Regionale Arbeitsmarktstrategie Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald für das ESF-Programmjahr 2021 - Regionaler ESF-Arbeitskreis für den Landkreis ...

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Regionaler ESF-Arbeitskreis für den
      Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald

      Regionale Arbeitsmarktstrategie
      Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
      für das ESF-Programmjahr 2021

Freiburg, Juli 2020

Gefördert von
2
Inhalt

1     Einführung und Überblick ............................................................................................................. 4

2     Regionalisierter Zielbereich B 1.1: Aktive Inklusion, nicht zuletzt durch die Förderung der
      Chancengleichheit und aktiver Beteiligung, und Verbesserung der
      Beschäftigungsfähigkeit ............................................................................................................... 5
2.1   Bisherige Entwicklung des Arbeitsmarkts 2020 ............................................................................................. 5
2.2   Die weitere Wirtschaftsentwicklung in der Region ......................................................................................... 6
2.3   Zur Situation von Migranten und Flüchtlingen im Landkreis........................................................................... 7
2.4   Datenanalyse für ausgewählte Personengruppen ......................................................................................... 8
2.5   Geschlechtsdifferenzierte Analyse ................................................................................................................12
2.6   Zielgruppen des ESF-Programmjahrs 2021 ..................................................................................................13

3     Regionalisierter Zielbereich C 1.1: Vermeidung von Schulabbruch und Verbesserung der
      Ausbildungsfähigkeit .................................................................................................................. 16
3.1   Förderstrategien ............................................................................................................................................20
3.2   Besondere Hinweise zum Querschnittsziel Gleichstellung von Frauen und Männern .................................23
3.3   Besondere Hinweise zum Querschnittsziel Chancengleichheit und Nichtdiskriminierung ...........................24

4     Festlegung von Output- und Ergebnisindikatoren................................................................... 25
      Ergänzende Anmerkungen zur Evaluierung ................................................................................. 25

5     Ausschreibung der ESF-Projektförderung im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald für
      das Förderjahr 2021 ..................................................................................................................... 26
5.1   Allgemeine und rechtliche Informationen zum Europäischen Sozialfonds ....................................................26
5.2   Ausgangslage, Handlungsbedarf und Zielgruppen .......................................................................................26
5.3   Projektinhalte ................................................................................................................................................29
5.4   Bereichsübergreifende Grundsätze ..............................................................................................................33
5.5   Antragstellung und Zuwendungsvoraussetzung ...........................................................................................38
5.6   Finanzierung .................................................................................................................................................39
5.7   Monitoring und Evaluation.............................................................................................................................39
5.8   Indikatoren ....................................................................................................................................................40
5.9   Publizitätsvorschriften ...................................................................................................................................41

                                                                                                                                                                      3
1 Einführung und Überblick
Wesentliche methodische Grundlage der regionalisierten Arbeitsmarktstrategien ist
die Analyse vorhandener, aussagekräftiger Arbeitsmarktdaten. Im Corona-Jahr 2020
ist das Unterfangen einer regionalisierten Analyse mit besonderen Herausforderungen
versehen: Die mit der Corona-Pandemie verbundenen Entwicklungen haben sich am
Arbeitsmarkt auch wegen der Kurzarbeitergeldregelungen noch nicht voll niederge-
schlagen beziehungsweise die zu erwartende Wirkung wird erst im Verlauf der nächs-
ten Monate voll eintreten. Dies gilt umso mehr, als dass die in dieser wie in früheren
Strategiepapieren zugrunde gelegten Daten sich jeweils auf den Zeitstand April des
laufenden Jahres beziehen beziehungsweise bezogen und in diesem Jahr überwie-
gend einen Rückblick auf Vor-Corona-Zeiten am Arbeitsmarkt bedeuten.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob eine Analyse des statistischen Mate-
rials Stand April 2020 überhaupt sinnvoll ist. Als gesichert kann man annehmen, dass
Einschätzungen und Bewertungen mit dem Arbeitsmarkt intensiv befasster Akteure –
insbesondere der Mitglieder des ESF-Arbeitskreises – in diesem Krisenjahr eine hö-
here Bedeutung als gewöhnlich zukommen. Zudem darf erwartet werden, dass säku-
lare Trends am Arbeitsmarkt - beispielsweise solche in Verbindung mit der Digitalisie-
rung oder mit dem demographischen Wandel – anhalten. Auf der Basis einer Kombi-
nation von statistischen Befunden und Expertise der Mitglieder des Arbeitskreises las-
sen sich Abschätzungen sinnvoller Handlungsbedarfe und zu Zielgruppen treffen.

So gründet die vorliegende regionale Arbeitsmarktanalyse und Arbeitsmarktstrategie
für das ESF-Förderjahr 2021 für die beiden regionalisierten Ziele B 1.1 und C 1.1 zu
Teilen auf die amtliche Arbeitsmarktstatistik der Bundesanstalt für Arbeit mit Zeitstand
April 2020, entweder aus dem Internetangebot der BA oder als Sonderauswertungen
des Statistikservice Südwest der BA. Ein großes Dankeschön gilt Herrn Hanspeter
Fakler von der Agentur für Arbeit Freiburg, der weiterhin für aktuelle Daten sorgt. An-
gesichts der starken Verwerfung am Arbeitsmarkt infolge des Corona-Virus kommt der
Mitgliederexpertise des ESF-Arbeitskreises eine herausragende Rolle zu für die vor-
liegende Analyse und für die abgeleitete Strategie.

Insbesondere für den Zielbereich C 1.1 galt es, Informationen, Einschätzungen und
Bewertungen regionaler Akteure, vor allem Mitglieder des ESF-Arbeitskreises, heran-
zuziehen. Diese Sekundärinformationen lagen nicht in jedem Fall landkreisbezogen,
aktuell oder geschlechtsdifferenziert vor. Teilweise ging es deshalb um qualitative Aus-
sagen und Einschätzungen. In der Zusammenschau fügen sich die verwendeten
Grundlagen zu einem hinreichend konsistenten Bild zusammen. Allen, die uns mit In-
formationen unterstützt haben, sei schon an dieser Stelle herzlich gedankt. Ein beson-
derer Dank geht an Herrn Thomas Kreuz von der ESF-Beratungsstelle beim Land-
kreistag Baden-Württemberg, der uns mit seinen Erfahrungen und Kenntnissen auch
in der Strategiesitzung des ESF-Arbeitskreises wieder sehr unterstützt hat.

Die Abschnitte 2 und 3 fassen die Datenlage und die Einschätzungen zu den beiden
Zielbereichen B 1.1 und C 1.1 zusammen und formulieren Handlungsbedarfe und Ziel-
gruppen. Soweit verfügbar wurden alle Daten nach Geschlecht differenziert aufberei-
tet. Der Migrantenstatus wird weiterhin noch kaum statistisch abgebildet, deshalb
wurde auf die Unterscheidung nach Nationalität, d.h. den formalen Ausländerstatus

                                                                                      4
zurückgegriffen; Deutsche mit Migrationshintergrund können insoweit nur als „Dunkel-
ziffer“ mit mindestens dem Faktor 2 gedanklich mitgeführt werden.1

Im Abschnitt 4 erfolgt eine kurze Beschreibung der Output- und Ergebnisindikatoren
zu den förderfähigen Zielbereichen und ausgewählten Zielgruppen. Wie in den Vorjah-
ren bildet die Ausschreibung der ESF-Projektförderung für das Programmjahr 2021 im
Abschnitt 5 den Abschluss. Ziel ist, einen kompakten Überblick für die Zielgruppe inte-
ressierter Projektträger zu geben.

Die gesamte Arbeitsmarktstrategie 2021 einschließlich der Jahresausschreibung 2021
ist im Internet auf der Webseite des Landratsamts Breisgau-Hochschwarzwald veröf-
fentlicht: www.breisgau-hochschwarzwald.de > Wirtschaft und Mobilität > Arbeitsmarkt
und Fachkräfte > Europäischer Sozialfonds.

2 Regionalisierter Zielbereich B 1.1: Aktive Inklusion, nicht
  zuletzt durch die Förderung der Chancengleichheit und
  aktiver Beteiligung, und Verbesserung der Beschäfti-
  gungsfähigkeit
2.1 Bisherige Entwicklung des Arbeitsmarkts 2020
Die Arbeitsmarktentwicklung der letzten 12 Monate im Landkreis ist infolge der
Coronavirus-Pandemie eine zweigeteilte. Bis einschließlich März 2020 zeigten die of-
fiziellen Zahlen der Agentur für Arbeit einen robusten Arbeitsmarkt in beiden Leistungs-
bereichen SGB II und SGB III mit gegenüber dem Vormonat insgesamt nochmals leicht
zurückgehenden Arbeitslosenzahlen und mit im Vergleich mit dem Vorjahr nahezu
gleichbleibenden Werten. Die Arbeitslosenquote betrug für den Landkreis im März
2020 sehr niedrige 2,8 %. Für Mai 2020 zeigen die offiziellen Zahlen als Ergebnis der
Coronavirus-Pandemie ein stark verändertes Bild. Die Arbeitslosenquote liegt nun-
mehr bei 3,6 % oder in absoluten Zahlen bei rund 5.400 Arbeitslosen und damit um
rund 1.200 Arbeitslose höher als noch im März. Im Vergleich zum Vorjahresmonat be-
trug der Anstieg knapp 39 %. Dabei wuchs die Arbeitslosigkeit von Frauen im Mai 2020
gegenüber dem Vorjahresmonat um 40,7 % etwas stärker an, als die der Männer, die
um 37 % zunahm. Die Statistik zeigt auch, dass insbesondere die Arbeitslosigkeit von
Ausländern mit 45,1 % sowie die von Personen unter 25 Jahren mit 54,8 % überpro-
portional stark zunahm. 1.380 gemeldeten unbesetzten Arbeitsstellen – über 30 % we-
niger im Vorjahresvergleich – stehen 5.366 Arbeitslose gegenüber. Die Zahl der bis-
lang gemeldeten Ausbildungsstellen lag im Mai 2020 bei 909, ein Minus von 572 Stel-
len oder knapp 39 % gegenüber demselben Zeitpunkt im Vorjahr.2

Vor diesem Hintergrund mutet der Konjunkturbericht der IHK Südlicher Oberrhein vom
Jahresbeginn 2020 an wie aus einer anderen Zeit an. Dieser konstatiert steigenden
Optimismus der Unternehmen und formuliert die „Hoffnung, dass sie auch in diesem
Jahr von einer schweren Rezession verschont bleiben.“3 Stattdessen sank bereits im
ersten Quartal nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Leistung der deut-
schen Wirtschaft gegenüber dem Vorquartal um 2,2 % und damit in einem Zeitraum,

1 Nach  den Ergebnissen des ZENSUS 2011 standen im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
  17.460 Ausländern 41.810 Menschen mit Migrationshintergrund gegenüber.
2 Alle Maizahlen: Pressemitteilung 33/2020 der Agentur für Arbeit Freiburg.
3 Internetabfrage am 12.06.2020 https://www.suedlicher-oberrhein.ihk.de/blueprint/servlet/resource/

  blob/4705678/6c37846e2cd2a864363573a8cbfebdb4/konjunkturbericht-jahresbeginn-2020-data.pdf
                                                                                                      5
der noch nicht voll von der Corona-Welle erfasst wurde. Für das Jahr 2020 erwartet
der Deutsche Industrie- und Handelskammertag DIHK ein Rückgang um mindestens
10 % und sieht alle Anzeichen einer Weltwirtschaftskrise. Mit Blick auf die im Landkreis
besonders bedeutsame Tourismusbranche ergab eine DIHK-Umfrage im Mai 2020,
dass „im Gastgewerbe 60 Prozent der Betriebe mit Umsatzrückgängen von mehr als
50 Prozent zu kämpfen hätten – eine mehr als doppelt so hohe Quote wie in der Ge-
samtwirtschaft.“4 Weiter schätzt der DIHK, dass die wirtschaftlichen Folgen der
Corona-Pandemie insbesondere die Tourismusbranche noch lange beschäftigen wer-
den. Ähnlich erschreckend sieht der Verband die Lage im Handel: Bei geringen Um-
sätzen beklagt jedes dritte Unternehmen massive Liquiditätsengpässe. Die Krise be-
feuert dem DIHK zufolge den Strukturwandel in der Branche und beschleunigt die Di-
gitalisierung massiv.5

Der Konjunkturbericht der Handwerkskammer Freiburg zum 1. Quartal 2020 zeigt be-
reits erste Züge der Corona-Pandemie, obwohl die Erhebung der Daten in der zweiten
Märzhälfte erfolgte und damit die eigentliche Krise noch gar nicht abgebildet ist. Der
Konjunkturindikator Handwerk der Kammer bildet die Geschäftslage und die Erwartun-
gen der Unternehmen ab. Er sackte um über 28 % auf knapp 22 % ab.6 Die Zahl der
Betriebe mit hoher Auslastung nahm im Vergleich zum Vorquartal um knapp 3 Pro-
zentpunkte ab, die mit Kapazitätsfreiräumen um 9,2 % Prozentpunkte zu. 40,2 % der
Betriebe berichten von Umsatzeinbußen im ersten Quartal 2020. Immerhin planten
noch Ende März 2020 knapp 9 % der Betriebe die Einstellung zusätzlicher Beschäftig-
ter, lediglich etwas mehr als 6 % beabsichtigten eine Reduzierung der Belegschaft.
Zusammenfassend kann davon ausgegangen werden, dass aus dem Handwerk für
den Arbeitsmarkt 2020 jedoch keine wesentlichen Arbeitsmarktimpulse zu erwarten
sind.

2.2 Die weitere Wirtschaftsentwicklung in der Region
Auch wenn die Auswirkungen der Corona-Pandemie am Arbeitsmarkt aktuell viele bis-
herige Entwicklungen überdecken, sind diese nicht verschwunden. Dies gilt insbeson-
dere für den Fachkräftemangel. So kann auch bei einer auch in der Region zu erwar-
tenden Rezession keinesfalls die Rede davon sein, dass der Bedarf an Fachkräften
insgesamt gegen Null zurückgeht. Vielmehr wird es eine noch stärkere Differenzierung
bei der Nachfrage nach sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Abhängigkeit
von Qualifikation und Digitalisierungsnähe geben. Anders gesagt: Hochqualifzierte mit
Digitalisierungskompetenzen werden in allen Wirtschaftsbereichen noch stärker nach-
gefragt werden und diesbezüglich ist mit einem sich weiter verschärfenden Fachkräf-
temangel zu rechnen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB sieht in
einer 2018 veröffentlichten Studie zu den regionalen Arbeitsmarkteffekten der Digitali-
sierung die im Landkreis eher schwache Informations- und Kommunikationsbranche
sowie generell unternehmensorientierte Dienstleistungen als die infolge der Digitalisie-
rung am stärksten wachsenden Branchen.7 Das im Landkreis sehr starke Gastge-
werbe sieht das IAB tendenziell durch die Digitalisierung begünstigt, wird jedoch nach
seiner Einschätzung keine deutlich positiven Beschäftigungswirkungen entfalten. In-

4 Internetabfrage am 12.06.2020 https://www.dihk.de/de/aktuelles-und-presse/presseinformationen/dihk-corona-
krise-wird-den-tourismus-lange-belasten-24056
5 Internetabfrage am 12.06.2020 https://www.dihk.de/de/aktuelles-und-presse/presseinformationen/schwinden-

des-eigenkapital-bremst-anpassung-im-handel-24022
6 Internetabfrage am 12.06.2020 https://www.hwk-freiburg.de/adbimage/7045/asset-original//konjunkturbericht-1-

quartal-2020.pdf
7 Internetabfrage am 12.06.2020, Kurzbericht verfügbar unter http://doku.iab.de/kurzber/2018/kb0918.pdf

                                                                                                             6
folge der Corona-Krise ist vielmehr zumindest für die kommenden Jahre davon auszu-
gehen, dass die Beschäftigtennachfrage aus der Branche gering sein wird. Infolge
technologischer Neuerungen schätzt das IAB das Potenzial der Substitution mensch-
licher, standardisierter Arbeit durch Maschinen beim Fahrzeugbau, in der Logistik und
bei der Herstellung von Metallerzeugnissen als sehr hoch ein. Allen drei Bereichen
kommt im Landkreis eine durchaus gewichtige Bedeutung für gering qualifizierte Be-
schäftigte zu.

Neben den tiefgreifenden Veränderungen in den Unternehmen im Landkreis infolge
der Digitalisierung ist auch die gesamtkonjunkturelle Lage der deutschen Wirtschaft
beziehungsweise der Weltwirtschaft eine entscheidende Rahmenbedingung. Hier er-
wartet der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwick-
lung für das Jahr 2020 eine deutlich schrumpfende Wirtschaft und steigende Arbeits-
losenzahlen. Nicht vor dem Jahr 2021 rechnet der Rat mit langsam zurückgehender
Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Erholung – bei allerdings hohen Unsicherheiten.8

Das Instrument der Kurzarbeit hat bislang dazu geführt, dass die Arbeitslosigkeit in
Deutschland im internationalen Vergleich noch vergleichsweise gering angestiegen ist.
Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald wurde einer Analyse des Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung zufolge für über 41 % der
Beschäftigten Kurzarbeit angezeigt – ein im bundesweiten Vergleich sehr hoher Wert
und Folge der hohen Bedeutung des von Corona so stark getroffenen Gastgewerbes
im Landkreis.9

Zusammengefasst ist damit zu rechnen, dass die schlechte konjunkturelle Lage in Ver-
bindung mit dem digitalen Wandel zu einem besonders starken und nachhaltigen An-
stieg der Arbeitslosigkeit gering Qualifzierter beziehungsweise den Problemgruppen
des Arbeitsmarkts führt.

2.3 Zur Situation von Migranten und Flüchtlingen im Landkreis
Die Arbeitslosen mit Migrationshintergrund umfassen zugewanderte und nicht zuge-
wanderte Ausländer, zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte, (Spät-)
Aussiedler und mit deutscher Staatsangehörigkeit geborene Nachkommen der drei
erstgenannten Gruppen. Damit ist die Gruppe der Arbeitslosen mit Migrationshinter-
grund erheblich größer als diejenige der arbeitslosen Ausländer (vgl. Tabelle 1).

Tabelle 1: Statistischer Abgleich „Migranten“ und „Ausländer“ für ausgewählte Personengruppen
                                                Arbeitslose                           Arbeitslose
                                           Männer und Frauen -                      Ausländer und
              Merkmal                    mit Migrationshintergrund                  Ausländerinnen

    Arbeitslose insgesamt                             1.622                               1.126

    Arbeitslose SGB II                                 891                                   637

Datenquellen:
Migrationshintergrund: Bundesagentur für Arbeit, Reihe Arbeitsmarkt in Zahlen, Definition nach §281 Abs. 2 SBG
III, Stand Dezember 2019; Ausländer: Statistik der BA, Stand Dezember 2019

8 Vgl. Pressemitteilung abgerufen am 29.06.2020 https://www.sachverstaendigenrat-
  wirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/Konjunkturprognosen/2020/KJ2020_Pressemitteilung.pdf
9 Vgl. https://www.wsi.de/de/23823-folgen-von-corona-kurzarbeit-23827.htm

                                                                                                            7
Die Zahl der neu hinzukommenden Flüchtlinge ist gegenüber der Flüchtlingskrise
2015/2016 zwar deutlich zurückgegangen, lag jedoch im vergangenen Jahr noch über
10.000 Menschen.10 Bei den Menschen mit Fluchthintergrund der Jahre 2015 und
2016 sind die Sprachqualifizierungen zum großen Teil abgeschlossen, damit können
gute Integrationsquoten erreicht werden. Gleichzeitig münden natürlich zusätzliche
Personen nach Beendigung der Qualifizierungsmaßnahmen in die Arbeitsmarktstatis-
tik ein. Außerdem ist nach Einschätzung des Jobcenters die Gruppe der Geflüchteten
im SGB II zu großen Teilen kaum noch von anderen Leistungsbeziehenden mit Migra-
tionshintergrund zu unterscheiden.

Für den Personenkreis der Flüchtlinge und der Asylbewerber/-bewerberinnen
bzw. der Asylberechtigten besteht seit einiger Zeit ein nachrangiger Zugang zum
Arbeitsmarkt oder sogar volle Freizügigkeit auf dem Arbeitsmarkt. Gerade für diesen
Personenkreis sind in Zeiten wirtschaftlicher Rezession große Schwierigkeiten zu er-
warten, eine reguläre Arbeitsstelle zu behalten oder zu finden. Auch um den Rückzug
in ethnische Nischen möglichst zu vermeiden sind deshalb Maßnahmen zur Integration
– auch der zweiten Generation – von hoher Bedeutung. Im Sinne des Ziels B 1.1, der
Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit, besteht Handlungsbedarf bzw. Bedarf für
unterstützende Projekte. Auf mittlere und längere Sicht geht es nicht zuletzt um die
Erschließung eines großen Arbeitskräftepotentials in einer Zeit des Fachkräftemangels
in zahlreichen Branchen. Dies wird von Betrieben im Landkreis bestätigt, die häufig
über gute Erfahrungen mit der Beschäftigung von Flüchtlingen bzw. Asylberechtigten
berichten. In der Ausschreibung (Abschnitt 5) wird dieser Personenkreis implizit bei
den Kategorien der Ausländer/-innen und der Menschen mit Migrationshintergrund
„mitgemeint“.

2.4 Datenanalyse für ausgewählte Personengruppen
Die schon in den Arbeitsmarktstrategien der Vorjahre verwendete Tabelle mit den Ap-
rilwerten für ausgewählte, nach Geschlecht differenzierte Arbeitslosengruppen wurde
mit den Aprilwerten 2020 fortgeschrieben. Um jeweils einen Vergleich mit der Entwick-
lung im Land Baden-Württemberg zu ermöglichen wurden die Entwicklungen auch in-
diziert (2008 = 100). In den rechten Randspalten der folgenden Tabellen 2 und 3 sind
Auffälligkeiten im längerfristigen Trendverlauf 2011 bis 2020 bzw. in der kurzfristigen
Entwicklung 2019 bis 2020 des Landkreises farbig markiert. Um den starken Wandel
im Arbeitsmarkt zu verdeutlichen wurde zudem der Trendverlauf 2011 bis 2019 mit
aufgenommen. Das kleine rotumrandete Dreieck zeigt jeweils an, falls die entspre-
chenden Personengruppen nach ihren Absolutzahlen relativ klein sind (< 150 Perso-
nen) und deshalb nur eine eingeschränkte Relevanz für potentielle, gruppenspezifi-
sche ESF-Projekte im Flächenlandkreis Breisgau-Hochschwarzwald besitzen dürften.

Die Tabelle 2 auf der Folgeseite stellt die Entwicklung der Aprilwerte zunächst für die
Männer dar, die Tabelle 3 auf der übernächsten Seite diejenige der Frauen. Beide
Tabellen beruhen auf dem von der Agentur für Arbeit Freiburg bereitgestellten Daten-
bestand.

10   https://im.baden-wuerttemberg.de/de/migration/auslaender-und-fluechtlingspolitik/zahlen-und-daten
     und Statistisches Landesamt.
                                                                                                         8
Tab. 2 Arbeitsmarktdaten Männer
Update Arbeitsmarktstrategie ESF-Antragsjahr 2020 Entwicklung Kerndaten                                                                        Legende:
Arbeitsmarktentwicklung 2008-2020                                                                                                              -21         0             50                 -21       0              50
                                                                                                                                               Index-Entw icklung Landkreis 2011-2020
                                                                                                                                                                                   Trend LK 2019-2020                                kleine Gruppe, Absolutzahlen 1 Jahr    Lkr.       559                   494    548    503    436     466    520    540    576    500    458                                         406        428     100,0        88,4    98,0       90,0       78,0     83,4    93,0     96,6      103,0     89,4    81,9    72,6    76,6    -17     -13        4
                             B-W 25.297                     21.472 29.069 25.060 22.551 28.064 29.315 30.093 30.455 27.520 24.775                                       21.569     24.212     100,0        84,9  114,9        99,1      89,1     110,9   115,9    119,0      120,4    108,8    97,9    85,3    95,7
       LangzeitAL > 2 Jahre   Lkr.                                                  216     199    253    271    318    279    248                                         221        221                  2012=100:                   100,0      92,1   117,1    125,5      147,2    129,2   114,8   102,3   102,3     2       2         0
SGB II

                             B-W                                                                                            14.606                                      12.632     12.788
       Ausländer              Lkr.       262                   304    253    248    237     278    283    308    343    367    398                                         334        427     100,0       116,0   96,6        94,7      90,5     106,1   108,0    117,6      130,9    140,1   151,9   127,5   163,0    33      68        35
                             B-W 19.562                     21.936 23.948 20.335 18.817 19.745 20.059 21.961 25.880 24.684 23.298                                       21.540     26.398     100,0       112,1  122,4       104,0      96,2     100,9   102,5    112,3      132,3    126,2   119,1   110,1   134,9
       Ausländer unter 25 J.  Lkr.        22                    21     16     13      10     20     14     16     27     36     63                                          46         57     100,0        95,5   72,7        59,1      45,5      90,9    63,6     72,7      122,7    163,6   286,4   209,1   259,1   150     200        50
                             B-W     1.087                   1.508  1.393  1.007  1.039   1.180  1.185  1.489  2.935  2.941  2.833                                       2.454      2.759     100,0       138,7  128,2        92,6      95,6     108,6   109,0    137,0      270,0    270,6   260,6   225,8   253,8
       Ausländer über 55 J.   Lkr.        15                    28     18     31      35     38     49     55     56     51     44                                          38         54     100,0       186,7  120,0       206,7     233,3     253,3   326,7    366,7      373,3    340,0   293,3   253,3   360,0    47     153       107
                             B-W     1.902                   2.075  2.153  2.483  2.618   2.849  2.844  3.168  3.237  2.925  2.752                                       2.705      3.410     100,0       109,1  113,2       130,5     137,6     149,8   149,5    166,6      170,2    153,8   144,7   142,2   179,3
       Alleinerziehende       Lkr.                                                           24     28     21     23     21     16                                          13         11                  2013=100                              100,0   116,7     87,5       95,8     87,5    66,7    54,2    45,8    -46     -54        -8
                                                                                                                               809                                         751        864
                   Schwerbehinderte        Lkr.                                             133    113    107    109     84     70                                          69         73                  2013=100                              100,0     85,0     80,5       82,0    63,2    52,6    51,9    54,9    -48     -45        3
                                                                                                                             4.240                                       3.856      4.424
                   AL insgesamt             Lkr. 1.110       1.511  1.259  1.059  1.008   1.153  1.125  1.152  1.216  1.214  1.138                                       1.133      1.583     100,0       136,1   113,4       95,4       90,8    103,9   101,4    103,8      109,5    109,4   102,5   102,1   142,6     7      47        41
                                           B-W 44.795       82.922 74.416 49.364 47.195 58.258 53.650 52.435 52.195 54.085 48.053                                       50.693     78.240     100,0       185,1  166,1       110,2     105,4     130,1   119,8    117,1      116,5    120,7   107,3   113,2   174,7
                   unter 25 Jahre           Lkr.   163         221    157    114    108     123    125    137    150    153    149                                         158        212     100,0       135,6    96,3       69,9       66,3     75,5    76,7     84,0       92,0     93,9    91,4    96,9   130,1    27      60        33
                                           B-W   7.059      15.033 10.427  5.878  5.961   7.965  6.432  6.354  6.465  6.590  5.398                                       5.772     10.185     100,0       213,0  147,7        83,3      84,4     112,8    91,1     90,0       91,6     93,4    76,5    81,8   144,3
                   über 55 Jahre            Lkr.   184         263    321    327    323     359    347    338    337    340    334                                         303        375     100,0       142,9   174,5      177,7     175,5     195,1   188,6    183,7      183,2    184,8   181,5   164,7   203,8    -13     26        39
                                           B-W   8.206      13.560 17.485 16.435  k.A.   15.639 15.822 15.156 14.779 14.874 14.332                                      14.962     19.969     100,0       165,2  213,1       200,3     k.A.      190,6   192,8    184,7      180,1    181,3   174,7   182,3   243,3
                   LangzeitAL > 1 Jahr      Lkr.    95          95    125    151    147     136    148    144    146    113    118                                         111        108     100,0       100,0   131,6      158,9     154,7     143,2   155,8    151,6      153,7    118,9   124,2   116,8   113,7    -42     -45        -3
                                           B-W   4.747       4.367  8.279  7.882  6.572   6.453  6.210  6.274  5.740  5.252  4.852                                       4.578      5.513     100,0        92,0  174,4       166,0     138,4     135,9   130,8    132,2      120,9    110,6   102,2    96,4   116,1
                   LangzeitAL > 2 Jahre     Lkr.                                      45     40     38     34     28     27     21                                          20         19                  2012=100:                   100,0      88,9    84,4     75,6       62,2     60,0    46,7    44,4    42,2    -56     -58        -2
SGB III

                                           B-W                                                                                 831                                         794        819
                   Ausländer                Lkr.   158         177    144    129    117     152    159    187    215    268    271                                         303        430     100,0       112,0      91,1     81,6      74,1      96,2   100,6    118,4      136,1    169,6   171,5   191,8   272,2   110     191        80
                                           B-W   9.018      18.018 14.131  8.936  9.183 12.354 10.689 11.153 12.156 14.934 13.307                                       14.858     25.052     100,0       199,8     156,7     99,1     101,8     137,0   118,5    123,7      134,8    165,6   147,6   164,8   277,8
                   Ausländer unter 25 J.    Lkr.    13          25     13     14       9     14     14     22     25     31     46                                          41         53     100,0       192,3     100,0    107,7      69,2     107,7   107,7    169,2      192,3    238,5   353,8   315,4   407,7   208     300        92
                                           B-W   1.161       2.900  1.685    932  1.118   1.675  1.303  1.292  1.519  1.891  1.522                                       1.727      2.911     100,0       249,8     145,1     80,3      96,3     144,3   112,2    111,3      130,8    162,9   131,1   148,8   250,7
                   Ausländer über 55 J.     Lkr.    16          20     27     23      21     21     26     20     23     36     36                                          39         39     100,0       125,0     168,8    143,8     131,3     131,3   162,5    125,0      143,8    225,0   225,0   243,8   243,8   100     100         0
                                           B-W     1.271     2.151     2.699     2.444     2.129     2.182        1.959      1.983    1.964      2.137         2.193     2.326      3.508     100,0       169,2      212,4   192,3     167,5     171,7   154,1    156,0      154,5    168,1   172,5   183,0   276,0
                   Alleinerziehende         Lkr.                                                        16           10          8        3          6             7         3          7                         2013=100                       100,0    62,5     50,0       18,8     37,5    43,8    18,8    43,8    -81     -56       25
                                           B-W                                                                                                                   234       263        334
                   Schwerbehinderte         Lkr.                                                           99           81       87       97         103         102        85        108                         2013=100                       100,0     81,8     87,9       98,0   104,0   103,0    85,9   109,1    -14      9        23
                                           B-W                                                                                                                 4.292     4.315      5.191
                   AL insgesamt             Lkr.   2.449     3.000     2.767     2.460     2.242     2.482        2.437       2.486    2.537     2.437         2.309     2.134      2.758     100,0       122,5   113,0      100,4      91,5     101,3     99,5    101,5      103,6    99,5    94,3    87,1   112,6   -13      12        25
                   unter 25 Jahre           Lkr.     239       311       240       175       159       194          182         201      222       230           249       244        312     100,0       130,1   100,4       73,2      66,5      81,2     76,2     84,1       92,9    96,2   104,2   102,1   130,5   29       57        28
SGB II + SGB III

                   über 55 Jahre            Lkr.     320       442       531       572       555       622          618         610      636       612           572       516        620     100,0       138,1   165,9      178,8     173,4     194,4    193,1    190,6      198,8   191,3   178,8   161,3   193,8   -18      15        33
                   LangzeitAL > 1 Jahr      Lkr.     654       589       673       654       583       602          668         684      722       613           576       517        536     100,0        90,1   102,9      100,0      89,1      92,0    102,1    104,6      110,4    93,7    88,1    79,1    82,0   -21     -18         3
                   LangzeitAL > 2 Jahre     Lkr.                                             261       239          291         305      346       306           269       241        240                  2012=100:                   100,0      91,6    111,5    116,9      132,6   117,2   103,1    92,3    92,0    -8      -8         0
                   Ausländer                Lkr.    420        481       397       377       354       430          442         495      558       635           669       637        857     100,0       114,5    94,5       89,8      84,3     102,4    105,2    117,9      132,9   151,2   159,3   151,7   204,0   62      114        52
                   Ausländer unter 25 J.    Lkr.     35         46        29        27        19        34           28          38       52        67           109        87        110     100,0       131,4    82,9       77,1      54,3      97,1     80,0    108,6      148,6   191,4   311,4   248,6   314,3   171     237        66
                   Ausländer über 55 J.     Lkr.     31         48        45        54        56        59           75          75       79        87            80        77         93     100,0       154,8   145,2      174,2     180,6     190,3    241,9    241,9      254,8   280,6   258,1   248,4   300,0   74      126        52
                   Alleinerziehende        Lkr.                                                            40           38       29       26          27           23         16       18                         2013=100                       100,0     95,0     72,5       65,0    67,5    57,5    40,0    45,0    -60     -55        5
                   Schwerbehinderte        Lkr.                                                        232          194        194      206          187         172      154        181                          2013=100                       100,0     83,6     83,6       88,8    80,6    74,1    66,4    78,0    -34     -22       12
Tab. 3 Arbeitsmarktdaten Frauen

Update Arbeitsmarktstrategie ESF-Antragsjahr 2020 - Entwicklung Kerndaten                                                       Legende:                                                                                                                                                                                   2
Arbeitsmarktentwicklung 2008-2020                                                                                               -21         0            50               -21       0              50
                                                                                                                                Index-Entw icklung Landkreis 2011-2020
                                                                                                                                                                    Trend LK 2019-2020                             kleine Gruppe, Absolutzahlen 1 Jahr     Lkr.    544    560    541     465     420                       426    490    476    484    424    388                      339      344     100,0       102,9    99,4       85,5       77,2     78,3    90,1     87,5       89,0     77,9    71,3    62,3    63,2      -23         -22          1
                              B-W 28.720 24.550 27.017 25.853 24.936                        29.900 29.796 30.092 29.438 25.969 22.955                   19.628   20.308     100,0        85,5    94,1       90,0      86,8     104,1   103,7    104,8      102,5     90,4    79,9    68,3    70,7
       LangzeitAL > 2 Jahre    Lkr.                                  208                       215    252    261    269    252    221                      186      186                  2012=100:                   100,0     103,4   121,2    125,5      129,3    121,2   106,3    89,4    89,4      -11         -11          0
SGB II

                              B-W                                                                                              13.970                   11.788   11.231
       Ausländerinnen          Lkr.    226    278    253     244     234                       244    275    284    259    282    309                      246      369     100,0       123,0      111,9   108,0     103,5     108,0   121,7    125,7      114,6    124,8   136,7   108,8   163,3           1      55          54
                              B-W 20.823 21.098 22.277 20.986 20.775                        21.160 21.477 22.663 23.326 22.560 21.024                   19.363   23.645     100,0       101,3      107,0   100,8      99,8     101,6   103,1    108,8      112,0    108,3   101,0    93,0   113,6
       Ausländerinnen < 25 J. Lkr.      13     16       7       7     10                        14      8     20     18     26     21                       16       19     100,0       123,1       53,8    53,8      76,9     107,7    61,5    153,8      138,5    200,0   161,5   123,1   146,2      69          92          23
                              B-W      941  1.046  1.072     883     927                       959    940  1.080  1.359  1.418  1.322                    1.153    1.338     100,0       111,2      113,9    93,8      98,5     101,9    99,9    114,8      144,4    150,7   140,5   122,5   142,2
       Ausländerinnen > 55 J. Lkr.      19     30     31      28      31                        31     31     44     28     36     36                       23       34     100,0       157,9      163,2   147,4     163,2     163,2   163,2    231,6      147,4    189,5   189,5   121,1   178,9      -26         32          58
                              B-W    2.353  2.451  2.375   2.499   2.598                     2.769  2.734  2.923  2.956  2.807  2.639                    2.514    3.077     100,0       104,2      100,9   106,2     110,4     117,7   116,2    124,2      125,6    119,3   112,2   106,8   130,8
       Alleinerziehende        Lkr.                                                            318    357    335    315    221    207                      171      184                         2013=100                       100,0   112,3    105,3       99,1     69,5    65,1    53,8    57,9      -46         -42          4
                                                                                                                               11.746                   10.290   11.523
                   Schwerbehinderte         Lkr.                                                63     74     73     74     69     69                       53       60                         2013=100                       100,0    117,5    115,9      117,5   109,5   109,5    84,1    95,2      -16          -5         11
                                                                                                                                2.763                    2.472    2.804
                   AL insgesamt            Lkr. 1.198  1.330  1.170  1.001   983               972  1.046    982    990  1.040    906                      920    1.316     100,0       111,0    97,7       83,6       82,1     81,1    87,3     82,0       82,6     86,8    75,6    76,8   109,8       -7         26          33
                                          B-W 50.985 61.886 58.854 46.348 43.530            47.336 45.651 43.568 42.416 42.930 39.898                   39.961   55.677     100,0       121,4  115,4        90,9      85,4      92,8    89,5     85,5       83,2     84,2    78,3    78,4   109,2
                   unter 25 Jahre          Lkr.   126    149     96     68     79               78     98     74     91     86     68                       58      115     100,0       118,3    76,2       54,0       62,7     61,9    77,8     58,7       72,2     68,3    54,0    46,0    91,3       -8         37          45
                                          B-W   5.499  7.451  6.012  4.241 4.321             4.883  4.501  4.081  4.009  3.795  3.513                    3.541    5.709     100,0       135,5  109,3        77,1      78,6      88,8    81,9     74,2       72,9     69,0    63,9    64,4   103,8
                   über 55 Jahre           Lkr.   182    257    260    273   258               258    296    287    267    273    259                      280      375     100,0       141,2   142,9      150,0     141,8     141,8   162,6    157,7      146,7    150,0   142,3   153,8   206,0           4      56          52
                                          B-W   8.726 11.643 13.840 13.066 k.A.             12.230 12.453 12.343 12.120 12.171 11.732                   11.889   15.507     100,0       133,4  158,6       149,7     k.A.      140,2   142,7    141,5      138,9    139,5   134,4   136,2   177,7
                   LangzeitAL > 1 Jahr     Lkr.   208    151    159    156   125               124    136    155    122     92    109                      103      103     100,0        72,6    76,4       75,0       60,1     59,6    65,4     74,5       58,7     44,2    52,4    49,5    49,5      -25         -25          0
                                          B-W   9.325  6.661  9.602  8.195 6.445             6.269  6.259  6.092  5.265  4.811  4.280                    3.932    4.432     100,0        71,4  103,0        87,9      69,1      67,2    67,1     65,3       56,5     51,6    45,9    42,2    47,5
                   LangzeitAL > 2 Jahre    Lkr.                                34               33     36     40     46     25     19                       26       19                  2012=100:                   100,0      97,1   105,9    117,6      135,3     73,5    55,9    76,5    55,9      -24         -44      -21
SGB III

                                          B-W                                                                                     848                      792      663
                   Ausländerinnen          Lkr.   136    150    104     80   102               103    125    129    147    189    172                      174      256     100,0       110,3      76,5     58,8      75,0      75,7     91,9    94,9      108,1    139,0   126,5   127,9   188,2      69         129          60
                                          B-W   7.857  9.889  8.825  6.788 6.880             7.801  7.803  7.941  8.379  9.221  9.029                    9.751   14.604     100,0       125,9     112,3     86,4      87,6      99,3     99,3   101,1      106,6    117,4   114,9   124,1   185,9
                   Ausländerinnen < 25 J. Lkr.     11     13      6      5     13                9     12      8     15     14      9                       15       20     100,0       118,2      54,5     45,5     118,2      81,8    109,1    72,7      136,4    127,3    81,8   136,4   181,8      18         136          45
                                          B-W     901  1.176    893    661   780               906    883    875    884    888    852                      920    1.433     100,0       130,5      99,1     73,4      86,6     100,6     98,0    97,1       98,1     98,6    94,6   102,1   159,0
                   Ausländerinnen > 55 J. Lkr.     12     18     17     12     16               13      8     13     19     28     22                       35       46     100,0       150,0     141,7    100,0     133,3     108,3     66,7   108,3      158,3    233,3   183,3   291,7   383,3     158         283          92
                                            B-W     1.182   1.468   1.785   1.635   1.482   1.457    1.316    1.392    1.336      1.425         1.426    1.492    2.052   100,0  124,2            151,0    138,3     125,4     123,3   111,3    117,8      113,0    120,6   120,6   126,2   173,6
                   Alleinerziehende          Lkr.                                              53       49       52       54         79            58       51       71 2013=100                                                 100    92,5     98,1      101,9    149,1   109,4    96,2   134,0       -4         34          38
                                                                                                                                                2.333    2.389    3.389
                   Schwerbehinderte         Lkr.                                                79       74       80       77         75           65       75       90 2013=100                                                 100     93,7    101,3       97,5    94,9    82,3    94,9   113,9       -5         14          19
                                                                                                                                                2.979    3.072    3.676
                   AL insgesamt             Lkr.    2.444   2.708   2.483   2.246   2.062    2.068    2.225    2.088    2.052     2.024         1.829    1.691    2.267     100,0       110,8    101,6      91,9      84,4      84,6     91,0     85,4       84,0    82,8    74,8    69,2    92,8      -23          1          24
                   unter 25 Jahre           Lkr.      195     212     158     126     127      139      147      136      148       150           114      101      179     100,0       108,7     81,0      64,6      65,1      71,3     75,4     69,7       75,9    76,9    58,5    51,8    91,8      -13         27          40
SGB II + SGB III

                   über 55 Jahre            Lkr.      319     450     442     443     422      417      498      470      457       461           427      412      536     100,0       141,1    138,6     138,9     132,3     130,7    156,1    147,3      143,3   144,5   133,9   129,2   168,0       -9         29          39
                   LangzeitAL > 1 Jahr      Lkr.      752     711     700     621     545      550      626      631      606       516           497      442      447     100,0        94,5     93,1      82,6      72,5      73,1     83,2     83,9       80,6    68,6    66,1    58,8    59,4      -24        -23           1
                   LangzeitAL > 2 Jahre     Lkr.                                      242      248      288      301      315       277           240      212      205                  2012=100:                   100,0     102,5    119,0    124,4      130,2   114,5    99,2    87,6    84,7      -12        -15          -3
                   Ausländerinnen           Lkr.     362     428     357     324      336      347      400      413      406       471           481      420      625     100,0       118,2     98,6      89,5      92,8      95,9    110,5    114,1      112,2   130,1   132,9   116,0   172,7       27         83          57
                   Ausländerinnen < 25 J.   Lkr.      24      29      13      12       23       23       20       28       33        40            30       31       39     100,0       120,8     54,2      50,0      95,8      95,8     83,3    116,7      137,5   166,7   125,0   129,2   162,5       79        113          33
                   Ausländerinnen > 55 J.   Lkr.      31      48      48      40       47       44       39       57       47        64            58       58       80     100,0       154,8    154,8     129,0     151,6     141,9    125,8    183,9      151,6   206,5   187,1   187,1   258,1       58        129          71
                   Alleinerziehende         Lkr.                                               371      406      387      369       300           265      222      255                       2013=100                         100,0    109,4    104,3       99,5    80,9    71,4    59,8    68,7      -40        -31           9
                   Schwerbehinderte         Lkr.                                              142      148      153      151          144         134     128      150                          2013=100                       100,0    104,2    107,7      106,3   101,4    94,4    90,1   105,6      -10          6          15
Als erster Analyseschritt werden die Personengruppen, die unter 150 Männer oder
Frauen umfassen, aus der weiteren Betrachtung größtenteils ausgeklammert. Dieser
Schritt ist sinnvoll, weil sich in einem Flächenlandkreis wie Breisgau-Hochschwarz-
wald kaum personengruppen-bezogene Projekte organisieren lassen, wenn die Ziel-
gruppe zu klein ist (Projektstandorte und Einzugsbereiche, Zuweisungspraxis). Ange-
geben sind die jeweiligen absoluten Personenzahlen Ende April 2020.

Tabelle 4: Kleine Personengruppen unter 150 Personen
                                              Anzahl                                       Anzahl
                        Männer                04/2020                  Frauen              04/2020
                             AL < 25 Jahre       100                      AL < 25 Jahre      64
                     Ausländer < 25 Jahre        57     SGB    Ausländerinnen < 25 Jahre     19
   SGB
                     Ausländer > 55 Jahre        54      II    Ausländerinnen > 55 Jahre     34
    II
                          Alleinerziehende       11                    Schwerbehinderte      60
                        Schwerbehinderte         73                       AL < 25 Jahre     115
                     Langzeit-AL > 1 Jahr        108                Langzeit-AL > 1 Jahr    103
                    Langzeit-AL > 2 Jahre        19                Langzeit-AL > 2 Jahre     19
                                                        SGB
   SGB               Ausländer < 25 Jahre        53            Ausländerinnen < 25 Jahre     20
                                                         III
    III              Ausländer > 55 Jahre        39            Ausländerinnen > 55 Jahre     46
                          Alleinerziehende        7                     Alleinerziehende     71
                        Schwerbehinderte         108                   Schwerbehinderte      90
Quelle: Die Zahlen sind Auszüge der Tabellen 2 und 3.

Bei einigen der Personengruppen nahmen die Werte im Zuge der Corona-Krise ge-
genüber dem Vorjahr absolut deutlich zu, blieben aber zumeist unter den Maxima der
vergangenen Jahre. Ausnahmen sind die Zahlen arbeitsloser Ausländerinnen im Leis-
tungsbereich SGB III unter 25 Jahre und über 55 Jahre, die ein neues Maximum er-
reichten, sowie die Zahlen schwerbehinderter Männer wie Frauen.

Aus der Mitte des ESF-Arbeitskreises wurde darauf hingewiesen, dass die Schwerbe-
hinderten zusammengenommen in beiden Leistungsbereichen keine ganz kleine
Gruppe darstellten und vor dem Hintergrund der Inklusionsziele nicht ganz aus dem
Augenmerk des ESF gelassen werden sollten. Diese Aussage soll für die Arbeits-
marktstrategie 2021 weiter gelten – insbesondere da die Gruppe angewachsen ist.

Eine Folge der gewählten Methodik ist, dass für die unter 25-jährigen separiert nach
Leistungsbereichen sowie nach Geschlecht relativ kleine Personengruppen entste-
hen. Ein zweiter, genauerer Blick zeigt jedoch, dass die Gruppe der unter 25-jährigen
Arbeitslosen insgesamt stark angewachsen ist: von 101 Personen 2019 auf 179 Per-
sonen 2020. Bezieht man die Betrachtung der zu erwartenden Arbeitsjahre dieser Per-
sonengruppe ein, wird deren besondere Bedeutung deutlich: Den rund 6.400 Arbeits-
jahren, die von der Gruppe der über 55-jährigen im rechnerisch besten Fall erwartet
werden könnte (Summe SGB II und III), stehen rund 7.500 Arbeitsjahre gegenüber,
die von der Gruppe der unter 25-jährigen erbracht werden könnten (Summe SGB II
und III). Aus diesem Grund wird die Gruppe der unter 25-jährigen nochmals in die
weitere Betrachtung im Zielbereich B 1.1. einbezogen, wenngleich ein beträchtlicher
Teil dieser Gruppe auch im Zielbereich C 1.1 angesprochen wird.

                                                                                                  11
2.5 Geschlechtsdifferenzierte Analyse
Es gibt in Literatur und Praxis zahlreiche Hinweise und Befunde, dass die Beteiligungs-
bzw. Teilhabequoten von Frauen bezüglich Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung un-
terdurchschnittlich sind und dass Frauen ein erhöhtes Risiko tragen, am Arbeitsmarkt
zu scheitern oder benachteiligt zu werden.11 Aktuell scheint die Corona-Krise Frauen
zu benachteiligen, da fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten alte Rollenmuster wie-
der zu erwecken scheint, verbunden mit einer Doppelbelastung durch Beruf und Haus-
halt. Zwar bleibt abzuwarten, ob es sich um vorübergehende Erscheinungen handelt,
aber die zuvor vorhandenen Tendenzen für Frauen am Arbeitsmarkt werden damit
sicher nicht verbessert.
Auf Basis der in den Tabellen 2 und 3 präsentierten Daten soll zumindest im Ansatz
dargestellt werden, ob und in welchem Maß Frauen in einschlägigen Kategorien von
Wirtschaft und Arbeitsmarkt unter- oder überdurchschnittlich vertreten sind (vgl. Abbil-
dung 1). Die Abbildung zeigt, dass die Frauenanteile im Landkreis bei allen Kennzah-
len mit Ausnahme des Anteils der arbeitslosen Ausländerinnen über 55 Jahre im SGB
III deutlich unter dem Anteil der Frauen an der Wohnbevölkerung (50,7 %) liegen. Die
geschlechtsspezifischen Anteile an den Arbeitsmarktkennzahlen liegen ganz überwie-
gend niedriger als die Frauenanteile an der Beschäftigung und an der Wohnbevölke-
rung. Lediglich die Frauenanteile der über 55-jährigen im SGB III kommen in die Nähe
der Frauenanteile an der Wohnbevölkerung und an der Beschäftigung. Hinweise auf
Defizite bezüglich Chancengleichheit und Partizipation bzw. auf erhöhte Risiken für
Arbeitslosigkeit sind aus den Daten nicht zu erkennen.

Abbildung 1: Frauenanteile an ausgewählten Arbeitsmarkt-, Beschäftigungs- und Bevölkerungsgruppen
2020 (abweichende Zeitbezüge angegeben)

11 Vgl.
      Querschnittsberatung im Europäischen Sozialfonds in Baden-Württemberg: Toolbox zu Querschnittszielen
und Querschnittsthemen, 2017. https://www.esf-bw.de/esf/fileadmin/user_upload/
Foerderperiode_2014-2020/Foerderung_beantragen_u._umsetzen/Regionale_Foerderung_FB_Arbeit
___Soziales_02/Praxishilfe-AK-Strategien-01_2017.pdf
                                                                                                        12
2.6 Zielgruppen des ESF-Programmjahrs 2021
Aus der fortgeschriebenen Datenübersicht der Tabellen 2 und 3 können in einem wei-
teren Analyseschritt Personengruppen abgebildet werden, bei denen die Arbeitsmark-
tentwicklung unbefriedigend war. Entweder zeigte die Personengruppe in der langfris-
tigen Betrachtung 2011 bis 2020 eine anhaltend ungünstige Entwicklung und/oder es
war im Vergleich der Jahre 2019 und 2020 eine ungünstige aktuelle Entwicklung zu
verzeichnen. Tabelle 5 zeigt die Personengruppen mit höherem Handlungsbedarf grau
hinterlegt.

Tabelle 5: Identifizierung von Personengruppen mit besonderem Handlungsbedarf im Ziel B 1.1
                                 MÄNNER                                               FRAUEN
  SGB II     Mit mittlerer Relevanz:                                  Mit mittlerer Relevanz:
             Ausländer:                                               Ausländerinnen:
              negative Langzeitentwicklung seit 2008 mit noch-        sehr starke Zunahme von 54 % von 2019
                  mals verstärktem Abwärtstrend                            nach 2020
              seit etwa 2015 erhöhtes Niveau                          Ausgangsbasis von 2008/2009 hat einen
              seit 2013 meist deutlich schlechtere Entwicklung als        Sockel
                  im Landesdurchschnitt                                seit 2008 deutlich schlechtere Entwicklung
              weiter wachsender Anteil an allen AL, betroffen ak-         als im Landesdurchschnitt
                  tuell 36 % aller AL im SGB II                        betroffen aktuell 39 % aller arbeitslosen
             Anmerkung: Insbesondere die Zahl älterer (> 55 Jahre)         Frauen im SGB II
             und junger Ausländer (< 25 Jahre) nahm im Jahresver-
             gleich stark zu.                                         Ergänzend:
                                                                      Schwerbehinderte
             Ergänzend:
             Arbeitslose über 55:
              Wiederanstieg der AL-Zahl 2019 nach 2020
              negative Langzeitentwicklung seit 2008
              seit 2008 schlechtere Entwicklung als im Landes-
                 durchschnitt
              betroffen 21 % aller AL im SGB II
             Ergänzend: Schwerbehinderte

   SGB       Primär:                                                  Primär:
    III      Ausländer:                                               Arbeitslose über 55:
              steiler Anstieg seit 2012, Zunahme um 42 % von          schlechte Entwicklung im 10-Jahres-Zeit-
                 2019 nach 2020                                           raum, seit 2011 schlechter Entwicklung als
              betroffen aktuell 27 % aller AL im SGB III                 im Landesdurchschnitt
                                                                       starke Zunahme 2019 nach 2020 um 52 %
             Ergänzend:
                                                                       betroffen aktuell 28 % aller arbeitslosen
             Arbeitslose unter 25 Jahren:
                                                                          Frauen im SGB III
              seit 2012 negativer Trend mit 60 % Zunahme entge-
                 gen abnehmendem Anteil an Gesamtbevölkerung          Ergänzend:
              über 13 % Gesamtanteil an allen AL                     Ausländerinnen:
             Anmerkung: neuer Höchstwert für Ausländer unter 25        im 10-Jahres-Zeitraum sehr starke Zu-
             Jahren im Jahr 2020 erreicht                                 nahme um 129 %
                                                                       starker Anstieg 2019 nach 2020 von 60 %
             Arbeitslose über 55 Jahren:
                                                                       seit 2016 schlechtere Entwicklung als im
              seit etwa 2010 auf erhöhtem Niveau
                                                                          Landesdurchschnitt
              deutlicher Wiederanstieg 2019 nach 2020
                                                                       betroffen aktuell 20 % aller arbeitslosen
              betroffen aktuell 24 % aller AL im SGB III                 Frauen im SGB III
             Ergänzend: Schwerbehinderte                              Ergänzend: Schwerbehinderte

                                                                                                                13
Als Ergebnis der statistischen Auswertung kann festgehalten werden: Bei Männern
und Frauen decken sich die Ergebnisse weitestgehend mit denen des Vorjahres. Al-
lerdings zeigen sich infolge der Corona-Krise einige Entwicklungen verstärkt und die
relative Bedeutung der unter 25-jährigen Arbeitslosen hat zugenommen.

Der ESF-Arbeitskreis hat in seiner Sitzung am 25. Mai 2020 die in Tabelle 5 zusam-
mengefassten Personengruppen grundsätzlich als die Zielgruppen mit besonderem
Handlungsbedarf bestätigt. Zusätzliches Gewicht möchte der Arbeitskreis auf die
Gruppe der unter 25-jährigen Arbeitslosen legen. Gerade im Zusammenhang mit der
Corona-Krise droht hier eine Verfestigung der Arbeitslosigkeit. So mehren sich die An-
zeichen, dass infolge Corona die Arbeitgeber zumindest im Jahr 2020 sehr viel weni-
ger Ausbildungsplätze anbieten werden und damit schwächere Bewerberinnen und
Bewerber auf Ausbildungsplätze leer ausgehen könnten.

Insgesamt schlägt der ESF-Arbeitskreis zum Zielbereich B 1.1 abgeleitet aus den
vorhandenen statistischen Befunden und angereichert um die Expertise des Arbeits-
kreises insbesondere Projekte vor für folgende Zielgruppen:

   Arbeitslose Ausländer/innen und Arbeitslose mit Migrationshintergrund,
    primär im SGB III, aber auch im SGB II, sowie für Männer und Frauen.
   Ältere Arbeitslose (etwa ab 55 Jahren), bei den Männern in beiden
    Leistungsbereichen SGB II / III, bei den Frauen vor allem im Bereich SGB III.
   Jüngere Arbeitslose unter 25 Jahren in beiden Leistungsbereichen.

Das Merkmal der Langzeitarbeitslosigkeit, zumal mit einer Dauer von über 2 Jahren,
weist im Landkreis gute statistische Verläufe auf und wurde deshalb nicht mit einem
besonderen Handlungsbedarf identifiziert. Trotzdem bleibt jede von Langzeitarbeits-
losigkeit betroffene Person eine arbeitsmarktpolitische Herausforderung. Im April 2020
waren 1.428 Männer und Frauen im Landkreis langzeitarbeitslos gemeldet, das ist
etwas mehr als ein Viertel aller Arbeitslosen. Die Langzeitarbeitslosen bleiben
deshalb mit im Fokus auch der ESF-Arbeitsmarktstrategie für 2021, und zwar für beide
Leistungsbereiche und für Männer wie für Frauen.

Zudem gelten für die Strategie folgende Anmerkungen des Arbeitskreises:
   Projekte, die sich der Eingliederung schwerbehinderter Männer und Frauen
    widmen oder diese Personengruppe in andersgelagerten Projekten besonders be-
    rücksichtigen, sind erwünscht.
   Für Flüchtlinge laufen bereits zahlreiche Programme des Jobcenters oder des
    Landratsamts wie z.B. „Mama lernt Deutsch“ für die Gruppe ohne Anspruch auf
    Integrationskurse. Projektvorschläge mit Zielgruppe Flüchtlinge sind dennoch mög-
    lich, falls die Vorschläge Lücken in der bestehenden Maßnahmenlandschaft erfas-
    sen. Wichtig ist auch die Beachtung der Voraussetzung einer Bleibeperspektive für
    die Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Hierzu stellte das Ministerium für Soziales
    und Integration fest, dass für Geduldete ohne Arbeitsmarktzugang keine Förderung
    durch den ESF im Ziel B 1.1 möglich sei, da der ESF ein arbeitsmarktpolitisches
    Förderinstrument sei.
   Für Frauen mit Migrationshintergrund müssen Projekte die besonderen interkul-
    turellen Besonderheiten und Umsetzungsschwierigkeiten ansprechen und beach-
    ten, die z.B. die Auffassung über Frauenerwerbstätigkeit generell oder die unbe-
    gleitete Teilnahme an Kursen, Qualifizierungsmaßnahmen o.ä. betreffen.

                                                                                   14
   Bei Projekten mit Alleinerziehenden sollte bedacht werden, dass sich deren Prob-
    leme oft auch bei Familien mit vollständigem Elternpaar stellen, etwa im Betreu-
    ungsbereich. Insofern sollten etwaige Projekte bei Vorliegen typischer Probleme
    allgemein für „Erziehende“ geöffnet sein.

Zu Zielgruppen und Projektansätzen hat der ESF-Arbeitskreis schon im Rahmen der
Strategie für 2017 einige grundsätzliche Anmerkungen beschlossen, die unverändert
gelten:
   Der ESF-Arbeitskreis möchte den Begriff „Ältere Arbeitslose“ nicht zu eng an eine
    fest definierte Altersgruppe binden. Nach den üblichen statistischen Kategorien
    dürften die über 55-jährigen im Mittelpunkt stehen, Projekte können und sollen aber
    auch bei Bedarf etwas jüngere Menschen mit den typischen Merkmalen von
    „Altersarbeitslosigkeit“ einbeziehen.
   Der ESF-Arbeitskreis spricht sich dafür aus, den mehrere Jahre im Landkreis
    geförderten familienorientierten Ansatz weiterhin auszuschreiben. Zielgruppe sind
    arbeitslose Eltern/Elternteile mit ihren förderfähigen Kindern mit schulischen
    Problemen und/oder Übergangsschwierigkeiten Schule/Beruf.
   Ferner hält der ESF-Arbeitskreis ein personenbezogenes Übergangsmanagement
    für sinnvoll, das die entsprechenden Aktivitäten der Arbeitsagentur und des
    Jobcenters unterstützt. Es sollte abzielen auf
        o ein Vorbeugen gegen das Abgleiten in die Langzeitarbeitslosigkeit nach
           einem Jahr Dauer der Arbeitslosigkeit,
        o geeignete Maßnahmen hierzu z.B. Sensibilisierung, Motivierung und
           Aktivierung schon nach einigen Monaten der Arbeitslosigkeit.
    Ein personenbezogenes Übergangsmanagement sollte unabhängig von den
    Leistungsbereichen SGB II oder SGB III erfolgen.

Die Nennungen der Zielgruppen als Personengruppen mit besonderem Handlungsbe-
darf sind nicht abschließend. Das Operationelle Programm (OP) des ESF in Baden-
Württemberg zielt stark auf eine Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit aller Grup-
pen mit besonderen Vermittlungshemmnissen. Ganz im Sinne des OP können weitere
Zielgruppen als förderfähig anerkannt werden, die hier nicht ausdrücklich genannt
wurden. Oft dürfte es sich um Personengruppen handeln, die nicht hinreichend mittels
belastbarer Daten statistisch identifiziert und quantifiziert werden können, z.B. auch
wegen multipler Vermittlungshemmnisse. Der ESF-Arbeitskreis hält Träger von Pro-
jekten zugunsten solcher Personengruppen noch stärker als andere Antragsteller an,
beim ESF-Förderantrag den speziellen Förderbedarf nachzuweisen. So sollen aus
dem jeweiligen Antrag die regionale Relevanz, eventuelle teilräumige Cluster oder
Brennpunkte, ähnliche gelagerte Projekte bzw. fehlende oder unzureichende Förder-
möglichkeiten etc. hervorgehen.

Diese Bedingung eines Bedarfsnachweises gilt noch stärker im Hinblick auf das zweite
Teilziel beim Ziel B 1.1, die – nicht unbedingt nur erwerbsbezogene – gesellschaftliche
Integration. Dieses Teilziel der sozialen Inklusion kann so viele Facetten haben und
vielerlei Gruppen betreffen, dass es in einer Arbeitsmarktanalyse und –strategie nicht
antizipiert werden kann. Der Bedarfsnachweis für ein spezifisches ESF-gefördertes
Projekt muss deshalb zwingend vom Projektträger geführt werden.

                                                                                    15
3 Regionalisierter Zielbereich C 1.1: Vermeidung von Schul-
  abbruch und Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit
„Die Chancen für Jugendliche, in der Wirtschaftsregion Freiburg einen Ausbildungs-
platz zu finden, sind trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage weiter hervorra-
gend. Für die regionalen Betriebe bleibt es dagegen schwierig, Ausbildungsplätze zu
besetzen.“12 Am 30. September 2019 waren noch rund 600 Ausbildungsstellen unbe-
setzt. Das war die Situation zur Bilanz des Ausbildungsmarktes 2018/2019. Die Chan-
cen für schwächere Bewerberinnen und Bewerber auf dem Ausbildungsmarkt standen
gut.

Im Mai 2020 zeigt sich ein anderes Bild, die Auswirkungen der Corona-Pandemie spie-
geln sich in den folgenden Aussagen: „Sorge bereite auch die Entwicklung auf dem
Ausbildungsmarkt. Bis zum Stichtag meldeten die Betriebe für kommenden Herbst
rund 28 % weniger Ausbildungsplätze als vor einem Jahr.“13 Diese Aussage bezieht
sich auf den gesamten Bezirk der Agentur für Arbeit Freiburg. Speziell für den Land-
kreis Breisgau-Hochschwarzwald wurde seit Beginn des Berichtsjahres im Mai 2020
ein Minus von 38,6 % an gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen gegenüber dem
Vorjahr verzeichnet.14

In der IHK-Umfrage zur Ausbildungssituation in Baden-Württemberg bestätigt sich die-
ser Trend: 18 % der Unternehmen werden ihr Ausbildungsangebot reduzieren und
weitere 11 % vorläufig nicht mehr ausbilden.15

Auch im Kammerbezirk der Handwerkskammer Freiburg wurde zum 31.05.2020 bei
den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen ein Rückgang von 14,1 %, im Land-
kreis Breisgau-Hochschwarzwald ein Rückgang von 7,2 % im Vergleich zum Vorjahr
verzeichnet.16 Dieser Rückgang der Ausbildungsplätze zeigt sich branchenspezifisch
unterschiedlich ausgeprägt – je nachdem wie stark die Einschränkungen auf das Ge-
schäftsgeschehen insgesamt waren (wie z.B. in der Gastronomie, bei den Friseuren)
oder auch wie hoch die Verflechtungen mit der Außenwirtschaft sind (z.B. die der Au-
tomobilzulieferindustrie). Hierbei kann es bei den Unternehmen um Existenzen gehen
und / oder es bestehen große Unsicherheiten zur weiteren wirtschaftlichen Entwick-
lung, sodass die Ausbildung zwangsläufig eingestellt werden muss.

Aber auch die Betriebe, die weiter ausbilden können, stehen vor Herausforderungen.
In Anbetracht der Kontaktbeschränkungen fehlten die Lehrstellenbörsen und Messen
sowie Praktika und Maßnahmen zur Berufsorientierung. Wichtige Instrumente, um ge-
eignete Bewerberinnen und Bewerber – und dabei auch schwächere Schülerinnen
und Schüler oder ausbildungsfernere junge Menschen kennenlernen und gewinnen
zu können.

So steht zu befürchten, dass es für diese Zielgruppe schwieriger wird, sich auf dem
Ausbildungsmarkt zu behaupten.

12 Pressemitteilung der Agentur für Arbeit Freiburg vom 11.11.2019, Bilanz Ausbildungsmarkt 2018/2019,
  Christian Ramm, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg
13 Pressemitteilung der Agentur für Arbeit Freiburg vom 03. Juni 2020, „Arbeitsmarkt wie eingefroren“
14 Arbeitsmarktreport Breisgau-Hochschwarzwald, Mai 2020, Bundesagentur für Arbeit, Statistik
15 „Pandemie hinterlässt deutliche Spuren am Ausbildungsmarkt“ Pressemeldung der Industrie- und

  Handelskammer Südlicher Oberrhein vom 03.06.2020
16 Information der Handwerkskammer Freiburg, Geschäftsbereich Berufliche Bildung vom 16.06.2020

                                                                                                         16
In dieser besonderen Krisensituation sind auch besondere Maßnahmen notwendig, so
z.B. die aktuell beschlossene Ausbildungsprämie für in Not geratene Ausbildungsbe-
triebe. Es gilt die zukünftige Fachkräftesicherung der Unternehmen im Blick zu haben.
Jedoch ist auch ein besonderes Engagement wichtig, die Ausbildungsfähigkeit und
Ausbildungsreife der ausbildungsfernen und schwächeren Jugendlichen zu stärken.
Dies ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass qualifikationsspezifische Arbeitslo-
senquoten zeigen, dass Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung weitaus
häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen sind als Personen, die eine berufliche Ausbil-
dung abgeschlossen haben. Im April 2020 waren im Landkreis Breisgau-Hoch-
schwarzwald 44,9 % der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung.17

So ist die gemeinsame Zielsetzung des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald so-
wie des Landes Baden-Württemberg „Niemand darf verloren gehen“ aktueller denn je
und zeigt den Stellenwert und die Handlungsrelevanz des Ziels C 1.1 des Operatio-
nellen Programms des ESF in Baden-Württemberg auf.

Wie in den vergangenen Jahren bilden die Erfahrungen und Einschätzungen der Ex-
pertinnen und Experten des ESF-Arbeitskreises die Grundlage für die Arbeitsmarkt-
strategie in diesem Zielbereich. Mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens wurden
die Personengruppen der schulmüden und schulverweigernden Jugendlichen und de-
ren zentralen Problemlagen beschrieben. Es wurden bestehende Projekte und Unter-
stützungsangebote im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald erfasst, um daraus be-
darfsgerechte Ansätze bzw. Lücken in dem Hilfesystem zu identifizieren. Ziel ist es,
Doppelstrukturen zu vermeiden und miteinander verzahnte Unterstützungsangebote
über den Europäischen Sozialfonds fördern zu lassen. Darüber hinaus wurden vom
Jugendamt des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald Rückmeldungen zur Situa-
tion schwer erreichbarer Jugendlicher in Corona Zeiten aus der Jugendarbeit/Jugend-
beteiligung, aus der Schulsozialarbeit, aus dem Bereich Übergang Jugend/Beruf, der
offenen Jugendarbeit sowie aus dem Bereich des erzieherischen Jugendschut-
zes/Prävention abgefragt und zusammengestellt.

In diesen Ausführungen wird deutlich, dass die Corona-Verordnungen den Kontakt
generell zu den jungen Menschen erschwert haben. Die Arbeit mit schwer erreichba-
ren Jugendlichen ist dabei noch herausfordernder geworden, die Kontakte sind teil-
weise vollständig abgebrochen. Digitale Tools und die Nutzung der neuen Medien kön-
nen Abhilfe schaffen. Dies ist jedoch bei der Zielgruppe abhängig von der jeweiligen
technischen und sozialen Kompetenz, der Motivation und Ausstattung. Es wird darauf
hingewiesen, dass die persönlichen „face-to-face Kontakte“ und die Beziehungsarbeit
nicht gänzlich ersetzbar sind. Dabei ist auch die Teilhabe von „stillen Gruppen“ durch
inklusive Maßnahmen zu berücksichtigen. In der Stellungnahme der Deutschen Ge-
sellschaft für Psychologie und der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung „Zur
Situation der Kinder und Jugendlichen während der Coronakrise“ vom 27.05.202018
wird hingewiesen: „Es besteht die Gefahr, alle diejenigen Schülerinnen und Schüler
zu verlieren, die in irgendeiner Hinsicht besonderen (pädagogischen oder psychologi-
schen) Unterstützungsbedarf aufweisen. Dies kann Kinder mit schulischen Lern- und
Leistungsproblemen, Kinder mit Verhaltensproblemen und Problemen der Selbstregu-
lation oder Kinder mit gesundheitlichen Einschränkungen betreffen, aber auch Schü-
lerinnen und Schüler deren Eltern oder Bezugspersonen sie – aus welchen Gründen
auch immer – nicht im notwendigen Umfang fachlich und motivational unterstützen

17 Information der Agentur für Arbeit Freiburg zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt im Landkreis Breisgau-
  Hochschwarzwald, ESF- Arbeitskreissitzung Freiburg, 25.05.2020
18 Internetabfrage am 27.06.2020: https://www.dgps.de/index.php?id=143&tx_ttnews %5Btt_news %5D=1971

  &cHash=05901160461ac6ef6dd789b22adafc48, Deutsche Gesellschaft für Psychologie
                                                                                                          17
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