NEWS NR. 16 / NOVEMBER 2020 - Advent, Advent, ein Lichtlein brennt - Zentrum Kohlfirst

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NEWS NR. 16 / NOVEMBER 2020 - Advent, Advent, ein Lichtlein brennt - Zentrum Kohlfirst
NEWS
NR. 16 / NOVEMBER 2020

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt …

Liebe Bewohnerinnen und Bewohner,                ­ dventszeitung möchten wir eine kleine
                                                 A
liebe Angehörige, liebe Mitarbeitende,           Freude – ein Licht – ins Zentrum Kohlfirst
liebes Spitexteam und liebe Interessierte        bringen. Ein Licht der Hoffnung, auf bessere
                                                 Zeiten, was wir im Moment alle gut gebrau-
Eine intensive aber auch anstrengende Zeit       chen können. Ein Licht, welches uns durch die
liegt hinter uns. Begleitet von dunklen Tagen,   dunkle Zeit begleitet und uns ein Lächeln ins
welche sich in die Länge ziehen. Das ist         Gesicht zaubert.
wahrlich keine einfache Zeit und sie wird
auch nicht so schnell zu Ende sein. Nun ist      Wir wünschen Ihnen eine schöne Advents-
Durchhalten, gegenseitige Rücksicht und          zeit und viel Vergnügen beim Lesen.
Verständnis wichtig.
Die Adventszeit steht vor der Türe, eine         Die Geschäftsführerinnen
besinnliche und ruhige Zeit. Mit dieser          Sylke Meyer & Ursula Leu
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INHALTSVERZEICHNIS

INTERVIEW –
Marco Anders zum Thema Advent                        4

WEIHNACHTSGEDANKEN –
Was würde fehlen, wenn es Weihnachten nicht gäbe?    6

INTERVIEW –
Andreas Palm zum Thema Advent                        8

ADVENTSLIED –
Macht hoch die Tür’, die Tor’ macht weit            10

GESCHICHTE –
Der kleine Wichtel                                  12

INTERVIEW –
Sylvia Walter zum Thema Advent                      14

WEIHNACHTSVORBEREITUNGEN –
«Chömet nume inne, es isch alles parat…»            16

DICHTUNG –
Gedichte zu Weihnachten                             18

INTERVIEW –
Stephan Kristan zum Thema Advent                    20

WEIHNACHTSPREDIGT –
Von Pfarrer Stephan Kirstan                         22

REZEPT –
Weihnachtsfilet im Teig                             24

GESCHICHTE –
Wie Jonathan zu seinen bunten ­Socken kam           25

ADVENT-RÄTSEL –
Rätsel rund um die Adventszeit                      26

IMPRESSUM –
Danksagung28

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INTERVIEW – MARCO ANDERS
ZUM THEMA ADVENT
Herr Anders, bitte stellen Sie sich kurz vor.     aber mein Kollege Stephan Kristan eher für
Seit gut drei Jahren bin ich nun im Seelsorge-    die Seniorenarbeit zuständig ist, tauche ich
raum Andelfingen-Feuerthalen als Seelsorger       nicht so intensiv in dieses Feld ein.
und Co-Leiter unterwegs. Ursprünglich kom-
me ich aus Tübingen (D), dort habe ich auch       Wird bei Ihnen zur Vorweihnachtszeit
Theologie studiert. Seit 1998 bin ich in der      gebacken? Welches ist Ihr Lieblings­
Schweiz in der Seelsorge tätig. Zunächst in       gebäck?
St. Peter und Paul Winterthur, bis ich 2004 die   Die Küche ist ganz und gar nicht mein Revier.
Pfarrei St. Marien Herrliberg «übernommen»        Das überlasse ich gerne meiner Frau und
und 13 Jahre lang geleitet habe.                  meinem Sohn, der eifrig mithilft beim Ba-
Ich bin verheiratet und habe zwei kleine          cken. Gebacken wird alles Mögliche. Haupt-
Kinder, die mir immer wieder den Himmel           sache süss . Ich persönlich habe keinen
auf die Erde holen.                               wirklichen Favoriten.
Falls es die beruflichen und familiären Ver-
pflichtungen zulassen, kann man mich auch         Wie ist Ihr Weihnachtsbaum
mal auf dem Motorrad antreffen. Mein Hob-         ­geschmückt?
by, seit ich den Führerschein habe.                Sehr traditionell … Kugeln. Kerzen. Lametta.

Was ist Ihre Aufgabe im Zentrum                   Wie verbringen Sie Heilig Abend als
­Kohlfirst?                                       Privatperson?
 Im Zentrum Kohlfirst feiere ich mit den Be-      So furchtbar viel bin ich an den Weihnachts-
 wohnenden regelmässig Gottesdienste, hin         tagen nicht als Privatperson unterwegs. Ich
 und wieder mache ich auch Besuche. Da            gehe eher von Gottesdienst zu Gottesdienst.

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Erst die Familienfeier an Heiligabend, dann       gestalten, sondern als Stationenweg, in den
der Gottesdienst am Abend, am 25.12. wartet       die Familien gestaffelt gehen können. Mit
schon die nächste Feier. Ich bin froh, wenn       genügend Abstand und meist im Freien …
ich noch ein wenig gemütlich mit meiner           Auch die privaten Feiern werden anders
Familie essen kann. In den letzten Jahren         aussehen. Aber es gilt wohl, das Beste aus
sass auch der Generalvikar bei uns am Tisch,      der Situation zu machen und vielleicht
weil er die Weihnachtsgottesdienste als           entdecken wir auch, dass es im kleineren
Zelebrant mit uns gefeiert hat. Eine erweiter-    Rahmen auch sehr schön sein kann.
te Familie sozusagen, denn wir kennen uns
schon seit meinen ersten Arbeitstagen – er
war der erste Pfarrer, bei dem ich damals           «VIELLEICHT SPÜREN
meine pastorale Laufbahn in Winterthur            WIR DIESES JAHR
begonnen habe.
                                                  ­BESONDERS UNSERE
Warum sollten wir uns gerade im Advent             SEHNSUCHT NACH
                                                   ­HOFFNUNG.»
Zeit zur Besinnung nehmen?
Ich weiss nicht, ob wir in der Adventszeit
ganz besonders besinnlich unterwegs sein
sollten. Ich weiss auch gar nicht, ob das wirk-   Für Pfarrerinnen und Pfarrer ist die
lich geht. Mag sein, dass es in Corona-Zeiten     ­Adventszeit eine besonders arbeitsinten­
mehr Ruhe gibt, aber ansonsten scheint mir         sive Zeit. Viele besondere Gottesdienste
die Adventszeit voller Termine und Verpflich-      müssen vorbereitet werden. Wie gehen
tungen zu sein. Ich komme jedenfalls in der        Sie damit um?
Adventszeit persönlich definitiv nicht wirklich    Ich bin es seit über 20 Jahren gewohnt. Es
zur Ruhe. Ich habe auch den Eindruck, dass         ist ja auch eine schöne Zeit. Aber für uns
man Besinnlichkeit nicht auf eine bestimmte        kirchliche Angestellte sicher auch eine ganz
Zeit beschränken sollte. Eigentlich wäre es        besondere Zeit.
schön, wenn wir das ganze Jahr hindurch
(persönliche) Zeiten hätten, in denen wir         Was für Gedanken geben Sie uns mit auf
dem Geheimnis des Lebens und des Glau-            den Weg zur Adventszeit?
bens nachspüren könnten. Wo und wie auch          Vielleicht spüren wir dieses Jahr besonders
immer. Es geht ja darum, mit Gott in Bezie-       unsere Sehnsucht nach Hoffnung. Vielleicht
hung zu treten und immer offen zu sein für        könnten wir uns jetzt besonders öffnen für
seine Stimme. Nicht nur in der Adventszeit.       die Botschaft des Evangeliums: Gott begleitet
                                                  unser Leben in allen Höhen und Tiefen und
Wie können wir dieses Jahr Weihnach­              er wird uns nicht allein lassen. Weihnachten
ten feiern angesichts der bestehenden             ist das wohl schönste Bild dafür.
Einschränkungen?
Das weiss ich noch nicht. Wir bereiten uns
kirchlich unter den jetzt herrschenden Rah-
menbedingungen vor und bieten auch
besondere Feiern an, die anders aussehen          Marco Anders, Co-Leitung Seelsorgeraum
als «normal». So werden wir die Familien­         Kath. Seelsorgeraum
feier nicht als gewöhnlichen Gottesdienst         Andelfingen – Feuerthalen

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WEIHNACHTSGEDANKEN –
WAS WÜRDE FEHLEN,
WENN ES WEIHNACHTEN NICHT GÄBE?

Weihnachten finden wir in der Regel schön.        Und ohne Jesus wäre Gott viel stärker
Es ist ein besonderes Fest, auf das wir uns       im Dunkeln, durch Jesus wissen wir, wie
freuen und das wir so ordentlich wie möglich      Gott ist.
vorbereiten, wenn es geht.
                                                  Für mich würde ein Leben ohne das Weih-
Natürlich: Dieses Jahr wird alles anders sein.    nachtsgeschehen, ohne Jesus aber vor
Und doch: Wir werden trotzdem Weihnach-           allem einige Grundfragen meines Lebens
ten feiern.                                       offen lassen. Denn …

Gerade weil wir Weihnachten spontan schön          wer sagt mir, woher ich komme und wohin
                                                  …
finden, könnten wir uns ja mal die Frage          ich gehe? Jesus gibt Antwort auf mein
stellen, was wäre, wenn es Weihnachten            Todesschicksal. Wie sonst sollte ich umge-
nicht mehr gäbe?                                  hen mit der Tatsache, dass ich selbst gehen
                                                  muss und dass ich immer wieder liebe
Was würde uns da fehlen …?                        Menschen gehen lassen muss? Wer sonst
Was würden Sie sagen?                             versichert mir, dass der Mensch einem Ziel
                                                  entgegengeht, der Vollkommenheit entge-
Ich könnte jetzt wetten, dass uns ganz spon-      gengeht, dass der Mensch verwandelt wird
tan ganz viele Bilder durch den Kopf schies-      und sein Leben erhaltenswert ist? Jesus sagt
sen, die wir mit Weihnachten verbinden:           mir das.
Geschmückter Tannenbaum, Geschenke,
festlich gerichteter Esstisch, Familie, Lichter   … wer sagt mir was Hilfreiches zum Leid im
in den Städten, der Duft von frischgebacke-       Leben? Wer sagt, dass er mitgeht? Jesus
nen Keksen in der Nase …                          nimmt Leid nicht weg, aber er versichert uns,
                                                  dass er überall anwesend ist, dass er hinab-
Das sind zumindest die Dinge, die unseren         steigt mit uns in tiefe Täler und wenn es sein
Jugendlichen im Firmkurs Jahr für Jahr            muss ins Reich des Todes. Wie sollten wir
einfallen, wenn wir sie fragen, was sie mit       sonst umgehen mit Leid und nicht daran
Weihnachten verbinden.                            verzweifeln? Jesus möchte uns mit seiner
                                                  Begleitung und Nähe Kraft geben für die
Also könnten wir sicher mal festhalten: Ohne      Herausforderungen des Lebens.
Weihnachten kein Drumherum. Das wäre ja
schon schade – es würde uns einiges fehlen!       … wer motiviert mich zum Guten und zur
                                                  Liebe ausserhalb der Sippe? Wer motiviert
Aber da ist ja eigentlich noch mehr. Und so       mich zum dienenden Umgang mit anderen,
würde ich zumindest sagen: Viel mehr scha-        dazu, sie nicht vielmehr als Quelle des Profits
de: Ohne Weihnachten, keinen Jesus                anzusehen? Denn meine spontanen Gefühle

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sagen eigentlich was ganz anderes. Es          Ein Leben ohne Weihnachten wäre ein
braucht Motivation und Kraft, den Blick zu     echter Verlust – würde das Leben ärmer
weiten, alle Menschen als wertvoll anzu­       machen – nicht nur die Läden…
sehen, für die Vision von einem Leib mit
vielen Gliedern einzustehen. Jesus möchte      Aber: Es ist gut, wenn wir das Traditionelle
uns motivieren dazu.                           so lieben. Es gibt dem Unaussprechlichen
                                               eigentlich einen angemessenen Rahmen.
… wer sagt mir, dass meine (nicht gerade
weltbewegende) Existenz gewollt und wich-      Deshalb wünsche ich Ihnen heute schon ein
tig ist? Dass ich sein darf trotz Schuld und   schönes Weihnachtsfest, wie genau Sie es
Defiziten? Wer sagt mir, dass ich in jeder     auch feiern werden. Aber ich hoffe sehr, dass
Lebenslage, ob krank oder gesund, ob jung      wir alle spüren, was uns Weihnachten sagen
oder alt, unendlich wichtig bin, so wichtig,   möchte. Uns ganz persönlich, was uns die
dass ein unendlicher Gott meine Nähe sucht     Geburt des Gottessohnes bringen will.
in Jesus? In Jesus wird die Zusage, dass
der Mensch unheimlich wichtig ist für Gott,
konkret. Das ist Weihnachten.                  Marco Anders

                                                                                              7
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INTERVIEW – ANDREAS PALM
ZUM THEMA ADVENT

Mein Name ist Andreas Palm, ich bin Pfarrer      zu ertönen Advents- oder Weihnachtslieder
und wohne mit meiner Familie mit Blick auf       von der CD oder es herrscht beim Betrachten
das Kohlfirstzentrum, also ganz in der Nähe.     der brennenden Kerzen besinnliche Stille.
Meine Frau ist auch Pfarrerin, unsere drei
Söhne sind mittlerweile alle grösser als
meine Frau und ich und gehen ihre eigenen        «FÜR MICH IST DAS
Wege im Studium und Beruf. Zwei Söhne
wohnen bei uns, wobei der eine während der
                                                 ­GEBET, DIE RUHE
Semester zum Studium in Berlin weilt. Unser       UND BESINNUNG
ältester Sohn ist vor einem Jahr ausgezogen.
Mit uns ist eine Katze, Katzen haben uns in
                                                  ­ENTSCHEIDEND.»
unseren Pfarrhäusern immer begleitet, da
wir die Ruhe und Gelassenheit dieser Tiere       Mit welchem Duft verbinden Sie die
schätzen.                                        ­Adventszeit?
                                                  Der Duft von gebackenen Chrömli.
Was ist Ihre Aufgabe im Zentrum
­Kohlfirst?                                      Wird bei Ihnen zur Vorweihnachtszeit
 Meine Aufgabe im Zentrum Kohlfirst besteht      gebacken? Welches ist Ihr Lieblings­
 hauptsächlich aus zwei Schwerpunkten:           gebäck?
 Einmal die Besuche von Bewohnenden im           Ab und zu bäckt meine Frau oder auch unser
 Zentrum und von Gottesdiensten, welche ich      jüngster Sohn, der nun bald 22 Jahre alt wird;
 in der Regel alle zwei Monate halte. Die        mein Lieblingsgebäck sind Zimtsterne.
 anderen Gottesdienste werden von meiner
 reformierten Kollegin Pfarrerin Sylvia Walter   Wie ist ihr Weihnachtsbaum
 und den katholischen Kollegen übernom-          ­geschmückt?
 men. Jetzt, während der Corona Massnah-          Jedes Jahr mit unterschiedlichen Kugeln,
 men greife ich des öfteren zum Telefonhörer      mal golden oder violett oder verschiedene
 und erkundige mich nach dem Wohlergehen          Farben, Engel dürfen am Baum nicht fehlen!
 der Bewohnenden.
                                                 Wie verbringen Sie Heilig Abend als
 Welche Rituale oder Traditionen gibt es         ­Privatperson?
 bei Ihnen zu Hause in dieser Zeit?               Vor oder zwischen den Gottesdiensten mit
 Traditionsgemäss kommt bei uns ein Advents­      einem guten Essen im Kreise der Familie und
kranz auf den Tisch und es werden die             mit Lesung der Weihnachtsgeschichte, in der
­Kerzen auf dem Kranz angezündet; ab und          Regel nach dem Lukasevangelium.

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Nach dem Heilig Abend Gottesdienst um
22 Uhr trinke ich zum Ausklang mit meiner
Frau ein Glas Wein.

Welches ist Ihr bevorzugtes
­Weihnachtslied?
 «Macht hoch die Tür» von Georg Weissel.
 Singen Sie doch gleich auf Seite 10 mit!

Warum sollten wir uns gerade im Advent
Zeit zur Besinnung nehmen?
Es ist die dunkle Jahreszeit und da liegt es
nahe, alles etwas ruhiger anzugehen, sich
dem Lauf der Natur und den kürzeren Tagen
anzupassen.
Es ist in diesem Zusammenhang originell zu
beobachten, wie sich Marienkäfer asiati-
schen Ursprungs bei uns im Haus zusam-
mentun und gemeinsam sich in den Winter-       und kreative Gedanken für die Gottesdienste
schlaf begeben. Paradoxerweise ist die         und insbesondere für die Predigten. Kraft und
Advents- und Vorweihnachtszeit recht hek-      Freude liegt für mich im Gebet bzw. wird
tisch und vielbeschäftigt besetzt; von der     durch das Kraftfeld des Heiligen Geistes
Natur und Käfern können wir also etwas         vermittelt. Martin Luther sagte: «Ich muss viel
lernen – im Frühjahr fallen diese wie leblos   arbeiten, also muss ich viel beten» oder auch
von den Wänden oder Gardinenstangen weil       «Beten heisst, mit Gott wirken»
ihre Körper sich noch im Schlafmodus           (Friedrich Christoph Oetinger).
befinden …

Für Pfarrerinnen und Pfarrer ist die
­Adventszeit eine besonders arbeitsinten­
 sive Zeit. Viele besondere Gottesdienste
 müssen vorbereitet werden. Wie gehen
 Sie damit um?
 Für mich ist das Gebet, die Ruhe und Besin-   Andreas Palm, Pfarrer
 nung entscheidend: Daraus erwachsen gute      Ev.-ref. Pfarramt Feuerthalen

                                                                                            9
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Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit
               Georg Weißel (2. Advent 1623)

                            (1704)

          1   Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit,
              es kommt der Herr der Herrlichkeit,
10            ein König aller Königreich';
              ein Heiland aller Welt zugleich,
              der Heil und Segen mit sich bringt;
ADVENTSLIED –
MACHT HOCH DIE TÜR’,
DIE TOR’ MACHT WEIT

1 	Macht hoch die Tür’, die Tor’ macht weit,   4	Macht hoch die Tür’, die Tor’ macht weit,
     es kommt der Herr der Herrlichkeit,            eu’r Herz zum Tempel zubereit’t.
     ein König aller Königreich’;                   Die Zweiglein der Gottseligkeit
     ein Heiland aller Welt zugleich,               steckt auf mit Andacht, Lust und Freud’;
     der Heil und Segen mit sich bringt;            so kommt der König auch zu euch,
     derhalben jauchzt, mit Freuden singt:          ja Heil und Leben mit zugleich.
     Gelobet sei mein Gott,                         Gelobet sei mein Gott,
     mein Schöpfer reich von Rat.                   voll Rat, voll Tat, voll Gnad’,

2	Er ist gerecht, ein Helfer wert,              5 	Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
   Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,                   meins Herzens Tür dir offen ist.
   sein Königskron’ ist Heiligkeit,                   Ach zieh mit deiner Gnade ein;
   sein Zepter ist Barmherzigkeit;                    dein Freundlichkeit auch uns erschein.
   all uns’re Not zum End’ er bringt,                 Dein Heilger Geist uns führ und leit
   derhalben jauchzt, mit Freuden singt:              den Weg zur ewgen Seligkeit.
   Gelobet sei mein Gott,                             Dem Namen dein, o Herr,
   mein Heiland groß von Tat.                         sei ewig Preis und Ehr.

3	O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
   so diesen König bei sich hat!
   Wohl allen Herzen insgemein,
   da dieser König ziehet ein!
   Er ist die rechte Freudensonn’,
   bringt mit sich lauter Freud’ und Wonn’.
   Gelobet sei mein Gott,
   mein Tröster früh und spat.

                                                                                           11
GESCHICHTE – DER KLEINE WICHTEL

Der kleine Wichtel war schon alt, sehr alt        Nun, die Zeiten ändern sich, dachte der
und er hatte schon viele Weihnachten erlebt.      kleine Wichtel und schlich unbemerkt aus
Früher, als er noch jung war, ist er oft in der   der überfüllten Stadt hinaus, zu dem alten
Adventszeit in das Dorf gegangen und              Dorf, wo er früher immer gerne gewesen ist.
überraschte die Menschen mit kleinen              Er hatte genug von hetzenden Menschen,
Geschenken. Er war lange nicht mehr im            die scheinbar keine Zeit hatten. Ist die
Dorf gewesen. Aber in diesem Jahr wollte          Adventszeit nicht eine ruhige und besinn­
der kleine Wichtel wieder einmal die Men-         liche Zeit?
schen besuchen. So machte er sich
schliesslich auf den Weg, setzte sich vor das     So kam er an das alte Haus in dem schon
grosse Kaufhaus der nahegelegenen Stadt           viele Menschen gewohnt hatten. Früher war
und beobachtete still und leise das rege          dieses Haus sein Lieblingshaus gewesen.
Treiben der vorbei eilenden Menschen. Die         Früher, als es noch kein elektrisches Licht
Menschen suchten Geschenke für ihre Fami-         gab und die Menschen ihr Haus mit Kerzen
lien und Freunde. Die meisten Menschen            erleuchteten. Er erinnerte sich, dass sie auch
kamen gerade von der Arbeit und hetzten           keine Heizung hatten und die Menschen
eilig durch die Strassen.                         Holz ins Haus schafften, um es warmzuhal-
                                                  ten. Er sah damals während der Adventszeit
Die Gedanken des kleinen Wichtels wander-         immer wieder durch das Fenster und beob-
ten zurück zu jener Zeit, wo es noch keine        achtete jedes Jahr dasselbe. An manchen
elektrischen Weihnachtsbeleuchtungen gab          Abenden sah er die Mutter und Grossmutter
und er überlegte, ob die Menschen damals          Plätzchen backen. Der Duft strömte durch
auch schon mit vollen Tüten durch die Stras-      das ganze Haus und drang sogar zu ihm
sen geeilt sind?                                  nach draussen.

12
Der Vater und der Grossvater machten sich        um den Adventskranz sass und der Vater den
auf, um im Wald einen Weihnachtsbaum zu          Kindern eine Geschichte vorlas. Nanu, dach-
schlagen und ihn mühevoll nach Hause zu          te der kleine Wichtel, eine Familie, die nicht
bringen. Es war kalt und sie freuten sich        durch die Strassen hetzt. Menschen die Zeit
beim Heimkommen auf den warmen Tee,              miteinander verbringen und die ihr Haus mit
den die Mutter gekocht hatte. Oftmals sas-       Kerzen erleuchten. Ja, heute ist eine andere
sen die Menschen zusammen, um gemein-            Zeit, aber auch heute finden Menschen
sam zu singen und der Grossvater erzählte        wieder füreinander Zeit. Dem kleinen Wichtel
den Kindern spannende Geschichten. Die           wurde es ganz warm ums Herz und er
Kinder konnten es kaum erwarten, bis die         schlich leise und unbemerkt dorthin, woher
Grossmutter auf den Speicher stieg, um die       er gekommen war.
Weihnachtskiste zu holen, denn das tat sie
immer erst kurz vor Weihnachten. In dieser
Kiste gab es viel zu entdecken. Sterne aus
Stroh, Kerzen, Engel mit goldenem Haar und
viele andere kostbare Dinge.

Aber das war schon lange her und es war
eine andere Zeit. Eine Zeit des gemeinsamen
Tuns, eine Zeit miteinander, eine Zeit fürein-
ander. Von seinen Gedanken noch ganz
benebelt, sah der kleine Wichtel auch heute
durch das Fenster des alten Hauses und
entdeckte die Familie, wie sie gemeinsam

                                                                                            13
INTERVIEW – SYLVIA WALTER
ZUM THEMA ADVENT
                                                   versteckt hat. Das war für mich ein wunder-
                                                   barer Moment.
                                                   Einmal gab es statt eines Adventskalenders
                                                   eine ganz besondere Kerze. Die Kerze hatte für
                                                   jeden Tag eine Zahl und die Kerze brannte
                           Sylvia Walter,          jeden Tag so lange, bis die Zahl dieses Tages
                           Pfarrerin,              nicht mehr zu sehen war. Wir sassen dann alle
                           Ev.-ref. Pfarramt       um den Tisch und sahen gespannt der Kerze
                           Laufen am               zu, bis wir sie ausblasen durften.
                           Rheinfall
                                                   Mit welchem Duft verbinden Sie die
Mein Name ist Sylvia Walter, ich bin seit zehn     Adventszeit und warum dieser Duft?
Jahren zu 50 % als reformierte Pfarrerin für       Das ist ein Duft aus meiner Kindheit. Der Duft
das Pfarramt Laufen am Rheinfall tätig. Weite-     vom frisch geschnittenen Tannenbaum und
re 50 % arbeite ich im Kantonsspital Winter-       die brennenden Kerzen darauf.
thur als Spitalseelsorgerin. Ich bin verheiratet
und wir haben drei erwachsene Söhne.               Wird bei Ihnen zur Vorweihnachtszeit
                                                   gebacken?
Was ist Ihre Aufgabe im Zentrum                    Früher habe ich mit meinen Kindern geba-
­Kohlfirst?                                        cken. Sehr schöne und spezielle Erinnerun-
 Ich bin Seelsorgerin und besuche die Bewoh-       gen habe ich ans Mailänderli-Ausstechen mit
 ner aus den Gemeinden Dachsen, Uhwiesen           meinen Kindern. Da wurde immer fleissig und
 und Flurlingen. Viele Bewohner kenne ich          mit viel Freude ausgestochen und dekoriert.
 schon von früher. Der Umzug ins Zentrum ist       Heute habe ich keine Zeit mehr dafür und –
 ein grosser Schritt. Der Wechsel vom ge-          sind wir mal ehrlich – sie setzen an.
 wohnten Zuhause in eine fremde und neue
 Umgebung ist mit Sorgen, Ängsten und              Wie ist ihr Weihnachtsbaum ge­
 Heimweh verbunden und es ist vor allem am         schmückt?
 Anfang schwer, sich einzuleben. Als Seelsor-      In meiner Familie gab es die Tradition den
 gerin betreue ich die Menschen und bin ich        Baum mit Lametta zu schmücken und auf
 offen für ihre Nöte, aber auch für die Freuden.   der Spitze der Tanne gab es immer einen
 Geburtstagsbesuche gehören ebenfalls zu           Stern. Die Familie meines Ehemannes
 meinen Aufgaben und natürlich die Gottes-         schmückte ihren Weihnachtsbaum eher
 dienste, welche ich abwechselnd mit meinem        einfach mit Äpfeln und Strohsternen. Mein
 reformierten und katholischen Kollegen halte.     Mann wünscht sich einen einfach ge-
                                                   schmückten Baum, am liebsten nur mit
Gibt es eine besondere Kindheitserinne­            Äpfeln. Heute ist das kaum machbar. Deshalb
rung an den Advent, wenn ja, welche?               ist eine weitere Tradition entstanden. Wir
Zu meinen Kindheitserinnerungen gehört der         haben rote Weihnachtskugeln, rote Kerzen
Adventskalender. Jedes Jahr zur Adventszeit        und mein Mann hat sich an den Stern auf der
durften wir jeden Tag mit grossen Erwartun-        Spitze und an die Lametta «gewöhnt».
gen ein «Türli» öffnen und staunen, was für        Nimmt mich wunder, wie wohl meine Kinder
ein hübsches «Bildli» sich hinter dem «Türli»      einmal ihren Baum schmücken werden …

14
Wie verbringen Sie Heilig Abend als             Ihnen jemand einen Weihnachtsschmuck für
Privatperson?                                   Ihr Zimmer.
Ganz traditionell mit der Familie und den
Kindern. Wir essen gemeinsam, sitzen um         Wie können wir dieses Jahr Weihnachten
den Weihnachtsbaum, mein Mann liest die         feiern angesichts der bestehenden Ein­
Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevan-         schränkungen?
gelium vor und wir singen zusammen Weih-        Weihnachten kann und soll man immer
nachtslieder. Anschliessend werden die          feiern. Sie alle haben in Ihrem langen Leben
Geschenke ausgepackt. Wobei das Schen-          schon viele schwere Zeiten erlebt, aber
ken mit den Jahren immer schwieriger wur-       Weihnachten ist nie ausgefallen. Weihnach-
de. Früher war es einfach, den Kindern etwas    ten fällt auch nicht aus wegen Covid-19.
zu schenken. Als Kind hat man immer irgend-     Wenn es die Situation im Moment vielleicht
welche Wünsche. Später in der Ausbildungs-      nicht ermöglicht, dass die Familie an Weih-
zeit waren die Jungen für einen Geldzustupf     nachten zu Besuch kommt, um mit Ihnen zu
dankbar. Heute als Erwachsene haben sie         feiern, dann feiern Sie doch einfach Weih-
alles, was soll man da noch schenken?           nachten unter dem Jahr, wenn Sie mit Ihren
Deshalb habe ich im letzten Jahr schon im       Lieben zusammen sein können. Nein, natür-
September meine Söhne gefragt, was sie          lich meine ich nicht, dass Sie im Juli einen
sich zu Weihnachten wünschen. Einer meiner      Weihnachtsbaum aufstellen, aber dass Sie
Söhne hat vorgeschlagen, wir sollten uns        mit der Familie zusammen sein können und
Familientage schenken. Jeder soll sich etwas    gegenseitig spüren, wie lieb Sie sich haben.
für seinen Tag wünschen, etwas, das wir         Das ist Weihnachten!
gemeinsam unternehmen können. Seither           Denn Weihnachten ist und bleibt das Fest der
feiern wir das ganze Jahr durch immer           Liebe und der Hoffnung. Gott hat sich mit
­wieder mal Weihnachten, in dem wir unsere      dieser Welt verbunden, Christus ist als kleines
 Familientage zusammen verbringen.              Kind auf die Welt gekommen und mit ihm die
                                                Liebe und die Hoffnung. Die Hoffnung auf eine
Welches ist Ihr bevorzugtes                     gute, auf eine bessere Zukunft. Die Hoffnung
­Weihnachtslied?                                auf eine Zukunft, in der die Welt in einen
 «Hört der Engel helle Lieder» gehört einfach   friedlichen, blühenden Ort verwandelt wird.
 zu Weihnachten dazu. Wenn dabei Gloria
 gesungen wird, ist alles so schön, so engel-
 haft, einfach alles so Gloooooria …
                                                HOFFNUNG
                                                WER HOFFT
Was möchten Sie den Bewohnern für die
Adventszeit mit auf den Weg geben?
                                                IST JUNG
Advent ist die Zeit der Erwartung. Möglich,
dass Sie viele Erwartungen haben, die sich      WER KÖNNTE ATMEN
nun nicht erfüllen. Aber das wichtigste: Wir    OHNE HOFFNUNG
erwarten im Advent das Kommen des Gottes-
sohnes, Gott selber kommt zu uns, als           DASS AUCH IN ZUKUNFT
Mensch unter Menschen!                          ROSEN SICH ÖFFNEN
Freuen Sie sich an den kleinen Dingen in
der Adventszeit. Besuche werden selten sein,
aber vielleicht schickt Ihnen jemand eine
                                                EIN LIEBESWORT
Karte, vielleicht bekommen Sie einen un-        DIE ANGST ÜBERLEBT
erwarteten Telefonanruf, vielleicht schenkt     (Rose Ausländer)

                                                                                            15
WEIHNACHTSVORBEREITUNGEN –
«CHÖMET NUME INNE, ES ISCH ALLES PARAT…»

Vor vielen Jahren hat unser damals sechs-         Wie ich das meine? Ich denke an die Vor-
jähriger Sohn beschlossen, am Weihnachts-         weihnachtszeit, ich denke an alle die Zusatz-
abend zusammen mit seinem jüngeren                arbeit, die gerade in dieser Zeit erledigt
Bruder die Weihnachtsgeschichte aufzu­            werden muss, angefangen vom Einkaufen
führen. Zusammen mit einigen Puppen               aller Geschenke für viele Menschen, über
übernahmen die beiden Brüder die Rollen           das weihnächtliche Schmücken der Woh-
sämtlicher Personen der biblischen Weih-          nung, bis hin zu Besuchen, die in dieser Zeit
nachtsgeschichte: Maria und Josef, die Wirte      gemacht werden müssen. Alles zusammen
in Bethlehem, die Hirten und die Engel. Der       ergibt den Weihnachtsstress, der mich bis an
vierjährige David musste nach den Regie­          die Grenzen meiner Kräfte führen kann. So
anweisungen seines Bruders einen Wirt             ist Weihnachten für mich nicht mehr ein
spielen, der das heilige Paar abweist und in      Freudenfest, sondern eher eine Last, etwas,
die kalte Winternacht zurückschickt. In den       das viele zusätzliche Arbeit verursacht. Dann
Proben klappte das ganz gut. Am Heiligen          bin ich nicht bereit für das Wunder von
Abend, in der Aufführung, sagte der Wirt          Weihnachten, dann verhalte ich mich wie die
dann zum Erstaunen aller zu Josef und             Wirte in Bethlehem, ich schliesse meine
Maria: «Chömet nume inne, ds Bett isch            (Herzens)tür zu und weise das Heilige Paar
scho parat.»                                      mit dem Jesuskind ab, mangels Zeit.

Offenbar hatte der Kleine es nicht ausgehal-      Im vorweihnächtlichen Alltag hat Jesus oft
ten, dass er die ihm lieben Menschen Maria        keinen Platz. Dabei ginge es ja in der Ad-
und Josef immer abweisen musste, nein, er         vents- und Weihnachtszeit gerade um das
wollte die Türe öffnen für die beiden und das     eine: Dass wir uns Zeit nehmen für Jesus,
Jesuskind in einem warmen Zimmer auf              dass wir unsere Herzenstüren öffnen für ihn
dieser Welt empfangen und nicht in einem          und ihm einen Platz anbieten in unserem
Stall. Diese Szene weckte eigene Kindheits-       Leben.
erinnerungen in mir. Auch ich konnte nicht
verstehen, dass gar niemand in Bethlehem          Sie hier im Kohlfirst, im Heim, Sie kennen die
bereit war, das heilige Paar bei sich aufzu-      Erfahrungen der vorweihnächtlichen über-
nehmen und dachte bei mir, wenn ich zu            vollen Tage von früher her. Die einen denken:
jener Zeit in Bethlehem Wirt gewesen wäre,        «Ach, war das schön, da war ich noch jung
dann hätte ich für das Jesuskind und seine        und konnte so vieles tun!» Die anderen
Eltern einen schönen Platz freigemacht.           denken: «Ja, da war ich schon gefordert, das
                                                  habe ich nicht in guter Erinnerung, diesen
Heute, als erwachsene Frau, als Mutter und        Vorweihnachtsstress.»
Pfarrerin, bin ich mir nicht mehr so sicher. Im
Gegenteil, ich weiss jetzt, dass sich die Szene   Heute sind Sie in einer anderen Situation.
von Bethlehem auch hier und jetzt abspielt.       Heute haben Sie Zeit im Advent. Vielleicht zu
Jedes Jahr wieder. Auch in mir selber wohnt       viel Zeit? Heute müssen Sie gar nichts mehr
ein solcher Wirt, der das Jesuskind vor die       tun, was Sie nicht möchten und Sie können
Türe weist.                                       sich in aller Ruhe auf Weihnachten vorberei-

16
ten und sich auf Weihnachten freuen. Sie
können sich offen machen für das, was das
Wesentliche ist: sich vorbereiten auf das
Kommen Gottes im Kind an Weihnachten.

Wie kann das konkret geschehen? Einfach
so, dass Sie jeden Tag von den vielen Stun-
den im Tag einige Zeit für Gott brauchen.
Z. Bsp. indem Sie sich an einen Bibelvers
erinnern oder indem Sie ein Gebet sprechen.
So viele Menschen brauchen gerade in der
Adventszeit unsere guten Gedanken und
unsere Gebete. Denken Sie vor Gott an Ihre
Kinder und Enkel, an andere Angehörige
und bitten Sie Gott darum, dass er sie alle
behütet und begleitet. So sind Sie Gott nahe
und Ihre Lieben sind Ihnen ganz nahe, auch
wenn sie nicht neben Ihnen sitzen.

Eine andere Art der Vorbereitung auf Jesus
ist die Erinnerung an die schönen alten
Advents- und Weihnachtslieder. Was können
Sie noch auswendig zusammenbringen?
Mir kommt zuerst dieses Lied in den Sinn:
«Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,      Foto: Jost Hofmann, Kantonsspital Winterthur.
  es kommt der Herr, der Herrlichkeit,
  ein König aller Königreich,
  ein Heiland aller Welt zugleich,             einstimmen, dann werden Sie das Klopfen
  der Heil und Leben mit sich bringt,          von Jesus an Ihrer Herzenstüre hören und
  derhalben jauchzt, mit Freuden singt:        Sie werden ihn nicht wie die Wirte in Bethle-
  Gelobet sei mein Gott,                       hem abweisen müssen und sagen müssen:
  mein Schöpfer reich an Rat.»                 «Nein, ich habe keine Zeit und keinen Platz
Sie haben sicher noch andere Lieder, die in    für dich».
Ihrem Gedächtnis fest verankert sind und im
Advent hervorgenommen werden können.           Sie werden das Klopfen an der Türe hören
                                               und Sie werden das heilige Paar mit dem
So gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich    Jesuskind aufnehmen und freudig sagen:
im Stillen auf Jesu Kommen vorzubereiten.      «Chömet nume inne, es isch scho alles
Alles das macht Sie offen für das Wunder       parat».
von Weihnachten, für die Ankunft des Gottes-
sohnes. Wenn Sie sich so auf Weihnachten       Pfarrerin Sylvia Walter

                                                                                               17
DICHTUNG – GEDICHTE ZU WEIHNACHTEN

WEIHNACHTSWUNSCH                             DER STERN
Die Flocken tanzten wild umher,              Ein Stern ist aufgegangen
der Schnee, ein schöner Reigen,              in einer Winternacht
die Stille drückte gar nicht schwer,         die Blick blieben hangen
wollt Ruhe nur anzeigen.                     das Herz wohl dabei lacht

Die Sterne leuchteten sehr hell,             Der Stern will Richtung weisen
der Mond ’ne runde Scheibe,                  den Weg zur Seligkeit
’ne Schnuppe fiel vom Himmel schnell,        auf allen Lebensreisen
ein Wunsch Dir nun aufschreibe.              ist er dazu bereit

Wünsch Frieden dir, wünsch Menschlichkeit,   Das Licht wird für uns scheinen
wünsch allen Kindern Segen,                  wie einst den Weisen auch
wünsch allen Menschen reichlich Zeit,        Gott will uns Menschen einen
wir sollen Freundschaft pflegen.             drum dieser Weihnachtsbrauch

Dies ist es auch, was Gott einst wollt,      Er ist ja Mensch geworden
als Kind im Stall geboren,                   und wird es immer neu
wir brauchen dazu nicht mal Gold,            zu einen alle Horden
drum öffne Deine Ohren.                      drum lag er einst im Heu

Drum hör die Botschaft wirklich an,          Jetzt wollen wir Gott loben
die Weihnachten will sagen,                  uns Menschen hat er gern
und halten wir uns endlich dran,             drum kam er einst von oben
verschwinden alle Plagen.                    drum folgen wir dem Stern

18
DIE HIRTEN
Es ist doch diese heilige Nacht
die Hirten bei der Herde halten Wacht
die Müdigkeit drückt bleiernd schwer
der Wind der kühlt doch wirklich sehr

Das Ende ist nicht absehbar
der Sternenhimmel der ist klar
ein Stern wirft viele Fragen auf
wie kommt er in des Himmels Lauf

Auf einmal ist da ganz viel Licht
ein Engel zu den Hirten spricht
ein Engelschor der singt dazu
und in den Herzen wird es Ruh

Und dies durchbricht des Hirten Wacht
sie eilen durch die Heil’ge Nacht
sie eilen zu dem neuen Kind
und spüren dass erlöst sie sind

Dies ist mehr als 2000 Jahre her
doch wirkt die Botschaft immer mehr
wenn wir dafür nur offen sind
erleben wir auch dieses Kind            Foto: Jost Hofmann, Kantonsspital Winterthur.

GEBOREN IST EIN KIND                    IM DUNKELN DER NACHT
Wenn Kerzen hell entflammen             Im Dunkel der Nacht
und Schnee vorm Fenster fällt           geschieht
dann hocken wir beisammen               das unfassbare
gerettet ist die Welt.                  Gott

Wenn Glocken hell erklingen,            Gott
und Glühweindüfte weh‘n,                wird Mensch
dann wollen wir stets singen            wird König
die Zeit wird nicht still steh’n.       nicht zu herrschen
                                        zu lieben
Wenn Sterne hell erscheinen
und Menschen fröhlich sind,             Im Dunkeln der Nacht
dann müssen wir nicht weinen            geschieht
geboren ist ein Kind.                   das unfassbare
                                        auch heute
In einer dunklen Stunde                 in uns
in einer kalten Nacht
es brachte uns die Kunde
hat Rettung uns gebracht.               Gedichte von Pfarrer Stephan Kristan

                                                                                        19
INTERVIEW –
STEPHAN KRISTAN
ZUM THEMA ADVENT

Mein Name ist Stephan Kristan und ich bin
im Jahr der ersten Mondlandung also 1969
geboren. Aufgewachsen im Herzen der Welt,
wie der Kölner die eigene Stadt nennt, bin
ich erst dort zur Schule gegangen, ehe ich in
ein Internat des Erzbistums Köln nach Bad
Münstereifel gewechselt bin. Nach meinem
Zivildienst habe ich in Köln, Bonn und Trier
Theologie studiert und habe nach meinem
Studium für ein Jahr in drei Gemeinden im
Bistum Köln gearbeitet. Nach einer Fort­
bildung zum Sozialsekretär bin ich im Jahr      Advent ist eine ruhige Zeit, eine Zeit des
2000 in die Schweiz gekommen und habe           Nachdenkens, eine Zeit des sich Hinterfra-
erst in Zürich und dann in Bassersdorf/         gens. Das lateinische Advent übersetzen wir
Nürensdorf als Pastoralassistent gearbeitet.    ja mit Ankunft. Wenn ich Gäste zu Hause
Im Jahr 2014 bin ich dann noch mal das          empfange und mich über deren Ankunft
Priesterseminar besucht und wurde dann          freue, dann bereite ich alles vor, damit sie
am 05.12.2015 in Chur zum Priester geweiht.     sich bei mir wohlfühlen. Ich putze besonders
Meine ersten Sporen als «junger» Vikar          gründlich, koche ein Essen, von dem ich
verdiente ich mir wieder in Zürich, ehe ich     weiss, dass sie Freude daran habe, bereite
dann 2017 als Pfarrer in den Seelsorgeraum      das Gästezimmer vor. Und im Advent geht es
Andelfingen/Feuerthalen wechselte. Seid         darum, dass wir uns auf das Fest der
dem bin ich auch für das Alterszentrum          Menschwerdung Gottes vorbereiten, dass
Kohlfirst zuständig und mein erster Besuch      wir uns die Frage stellen, wie stehe ich
war gleich die Feier zum einjährigen Beste-     eigentlich zu Gott und wo hakt es in der
hen des neuen Zentrums.                         Beziehung. Bildlich gesprochen sollten wir
                                                uns im Advent die Frage stellen, wo muss ich
Was ist Ihre Aufgabe im Zentrum                 für Gott besonders gut putzen, dass er sich
­Kohlfirst?                                     bei mir wohlfühlt.
 Zusammen mit meinem katholischen Kolle-
 gen Marco Anders und den reformierten          Welche Rituale oder Traditionen gibt es
 Pfarrern aus Feuerthalen und Laufen, sind      bei Ihnen zu Hause in dieser Zeit?
 wir für die seelsorgerliche Begleitung und     Auch wenn ich im Advent selten zu Hause
 das Feiern von Gottesdiensten zuständig.       bin, da es viele Gottesdienste und Veranstal-
                                                tungen gibt, ist es mir wichtig, abends auf
Was bewegt Sie speziell in der                  dem Balkon eine Kerze zu entzünden. Dies
­Adventszeit?                                   soll an der Stelle beim Propheten Jesaja
 Im Scherz sage ich oft, dass ich in der Ad-    erinnern, bei dem es Jes 9,1 heisst: Das Volk,
 ventszeit von Besinnung zu Besinnung hetze.    das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht.»

20
Gibt es eine besondere Kindheitserinne­         bringe ich den Abend in der Kirche und im
rung an den Advent, wenn ja, welche?            Auto. Ich bin froh, wenn ich zwischendurch
Advent war für mich als Kind immer eine         Zeit finde meine Eltern und Geschwister
schöne Zeit, zum einem hat es sowohl am         anzurufen.
Barbaratag, als auch am Nikolaustag kleine
Geschenke gegeben, aber auch sonst haben        Für Pfarrerinnen und Pfarrer ist die
wir jeden Sonntag am Adventskranz eine          ­Adventszeit eine besonders arbeitsinten­
neue Kerze entzündet und dies genossen.          sive Zeit. Viele besondere Gottesdienste
Zum vierten Advent hat meine Mutter dann         müssen vorbereitet werden. Wie gehen
immer einen Adventskranz gebacken, denn          Sie damit um?
wir dann als z’Vieri in der Familie genossen     Auch wenn die Adventszeit mit viel Arbeit
haben.                                           verbunden ist, gibt es Anlässe, die es nur im
                                                 Advent gibt und die besonders sind. Auch
                                                 wenn es mir jedes Mal schwer fällt morgens
«STRESS HAT NUR DER,                             um 5.00 Uhr aufzustehen, möchte ich die
DER IHN SICH MACHT.»                             Rorategottesdienste, die dann um 6.00 Uhr
                                                 morgens gefeiert werden, nicht missen. Da in
                                                 diesen Gottesdiensten die Kirche nur mit
Mit welchem Duft verbinden Sie die               Kerzen erhellt werden, gibt dies immer eine
Adventszeit und warum dieser Duft?               besondere Stimmung, die für mich einfach
Advent hat viel mit Guetsliduft zu tun, da       zum Advent dazu gehört. Auch lebe ich nach
meine Mutter im Advent immer und reichlich       dem Motto: «Stress hat nur der, der ihn sich
Guetsli gebacken hat.                            macht» Wenn ich jeden Anlass einzeln
                                                 betrachte, wenn ich mich auf jeden Anlass
Wird bei Ihnen zur Vorweihnachtszeit             einzeln vorbereite, dann komme ich, auch
gebacken?                                        wenn ich jeden Tag lange arbeiten muss, gut
Wenn ich Zeit finde, backe ich schon ein         durch diese Zeit. Es bringt nichts zu hetzen,
paar Guetsli, denn dies gehört für mich zum      denn dies wäre kontraproduktiv zur besinn-
Advent dazu.                                     lichen Zeit, die der Advent nun mal mit sich
                                                 bringt.
Wie ist Ihr Weihnachtsbaum
­geschmückt?                                    Was für Gedanken geben Sie uns mit auf
 Da ich am heiligen Abend und auch an           den Weg zur Adventszeit?
 Weihnachten kaum zu Hause bin, gibt es bei     Nutzen Sie die Zeit, fragen sie nach Gott und
 mir keinen Weihnachtsbaum. Ich geniesse        was sie dem Kind in der Krippe an Weih-
 die Bäume, die bei uns in den Kirchen und in   nachten gerne anvertrauen möchten.
 den Zentren stehen.

Wie verbringen Sie Heilig Abend
als Privatperson?                               Stephan Kristan, Pfarrer
Da ich am Heiligen Abend vier Gottesdienste     Kath. Seelsorgeraum
an vier unterschiedlichen Orten habe, ver-      Andelfingen – Feuerthalen

                                                                                             21
WEIHNACHTSPREDIGT –
VON PFARRER STEPHAN KIRSTAN
Inspiriert vom Johannesprolog Joh 1,1 – 17

Liebe Gemeinde,                                  spürt, wie sehr Gott die Menschen liebt. Die
das heutige Evangelium kann, auch wenn           Diskussion ging hin und her, so dass lang-
vieles auf dem ersten Hören recht schwierig      sam der Winter ins Land zog. Schliesslich
erscheint, eine Antwort geben, warum wir         einigte man sich darauf, die Argumente dem
Weihnachten mitten im Winter feiern. Eigent-     Kaiser vor zu tragen und dieser solle ent-
lich wissen wir nicht genau, an welchem          scheiden. Man schickte nach der Kutsche
Tag, in welchem Monat, ja noch nicht einmal      des Kaisers und liess sich abholen.
in welchem Jahr Gott wirklich Mensch
wurde, dieses Ereignis, von dem wir heute        Als sie aber auf dem Rückweg waren, brach
Nacht im Evangelium gehört haben, statt          kurz vor einer Taverne ein Reifen entzwei und
gefunden hat. Bis jetzt hat keiner eine Ge-      der Kutscher meinte, dass man über Nacht
burtsurkunde von Jesus gefunden. Also            in der Taverne bleiben müsse. Aber dies
musste man sich irgendeinmal festlegen,          wollten die drei Experten nicht und meinten,
wann genau man denn das Geburtsfest              dass sie kurz vor der Stadt seien und man
feiern wollte.                                   den Rest des Weges zu Fuss zurücklegen
                                                 würde. Aber der Weg war weiter als gedacht
Eine Legende erzählt, dass Kaiser Konstan-       und die drei verirrten sich. Es wurde dunkler
tin, der das Christentum zu Staatsreligion       und dunkler und ihnen wurde immer unbe-
machte, genau wissen wollte, wann Jesus          haglicher zumute. Lange irrten sie durch die
geboren wurde, so dass er drei Experten          Dunkelheit und Kälte, bis sie in der Ferne ein
einlud und ihnen den Auftrag gab, dieser         Licht sahen. Erleichtert gingen sie darauf zu
Frage nachzugehen. Diese zogen sich in die       und waren froh, dass ein Hirte in den Bergen
kaiserliche Residenz in die Berge zurück, um     ein Feuer angezündet hatte. Sie waren geret-
sich mit diesem Thema in Ruhe auseinander        tet, denn der Hirte wusste den Weg. Und
zu setzen. Zuerst studierten sie die Bibel und   diese drei wussten auf einmal in welcher
alle Schriften, die es zum Christentum gab,      Jahreszeit das Geburtsfest Christi gefeiert
konnten aber keine Antwort darin finden.         werden muss.
Dann versuchten sie eine Argumentation
zusammenzustellen, wann denn der beste           «Das Licht kam in die Dunkelheit und die
Geburtstermin sei.                               Dunkelheit hat es nicht erfasst» haben wir
                                                 gerade gehört. Eine Erfahrung, die sie viel-
Der erste meinte, es müsse im Frühling sein,     leicht auch schon mal machen durften. Licht
da dort alles am blühen ist und Gott der         in der Dunkelheit spendet Trost, schenkt
Schöpfer von allen. Der zweite stimmte dem       Hoffnung, macht Mut.
zu, meinte aber, dass dann doch der Som-
mer besser sei, da dann alles am wachsen         Einmal waren wir mit Erstkommunionkindern
und gedeihen und man Gott so loben könne.        auf einer Sternen­fackelwanderung. Nur blies
Der Dritte wollte den Geburtstag Jesu in den     der Wind so kräftig, dass die Fackeln nach
Herbst legen, da dort alles reif sei und man     fünf Minuten aufgebraucht waren und wir
die Ernte einfahren könne und man dadurch        einen grossen Teil des Weges in der Dunkel-

22
heit zurück­legen mussten. Die Kinder dräng-    Nein, Gott wird in jedem Jahr aufs Neue
ten sich eng beieinander und jeder versuchte    Mensch, er möchte in jedem Jahr aufs Neue
zu mir an die Hand zu kommen. Ziel der          Licht sein, er möchte in jedem Jahr aufs
Sternen­wanderung war eine kleine Anhöhe,       Neue Mut und Hoffnung schenken. Wer
auf der ein Kollege schon ein Feuer angezün-    würde, um in der Weihnachtsgeschichte zu
det hatte. So konnte ich das, was ich gerade    bleiben, denn in diesem Jahr als Erstes von
aus der Legende erzählt habe, selber mit        der Menschwerdung erfahren? Vielleicht die
Kindern erleben. Sobald die Kinder das Licht    Flüchtlinge, die in Lagern eingepfercht sind?
sahen, änderte sich ihr Verhalten. Sie unter-   Vielleicht die Menschen in Palästina, denen
hielten sich wieder und waren zum Scherzen      durch die Entscheidung von Trump die
aufgelegt.                                      Hoffnung auf einen eigenen Staat gemindert
                                                wird? Vielleicht die Menschen in unserer
Ein Licht in der Dunkelheit kann sehr erlö-     Nachbarschaft, die in diesem Jahr ein
send sein. Und genau so ein Licht können        Schicksalsschlag erleben mussten, von dem
wir heute feiern. Wenn wir uns mal überle-      sie sich noch nicht erholt haben. Vielleicht
gen, wer denn die ersten waren, die von der     jemand, der gerade erfahren hat, dass er
Menschwerdung Gottes erfuhren, dann wird        unheilbar krank ist. Vielleicht wären es ja Sie
uns klar, dass Jesus so ein Licht sein will.    oder wäre es ich, denn auch wir erleben ja
                                                immer wieder Momente dieser Dunkelheit.
Die Hirten, denen die Engel die frohe Bot-
schaft bringen und die dann zum Kind in der     Das schöne an der Aussage im Johannes-
Krippe eilen, lebten am Rande der Gesell-       evangelium ist aber, dass die Dunkelheit das
schaft, waren Ausgestossene, wurden, um es      Licht nicht erfassen kann, dass das Licht die
modern auszudrücken, gemobbt. Für sie war       Dunkelheit besiegen kann, dass das Licht
es sicherlich dunkel, auch wenn die Sonne       am Ende stärker ist. Somit dürfen wir, weil
schien. Und sie durften erfahren, dass sie      Gott auch in diesem Jahr Mensch wird,
geliebt sind, dass sie von Gott nicht ausge-    darauf vertrauen, dass er auch unsere Dun-
grenzt werden, ja, dass Gott sie bevorzugt,     kelheit besiegt, dass er auch uns in diesem
indem er ihnen als Erstes die frohe Botschaft   Jahr leuchten wird. Deshalb ist es schön,
zukommen lässt. Und das schöne an Weih-         dass wir im Winter Weihnachten feiern, da
nachten ist, und deshalb feiern wir es ja       wir da die Erfahrung des Lichtes besonders
jedes Jahr, dass dies kein vergangenes          spüren und aus dieser Erfahrung Trost
Ereignis ist, an das wir uns nur erinnern.      schöpfen können. Amen.

                                                                                             23
REZEPT – WEIHNACHTSFILET IM TEIG
Für 4 – 6 Personen, Zubereiten: ca. 40 Minuten, Backen: ca. 35 Minuten

ZUTATEN                                        ZUBEREITUNG

Füllung                                        Füllung
½      Schalotte, fein gehackt                 Schalotte in der heissen Bratbutter andämp-
1 EL   Bratbutter oder Bratcrème               fen. Morcheln 3 – 4 Minuten mitdämpfen, mit
20 g 	getrocknete Morcheln, eingeweicht,      Wein ablöschen, einköcheln lassen. Abküh-
       halbiert, gewaschen, abgetropft         len lassen, mit Brät, Petersilie und Pistazien
0,5 dl Weisswein                               mischen.
500 g Kalbsbrät
1 EL   Petersilie, fein gehackt                Fleisch
30 g   ungesalzene Pistazien­kerne, gehackt    Kalbsfilet mit Rosmarin bestreuen, würzen. In
                                               der heissen Bratbutter rundum 5 – 6 Minuten
Fleisch                                        anbraten, aus der Pfanne nehmen. Blätter-
1       Kalbsfilet, ca. 800 g                  teig mit der Brätmasse bestreichen, dabei
1       Rosmarinzweig, fein gehackt            rundum einen Rand von ca. 3 cm frei lassen.
        Salz, Pfeffer                          Brätmasse mit Speck belegen. Kalbsfilet
2 EL    Bratbutter oder Bratcrème              darauflegen. Teig einschlagen, mit der Teig-
500 g 	rechteckig ausgewallter Blätterteig,   naht nach unten auf das vorbereitete Blech
        25 × 42 cm                             geben. Eigelb mit Rahm verrühren, Teig
150 g Specktranchen                            damit bestreichen.
1       Eigelb, verquirlt
1 EL    Vollrahm                               Backen
                                               In der Mitte des auf 180 ° C vorgeheizten
                                               Ofens 30 – 35 Minuten backen. Herausneh-
Dazu passt                                     men, vor dem Tranchieren 10 Minuten ruhen
Salat oder Saisongemüse.                       lassen.

                                               Tipp
Rezept von le menu Medienart AG                Filet im Teig mit Blätterteigresten garnieren.

24
GESCHICHTE –
WIE JONATHAN ZU
SEINEN BUNTEN                                                             Es erschrak, denn die
                                                                          Hände des kleinen
­SOCKEN KAM                                                              Engels waren eiskalt.
                                                                    Doch als es in Jonathans
                                                                 Augen schaute, beruhigte es
Der kleine Engel Jonathan stapfte mit nack-                sich sofort, denn es erkannte seinen
ten Füssen durch den Schnee. Ihm war kalt       Engel. Sorgfältig deckte Jonathan das Kind
und seine Füsschen schmerzten. Er hatte         zu und dann begann er zu singen, so, wie
sich verlaufen und fand den Weg zur Him-        er es von seinen Lehrmeistern gelernt hatte.
melsleiter nicht mehr. Nur einen kurzen         «Stille Nacht, Heilige Nacht» sang er.
Ausflug in den Wald hatte er machen wollen      ­«Alles schläft, einsam wacht, nur das traute
und dabei vergessen, sich die Richtung zu        ­hochheilige Paar, holder Knabe im lockigen
merken. Er hätte nach Hilfe rufen können,         Haar …» Jonathan verschluckte sich, er
aber das wollte er nicht. Bedeutete es doch       kicherte und dann lachte er frei heraus.
für ihn, dass er noch nicht die notwendige      Das Kind gluckste nun vor Vergnügen. Von
Reife besass, ein Schutzengel zu sein und       Schlaf war nicht die Rede.
das war sein allergrösster Wunsch. Helfen
wollte er, ein Menschenkind beschützen und      Knarrend öffnete sich in diesem Augenblick
immer für es da sein.                           die Tür. Eine Frau betrat die Hütte, sie trug ein
                                                Bündel Feuerholz auf dem Arm.
Jonathan war den Tränen nahe, als er plötz-
lich ein jämmerliches Weinen hörte. Er legte    «Marie, du bist ja so fröhlich», rief die Frau,
sein Köpfchen auf die Seite und lauschte.       legte das Feuerholz ab und trat an die Wiege.
Da, da war es wieder. Es musste ganz in der     Jonathan verhielt sich ganz still, doch auch
Nähe sein. Langsam ging er in die Richtung,     wenn er genau neben der Frau stand, so sah
aus der das Weinen kam. Er gelangte zu          sie ihn doch nicht. Das glaubte er jedenfalls.
einer Holzhütte, deren Fenster erleuchtet       «Ich wasche mir nur schnell die Hände und
waren. Aus dem Schornstein stieg eine dicke     dann nehme ich dich!», sagte die Frau zu
Rauchwolke in den Himmel. Vorsichtig            Marie. «Und wir bedanken uns bei deinem
­näherte sich Jonathan einem der Fenster.       Schutzengel, der so schön auf dich aufge-
 Er schaute in eine warme Stube, in der ein     passt hat. Zum Dank lege ich ihm ein Paar
 Feuer im Kamin prasselte. In einer hölzernen   Socken hin, denn draussen ist es kalt und
 Wiege lag ein Kind. Es strampelte mit den      etwas Anderes kann ich ihm nicht anbieten.»
 Beinen und weinte. Niemand kam, um das         Sie griff in einen grossen Korb, der mit Wolle
 Kind zu trösten. Wo war denn nur seine         gefüllt war und beförderte ein buntes Paar
 Mutter? Jonathan ging um die Hütte herum       Socken zutage. Das legte sie auf den Rand
 und suchte nach ihr, indem er in jedes         der Wiege, dann verliess sie das Zimmer.
 ­Fenster schaute. Aber da war niemand. Er
  musste eingreifen, jetzt!                     Jonathan zögerte noch, dann aber zog er
                                                die bunten Wollsocken an und machte sich
Mit klopfendem Herzen drückte er die schwe-     wieder auf den Weg. Nun würde er die
re Klinke der Tür hinunter und betrat die       Himmelsleiter sicher finden, denn er hatte
Hütte. Geschwind ging er auf die Wiege zu       ­bewiesen, dass er ein guter Schutzengel
und streichelte die Wangen des Kindes.           sein würde, für Marie!

                                                                                              25
ADVENT-RÄTSEL –
RÄTSEL RUND UM DIE ADVENTSZEIT

Kreuzen Sie jeweils die richtige Antwort an. Unter allen richtigen Antworten
verlosen wir eine Überraschung.

Wir wünschen Ihnen viel Glück.

1 	Wie viele Türchen hat ein                        31
    Adventskalender?                                 24
                                                     18

2.   In welcher Stadt wurde Jesus geboren?           Betlehem
                                                     Jerusalem
                                                     Istanbul

3.   Wie heissen die Heiligen drei Könige?           Tick, Trick und Track
                                                     Caspar, Melchior und Balthasar
                                                     Adam, Noah und Samuel

4. 	Was bringen die Heiligen drei Könige            Gold, Weihrauch und Myrrhe
     an die Krippe?                                  Hefe, Wasser und Mehl
                                                     Salbei, Lavendel und Dukaten

5.   Was wird an Weihnachten gefeiert?               die Auferstehung Jesus Christus
                                                     die Ankunft des Sterns von Betlehem
                                                     die Geburt Jesus Christus

6.	Was bedeutet das Wort «Advent» ?                 Ankunft
                                                     Fest
                                                     Lichterzeit

26
7.	Wie viele Adventssonntage gibt es in   Einen
    der Vorweihnachtszeit?                 Vier
                                           Zehn

8. 	An welchem Tag wird das Fest des      25. November
     heiligen Nikolaus gefeiert?           1. Dezember
                                           6. Dezember

9.	Wie heisst eine bekannte               Weihnachtsrose
    Weihnachtsblume?                       Weihnachtstulpe
                                           Weihnachtsstern

10. W
     elche Tiere standen im Stall der     Ochs und Esel
    Krippe des Jesuskindes?                Kuh und Kamel
                                           Hund und Katze

11. 	In welchem Land wünscht man          Spanien
      «Feliz Navidad»?                     Niederlande
                                           Frankreich

12.	Welches ist das bekannteste           Stille Nacht, heilige Nacht
     Weihnachtslied der Welt?              O du fröhliche
                                           O Tannenbaum

Abgabe am Empfang bis 31. Dezember 2020.
Verlosung Ende Januar 2021.

Vorname / Name

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IMPRESSUM – DANKSAGUNG
     Danke an alle, die mitgewirkt haben, eine so berührende und
     ­umfangreiche Advents-Hauszeitung zu realisieren.

     Copyright und Redaktion            Texte, Interview und Beiträge
     Zentrum Kohlfirst                  Andreas Palm, Marco Anders,
     Rütenenweg 6                       Sylvia Walter, Stephan Kristan,
     8245 Feuerthalen                   Manuela von Ow

     Tel. 052 647 11 11                 Design und Realisation
     Fax 052 647 13 13                  Querkraft Kommunikationsdesign
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     UID: CHE-150.631.692               Zentrum Kohlfirst

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