Wann rufe ich den Tierarzt an ? - Med.vet. Flavien Beuchat

Wann rufe ich den
  Tierarzt an ?
     Med.vet. Flavien Beuchat

                                          Herbsttagung
                                Rassekaninchen Schweiz
                                             Schenkon
                                    14. September 2013

Inhalt

 Kaninchengesundheit     bis heute
 Was   ist neu ?
 Aktuelle   tierärtzliche Dienstleistungen
 Behandlung von Kaninchen: Ist es wirklich
 nicht rentabel ?
 Zukunft    /Aussicht

Kaninchengesundheit bis heute

   V.a durch den Züchter selber
   Behandlung mittels Pflanzen/Heilmittel
    (Grossmutters’ rezepte!)
   Manchmal auch Antibiotika aber oft ohne
    ätiologische Diagnose (Resistenzenproblematik…)
   Sonst ausmerzen der erkrankten Tiere oder
    sogar Bestände

Kaninchenmedizin bis heute

   Behandlung durch den Tierarzt oft als zu teuer
    betrachtet (auch vom TA !!!)
   Tierarzt v.a für das Impfen der Tiere gefragt
   Variable Ausbildung der Tierärzte in
    Kaninchenmedizin (Kaninchen krank ≠ Kokzidiose)

Kaninchengesundheit: Was hat geändert ?
   Fortschritte der Forschung
   Bessere Kenntnisse der Züchter in Kaninchenzucht, -
    Gesundheit und -Ernährung
   Bessere Gesundheit durch bessere Hygiene- und
    Haltungsmassnahmen (455.1 Tierschutzverordnung vom 23. April 2008)
   Obwohl es immer weniger Züchter gibt, wird immer
    mehr Geld und Zeit investiert für
    Rassekaninchenzucht
   Professionalisierung der TA in Einzeltier- und
    Populationsmedizin

Übersicht der heutigen tierärztlichen
Dienstleistungen
   Ansprechspartner im Falle Tierseuche        (v.a.RHD, Myxomatose)

   Einzeltiermedizin und Chirurgie   (als Kleintiermediziner)

   Bestandes- oder Präventivmedizin bei grösseren
    Tierbestände (Rassekaninchenzüchter betroffen ?!?)
   Labordiagnostik / Sektiondurchführung
   (Forschung/Ausbildung)

Tierarzt als Ansprechspartner im Falle
Tierseuche
   Gewisse Tierseuchen sind Meldepflichtig !!! (916.401 Tierseuchen
    verordnung vom 27. Juni 1995)

   Als Privattierarzt oft erster ansprechspartner bei
    Tierseuchenverdacht
   Meldesystem Schweiz (PTA  ATA  KTA  BVET)
   Für Rassekaninchenzüchter auch von Interesse:
       Impfprophylaxe RHD
       Importvorschriften bei Tierzukäufe oder Austellungen im
        Ausland

Tierarzt als Ansprechspartner im Falle Tierseuche:
Meldepflichtige Tierseuchen der Kaninchen

©bvet.admin.ch
  Hochansteckende   Auszurottende   Zu bekämpfende   Zu überwachende
    Tierseuchen      Tierseuchen      Tierseuchen       Tierseuchen
                       Tollwut       Leptospirose    Campylobacteriose

                     Tuberkulose     Myxomatose          Coxiellose

                                     Salmonellose     Cryptosporidiose

                                                         Tularämie

                                                        VHK (RHD)

Bei Fragen zum Thema
     Tierseuchen ???

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Rabbit Hemorragic Disease (RHD)
(Synonyme: VHK; China-Seuche)

    Meldepflichtig !!! (916.401 Tierseuchen verordnung vom 27. Juni 1995)
    Erreger: Calicivirus
    Vorkommen: ganzjährig; nur bei Tieren > 6 Wochen
    Übertragung:
        V.a. durch direkten Kontakt mit erkrankten Tieren oder
         kontaminiertem Material
        Durch stechende Insekten
        Durch Kontaktperson auch möglich

RHD: Generelles
   Tenazität des Virus: > 225 Tage bei 4°C !!!!
   Inkubationszeit: 16-72 Std.
   Symptome:
       meist perakuter Verlauf: inappetenz, dann
        gefolgt von Atemnot, blutiger Nasenausfluss und
        Tod (>90% Mortalität)
       Evtl. chronischer Verlauf mit Immunitätbildung
        (sehr selten; nur bei 4-6 Wochen alten Tieren)

RHD: Therapie und Prophylaxe
     Keine Therapie möglich !!!
     Impfprophylaxe mit inaktiviertem Impfstoff
     Biosichereitsmassnahmen als beste Prophylaxe:
         Quarantäne bei Austellungen, Zukauf bzw. Import
         Schutz vor Wildtieren
         Kontrollierter Zugang zu Stallungen
         Meldung & Surveillance
         Reinigen & Desinfektion

RHD: Resistenzmechanismen der Jungtiere

     Maternale Antikörper (via Plazenta und
      Kolostrumaufnahme)
     Sehr schnelle Elimination des Virus durch
      Immunsystem (Leukozytenanzahl steigt)
     Zellen exprimieren keine Rezeptoren fürs Virus
       Kein Eindringen in die Zelle
       keine Virusreplikation möglich

RHD: Impfschema
      Nur ARVILAP® in der CH registriert
      Belastbare Immunität ab 7 Tagen nach
       subkutaner injektion
      Immunität hält > 6 Mte
      Erstimpfung ab 12 Wochen
      Bei hohem Infektionsrisiko kann ab 6 Wochen
       geimpft werden  Wiederholung nach 1 Mt aber
       nötig
      Sonst Booster 1x järhlich

RHD: Nebenwirkungen Impfstoff

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Einzeltiermedizin und Chirurgie
   Spielt v.a beim Pet eine Rolle (franz.: NAC)
   Übliche Behandlungen: Zähneproblemen,
    Krallenschneiden, Impfen, Kastration…
   Für Rassekaninchenzüchter von Interesse:
       Rettung eines Zuchtieres bzw. einer Zuchtlinie

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Bestandes- oder Präventivmedizin bei
grösseren Tierbestände

 Sind Rassekaninchenzüchter
 betroffen ???

Häufige Krankheiten im Sektionsgut 2010
(Nationale Referenzzentrum für Geflügel- und Kaninchenkrankheiten NRGK; Statistik 1992-2003)

                  Krankheitsursache / Todesursache                                             Anzahl
                  Enteropathie (durch Colibakterien und Clostridien verursacht)                  25
                  Darmkokzidiose (= Kokzidien im Darm als Nebenbefund)                           30
                  Darm- und Leberkokzidiose                                                      9

>75%              Mukoide Enteritis                                                              1
                  Tyzzersche Krankheit                                                           4
                  Bezoar                                                                         6
                  Adipositias                                                                    2
                  Infektionen mit Pasteurellen (Schnupfen, Lungenentzündung, Abszesse)           11
                  Andere Erreger Schnupfen, Lungenentzündung                                     7

                  Verletzung (v.a. durch Bisse)                                                  10
                  Andere Parasiten                                                               11

Bestandes- oder Präventivmedizin bei
grösseren Tierbestände: Generell
   Krankheiten meistens multifaktoriell ! (Bsp. Durchfall)
   Meistens mehrere Tiere betroffen
   Therapie kommt oft zu spät!
   TA sucht die Lösung auf dem Feld !
   Für Rassekaninchenzüchter auch von Interesse:
       Mithilfe von Spezialist im Stall !!!

Multifaktorielle Krankheit …
           Parasites                        Virus                   Bactéries
          (coccidies, Oxyures, etc)   (Corona-, Rotavirus, etc)    (Colibacilles, Clostridies)

   Statégie                                                                                       Facteurs
 alimentaire                          Syndrome
                                      diarrhéique                                                propres à
  inadaptée                                                                                       l’animal

                                                                   Manque
                      Stress                                      d’hygiène

Bestandes- oder Präventivmedizin bei grösseren
Tierbestände: Bestandesbesuche (audits)

       Bestandesaufnahme mittels Checklisten
           Anamnese von Züchter
           Untersuchung der Tiere und Stallungen
           Etablieren einer Problemliste
       Bestandesdiagnostik
           Evtl. Probenentnahme für Laboruntersuchung
           Wenn möglich ätiologische Diagnose
           Evaluation der bestandspezifischen Risikofaktoren

Bestandes- oder Präventivmedizin bei grösseren
Tierbestände: Bestandesbesuche (audits)

       Massnahmen treffen
           Behandlung der kranken Tiere
           Prophylaxe durch Verbesserung des Management,
            Haltung, Hygiene, Fütterung oder Zuchtmethoden
           Etablieren von Impfprotokolle
           Desinfektionsprotokolle
           Betreuung des Züchters

Kosten der Kaninchenproduktion

Kosten der Tierausfälle

Kosten pro Todesfall = Total Leist. x kg + (Total Kost. x kg x 0.5)
= 12.25 x kg + (14.23 x kg x 0.5)

Beispiel 1: Kosten Todesfall Jungtier der Hermelin Rasse
(idealgewicht = 1.4 kg)
= 12.25 x 1.4 + (14.23 x 1.4 x 0.5)
= 17.15 + 9.96
= 27,11 CHF

Kosten der Tierausfälle
Beispiel 2: Kosten Todesfall Jungtier der Burgunder Rasse
(idealgewicht = 4.5 kg)
= 12.25 x 4.5 + (14.23 x 4.5 x 0.5)
= 55.125 + 32.018
= 87,143 CHF

Wenn der Burgunderzüchter 5 Jungtiere pro Zuchtsaison verliert:
= 87,143 x 5
= 435,75 CHF

Tiergesundheit bei Rassekaninchen Schweiz:
Aussicht

    Unterstützung durch Rassekaninchen Schweiz ?
      Organisation  von Bestandesbesuche durch
         Rassekaninchen Schweiz ?
      Finanzielle   Unterstützung (Bsp. Laboruntersuchungen)
    Tierarzt als apotheker oder Bestandesbetreuer ?
    Weitere Verbesserung der Tiergesundheit durch
     Inkrafttreten der Tierschutzverordnung ?
    …

Danke für ihre Aufmerksamkeit !

                    ©Heinz Sager