Was für ein Jahr geht zu Ende! - Rückblick 2020 - Schloss Hagerhof

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Was für ein Jahr geht zu Ende! - Rückblick 2020 - Schloss Hagerhof
HOFBERICHT
Ausgabe 2/2020                                   Neues von Schloss Hagerhof                                           Jahrgang 32

Was für ein Jahr geht zu Ende!
Rückblick 2020
Zuerst eine zeitweilige Schließung, dann                                                   Nicht nur zu Weihnachten
alternierender Unterricht, nun der neue                                                    Feiern konnten wir mit Ihnen unseren
Alltag in Präsenz: Mit Daunenjacken                                                        60. Geburtstag ja leider nicht. Aber
und Masken sitzen wir gemeinsam in                                                         wir haben natürlich trotzdem etwas
den Klassen- und Kursräumen, einzelne                                                      für Sie vorbereitet! 1,2 kg schwer,
Schüler*innen fehlen immer mal wieder.                                                     256 Seiten stark - ein schön gestal-
Sie sind in Quarantäne.                                                                    teter Jubiläumsband. Er enthält neben
Trotzdem sind wir dankbar für diese Nor-                                                   der aktualisierten Chronik einen per-
malität. Schule ist momentan einer der                                                     sönlichen Rückblick der langjährigen
wenigen Orte zum gemeinsamen Aus-                                                          Schulleiterin und Montessori-Päda-
tausch „in Präsenz“; ein Ort, an dem wir                                                   gogin Dr. Gudula Meisterjahn-Knebel
zur selben Zeit am selben Ort zusammen                                                     „I had a dream“ und einen konkreten
arbeiten, lernen, leben können – auch         lebenswichtig und lebenspraktisch unum-      Einblick in die heutige Entwicklung
jenseits der Fixierung auf dieses eine        gänglich. Das moderne Leben ist kom-         aus der Feder unseres Schulleiters Dr.
Thema: die Corona-Pandemie.                   plex. Wir können kein Ingenieursstudium      Sven Neufert. Dazu gibt es neue Kapi-
Schule ist aber nicht nur als Ort der         absolvieren, bevor wir den Triebwerken       tel zur Entwicklung der Leistungs-
Gemeinschaft wichtig. Mehr als je zuvor       eines Flugzeugs vertrauen. Wir besteigen     sportförderung, der Basketballcamps
ging es dieses Jahr um Kritik, Zweifel und    das Flugzeug trotzdem. Auch wenn wir zu      und der Musik- und Musicalschule
Vertrauen.                                    83 Millionen Epidemiologen mutiert sind:     sowie viele schöne Fotos.
Wir wollen unsere Schüler*innen in kri-       Wer von uns wäre schon in der Lage, fun-     Der Hauptteil des farbig bebilderten
tischem Denken einüben, das sich nie auf      diert Stellung zu den neuen Impfstoffen      Buchs widmet sich der spannenden
andere verlassen darf: „Unmündigkeit ist      zu nehmen? Kritik und Prüfung gehen          Geschichte des ehemaligen Wein-
das Unvermögen, sich seines Verstandes        auch hier mit Vertrauen in den als Exper-    guts Hagerhof und seiner reizvollen
ohne Leitung eines anderen zu bedienen“,      ten ausgebildeten Mitmenschen einher.        Architektur. Besonderen Spaß haben
so formulierte es Kant in „Beantwortung       Wir sind Ihnen, den Eltern unserer           die Schüler*innen daran, die heutigen
der Frage: Was ist Aufklärung?“ (1784)        Schüler*innen, sehr dankbar, dass Sie        Räumlichkeiten mit den historischen
Zu dieser Kritikfähigkeit gehört das Erler-   uns stets kritisch konstruktiv – z. B. bei   Fotos zu vergleichen: „Das ist ja wirk-
nen von Methoden der Prüfung. Wie weiß        der Frage der Luftentkeimungsgeräte –        lich ein richtiges Schloss hier!“
ich, ob etwas richtig ist? Ob es Fake News    begleitet haben, uns dabei aber immer
im Internet, Quellen im Geschichtsunter-      auch von Neuem Ihr Vertrauen geschenkt       Dr. Isabel Maria Arends, Hagen
richt oder Phänomene in den Naturwis-         haben. Sie haben uns Ihre Kinder dieses      Blankerts und Martina Rohfleisch:
senschaften sind: Wir wollen als Schule       Jahr in einem noch umfassenderen Sinne       Schloss Hagerhof.
daran festhalten, dass es Fakten gibt und     anvertraut. Das wissen wir sehr zu schät-    Ein Streifzug durch
auch Interpretationen plausibel bleiben       zen.                                         Geschichte und
müssen. Also nicht: Anything goes. Der        Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie ein     Architektur.
Klimawandel ist menschengemacht. Das          frohes Weihnachtsfest und alles Gute für     19 Euro.
Infektionsschutzgesetz ist keine Neu-         ein neues Jahr 2021, in dem wir soziale      Erhältlich im
auflage des Ermächtigungsgesetzes von         Nähe hoffentlich wieder unbefangener         Schulsekretariat
1933.                                         genießen können!                             oder in der
Schwieriger noch als Kritik und Zweifel                            Ihr Dr. Sven Neufert    Schulbibliothek.
fällt uns Vertrauen. Vertrauen aber ist                                      Schulleiter

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Was für ein Jahr geht zu Ende! - Rückblick 2020 - Schloss Hagerhof
HOFBERICHT                                                                                     Ausgabe 2/2020 • Jahrgang 32

M O N T E S S O R I -P Ä D A G O G I K

Festakt zum Jubiläum: „Voll was los am Hagerhof“
                                              der Song stammt aus ihrer Feder. Der          beraten. Die ganzheitliche „kosmische
                                              Film „Voll was los am Hagerhof“ ist das       Erziehung“ lässt sich in der vielfältigen
                                              Ergebnis einer Projektwoche mit Anna-         Bildung für nachhaltige Entwicklung wie-
                                              Lu Masch, der Leiterin des kunstübergrei-     derfinden. Und der enorme Wert einer
                                              fenden Festivals „Bad Honnef tanzt!“,         „vorbereiteten Umgebung“ wird auch in
                                              den Video- und Soundkünstler*innen            der aktuellen Diskussion über Co-Wor-
                                              Lieve Vanderschaeve und Björn Jentsch         king-Spaces oder Lernlandschaften im
                                              und mit Kunstpädagogin Anke Noreike.          Sinne von Rosan Bosch, im „Design for
                                              Vision statt Rückblick – der zukunftswei-     Happiness“ und „Human Flourishing“
Es war ganz anders geplant: Ein großes,       sende Film der jungen Schülerinnen und        hervorgehoben.
fröhliches, buntes Fest sollte es werden,     Schüler gibt die Blickrichtung des gesam-
um die gemeinsame Zeit in den letzten         ten Festakts wieder. Geschäftsführer
60 Jahren zu feiern. Doch durch die           Michael Laufer fasst in einer Rückblende
Corona-Pandemie ließ sich lediglich           nur kurz die wechselvolle Geschichte des
ein Festakt mit 100 Gästen realisieren,       Gymnasiums und der Realschule Schloss
geprägt durch gehaltvollen inhaltlichen       Hagerhof zusammen, von der Gründung
Austausch zum Thema „Montessori-              des Gymnasiums Schloss Hagerhof als
Pädagogik der Zukunft“.                       Landschulheim 1960 („Hagerhof 1.0“)
„Digitale Zeiten können Zukunft leiten,       über die langjährige Entwicklung als
Kreatives    konzeptionell.      Wahrneh-     „Erfahrungsschule des sozialen Lebens“
mungen weiten, Sinn von allen Seiten,         unter der Leitung der Montessori-Exper-       Generell beobachtet Prof. Olaf-Axel
Unterricht mal sensationell. Vernetzt auf     tin Dr. Gudula Meisterjahn-Knebel seit        Burow gerade in der wachsenden Bedeu-
allen Ebenen wollen wir uns begegnen,         1996 („Hagerhof 2.0“) bis zur Übergabe        tung von Digitalisierung eine Renais-
grenzenlos und brandaktuell. Digitale         der Leitung des Gymnasiums und des            sance des Analogen und zitiert den
Medien helfen uns verstehen,100.000           angebundenen Realschulzweigs an Dr.           Alibaba-Gründer Jack Ma: „Alles, was wir
Gigabyte – schnell …“                         Sven Neufert 2018.                            unseren Kindern beibringen, muss sich
Munterer Sprechgesang tönt aus den            Dieser überzeugt mit seiner Idee              von dem unterscheiden, was Maschinen
Boxen, auf der Leinwand läuft ein             von „Hagerhof 3.0“ und lädt alle              können“ – Werte und Überzeugungen,
actionreicher Film, ein Fantasy-Hybrid,       Mitarbeiter*innen zu einer „Zukunftswerk-     unabhängiges Denken und die Sorge für
halb animiert, halb real, in der Haupt-       statt“ mit dem Pädagogen und Zukunfts-        andere, Sport, Kunst, Musik … So erfährt
rolle die Fünftklässler*innen in ihrer        forscher Prof. Olaf-Axel Burow ein. Auch      die Montessori-Pädagogik just zum 150.
Schule auf Schloss Hagerhof. Ganz klar,       beim Festakt weiß der führende Schulent-      Geburtstag ihrer Gründerin eine bemer-
ihre Vorstellung von Schule ist digital.      wickler Burow die Zuhörer*innen mit seiner    kenswerte Neubelebung.
Aber Song und Video zeigen auch andere        Vision zu begeistern. In seinem Vortrag       Und was sagen die Schüler*innen zu
Seiten: „Schule ganz natürlich, wald-         „Bildung 2030: Mit Montessori die Schule      ihrem Lebensalltag am Schloss Hagerhof?
nah und gemütlich, weil Natur das Herz        der Zukunft gestalten?“ filtert er heraus,    Schülersprecher und Abiturient Hilmar
von uns ist. Ökologisch denken und die        welche Aspekte der Montessori-Pädago-         Kätelhut fasst zusammen, was ihm in
Zukunft lenken, ohne dass man andere          gik in einer Welt des veränderten Lehrens     der Phase des coronabedingten Home-
disst.“ Unsere Jüngsten haben den Film        und Lernens zukunftsweisend sind. Die         Schoolings im Frühjahr 2020 aufgefallen
selbst erdacht, gespielt, getanzt, gezeich-   Selbsttätigkeit des Kindes, Übungen der       ist: „Schule ist auch ein Raum für Begeg-
net, gedreht, programmiert – und auch         Stille, die Bedeutung des kindlichen Spiels   nungen – mit Freunden, Mitschülern und
                                              – all dies ist in der zukunftsgerichteten     Lehrern. Und das Wichtigste, was Schüler
                                              Pädagogik topaktuell. Weitere Konzepte        speziell am Hagerhof lernen, ist Verant-
                                              von Maria Montessori erfahren gerade          wortung für die Gesellschaft zu tragen.“
                                              durch die fortschreitende Digitalisierung                            Martina Rohfleisch
                                              einen Bedeutungsaufschwung. Dazu
                                              gehört die zunehmend „passive Rolle                  Den Projektfilm „Voll was los am
                                              der Lehrer*innen“, die ihre Schüler*innen              Hagerhof“ sehen Sie auf Vimeo
                                              beobachten, anregen, unterstützen und         (veröffentlicht von „Bad Honnef tanzt!“)

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Was für ein Jahr geht zu Ende! - Rückblick 2020 - Schloss Hagerhof
HOFBERICHT                                                                                       Ausgabe 2/2020 • Jahrgang 32

SOCIAL SERVICES - SCHÜLERBEITRAG

Mit 16 Jahren als Lehrer in Ghana
Mindestens 100 Stunden ehrenamtlich          begab mich auf die kleine Terrasse des
arbeiten in der persönlichen Freizeit -      Hauses, umringt von Palmen. Am frühen
dieser Aufgabe müssen sich alle unserer      Mittag gingen wir auf den alltäglichen
Oberstufenschüler*innen stellen. Abitu-      großen Markt und lernten die anderen
rient Felix Geiser suchte und fand dabei     Freiwilligen kennen. Verständigungsspra-
eine ganz besondere Herausforderung.         che war Englisch, es gab jedoch auch
Zu Beginn der Oberstufe kam mir die Idee:    einige deutsche ‚Volunteers‘. Alle waren
Wieso nicht eine Auslandserfahrung, von      älter als ich, die meisten zwischen 19 und
der ich sowieso geträumt hatte, mit einem    21, doch ich wurde unglaublich freundlich
sozialen Engagement verbinden und so         aufgenommen; solch eine Offenheit und
noch nebenbei Stunden für die Social Ser-    Gruppendynamik hatte ich bisher selten        gerichtet, aber dafür
vices an unserer Schule sammeln?             erlebt. Abends saß man zusammen und           insgesamt toll und für alle Seiten doch
Ich suchte nach einer Organisation mit für   unterhielt sich oder spielte etwas, dann      sehr lehrreich war. In der Schule trainierte
mich interessanten Projekten und dann        gingen alle früh schlafen. Der nächste        ich außerdem das Fußball- und Volleyball-
stand es auf einmal fest: In den Herbst-     Tag war ein Montag, mein „erster Schul-       team und baute mit einer anderen Freiwil-
ferien würde ich für zwei Wochen nach        tag“. Mit etwa 25 Schüler*innen und           ligen aus Trinktüten, welche dort normal
Ghana fliegen, um dort in einer Schule zu    Lehrer*innen in einem etws herunterge-        zum Trinken genutzt werden, Netze für
unterrichten. Die Vorbereitungen mussten     kommenen VW-Bus ging es zur Schule,           die beiden Tore auf dem „Fußballacker“
getroffen werden: Impfungen gegen Gelb-      etwa 20 Minuten außerhalb der Stadt in        der Schule.
fieber, Tuberkulose u. a., Tabletten gegen   der Nähe der Slums. Der Unterricht star-      An den Nachmittagen betreute ich Kinder,
Malaria besorgen, und dann war es auf        tete um 8:30 Uhr mit einem gemeinsamen        unternahm etwas mit ihnen oder ging mit
einmal soweit: Über Lissabon flog ich nach   Gottesdienst, bei dem gesungen, getrom-       meinen deutschen Mitbewohner*innen
Accra. Als ich gegen 22 Uhr Ortszeit dort    melt und getanzt wurde, dann ging es in       auf den Markt oder in die Stadt. Am
ankam, war es in vieler Hinsicht überwäl-    die Klassenräume. An der Schule wurden        Wochenende fuhren wir in Gruppen aus
tigend für mich. Schwüle 25 Grad, überall    Schüler*innen im Alter zwischen 2 und 16      Freiwilligen mit dem Bus in andere Städte
Menschen. Am Ausgang des Flughafens          Jahren unterrichtet, die Spannweite lag       oder einmal auch ans Meer.
wartete Williams, meine Kontaktperson,       also zwischen Kindergarten und höherer        Nach diesen unglaublichen zwei Wochen
bereits auf mich. In seinem Van fuhren wir   Schule. Ich unterrichtete in einer siebten    kam ich, von Eindrücken immer noch über-
dreieinhalb Stunden durch die Nacht.         Klasse fünf Tage die Woche Mathematik,        flutet, zurück nach Hause. Ich lernte auf
Erst am nächsten Morgen konnte ich alles     Naturwissenschaft, Sport, Geschichte und      einmal Dinge zu schätzen, die ich zuvor
so richtig realisieren. Ich stand um 7 Uhr   Englisch. Nach einer anfänglichen Einge-      für selbstverständlich gehalten hatte, so z.
auf (durch den frühen Nachteinbruch und      wöhnungszeit fiel mir das Unterrichten        B. fließendes Wasser, eine warme Dusche
die Temperatur geht man dort fast auto-      immer leichter, die Schüler*innen waren       oder immer essen zu können, wenn man es
matisch jeden Abend gegen 21 Uhr ins         unglaublich nett und lebensfroh, sodass       möchte. Diese Eindrücke sind nachhaltig
Bett und steht um 7 Uhr wieder auf) und      der Unterricht vielleicht nicht immer ziel-   und haben mich und meine Sicht auf die
                                                                                           Welt wahrscheinlich für immer ein kleines
                                                                                           bisschen verändert. Deswegen kann ich
                                                                                           nur jedem ans Herzen legen: Reise, entde-
                                                                                           cke die Welt (wenn es sein muss, auch mit
                                                                                           dem Flugzeug, jedoch sollte man den Flug
                                                                                           am besten über Atmosfair ausgleichen)
                                                                                           und schaffe dir selbst und allen Men-
                                                                                           schen um dich ein Bewusstsein für unsere
                                                                                           unglaubliche, diverse Welt, die es für uns
                                                                                           alle zu schützen gilt, sei es nun durch eine
                                                                                           nachhaltige Klima- oder Entwicklungspo-
                                                                                           litik. Be the change you want to see in the
                                                                                           world – es liegt an uns allen.
                                                                                                       Felix Geiser, Jahrgangsstufe 12

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NACHHALTIGKEIT

#beebetter: Platz 1 für den Bienenschutz
                                                                                              mit Feuereifer geerntet und in schweißtrei-
                                                                                              bender Handarbeit zu köstlichem Saft, zu
                                                                                              Apfelmus und -kuchen verarbeitet.
                                                                                              Um weitere geeignete Lebensräume für
                                                                                              Wildbienen und Insekten zurückzugewin-
                                                                                              nen und neu zu schaffen, entstand im
                                                                                              vergangenen Jahr schulform- und klas-
                                                                                              senübergreifend eine Wildblumenwiese am
                                                                                              Wasserhochbehälter der Bad Honnef AG,
                                                                                              die mit heimischen Stauden wie Malven,
                                                                                              Schafgarbe und Knautien ein Paradies
                                                                                              nicht nur für die kleinen Brummer, son-
                                                                                              dern auch für allerlei anderes Getier ist. Ein
                                                                                              großes Bienenhotel und weitere Nisthilfen,
                                                                                              die den passenden Lebensraum bieten,
                                                                                              sind mit viel Fleiß gestaltet worden. Zur-
Unter 200 Teilnehmer*innen den ersten          gemacht hat, einen großen Beitrag gegen        zeit entsteht als Gemeinschaftsprojekt des
Platz erreicht – voller Stolz nahmen die       das Bienensterben zu leisten. Neben der        Netzwerks „Bad Honnef lernt Nachhaltig-
Schüler*innen     der    Ganztags„fächer“      Kategorie „Jugend & Bildung“ wurden            keit“ ein Bienenweg mit insgesamt zwölf
„Umwelt“ und „Garten“ den #beebetter-          Preise in vier weiteren Kategorien an Insti-   Stationen, von denen bereits die Hälfte
Award entgegen. Aufgrund der aktuellen         tutionen und private Initiativen vergeben.     fertig ist. Der Pfad informiert mit Lehrta-
Situation konnte nicht die geplante Preis-     Angefangen haben die Schüler*innen von         feln über den Lebensraum der Umgebung.
verleihung durch die Landwirtschaftsmi-        Schloss Hagerhof unter der Leitung von                          (Text: Claudia Hennerkes,
nisterin Julia Klöckner in Baden-Baden         Dr. Dirk Krämer mit der Anpflanzung von                            Foto: Dr. Dirk Krämer)   +
stattfinden. Stattdessen wurde der Pokal       Streuobst auf den schuleigenen Wiesen.         Die Initiative ‚beebetter“ hat zur Preisver-
nebst Urkunde mit der Post verschickt, was     Ziel war es, schulform- und klassenüber-       leihung einen Film auf Schloss Hagerhof
der Freude allerdings keinen Abbruch tat.      greifend ein ökologisch wertvolles Areal       gedreht, den Sie auf der Seite des #bee-
#beebetter ist eine bundesweite Initiative     zu schaffen, das ganz nebenbei auch noch       better-Awards oder über unsere Website
vom Verlag Burda, die es sich zur Aufgabe      verwertbare Äpfel abwirft. Diese werden                          www.hagerhof.de finden.

ARTENSCHUTZ

Spannender Aktionstag im Mucherwiesental
Einen ganzen Tag lang durften                  ders cool war, dass wir unseren eigenen
Schüler*innen der 7. Klasse in praktischer     Apfelsaft gepresst haben. Zusätzlich haben
Arbeit die besondere Bedeutung einer           wir ein Bienenhotel gebaut: Hierfür haben
Streuobstwiese kennenlernen. Mit drei          wir aus Holz einen Kasten gebaut, ihn mit
Umweltpädagog*innen der Biologischen           Lehm in Dosen gefüllt. In den getrockneten
Station im Rhein-Sieg-Kreis waren die          Lehm haben wir mit Stöcken Löcher hinein-
Jungen und Mädchen im Bad Honnefer             gestochen, so dass die Bienen dort ihre Eier
Mucherwiesental aktiv. Hier ihr Bericht:       ausbrüten können. Während des Baum-
Unser Streuobstwiesentag fing mit einer        pflanzens haben wir vieles über den Schutz
Wanderung an. Wir sind fast eine Stunde        der Bäume in der freien Natur gelernt und
zur Obstwiese gelaufen. Das war doch ganz      dass man z. B. einen Draht mit drei Bret-
schön anstrengend! Der Streuobstwiesentag      tern um den Baum macht, damit die wilden
vor Ort war super! Wir haben so viel erlebt.   Tiere nicht die Rinde der Bäume fressen. Wir
Wir haben einen Baum eingepflanzt, wir         haben am Streuobstwiesentag viel gelernt.
durften selbst Äpfel pflücken und beson-       (Emily Solzbacher und Paul Römer, Kl. 7a)

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Was für ein Jahr geht zu Ende! - Rückblick 2020 - Schloss Hagerhof
HOFBERICHT                                                                                        Ausgabe 2/2020 • Jahrgang 32

DEMOKRATIE - SCHÜLERBEITRAG

9. November: Bewusstsein statt Erinnerung?
Eine kleine Menschenmenge in einer            machen. Auch die Reichspogromnacht           Gespräche gefestigt werden. Die Schule
Seitenstraße Bad Honnefs, darunter            ist eines dieser schrecklichen Ereignisse:   eignet sich hierfür natürlich perfekt.
Schüler*innen des LK Geschichte: So           In der Nacht vom 9. auf den 10. Novem-       Doch die Reaktion vieler Schülerinnen
gedachten wir jahrelang am Standort der       ber 1938 wurden nach einem Aufruf der        und Schüler zeigte den Bedarf an dieser
alten Synagoge eines unfassbaren Unheils.     Nationalsozialisten in ganz Deutsch-         aktiven Auseinandersetzung vielleicht
In diesem Jahr fiel die Veranstaltung aus.    land und Österreich tausende jüdische        auch über die Schule hinaus: Während
Doch es gab eine spontane Aktion.             Geschäfte verwüstet, Synagogen und           einige Schüler*innen einfach an dem Tisch
                                              Betstuben niedergebrannt und jüdische        vorbeigingen, blieben andere verwundert
Was ist eigentlich Erinnerung? Wenn           Friedhöfe geschändet. Mehrere hundert        stehen, konnten sich aber keinen Reim
ich mich an etwas erinnere, behalte ich       Juden wurden gewaltsam ermordet, min-        darauf machen. Andere identifizierten die
es in meinem Gedächtnis, aber habe ich        destens 300 nahmen sich das Leben. Die       Kommode als Gedenkstätte, brachten das
auch daraus gelernt? Gerade das Dritte        Pogrome markieren den Übergang von           Ganze aber – wohl wegen der üblichen
Reich stellt einen der Hauptaspekte der       der Diskriminierung der deutschen Juden      amerikanischen Schreibweise des Datums
jüngeren Geschichte unseres Landes            ab 1933 hin zu ihrer systematischen Ver-     – mit 9/11 in Verbindung und konfron-
dar. Viele Denkmäler erinnern an diese        treibung und später Vernichtung. Das         tierten die Lehrkräfte damit.
dunkle Zeit Deutschlands und heute, 75                                                     Man sieht also, ein Interesse an der Aus-
Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges,                                                   einandersetzung ist teils vorhanden, zur
verlieren wir langsam immer mehr Zeit-                                                     Bewusstseinsbildung fehlen jedoch noch
zeugen an den altersbedingten Tod. Die                                                     weitere Grundlagen: Vielleicht eine Auf-
Frage ist, was bleibt, wenn sich eines                                                     gabe des Geschichtsunterrichtes und der
Tages niemand mehr an diese Zeit erin-                                                     Eltern?
nert oder davon erzählen und berichten
kann. Lässt sich Erinnerung, die immer                                                     Menschen,
weit von einem selbst entfernt ist, wirk-                                                  deren Herzen von Hass zerfressen sind,
lich durch Rituale und Denkmäler auf-                                                      jagen brandschatzend durch die Gassen,
rechterhalten?                                                                             durch kranken Fanatismus blind,
Der bekannte Gesellschaftswissenschaftler                                                  ziehen sie mit sich die mordenden Massen.
Jan Philipp Reemtsma schreibt in einem
Magazin zum Nutzen von Gedenkstätten,                                                      Zu wenige stehen dagegen auf,
dass bei diesen die Erinnerung allein nicht                                                zu wenige haben und fassen ein Herz.
im Mittelpunkt stehe. „Es geht nicht um                                                    Das Reichspogrom nimmt seinen Lauf
Erinnerung, es geht um das Bewusstsein        Erschreckende an den Pogromen ist unter      und bringt den Menschen Tod und Schmerz.
einer Gefährdung, von der man weiß, seit      anderem, dass viele Gewalttaten nicht
man von ihr weiß. (…) Und es geht um          von den Nationalsozialisten selbst, son-     Kristallglas springt, es klirren Scherben –
etwas, das ich eine bis in anthropolo-        dern von normalen deutschen Bürgern          ein Terror ohne seinesgleichen.
gische Substanz gehende Scham nennen          ausgeübt wurden. Die Menschen waren          Bis heute fühlt man tiefe Kerben,
möchte. Eine Scham, die, abgelöst von         vom Hass erblindet und verfielen teils in    die auch noch in die Zukunft reichen.
der Schuldfrage, jeden ergreift, der sich     Gewalt- oder Blutrausch.
ergreifen lässt.“                             Vor einigen Wochen, am 9. November           Auch wenn sich nun die Menschen spalten,
Laut Reemtsma stellen Mahnmäler und           2020, stellte Dr. Dirk Krämer zum Geden-     zumindest weckt es gerad den Schein,
Gedenkstätten aus dem Dritten Reich die       ken einen kleinen Tisch mit Glasscherben,    die Erinnerung zu halten –
Fragilität unserer Gesellschaft zur Schau     einer Rose und einer brennenden Kerze        das muss unser Auftrag sein.
und weisen so zur Vorsicht an. Jedem          in das Treppenhaus unserer Schule. Denn
Menschen solle und müsse bewusst sein,        – wie Reemtsma schon sagte – Erinne-         Denn gerade Halle sollt uns lehren,
wie schnell sich ein gesellschaftliches       rungen dürfen sich nicht in konstanten       dass eine Tür nicht ewig hält.
System hin zu einem System des Terrors        Ritualen verlieren, sondern müssen durch     Wir müssen laut sein, wir müssen uns wehren,
umwandeln lasse und dass es unser aller       die aktive Konfrontation, gerade bei der     sobald Faschismus die Gesellschaft befällt.
Aufgabe ist, dies für den Rest der Mensch-    jüngeren Generation, bewusst gemacht
heitsgeschichte nie wieder möglich zu         und durch Auseinandersetzung und                                               Felix Geiser

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Was für ein Jahr geht zu Ende! - Rückblick 2020 - Schloss Hagerhof
HOFBERICHT                                                                                                  Ausgabe 2/2020 • Jahrgang 32

HIGHLIGHTS   DES ERSTEN   HALBJAHRES

In aller Kürze ...
                                       Frische Musik auf die Ohren!
                                       Begeistert lauschen hundert Gäste des
                                       Festakts Debussys verzaubernden Gradus
                                       ad Parnassum mit Audrey Kimbimbi (Kla-
                                       vier), dem temperamentvollen Czárdás mit
                                       Isabel Anhäuser (Violine) und Gerhard
                                       Preuten (Klavier) sowie den mitreißenden
                                       Musical-Einlagen von Rebecca Achen-
                                       bach, Joseline Albayrak und Petra Frisch.

                                       Ein Bett im Herbstwald                                     Dankeschön für 225 Dienstjahre!
                                       „Waldbaden“ tut Körper und Seele                           Wir gratulieren ganz herzlich unseren
                                       gut! Das meinen auch die Fünft- und                        Dienstjubilar*innen David Berghoff, Eva-
                                       Sechstklässler*innen, die in der Wald-AG                   Maria Harbecke, Galina Henz, Christine
                                       mit Astrid Nieswand in freier Natur immer                  Labuhn, Martin Lehnert (alle: 10 Jahre);
                                       wieder Neues entdecken und ausprobieren:                   Vera Auer (20 Jahre); Michael Wellner
                                       Tipis bauen, über Baumstämme balancie-                     (25 Jahre); Barbara Lukas, Katrin
                                       rend den Mutprobenweg bewältigen, Tier-                    Nerger-Wirthgen, Peter Stehr (30 Jahre)
                                       spuren lesen, ein Reh erspähen ...                         und Marica Sieg (40 Jahre)!

                                       Schreib für Freiheit - Briefmarathon                       Gefragt: Höhlenkompetenz 2021?
                                       „Hier sind Unschuldige im Gefängnis. Das                   Wie haben in grauer Vorzeit die Men-
                                       ist so ungerecht!“ Hagerhof-Schüler*innen                  schen lange Rückzugsphasen während
                                       nehmen am Briefmarathon von Amnesty                        einer Naturkatastrophe überstanden? For-
                                       international zum Tag der Menschenrechte                   scher meinen: Kreativität führt zu innerem
                                       am 10. Dezember teil, denn: „Tausende                      Wachstum und hilft, eine enge Behau-
                                       Nachrichten, die von den Regierenden die                   sung zumindest im Geiste zu verlassen.
                                       Einhaltung der Menschenrechte fordern,                     Na dann, frohes Schaffen! Dazu digitale
                                       lassen sich nicht ignorieren!“                             Kunst von Julian Darenberg (Klasse 6a).

                                       Einmal kraulen, bitte!
                                       Ein Hoch auf unsere Schüler*innen! In
                                       Masken und Jacken, Mützen und Decken
                                       gehüllt, machen sie es sich auch beim Lüften
                                       gemütlich und bemühen sich um den nötigen
                                       Sicherheitsabstand. Da ist die Freude groß,
                                       wenn sie einmal Schlosshund Charlie aus-
                                       giebig streicheln dürfen. Wer freut sich wohl
                                       mehr über die Kuscheleinheiten?

                                       IMPRESSUM

                                       HERAUSGEBER: Schloss Hagerhof GmbH & Co. KG (V.i.S.d.P),   REDAKTION: Martina Rohfleisch; Felix Geiser, Claudia Hennerkes.
                                       Menzenberg 13, 53604 Bad Honnef, Tel.: 02224 / 93 25 0     FOTOS: Dr. Dirk Krämer, Martin Lehnert, Christian Straßburger,
                                       E-Mail: info@hagerhof.de, www.hagerhof.de                  Magnus Tenzer, Lieve Vanderschaeve.
                                                                                                  DRUCK: Medienhaus Plump GmbH, www.plump.de
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