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VERKEHRSPLANUNG & ORGANISATION
Mit dem Bürgerbus
in die Fahrplanauskunft
Webbasiertes Tool zur Integration von Linienverkehren in elektronische Fahrplanauskunftssysteme
Dr. Benedikt Krams, Heidelberg; Dr. Martin Schiefelbusch, Dr. Sixten Schockert,
Felix Schönhofen, M.Sc., Stuttgart
E
in umfassendes Angebot an di- zubereiten, dass es in der EFA erscheinen seit langem bekannt und inzwischen auf
gitalen Auskunfts- und Reise- kann. Die Erfassung und Aufbereitung der verschiedenen Wegen für die Fahrgäste
planungsdiensten ist im ÖPNV benötigten Daten kann zwar auch durch nutzbar. Sie funktionieren dank eines hie-
mittlerweile selbstverständlich. Externe (zum Beispiel einen Verkehrsver- rarchischen Systems von Datenlieferanten
Über das Smartphone oder andere Zugän- bund) übernommen werden, die manuel- (Verkehrsunternehmen), standardisier-
ge können – eine Internetverbindung vor- len und individuellen Arbeits- und Abstim- ten Datenformaten sowie regionalen und
ausgesetzt – jederzeit Fahrplanauskünfte mungsschritte binden jedoch Ressourcen überregionalen Sammelstellen – auch „Da-
abgerufen und Tickets verkehrsmittelüber- auf beiden Seiten. tendrehscheiben“ genannt –, in denen die
greifend gekauft werden. Mehr und mehr Daten zusammengeführt, auf Konsistenz
berücksichtigen die Auskünfte auch die Die aktuell gut 400 Verkehre bundesweit geprüft und für die eigentlichen Auskunfts-
aktuelle Verkehrslage, spezielle Anforde- (davon circa 65 in Baden-Württemberg) systeme zugänglich gemacht werden.
rungen wie zur Barrierefreiheit und können sind in der Regel als Linienverkehre mit
intermodale Reiseketten empfehlen. Genehmigung nach § 42 Personenbeförde- In Baden-Württemberg übermitteln 38
rungsgesetz (PBefG) konzessioniert. Damit solcher Datenlieferanten ihre Fahrplan-
Dieses umfassende Angebot setzt je- gelten für sie grundsätzlich dieselben An- informationen an die landesweite Da-
doch voraus, dass die erforderlichen An- forderungen wie für hauptamtlich betrie- tendrehscheibe, die seit 1997 bei der
gebotsdaten digital vorhanden und in bene Verkehrsangebote, auch wenn in der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württem-
den Auskunftssystemen zugänglich sind. Aufgabenverteilung vor Ort die Übernahme berg mbH (NVBW) angesiedelt ist. Die
Quasi „hinter den Kulissen“ der Fahr- mancher Pflichten durch Externe verein- Datenlieferanten sind – je nach örtlicher
planauskunft-Apps sind hierfür umfang- bart werden kann. Aufgabenverteilung – entweder die Ver-
reiche Serverkapazitäten, Absprachen zu kehrsverbünde oder von diesen beauftrag-
Datenformaten und Schnittstellen sowie Zu den Pflichten eines Verkehrsunterneh- te Verkehrsunternehmen, denen jeweils
Softwarelösungen erforderlich. Während mens gehört auch die Information über das Sammeln und Zusammenführen der
größere Verkehrsunternehmen über das das Fahrplanangebot. Das PBefG macht Daten für ihr Gebiet obliegt. Die NVBW
erforderliche Know-how und die nötigen in § 40 hier einige Vorgaben. Die Betreiber integriert die Fahrplan- und Geodaten des
technischen Ressourcen verfügen, ist dies von Bürgerbusverkehren können die gefor- öffentlichen Verkehrs in Baden-Württem-
bei kleinen Anbietern meist nicht der Fall. derte Veröffentlichung der Fahrpläne an berg und den angrenzenden Regionen über
Ihnen fehlen Mittel, um ihre Daten für digi- den Haltestellen vor Ort in aller Regel mit unterschiedliche Schnittstellen in einem
tale Auskunftssysteme aufbereiten zu kön- ihren eigenen Mitteln umsetzen. Ihre Inte- Datenpool und ermöglicht den Austausch
nen. Dadurch sind die Verkehre in der elek- gration in elektronische Auskunftssysteme mit weiteren Datenpools auf regionaler
tronischen Fahrplanauskunft (EFA) nicht kann von ihnen jedoch nicht geleistet wer- und überregionaler Ebene. Zu den wich-
zu finden. Damit leidet die Attraktivität ih- den, da ihnen die dafür erforderlichen um- tigsten Nutzern gehören die Deutsche
res Angebotes, weil es nur für die Fahrgäs- fassenden Softwarelösungen fehlen. Eine Bahn AG, die landeseigenen Auskunftssys-
te sichtbar ist, die auf anderen Wegen lokal Beschaffung solcher – auf die Betreuung teme und die baden-württembergischen
von seiner Existenz wissen. Aber auch das großer Datenbestände durch ausgebilde- Verkehrsverbünde, die bis auf einen – für
Gesamtsystem ÖPNV mit dem intermoda- tes Fachpersonal zugeschnittener – IT-Sys- die Reisenden in der Regel nicht sichtbar –
len Kerngedanken ist betroffen, da die letz- teme ist für sie weder finanziell noch vor den Datenbestand der NVBW für ihre Aus-
te Meile für von auswärts Anreisende nicht dem Hintergrund der Komplexität der Pro- kunftsdienste nutzen.
beauskunftet werden kann. gramme darstellbar.
Forschungsprojekt
Besonders Bürgerbusverkehre, als linien- Der Aufbau von als Ausgangspunkt
basierte Gemeinschaftsverkehre, haben Fahrplanauskunftssystemen
durch ihre lokale Organisation und den Um Informationen zu Bürgerbussen in digi-
ehrenamtlich getragenen Betrieb nicht die Unternehmensübergreifende Fahrplanaus- tale Auskunftsmedien aufzunehmen, müs-
Voraussetzungen, um ihr Angebot so auf- künfte von Tür zu Tür sind in Deutschland sen sowohl eine technische Lösung ent-
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wickelt als auch organisatorische Abläufe
erarbeitet werden. Im Projekt „Fahrplan- Zum Autor
und Echtzeitdaten für ehrenamtlich orga- Dr. Benedikt Krams ist seit 2017 Partner Manager und seit 2020 Managing
nisierte Verkehre“ (FEeoV) des Programms Partner der Match Rider UG, einem Plattformanbieter für verbindliche Mit-
mFUND des BMVI [1] wurde für die Erfas- fahrgelegenheiten insbesondere für Pendler. Neben dem Schwerpunkt auf
Ridesharing beschäftigt er sich in der Praxis auch mit Themen wie Mobilitäts-
sung und standardisierte Verarbeitung von management, MaaS und nachhaltige Geschäftsmodelle in der Sharing Eco-
Fahrplandaten ein auch für interessierte nomy. 2016 promovierte er an der Universität Stuttgart, an der er zahlreiche
Ehrenamtliche nutzbares, webbasiertes Forschungsprojekte im Kontext nachhaltiger Mobilitätskonzepte in ländlich
geprägten Räumen leitete.
Tool entwickelt (im Folgenden: Fahrplan-
tool [2]). Hierzu arbeiteten die Universi-
tät Stuttgart, die Nahverkehrsgesellschaft
Baden-Württemberg mbH (NVBW) und die Zum Autor
Match Rider UG mit vier Bürgerbusverkeh- Dr.-Ing. Martin Schiefelbusch, M.A. M.Sc, betreut seit 2014 das „Kompe-
ren aus Baden-Württemberg zusammen. tenzzentrum neue ÖPNV-Angebotsformen“ bei der Nahverkehrsgesellschaft
Baden-Württemberg. Er studierte Geografie und Verkehrsplanung in Berlin
Die Firma Match Rider war maßgeblich für und London und promovierte 2007 am Institut für Land- und Seeverkehr der
die Systementwicklung und die Universi- TU Berlin. Anschließend war er längere Zeit in der Mobilitätsforschung und
tät Stuttgart für die Anforderungsanalyse, -beratung an der TU Berlin und dem nexus Institut beschäftigt.
Wirkungsevaluation und Qualitätssiche-
rung verantwortlich. Die Vertreter der
Bürgerbusverkehre fungierten als Anwen-
dungspartner bei der Anforderungsanalyse,
-validierung und schlussendlich als Tester Zum Autor
des Fahrplantools. Dr. Sixten Schockert ist akademischer Mitarbeiter an der Abteilung für
Wirtschaftsinformatik II des Betriebswirtschaftlichen Instituts der Universität
Stuttgart. Seine Interessen liegen unter anderem im Qualitäts- und Produkt-
Hinsichtlich der technischen Entwicklung management, im Requirements Engineering sowie im Einsatz der kunden-
gilt es, ein Tool möglichst einfach zu hal- orientierten Produktgestaltung mit Quality Function Deployment (QFD) im
ten, um den Anforderungen und Realitäten Software-Intensive Business. Er war federführend beteiligt an diversen For-
schungsprojekten im Kontext der Gestaltung von Moblitätsdienstleistungen.
seitens der Bürgerbusinitiativen zu ent-
sprechen: Die Aktiven sind ehrenamtlich
tätig, oft im Rentenalter, teils werden sie
durch kommunale Verwaltungsmitarbeiter
unterstützt, die dies jedoch neben ande- Zum Autor
ren Aufgaben übernehmen. Eine intuiti- Felix Schönhofen, M.Sc., ist akademischer Mitarbeiter und Doktorand bei
ve Handhabung und Reduktion des Tools Prof. Dr. Georg Herzwurm an der Abteilung für Wirtschaftsinformatik II des
Betriebswirtschaftlichen Instituts der Universität Stuttgart. Aktuell promoviert
auf das Wesentliche waren daher wichtige er zum Thema technologieinduzierter Entwicklung neuer Wertversprechen
Randbedingungen. Auch war es eine Her- im Software-Intensive Business. Schwerpunkt hierbei ist insbesondere die
ausforderung, wissenschaftlich fundierte Verknüpfung von Innovationen mit Produktplanungsmethoden wie Quality
Function Deployment nach ISO 16355.
methodische Konzepte der Anforderungs-
analyse, Wirkungsevaluation und Quali-
tätssicherung gemäß ISO 16355 [3] unter
diesen Rahmenbedingungen einzusetzen.
Aus organisatorischer Sicht kann konstitu- bund, im Zuge derer der Bürgerbusfahrplan Beispiel bei kurzfristig notwendigen Bau-
iert werden, dass Bürgerbusverkehre bis- vom Verbund erfasst und in die Fahrplan- maßnahmen innerhalb eines Fahrplanzeit-
her nur dann Eingang in den Datenbestand medien eingepflegt wird. raums) zu Unklarheiten und Missverständ-
fanden, wenn ein Datenlieferant deren Da- nissen kommen.
ten auf freiwilliger Basis erfasst und aufbe- Die Ist-Analyse hat außerdem ergeben,
reitet hatte. Im Zuge einer Ist-Analyse und dass selbst dort, wo der Verbund sich im Als wesentliche Aufgaben (Use Cases) zur
Aufnahme von Kooperationen zwischen Sinne der Fahrplanerfassung um die Bür- Anwendung des Fahrplantools wurden im
Bürgerbusverkehren und Verkehrsverbün- gerbusverkehre kümmert, die Fahrplanda- Projekt herausgearbeitet:
den und -unternehmen wurde klar, dass ten typischerweise in üblichen Office-For-
dies nur in etwa einem Drittel der Verkeh- maten an den Verbund übergeben und –– Neuanlegen eines Verkehrs (Erfassen von
re in Baden-Württemberg der Fall war. Im dort händisch in das Auskunftssystem Haltestellen, Linien und Fahrplänen),
Austausch mit Vertretern von Verkehrsver- eingepflegt werden. Dies birgt ein hohes –– Fortschreiben des Fahrplans (Übertra-
bünden stellte sich heraus, dass aufgrund Fehlerpotential, die Gefahr von Inkonsis- gung in neue Fahrplanperiode),
der historisch gewachsenen Strukturen die tenzen ist gegeben und durch redundan- –– dauerhafte Linien-/Fahrplanänderung
Rolle der Verbünde im Verhältnis zu Bür- te Arbeiten sowie die Notwendigkeit zur (einmalig für einen langfristigen Zeit-
gerbussen und anderen Gemeinschafts- nachträglichen Qualitätskontrolle kann der raum),
verkehren in Baden-Württemberg jedoch Austausch auch insgesamt als ineffizient –– temporäre Linien-/Fahrplanänderung
meist beschränkt ist. Nur ein kleiner Teil bezeichnet werden. Dabei variiert die Auf- (ein- oder mehrmalig für einen kurzfris-
der Bürgerbusse hat aktuell eine Koopera- gabenverteilung im Detail. Ebenso kann es tigen Zeitraum),
tionsvereinbarung mit dem örtlichen Ver- in der Umsetzung von Änderungen (zum –– Einstellung/Löschen des Verkehrs,
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–– Datenexport (zum Beispiel zum Erzeu- Schnittstelle, „ISA-Export Format“ in der den hiesigen Anwendungsfall wurden Ta-
gen von Fahrplantabellen oder Karten). Version 5.1) der Firma IVU Traffic Techno- bellen und Datenbankprozeduren ergänzt.
logies AG. Letztere ermöglichen insbesondere die
Technischer Ansatz Vorbelegung von Datenbankeinträgen, die
des Fahrplantools Das ISA-Export-Format 5.1 ist gut doku- eindeutig belegt oder gemäß ISA-Format
mentiert, es transportiert alle für die Be- optional zu befüllen sind.
Leitgedanke des Projekts war, dass die Da- auskunftung in Fahrplanauskunftssysteme
tenerfassung möglichst dezentral durch- relevanten Merkmale und wird häufig zum Das Fahrplantool ist mandantenfähig. Das
geführt werden soll, um die Orts- und Datenaustausch zwischen Fahrplanungs- bedeutet, dass sämtliche Verkehre eine
betrieblichen Kenntnisse der Betreiber zu systemen verwendet – so auch im Rahmen individuelle Sicht auf Ihre Daten haben,
nutzen. Dabei musste die technische und der „Deutschlandweiten Elektronischen ohne dass ein gegenseitiger Einblick in
inhaltliche Qualität sichergestellt sein. Fahrgast-Information“ (DELFI, [4]). Dort die Daten eines weiteren Verkehrs mög-
werden die Daten aus den Landes-Daten- lich ist.
Das Fahrplantool nutzt als techni- sammelsystemen, die mit IVU laufen, im
sche Basis das Administrationstool der ISA-Export-Format herausgeschrieben, um Das Fahrplantool
Smartphone-Apps „MatchRiderGO” und in Landes-Datensammelsysteme, die mit
„MatchRiderGO – Fahrer“, das bisher für der DIVA-Software der Firma Mentz betrie- Ganz grundsätzlich ergibt sich ein Fahrplan
die Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten ben werden, importiert zu werden. Auch aus der Zeitfolge von Abfahrten an einer
genutzt wird. Bei MatchRiderGO tragen in haben Fahrplanauskunftssysteme der Fir- Haltestelle. Haltestellen werden logisch
der Fahrer-App insbesondere Pendler ihre ma Hacon eine Import-Möglichkeit für Da- aneinandergereiht, sodass sich eine Linie
täglichen festen Wege wie in einen Fahr- ten im ISA-Export-Format. ergibt und sie sind für eine eindeutige Zu-
plan ein. Wer mitfahren möchte, kann über ordnung georeferenziert. Im Fahrplantool
die Mitfahrer-App bei der Fahrerin oder Für die Arbeit im Bürgerbusbereich wurden werden für die Fahrplanerstellung zunächst
dem Fahrer eine Fahrt verbindlich buchen. anhand der Dokumentation des Quasi- die Haltestellen angelegt. Nach Auswahl
Das Angebot existiert bisher in den Regio- Standards ISA die relevanten Daten iden- aller Haltestellen einer Linie auf einer Kar-
nen Stuttgart und Rhein-Neckar. Die Funk- tifiziert und damit im Interesse einer ein- te wird die Zeitfolge bestimmt (Abb. 1).
tionen von MatchRiderGO und des Admi- fachen Handhabung die zu bearbeitenden
nistrationstools wurden im Projekt FEeoV Kategorien reduziert. Als Beispiel können Der Haltestellenverwaltung kommt eine
unter Berücksichtigung aktueller und zu- Umsteigebauwerke genannt werden, für besondere Bedeutung zu. Um intermoda-
kunftsfester Webtechnologien weiterent- die gemäß ISA dezidierte (Fuß-)Weginfor- le Reiseketten und Umsteigerelationen
wickelt, um Bürgerbusverkehre erfassen zu mationen erfasst werden können, die für zu ermöglichen, ist es zwingend notwen-
können. sehr große Umsteigepunkte essentiell, für dig, die bestehenden Haltestellen des
diesen Anwendungsfall aber wenig bis gar ÖPNV im Fahrplantool zu berücksichtigen.
Dazu war die Definition des Datenstan- nicht relevant sind. Durch den Katasterservice des Landes
dards zwischen den Eingaben der Anwen- Baden-Württemberg [5] und dessen An-
dungskommunen im Fahrplantool und der Die technische Umsetzung im Back-End bindung an das Tool ist die Verfügbarkeit
NVBW festzulegen. Hierbei fiel die Wahl für erfolgt in einer SQL-Datenbank aufbauend von ÖPNV-Haltestellen für ganz Baden-
den Daten-Export/Import auf den Quasi- auf der existierenden Logik für die Match- Württemberg bereits gewährleistet
Standard ISA (IVU.pool-Standard-ASCII- RiderGO Fahrer- und Mitfahrer-Apps. Für (Abb. 2).
Ferner können im Fahrplantool neue Hal-
testellen der Bürgerbusvereine angelegt
werden, indem die Nutzer auf einer Karte
Grafik: Darstellung der Autoren
navigieren und einen Punkt für die Geo-
referenzierung der Bürgerbushaltestelle
setzen. Die GPS-Koordinaten werden in
Abb. 1: Anweisung aus ein Eingabefeld im Sinne einer einfachen
den Schulungsunterla- Bedienbarkeit übernommen und können
gen zum Erstellen einer mittels eines Haltestellennamens als neu-
Linie. er Haltepunkt hinzugefügt werden. Die
Haltestelle steht anschließend für die Er-
stellung von Linien zur Verfügung. Hier ist
prozessual mit der NVBW geregelt, wie die-
se Haltestellen nach einer Sichtung in das
deutschlandweite Haltestellenverzeichnis
neu übernommen werden.
Screenshot: Match Rider
Linienänderungen können durch Hinzufü-
gen oder Löschen von relevanten Halte-
Abb. 2: Fahrplantool: stellen im Linienverlauf eingearbeitet wer-
Ansicht bestehender den. Auch die Erstellung von Unterlinien
ÖPNV-Haltestellen. als Teilstrecken einer Linie sind möglich.
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Eine Besonderheit im Umgang mit dem Abb. 3: Logik für die
Grafik: Darstellung der Autoren
Fahrplantool stellt der Umstand dar, dass Erfassung einer Linie.
Abfahrtszeiten (und optional Entfernungen
zwischen Haltestellen) kumuliert erfasst
werden. Abbildung 3 verdeutlicht diesen
Sachverhalt.
Um neben einer räumlichen Erfassung
auch den zeitlichen Bezug je Verkehr her-
zustellen, müssen den erstellten Linien
Abb. 4: Logik
Grafik: Darstellung der Autoren
neben Abfahrtszeiten auch Zeiträume zu-
zum Erstellen von
geordnet werden, an denen die Abfahrts- Fahrplänen.
zeiten gelten. Hierzu bedarf es Fahrplan-
perioden (zum Beispiel Sommer oder
Winter anhand von Datumsangaben) so-
wie Tagesarten. Tagesarten definieren ei-
nen Zeitraum der Fahrplanperiode, an der
ein Fahrplan unverändert gelten soll. Ein
einfaches Beispiel ist die Unterscheidung
zwischen Montag–Freitag und Samstag
(Abb. 4).
Zur finalen Erstellung eines Fahrplans,
also zur Zusammenführung aller bisher Aktuelle Nutzung des Match Rider unterstützt dies als Dienst-
erwähnten Informationen, werden den Li- Fahrplantools und leister der NVBW durch Schulungen, Qua-
nien Abfahrtszeiten je Fahrplanperiode mit bisherige Praxiserfahrungen litätssicherung und Übermittlung der Da-
dazugehörigen Tagesarten in einer einfa- tensätze. Zwischen den Datenlieferanten
chen Übersicht zugeordnet (Abb. 5 am Bei- Für Baden-Württemberg ist das Fahrplan- (Bürgerbusbetreiber) und der NVBW wird
spiel einer Ringlinie). tool durch die NVBW für die Nutzung durch ein Datenüberlassungsvertrag abgeschlos-
Bürgerbusvereine beziehungsweise sie be- sen.
Über den Menüpunkt „Gemeinschaft“ kann treuende Kommunen und Verkehrsverbün-
abschließend eine komprimierte zip-Datei de sowie kleinere Verkehrsunternehmen Bereits im Forschungsprojekt hat sich das
heruntergeladen werden, die die notwendi- bereits lizensiert. Die Aufgabenverteilung große Engagement der Vertreter der vier
gen asc-Dateien gemäß ISA-Standard ent- sieht vor, dass die Ansprechpartner der als Pilotanwender aktiven Bürgerbusver-
hält. Der Begriff wird im Fahrplantool als Verkehre die Fahrplandaten mit Hilfe des kehre als sehr hilfreich erwiesen. In der
Bezeichnung für einen Verkehr verwendet Tools erfassen und der NVBW für die In- bisherigen Anwendung des Tools bestä-
und enthält in der Regel den Ort, in dem tegration in die landesweite Datendreh- tigt sich, dass die Aufgaben beim Erfas-
sich der Verkehr befindet. scheibe (LDD) zur Verfügung stellen. sen eines Fahrplans erfolgreich vermittelt
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Abb. 5: Zuordnung mit dem Fahrplantool insbesondere bei
Screenshot: Match Rider
von Abfahrtszeiten zu den Bürgerbusvereinen mit Schulungs-
der Starthaltestelle ei- und Sensibilisierungsmaßnahmen einher-
ner Linie und Tagesart
gehen, um die Qualität der übermittelten
mittels Fahrplantool.
Daten (insbesondere Aktualität) zu ge-
währleisten. Örtliche betriebliche Beson-
derheiten (zum Beispiel der bürgerbustypi-
sche Einsatz von Kleinbussen) müssen bei
der Datenerfassung und -verarbeitung mit-
geführt werden, um die Fahrgäste auch auf
elektronischem Weg richtig zu informieren.
Schlussendlich muss festgehalten werden,
dass das dem Fahrplantool vorausgehen-
de Forschungsprojekt auch verkehrspoliti-
schen und raumordnerischen Zielen diente.
Mit dem Fahrplantool werden (scheinbare)
Lücken im ÖPNV-Angebot geschlossen
und damit – wenn auch im kleinen Maß-
stab der Bürgerbusverkehre – ein Beitrag
und durch die Aktiven vor Ort mit dem sung von Fahrplandaten für die Beauskunf- zu einem besseren Verkehrsangebot, zur
Tool umgesetzt werden können. In Baden- tung in einer EFA dar, das die notwendigen Unterstützung des bürgerschaftlichen En-
Württemberg wurden bis zur Erstellung Eingaben auf das Nötigste reduziert. Um gagements und dem Erhalt gleichwertiger
dieses Artikels bereits knapp 20 Bürger- verbindliche Reiseketten insbesondere in Lebensverhältnisse in überwiegend länd-
busverkehre in der Nutzung geschult und ländlich geprägten Räumen abzubilden, lich geprägten Räumen geleistet.
auch in den Onlineschulungen konnte man ist das Fahrplantool ein Befähiger: Inter-
das Engagement aller Beteiligten deutlich modale Reiseinformation wird auch in für
spüren. Bisher wurden zehn Datenpakete Bürgerbusverkehren typischen räumlichen
durch die Vereine übermittelt, die im Laufe Bereichen, wie etwa der feingranularen Er-
des zweiten Quartals 2021 in die EFA-BW schließung von Ortsteilen einer Kommune,
überführt werden. die durch den sonstigen ÖPNV aus ver- Literatur / Anmerkungen
schiedensten Gründen nicht bedient wer- [1] Das Fahrplantool ist ein Ergebnis des Förderprojekts „FEeoV – Fahrplan-
Die Autoren sind in der Auffassung bestärkt, den, erreicht. und Echtzeitdaten für ehrenamtlich organisierte Verkehre – Datengene-
rierung und Integration in dynamische Auskunftssysteme“ und wurde
dass das Fahrplantool hinreichend intuitiv vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)
bedienbar ist, da selbst mit Distanz bei den Mit Blick auf diese lokale Verankerung ist im Rahmen der Förderrichtlinie Modernitätsfonds („mFUND“) gefördert.
Onlineschulungen klar wurde, dass die Nut- eine schwächere Einbindung in das über- Besonderer Dank gilt neben dem Fördermittelgeber den vier Anwen-
dungskommunen mit Bürgerbusverkehren und ihren ehrenamtlichen
zung zielführend transportiert werden kann. geordnete ÖPNV-Angebot auch nicht nur Unterstützern in Aulendorf, Breisach am Rhein, Denkendorf, Pfullendorf.
Einige Vereine haben im Anschluss an die von Nachteil. Sie stellt etwa geringere An- Ferner danken wir dem Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg so-
wie dem Landesverband proBürgerBus Baden-Württemberg e.V. für die
Schulungen Sprechstundentermine wahr- forderungen an die Kommunikation im Fal- Unterstützungsschreiben. https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Ar-
genommen, um ihre Neugier zu befriedigen le von Fahrplanänderungen, da der Kreis tikel/DG/mfund-projekte/feeov.html; https://www.nvbw.de/feeov
und auch individuelle, teilweise komplexe der Betroffenen kleiner ist. Ferner hat das [2] https://fahrplantool.de
Fragestellungen zu diskutieren. Forschungsprojekt gezeigt, dass zumindest
[3] ISO Normenfamilie 16355 zu Quality Function Deployment (QFD) – An-
ein Teil der Verkehre schon im gegenwär- wendung von statistischen und verwandten Methoden für neue Techno-
Diskussion tigen Zustand eine hohe Auslastung ver- logie und für den Produktentwicklungsprozess.
zeichnet und eine Überlastung befürchtet, [4] DELFI – Durchgängige ELektronische FahrgastInformation, https://
Das Fahrplantool stellt eine zielgruppen- wenn das Angebot noch breiter kommuni- www.delfi.de/
adäquate Möglichkeit zur einfachen Erfas- ziert wird. Daher muss die künftige Arbeit [5] http://diva4-9.efa-bw.de/Documents/Kataster/Kataster.html
Zusammenfassung / Summary
Mit dem Bürgerbus Integration of community transport services
in die Fahrplanauskunft into timetable information systems
Bürgerbusverkehre sind oftmals in der elektronischen Fahrplanaus- Citizen operated bus services are often not found in electronic time-
kunft nicht zu finden. Während größere Verkehrsunternehmen über tables. While larger transportation companies have the necessary
das erforderliche Know-how und die nötigen technischen Ressourcen know-how and technical resources, this is usually not the case with
verfügen, ist dies bei kleinen Anbietern meist nicht der Fall. Im Zuge smaller providers. In the course of the “FEeoV” project, an easy
des Projekts „FEeoV“ wurde für die Erfassung und die standardisierte to use web-based tool was developed for the acquisition and stan-
Verarbeitung von Fahrplandaten ein auch für interessierte Ehrenamt- dardized processing of timetable data. The application was developed
liche einfach nutzbares, webbasiertes Tool entwickelt. Der Beitrag be- to accommodate the specific requirements of the volunteers, who will
schreibt den technischen und methodischen Ansatz des Fahrplantools be using the data. The article describes the methodological and tech-
vor dem Hintergrund der Zielgruppe, dessen Nutzung in der Praxis nological approach of the development with respect to the user group,
und gibt einen Ausblick auf weitere Nutzungsszenarien und Weiterent- its use in practice and gives an outlook on potential use cases and
wicklungen. further development.
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