Wie schreibt man "wissenschaftlich"? - Dresden, 2021 - TU Dresden
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Wie schreibt man „wissenschaftlich“? Dresden, 2021
Grundregeln des wissenschaftlichen Formulierens (Kühtz, 2021) • Sachbezogenheit und Objektivität • nur Aspekte einbeziehen, die für das Thema relevant sind • alle gewonnen Erkenntnisse müssen von anderen jederzeit nachprüfbar sein • Präzision, Eindeutigkeit und Korrektheit • Fachbegriffe definieren • präzise Wortwahl, grammatikalisch und formal fehlerfreie Textgestaltung, keine unklaren und missverständlichen Formulierungen • Übernahmen (wörtlich und sinngemäß) aus anderen Quellen kenntlich machen • richtige und vollständige Quellenangaben • Kürze und Prägnanz • treffende Wörter • pointierte Formulierungen So ausführlich wie nötig, so kompakt und • übersichtlicher Satzbau prägnant wie möglich! • geordneter Textaufbau • logische Gedankenführung TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 2
Wie schreibt man „wissenschaftlich“? (1) (Kühtz, 2021) • Verwendung von Fachwörtern • bei Unsicherheiten Begriffe in Fachwörterbüchern nachschlagen • zu viele Fremdwörter beeinträchtigen die Lesbarkeit und Verständlichkeit • unnötige Sinnwiederholungen vermeiden • z. B. „neue Innovation“ • keine ungenauen Angaben tätigen • Verwendung von z. B. „etwa“, „ungefähr“, „irgendwie“ vermeiden • Wo immer exakte Angaben möglich sind, sollten diese auch gemacht werden! • subjektive Aussagen (persönliche Empfindungen usw.) vermeiden • Wortwahl sollte überwiegend wertneutral und frei von Konnotationen sein • ABER: Zu den wissenschaftlichen Positionen anderer Autor*innen Stellung zu nehmen, ist ein wichtiger Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens; diese Wertungen sollen jedoch nicht intuitiv oder spekulativ erfolgen. TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 3
Wie schreibt man „wissenschaftlich“? (2) (Kühtz, 2021) • erzählenden oder berichtenden Stil in der ersten Person („ich“, „wir“, …) vermeiden • wissenschaftliche Texte werden überwiegend in der Gegenwartsform – Präsens – geschrieben • die Verwendung von metaphorischen Formulierungen wird kontrovers diskutiert • Verletzung von klarem Ausdruck vs. didaktischer Wert der Anschaulichkeit • Fragen Sie sich, ob die metaphorische Formulierung stilistisch in den Text passt; einen inhaltlichen Mehrwert bietet; eindeutig, zutreffend und allgemein bekannt ist; in keinem logischen Wiederspruch zum Kontext steht. • Anthropomorphismen („Vermenschlichung“) vermeiden • z. B. „Pflanzen wissen, in welche Richtung sie wachsen müssen.“ • besser: „Die Richtung des Pflanzenwachstums wird durch Umweltfaktoren bestimmt.“ • Subjektschub („Vermenschlichung“ als vereinfachende Satzkürzung) vermeiden • z. B. „Die Fußnote weist darauf hin …“ • besser: „In der Fußnote wird betont …“ TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 4
Wie schreibt man „wissenschaftlich“? (3) (Kühtz, 2021; Pyerin, 2019) • Bezüge herstellen zu vorhandener wissenschaftlicher Literatur • systematisch vorgehen; Systematik kann entstehen durch: • Struktur des Gegenstands selbst • Ablauf der Argumentation • gewähltes methodisches Vorgehen … • differenzierte Betrachtung • Meinungen und Gegenmeinungen einbeziehen • inhaltsleere Sätze und Floskeln vermeiden • ABER: Überleitungen sinnvoll mit inhaltlichen Informationen verbinden TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 5
Wie schreibt man „wissenschaftlich“? (4): Zahlen (Kühtz, 2021) • Zahlen • in Texten: null bis zwölf als Wörter schreiben, ab 13 Ziffern schreiben • Ziffern schreiben, wenn • statistische Angaben gemacht werden • das Wort „Zahl“ vorausgeht • kleine und größere Zahlen in einem gemeinsamen Kontext stehen (z. B. „Die Rettungsbote fassen je nach Ausführung 8 oder 16 Personen.“) • bei Nachkommastellen einen Mittelweg zwischen Präzision und Zweckmäßigkeit suchen • mehrere Zahlen sollten niemals direkt aufeinanderfolgen TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 6
Wie schreibt man „wissenschaftlich“? (5): Symbole (Kühtz, 2021) • Symbole • in wissenschaftlichen Texten in der Regel keine Symbole verwenden (z. B. „&“) • Ausnahmen (diese Zeichen werden mit einem Leerzeichen von der Zahl getrennt): • Währungssymbole • Paragraphensymbol • Prozent-/Promillezeichen • in Grafiken, Abbildungen und Diagrammen können Symbole verwendet werden TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 7
Wie schreibt man „wissenschaftlich“? (6): Satzbau (Kühtz, 2021) • Keine Wuchersätze schreiben! • Ein guter wissenschaftlicher Schreibstil zeichnet sich nicht durch lange, verschachtelte Sätze aus. • Komplizierte Gedanken erfordern nicht zwangsläufig komplizierte Satzkonstruktionen. • Es ist nicht notwendig, einen gesamten Gedankengang in einem einzigen Satz unterzubringen. • Dennoch nicht nur kurze, einfache Hauptsätze schreiben! Gelungen ist der Satzbau immer dann, wenn der Inhalt präzise, verständlich und kompakt übermittelt wird und die syntaktische Struktur als solche beim Lesen nicht als störend wahrgenommen wird. TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 8
Tipps zum Formulieren von wissenschaftlichen Sätzen (Kühtz, 2021) • Gedanken ordnen • Reihenfolge der Darlegung der Informationen planen, logische Beziehungen bzw. „roten Faden“ planen • zu lange Sätze in mehrere kurze Sätze zerlegen • Zahlreiche wissenschaftliche Formulierungsmuster finden sich bei Kühtz, 2021! TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 9
Geschlechtergerechtes Schreiben Sprache hat Bedeutung! • das generische Maskulinum repliziert alte, diskriminierende Sprachmuster • noch kein einheitliches Vorgehen an der TUD (Stand 02/2021) • empfehlenswert ist die Verwendung von geschlechtsneutralen Begriffen (z. B. Person, Mensch, Studierende, Lernende) (Kühtz, 2021) • alternativ: Gender-Doppelpunkt (z. B. Autor:innen) oder Gender-Stern (z. B. Autor*innen) als Lösungen, die die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten sichtbar machen und auch nicht-binäre Geschlechtsidentitäten einbeziehen TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 10
Schreibblockaden (Kruse, 2007; Pyerin, 2019) Für viele Personen ist das wissenschaftliche Schreiben mit einer Reihe von Ängsten und unangenehmen Gefühlen verbunden: • Angst, etwas zu schreiben, was „blöd klingt“ • Angst vor dem leeren Blatt • Gefühl, faul und undiszipliniert zu sein Nicht vergessen: • Angst, etwas Falsches zu schreiben Ein wissenschaftlicher Text muss nicht auf Anhieb stehen! • Angst, sich nicht klar ausdrücken zu können • Angst vor der Meinung anderer • Angst, sich bloßzustellen Unterstützung können Sie auch bei der Schreibberatung der TUD finden: https://tu-dresden.de/karriere/weiterbildung/zentrum-fuer- weiterbildung/schreibzentrum/fuer-studierende/schreibberatung TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 11
Tipps gegen Schreibblockaden (Pyerin, 2019; Werder, 2002) • Jeden Tag wenigstens eine Zeile schreiben. • Erzählen Sie einer anderen Person, was Sie schreiben wollen. • Wechseln Sie Ihre Schreibzeit. Vielleicht lässt sich nachts schreiben, was am Tag überhaupt nicht geht. • Machen Sie eine Pause und versuchen es später noch einmal. • Lesen Sie das, was Sie gerade geschrieben haben, noch einmal durch, und achten Sie auf neue Einfälle zum Weiterschreiben. • Schreiben Sie für Leser*innen, die Ihren Text gut gebrauchen können. • Wechseln Sie Ihren Schreibplatz. • Stoppen Sie vor einer Pause/Unterbrechung in der Mitte des Satzes, damit Ihnen der Einstieg später leichter fällt. • Setzten Sie sich erreichbare Schreibziele. • … TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 12
Weiterführende Literatur (orientiert an ehemaligem Vertretungsprofessor Tobias Eberwein) Bänsch, A. (2003). Wissenschaftliches Arbeiten: Seminar- und Diplomarbeiten (8. Aufl.). Oldenbourg. Becker, H. S. (1994). Die Kunst des professionellen Schreibens: ein Leitfaden für die Geistes und Sozialwissenschaften. Campus. Boehncke, H. (2000). Vom Referat bis zur Examensarbeit: Schreiben im Studium: mit Sonderkapitel: Internet & elektronische Recherche. Falken. Brandt, E. (2016). Rationeller schreiben lernen: Hilfestellung zur Anfertigung rechtswissenschaftlicher (Abschluss-)Arbeiten (5. Aufl.). Nomos. Burchardt, M. (2006). Leichter studieren: Wegweiser für effektives wissenschaftliches Arbeiten (4. Aufl.). BWV Berliner Wissenschafts-Verlag. Buß, E., Fink, U., & Schöps, M. (1994). Kompendium für das wissenschaftliche Arbeiten in der Soziologie (4. Aufl.). Quelle und Meyer. Dahinden, U., Sturzenegger, S., & Neuroni, A. C. (2014). Wissenschaftliches Arbeiten in der Kommunikationswissenschaft (2. Aufl.). Haupt. Esselborn-Krumbiegel, H. (2017). Von der Idee zum Text: eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben (5. Aufl.). Ferdinand Schöningh. Franck, N., & Stary, J. (2013). Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens: eine praktische Anleitung (17. Aufl.). Ferdinand Schöningh. TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 13
Weiterführende Literatur (orientiert an ehemaligem Vertretungsprofessor Tobias Eberwein) Grunwald, K., & Spitta, J. (2002). Wissenschaftliches Arbeiten: Grundlagen zu Herangehensweisen, Darstellungsformen und Regeln (4. Aufl.). Klotz. Jacob, R. (1997). Wissenschaftliches Arbeiten: eine praxisorientierte Einführung für Studierende der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Westdeutscher Verlag. Jele, H. (2003). Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken: Einführung für StudentInnen (2. Aufl.). Oldenbourg. Krause, S. (2003). Wissenschaftliches Arbeiten. In H. Münkler (Hrsg.), Politikwissenschaft: ein Grundkurs (S. 651-679). Rowohlt. Kruse, O. (2007). Keine Angst vor dem leeren Blatt: ohne Schreibblockaden durchs Studium (12. Aufl). Campus. Kühtz, S. (2021). Wissenschaftlich formulieren: Tipps und Textbausteine für Studium und Schule (6. Aufl.). utb. Lück, W., & Henke, M. (2008). Technik des wissenschaftlichen Arbeitens: Seminararbeit, Diplomarbeit, Dissertation (10. Aufl.). Oldenbourg. Niederhauser, J. (2000). Duden - die schriftliche Arbeit: ein Leitfaden zum Schreiben von Fach-, Seminar- und Abschlussarbeiten in der Schule und beim Studium: Literatursuche, Materialsammlung und Manuskriptgestaltung mit vielen Beispielen (3. Aufl.). Duden. Paetzel, U. (2001). Wissenschaftliches Arbeiten: Überblick über Arbeitstechnik und Studienmethodik. Cornelsen. Perrin, D. (2002). Schreiben: von intuitiven zu professionellen Schreibstrategien. Westdeutscher Verlag. TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 14
Weiterführende Literatur (orientiert an ehemaligem Vertretungsprofessor Tobias Eberwein) Peterßen, W. H. (1994). Wissenschaftliche(s) Arbeiten: eine Einführung für Schüler und Studenten (4. Aufl.). Ehrenwirth. Plümper, T. (2012). Effizient schreiben: Leitfaden zum Verfassen von Qualifizierungsarbeiten und wissenschaftlichen Texten (3. Aufl.). Oldenbourg. Pyerin, B. (2019). Kreatives wissenschaftliches Schreiben: Tipps und Tricks gegen Schreibblockaden (5. Aufl.). Beltz Juventa. Rico, G. L. (2009). Garantiert schreiben lernen (3. Aufl.). Rowohlt. Rossig, W. E., & Prätsch, J. (2001). Wissenschaftliche Arbeiten: Ein Leitfaden für Haus-, Seminar-, Examens- und Diplomarbeiten sowie Präsentationen mit PC- und Internet-Nutzung. Wolfdruck. Schlichte, K., & Sievers, J. (2015). Einführung in die Arbeitstechniken der Politikwissenschaft (3. Aufl.). Springer VS. Schmale, W. (2012). Schreib-Guide Geschichte: Schritt für Schritt wissenschaftliches Schreiben lernen. UTB. Seidenspinner, G. (1994). Wissenschaftliches Arbeiten: Techniken, Methoden, Hilfsmittel, Aufbau, Gliederung, Gestaltung, richtiges Zitieren (9. Aufl.). mvg. Simonis, G., & Elbers, H. (2003). Studium und Arbeitstechniken der Politikwissenschaft. Leske+Budrich. Stickel-Wolf, C., & Wolf, J. (2011). Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken: erfolgreich studieren - gewusst wie! (6. Aufl.). Gabler. Theisen, M. R. (2011). Wissenschaftliches Arbeiten: Technik - Methodik - Form (15. Aufl.). Vahlen. Von Werder, L. (2002). Kreatives Schreiben von wissenschaftlichen Hausarbeiten und Referaten. Schibri. TU Dresden Institut für Kommunikationswissenschaft Folie 15
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