Wann ist Zucht Qualzucht? - Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
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Sesshaftwerdung des Menschen Der fruchtbare Halbmond. Quelle: Wikimedia.commons/Fruchtbarer Halbmond
Zucht Sesshaftwerdung des Menschen Domestizierung, im weitesten Sinne Beginn der Zucht Kontrollierte Fortpflanzung mit dem Ziel der genetischen Umformung Erwünschte Eigenschaften verstärken, unerwünschte Eigenschaften unterdrücken Eine gezielte Selektion Eine von Menschen Hand beschleunigte Evolution Richtung und Ziel dieser Evolution gibt der Mensch vor nach seinen Vorstellungen
Zur Geschichte Zu Beginn der Domestizierung hat der Mensch Individuen ausgewählt mit den gewünschten Eigenschaften = Auswahlzüchtung 1753 Carl von Linne` Systematik nennt die neu entstandenen Formen Subspezies 1859 Charles Darvin postuliert die natürliche Zuchtwahl als Evolutionsprozess 1869 Gregor Mendel seine Gesetze revolutionieren die Züchtung, sie haben heute noch Gültigkeit (keine Blutlinien) ohne Kenntnis der Gene zu diesen Regeln gekommen. – 1904 Bestätigung durch die Chromosomentheorie von Theodor Boveri und Walter Sutton)
Gesetze zum Tierschutz Grundgesetz Artikel 20a Seit dem 1. August 2002 Tierschutz als Staatsziel Der Staat schützt auch in Verantwortung für künftige Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung
Gesetze zum Tierschutz Tierschutzgesetz Grundsatz § 1 Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen!
Gesetze zum Tierschutz Tierschutzgesetz § 11b (Qualzuchtparagraph) (1) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen zu verändern... 1 dass bei der Nachzucht….erblich bedingt Organe oder Körperteile fehlen oder für den normalen Gebrauch untauglich oder umgestaltet sind… 2 dass bei Nachkommen erblich bedingt mit Leiden verbundene Verhaltensstörungen auftreten artgemäßer Kontakt zu Artgenossen nicht möglich ist oder bei diesen oder ihnen selbst zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt dass die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt
Gesetze zum Tierschutz Tierschutzgesetz § 11b (Qualzuchtparagraph) (2) Im Absatz 2 dieses Paragraphen wird festgelegt : Das Bundesministerium kann das Unfruchtbarmachen von Wirbeltieren anordnen Es ist ermächtigt mit Zustimmung des Bundesrates die erblich bedingten Veränderungen und Störungen festzulegen Das Züchten bestimmter Rassen, Arten, Linien zu verbieten oder zu beschränken
Gesetze zum Tierschutz TierSchG §3, Nr.1 Es ist verboten, einem Tier außer in Notfällen Leistungen abzuverlangen, denen es wegen seines Zustandes offensichtlich nicht gewachsen ist oder die offensichtlich seine Kräfte übersteigen
Gesetze zum Tierschutz EU Recht Europäisches Übereinkommen zum Schutz von Heimtieren 1987, Art. 5 Europäisches Übereinkommen 1978/ Richtlinie des Rates 98/58/EG über den Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere, Anh. Nr.21 Tiere dürfen nur zu landwirtschaftlichen Nutzzwecken gehalten werden, wenn aufgrund ihres Genotyps oder Phänotyps berechtigter maßen davon ausgegangen werden kann, dass die Haltung ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen nicht beeinträchtigt
Gesetze zum Tierschutz EU Recht Innerhalb der EU besteht Konsens darüber, dass Tierschutz ein generelles Anliegen und ein moralischer Grundwert der europäischen Völker ist. Die bestehenden Erlasse sind Konsens der Vertragsnationen und sind somit tierschützerische Minimalstandards. Einhaltung beruht auf Freiwilligkeit es gibt keinen Durchsetzungsmechanismus demzufolge keine Handhabe zur Sanktionierung fehlbarer Staaten Expertenausschüsse arbeiten immer an Erweiterungen und Verbesserungen (daraus ergeben sich Empfehlungen) Eine Übertragung in innerstaatliches Recht ist nicht zwingend
Gesetze zum Tierschutz EU Recht Richtlinie 98/58EG des Rates (Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere) Artikel 10 Abs. 2 …..können Mitgliedsstaaten jedoch nach dem 31.Dez. 1999 in ihrem Hoheitsgebiet strengere Vorschriften zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere beibehalten oder anwenden…….
(Qual)zucht in der Klein bzw. Heimtierzucht Die Kleintierzucht ist überwiegend in der Hand von Hobbyzüchtern der Mensch formt Haustiere nach seinem Schönheitsideal (Kindchenschema) Aussehen hat hohe Relevanz keine Rücksicht auf gesundheitliche Konsequenzen für die Tiere oder deren Wohlbefinden Qualzuchten treten hier deutlich in Erscheinung Heimtiergutachten (BMELF 2000) Verbot von Qualzüchtungen - schon in der Einleitung wird gesagt, dass es sich um Empfehlungen handelt und nicht alles vollumfänglich realisierbar sei !!
Beispiel Hunde Äußere Merkmale hohe Vererbbarkeit so durch Inzest- und Linienzucht immer weiter gefestigt werden viele Hunde einer Rasse gehen auf wenige Merkmalsträger zurück dadurch bei reinrassigen Züchtungen vermehrtes Auftreten von Erbkrankheiten Beispiele: Ellenbogendysplasie - Hüftdysplasie - Herzfehler
Mops • FCI-Standard Nr. 253 Bild • Gruppe 9: Gesellschafts- und Begleithunde • Sektion 11: Kleine doggenartige Hunde o. Arbeitsprüfung • Ursprung: China • Patronat: Großbritannien • Alternative Namen: Pug, Carlin, Carlino, Doguillo • Gewicht: ideal 6,3–8,1 kg 2003 1927 • Varietäten: Hellfalbfarben mit schwarzer Maske, Schwarz, Silber, Apricot mit schwarzer Maske • Liste der Haushunde • Der Mops ist eine von der FCI anerkannte englische Hunderasse (FCI- Gruppe 9, Sektion 11, Standard Nr. 253).
Mops ursprünglich aus China vor ca 2000 Jahren aus doggenähnlichem Hund gezüchtet Kaiserhund/ Privileg des Kaisers brachycephal runder Kopf kurze Schnauze brachycephales Syndrom Probleme Atmung / Thermoreg. Verletzung der Cornea Pug-Dog- Encephalitis (nekrot. Meningoencephalitis) PDE endet immer tödlich zu große Welpen (Kaiserschnitt) Nabelschnur Fehlbildungen Rute u. Wirbels.
Cavalier King Charles Spaniel (aus dem kurznasigen King Charles Spaniel gezüchtet, 20. Jarh.) Nr. 136 Gruppe 9: Gesellschafts- und Begleithunde Sektion 7: Englische Gesellschaftsspaniel Ohne Arbeitsprüfung Ursprung: Großbritannien Gewicht: 5,5 bis ca. 8 kg
Cavalier King Charles Spaniel Seit 1486 schon in Büchern erwähnt (Julian Berner „The Book of St. Albans) eine Hunderasse des höfischen England (König Karl I u. König Karl II) schon auf Bildern von van Dyke zu sehen durchschnittl. Lebenserwartung 7 bis 10 Jahre viele Erbkrankheiten 42,8 % der Todesfälle Herzerkrankungen (nach Umfragen des brit. Kennel Club) Anthonis van Dyck (1599-1641) Die drei ältesten Kinder Charles I., 1635 Öl auf Leinwand; 133,4x151,8 cm - 2. Version Privatbesitz
Cavalier King Charles Spaniel (Rasse bedingte schwere genetische Defekte) Mitralklappenerkrankung bis zum Herzversagen (häufigste Todesursache) Syringomyelie (SM) flüssigkeitsgefüllte Hohlräume im Rückenmark, als Folge der Behinderung der freien Zirkulation von Liquor (Rückenmark / Hirnflüssigkeit) Ursache dafür häufig : Chiari- Malformation TypI (CM) Schädel zu klein für Gehirn Folge davon Gehirnmasse wird durch das Hinterhauptsloch (Foramen magnum) in den Wirbelkanal gedrückt (Cross at al 2009) Fast alle King Charles haben eine CM …..… nicht alle erkranken (Cerda-Gonzalez et al 2009)
Shar Pei FCI-Standard Nr. 309 Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer – Molossoide – Schweizer Sennenhunde Sektion 2: Molossoide 2.1 Doggenartige Hunde Ohne Arbeitsprüfung Ursprung: China Patronat: FCI Widerristhöhe: 44–51 cm (17.5–20 Zoll) Gewicht: Nicht festgelegt Liste der Haushunde
Shar Pei alte chinesische Hunderasse Rasse lässt sich durch Funde bis in die Han-Dynastie (206 v.Chr.-220 n. Chr.) zurückverfolgen Hund armer Leute (Fischer/ Bauern Wachhund/Jagd/Rattenjagd) In den 1950-iger Jahren fast ausgestorben 1972 in Hongkong erstmals als Rasse ausgestellt Genpool sehr begrenzt Rassetypische Erkrankung: Genetisch bedingte Hauterkrankung( Idiopathische Muzinose) Familiar Shar-Pei- Fever ( FSF) periodisch auftretendes Fieber/ Gelenke unangemessen hohe Entzündungsreaktionen Ablagerungen Amyloidose Amyloidose Nierenversagen Hyaluronosis
Qualzucht Katzen Katzen geringere genetische Mutationsbereitschaft wenig züchterischer Spielraum es gibt nur ca. 100 verschiedene Rassen Körperbau hat sich fast nicht verändert trotzdem auch DEFEKTZUCHT
Sphinx Katze (Nacktkatze, auch keine Bart- und Schnurrhaare) Fast keine Temperaturregulation möglich Tiere frieren ständig
weitere Katzen Manxkatzen schwanzlos missgebildete Wirbelsäule daraus resultierend ein hüpfender Gang das wird als Rassestandard gesehen und ist ein ausdrückliches Zuchtziel meist abnorme oder nicht lebensfähige Nachkommen Perserkatze rundnasig / stupsnasig (Kindchenschema) Atembeschwerden Fressprobleme stetig tränende Augen Schwergeburten/ Kaiserschnitt wg. rundem Kopf
(Qual)zucht bei den Nutztieren (industrielle Tierzucht) Zucht ausschließlich in privatwirtschaftlicher Hand Ziel der züchterischen Bearbeitung von Tierrassen ist die optimale Ausnutzung und Verwertung der Tiere als Lieferanten von Produkten klassische Zucht gezielte Selektion und Anpaarung Reinzucht nur Tiere derselben Rasse Veredelungszucht in Reinzuchtpopulationen werden Tiere anderer Rasse eingekreuzt, um bestimmte Merkmale in den Genpool zu integrieren Gebrauchskreuzung das gezielte Verpaaren verschiedener Reinzuchtrassen die Gebrauchseigenschaften der neuen Tiere sind besser als die der Ausgangstiere. Endkreuzungsprodukt nicht mehr zur Zucht, nur noch zur Nutzung (Sonderform hiervon => Hybridzucht) Hybridzucht aus Inzuchtlinien - Merkmale spalten in der nächsten Generation wieder auf keine Weiterzucht
(Qual)zucht in der Nutztierhaltung Studie von Bündnis 90/ die Grünen beauftragt Durchführung der Studie: Prof. Dr. habil. Bernhard Hörning Hochschule Eberswalde veröffentlicht: 15.08. 2013 Zusammenfassung: Kontinuierliche Leistungssteigerung (wirtschaftliche Gründe) Zucht zumeist auf einseitige Höchstleistung Milch– Fleisch- Legeleistung Spezialisierung, da nicht mehrere Maximalleistungen in einem Tier zu vereinen sind Rinder Milch – Fleischrassen Hühner Lege – und Masthybriden Schwein Vater – und Mutterrassen
Qualzuchtstudie (Zusammenfassung) Zucht auf Höchstleistung bedingen Gesundheitsprobleme Hochleistungszucht bedingt auch Abnahme der Biodiversität Verlust alter Rassen nur noch Inzucht innerhalb von Hochleistungsrassen Immer kürzere Lebens - und Nutzungsdauer Legehennen ca. 1Jahr Milchkühe innerhalb der letzten 40 Jahre Halbierung der Nutzungsdauer (durchschnittl. 2,5 Kälber pro Kuh ,nach ca. 5 Jahren Schlachtung, obwohl eine Kuh 25 Jahre alt werden könnte) (hohe Remontierungsraten) Zuchtsauen werden in der Regel keine 3 Jahre mehr alt
Qualzucht Tierart natürlich als Schlachttier Hähnchen 10 Jahre 5-6 Wochen Schwein 21 Jahre 5 Monate Rind 25 Jahre 3-5 Monate für Kälber, 8-10 Monate für Jungrind Lamm 20 Jahre 6 Monate für ein Lamm Truthahn 15 Jahre 2-3 Monate Ente 18 Jahre 3-4 Monate Gans 38 Jahre 3-4 Monate Kaninchen 10 Jahre 10-12 Wochen
Qualzuchtstudie Tabelle : Leistungssteigerungen Kühe Sauen Mastschweine Legehennen Masthühner Puten Jahr Milch je Aufg. Tgl. Zu- Futter- Eier je Huhn Tgl. Zu- Futter- Gewicht Hähne Kuh & Ferkel nahme verwer- und Jahr nahme verwer- 22 Wochen Jahr (kg) /Jahr (g) tung (1: ) (g) tung (1: ) (kg) 1950 3.785 1955 3.762 118 1960 4.010 131 20 2,4 1965 4.233 189 12,2 1970 4.406 213 30 2,1 1975 4.682 3,47 235 1980 5.183 584 3,40 243 40 1,8 13,5 1985 5.357 612 3,26 257 15,7 1990 5.897 18,8 641 3,15 259 46 1,6 1995 6.084 18,4 655 3,09 264 19,45 2000 7.019 19,8 705 2,96 276 56 1,64 2005 7.636 21,4 720 2,92 278 2008 7.879 23,2 748 2,92 287 65 1,64 2011 8.173 26,6 780 2,88 298 68 1,53 23,36
Milchkühe Nutzungsdauer im Jahr 2012 4,6 Jahre (lebende Kühe) 5,3 Jahre abgehende Kühe Erstkalbung 2,5 Jahre Nutzungsdauer 2,2 – 2,8 Jahre Anzahl der Kälber durchschnittlich 2,5 Kälber „Wegwerfkühe“ Erkrankungen: Fruchtbarkeitsstörungen Eutererkrankungen Klauenerkrankungen Stoffwechselstörungen( Leber) Labmagenverlagerungen
Beispiel Kühe (artgemäßes Verhalten) ruhig, sanftmütig, in Sozialverbänden zu 20 -30 Tieren scheuen Konflikte , grasen im Gehen, ca. 10 Std am Tag Futteraufnahme Wiederkauvorgang meist im Liegen, 4-9 Std.- 30.000 Kaubewegungen 150 ltr Speichel Trinkwasserbedarf ca. 60 ltr an heißen Tagen 150 ltr enge Beziehung zwischen Kuh und ihren Kälbern (Barth et al 2009) Kalb nach ca. 30 Min. stehen und saugen nach wenigen Tagen Erkennung über akustische Signale, nach 2 Wochen optische Erkennung – Kuh und Kalb erkennen sich auch im Alter noch Verhaltensforscher nennen das Tierfreundschaften
Beispiel Kühe ursprüngl. Milchleistung pro Tag für das Kalb 8 ltr 2500 ltr /Jahr ( berechnet auf 305 Tage) 1980-iger Jahre 4300 ltr /Jahr 1990-iger Jahre 5000 bis 5500 ltr heute 7000 bis 9000 ltr mehr als 25 ltr /Tag Rassen wie Holstein Friesian bis 10.000 ltr Milch /Jahr Sonderfall (2002 in Sachsen) 18.133 ltr Milch /Jahr 3-4 Abkalbungen bei manchen Hochleistungsrassen nur 2 Abkalbungen Lebenszeit 4,5 - 6 Jahre
Beispiel Kühe In letzten 40 Jahren Milchleistung 40% gestiegen Klauen- und Gelenkschäden 300% gestiegen Eutererkrankungen 600% gestiegen 80% wegen gesundheitl. Probleme zum Schlachter Fruchtbarkeitsstörungen –Mastitis – Klauenentzündung (Frey 2004) Ursachen für Erkrankungen hohe Milchleistung ( Rollinger 2007)
Beispiel Kühe (Erkrankungen) Stoffwechselerkrankungen Kühe grundsätzlich niedriger Kalziumgehalt u. Blutzuckerspiegel bei enormer Milchleistung Energielücken Erkrankungen wie Milchfieber - Leberdegeneration – Ketose wegen hoher Milchleistung Milchleistungsfutter notwendig (nicht wiederkäuergerecht, geringer Rohfaseranteil) Pansenübersäuerung (Brause 2008) Klauenererkrankungen für 1 ltr Milch 500 ltr Blut durch das Euter (Faber u. von Lengerken, 2003) für 20 ltr Milch 10.000 ltr Blut andere Regionen wie Klauen Minderdurchblutung Nährstoffmangel dort schlechtes Klauenhorn
Beispiel Kühe (Erkrankungen II) Rusterholz`sches Sohlengeschwür (Übergang Trachten zu Sohlenhorn) durch übergroßes Euter schwankender Gang (Nuss 2007) Ekzeme Euter leer 20 Kg / gefüllt 50 kg (LID 2007) Probleme bei Laufen- Hinlegen- Aufstehen ständige Reibung der Oberschenkelhaut Zitzenerkrankungen Maschinelles Melken Zitzenschleimhaut – Hyperkeratosen- Zirkularwunden an Zitzenbasis – Strichkanalverletzungen an Zitzenspitze (Brause 2007) Euterentzündung (Mastitis) durch maschinellen Milchentzug
Qualzuchtstudie (Milchkühe)
Qualzuchtstudie (Doppellender Fleischrinder) Bsp. Weißblaue Belgier Umfangsvermehrung („doppelter“ Lendenmuskel) Schwergeburten Kaiserschnitte Verkürzte Lebens- bzw. Nutzungsdauer der Kühe (max. 5 Kaiserschnitte /Kuh) Vermehrtes Auftreten von Missbildungen u. verminderte Vitalität bei Kälbern
Schweine (Zuchtsauen) Ferkel pro Sau wichtiger Faktor für den Landwirt Wurfgrößen kontinuierlich gesteigert Verkürzung Säugezeit 2011 im Mittel 26,6 Ferkel/ Sau/Jahr (angestrebt werden von der Agrarindustrie 30 Ferkel/Sau /Jahr) Kurze Säugezeit: kurze Rückbildungszeit Fruchtbarkeitsstörungen Hohe Ferkelzahl: mehr Ferkel als Zitzen niedriges Geburtsgewicht anfällig lebensschwach (7 Zitzenpaare = normal) Sau nur noch durchschnittlich 4 bis 5 Würfe /Lebenszeit
Schweine (Zuchtsauen) Krankheiten Fruchtbarkeitsstörungen 23 % bis 29 % Lahmheiten 8 % bis 17 % MMA- Komplex Mastitis - Metritis- Agalaktie Schlechte Haltung begünstigt Krankheiten : Keine Einstreu Vollspaltenböden Platzmangel hygienische Verhältnisse Kastenstände
Schweine (Mastschweine) (Läuferschweine) werden mit ca. 11 Wochen und 30 kg /KGW Mastschwein Gewichtszunahme ca. 780 g /Tag (maximal 1000 g/Tag) Zucht auf Magerfleischanteil Belastungsmyopathien erbliche Disposition (enorm beschleunigte Glykolyse u. Laktatbildung in der weißen Muskulatur) sogenannte Stressanfälligkeit ausgelöst durch Belastungen wie Transport, Fixation, Deckakt, Geburt Folge schlechte Fleischqualität PSE (pale-soft-exsudativ) Störungen des Herz/ Kreislaufsystems Gelenkveränderungen (Osteochondrosen) häufig bei schnellwüchsigen Fleischrassen das Skelett „kommt nicht mit“
Schweine Unten: Wirbelsäulendefekt (Kyphose)
Geflügel (Legehennen) Leistung bei 300 Eiern / Huhn / Jahr 2012 93% der Tiere werden nur eine Legeperiode genutzt (=1Jahr) Ursache für kurze Nutzungsdauer Erkrankungen der Legeorgane (Eileiterentzündung/ Salpingitis) Osteoporose (Osteoporose/ Knochen dienen als Calciumreservoir Eierschalenbildung) Knochen wird häufig entmineralisiert vermutet wird: hohe Legeleistung Stressfaktor Federpicken und Kannibalismus seit den 1960-iger Jahren getrennte Zucht von Lege – und Masthybriden männliche Küken der Legehybriden werden getötet Fleischleistung zu gering
Geflügel (Legehennen)
Geflügel (Legehennen) rechts : Junghenne und Masthähnchen im Alter von 6 Wochen Junghenne benötigt für gleiches Gewicht 20 Wochen…
Geflügel (Legehennen)
Geflügel (Masthühner / Puten)
Geflügel Masthühner hohe tägliche Zunahme selektiert auf übergroße Brustmuskulatur Brustmuskel mehr als ¼ des Schlachtkörpers Masthühner ( Hähnchen) erreichen in 34 bis 37 Tagen ihr Endgewicht von 2,0 bis 2,2 kg Puten Hähne 21,0 kg in….. 145 Tagen Hennen 10,8 kg in….. 111 Tagen Brustmuskel mehr als ein 1/3 des Schlachtkörpers
Geflügel (Masthühner/ Puten) Vorwiegende Krankheiten: Herz-Kreislauferkrankungen (plötzl. Herztod) Bauchwassersucht (bei Masthühnern) Aortenruptur bei Puten Erkrankungen des Skelettsystems: Gelenkerkrankung tibiale Dyschondroplasie (TD) Muskelerkrankungen Myopathie der tiefen Brustmuskulatur Verlagerung des Schwerpunktes: Fußballenentzündung Brustblasen (Puten)
Qualzuchtparagraph 11b diesen Paragraphen gibt es bereits seit 1986 in der Nutztierhaltung noch nie vollzogen worden der Begriff „Qualzucht“ bei Nutztieren vom Ministerium nicht definiert worden Auch nach Novellierung des Tierschutzges. (August 2013) hat sich am §11b fast nichts geändert In Österreich nach §5 Abs.2 des dortigen Bundestierschutzgesetzes = Züchtungen verboten, die für das Tier oder dessen Nachkommen mit starken Schmerzen, Leiden Schäden oder mit schwerer Angst verbunden sind (Qualzüchtungen) Verboten: Zucht , Import, Erwerb, Weitergabe und Ausstellung
Haubenentenurteil Zuchtverbot seit 1998 vom Landrat Vogelsbergkreis ausgesprochen Klage des Züchters gegen das Zuchtverbot beim Verwaltungsgericht Gießen Hier Klageabweisung September 2005 Ebenfalls Klageabweisung Februar 2009 beim hessischen Verwaltungsgerichtshof Revision Dezember 2009 Aufhebung des Urteils durch das Bundesverwaltungsgericht Leipzig 20.01.2011 hiernach konnte der hessische Verwaltungsgerichtshof VGH Kassel das Verbot nicht aufrecht erhalten! Der § 11b des Tierschutzgesetzes hat sich vor dem Hintergrund des VGH- Urteils vom 20.01.2011 in Kassel als nicht vollziehbar erwiesen!
Stellungnahme Dr. Maisack Zu Qualzucht fehlen sowohl Regelungen als auch ein konsequenter Vollzug Vorschlag zur Formulierungsänderung im Gesetzestext § 11b anstatt: „ wenn damit gerechnet werden muss, dass ……“ der vorgeschlagene Text: “ wenn nach den objektiven Verhältnissen ernsthaft möglich erscheint ….“ bei der gegenwärtigen Fassung und Auslegung ist der Tatbestand der Qualzucht erst gegeben, wenn es nach dem Stand der Wissenschaft überwiegend wahrscheinlich ist, dass bei der Nachzucht gegenwärtig Schäden im Sinne des § 11b TierSchG signifikant häufiger auftreten werden, als es zufällig zu erwarten wäre.
Wie kann man Abhilfe schaffen?? Gesetzliche Maßnahmen Definition von Qualzucht Auflistung aller Merkmale von Qualzucht Verbot von Rassen, die eindeutig diese Merkmale aufweisen bestimmte Herkünfte untersagen Einführung Leistungsobergrenzen Zuchtziele nicht durch private Wirtschaft bestimmen lassen (weltweit nur 2-3 Zuchtunternehmen für Legehennen Masthühner u. Puten) dadurch genetische Verarmung u. Monopolisierung Zuchtzielfestlegung unter Einbeziehung einer Ethikkommission
Gedanken zur Tierschutzethik Weil wir dem Tier die Mitgeschöpflichkeit zuerkennen, ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier graduell, nicht prinzipiell Die Verantwortung ist im Besitz der Macht. Da wir das Wissen und die Macht haben, sind wir auch verantwortlich. Je mehr wir über Tiere wissen und verstehen, desto mehr nutzen wir dieses Wissen, um sie auszubeuten. (sinngemäß nach Eugen Drewermann Kirchentag“ Mensch Tier“ in Dortmund August 2014) Nicht alles, was technisch machbar ist , ist ethisch und moralisch auch zu vertreten
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