Cluster Forst und Holz - Chancen für Thüringen - Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt
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Cluster Der Begriff des „Clusters“ hat sich in den vergangenen Jahren fest in der deutschen Forst- und Holzwirtschaft etabliert. In Anlehnung an die Defini- tion durch die Kommission der Euro- päischen Union werden zum Cluster Forst und Holz neben der Forstwirt- schaft die Holz be- und verarbeitende Industrie sowie die Produzenten von Papierwaren und das Holzhandwerk gezählt. Darüber hinaus ist auch das Druckerei- und Verlagswesen mit ein- geschlossen, da diese Betriebe auf Pa- pier und damit auf Holz angewiesen sind. Weitere Bereiche sind der Holz- handel und die energetische Holznut- zung. Auch diese sind unmittelbar mit dem Rohstoff Holz verbunden.
Vorwort Über 2 Milliarden Euro Jah- resumsatz und Arbeit für über 40.000 Menschen in Thüringen! Diese Zahlen stammen nicht etwa aus der Automobilindus- trie oder dem Maschinenbau. Sie stammen aus einem Wirt- schaftsbereich, dem bundesweit 185.000 Betriebe zu zuordnen sind und dessen verbindendes Element Holz, der wichtigste und vielseitigste nachwachsen- de Rohstoff Deutschlands ist: das Cluster Forst und Holz. Ich freue mich, mit diesem Bericht ein Bild der modernen Thüringer Forst- und Holzwirtschaft vorstellen zu können, das Vielen sicher noch nicht bekannt ist. Basierend auf dem reichen Vorrat hochwertigen Holzes in unseren Wäldern hat sich in Thüringen eine vitale und leistungsstarke Branche entwickelt. Eine Branche, die durch die vielen Einsatzmöglichkei- ten ihres Rohstoffs eine erstaunliche Vielfalt an den Tag legt. Ein-Mann- Betriebe sind hier ebenso vertreten wie Großwerke mit mehreren hundert 3 Beschäftigten und die Produktpalette reicht von edlen Massivholzmöbeln bis hin zu Zellstoff für die Papierherstellung. Dabei sind die einzelnen Bereiche und Betriebe eng miteinander verbunden und bilden so entlang der Wertschöpfungskette ein Netzwerk – ein Cluster. Forst und Holz, das heißt Entwicklung und nachhaltiges Wachstum un- ter Berücksichtigung des ökologischen Gleichgewichtes unserer Wälder. Holz ist flächendeckend verfügbar, nachwachsend und CO2 – neutral – und damit der Rohstoff des 21. Jahrhunderts! Ob als Ersatz für das immer knapper werdende Erdöl oder in Form von thermoplastischen Hightech- materialien, die Einsatzbereiche sind noch nicht ausgeschöpft. Und mit ihnen wachsen Branchen und Betriebe. Produktionssteigerungen um 150 % innerhalb weniger Jahre, Investitionsmaßnahmen in Milliarden- höhe und Perspektiven für junge Leute – all das ist Wirklichkeit in der modernen Forst- und Holzwirtschaft. Das Cluster Forst und Holz ist eine starke Branche mit enormen Entwick- lungsmöglichkeiten und großen Chancen für Thüringen. Sie zu nutzen ist die verantwortungsvolle Aufgabe der Entscheidungsträger in- und außer- halb des Clusters! Dr. Volker Sklenar Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt
Cluster Forst und Holz Thüringen Vorwort 3 Forst und Holz – Das Grüne Herz Deutschlands 5 Forst und Holz – nachhaltig mehr Werte 8 Forst und Holz – Sicheres Einkommen im ländlichen Raum 11 Forst und Holz – Vom Baum zum Brett 13 Forst und Holz – vielfältig in Form und Anwendung 15 Forst und Holz – Papier aus dem Land der Dichter 17 Forst und Holz – moderne Dienstleistung im primären Sektor 19 4 Forst und Holz – Wärme aus Thüringen 20 Forst und Holz – Holzhandwerk und Holzbau mit Tradition und Zukunft 21 Forst und Holz – viel Erreichtes und viele Möglichkeiten 22
Forst und Holz – Das Grüne Herz Deutschlands Das Grüne Herz Deutschlands Diese Aussage steht als Synonym für den Waldreichtum Thüringens. Der Thüringer Wald, der Hainich, das Holzland sind nur einige der großen Waldgebiete im Freistaat. Insgesamt sind es 34 %, also genau ein Drittel der Landesfläche. Damit steht der Freistaat im Vergleich der Bundeslän- der an siebter Stelle. Und der Wald ist auf dem Vormarsch! Bundesweit ist seine Fläche dank einer nachhaltigen Forstwirtschaft in den vergange- nen Jahren um 77.000 Hektar angestiegen. 5 Vielfältige Wälder Wald ist nicht gleich Wald. Für das landschaftlich vielfältige Thüringen gilt dies ganz besonders. Je nach Klima, Lage und Boden bringt die Natur unterschiedliche Waldtypen hervor. Im Nadelholz dominiert die Baumart Fichte und im Laub- holz die Baumart Buche. Das Ziel moderner Waldbewirtschaftung ist es, den Mischwaldanteil zu er- halten bzw. zu erhöhen. Der hohe Buche 20,1 % Kiefer 15,7 % Anteil von 70 % Mischwäldern in e 20,1% Eiche 6,6 % Kiefer 15,7% Lärche 3,2 % Thüringen ist daher ein beachtli- 6,6% Lärche 3,2% sonstige Hartlaubhölzer 6,5 % Fichte 42,6 % cher Erfolg! ige Hartlaubhölzer 6,5% Fichte 42,6% ige Weichlaubhölzer sonstige 5,3% Weichlaubhölzer 5,3 %
Vielfältiger Waldbesitz Die unten stehende Karte lässt nur erahnen, wie vielgestaltig das Wald- eigentum in Thüringen ist. Vom Staatswald geprägten Thüringer Wald bis zur Dominanz des Kleinprivatwaldes im Südosten, von den großen Laubgenossenschaften im Norden bis zu den waldreichen Gemeinden im Süden. Der Spaziergänger merkt dabei in der Regel nicht einmal, wes- sen Wald er oder sie gerade durchwandert, die gesetzlichen Standards sorgen für ein einheitlich hohes Niveau der Waldbewirtschaftung. Große Teile des Waldes in Thüringen befinden sich im Besitz von Privat- personen und Kirchen (ca. 40 %) oder von Gemeinden oder Stiftungen (ca. 16 %). Auch dem Freistaat selbst gehören große Waldflächen (ca. 40 %). Der private Anteil wird zukünftig noch etwas steigen, wenn die verbleibenden BVVG-Flächen (ehemals Treuhand) verkauft sind. Besonders vielgestaltig ist der Privatwald. Von über 5.000 Hektar bis unter 1 Hektar sind alle Besitzgrößen vertreten, wobei die Letzteren bei weitem häufiger sind. Insgesamt verteilen sich die 212.000 Hektar Pri- vatwald in Thüringen auf 180.000 Waldbesitzer. Diese besitzen also im Durchschnitt lediglich 1,18 Hektar Wald, die sich häufig noch auf mehrere Staatswald 40,4 % getrennte Flächen verteilen. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, Privatwald 40,0 % dass eine geregelte Bewirtschaftung oft erst durch freiwillige Kooperation Körperschaftswald 16,2 % der benachbarten Eigentümer möglich wird. Treuhandwald 3,4 % 6 Waldeigentumsverhältnisse in Thüringen Privatwald Staatswald Körperschaftswald Treuhandwald Bundeswald sonstiger Staatswald
Die Holzlager Thüringens sind gut gefüllt Auch wenn bei Holz viele zunächst Deshalb sind die Vorräte in den stoff und sorgt für sauberes Trink- an die skandinavischen Länder vergangenen 15 Jahren um 25 % wasser. Für viele Menschen ist denken - Deutschland ist das holz- angewachsen! Wald zudem eine Quelle der Ruhe reichste Land Europas! Und auch Bei einem durchschnittlichen Jah- und Erholung. Gleichzeitig nimmt in Thüringen kann man sich im resverbrauch von 1,1 m3 pro Ein- die Bedeutung des nachwachsen- Hinblick auf die Naturalsituation wohner ist es 2005 erstmals gelun- den Rohstoffes Holz weiter zu. Das über einen Mangel an Holz nicht gen, den Holzkonsum Thüringens Thüringer Waldgesetz verpflichtet beklagen. Rund 300 Kubikmeter rein rechnerisch aus dem eigenen daher alle Waldbesitzer zur nach- Holz stehen auf einem Hektar in Land zu decken. haltigen und ordnungsgemäßen Thüringens Wäldern. Insgesamt Eine vollständige Nutzung des Zu- Forstwirtschaft. also knapp 152 Millionen Kubikme- wachses kann und soll aus Natur- ter. Und die Vorräte steigen weiter! schutzgründen nicht erreicht wer- Jedes Jahr wachsen in Thüringen den. Die Zahlen zeigen, dass diese 4,3 Millionen Kubikmeter Holz hin- Sorge in Thüringen unbegründet zu – von denen bislang nur etwas ist. mehr als die Hälfte genutzt wird. Wald ist Natur. Wald liefert Sauer- 7 Um vitale und stabile Bestände zu erhalten, sind Waldpflege und die damit verbundene Holznutzung unabdingbar. Zudem schaffen gepflegte Wälder mehr Lebensraum für die Artenvielfalt. Daher ist der steigende Trend beim Holzeinschlag in allen Besitzarten ganz besonders positiv zu bewerten. Staats-/ Treuhandwald Bundeswald Entwicklung des Holzeinschlages in Thüringen Kommunalwald Privatwald 1.600.000 1.400.000 1.200.000 m3 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Jahr
Der Wald in Thüringen ist zu großen Teilen in kleinflächigem Privatbesitz. 86 % der Betriebe umfassen Flächen von unter 3 Hektar. Im Gegensatz zu staatlichen und kommunalen Wäldern werden der Klein- und Kleinstprivat- wald noch nicht flächendeckend bewirtschaftet. Hier bestehen daher die größten Holzreserven, die in Zukunft nachhaltig genutzt werden können. Holzvorräte im Privatwald Thüringens Mio. m3 Rohholz 40 35 30 25 20 15 10 5 0 < 20 ha 20-50 ha 50-100 ha 100-200 ha 200-500 ha 500-1000 ha > 1000 ha Eigentumsgrößenklasse 8 Forst und Holz – nachhaltig mehr Werte Forst und Holz schaffen Werte. Nicht nur Erholungswerte und Natur- schutzwerte, sondern harte Wirtschaftswerte. Die Bruttowertschöpfung, also der Wert der im Produktionsprozess erzeugten, abzüglich dem der verbrauchten Waren und Dienstleistungen des Clusters Forst und Holz, lag 2004 in Thüringen knapp unter einer Milliarde Euro. Die Wertschöp- fung ist umso höher, je geringer die Vorleistungen und je höher die erziel- te Veredelung ist. Daher ist zum Beispiel der Anteil der Papierindustrie 50 % der Gesamtsumme, während die Forstwirtschaft nur mit einem An- teil von 0,25 % beteiligt ist. Aufteilung der Wertschöpfung Forstwirtschaft 2,5 Mio. € Holzhandwerk 47 Mio. € Holzbearbeitende Industrie 161 Mio. € Holzverarbeitende Industrie 269 Mio. € Papierindustrie 481 Mio. € Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Wertschöpfungskette „HOLZ“ Holzhandel Holz Energie-Holz Forstwirtschaft bearbeitende Industrie - Sägeindustrie - Furnierindustrie ENDVERBRAUCHER Staats-, Privat- u. - Holzwerkstoffe Holz Kommunal- - sonstige Rohprodukte verarbeitende Industrie waldbesitz in Zusammenarbeit - Möbelindustrie mit forstlichen - Holzverpackung / -paletten - industrieller Holzbau Dienstleistern als Rohstofflieferant Holzhandwerk - Holzbau - Zimmerer - Tischler, Schreiner - Herstellung von sonstigen handwerklichen Erzeugnissen - Architektur Verlags- und Druckereiwesen Papier- und Zellstoffindustrie 9 Holz – auf diesem Rohstoff baut das gesamte Cluster Forst und Holz auf. Bis das Holzprodukt den Endverbraucher er- reicht, geht es durch zahlreiche Veredelungsstufen. Verglichen mit anderen Wirtschaftszweigen liegen die Umsät- ze im Cluster Forst und Holz im vorderen Drittel. Mit über 2 Milliarden Euro jährlich liegt das Cluster in Thüringen auf Platz vier im Vergleich der Wirtschaftszweige und damit noch vor dem Ernährungsgewerbe, Maschinenbau oder der che- mischen Industrie! Bundesweit waren es über 170 Milliarden Euro, die das Cluster im Jahr 2003 umgesetzt hat.
10 Vergleich von Umsätzen der Wirtschaftszweige in Thüringen Energie- und Wasserversorgung 3.427.532.000 Büromaschinen, DV-Geräte, Elektrotechnik 3.405.311.000 Metallindustrie 2.201.450.000 Forst/ Holz/ 2.134.992.000 Papier / Holzmöbel Ernährungsgewerbe 1.633.475.000 Landwirtschaft 1.421.895.000 Maschinenbau 1.419.598.000 Fahrzeugbau Glas/Keramik/ Steine 1.054.649.000 Gummi- und Kunststoffwaren 1.003.832.000 Möbel, Schmuck, Musikinstrumente 885.762.000 Textil- und Bekleidungsgewerbe 470.233.000 Bergbau/Steine/Erden 183.011.000 Ledergewerbe 118.805.000 chemische Erzeugnisse 46.130.000 Fischerei 45.381.000 und Fischzucht Umsätze in Euro 500.000.000 1.000.000.000 1.500.000.000 2.000.000.000 2.500.000.000 3.000.000.000 3.500.000.000 4.000.000.000 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Forst und Holz – Sicheres Einkommen im ländlichen Raum Entlang der Produktionskette des Holzes vom Wald ins Werk und schließ- lich zum Verbraucher entstehen vielfältige Arbeitsplätze und Erwerbsmög- lichkeiten auf den verschiedensten Ebenen und Gebieten. Angefangen bei den Forstwirten, Förstern und Unternehmern in der Waldpflege und Holzernte, über die Spediteure bis hin zu Ingenieuren in den Papier- und Sägewerken, Architekten, Handwerkern und den Händlern der fertigen und halbfertigen Waren. Insgesamt bestehen in Thüringen rund 40.500 Arbeitsplätze im Cluster Forst und Holz! Arbeitsplätze Produktionszweige im Bereich Forst und Holz kommunaler Forst 50 Verpackungsmittel, Lagerbehälter, 440 Ladungsträger Furnier, Sperrholz-, Holzfaser-, 11 530 Holzspanplatten Säge-, Hobel- und Holzimprägnierwerke 1. 400 Trag-, Hüll- und Ausbauelemente, 1. 740 Fertigbauteile Nicht zu unterschätzen Landesforstverwaltung 1. 800 ist auch das Einkommen, das ein großer Teil der Verlagsgewerbe 2. 290 privaten Waldbesitzer aus ihrem Wald bezieht. Papiergewerbe 3. 040 Schätzungsweise 120.000 Thüringer ziehen aus ih- Druckgewerbe 3. 660 rem Waldeigentum einen wirtschaftlichen Nutzen, Möbelherstellung 4. 900 der zum Lebensunterhalt ihrer Familien einen oft Handwerksgewerbe 19. 000 wesentlichen Beitrag leis- tet. Sonstige 1. 600 Summe: 40. 450 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik, Handwerkskammer Erfurt, IHK Erfurt
12 Neue Arbeitsplätze Beschäftigte im Cluster Forst und Holz im ländlichen Raum Dies zu schaffen, ist eines der wichtigsten Ziele der thüringischen Wirtschafts- und Strukturpolitik. Im Cluster Forst und Holz gelingt es! Bei verschiedenen Thüringer Sägewerken finden Erweiterungen statt oder sind geplant. Forstliche Lohnunternehmer und Biomasse- energiewerke sind weitere Berei- che, in denen die aktuellen Ent- wicklungen zu einem nachhaltigen Anstieg der Erwerbstätigenzahlen verarbeitendes Sägewerke und führen werden. Handwerksgewerbe 46 % holzbearbeitende Industrie 5 % Verlage Papier Verlage und Druckereien 15 % holzverarbeitende Industrie 5 % Forstwirtschaft Möbelindustrie 12 % Forstwirtschaft 5 % Waldbe Papiergewerbe 8 % Sonstige 4 % Sägewerke und Holzverarbeitung verarbe Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik, Handwerkskammer Erfurt, IHK Erfurt Möbel
Forst und Holz – Vom Baum zum Brett 3 Produktion von Nadelschnittholz in Thüringen in m Produktion von Nadelschnittholz in Thüringen in m3 3.000.000 2.285.381 2.574.369 2.500.000 1.777.610 1.925.718 2.000.000 1.500.000 1.012.875 1.000.000 500.000 2001 0 2001 2002 2003 2004 2005 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik 13 Boom-Industrie Sägewerke In der Thüringer Sägeindustrie werden Produktionssteigerungen erzielt, die in anderen Wirtschafts- bereichen ihresgleichen suchen! Thüringen unterstützt damit den bundesweiten Trend. Hier werden jährliche Produktionssteigerungen von teilweise über 10 Prozent er- sich fortsetzt. Vor allem der Export, beliebter und kurbelt so die Säge- zielt. Mittlerweile ist Deutschland hauptsächlich in die USA, nach industrie an. der größte Schnittholzproduzent Asien und in den Nahen Osten be- Europas! lebt hier das Geschäft. Bundesweit Fast 100 Werke stellen die Säge-, Nicht nur innerhalb des Clusters wurde die Exportquote innerhalb Hobel- und Holzimprägnierbetrie- Forst und Holz gehört die Sägein- von 5 Jahren um 120 % gesteigert. be in Thüringen, davon sind 4/5 dustrie zu den Branchen mit den Dadurch war Deutschland – trotz kleinere Betriebe im ländlichen höchsten Wachstumsraten. des hohen Eigenverbrauches – 2004 Raum. Insgesamt sind hier 1.400 Zum Beispiel ist die Nadelschnitt- erstmals Nettoexportland im Holz- Personen beschäftigt. holzproduktion in Thüringen in bereich. den vergangenen Jahren ebenfalls Aber auch hierzulande wird bei- um 150 % gestiegen. Ein Trend, der spielsweise der Holzbau immer
14 Das Vogtland, der Thüringer Wald und der Nord-Westen sind die Schwerpunktregionen der Thüringer Sägeindustrie. �������������������������� Sägeindustrie in Thüringen ������������� ��������� ����������� ����������� ������������� �������������� ������������� ��������� �������� �������������� ��������� �������������� ������������ �������������
Holzhandel, Furnier-, Zellstoff- und Spanplattenindustrie in Thüringen Holzhandel, Furnier-, Zellstoff- und Spanplattenindustrie in Thüringen ca. 30.000 m3 Kapazität > 25.000 m3 < 25.000 m3 Holzhandel ca. 1,5 Mio m3 Furnierwerke Zellstoffwerk Spanplattenwerk ca. 600.000 m3 15 Forst und Holz – vielfältig in Form und Anwendung Holz ist überall! Produkte aus Holz nachwachsenden Rohstoffes weit finden sich in nahezu allen Berei- über die klassischen Einsatzfelder chen des privaten und öffentlichen hinaus. Lebens. In den Thüringer Furnier-, Sperr- Nur absolut hochwertiges und holz-, Faser- u. Spanplattenwerken fehlerfreies Holz kann für die Her- sind 530 Personen beschäftigt. stellung von edlen Furnieren ver- Weitere Werke in benachbarten wendet werden. Ein Großteil die- Bundesländern werden mit Holz ses Holzes wird alljährlich bei der aus dem Freistaat versorgt. landesweiten Wertholzsubmission verkauft, bei der Spitzenpreise von bis zu 10.000 € pro m3 bezahlt werden. Die Grenzen von Größe und Form des Vollholzes überwinden die so- genannten Holzwerkstoffe. Span- und Faserplatten sowie moderne Holz-Kunststoffe ermöglichen den kostengünstigen Einsatz dieses
Auch als Verpackung unterschiedlichster Produkte wird Holz eingesetzt. Ob als Rohstoff sparende Mehrwegpalette, als maß- geschneiderte Umverpackung empfindlicher Industriemaschi- nen oder schlicht als Obstkiste. Insgesamt 17 Betriebe haben sich thüringenweit auf diesen Bereich spezialisiert. Hier sind 440 Personen tätig. 16 Möbelproduktion und –handel finden auf hart umkämpften Märkten statt. Aber auch hier ist Qualität aus Holz weiterhin ge- fragt. Bei der Produktion ist immer noch viel Handarbeit nötig, weshalb dieser Bereich mit 4.900 Arbeitsplätzen die Spitze in- nerhalb der Thüringer Holzindustrie einnimmt. Außerdem finden sich knapp 360 Auszubildende in der Möbel- herstellung. Diesen jungen Menschen wird damit eine Perspekti- ve in ihrer Region geboten. Mit diesen Zahlen beweist die Holz- industrie, dass sie sich an der Zukunft orientiert und soziale Verantwortung übernimmt. Eine Wachstumsbranche ist zunehmend der Holzbau. Bei jedem zehnten Haus, das in Thüringen gebaut wird, ist Holz mittler- weile der Hauptbaustoff. Längst nicht mehr nur das Blockhaus, sondern modernste Architektur wird von Thüringer Betrieben mit einheimischem Holz umgesetzt. Die gelungensten Beispiele wer- den alle zwei Jahre mit dem Thüringer Holzbaupreis prämiert.
Forst und Holz – Papier aus dem Land der Dichter Goethe und Schiller verfassten ihre Werke zwar noch auf grobem Papier, das vorwiegend aus alten Stoffresten gemacht war. Heute werden ihre Schriften auf Papieren gedruckt, die auf riesigen Hightechanlagen fa- briziert werden. Der Rohstoff hierfür ist Holz – auch aus Thüringer Wäl- dern. Forst & Holz 17
Beschäftigtenzahlen Beschäftigtenzahlen Papiergewerbe 3039 Verlagsgewerbe 2288 Papiergewerbe 3039 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik Druckgewerbe 3662 Verlagsgewerbe 2288 In den vergangenen 10 Jahren wurden in der deutschen Papier- Druckereigewerbe industrie 2,2 Milliarden 3662 und die Produktion um Euro investiert fast 50 % gesteigert. Die Jahresproduktion liegt derzeit bei 20 Millionen Tonnen. Damit ist die deutsche Papierindustrie eine der führenden in Europa. 18 Auch das Verlags- und Druckgewerbe baut ganz wesentlich auf den Rohstoff Holz und wird daher europaweit dem Clus- ter Forst und Holz zugerechnet. Die Produktion reicht dabei von Büchern über Zeitungen und Zeitschriften bis hin zu Mu- siknotensätzen. Zusammen mit dem Papiergewerbe sind die fast 9.000 Beschäftigten in 130 Betrieben Thüringens stolze Bilanz. Papierindustrie PapierindustrieThüringen Thüringen 80 71 70 Anzahl der Betriebe 60 50 40 30 27 20 10 7 10 6 0 Papier /Karton/Pappe Buchverlage Zeitungen u. Noten u. Tonträger sonst. Druckereien Zeitschriftenverlage Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Forst und Holz – moderne Dienstleistung im primären Sektor Auch das Holz selbst ist eine Ware, die von spezialisierten Unternehmen gekauft, gehandelt und verkauft wird. 160 Unternehmen in Thüringen handeln ausschließlich mit Holz. Der Holzmarkt geht sowohl über Lan- des- als auch über Bundesgrenzen hinaus. Erwähnenswert sind hier In- dustrieholzlieferungen nach Österreich und der Parkettholzexport nach Dänemark. Es bestehen Lieferbeziehungen nach Italien, Frankreich und in die Beneluxstaaten. Thüringen 38 % Bayern 17 % Herkunft der mit „ThüringenForst“ Hessen 12 % verbundenen Holz-Händler Niedersachsen 8 % Nordrhein-Westfalen 8 % Sachsen 6 % Baden-Württemberg 3 % Sachsen-Anhalt 2 % Österreich 2 % Sonstige 4 % 19 Knapp 200 Unternehmen bieten Die Logistik ist eine Schlüsselauf- im Wald ein breites Leistungsspek- gabe im Cluster Forst und Holz. trum an, das vom hoch technisier- Hier werden noch deutliche Rati- ten Holzeinschlag mit Harvester onalisierungspotenziale zur Stei- und speziellen Seilkränen über gerung der Wirtschaftlichkeit in die Holzrückung bis zu einfachen der Branche vermutet. Neuester forstlichen Pflegearbeiten reicht. Schritt auf diesem Weg ist die Ent- Die überwiegend mittelständi- wicklung des GPS-gestützten Na- schen Betriebe bieten hochwertige vigationssystems „Navlog“ für die Arbeitsplätze und Verdienstmög- optimierte Holzabfuhr im Wald. lichkeiten, vor allem im ländlichen Während der Transport aus dem Raum. Wald teilweise allradbetriebene Fahrzeuge benötigt, ist die Auslie- ferung der Holzwaren im Grunde für jedes der über 1.000 Trans- portunternehmen möglich. Allein durch den Transport des Thüringer Rundholzes entstehen ca. 250 Ar- beitsplätze.
Forst und Holz – Wärme aus Thüringen Durch den Einsatz erneuerbarer die Vielseitigkeit des Rohstoffes. und unter anderem aus Holz her- Energien (EE) wurde der CO2-Aus- Mit Holz kann sowohl Strom als gestellt werden. Darüber hinaus ist stoß in der Bundesrepublik 2004 auch Wärme erzeugt werden. Holz der einzige Energieträger, der um 83 Millionen Tonnen reduziert. Vom Holzofen in der Wohnstu- in Thüringen jederzeit und flächen- Hier hat sich in den vergangenen be bis zu Hundert-Megawatt- deckend verfügbar ist und damit Jahren eine Branche mit beeindru- Anlagen,von Lowtech bis moderns- eine hohe Versorgungssicherheit ckender Wirtschaftskraft entwickelt. ter Hightech - durch die Mobilität bietet. Bundesweit waren 2004 bereits ca. und das leichte Handling ist mit 157.000 Arbeitsplätze in der EE- Holz alles möglich. Weitere Ein- Branche zu verzeichnen. Neben satzmöglichkeiten für die energe- Solar- und Windenergie ist es vor tische Nutzung von Holz werden allem der Energieträger Holz, der erprobt und teilweise sogar schon das Wachstum vorantreibt. 1 m3 eingesetzt. Ein Beispiel hierfür getrocknetes Brennholz enthält die sind die so genannten Biomass To Wärmeenergie von 270 Liter Heiz- Liquid (BTL-) Kraftstoffe, die mi- öl! Und auch hier zeigt sich wieder neralischen Treibstoffen zugesetzt 20 Auch in Thüringen ist die energetische Holznutzung in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Seit 2000 stieg die industrielle Nachfrage von 250.000 m3 auf 800.000 m3 an. Im Bereich der Endverbraucher hat sich der Bedarf nach selbstgeschlagenem Brennholz vervierfacht und beläuft sich nun auf ca. 200.000 m3. Wie weit in Thüringen diese umweltfreundliche Energienutzung bereits verbreitet ist, zeigt die folgende Über- sicht. Gewerbliche Biomasse-, Heizkraft- und Energieanlagen auf Holzbasis in Thüringen LeistungLeistung in MW in MW Anlagen Anlagen (Stk) (Stk) bis - 1 bis - 1 80 80 > 1 - 3> 1 - 3 11 11 > 3 - 5> 3-5 4 4 > 5 - 20 > 5 - 20 11 11 > 20 ->40 20 - 40 4 4 > 40 ->60 40 - 603 3 > 250> 250 1 1
Forst und Holz – Holzhandwerk und Holzbau mit Tradition und Zukunft Individuelle Produkte und Dienstleistungen mit hoher Qualität zeichnen die verschiedenen Gewerke des Thüringer Holzhandwerks aus. Immer wenn keine Lösung „von der Stange“ gefragt ist, ist das Handwerk die erste Wahl. Insgesamt mehr als 5.000 Betriebe verbinden im Freistaat Tradition mit modernen Produktionstechniken. Zimmerer errichten Dachstühle oder ganze Holzhäuser und Schreiner und Tischler stellen hochwertige Möbel und Innenausbauten her. Circa 19.000 Erwerbstätige sind hier beschäftigt. Dabei bietet das Holzhandwerk besonders für junge Leute eine Perspektive: Nach einer aktuellen Erhebung der Handwerkskammern werden derzeit 1.400 Lehrlinge ausgebildet. 21 Weniger bekannt ist dagegen, dass sich auch bei uns zunehmender Be- Thüringen immer noch eine Hoch- liebtheit: der Anteil der Häuser und Betriebe des Thüringer burg des Holzleiterbaus ist. 43 Be- Bauten aus Holz steigt stetig. Im Holzhandwerks triebe stellen vor allem im Osten Jahr 2005 lag der Anteil von Holzge- Thüringens, teilweise seit Genera- bäuden bei den Ein- und Zweifami- Baugewerbe, 510 Zimmerer tionen, diese ursprüngliche Form lienhäusern in Deutschland bereits der Leiter her. Ebenfalls ursprüng- bei 12 %. Vor allem die einfache, Handwerksberufe lich aber deutlich filigraner sind die flexible und schnelle Bauweise, ge- mit Holzbezug 1.240 Holzinstrumente, die in Thüringen ringer Energiebedarf sowie ein un- (Wagner, Holz- u. hergestellt werden. Es sind nur we- vergleichliches Wohn- und Arbeits- Bautenschutz etc.) nige Betriebe, die diesem Hand- klima überzeugen. Dabei ist das werk nachgehen. Holzhaus längst nicht mehr nur die Vollhandwerk Tischler, Schreiner, 1.690 Die Musik, die auf ihren Flöten, Blockhütte! Je nach Architektur ist Böttcher, etc. Geigen und Drehleiern gespielt ein modernes Holzhaus von seinen wird, begeistert dafür umso mehr steinernen Nachbarn nicht mehr zu handwerksähnl. Menschen. Rund 500 Arbeitsgän- unterscheiden. Gleichzeitig ermög- Gewerbe (Leiter- ge benötigt der Bau einer einzigen licht der Rohstoff Holz aber beson- 1.930 macher, Einbau von Geige – und entsprechend wertvoll ders harmonische und innovative Fertigteilen etc.) sind die Instrumente. Bauweisen. Die vorbildlichsten Bei- Was in den skandinavischen Län- spiele werden mit dem Thüringer Gesamt 5.370 dern seit jeher üblich ist, erfreut Holzbaupreis ausgezeichnet. Quelle: Handwerkskammer Erfurt
Forst und Holz – viel Erreichtes und viele Möglichkeiten Bei der wirtschaftlichen Entwick- Handwerkern, Vertretern der Holz- Der Effekt: Die großen Holzreser- lung des Clusters Forst und Holz industrie und anderen Einrichtun- ven im Kleinprivatwald werden mo- in Thüringen wurde schon viel er- gen arbeiten hier zusammen und bilisiert und schaffen Einkommen reicht – wie auf den Seiten dieser unterstützen gemeinsam die wei- und Arbeitsplätze! Broschüre zu sehen ist. Unter- tere Entwicklung der Branche in Thüringen bietet den Unternehmen stützt wurden und werden diese Thüringen. des Clusters Rahmenbedingungen, Bemühungen durch verschiedene Erst vor kurzem wurde das Projekt die sie international wettbewerbs- Prozesse auf allen Ebenen. „Privatwaldförderung“ gestartet, fähig machen. Dazu gehört neben Gemeinsam mit dem Holzab- eine gemeinschaftliche Initiative dem reinen Rohstoffangebot an satzfonds, der bundesweiten des Verbandes der Schnittholz- Rundholz sicherlich auch das profes- Einrichtung zur Förderung der und Holzwarenindustrie Mittel- sionelle Dienstleistungsangebot der Forst- und Holzwirtschaft, wurde deutschland e. V. und der Thürin- Thüringer Landesforstverwaltung. der Landesbeirat Holz Thüringen ger Landesforstverwaltung. Das e. V. eingerichtet. Verbände und Projektteam unterstützt gezielt pri- Organisationen von Architekten, vate Waldbesitzer, die bislang ihren Waldbesitzern, Wissenschaftlern, Wald nicht nutzen. 22 Als nächste Schritte werden so ge- Unabhängigkeit von fossilen Ener- nannte Cluster-Partnerschaften in gieträgern erreicht. Form von Netzwerken zwischen Die naturnahe Bewirtschaftung der den Partnern aus der Verwaltung, Thüringer Wälder bleibt dabei die der Forst- und Holzwirtschaft, den Grundlage des Clusters Forst und nachgelagerten Industrien und den Holz. Ökologische und wirtschaft- Wissenschaftseinrichtungen ent- liche Überlegungen müssen als stehen, die den Wirtschaftsstand- untrennbare Einheit betrachtet wer- ort Thüringen weiter stärken sollen. den, um eine wirklich nachhaltige Das hohe Holzpotenzial Thürin- Entwicklung zu sichern. Der Wald gens muss im Sinne einer nach- soll auch in Zukunft die vielfältigen haltigen Waldbewirtschaftung noch Nutzungsansprüche der Gesell- besser genutzt und die Möglichkei- schaft erfüllen können. Das geht ten der Wertschöpfung optimiert nur, wenn alle Beteiligten an einem werden. Für die beteiligten Unter- Strang ziehen und verlässliche Rah- nehmen bedeutet das verlässliche menbedingungen bestehen. Bezugs- und Absatzquellen und Der Holzweg ist der richtige Weg – eine Verbesserung der Wettbe- das Cluster Forst und Holz ist eine werbsfähigkeit. Für den ländlichen starke Branche und eine Chance für Raum entstehen zusätzliche Ar- Thüringen! beitsplätze. Gleichzeitig wird mehr
Impressum: Diese Druckschrift wird im Rahmen der Herausgeber: Öffentlichkeitsarbeit des Thüringer Minis- teriums für Landwirtschaft, Naturschutz Thüringer Ministerium für und Umwelt herausgegeben. Landwirtschaft, Naturschutz Sie darf weder von Parteien noch von und Umwelt Wahlwerbern oder Wahlhelfern während - Presse, Öffentlichkeitsarbeit - eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahl- Beethovenstraße 3 werbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunal- 99096 Erfurt wahlen. Missbräuchlich ist insbesondere Telefon 0361 37-99921/922 die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, Telefax 0361 37-99950 an Informationsständen der Parteien so- http://www.thueringen.de/tmlnu wie das Einlegen, Aufdrucken oder Auf- kleben parteipolitischer Informationen poststelle@tmlnu.thueringen.de oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Redaktion: Wahlwerbung. TMLNU, Abteilung Naturschutz, Forsten Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer be- vorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Gestaltung: Die genannten Beschränkungen gelten un- abhängig davon, wann, auf welchem Weg Marca Gráfica Gotha und in welcher Anzahl diese Druckschrift in Zusammenarbeit mit der 23 dem Empfänger zugegangen ist. Thüringer Landesanstalt für Wald, Jagd und Fischerei Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eige- nen Mitglieder zu verwenden. Fotos: TLWJF: Titelseite unten links, Seite 4 zweites Bild von oben, Seite 8 Bild unten Marca Gráfica: Seite 2, Seite 17 Hauptbild, Seite 18 unten Jerg Hilt: Seite 5 unten, Seite 13, Seite 19 Holzbaupreis: Seite 12, Seite 16 unten, Seite 22 oben Holzabsatzfond: alle übrigen Bilder Druck: Hergl Druckerei Warza 2000 Exemplare Redaktionsschluss: Dezember 2006 Erfurt, Januar 2007
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