dieser Moment den Eindruck
                                             Bläser im Wechselspiel mit den Strei-       beiten viele begabte Kleinmeister. Aber       mit Samthandschuhen verbrämte. Doch
einer Heimkehr in vertraute Gefilde. Die
                                                                                                                                       ebenso plötzlich wie er gekommen war,
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flaut der Gewittersturm ab und mündet       Klavierkonzert in F-Dur,                     das Mittelding zwischen zu schwer, und      en harmonischen Wendungen, bald zart,
in das heitere Überleitungsthema des        KV 459                                       zu leicht – sind sehr brillant – angenehm   bald auftrumpfend, bald elegisch – ja in
Klaviers, das durch feine Varianten ge-                                                  in die ohren – Natürlich, ohne in das       der Kadenz sogar romantisch! Wie Neal
genüber der Exposition noch bereichert      vollendet in Wien                            leere zu fallen – hie und da – können       Zaslow in seiner feinen Analyse dieses
ist – gleichsam als Symbol der Freude       am 11. Dezember 1784                         auch kenner allein satisfaction erhalten    Konzertes bemerkte, erscheint dieser
über die wiedergewonnene Grundtonart                                                     – doch so – dass die nichtkenner damit      Marschrhythmus des Themas in nicht
B-Dur: „wieder fester Boden unter den       1. Allegro                                   zufrieden seyn müssen, ohne zu wissen       weniger als 165 von 400 Takten! (Beiheft
Füßen“. Von nun an ist dieser Satz bis      2. Allegretto                                warum“. (Brief vom 28. Dezember 1782        zur Aufnahme der Konzerte durch Mal-
zum fröhlichen Schluss eitel Freude.        3. Allegro assai                             an seinen Vater)                            colm Bilson, DG, 1991)
Bloß in der Originalkadenz schienen als                                                  Übrigens ist das F-Dur-Konzert das im       Trotz des vorgeschriebenen flüssigen
Reminiszenz an den h-Moll-Teil noch         Wenn die Nachricht stimmt, dass Mo-          Tempo schnellste Konzert Mozarts:           Tempos ist der 2. Satz von bezaubern-
einmal die aufgeregten Figurationen         zart dieses Konzert zusammen mit dem         als einziges hat es im ersten Satz jene     der Innigkeit. Er gewinnt beträchtlich
jener h-Moll-Stelle auf – wieder ein        D-Dur-Konzert KV 537 anlässlich der          Alla-Breve-Bezeichnung, die sonst nur       an Tiefe durch die zweimal eingestreute
Zeichen für Mozarts feinen Umgang mit       Kaiserkrönung Leopolds II. am 15. Okto-      einigen Finalsätzen vorbehalten ist. Der    traurige Mollepisode, die zuerst von den
der „Leitmotivpsychologie“, lange vor       ber 1790 in seiner Frankfurter Akademie      2. Satz ist mit der Tempoangabe Alle-       Bläsern und dann vom Klavier intoniert
Richard Wagner –, um danach in eine         aufgeführt hat, dann war dies eine kluge     gretto ebenfalls „schneller“ als die An-    wird.
neue Symbiose mit dem Orchester ein-        Entscheidung. Ebenso wie das bekann-         dantesätze anderer Konzerte. Und zum        Im dritten Satz wiederum überrascht
zugehen und das Konzert in voller Har-      te andere Krönungskonzert hat dieses         Allegro assai des 3. Satzes fällt einem     nach dem kecken Anfangsthema der
monie abzuschließen. Das Mitspielen         Werk leicht einprägsame Themen und           Mozarts Bemerkung über die Ouvertüre        Einsatz einer kurzen Orchesterfuge
der letzten beiden Tuttiakkorde – selbst-   auch hier herrscht eine heitere Grund-       der Entführung ein: „…und ich glaube,       gleich im 32. Takt. So etwas hatte es
verständliche Konvention, auch wenn         stimmung vor, die nur selten durch die       man wird dabey nicht schlafen können        in einem Klavierkonzert noch nicht
die Notierung fehlt – ist hier wohl im      für Mozart typischen melancholischen         und sollte man eine ganze nacht durch       gegeben! Es ist ein frohes, tempera-
Hinblick auf „paradiesische Unschuld“       Wendungen unterbrochen wird. Gleich-         nicht geschlafen haben.“ (Brief an sei-     mentvolles Fugato, das sich mit seinen
eigens notiert worden.                      zeitig aber bestehen beträchtliche Kon-      nen Vater vom 26. September 1781)           Engführungen (gestaffelten Einsätzen)
                                            traste zwischen diesen beiden Werken.        Bemerkenswert für den 1. Satz ist, dass     „gewaschen hat.“ Dieses Fugenthema
                                            Während im „großen“ Krönungskonzert          sein erster Takt Mozarts Lieblingsrhyth-    wird im virtuosen weiteren Verlauf des
                                            das Klavier Protagonist ist, herrscht im     mus (Viertelnote, punktiertes Achtel,       Satzes in einem Dialog zwischen Klavier
                                            F-Dur-Konzert ein fortwährender leb-         Sechzehntel, Viertelnote, Viertelnote)      und Streichern mehrmals zitiert. Nicht
                                            hafter Dialog zwischen dem Klavier und       bringt, den er unzählige Male für lebhaf-   genug damit, nach dem Einsatz der Re-
                                            dem Orchester, besonders den Bläsern.        te marschartige Sätze verwendete. Das       prise kommt es zu einem regelrechten
                                            Das geht so weit, dass im 1. Satz das Kla-   Erstaunliche dabei aber ist, dass schon     Konflikt zwischen dem „galanten“ und
                                            vier auf lange Strecken nur Begleitfunk-     der zweite Takt jeweils anders gestal-      dem „gelehrten“ Thema, der in einer
                                            tion hat. Auch gibt es hier mehr als in      tet wurde, so dass sich Mozart niemals      dramatischen kurzen Doppelfuge aus-
                                            anderen Konzerten polyphone Elemente         wörtlich wiederholte. Hier nun ist der      getragen wird, aus der das kecke An-
                                            (Imitation, Kanon, Fuge…). So passen         Quintsprung F-C vom 1. zum 2. Takt für      fangsthema anscheinend als „Sieger“
                                            auch auf dieses Werk die Worte, die er       dieses Konzert charakteristisch. Dieses     hervorgeht. Doch in der Kadenz wird
                                            über frühere Klavierkonzerte (KV 413-        Marschthema beherrscht den ganzen           das Fugenthema noch ein letztes Mal
                                            415) schrieb: „Die Konzerte sind eben        Satz: Immer wieder erscheint es in neu-     zitiert, bevor es endgültig von der Bühne
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verschwindet. Der auch an anderen Mo-       Klavierkonzert in D-Dur,                   Kaiserkrönung von Leopold II. Das Krö-       Verzicht auf Dialog und die vereinfachte
tiven reiche Satz schließt mit einer Vor-   KV 537                                     nungskonzert war also für Konzertreisen      Instrumentierung erfüllen natürlich eine
wegnahme des Papagenothemas aus             „Krönungskonzert“                          bestimmt. Aus dieser Sicht bekommt sei-      doppelte Funktion: Es bedarf hier weni-
der Zauberflöte, das schon am Schluss                                                  ne Orchesterbesetzung eine besondere         ger Probenarbeit (eine, oder wie zu Mo-
des ersten Tutti, nach der Fuge, erklun-    vollendet April 1788                       Bedeutung: Einerseits ist es die „festli-    zarts Zeiten üblich, keine Probe) und
gen war. In diesem Satz ist das „Galante                                               che“ sinfonische Orchestrierung mit der      gleichzeitig wird das Licht des Solisten
und Gelehrte“ auf wahrhaft geniale Art      1. Allegro                                 gleichen Besetzung wie etwa das maje-        „nicht unter den Scheffel gestellt“. Mo-
miteinander verbunden.                      2. Larghetto                               stätische Konzert in C-Dur KV 503, ande-     zarts Eintragung im Katalog seiner Wer-
                                            3. Allegretto                              rerseits kommt es hier während der lan-      ke erhält aus der Sicht des „Reisekon-
                                                                                       gen Soloepisoden nur selten zu dem für       zerts“ ebenfalls eine tiefere Bedeutung:
                                            MOZARTS KRÖNUNGSKONZERT:                   die anderen Konzerte so typischen Dia-       Dort heißt es: „Ein Klavierkonzert in D
                                            EIN SONDERFALL                             log zwischen Solist und Orchester. Nicht     dur à 2 violini, viola e basso, 1 flauto, 2
                                                                                       ein einziges Mal im Konzert übernimmt        oboe, 2 fagotti, 2 corni, 2 clarini e timpa-
                                            Mozarts Klavierkonzert in D-Dur KV 537,
                                                                                       das Soloklavier eine Begleitfunktion, in-    ny ad libitum“. Vielleicht meinte Mozart,
                                            bekannt als das Krönungskonzert, wirft
                                                                                       dem es ein vom Orchester gespieltes          dass nur die Trompeten und Pauken
                                            mehrere Fragen auf, die bis zum heuti-
                                                                                       Thema mit Harmonien umspielt – nein,         wegfallen könnten. Tatsächlich ist die-
                                            gen Tag nur unbefriedigend beantwortet
                                                                                       hier bleibt das Klavier durchwegs Prot-      ses Werk aber so komponiert, dass es
                                            wurden. Vor allem stellt sich die Frage:
                                                                                       agonist. Was von manchen Kommenta-           auch nur mit Streichern aufgeführt wer-
                                            Warum hat Mozart Anfang 1788 über-
                                                                                       toren, sogar vom vortrefflichen Marius       den könnte, zugegeben unter gewalti-
                                            haupt ein neues Klavierkonzert kompo-
                                                                                       Flothuis als ein Mangel bezeichnet wur-      gen Einbußen an Farbigkeit.1 So gese-
                                            niert, wo er doch auf die genialen 12
                                                                                       de, ist in Wirklichkeit eine neue „futuri-   hen stellt das Krönungskonzert eine Art
                                            Wiener Konzerte von KV 449 bis KV 503
                                                                                       stische“ Idee: Von hier ist es nur ein       Rückgriff auf die Klavierkonzerte KV 413-
                                            (oder 15, wenn wir KV 413 - KV 415 mit-
                                                                                       kleiner Schritt etwa zu den Konzerten        415 und KV 449 dar, die nach Mozarts
                                            zählen) zurückgreifen konnte? Die plau-
                                                                                       von Chopin, wo das Orchester einen           eigenen Angaben auch ohne Bläser auf-
                                            sibelste Antwort wäre ein Kompositions-
                                                                                       weitausgesponnenen (aber leider viel         geführt werden können. In diesem Kon-
                                            auftrag. Doch davon ist nicht das Ge-
                                                                                       schlechter instrumentierten) Rahmen          zert aber ist die Ausdrucksskala viel rei-
                                            ringste bekannt. (Gerade in den Jahren
                                                                                       setzt, aber während der Klaviersoli nur      cher und die Ecksätze sind viel breiter,
                                            1786-1790 gab es ja ein Tief an Aufträ-
                                                                                       Begleitfunktion hat. Rachmaninoff ist in     symphonischer angelegt. Besonders der
                                            gen). Somit bleibt als wahrscheinlichste
                                                                                       seinem 2. Klavierkonzert sogar noch          1. Satz ist einer der längsten in Mozarts
                                            Antwort, dass Mozart dieses Konzert für
                                                                                       konservativer als Mozart: Sein Haupt-        Konzertschaffen: Wäre das Schlusstutti
                                            sich selbst schrieb und dass er mit des-
                                                                                       thema wird ja vom Orchester vorgetra-        nicht so überraschend kurz, dann würde
                                            sen Komposition einen bestimmten
                                                                                       gen und vom Klavier „begleitet“. Dass        er sogar das C-Dur-Konzert KV 467 noch
                                            Zweck verfolgte. Dieser Zweck ist nicht
                                                                                       bei Mozart das Orchester trotz dieser        an Länge übertreffen! Wie zu erwarten,
                                            schwer zu erraten, wenn wir bedenken,
                                                                                       Reduzierung kein untergeordneter Part-       ist der Solopart besonders brillant: Nicht
                                            dass Mozart dieses Konzert bei zwei Ge-
                                                                                       ner des Solisten ist, müssen wir dem         nur der Komponist, sondern auch der
                                            legenheiten auswärts aufführte, nämlich
                                                                                       Genie Mozarts zuschreiben, der jedem         Solist soll ja bewundert werden. – Trotz-
                                            am 14. April 1789 in Dresden und
                                                                                       Orchesterinstrument immer noch inter-        dem ist der Klavierpart aber weniger
                                            (höchstwahrscheinlich) am 15. Oktober
                                                                                       essante, musikalisch wertvolle Aufga-        schwierig als etwa in den Konzerten KV
                                            1790 in Frankfurt/Main, anlässlich der
                                                                                       ben zuweist. Der nahezu vollständige         450, 467, 491 oder 503: Wer auf Reisen
16                                                                                                                                                                           17

ist, hat oft weniger Gelegenheit zum         am 7. Mai 1788 noch drei Arien kompo-          len recht gut gelungen ist, weist sie doch   den beibehalten werden (ein Prinzip, von
Üben! Was Mozart über die früheren           nierte, dass bis zum Sommer dieses Jah-        so viele Ungeschicklichkeiten, fehler-       dem André beträchtlich abwich). Als
Konzerte schrieb, trifft in mancher Hin-     res 3 große Klaviertrios und die drei gro-     hafte Harmonien und falsche Stimmfüh-        Vorbild galten nicht nur die Klavierkon-
sicht auch auf das Krönungskonzert zu:       ßen letzten Sinfonien entstanden, die ja       rungen auf, dass sie bestenfalls die Note    zerte, sondern auch die Soloklavierwer-
„Die Concerten (K 413-415) sind eben         viel Vorarbeit verlangten, dann hatte          „befriedigend“ oder „ausreichend“ ver-       ke und die Klavierkammermusik. Die
das Mittelding zwischen zu schwer und        Mozart in diesem Frühjahr sehr viel Ar-        dient. Da André leider verschwieg, dass      selbstgestellte Aufgabe war viel schwie-
zu leicht – sind sehr Brillant – angenehm    beit. Dazu kommt noch, dass die nur eine       die Begleitung wohl von ihm stammte,         riger als ich ursprünglich gedacht hatte:
in die Ohren – Natürlich ohne in das lee-    Woche später für seine Jugendliebe             glaubte die Musikwelt fast 150 Jahre,        Das Studium von Mozarts Begleitfiguren
re zu fallen – hie und da können auch        Aloysia Lange komponierte Bravour-             dass sie authentisch sei. Erst als das Au-   eröffnete mir eine Welt von ungeahnter
Kenner allein Satisfaction erhalten –        Arie KV 538 wohl auch eine starke emo-         tograph wieder zugänglich wurde und          Vielfältigkeit. Was da so einfach und na-
doch so, dass die Nichtkenner damit zu-      tionelle Bedeutung für ihn hatte. Obwohl       um 1935 die erste Urtextausgabe er-          türlich wirkt, ist oft das Resultat einer
frieden sein müssen, ohne zu wissen          der Entwurf zu dieser Arie schon etwa 10       schien, wurde der richtige Sachverhalt       Sublimierung, einer Beschränkung auf
warum“ (Brief vom 28. Dezember 1782          Jahre zurücklag, bedeutete das Ausar-          bekannt. (Man schaudert, wenn man be-        das Notwendigste, die auch in diesem
an seinen Vater). Allerdings gibt es hier    beiten dieser Partitur von 212 Takten          denkt, dass das Autograph auch hätte         scheinbar nebensächlichen Bereich
Tiefen und Traurigkeiten, die in den frü-    auch für einen Mozart eine nicht unbe-         verloren gehen können.) Abgesehen von        Mozarts Genialität erkennen lässt. Der
heren Konzerten noch fehlen. Das Kon-        trächtliche Arbeit. Natürlich hätte er         den offensichtlichen Fehlern ist Andrés      Prozess der Vereinfachung auf das We-
zert KV 537 gibt aber noch ein anderes       dann, als es endlich zu Aufführungen           Ausführung der Begleitfiguren ausge-         sentlichste dauerte bei mir gut zehn Jah-
Rätsel auf: Während die Orchesterparti-      kam, die fehlenden Takte nachtragen            sprochen „geschwätzig“ und bringt auch       re. Die meisten Entdeckungen kamen
tur im Autograph sehr sorgfältig ausge-      können, hatte aber offenbar keine Lust         dort sture Alberti-Figuren, wo Mozart        mir intuitiv, wie etwa die vom B-Dur-
führt ist, fehlen in der Klavierstimme auf   dazu, weil er ja selbst spielte und keiner     sicher Pausen gesetzt hätte. – Es war        Klavierkonzert KV 595 inspirierte Beglei-
weite Strecken die Begleitfiguren der        Notierung bedurfte. Man denke bloß an          gerade diese gelegentlich primitive Be-      tung im 1. Satz, T. 128-135, oder die vom
linken Hand. So ist etwa im ganzen 2.        die Erstaufführung der großen Violinso-        gleitung, die den Wert dieses Konzertes      Adagio der D-Dur-Sonate KV 576 beein-
Satz nur die Melodiestimme der rechten       nate in B-Dur KV 454: Mozart begleitete        beeinträchtigte. Auch ich hielt 1957 das     flusste Harmonisierung im 2. Satz, T. 23-
Hand notiert. Diese Auslassungen kön-        die Geigerin Strinasacchi auf fast leeren      Krönungskonzert für eines der weniger        24. Parallel dazu fielen mir Kadenzen und
nen wohl nur durch Zeitmangel, Eile, er-     Notenblättern. Erst als es zum Druck           gelungenen Werke Mozarts.2 Erst als ich      Eingänge ein, die sich immer mehr Mo-
klärt werden. Nun vergingen aber zwi-        kam, schrieb er die Klavierstimme nach-        mich Jahrzehnte später ausführlich mit       zarts eigenen Schöpfungen auf diesem
schen der vollendeten Niederschrift und      träglich hinein, wobei oft der Platz für die   dem Krönungskonzert beschäftigte,            Gebiet annäherten. Ich hoffe, dass mei-
der Erstaufführung fast 14 Monate!           vielen Noten fast zu knapp wurde. Die          merkte ich, dass die primitive Art der Be-   ne Rekonstruktion dazu beitragen wird,
Wozu also die Eile? Im Grunde gibt es        Ergänzung der fehlenden Teile erfolgte         gleitfiguren dem Wert dieses Werkes          dass dieses schöne, festliche Konzert
dafür nur zwei mögliche Antworten: Ent-      erst nach Mozarts Tod, höchstwahr-             ernstlich schadete. Aus diesem Grunde        wieder öfter gespielt wird.
weder hatte Mozart auf eine frühe Auf-       scheinlich durch Johann André, der das         sah ich mich genötigt, einen neuen Re-
führung gehofft, die dann nicht zustande     Krönungskonzert 1794 erstmalig veröf-          konstruktionsversuch zu unternehmen,
                                                                                                                                         Paul Badura-Skoda, Februar 2004
kam, oder aber er hatte wenig Zeit, weil     fentlichte. Ihm verdanken wir auch den         der Mozart eher gerecht werden sollte.
er an anderen Werken zu arbeiten hatte.      Hinweis darauf, dass dieses Konzert bei        Mein Prinzip stand von Anfang an fest:
Zwar vermerkt Mozarts eigenhändiger          der Kaiserkrönung gespielt worden war.         Gleiche oder ähnliche Passagen in an-         Auch von Chopins Klavierkonzerten
                                                                                                                                         1

Katalog der vollendeten Werke unmittel-      Vermutlich besaß er ein Dokument dar-          deren Klavierwerken Mozarts sollten als       existieren Streichquintett-Fassungen!
                                                                                                                                          Paul und Eva Badura-Skoda:
                                                                                                                                         2
bar danach nur wenige Kompositionen.         über, das inzwischen verlorengegangen          Modelle dienen. Dort, wo ein Thema des
                                                                                                                                          Mozart Interpretation, Wien 1957, S 288-295.
Wenn man aber bedenkt, dass er für die       ist. André war ein begabter Musiker. Ob-       Konzerts auch im Tutti vorkam, sollten
Wiener Aufführung des Don Giovanni           wohl seine Ergänzung an manchen Stel-          Mozarts Harmonien unter allen Umstän-
18                                                                                                                                                                    19

                                                                                          WOLFGANG AMADEUS MOZART
                                                                                                                         (1756-1791)

                                                                                         Piano Concerto in E-flat                    Before we turn to the work itself,
                                                                                         major, K 271                                however, let us consider the name it now
                                                                                                                                     has, thanks to the Viennese musicologist
                                                                                                                                     Dr. Michael Lorenz, and the name it
                                                                                         composed in Salzburg in January             carried for many years. What once was
                                                                                         1777 for Miss Louise Victoire Jenamy;       known as the “Jeunehomme” concerto
                                                                                         previously known erroneously as the         is now rightly called the “Jenamy”
                                                                                         “Jeunehomme” Concerto                       concerto. Turning to the words of Dr.
                                                                                                                                     Lorenz taken from an article that was
                                                                                         1. Allegro                                  published in the Newsletter of the
                                                                                         2. Andantino                                American Mozart Society, vol. IX (2005),
                                                                                         3. Presto – Menuetto cantabile – Presto     Nr. 1, pp. 1-3:
                                                                                                                                     …Its name ”Jeunehomme Concerto“,
Paul Badura-Skoda                                                                        Candenzas by Mozart                         to which audiences grew accustomed
is one of the greatest pianists of our time, a legendary artist heard in concert halls                                               during the twentieth century, is a
all over the world. His musical personality is a rare combination of total devotion      This concerto is rich in nuances            product of pure fantasy and of wilful
to music, a passionate quest for authenticity, and a great feeling of responsibility     and hidden beauties that are almost         invention. It is a musical nickname
towards the composers.                                                                   impossible to describe; it is music too     created by Mozart scholarship in a fit of
Paul Badura-Skoda is Viennese and worldfamed for his affinities with Haydn, Mozart,      eloquent for words. And yet the musical     total blindness. For the last ninety-two
Beethoven and Schubert, but his very extensive repertoire ranges from Bach to            substance of this brilliant work seems      years this famous concerto has been
Frank Martin and Gottfried von Einem, and includes works by Schumann, Chopin,            to be evident: The first movement is a      performed under a wrong name.
Brahms, Debussy and Ravel. But he always returns to Mozart, whose language, a            serene and virtually perfect interplay      How did this come about? Mozart dated
pure expression of love, has become an essential part of his own language, as may        between two equal partners; the second      the manuscript “Gennaio 1777“ and, in a
be seen from his cadenzas and his reconstructions of incomplete works.                   is a tragic scene in which the solo piano   letter to his father of 11 September 1778,
                                                                                         assumes the role of a dramatic soprano      he enumerated his most recent piano
                                                                                         in an opera seria who “dies” at the end;    concertos in reverse chronological
                                                                                         the third movement is a sparkling return    order: “I will give the three concertos,
                                                                                         to life with a “heavenly” minuet in the     the one for the jenomy [K 271], litzau
                                                                                         middle, evocative more of the dancing of    [K 246] and the one in B flat [K 238] to
                                                                                         angels than of human beings. But what       the engraver for cash“. The German
                                                                                         variety, what wealth!                       makes clear that jenomy was female.
20                                                                                                                                                                   21

She evidently passed through Salzburg         Mozart’s monumental works which he         Mozart is not finished with surprising     Piano Concerto in B-flat
during the winter of 1776-77. Mozart met      never surpassed”. By breaking through      ideas. After a cadenza there follows a     major, K 456,
her again in Paris in 1778.                   conventions in an unparallelled creative   slow Minuet in the sub-dominant, A flat,   “Paradis Concerto”
So far little was known about her identity.   outburst, a sort of evolutionary leap      which elegantly ennobles the cheerful
In the 19th century, Otto Jahn, the great     forward, Mozart reached the level          mood of the finale. This very effective    completed September 30, 1784.
Mozart biographer, had accepted               of craftsmanship that distinguishes        way of adding musical weight to a final
Mozart’s spelling and called the piece “a     the piano concertos of his Viennese        movement will reappear in the piano        1. Allegro vivace
piano concerto for Jenomy”. Continuing        years. Surprising formal innovations       concertos K 415 and K 482.                 2. Andante un poco sostenuto
with Dr. Lorenz’s report:                     are combined with boundless melodic                                                       (Theme and variations)
                                              exuberance: the astonishing entry of                                                  3. Allegro vivace
But in Theodor Wyzewa and Georges
                                              the soloist in the second measure (an
de Saint-Foix’s voluminous study W.-
                                              effect that Mozart was never to repeat),
A. Mozart: Sa vie musicale et son                                                                                                   The Concerto K 456 is the fifth of the
                                              several themes developed by means of
oeuvre, published in 1912, fiction and                                                                                              series which Mozart created in a
                                              dramatic tension and balanced dialogue
truth mingled awkwardly. Based on                                                                                                   compositional frenzy for piano music.
                                              between piano and orchestra combined
the unfounded assumption that with                                                                                                  Besides these concertos he also wrote
                                              with operatic effects and a tendency
“Jenomy” Mozart had simply italianized                                                                                              the piano quintet K 452, the sonata for
                                              to the cantabile that extends to every
a name that had originally been French,                                                                                             violin and piano K 454 and the passionate
                                              movement. For instance, the long trill
Wyzewa and Saint-Foix came up with                                                                                                  piano sonata in C minor K 457. Only
                                              at the second, “real” entry of the piano
“one of the most celebrated virtuosos of                                                                                            the string quartet in B flat major K 458
                                              as a kind of messa di voce, a second
her time” and since one of their favorite                                                                                           interrupted this flow of piano works
                                              theme whose melodic inversion will
names for Mozart was “jeune homme”                                                                                                  which was continued afterwards with
                                              return years later as Cherubino’s “Non
(young man) they presented this person                                                                                              the piano concerto K 459.
                                              so più,” and, among other refinements,
as “Mademoiselle Jeunehomme”.
                                              many pseudo-recitative passages in the                                                If for nearly a century the concerto K 271
The mystery solved!                           solo part.                                                                            had been named after the non-existing
Let us continue with the article by Dr.       The second movement, an Andantino                                                     pianist “Jeunehomme”, one could label
Lorenz, for he has written an apt account     with muted strings, is Mozart’s first                                                 this concerto K 456 with much more right
of this important concerto:                   concerto movement in a minor key. It                                                  as “the Paradis concerto” after the blind
If we tried to describe briefly the           culminates in an operatic scene that                                                  pianist Maria Theresa Paradis (1759-
significance of Mozart’s Piano Concerto       seems to be inspired by Gluck, in which                                               1824) for whom it was composed. Most
in E flat, K 271, we could without            Mozart turns the piano into a tragic                                                  likely she played it in her concerts in
exaggeration call it a musical wonder         heroine, making her sing the most                                                     Paris and London during a concert tour.
and a monument of musical originality.        beautiful vocal embellishments. The                                                   Mozart himself performed it in Vienna on
In its mastery of orchestration and           melody in the Rondo that resembles                                                    February 13, 1785 in an academy given
its stupendous innovations it has no          Monostatos’s aria “Alles fühlt der Liebe                                              by the singer Luisa Laschi.
predecessor. It is Mozart’s first really      Freuden” encourages us to imagine the                                                 Apparently Mozart was motivated
significant composition, “his Eroica”         virtuosity of the pianist for whom this                                               by the blindness of the person who
(as Alfred Einstein put it), “one of          concerto was written. Even at this point                                              commissioned the work: great leaps
22                                                                                                                                                                     23

over the keyboard or the crossing of       After the energetic orchestra ritornello in   here. The gentle lament of the theme         strings in 6/8 time. The suggestion of
hands frequently found elsewhere, had      the middle of the movement – a reference      and the first solo variation is gradually    a thunderstorm is enhanced by quick
to be avoided here. With exception of      point found in nearly all concertos until     intensified until a storm breaks out in      rising figurations in the violins and the
the stormy B minor episode in the final    the 20th century – the piano re-enters        the third variation. The ensuing tender G    piano – age old symbols for lightning.
movement a delicate tender “feminine”      with a sort of improvisation leading          major variation, like a comforting hand,     (One is reminded of the chorus “Sind
character is prevailing, possibly as       into a development section based on           seems to come from another celestial         Blitze, sind Donner…” of Bach’s St
a musical portrait of the dedicatee.       the signal tune heard at the end of the       realm. But pain prevails again in the        Matthews Passion.) This sudden outburst
Especially the sweetness of the first      opening tutti. This development, moving       last variation, a condensed variant of       of fury may be interpreted as a protest
movement with its “romantic” harmonies     through various keys, leads to another        the second one, and leads to a tragic        against the general idyllic mood found
has few counterparts in other works.       solo of elegiac character. A crescendo        coda where it is not veiled any more, but    in the rest of the concerto. This is the
The first movement starts with Mozart’s    on the dominant (pedal point F) leads         glaringly open.                              true Mozart! As suddenly as it had
favourite march rhythm that is found       then to the return of the opening theme       The third movement is a “hunting             appeared, this “thunderstorm” ebbs
also in the piano Concertos K 451, 453,    which had not been heard for about            finale” in 6/8, a type of concert piece      away and leads into the recapitulation
459 in the violin Concerto K 218 and in    10 minutes. The pleasant sensation of         which Mozart had employed earlier            of the secondary theme (enriched now
numerous orchestral marches. While         entering familiar ground at the beginning     with success in the final movements of       by small variants) in the main key of B
the opening measure in all those cases     of the recapitulation may be well             the concertos for horn and orchestra         flat major that is not to be abandoned
is nearly identical, it is the second      compared to the feeling of home coming        K 412, 417 and 447 as well as in the         any more until the end of the movement.
measure which is different in all the      after a journey to distant regions. After     piano concerto in B flat K 450. The          From now onit is all “cake and sugar”.
cases. Here the “feminine” ending c-a-b    that return, the “sweet home” tonality of     resemblance with the final movement          Only in Mozart’s original cadenza there
flat is introduced that gives the whole    B flat major will not be abandoned any        of the earlier work cannot be denied:        appears a reminiscence of the former
phrase an elegant character which          more until the end of the Allegro.            Both of them start with an impudent          thunderstorm with similar “lightning”
will prevail in the entire movement.       A novelty in Mozart’s piano Concertos         piano solo, both have similar secondary      passages – a fine piece of musical
The orchestral introduction brings two     is the variation form of the second           subjects and virtuoso passages, but K        psychology long before Wagner. After
secondary themes – an innovation in        movement. It is in the elegiac key of G       456 is technically less demanding than       the cadenza the piano enters in even
the concerto form since the concerto K     minor, a tonality which in other Mozartian    its predecessor. However, it would not       closer dialogue with the orchestra than
414 - and ends with another march motif,   works in the same key often expresses         be Mozart if in the latter there would       before until the “happy end” is reached.
actually a military signal, but played     pain and tragedy, even despair, as e.g.       not be novelty: He introduces here           It is noteworthy that in Mozart’s original
here delicately by the violins and the     in Pamina’s aria “Ach, ich fühls”. Here,      bold, surprising turns not found in any      score the piano joins the orchestra in
woodwinds.                                 however, the impression of suffering is       other concerto. Just in the middle           the two final chords, a convention which
                                           less acute, possibly because Mozart           of this movement our suspicion that          reaches well into the 19th century even
In the following solo exposition the
                                           seems to have expressed rather the            everything runs the ordinary smooth          though these chords were sometimes
piano quotes all the themes heard
                                           anguish of a young woman experiencing         way, is suddenly dispersed by a truly        not printed into the solo part.
in the opening tutti, adorned, varied
and enriched by virtuoso passages.         her first deception in love, than his own     exiting modulation into the distant key of
In its course a new unison passage is      personal feelings, (perhaps another           B minor. Not only this! The two meters
introduced (found earlier in the sonata    portrait of Miss Paradis? ) Whatever we       of 6/8 and 2/4 are juxtaposed here: a
in G major K 283 and in the G major        read into this set of variations, orchestra   passionate tune in 2/4 played first by the
concerto K 453), which leads to the        and piano are interwoven here in such         bassoon and subsequently developed
second subject.                            a masterly fusion that words fail us          by the piano, is accompanied by the
24                                                                                                                                                                       25

Piano Concerto in F Major,                   would apply equally well to this work:         second measures is a characteristic          Magic Flute by seven years. The fugal
K 459                                        “These concertos are a happy medium            trait: This march-like theme dominates       theme reappears several times during
                                             between what is too easy and too               the whole first movement, appearing          the sparkling solo episodes. But that
completed in Vienna on 11 December,          difficult. They are very brilliant, pleasing   many times in ever new harmonic              is not all: At the recapitulation a real
1784                                         to the ear and natural, without being          variations, delicate, triumphant, elegiac    conflict arises when the two subjects
                                             superficial. There are also passages           – even romantic in the original cadenza!     encounter each other in a dramatic
1. Allegro                                   here and there from which connoisseurs         In his fine analysis of this concerto        double fugue – a symbol of fighting
2. Allegretto                                alone can derive satisfaction, but these       Neal Zaslaw observed that this march         in which the “galant” opening theme
3. Allegro assai                             passages are written in such a way that        rhythm appears in no less than 165 out       apparently finishes the winner. But the
                                             the less discriminating cannot fail to be      of 400 measures! (Introduction to the        “learned” fugal theme is not defeated
                                             pleased, though without knowing why.”          CD box on Deutsche Grammophon with           yet: It reappears later and has its final
The first posthumous edition of this
                                             (Letter to his father, 28 December 1792)       Malcolm Bilson and John Eliot Gardiner,      word in the cadenza, after which our
concerto (by Johann André) mentions
                                             The F major Concerto happens to be             1991)                                        dance tune emerges elegantly, leading
on the title page that this concerto was
                                             Mozart’s fastest concerto: It is the only      Despite its fluent tempo the second          to the Papageno theme presented as a
performed by Mozart on the occasion
                                             one in which the first movement has cut        movement is of enchanting beauty.            duet between piano and winds. In this
of the coronation of Emperor Leopold II
                                             time ¢, an indication generally found          It gains in depth of feeling from the        concerto the “learned” and the “galant”
in Frankfurt on October 15, 1790. If this
                                             in concluding movements only. Another          repeated insertions of episodes in the       form a unique symbiosis – a stroke of
is true, it was a clever choice. Like the
                                             exception is the Allegretto indication         minor key which produce the effect of        genius!
other Coronation Concerto (K 537) played
on this occasion, it has pleasant themes     of the second movement, faster than            a shadow on a serene sunlit landscape,
that are easy to grasp and is written        Andante or Larghetto found in the              a nearly “Schubertian” effect of sudden
in a joyful vein only rarely interrupted     central movements of other concertos.          melancholy. One of its highlights is the
by those moments of melancholy and           And the lively Allegro assai of the last       canonic imitation of the opening motive
sadness which are typical for Mozart. On     movement reminds one of Mozart’s               between winds and piano.
the other hand there exists a remarkable     remark about the Abduction: “… and I           The third movement starts with an
contrast between both works. While           believe that one will be unable to sleep       impudent theme in the rhythm of a
in the “great” Coronation Concerto           here even if one had not slept at all the      country dance played alternately by the
the solo piano is protagonist, there         previous night.” (Letter to his father, 26     piano and the wind instruments. Quite
prevails in this work a constant lively      September 1781)                                unexpectedly the strings enter in the 32nd
dialog between piano and orchestra           It is noteworthy that the concerto             measure with a vigorous short fugue. A
(particularly with the wind instruments).    starts with Mozart’s favorite rhythm:          fugue within a piano concerto! Such a
This goes to such an extent that in large    four quarter notes with a dotted rhythm        thing had never happened before. This
sections of the first movement the piano     on the second beat, which he used              one is a happy fugue starting right away
is accompanying other instruments.           innumerable times as a starter for             with a stretta of the theme, a procedure
Unlike in other concertos, there is an       march-like movements. The amazing              usually reserved for the end of fugues
amazing amount of polyphony to be found      thing is that Mozart never repeated            only. This opening tutti finishes with
in the F major Concerto: imitation, canon,   himself, finding every time a different        a quotation of the opening “country
fugue. Indeed, the words Mozart used to      consequent to this antecedent. Here the        dance” theme and an epilogue which
describe the earlier Concertos K 413-415     rising fifth F to C between the first and      anticipates the Papageno duet from the
26                                                                                                                                                                       27

Piano Concerto in D major,                 of this, the nature of the orchestra’s      concerto in D major for 2 violins, viola       passed between the notation of the
K 537,                                     accompaniment becomes meaningful:           and bass, 1 flute, 2 oboes, 2 bassoons,        score and the first known performance.
“Coronation Concerto”                      On the one hand it presents the “festive”   2 horns, 2 trumpets and tympany ad             Why this hurry? Only two possible
                                           symphonic setting as does the majestic      libitum.” Maybe Mozart meant that only         answers may be given: Either Mozart
completed in April 1788                    Concerto in C major K 503; on the other     the trumpets and tympani could be left         was hoping for an earlier performance
                                           hand the typical dialogue between piano     out, yet in fact, the concerto is written in   or else he was kept busy with the
1. Allegro                                 and other instruments is missing here       such a way that a performance only with        composition of other works. Despite
2. Larghetto                               during the extended solo episodes.          strings could be feasible though with          the fact that few compositions were
3. Allegretto                              Not a single time in this concerto does     considerable loss of tone colour. From         marked in his catalogue, it is known that
                                           the piano lend harmonic support to          this point of view the layout reminds us       he composed immediately afterwards
MOZART’S CORONATION CONCERTO               other instruments by accompanying           of the earlier concertos K 413-415 and         three new arias for Don Giovanni for the
IN D-MAJOR, A UNIQUE CASE                  themes played by them. No, here             K 449 which according to Mozart’s own          Vienna performance of May 7, 1788, all
                                           the piano remains always the star,          statement could be performed without           of which required previous sketches and
There arise quite a few questions
                                           the protagonist. The lack of dialogue       winds. Yet here the range of expression        considerations. And only one week after
surrounding this work which never have
                                           with other instruments, sometimes           is wider: There are moments of sadness         this concerto he finished the bravura
been answered satisfactorily. The most
                                           considered a shortcoming – even by the      and melancholy missing in those                aria K 538 for Aloysia Lange, his early
obvious question is: Why did Mozart
                                           eminent scholar Marius Flothuis – turns     earlier concertos. Besides, the scope          love. Even though the first draft for it
compose a new piano concerto early
                                           out to be a “futuristic” idea: From here    is much larger, more symphonic than            dates from ten years earlier, the writing
in 1788, having already at his disposal
                                           it is only a small step to the concertos    chamber music-like. Indeed, the first          of these 212 measures must also have
no less than 12 masterworks in this
                                           by Chopin where the orchestra sets          movement is one of the longest among           involved considerable emotional stress.
genre (from K 449 to K 503) written in
                                           an impressive long-drawn frame (alas        all concertos. (If the concluding tutti        Of course he could have completed
Vienna earlier, or even 15 if we include
                                           not as well orchestrated as in Mozart’s     after the cadenza were not that short,         the missing parts later for the 1790
the concertos K 413-415 from 1782-83?
                                           scores) but has little to say once the      it would even surpass in length K 467).        performances but didn’t feel inclined
The most plausible answer would be
                                           soloist enters. Even Rachmaninov is         As to be expected the solo part is very        to do so, apparently being his own
that the work was commissioned. Yet
                                           more conservative than Mozart: In           brilliant – not only the composer, but         performer. One is reminded of his playing
no such thing is known. (In fact, during
                                           his second piano concerto the main          also the performer is inviting admiration;     the piano-violin sonata K 454 with Miss
the years 1786-90 there was a low ebb
                                           theme is played by the orchestra while      and yet the piano part is less difficult       Strinasacchi from nearly empty pages,
of commissions.) Thus the most likely
                                           the piano “accompanies”. It is a high       to perform than in the concertos K 450,        with only the violin part written out in
answer is that Mozart wrote it for
                                           achievement of Mozart’s genius that still   467, 491, 503: While on tour one has less      the score. He filled in the piano part later
himself with a certain purpose in mind.1
                                           every instrument of the orchestra gets      opportunity to practise. But the concerto      when the work was published and had
His purpose is not difficult to guess
                                           interesting, valuable musical tasks. Of     K 537 still poses another riddle! While        often to cram in many notes in too little
if we consider the fact that Mozart
                                           course the simpler orchestration and        in the manuscript the notation for the         space. Only after Mozart’s death were
performed his work twice abroad,
                                           the nearly total lack of dialogue fulfils   orchestra is neat and finished, the piano      the missing parts in K 537 completed,
namely on April 14, 1789 in Dresden
                                           a practical purpose: Less rehearsal         part is left for long stretches with blank     most probably in 1794 by Johann André,
and (nearly certainly) on October 15,
                                           time is needed and also the part of the     spaces for the accompaniment. Thus the         he first publisher to whom we owe also
1790 in Frankfurt on the occasion of the
                                           solo pianist is not hidden. In view of a    whole second movement contains only            the reference that this concerto was
coronation of the emperor Leopold II.
                                           “touring concerto” Mozart’s entrance        the right hand part. The most plausible        played at the coronation (he might have
It follows that the Coronation Concerto
                                           into his work catalogue takes on a new      explanation for these omissions would          seen a document which was lost later).
was destined for concert tours. In view
                                           special meaning: He wrote, “A piano         be lack of time. However, 14 months
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