"Wild" statt "mono"- neue Wege für die Biogaserzeugung Birgit Vollrath, Werner Kuhn und Antje Werner

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"Wild" statt "mono"- neue Wege für die Biogaserzeugung Birgit Vollrath, Werner Kuhn und Antje Werner
Bayerische Landesanstalt für
     Landespflege           Weinbau und Gartenbau

     „Wild“ statt „mono“ –
neue Wege für die Biogaserzeugung
                                                       www.lwg.bayern.de

  Birgit Vollrath, Werner Kuhn und Antje Werner
"Wild" statt "mono"- neue Wege für die Biogaserzeugung Birgit Vollrath, Werner Kuhn und Antje Werner
Veränderter Nachdruck des Beitrags:

„Wild“ statt „mono“ – neue Wege für die Biogaserzeugung

Erschienen in:

LandInForm 1/2010, Seite 42-43

Herausgegeben von:

Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Abteilung Landespflege

An der Steige 15
97209 Veitshöchheim
Telefon:          0931/9801-402
Telefax:          0931/9801-400
E-Mail:           poststelle@lwg.bayern.de
Internet:         www.lwg.bayern.de

©Bayer. Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Würzburg/Veitshöchheim, 2010
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"Wild" statt "mono"- neue Wege für die Biogaserzeugung Birgit Vollrath, Werner Kuhn und Antje Werner
LWG Veitshöchheim, Abteilung Landespflege

„Wild“ statt „mono“ –
neue Wege für die Biogaserzeugung
Birgit Vollrath, Werner Kuhn und Antje Werner

Die energetische Nutzung von Biomasse              Der Anbau von Biomasse zur Energieerzeugung gerät in letzter Zeit
als CO2-neutraler Energieträger kann ei-           immer stärker in die Kritik: Vor allem durch den zunehmenden
nen wichtigen Beitrag zur Minderung des            Maisanbau leiden in einigen Regionen Landschaftsbild und Arten-
klimaschädlichen CO2-Ausstoßes und zur             vielfalt. Ein Projekt der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und
Unabhängigkeit von fossilen Energieres-            Gartenbau zeigt, dass es auch anders geht: mit artenreichen Wild-
sourcen leisten. Doch ist der Anbau von
                                                   pflanzenmischungen speziell für die Biogaserzeugung.
Energiepflanzen mit erheblichem Flä-
chenanspruch verbunden. Im Umfeld von
Biogasanlagen führt er vor allem durch
den verstärkten Anbau von Silomais zu
tiefgreifenden Veränderungen in der Ag-        sinkenden Akzeptanz der Biomasse-Nut-     Vor diesem Hintergrund entstand die Idee,
rarlandschaft. Die Vereinheitlichung des       zung. Verarmte Fruchtfolgen und groß-     die Eignung mehrjähriger, wildartenrei-
Landschaftsbildes kann sich negativ auf        flächige Energiepflanzenkulturen bieten   cher Saatgutmischungen zur Biomas-
Tourismus und Naherholung auswirken            außerdem nur wenigen Tier- und Pflan-     segewinnung zu erproben. Mehrjährige
und führt bei der Bevölkerung zu einer         zenarten geeignete Lebensräume.           Erntebestände ohne jährliche Bodenbe-

     Bild 1: Artenreiche Wildpflanzenmischungen.

                                                                                         Sonderdruck aus: LandInForm 1/2010    3
"Wild" statt "mono"- neue Wege für die Biogaserzeugung Birgit Vollrath, Werner Kuhn und Antje Werner
LWG Veitshöchheim, Abteilung Landespflege

arbeitung gewährleisten eine ganzjährig          Das von der Fachagentur Nachwachsen-         Optimiert für „ökologisch“ und
geschlossene Bodendeckung. Dies wirkt            de Rohstoffe e.V. (FNR) geförderte Projekt   „ertragreich“
sich positiv auf die Habitatfunktionen aus       „Energie aus Wildpflanzen” (2008–2010)
und vermindert die Gefahr von Erosion            soll dieses Ansaatverfahren speziell für     Zunächst wurde eine Testmischung, die
und Nitratauswaschung ins Grundwasser.           die Biogasproduktion optimieren und          bereits seit 2008 erprobt wird, optimiert:
                                                 als wirtschaftlich tragbare Alternative      „Biogas 1“ wird von einjährigen Kultu-
                                                 zu herkömmlichen Energiepflanzen wei-        ren wie Malven und Sonnenblumen do-
                                                 terentwickeln. Hierzu hat die LWG ge-        miniert und enthält überwiegend Arten,
Die Mischung macht’s                             meinsam mit den Projektpartnern – dem        für die bereits praktische Erfahrungen
                                                 Saatguthersteller Zeller, dem Deutschen      in der Direktsaat vorliegen. Zur Weiter-
Die Bayerische Landesanstalt für Wein-           Verband für Landschaftspflege (DVL), der     entwicklung wurden jetzt neue Arten
bau und Gartenbau (LWG) hat schon in             Deutschen Wildtier Stiftung (DeWiSt),        hinzugenommen. Dabei wurden zwei
früheren Forschungsprojekten die Auf-            dem Internationalen Rat zur Erhaltung        verschiedene Zielrichtungen verfolgt:
wertung des Lebensraums durch gezielte           des Wildes und der Jagd (CIC) sowie dem      Einige Mischungen sollen die ökologi-
Begrünung von Brache- und Stilllegungs-          Landesjagdverband Bayern – 2008 ers-         schen Vorteile durch Verwendung heimi-
flächen erforscht. Die dabei entwickelten        te Versuchs- und Praxisflächen auf vier      scher Herkünfte voll ausschöpfen. Diese
Saatgutmischungen zeigten, dass durch            Standorten in Bayern und Niedersachsen       können interessant für den Einsatz im
eine abgestimmte Kombination ein-,               angelegt. Die insgesamt acht entwickel-      Naturschutz oder auf Ausgleichs- und
zwei- und mehrjähriger Wild- und Kul-            ten Saatgutmischungen sind hinsichtlich      Ersatzflächen sein. Andere Mischungen
turarten auf einfache und kostengünstige         der Saatstärke und der Ansprüche an die      sind für hohe Erträge ausgelegt, um als
Weise über mehrere Jahre stabile arten-          Wasserverfügbarkeit entweder auf tro-        Nutzungsalternative auf reinen Produk-
reiche Bestände geschaffen werden kön-           ckene oder auf mäßig frische Standorte       tionsflächen zu dienen. Diese beziehen
nen. Sie erreichen ohne jegliche Düngung         abgestimmt.                                  auch Arten fremder Naturräume ein. Ri-
teilweise ganz beträchtliche Biomassezu-                                                      siken für die heimische Flora, etwa durch
wächse.                                                                                       Auswilderung oder Einkreuzung, werden

     Bild 2: Reiche Energiequelle für blütenbesuchende Insekten.

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"Wild" statt "mono"- neue Wege für die Biogaserzeugung Birgit Vollrath, Werner Kuhn und Antje Werner
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durch geeignete Maßnahmen –beispiels-
weise den Ausschluss kritischer Arten –
                                                                                       ökologische Ausrichtung          ökonomische Ausrichtung
minimiert.
                                                                            30

                                               Trockenmasseerrtrag [t/ha]
                                                                                           Silomais
                                                                            25
Höhere Erträge als Silomais
                                                                            20
Erwartungsgemäß waren auf dem tro-
ckeneren Standort bei Würzburg die Mi-
schungen ertragreicher, die für trockene                                    15
Standorte konzipiert waren, während sich
auf dem niederschlagsreicheren Standort                                     10
Miltenberg die für mäßig-frische Stand-
orte ausgelegten Mischungen überlegen
                                                                            5
zeigten. Der Standort Oldenburg (leich-
te, durchlässige Sandböden bei höheren
Niederschlägen) erwies sich als indiffe-                                    0
rent (Abb. 1). Am Standort im Emsland                                                Miltenberg Würzburg Oldenburg Miltenberg Würzburg Oldenburg
war wegen des massiven Aufkommens
einjähriger Arten der Segetalflora (Acker-
                                             Abb. 1: Biomasseerträge der ertragreichsten ökologisch (linke Seite) bzw. ökonomisch (rechte
begleitflora) ein Pflegeschnitt notwendig            Seite) ausgerichteten Mischungsvariante der Versuchsstandorte im Jahr 2009 (Einzel-
(keine Ertragsbestimmung im Jahr 2009).              werte aus zwei Wiederholungen). Zum Vergleich sind Silomaiserträge von Praxisbetrie-
                                                     ben der Region dargestellt.
Alle Saatgutmischungen besaßen ab
August die für Transport und Silierung
günstigen Trockensubstanzgehalte. So
konnten negative Auswirkungen der Ern-
te auf Wildtiere und Vögel während der
Setz-, Brut- und Aufzuchtzeiten vermie-
den werden. Die ökonomisch optimierten
Mischungen zeigten starke Zuwächse bis
                                                                                         ökologische Ausrichtung         ökonomische Ausrichtung
in den Spätsommer, so dass sich der op-
                                                    Methanerrtrag [Nl/ha]

timale Erntetermin auf Ende September                                       5000
verschob. Dadurch lagen die Biomasseer-                                                      Silomais
träge teils weit über den mittleren regi-
                                                                            4000
onalen Werten für Silomais (vgl. Abb. 1).

                                                                            3000

Methanausbeute kann noch
                                                                            2000
verbessert werden
Die Ligningehalte der Pflanzen waren zu
                                                                            1000
diesem Zeitpunkt bereits leicht erhöht
und die Methanausbeuten entsprechend
etwas vermindert. Somit lagen auch                                               0
die errechneten flächenbezogenen Me-                                                   Miltenberg Würzburg Oldenburg Miltenberg Würzburg Oldenburg
thanerträge etwas niedriger als beim
Silomais (Abb. 2). Voraussichtlich kön-
nen sie noch optimiert werden, wenn          Abb. 2: Methanerträge des Biomasseaufwuchses (vgl. Abb. 1). Den Hochrechnungen liegen
die Ernte etwas vorgezogen wird und                  Laborbestimmungen für die Standorte Würzburg und Oldenburg zugrunde.

                                                                                                                   Sonderdruck aus: LandInForm 1/2010    5
LWG Veitshöchheim, Abteilung Landespflege

auf stärker verholzende Arten verzichtet
wird.

Über die Biomasse- und Methanerträge
in den folgenden Standjahren liegen noch
keine Ergebnisse der Parzellenansaaten
vor. Probeernten auf älteren Ansaatflä-
chen oder auf Pflanzparzellen zeigen
jedoch das große Wachstumspotenzial
der untersuchten Staudenarten (bis zu
37 Tonnen Trockenmasse/Hektar). Sie er-
reichten hohe Methanausbeuten, vielfach
in dem für Silomais typischen Bereich.

Ökologische Vorteile
bereits erwiesen, ...
                                                  Bild 3: Die Ernte der wildartenreichen Bestände kann mit praxisüblicher Technik erfolgen.
Erste Untersuchungen innerhalb des
Projektes bestätigen den bereits in zahl-
reichen wissenschaftlichen Studien
nachgewiesenen großen Wert der Wild-
pflanzen für die Tierwelt. So wurden bei
bodenbewohnenden Spinnen und Lauf-           her Wildschadensgefährdung denkbar;              Zum Weiterlesen
käfern höhere Artenzahlen als in einer       ebenso auf sensiblen Standorten wie im           Unter www.lebensraum-brache.de > Projekte >
                                                                                              Biogas finden Sie weitere Informationen zum
benachbarten Maiskultur nachgewiesen;        Einzugsbereich von Fließgewässern oder           Projekt “Energie aus Wildpflanzen”.
zusätzlich wurden acht verschiedene Fle-     in erosionsgefährdeten Hanglagen. Auch
dermausarten bei der Jagd nach Insekten      können konkrete, auf Anbauregionen und
beobachtet. Die bienenkundlichen Un-         Standortbedingungen bezogene Praxis-
tersuchungen belegen die gute Eignung        empfehlungen erst nach einer bereits
                                                                                              Mehr Informationen:
vieler Wildarten als Trachtpflanzen: Sie     geplanten weiteren Projektphase (Start           Dr. Birgit Vollrath, Werner Kuhn
werden von den Bienen zur Pollensuche        2011) gegeben werden. Diese sieht groß-          Bayerische Landesanstalt für Weinbau und
gern angeflogen.                             flächige Ansaaten in Zusammenarbeit mit          Gartenbau
                                             Praxisbetrieben vor und wird ein größeres        Abteilung Landespflege
                                                                                              Telefon: 09 31 / 98 01 42 6; -8
                                             Standortspektrum in die Untersuchungen           E-Mail: birgit.vollrath@t-online.de;
                                             einbeziehen.                                     Werner.Kuhn@lwg.bayern.de
... ökonomische
stehen noch aus                              Doch selbst wenn sich zeigen sollte, dass
                                             der wirtschaftliche Erfolg hinter dem
Die ersten Ergebnisse bestätigen die Leis-   ökologischen Wert zurücksteht, stellt das
tungsfähigkeit des Anbausystems, ins-        Anbausystem eine interessante Alternati-
besondere wenn der im Vergleich zum          ve zur herkömmlichen Biomasseprodukti-
Maisanbau wesentlich geringere Produk-       on für Biogasanlagen dar.
tionsaufwand berücksichtigt wird. Eine
abschließende ökonomische Bewertung
kann jedoch erst erfolgen, wenn die Er-
träge für die nachfolgenden Standjah-        Birgit Vollrath
re vorliegen. Besondere wirtschaftliche      Werner Kuhn
Vorteile im Gegensatz zum Maisanbau          Antje Werner
sind insbesondere auf sehr feuchten oder
sehr trockenen Standorten oder bei ho-       LWG Veitshöchheim

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