Waldränder aus Sicht des Naturschutzes und der Forstwirtschaft - am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns

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Waldränder aus Sicht des Naturschutzes und der Forstwirtschaft - am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns
Bachelorarbeit
                        zur Erlangung des akademischen Grades
                                  Bachelor of Science

Waldränder aus Sicht des Naturschutzes und der Forstwirtschaft
– am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns

vorgelegt von:     Julian Schilling

Erstgutachter:     Prof. Dr. Hermann Behrens
Zweitgutachter:    Dipl.-Forstingenieur Peter Neumann

URN: urn:nbn:de:gbv:519-thesis2020-0091-0
Waldränder aus Sicht des Naturschutzes und der Forstwirtschaft - am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns
Inhaltsverzeichnis
I.     Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................... 4
II.    Tabellenverzeichnis ......................................................................................................................... 4
III.      Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................... 5
1.     Einleitung ........................................................................................................................................ 6
2.     Grenzen des Waldes ........................................................................................................................ 8
       2.1        Definitorische Abgrenzung Wald ........................................................................................ 8
       2.2        Natürliche Grenzen des Waldes .......................................................................................... 9
       2.3        Struktur und Standortbedingungen der Waldränder .......................................................... 10
       2.4        Ökologie und Funktionen der Waldränder ........................................................................ 14
       2.5        Herausbildung in der Kulturlandschaft.............................................................................. 18
       2.6        Systematisierung der Waldränder...................................................................................... 20
       2.7        Aktueller Zustand von Waldrändern in M-V .................................................................... 24
          2.7.1          Übersicht aus dem Landeswald ................................................................................. 24
          2.7.2          Zustandsbeschreibungen in Biotop- sowie Pflanzengesellschaftserhebungen .......... 24
          2.7.3          Bundeswaldinventuren .............................................................................................. 27
          2.7.4          Weitere Monitoringmaßnahmen ................................................................................ 28
       2.8        Gefährdungen und landnutzungsbasierte Konflikte .......................................................... 28
       2.9        Grundlagen für Schutz, Entwicklung und Pflege .............................................................. 29
       2.10       Vergleichskriterien ............................................................................................................ 31
       2.11       Zwischenfazit .................................................................................................................... 32
3.     Waldränder aus Naturschutzsicht in M-V ..................................................................................... 33
       3.1        Waldränder im Naturschutzrecht ....................................................................................... 33
          3.1.1          Bundesnaturschutzgesetz........................................................................................... 33
          3.1.2          Naturschutzausführungsgesetz Mecklenburg-Vorpommern ..................................... 34
          3.1.3          Waldränder im FFH-Recht ........................................................................................ 34
          3.1.4          Waldränder in Rechtsquellen der Schutzgebiete ....................................................... 35
       3.2        Waldränder in Plänen und Programmen des Naturschutzes .............................................. 35
          3.2.1          Waldränder im Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern ......................... 35
          3.2.2          Waldränder im Gutachtlichen Landschaftsrahmenplan Mecklenburgische Seenplatte
                         37
          3.2.3          Waldränder im Landschaftsplan Neubrandenburg .................................................... 38
          3.2.4          Waldränder im Nationalparkplan Müritz .................................................................. 40
          3.2.5          Waldränder im Naturparkplan Feldberger Seenlandschaft........................................ 40

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Waldränder aus Sicht des Naturschutzes und der Forstwirtschaft - am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns
3.2.6          Waldränder in der FFH-Managementplanung........................................................... 41
       3.3         Zwischenfazit .................................................................................................................... 44
4.     Waldränder aus Sicht der Forstwirtschaft in M-V......................................................................... 46
       4.1         Waldränder im Forstrecht .................................................................................................. 46
           4.1.1          Waldränder in internationalen Vereinbarungen ........................................................ 46
           4.1.2  Waldränder im Bundeswaldgesetz und Landeswaldgesetz von Mecklenburg-
           Vorpommern ............................................................................................................................. 46
           4.1.3          Waldränder im Erlass zur Naturnahen Forstwirtschaft ............................................. 47
       4.2         Waldränder in Forstplanungen und -programmen............................................................. 47
           4.2.1          Waldstrategien der EU und Deutschland................................................................... 47
           4.2.2          Forstliche Planungen M-V ........................................................................................ 47
           4.2.3          Waldrandgestaltung und –pflege nach der Landesforstverwaltung MV ................... 48
           4.2.4          Forsteinrichtung und Fördermöglichkeiten in MV .................................................... 51
       4.3         Forstliches Versuchswesen der Landesforst ...................................................................... 54
       4.4         Zwischenfazit .................................................................................................................... 55
5.     Diskussion ..................................................................................................................................... 56
       5.1         Vergleich zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft ....................................................... 56
       5.2    Handlungempfehlungen zur Auflösung von fachlichen Differenzen zwischen Naturschutz
       und Forstwirtschaft ........................................................................................................................ 68
       5.3         Diskussion über die Beispielfrage ..................................................................................... 71
6.     Zusammenfassung und Fazit ......................................................................................................... 71
Eidesstattliche Erklärung ....................................................................................................................... 75
Quellen .................................................................................................................................................. 76
Anhang .................................................................................................................................................. 84

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Waldränder aus Sicht des Naturschutzes und der Forstwirtschaft - am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns
Hinweise zur Lesbarkeit

Im Text finden sich deutsche Namen für Pflanzen- und Tierarten. Um die wissenschaftliche
Exaktheit und Nachprüfbarkeit herzustellen, sind diese im Verzeichnis der Pflanzen- und
Tierarten im Anhang mit ihren lateinischen Namen aufgeführt.

Zur weiteren Lesevereinfachung wurde in der vorliegenden Arbeit die jeweils weibliche Form
genannter Personengruppen, bspw. LandnutzerInnen, in der Schriftsprache nicht mitbenutzt.
Es mögen sich dennoch Leser aller Geschlechter angesprochen fühlen.

I.     Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Beispiel eines einstufigen Waldrandes an einer Nadelholzreinkultur mit hartem
       Übergang zur agrarischen Landnutzungsfläche. ……………………………………....6
Abb. 2 Skizzierter Querschnitt und Draufsicht auf einen ,,Idealtypischen Waldrand“. ..……10
Abb. 3 Idealtypischer Waldrand in einem Naturschutzgebiet in Baden-Württemberg. ……..12
Abb. 4 Vergleich der Anzahl von Habitatstrukturen am Waldrand und im Waldkörper. …...16
Abb. 5 Durchschnittliche Wertigkeit eines Habitatbaums am Waldrand nach Exposition. …16
Abb. 6 Steilrand als offene Waldrandsituation. ……………………………………………...21
Abb. 7 Beispiel eines Hohlmantels. ………………………………………………………….22
Abb. 8 Waldrandtypen. ………………………………………………………………………23
Abb. 9 Skizzierung eines Mosaikwaldrandes im Querschnitt nach dem Heft G2. ………….51

II.    Tabellenverzeichnis
Tab. 1 Publizitätsfrequenz von Waldrändern. ………………………………………………58
Tab. 2 Erhebungen und Monitoring. ………………………………………………………..60
Tab. 3 Aktualität der Quellen. ………………………………………………………………62

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Waldränder aus Sicht des Naturschutzes und der Forstwirtschaft - am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns
III.     Abkürzungsverzeichnis
BNatSchG            - Bundesnaturschutzgesetz
BWI                 - Bundeswaldinventur
FFH-LRT             - FFH-Lebensraumtyp
FFH-MP              - FFH-Managementplan
FoWi                - Forstwirtschaft
GLP                 - Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern
GLRP                - Gutachtlicher Landschaftsrahmenplan Mecklenburgische Seenplatte
Heft G2             - Heft G2: Waldrandgestaltung der Landesforstverwaltung
LRT                 - (FFH-)Lebensraumtyp
LUNG                - Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-
                    Vorpommern (LUNG)
LWaldG              - Waldgesetz für das Land Mecklenburg-Vorpommern
                    (Landeswaldgesetz – LWaldG)
M-V                 - Mecklenburg-Vorpommern
NatSch              - Naturschutz
NatSchAG M-V        - Naturschutzausführungsgesetz Mecklenburg-Vorpommern
NoT                 - Nordostdeutsches Tiefland
NP FSL              - Naturpark Feldberger Seenlandschaft
RL                  - Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands
WLRT                - (FFH-)Waldlebensraumtyp

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Waldränder aus Sicht des Naturschutzes und der Forstwirtschaft - am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns
1. Einleitung
Zielsetzung
In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, wie die Thematik Waldrand von
naturschutzfachlicher sowie forstwirtschaftlicher Seite in Mecklenburg-Vorpommern
behandelt wird. Hierfür werden forschungs- und wirtschaftsbasierte, gesetzliche und
planerische Grundlagen sowie sonstige durch Richtlinien gegebene Vorschriften und
Empfehlungen aus den entsprechenden Institutionen herangezogen. Nach der Präsentation der
Fachquellen ist es das Ziel, eine vergleichende Auswertung zwischen Naturschutz sowie
Forstwirtschaft herzustellen. Inwiefern hierbei Spannungsverhältnisse aufgrund der diversen
Einflussebenen entstehen und wie diese gelöst werden können, soll dann das abschließende
Ergebnis dieser Forschung sein.

 Abb. 1: Beispiel eines einstufigen Waldrandes an einer Nadelholzreinkultur mit hartem
 Übergang zur agrarischen Landnutzungsfläche. Quelle: Eigenes Foto.

Beschäftigt sich der oder die Interessierte mit Biotopschutz, -gestaltung, -pflege oder
allgemein den jeweiligen Biotoptypen, so ist von Wäldern, Mooren, Wiesen oder Äckern die
Rede. Es geht hier verständlicherweise primär um die lebensraumprägende Fläche als Ganzes.
Im Anschluss an diese befindet sich, in welcher Form auch immer, ein anderes Biotop. Viele
Umwelteinflüsse sind allerdings übergreifend, abrupte Wechsel selten, oftmals anthropogenen
Ursprungs. Dem Beobachter kann sich nun also die Frage stellen, welche Rolle die Grenzlinie
zwischen Wald und Offenland spielt. Ist bspw. eine harte Landnutzungskante zwischen einem
Acker und einem mit Kiefern bestockten Wald als Negativbeispiel zu betrachten? Dieses
Erscheinungsbild zeigt sich noch in Mecklenburg-Vorpommern (siehe Abb. 1). Aus diesem
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Waldränder aus Sicht des Naturschutzes und der Forstwirtschaft - am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns
Grunde beschäftigt sich die vorliegende Arbeit damit, inwiefern die Ränder der Waldflächen
im Recht, in Erhebungen und Planungen eingehen.

Methodisches Vorgehen
Im Kapitel 2 wird zunächst geklärt, was ein Waldrand ist, dessen vereinfachter Aufbau und
die ökologischen Gegebenheiten vorgestellt. Nach einem geschichtlichen Abriss wird
dargestellt, nach welchen Gesichtspunkten die Waldränder eingeteilt werden können. Im
Anschluss folgen die aktuelle Verbreitung, der Zustand, Gefährdungsursachen im Land
Mecklenburg-Vorpommern. Naturschutzfachliche Erfassungen und Systematisierungen sowie
forstliche Berichte     und   Inventuren   finden   bereits hier Eingang, da      damit ein
zusammenhängender Überblick ermöglicht wird. Diese Grundlagen dienen der Aufstellung
von Kriterien (Kap. 2.10) für den späteren Vergleich von Naturschutz und Forstwirtschaft.

Das Kapitel 3 widmet sich der Gewichtung von Waldrändern im Naturschutzrecht, den
Landschaftsplänen sowie Plänen ausgewählter Schutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern.

In Kapitel 4 werden das Forstrecht, -pläne und -programme sowie die Forsteinrichtung
behandelt, um thematisch Relevantes zu generieren. Dem „Heft G2: Waldrandgestaltung“ der
Landesforstverwaltung wird ein eigenes Unterkapitel gewidmet, um die Inhalte dieses für die
vorliegende    Arbeit   bedeutenden   forstlichen   Ratgebers    genauer   vorzustellen.    Ein
waldrandbezogenes Forschungsprojekt bildet den Abschluss der Untersuchungen für dieses
Kapitel.

Die Diskussion baut im Unterkapitel 5.1 auf eine vergleichende Gegenüberstellung der
Themenfelder Naturschutz und Forstwirtschaft anhand der in Kapitel 2 gewonnenen Kriterien
auf. Es werden hiermit Spannungspotenziale ermittelt. Texte der Forstwirtschaft, in denen
auch naturschutzfachliche Belange eine Rolle spielen, werden dabei zur Forstwirtschaft
gezählt – die Abgrenzung ist hier also nicht immer eindeutig. Im anschließenden Unterkapitel
5.2 werden Empfehlungen sowie Lösungsansätze für die Problemfelder angeboten. Kap. 5.3
gibt eine Antwort auf die Beispielsituation der Eingangsfrage.

Das Kapitel 6 beinhaltet eine Zusammenfassung und klärt, inwiefern die Zielsetzung dieser
Arbeit erfüllt wurde.

Vergleichende tabellarische Aufbereitungen der Inhalte für die Kapitel 2 bis 5 finden sich im
Kapitel 5.1.

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Waldränder aus Sicht des Naturschutzes und der Forstwirtschaft - am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns
2.     Grenzen des Waldes
2.1    Definitorische Abgrenzung Wald
Wald in der Ökologie und im Forstrecht
Der Wald wird als eine aus Bäumen bestehende Pflanzenformation unter einem vorwiegend
geschlossenen Kronendach beschrieben. Diese Formation muss mindestens so groß sein, dass
sich ein eigenständiges Waldklima samt typischer Flora und Fauna darin ausbilden kann (vgl.
Bartsch und Röhrig 2016: 5).

Nach dem Landeswaldgesetz Mecklenburg-Vorpommern (LWaldG) handelt es sich bei Wald
um ,,jede mit Waldgehölzen bestockte Grundfläche. Waldgehölze sind alle Waldbaum- und
Waldstraucharten. Bestockung ist der flächenhafte Bewuchs mit Waldgehölzen, unabhängig
von Regelmäßigkeit und Art der Entstehung“ (§ 2 Abs. 1 LWaldG). ,,Als Wald gelten auch
kahlgeschlagene   oder   verlichtete   Grundflächen,   Waldwege,    Waldeinteilungs-   und
Sicherungsstreifen, Waldwiesen, Waldblößen, Lichtungen, [...] sowie als Vorwald dienender
Bewuchs. Als Wald gelten ferner im Wald liegende oder mit ihm verbundene und ihm
dienende Flächen wie insbesondere: – Wildäsungsflächen und Holzlagerplätze, – Pflanzgärten
und Leitungsschneisen, [...] Gewässer von untergeordneter Bedeutung sowie deren
Uferbereiche, – Moore, Heiden und sonstige ungenutzte Ländereien (Ödflächen)“ (§ 2 Abs. 2
LWaldG). Generell müssen die Grundflächen mindestens 0,2 Hektar groß sein, damit sie als
Wald gelten (s. § 2 Abs. 3 S. 1 Spiegelstrich 4 LWaldG). Nicht um Waldflächen handelt es
sich nach dem LWaldG § 2 Abs. 3 u.a. bei Kurzumtriebsplantagen, Agroforsten,
forstpflanzenbestandene Flurstücke, deren landwirtschaftliche Verwendung noch nicht
vollends abgeschlossen ist, sowie Baumschulen, Hecken, Baumreihen und vereinzelte
Baumgruppen, die sich im begrenztem Flächenumfang im besiedelten wie unbesiedelten
Raum befinden sowie bei Parks in Wohngebieten.

In Bartsch und Röhrig wird der Wald als ein Ökosystemtyp bzw. Landschaftselement
bezeichnet (vgl. Bartsch und Röhrig 2016: 117). Der gängige Begriff Biotop drückt parallel
dazu den räumlich fassbaren Bestandteil eines Ökosystems aus, in dem sich eine
Lebensgemeinschaft wiederfindet. Naturschutzfachlich sowie praxistauglich wird der
vordefinierte Biotoptyp zumeist als kleinste Kartiereinheit herangezogen. Kleinteiligere
Bestandteile wie Totholz werden nach Riecken als Biotopelemente betrachtet (vgl. Riecken
2003: 2-3).

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2.2    Natürliche Grenzen des Waldes
Begriff Ökoton
Landschaftselemente bzw. Biotoptypen ,,sind häufig durch charakteristische Grenzen
voneinander getrennt, doch oft ergeben sich auch Übergangsbereiche“ (Bartsch und Röhrig
2016: 117). Natürlicherweise weisen die Ränder kein regelmäßiges Muster in ihrer
Vegetationsstruktur auf, sondern bilden ein kleinräumiges Mosaik mit unterschiedlichen
Standortbedingungen (vgl. Coch 1995: 21). Sie stellen Übergangszonen dar, die allgemein als
,,Ökoton“ bezeichnet werden. Deren Charakteristik beruht darauf, dass hier Lebensräume und
Lebensgemeinschaften aufeinandertreffen und sich überlappen. Zwischen den ineinander-
greifenden Typen von Biotopen sowie Ökosystemen existieren dabei verbindende wie auch
trennende Faktoren, die im Laufe der Arbeit noch näher geschildert werden. Das Angebot an
Habitatqualitäten ist jedenfalls vielschichtiger als in den vom Rand entfernt liegenden, mehr
einförmig geprägten Biotopen. Folglich kommen hier auch Arten der angrenzenden
Lebensräume vor, womit meist eine hohe Biodiversität aufwartet (vgl. Jedicke o.J.: Ökoton;
Schaefer 2012: 206).

Ökologisch bedingte Baum- und Waldgrenzen
Von Natur aus bestimmten hauptsächlich Wälder das Aussehen des mitteleuropäischen
Festlandes und stellen sich auch heute auf den meisten vom Menschen überformten und von
Gehölzen freien Flächen wieder ein. Aber auch unter natürlichen Bedingungen sind dem
Wachstum der Wälder Grenzen gesetzt. Die erste zu nennende ist hierbei die ,,Klimatische
Waldgrenze“ (vgl. Ellenberg und Leuschner 2010: 82-83, 87) oder ,,Kältegrenze“, welche
sich ab einer bestimmten geographischen Breite oder Geländehöhe einstellt. Der Wald lichtet
sich in den meisten Fällen unregelmäßig mit steigender Höhe über dem Meeresspiegel bzw.
polwärts auf. Nachdem die geschlossenen Waldformationen enden, vermögen bald nur noch
Baumindividuen zu gedeihen, bis auch diese an ihre ökologische Baumgrenze (Bäume ab hier
weniger als 2m hoch) stoßen. Danach folgen nur noch kleinere Sträucher und Bäume in der
Krummholzzone, bevor auch diese der Tundrenvegetation vollends weichen. Verantwortlich
hierfür sind für das optimale Baumwachstum zu niedrige Sommertemperaturen, zu kurze
Vegetationsperioden wie auch verminderte Wachstumsmöglichkeiten von Spross und
Wurzeln. Gelände- sowie Wetterexpositionen (starke Winde, viel Schnee) stellen hier weitere
natürliche Einflussfaktoren dar, inwiefern Bäume in bevorzugten Lagen höher oder nördlicher
vorkommen können. Es sind unterschiedliche Baumarten, die den Abschluss der
Baumgrenzen bilden. So sind es zum Beispiel in den Vogesen die Rotbuche, im Harz die
Gemeine Fichte und in Skandinavien die Moor-Birke (vgl. Bartsch und Röhrig 2016: 39).
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Unterhalb der höhenbedingten Kältegrenze gibt es noch zwei weitere, vom Wasser- und
Bodenhaushalt abhängige Barrieren der Waldausbildung. Mit Erreichen der ,,Nässegrenze“
steht der Boden ständig unter Wasser, sodass Sauerstoffmangel herrscht (vgl. Ellenberg und
Leuschner 2010: 87). Hierunter zählen Flussauen, Stillgewässer sowie Moore (vgl. Coch
1995: 37). Die ,,Trockengrenze“ ist wiederum dadurch gekennzeichnet, dass für Bäume im
Boden keine ausreichende Wasserhaltekapazität zur Verfügung steht. Dies ist dort zu
beobachten, wo die Bodenauflage über dem Gestein zu flachgründig ist (vgl. Ellenberg und
Leuschner 2010: 87). Hierunter fallen Dünen und echte Trockenrasen (vgl. Coch 1995: 37,
44-47). Vormals in den Gebirgsregionen kommen noch ,,reliefbedingte Waldgrenzen hinzu
wie Felsen und deren Schuttkegelzone [sowie] Blockschutthalden“ (Coch 1995: 37).

2.3      Struktur und Standortbedingungen der Waldränder
Strukturbild idealtypischer Waldränder
Zur Veranschaulichung des Aufbaus von Waldrändern wird oftmals ein sogenanntes
,,Strukturbild idealtypischer Waldränder“ gezeichnet (siehe Abb. 2). Diese Darstellung
orientiert sich dabei an den vom Menschen geordneten Gegebenheiten der Kulturlandschaft.
Im Übergangsbereich von der Offen- zur Waldfläche wird die angetroffene Vegetation in
Abschnitte untergliedert, welche sich nach der Wuchsform ihrer Pflanzen und deren
Gesamtgefüge unterscheiden. Diese sind Waldsaum, Waldmantel sowie Trauf. Gelegentlich
kommt noch ein Vormantel hinzu (vgl. Coch 1995: 16).

      Abb. 2: Skizzierter Querschnitt und Draufsicht auf einen ,,Idealtypischen Waldrand“.
      Quelle: MELFF MV (2000): 3.

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Problematik Idealer Waldrand

Das Bild des Idealen Waldrandes suggeriert einen allgemeingültig anzustrebenden
Zielzustand. In einem Forschungsvorhaben aus Baden-Württemberg fassen Asmus et al.
(2016) zusammen, dass dieses Bild in der waldrandbezogenen Quellen weitverbreitet und in
den Pflegeempfehlungen vorgestellt wird, obschon im gleichen Zuge oftmals daraufhin
hingewiesen wird, dass diese ,,Pultdachform“ so nicht musterhaft umgesetzt werden sollte
(vgl. Asmus et al. 2016: 9, 17-18). Es ,,stößt in der wissenschaftlichen Fachliteratur auf
deutliche Kritik“ (Asmus et al. 2016: 18). Es handele sich hierbei um ein Relikt aus der
Forstästhetik vom Beginn des 20. Jh. Es spräche dagegen, dass die Saum-Mantel-Trauf-
(Nichtwirtschaftswald-)Anordnung in der Natur- wie Kulturlandschaft kaum vorkämen und
eher einen zufälligen kurzzeitigen Zwischenstand in der Sukzession darstellten. Ohne
Eingriffe setzte sich an den heutigen Natur- wie Kulturwaldrändern, v.a. bei
Schattenbaumarten, oftmals wieder eine dichte sowie harte Waldkante zu den begrenzenden
Flächen durch. Die beschriebenen Abfolgen hätten nach Asmus et al. (2016) in der Realität
eher eine vertikale Ausrichtung und bildeten selten und potenziell nur dann derartige
Übergänge, wenn die natürliche Sukzession einsetzt oder sich für extensive Bewirtschaftung
entschieden wird. Durch diese als problematisch beschriebene Herangehensweise sei bereits
häufig das ökologische Potenzial von lichten Waldrandstrukturen mit Kiefern und Eichen
unterbewertet worden. Wichtiger als das Idealbild sei demnach, dass so viele
Strukturelemente wie möglich vorhanden seien, die sich zusammen mit den diversen
Sukzessionsstadien mosaikartig auf der gesamten Waldrandfläche verteilten. Asmus et al.
(2016) empfehlen deshalb eher den Begriff ,,Optimalwaldrand“ (vgl. Asmus et al. 2016: 9,
17-18, 68-69). Und auch wenn die Pultdachform für die Waldränder ökologisch nicht
standardmäßig als optimal anzusehen ist, so eignet sich das Bild des Idealen Waldrandes doch
zur Beschreibung der einzelnen Waldrandzonen Saum-Mantel-Trauf, weshalb im Folgenden
darauf zurückgegriffen wird.

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Abb. 3: Idealtypischer Waldrand in einem Naturschutzgebiet in Baden-Württemberg.
Quelle: Asmus et al. (2016): 17.

Strukturelle und standörtliche Besonderheiten
Im folgenden Textabschnitt werden standörtliche Merkmale und auffindbare Strukturen der
einzelnen Waldrandsegmente Saum, Mantel und Trauf beschrieben, um deren Besonderheiten
vorzustellen. Die mikroklimatischen Ausprägungen und die durch diese bedingte Pflanzen-
und Tierwelt hängen in besonderem Maße von den Lagefaktoren des Waldrandes ab. Die
Lagefaktoren sind: Gefälle, Himmelsausrichtung, anschließende Bestandeshöhe als auch
mögliche vorgelagerte Objekte (vgl. Coch 1995: 23-25).

Auf dem oben beschriebenen und vereinfacht modellierten Transekt vom Offenland in das
Waldesinnere ist der Wald- bzw. Krautsaum die erste Zone. Dieser Krautsaum begrenzt
hierbei den Waldrand nach außen und geht im Idealfall allmählich in die Offenlandvegetation
über.   An    natürlichen    bzw.   primären    Waldrändern   unterbinden    die   natürlichen
Standortbedingungen eine Gehölzentwicklung, an sekundären Waldrändern ist es zumeist die
land- bzw. forstwirtschaftliche Tätigkeit (vgl. Asmus et al. 2016: 9-10). Heutige Grünländer
sind vegetationsstrukturell betrachtet zumeist gleichförmig. Der Übergang wird dadurch
deutlich, dass im Waldsaum bereits mehr Pflanzenarten und Wuchsformen vorkommen als
auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Eine Ausnahme bilden hier konkurrenzstarke
Hochstaudenfluren. Im Saum dominieren krautige Pflanzen, Gräser sowie Hochstauden, die
eine Höhe von gut 2m Höhe erreichen können (vgl. Coch 1995: 16, 21). Bei reicher
Ausbildung treten ,,offene Bodenstellen, verfilzte Altgrashorste, Blattspreiten großblättriger
                                                                                           12
Kräuter, luftgefüllte Hohlräume in dürren Hochstaudenstengeln und die plateauförmigen
Blütenstände großer Doldenblütler“ (Coch 1995: 21) auf. An Viehweiden wechseln
zertretener, offener Boden mit nitrophilen Lagerpflanzen ab. Die Sonneneinstrahlung am
Rand ist im Vergleich zum Offenland sowie zur Kronendachoberfläche des nebenstehenden
Waldes geringer, da der Wald ihn an einem Tagesteil beschattet. Dafür kann sich der Boden
durch lückige Saumstrukturen sowie in bodennahen Luftschichten schneller erwärmen als im
Wald oder im Offenland. Begünstigt wird die Erwärmung durch südliche Ausrichtung sowie
Hanglage. Ein weiteres Maß für die mikroklimatischen Verhältnisse am Waldrand stellt die
Niederschlagssumme dar. Zwar fällt an der Wetterseite, im hiesigen Gebiet meist aus
westlicher Richtung, der meiste Niederschlag, die Wasserbilanz und für Pflanzen verfügbare
Menge ist aber von den individuellen Standorteigenschaften wie Wasserhaltevermögen des
Bodens abhängig und dementsprechend nicht verallgemeinerbar. Westwinde limitieren zudem
die eintreffenden Niederschläge, wobei die nicht an Wetterseiten liegenden Waldränder
hiervon weniger betroffen sind und humider bleiben. Genauso wie die Luftfeuchte variiert die
Temperatur in den jeweiligen Höhenschichten, an und zwischen den Vegetationsstrukturen
sowie auf und im Oberboden. Eine frei liegende Erdkrume, Baumstämme oder große kräftige
Blattspreiten erwärmen sich sehr leicht. Der Saum in südlicher Ausrichtung ist eher von
Trockenheit und kontinentalen Mikroklimaverhältnissen geprägt (vgl. Coch 1995: 21, 23-27).

An den Saum schließt sich der Waldmantel an. Gewinnen hier strauchartige Holzpflanzen an
Dominanz, wird dieser auch als Strauchmantel bezeichnet. Zwischen Saum und Mantel
können noch kleinere (Schein-)Sträucher wie Brombeeren die Stellung als Vormantel
einnehmen. Die Höhe der Krautschicht kann zum Waldmantel hin je nach Konkurrenzlage
durch Sträucher entweder zu- oder abnehmen. Lichte Weidengebüsche lassen eine reiche
Bodenflora zu, wohingegen dichte Straucharten mit einer dichten Blattschicht zum Außenrand
abschließen und einen spärlich bewachsenen Oberboden im Inneren aufweisen. Die
Ausprägung beeinflusst konsekutiv die Klimaverhältnisse im Waldinneren. Schließt der Wald
mit einem nahezu senkrecht tiefbeasteten Baumtrauf (Baummantel) ab, lenkt dieser den Wind
nach oben ab, welcher mit den obigen Luftmassen zusammenstößt und direkt hinter diesem
für starke Turbulenzen sorgt, die schwache Bäume schaden können. Fehlt dieses beblätterte
Astwerk an einem bloßen Steilrand, wehen die Luftmassen auf Stammhöhe durch den Wald
hindurch und werden nur allmählich von den Schäften gebremst. Dies kann zwar schwache
Baumindividuen vor Windwurf schützen, denn anders als beim senkrechten Baumtrauf
befinden sich hier die angreifbaren Baumkronen nicht im Raum der Luftturbulenzen. Dafür
verringert diese Durchlüftung die Luftfeuchte des Waldinnenkörpers und bläst die
                                                                                         13
Streuschicht des Bodens fort, sodass dieser eher ausmagert. Besitzt der Waldrand ein stufiges
Höhenprofil und dazu ein dichtes Blätterwerk, können die Luftströme übergeleitet werden.
Bei sehr dichter Ausprägung des Mantels können sich hinter diesem sogar zirkulationsarme
und feuchte Luftinseln bilden (vgl. Asmus et al. 2016: 11; Coch 1995: 16-29).

Das Strukturbild schließt mit dem Trauf ab. Hier können Traufbäume durch den vermehrten
Lichtgenuss - besser als ihre Vertreter im Waldesinneren - ein weiter nach unten ausgebildetes
Ast- und Blätterwerk ausbilden und schließen den Waldkörper somit ab. Bei Fehlen des
Strauchmantels übernehmen die Traufbäume die Rolle des Abschlusses mit einem
tiefbewachsenen Geäst. Der Aufbau des dem Rand anliegenden Waldes und seiner
Waldkante, dem Trauf, ist abhängig von der Baumartenzusammensetzung, die sich bei
natürlicher Entwicklung von den örtlichen Standortbedingungen herleitet (vgl. Coch 1995:
17-18, 21). Eichenmischwälder schaffen durch ihre Lichtdurchlässigkeit die mit Pflanzenarten
ausgeprägtesten Mäntel, die auch viele Wildobstgehölze beherbergen. Wo die Schatten-
baumarten Rotbuche, Gemeine Fichte und Tannen dicht den Wald abschließen, bilden diese
selbst den Mantel und lassen kaum Sträucher zu (vgl. Ellenberg und Leuschner 2010: 823).

In unterschiedlichem Umfang vorhanden sind am Waldrand Sonderstrukturen wie Alt- und
Totholz, verdorrte Gräser und Kräuter, Lesesteinhaufen, Waldwege und kurzzeitig auftretende
Pfützen (vgl. Asmus et al. 2016: 16).

2.4    Ökologie und Funktionen der Waldränder
Landschaftsökologisches Potenzial

Waldränder haben Potenzial in Hinblick auf die Erfüllung von Habitat-, Schutz-, Verbund- als
auch Erholungsfunktionen (vgl. Asmus et al. 2016: 67). Hier können sich große
Lebensgemeinschaften sowie Nahrungsnetze mit einer außerordentlichen Fülle an z.T.
bedrohten Arten entwickeln (vgl. Asmus et al. 2016: 25). Es treffen hier Wald-, Offenland-
und Waldrandarten aufeinander. Diese Ökotonstrukturen können Nützlinge beherbergen, was
auch der Forstwirtschaft zugutekommt (vgl. DVL 1998: 2). In den Säumen können Pflanzen
vorkommen, die Mahd auf Grünlandstandorten genauso wenig vertragen wie die schwachen
Lichtverhältnisse inmitten dunkler Wälder. Ebenso lichtbedürftige Sträucher und Bäume
gedeihen am helleren Rand (vgl. Asmus et al. 2016: 10).

Die Indikatoren Raum, Licht sowie Dynamik spielen eine signifikante Rolle für den
Naturhaushalt des Waldrandes (vgl. Asmus et al. 2016: 28). Ein ausgeprägter Saum und
Mantelstrukturen am Waldrand werden als ökologisch wertvoll betrachtet, sind in der

                                                                                           14
heutigen Kulturlandschaft allerdings selten anzutreffen (vgl. Coch 1995: 16). Den
Baumbestand betreffend mildern Saum-Mantel-Strukturen äußere Schadeinflüsse wie
Starkwindereignisse (Sturmwurf, Streuschichtabtrag, Luft- und Bodenfeuchteentzug),
intensive Sonneneinstrahlung (Stammschäden) und schädliche Immissionen (Schwermetalle,
Stickstoffverbindungen, Lärm usw.) ab und können auch die Ausbreitung von Bränden
eindämmen, weshalb diese Eigenschaften von forstlicher und humanökologischer Seite
geschätzt werden (vgl. MLEFF 2000: 2; Bartsch und Röhrig 2016: 336, 340; Meier 2019:
mdl.). Der absolute Schutz durch gestufte Waldränder vor Stürmen gilt jedoch mittlerweile als
überholt. Bei konventionellen Nadelholzreinbeständen ergibt sich noch ein gewisser Schutz,
allerdings werden positive Effekte in den Wäldern, in denen die naturnahe Waldwirtschaft
betrieben wird, als marginal betrachtet (vgl. Asmus et al. 2016: 18-19). Überdies schufen
bereits in der historischen Naturlandschaft gerade die nicht menschlich verursachten
Schadeinflüsse eine strukturelle Diversität und förderten die Artausbreitung. Die Minderung
dieser Einflüsse muss dementsprechend im Kontext einer angestrebten Ordnung in der
Kulturlandschaft betrachtet werden (vgl. Coch 1995: 52). Gerade das vereinzelte
Vorhandensein von Sträuchern begünstigt unterschiedliche Lichtverhältnisse im Bestand und
wird ebenso als günstig betrachtet wie die Breite des Ökotons. Unbewachsene Bodenstellen,
Erdanrisse an nichtbefestigten Wegen und kurze Rasenvegetationen fördern warm-trockene
Bedingungen. Waldränder mit vielen Arten sind an warmgetönten Standorten mit südlicher
Ausrichtung und reichlich Sonnenstunden zu finden. Ein niedriges Luftfeuchtemilieu, geringe
Stickstoffwerte und Aushagerung fördernde Bedingungen sind weitere naturschutzfachlich
hochwertige Charakteristika wie mit Heidekräutern bewachsene Säume und Vormäntel mit
Brombeeren (vgl. Asmus et al. 2016: 19, 25). Bei sämtlichen Laub- wie Nadelgehölz-
individuen finden sich deutlich mehr Habitatstrukturen am Waldrand als bei Vertretern im
Waldinneren. Eine Ausnahme bilden hier die (Rot-)Buchen, wobei jedoch auch bei ihnen am
Waldrand mehr Baumhöhlen zu verzeichnen sind (vgl. Schafhirt 2019: 8) (siehe Abb. 4 und
5). Weichhölzer sowie Altbuchen und -eichen werten den Traufbereich auf. Schließen
Streuobstwiesen bzw. Hecken an oder wird der vorgelagerte Bereich extensiv durch Vieh
beweidet, wird dies weiterhin als wertsteigernd betrachtet. Letztendlich erhöht generell ein
hohes Alter des Waldrandes dessen naturschutzfachliche Qualität (vgl. Asmus et al. 2016:
25).

Aufgrund der positiven Eigenheiten werden Waldränder als Bausteine für den Biotopverbund
angesehen. Obendrein erhöhen sie die Ästhetik des Landschaftsbildes und dienen der
menschlichen Erholung (vgl. MLEFF 2000: 2).
                                                                                          15
Abb. 4: Vergleich der
                                                                    Anzahl von Habitat-
                                                                    strukturen am Waldrand
                                                                    und im Waldkörper.
                                                                    Quelle: Schafhirt (2019): 8.

                                                Abb. 5: Durchschnittliche Wertigkeit eines
                                                Habitatbaums am Waldrand nach Exposition.
                                                Quelle: Schafhirt (2019): 7.

Lebensraum für Pflanzen, Pilze und Tiere
,,Waldränder bilden wegen der Verzahnung mit benachbarten Biotoptypen (Randeffekte)
und“   in   Verbindung   mit   ,,ausgeprägten    Gradienten     Komplexhabitate      für   viele
Tierartengruppen“ (Asmus et al. 2016: 25). Die Tier- und Pflanzenwelt der Waldränder kann
in die Gruppen der Wald-, Offenland- und der Waldrandarten unterteilt werden (vgl. DVL
1998: 2). Viele dieser Arten gehören zu den Biotopkomplexbewohnern, deren Ansprüche sich
auf verschiedene Lebensräume verteilen bzw. die Ökotone generell gerne annehmen (vgl.
Coch 1995: 36). Aufgrund der Präsenz von Waldbewohnern sind Waldmäntel verglichen mit
Hecken ,,artenreicher. Das gilt für Käfer und Spinnen, (...) für Insektenartengruppen wie
Wildbienen und Grabwespen (RÖHNER & WILL 1997) und wohl auch für Vögel“ (Asmus et
al. 2016: 25).

                                                                                              16
Die auf kleinem Raum auffindbaren vielfältigen (Sonder-)Strukturen können das
Aktivitätsspektrum der Tierwelt an Waldrändern vervielfältigen (vgl. Asmus et al. 2016: 16,
25). ,,Vor allem die ausgeprägte trophische Funktion mit einem breiten und anhaltenden
Nahrungsangebot wird als Basis für das Entstehen komplexer Nahrungsnetze gesehen“
(Asmus et al. 2016: 25). Waldränder bieten Ausgangsorte zur Besiedlung eines Areals, halten
Möglichkeiten zum Bau von Nestern und Netzen sowie Singwarten, Sonn- und
Erkundungsplätze bereit und sie schaffen eine Fülle an Teillebensräumen z.B. als Basis für
Streifzüge (vgl. Asmus et al. 2016: 16). Fledermäusen verhilft der Trauf als natürliche Mauer
zur Ultraschallortung von Fluginsekten und auch andere Wildtiere gehen an dieser Linie auf
Beutezug. Am Waldrand haben einige Tiere beliebte Aufenthaltsorte und bilden hier ihre
Reviergrenzen und Paarungsorte (vgl. Coch 1995: 113-125). Eine refugiale Funktion bieten
Waldränder in Form von Verstecken sowie als Ausweichbiotope, wenn die vorgelagerte
Landnutzung temporär oder dauerhaft geändert wird, z.B. durch die Ackerbewirtschaftung.
Genauso    wie    verstreut   liegende   Gehölze     bieten   sie   weiterhin   Verbund-   und
Trittsteinfunktionen (vgl. Asmus et al. 2016: 16).

Besonders für Wildbienen spielen die Standortbedingungen eine besondere Rolle. Sie sind
von Baumarten und Blütenpflanzen, Kleinstrukturen wie offene (Sand-)Böden sowie von der
Landnutzung vor dem Waldrand abhängig. So sind mageres und trockenes Grünland sowie
ruderale Weinberge optimal, an scharfen Acker-Wald-Grenzen finden sich jedoch kaum
Bienen ein. Die südliche Ausrichtung verschafft ihnen und vielen nicht gleichwarmen Tieren
immense Vorteile, vor allem in der sonst noch kühleren Vorfrühjahrs- oder in der Herbstzeit.
Von Orten mit einer Wärmegunst ggü. der übrigen Landschaft sind darüber hinaus viele
Insekten, Spinnentiere und Reptilien abhängig, um ihre Körpertemperatur aufzubauen und
geeignete Eiablageplätze zu finden (vgl. Coch 1995: 129-130, 134, 161).

Manche Schmetterlinge nutzen die Aufwinde vor Waldrändern. Je nach Art gehen Männchen
oder Weibchen im Geäst des Mantels auf Lauerstellung oder davor auf Patrouillenflug. Einige
mitunter sehr anspruchsvolle Tagfalterarten sind an bestimmte Pflanzenarten sowie ein
spezifisches Mikroklima gebunden, sodass manche Spezies sehr kleine Sonderstandorte
aufsuchen. Sie und andere spezielle Arten haben sich häufig an sehr warme Trocken- und
Magerrasen angepasst. Dabei kommen ihnen breite nährstoffarme Säume zugute (vgl. Coch
1995: 77, 132). Demgegenüber gibt es wiederum viele Tiere, die Hochstaudensäume
bevorzugen (vgl. Asmus et al. 2016: 25).

                                                                                            17
Es kann bezüglich des Gehölzartengefüges zwischen den ,,lichtliebenden Gebüschen“ am
Außenrand sowie den eher am Innenrand des Waldes gelegenen ,,schattenertragenden
Gebüschen“ differenziert werden (vgl. Ellenberg und Leuschner 2010: 821). In den
mitteleuropäischen Wäldern wachsen 75 Baumarten, wovon 66 als heimisch bezeichnet
werden können. Neben 17 Straucharten, die in Deutschlands Wäldern auffindbar sind,
kommen noch 208 Kräuter und Gräser hinzu. Dem stehen 814 sogenannte Krautschicht-
sowie 94 Straucharten in den Waldlichtungen sowie an Waldrändern gegenüber. Diese Sippen
sind Vertreter aus dem Offenland bzw. aus dem Wald (vgl. Ellenberg und Leuschner 2010:
82). ,,Im Waldsaum haben manche krautige Arten wie Clinopodium vulgare und Trifolium
medium ihr ökologisches Optimum“ (Ellenberg und Leuschner 2010: 823). Manche
Pflanzenarten siedeln sich erst in alten Sukzessionsstadien eines Waldrand-Biotops an (vgl.
Coch 1995: 36-37). In den Wäldern können sich noch einige hundert Moose und Algenarten
hinzugesellen (vgl. Ellenberg und Leuschner 2010: 82).

Negativeffekte
Diese ökologischen Bedingungen der Waldränder, auch als Randlinieneffekt bezeichnet,
können     sich   auf   bestimmte   Arten   auch   negativ   auswirken,    wenn    sich   die
lebensraumspezifischen Eigenheiten eines Biotopes zum Rand hin auflösen, sich der
Kernbereich schmälert und die Mindestgröße des jeweilig benötigten Habitats unterschreitet.
Hinzu kommt der Faktor, wie weit einzelne Biotop-Fragmente voneinander entfernt liegen
(vgl. Aßmann et al. 2016: 25-27). Solche Barrieren können auch aufgrund der kleinräumig
stark wechselnden Bedingungen hervorgerufen werden (vgl. Asmus et al. 2016: 25). Dies gilt
besonders für Waldarten in waldärmeren Gegenden oder bei Gebieten mit verstreut liegenden
Wäldern oder kleinsten Waldinseln (Feldgehölzen), wie sie in Mecklenburg-Vorpommern
(M-V) zahlreich vorkommen (vgl. LUNG 2012: 39; LUNG 2011a: II-61).

2.5      Herausbildung in der Kulturlandschaft
Historische Entwicklung der kulturbedingten Waldränder
Seit der Jungsteinzeit ließen die Menschen ihr Nutzvieh gezielt in den nahen Wäldern weiden,
wodurch sich die Wälder in kleinen Schritten auflichteten. Diese Hutewälder verhalfen vielen
Pflanzenarten sich zu etablieren. Die geringe Beweidungsdichte hielt einerseits den Fraßdruck
auf der Fläche gering, auf der anderen Seite verschmähte das Vieh einige Kräuter, Gräser und
Gehölze. Eichen ließen die Menschen als Mastbäume sowie Bauholzlieferanten stehen,
während ihre gerbstoffhaltigen Blätter vom Vieh weniger angetastet wurden. Somit
entfalteten sich die Kronen ungestört. Einige andere Laubbäume dienten wiederum der

                                                                                          18
Laubfütterung des Viehs (vgl. Ellenberg und Leuschner 2010: 24-25, 28-34). Während der
noch halboffenen Waldphase konnten sich durch diese Wirtschaftsweise großflächige Mantel-
und Saumstrukturen im Übergang der Siedlungen zu den noch dichten Wäldern etablieren.
Mit der später klareren Aufteilung in Wald, Weide und Acker wurden diese Strukturen an
Randstreifen wie Waldrändern eingeengt (vgl. Coch 1995: 64). Einerseits wurden die
natürlichen Ökosysteme schrittweise aufgelöst, andererseits entstanden auf kleinem Raum
mannigfaltige Kulturlandschaftselemente, die wiederum neue Lebensräume schufen, in denen
sich eine Fülle an Tier- und Pflanzengesellschaften einfanden (vgl. Knauer 1993: 23-24, 36-
37). Dies führte einerseits zur Erhöhung der Waldrandsituationen und -längen, anderseits
entstanden neuartige naturnahe Waldränder. Durch die hier ebenfalls vorkommenden
Markierungen von politischen und landnutzungstechnischen Grenzen durch Grenzsteine oder
als Lesesteinablageflächen erfahren sie heute zudem kulturhistorische Bedeutung (vgl. Asmus
et al. 2016: 11, 49).

Aufgrund der Etablierung von Altersklassen-Hochwäldern und des Verlusts der traditionellen
Waldbewirtschaftungsformen im 18. sowie der Separierung von Forst- und Landwirtschaft
(Ende der Waldweide) im 19. Jahrhundert entstanden jedoch vielerorts ,,statische
Waldränder“. In Deutschland ist eine hohe Strukturvielfalt in der Kulturlandschaft nicht
überall   gegeben       (vgl.   Knauer   1993:   47).   Dennoch    sind   teilweise   überformte
Hinterlassenschaften einstiger Bewirtschaftungsweisen verborgen bestehen geblieben. So
finden sich ,,Aufforstungen vor alten Waldrändern, Wirtschaftswegböschungen (...)
Hohlmänteln an Standweiden, Sukzessionsmänteln in Trockenrasen gegenüber Steilrändern
an Autobahneinschnitten, oder ,,als Müllkippe degradierten Hochstaudensäumen gegenüber
Weihnachtsbaumkulturen          als   Mantelgesellschaft   in   Leitungstrassen,   großflächigen
Mantelgesellschaften auf Sozialbrachen“ (Coch 1995: 75). Besonders hebt Coch (1995) die
reliktartig noch vorhandenen historisch-ausgeprägten Allmenden und Weidfelder und im
Flachland zumeist Streuobstwiesen hervor. Als Triftweiden zeugten sie von einer
unterschiedlichen Fülle an Saum- und Mantelstrukturen. Der erhöhte Viehbesatz sowie die
Verkleinerung der Weiden schrumpften diese extensiven Flächen ein (vgl. Coch 1995: 71-73).

Teile der Kulturlandschaft mit Waldrandcharakter
Hecken bspw. als ,,Mantel-Saum-Komplexe“ haben zwar den Vorteil, auf kleiner Fläche viele
Randstrukturen zu schaffen. Dennoch können sich an ihnen weniger Luftfeuchtigkeit halten
bzw. in Südlage gleiche Wärmeinseln entstehen wie bei Waldrändern, da der durchdringende
Wind hier eine entscheidende Einflussgröße spielt. Einige Biotopkomplexbewohner

                                                                                             19
betrachten den Heckenmantel in ihrem Habitat zudem eher als ,,Sonderformen (...) denn als
Bereicherung“ (Coch 1995: 188).

Eine Betrachtung von Waldrandstrukturen auf urbanen bzw. ruderalen Standorten oder die
Einbeziehung in der Parkgestaltung stellen weitere Untersuchungsobjekte dar, die jedoch
einer eigenen Arbeit bedürfen.

2.6    Systematisierung der Waldränder
Asmus et al. (2016) kritisieren, dass es in der Bundesrepublik bislang keine systematische
überregionale Erhebung bzw. Kategorisierung der Waldränder gibt (vgl. Asmus et al. 2016:
24). Deshalb soll anhand der thematisch bezogenen Literatur, forstlicher Inventuren,
Biotopkartierungen und -auswertungen in den nachfolgenden Kapiteln der zusammentragbare
Stand an Erhebungen von Waldrandsituationen speziell für M-V ausfindig gemacht werden.

Räumliche und zeitliche Einteilungsmodelle
Bezogen auf die Lage im bzw. am Waldkörper werden Waldränder in Innen- und
Außenränder unterschieden. Erstere liegen innerhalb dessen und bilden Übergänge zu
flächigen Strukturen wie Waldlichtungen, Mooren oder bandartigen Strukturen wie
Verkehrswegen und Waldschneisen. Waldaußenränder grenzen an andere Landnutzungsarten
sowie Landschaftselemente, die keine Wälder darstellen (vgl. MIL und MLUV MV 2010:
27). Im forstlichen Sinne handelt es sich um einen Waldaußenrand, wenn die Distanz zum
nächstgelegenen Waldbestand mindestens 40m beträgt (vgl. Landesforst MV 2015: 13).

Weiterhin kann eine zeitliche Einteilung vorgenommen werden. Zu den ,,stationären
Grenzen“ gehören längerfristig bestehende, wie die durch die Standorteigenschaften
bedingten Grenzen (vgl. Coch 1995: 37, 58). Demgegenüber entstehen ,,temporäre Grenzen“
auf Grund von punktuell vermehrt weidenden Großsäugern oder andere in das Biotopgefüge
einspielende Ereignisse wie Erdrutsche, Überschwemmungen oder Starkwindereignisse. Die
,,geschlossene Zusammenbruchs- und Verjüngungsphase einer Waldgesellschaft“, also die
natürliche Waldsukzession, spielt hier genauso eine Rolle (vgl. Coch 1995: 37) wie
Waldbrände oder forstwirtschaftliche Kahlschläge (vgl. Ellenberg und Leuschner 2010: 819).

Die bereits in der Naturlandschaft Anzutreffenden werden als ,,primäre Waldränder“
bezeichnet, wohingegen die an die anthropogene Landnutzung gebundenen ,,sekundäre
Waldränder“ (vgl. Coch 1995: 58) genannt werden.

                                                                                         20
Strukturtypen der Waldränder
Die mannigfaltigen Umweltbedingungen sowie Behandlungsweisen durch Bewirtschaftende
bringen unterschiedliche Formen von Waldrändern hervor, die in Strukturtypen unterteilt
werden können (siehe Abb. 8). Diese werden einmal in offene und geschlossene Waldränder
sowie nach ihrer Gehölzstufung differenziert. Offene Waldränder haben nach außen hin
keinen oder kaum einen Abschluss und sind somit einstufig. Dies kann natürlicherweise bei
Kiefern als Randbäumen auftreten (vgl. Asmus et al. 2016: 14). Als Steilränder entstehen sie
vormals durch Kahlschläge, Entastungen im Trauf oder durch Schneisenrodungen. Nicht
betroffene, zuvor im Waldesinneren stehende Bäume befinden sich dann am Waldrand. Deren
Kronen füllen dann nur noch den obersten Stammpart aus, der zum Großteil der freiliegenden
Fläche ungeschützt entgegensteht. Sehr deutlich wird dieses Bild bei Nadelholzmonokulturen
(vgl. Coch 1995: 17-18) (siehe Abb. 6).

Abb. 6: Steilrand als offene Waldrandsituation. Quelle: Asmus et al. (2016): 56.

                                                                                         21
Hohlmäntel bilden sich an Waldrändern aus, die im erreichbaren Raum des Weideviehs
stehen (siehe Abb. 7). Die Tiere höhlen dann dementsprechend den untersten Part des
Gehölzes soweit ab, wie sie an das Pflanzengrün heranreichen (vgl. Coch 1995: 18). Dies
führt zu halboffenen Waldrändern (vgl. Asmus et al. 2016: 14). Geschlossene Waldränder
bilden einen Baum- und oder Strauchmantel aus. Schattenbaumarten führen hier oftmals zu
einstufigen Situationen. Kleine Gehölze sind dem Rand bei einem zweistufigen Aufbau
vorgelagert. Mehrstufig geschlossene Waldränder haben den charakteristischen Aufbau aus
Saum, Mantel und Trauf (vgl. Asmus et al. 2016: 15) (siehe Abb. 2 und 3).

Asmus et al. (2016) gehen davon aus, dass regional eigenständige Waldrandtypen
herausdifferenziert werden können (vgl. Asmus et al. 2016: 44).

Abb. 7: Beispiel eines Hohlmantels. Quelle: Asmus et al. (2016): 15.

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Abb. 8: Waldrandtypen. Quelle: Asmus et al. (aus Reif und Achtziger 2000) (2016): 14.

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Pflanzensoziologische Einteilung der Waldränder
In den 34 pflanzensoziologischen Klassen, die für Mecklenburg-Vorpommern ermittelt
wurden, kommen mehrere vor, in deren unteren Taxa-Ebenen Waldrandstrukturen verortet
vorliegen (vgl. Abdank et al. 2004). Die ,,Licht- und wärmebedürftigen Saumgesellschaften
und Staudenfluren magerer Standorte“ sind überdies eine explizit den Waldrändern
gewidmete Klasse, wohingegen die ,,Ausdauernden Ruderalgesellschaften und Säume frischer
bis trockener, stickstoffreicher Standorte“ biotoptypisch breitgefächerter und den nitrophilen
Syntaxa zuzuordnen sind (vgl. Abdank et al. 2004: 362ff.). Die pflanzensoziologische
Einordnung der Waldmantelstrukturen wird aufgrund der Parallelen zwischen Gebüschen
sowie Waldgesellschaften als diskutierbar angesprochen. Somit erhalten diese als
,,Kreuzdorn-, Schlehen- und Schwarzholunder-Gebüsche“ zusammen mit den ,,Feldgehölzen“
eine gemeinsame Klasse (vgl. Abdank et al. 2004: 449ff.).

2.7    Aktueller Zustand von Waldrändern in M-V
Im Folgenden finden sich Erfassungs- und Auswertungswerke, die der Darstellung des
aktuellen Zustandes und der Gefährdung von Waldrändern in M-V dienen. Diese
überschneiden sich zum Teil mit naturschutzfachlichen und forstwirtschaftlichen Inhalten,
weshalb sie der Übersichtlichkeit halber bereits in diesem Kapitel zusammengefasst sind.

2.7.1 Übersicht aus dem Landeswald
Die Landesforstverwaltung von Mecklenburg-Vorpommern (Landesforst MV) ermittelte im
Jahr 2000 für das Land eine Waldaußenrand-Gesamtlänge von 15.000km mit einer
durchschnittlichen Tiefe von 20m und einer Größe von 30.000ha, was einem Anteil von 6%
an der Gesamtwaldfläche ausmacht (vgl. MELFF MV 2000: 2).

2.7.2 Zustandsbeschreibungen in Biotop- sowie Pflanzengesellschaftserhebungen
Biotopkartierung Mecklenburg-Vorpommern
Die Anleitung für die Kartierung von Biotoptypen und FFH-Lebensraumtypen in
Mecklenburg-Vorpommern führt die Kategorie ,,Naturnaher Waldrand“, doch ist dieser weder
einem bestimmten Lebensraumtyp noch gesetzlich geschütztem Biotop zugeordnet (vgl.
LUNG 2013: 237), was wahrscheinlich mit den unterschiedlichen auffindbaren Ausprägungen
zusammenhängt. In den alphabetischen Registern sind weitere Biotoptypen gelistet, die Teile
von Waldrändern darstellen können (vgl. LUNG 2013: 227ff.). In der Kartieranleitung steht
geschrieben, dass Waldränder als Nebencode in die angrenzenden Waldbiotope aufgeführt
und nur bei besonderer Ausprägung als Hauptcode geführt werden sollen. Bei sehr guter
Ausprägung der Säume sollen diese ebenfalls als Nebencode in die Kartierung mit einfließen

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(vgl. LUNG 2013: 80). In der landesweiten Auswertung der Biotopkartierung im Jahre 2013
ist   der    Zustand     der    gesetzlich    geschützten     Biotope    beschrieben     und    ihre
Verbreitungsintensität    im    Bundesland      kartografisch dargestellt worden. Hier sind
Laubgebüsche aufgeführt, die als Mantelstrukturen an Waldrändern genannt werden. In diese
Kategorie gehören aber auch Gehölze der freien Offenlandschaft. Die dieser Kategorie
nahestehenden ,,Gebüsche trockenwarmer Standorte“ können nur mit dem bisher
geschilderten Wissen ebenfalls an den Waldrand verortet werden, da das Auffinden an
Wäldern nicht genannt wird. Die Feldgehölze der dritten verwandten Kategorie stellen
insofern eine Besonderheit dar, als das hier Baumbestände mitsamt Mantelstrukturen
beschrieben werden, die allerdings weniger als 2 Hektar umfassen. Die Feldgehölze sind die
häufigsten Biotoptypen des Landes und werden wegen ihrer ökologischen Trittsteinfunktion
hervorgehoben (vgl. LUNG 2012: 2, 10, 35-40).

Biotop- und Nutzungstypenkartierung
Auf dem Kartenportal des Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (LUNG)
stehen Geodaten aus dem Landschaftsinformationssystem (LINFOS) zur Verfügung. Unter
der Rubrik ,,Biotop- und Nutzungstypenkartierung“ finden sich keine textlichen oder
kartografischen Auswertungen, die Waldränder beinhalten. Diese sollen laut LUNG der
Übersicht halber in die höhere Kategorie eingeordnet worden sein (vgl. LUNG 2020b
Kartenportal; Kurowsky 2020: schriftl.). Die Rohdaten aus der CIR-Luftbildauswertung sind
also nicht analysierbar (vgl. LUNG 2020c: 1-2).

Pflanzensoziologische Bestandsaufnahme Mecklenburg-Vorpommerns
In Kapitel 2.6 wurden bereits die pflanzensoziologischen Klassen erwähnt, in denen
Waldränder vorkommen. Diese sind im Werk ,,Die Pflanzengesellschaften Mecklenburg-
Vorpommerns und ihre Gefährdung“ verzeichnet, welches eine Auswertung von rund 51.000
vegetationskundlichen Aufnahmen aus dem gesamten Bundesland aus dem Jahre 2004
darstellt. Die Syntaxa werden hier beschrieben anhand charakteristischer Arten, des
Erscheinungsbildes,      der    Standortbedingungen,        Gesellschaftsverbreitung     und    ihrer
naturräumliche. Bindung. Des Weiteren werden mit den Gesellschaften verbundene Tier- und
Pilzarten genannt, zu entsprechenden Biotoptypen der Biotopkartieranleitung Mecklenburg-
Vorpommerns verwiesen und welches Syntaxom sich in welchem FFH-Lebensraum und
gesetzlich   geschützten       Biotoptyp     einordnen   lässt.   Des    Weiteren      werden   hier
naturschutzfachliche Wertstufen, Gefährdung sowie allgemeine Erhaltungsmöglichkeiten
angegeben (vgl. Abdank et al. 2004: 10-15). Mithilfe von Rasterkarten wird das Vorkommen

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