Was bedeutet Ökologisierung im Kontext der Agrarökologie? - DAF Tagung, 15. Oktober 2020 Alexander Wezel ISARA, Lyon, Frankreich
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Was bedeutet Ökologisierung im Kontext der Agrarökologie? DAF Tagung, 15. Oktober 2020 Alexander Wezel ISARA, Lyon, Frankreich
Gliederung der Präsentation • Einleitung • Historie und verschiedene Ansätze in der Agrarökologie • Agrarökologische Praktiken • Politik und Gesetze für agrarökologische Landwirtschaftssysteme • Politikempfehlungen • Schlussfolgerungen
Welche Landwirtschaft wollen (oder benötigen) wir? Und welche Praktiken in den landwirtschaftlichen Systemen?
Florida, USA Kalifornien, USA www.blog-materiel-agricole.fr Toskana, Italien Ardeche, Frankreich Allgäu, Deutschland
Insektenabnahme 2008-2017 - Im Grünland: Abnahme der Biomasse von 67%, Individuenzahl von 78% und Artenzahl von 34% - Artenverlust hauptsächlich im Grünland in Landschaften mit intensiverer Landwirtschaft – aber auch in Forsten und Schutzgebieten (Seibold et al. 2019)
Bedrohung der Boden-Biodiversität Intensive Bodenbearbeitung, Verlust von organischer Substanz, Boden-Verdichtung, Pestizide, Düngung (Joint Research Centre EU 2015)
Pestizide in Pflanzenprodukten (%) Deutschland • 52-55% der Produkte sind mit Pestiziden kontaminiert • In ca. 2% der Fälle, ist das Vorkommen von Pestiziden über dem legal erlaubten Grenzwerten 10 (European Food Safety Authority, 2017)
Was ist Agrarökologie? Was die Hauptelemente?
Alles dies Das Ziel: Nachhaltige Land- wirtschaft und Nahrungssysteme
Hauptelemente der Agrarökologie Agrarökologie Wissen. Disziplin Bewegung Praktiken Feldansatz Techniken Agrarökosystem Umwelt- Ländliche Landschaftsmanage- Ökologie bewegung Entwicklung ment-Praktiken Ökologie der Soziale/politische Nahrungs- Bewegungen für nachha. systeme Landwirtschaft; Politik (Wezel et al. 2009, Agronomy for Sustainable Development; updated in Wezel 2017, book: Agroecological practices for Sustainable Agriculture: Principles, Applications, and Making the Transition)
Kurze Historie der Agrarökolgie
Geschichte der Agrarökologie 1930 Wissenschaftliche Disziplin 1970 Bewegung Wissen. Praktiken Disziplin
Geschichte der Agrarökologie 97 Anzahl von Veröffentlichungen mit dem Wort “Agrarökologie” oder “agrarökologisch” im Titel oder Schlüsselwörter 80 Total n=696 70 60 Number of publications 50 40 30 1965, erstes Buch 20 “Agrarökologie” 10 0 2009 2010 2008 1928 1930 1932 1934 1936 1938 1940 1942 1944 1946 1948 1950 1952 1954 1956 1958 1960 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 1928 1950 Year 1980 1990 2000 (Wezel and Soldat 2009, International Journal of Agricultural Sustainability)
Agrarökologische Praktiken - Basierend auf Nutzung der Biodiversität
Anwendungsskala Agrarökologische Anbaupraktiken Integration von semi- natürlichen Landschaft Landschaftselementen (Feld, Farm, Landschafts- Skala Mischkulturanbau, Bodenbedeckung und Biologische Anbau- Untersaaten, diversifizier- Schädlingsbe- system te Kulturfolgen, kämpfung, Mischsortenanbau, Bio-Pestizide Agroforstsysteme Direktsaat in Organische Bedecktpflanzen, Düngung, Feld Verminderte Biologische Bodenbearbeitung Dünger (Wezel et al. 2014, Agronomy for Sustainable Development)
Mischkulturanbau Untersaat von Luzerne in Weizen in SO France Erbsen und Weizen Mischanbau in W Frankreich (Foto G. Corre-Hellou) Untersaat von Klee in Weizen in SO France (Foto F. Boissinot)
Sortenmischung Weizensorten-Mischung in Frankreich (Foto B. Rolland) Reissorten-Mischung in China
Von simpleren zu diversifizierten Fruchtfolgen Typische simplere Fruchtfolgen im konventionellen Getreideanbau in SO Frankreich Raps Rapeseed Non-irrigated 3 to 4 years Wheat Weizen crop rotation Sunflower Sonnenblumen Typische FruchtfogenNon-irrigated in biologischen Getreideanbau in SO Frankreich crop rotations Lucerne Luzerne Irrigated crop 4 to 6 years Maize Lucerne Luzerne rotation Weizen Wheat Wheat 12 to 14 years Mais Maize 2. Getreide 8 to 10 years Secondary cereal Soja Soybean (Gerste, Roggen) (barley, rye) Grass clover Weizen Wheat Grass-Klee (Wezel et al. 2014, publication for FAO )
Direktsaat in Bedeckerpflanzen (Photo J. Peigné, France) (Photo E. Silva, USA)
Bedeckerpflanzen Senf-Bedeckerpflanze http://www.ipm.ucdavis.edu/IPMPROJECT/ 2007/strategicplan.html Senf hilft auch in der Nematodenreduzierung in Boden (biologische Schädlingsbekämpfung)
Biologische Schädlingsbekämpfung Coccinellidae (ladybirds/ladybugs) Heteroptera Chrysopidae Syrphidae (bugs) (green lacewings) (hoverflies)
Innovationen von Landwirten in der Schädlingsbekämpfung Pupen von Schwebfliegen in der Mitte von einer Lauskolonie auf Mangold in SO Frankreich Landwirte produzieren ihre eigenen Nützlinge
Agroforstsysteme Walnuss – Weizen - System, Frankreich Oliven – Lupinien - System, Italien Walnuss - Luzerne - System, Italien Streuobstwiese, Deutschland
Ökonomische Aspekte
Economic performance of agroecology (van der Ploeg et al. 2019)
(Dia Alain Peeters)
Effekte der Anwendung von agrarökologischen Praktiken auf sozio-ökonomische Indikatoren Produktivität Arbeitskräfte Arbeitskräftebedarf Rentabilität Betrieb Ertrag Ergebnisse aus tropischen und subtropischen Ländern (D’Annolfo et al. 2017)
Politik und Gesetze für agrarökologische Landwirtschaftssysteme
(European Commission 2020)
(European Commission 2020)
(European Commission 2020)
Weitere Politikbeispiele • Agrarökologisches Projekt für Frankreich, 2012 Gesetz für Agrarökologie in 2014 http://agriculture.gouv.fr/sites/minagri/ • FAO und Agrarökologie Internationale Symposia 2014-2018 Scaling up agroecology
Politikempfehlungen - Committee for World Food Security Agroecological approaches and other innovations for sustainable agriculture and food systems that enhance food security and nutrition (2019)
Nahrungssysteme neu bewerten und diversifizierte fördern • Regierungen und Politik sollten bei Leistungsbewertung von Produktions- und Nahrungsmittelsystemen relevante Parameter berücksichtigen, inklusive Auswirkungen auf Umwelt und soziales Gefüge (z.B. ökologischer Fußabdruck). • Regeln und Vorschriften über den Einsatz von Chemikalien, die schädlich für Gesundheit und Umwelt sind bedürfen einer Überarbeitung.
Nahrungssysteme neu bewerten und diversifizierte fördern • Diversifizierte und resiliente Systeme fördern, z.B. Integration von Tierhaltung und Pflanzenzucht, Agroforst- systeme, die Biodiversität erhalten und natürliche Ressourcen schonen. • Subventionen, Fördergelder und andere Anreize dafür umlagern.
Mittel für Landwirte und Forschung aufstocken • Unterstützung und Entwicklung von lokalen und regionalen Märkten, Zentren und Infrastrukturen für die Verarbeitung und direkteren Vermarktung von frischen Produkten aus der Ernte agrar- ökologisch produzierender Kleinbauern und mittelgroßen Betrieben. • Mehr Mittel für agrarökologisch produzierende Landwirte und agrarökologische Forschung zur Verfügung stellt, da diese im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft bislang nur äußerst gering sind.
Schlussfolgerungen • Agrarökologische Ansätze und Praktiken ermöglichen stärker diversifizierte und resiliente Systeme • Viele agrarökologische Praktiken basieren auf der Nutzung der Biodiversität, und viele Landwirte nutzen diese auch schon in vielfältiger Weise • Ökonomische Verbesserungen für Landwirte sind nachweisbar • Es gibt verschiedene Politikansätze, um die Agrarökologie auf nationaler und internationaler Ebene stärker zu entwickeln und zu implementieren • Eine erhöhte Unterstützung für Landwirte und Forschung ist unabdingbar
Danke für Ihre Aufmerksamkeit Alexander Wezel ISARA, Lyon, Frankreich
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