Wildschadensregulierung im Grünland
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Wildschadensregulierung im Grünland : - ein altes Thema, immer wieder aktuell - Die landwirtschaftlichen Flächen im Acker und im Grünland werden jährlich, vornehmlich im Frühjahr und im Herbst, von nahrungssuchendem „Schadwild“ heimgesucht und mehr oder weniger geschädigt. Das trifft aktuell verbreitet auch wieder zu. Der Bewirtschafter muss die Schädigung zwar dulden, erhält aber, wenn keine ausreichende Abwehrmöglichkeit besteht, eine Entschädigung als Ausgleich. Vielfach kommt es bei der richtigen Vorgehensweise und auch bei der Findung über die korrekte Schadenshöhe zu Unstimmigkeiten und Ärgernissen auf beiden Seiten. Grundsätzlich sollte immer über eine offene Gesprächsführung mit fundierten Kenntnissen und Daten eine gütliche Einigung angestrebt werden. Im Folgenden werden von Raimund Fisch, vom DLR Eifel in Bitburg, die Grundzüge der „korrekten“ rechtlichen Vorgehensweise, die möglichen Verfahren zur Reparatur und die sachgerechte Ertragsermittlung der Grünlandnarbe erläutert. 1. Rechtliche Aspekte: Der klassische Fall ist, dass über die Wintermonate oder im Frühjahr auf den Grünlandflächen Wildschaden, meist aufgebrochene Grünlandnarbe durch Schwarzwild, festgestellt wird. (Übersicht 1) 1. Innerhalb von einer Woche (7 Tage) nach Erkennen des Schadens muss eine Mitteilung an die zuständige Verbandsgemeinde /Stadtverwaltung erfolgen. 2. Innerhalb einer weiteren Woche nach Anmeldung sollte eine Regelung zwischen Geschädigten und Ersatzpflichtigen erfolgen. → Kommt es zur Einigung mit Schadensregulierung, ist das Verfahren für alle Beteiligten abgeschlossen. Der VG/Stadtverwaltung ist mitzuteilen, dass eine Einigung erzielt wurde. → Wenn eine Einigung nicht erreicht werden konnte, wird von der VG/Stadtverwaltung ein Feststellungsverfahren eingeleitet. 3. Feststellungsverfahren: Die VG/Stadtverwaltung lädt zu einem Ortstermin ein. Es sollen anwesend sein: Geschädigter, Ersatzpflichtiger und Wildschadensschätzer der VG/Stadtverwaltung. Wichtig: Vor Eintritt in die Abschätzungsfrage soll ein nochmaliger Einigungsversuch mit allen Beteiligten erfolgen. Kommt es nicht zur Einigung, führt der Wildschadenschätzer eine Schadensfeststellung durch und ermittelt das Ergebnis. Das Ergebnis wird den Beteiligten vorgestellt und der Geschädigte wie auch der Ersatzpflichtige entscheiden, ob sie damit einverstanden sind. → Kommt es zur Einigung auf der Grundlage der Ergebnisse des Wildschadensschätzers, wird dies in der Niederschrift bei der VG/Stadtverwaltung festgehalten und die Schadensregulierung kann vorgenommen werden. → Kommt es zu keiner Einigung, wird das Ergebnis des Wildschadensschätzers schriftlich festgehalten und ein Vorbescheid erstellt. Auf Grundlage dieses Vorbescheides wird ein gerichtliches Nachverfahren vor dem zuständigen Amtsgericht eingeleitet. Das Amtsgericht führt dann die entsprechende Entscheidung herbei. 1
Hinweise: Um nicht über die Wintermonate wöchentlich Anmeldungen zu Wildschäden vornehmen zu müssen, sollte eine Vereinbarung zwischen Landwirt und Jagdpächter erfolgen, dass die Wildschadensfeststellung und Regulierung erst zu Vegetationsbeginn im Frühjahr durchgeführt wird. Eine solche Vereinbarung ist immer schriftlich zu treffen. Übersicht 1: Ablaufplan: - Schaden gesehen - Innerhalb einer Woche Anmeldung - Innerhalb einer Woche nach Anmeldung Regelung möglich ja / nein Keine Einigung → Feststellungsverfahren (Vorverfahren) Keine Einigung Feststellungsverfahren (Vorverfahren) * Ladung zum Ortstermin: durch VG/Stadtverwaltung: Beteiligte: Geschädigter, Ersatzpflichtiger, Wildschadenschätzer Nochmaliger Einigungsversuch mit allen Beteiligten Einigung keine Einigung gütliche Einigung Feststellung des entstandenen Schaden durch den Wildschadenschätzer Vorbescheid durch VG Niederschrift Gerichtliches Nachverfahren Schadensregulierung Gegen den Vorbescheid besteht die Möglichkeit innerhalb einer Notfrist von einem Monat seit der Zustellung Klage vor dem zust. Amtsgericht zu erheben. Schadensregulierung * Vereidigte Sachverständige können schon im Vorfeld als Beweissicherung von beiden Parteien mit eingebunden werden. 2
Übersicht 2: Schwarzwild-Grünlandaufbruch Vereinzelt auf zusammenhängend auf der Fläche verteilt Fläche verteilt flach tief flach tief 1. Stippen 1. tiefer Aufbruch 1. flacher Aufbruch 1. tiefer Aufbruch meist auf alter insbesondere auf meist auf alter Grasnarbe junger Grasnarbe Grasnarbe 2. frische flache 2. tiefer und flacher Aufbrüche auf alter ausgewaschener jungen Grasnarben überwinterter Aufbuch an jungen und alten 3. alte flache Grasnarben Aufbrüche auf jungen Grasnarben „FsV“ „HN’s“ „HEN’s“ „SVV“ „MVV“ „KSV“ Verfahren: 1 2 3 4 2. Möglichkeiten zur Wiederherstellung der Grünlandnarbe: Für die Reparatur der Grünlandfläche gibt es mehrere mannigfaltige Möglichkeiten die Grünlandnarbe wieder herzustellen. Dabei ist es wichtig die Narbe korrekt und fachgerecht wieder herzustellen, um eine langsame aber stetige Verschlechterung der Grünlandnarbe zu verhindern. Was ist Reparatur – und Ertragsausfallfläche? Die Ertragsausfallfläche ist bei frischen, flachen Schäden gleich der Reparaturfläche, da hier das Gras unter der bedeckten Fläche nach der Reparatur im Allgemeinen weiterwächst. 3
Anders bei älteren oder tieferen Aufwürfen. Hier ergibt sich die Ertragsausfallfläche aus der Summe der Reparaturfläche und der mit Erdreich bedeckten Fläche. aufgebrochene Fläche = Reparaturfläche mit Erdreich bedeckte Fläche Am Anfang der Schadensbeurteilung stellt sich immer die Frage, ob die Aufbrüche „vereinzelt“ oder „zusammenhängend“ auf der Fläche verteilt sind. Daraus resultiert meistens die Entscheidung, ob die Aufbrüche evtl. von Hand oder mit Maschinen zu reparieren sind. Grundsätzlich ist die kostengünstigste Variante zu wählen, auch wenn eigene Wünsche sich evtl. anders darstellen. 4
Verfahren 1: 1. Maßnahmen und Kosten zur Behebung vereinzelt auftretender, frischer und flacher Aufbrüche in einer jungen Grasnarbe Hier ist das Verfahren „Handarbeit mit Nachsaat von Einzelplaggen (HN´s)“ angezeigt. Dabei ist wie folgt vorzugehen: Die Plaggen sind exakt zuzulegen, zu festigen, dann wird Grassamen darauf gesät und schließlich wird der gesamte Bereich festgetreten. Unter günstigen Voraussetzungen wird so eine Fläche von ca. 40 m²/h erreicht. Die Fläche, die der Berechnung der Wiederherstellungskosten zugrunde gelegt wurde, ist die direkte Aufbruchstelle. Den Flächeninhalt erhält man, indem man die Aufbruchstelle diagonal vermisst. 2. Maßnahmen und Kosten zur Behebung vereinzelter, alter und flacher Aufbrüche In einer jungen Grasnarbe Das Reparaturverfahren entspricht dem o.g. HN´s, auch die Vorgehensweise zur Reparatur ist gleich, allerdings ist die mögliche Leistung mit 28 m²/h wesentlich geringer. Übersicht über die Kosten der beiden Varianten zum Reparaturverfahren HN´s Variante 1 Variante 2 Kosten in €/m² Kosten in €/m² Arbeit 0,38 0,54 Saatgut 0,02 0,02 Gesamtkosten 0,40 0,56 Verfahren 2: Maßnahmen und Kosten zur Beseitigung von vereinzelten, tiefen Aufbrüchen in einer alten Grasnarbe Hier ist ein aufwändigeres Verfahren mit Handarbeit mit Erdausgleich und Nachsaat von Einzelplaggen (HEN´s) erforderlich. Wegen der tiefen Aufwürfe, reicht es nicht lediglich die Plaggen zuzulegen, sondern es muss zusätzlich Boden aufgefüllt werden. Danach wird Grassamen ausgesät und festgetreten. Dies ist zwingend erforderlich, um größere Unebenheiten in der Grasnarbe zu verhindern. Solcherlei Unebenheiten sind nämlich häufig die Ursache von verschmutzten Futter und zunehmender Verunkrautung. Wegen der Aufbringung und Einarbeitung von angeliefertem Boden wird das Ganze deutlich kostenintensiver. Übersicht über die Kosten des Verfahrens HEN´s Kosten in €/m² Arbeit (14 €/h) 60 m² bei Vorebnung 0,29 Boden 60 m² für Einarbeitung 0,29 18 €/m³ angelieferten Boden (reicht für ca. 20 m²) 0,90 Saatgut 0,02 Gesamtkosten 1,50 5
Verfahren 3: Maßnahmen und Kosten zur großflächigen Behebung vieler einzelner flacher Aufbrüche in jungen Grasnarben Um großflächige, flache Schäden zu beheben, bietet sich das Schlepp-Vredo-Verfahren (SVV) an. Hierbei sind drei Arbeitsschritte erforderlich. Als erstes wird die beschädigte Fläche abgeschleppt und somit eingeebnet. Im zweiten Schritt erfolgt die Neueinsaat im Direktsaatverfahren. Schließlich wird das Saatgut angewalzt, damit es für das Keimen und den raschen Auflauf den erforderlichen Bodenschluss erhält. Da hier für die anstehenden Arbeiten Maschinen und Geräte eingesetzt werden, wird die Kostenübersicht auf den Hektar bezogen. Übersicht über die Kosten des Verfahrens SVV Kosten in Kosten in €/ha €/ha Schleppen überkreuz 70 90 Direktsaat Vredo (Einsaat auch mit Breitverteiler) (80) --- Saatgut 25 kg/ha 88 88 Walzen, wenn mit Breitverteiler gearbeitet wird --- 40 Gesamtverfahrenskosten 238 218 Verfahren 4: 1. Maßnahmen und Kosten zur Behebung großflächig zusammenhängender, flacher Aufbrüche in jungen Grasnarben unter schwierigen Bedingungen In vielen Fällen ist der Umbruch von stark geschädigten Grünlandflächen nicht oder nur unter sehr schwierigen Bedingungen möglich. Mit dem Mulch-Vredo-Verfahren (MVV) umgeht man den Totalumbruch. Dieses Verfahren ist besonders geeignet, wenn Hanglagen, steinige Böden, Biotope und Streuobstwiesen stark geschädigt sind. Bei der Reparatur ist wie folgt vorzugehen: Im trockenen Bodenzustand wird zunächst flach vorgefräst, dann dreimal tief mit einem Mulcher überkreuz bearbeitet. Danach muss der Boden wieder abtrocknen, ehe eine maschinelle Nachsaat erfolgen kann. Es werden ca. 35-40 kg/ha Saatgut benötigt. Das Verfahren hat mehrere Vorteile: Die Totalvernichtung der Grasnarbe unterbleibt, es wird kein Boden hangabwärts verlagert. Das Saatgut wird in ein feinkrümeliges Saatbett abgelegt und es gibt meist nur einen mittleren Ertragsausfall. Die Nachteile des Verfahrens sind auch nicht „von Pappe“: Die intensive Bearbeitung verursacht einen hohen Energieverbrauch, eine starke Beanspruchung der Maschinen und meist weite Anfahrtswege für die Nachsaatmaschine mit dem entsprechend hohen Kosten. 6
Übersicht über die Kosten des Verfahrens MVV Verfahrensschritte €/ha 1) tiefes Überkreuz-Bearbeiten (Mulcher) - mehrmals 1. Arbeitsgang (3,0 h/ha) 70,-- €/ha 210,00 2. Arbeitsgang (2,5 h/ha) 70,-- €/ha 175,00 2) Nachsaat mit Vredo-Scheiben-Schlitzsaat-Maschine 80,00 Einsaat auch mit Drillmaschine Breitsaat 50 €/ha (60,00) evtl. zusätzliches Walzen je nach Bodenzustand (40,00) 3) Saatgut (30 kg á 3,50 €) 105,00 Verfahrenskosten 570,00 (590,00) 2. Maßnahmen und Kosten zur Beseitigung der zusammenhängenden, tiefen Aufbrüchen (Ertragsausfall: bis zu 100 %) Wenn mehr oder weniger großflächig zusammenhängende tiefe Aufbrüche beseitigt werden sollen, ist das recht aufwendige Frässaat-Verfahren (FsV) das Verfahren der Wahl. In mehreren Arbeitsgängen wird versucht die Schäden bestmöglich zu beseitigen: Zunächst wird überkreuz geschleppt, danach gefräst und gewalzt. Anschließend wird überkreuz gedrillt, es muss nochmals gewalzt werden, und es schließlich ein Schröpfschnitt im frühen Entwicklungsstadium der Ansaat erforderlich. Die Fräsarbeiten werden durch einen Lohnunternehmer oder vom Maschinenring durchgeführt; die weiteren Arbeiten durch den Landwirt. Übersicht über die Kosten des Verfahrens FsV Situation günstig ungünstig €/ha €/ha Schleppen 40 55 Fräsen 185 490 Walzen 25 35 Drillen 45 55 Saatgut 75 75 Walzen 30 35 Schröpfen 50 50 Anfahrt 35 40 Gesamtkosten 485 835 7
Kreiselgrubber Saatverfahren (KSV) Arbeitsschritte: - Überfahrt mit Kreiselgrubber und Drillmaschine mit Rollscharen, aber ohne Striegel, in einem Arbeitsgang (langsam fahren, ca. 3 km/h) - Anwalzen - Nacharbeiten der Ansätze der Maschinen von Hand bei kleinflächigem Einsatz Arbeitsleistung: Saat 0,4 ha / Std. Walzen 1,5 ha / Std. Schröpfschnitt früh mit Mulcher 0,8 ha / Std. Schröpfschnitt spät mit Mähwerk und Ladewagen 0,3 ha / Std. Kosten: Kreiselgrubber mit Drillmaschine 2,5 h/ha 120 €/h 300 €/ha Walzen 40 €/ha Saatgut 105 €/ha Schröpfschnitt 60 €/ha Gesamtverfahrenskosten 505 €/ha Vorbereitungs-, Rüst- und Anfahrtszeiten so wie der Ertragsausfall sind gesondert zu be- rechnen. Der Ertragsausfall kann bis zu 100 % betragen. Ersparte Werbungskosten sind dann abzuziehen. Besonderheiten - Bewertung Gemischtbetriebe verfügen über diese Technik. Für eine gute Arbeitsweise sind optimale Bodenverhältnisse notwendig. Auf alten, verfilzten Narben ist oft die Sodenzerkleinerung unbefriedigend. Der Einsatz einer Kreiselegge an-stelle des Kreiselgrubbers würde die groben Teile eher in den Boden einarbeiten. Ihr Ein-satz sollte aber nur auf leichteren Böden erfolgen. 8
3. Die Schwierigkeit der Aufwuchsermittlung: 3.1 Fachwissen und Erfahrung sind notwendig Die exakte Ertragsausfallbestimmung im Grünland ist ggf. sehr schwierig. Sie unterliegt sehr hohen Streuungsmöglichkeiten und es besteht die Gefahr, dass im Rahmen der Beurteilung des Bestandes und seiner Ertragsleistung Fehler gemacht werden. Um den zu erwarteten Ertragsausfall genauer beurteilen zu können, muss zunächst festgestellt werden, wie hoch das Ertragspotential der Grünlandnarbe ist. Der Ertrag einer Grünlandfläche ist von mehreren Faktoren abhängig. Entscheidende Faktoren zur Ertragsbildung sind vor allem der Standort, die Pflanzenbestandszusammensetzung und die Nutzungsintensität. Ein ganz wichtiger Standortfaktor ist der Wasserhaushalt. 3.2 Wasserhaushalt Dem Wasserhaushalt kommt hinsichtlich des Ertragsbildungsvermögens der Grasnarbe eine herausragende Bedeutung zu. Je besser die Wasserversorgung der Grasnarbe ist, umso höher ist die Ertragsleistung und umso kontinuierlicher ist das Nachwuchsvermögen. Dabei ist es relativ unerheblich, ob die Wasserversorgung über die Nachlieferung aus dem Boden oder über die Niederschläge erfolgt. Je besser und kontinuierlicher die Niederschläge in der Vegetationszeit fallen, umso besser für das Ertragsvermögen, denn die Wasserversorgung ist oft der begrenzende Faktor für die Aufwuchsleistung des Grünlandes. Wie aus den Richtgrößen in der Übersicht 3 zu entnehmen ist, kann auf einem trockenen Standort häufig nur mit einem Ertrag von etwa 40-50 dt/ha Trockenmasse gerechnet werden. Höhere Erträge können mit knaulgrasreichen Beständen erzielt werden. Das geht aber häufig mit gewissen Qualitätseinbußen einher. Bei der Verwertung des Aufwuchses für Biogasanlagen ist diese Qualitätseinbuße aber unbedeutend, da die meisten Gräser bezogen auf die dt Trockenmasse in etwa gleiche Methanerträge bringen. Bei den durchschnittlichen Gründlandtrockenmasseerträgen in Rheinland-Pfalz von ca. 80 dt/ha ist eine gute zeitlich ausgeglichene Wasserversorgung nötig. Zwischen trockenen und frischen bis feuchten Standorten gibt es im Ertragsbildungsvermögen gleitende Übergänge (siehe Übersicht 3). Diese Feuchteunterschiede können bereits innerhalb einer Gemarkung, manchmal sogar innerhalb eines Schlages auftreten. Die Kenntnis und Berücksichtigung der regionalen Standorte relevanten Niederschlags- verhältnisse und der Niederschlagsverteilung sind also bei der Ertragsermittlung sehr wichtig und unbedingt zu berücksichtigen. Des Weiteren ist das Wasserhaftungsvermögen der Bodens sowohl in Bezug auf die Bodenart als auch in Bezug zum Bodentyp zu berücksichtigen. Außerdem ist es beachtenswert, dass unter einer dichten Grasnarbe die unproduktive Verdunstung gering ist, während in aufgebrochenen Bereichen hohe Verdunstungsverluste auftreten, was mit hohen Ertragsverlusten verbunden ist. Auch bei ordnungsgemäßer Beseitigung der Schäden, kann nicht immer genau beurteilt werden wie hoch der Ertragsverlust ist, weil eine erfolgreiche Reparatur mit Grasübersaat nur bei entsprechenden Feuchteverhältnissen gelingt. 9
3.3 Nährstoffe und Düngungsniveau Außer der Wasserversorgung hat die Nährstoffversorgung einen großen Einfluss auf den Ertrag. Neben dem pH-Wert und den Grundnährstoffen Phosphat und Kali kommt der Stickstoffdüngung eine hohe Bedeutung zu. Der Stickstoff gilt als der Motor des Pflanzenwachstums. Auch die Bedeutung des Schwefels sollte nicht unterschätzt werden. Der Motor des Wachstum kann aber nur dann richtig funktionieren, wenn eine ordentliche ungeschädigte Grasnarbe für das Wachstum und damit für die Ertragsbildung vorhanden ist. In stark geschädigten Narben muss in den Schadensbereichen auch mit entsprechenden Stickstoffverlusten durch Auswachung gerechnet werden. In guten Pflanzenbeständen und ansonsten günstigen Standortverhältnissen kann mit Trockenmasseerträgen, die oberhalb von 120 dt/ha kalkuliert werden, und das bei höchster Futterqualität, sehr hohen Energie- und ausreichenden Eiweißgehalten . (siehe Übersicht 4) 3.4 Nutzungsintensität Die Wasser- und die Nährstoffversorgung sind die Basis für die Ertragsbildung, daneben spielt die Nutzungsintensität eine entscheidende Rolle. Sie ist unmittelbar im Zusammenhang mit der Düngungshöhe zu sehen. Hohe Düngung und entsprechende Nutzungshäufigkeit sind Voraussetzung für hohe Erträge und gute Qualitäten. Insbesondere das Deutsche Weidelgras ist auf eine entsprechende Grundnährstoff- und Stickstoffversorgung angewiesen um seiner Funktion als Art mit höchstem Ertragspotenzial und bester Futterqualität nachzukommen. Das Deutsche Weidelgras verlangt zwingend eine hohe Bewirtschaftungsintensität, das heißt eine häufige Nutzung. (siehe Übersicht 5) 3.5 Pflanzengesellschaft Dem Landwirt ein gewisser Bewirtschaftungsspielraum über die Düngung und Nutzungshäufigkeit bei ordnungsgemäßer Pflege die Pflanzenbestände zu steuern und somit eine Pflanzengesellschaft zu etablieren, die fast ausschließlich aus hochwertigen Gräsern besteht. Das sind die Pflanzenarten mit einer hohen Futterwertzahl. Eine Pflanzengesellschaft mit hochwertigen Gräsern, Kräutern und Leguminosen ist aus ernährungsphysiologischer Sicht wertvoll. Gräser, die bei intensiver ordnungsgemäßer Grünlandwirtschaft bestandsbildend sind, haben auch in der Regel einen hohen Futterwert. Zu nennen sind Deutsches Weidelgras, Lieschgras, Wiesenschwingel und Wiesenrispe. Von den Leguminosen ist insbesondere der Weißklee als sehr wertvoll einzustufen. In der Futterqualität nicht ganz so gut sind beispielsweise Knaulgras, Wiesenfuchsschwanz und Gemeine Rispe. Wenn trotzdem die Gemeine Rispe immer wieder als unerwünschte Art beschrieben wird, so hängt das im ganz besonderen Maße mit der schwachen Nachwuchsleistung in den Folgeaufwüchsen zusammen. Ist ein größerer Teil der Pflanzen im Grünlandbestand minderwertig, dann gilt der gesamte Aufwuchs als nur bedingt geeignet für Hochleistungskühe. Wie sich ein Pflanzenbestand, zusammensetzt aus guten oder geringwertigen Pflanzen, auf den Futterwert auswirkt, zeigt folgendes Beispiel: 10
gute Narbe schlechte Narbe Löwenzahn 5 % Ertragsanteil 15 % Ertragsanteil Weißklee 10 % Ertragsanteil 2 % Ertragsanteil beste Gräser 85 % Ertragsanteil 10 % Ertragsanteil Brennessel - 3 % Ertragsanteil Ampfer - 3 % Ertragsanteil Distel - 2 % Ertragsanteil Quecke - 10 % Ertragsanteil Weiche Trespe - 15 % Ertragsanteil Gemeine Rispe - 10 % Ertragsanteil Rotschwingel - 15 % Ertragsanteil Wolliges Honiggras - 15 % Ertragsanteil Entsprechend der Pflanzenbestand und dem Nutzungszeitpunkt ist mit einem unterschiedlichen Futterwert des geernteten Grases zu rechnen. Um nun die Berechnung vornehmen zu können, muss der Bestand in seiner prozentualen Zusammensetzung beurteilt werden. Die Formel zur Futterwertermittlung lautet: Ertragsanteil in % (EA) x Futterwert =Futterwert des Bestandes 100 Die Berechnung soll an den oben angegebenen Vorgaben verdeutlicht werden. Es ergibt sich folgendes: (siehe Übersicht 6) gute Narbe schlechte Narbe 5 % EA Löwenzahn x WZ 5 = 25 15 % EA Löwenzahn x WZ 5 = 75 10 % EA Weißklee x WZ 8 = 80 2 % EA Weißklee x WZ 8 = 16 85 % EA beste x WZ 8 = 680 10 % EA beste Gräser x WZ 8 = 80 Gräser 3 % EA Brennessel x WZ 1 = 3 3 % EA Ampfer x WZ 1 = 3 2 % EA Distel x WZ 1 = 2 10 % EA Quecke x WZ 6 = 60 15 % EA Weiche Trespe x WZ 3 = 45 10 % EA Gem. Rispe x WZ 7 = 70 15 % EA Rotschwingel x WZ 5 = 75 15 % EA W.Honiggras x WZ 4 = 60 Summe = 785 Summe = 489 Futterwert des Bestandes = 7,85 4,89 Die Futterwertzahlen aus der Bestandsermittlung führen zu Einstufung in eine Qualitätsklasse (siehe Übersicht 7). Je besser die Qualitätsklasse des Bestandes, umso höher ist der Energieertrag aufgrund der Pflanzenbestandszusammensetzung einzuschätzen. Die Qualitätseinstufung ist die Grundlage für die Ertragsermittlung in MJ NEL pro Hektar (siehe Übersicht 8). Ist beispielsweise der Grünlandbestand in der Qualitätsklasse 3 einzuordnen, so ist ein Ertrag zwischen 20.000 und 40.000 MJ NEL möglich. Ob die untere oder obere Zahl 11
zutrifft, ist abhängig vom Ertrag, der sich aus den Standortbedingungen und den Bewirtschaftungsmaßnahmen ergibt. Ertragswertschätzung Grünland Beispiel: Beispiel Ertragslage (dt/ha) Standortverhältnisse ca. 650 mm trocken/mittel/feucht mittel 60 Düngeniveau 0 – 300 kg N/Jahr 210 kg N/ha 70 Nutzungsintensität 1 – 2 – 3 – 4 Schnitte 2 – 3 Schnitte 65 Gräserbeurteilung Qualitätsklasse Beispiel: 4,89 sehr gering 4 Beispiel: 7,85 sehr gut 1 Ertrag MJ NEL/ha/Jahr → 24.000 / 42.000 Der limitierende Faktor in diesem Beispiel besteht in der Wasserversorgung. Der mittelfeuchte Standort lässt nur einen Ertrag von 60 dt/ha im Durchschnitt der Jahre zu. Aus den vorliegenden Werten kann mit einem jährlichen Ertragspotential von 24.000 MJ NEL/ha/Jahr (schlechtes Grünland) und 42.000 MJ NEL/ha/Jahr (gutes Grünland) gerechnet werden. Multipliziert man diesen Wert mit dem anzusetzenden Kraftfutterersatzwert von 0,41 €/10 MJ NEL (Stand März 2021) ergibt sich ein Entschädigungswert von 984/1722 €/ha pro Jahr. Da aber eine Reparatur im Frühjahr erfolgt, sind ca. 50 % des Jahresertrages noch zu erwarten. Somit rechnet sich der Ersatzanspruch auf 492/861 €/ha. Kommt es zu einer verspäteten Reparatur oder trockenheitsbedingt zum Versagen der Maßnahmen, können bzw. müssen die Verlustwerte auf bis zu 70 % erhöht werden. Zusammenfassung Bei der Beurteilung von Grünlandschäden ist es nicht damit getan, dass man die Wiese oder Weide nur kurz in Augenschein nimmt. Vielmehr ist es notwendig, sich mit den einzelnen Faktoren, die für die Ertragsbildung maßgeblich sind, auseinander zu setzen. Von den natürlichen Gegebenheiten kommt der Wasserversorgung die größte Bedeutung zu. Für viele Grünlandstandorte ist die Versorgung mit Wasser, insbesondere während der Vegetationszeit, der begrenzende Faktor für die Ertragsbildung. Weitere wichtige Punkte sind das Düngungsniveau und die gezielte Düngung je Nutzung. Mit der Düngung ist unmittelbar die Nutzungsintensität in Zusammenhang zu bringen. Eine häufige Nutzung erfordert eine entsprechende Düngung, wenn die Grünlandwirtschaft nachhaltig sein soll. Dies gilt natürlich auch umgekehrt. Die Bestandszusammensetzung ist wiederum abhängig von Düngungsintensität und der Häufigkeit der Nutzung. Um überhaupt eine Pflanzengesellschaft zu bekommen, die auch den Ansprüchen der Tierernährung gerecht werden kann, ist eine zielgerichtete, aufwuchs-gerechte intensive ausgeglichene Wirtschaftsweise unabdingbar. Nunmehr kann, unter Einbeziehung der geschädigten Fläche, der Ertragsverlust relativ einfach bestimmt werden. 12
Übersicht 1: Ablaufplan: - Schaden gesehen - Innerhalb einer Woche Anmeldung - Innerhalb einer Woche nach Anmeldung Regelung möglich ja / nein Keine Einigung → Feststellungsverfahren (Vorverfahren) Keine Einigung Feststellungsverfahren (Vorverfahren) * Ladung zum Ortstermin: durch VG/Stadtverwaltung: Beteiligte: Geschädigter, Ersatzpflichtiger, Wildschadenschätzer Nochmaliger Einigungsversuch mit allen Beteiligten Einigung keine Einigung gütliche Einigung Feststellung des entstandenen Schaden durch den Wildschadenschätzer Vorbescheid durch VG Niederschrift Gerichtliches Nachverfahren Schadensregulierung Gegen den Vorbescheid besteht die Möglichkeit innerhalb einer Notfrist von einem Monat seit der Zustellung Klage vor dem zust. Amtsgericht zu erheben. Schadensregulierung * Vereidigte Sachverständige können schon im Vorfeld als Beweissicherung von beiden Parteien mit eingebunden werden. 13
Übersicht 3: Einfluss der Wasserversorgung auf den Ertrag Niederschläge Wasserversorgung mm/Jahr ca. 850 mm frisch/feucht ca. 650 mm mittel ca. 500 mm trocken 40 40 40 50 60 70 80 90 100 dt/ha TM schematische Darstellung Übersicht 4: Ertrag in Abhängigkeit von der N-Düngung (mineralisch und organisch) kg/ha N-Düngung * 350 300 300 270 250 240 210 200 180 150 150 120 100 90 60 50 0 40 40 40 50 60 70 80 90 100 dt/ha TM (schematische Darstellung) 14
Übersicht 5: Nutzungsintensität Schnitte 5 4X 4 3X 3 2X 2 1X 1 0 40 40 40 50 60 70 80 90 100 schematische Darstellung dt/ha 15
Übersicht 6: Futterwertzahlen nach Prof. Dr. Klapp Gräserart WZ Deutsches Weidelgras 8 Lieschgras 8 Futterpflanzen Hochwertige Wiesenschwingel 8 Wiesenrispe 8 Weißklee 8 Knaulgras 7 Bastard Weidelgras 7 Welsches Weidelgras 7 Einj- Weidelgras 7 Wiesenfuchsschwanz 7 Rotschwingel 5 Geringwertige Futterpflanzen Gemeine Rispe* 7 Jährige Rispe 5 Weiche Trespe 3 Quecke 6 Löwenzahn 5 Schafschwingel 3 Wolliges Honiggras 4 Spitzwegerich 6 Bärenklau 5 Schafgarbe 5 Wiesenkerbel 4 Wiesenschaumkraut -1 Ackerdistel 0 (-) Zeichen = giftig-wirkende Futterpflanzen Vogelmiere 2 Hirtentäschel 1 Ampfer 1 Brennessel 1 Scharfer Hahnenfuß -1 * zu Gemeine Rispe: siehe Text Übersicht 7: Qualitätsklasseneinstufung Futterwertzahl Bewertung Güteklasse 7-8 sehr gut 1 7-6 gut 2 6-5 gering 3
Übersicht 8: MJ/ha 75.000 70.000 65.000 60.000 Energiebewertung Klasse 1 55.000 50.000 45.000 Klasse 2 40.000 35.000 Klasse 3 30.000 25.000 20.000 Klasse 4 15.000 10.000 5.000 0 40 50 60 70 80 90 100 schematische Darstellung dt/ha TM Bilder: Grenze zwischen Einzelstellen und Totalschaden 1 2 17
Luftbildaufnahme: Wildschaden bei Grünland-Neuanlage: November 2018 Einzelne Stellen 18
Tiefe Aufwürfe Tiefe Aufwürfe 2 19
Zusammenhängend Vereinzelt 20
Totalschaden Totalschaden 2 21
Totalschaden 3 22
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