Wanderfische zwischen Rhein und Siegen - was muss besser werden - Dr. Jörg Schneider - BFS Naturschutztage am Rhein - 14.9.2019 Im Jahr des ...
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Wanderfische zwischen Rhein und Siegen – was muss besser werden Dr. Jörg Schneider – BFS Naturschutztage am Rhein – 14.9.2019 Im Jahr des Lachses
• Durchgängigkeit • Prädation und Wasserqualität • Probleme im Rhein - Schifffahrt und Rückkehrer - Prädationsdruck auf Smolts und Rückkehrer - Fischereidruck auf Rückkehrer
Entwicklung Durchgängigkeit Sieg (Rheinland-Pfalz) Abgeschlossene Rückbaumaßnahmen 1. Wehr Sieg: Hoeschwehr (Wissen) Rückbau 2012 2. Wehr Sieg: Frankenthal (Wissen): Rückbau 1997 1. Wehr Nister: Dalexwehr, Rückbau 2017 Wasserkraftnutzung eingestellt 5. Wehr Nister: WKA Nisterhammer, Rückbau 2019 Wasserkraftnutzung eingestellt 1.- 4. Wehr in der Heller, 4 x Rückbau 2018 – 2019 Insgesamt wurden in den Lachsgewässern 8 Rückbaumaßnahmen durchgeführt ...
Entwicklung Durchgängigkeit Sieg (Rheinland-Pfalz) Verbesserungen wahrscheinlich bzw. in Aussicht 3. Wehr Nister: WKA Kloster Marienstatt, Planung Sohlengleite abgeschlossen Förderung durch AKTION BLAU PLUS stockt wegen „Subventionsvorbehalt“ der EU 3. Wehr WKA Scheuerfeld: Fischpass 2008 saniert. Auffindbarkeit dennoch eingeschränkt. Positiv: In 2019 wurde durch neuen Betreiber Stadtwerke Mainz mit der Planung Vertical-Slot- Pass und Horizontalrechen begonnen (Fischökologische Begleitung durch BFS) 4. WKA Sigambria (Kirchen): Vertical-Slot-Pass 2009 abgenommen, Fischabstiegsanlage in Betrieb – Funktionsfähigkeit zweifelhaft; Effizienzkontrolle gescheitert bzw. durch „Gutachterliche Stellungnahme“ ersetzt ... Vermutlich Verbesserung Aufstieg, Effizienz Abstieg unklar; seriöse Bestätigung steht aus!
Entwicklung Durchgängigkeit Sieg (Rheinland-Pfalz) Stagnation 2. Wehr Nister WKA Popeck (Heuzert): Betreiber nicht verhandlungsbereit – Altrecht ... Mindestwasser fast null (Wehr marode) 4. Wehr Sieg WKA Freusburger Mühle Oberwehr: Vorplanung in Auftrag gegeben, Umbau noch nicht erfolgt. Betreiber lehnte alle Vorschläge ab – „Altrecht“ ... Unterwehr: umgebaut, schlecht zu warten, Auffindbarkeit mäßig. Bürgerinitiative für Erhalt. Gesamtsituation: Mindestwasser extrem gering 5. Wehr Sieg WKA Euteneun (bestehender Fischlift wurde nicht betrieben, Funktion selektiv): zur Vermeidung von Verzögerungen im Fall eines Rechtsstreits sollte der Auslauf des Wasserrechts in 2015 abgewartet werden. Zwischenstand: Rückbau „politisch nicht erwünscht“. Möglicherweise bald Lösung ?
Entwicklung Durchgängigkeit Sieg (Rheinland-Pfalz) Stagnation 2. Wehr Nister WKA Popeck (Heuzert): Betreiber nicht verhandlungsbereit – Altrecht ... Mindestwasser fast null (Wehr marode) • Hervorragende Laichgebiete nicht erreichbar • Smoltmortalität in abflussarmen Frühjahren hoch
Maßnahmen für sicheren Fischabstieg an Wasserkraftanlagen: Technische Lösungen liegen vor, lösen aber nicht die (u.a. am Standort WKA Unkelmühle dokumentierte) Rückstauproblematik: Im Rückstau wurden im Jahr 2014 7,2% Verlust und im Jahr 2015 17,1% Verlust verzeichnet. Der Gesamtverlust durch die Wasserkraftnutzung an der Unkelmühle betrug 2014 mindestens 16,0% und 2015 25,1%. An der Unkelmühle existiert ein moderner Fischabstieg ... Frage: wieviel Wasserkraft verträgt ein Wanderfischgewässer ???
Prädation und Wasserqualität Sichtbare Zunahme der Eutrophierung an der Nister – bei unveränderter Nährstoffbelastung Juni 2001 Mai 2010
Prädation und Wasserqualität Gesamtbestand größerer Fischarten in der Nister 1995-1999 14000 Sonst. Gründling 12000 Hasel 10000 Rotauge 8000 Äsche Individuen 6000 Forelle Döbel 4000 Nase 2000 Barbe 0 Aal 1995 1996 1997 1998 1999 Anzahl der großen Algenfresser hat deutlich abgenommen Anzahl der kleinen Insektenfresser hat dramatisch zugenommen
Prädation und Wasserqualität Projekt Bioeffekt: Ein dreijähriger Feldversuch zeigt eine große Bedeutung der internen Nahrungsnetzbeziehungen für die Ausprägung des ökologischen Zustandes und die Folgen der Eutrophierung - inkl. Qualität des Kieslückensystems (Sauerstoffzufuhr !). Förderung der Studie Bioeffekt: Bundesanstalt für Ernährung (BLE) Durchführung: Uni Koblenz, BFS Frankfurt und Marburg, Arge Nister e.V. Regulierung Kleinfischbestand durch Intensive große Fischfresser Weidetätigkeit durch große Algenfresser - - + - + +
Prädation und Wasserqualität Projekt Bioeffekt: Ein dreijähriger Feldversuch zeigt eine große Bedeutung der internen Nahrungsnetzbeziehungen für die Ausprägung des ökologischen Zustandes und die Folgen der Eutrophierung - inkl. Qualität des Kieslückensystems (Sauerstoffzufuhr !). Förderung der Studie „Bioeffekt: Bundesanstalt für Ernährung (BLE) Durchführung: Uni Koblenz, BFS Frankfurt und Marburg, Arge Nister e.V. Es besteht ein direkter Effekt durch herbivore Fische, insbesondere Nase -
Bilanz IKSR 1992 – 2018 In 2000 gingen die Kontrollstationen Iffezheim und KFS Sieg in Betrieb, in 2006 folgte Gambsheim, in 2012 die KFS Mosel/Koblenz. In 2014 wurde das Monitoring in Iffezheim nach zwischenzeitlichen Baumaßnahmen wieder intensiviert (eingeschränktes Monitoring ab 2009 bis 2013). Die zwischenzeitlichen Anstiege der Nachweiszahlen in 2000, 2006 und 2014 sind wohl als Artefakt zu bewerten. Tatsächlich erscheinen die Rückkehrernachweise trotz Optimierung diverser Monitoringkapazitäten im Rheinsystem und anhaltendem Besatzaufwand seit 2008 rückläufig.
Bilanz 1992 - 2018
nach Besatz laichreifer Lachse durch Rückkehrer Laichgrube
Mortalitätsursachen
Mortalitätsursachen Smolts Rückkehrer Prädation (Kormoran, Fische) Fischerei Wasserkraft (Turbinen, erhöhte Prädation) Stress bei hohen W-Temperaturen Marine Mortalität Desorientierung Haringvliet (Prädation) Prädation Küste (Seehunde) Fischerei? (alle in Abhängigkeit von Abflüssen) Bisher wenig beachtet: Prädation durch Wels Marine Mortalität Schifffahrt Wasserkraft
Mortalität Smoltabwanderung • Der Lachs verbringt nach der Abwanderung 1 – 3 Jahre im Meer • Eine erhöhte Mortalität bei der Smoltabwanderung sollte sich folglich in den Rückkehrerzahlen in den Folgejahren ausdrücken Abwanderung Rückkehr Rückkehr Rückkehr Smolts 1-Seewinter-Lachse 2 Seewinter-Lachse 3-Seewinter-Lachse Jahr 0 Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3
Mortalität Smoltabwanderung
Mortalität Smoltabwanderung ab 2003: 0,48
Mortalität Smoltabwanderung
Mortalität Smoltabwanderung • Forelle • Hecht • Rapfen • Zander • Wels • Kormoran
Mortalität Rückkehrer Die Prädation von Welsen auf Lachsrückkehrer wurde im Fischpass Golfech (Garonne, Frankreich) im Zeitraum 1993-2016 untersucht. Die Prädationsrate in diesem einen Fischpass allein betrug 2016 im Mittel 35% (!) (BOULÊTREAU et al. (2018). Die Autoren nennen den Wels als neuen Prädator für adulte Lachse („Adult Atlantic salmon have a new freshwater predator“). Videoaufnahme: Lachs 80 cm wird von Wels 160 cm gefressen (Abbildungen). These: die starke Prädation auf Lachse durch den Wels ist auf Verhaltensanpassungen von spezialisierten Welsen zurückzuführen.
Wels 229 cm (Mittelrhein 2018) Mortalität Rückkehrer Rogner 89 cm (Wisper 2017) Wels 120 cm, Reuse Kostheim (2014) Milchner 93 cm (Lahn 2016)
Mortalität Rückkehrer Bei Niedrigwassersituationen wie 2003 und 2011 und 2018 konzentriert sich der Abfluss auf die Schifffahrtsrinne. Dann ist das Risiko einer Kollision großer Fische mit Schiffsschrauben durch den nahezu zwangsläufigen Aufenthalt in der engen Fahrrinne höher als bei normalen und erhöhten Abflüssen. Durch die Lage des Schiffs- propellers oberhalb des Rumpfbodens des Schiffes Drehzahl Schiffspropeller ≈ 8 U/Sek entsteht auf der Bugseite ein Schallschatten (Foto: pixabay.com).
Mortalität Rückkehrer Studien z. Fischmortalität durch Schubverbände (Mississippi & Illinois River, U.S.A.): GUTREUTER et al. (2003): Mortalitätsraten von 2,52 Individuen/km (1,00–6,09 Individuen/km) bei Maifischart; 0,53 Individuen/km (0,00–1,33) für Schaufelstöre, Länge meist 50 – 85 cm). KILLGORE et al. (2011): In Abhängigkeit von den hydraulischen und geomorphologischen Rahmenbedingungen < 1 bis > 30 „eingesaugte“ Individuen verschiedener Arten pro km, -in Relation zur Körpergröße steigende Wahrscheinlichkeit. Verletzungen durch Schiffspropeller an Stören im James River, U.S.A. (aus BALAZIK, 2012)
Mortalität Rückkehrer Einige Zahlen ... Beispiel Fahrrinne um Köln: in der halbjährig andauernden Niedrigwasserphase Juni bis November 2018 rechnerisch 73.000 Schiffspassagen (Zentralkommission f. d. Rheinschifffahrt) Ein großes Rheinschiff ist 110 m lang und 11,4 m breit; sehr große Schiffe sind 135 m lang und 17,35 m breit (2 Propeller). Fahrrinnenbreite ø 150 m. Sogwirkung bei großen Schiffen über 15 m* Gefahrenbereich bei Einzelschiffen 25% - 40% der Fahrrinne Bei Schiffen, die sich in einem Abstand von ca. 30 m passieren, entsteht im Moment der Passage eine Sogwirkung über einen Wasserkörper von 60 m. + Breite der Schiffe 80 bis 95 m => 55% - 63% der Fahrrinnenbreite. Bei Niedrigwasser verbleiben zwischen Schiffsboden und Gewässersohle nur wenige Dezimeter Bodenfreiheit (Fahrrinnentiefe im Rhein um 250 cm) *Prof. Dr.-Ing. Stefan Krüger, TU Hamburg, Institut f. Entwerfen v. Schiffen u. Schiffssicherheit
Mortalität Rückkehrer Lachsrogner mit frischem Kehlschnitt von Kiemendeckel bis Kehle, lebend gefangen am 17.11.2012 im Saynbach (teilweise abgelaicht). oben: Lachsmilchner, Totfund mit Kehlschnitt; aus Oppenheimer Hafen im September 2009 (Foto: HERZOG, Meldung an SGD Süd Lachsrogner, ca. 70 cm TL; Totfund mit Neustadt/Weinstraße); unten: Lachsmilchner 103 Totaldurchtrennung am Rumpf; aus cm mit zerfetzter Kehle (Foto: OSWALD). niederländischem Deltarhein in 2009 In beiden Fällen ist eine Propellerkollision die einzig (Foto: Sportvisserij Nederland). wahrscheinliche Schadensursache.
Mortalität Rückkehrer (Fotos: JENS BREER). Großsalmonide (vermutlich Meerforelle), ca. 80 cm, Totfund aus dem Rhein bei St. Sebastian nahe Koblenz in der Niedrigwasserphase im August 2018. Auffällig ist ein seitlicher Kehlschnitt. Sternhausen, 120 cm, Totfund aus dem Lachs, ca. 80 cm, Totfund 1 km oberhalb Wehr bzw. Rhein bei Oestrich-Winkel in der WKA bei Lith in der Maas; gefunden im Mai 2018. Niedrigwasserphase im Juli 2018. Auffällig ist auch hier ein seitlicher Kehlschnitt. Der Auffällig sind zwei Teildurchtrennungen Fundort liegt oberhalb der Wasserkraftanlage (Foto: Anonymus). (Foto: Sportvisserij Nederland).
Fischereidruck wurde vielfach dokumentiert ....
Was muss also aus Sicht des Lachses besser werden?
Was muss also aus Sicht des Lachses besser werden? Vieles !!!
Was muss also aus Sicht des Lachses besser werden? Keine neuen Wasserkraftanlagen in Lachsgewässern Technische Verbesserungen an Wasserkraftanlagen Rückbau unwirtschaftlicher Wasserkraftanlagen Rückbau von unnötigen Querbauwerken Renaturierungen Laichgewässer Prädatorenkontrolle Schifffahrt ... Wir!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit ! Foto: Frank Steinmann
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