Willkommen in der Schule - Schuljahr 2021/2022 Ein Elternratgeber zum Schulanfang
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Schuljahr 2021/2022 Willkommen in der Schule Ein Elternratgeber zum Schulanfang AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE Deutsche Bildungsdirektion Direzione Istruzione e Formazione tedesca
Inhalt Wer Wurzeln hat, kann wachsen 21 Willkommen in der Schule 4 Sprache lernen, lernen über Sprache 21 Vom Kindergarten in die Grundschule 6 Italienisch in der ersten Klasse 22 Schulfähigkeit – Schulbereitschaft 7 Kinder entdecken die Welt der Zahlen und Formen 22 Den Übergang gestalten 9 Kinder stellen Fragen an die Natur 24 Auch Eltern bewältigen einen Übergang 10 Computer und Tablet als Werkzeuge zum Lernen 25 Mein Kind braucht noch Zeit 11 Die Bewertung im Anfangsunterricht 26 Leben und Lernen in der Schule 12 Zu Hause lernen 27 Unterrichtszeit und pädagogische Konzepte 14 Eltern Mit Verantwortung 28 Die Basis für Lernen und Entwicklung 15 Elternbriefe und Elterntelefon 29 Wie Kinder lernen 16 Beratung, Unterstützung, Information 30 Lesen und Schreiben lernen 18 Notizen 31 „In die Lernbereitschaft der Lesen und Schreiben: Zehn Tipps 20 Impressum 32 Kinder zu vertrauen, ihnen eine gestaltete Lernumgebung und den nötigen Freiraum für eigenständiges Arbeiten zu bieten, spielen beim Lernen eine entscheidende Rolle.“
Werte Familien, liebe Mütter und Väter, liebe Erziehungsverantwortliche, der Übertritt vom Kindergarten in die Grundschule ist für das Kind und seine Familie ein bedeutsames Ereignis: Ein neuer Kindergarten und Schule haben sich im letzten Jahrzehnt wichtiger Lebensabschnitt beginnt, meist verbunden mit viel tiefgreifend verändert. Damit reagieren sie auf die individuellen Spannung, Motivation und Freude. Erfahrungswelten der Schulanfängerinnen und Schulanfänger Über sein bisheriges Leben hat sich das Kind, das in die Schule und berücksichtigen neue wissenschaftliche Erkenntnisse. An Willkommen in der Schule übertritt, bereits viel Wissen, viele Kompetenzen und viele dieser Stelle sei einmal mehr unterstrichen, dass im Mittelpunkt Erfahrungen angeeignet, auf die es am neuen Bildungsort aller Bemühungen immer das Kind steht. Elternhaus und Schule zurückgreifen kann. Damit ist seine Chance groß, dass es den verbindet der Wunsch, dass bestärkende und ermutigende Übertritt in den neuen Lebensraum „Schule“ zuversichtlich, Erfahrungen den Bildungsweg des Kindes kennzeichnen mögen. aufgeschlossen und selbstbewusst durchlebt. Wenn sich die Familie als wichtigster Bildungspartner am Das Kind erfährt und beobachtet, wie bekannte Strukturen Übergangsprozess beteiligt und Kindergarten und Schule eng durch neue ersetzt werden, wie sich die Bezugspersonen zusammenarbeiten, erhöht sich die Anschlussfähigkeit. Eine ändern und der Tagesablauf eine neue Form bekommt. All gute Bildungspartnerschaft ist das Fundament dafür, dass die diese Erfahrungen werden dazu beitragen, dass Ihr Kind Mädchen und Jungen den Übergang vom Kindergarten in die weiter wachsen wird. Verläuft ein neuer Anfang positiv Grundschule erfolgreich bewältigen. und wird ein Übergangsprozess erfolgreich bewältigt – so bestätigen es uns die Ergebnisse aus der Forschung – profitiert In diesem Sinne wünschen wir Ihrem Kind und Ihnen einen guten das Kind von den dabei aktivierten Kompetenzen auch in Übergang, viel Freude und interessante Erlebnisse - im ersten nachfolgenden späteren Übergängen im Leben. Indem es sich Schuljahr und darüber hinaus. mit neuen, bislang unbekannten Anforderungen, Aufgaben und Strukturen auseinandersetzt, nimmt es zugleich viele Philipp Achammer wichtige Impulse für seine Weiterentwicklung mit. Es gibt aber Landesrat auch Herausforderungen, Unsicherheiten oder krisenhafte Entwicklungen mit entsprechenden Konsequenzen, die es Sigrun Falkensteiner beim Übergang zu meistern gilt. Entscheidend ist, dass alle, Landesschuldirektorin und Schulamtsleiterin die am Übergangsprozess beteiligt sind, den steten Austausch miteinander suchen und den bewussten Blick auf das Kind, auf Helena Saltuari die Schule, aber auch auf das gesamte Umfeld legen. Landeskindergartendirektorin Auch Sie als Väter und Mütter, als Erziehungsverantwortliche, werden diesen Übergang wahrscheinlich intensiv miterleben und sich im Vorfeld bereits mit einigen Fragen und Themen beschäftigen. „Willkommen in der Schule“ versteht sich als Ratgeber in dieser wichtigen Übergangszeit. Er befasst sich mit dem Leben und Lernen im Kindergarten und geht gezielt auf den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ein. Die Broschüre beleuchtet grundlegende Aspekte zum Leben und Lernen in der Schule und zeigt wesentliche Elemente der einzelnen Bildungsfelder und der Bildungspartnerschaft zwischen Kindergarten, Schule und den Erziehungsverantwortlichen auf. Natürlich finden Sie darin auch Hinweise zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten. Schuljahr 2021/2022 5
Vom Kindergarten in die Grundschule Übergang als Chance und Herausforderung Der Kindergarten ist die erste institutionell verankerte Stufe im Bildungssystem des Landes für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Die Grundschule schließt daran an und umfasst die nächsten fünf Jahre. Z ielsetzungen, Inhalte und Methoden der Kindergärten und Grundschulen haben sich in den letzten Jahren einander stärker auf die individuellen Lernwege und auf die Ganzheitlichkeit der Bildungspro- zesse ausgerichtet. Die Rahmenrichtlinien als Grundlage für pädagogische Initiativen aus und dokumentiert die Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse der Mädchen angenähert, dennoch gibt es grundlegende für den Kindergarten in Südtirol legen die und Jungen. Unterschiede: Der Kindergartenbesuch ist bildungstheoretische und bildungsphiloso- In der Bildungsarbeit und bei den Bildungs- freiwillig, der Schulbesuch Pflicht. Der Kin- phische Grundlage des Lebens und Lernens und Lernzielen, die der Kindergarten und dergarten hat ein ganzheitliches, offenes, im Kindergarten fest und bieten einen ver- die Grundschule verfolgen, ergeben sich Bildungskonzept mit Bildungszielen nach lässlichen Rahmen für die Sicherung und große Übereinstimmungen. In beiden Ein- Bildungsfeldern, die Schule hingegen Curri- Weiterentwicklung der Bildungsqualität. In richtungen spielen Individualisierung, ganz- cula mit festgelegten Kompetenzzielen. der Grundschule werden die Ziele und Inhalte heitliches Lernen sowie Eigentätigkeit und Sowohl im Kindergarten als auch in der von den Rahmenrichtlinien für die Unterstufe Stärkung der Selbstständigkeit eine zentrale Grundschule sind die Kinder das Maß der in Südtirol vorgegeben. Die Schule muss Rolle. Der Unterschied besteht allerdings Dinge. Ihre Interessen und Themen bilden die Fortschritte beim Lernen erkennen, daraus darin, dass das Kind im Kindergarten viel Grundlage für die Bildungsinhalte, die zum die weiteren Lernwege ableiten und das Zeit zum selbstbestimmten Tun, Spielen und Tragen kommen. Die Gestaltung und Organi- Erreichen der Ziele bewerten. Die Bewer- Lernen hat und weitgehend seinen Interes- Schulfähigkeit – sation der Bildungsprozesse orientieren sich tung der Schule wird im Bewertungsbogen sen und Themen nachgehen kann, während am Kind und rücken dessen Bedürfnisse, sichtbar. Der Kindergarten wertet in seiner das Lernen in der Schule stärker von der Interessen und Fähigkeiten ins Zentrum. Bildungsarbeit ebenso wie die Schule die Unterrichtsorganisation und den vorgegebe- Schulbereitschaft Im Kindergarten sind sie weniger auf Leis- Deutungs- und Ausdrucksformen des einzel- nen Kompetenzzielen bestimmt wird. tung und das Erreichen von Zielen, sondern nen Kindes und die Beobachtungsergebnisse Die Aufmerksamkeit der pädagogischen Fachkräfte im Kindergarten gilt dem Bewäl- Vom allerersten Kindergartentag an Schulfähigkeit ist die Summe von Verhal- Lernpotenzial der Kinder durch eine sys- Beide Bildungsstufen – Kindergarten und Schule – begleiten die Jungen und Mäd- tigungsprozess des Kindes und seiner Fami- legt der Kindergarten Wert darauf, den tens- und Persönlichkeitsmerkmalen sowie tematische Begleitung und durch eine chen bei der Bewältigung gegenwärtiger Lebenssituationen, stärken sie in ihrem lie beim Übergang vom Kindergarten zur Mädchen und Jungen bestmögliche Kompetenzen eines Kindes, die es braucht, differenzierte, lernmethodisch begründete Selbstvertrauen und unterstützen sie in ihrer gesamten Persönlichkeitsentwick- Grundschule sowie der achtsamen und pro- Lern- und Entwicklungschancen um gerade im Anfangsunterricht Lernim- Didaktik gefördert und bewusst auch für ziel- lung. Ein gesundes Selbstkonzept schafft die Basis dafür, Übergänge kompetent fessionellen Begleitung dieses Prozesses, an zu bieten, sie in ihrer gesamten pulse aufzugreifen, zu vertiefen und für das gerichtetes Lernen in Bildungsinitiativen und und gewinnbringend zu meistern und neuen Anforderungen positiv zu begegnen. dem sich auch die Lehrpersonen der Schule Persönlichkeit zu stärken und somit Lernen zu nutzen. Kinder lernen nicht nur in Projekten genutzt. Auf diese Weise kann das aktiv und kooperativ beteiligen. Die individu- wesentliche Grundlagen für das Lernen angeleiteten Aktivitäten. Das Lernen ist eine Kind den Wechsel zu organisierten Lern- und Das Kind braucht dafür die Fähigkeit, elle Dokumentation der Entwicklungs- und in der Grundschule zu schaffen. Eigenleistung des Kindes, die unauffällig Bildungsprozessen in der Schule bewältigen. Bildungsprozesse im Portfolio des Kindes erfolgen kann und deren Grundlage Selbst- Der herkömmliche Begriff Schulreife ist • sich selbst, die eigenen Bedürfnisse, Interessen und Kompetenzen kann die Begleitung des Übergangsprozes- vertrauen ist. Das Spiel ist die ureigenste durch die Begriffe Schulfähigkeit und Schul- kennenzulernen und zur Geltung zu bringen; • Belastungen als Herausforderungen anzunehmen und zu bewältigen; • mit anderen kooperative und konstruktive Beziehungen einzugehen; ses des Kindes und seiner Familie unter- stützen und trägt zur Zusammenarbeit bei. Die Mädchen und Jungen sind stolz auf „ihre S chulfähigkeit ergibt sich als Folge vor- angegangener Erlebnisse, Erfahrungen und Ereignisse, die ein Kinderleben erfüllt Ausdrucksform des Kindes. Es bietet ihm die Möglichkeit, seine Entwicklungsaufgaben und seine Lebensrealität aktiv zu bewältigen. bereitschaft ersetzt worden, weil Schulreife den Schwerpunkt auf das „Ausgereiftsein“ der körperlichen und geistigen Anlagen legt • persönliche Entscheidungen zu treffen, sie gegebenenfalls zu korrigieren Mappe“, geben gerne Einblick darin und nut- haben. Der Alltag bietet dem Kind zahlreiche Im Spiel setzt sich das Kind mit sich selbst und aus einer Zeit stammt, in der die Verän- und andere von ihrer Gültigkeit zu überzeugen; zen sie als Gesprächsanlass. Im Austausch Erlebnis-, Erfahrungs- und Lernsituationen, und seiner Umwelt auseinander, wobei all derungen in der Kindheit fast ausschließlich • Verantwortung für das eigene Verhalten und für das Lernen zu übernehmen. mit dem Kind rücken Interessen, Stärken in denen es gefordert ist und gefördert wird. seine Kräfte zum Einsatz kommen. Es ist in als Reifungs-phänomene betrachtet wurden. und Kompetenzen in den gemeinsamen Daher ist der Erfahrungsreichtum, den das emotionaler, sozialer, motorischer und kog- Schulbereitschaft und Schulfähigkeit heben Blick. Der Austausch über Lernprozesse zwi- Kind in die Schule mitbringt, die wichtigste nitiver Hinsicht gefordert. das Kind und seine Bezugspersonen als aktiv schen allen Beteiligten verstärkt sich. Vorbereitung auf die Schule. Im Kindergarten wird das spielerische Handelnde hervor. > 6 Schuljahr 2021/2022 Schuljahr 2021/2022 7
Der Ausprägungsgrad der Schulfähigkeit wird von der erlebten Gegenwart des Kindes bestimmt. Drei bis vier Jahre betragen die Entwick- lungsunterschiede bei bestimmten Fähig- keiten am Schulanfang. Durch eine positive Den Übergang gestalten Sowohl der Kindergarten als auch die Schule Haltung dem Kind gegenüber fällt viel Alles Lernen bildet einen Zusammenhang. Das ist eine der wichtigsten Einsichten der Pädagogik haben den Auftrag, Unterschiede in der Ent- Erwartungsdruck von ihm ab. Eine differen- des vergangenen Jahrhunderts. Das Kind lernt nicht nur im Kindergarten oder in der Schule, wicklung der kindlichen Begabungen und zierte Wahrnehmung der Entwicklungspo- sondern auch außerhalb davon, das heißt auch in der Familie, im Umgang mit Medien, in Fähigkeiten sowie Stärken und Schwächen tenziale und Lernbedürfnisse des Kindes der Nachbarschaft und in der Gemeinde. Den Kindern eröffnet sich eine Vielfalt anregender der Jungen und Mädchen wahrzunehmen und der Austausch aller am Bildungsprozess Erlebnis-, Erfahrungs-, Spiel- und Lernmöglichkeiten. und als Ausdruck ihrer Persönlichkeit anzu- beteiligten Personen darüber sind die Basis erkennen. für die bestmögliche Begleitung des Kindes auf seinem individuellen Lernweg. D ie Kontinuität des Lernens liegt zunächst einerseits, unter Gleichaltrigen zu sein, wol- Kindern dazu, selbstbewusst, zuversichtlich J edes Mädchen und Schulfähigkeit ist immer abhängig von den bei der Person selbst. Kindergarten und len andererseits aber auch manchmal eine/n und aufgeschlossen dem neuen Lebensab- Rahmenbedingungen, denen das Kind als Schule können auf Verhaltensweisen, Erfah- Erwachsene/n für sich beanspruchen und schnitt entgegenzugehen. jeder Junge hat das lernende Person ausgesetzt ist. Dazu zählen rungen und Wissen zurückgreifen, die das sich mit ihm gemeinsam für längere Zeit in Gemeinsame Aufgabe von Kindergarten, Recht auf einen eigenen die Besonderheiten der Schule, vor allem die Kind schon vor dem Eintritt in die Einrichtung eine Aktivität vertiefen. Für viele Kinder und Grundschule und Familien ist es, den Über- Entwicklungsweg, Lern- Lehrpersonen mit ihren besonderen Persön- erworben hat. Jeder Ort, an dem sich das deren Eltern ist der Übertritt in die Schule gang in die Grundschule gut zu gestalten, das lichkeitsmerkmalen und ihren Kompetenzen, Kind befindet, wird zum Lernort, jede Erfah- mit Aufregung, Ängsten und Unsicherheit heißt, sich mit der neuen Institution bekannt und Lebensrhythmus. die anderen Kinder der Klasse, aber auch die rung zur Lernerfahrung, die sein gegenwär- verbunden. Der Übergang in die Schule kann und vertraut zu machen, auch Bekanntes Erwachsene vergessen oft, dass es nicht Art der Entwicklungsbegleitung im Kinder- tiges und künftiges Leben mitbestimmt. mit einem Brückenbau verglichen werden, an und Vertrautes aus der Kindergartenzeit und das fünf- oder das sechs-jährige Kind gibt. garten und in der Familie. dem Kindergarten, Schule, die Kinder selbst dem Leben des Kindes – besonders in der Jedes Kind unterscheidet sich vom anderen Mit einem erweiterten Verständnis von Im letzten Kindergartenjahr genießen die und ihre Familien als Mitgestalter beteiligt Anfangszeit – aufzugreifen und weiterzuent- aufgrund seiner Persönlichkeit, aufgrund Schulfähigkeit wird diese als Entwicklungs- Jungen und Mädchen die Rolle, zu den „Gro- sind. wickeln und somit Elemente aus der Kinder- seiner ihm eigenen Besonderheiten, seiner prozess gesehen, an dem Kinder, Familien, ßen“ zu gehören, die sich im Kindergarten Regelmäßiges In-Verbindung- und Im- gartenzeit als Ausgangspunkt neuer Lerner- Anlagen, Stärken, Begabungen und natürlich pädagogische Fachkräfte im Kindergarten bestens auskennen, viele Lernerfahrungen Austausch-Sein sowie im Prozess der fahrungen und Bildungsinhalte zu nutzen, aufgrund seiner Biografie sowie der Bedin- und Lehrpersonen aktiv beteiligt sind. gemacht und viele Kompetenzen entwickelt Entwicklung und des Lernens der Kinder damit das Kind, aber auch alle Beteiligten gungen seines Aufwachsens. haben. Sie wollen den Dingen tiefer auf den Eingebunden-Sein stellen Vertrautheit und den Übergang positiv und für die Entwicklung Grund gehen und sich auch besonderen Sicherheit her, wecken und stärken die förderlich erleben. Herausforderungen stellen. Sie lieben es Freude auf den Schuleintritt und verhelfen Familien unterstützen ihr Kind, wenn sie • es in seiner Persönlichkeit, mit seinen Stärken und Schwächen akzeptieren; • seine Gefühle, Bedürfnisse und Ansichten ernst nehmen, ihm Zeit widmen und es Ruhe erleben lassen; •Bewegung als Voraussetzung zur körperlichen Selbststeuerung fördern; •es an Alltagserfahrungen teilhaben lassen und durch Mitsprache an Entscheidungsprozessen beteiligen; • auf seine Fragen eingehen und gemeinsam mit ihm nach Antworten suchen; • es frühzeitig viele Erfahrungsräume zugestehen und sein Spiel als entscheidend für seine gesamte Persönlichkeitsentwicklung betrachten und wertschätzen; • es nicht durch vorgefasste Erwartungshaltung unnötigem Lerndruck aussetzen; • erlauben, dass es Fehler macht – Fehler sind Fenster zur Denkwelt des Kindes, sie signalisieren, wie Kinder ihre Erfahrungen ordnen und Fehler als Übergänge von einer Situation zur nächsten bewerten; • es ermutigen, zu experimentieren – dadurch bekommt das Kind die Möglichkeit, durch frühes Erforschen zu lernen; • bei Auffälligkeiten, Schwierigkeiten, Unsicherheiten oder Fragen Beratung in Anspruch nehmen – Eltern müssen nicht alle Probleme alleine lösen. 8 Schuljahr 2021/2022 Schuljahr 2021/2022 9
Auch Eltern bewältigen einen Übergang Bei vielen Eltern mischen sich in die Freude und den Stolz über ihr „großes“ Kind auch Traurigkeit und Wehmut über das Ende eines Abschnittes der Kindheit. Oft sind sie auch unsicher, was die Einschulung angeht. Sie befürchten, dass ihr Kind den Anforderungen in der Schule nicht gewachsen sei. Eltern wünschen sich und ihrem Kind, dass der Schulalltag möglichst vom ersten Tag an problemlos verlaufen möge. Im Hinblick auf die schulischen Anforde- rungen begleiten Eltern nun stärker die kognitive Entwicklung ihres Kindes. Sie beginnen, sich auf einen stärker geregelten Tagesablauf einzustellen. Sie suchen in allem Neuen nach Kontinuität, zum Beispiel indem sie sicherstellen wollen, dass ihr Kind mit Freunden aus der Kindergartengruppe in die Klasse kommt und unterschätzen Ein weiteres Jahr im Kindergarten Mein Kind braucht noch Zeit dabei manchmal, wie schnell Kinder sich in neue Umgebungen einfinden und auch neue Freundschaften schließen. Oft suchen sie nach Informationen über die Schule bei anderen Eltern. An die Eltern eines Schul- kindes werden andere Erwartungen und Die meisten Kinder sind hoch motiviert, am Lernen und im Bewältigen von schwie- den pädagogischen Fachkräften – die Ent- Anforderungen gestellt als an die Eltern sich auf die neue Lebenswelt Schule rigen Situationen stark beeinflussen. Die scheidung, ob sie ihr Kind ein weiteres Jahr eines Kindergartenkindes. Es ist wichtig, einzulassen, sehen dem Schuleintritt pädagogischen Fachkräfte im Kindergarten im Kindergarten belassen oder es in die sich durch die Gespräche mit den Lehrper- voller Erwartungen entgegen und erleben das Kind im Kindergarten bis zu Grundschule einschreiben. Für schulpflich- sonen Klarheit zu verschaffen, wie diese freuen sich auf ihren Status als sieben Stunden täglich, und sie hatten und tige Kinder (sog. „Muss-Kinder“) hingegen, Anforderungen und die Erwartungen an die Schülerin oder Schüler. Wenn haben so die Möglichkeit, langfristige Beob- für welche die Einschulung in besonderen Kinder tatsächlich aussehen. Nicht selten Kinder auf vielfältige Erfahrungen achtungen auszuwerten und sich einen dif- Fällen begründet aufgeschoben werden soll, stellen die Eltern höhere Maßstäbe als die und Kompetenzen aus ihrer Zeit im ferenzierten Überblick über die Entwicklung stellen die Erziehungsverantwortlichen bei Lehrpersonen, und es entstehen unnötige Kindergarten zurückgreifen können, eines jeden Kindes zu machen. Sie stehen der Schuleinschreibung einen Antrag für Konflikte in der Familie. sind die Chancen hoch, dass sie dem den Eltern bei Einschulungsfragen beratend eine ganzjährige Abwesenheit in der ersten neuen Lebensabschnitt selbstbewusst, zur Seite. In einem partnerschaftlichen Mit- Grundschulklasse. Sie müssen hierfür ein E ine wichtige zuversichtlich und aufgeschlossen einander zwischen Familie, Kindergarten ärztliches bzw. psychologisches Gutachten entgegensehen. Sie können die neuen und Schule, das heißt im Zusammenwirken vorlegen. Das Gutachten enthält eine aus- Aufgabe der Eltern Herausforderungen in der Regel gut aller Beteiligten, kann auch die wichtige führliche Begründung und eine Prognose ist es, das Lern- und meistern, selbst wenn anfänglich Entscheidung über ein weiteres Jahr im über die zu erwartenden Entwicklungs- Leistungsvermögen ihres gewisse Anpassungsschwierigkeiten zu Kindergarten umfassend abgewogen und schritte, die dem Kind die Einschulung im andauernden Prozess. Erst wenn der Über- Erfahrungen von pädagogischen Fachkräf- überwinden sind. der beste Weg für das Kind gesucht werden. darauffolgenden Jahr erleichtern. Die Frei- Kindes einzuschätzen. gang bewältigt ist, ist das Kind ein Schul- ten und Lehrkräften zeigen, dass der Über- Wichtig ist, dass bei dieser grundsätzlichen stellung erteilt der zuständige Schuldirektor kind. Es erlebt die Schule dann als einen gang vom Kindergarten in die Grundschule Entscheidung auch die emotionale und oder die zuständige Schuldirektorin. Überhöhte Erwartungen, die zu einer Über- forderung des Kindes führen, lösen Stress aus und übersteigen die Bewältigungsmög- selbstverständlichen Teil seines Lebens und erfüllt die Rollenanforderungen, die an ein Schulkind gestellt werden. Es hat eine posi- für die Eltern oft schwieriger zu bewältigen ist als für die Kinder selbst. Eine Portion Gelassenheit und Vertrauen – bei aller F ür manche Eltern und ihre Kinder ist die Entscheidung über den anstehen- den Schuleintritt jedoch mit Zweifeln und soziale Kompetenz des Kindes in den Blick genommen werden. Es gilt, kurzfristige Ein- schätzungen und mittelfristige Entwicklun- lichkeiten des Kindes. tive Grundeinstellung zur Schule und kann Wichtigkeit dieses Übergangprozesses sind Unsicherheiten verbunden. Schließlich gen miteinander in Beziehung zu setzen. Der Übergang vom Kindergarten in die die Angebote der Schule für seine Entwick- deshalb sicherlich angebracht. kann ein gelungener oder nicht gelungener Schule geschieht nicht an einem Tag. lung nutzen. Dazu braucht jedes Kind seine Schulstart Auswirkungen auf die weitere Für noch nicht schulpflichtige Kinder (sog. Vielmehr handelt es sich um einen länger individuelle Zeit. Schullaufbahn haben. Er kann das Kind in „Kann-Kinder“) treffen die Eltern – wie seinem Selbstwertgefühl, in seiner Freude soeben erwähnt am besten in Absprache mit 10 Schuljahr 2021/2022 Schuljahr 2021/2022 11
Kinder erarbeiten sich diese Kompetenz, Vorhaben, die therapeutischen Maßnahmen Kindergarten und Schule wenn sie von klein auf selbstverständlich sowie alle anderen Initiativen (schulische • unterstützen und sorgen für den mit Kindern aus verschiedenen Kulturen und außerschulische) berücksichtigt. Spe- Erfahrungsaustausch zwischen Eltern, aufwachsen. Sie lernen, dass es verschie- zifisch ist auch die Entscheidung, welches Fachkräften des Kindergartens und dene Sprachen und Schriften gibt, sie erfah- Personal zum Einsatz kommt. Je nach Lehrpersonen, ren, dass in anderen Familien andere Feste Situation und Bedarf wird in den Klassen • sorgen für die Erstellung des oder die gleichen Feste anders gefeiert zusätzliches pädagogisches Personal – Inte- funktionellen Entwicklungsprofils (FEP), werden. Sie beobachten, lernen Neues ken- grationslehrperson, Mitarbeiter oder Mitar- • leiten die Beseitigung eventueller nen, machen sich über sich selbst und über beiterin für Integration – eingesetzt. architektonischer Barrieren in die Wege, die anderen Gedanken. Dieser Prozess der Eltern nehmen eine Schlüsselfunktion ein, • leiten – falls erforderlich – die Durchfüh- Auseinandersetzung ist für die Entwicklung sie kennen die Stärken und Bedürfnisse rung schalldämmender Maßnahmen ein, der Persönlichkeit und des Selbstbildes der ihres Kindes am besten, ihre Informationen • schaffen die erforderlichen spezifischen Kinder bedeutsam und wird von den päd- und Anregungen sind unentbehrliche Hilfen Einrichtungsgegenstände, agogischen Fachkräften im Kindergarten für die Fachkräfte des Kindergartens und Lernmaterialien an, Leben und Lernen in der Schule und von den Lehrpersonen in der Klasse die Lehrpersonen, für Mitschüler und Mit- • beantragen die notwendigen personellen Alle Kinder leben und lernen in durch Initiativen zur interkulturellen Bildung schülerinnen und deren Eltern. Ressourcen, begleitet. Familien, Führungskräfte, Pädagoginnen • planen besondere Initiativen und des Kindergartens, Lehrpersonen und Fach- Projekte rechtzeitig, Kinder mit Auffälligkeiten in der der einen Schule kräfte der Dienste tragen gemeinsam dazu • planen Besprechungen und Fortbildung, Entwicklung oder im Lernen bei, den Übergang vom Kindergarten in die um die Lehrpersonen auf die neue Die Unterschiedlichkeit der Schülerinnen Schule gut vorzubereiten und zu begleiten: Situation vorzubereiten. und Schüler ist groß, ihre Entwicklung ist Wesentliches Prinzip einer inklusiven Pädagogik ist die Wertschätzung von Vielfalt. Die inklusive Schule ist offen für alle so einzigartig wie ihr Fingerabdruck. Diese Familien Fachkräfte der Dienste des Mädchen und Jungen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihren Bedürfnissen, ihren Neigungen und ihren Fähigkeiten. Vielfalt an Begabungen, Fähigkeiten und • sehen im Schuleintritt einen wichtigen Sanitätsbetriebs Schwächen ist der Reichtum der Klassenge- Schritt zur Weiterentwicklung und denken • beraten und unterstützen bei der meinschaften. Maria findet Buchstaben und frühzeitig daran, Entscheidungsfindung, H eterogene Lerngruppen, eine Klas- sengemeinschaft, deren Mitglieder unterschiedliche Voraussetzungen und Kulturelle und sprachliche Vielfalt in der Schule In den meisten Kindergärten und Schulen Rumänisch. Deutsch wird er erst in der Schule lernen, zusammen mit Mutaraf aus Pakistan und Pawel aus Polen, die auch erst Ziffern faszinierend, sie kann bereits einige Wörter lesen und schreiben, Werner weiß sehr viel über Tiere, Karin ist körperlich • sprechen bereits vor der Einschreibung mit der Leiterin und den pädagogischen Fachkräften des Kindergartens, den • überprüfen Stärken und Schwächen der Kinder, • erstellen Diagnosen, arbeiten bei der Bedürfnisse haben, werden als Chance für gehören zur Gemeinschaft auch Kinder aus vor Kurzem hierhergekommen sind. beeinträchtigt und braucht Hilfe, alltägliche Fachpersonen des Sanitätsbetriebs sowie Ausarbeitung des FEP mit, das schulische Lernen gesehen. Die unter- verschiedenen Kulturen und mit anderen Das Staatsgesetz (DPR 394/1999/Art. 45) Handlungen zu bewältigen. Max kann sich Expertinnen und Experten, • bieten Beratung und erforderliche schiedlichen Stärken und Fähigkeiten der Erstsprachen. Mohammed zum Beispiel sichert den Kindern und Jugendlichen mit verbal nicht ausdrücken und versteht oft • treten mit der Schule rechtzeitig in Therapien an. Kinder werden bewusst wahrgenommen. spricht in seiner Familie Arabisch, seine Migrationshintergrund die gleichen Rechte nicht, was die anderen sagen. Alle leben Austausch und informieren die I n unseren inklusiven Viele Bedürfnisse werden von der Mehr- Eltern fasten im Fastenmonat Ramadan und Pflichten zur Bildung wie den Gleichalt- und lernen in der Gemeinschaft der Gleich- Schulführungskraft über die heit geteilt und bilden die Grundlage für und feiern zum Abschluss der Fastenzeit rigen mit italienischer Staatsbürgerschaft altrigen, haben das Recht und die Pflicht, spezifischen Bedürfnisse des Kindes, gemeinsame Lernprozesse. Jede Schülerin Bajram. Vor neun Jahren ist seine Familie zu. gemeinsam mit anderen zu lernen und am • leiten die diagnostischen Dokumente an Bildungseinrichtungen und jeder Schüler hat aber auch individuelle aus Marokko nach Südtirol gekommen, und Wenn Kinder die deutsche Sprache noch schulischen Alltag teilzuhaben. die Schule weiter und geben bekannt, mit werden die Bedürfnisse, deren Berücksichtigung spezi- Mohammed ist hier geboren. Im Kinder- nicht gut beherrschen, ist das für die Kinder Um diesen vielfältigen Bedürfnissen der welchen Diensten oder Fachkräften sie Gemeinsamkeiten fische Kompetenzen, personelle Ressourcen garten und auf dem Spielplatz spricht er selbst, aber auch für die Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler gerecht zu wer- zusammenarbeiten, und eine besondere didaktische Begleitung Deutsch. Manchmal fehlt ihm zwar ein Wort, die Mitschülerinnen und Mitschüler eine den, machen Lehrerinnen und Lehrer dif- • klären, ob zur Bewältigung des und die Individualität erfordern. aber das ist kein großes Problem. Ardita große Herausforderung. Kinder haben das ferenzierte und individuelle Lernangebote Schulweges ein Beförderungsdienst aller Schülerinnen und Jungen und Mädchen erleben und ler- ist in Tirana geboren. Ihr Vater arbeitet Recht auf einen individuellen Bildungsplan und ermöglichen durch unterschiedliche erforderlich ist und beantragen Schüler gestärkt. nen Toleranz und Achtung. Sie bauen ihre seit zwölf Jahren in Bozen, ihre Mutter ist und gezielte Maßnahmen, wie Sprachkurse, Unterrichtsformen vielfältige Entwicklungen gegebenenfalls diesen, Selbstständigkeit aus und erweitern die vor einem Jahr mit den drei Kindern nach besondere Aufgabenstellungen und indivi- und Lernfortschritte. Das Recht auf ange- • nehmen Angebote wahr, um mit der Mädchen und Jungen werden dabei Kooperationsbereitschaft, indem gegen- Südtirol gekommen. In der Familie wird duelle Bewertung. Sie werden so begleitet, passte Lernziele, auch von den allgemeinen Institution Schule vertraut zu werden, unterstützt, weitgehend selbstbestimmt seitiges Helfen, Unterstützen und Erklä- Albanisch gesprochen. Ardita spricht auch dass sie nach und nach die Unterrichtsspra- Zielen abweichende, wird gewährleistet. Auf • sprechen ihre Wünsche und Fragen klar das Leben zu gestalten und aktiv an der ren herausgefordert werden. Besondere ein bisschen Italienisch, Deutsch versteht che lernen. Wenn Kinder sich in der Klasse der Basis der individuellen Entwicklungs- an und nutzen das Recht, Antworten Gemeinschaft teilzuhaben. Alle erfahren Begabungen werden gefördert. Die Rolle im sie inzwischen recht gut, beim Sprechen ist wohlfühlen und Freunde finden, lernen sie und Lernbedürfnisse werden spezifische darauf zu bekommen, die Unterschiedlichkeit der Seinsweisen Klassenverband ändert sich häufig und rela- sie aber noch zurückhaltend. Die Familie rasch, sich zu verständigen. Lern- und Bildungsziele festgelegt und • unterstützen die Zusammenarbeit aller und entdecken die Normalität der Vielfalt. tiviert Lernvorsprünge und Leistungsrück- feiert die Geburtstage und Neujahr, religiöse Die Vielfalt an Kulturen und Sprachen in Kin- entsprechende Maßnahmen geplant. In am Bildungsprozess beteiligten Personen stände. Gelerntes an andere Kinder weiter- Feste werden nicht gefeiert. Timor ist erst dergarten und Schule ist herausfordernd, Zusammenarbeit von Familie, Lehrperso- und Dienste, geben zu können, erhöht die Lernmotivation vor einem Monat nach Brixen gekommen; gleichzeitig auch anregend und bereichernd nen und Fachkräften der Dienste wird der • tragen durch Offenheit und Transparenz und die Selbstwirksamkeit. er ist zweisprachig aufgewachsen, mit dem für alle. Interkulturelle Kompetenz wird Individuelle Bildungsplan (IBP) erarbeitet. zu Wissen und Verständnis für die Vater spricht er Russisch, mit der Mutter zunehmend zu einer Schlüsselkompetenz. Dabei werden die pädagogisch-didaktischen spezifische Situation bei. 12 Schuljahr 2021/2022 Schuljahr 2021/2022 13
Unterrichtszeit und Die Basis für Lernen und pädagogische Konzepte Entwicklung Unterrichtszeit Ganztagsschule Besondere pädagogische An den Grundschulen werden unterschied- In einigen Schulen Südtirols sind Ganztags- Schwerpunkte liche Unterrichtszeiten angeboten. Sie klassen eingerichtet. Diese umfassen 39 Viele Schulen setzen im Rahmen ihrer reichen von den Regelklassen mit Fünf- Wochenstunden, in denen die Mensazeit und autonomen Befugnisse unterschiedliche Tage-Woche über verlängerte Angebote bis die Pausen eingeschlossen sind. pädagogisch-didaktische und inhaltliche hin zur Ganztagsschule. Die verpflichtende Schwerpunkte (Reformpädagogik, Musik, Unterrichtszeit umfasst ein Mindestjah- Montessori-Mittelpunktschulen Sprachen, Bewegung resstundenkontingent von 850 Stunden in An fünf Standorten – in Bozen, Brixen, und Sport …), die im Dreijahresplan der der ersten Klasse und von 918 Stunden von Bruneck, Meran und Schlanders – gibt es in Schule verankert sind. der zweiten bis zur fünften Klasse. Unter den Schulsprengeln Bozen/Europa, Brixen/ Berücksichtigung der vorhandenen Res- Milland, Meran/Untermais, Schlanders und sourcen gewährleistet die Schule zudem an der Grundschule Bachlechner/Bruneck jeder Schülerin und jedem Schüler das jeweils Klassen mit Montessori-Ausrich- Recht, im Wahlbereich Angebote im Aus- tung. Interessierte Eltern haben die Mög- maß von mindestens einer bis maximal drei lichkeit, ihre Kinder dort einzuschreiben, die Wochenstunden in Anspruch zu nehmen. Anzahl der Plätze ist jedoch begrenzt. F Ernährung und Bewegung Eine ausgewogene Ernährung, vielseitige ür Kinder ist ein Bewegungsfreude und Spiellust Bewegung und Entspannungsmomente gesundes und Familien, die den natürlichen Bewegungs- im Alltag bilden drei zentrale Säulen der ausgewogenes Frühstück drang und die Spiellust ihres Kindes Gesundheit, die es vom Kindesalter an zu unterstützen, sich selbst gerne bewegen stärken gilt. Sie tragen dazu bei, dass Kinder von besonderer und Phasen der Entspannung vorleben, effektiv lernen, sich gut entwickeln und kör- Bedeutung, da es tragen viel zur Gesundheit ihres Kindes bei. perlich und seelisch im Gleichgewicht sind. die Lernaktivität am Fördern Sie den natürlichen Bewegungs- Neben ausreichender Bewegung gilt es, für drang Ihres Kindes und halten Sie sich die eine gesunde körperliche und geistige Ent- Vormittag unterstützt. gesundheitsfördernde Notwendigkeit von wicklung von Kindern ein gesundes Ernäh- Unverzichtbar sind dabei Getreideprodukte, kindlicher Bewegung vor Augen. Ermögli- rungsverhalten zu fördern. Durch eine appe- Milch oder Milchprodukte und Obst oder chen Sie Ihrem Kind, sich regelmäßig an der titliche und kindgerechte Zubereitung lässt Obstsäfte. Vollwertigen und möglichst frischen Luft auszutoben, und ermutigen Sie sich der oft dürftig ausgeprägte kindliche naturbelassenen Lebensmitteln ist der Vor- es, beim Spielen Neues auszuprobieren. Oft Hunger auf gesunde Lebensmittel anregen. zug zu geben. Nach einem gesunden Früh- werden Kinder aus Sorge um ihre Sicherheit Werden die Kinder zudem in die Auswahl der stück liefert eine vollwertige Jause weitere daran gehindert, Bewegungserfahrungen Nahrungsmittel und in die Zubereitung der Nährstoffe und Energie für den Schultag. zu machen. Es gilt, die Freude an der Bewe- Mahlzeiten miteinbezogen, wird der Bezug Frühstück und Jause ergänzen sich. Käuf- gung zu unterstützen und Risiken realistisch zu den Speisen verstärkt. liche Pausensnacks sind in der Regel zu einzuschätzen. Trauen sie bei Herausforde- süß und zu fett und enthalten meist kaum rungen Ihrem Kind die Fähigkeit zur Bewäl- Das gesunde Frühstück Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Wich- tigung zu. Übersteigerte Anforderungen, zu Eine wichtige Mahlzeit ist das Frühstück. tig ist auch das Trinken. Die Aufnahme von hohe Erwartungen überfordern die Kinder Es soll die Energie für den Start in den Tag ausreichend Flüssigkeit – möglichst Wasser, und belasten sie. liefern. verdünnte Obstsäfte und Tee – fördert das > Konzentrationsvermögen und unterstützt den Verdauungsvorgang. 14 Schuljahr 2021/2022 Schuljahr 2021/2022 15
Der sichere Schulweg Bekanntschaften mit anderen Kindern Hinweis: Für alle Kinder unter 14 Jahren, • Entscheiden Sie sich bewusst für den Fuß- machen und Freundschaften schließen. die den Schulweg selbständig und ohne weg und ermöglichen Sie Ihrem Kind das • An Wintertagen, bei Dämmerung, Dun- Begleitung zurücklegen, holt die Schule eine Erlebnis „Schulweg“. kelheit oder Regen sollte Ihr Kind helle entsprechende Erlaubnis der Eltern / Erzie- • Suchen Sie den sichersten Schulweg, nicht Bekleidung tragen. Reflektierende Streifen hungsverantwortlichen ein. Das Formular den kürzesten. Nutzen Sie die Hilfen im und Katzenaugen auf Schultaschen werden dafür erhalten Sie bei der Schuleinschrei- Straßenverkehr (Zebrastreifen, Ampeln …) von den Autofahrern und Autofahrerinnen bung bzw. später im Sekretariat oder über und üben Sie trotz Ampel den Blick in beide frühzeitig erblickt. die Website der betreffenden Schuldirektion. Richtungen vor dem Überqueren der Straße. • Achten Sie darauf, Ihr Kind morgens • Kinder lernen vieles durch Beobachten pünktlich loszuschicken, damit es seinen Sitzhaltung und Schultasche und Nachahmen. Wirken Sie durch Ihr richti- Schulweg nicht in Eile zurücklegen muss. Richten Sie Ihren Blick auf eine rückenscho- ges Verhalten auf der Straße als Vorbild. • Fährt Ihr Kind mit dem Fahrrad zur nende Sitzhaltung Ihres Kindes am Schreib- • Gehen Sie schon vor Schulbeginn mit Schule, wählen Sie den sichersten Weg aus tisch und auf die Größe und das Gewicht Ihrem Kind öfters den Weg zur Schule. und fahren Sie schon vor Schulbeginn mit seiner Schultasche. Diese sollte nicht über Übung erzeugt Sicherheit. Wiederholen Sie, Ihrem Kind öfters den Weg. Halten Sie das die Schultern hinaus reichen und nicht mehr was Ihr Kind noch nicht sicher beherrscht, Kind an, den Helm zu tragen und überprüfen als zehn bis maximal zwölf Prozent des und bestärken Sie es, wenn es sich richtig Sie die Fahrtüchtigkeit des Fahrrads. Körpergewichts des Kindes betragen. Hel- verhält. • Die Kinder sind auf dem Weg zwischen fen Sie Ihrem Kind beim Packen, damit der • Überlassen Sie Ihrem Kind die Führung. Wohnung und Schule durch die Unfallversi- Schwerpunkt des Gewichts nahe am Körper Das regt zum Mitdenken an. Sie merken, in cherung des Landes versichert. Die Aufsicht und hoch liegt. Kontrollieren Sie nicht nur welchen Bereichen es noch unsicher ist. obliegt den Eltern. am Beginn des Schuljahres, sondern immer • Das Kind kann den Weg zwischen Wohnung • Alle Kinder können bei Mindestentfernung wieder das Gewicht der Tasche und räumen und Schule selbst „erobern“. Das erweitert kostenlos den Transport der Schülerinnen Sie auch kontinuierlich gemeinsam mit seine Eigenständigkeit und ermöglicht ihm und Schüler in Anspruch nehmen. Informa- Ihrem Kind die Schultasche aus. wichtige Erfahrungen. Auf dem gemeinsa- tionen darüber erhalten Sie im Sekretariat men Weg zur Schule können Kinder auch Ihrer Schuldirektion. Wie Kinder lernen Natürliche Lernfreude und Orientierung an Kompetenzen Kompetenzorientierter Unterricht befähigt auch, sich selbst als Persönlichkeit mit Stär- • wählen und bearbeiten selbstständig Auf- Zur grundlegenden Bildung gehören immer Neugier erhalten Die Fähigkeit zum lebenslangen Lernen wird die Lernenden zu eigenverantwortlichem ken und Schwächen wahr- und anzunehmen. gaben und übernehmen Verantwortung für auch Kompetenzen wie verlässlich arbeiten, Kinder sind kompetente Lernerinnen und bereits sehr früh erworben und bildet eine Arbeiten und selbstständigem Handeln. Die Für eine gesunde Entwicklung brauchen das eigene Lernen, zusammenarbeiten, über Lernergebnisse Lerner. Sie haben vor Schuleintritt so viel der Grundvoraussetzungen, um künftige Entwicklung von Kreativität, Flexibilität, ver- Kinder Aufgaben, die sie bewältigen, und • sind selbst tätig und kontrollieren ihre und Lernwege nachdenken, Methoden gelernt, wie sie später in so kurzer Zeit nicht Anforderungen erfolgreich zu bewältigen. netztem Denken, der Umgang mit Informa- Herausforderungen, an denen sie wachsen Arbeitsergebnisse weitgehend selbst selbstständigen Arbeitens kennen und mehr lernen werden. Im Kindergarten neh- Mehr denn je müssen Schülerinnen und tion und Wissen sowie die Kommunikations- können. Der Anfangsunterricht geht von gewinnen Einsichten durch eigenes Probie- anwenden, lernen und leisten wollen. Diese men die Kinder eine aktive Gestalterrolle Schüler heute nicht nur Wissen erwerben, und Problemlösungskompetenz gewinnen der einzelnen Schülerin und dem einzelnen ren, fächerübergreifenden Ziele sind Teil jeden in ihren Lern- und Bildungsprozessen ein. sondern sich Kompetenzen aneignen, um ihr an Bedeutung. Der Blick richtet sich darauf, Schüler aus und sieht seine Aufgabe darin, • arbeiten häufig mit einem Partner, mit Lernens in allen Bereichen. Die Grundschule knüpft an die natürliche Lernen selbst zu steuern. was Schülerinnen und Schüler können und die Erfahrungen und individuellen Zugänge einer Partnerin oder in der Gruppe zusam- Neugier, die positiven Lernerfahrungen und wie sie Aufgaben lösen. Eine Kompetenz der Kinder zu den Lerngegenständen aufzu- men und lernen dabei voneinander, Wahlmöglichkeiten Z iel aller schulischen die Erfolgserlebnisse der Kinder an. Das reduziert sich nicht auf ein festgelegtes, greifen, zu erweitern und zu differenzieren. • denken über ihre Aktivitäten nach, tau- Damit alle Schülerinnen und Schüler ihre Vertrauen in die Lernbereitschaft der Kinder, durch intensives Üben automatisiertes Wis- Entdeckendes, problemlösendes Lernen schen sich darüber aus und reflektieren ihre individuellen Fähigkeiten bestmöglich eine gestaltete Lernumgebung sowie der Lernprozesse ist es, sen, sondern schließt die Umsetzung des und Formen offenen Unterrichts fördern Lernwege und Lernergebnisse. entfalten und selbstgesteuert und eigen- nötige Freiraum für eigenständiges Arbeiten die Schülerinnen und Gelernten mit ein. Wer kompetent ist, kann die Eigenaktivität und die Bereitschaft der verantwortlich lernen, bietet jede Schule spielen dabei eine entscheidende Rolle. Kin- Schüler zu Experten etwas, ist handlungsfähig und übernimmt Schülerinnen und Schüler, die Lernprozesse Als Grundlage für lebenslanges Lernen Wahlmöglichkeiten. Diese zusätzlichen Bil- der entwickeln ihre Fähigkeiten beim aktiven für sich und für andere Verantwortung. zu reflektieren und die Verantwortung für gelten folgende Schlüsselkompetenzen: dungsangebote richten sich an Schülerinnen Tun, beim Erproben eigener Lösungs-wege, für ihr eigenes Lernen das Lernen selbst zu übernehmen. Umwege • Kreativität und Schüler auch aus unterschiedlichen aber auch beim Bewältigen von Schwierig- zu machen, damit sie Voneinander und miteinander und Fehler bei Lösungsversuchen sind wich- • Problemlösefähigkeit Klassen und Jahrgangsstufen und berück- keiten. Die Anerkennung, Ermutigung und Aufgabenstellungen lernen tige Zwischenschritte im Lernprozess. • Teamfähigkeit sichtigen deren Interessen und Bedürfnisse. Unterstützung der Lehrpersonen und Eltern In der Klassengemeinschaft lernen Kinder • Neugier Es entstehen neue Lernpartnerschaften. Die fördern das Selbstvertrauen und schaffen selbstständig angehen gemeinsam mit anderen Kindern. Gerade Methodische Prinzipien • Offenheit Schülerinnen und Schüler gestalten bewusst einen positiven Zugang zu Herausforderun- und bearbeiten können. darin stecken Chancen für das soziale Ler- Die Kinder • Flexibilität die eigenen Lernwege mit. gen und neuem Lernen. nen. Kinder müssen nicht nur lernen, sich in • machen Erfahrungen mit möglichst vielen • Eigeninitiative der neuen Gruppe zurechtzufinden, sondern Sinnen, 16 Schuljahr 2021/2022 Schuljahr 2021/2022 17
Lesen und Schreiben lernen Bereits vor Schuleintritt befassen sich Kinder mit Schrift und gewinnen dabei grundlegende Einsichten, auf die sie aufbauen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Entwicklungsunterschiede bei Schulanfängerinnen und Schulanfängern drei bis vier Jahre ausmachen können. Deshalb ist es notwendig, dass der Unterricht auf die unterschiedlichen Voraussetzungen der Kinder eingeht. D idaktische Angebote, die alle Kinder im Gleichschritt zum Lesen und Schrei- ben führen, werden ihnen nicht gerecht. Bedeutung trägt und diese Bedeutung durch die Schrift fixiert wird – das heißt, der Inhalt bleibt gleich, auch wenn die (vor-)lesende Das gemeinsame (Vor-)Lesen Lesen ist Grundvoraussetzung für lebens- langes Lernen. Deshalb ist es von großer Obwohl die Schülerinnen und Schüler von Anfang an alle Buchstaben präsentiert bekommen (Anlauttabelle), werden in wie- Freies Schreiben eigener Texte Die Kinder schreiben bereits in den ersten Schulwochen mithilfe der Anlauttabelle und Umwege und Fehler bei Lösungsversuchen sind wichtige Zwischenschritte im Lernpro- zess. Kinder durchlaufen in der Schreiben- Das Kind mit seinen Erfahrungen, seinem Person wechselt. Bedeutung, im Anfangsunterricht die derkehrenden Arbeitsformen, etwa am mit Unterstützung der Lehrperson eigene twicklung folgende Stufen: Wissen und seinen Interessen steht im • Sie gewinnen die Einsicht, dass die Schrift positive Lesehaltung zu stärken und auszu- Buchstabentag, einzelne Buchstaben mit Wörter, später Texte, um • von der willkürlichen Buchstabenfolge zur Mittelpunkt. Konzepte und Methoden im an ein ganz bestimmtes Zeicheninventar bauen. Das Leseerlebnis beim gemeinsa- Beispielwörtern in den Mittelpunkt gerückt. • die hohe Motivation zu nutzen und das lautorientierten Schrift Lese- und Schreibunterricht haben sich und an bestimmte Konventionen gebunden men Vorlesen Das Lesen stellt zu Beginn eine große Anfor- Zutrauen zum Verfassen eigener Texte zu • von unvollständigen Wörtern zum weiterentwickelt. Offene Unterrichtsformen ist – das heißt, die Bedeutung von Wörtern • regt Kinder an, eine aktive, sinnsuchende derung dar und bedarf gezielter Förderung. gewinnen, von Anfang an die Funktion und lauttreuen Schreiben und vielfältiges, anregendes Lernmaterial ist abhängig von einer bestimmten Abfolge Haltung gegenüber Texten zu entwickeln, Lesespiele und einfache Texte bieten inter- Verwendungsformen von Schrift zu erfah- • vom lauttreuen Schreiben zur Übernahme ermöglichen den Kindern einen aktiven, bestimmter Zeichen in einer verabredeten • macht neugierig und weckt die Lust auf essante und abwechslungsreiche Lesean- ren, von Rechtschreibmustern handelnden Umgang mit Schrift. Kinder Richtung. das Lesen, reize. • durch selbstständiges Konstruieren von • von übergeneralisierten Schreibmustern arbeiten entsprechend ihrem Lernrhythmus • Sie begreifen, dass unsere Schrift keine • erweitert den Wortschatz und bietet Wörtern grundlegende Einsichten in den zur korrekten Rechtschreibung und ihren Fähigkeiten. Das bedeutet, dass Begriffsschrift, sondern eine Alphabet- Modelle und Baumuster für eigene Texte, Aufbau und Sicherung eines Aufbau der Schrift zu gewinnen. Eltern dürfen sich über lauttreue Texte ihrer nicht alle Kinder zur gleichen Zeit an densel- schrift ist – das heißt, es reicht nicht aus, • ermöglicht eine Auseinandersetzung mit Grundwortschatzes Kinder im ersten Schuljahr freuen. ben Aufgaben arbeiten. sich einzelne Wörter komplett zu merken, verschiedenen Selbst- und Weltsichten. Von Anfang an brauchen Kinder Beispiele Aus Fehlern lernen wie z. B. den eigenen Namen, den viele Kin- normgerechter Verschriftung, um zu erken- Die Schreibversuche der Kinder sind Wie Kinder die Schrift erobern der bereits schreiben können. Sie begreifen, Schriftelemente und nen, wie Schreibweisen festgelegt sind. Die anfangs rechtschriftlich noch nicht korrekt, Lesen und Schreiben lernen ist Denkent- dass die Laute der gesprochenen Sprache Leseverfahren verschiedenen Rechtschreibmuster und haben aber einen großen Wert. In ihren wicklung. Kinder nähern sich nach und nach abgebildet werden. Der Unterricht bietet gezielt Angebote und Regeln entdecken die Kinder durch Schreibweisen vereinfachen die Kinder die über qualitativ unterscheidbare Stufen ihren • Sie begreifen, dass die Schrift Recht- Übungen, um • das Sammeln und Ordnen von häufig ver- Rechtschreibregeln gemäß ihrer Entwick- Vorstellungen über unser Schriftsystem. schreibnormen unterliegt. Neben dem • die einzelnen Buchstaben und Laute ken- wendeten Wörtern, lung. Die Vereinfachungen folgen einer Vier grundlegende Einsichten müssen Kin- lauttreuen Prinzip gibt es noch Regeln, wie nenzulernen, • das Erforschen der Schrift, bestimmten Logik und sind notwendige Vor- der gewinnen, um kompetente Schreiberin- einzelne Wörter geschrieben werden. • Einsichten in die Struktur der Buchsta- • das Sprechen und Nachdenken über stufen auf dem Weg zur Normschrift. Früher nen und Schreiber zu werden: benschrift zu gewinnen und beim Lesen die Schreibweisen, galt das Prinzip: Kinder sollen keine Fehler Die Kinder verstehen, dass Schrift Synthese und die Sinnerwartung zu unter- • den vielfältigen Umgang mit Schrift. machen. Heute gilt es, die Kinder auf ihrem stützen. Weg zum richtigen Schreiben zu begleiten. 18 Schuljahr 2021/2022 Schuljahr 2021/2022 19
Lesen und Schreiben: Wer Wurzeln hat, kann wachsen Zehn Tipps Katholischer Religionsunterricht Im Religionsunterricht ist Raum und Zeit für die großen Fragen des Kindes nach dem Woher, Wozu und Wohin, nach Ursprung und Sinn allen Lebens. 1 Grundregel: Versuchen 5 Lassen Sie Ihr Kind raten, 8 Gestalten Sie mit dem Kind Hier hat das Kind die Möglichkeit, an diesem Sie nicht, Ihr Kind selbst zu was Schilder und Aufschriften eigene Poster, kleine Hefte und anregenden Suchprozess teilzunehmen. Es unterrichten. bedeuten. Büchlein. kann dabei Entdeckungen in der Welt des Bieten Sie ihm aber Möglichkeiten, neugierig Auf der Straße, in der Werbung, auf Packun- Helfen Sie ihm, Wörter und Bilder nach sei- christlichen Glaubens machen: Die Schüle- zu werden auf Schrift in Büchern, auf Eti- gen. Machen Sie es aufmerksam auf nen Wünschen auszuschneiden, selbst zu rinnen und Schüler erleben die großen Feste ketten und Schildern usw. Vor allem sollten Ähnlichkeiten von Wörtern, für die es sich malen, aufzukleben, aufzuschreiben ... im Kirchenjahr, lernen, sich zu sammeln und Sie auf spontane Fragen des Kindes und sein interessiert: „Siehst du: Polizei sieht vorne Basteln Sie mit dem Kind ein schönes Käst- zu sich zu kommen, zu lauschen, zu staunen, Interesse an Schrift immer mit Informatio- genauso aus wie Post – und die Wörter chen für seine eigenen Wörter, die Sie ihm ihre ganz persönlichen Gedanken wahrzu- nen und Zuwendung eingehen. hören sich auch beim Sprechen gleich an: nach und nach auf kleinen Kärtchen schen- nehmen und Worte dafür zu finden. P-ost – Polizei.“ Aber üben Sie mit dem Kind ken. 2 Lesen Sie Ihrem Kind so oft wie D as Kind kann nicht das Alphabet oder die Schreibweise möglich vor. einzelner Wörter. Belassen Sie es bei gele- 9 Akzeptieren Sie Kritzeln und entdeckend in die Welt Lassen Sie das Kind die Bücher oder Zeit- gentlichen Hinweisen und bei Antworten auf andere Schreibversuche Ihres schriften, den Zeitpunkt und die Dauer ausdrückliche Fragen des Kindes. Kindes. des Glaubens reisen, selbst wählen. Wenn Ihr Kind mit in das Nehmen Sie ernst, was das Kind dazu neue und wertvolle Buch schaut, können Sie beim Lesen 6 Spielen Sie Sprachspiele. erzählt. Fehler sind nicht schlimm. Auch die Erfahrungen machen und manchmal auch mit dem Finger von Wort zu „Welche Wörter hören sich am Anfang gleich gesprochene Sprache hat Ihr Kind über feh- Wort springen. Machen Sie dann gleichzeitig an?“ Machen Sie die Aufgabe durch eigene lerhafte Zwischenstufen gelernt. Erkennen sensibel für die Vielfalt kurze Pausen beim Sprechen, sodass dem Beispiele klar: Lampe – Licht – Luft … Sie die Schreibweisen des Kindes als seine religiöser Vorstellungen Kind auffallen kann, welche Sprecheinheiten Achtung: Nicht buchstabieren, sondern nur Leistungsstufe an. Später in der Schule kön- und welche Schrifteinheiten zusammenge- den Laut sagen. nen Sie ihm daneben zum Vergleich anbie- werden. Sprache lernen, hören. Auch Reime und Aufgaben wie: „Ich sehe ten, „wie die Erwachsenen das schreiben“. was, was du nicht siehst, das Wort fängt mit 3 Auch wenn Sie für sich lesen: O an“, fördern die Sprachbewusstheit. 10 Regen Sie Verwandte oder Rechtliche Grundlagen: Sprechen Sie den Text leise mit, Freunde an, Ihrem Kind Briefe lernen über Sprache So wird das Kind auf die Laute der Sprache wenn Ihr Kind in der Nähe ist. aufmerksam, an denen die Schrift mit den oder E-Mails zu schreiben. Der katholische Religionsunterricht gehört Viele Kinder wissen gar nicht, was ihre Buchstaben anknüpft. Bieten Sie ihm an, aufzuschreiben, was es zum Bildungsauftrag der Schule und wird Eltern machen, wenn sie in ein Buch oder in auf den Brief antworten will. Lesen Sie zwi- in Südtirol allen Schülerinnen und Schülern eine Zeitung schauen. Außerdem wird das 7 Wenn ihr Kind Bilder malt: schendurch die ersten Abschnitte und am erteilt – unter Vorbehalt des Verzichts, den Kind so vielleicht neugierig darauf, was Sie Sprechen Sie mit ihm über das, Ende den ganzen Brief wieder vor. die Eltern bzw. Erziehungsverantwortlichen Sprache als Schlüssel zur Bildung lesen. Sie können dann mit ihm über das was es malt. in Ausübung ihrer Gewissensfreiheit erklä- Jedes Kind bringt beim Übertritt in die Schule seine eigene sprachliche Biografie mit, die Foto im Zeitungsartikel reden und gleichzei- Formulieren Sie aus dem, was Ihr Kind sagt, ren. geprägt ist von der Sprache oder den Sprachen, die in der Familie gesprochen wird oder tig auf den Text zeigen: „Hier steht übrigens eine vereinfachte Beschreibung des Bildes. Hans Brügelmann und Erika Brinkmann Die Verzichtserklärung für den Religions- werden, der Sprache des Umfeldes, der Sprache des Kindergartens, den das Kind bisher noch ...“ Bieten Sie ihm diese als Titel für die Zeich- unterricht erfolgt bei der Online-Einschrei- besucht hat. Diese sprachlichen Prägungen können sehr vielfältig sein und sie bestimmen nung an: „Ah, ‚das Auto rast’ – soll ich dir bung. Schülerinnen und Schüler, die nicht und beeinflussen auch das zukünftige Lernen in der Schule. 4 Kommentieren Sie Ihre eigenen das darunterschreiben?“ Ausführlicher: am Religionsunterricht teilnehmen, haben In manchen Fällen können sich Eltern bei der Einschreibung in die Schule entscheiden, ob Lese- und Schreibaktivitäten. Sprechen Sie langsam beim Schreiben, Die 10 Tipps sind auf der Homepage der Landeskin- das Recht sie die deutsche oder italienische Grundschule wählen. Die Annahme, ein Kind würde ohne Reden Sie auch, wenn Sie Ihren Einkaufs- sodass das Kind erlebt, wie Sprache zur dergartendirektion unter • ein Alternativangebot zu besuchen, jegliche Kenntnisse der Schulsprache grundlegende Kulturtechniken erwerben und fast zettel schreiben. Fragen Sie Ihr Kind: „Was Schrift wird. Am besten schreiben Sie in www.provinz.bz.it/bildung-sprache/kindergarten/ • selbstständig unter Aufsicht zu arbeiten nebenbei Lerninhalte und Sprache aufnehmen, ist ein Trugschluss und führt oft zu Über- muss ich noch aufschreiben, damit wir es BLOCKbuchstaben, möglichst ein bis drei familien/uebergaenge.asp oder forderung. Deshalb ist gut zu überlegen, welche sprachlichen Voraussetzungen ein Kind beim Einkaufen nicht vergessen?“ Lesen Sie Zentimeter groß. in Italienisch, Arabisch, Bosnisch – Kroatisch – Ser- • während des Religionsunterrichtes unter mitbringt, in welcher Sprache es seinen Bildungsweg am besten bewältigen kann, in welcher im Geschäft den Zettel wieder laut vor: „Hier bisch, Urdu, Albanisch und Englisch abrufbar. Begleitung eines oder einer Erwachsenen Sprache und durch welche Maßnahme ihm die Familie auch die erforderliche Unterstützung steht noch: Ein Kilogramm Zucker – wo fin- die Schule zu verlassen. gewähren kann. den wir den? Ah, da steht Zucker! Es empfiehlt sich daher, vor der Einschreibung Kontakt mit der Schule aufzunehmen und sich ausführlich zu beraten. 20 Schuljahr 2021/2022 Schuljahr 2021/2022 21
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