"Warum Kirche?" SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit den Landeskirchen der Schweiz - SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit ...

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"Warum Kirche?" SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit den Landeskirchen der Schweiz - SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit ...
«Warum
			 Kirche?»
  SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit
  mit den Landeskirchen der Schweiz

  Binsack, Rytz & Co.
  Prominente über Kirche
  und Gott in der Schweiz

  Pedro Lenz
  Der SI-Autor schreibt
  erstmals ein Gebet

                                   SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 19
"Warum Kirche?" SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit den Landeskirchen der Schweiz - SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit ...
WARUM KIRCHE?
                                                                                                   Der Bettag

EDITORIAL

Sind Gott,                                                                                        Was bed eutet (mir) Beten heute?
Religion und                                                                            Laure-Christine                                                                                                                                                      «Kirche ist wie ein

Kirche das                                                                              Grandjean, 40, fin-
                                                                                        det in Fribourg, wo
                                                                                        sie arbeitet und
                                                                                                                                                                                                                                                             Garten, da wächst
                                                                                                                                                                                                                                                             alles Mögliche.»
                                                                                                                                                                                                                                                             Christina Aus der

neue Tabu?
                                                                                        wohnt, auch Inspi-                                                                                                                                                   Au, 56, daheim in
                                                                                        ration zum Gebet.                                                                                                                                                    Frauenfeld.

                        WERNER DE SCHEPPER,
                        C H E FA U T O R
                        werner.de.schepper@
                        schweizer-illustrier te.ch

Es ist nicht lange her, da durchdrang das Chris­
tentum in diesem Land das ganze Leben. Ob
reformiert oder katholisch, von der Wiege bis zur
Bahre war sie allgegenwärtig. Ob im zwingliani­
schen Zürich oder in Fribourg, dem Rom des
Nordens – überall hatten Kirche und Staat das
­Leben der Menschen durch Riten, Konventionen
                                                                                                    Laure-Christine Grandjean                                                         Christina Aus der Au
 und Gesetze geregelt. Das ist Schnee von gestern.                                                  Kanzlerin und Kommunikation sverantwortliche des Bistums                          Evangelisch-reformierte Theologin und Philosophin, Geschäfts-
 Staat und Kirche pflegen heute freundliche Dis­                                                    Lausanne-Genf-Freiburg                                                            führerin des Zentrums für Kirchenentwicklung der Uni Zürich
 tanz, und die Kirchen suchen die Menschen mehr                                                                                                                                       und neue Thurgauer Kirchenratspräsidentin
 als die Menschen die Kirchen.

Am Sonntag feiern wir den Eidgenössischen
Dank-, Buss- und Bettag. Ein Tag fürs Beten,
orga­nisiert vom Staat? Für viele ein alter Zopf,
für andere etwas ganz Privates. Wir wollten es ge­
nau wissen. Schweizer Illustrierte und L’illustré
                                                       Impressum
                                                       «Warum Kirche?» ist ein
                                                       SI-Extra zum Eidgenössischen
                                                       Dank-, Buss-, und Bettag
                                                       in Zusammenarbeit mit der
                                                       Evangelisch-reformierten
                                                       Kirche Schweiz (EKS) und
                                                       der Römisch-Katholischen
                                                                                          «         Ich bete, du betest, er betet, sie
                                                                                                    betet … Wir beten. Wir können
                                                                                                    stark davon ausgehen, dass der
                                                                                           gemeine Sterbliche betet. Er versteckt
                                                                                           es aber vermutlich vor den anderen, um
                                                                                                                                         heren Orts vor. Ist vielleicht eine dieser
                                                                                                                                         Flammen mir bestimmt? Wir streichen
                                                                                                                                         das Zündholz, denken an jemanden,
                                                                                                                                         wünschen ihm alles Gute und bitten
                                                                                                                                         um einen kleinen Anstoss von oben.
                                                                                                                                                                                      «        ‹Bittet, so wird Euch gegeben›,
                                                                                                                                                                                               so heisst es in der Bibel. Damit
                                                                                                                                                                                               tue ich mich oft schwer. Wenn
                                                                                                                                                                                      mir Freunde von Gebetserhörungen um
                                                                                                                                                                                      eine Lehrstelle oder um schönes W   ­ etter
                                                                                                                                                                                                                                     oder Musik zu hören war. Im Alltag
                                                                                                                                                                                                                                     rauscht und pfeift es bei mir auch häu­
                                                                                                                                                                                                                                     fig. Ich weiss gar nicht mehr, was wich­
                                                                                                                                                                                                                                     tig ist. Dann still werden, am inneren
                                                                                                                                                                                                                                     Knopf drehen. Und hören. Gott, wo bist
kontaktierten die Evangelisch-reformierte Kirche       Zentralkonferenz (RKZ).
                                                                                           nicht als bigott, abergläubisch oder was         Kerzen laden zum Gebet. Oder wie          für einen kirchlichen Anlass berichten,        Du? Manchmal finde ich den Sender.
Schweiz und die Römisch-Katholische Zentral­           Redaktionsleitung                   auch immer zu gelten. Kürzlich schickte       es Schriftsteller Christian Bobin sagt:      dann würde ich diesen Gott lieber in die       Er findet mich. Dein Reich komme.
                                                       Werner De Schepper
konferenz und fragten, ob sie ideell, finanziell und                                       mir eine Freundin folgende Textnach­          ‹Sie verlieren ihr Blut, verbrennen ih­      Ukraine schicken. Oder nach Afghanis­          Dein Wille geschehe. Du, Gott, hältst
                                                       Redaktionelle Begleit­
personell mitmachen würden bei einem einzig­           kommission EKS und RKZ              richt: ‹Ich habe ein Gebet ans Univer­        ren Docht, sie geben, was sie sind, und      tan. Dort beten doch auch Menschen.            mich. Gibst Boden. Und trägst die Welt.
                                                       Hella Hoppe, Daniel Kosch,
artigen ökumenisch-journalistischen Experiment:        Dominic Wägli, Laure-Christine
                                                                                           sum gerichtet.› Und ein Freund, Agnos­        ihr Geschenk ist Licht.› Beten könnte        Um Brot, um Frieden, um Freiheit. Und          Auch dort, wo Not ist.
Ein gemeinsam realisiertes Extraheft zu einem          Grandjean                           tiker, fragt mich mit leuchtenden Au­         also heissen, sich von sich selber zu        sterben trotzdem.                                 Wenn viele zusammen beten, laut,
                                                       Art Director Tobias Schär
grossen Tabu dieser Zeit: Wie hast du es mit der                                           gen: ‹Du fährst nach Paris. Gehst du bei      entfernen, um andere zu erreichen.              Beten ist für mich eine ständige Such­      nebeneinander, miteinander, in der Kir­
                                                       Fotochefin Nicole Spiess
Religion? Warum Kirche? Und wo ist Gott, der am        TextchefIn Jan Morgenthaler
                                                                                           der Kirche Sacré-Cœur de Montmartre              Lasst uns doch ein wenig von uns          bewegung. Als Kind hatte mein Vater            che und weltweit, ist das nicht nur ein
Anfang der Verfassung steht? Zu unserer Freude         und Barbara Schmutz                 vorbei? Kannst du dort für mich eine          selbst entfernen. Und hören wir nicht        ein Kurzwellenradio, einen Weltemp­            Gänsehautmoment, sondern hat eine
                                                       Autorinnen/Autoren
sagten die Kirchen Ja zum Dialog mit ­unseren                                              Kerze anzünden?›                              auf zu beten (1 Thessalonicher 5,17). Be­    fänger. Wenn wir im Bett waren, sass er        Kraft, die uns gemeinsam trägt und be­

                                                                                                                                                                          »                                                                                           »
                                                       Christina Aus der Au, Patrick
­Leserinnen und Lesern. Vergelts Gott!                 Baumann, Bettina Beer,                 Wir zünden Kerzen an, fügen eine           ten heisst für Christen, sich Gott zu­       in der Stube und versuchte, einen inter­       wegt. Dann stehen wir auf und setzen
                                                       Laure-Christine Grandjean,
 Entstanden ist ein Dossier, in dem Glauben und        Barbara Halter, Lisa Merz,          kleine Flamme den anderen kleinen             zuwenden. Damit wenden wir                   nationalen Sender zu empfangen. Das            uns ein. Für Brot, für Frieden,
 Zweifeln erlaubt sind. Im «Schweizerpsalm» sin­       Simon Spengler, Pedro Lenz          Flammen hinzu. Sie tragen alle die            uns gleichzeitig den anderen                 rauschte und pfiff oft lange, bis, erst sto­   für Freiheit. Für den Nächsten.
                                                       Fotografie Corinne Glanz-
 gen wir «Betet, freie Schweizer, betet». Warum soll   mann, Kurt Reichenbach              Anliegen unzähliger Unbekannter hö­           zu. Denn Gott liebt sie alle.»               ckend, dann immer klarer, eine Stimme          Weil wir Boden haben.
 man nicht am Bettag mal darüber nachdenken?           Korrektorat Irène Müller

600 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE                                                                                                                                                                                                                        SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 601
"Warum Kirche?" SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit den Landeskirchen der Schweiz - SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit ...
WARUM KIRCHE?
        Die Gretchenfrage

           «Sag, wie
           hast du’s …
           … mit der Religion?» Zehn Persönlichkeiten aus Politik,
           Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft geben Antwort
           auf die bekannte Gretchenfrage und verraten, welche Rolle
           die Kirchen in der Schweiz in ihrem Leben spielen.

           Lukas Hartmann Philippe Moser
           Schriftsteller                                              Co-Präsident Pfadibewegung Schweiz

«        Nach meiner Jugend
         mit Kinderlehre, Konfir-
         mation und als Mitglied
  bei der Jungen Kirche ging ich
  auf Distanz zu jeglichem über-
  gläubigem Verhalten. Die Idee
                                    sich ein schöner Gedanke.
                                    Leider ist in der Vergangenheit
                                    in der Kirche viel Unrecht pas-
                                    siert. Mich inte­ressiert Reli-
                                    gion als geschicht­liches Phä-
                                    nomen. Auf Reisen durch In-
                                                                        Philippe Moser, was für
                                                                        eine Verbindung hat
                                                                        die Pfadi zur Kirche?
                                                                        Die Pfadi ist als weltweite Or-
                                                                        ganisation an keine Religion
                                                                        gebunden, aber sie ist geprägt
                                                                                                            Nacht mit den Grundfragen
                                                                                                            des Lebens auseinanderset-
                                                                                                            zen. Auch Gespräche mit dem
                                                                                                            Präses im Lager waren prä-
                                                                                                            gend. Er war Anlaufstelle für
                                                                                                            Themen, die man mit nieman-
  einer lenkenden Macht ist an      dien beschäftigte ich mich mit      vom jeweiligen Land. Die Prä-       dem sonst so bereden konnte.
                                    dem Hinduismus, später dann         gung kann muslimisch, jüdisch       Wie haben Sie es heute
                                    mit dem Buddhismus, der             oder wie bei uns christlich sein.   mit der Kirche?

                                                                                                                                                       Regula Rytz
                                    wohl unblutigsten Religion,         In der Schweiz arbeiten die         In den Gottesdienst gehe ich
                                    die mir von der Technik der         Pfadis vor allem auf lokaler        zu Anlässen wie einer Taufe
                                    Meditation her am nächsten          Ebene mit den katholischen          oder an Weihnachten. Wichti-
                                    liegt. Ich spielte ab und zu mit    oder reformierten Kirchgemein-      ger ist mir die Beschäftigung
                                    dem Gedanken eines Aus-             den zusammen. Viele Abteilun-       mit den christlichen Werten
                                    tritts, blieb aber Mitglied der     gen haben einen Präses, einen       und der Spiritualität, unab-               Ehemalige Nationalrätin
                                    protestantischen Kirche. Ein        Seelsorger, der mit ins Sommer-     hängig von der Institution.                und Präsidentin von Helvetas
                                    Entscheid aus Vernunft und          lager kommt und an Feiertagen
                                    wegen der Menschen, die sich        Impulse gibt, zum Beispiel bei

                                                                                                                                            «
                                    dort engagieren. Mit der Kir-       einer Waldweihnacht. Die Aus-
                                    chensteuer werden gute Pro-         einandersetzung mit Spirituali-
                                    jekte unterstützt. In die Kirche    tät ist wesentlich und Teil unse-                                            Ich bin keine aktive Kirchgängerin, aber überzeugtes     schen in Not oder eine intensiv genutzte Familien- und Paar-
                                    selbst gehe ich vor allem für       rer Grundlagen. Sie gehört bei                                               Mitglied der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn.   beratung. Diese Angebote bestehen auch in ländlichen Re-
                                    Konzerte. Ich liebe Barock­         der Entwicklung zu einem ganz-                                               Ich schätze deren Einsatz für Menschen in schwie­rigen   gionen, und sie gelten für alle – egal, welcher Religion jemand

                                                                                                                                                                                                                                                                                 Fotos Vorname Name / Agentur
                                    musik. Bei einer Passion von        heitlichen Menschen dazu.                                           Lebenssituationen und den interreligiösen Dialog. Die Kirche      angehört. In Zeiten von Sparmassnahmen übernimmt die

                                                           »                                                                                                                                                                                                         »
                                    Bach mit Orchester und Chor         Wie erlebten Sie diese                                              ist ein wichtiger Kitt in unserer Gesellschaft. Viele Gemein-     Kirche hier wichtige staatliche Aufgaben. Auch international
                                    geht mir das Herz auf. Auf         ­Spiritualität?                                                      den pflegen eine progressive Grundhaltung. Die Reformierten       bezieht sie Position: Die Unterstützung der Konzernverant-
                                    diese Weise errei-                  In guter Erinnerung sind mir                                        Kirchen Bern-Jura-Solothurn haben sich beispielsweise für die     wortungsinitiative war ein klares Zeichen für die Men-
                                    chen mich Glaubens-                 etwa Roverwachen, bei denen                                         kirchliche Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren aus-         schen- und Umweltrechte und die nachhaltige Ent-
                                    inhalte.                            wir uns bei Postenläufen in der                                     gesprochen. Hinzu kommen Rechtsberatungsstellen für Men-          wicklung.

320 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE                                                                                                                                                                                                                          SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 321
"Warum Kirche?" SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit den Landeskirchen der Schweiz - SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit ...
Jacqueline Fehr
                                                                Zürcher Regierungsrätin

                                    Daniel Koch                 Jacqueline Fehr, wie erleben Sie die Kirche?
                                                                In meiner Arbeit sind die Kirchen kompetente und vertrauensvolle
                                                                Partner. Die Religionslandschaft ist aber in einem starken Um-
                                                                bruch, und die Mitglieder der beiden christlichen Kirchen sind
                                    Arzt und «Mister Corona»    mittlerweile in der Minderheit. Der Grundsatz unserer Rechts-
                                                                ordnung ist, dass sich der Staat gegenüber Religionsgemein-

                                   «
                                                                schaften neutral verhält. Damit ist klar, dass das bestehende
                                                                System – ausgerichtet auf die beiden grossen Kirchen – den
                                          Ich wurde streng      neuen gesellschaftlichen Realitäten angepasst werden muss.           schen grundsätzlich Halt und Sinn in einer Art geben, wie es der
                                          katholisch er­        Würde Ihnen etwas fehlen, wenn es die Kirche nicht gäbe?
                                                                Die Kirchen füllen oftmals dort eine Lücke, wo andere, staatliche
                                                                                                                                     Staat nicht kann.
                                                                                                                                     Was bedeutet Ihnen der Eidgenössische Bettag?
                                    zogen und habe daran        Angebote fehlen oder nicht ausreichen. Sie erbringen unersetz-       Der Bettag sollte eine gemeinsame Basis für die verschiedenen
                                    nicht nur gute Erin­        liche Leistungen.
                                                                Kann die Kirche etwas, was die Politik nicht kann?
                                                                                                                                     religiösen Richtungen schaffen – ein Fest zur Besinnung auf das
                                                                                                                                     Miteinander. Insofern bedeutet er mir viel. Der Krieg zwischen
                                    nerungen. Vor zehn          Ja, zum Beispiel Seelsorge. Menschen, die Beistand oder Rat          Katholiken und Protestanten im 19. Jahrhundert ist zwar weit
                                                                brauchen, nehmen diese kirchlichen Leistungen häufig in An-          weg. Er soll uns aber Mahnung und Verpflichtung sein, dem
                                    Jahren bin ich aus          spruch, auch wenn sie nicht gläubig sind. Kirchen können Men-        Religionsfrieden nach wie vor Sorge zu tragen.
                                    der Kirche ausgetreten.
                                    Aber ich verdamme
                                    sie nicht. Vor allem
                                    während meiner                                                                                    Jari Putignano
                                    Einsätze in Kriegs­                                                                               CEO der Glockengiesserei
                                    gebieten habe ich                                                                                 Rüetschi AG
                                    immer wieder Men­
                                    schen aus christlichen                                                                            Jari Putignano, die                 unterhalten können. Zudem
                                                                                                                                      Rüetschi AG giesst seit             braucht es eine regelmässige
                                    Organisationen                                                                                    650 Jahren Glocken.                 Wartung, das ist wie beim
                                    kennengelernt, die                                                                                ­Welchen Stellenwert hat            Autoservice.

                                    Grossartiges leisten.                Stefan Nünlist                                                die Kirche für die Firma?
                                                                                                                                       Die Kirchengemeinden sind
                                                                                                                                                                          Was lösen Glockenklänge
                                                                                                                                                                          bei Ihnen aus?
                                    Auch jetzt sind sie                  Leiter Unternehmens­
                                                                                                                                       eine unserer wichtigsten Auf-
                                                                                                                                       traggeber, und wir möchten
                                                                                                                                                                          Natürlich höre ich immer hin
                                                                                                                                                                          – Glocken sind eine meiner
                                    eine grosse Hilfe. Ich               kommunikation Swisscom                                        ihnen beim Lösen Ihrer He­         ­Leidenschaften. Nicht nur die

                                                                «
                                                                                                                                       raus­forderungen helfen. Viele      Akustik interessiert mich, son­
                                    habe zwei ukrainische                                                                              Kirchen stehen leer, neue           dern auch das Kunsthand-
                                    Flüchtlinge bei mir                  Ich bin ein spirituel-
                                                                         ler Mensch. Die Ver-
                                                                                                  ­ akrale Stätten als Kraftort.
                                                                                                  s
                                                                                                  Es spielt jeweils ein begna­
                                                                                                                                       Glocken werden nur noch
                                                                                                                                       ­
                                                                                                                                       ­selten bestellt. Unsere Auf-
                                                                                                                                                                           werk. Glocken sind eindrück-
                                                                                                                                                                           liche Kunst- und Kulturgüter,
                                    aufgenommen. Die                     bindung zur Schöp-       deter Organist. Das sind Mo-          gabe ist es, sie zu unterhalten    die es zu bewahren gilt.
                                                                fung erlebe ich in der Kirche,    mente des Besinnens auf               und vor allem zu beweisen,
                                    Behördengänge sind          aber auch in der Natur. Der       die Unendlichkeit und auf die         dass Glockenklänge auch in
                                    unglaublich mühsam,         An­blick der Bergwelt bei-
                                                                spielsweise hat für mich etwas
                                                                                                  End­ lichkeit des Menschen.
                                                                                                  Respekt vor der Schöpfung
                                                                                                                                        dicht besiedelten Städten
                                                                                                                                        möglich sind.
                                    die Kirche hingegen         sehr Friedvolles. Das Schöne      und die Achtung der Mitmen-           Wie machen Sie das?

                                                            »
                                    hilft ihnen unbürokra­      an der Religion ist das Ver-
                                                                bindende. Dies erlebe ich im-
                                                                                                  schen sind für mich in meiner
                                                                                                  Arbeit und als freisinniger
                                                                                                                                        Indem wir uns auf die Wissen-
                                                                                                                                        schaft und neue Techniken
                                    tisch und sehr
Fotos Vorname Name / Agentur

                                                                mer wieder, wenn wir mit dem      Politiker zentrale Werte. In der      fokussieren. Wir haben es

                                                                                                                        »
                                                                Vater meiner Frau in Freiburg     Kirche hätte ich gern mehr            nachweislich geschafft, dass
                                    menschlich.                 im Breisgau am Samstag-           Mystik und weniger Weltli-            Glockenklänge leiser ange-
                                                                abend in die Messe gehen.         ches, die Kirche soll-                schlagen werden können, so-
                                                                Das Freiburger Münster wirkt      te keine politische
                                                                                                  ­                                     dass Sie sich dabei noch un-
                                                                auf mich wie viele andere         Partei sein.                          gestört auf dem Kirchenplatz

                               322 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
"Warum Kirche?" SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit den Landeskirchen der Schweiz - SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit ...
Nik Hartmann                                                          André Schneider
        Fernsehmoderator                                                      Generaldirektor Flughafen Genf

«        Ich bin protestan-
         tisch aufgewachsen
         und kann mich erin-
nern, wie komisch ich es fand,
wenn meine katholischen
Schulkameraden zur Beichte
                                 von ihnen als Ministranten in
                                 der Pfarrei aktiv. In Buonas, wo
                                 wir wohnen, ist die Kirche der
                                 wichtigste Treffpunkt im Dorf.
                                 Nicht unbedingt in religiöser,
                                 sondern in sozialer Hinsicht.
                                                                    «          Während meiner Zeit
                                                                               beim WEF in Davos
                                                                               habe ich zusammen
                                                                     mit dem SEK, dem Schwei­
                                                                     zerischen Evangelischen Kir-
                                                                     chenbund, das Open Forum
                                                                                                      Bern, wo ich aufgewachsen
                                                                                                      bin, einfach dazu. Danach war
                                                                                                      ich bis Mitte zwanzig ein Su-
                                                                                                      chender und habe mich mit
                                                                                                      dem Quäkertum und den An­
                                                                                                      thro­posophen auseinander-
mussten. Viele dachten sich      Die Kirche organisiert die Se-      aufgebaut. Ein offenes Dis-      gesetzt und Texte des Philo-
Geschichten aus, damit sie       niorennachmittage oder das          kussionsforum. Damals stand      sophen und Jesuiten Pierre
dem Pfarrer etwas zu erzählen    Sommerlager der Kinder –            das Weltwirtschaftsforum         Teilhard de Chardin gelesen.
hatten. Auf der anderen Seite    ohne dass dabei der Glaube          hef­tig im Gegenwind, vonsei-    Bis heute interessieren mich
faszinierten mich auch die       eine grosse Rolle spielen           ten der Globalisierungsgeg-      vor allem Inhalte, mit Ritua-

                                                                                                                          »
Rituale dieser Kirche, die so    würde. Ich selbst bin ‹der Re-      ner, aber auch von der Kirche.   len kann ich nicht viel an­
wichtig zu sein schien. Inzwi-   formierte› geblieben. In den        Dass die Zusammenarbeit ge-      fangen. Aber die Verbunden-
schen bin ich verheiratet mit    Gottesdienst gehe ich nur zu        lang, hatte viel mit dem SEK     heit zur protestan­
einer Katholikin, alle unsere    besonderen Gelegenheiten.           und seinem damaligen Präsi-      tischen Kirche wird
Kinder sind getauft und zwei     Etwa während der Fasnacht           denten Thomas Wipf zu tun,       immer bleiben.
                                 am Güdismontag. Wenn die            der es schaffte, Brücken zu
                                 Zunft, in der ich Mitglied bin,     schlagen und Menschen mit
                                 eine Gedenkfeier für ihre ver-      teils gegenteiligen Meinun-
                                 storbenen Mitglieder abhält.        gen zusammenzubringen. Ein
                                 Das sind immer sehr schöne          respektvoller und vorurteils-
                                 und feierliche Momente. Ich         freier Umgang mit den Mit-
                                 mag es, dass die Rituale der        menschen gehört für mich
                                 katholischen Kirche so was          zum Wichtigsten im Leben.

                                                       »
                                 Altmodisches, Zeitloses an          Darin wurde ich sicher von
                                 sich haben. Der Alltag ist je-      den christlichen Grundwerten
                                 weils weit weg. Das                 beeinflusst. Als Jugendlicher
                                 empfinde ich als                    wurde ich konfirmiert, das ge-
                                 eine grosse Qualität.               hörte damals im Vorort von

Evelyne Binsack
Bergsteigerin

Wo erleben Sie im Alltag Kirche?
In den zwischenmenschlichen Beziehungen, in der Natur, in
den verschiedenen Ausbreitungsformen der Schöpfung. Kirche
ist für mich viel mehr als das Konstrukt – obwohl ich auch
die schönen Bauten schätze und mich gern darin aufhalte.
Wichtig finde ich, dass die Kirche jedem Kind Grundwerte mit-
gibt – auch wenn man später als Erwachsener vielleicht andere
Wege geht. Doch dieser Konsens an Werten ist fundamental für
unsere Gesellschaft.
                                                                                                                                      Fotos Vorname Name / Agentur

Was für Rituale sind Ihnen wichtig?                                 auseinandergehen. Dort versuche ich, den anderen ohne
Früher gab mir meine Mutter ihren Segen, bevor ich zu einer         schlechte Gefühle gehen zu lassen und mit mir im Reinen zu
Expedition aufbrach. Dieses Ritual war für mich sehr wichtig.       sein.
Ihr Segen bedeutete für mich: Ich bin im Einklang mit dem,          Was für Wünsche haben Sie an die Kirche?
was du machst. Etwas, das ich heute, wo meine Mutter nicht          Die Wahrheit! Der Vatikan soll sich endlich öffnen und sich der
mehr da ist, weiterlebe. Zum Beispiel bei Freundschaften, die       Aufklärung stellen.

324 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
"Warum Kirche?" SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit den Landeskirchen der Schweiz - SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit ...
WARUM KIRCHE?
        Seelsorge

                                                                                                               Pfarrer Frank
                                                                                                               Stüfen arbeitet

Begegnungen                                                                                                    als Gefängnis-
                                                                                                               seel­sorger in der
                                                                                                               Justizvollzugs­
                                                                                                               anstalt Pöschwies

auf Augen-                                                                                                     in Regensdorf ZH.

höhe mit den
Gefangenen
In meinem Büro finden die Insassen einen
geschützten Raum. Was sie mir erzählen,
untersteht der Schweigepflicht. Ich stehe auf
ihrer Seite. Viele begleite ich über eine lange
Zeit. In der Justizvollzugsanstalt Pöschwies
hat es Männer mit lebenslangen Strafen, einige
sind schon seit Jahrzehnten hier.
        Meist beginnen wir mit allgemeinen The-
men, das kann auch mal Fussball sein oder
Formel 1. Die Insassen kennen auch ein
­
paar Details aus meinem Leben. Sie wissen
beispielsweise, wo ich Ferien mache oder wie
es meiner Familie geht. Seelsorge ist vor allem
                                                        «Egal, was für Geschichten
­Beziehungsarbeit. Unsere Begegnung soll auf            mir erzählt werden, ich werte
 ­Augenhöhe stattfinden, das ist mir ganz wich-
  tig. Einige kommen mit konkreten Anliegen.            nicht»
  Bei anderen findet man erst im Verlauf des
  ­Gesprächs heraus, was sie beschäftigt. Oft geht
   es um die Familie draussen. Sollen zum Bei-                 einer Person. Ich erlebe Menschen mit schmerz-
   spiel die Kinder auf Besuch kommen? Das ist                 haften biografischen Brüchen. Egal, was für
   für viele Insassen ein schambehaftetes Thema.               Geschichten mir erzählt werden, ich werte
   Gleichzeitig leiden auch die Ehefrauen und                  nicht. Die Einteilung in «Das tut man, das tut
   die Kinder. Wenn möglich versuche ich, in den               man nicht» habe ich abgelegt. Mein Men-
   ­Familien Versöhnungsprozesse anzustossen,                  schenbild hat sich durch die Arbeit im Gefäng-
    zum Beispiel auf Wunsch der Insassen durch                 nis verändert. Eine Kollegin von mir sagt: «Es
    Gespräche oder Briefe. Wenn jemand während                 gibt keine schwierigen Menschen, es gibt nur
    seiner Zeit im Gefängnis nie Gelegenheit be-               schwierige Geschichten.» Das ist ein schöner
    kommt, mit seiner Familie über das Vorgefal-               Leitsatz.
    lene zu sprechen, wird es später schwierig.                   Kraft für meine Arbeit finde ich in meinem
    ­Einige Insassen sagen mir, dass die wirkliche             Glauben. Die Gefängnisseelsorge füllt mein
     Strafe erst mit der Entlassung beginnt. Weil sie          ganzes Leben aus, ich beschäftige mich auch
     in eine Gesellschaft zurückkehren, die Mühe               wissenschaftlich damit. Die Vorstellung einer
     hat zu vergeben.                                          Work-Life-Balance finde ich unsinnig. Wieso
                                                                                                                                    Foto Vorname Name / Agentur

        Ich scheue mich nicht davor, die Tat anzu-             sollte ich zwischen Arbeit und Leben trennen?
     sprechen. Lässt sich jemand darauf ein, gehen             Ich rede tagein, tagaus mit Menschen, die ihre
     wir Stück für Stück seine Biografie durch und             existenziellen Nöte vor mir auf den Tisch legen.
     suchen nach Faktoren und Mustern, die dazu                Wenn das nicht Leben ist – ja, was denn?
     geführt haben. Neben der Analyse geht es um
     Ermutigung, um die Stärken und Ressourcen                 A U F G E Z E I C H N E T : B A R B A R A H A LT E R

                                                                                                SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 301
"Warum Kirche?" SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit den Landeskirchen der Schweiz - SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit ...
WARUM KIRCHE?
         Glaube & Wissen

             10 Fragen und 10 Antworten
                                                   Wie ist das schon wieder mit Konfession und Religion?                                    Was ist katholisch, was reformiert, oder ist heute alles
                                                     ökumenisch? Im Wirrwarr religiöser Wahrheiten und                                      Halbwahrheiten geben uns die reformierte Theologin
                                                      Bettina Beer und der katholische Theologe Simon                                       Spengler gemeinsam Antworten auf vertrackte Fragen.

                                                Bettina Beer, Beauftragte für                                                                                                                              Simon Spengler, Verantwortlicher
                                                ­Kirchenbeziehungen der Evangelisch-                                                                                                                        Kommunikation der Katholischen
                                                 reformierten Kirche Schweiz.                                                                                                                                      Kirche im Kanton Zürich.

                                                16. Jahrhundert führte in der lateinischen    pieren begann, betonten die Reformatoren                                                                                                        lischen) Kirche trauen lassen, in der ka­
    1. Beten Reformierte und                    Westkirche zu einer Reformbewegung. In        das freie Gewissen jedes einzelnen Gläu­
                                                                                                                                                 6. Woran erkennt man                            8. Ist Maria reformiert                      tho­lischen aber ist das weiterhin nicht
       Katholiken anders?                       Deutschland wurde Martin Luther zur Leit­     bigen. Gott schenkt seine Gnade jedem            eine katholische und eine                             oder katholisch?                         möglich. Doch viele katholische Seel­
                                                figur der Reformen, in der Schweiz waren      Menschen, er braucht dafür keine Priester                                                                                                       sorgerinnen und Seelsorger bieten heute
  Christen und Christinnen beten zu Gott,       es Calvin und Zwingli. Aus der Reform gin­    und Bischöfe und keinen Papst, welche
                                                                                                                                                  reformierte Kirche?                        Maria ist weder reformiert noch katholisch,      Segensfeiern für gleichgeschlechtliche
  zu Jesus Christus und zum Heiligen Geist.     gen dann verschiedene protestantische         den Menschen die Gnade Gottes vermit­                                                          sie ist biblisch. Wie der Engel Gabriel ihr      Paare an.
                                                                                                                                              Der grösste Unterschied zwischen katho­
  Allen gemeinsam ist das «Unser Vater»         Kirchen hervor, darunter die reformierte,     teln. Die lutherischen Kirchen in Deutsch­                                                     vorhergesagt hat, bringt sie einen Sohn
                                                                                                                                              lischen und reformierten Kirchen besteht
  (in der katholischen Kirche «Vater unser»),   die sich vom Papst ganz lossagten.            land und in den nordischen Ländern haben                                                       zur Welt, den sie Jesus nennt. Wie andere
                                                                                                                                              in der Innenausstattung. Während refor­
  die Psalmen, persönlich formulierte Gebete                                                  allerdings weiterhin Bischöfe und Bischö­                                                      Menschen folgt auch Maria Jesus durch
  und Kirchenlieder in Gebetsform. Katholi­                                                   finnen. Das Bischofsamt hat dort aber eine
                                                                                                                                              mierte Kirchenräume sehr zurückhaltend
                                                                                                                                                                                             Galiläa und bis nach Jerusalem, wo er stirbt.
                                                                                                                                                                                                                                                    10. Warum erheben
                                                                                                                                              geschmückt sind, fallen die Einrichtung
  sche Gläubige beten auch zu Maria und zu
                                                3. Warum werden in beiden                     andere Bedeutung und ist in demokrati­
                                                                                                                                              und die Bebilderung einer katholischen
                                                                                                                                                                                             In der katholischen Kirche wird Maria als                    Kirchen
  den Heiligen und bitten sie um Fürsprache                                                   sche Strukturen eingebunden.                                                                   Mutter Gottes verehrt und wird um ihre
  bei Gott. Katholische Christen und Chris­        Landeskirchen schon                                                                        Kirche reichhaltiger aus. Auf dem Kirchturm
                                                                                                                                                                                             Fürsprache bei Gott gebeten. Für die Re­
                                                                                                                                                                                                                                                      (in den meisten
                                                                                                                                              der reformierten Kirchen in der Schweiz
  tinnen beginnen und beenden Gebete mit
                                                   kleine Kinder getauft?                                                                     kräht der Hahn, auf katholischen Kirch­
                                                                                                                                                                                             formierten ist Maria eine biblische Figur mit               Kantonen)
  dem Kreuzzeichen, bei den Reformierten                                                                                                                                                     einer beson­deren Rolle als Mutter Jesu.
  ist das nicht üblich.
                                                                                                5. Was ist Kommunion?                         türmen steht ein Kreuz. In Deutschland ist
                                                                                                                                                                                             Über sie wird vor allem in der Adventszeit
                                                                                                                                                                                                                                                     Kirchensteuern?
                                                Die Taufe ist ein sichtbares Zeichen, dass                                                    es genau umgekehrt.
                                                Gott Ja sagt zu einem Menschen, und zwar
                                                                                                 Was ein Abendmahl –                                                                         gepredigt. Übri­gens wird Maria (und Jesus)
                                                                                                                                                                                                                                              Auch Pfarrerinnen und Sigristen leben
                                                                                                                                                                                             auch von Muslimen verehrt.
                                                schon bevor dieser sagen kann, dass er an       oder ist beides dasselbe?                                                                                                                     nicht allein von Luft und Liebe. Die
       2. Was sind orthodoxe                    Gott glaubt. Gott ist für diesen Menschen
                                                                                                                                              7. Kommen alle Menschen                                                                         Kirchen müssen Löhne zahlen und die oft
                                                von Anfang da. Mit der Taufe ihres Klein­     Jesus feierte mit seinen Jüngern vor seinem                                                                                                     historischen Gebäude unterhalten. Um
          Christen? Welchen                     kindes zeigen die Eltern, dass sie dem Kind   Tod ein «letztes Abendmahl». Sie tranken         ins Paradies, oder gibt es                             9. Was ist das ­                        das finanzieren zu können, zahlen in den
         ­Unterschied gibt es                   ihren Glauben auf seinen Lebensweg mit­       zusammen Wein und teilten unter sich Brot.
                                                                                                                                              für Mörder und Verbrecher                             Besondere bei der                         meisten Kantonen die Kirchenmitglieder
                                                geben möchten. In der Konfirmation (refor­    «Das ist mein Leib und mein Blut. Tut dies                                                                                                      eine Kirchensteuer, die an die Pfarreien
     ­zwischen Reformierten                     miert) beziehungsweise Firmung (katho­        zu meinem Gedächtnis», forderte Jesus              weiterhin eine Hölle?                           ­ irchlichen ­Trauung?
                                                                                                                                                                                                 k                                            beziehungsweise an die Kirchgemeinden
           und Katholiken?                      lisch) entscheiden die religiös mündig        sie auf. Im Abendmahl oder der Eucharistie                                                                                                      geht. In mehreren Kantonen müssen auch
                                                ­gewordenen jungen Menschen dann frei,        er­innern sich Christinnen und Christen da­     Die Hölle ist kein Ort, sondern der Moment,    In der reformierten Tradition gilt die Ehe       Firmen (juristische Personen) Kirchen­
  Im Jahr 1054 kam es zum Zerwürfnis zwi­        ob sie diesen Glaubensweg weitergehen        ran, dass Jesus am Kreuz sein Leben hin­        in dem jeder Mensch vor Gott beim soge­        als bürgerlicher Vertrag, den ein Paar           steuern entrichten, um so die Leistungen
  schen der Ostkirche um den Patriarchen         möchten – oder nicht.                        ge­geben hat für das Heil aller Menschen.       nannten Jüngsten Gericht mit seinem eige­      ­miteinander schliesst. In der kirchlichen       der Kirchen für die gesamte Gesellschaft
  von Konstantinopel (heute Istanbul) und                                                     In späteren Jahrhunderten stritten sich         nen Leben konfrontiert wird, was je nach­       Trauung wird dem Paar Gottes Segen für          mitzutragen. In anderen Kantonen unter­
  der Westkirche mit dem Papst in Rom. Für                                                    Theologen darüber, ob das symbolisch            dem höllisch schmerzhaft sein kann. Wer         seine Ehe zugesprochen. Anders in der           stützt der Staat direkt gesamtgesell­

                                                                                                                                                                                                                                                                                            Fotos Vorname Name / Agentur
  die lateinische Westkirche steht der Papst                                                  ­gemeint sei oder ob Brot und Wein durch        sich diesem Schmerz stellt und aufrichtig       katholischen Kirche: Hier ist die Ehe ein       schaftliche Leistungen der Kirchen. Hier
  über allen anderen Patriarchen der Ost­
                                                    4. Warum haben                             den Priester real zu Leib und Blut «gewan­     erkennt, was in seinem Leben gut oder           von Gott gestiftetes Sakrament, welches         geht es zum Beispiel um Beratungs­stellen,
  kirche, für die byzantinischen Ostkirchen     Reformierte keinen Papst?                      delt» werden. Heute nehmen an vielen           schlecht gelaufen ist, erfährt himmlische       Mann und Frau vorbehalten ist und grund­        die allen offen stehen, sozial-karitative
  ist er ein Patriarch neben den anderen.                                                      ­Orten ­Reformierte auch an der katholi­       und ewige Nähe zu Gott. Wie genau dies          sätz­lich Nachkommenschaft einschliesst.        Einrichtungen, Flüchtlingsarbeit, Jugend­
  Diese Spaltung dauert bis heute an. Der       Als sich das Bürgertum ab dem 16. Jahr­         schen ­Kommunion teil und Katholiken am       vor sich geht oder aussieht, bleibt uns aber    Ho­mosexuelle Paare können sich deshalb         betreuung, Gesprächsangebote in Spitä­
  moralische Zerfall des Papsttums im           hundert von Klerus und Adel zu emanzi­          reformierten Abendmahl.                       verborgen.                                      in der reformierten (und der christkatho­       lern und Heimen.

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"Warum Kirche?" SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit den Landeskirchen der Schweiz - SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit ...
WARUM KIRCHE?
           Das Interview

  «Hoffnung ist d as Wichtigste»
  Wo ist der Platz Gottes in der
  Schweiz? Rita Famos, die
  oberste Reformierte, diskutiert
  mit alt Bundesrat und
  Katholik Pascal Couchepin
  über Kirche und Staat.

  TEXT WERNER DE SCHEPPER
  F O T O S D AV I D B I R R I

  Pascal Couchepin, was ist für Sie die
  entscheidende biblische Botschaft?
  Glaube, Hoffnung, Liebe.
  Was verbinden Sie damit?
  Couchepin: Der Glaube ist eine schwie­
  rige Sache geworden für die Kirchen.
  Die Hälfte der Bevölkerung weiss nicht
  mehr, was der eigentliche Glaubens­
  inhalt des Christentums ist. Auch das
  mit der Liebe ist schwierig geworden.
  NGOs haben die Aufgabe der Nächsten­
  liebe professionalisiert und damit auch
  von uns entfernt. Bleibt die Hoffnung.
  Sie ist das Wichtigste und heute sehr
  nötig. Und (Couchepin blickt zu Rita
  Famos) was ist nun die Rolle der Kirchen,
  wenn die meisten im Land glauben,
  dass sie keine Kirche mehr brauchen?
  Rita Famos: Ich sehe das nicht so nega­
  tiv, Herr Couchepin. Die Landeskirchen
  haben in der Schweiz etwa fünf Millio­
  nen Mitglieder. Das ist eine Mehrheit
  der Bevölkerung und viel, viel mehr, als
  jeder andere grosse Schweizer Verein
  hat – ob SAC, SVP oder wer auch im­
  mer. Es ist eine Zahl, die relevant ist für
  den Zusammenhalt der Schweiz.
  Couchepin: Die Kirchen sind immer
  noch wichtig. Aber sie werden weiter
  schrumpfen. Was ist da eure Aufgabe?
  Famos: Sie haben es selber gesagt: Die
                                                Der liberale Katholik
  Vermittlung der drei christlichen Grund­      Pascal Couchepin, 80,
  tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe. Da­         fordert Rita Famos,
  zu kommt: Liebe Gott, deinen Nächs­           Präsidentin der Evan­
  ten wie dich selbst. Das ist der Kern der     gelisch-reformierten
                                                Kirche Schweiz, auf,
  christlichen Botschaft.                       finan­ziell unabhängiger
                                                vom Staat zu sein.

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"Warum Kirche?" SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit den Landeskirchen der Schweiz - SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit ...
Rita Famos, 56,
wurde 2020 als
erste Frau Präsiden­
tin der Evangelisch-
reformierten
                                                                                                                                              Pascal Couchepin
Kirche Schweiz.
                                                                                                                                              verstand sich
                                                                                                                                              als Innenminister
                                                                                                                                              immer auch als
                                                                                                                                              «Religionsminister».

                                                                                                                                         «Kirchen müssen ihre
                                                                                                                                         Wahrheiten ohne Konzessionen
                                                                                                                                         an den Zeitgeist verkünden»
    Couchepin: Einverstanden. Aber die          Kirchen und ihr Führungspersonal.           Frauen in der Kirche im Lauf der Jahre                                                                                                  gehen will, wird mit dem moralischen
    Kir­chen müssen den Mut haben, ihre         Hier sehe ich eine Sprachlosigkeit,         entscheidend verändert.                      Pascal Couchepin                                                                           Zeigfinger aus der Gemeinschaft der
    Wahrheiten ohne Konzessionen an             höre kaum die Botschaft des Glau-           Couchepin: Es stimmt. Die katholische                                                                                                   Richtigen und Guten ausgeschlossen.
    den Zeitgeist zu verkünden.                 bens, der Hoffnung und der Liebe.           Kirche hat ein Frauenproblem, und un­                                                                                                   Das hat mich bei der Konzernverant­
    Famos: Wir sollen keine Konzessionen        Ich zweifle auch daran, ob die syno-        ter Papst Johannes Paul II. ist der Kleri­   fach die Gelder, damit die Seelsorge ge­     ich den Eindruck, dass unsere Arbeit          wortungsinitiative gestört. Kirchen­ver­
    machen, das stimmt. Aber unseren            dale Struktur der richtige Weg ist,         ka­lismus gestärkt worden. Sie muss zu       währleistet ist. In Martigny geht auch       wieder mehr respektiert wird. Das Volk        ­treter machten uns weis, dass man als
    Glauben immer wieder in die aktuelle        wenn man beginnt, über Glaubens­            einer weniger dogmatischen Haltung           Geld an die Reformierten. Ich finde es       hat in mehreren Kantonen die Abschaf­          Christ nur dafür sein könne, was ich als
    Zeit übersetzen, sprachfähig bleiben.       fragen ­abzustimmen.                        zurückfinden. Dazu eine Anekdote. Die        gut, dass wir hier keine Kirchensteuer       fung der Kirchensteuern verworfen.             Christ nicht war.
    Das heisst nicht, allen zu gefallen, son­   Famos: So ist es nicht. Die synodale        Schweizergarde wollte mir einen ­Orden       zahlen, aber ich weiss, dass das in an­      Religion ist doch heute für die                Famos: Die Kirche muss nicht Politik
    dern von allen verstanden zu werden.        Struktur ist das Gegenteil der in der       überreichen. Das habe ich abgelehnt mit      deren Kantonen anders geregelt ist und       ­Mehrheit Privatsache geworden, für            machen, aber Politik ermöglichen, sagte
    Couchepin: Ich sehe die Situation der       katholischen Kirche vorherrschenden         den Worten: «Ich nehme keinen Orden          wieder andere wie Genf den Kirchen            die es keine Kirchen mehr braucht!            einst Richard von Weizsäcker. Die Kir­
    Kirchen so: Auf der materiellen Ebene,      Top-down-Entscheide. Das Synodale           an von einem Staat, der nicht demokra­       gar kein Geld geben.                          Famos: Nein, das ist genau der sprin­         chen sind ein wichtiger Teil der Gesell­
    der Baukultur, stehen in der Schweiz        ermöglicht Partizipation. Aber Herr         tisch ist.»                                  Famos: Der Staat unterstützt die Kirchen      gende Punkt: Das Christentum ist kein         schaft. Sie müssen sich entsprechend
    die Kirchen überall noch im Dorf.           Couchepin, dabei reflektieren unsere        Warum sind Sie denn als aufgeklärter         nicht aus sentimentalen oder tra­di­tio­      Glaube für Individualisten. Christentum       einbringen.
    Sie werden gut unterhalten und sind         Synoden unsere Positionen immer             Liberaler noch in dieser dogmatischen        nel­len Gründen, sondern weil er um           ist immer Gemeinschaft, ist immer an­         Couchepin: Ich sage nicht, die Kirche
    Zeugen des Christentums in diesem           aufgrund der Schrift, des Glaubens
                                                ­                                           Kirche, Herr Couchepin?                      ­deren Beitrag zum gesamtgesellschaft­        gelegt auf die Mitmenschen. Dass jeder        dürfe den Staat nicht kritisieren. Aber
    Land. Auf der zweiten Ebene, der            und der Gnade, ausgerichtet auf die         Couchepin: Hier im Wallis ist es so:          lichen Wohl weiss.                           für sich privat christlich ist, entspricht    wenn die Kirchen etwas weniger ab­
    ­Seelsorge in den Pfarreien, ist es auch    Liebe Christi. Sola scriptura, sola fide,   Jeder katholisch Getaufte gehört zur          Couchepin: Ich bin dafür, dass die Kir­      nicht dem biblischen Liebesgebot.             hän­gig wären vom Staat und seinen
     noch recht gut: Es hat Seelsorger in       sola gratia, solus Christus. Das sind die   katholischen Kirche, solange er nicht         chen vom Staat unterstützt werden.           Couchepin: Einverstanden. Aber ich will       Geldern, wären sie glaubwürdiger, wenn
   ­Gemeinden, Spitälern, Gefängnissen          Prinzipien der Reformation. Darum           öffentlich das Gegenteil erklärt. Formell     Aber auf Dauer wird sich dieses System       auch nicht moralisch unter Druck ge­          sie den Staat kritisieren oder neue Wege
     oder der Armee. Manche haben zu            ziehen wir in unseren Synoden immer         austreten kann man hier nicht, und es         nicht halten können bei der fortschrei­      setzt werden, dass ich nur so und nicht       vorschlagen. So ist es sehr einfach, mit
     viel Geld, werden träge, müssen nichts     den Rat unserer Theologinnen und            gibt auch keine Kirchensteuer, die man        tenden Entchristianisierung.                 anders handeln darf. Das machen ja die        dem Zeigfinger Politik zu machen. Man
     riskieren. Das grosse Problem ist die      Theologen bei. Auf diesem Weg haben         mit einem Austritt einsparen kann. Der        Famos: Vor rund zehn Jahren sah ich es       Grünen: Sie predigen einen einzigen           riskiert hier in der Schweiz nichts da­
     dritte Stufe, die Ebene der nationalen     wir zum Beispiel die Position der           Staat, die Gemeinden verteilen hier ein­      für die Kirchen viel düsterer. Heute habe    Weg als richtig, und wer ihn nicht mit­       bei. Andererseits wollen die Landes­

302 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE                                                                                                                                                                                                                          SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 303
"Warum Kirche?" SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit den Landeskirchen der Schweiz - SI-Extra zum Bettag in Zusammenarbeit mit ...
Couchepin mit
                                                                                                             Famos in seinem
                                                                                                             Garten in Martigny,
«Wir sind weder ein                                                                                          wo seine mittlerweile
                                                                                                             elf Enkelkinder
                                                                                                             gern herumtollen.
Dienstleistungsorgan des
Staats noch Besserwisser»
                                                                                            erklären. Aber ohne Indoktrination, nur
Rita Famos                                                                                  als Geistesgeschichte.
                                                                                            Famos: Genau. Und die gelebte Religion
                                                                                            vermitteln die Kirchen und Religions­
kirchen dem Staat, der für sie das Geld       Couchepin: Letztere Frage zeigt, wie          gemeinschaften.
eintreibt, zu fest g
                   ­ efallen. Diese finan­    schwie­rig es ist, die biblischen Geschich­   Was ist die Botschaft der Kirchen in
zielle Abhängigkeit macht behäbig.            ten heute zu erzählen. Es gibt die Evo­       Zeiten von Krieg und Pandemie?
Christsein heisst Risiko, nicht Voll­         lutionstheorie – im Wesentlichen also         Couchepin: Wir Menschen sind keine
kasko.                                        Darwin –, und dann gibt es biblische          perfekten Wesen, also gibt es keinen
Famos: Wir sind weder ein Dienst­             Strömungen, die immer noch die Schöp­         perfekten Weg. Menschen kann man
leistungsorgan des Staats noch Besser­        fung so lehren wie in der Bibel.              nicht wie Tiere erziehen. Versuchen wir
wisser. Wir wollen uns mit unserer            Famos: So habe ich das natürlich nicht        einfach, die Gesellschaft ein bisschen
­Botschaft des Glaubens, der Hoffnung         den Eltern gelehrt. Im Gegenteil, ich         besser zu machen.
 und der Liebe konkret einbringen.            zeige, was die Geschichte der Bibel ist       Famos: Es braucht nun jede und jeden
 Couchepin: Das grösste Problem ist,          und wie man sie heute im Lichte der           von uns. Durch Krisen kommen wir,
 dass der Glaubensinhalt den meisten          Aufklärung verstehen kann.                    wenn wir zusammenstehen. Das ist so­
 nicht mehr bekannt ist. Es ist ein De­       Couchepin: Ein grosses Problem haben          zusagen die «Missio Dei», der Auftrag
 saster, wenn die Leute die Malereien         wir, wenn an unseren Oberstufen kein          Gottes. Basierend auf dem Liebesgebot.
 in den Kirchen bewundern, aber keine         Wissen mehr vermittelt wird über die          Couchepin: Ich zweifle, ob es einen prä­
 Ahnung mehr haben, was die ­biblischen       Religion, die unser Land und unsere           zi­sen Auftrag Gottes an jeden ­einzelnen
 Geschichten dahinter sind.                   Kultur geprägt hat. Ich rede hier nicht       Menschen gibt, ausser dem Auftrag,
 Famos: Ich habe als Pfarrerin in Uster       vom Religionsunterricht, sondern vom          un­sere Freiheit zu nutzen, um Gutes
 spezielle Eltern-und-Kind-Angebote ge­       Pflichtprogramm für alle!                     zu tun.
 macht, weil die Eltern die Bibel nicht       Famos: Bei der anstehenden Maturitäts­        Famos: Also ich fühle mich schon be­
 mehr kennen. Wir diskutierten die Fra­       reform setzen wir uns dafür ein, dass ein     auftragt, die Botschaft Gottes im Evan­
 gen, die uns die Kinder stellen, ­zunächst   Fach Religion im Sinne von Religions­         gelium weiterzutragen.
 aus der Sicht der Erwachsenen: Kommt         kunde in den Lehrplänen der Gymna­            Couchepin: Gibt es einen Auftrag Gottes
 meine Katze auch in den Himmel? Kann         sien vorkommt.                                für jeden Menschen? Das ist eine gute
 ich mit Gott sprechen? Wer hat die Erde      Couchepin: Unsere staatlichen Schulen         Frage fürs nächste Mal. Jetzt möchte ich
 gemacht?                                     müssen Religion als Teil unserer Kultur       mit euch Kaffee trinken.

   304 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
WARUM KIRCHE?
 Ein Gebet von Pedro Lenz

                                                        du Gott der Glücklichen,
                                                        der Verliebten
                                                        und der Lebensfrohen,
                                                        du Gott der Hoffnungslosen
                                                        und Gott der Hoffnungsvollen.
                                                        Du hast das Alleinsein
                                   Bestsellerautor
                                   Pedro Lenz, 57,
                                                        überwunden,
                                   lernte Maurer, war   dreifaltiger Gott.
                                   Jugendseelsorger.    Dem ganzen Volk Gottes
                                   Zum Bettag 2022
                                                        steh bei, Gott,
                                   richtet er diese
                                   Worte an Gott.       auch den Gottlosen,
                                                        auch den Geistlosen,
                                                        auch den Ausweglosen,
                                                        auch den Pharisäern,

                                                        a       uch denen,
                                                                die schon vergessen
                                                                oder nie gelernt haben,
                                                        dich anzurufen.

Steh uns bei, Gott
                                                        Dem ganzen Volk Gottes
                                                        steh bei, Gott,
                                                        auch unseren Vorfahren,

der Vergessenen                                         auch unseren Nachfahren,
                                                        auch denen,
                                                        die zu stolz oder
TEXT PEDRO LENZ
                                                        zu fantasielos oder
                                                        zu selbstgerecht sind,
                                                        um mit dir

G
        ott der Güte,                                   ins Gespräch zu kommen.
        Gott der Grosszügigkeit,                        Gott, steh uns bei, uns allen,
        Gott der Weitherzigkeit,                        und lass uns doch
Schöpfer des Lebens,                                    immer wieder und immer mehr
liebender und hütender Gott,                            an deiner Weisheit teilhaben,
verschwenderischer Gott,                                an deiner Liebe teilhaben,
Erlöser und Erretter,                                   an deiner Gelassenheit teilhaben,
steh uns bei, uns allen                                 an deiner Schöpfungskraft
und nicht mir allein.                                   und deinem Langmut teilhaben.
Steh uns allen bei, Gott,                               Danke, Gott,
denn alleine                                            dass du das Wir
will ich nicht glauben,                                 vor das Ich stellst,
und alleine                                             dass du die Schwäche
will ich nicht auferstehen,                             vor die Kraft
und alleine will ich nicht                              und die Armut
um Vergebung bitten müssen,                             vor den Erfolg stellst.
alleine will ich nicht                                  Danke dafür, Gott,
vor dich treten,                                        dass du mit deinem Sohn
du Gott aller, die getauft                              und deinem Heiligen Geist
oder suchend und begierig sind,                         die Welt auf den Kopf
                                                                                                            Foto Vorname Name / Agentur

steh uns allen bei.                                     gestellt hast.
Steh uns bei,                                           Ich danke dir im Wir,
du Gott der Vergessenen,                                du, Gott, der du immer dann
der Geplagten,                                          bei mir bist,
der Unterdrückten                                       wenn du bei uns bist.
und der Leidenden,                                      Amen

                                                                               SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 301
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