WIEDER-VERNETZUNG Internationale am Hochrhein - Forstliche Versuchs- und ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Internationale WIEDER- VERNETZUNG am Hochrhein Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
5 km Offenlandlebensraum 0 1,25 2,5 5 km Schopfheim D1 O1 W2 Legende Rhein Bundesautobahn Schopfheim Bundesstraße Landesstraße, Staatsstraße Kreisstraße Wehr Siedlungen Wald Generalwildwegeplan (GWP) Internationale Anschlüsse des GWP's U1 U2 Offenlandkorridore Rheinfelden Wildtier-/Vernetzungskorridore Schweiz Maßnahmenräume Uferbereich Durchdringungsbereich Waldlebensraum Offenlandlebensraum Rheinfelden 0 1,25 2,5 5 km
INHALT Barrierefrei! Biotopverbund und Wiedervernetzung 4 Projektsteckbrief : Internationale Wiedervernetzung am Hochrhein 8 Verbinden! Lebensraumkorridore 9 Schlüsselstellen! Maßnahmenräume am Hochrhein 12 Schutzbedürftig! Zielartenkonzept 14 Umsetzen! Maßnahmenkonzept 18 Noch zu retten! Ausblick 22 Impressum 23 Braunkehlchen
I n der Hochrheinregion an der schweize- risch-deutschen Grenze treffen wertvolle und international bedeutsame Tier- und Pflanzenlebensräume aufeinander. Durch Siedlungs- und Infrastruktur- entwicklung einerseits, sowie intensive Landbewirtschaftung andererseits, sind sie jedoch einer zunehmenden Gefährdung durch Zerschneidung ausgesetzt. Es besteht die Gefahr, dass sukzessive die letzten unver- bauten Räume zwischen Basel und Laufenburg geschlossen werden. Als Bindeglied zwischen den Naturräumen der Nordschweiz und Baden-Würt- tembergs kommt dem Hochrheintal eine heraus- ragende Rolle für die landschaftsökologische Vernetzung von Lebensräumen zu. Mit der Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) konnten der Naturpark Südschwarzwald und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) für diese Region im Rahmen einer Machbarkeitsstudie Chancen und Risiken für den Biotopverbund aufzeigen, sowie die landesweit vorhandenen Verbundstrategien zu einem regionalen Entwicklungskonzept für die Wiedervernetzung von Lebensräumen für Tier- und Pflanzenarten am Hochrhein bündeln. Hierbei griffen die fachliche Expertise der FVA und das etablierte regionale Netzwerk des Naturparkes in idealer Weise ineinander. Biotopverbund ist heute mehr denn je zentrales Thema in internationalen und nationalen Verein- barungen zum Erhalt der Artenvielfalt. Die Machbarkeitsstudie steht somit ganz im Zeichen der »EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 – Mehr Raum für die Natur in unserem Leben« in der die Bedeutung von grenzüberschreitenden ökologi- schen Korridoren für den Erhalt gesunder und somit resilienter Ökosysteme unterstrichen wird. Mit der Bereitstellung von Arbeitsgrundlagen für die Umsetzung von Biotopverbundmaßnahmen wollen wir die Region dabei unterstützen, vorhandene Potenziale gewinnbringend für den Biotopverbund zu nutzen. Noch bietet der Natur- raum Chancen, um einen ökologischen Verbund zu gestalten und Lebensräume aufzuwerten. Roland Schöttle Ulrich Schraml Geschäftsführer des Naturpark Direktor der Forstlichen Versuchs- und Südschwarzwaldes e. V. Forschungsanstalt Baden-Württemberg 5
Der Hochrhein Barrierefrei! Biotopverbund und Wiedervernetzung Notwendigkeit D ie Möglichkeiten für Tiere und Pflanzen Durch die Stauhaltung der Kraftwerke fehlt eine zwischen Lebensräumen zu wech- ufergestaltende, natürliche Flussdynamik. Diese seln sind in vielen siedlungsstarken Aspekte führen dazu, dass der Hochrhein heute Regionen massiv eingeschränkt. als Barriere für viele Arten bewertet werden muss. Dies führt über den Verlust genetischer Vielfalt Zwischen Rheinfelden und Laufenburg befinden schlussendlich zu einem Verlust biologischer sich die letzten noch unverbauten Bereiche, die Vielfalt. Tier- und Pflanzenarten müssen jedoch Tieren und Pflanzen einen Austausch zwischen wandern können, um sich Veränderungen, wie z. den zwei Mittelgebirgen ermöglichen können. Die B. klimabedingten Arealverschiebungen, anzu- besondere Artenvielfalt in der Hochrheinregion passen und geeignete Lebensräume zu besiedeln. veranlasste das Bundesamt für Naturschutz die Region als Hotspot der biologischen Vielfalt: Auf engstem Raum befinden sich am Hochrhein Hochschwarzwald mit Alb-Wutach-Gebiet auszu- entlang des Höhengradienten Lebensräume für weisen. Vor dem Hintergrund, diese Vielfalt lang- eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten, aber fristig zu erhalten, sollte eine Machbarkeitsstudie auch sich in Ost-West-Richtung stetig ausdeh- eruieren, wie die Anforderungen eines grenzüber- nende Siedlungsbänder. Als besondere Heraus- schreitenden, funktionalen Biotopverbundes am forderung im Projektgebiet gilt für viele Tier- und Hochrhein beispielhaft umgesetzt werden können. Pflanzenarten die Überquerung des Hochrheins. 6
Rahmenbedingungen B estehende Vorgaben der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Baden-Württemberg fordern dringend die langfristige Sicherung und Wieder- herstellung eines funktionsfähigen, länderüber- greifenden Biotopverbundes. Baden-Württemberg verfügt als erstes Bundesland mit dem »Fachplan Landesweiter Biotopverbund« der Landes- anstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) über eine eigenständige und seit 2015 rechtlich verankerte Biotopverbundplanung für die Arten des Offenlands. Bereits 2010 wurde der General- wildwegeplan vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt veröffentlicht, welcher den großräumigen und grenzüberschreitenden Verbund waldgebun- dener Arten darstellt und nachrichtlich in den »Fachplan Landesweiter Biotopverbund« über- nommen wurde. Der Fachplan ist gemäß § 10 NatSchG BW in den Landschaftsrahmenplänen, den Landschaftsplänen genauso wie bei raum- wirksamen Eingriffen zu berücksichtigen. Auf Grundlage der Biodiversitätsstrategie der Schweiz (2012) ist die Durchlässigkeit der Land- schaft für Tier- und Pflanzenarten südlich des Hochrheins rechtlich beschlossen, teils durch Maßnahmen bereits umgesetzt oder befindet sich in Planung bzw. Umsetzung (z. B. Grün- brücke über die A3 im Kanton Aargau). Für den Erhalt und die Entwicklung der ökologischen Beziehungen zwischen dem Schweizer Jura und dem Schwarzwald kommen übereinstimmend mit Wildtierkorridoren gemäß dem General- wildwegeplan auf schweizer Seite nur noch die beiden Korridore »Aargau 1« (AG 1) und »Aargau 2« (AG 2) in Betracht (vergl. Karte Seite 8) Im Sinne einer grenzüberschreitenden, inter- nationalen Wiedervernetzung und dem Erhalt ökologischer Funktionen, besteht auf deutscher Seite gleichermaßen die Verantwortung, diese gesicherten und teils bereits geschaffenen Verbundachsen anzubinden. Hierbei ist eine enge Abstimmung mit den Kantonen in der Schweiz für den Erfolg von Maßnahmen unabdingbar. Wildkatze 7
Projektsteckbrief Internationale Wiedervernetzung am Hochrhein AG1 AG2 Generalwildwegeplan GWP Bad Säckingen Rheinfelden Murg Titel: Machbarkeitsstudie zu einem Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben: »Internationale Wiedervernetzung am Um zu einer Einschätzung zu gelangen Hochrhein« (E+E-Voruntersuchung) wurden folgende Einzelziele verfolgt: • Aufbau eines grenzüberschreitenden Laufzeit: 01.03.2016 – 15.11.2018 Akteurs-Netzwerkes (sog. Hochrhein-Netzwerk) • Prüfung der Flächenverfügbarkeit zur Träger: Naturpark Südschwarzwald e.V. Maßnahmenumsetzung am Hochrhein • Dokumentation der ökologischen Ausgangssitu- Kooperationspartnerin: Forstliche Versuchs- ation als Grundlage der Konzeptionsentwicklung und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) • Auswahl repräsentativer Zielarten • Entwicklung detaillierterer Vernetzungskonzepte Steuerungskreis: Kanton Aargau, für den Offenland- sowie den Waldverbund. Regionalverband Hochrhein Bodensee, • Priorisierung besonders relevanter Vernet- Landkreise Lörrach und Waldshut zungsbereiche (Maßnahmenräume) • Darstellung der Herausforderungen für die Förderung: Bundesamt für Naturschutz mit Umsetzung von Vernetzungsmaßnahmen Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Fazit: Nutzungskonflikte auf den Flächen und mangelnde Flächenverfügbarkeit konnten als die Projektgebiet: Die Hochrheinregion im größten Herausforderungen zur erfolgreichen südwestlichen Grenzgebiet Deutschlands Umsetzung von Biotopverbundmaßnahmen vermittelt zwischen den beiden Mittelgebirgen identifiziert werden. Die angespannte Flächen- Schwarzwald auf deutscher Seite und dem konkurrenz verschiedener Landnutzenden im Schweizer Jura. Aufgrund seiner geographischen Hochrheintal lässt hier wenig Spielraum. Voraus- Lage und ökologischen Besonderheiten ist setzung für die Umsetzung von Maßnahmen das Projektgebiet (s. Karte Seite 2/3) in drei ist eine langfristig verbindliche Sicherung der Naturräume aufgeteilt: das Hochrheintal, den Maßnahmenflächen. Mangels dieser Flächen ist Dinkelberg und den Hochschwarzwald. eine Fortführung des Projektes im Rahmen eines vom BfN geförderten E+E-Hauptvorhabens Projektziel: Wiederherstellung der grenzüber- zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich. schreitenden ökologischen Funktionsbezie- hungen über ein, als Wasserstraße deklariertes, Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie Fließgewässer innerhalb einer paneuropäisch sind ausführlich in einem Projektbericht bedeutenden Nord-Südachse von den Alpen zusammengefasst. Dieser sowie das von ArGe bis zu den Mittelgebirgen. In der Machbarkeits- Reck erstellte Zielarten- und Monitoring- studie wurde untersucht ob die Umsetzung im konzept für die Hochrheinregion sind unter: Rahmen eines E+E-Hauptvorhabens möglich ist. www.naturpark-suedschwarzwald.de abrufbar. 8
Verbinden! Lebensraumkorridore Schwarzwald Montane Stufe 3a Hügellandstufe 3b Hochrheintal 3c 2 1a Uferbereich 2 Flusskörper 2 2 4a 4b 4c Schweizer Jura D urch den Höhengradienten von den 1a Großräumige (Quer-)Vernetzung des Schwarzwaldes mit dem Schweizer Jura Tieflagen am Hochrhein bis hin 2 (Längs-)Vernetzung entlang der Ufer und zwischen den beiden Ufern zu hochmontanen Landschaften 3a (Längs-)Vernetzung in der montanen Stufe existieren am Hochrhein auf engstem 3b (Längs-) Vernetzung in der Hügellandstufe Raum zahlreiche ineinander überleitende 3c (Längs-)Vernetzung in Tallage Lebensräume mit einem besonderen Arten- 4a (Quer-)Vernetzung von der Tallage bis zur montanen Stufe reichtum. Hierdurch müssen in der Planung 4b (Quer-)Vernetzung von der Tallage bis zur Hügellandstufe verschiedene Vernetzungsachsen in der Längs- 4c (Quer-)Vernetzung von der Hügellandstufe bis zur montanen Stufe und Quervernetzung berücksichtigt werden: * Die Vernetzungsachsen gelten analog auf schweizer oder deutscher Seite Als Grundlage für alle weiteren Überlegungen zur Vernetzung von Lebensräumen wurden die bestehenden Landeskonzepte, regional auf ihre Funktionalität geprüft und gegebenenfalls ange- passt. So entstanden passende und auf die Region am Hochrhein zugeschnittene Konzepte für: ÿ Lebensraumkorridore: unterteilt in Wald- und Offenlandkorridore ÿ Maßnahmenräume als prioritäre Engstellen im Korridorsystem ÿ Zielarten und ihr Monitoring ÿ die Maßnahmenplanung innerhalb der prioritären Engstellen 9
Wald- und Großsäugerkorridore D Der Generalwildwegeplan »GWP« Strukturreicher Waldlebensraum er GWP zeigt die teilweise letzten verbliebenen Möglichkeiten eines großräumigen Waldverbundes in der bereits weiträumig stark fragmentierten Kulturlandschaft Baden-Württembergs auf. Die Lebensraumkorridore räumliche Kulisse orientiert sich dabei sowohl an der aktuellen landschaftlichen Ausstattung als L auch an den Raumansprüchen mobiler heimi- eitschnur des Projekts »Internationale scher Säugerarten mit terrestrischer Lebensweise Wiedervernetzung am Hochrhein« und einem Lebensraumschwerpunkt im Wald. sind, die aus dem Generalwildwegeplan Der direkte Anschluss über den Hochrhein in Baden-Württemberg, dem »Fach- die Schweiz ist durch eine planerische Abstim- plan Landesweiter Biotopverbund« und den mung gewährleistet. Die Machbarkeitsstudie Anschlussstellen zu den Wildtierkorridoren im weist keine ergänzenden Waldkorridore aus. Kanton Aargau abgeleiteten Lebensraumkorri- Die vorhandenen Achsen des GWPs sind in der dore. Diese Bereiche stellen noch weitestgehend Region alternativlos. Vielmehr gilt es, Engstellen unverbaute Bereiche dar, die unter der Voraus- zu identifizieren, um dringend erforderliche setzung geeigneter Landschaftsausstattung für Maßnahmen zur Funktionsverbesserung abzu- zahlreiche Arten noch durchwanderbar oder als leiten. Prioritär sind für den Waldverbund Lebensraum nutzbar sind (vergl. Karte S. 2/3). die Anknüpfungspunkte an die Rheinufer. 10
Offenlandkorridore am Hochrhein I n Anlehnung an das Konzept des landes- dore herangezogen. Durch die Beweidung mit weiten Biotopverbunds wurden konkrete, auf »mobilen Korridoren« , sog. Vektoren, könnte der die Region zugeschnittene Lebensraumkor- Verbund hier gestärkt werden. Auf beweideten ridore für das Offenland entwickelt. So kann Flächen wird durch den Tritt der Tiere Boden es z. B. unter vorhandenen Stromtrassen gelingen, aufgewühlt, Vegetation selektiert, freigestellt, die Oberrheinebene mit dem Hochrheingebiet natürlich beweidet und durch Dung beeinflusst. bis hin zu geeigneten Offenlandlebensräumen Dadurch entsteht eine Strukturvielfalt als Voraus- am Bodensee zu vernetzen. Unter diesen Trassen setzung für Artenvielfalt, die motormanuell ist die Waldsukzession über regelmäßige Pflege nicht annähernd vergleichbar zu erreichen ist. offen zu halten. Dies bietet die Möglichkeit, über Maßnahmen wie eine standortabhängige Pflan- Besondere Bedeutung hat die Ost-West-Ver- zung von Zwergstrauchheiden oder die Pflege netzung über das Wiesental und den Röttler von Trocken- oder Magerrasen, Lebensräume Wald bis hin zur Oberrheinebene. Sollte dieser miteinander zu vernetzen. Da in der Hochrhein- wichtige Abschnitt verbaut sein, besteht für region ein dichtes Netz an Stromtrassen und viele Arten keine Möglichkeit mehr für einen unterirdischen Gasleitungen existiert, wurden genetischen Austausch von der Oberrheinebene u. a. diese zur Entwicklung der Offenlandkorri- über den Dinkelberg zum Hochrheintal. VEKTOREN & HABITATBILDNER Insbesondere größere Säugetiere aber auch Vögel sind, über die eigene Verbreitung hinaus, von großer Bedeutung für den Biotopverbund. Insbesondere die größeren Huftiere gestalten durch ihren Tritt und ihr Fressverhalten Landschaften, die für weitere Tier- und Pflanzenarten dadurch erst nutzbar und durchwanderbar werden. Ein bekannter Vertreter der Habitatbildner ist auch der Biber, der neue Lebensräume für eine Vielzahl von Arten schafft. Ebenfalls von Ziegenbeweidung unter einer Stromtrasse auf dem Dinkelberg großer Bedeutung für den Biotopverbund sind sog. Vektoren. Diese Arten transportieren in Ihrem Fell oder Magen andere Tier- und Pflanzenarten - sie fungieren sozusagen als Taxi von einem Lebensraum in den nächsten. Unterirdische Gastrasse im Wald 11
Schlüsselstellen! Maßnahmenräume am Hochrhein I nnerhalb der Wald- und Offenlandkorridore Wiedervernetzung von Waldlebens- gibt es Bereiche, die im aktuellen Zustand räumen über den Hochrhein (W1 & W2) für Arten nicht durchwanderbar sind. Zum Teil sind sie jedoch alternativlos um Hier sollen gezielt die Waldlebensräume Schwarz- wertvolle Lebensräume zu erreichen. Diese wald und Schweizer Jura vernetzt werden. Die für Bereiche werden als sog. Maßnahmenräume diese Räume entwickelten Maßnahmen orien- definiert. Hier sind Maßnahmen zur Entwick- tieren sich primär an den Ansprüchen großer, lung und/oder Sicherung der ökologischen mobiler Säugetierarten (Gams, Rothirsch, Luchs, Durchlässigkeit vorrangig umzusetzen. Wildkatze). Die Waldflächen östlich der Gemeinde Wehr bieten hierfür das größte Potenzial, da der Vier Maßnahmenräume untergliedert in Höhenrücken eine Art Leitlinie für Wildtierwan- Teilgebiete werden unterschieden (vergl. Karte S. 2/3): derungen und bereits als wichtiger Fernwechsel identifiziert ist. Problematisch sind in erster Linie Wiedervernetzung des Hochrheins die Anknüpfungspunkte an das Hochrheinufer. und seiner Uferbereiche (U1 – U4) Die vier »Uferbereiche« bilden die letzten, weit- gehend beidseitig unverbauten Uferabschnitte im Projektgebiet ab. Sie sind zum Erhalt der ökologi- schen Durchlässigkeit in Nord-Süd-Richtung von herausragender Bedeutung. Sollten Siedlungs- bänder und Infrastruktur hier entstehen und diese noch vorhandenen Lücken schließen, ist die letzte ökologische Austauschmöglichkeit zwischen dem Schweizer Jura und dem Schwarzwald verbaut. Strukturreicher Uferabschnitt am Hochrhein Gämse Blick aus der Schweiz auf den noch unverbauten Uferraum U1 12
Wiedervernetzung von Offenlandlebensräumen (O1 & O2) Auf den beiden Offenlandlebensräumen könnte es gelingen eine Ost-West-Vernetzung von der Oberrheinebene über das Hochrhein- gebiet bis hin zum Bodensee zu erreichen. Als letzte unverbaute Verbundachse zwischen dem Oberrhein und dem Dinkelberg gilt die Eng- stelle zwischen den Gemeinden Brombach und Steinen als besonders wertvoll und ist zudem als priorisierter Wiedervernetzungsabschnitt im »Landeskonzept Wiedervernetzung an Straßen in Baden-Württemberg« gelistet. Im Westen muss der bewaldete Höhenrücken entlang der Wehra für den Ost-West-Verbund der Offen- landarten durchlässiger gestaltet werden. Streuobstwiese Durchdringungsbereiche Wald-Offenland (D1 – D3) Diese Maßnahmenräume umfassen Kreuzungs- bereiche der Wald- und Offenlandkorridore. Die drei Bereiche D1-D3 sollen deshalb halboffen gestaltet werden, um so für Arten beider Lebensraumtypen geeignet zu sein. Insbesondere der Maßnahmenraum D1 auf dem Dinkelberg ist prioritär, da sich hier wert- volle Wald- und Offenlandkorridore kreuzen. Strukturreiche Landschaft auf dem Dinkelberg 13
Schutzbedürftig! Zielartenkonzept T Zielarten- und ier- und Pflanzenarten unterschieden sich hinsichtlich ihrer Ausbreitungsmecha- nismen und ihrer Lebensraumansprüche. Maßnahmenbeispiele: Bei der Gestaltung von Maßnahmen zur Herstellung eines funktionalen Biotopverbundes Mittlere und große mobile Säugetiere: können nicht alle Arten und ihre spezifischen Neben dem Erhalt der eigenen genetischen Ansprüche berücksichtigt werden. Daher gilt Vielfalt, haben Säugetiere, und insbesondere es in einem Zielartenkonzept einige wenige Huftiere, im Kontext des Biotopverbundes auszuwählen, die eine besondere Bedeutung eine wichtige Funktion als Habitatbildner in der Region haben und deren Ansprüche, die und Vektoren (vergl. Infobox Seite 11). Ansprüche weiterer Arten maßgeblich einbe- Darüber hinaus gibt es besonders schutz- ziehen. Anhand der Zielarten können Maßnahmen bedürftige und seltene Arten wie die Wildkatze definiert und Erfolge gemessen werden. oder den Iltis, der heute noch im Naturreservat Haumättli in der Schweiz nachgewiesen ist. Als Am Hochrhein finden sich noch zahlreiche, Schwerpunktvorkommen in Feuchtgebieten und besonders schutzbedürftige Arten, deren Popu- Auen profitiert er erheblich von einer Erhaltung lationen durch Lebensraumvernetzung nach- und Renaturierung der Auen. Iltis und Wild- haltig gesichert werden können und sollten. In katze profitieren von Gehölzkorridoren und einem, von der beauftragten ArGe Reck speziell Gewässerdurchlässe unter Verkehrswegen, die mit für das Projektgebiet entwickelten, Zielarten- Laufwegen für terrestrische Arten (Uferbermen) und Monitoringkonzept (Nachzulesen unter: ausgestattet werden. Seit wenigen Jahren wird www.naturpark-suedschwarzwald.de) werden die am Hochrhein beobachtet, wie die Wildkatze sich Zielarten und Ihre Ansprüche an Verbundstruktu- in den Wäldern sowohl in Baden-Württemberg ren detailliert beschrieben. als auch im Kanton Aargau wieder ansiedelt. Fledermäuse Alle Fledermausarten im Projektgebiet bevor- zugen Lichtwaldstrukturen oder lichtwaldähn- liche Ökosysteme. Im Offenland profitieren sie erheblich von der Schaffung strukturreicher Hecken. Um Fledermäuse vor Verkehrs- mortalität zu schützen, sollten Korridoren mit Querungshilfen ausgestattet werden. Im Gebiet besonders zu berücksichtigen sind die Ansprüche der Bechsteinfledermaus. Aktuell bekannte Vorkommen befinden sich im südlichen Bereich des Wehrahöhenrückens sowie auf dem benachbarten Dinkelberg und bei Hasel. Im Aargau wurde diese Art in den letzten 30 Jahren lediglich zehnmal, vorwiegend in der nordwestlichen Juraregion, nachgewiesen. Bechsteinfledermaus 14
Reptilien Reptilien reagieren sehr empfindlich gegenüber Umweltveränderungen in Offenlandlebensräumen und den Übergangsbereichen zwischen Offen- land- und Gehölzlebensräumen. Die Ausstattung mit Versteckmöglichkeiten spielt für sie eine große Rolle. Dichte Verkehrswegenetze, Siedlungsbänder sowie undurchdringliche Waldflächen sind insbe- sondere für Schlangenpopulationen kritisch. Eine bedeutende Vertreterin dieser Gruppe ist am Hochrhein die Schlingnatter. Sie kommt, weil sie eher wärmeliebend ist, nur in den Tallagen bis zur Hügellandstufe vor. Sie profitiert insbesondere von Schlingnatter Kleinstrukturen wie Ast- und Steinhaufen oder Trockenmauern in besonnten, warmen Bereichen. Amphibien Auf die Veränderungen der Qualität und Vernet- zungssituation von Gewässer- und Landlebens- räumen reagieren Amphibien sehr empfindlich. Daher sind sie gute Zeiger für einen funktionieren- den Verbund. Die Gelbbauchunke und die Kreuzkröte, als Zielar- ten am Hochrhein, repräsentieren die Notwendig- keit Bodensenken zur Bildung temporärer Klein- gewässer wieder zuzulassen. Gelbbauchunken profitieren wie der Feuersalamander von barriere- Kreuzkröte freien, dynamischen Lichtwaldkorridoren. Das Vorkommen der Kreuzkröte hat in der Schweiz in den vergangenen 20 Jahren massiv abgenommen. Lediglich drei, voneinander isolierte, Vorkommen sind im Rheintal bekannt. Heuschrecken Heuschrecken sind hervorragende Indikatoren für die Lebensraumqualität und den Lebensraumver- bund von Kraut- und Grasfluren im Offenland. Die flugunfähigen Arten benötigen Querungshilfen an Straßen. Im Projektgebiet können Offenland- arten durch Waldrandgestaltung, Beweidung und Extensivierung von Trittsteinbiotopen besonders gefördert werden. Eine Zielart für die Gestaltung von Lebensraum- ketten trockener und mittelfeuchter, i.d.R. nähr- stoffarmer Standorte, ist der Warzenbeißer. Er profitiert darüber hinaus von der Vernetzung von Feuchtbiotopen ebenso wie der flugunfähige Sumpfgrashüpfer. Sumpfgrashüpfer 15
Schmetterlinge Schmetterlinge sind ein wichtiger Bestandteil des Naturerlebnisses und hervorragende Zeiger für die Lebensraumqualität der Blütenschicht. Wegen ihrer großen Empfindlichkeit gegenüber Nut- zungsintensivierung, Nährstoffbelastung, einheit- lichen Mahdzeitpunkten sowie geringer Struktur- vielfalt sind die Bestände gebiets- und landesweit oft sehr verarmt. Am Hochrhein sind Zielarten des eher trockenen, blumenreichen Grünlands der Thymian-Ameisen- bläuling sowie der Wegerich-Scheckenfalter. Als Vertreter des sowohl feuchten als auch trockenen Wegerich-Scheckenfalter Offenlands gilt der Lilagold-Feuerfalter. Laufkäfer Sehr viele flugfähige Laufkäferarten bewohnen ausschließlich seltene Uferbiotope. Diese Lebens- räume können durch die Förderung natürlicher oder naturnaher Auendynamiken sowie der Rück- nahme von Verbauungsmaßnahmen unterstützt werden. Eine im Projektgebiet relevante Art ist der in Ba- den-Württemberg stark gefährdete Grüngestreifte Grundläufer. Er benötigt großflächige, vegetations- freie Feinsedimentufer sowohl an Fließ- als auch Stillgewässern und ist dabei auf eine starke Beson- nung angewiesen. Holzkäfer Gerade in Wäldern, wo man den Schwerpunkt für die an Alt- und Totholz gebundenen Holzkäferar- ten erwarten würde, ist ein zunehmender Mangel Lilagold-Feuerfalter geeigneter Biotopbäume zu verzeichnen, so dass »Ersatzbiotopen« wie Alleen, Baumreihen und Einzelbäumen, aber auch Hochstammobstwiesen eine sehr hohe Bedeutung zukommt. Als bekannteste Holzkäferart ist der Hirschkäfer, mit nachgewiesenen Vorkommen in der Hoch- rheinregion auf deutscher Rheinseite, als eine Ver- antwortungsarte im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gelistet und zugleich Zielart im Wieder- vernetzungsprojekt. Im Kanton Aargau stammen die letzten Zufallsbeobachtungen aus den 1990er Jahren. Hirschkäfer 16
Vögel Vögel haben hohe Ansprüche an die Größe, An- ordnung sowie die Qualität von Lebensräumen. Zugleich haben sie aufgrund ihres Gesangs und der vergleichsweise guten Beobachtbarkeit einen hohen Wert für das Naturerlebnis. Als Zielart kommt dem Eisvogel eine Uferrenatu- rierung durch die Schaffung neuen Lebensraums zugute. Mehrere Nachweise des Eisvogels gab es in den vergangenen Jahren bei Riedmatt (D). Gegen- überliegend auf schweizer Seite finden sich Teile einer Auwaldvegetation im Naturschutzgebiet Haumättli mit bekanntem Eisvogelvorkommen. Libellen Viele Libellenarten sind sehr empfindlich gegen- über der Qualität von Gewässern, der Strömungs- intensität sowie der Uferstruktur. Alle Libellen- arten sind besonders oder streng geschützt. Sie profitieren erheblich von ufergestaltenden Maß- nahmen. Die äußerst seltene Gelbe Keiljungfer ist eine Art des Uferbereichs. In Deutschland kommt sie aus- schließlich am Hochrhein vor. Auch in der Schweiz sind Nachweise dieser Libellenart vorwiegend am Rhein bekannt. Eisvogel 17
Umsetzen! Maßnahmenkonzept A ngelehnt an die Ansprüche der Ziel- und lange Uferbereiche gut überwindbar sein (Ab- arten und die Landschaftsausstattung bau von Barrieren wie Zäunen und Kleingarten- der Maßnahmenräume werden je anlagen), andererseits werden Ruhebereiche und Raum prioritäre Maßnahmen für eine Deckung an den Ein- und Austrittsstellen benötigt. Verbesserung der Vernetzungssituation erfasst Um einen gelegentlichen Individuenaustausch und beschrieben (vergl. Tabelle S. 21). Voraus- von Kleintieren und Pflanzen wieder zu ermög- setzung für die Umsetzung von Maßnahmen ist lichen, muss die Wahrscheinlichkeit von erfolgrei- neben der langfristigen Sicherung und Pflege chen Verdriftungen erhöht werden. D. h. die Ufer der Flächen ein gemeinsames Bekenntnis aus müssen überwindbar und besiedelbar sein (An- Gesellschaft und Politik für den Biotopverbund. landungsbereiche) und unmittelbar angrenzend müssen Lebensräume oder mindestens Trittstein- Maßnahmenraum: Wiedervernetzung des biotope entwickelt werden. Hochrheins und seiner Uferbereiche U1 – U2 Maßnahmen sollen hier die sichere Durchque- Da die Uferräume als Zwangswechsel für einen rung des Gewässers und Anlandung innerhalb funktionierenden Austausch zwischen der Schweiz des Uferbereichs ermöglichen. Um aktive Wechsel und Baden-Württemberg betrachtet werden kön- (meist größerer Säugetiere) über den Hochrhein nen, müssen in der Gestaltung von Maßnahmen zu ermöglichen, müssen einerseits möglichst viele alle betrachteten Zielarten berücksichtigt werden. Hier fehlen natürliche Anlandungsbereiche Felsen als Sonderstrukturen im Wald Zäune und Beunruhigung haben für viele Arten Barrierewirkung Wasserlauf mit Totholz 18
Maßnahmenraum: Wiedervernetzung von Wald- Wiedervernetzung von Offenlandlebensräumen lebensräumen über den Hochrhein W1 – W2 Zur Erhöhung der Durchlässigkeit der Landschaft Da auffällig viele waldgebundene Arten von für die Arten des Offenlandes ist der Weidfelder- Lebensraumverinselung bedroht und selten ge- verbund über Triften die wertvollste Maßnahme. worden sind, ist die Entwicklung einer Grünen Dabei ist eine unregelmäßige, aber nicht über- Infrastruktur im Wald und zwischen Waldflächen mäßige Störung der Gewässer durch Weidetiere notwendiger Bestandteil der Wiedervernetzung in und ggf. anderer Bioingenieure, wie dem Biber, zur der Hochrheinregion. Dazu eignen sich insbeson- Förderung von Amphibienbeständen besonders dere Maßnahmen, die Lichtwaldarten, Altholzbe- geeignet. Zusätzlich sind Maßnahmen zur Über- wohner und Arten welche an Sonderstandorte an- brückung der Infrastruktur, zur Pflege und Neu- gepasst sind. Auch die Verdichtung mit Gehölzen anlage von Streuobstbeständen, der Nutzungsex- und Heckenpflanzungen zur Wiedervernetzung tensivierung von Trittsteinen sowie die Anlage von isolierter Waldflächen ist notwendig. Maßnahmen Blühstreifen und die Aufwertung von Straßenbe- im Wald sind in Anlehnung an die Waldnatur- gleitgrün wertvoll. schutzstrategie des Landes Baden-Württemberg zu entwickeln. VERDRIFTUNG Als Verdriftung bezeichnet man die passive Ausbreitung von Tieren und Pflanzen durch Wind oder Wasser. Im Projektgebiet spielt diese Form der Ausbreitung eine besonders wichtige Rolle, da viele Arten auf Verdriftung über den Hochrhein angewiesen sind. TRIFTEN Wanderschäferei Entlang von Huftierwanderrouten (Triften) entstehen Habitatmosaike und damit Tritt- steinbiotope für ein großes Artenspektrum von Waldarten bis hin zu Magerrasenarten. Huftiere transportieren Samen und Kleintiere zwischen geeigneten Trittsteinbiotopen, wobei sie parallel dazu Keimstellen für Pflanzen schaffen. Offen- landkorridore stellen u. a. in der aktuellen Konzeption eine alte Transhumanzlinie dar. Die Wiederbelebung dieser Nutzungsform wäre ein Meilenstein für den Biotopverbund am Hochrhein. Blühstreifen entlang einer Kreisstraße 19
Lichte Waldstrukturen, die für viele Anspruchstypen Lebensraum bieten Durchdringungsbereiche Wald-Offenland Für die Gestaltung von Durchdringungsbereichen ist eine Vielfalt an Lebensräumen besonders wert- voll. Auf der einen Seite bieten sie Deckung und Schutz für die Waldarten, auf der anderen Seite bieten sie besonnte, offene und qualitativ hoch- wertige Lebensräume für Offenlandarten. Je nach- dem ob Wald für Offenlandarten oder Offenland für Waldarten durchgängig gestaltet werden muss, greifen unterschiedliche Maßnahmen. Wald- lebensräume müssen ausreichende Licht- und Beschattungsgradienten aufweisen. Besonders wertvoll ist hier eine heterogene Waldrandge- staltung als Übergangslebensraum und Leitlinie für viele Arten des Offenlandes und des Waldes. In Offenlandlebensräumen können durch die Anreicherung von Gehölzstrukturen ergänzende Trittsteine für den Waldverbund entstehen. Eine Extensivierung landwirtschaftlicher Bereiche oder eine Förderung von Streuobstbeständen kann den Offenlandverbund ebenso aufwerten. Ein wei- cher Übergang zwischen den unterschiedlichen Lebensräumen ist besonders wichtig. 20
Jedem Maßnahmenraum wurde in der Machbarkeitsstudie ein Maßnahmen- paket zugeordnet. Folgende Tabelle ordnet die Maßnahmen den entsprechenden Räumen zu. Eine detaillierte Beschreibung der Maßnahmen kann dem Abschlussbericht der Machbarkeitsstudie entnommen werden. Durchdringungs- Ufer Wald Offenland bereiche Maßnahmenräume →: U1 U2 U3 U4 W1 W2 O1 O2 D1 D2 D3 Renaturierung des Uferbereichs Anbindung und Aufwertung des Hinterlands Besucherlenkung und Beruhigung Auflichtung & Entbuschung der Anlandungsbereiche Naturnahe Uferbefestigung Echte Waldweide für klimafitte Wälder Lichtwaldstellung und Förderung Sonderstandorte Waldrandgestaltung durch temporäre Beweidung Anlage von Äsungs- und Lenkungsstrukturen im Wald Weidetiere als Landschaftsgestalter: Trift und Wanderschäferei Pflege und Anlage von Streuobstbeständen Blühender Naturpark Wiedervernetzungsabschnitt bei Wehr-Öflingen Aufwertung von Straßenbegleitgrün Waldrandgestaltung Struktur und Äsungsangebot durch Gehölzanreicherung Anlage von Trüffelbiotope Entschärfende Maßnahmen an Straßen Maßnahmen die in diesen Maßnahmenräumen eine besondere Bedeutung haben Maßnahmen die hier ergänzend Anwendung finden können Luchs 21
Noch zu retten! Ausblick D ie Bemühungen für die Wieder- richtlinie Wasserwirtschaft (FrWw) oder die vernetzung am Hochrhein sind Förderung Baumschnitt können gewinnbringend maßnahmenorientiert und zielgerichtet für den Biotopverbund eingesetzt werden. Forst- im Sinne der landes-, bundes- und wirtschaftliche Förderschwerpunkte wie die europaweiten Initiativen zum Erhalt der biologi- Nachhaltige Waldwirtschaft (NWW) bieten viele schen Vielfalt und zur Verbesserung der Grünen Möglichkeiten Waldlebensräume aufzuwerten. Infrastruktur. Das Projektgebiet ist ein vielfach Das Alt- und Totholzkonzept des Landes sowie benanntes und obligatorisches Nadelöhr von die Waldnaturschutzstrategie sind grundlegende internationaler Bedeutung. Noch ist hier die Konzepte für den Wald. Wichtig bleibt es mit dem Umsetzung eines funktionalen Lebensraum- Ziel, Lebensräume zu vernetzen, die bestehenden verbundes möglich. Ein weiteres Zögern oder Instrumente und Konzepte räumlich so zu koordi- Abwarten würde die Umsetzung aufgrund nieren, dass funktionale Korridore entstehen und des rasanten Flächenverbrauchs maßgeblich Lebensräume entsprechend korrespondieren. erschweren und letztendlich unmöglich machen. Eine dauerhafte Koordinierung von raumaktiven Es bedarf einer klaren Präsenz und Verankerung Vorhaben im Sinne des Biotopverbundes ist am des Themas der Vernetzung von Wildtierlebens- Hochrhein daher zielführend und sollte langfristig räumen in der Region. Ziel muss es sein, alle umgesetzt werden. Das in der Region durch die Akteure über den Nutzen von Verbundbemü- Machbarkeitsstudie etablierte »Hochrhein-Netz- hungen und damit dem Erhalt der Artenvielfalt werk« kann am Leben erhalten werden und so zu informieren, dass bei der Abwägung einerseits die verschiedenen Anforderungen an zwischen verschiedenen Handlungsoptionen Biotopverbund, Wiedervernetzung, Wald- und die Belange der Lebensraumvernetzung stets Offenlandlebensräume zur Stärkung der biologi- miteinbezogen und berücksichtigt werden. schen Vielfalt konzeptionell zusammenführen. Andererseits können die Aktivitäten des Hoch- Perspektiven für den Biotop- rhein-Netzwerks vor Ort durch ein gemeinsames verbund am Hochrhein Flächen- und Ausgleichsmanagement im Sinne Bestehende Instrumente und Konzepte können des Biotopverbunds koordiniert und gebündelt für die Umsetzung von Maßnahmen zur Stärkung werden. Ziel der Bemühungen muss es sein, die des Lebensraumverbundes genutzt werden. Region dabei so zu unterstützen, dass die Anforde- Darunter, insbesondere für Maßnahmen im rungen eines grenzüberschreitenden, funktionalen Offenland, die Landschaftspflegerichtlinie (LPR) Biotopverbundes am Hochrhein umsetzbar und und das Förderprogramm für Agrarumwelt, realisierbar sind. Hierbei sollen nicht nur gesetz- Klimaschutz und Tierwohl (FAKT). Darüber liche Anforderungen erfüllt, sondern über einen hinaus können Biotopverbundmaßnahmen in offenen Dialog mit den Akteurinnen und Akteuren das naturschutzrechtliche Ökokonto einfließen. vorhandene Potenziale ausgeschöpft werden. Spezielle Förderprogramme, wie die Förder- 22
WIR DANKEN IMPRESSUM Der Projektbegleitenden Arbeits- Kontakt gruppe für ihre Mitwirkung Roland Schöttle Den Kolleginnen und Kollegen im Kanton Naturpark Südschwarzwald e. V. Aargau für die fachliche Unterstützung Dr.-Pilet-Spur 4 Allen Bildautorinnen und -autoren 79868 Feldberg info@naturpark-suedschwarzwald.de WIR DANKEN IM SPEZIELLEN DEN www.naturpark-suedschwarzwald.de MITGLIEDERN DER STEUERUNGSGRUPPE: Kanton Aargau Martin Strein Regionalverband Hochrhein Bodensee Forstliche Versuchs- und Landkreis Lörrach Forschungsanstalt Baden-Württemberg Landkreis Waldshut FVA-Wildtierinstitut, AB Lebensraumverbund & Wildunfälle Wonnhaldestr. 4 79100 Freiburg Tel.: 0761 4018-0 FVA-BW@forst.bwl.de www.fva-bw.de PROJEKTKOORDINATION Stephanie Kraft - Naturpark Südschwarzwald Christoph Mozer - Naturpark Südschwarzwald Die Voruntersuchung wurde gefördert Johanna Fritz - Naturpark Südschwarzwald durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministerium für Umwelt, GESTALTUNG Naturschutz und nukleare Sicherheit. Matthias Wieber, Freiburg BILDNACHWEIS S. 4.........................................................................................Braunkehlchen: S. Schröder-Esch S. 15.............Schlingnatter und Sumpfgrashüpfer: S. Schröder-Esch, Kreuzkröte: Heiner Reck S. 6.................................................................................................... Der Hochrhein: G. Thönen S. 16....................................................................... Wegerich-Scheckenfalter: S. Schröder-Esch S. 7...............................................................................................................Wildkatze: K. Echle ...................................................................... Lilagoldfalter und Hirschkäfer: S. Schröder-Esch S. 10.......................................................................... Strukturreicher Lebensraum: H. Ulsamer S. 17....................................................................................................... Eisvogel: unsplash.com S. 12.........................................................................Gämse: Ondrej Prosicky/Shutterstock.com S. 18...................................................................................Wasserlauf mit Totholz: H. Ulsamer S. 13............................................................................................Streuobstwiese: unsplash.com S. 19..............Schafsbeweidung: M. Mayer, Blühstreifen entlang einer Kreisstraße: M. Strein S. 14............................................................................... Bechsteinfledermaus: G. Peerenboom S. 20-21......................................................................................................Luchs: unsplash.com Alle weiteren Bilder: Projektkoordination 23
Sie können auch lesen