Waterfront Basel Visionen für eine urbane Entwicklung am Rhein
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Waterfront Basel Diplomanden der Universität Stuttgart 9 Konzepte für eine urbane Entwicklung am Rhein
Inhalt 04 Vorwort Basel-Stadt | Perspektiven für die Hafenareale 06 Vorwort Universität Stuttgart | Visionen für eine urbane Entwicklung am Rhein 08 Einleitung | Waterfront Basel – Eine Zukunft für den Hafen 10 Anja Pobitschka, Vesna Spajic | Trinationale Agglomeration im Wandel 16 Jens Krämer | Vielfältige Gemeinschaft am Fluss – „Dreilandboot“ 20 Nicole Conrad | Basel – Leben am Insel-Park 24 Yu Guo | Wohnen am Rhein 28 Zheng Liu | Zwei Bebauungsbänder – attraktive Freiräume 32 Benjamin Wille | Erlebnisband und Sportcluster 36 Miao Xu | Ein kultureller Magnet im Dreiland 40 Xigeng Yang | Wohnen im ehemaligen Hafen 44 Min Zhang | Europäische Akademie am Dreiländereck
Perspektiven für die Hafenareale Den Rheinhäfen der Trinationalen Agglomeration Basel kommt in mehrfacher Hinsicht besondere Bedeutung zu. Funktional bilden sie einen unverzichtbaren Bestandteil der Versorgung der Re- gion und eines ganzen Landes mit Massengütern. Aus städtebaulicher Sicht bildet der Rhein das eigentliche Rückgrat unserer Region. Die Häfen von Weil bis Birsfelden hinauf nehmen aus die- ser Perspektive zentrale bis hochzentrale Lagen ein. Darüber hinaus bildet der Anstoß an den Rhein als großer Freiraum eine natürliche Gunst nicht nur für die Lagen am Wasser selbst, son- dern für die ganzen dahinterliegenden Quartiere dazu. Wie bei allen zentralen Lagen ergeben sich unterschiedliche Ansprüche an den Raum, welche auf den ersten Blick nicht immer sofort vereinbar scheinen. Um so wichtiger ist es deshalb, Pla- nungen weitsichtig anzulegen. Im Bewusstsein darum, dass eine Weiterentwicklung der Hafen- wirtschaft heute nur in einer grenzüberschreitenden Perspektive Sinn macht, sind aufeinander abgestimmte Konzepte für die Stadtentwicklung und die Hafenentwicklung aller angrenzenden Häfen und Städte erforderlich. Eine Abstimmung von Hafenentwicklung und Stadtentwicklungs- planung gereicht zum beiderseitigen Vorteil. Mehrere Hochschulen haben sich im vergangenen Jahr mit der Stadtentwicklung Basels befasst. In einer Studie des ETH-Studio Basel werden verschiedene Erschließungsvarianten genauer be- trachtet, wobei eine Nordvariante der S-Bahn bevorzugt wird. Für eine verdichtete Nutzung der Areale, beispielsweise mit Mischnutzungen wie Wohnen, Dienstleistungen, Freizeit, Kultur und Wissenschaft, stellt die Erschließung eine wichtige Voraus- setzung dar. Das Wissen um die zukünftige Nutzung der Hafenareale selbst ist jedoch genauso erforderlich. Dieser Aufgabe stellten sich die Diplomanden von Prof. Franz Pesch. Die Konzepte der Diplomanden des Städtebau-Instituts der Universität Stuttgart vermitteln ein breites Ideen- spektrum und zeigen Transformationspotentiale der Hafenareale und dahinterliegender Quartiere auf. Die präsentierten Arbeiten können für den weiteren Planungsprozess auf hohem Niveau Denkanstöße und Anregungen vermitteln. Mein herzlicher Dank gilt allen Diplomanden, Frau Dipl.-Ing. Hüttenhain und insbesondere Herrn Professor Dr. Pesch für den gelungenen Austausch zwischen Lehre und Praxis, sowie für die vor- züglichen Ideen und Anstöße für die Zukunft des Basler Nordens. Kantonsbaumeister Fritz Schumacher, Baudepartement des Kantons Basel-Stadt 5
Visionen für eine urbane Entwicklung am Rhein Die Stuttgarter Architektur- und Städtebaulehre stellt das Projektstudium ins Zentrum der Didak- tik. Dies gilt ganz besonders für das Diplom, in dem sich die Studierenden den Herausforderun- gen der Praxis stellen sollen. Im Wintersemester 2004/05 haben wir die Entwicklung des Hafens in Kleinhüningen nördlich des Stadtzentrums von Basel als Thema gewählt. Hier können in Ver- bindung mit einer Modernisierung der Hafenlogistik interessante Wohnstandorte am Wasser ent- stehen, unweit der Basler Zukunftsstandorte - des Life Science Parks und des Campus Novartis mit hochwertigen Arbeitsplätzen. Im Rahmen der Diplomarbeit sollten Ideen für eine Umstruktu- rierung des Hafenareals und der angrenzenden Stadtteile Kleinhüningen und Klybeck entwickelt werden. Die gegenwärtige Situation – ein typisches Hafenviertel mit Speichern, Lagerflächen und Bahnanlagen – ist von der Vision eines urbanen Flussufers weit entfernt. Insofern sollten die Kon- zepte auch Überlegungen zu einer Realisierung in Schritten enthalten. Eine Gruppe engagierter Diplomanden hat sich dieser anspruchsvollen Aufgabe gestellt und interessante Vorschläge zur städtebaulichen Entwicklung am Rhein unterbreitet. Ein Blick in die Publikation zeigt Konzepte mit vielfältigen Ideen für den Wandel des Hafenareals - mit Respekt vor der Geschichte Kleinhüningens und Klybecks, aber auch frei von Denkverboten. Die erarbeiteten Zukunftsbilder zeigen, welche Steigerung der heute schon vorhandenen Qualitä- ten entlang des Rheins möglich wäre: An der Stelle von Öltanks und Lagerhäusern könnte ein Park entstehen, statt des Hafenpiers eine urbane Insel, statt Dreiländereck mit Café ein „Drei- landboot“ mit Kultur, Freizeit und Shopping. Die unbekümmerten Näherungen unserer Diplomanden an ihre Stadt mögen manchen Baseler Bürgerinnen und Bürgern befremdlich erscheinen. Manchmal ist es jedoch gerade der fremde Blick, in diesem Fall nicht nur deutscher, sondern auch asiatischer Studierender, der das Ver- traute in Frage stellt, die Augen öffnet und neue Horizonte erschließt. Als Betreuer dieser Arbeit können und wollen wir hierüber nicht urteilen. Eine Botschaft vermitteln die Arbeiten jedoch in großer Übereinstimmung: Die städtebauliche Zukunft der Region liegt darin, den Rhein als verbindendes Element und symbolische Mitte der trinationalen Agglomeration zu begreifen und in Kooperation mit den Nachbarn zu entwickeln. Sollte dies auf der Grundlage städtebaulicher Visionen gelingen, bieten sich vielfältige Chancen, entlang des Flusses Orte unterschiedlicher Identität und hoher Lebensqualität zu entwickeln. Die Dokumentation der Diplomarbeiten wäre ohne Unterstützung der Stadt Basel nicht zustande gekommen. Wir blicken zurück auf einen anregenden und kreativen Arbeitsprozess, der vom Baudepartement des Kantons Basel-Stadt mit großem Engagement fachlich begleitet wurde. Un- ser besonderer Dank gilt Herrn Kantonsbaumeister Schumacher für die Förderung des Projekts und Herrn Waltert für sein Engagement u.a. als externer Kritiker. Franz Pesch, Britta Hüttenhain Städtebau-Institut, Universität Stuttgart 7
Einleitung | Waterfront Basel - Eine Zukunft für den Hafen Strukturwandel als Chance wende unter dem Motto „zurück in die Stadt“ festzustellen. Mit dem präzis formulierter Stadtraum und der Typus eines städtischen Hauses, künftigen Städtebau nehmen. Verflechtungen zwischen den städtischen In einem zusammenwachsenden Europa wird die trinationale Agglome- Groß-Projekt „Logis Bâle“ fördert die Stadt Basel diese neue Entwick- das eine urbane Nutzungsmischung begünstigt. Die Übersetzung dieser Funktionen Wohnen, Arbeiten, Bildung, Versorgung, Freizeit und Mobili- ration mit Basel im Zentrum zu einem Drehkreuz der Verkehrs- und In- lung ausdrücklich. Ziel ist die Schaffung von 5000 familienfreundlichen Prinzipien in die Realität gelingt indes selten, wie die Kritik an manch tät werden verstärkt. formationsströme. Aus der besonderen geografischen Lage ergeben und qualitativ hochwertigen Wohnungen in den nächsten 10 Jahren. neuem Stadtteil wie Potsdam-Kirchsteigfeld oder München-Riem belegt. Den Auftakt des Diplom-Studios bildete ein Diplomseminar mit der Ana- sich neue Perspektiven und Entwicklungspotenziale. Räumlich bildet Auf diese neue stadtentwicklungspolitische Perspektive haben wir uns Das Diplomprojekt suchte Antworten auf die Frage, welche Eigenschaf- lyse zukünftiger Wohn- und Arbeitsformen und wegweisender aktueller sich die Trinationalität des Grenzraumes am deutlichsten im Bereich des als Lehrer am Städtebau-Institut bezogen, als wir im Rahmen der Diplo- ten und räumliche Qualitäten ein Stadtquartier der Zukunft haben muss. Projekte (Amsterdam-Borneo/Sporenburg, Rotterdam-Kop von Zuid, Dreiländerecks ab. Dieses liegt im Zentrum des Arc Urbain und bildet marbeit den Blick auf den Hafen Kleinhüningens gerichtet haben. Hier Den Ausgangspunkt bildet das Interesse der Stadt Basel, die zum gro- Duisburg-Innenhafen, Hamburg Hafen City, Malmö-Bo01, Tübingen den Schnittpunkt sowohl auf nationalstaatlicher Ebene (Grenzgebiet der könnten in Verbindung mit einer Modernisierung der Hafenlogistik (im ßen Teil obsoleten Gewerbeflächen im Hafengebiet für eine urbane Französisches Viertel). Schweiz, Frankreichs und Deutschlands) als auch auf landschaftlicher Rahmen eines trinationalen Hafen-Konzepts) attraktive Wohnstandorte Entwicklung zu aktivieren. Wohnen und Arbeiten sollen sich im Verhält- Der städtebauliche Entwurf setzte auf zwei Ebenen an: Ebene („Wasserkreuzung“ des Rheins, des Canal de Huningue und der am Wasser entstehen, die historische Landmarken mit neuen Nutzun- nis 2/1 mischen. • Es war ein Zukunftsbild zu entwerfen, mit dem Investoren und Nutzer Wiese). Mit der international ausgerichteten Lage im Dreiländereck, der gen zu einem Quartier mit einmaliger Atmosphäre verknüpfen. Die Di- Für das Wohnen gilt: Jede Wohnung orientiert sich zu einem Freiraum. für diesen nicht ganz einfachen Standort gewonnen werden können landschaftlichen Einbindung und der Nähe zum urbanen Kern Basel ver- plomanden sollten ein Konzept für die städtebauliche Entwicklung am Den Bewohnern sollte die Chance gegeben werden, zwischen Individu- • Zugleich war ein Weg zu beschreiben, wie sich das Quartier ohne pro- fügt der nördliche Siedlungsraum der Trinationalen Agglomeration Basel Rhein entwickeln, das – ausgehend von einer Vision eines urbanen alität und Gemeinschaft frei zu wählen. Mit diesem Ziel verbindet sich visorische Interimsphasen entwickeln kann über hervorragende Potenziale, die bei der zukünftigen Entwicklung Flussufers – eine Realisierung in Schritten einschließt. der Anspruch, das Wohnen auf dem eigenen Grundstück – allerdings in Es ist ein Merkmal großer Umnutzungsprojekte, dass sich Bewohner eine maßgebliche Rolle spielen können. Trotz unterschiedlicher Kultu- städtischen Varianten – zu ermöglichen. Um den allgegenwärtigen Seg- und Beschäftigte über einen längeren Realisierungszeitraum mit einer ren, Sprachen und Mentalitäten entsteht hier ein leistungsfähiger grenz- Entwurf als Strategie regationstendenzen entgegenzuwirken, sollte eine städtische Mischung gewerblichen Nachbarschaft abfinden müssen. Aus internationalen Bei- übergreifender Wirtschaftsraum, der Modellcharakter für das zusam- Wie entwirft man heute einen urbanen Stadtteil? Die Geschichte hat verschiedener sozialer Gruppen, Haushaltstypen, Lebensstilgruppen spielen wissen wir, dass die Pionierphase leichter zu überstehen ist, menwachsende Europa erhalten könnte. städtebauliche Vorbilder überliefert, deren Stadträume, Architektur und und unterschiedlicher Eigentumsformen angestrebt werden. wenn eine besondere Atmosphäre entsteht und es gelingt, Störungen Nachdem die Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Atmosphäre auch bis heute faszinieren: etwa die barocke Stadterweite- Für das Arbeiten sollte gelten: Der reduzierte Störungsgrad und die er- durch Baukörperstellung und Gebäudetypologien zu vermeiden. vermehrt von der Innenstadt an die Peripherie ausgewandert ist und rung Amsterdams, Idefonso Cerdas Barcelona, Stübbens Kölner Neu- höhte Flexibilität in der Arbeitsorganisation erlauben es, Wohnen und sich im grünen Agglomerationsgürtel in der Schweiz, aber auch in den stadt oder die Brooklyn Heights in New York. Die Rezeptur, denen diese Arbeiten wieder zu mischen. Die sich verändernden Lebensstile und Nachbarländern niedergelassen hat, sind jüngst Anzeichen einer Trend- Beispiele ihre Qualität verdanken, scheint einfach: Vielfalt, Dichte, ein Gewohnheiten der Bevölkerung werden zusätzlich Einfluss auf den zu- 8 9
Anja Pobitschka & Vesna Spajic | Basel - Trinationale Region im Wandel Das vorgegebene Planungsgebiet nördlich des werbeeinheiten im direkten Anschluss an dörf- Stadtzentrums im Stadtteil von Kleinhüningen liche Teilgemeinden. Natur- und Landschafts- hat aufgrund seiner Lage und vorhandenen räume grenzen ebenfalls unmittelbar an. Als Identität das Potential zu einem neuen urba- Infrastrukturknotenpunkt ist er optimal ange- nen Bezugspunkt für die Stadt Basel und das bunden. Umland zu werden. Der Entwurf sieht eine Modellierung zur Insel Der Hafen ist ein Ort stetiger Transformation. vor, als erneute Transformation des Hafen- Er ist fest verwurzelt in der Geschichte und areals wird ein neuer Ort geschaffen. Das Bild Entwicklung der Stadt und stellt räumlich ei- einer starken Veränderung zeigt sich: das Alte nen ausdruckstarken und bekannten Anker- löst sich ab, macht sich frei, wird ergänzt – et- punkt dar. Er ist nicht nur ein Ort an dem drei was Neues kann entstehen. Die Insel ist ein Nationen aufeinander treffen, sondern auch räumliches und inhaltlich freies Element, das die Schnittstelle zwischen urbaner und „ländli- eine Neuinterpretation der bisherigen Stadt zur cher“ Siedlungsstruktur. Hier treffen stark ver- trinationalen Stadt Basel ermöglicht. Das neue dichtete Blockstrukturen auf großflächige Ge- Image des Gebietes vereint Vergangenheit 10
und Zukunft − ist sichtbares Zeichen, Symbol - Ausbildung einer starken Identität auf Insel - optimale Verbindung angrenzender Land- in der Stadt. Die bisher ungeordnete Sied- - Ausbildung eindeutig wahrnehmbare Stadt- schaftsräume über Grünkorridore lungsstruktur der Ränder beginnt sich „städ- eingänge - Ausbildung eines innerstädtischen Freiraum- tisch“ zu artikulieren. Kompakte neue Sied- - Herstellen eines verbindenden Stadtraumes netzes über Rad-/ Fusswege-Verbindungen lungsstrukturen setzten bisher eindeutige mit städtischer Dichte - Einbindung des Rheins in den Stadtkörper als Grenzen zwischen Siedlungsraum und Land- - Erhalt gebietsprägender Hafenatmosphäre hochwertiger innerstädtischer Freiraum über schaftsraum. Basel erhält nun eine neue, er- - strukturelle Anbindung an bestehende Quar- neue Brückenschläge gänzende Mitte, welche eine gemeinsame tiere, auch über die Landesgrenzen hinweg - Fortführung bestehende Rheinpromenade Identität für die Stadt und ihr Umland schafft. - gleichgewichtige Verteilung der Funktionen - weiterer Ausbau der Infrastruktur Die Neucodierung des Hafenareals setzt ein Wohnen, Arbeiten und Freizeit - Fortführung und Erweiterung des ÖPNV deutliches Zeichen für die einsetzenden Ent- - Schaffung von hochwertigem Wohnraum - Die Umsetzung des Leitbildes soll in Phasen wicklungen. Um ein urbanes Stadtquartier zu auch als Anschlussfunktion an den Grenzen entstehen. Diese unterliegen einem überge- Entwicklungsachsen mit angelagerten erhalten, ist es nötig die strukturelle Einbin- - Nutzungsüberlagerung, Nutzungsverdichtung ordneten Prinzip, das zunächst die Freiraum- öffentlichen Nutzungen dung auf allen Ebenen zu erreichen. Dafür sind entlang der Entwicklungsachsen entwicklung als Vorleistung der Stadt sowie folgende Eingriffe nötig : Umnutzung erhaltenswerter Gebäude durch Nutzungsstruktur, unten Erschließung Konzeptplan – der Hafen als Schnitt- stelle zwischen kompaktem Stadtkörper und Umland. Ziel – gemeinsame Identi- tät von Stadt und Umland 12 Anja Pobitschka Vesna Spajic 13
Pioniere, bzw. Schrittmachernutzungen vor- les Forum vor. Diesem liegt der Gedanke zu- Form eines hybriden Stadthauses vorgesehen. eine Tiefenwirkung für das bisher vom Rhein sieht. In der zweiten Stufe wird über den Aus- grunde die bereits bestehende Zusammenar- Angrenzend an den bestehenden Stadtteil Kly- abgegrenzte Quartier erreicht. Im Bereich des bau der Infrastruktur die Grundlage für kom- beit zwischen Deutschland, Frankreich und der beck findet die strukturelle Anbindung in Form Innenhafens dominieren die Relikte der ehe- mende Nutzungen geschaffen. Hochwertige Schweiz im Oberrheingebiet zu konzentrieren von geöffneten Blockstrukturen statt. Die Blö- maligen Hafennutzung, die in der Hauptsache öffentliche Nutzungen werden an die entstan- und den Austausch der verschiedensten Gre- cke haben analog der angrenzenden Quartiere für kulturelle Einrichtungen und zu Dienstleis- denen Entwicklungsachsen angelagert und mien untereinander zu stärken. Integriert ist ein halböffentliche begrünte Höfe. Großflächige tungsbausteinen umgenutzt werden. Der neue dienen als Impulsgeber für Investitionen von Servicecenter das den Bürgern als Anlaufstelle Raumeinheiten sind jeweils in den Blöcken in- Stadteingang sowie der Rückbau der bisheri- privater Seite. Auf der Insel sieht das Konzept für Ausbildungs- und Arbeitmarktfragen dient. tegriert um die Versorgungsfunktionen für das gen Hauptstrasse durch Kleinhüningen führen neben verschiedenen kulturellen und touristi- Um eine gleichmäßige Nutzungsmischung zu Quartier aufzunehmen. Über die Weiterführung zu einer Aufwertung des bestehenden eher Blick nach Süden Richtung schen Nutzungen ein bürgernahen trinationa- erhalten sind ergänzend neue Wohnformen in bestehender Grünachsen zur Promenade wird kleinteiligen Stadtteils. Basel im Vordergrund das Dreiländereck Uferzonen des neuen Flanieren am Rhein mit Blick Wohnquartiers auf das Inselbad und das neue Wohn- und Arbeitsquartier der Insel Uferpromenade mit Blick auf ungenutzte Speichergebäude 14 Anja Pobitschka Vesna Spajic 15
Jens Krämer | Vielfältige Gemeinschaft am Fluß – „Dreilandboot“ Die trinationale Agglomeration um Basel Priorität hat dabei der Bereich um das Dreilän- städtebauliche Reparatur, die Strukturen des wächst ins Umland. Ein Bewusstsein als Ge- dereck. Klybeckquartiers werden weitergebaut. Die be- meinschaft – welche die Unterschiedlichkeit Das neue Zentrum „Dreilandboot“, ein multi- stehende Résidence Tivoli auf linksrheinischer, der Länder Schweiz, Frankreich und Deutsch- funktionales Konzentrat in Gestalt eines dreidi- französischer Seite wird punktuell nachverdich- land faszinierend vereint – ist nicht vorhanden. mensionalen Platzes, wird zum Attraktor für tet. Der Charakter der lockeren Bebauung Der Entwurf beschreibt eine gemeinsame Ent- die Einwohner der Agglomeration und für Tou- bleibt erhalten. Mit der Cité Douanière ent- wicklungs-Strategie über den Rhein. Ziel ist es, risten. Es vereint Shopping, Kultur- und Frei- steht auf der davon südlich gelegenen Indus- das Wachstum neu auszurichten und der trina- zeiteinrichtungen, und bildet einen Freiraum- triebrache ein neues, horizontal verdichtetes tionalen Agglomeration ein Gesicht zu geben. knoten. Das Dreilandboot vernetzt visuell die Quartier. Dieses Quartier realisiert das Woh- Mit der Vision Rheinachse wird der Fluss zum drei angrenzendend Länder und ihre Land- nen auf dem eigenen Grundstück in einem ur- zentralen Bindeglied der Agglomeration. Am schaftsräume. Durch die Lage auf dem Was- banen Gefüge. Die Dichte der Quartiere, als Fluss entstehen unterschiedliche urbane Quar- ser entsteht ein Zentrum für alle. ein Beitrag zu neuer Urbanität am Fluss, wird tiere, die ein Maximum an Nutzungen verei- Im Umkreis entstehen vier ganz unterschiedli- möglich durch ein umfangreiches Freiraum- nen. Entwickelt wird die trinationale Rhein- che, urbane Quartiere: Das Hafenquartier netzwerk. achse über strategisch platzierte Zentralitäten. Kleinhüningen auf Schweizer Seite erfährt eine 16 17
Cité Douanierè und Klybeckquartier Attraktive öffentliche Räume, urbanes Leben auch nachts Lageplan mit rechtsrheinisch „Drei- landboot“ und Erweiterung des Kly- beckquartier und linksrheinisch der Cité Douanière 18 Jens Krämer 19
Nicole Conrad | Basel - Leben am Insel-Park Grundlegende Forderungen Der Hafen muss als wichtiger Wirtschaftsfak- dem Quartier gibt es ein kleines „Zentrum“, Die Stadt Basel fördert mit dem Projekt „Logis tor für den Kanton erhalten werden und auch mit höherer Dichte und Mischung und ruhigere Bâle“ die Entstehung familienfreundlicher und während der Umbauphase voll funktionsfähig Bereiche mit vorwiegend Wohnnutzung. Alle qualitativ hochwertiger Wohnungen auf dem bleiben. Die private und touristische Nutzung, Wohnungen verfügen über privaten Freiraum Gebiet des Kantons Basel-Stadt. Sie wirkt da- sowie die besondere Atmosphäre im Hafenge- und haben Blickkontakt zu Wasser und/oder mit der Abwanderung der zahlungskräftigen biet ist unbedingt erhaltenswert. Grünraum. Die Einrichtungen für den täglichen Bürger ins Baseler Umland entgegen. Bedarf und die öffentlichen Grünräume liegen in In Kleinhüningen sollen in Verbindung mit einer Entwurfskonzept Wohnungsnähe und sind auf sicheren Wegen Modernisierung der Hafenlogistik interessante Das Planungsgebiet ist in vier verschiedene Be- in wenigen Minuten zu erreichen. Die neuen Wohnstandorte am Wasser entstehen, unweit reiche unterteilt. Zuerst entsteht im Süden ein Quartiere liegen direkt an Park und Wasser und des neuen Life Science Parks mit hochwerti- Insel-Park, der Raum für Erholung, Sport und sind weniger dicht bebaut als ihre Umgebung. gen Arbeitsplätzen. Kleinhüningen und Klybeck soziale Kontakte bietet. Dieser Park dient als Die Basler Altstadt und die großen Erholungs- benötigen dringend eine Aufwertung des Impulsgeber für die Aufwertung des Gebietes. gebiete sind nah, Autobahn und Flughafen sind Wohnumfeldes und das Angebot großer, hoch- Ihm folgen drei Quartiere, die sich in Struktur schnell zu erreichen. So bietet die „Waterfront wertiger Wohnungen um eine bessere Durch- und Gestaltung voneinander unterscheiden. So Basel“ eine echte Alternative zum Wohnen in mischung der Bewohnergruppen zu erreichen. bilden sich identifizierbare Nachbarschaften der ländlichen Umgebung Basels. Die durch die Industrie beinahe verlorengegan- aus, mit wahrnehmbaren „Grenzen“, die Zuge- gene Identität der Orte muss gestärkt werden. hörigkeit und Gemeinschaft markieren. In je- 20
Lageplan + Modelle visualisieren: Insel-Park als Impulsgeber zukünfti- ger Entwicklung – vom Hafenareal zu attraktiven Wohnquartieren am Rhein Freiraumverbindungen Erschließungskonzept Nutzung und Bezüge 22 Nicole Conrad 23
Yu Guo | Wohnen am Rhein Das Bearbeitungsgebiet liegt auf der östlichen Die beiden nördlichen Quartiere sollen eben- Rhein-Uferseite im Norden Basels am Dreilän- falls überwiegend dem Wohnen dienen, das dereck. Der Norden Basels ist ein städtisches westliche Quartier ist als Kammstruktur vorge- Gebiet, dessen durch die Rheinschifffahrt ge- schlagen, so dass sich die Freibereiche zum prägter Charakter für die Schweiz einzigartig ehemaligen Hafenbecken orientieren. Das östli- ist und für die Stadt Basel ein sehr großes Ent- che Wohnquartier ist als städtische Blockstruk- wicklungspotential darstellt. Das Konzept sieht tur eher nach innen orientiert. Entlang der die Entwicklung des Hafenareals in drei Quar- Wiese, an der Nahtstelle zwischen den Quar- tieren vor. Im Süden entsteht ein zum Rhein tieren soll ein Quartiersplatz entstehen, der orientiertes Wohnquartier, wobei die beste- u.a. durch die Schule und das Gemeindezen- henden Baufelder weitergeführt werden. Den trum belebt wird. Auftakt bildet ganz im Süden ein Bürokomplex. 24 Yu Guo
Lageplan – neue Wohnquartiere an Rhein und Hafenbecken Explosionszeichnung der verschie- denen Schichten: Stadtbaufelder, Erschließung, Freiräume, Gärten, Bebauungsstruktur 26 Yu Guo 27
Zheng Liu | Zwei Bebauungsbänder – attraktive Freiräume Das Entwurfsgebiet wird durch verschiedene zept sieht im Osten liegende Erschließungs- vorgeschlagen, die als städtebaulich symboli- Situationen am Wasser geprägt: der Rhein, straßen vor. Alle anderen Bereiche werden sche Figur dienen sollen. Im nordöstlichen Be- die Hafenbecken, die Wiese. Der Rheinhafen über Quartiersstraßen erschlossen. reich wird als Erweiterung des angrenzenden Kleinhüningen bildet zurzeit eine U-Form. Das Die Bebauung zur Rheinuferpromenade sieht Kleinhüningen eine offene Blockstruktur vorge- Konzept für die Umnutzung schlägt zwei Be- im EG Läden vor, um den Uferbereich zu bele- schlagen mit Straßenräumen unterschiedlicher bauungsbänder vor: ein Band erweitert die ben. Im Bereich des Hafens sollen kulturelle Qualität, die den Blick auf den Hafen ermögli- Uferpromenade und Rheinuferkante, das an- Nutzungen das vorhandene Schifffahrtmuseum chen. Die beiden Bandenden im Süden starten dere Band legt sich an die bestehenden Quar- ergänzen. Beide Bänder werden durch die je mit öffentlichen Gebäuden und weisen sonst tiere an. Den Zwischenraum füllt im Norden Wiese je in zwei Bereiche geteilt, die unter- städtische Baustrukturen auf, die sich zum in- der Hafen, während sich im Süden ein innen- schiedlich gestaltet werden. Im nordwestli- nenliegenden Freiraum öffnen. liegender Freiraum bildet. Das Verkehrskon- chen Bereich werden 16-geschossige Häuser 28
Zwei Bebauungsbänder nehmen die verschiedenen Wohn- und Arbeits- quartiere auf Leben und Arbeiten am Rhein 30 Zheng Liu 31
Benjamin Wille | Erlebnisband und Sportcluster Nordbasel wird von drei individuellen Stadtbau- gerung der Rheinpromenade mit Einbindung bestehenden „Grünen Wohn-Insel“, den exis- steinen geprägt, die gemeinsam ein enormes des Hafenbeckens I schafft eine großartige tierenden Dorfkernen mit Quartierszentrum Potential für die Wohn-, Arbeits- und Lebens- Fuß- und Veloverbindung von Kleinhüningen (Wiesenplatz), der trinationalen Grenzlage und qualität entwickeln: Die städtische Achse zwi- bis ins Stadtzentrum. Ein dritter, neuer Bau- der tristen Industrielandschaft andererseits, schen den Bahnhöfen, die Erweiterung des stein ist das Erlebnisband. Seine besondere soll es all diese unterschiedlichen Elemente Landschaftsparks Wiese zum „Trinationalen Qualität erhält es durch den zwischen die stärken bzw. zurückdrängen, verknüpfen und Grünzug“ und der Rhein. Quartierszentren geflochtenen Sportcluster. anknüpfen, beruhigen oder beleben – die neue Mit der Konversion des Rheinhafens Klein- Hier treffen sich Fans aus der gesamten Re- Waterfront Basel wird das Bindeglied zwi- hüningen im Norden Basels, bietet sich die gion, um sich bei Sportevents zu amüsieren schen wunderbaren, bisher kaum genutzten Chance, die Qualitäten Kleinhüningens wie- und neue Sportarten auszuprobieren. Naturräumen und vernachlässigtem Bestand. derzuentdecken und zu stärken. Mit der Auf- Das neue Quartier übernimmt folgende Funk- wertung der „Wiese“ zur Grünen Ader ent- tion: Im Kontext von Rheinufer, „Trinationalem steht der „Trinationale Grünzug“. Die Verlän- Grünzug“ und Hafenbecken einerseits und der 32
Lageplan mit Erlebnisband entlang des Rheins, an der Mündung der Wiese einem ‚Sportcluster‘ und im ehemaligen Hafen einem neuen Wohn- quartier unten: Illustration zukünftiger Atmosphäre 34 Benjamin Wille 35
Miao Xu | Ein kultureller Magnet im Dreiland Das Entwurfsareal liegt in der Schweiz im Her- eigenem Charakter, verbunden entlang des zen Europas am Rhein und an der Grenze zu Rheins durch eine Uferpromenade. Deutschland und Frankreich. Ein wichtiger As- Das Quartier im Süden soll zu einem urbanen pekt bei der Umgestaltung der Waterfront sind Wohnquartier entwickelt werden. Das nordöst- Überlegungen zum Verhältnis von Stadt und liche an Kleinhüningen angrenzende Quartier Landschaft. So wird das Quartier in Ost-West- wird zu einem modernen Wohn- und Arbeits- Richtung durch die Wiese in zwei Bereiche quartier umgebaut, während das Quartier der geteilt und in Nord-Süd-Richtung wird vorge- Dreiländerinsel einen kulturellen Schwerpunkt schlagen die bestehende Zäsur des Hafenbe- mit Wohnen aufweisen wird. Hier soll ein ckens als innenliegender Park fortzuführen. Quartier von regionaler Bedeutung entstehen Insgesamt entstehen drei Stadtquartiere mit je mit attraktiven kulturellen Angeboten. 36
Stadt-/ Baufelder Dreiländereck als kultureller Magnet mit Galeriegebäuden und Freizeitha- fen – zwischen Klybeck und Uferpro- menade ein neues Wohnquartier 38 Miao Xu 39
Xigeng Yang | Wohnen im ehemaligen Hafen Bisher sind die Stadtteile Klybeck und Kleinhü- Schifffahrtmuseum erweitert und um neue Ge- ningen durch Schienen und Hafenareale vom bäude wie Galerien und ein Multifunktionszen- Rhein getrennt. Eine Verlagerung des Hafens trum ergänzt. Das Café sowie Hotelgebäude und Umstrukturierung bietet die Chance die auf der Insel bleiben bestehen. vorhandenen Wohnquartiere zu einem lebendi- Das Wohnquartier im Süden wird aus der be- gen und attraktiven neuen Quartier am Wasser stehenden Blockstruktur Klybecks weiterent- zu entwickeln. Es besteht zudem die Möglich- wickelt – wobei darauf geachtet wird, dass alle keit das im Süden und Norden des Quartiers Wohnungen individuelle Freibereiche bekom- bereits bestehende Wegesystem als städti- men, um trotz hoher Dichte Lebensqualität zu sches Ufer fortzusetzen. schaffen. Entlang des Rheins wird daher eine breite Ufer- In den nördlichen Quartieren werden ebenfalls promenade mit vielfältigen Erholungs- und Frei- unterschiedliche Wohntypologien vorgeschla- zeitangeboten vorgeschlagen. gen, um eine soziale Mischung im Quartier zu Der neue Stadtteil, der sich entlang des Rheins gewährleisten. Ziel ist es zudem möglichst erstreckt, besteht aus drei Quartieren. An der vielen Bewohnern Ausblick auf das Wasser zu Nahtstelle und Mündung der Wiese wird das geben. 40
Uferpromenade als verbindendes Ele- ment – Wohnquartieren unterschiedlicher Qualität als Weiterentwicklung der beste- henden Stadtteile zum Rhein. Schnitte und Illustrationen verdeutlichen welche Atmosphäre entlang der Uferzo- nen, in den Straßenräume und Innen- höfe entstehen können. 42 Xigeng Yang 43
Min Zhang | Europäische Akademie am Dreiländereck Entlang des Rheins soll ein zukunftsorientierter Im Süden des Planungsgebietes wird das vor- Die Entwicklung des Quartiers beginnt im Sü- Stadtteil mit Kultur, Freizeit, Wohnen und Ar- handene städtische Quartier Klybeck weiterent- den mit dem Wohnquartier, es folgt der Bau des beiten entstehen – ein Standort, der sich zum wickelt. Unterschiedlich breite Straßenräume, zentralen Platzes und eine behutsame Ergän- Wasser orientiert und hohe Lebensqualität ver- mit hochwertigen Freiraumqualitäten verbinden zung der vorhandenen Bebauung im Bereich spricht. Die im Bereich der Innenstadt Basels den Stadtteil mit dem Wasser. Die Bebauungs- Kleinhüningens, erst danach wird der Hafen um- vorhandene Uferpromenade soll durchgängig dichte nimmt zum Rheinufer leicht ab und es strukturiert und zu einem Europäischen Campus fortgesetzt werden. Im Bereich des Dreilände- entstehen Wohnstandorte hoher Qualität. Für ausgebaut. reck wird als neue Nutzung eine Europäische das ganze Quartier wird eine Verkehrsberuhi- Akademie vorgeschlagen. An einem solchen gung mit unterirdischen Garagen vorgeschla- Standort könnte ein Campus mit europäischen gen. Forschungs- und Bildungseinrichtungen ent- An der Mündung der Wiese entsteht als Binde- stehen, der zu einer verbesserten Kooperation glied zwischen dem Wohnquartier im Süden zwischen den drei Länder beiträgt. und dem Campus im Norden ein zentraler Platz. 44
Dreiländereck mit europäischer Aka- demie und Erweiterung Klybecks als attraktives Wohnquartier zum Rhein 46 Min Zhang 47
Herausgeber Redaktion und Layout Britta Hüttenhain Nicole Conrad Fotos Barbara Grunwald Nicole Conrad Besonderen Dank für die Unterstützung an das Hochbau- und Planungsamt, Baudepartement Basel Das Werk ist urheberrechtlich geschützt © 2005 Städtebau-Institut, Universität Stuttgart Quelle Abbildungen: Veröffentlichungen der Stadt Basel; Mitglieder Universität Stuttgart; Buch: Paul Hugger: „Kleinhüningen: von der „Dorfidylle“ zum Alltag eines Basler Industriequartiers“ Städtebau-Institut Lehrstuhl Stadtplanung und Entwerfen Prof. Dr. Franz Pesch Keplerstrasse 11 D-70174 Stuttgart Tel. +49 (0)711. 121 3350 www.uni-stuttgart.de/si
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