Was für ein Jahr geht zu Ende! - Rückblick 2020 - Schloss Hagerhof
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HOFBERICHT Ausgabe 2/2020 Neues von Schloss Hagerhof Jahrgang 32 Was für ein Jahr geht zu Ende! Rückblick 2020 Zuerst eine zeitweilige Schließung, dann Nicht nur zu Weihnachten alternierender Unterricht, nun der neue Feiern konnten wir mit Ihnen unseren Alltag in Präsenz: Mit Daunenjacken 60. Geburtstag ja leider nicht. Aber und Masken sitzen wir gemeinsam in wir haben natürlich trotzdem etwas den Klassen- und Kursräumen, einzelne für Sie vorbereitet! 1,2 kg schwer, Schüler*innen fehlen immer mal wieder. 256 Seiten stark - ein schön gestal- Sie sind in Quarantäne. teter Jubiläumsband. Er enthält neben Trotzdem sind wir dankbar für diese Nor- der aktualisierten Chronik einen per- malität. Schule ist momentan einer der sönlichen Rückblick der langjährigen wenigen Orte zum gemeinsamen Aus- Schulleiterin und Montessori-Päda- tausch „in Präsenz“; ein Ort, an dem wir gogin Dr. Gudula Meisterjahn-Knebel zur selben Zeit am selben Ort zusammen „I had a dream“ und einen konkreten arbeiten, lernen, leben können – auch lebenswichtig und lebenspraktisch unum- Einblick in die heutige Entwicklung jenseits der Fixierung auf dieses eine gänglich. Das moderne Leben ist kom- aus der Feder unseres Schulleiters Dr. Thema: die Corona-Pandemie. plex. Wir können kein Ingenieursstudium Sven Neufert. Dazu gibt es neue Kapi- Schule ist aber nicht nur als Ort der absolvieren, bevor wir den Triebwerken tel zur Entwicklung der Leistungs- Gemeinschaft wichtig. Mehr als je zuvor eines Flugzeugs vertrauen. Wir besteigen sportförderung, der Basketballcamps ging es dieses Jahr um Kritik, Zweifel und das Flugzeug trotzdem. Auch wenn wir zu und der Musik- und Musicalschule Vertrauen. 83 Millionen Epidemiologen mutiert sind: sowie viele schöne Fotos. Wir wollen unsere Schüler*innen in kri- Wer von uns wäre schon in der Lage, fun- Der Hauptteil des farbig bebilderten tischem Denken einüben, das sich nie auf diert Stellung zu den neuen Impfstoffen Buchs widmet sich der spannenden andere verlassen darf: „Unmündigkeit ist zu nehmen? Kritik und Prüfung gehen Geschichte des ehemaligen Wein- das Unvermögen, sich seines Verstandes auch hier mit Vertrauen in den als Exper- guts Hagerhof und seiner reizvollen ohne Leitung eines anderen zu bedienen“, ten ausgebildeten Mitmenschen einher. Architektur. Besonderen Spaß haben so formulierte es Kant in „Beantwortung Wir sind Ihnen, den Eltern unserer die Schüler*innen daran, die heutigen der Frage: Was ist Aufklärung?“ (1784) Schüler*innen, sehr dankbar, dass Sie Räumlichkeiten mit den historischen Zu dieser Kritikfähigkeit gehört das Erler- uns stets kritisch konstruktiv – z. B. bei Fotos zu vergleichen: „Das ist ja wirk- nen von Methoden der Prüfung. Wie weiß der Frage der Luftentkeimungsgeräte – lich ein richtiges Schloss hier!“ ich, ob etwas richtig ist? Ob es Fake News begleitet haben, uns dabei aber immer im Internet, Quellen im Geschichtsunter- auch von Neuem Ihr Vertrauen geschenkt Dr. Isabel Maria Arends, Hagen richt oder Phänomene in den Naturwis- haben. Sie haben uns Ihre Kinder dieses Blankerts und Martina Rohfleisch: senschaften sind: Wir wollen als Schule Jahr in einem noch umfassenderen Sinne Schloss Hagerhof. daran festhalten, dass es Fakten gibt und anvertraut. Das wissen wir sehr zu schät- Ein Streifzug durch auch Interpretationen plausibel bleiben zen. Geschichte und müssen. Also nicht: Anything goes. Der Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie ein Architektur. Klimawandel ist menschengemacht. Das frohes Weihnachtsfest und alles Gute für 19 Euro. Infektionsschutzgesetz ist keine Neu- ein neues Jahr 2021, in dem wir soziale Erhältlich im auflage des Ermächtigungsgesetzes von Nähe hoffentlich wieder unbefangener Schulsekretariat 1933. genießen können! oder in der Schwieriger noch als Kritik und Zweifel Ihr Dr. Sven Neufert Schulbibliothek. fällt uns Vertrauen. Vertrauen aber ist Schulleiter Seite 1 | NEUES VON SCHLOSS HAGERHOF
HOFBERICHT Ausgabe 2/2020 • Jahrgang 32 M O N T E S S O R I -P Ä D A G O G I K Festakt zum Jubiläum: „Voll was los am Hagerhof“ der Song stammt aus ihrer Feder. Der beraten. Die ganzheitliche „kosmische Film „Voll was los am Hagerhof“ ist das Erziehung“ lässt sich in der vielfältigen Ergebnis einer Projektwoche mit Anna- Bildung für nachhaltige Entwicklung wie- Lu Masch, der Leiterin des kunstübergrei- derfinden. Und der enorme Wert einer fenden Festivals „Bad Honnef tanzt!“, „vorbereiteten Umgebung“ wird auch in den Video- und Soundkünstler*innen der aktuellen Diskussion über Co-Wor- Lieve Vanderschaeve und Björn Jentsch king-Spaces oder Lernlandschaften im und mit Kunstpädagogin Anke Noreike. Sinne von Rosan Bosch, im „Design for Vision statt Rückblick – der zukunftswei- Happiness“ und „Human Flourishing“ Es war ganz anders geplant: Ein großes, sende Film der jungen Schülerinnen und hervorgehoben. fröhliches, buntes Fest sollte es werden, Schüler gibt die Blickrichtung des gesam- um die gemeinsame Zeit in den letzten ten Festakts wieder. Geschäftsführer 60 Jahren zu feiern. Doch durch die Michael Laufer fasst in einer Rückblende Corona-Pandemie ließ sich lediglich nur kurz die wechselvolle Geschichte des ein Festakt mit 100 Gästen realisieren, Gymnasiums und der Realschule Schloss geprägt durch gehaltvollen inhaltlichen Hagerhof zusammen, von der Gründung Austausch zum Thema „Montessori- des Gymnasiums Schloss Hagerhof als Pädagogik der Zukunft“. Landschulheim 1960 („Hagerhof 1.0“) „Digitale Zeiten können Zukunft leiten, über die langjährige Entwicklung als Kreatives konzeptionell. Wahrneh- „Erfahrungsschule des sozialen Lebens“ mungen weiten, Sinn von allen Seiten, unter der Leitung der Montessori-Exper- Generell beobachtet Prof. Olaf-Axel Unterricht mal sensationell. Vernetzt auf tin Dr. Gudula Meisterjahn-Knebel seit Burow gerade in der wachsenden Bedeu- allen Ebenen wollen wir uns begegnen, 1996 („Hagerhof 2.0“) bis zur Übergabe tung von Digitalisierung eine Renais- grenzenlos und brandaktuell. Digitale der Leitung des Gymnasiums und des sance des Analogen und zitiert den Medien helfen uns verstehen,100.000 angebundenen Realschulzweigs an Dr. Alibaba-Gründer Jack Ma: „Alles, was wir Gigabyte – schnell …“ Sven Neufert 2018. unseren Kindern beibringen, muss sich Munterer Sprechgesang tönt aus den Dieser überzeugt mit seiner Idee von dem unterscheiden, was Maschinen Boxen, auf der Leinwand läuft ein von „Hagerhof 3.0“ und lädt alle können“ – Werte und Überzeugungen, actionreicher Film, ein Fantasy-Hybrid, Mitarbeiter*innen zu einer „Zukunftswerk- unabhängiges Denken und die Sorge für halb animiert, halb real, in der Haupt- statt“ mit dem Pädagogen und Zukunfts- andere, Sport, Kunst, Musik … So erfährt rolle die Fünftklässler*innen in ihrer forscher Prof. Olaf-Axel Burow ein. Auch die Montessori-Pädagogik just zum 150. Schule auf Schloss Hagerhof. Ganz klar, beim Festakt weiß der führende Schulent- Geburtstag ihrer Gründerin eine bemer- ihre Vorstellung von Schule ist digital. wickler Burow die Zuhörer*innen mit seiner kenswerte Neubelebung. Aber Song und Video zeigen auch andere Vision zu begeistern. In seinem Vortrag Und was sagen die Schüler*innen zu Seiten: „Schule ganz natürlich, wald- „Bildung 2030: Mit Montessori die Schule ihrem Lebensalltag am Schloss Hagerhof? nah und gemütlich, weil Natur das Herz der Zukunft gestalten?“ filtert er heraus, Schülersprecher und Abiturient Hilmar von uns ist. Ökologisch denken und die welche Aspekte der Montessori-Pädago- Kätelhut fasst zusammen, was ihm in Zukunft lenken, ohne dass man andere gik in einer Welt des veränderten Lehrens der Phase des coronabedingten Home- disst.“ Unsere Jüngsten haben den Film und Lernens zukunftsweisend sind. Die Schoolings im Frühjahr 2020 aufgefallen selbst erdacht, gespielt, getanzt, gezeich- Selbsttätigkeit des Kindes, Übungen der ist: „Schule ist auch ein Raum für Begeg- net, gedreht, programmiert – und auch Stille, die Bedeutung des kindlichen Spiels nungen – mit Freunden, Mitschülern und – all dies ist in der zukunftsgerichteten Lehrern. Und das Wichtigste, was Schüler Pädagogik topaktuell. Weitere Konzepte speziell am Hagerhof lernen, ist Verant- von Maria Montessori erfahren gerade wortung für die Gesellschaft zu tragen.“ durch die fortschreitende Digitalisierung Martina Rohfleisch einen Bedeutungsaufschwung. Dazu gehört die zunehmend „passive Rolle Den Projektfilm „Voll was los am der Lehrer*innen“, die ihre Schüler*innen Hagerhof“ sehen Sie auf Vimeo beobachten, anregen, unterstützen und (veröffentlicht von „Bad Honnef tanzt!“) Seite 2 | NEUES VON SCHLOSS HAGERHOF
HOFBERICHT Ausgabe 2/2020 • Jahrgang 32 SOCIAL SERVICES - SCHÜLERBEITRAG Mit 16 Jahren als Lehrer in Ghana Mindestens 100 Stunden ehrenamtlich begab mich auf die kleine Terrasse des arbeiten in der persönlichen Freizeit - Hauses, umringt von Palmen. Am frühen dieser Aufgabe müssen sich alle unserer Mittag gingen wir auf den alltäglichen Oberstufenschüler*innen stellen. Abitu- großen Markt und lernten die anderen rient Felix Geiser suchte und fand dabei Freiwilligen kennen. Verständigungsspra- eine ganz besondere Herausforderung. che war Englisch, es gab jedoch auch Zu Beginn der Oberstufe kam mir die Idee: einige deutsche ‚Volunteers‘. Alle waren Wieso nicht eine Auslandserfahrung, von älter als ich, die meisten zwischen 19 und der ich sowieso geträumt hatte, mit einem 21, doch ich wurde unglaublich freundlich sozialen Engagement verbinden und so aufgenommen; solch eine Offenheit und noch nebenbei Stunden für die Social Ser- Gruppendynamik hatte ich bisher selten gerichtet, aber dafür vices an unserer Schule sammeln? erlebt. Abends saß man zusammen und insgesamt toll und für alle Seiten doch Ich suchte nach einer Organisation mit für unterhielt sich oder spielte etwas, dann sehr lehrreich war. In der Schule trainierte mich interessanten Projekten und dann gingen alle früh schlafen. Der nächste ich außerdem das Fußball- und Volleyball- stand es auf einmal fest: In den Herbst- Tag war ein Montag, mein „erster Schul- team und baute mit einer anderen Freiwil- ferien würde ich für zwei Wochen nach tag“. Mit etwa 25 Schüler*innen und ligen aus Trinktüten, welche dort normal Ghana fliegen, um dort in einer Schule zu Lehrer*innen in einem etws herunterge- zum Trinken genutzt werden, Netze für unterrichten. Die Vorbereitungen mussten kommenen VW-Bus ging es zur Schule, die beiden Tore auf dem „Fußballacker“ getroffen werden: Impfungen gegen Gelb- etwa 20 Minuten außerhalb der Stadt in der Schule. fieber, Tuberkulose u. a., Tabletten gegen der Nähe der Slums. Der Unterricht star- An den Nachmittagen betreute ich Kinder, Malaria besorgen, und dann war es auf tete um 8:30 Uhr mit einem gemeinsamen unternahm etwas mit ihnen oder ging mit einmal soweit: Über Lissabon flog ich nach Gottesdienst, bei dem gesungen, getrom- meinen deutschen Mitbewohner*innen Accra. Als ich gegen 22 Uhr Ortszeit dort melt und getanzt wurde, dann ging es in auf den Markt oder in die Stadt. Am ankam, war es in vieler Hinsicht überwäl- die Klassenräume. An der Schule wurden Wochenende fuhren wir in Gruppen aus tigend für mich. Schwüle 25 Grad, überall Schüler*innen im Alter zwischen 2 und 16 Freiwilligen mit dem Bus in andere Städte Menschen. Am Ausgang des Flughafens Jahren unterrichtet, die Spannweite lag oder einmal auch ans Meer. wartete Williams, meine Kontaktperson, also zwischen Kindergarten und höherer Nach diesen unglaublichen zwei Wochen bereits auf mich. In seinem Van fuhren wir Schule. Ich unterrichtete in einer siebten kam ich, von Eindrücken immer noch über- dreieinhalb Stunden durch die Nacht. Klasse fünf Tage die Woche Mathematik, flutet, zurück nach Hause. Ich lernte auf Erst am nächsten Morgen konnte ich alles Naturwissenschaft, Sport, Geschichte und einmal Dinge zu schätzen, die ich zuvor so richtig realisieren. Ich stand um 7 Uhr Englisch. Nach einer anfänglichen Einge- für selbstverständlich gehalten hatte, so z. auf (durch den frühen Nachteinbruch und wöhnungszeit fiel mir das Unterrichten B. fließendes Wasser, eine warme Dusche die Temperatur geht man dort fast auto- immer leichter, die Schüler*innen waren oder immer essen zu können, wenn man es matisch jeden Abend gegen 21 Uhr ins unglaublich nett und lebensfroh, sodass möchte. Diese Eindrücke sind nachhaltig Bett und steht um 7 Uhr wieder auf) und der Unterricht vielleicht nicht immer ziel- und haben mich und meine Sicht auf die Welt wahrscheinlich für immer ein kleines bisschen verändert. Deswegen kann ich nur jedem ans Herzen legen: Reise, entde- cke die Welt (wenn es sein muss, auch mit dem Flugzeug, jedoch sollte man den Flug am besten über Atmosfair ausgleichen) und schaffe dir selbst und allen Men- schen um dich ein Bewusstsein für unsere unglaubliche, diverse Welt, die es für uns alle zu schützen gilt, sei es nun durch eine nachhaltige Klima- oder Entwicklungspo- litik. Be the change you want to see in the world – es liegt an uns allen. Felix Geiser, Jahrgangsstufe 12 Seite 3 | NEUES VON SCHLOSS HAGERHOF
HOFBERICHT Ausgabe 2/2020 • Jahrgang 32 NACHHALTIGKEIT #beebetter: Platz 1 für den Bienenschutz mit Feuereifer geerntet und in schweißtrei- bender Handarbeit zu köstlichem Saft, zu Apfelmus und -kuchen verarbeitet. Um weitere geeignete Lebensräume für Wildbienen und Insekten zurückzugewin- nen und neu zu schaffen, entstand im vergangenen Jahr schulform- und klas- senübergreifend eine Wildblumenwiese am Wasserhochbehälter der Bad Honnef AG, die mit heimischen Stauden wie Malven, Schafgarbe und Knautien ein Paradies nicht nur für die kleinen Brummer, son- dern auch für allerlei anderes Getier ist. Ein großes Bienenhotel und weitere Nisthilfen, die den passenden Lebensraum bieten, sind mit viel Fleiß gestaltet worden. Zur- Unter 200 Teilnehmer*innen den ersten gemacht hat, einen großen Beitrag gegen zeit entsteht als Gemeinschaftsprojekt des Platz erreicht – voller Stolz nahmen die das Bienensterben zu leisten. Neben der Netzwerks „Bad Honnef lernt Nachhaltig- Schüler*innen der Ganztags„fächer“ Kategorie „Jugend & Bildung“ wurden keit“ ein Bienenweg mit insgesamt zwölf „Umwelt“ und „Garten“ den #beebetter- Preise in vier weiteren Kategorien an Insti- Stationen, von denen bereits die Hälfte Award entgegen. Aufgrund der aktuellen tutionen und private Initiativen vergeben. fertig ist. Der Pfad informiert mit Lehrta- Situation konnte nicht die geplante Preis- Angefangen haben die Schüler*innen von feln über den Lebensraum der Umgebung. verleihung durch die Landwirtschaftsmi- Schloss Hagerhof unter der Leitung von (Text: Claudia Hennerkes, nisterin Julia Klöckner in Baden-Baden Dr. Dirk Krämer mit der Anpflanzung von Foto: Dr. Dirk Krämer) + stattfinden. Stattdessen wurde der Pokal Streuobst auf den schuleigenen Wiesen. Die Initiative ‚beebetter“ hat zur Preisver- nebst Urkunde mit der Post verschickt, was Ziel war es, schulform- und klassenüber- leihung einen Film auf Schloss Hagerhof der Freude allerdings keinen Abbruch tat. greifend ein ökologisch wertvolles Areal gedreht, den Sie auf der Seite des #bee- #beebetter ist eine bundesweite Initiative zu schaffen, das ganz nebenbei auch noch better-Awards oder über unsere Website vom Verlag Burda, die es sich zur Aufgabe verwertbare Äpfel abwirft. Diese werden www.hagerhof.de finden. ARTENSCHUTZ Spannender Aktionstag im Mucherwiesental Einen ganzen Tag lang durften ders cool war, dass wir unseren eigenen Schüler*innen der 7. Klasse in praktischer Apfelsaft gepresst haben. Zusätzlich haben Arbeit die besondere Bedeutung einer wir ein Bienenhotel gebaut: Hierfür haben Streuobstwiese kennenlernen. Mit drei wir aus Holz einen Kasten gebaut, ihn mit Umweltpädagog*innen der Biologischen Lehm in Dosen gefüllt. In den getrockneten Station im Rhein-Sieg-Kreis waren die Lehm haben wir mit Stöcken Löcher hinein- Jungen und Mädchen im Bad Honnefer gestochen, so dass die Bienen dort ihre Eier Mucherwiesental aktiv. Hier ihr Bericht: ausbrüten können. Während des Baum- Unser Streuobstwiesentag fing mit einer pflanzens haben wir vieles über den Schutz Wanderung an. Wir sind fast eine Stunde der Bäume in der freien Natur gelernt und zur Obstwiese gelaufen. Das war doch ganz dass man z. B. einen Draht mit drei Bret- schön anstrengend! Der Streuobstwiesentag tern um den Baum macht, damit die wilden vor Ort war super! Wir haben so viel erlebt. Tiere nicht die Rinde der Bäume fressen. Wir Wir haben einen Baum eingepflanzt, wir haben am Streuobstwiesentag viel gelernt. durften selbst Äpfel pflücken und beson- (Emily Solzbacher und Paul Römer, Kl. 7a) Seite 4 | NEUES VON SCHLOSS HAGERHOF
HOFBERICHT Ausgabe 2/2020 • Jahrgang 32 DEMOKRATIE - SCHÜLERBEITRAG 9. November: Bewusstsein statt Erinnerung? Eine kleine Menschenmenge in einer machen. Auch die Reichspogromnacht Gespräche gefestigt werden. Die Schule Seitenstraße Bad Honnefs, darunter ist eines dieser schrecklichen Ereignisse: eignet sich hierfür natürlich perfekt. Schüler*innen des LK Geschichte: So In der Nacht vom 9. auf den 10. Novem- Doch die Reaktion vieler Schülerinnen gedachten wir jahrelang am Standort der ber 1938 wurden nach einem Aufruf der und Schüler zeigte den Bedarf an dieser alten Synagoge eines unfassbaren Unheils. Nationalsozialisten in ganz Deutsch- aktiven Auseinandersetzung vielleicht In diesem Jahr fiel die Veranstaltung aus. land und Österreich tausende jüdische auch über die Schule hinaus: Während Doch es gab eine spontane Aktion. Geschäfte verwüstet, Synagogen und einige Schüler*innen einfach an dem Tisch Betstuben niedergebrannt und jüdische vorbeigingen, blieben andere verwundert Was ist eigentlich Erinnerung? Wenn Friedhöfe geschändet. Mehrere hundert stehen, konnten sich aber keinen Reim ich mich an etwas erinnere, behalte ich Juden wurden gewaltsam ermordet, min- darauf machen. Andere identifizierten die es in meinem Gedächtnis, aber habe ich destens 300 nahmen sich das Leben. Die Kommode als Gedenkstätte, brachten das auch daraus gelernt? Gerade das Dritte Pogrome markieren den Übergang von Ganze aber – wohl wegen der üblichen Reich stellt einen der Hauptaspekte der der Diskriminierung der deutschen Juden amerikanischen Schreibweise des Datums jüngeren Geschichte unseres Landes ab 1933 hin zu ihrer systematischen Ver- – mit 9/11 in Verbindung und konfron- dar. Viele Denkmäler erinnern an diese treibung und später Vernichtung. Das tierten die Lehrkräfte damit. dunkle Zeit Deutschlands und heute, 75 Man sieht also, ein Interesse an der Aus- Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges, einandersetzung ist teils vorhanden, zur verlieren wir langsam immer mehr Zeit- Bewusstseinsbildung fehlen jedoch noch zeugen an den altersbedingten Tod. Die weitere Grundlagen: Vielleicht eine Auf- Frage ist, was bleibt, wenn sich eines gabe des Geschichtsunterrichtes und der Tages niemand mehr an diese Zeit erin- Eltern? nert oder davon erzählen und berichten kann. Lässt sich Erinnerung, die immer Menschen, weit von einem selbst entfernt ist, wirk- deren Herzen von Hass zerfressen sind, lich durch Rituale und Denkmäler auf- jagen brandschatzend durch die Gassen, rechterhalten? durch kranken Fanatismus blind, Der bekannte Gesellschaftswissenschaftler ziehen sie mit sich die mordenden Massen. Jan Philipp Reemtsma schreibt in einem Magazin zum Nutzen von Gedenkstätten, Zu wenige stehen dagegen auf, dass bei diesen die Erinnerung allein nicht zu wenige haben und fassen ein Herz. im Mittelpunkt stehe. „Es geht nicht um Das Reichspogrom nimmt seinen Lauf Erinnerung, es geht um das Bewusstsein Erschreckende an den Pogromen ist unter und bringt den Menschen Tod und Schmerz. einer Gefährdung, von der man weiß, seit anderem, dass viele Gewalttaten nicht man von ihr weiß. (…) Und es geht um von den Nationalsozialisten selbst, son- Kristallglas springt, es klirren Scherben – etwas, das ich eine bis in anthropolo- dern von normalen deutschen Bürgern ein Terror ohne seinesgleichen. gische Substanz gehende Scham nennen ausgeübt wurden. Die Menschen waren Bis heute fühlt man tiefe Kerben, möchte. Eine Scham, die, abgelöst von vom Hass erblindet und verfielen teils in die auch noch in die Zukunft reichen. der Schuldfrage, jeden ergreift, der sich Gewalt- oder Blutrausch. ergreifen lässt.“ Vor einigen Wochen, am 9. November Auch wenn sich nun die Menschen spalten, Laut Reemtsma stellen Mahnmäler und 2020, stellte Dr. Dirk Krämer zum Geden- zumindest weckt es gerad den Schein, Gedenkstätten aus dem Dritten Reich die ken einen kleinen Tisch mit Glasscherben, die Erinnerung zu halten – Fragilität unserer Gesellschaft zur Schau einer Rose und einer brennenden Kerze das muss unser Auftrag sein. und weisen so zur Vorsicht an. Jedem in das Treppenhaus unserer Schule. Denn Menschen solle und müsse bewusst sein, – wie Reemtsma schon sagte – Erinne- Denn gerade Halle sollt uns lehren, wie schnell sich ein gesellschaftliches rungen dürfen sich nicht in konstanten dass eine Tür nicht ewig hält. System hin zu einem System des Terrors Ritualen verlieren, sondern müssen durch Wir müssen laut sein, wir müssen uns wehren, umwandeln lasse und dass es unser aller die aktive Konfrontation, gerade bei der sobald Faschismus die Gesellschaft befällt. Aufgabe ist, dies für den Rest der Mensch- jüngeren Generation, bewusst gemacht heitsgeschichte nie wieder möglich zu und durch Auseinandersetzung und Felix Geiser Seite 5 | NEUES VON SCHLOSS HAGERHOF
HOFBERICHT Ausgabe 2/2020 • Jahrgang 32 HIGHLIGHTS DES ERSTEN HALBJAHRES In aller Kürze ... Frische Musik auf die Ohren! Begeistert lauschen hundert Gäste des Festakts Debussys verzaubernden Gradus ad Parnassum mit Audrey Kimbimbi (Kla- vier), dem temperamentvollen Czárdás mit Isabel Anhäuser (Violine) und Gerhard Preuten (Klavier) sowie den mitreißenden Musical-Einlagen von Rebecca Achen- bach, Joseline Albayrak und Petra Frisch. Ein Bett im Herbstwald Dankeschön für 225 Dienstjahre! „Waldbaden“ tut Körper und Seele Wir gratulieren ganz herzlich unseren gut! Das meinen auch die Fünft- und Dienstjubilar*innen David Berghoff, Eva- Sechstklässler*innen, die in der Wald-AG Maria Harbecke, Galina Henz, Christine mit Astrid Nieswand in freier Natur immer Labuhn, Martin Lehnert (alle: 10 Jahre); wieder Neues entdecken und ausprobieren: Vera Auer (20 Jahre); Michael Wellner Tipis bauen, über Baumstämme balancie- (25 Jahre); Barbara Lukas, Katrin rend den Mutprobenweg bewältigen, Tier- Nerger-Wirthgen, Peter Stehr (30 Jahre) spuren lesen, ein Reh erspähen ... und Marica Sieg (40 Jahre)! Schreib für Freiheit - Briefmarathon Gefragt: Höhlenkompetenz 2021? „Hier sind Unschuldige im Gefängnis. Das Wie haben in grauer Vorzeit die Men- ist so ungerecht!“ Hagerhof-Schüler*innen schen lange Rückzugsphasen während nehmen am Briefmarathon von Amnesty einer Naturkatastrophe überstanden? For- international zum Tag der Menschenrechte scher meinen: Kreativität führt zu innerem am 10. Dezember teil, denn: „Tausende Wachstum und hilft, eine enge Behau- Nachrichten, die von den Regierenden die sung zumindest im Geiste zu verlassen. Einhaltung der Menschenrechte fordern, Na dann, frohes Schaffen! Dazu digitale lassen sich nicht ignorieren!“ Kunst von Julian Darenberg (Klasse 6a). Einmal kraulen, bitte! Ein Hoch auf unsere Schüler*innen! In Masken und Jacken, Mützen und Decken gehüllt, machen sie es sich auch beim Lüften gemütlich und bemühen sich um den nötigen Sicherheitsabstand. Da ist die Freude groß, wenn sie einmal Schlosshund Charlie aus- giebig streicheln dürfen. Wer freut sich wohl mehr über die Kuscheleinheiten? IMPRESSUM HERAUSGEBER: Schloss Hagerhof GmbH & Co. KG (V.i.S.d.P), REDAKTION: Martina Rohfleisch; Felix Geiser, Claudia Hennerkes. Menzenberg 13, 53604 Bad Honnef, Tel.: 02224 / 93 25 0 FOTOS: Dr. Dirk Krämer, Martin Lehnert, Christian Straßburger, E-Mail: info@hagerhof.de, www.hagerhof.de Magnus Tenzer, Lieve Vanderschaeve. DRUCK: Medienhaus Plump GmbH, www.plump.de
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