ARBEITSBERICHT 2017 2018 - www.agjf.de

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ARBEITSBERICHT 2017 - 2018

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Interessen vertreten

Jugendpolitik gestalten .................................................................        4
Landesjugendhilfeausschuss Baden-Württemberg .............................                       7

Vernetzen und kooperieren
Das AGJF Netzwerk ......................................................................         8
Kuratorium Jugendnetz .................................................................          9
Bundesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendeinrichtungen ....                           10
Kooperationsverbund Offene Kinder- und Jugendarbeit ........................                    12
Akademie der Jugendarbeit .............................................................         13
AGJF Netzwerk Mädchenarbeit .........................................................           16
Kooperation Kommunal - gemeinsame Ziele .......................................                 18

Inhalte und Entwicklungen aufgreifen
Jahrestagung für die Offene Kinder-und Jugendarbeit 2017 .................                      19
Regionale Zukunftskonferenzen ........................................................          22
Ganztagsschule – Dialog, neue Ideen und einige Unklarheiten ..............                      24
Reichweitenuntersuchungen ............................................................          25
Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag ...............................................            28

Service bieten
Standards und Specials ...............................................................          30
Neue Publikationen .....................................................................        30

Projekte initiieren und verwirklichen
Integrationsoffensive Baden-Württemberg ........................................                32
Fachkräftenachwuchs in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ............                        36
Street Dance in Baden-Württemberg .................................................             38
Geflüchtete – Demokrat*innen von Anfang an ....................................                 41

ANHANG
Team der Geschäftsstelle .................................................................      42
AGJF Vorstand ...............................................................................   43
AGJF Grundhaushalt .......................................................................      44
AGJF Massnahmehaushalt ...............................................................          45
Impressum ...................................................................................   46
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„NICHT OHNE UNS!“

Vier/fünf. Fünfundvierzig . 45 liegt knapp über dem Durchschnitt des durchschnittlichen Alters der Erwerbstä-
tigen in Deutschland. Der liegt bei 43 Jahren. ‚45 ist aber auch eine Zahl der Befreiung. Vor nun 73 Jahren en-
dete das verbrecherische Nazisystem in Trümmern. In Trümmern lag auch deren Ideologie. Eine Ideologie der
Selektion, der Elitebildung, des Rassismus, des Antisemitismus, des Nationalismus, der militärischen Stärke,
der Gewalt und des Terrors. Und mit der Befreiung kam – vor allem im amerikanischen Sektor auch die Offene
Jugendarbeit. Mit einem klaren Auftrag: die Demokratisierung der Jugend. Wer hätte damals gedacht, dass
eine offen rassistische Partei in Land- und Bundestag einziehen kann. Getragen von einem Teil der Bevölke-
rung, die sich um ihre Privilegien betrogen fühlt. Diese Privilegien der weißen, heterosexuellen, in Deutschland
geborenen, (nicht-muslimischen/jüdischen/arabischen/people of color) Mehrheitsgesellschaft sind scheinbar
ein Naturrecht. Da „stört“ der Zuzug alles „Fremden“.
Dass hier gerade die Offene Kinder- und Jugendarbeit viel zu sagen hat, lässt sich nicht nur mit dem Auftrag
von 45 ff. begründen, es lässt sich an unseren Besucher*innenzahlen ablesen. Junge geflüchtete Menschen
kommen in der Offenen Arbeit an, finden Gehör, Anerkennung, Freunde und bringen sich ein. Offene Arbeit
ist das bunte Konzept innerhalb der Jugendarbeit. Und diese bunten Farben tragen wir, die AGJF, bildlich ge-
sprochen ins Ländle hinaus. Wir sind der Fachverband für Buntheit. Und auch bundes- und europaweit bringen
wir uns ein. Mit der Integrationsoffensive B-W stellen wir ein wichtiges Tool für die Arbeit zur Verfügung. Mit
unseren Fachveröffentlichungen, Fachtagen - hier an erster Stelle die Jahrestagung für die OKJA! –, unseren
Serviceleistungen, den Projekten zur Nachwuchsförderung, zur Demokratiebildung bei jungen Geflüchteten,
zur Reichweite der OKJA, dem Engagement in der Streetdance-Szene, und, und, und, tragen wir zur fachlichen
Profilierung des Arbeitsfeldes bei und werden dies auch in den kommenden Jahren tun. Der 15. Kinder- und
Jugendhilfebericht stellt gerade in der politischen Bildung, in der „Demokratiebildung“ und Teilhabe die Mög-
lichkeiten und Erfolge der Offenen Jugendarbeit heraus, vor allem hinsichtlich einer Klientel, die andere gar
nicht erreichen. Mit Offenheit, Freiwilligkeit und all den anderen Prinzipien unserer Arbeit gelingt uns das. Hier
sehe ich einen wichtigen Schwerpunkt unsere Arbeit: in der politischen Bildung, der Demokratieförderung, des
sich Einmischens, der Teilhabe und der Politisierung der Kinder- und Jugendarbeit. Auch hier gilt: Nicht ohne
uns! Eigentlich möchte ich unser Jahrestagungsmotto hier noch verstärken durch „nur mit uns!“. Nur mit uns,
der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, gelingt auch in Baden-Württemberg der Erhalt und das Bestehen einer
offenen Gesellschaft. Und diese sollte allen Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen - in der Stadt und auf
dem Land gleichermaßen. Im Sinne einer Angleichung der Lebensverhältnisse ist für dieses Arbeitsfeld eine
landesweite Förderung erstrebenswert. Viel Geld fließt in viele Bereiche - wir meinen in der Offenen Jugend-
arbeit wäre es oft besser angelegt.
Dass wir, die AGJF, etwas aus dem uns anvertrauten Geld machen, dokumentiert dieser Arbeitsbericht. Vielen
Dank an alle, die daran mitgewirkt haben und vielen Dank an alle, die sich in und bei der AGJF engagieren.
Mein besonderen Dank gilt unseren Förderern, dem KVJS, dem Ministerium für Soziales und Integration und
letztendlich unseren 200 aktiven Mitgliedern.
Ach, mit 45 hat es noch etwas auf sich: die AGJF wird 2018 45 Jahre alt, legt man die erste konstituierende
Sitzung damals in Pforzheim zu Grunde. Happy Birthday, und nicht vergessen, auch die nächsten 45 Jahre
gilt: „Nicht ohne uns“!

Martin Wetzel
Vorsitzender der AGJF Baden-Württemberg e.V.

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JUGENDPOLITIK
 GESTALTEN                                              Der Plan geht in die Welt
                                                        Es ist ziemlich zweitrangig, dass es keine exakte
Es hat ja schon gedauert, bis sich die inzwischen       Sprachregelung gibt, ob es nun „Zukunftsplan“ oder
nicht mehr so neue Landesregierung in der Jugend-       „Masterplan“ heißt. Der Landtag und die Landesre-
politik sortiert hatte. Nach einigen Umstrukturie-      gierung nehmen die Weiterentwicklung der Kinder-
rungen im zuständigen Ministerium für Soziales und      und Jugendarbeit zunehmend ernster. Die Argu-
Integration (eine Kombi zwischen dem ehemaligen         mentationen der Verbände gewinnen offenbar an
Integrationsministerium und dem Ministerium für         Überzeugungskraft.
Arbeit und Sozialordnung) hat sich inzwischen eine
vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre herausgebildet,       Landeshaushalt – Mehr Geld für die
in der eine reibungsfreie, sachliche Kommunikation      Kinder- und Jugendarbeit
stattfindet. Das ist eine sehr gute Arbeitsgrundlage!   Im aktuell verabschiedeten Landeshaushalt sind
An dieser Stelle also ein Kompliment und ein dickes     deutliche Steigerungen im Bereich der Kinder- und
Dankeschön an das Ministerium für die gute Koope-       Jugendarbeit vorhanden. Für 2018 sind das konkret
ration!                                                 2,5 Mio., für 2019 ca. 5 Mio., in der mittelfristigen
                                                        Finanzplanung am Ende der Legislatur 2020 sogar 10
In einer inzwischen bewährten Arbeitsteilung hat        Mio. € mehr. Dafür haben sich die Jugendpolitiker*in-
sich die LAGO als Partnerin der Landespolitik im Zu-    nen der Landtagsfraktionen sehr eingesetzt, auch die
sammenwirken mit den anderen Landesorganisatio-         Oppositionsfraktionen hatten daran keine Kritik. Das
nen aus der Kinder- und Jugendarbeit, der Jugendso-     ist uneingeschränkt positiv, dafür an dieser Stelle
zialarbeit und weiterer Partner (vgl. Kap. „Vernetzen   große Anerkennung!
und Kooperieren – AGJF Netzwerk“) fest etabliert.       Diese Mittel stehen in den kommenden drei Jahren
Die LAGO ist in allen Prozessen, die im Folgenden be-   dem Zukunftsplan Jugend – so heißt er im Landes-
schrieben werden, als Gesprächspartnerin mit dabei.     haushalt – zur Verfügung.
Die wichtigsten seien an dieser Stelle kurz beschrie-   Aber einfach nur mehr Geld ist nur das Eine. Um es
ben:                                                    gewinnbringend für die Kinder- und Jugendarbeit

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INTERESSEN VERTRETEN

einzusetzen, bedarf es Ideen und einer funktionie-       Regelförderung übergeführt werden, damit die zu-
renden Struktur für deren Umsetzung.                     sätzlichen 10Mio € dann dauerhaft als Strukturför-
                                                         derung der Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung
Die Strukturen im Plan wurden auf Vorschlag der          stehen.
Landesorganisationen der Kinder- und Jugendarbeit
verändert und verschlankt. Die Lenkungsgruppe, hat       Neue Verwaltungsvorschriften im
inzwischen strategische Aufgaben. Sie bestimmt die       partizipativen Verfahren
groben Linien und Zielsetzungen. Daneben gibt es         Bereits 2017 wurde die Verwaltungsvorschrift zur
die so genannte „AG Innovation“, die Projektvor-         Förderung der Bildungsreferent*innen intensiv zwi-
schläge direkt an das Ministerium empfehlen kann.        schen Ministerium und Verbänden beraten und ab-
Das Budget beträgt dafür 2018 insgesamt 600.000€.        gestimmt. Darüber besteht inzwischen weitgehend
Darüber hinaus gibt es projekt- bzw. themenbezoge-       Konsens, sodass dieser Prozess beinahe abgeschlos-
ne AGs, die jeweils gezielt zu bestimmten Bereichen      sen scheint.
und Projektideen arbeiten.                               Aktuell wird die Verwaltungsvorschrift zur Förderung
Eine bislang vorgesehene AG zu den so genann-            der außerschulischen Bildung diskutiert. Diese VwV
ten „neuen Förderlinien“ ist noch nicht umgesetzt.       betrifft den Teil des Landesjugendplans, der für die
Aufgabe dieser AG wäre die Erarbeitung von neu-          Maßnahmen der Kinder- und Jugendarbeit vorge-
en Förderprogrammen bzw. erfolgreiche Projekte in        sehen ist. Dazu gehören beispielsweise Jugendlei-
Förderprogramme zu überführen. Bevor diese AG zu-        ter*innenlehrgänge, Seminare, praktische Maßnah-
sammenkommt, sollen zunächst die Verwaltungsvor-         men der Jugendbildung, Ferienerholung etc. Dieser
schriften für die Förderung von Bildungsreferent*in-     Prozess hat im Februar 2018 begonnen und soll im
nen und der außerschulischen Jugendbildung neu           Laufe des Jahres abgeschlossen werden. In einem
ausgearbeitet werden.                                    ersten Schritt wurde die Förderung von Jugendlei-
                                                         ter*innenlehrgängen und Seminaren von 8,20 € auf
Insgesamt ergeben sich durch die zur Verfügung ste-      14,20 € pro Tag erhöht und die Altersgrenze für Se-
henden Mittel und die gute Kooperation mit dem Mi-       minare von 14 auf 12 Jahre gesenkt, sodass insge-
nisterium sehr gute Voraussetzungen für die Durch-       samt mehr Jugendliche daran teilnehmen können.
führung von Projekten, die dann auch die Chance          Danach soll im Verlauf des Jahres eine größere Ver-
haben, auf Dauer gefördert zu werden.                    änderung in der Systematik der Förderung bespro-
Eines der Projekte, die den Weg in eine dauerhafte       chen und festgelegt werden.
Förderung gefunden haben, ist die Integrationsof-
fensive (vgl. Kap. „Projekte initiieren und verwirkli-
chen“). Sie wurde inzwischen, mit der seit 2016 auf
200.000€ erhöhten Förderung, fest im Landeshaus-
halt verankert.
Mit der Reichweitenuntersuchung steht ein weiteres
Projekt vor der Fortführung. Die Mittel dafür sind im
Landeshaushalt bereits benannt. Die Weiterentwick-
lung des Konzeptes läuft derzeit, voraussichtlich Mit-
te des Jahres wird eine zweite Runde anlaufen (vgl.
Kap. Themen und Entwicklungen aufgreifen).

Ziel des Zukunftsplans ist es, dass die in dieser Le-
gislatur geförderten Projekte im Erfolgsfall in eine

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Die LAGO und die AGJF:
    Interessenvertretung für die OKJA in zwei Richtungen
    Die LAGO bildet seit einigen Jahren die politische Spitze der Offenen Kinder- und Ju-
    gendarbeit in Baden-Württemberg. Sie pflegt die Kontakte zu den Landtagsfraktio-
    nen, insbesondere zu den jugendpolitischen Sprecher*innen, mit denen regelmäßig
    Gespräche über die aktuellen Entwicklungen geführt werden. Auch zu den Spitzen der
    zuständigen Ministerien gibt es regen Kontakt, ebenso zu anderen staatlichen Insti-
    tutionen wie z.B. zur Landeszentrale für politische Bildung. Intensiv und regelmäßig
    gestaltet sich der Austausch mit verschiedenen nicht staatlichen Organisationen. Dazu
    gehören allen voran die Landesorganisationen der Kinder- und Jugendarbeit, also der
    Landesjugendring, die Baden-Württembergische Sportjugend, die Arbeitsgemeinschaft
    der Landjugendverbände sowie die Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung. Enge
    Kontakte bestehen ebenfalls zur Jugendsozialarbeit (LAG Mobile Jugendarbeit, LAG Ju-
    gendsozialarbeit, Netzwerk Schulsozialarbeit).

    Die AGJF arbeitet in einer sinnvollen Ergänzung dazu „in die Fläche“, unterstützt die
    Einrichtungen vor Ort mit Material, Beratung, Fachwissen, rechtlichen Auskünften etc.
    Sie fungiert dabei auch als Link für die Themen der Praxis in die politische Debatte
    und die Fachdebatte auf Landesebene. Dadurch macht die AGJF die Lobbyarbeit für die
    OKJA erst vollständig. Sie ist im Vorstand der LAGO über ihre Geschäftsführung und ein
    weiteres Vorstandsmitglied vertreten und arbeitet mit hohem Engagement an den be-
    schriebenen Prozessen mit. Dieses Zusammenspiel bewährt sich laufend, die Ergebnis-
    se können sich sehen lassen. Im vorliegenden Bericht spiegelt sich einiges davon wider.

    Martin Bachhofer

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INTERESSEN VERTRETEN

 LANDESJUGENDHILFEAUSSCHUSS
 BADEN-WÜRTTEMBERG
Besonders hervorzuheben sind für diesen Berichts-        ●● Aktuelle Entwicklungen im Themenfeld Adopti-
zeitraum zwei maßgebliche personelle Veränderun-            on / Auslandsadoptionen
gen innerhalb des Kommunalverbandes für Jugend           ●● Die Abwicklung von Landesprogrammen wie
und Soziales Baden-Württemberg (KVJS). Zum ei-              Schulsozialarbeit, Netzwerk Frühe Hilfen oder
nen wurde Ende 2017 Roland Klinger als langjähri-           das Landesprogramm STÄRKE
ger Verbandsdirektor in den Ruhestand verabschie-        ●● Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren für
det. Gleichzeitig gab Roland Kaiser bekannt, dass er        Kinder/Jugendliche in Heimeinrichtungen
sich für einen beruflichen Wechsel von der Leitung       ●● Bericht und Stellungnahme zu den SGB VIII
des Landesjugendamtes zur Stadt Baden-Baden als             Reformvorhaben
Bürgermeister entschieden hat. Beide haben die Ent-      ●● Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Fall-
wicklungen im KVJS und speziell im Bereich des Lan-         zahlentwicklungen, akt. Herausforderungen
desjugendamtes wesentlich geprägt und weiterent-         ●● Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen für
wickelt. Dabei auch immer klar Position bezogen und         die Vollzeitpflege
sich für die Anliegen einer gut ausgestatteten, auf      ●● Berichte zu den Förderprogrammen Fortbil-
aktuelle Herausforderungen reagierenden Jugendhil-          dungen und überregionale Maßnahmen der
fe stark gemacht. Dafür an der Stelle ganz herzlichen       Kinder- und Jugendarbeit und der Jugendhilfe
Dank und alles Gute auf den weiteren Wegen von              2015-2016
Seiten der AGJF.                                         ●● Festlegung von Förderschwerpunkten zur Wei-
                                                            terentwicklung der Jugendhilfe in Baden-Würt-
Von besonderer Relevanz für das Arbeitsfeld Kinder-         temberg: Inklusive Ansätze im Gemeinwesen/
und Jugendarbeit waren die Berichterstattung zur            Sozialraum, Risiko- und Armutslagen junger
Bedeutung selbstorganisierter Jugendarbeit von Vol-         Heranwachsender und als dritter Schwerpunkt
ker Reif, die Vorstellung und Diskussion des 15. Kin-       Partizipation von Jungen und Mädchen
der- und Jugendberichts der Bundesregierung sowie        ●● Bericht zur Bundesinitiative Frühe Hilfen
die Fortschreibung der Fördermittel für Fortbildun-      ●● Anerkennung „Bund der Alevitischen Jugend in
gen, Maßnahmen der Jugendbildung und die jährlich           Deutschland-Landesverband B-W“ als Träger
angepasste Förderung der Landesorganisationen wie           der außerschulischen Jugendbildung
LJR und AGJF.                                            ●● Fortbildungen und Tagungen für Fachkräfte der
                                                            Jugendhilfe 2017/2018
Weitere Themen bei den 6 Sitzungen des Landesju-         ●● Haushalts- und Stellenplan 2017/2018
gendhilfeausschusses 2016-2017 waren:
                                                        Kennzeichnend für die Aufarbeitung dieser vielsei-
 ●● Arbeitsschwerpunkte und Ziele des Landesju-         tigen Themen sowie die Diskussion im Landesju-
     gendamtes 2016 und 2017                            gendhilfeausschuss, sind die hohe Fachlichkeit und
 ●● Befunde zur Bedeutung selbstorganisierter           das konstruktive Zusammenwirken der Kommunalen
     Jugendarbeit                                       Vertreter*innen mit denen der Liga der Wohlfahrts-
 ●● Vorstellung 8er Rat als neues Modell kommu-         verbände und Jugendverbände sowie der Verwaltung
     naler Jugendbeteiligung                            des Landesjugendamtes. Dafür an dieser Stelle herz-
 ●● Fortschreibung des Berichts zu den Kinder-          lichen Dank.
     tageseinrichtungen in Baden-Württemberg
     Versorgung von Flüchtlingskindern in Kinderta-     Joachim Sautter
     gesstätten

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DAS AGJF-NETZWERK
Gemeinsam mit vielen Partnerorganisationen ist es        ●● Landkreistag, Städtetag und Gemeindetag
unser Ziel, die Interessen der Offenen Kinder- und         Baden-Württemberg
Jugendarbeit zu bündeln, gegenüber der Politik zu        ●● AGJF Netzwerk Mädchenarbeit
vertreten und in der Öffentlichkeit darzustellen.        ●● Bundesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und
Gemeinsam mit unseren Kooperationspartner*innen            Jugendeinrichtungen e.V.
bilden wir ein breites, gut aufgestelltes Netzwerk für   ●● Kooperationsverbund Offene Kinder- und
die Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Württemberg.         Jugendarbeit
                                                         ●● weitere Landesorganisationen der
Unsere Partner*innen sind unter anderem                    Kinder- und Jugendarbeit wie der Bund
                                                           der Jugendfarmen und Aktivspielplätze,
 ●● Landesarbeitsgemeinschaft Offene                       das paritätische Jugendwerk, die LAG
     Jugendbildung Baden-Württemberg e.V.                  Jungenarbeit, die Baden-Württembergische
 ●● Kommunalverband für Jugend und Soziales -              Sportjugend, die Landesvereinigung Kulturelle
     KVJS                                                  Jugendbildung und die Arbeitsgemeinschaft der
 ●● Landesjugendring Baden-Württemberg e.V.                Landjugendverbände
 ●● Ministerium für Soziales und Integration             ●● Stiftung Theaterhaus
     Baden-Württemberg und                               ●● Hochschule Esslingen
 ●● Ministerium für Kultus, Jugend und Sport             ●● Duale Hochschule Stuttgart
     Baden-Württemberg                                   ●● Evangelische Hochschule Ludwigsburg
 ●● Akademie der Jugendarbeit Baden-                     ●● Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
     Württemberg e.V.                                    ●● Hochschule Ravensburg/Weingarten

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VERNETZEN UND KOOPERIEREN

 KURATORIUM JUGENDNETZ

Ergebnisse und Kennzahlen jugendnetz.de
Die Zugriffszahlen und Seitenaufrufe in jugendnetz.de sind über die vergangenen Jahre
relativ stabil. In einzelnen Modulen bzw. Plattformen gibt es jedoch erhebliche Ver-
schiebungen. So verzeichnet z.B. das Modul Ferienfreizeiten verstärkte Zuwächse und
ist topaktuell was die Datenbasis anbelangt, während der Bereich Markt und Jobs rück-
läufig ist. Vermutlich, weil auf regionaler Ebene weniger Zeitressourcen für die Einpfle-
ge aktueller Daten zur Verfügung stehen.
Perspektivisch für die Koordinierung von jugendnetz.de könnte eine Fokussierung auf
einzelne Plattformen, wie beispielsweise Jugendbildung International, Ferienfreizeit-
maßnahmen nichtkommerzieller Anbieter für Jugendliche in Deutschland und im euro-
päischen Ausland vollzogen werden.

Überlegungen zu regionalen Schüler*inneninformation
Die Idee ist hier, dass Jugendliche an ihrer Schule über einen großen Flachbildschirm
oder ein Tablet verschiedene, aktuell wechselnde Inhalte und Informationen angeboten
bekommen. Hierbei kann es sich um aus der Schule selbst generierte Daten handeln,
wie beispielsweise Beiträge aus der Schülerzeitung, besondere Unterrichts- oder AG-
Ergebnisse oder den tagesaktuelle Stunden- und Unterrichtsplan. Gleichzeitig könnte
über außerunterrichtliche Bildungsangebote informiert werden, die im schulnahen Raum
oder mit Kooperationspartner*innen der Schule stattfinden. Dieses Schülerinnen- und
Schülerinfo könnte die Funktion einer digitalen Litfaßsäule übernehmen, die statische
und bewegte Bilder mit aktuellen Informationen transportiert, die jugendgerecht und
topaktuell aufbereitet sind. Diese Idee soll mit Modellschulen getestet werden.

Focus: respect! – Meldestelle Hetze im Internet
Die Jugendstiftung Baden-Württemberg hat unter dem Dach des „Demokratiezentrums“
im Programm „Demokratie leben“ des Bundesfamilienministeriums eine so genannte
Meldestelle eingerichtet, bei der rechtsextremistische, verleumderische oder hetzerische
Inhalte, die in den sozialen Medien zirkulieren, gemeldet werden können. Ziel ist
hierbei, die Löschung dieser Inhalte zu erwirken, bzw. die Inhalte, die Merkmales eines
Straftatbestandes erfüllen, zur Anzeige zu bringen. Meldungen werden weiter verfolgt
und in Kooperation mit einer Rechtsanwaltskanzlei bearbeitet.

Vielfaltcoach – zertifizierte Ausbildung für Jugendliche
Rund 80 Jugendliche sollen jährlich qualifiziert werden, Aktionen und Projekte im The-
menbereich Vielfalt und Demokratie umzusetzen. Die Qualifizierung ist jeweils auf vier
Tage angelegt und schließt mit einem entsprechenden Zertifikat ab.

Ingo-Felix Meier

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ARBEITSBERICHT 2017 2018 - www.agjf.de
BUNDESARBEITSGEMEINSCHAFT OFFENE
      KINDER- UND JUGENDEINRICHTUNGEN E.V.
      (BAG OKJE)

     Entwicklung BAG OKJE e.V.
     Die BAG OKJE e.V. konnte im Jahr 2017 zwei neue Landesverbände bzw. Arbeits-
     gemeinschaften als Mitglieder begrüßen. Mit der Landesarbeitsgemeinschaft Offene
     Kinder- und Jugendarbeit Niedersachsen und dem Fachverband Jugendarbeit / Jugend-
     sozialarbeit Brandenburg e.V sind zwei große Bundesländer zur BAG OKJE e.V. gekom-
     men. Bei der Mitgliederversammlung im November 2017 in Hannover, wurde Moritz
     Schwerthelm von der Universität Hamburg als persönliches Vorstandsmitglied gewählt.
     Somit ist wieder eine Person aus der Wissenschaft im Vorstand der BAG OKJE e.V.
     vertreten.
     Die BAG OKJE e.V. ist in verschiedenen Netzwerken und Kooperationen tätig. Unter
     anderem im Initiativkreis zur Vorbereitung des nächsten Bundeskongresses mit dem
     Deutschen Jugendinstitut DJI, dem Bundesjugendring und der Universität Dortmund,
     an der der letzte Bundeskongress 2016 stattfand. Ebenso ist die BAG OKJE e.V. in der
     Handlungsfeldspezifischen AG „Kinder- und Jugendarbeit“ sowie an Werkstätten des
     Bundesministeriums beteiligt. Auch im bundesweiten „Kooperationsverbund OKJA“ ist
     die BAG aktiv und beteiligt sich an den Treffen und den Positionierungen und Fachde-
     batten.
     Die BAG-OKJE e.V. Bundesjahrestagung findet am 23.Oktober 2018 in Potsdam statt,

10
VERNETZEN UND KOOPERIEREN

die Mitgliedsversammlung am Abend zuvor, am 22. Oktober 2018.

Förderung durch das Bundesministerium
Die Bag OKJE e.V. erhält im Jahr 2018 eine deutliche Steigerung der Förderung durch
das Bundesministerium Familie, Soziales, Frauen und Jugend von 20.000,00 € auf
100.000,00 €. In der Gesamtsumme enthalten sind Projektmittel und diesmal erstma-
lig auch Personalmittel. Auf diese Weise wird nicht nur die Arbeit der BAG OKJE e.V. für
die Offenen Kinder und Jugendeinrichtungen wertgeschätzt, sondern auch ein Signal
gesetzt, dass diese Arbeit für das Ministerium eine wichtige Rolle spielt.

Neuer GEMA Tarif „WR-KJA“ für die Kinder- und Jugendarbeit
Nachdem die GEMA zu Beginn des letzten Jahres den Gesamtvertrag WR-OKJE zum
31.12.2017 gekündigt hat, wurde in Verhandlungen der BAG OKJE und der GEMA der
neue Tarif WR-KJA vereinbart. Ab dem 01.Januar 2018 gilt dieser neue GEMA-Tarif für
die Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit.
Diese Veränderungen im Vertragswesen hat zum Jahreswechsel zu einer Spitzenbe-
lastung nicht nur bei der BAG OKJE, sondern auch bei der AGJF Baden-Württemberg
geführt, die die Mitarbeiter*innen sehr gut und mit hohem Engagement gemeistert
haben. Mit Infoveranstaltungen in den einzelnen Bundesländern, organisiert durch die
jeweiligen Landesverbände, geben Jürgen Holzwarth, der GEMA-Beauftragte der BAG
OKJE e.V., sowie ein Vertreter der GEMA weitere Information und beantworten Fragen.
Der neue Vertrag wird zu Beginn des Jahres 2019 evaluiert und weiter optimiert.
Weitere Informationen dazu unter: www.bundesnetz.de

Ingo-Felix Meier
Vorsitzender der BAG OKJE e.V.

                                                                                           11
KOOPERATIONSVERBUND OFFENE
 KINDER- UND JUGENDARBEIT
Der Kooperationsverbund (KV) ist nach wie vor ein       – mehr Kinderschutz – würde so nicht erreicht. Die
Netzwerk von Interessierten Fachkräften und Or-         Reform wurde zwar in der vergangenen Legislatur
ganisationen, das sich regelmäßig trifft. Es soll der   nicht mehr umgesetzt, jedoch ist damit das Thema
OKJA zu mehr Gehör auf der Bundesebene verhelfen,       keinesfalls erledigt.
ohne bestehende Strukturen in Frage zu stellen. Die
Initiative ging insbesondere von einigen Hochschul-     Der KV hat sich im vergangenen Jahr dreimal getrof-
vertreter*innen aus, die die Fahne der OKJA dort        fen. Neben den oben genannten Themen wurden die
hochhalten und die die Notwendigkeit sehen, die         Rahmenbedingungen der OKJA diskutiert. Die AGJF
OKJA politisch sichtbarer zu machen.                    hatte an dieser Stelle wesentliches beizutragen, die
                                                        AGJF-Broschüre dazu liegt ja seit dem letzten Jahr
Im abgelaufenen Jahr hat sich der KV stetig weiter-     vor. Vorgestellt hat sich der KV auch auf dem Deut-
entwickelt. Inhaltlich sind vor allem zwei Themen in-   schen Kinder- und Jugendhilfetag im März 2017 in
teressant:                                              Düsseldorf mit einer Diskussionsveranstaltung am
Eine Arbeitsgruppe widmet sich dem Thema der Stu-       Stand der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Ju-
dienangebote für die Offene Kinder- und Jugendar-       gendhilfe (AGJ).
beit. Der KV verfolgt damit zwei Ziele: Einmal einen
Überblick über die Angebote der Hochschulen in
Deutschland im Feld der Offenen Kinder- und Ju-
gendarbeit zu erhalten, zum anderen langfristig für
deren Erhalt und Ausbau zu sorgen.
Sehr ausführlich hat der Kooperationsverbund zur
Reform des SGB VIII Stellung genommen, die das
Bundesfamilienministerium zum Ende der vergange-
nen Legislatur noch in Angriff genommen hat. Darin
waren sehr grundlegende Veränderungen vorgese-
hen. Im Gesetz sollte die Inklusion als Aufgabe der
Kinder- und Jugendhilfe verankert werden. Gleich-
zeitig jedoch sind die Teilhabemöglichkeiten von Kin-
dern und Jugendlichen eingeschränkt worden. Das
                                                        Noch im April 2018 wird sich der KV an der geplanten
hätte den partizipativen Geist des KJHG aus dem
                                                        Erarbeitung einer europäischen Charta zur Kinder-
Jahr 1990 verändert. Die Stellungnahme des KV hat
                                                        und Jugendarbeit beteiligen.
sich klar dagegen gewandt. Im Entwurf des Gesetzes
                                                        Das kommende Treffen ist als zweitägige Tagung ge-
wurde zudem versucht, die so genannte „Schutzlü-
                                                        plant, bei der die Folgerungen des 15. Kinder- und
cke“, die für ehrenamtlich geführte Einrichtungen der
                                                        Jugendberichts für die Offene Kinder- und Jugendar-
OKJA gesehen wurde, durch einen eigenen Paragra-
                                                        beit diskutiert werden sollen.
fen zu regeln. Ausgangspunkt war die Tatsache, dass
                                                        Die AGJF ist an der Entwicklung des KV maßgeblich
die Regelungen des Kinderschutzparagrafen 8a und
                                                        in der Sprecherfunktion in einem Dreier-Team betei-
des 72a für solche Einrichtungen nicht greifen. Der
                                                        ligt.
Gesetzestext hätte aus der Sicht des KV jedoch zu
nicht erfüllbaren Kontrollaufgaben des zuständigen
                                                        Martin Bachhofer
örtlichen Trägers geführt. Das eigentliche Anliegen

   12
VERNETZEN UND KOOPERIEREN

 AKADEMIE DER JUGENDARBEIT
 BADEN-WÜRTTEMBERG E.V.

… über die Akademie
Die Akademie der Jugendarbeit Baden-Württemberg
e.V. ist die gemeinsame Fort- und Weiterbildungsein-
richtung der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstät-
ten Baden Württemberg e.V. (AGJF) und des Landes-
jugendrings Baden-Württemberg e.V. (LJR).
Unter den fünf Adjektiven konzeptionell, exklusiv,
mobil, aktuell und kooperativ bietet die Akademie
bedarfsorientiert und praxisnah Fortbildungen zu       arbeit ist der Einführungskurs bei der Einarbeitung
Theorie und Praxis der Kinder- und Jugendarbeit an.    neuer Mitarbeiter*innen ein fester Bestandteil der
Dazu gehören neben den zentral angebotenen Fort-       Qualitätssicherung. Er stellt somit einen wichtigen
und Weiterbildungen auch passgenaue und mobile         Baustein der Qualitätssicherung und Professionali-
Angebote vor Ort ebenso wie das Angebot, Träger        sierung des Arbeitsfeldes der Offenen Kinder- und
auf konzeptioneller Ebene dabei zu unterstützen,       Jugendarbeit in Baden-Württemberg dar. Sabine
passende Qualifizierungsmaßnahmen zu entwickeln.       Pester von der AGJF-Geschäftsstelle ist sowohl als
                                                       Referentin, als auch in der konzeptionellen Weiter-
Themen und Schlaglichter 2017/18                       entwicklung des Einführungskurses eingebunden.
- Inklusion - junge Geflüchtete – Demokratie
innovativ – ePartizipation - Radikalisierung –         Für das Feld der OKJA bietet die Akademie darüber
Populismus – Klassismus -                              hinaus weitere Veranstaltungen an: „Kernstück Offe-
Die Angebotspalette der Akademie der Jugendarbeit      ner Betrieb – mit System und Gestalt“, welche den
ist so konzeptioniert, dass sie hauptamtliche Mitar-   Offenen Betrieb unter dem Blickwinkel systemischer
beiter*innen der Kinder- und Jugendarbeit in ihrer     Grundannahmen betrachtet sowie mit kreativen Me-
Berufsbiographie begleiten kann: Angefangen mit        thoden aus der Gestaltarbeit arbeitet, oder aber die
dem Einführungskurs für neue Fachkräfte, bis hin zu    Veranstaltung „(Neu-) Start Offener Einrichtungen:
Veranstaltungen, die sich schwerpunktmäßig an Lei-     Planung, Konzeption und (Neu-)Start einer Einrich-
tungskräfte richten, wie beispielsweise „Agiles Ma-    tung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit“, bei der
nagement in sozialen Einrichtungen“.                   sowohl die Planung und Konzeption einer komplett
Der „Einführungskurs für neue Fachkräfte in der Kin-   neuen oder einer neu gestarteten Einrichtung bear-
der- und Jugendarbeit und der Mobilen Jugendar-        beitet wird.
beit“ ist seit Jahren im Feld der OKJA sehr gefragt.   Andere Veranstaltungen beziehen sich auf die Kin-
Besonderen Charme entfaltet die Einführung, da sie     der- und Jugendarbeit allgemein und wollen Mitar-
– als Kooperationsveranstaltung der „zuständigen       beitenden neue Methoden und Handwerkszeug für
Verbände“ – die Felder der kommunalen Jugendar-        ihre Praxis vermitteln. Beispielhaft genannt seien
beit, der offenen, der verbandlichen und der mobilen   hier: „Stimmig auftreten - Sprechwirkung und Kör-
Kinder- und Jugendarbeit vereint. Kooperationspart-    persprache“; „Aktiv einmischen – im Jugendhilfeaus-
ner*innen sind der KVJS, die AGJF, der LJR sowie die   schuss“ oder „Tiergestützte Pädagogik“.
LAG Mobile Jugendarbeit/Streetwork Baden-Würt-
temberg.                                               Über die Beschäftigung mit aktuellen Themen und
Bei vielen Trägern der Offenen Kinder- und Jugend-     Fragestellungen versucht die Akademie Impulse für

                                                                                                     13
die Kinder- und Jugendarbeit zu setzen. 2017 gab       Kinder- und Jugendarbeit mit jungen Geflüchteten.
es beispielsweise einen Fachtag zu Abwertungs- und     Ziel ist hier neben der Qualifizierung u.a. auch der
Radikalisierungsprozessen bei Jugendlichen, 2018       Aufbau eines Referent*innenpools. In 2018 wird die
folgen Veranstaltungen zu Populismus und Klassis-      Qualifizierung mit 4 Basis- und 9 Aufbaumodulen mit
mus, ein Methodenseminar zu ePartizipation, sowie      Kooperationspartnern der Kinder- und Jugendarbeit
in Kooperation mit der LAG Mädchenpolitik, ein Se-     weitergeführt.
minar zu Veranstaltungssicherheit mit den Stichwor-    Ein weiteres großes Projekt gemeinsam mit der Fach-
ten Sexismus und sexualisierte Gewalt.                 hochschule Esslingen ist „Land in Sicht – Demokratie
Ein Themenschwerpunkt der Jahre 2017/18 ist das        innovativ gestalten“. In spezifisch entwickelten Fort-
Thema Inklusion: Die Akademie der Jugendarbeit         und Weiterbildungsangeboten für professionelle und
bietet hierzu eine siebentägige Weiterbildung „Pro-    ehrenamtliche Akteur*innen wird auf die konkreten
zessbegleiter*in zur Inklusion junger Menschen mit     Problemlagen im Sozialraum vor Ort Bezug genom-
Behinderung in die Kinder- und Jugendarbeit“, sowie    men. Inhalte dieser Angebote sind z.B. Handlungssi-
einzelne Veranstaltungen z.B. „Diversität und Offen-   cherheit im Umgang mit Rechtsextremismus, Sexis-
heit – Methoden zur Moderation von Gruppenprozes-      mus einerseits, sowie die Gestaltung demokratischer
sen und zum Umgang mit Vielfalt“ oder eine Einfüh-     Strukturen   und   Interaktionsweisen   andererseits.
rung in „leichte Sprache“ an.                          2017 startete „Land in Sicht“ in Esslingen, für 2018
Ein Schwerpunkt-Thema, welches seit 2015 nichts        konnte die Region Horb/Freudenstadt gewonnen
von seiner Aktualität eingebüßt hat, ist die Arbeit    werden. Jeder Region stehen insgesamt jeweils sie-
mit jungen geflüchteten Menschen: Ein großes Pro-      ben Weiterbildungstage und zwei Fortbildungstage
jekt bildete im Berichtszeitraum die Entwicklung und   zur Verfügung. Die Veranstaltungen richten sich an
Durchführung von Qualifizierungen für Fachkräfte in    verschiedenen Berufsgruppen, z. B. aus der Kinder-
der Kinder- und Jugendarbeit mit jungen Geflüch-       und Jugendarbeit, der Verwaltung oder der Polizei.
teten. Nachdem 2016 zunächst eine Basisqualifi-
zierung für Hauptamtliche entwickelt worden war,       Mit ihren Fachtagen stellt die Akademie aktuelle wis-
konnte mithilfe von Fördermitteln des Landes eine      senschaftliche Forschung einem breiteren Fachpu-
Multiplikator*innenschulung durchgeführt werden,       blikum zur Diskussion: 2017 wurde in Kooperation
bei der die Arbeit mit Ehrenamtlichen in den Blick     mit AGJF und LAGO der Fachtag „Wie viele Kinder
genommen werden konnte: „Train the Trainer“ in der     und Jugendliche und welche erreicht die Kinder- und

   14
VERNETZEN UND KOOPERIEREN

Jugendarbeit? – Ergebnisse der Reichweitenunter-           Auch 2017/2018 haben viele Verbände und Träger
suchung“ durchgeführt (vgl. Kapitel Themen und             Offener Kinder- und Jugendarbeit von diesem An-
Entwicklungen aufgreifen), bei dem die Ergebnisse          gebot Gebrauch gemacht. Neben `Dauerbrennern´
der an mehreren Standorten in Baden-Württemberg            wie „Konzeptentwicklung“ und „Aufsichtspflicht“ sind
durchgeführten Untersuchungen von Seiten der wis-          auch Themen wie Nähe/Distanz, Interkulturelle Sen-
senschaftlichen Begleitungen vorgestellt und ge-           sibilisierung und Inklusion gefragt.
meinsam mit Trägern und interessierten Fachkräften
diskutiert wurden.                                         Alle aktuellen Angebote sowie den Kontakt zur Aka-
Die Akademie führte auch zahlreiche Veranstaltungen        demie der Jugendarbeit finden Sie unter:
durch,   die   eng   zusammen     mit   verschiedenen      www.jugendakademie-bw.de
Kooperationspartner*innen geplant wurden. So z.B.
die „Train the Trainer - Qualifizierung als Streetdance-   Sabine Röck, Anja Mütschele, Karin Frech, Corrina
Trainer*in“, die sich an Mädchen und Jungen ab 16          Bosch
Jahren richtet und eine Kooperationsveranstaltung          Akademie der Jugendarbeit Baden-Württemberg
von Akademie, der AGJF, dem IB Baden, dem Haus
der Jugend in Stuttgart sowie dem SJR Heidelberg
und dem Netzwerk Streetdance BW ist.

Neben den zentralen Veranstaltungen bietet die Aka-
demie der Jugendarbeit auch Mobil-Angebote an, die
gemeinsam mit den Partner*innen vor Ort passge-
nau als Seminare oder Fachtage geplant werden.

                                                                                                         15
AGJF-NETZWERK                                          Vertreterinnen im AGJF Netzwerk
                                                        Mädchenarbeit
 MÄDCHENARBEIT
                                                        Beteiligen können sich alle Fachfrauen aus der Mäd-
                                                        chenarbeit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
Das Netzwerk Mädchenarbeit der AGJF ist ein Zu-
                                                        in Baden-Württemberg. Das Netzwerk ist offen für
sammenschluss von Fachfrauen der Mädchenarbeit
                                                        neue Interessierte, für Vertreterinnen aus kommu-
aus Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugend-
                                                        nalen Arbeitskreisen der Mädchenarbeit oder einzel-
arbeit.
                                                        ner Einrichtungen.
Anliegen und Ziel des AGJF-Netzwerks Mädchenar-
beit ist es, die Mädchenarbeit in der Offenen Kinder-
                                                        Inhalte, Themen und Projekte des
und Jugendarbeit abzusichern und bedarfsgerecht
                                                        Netzwerkes 2017/18
weiter zu entwickeln.

                                                        Diskussionspapier Mädchenarbeit
Das AGJF Netzwerk Mädchenarbeit bietet ein Fo-
                                                        2017 erarbeitete das Netzwerk Mädchenarbeit in ei-
rum für die Reflexion des pädagogischen Alltags in
                                                        nem gemeinsamen Prozess ein Grundlagenpapier zu
der Mädchenarbeit und für eine mädchenpolitische
                                                        Mädchenarbeit in der Offenen Kinder- und Jugendar-
Standortbestimmung. Fachliche Positionen und Stan-
                                                        beit, das auch im gleichen Jahr veröffentlicht wurde.
dards für eine geschlechterbewusste Jugendarbeit
                                                        Dieses Diskussionspapier, in das Empfehlungen von
können diskutiert, entwickelt und gebündelt sowie
                                                        Trägern und Fachorganisationen eingearbeitet wur-
neue Projekte angestoßen und durchgeführt werden.
                                                        den, zeigt fachliche Standards der Mädchenarbeit
Vor diesem Hintergrund will das Netzwerk Fachaus-
                                                        auf. Damit soll eine Diskussion zur Mädchenarbeit
tausch und Fachberatung gewährleisten und Fortbil-
                                                        heute innerhalb der Offenen Kinder- und Jugendar-
dungen, Netzwerkbildung und Projekte zu aktuellen
                                                        beit in Baden-Württemberg angeregt werden. Dieser
Themen und zur Weiterentwicklung der Mädchenar-
                                                        Prozess trägt dazu bei, die Mädchenarbeit zu stärken.
beit in der AGJF auf den Weg bringen.
                                                        Zielgruppe des Papiers sind Mitarbeiter*innen der
                                                        Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Würt-
Das Netzwerk trifft sich mindestens zwei Mal jährlich
                                                        temberg.
für fachliche, konzeptionelle und strategische Ab-
                                                        Das Diskussionspapier steht auf der Homepage der
sprachen, aber auch zur Planung und Organisation
                                                        AGJF zum Download bereit:
von Fachveranstaltungen. Es kooperiert mit anderen
                                                        http://agjf.de/index.php/agjf-netzwerk-maedchen-
Landesorganisationen in Baden-Württemberg, wie
                                                        arbeit.html
z.B. der Akademie der Jugendarbeit, der LAGO, der
LAG Mädchenpolitik, der LAG Jungenarbeit und dem
Netzwerk Streetdance-BW.
Foto: Marc Doradzillo

                        16
VERNETZEN UND KOOPERIEREN

                        Auseinandersetzung mit den                              Trainer - Streetdance“ weiter und beteiligt sich an
                        eigenen Strukturen                                      Planung und Durchführung von Streetdance-Cont-
                        Mit Simone Liedtke, bis 2017 Bildungsreferentin bei     ests.
                        der Akademie der Jugendarbeit, besaß das Netzwerk       Ebenfalls in Kooperation mit der Akademie der Ju-
                        über viele Jahre eine direkte Schnittstelle zur AGJF    gendarbeit wurde ein Modul für die Akademie Mobil
                        Geschäftsstelle und auch eine klare Zuständigkeit für   im Bereich Genderpädagogik entwickelt.
                        die Koordination des Netzwerks. Mit dem Ausschei-       Für die Jahrestagung der AGJF organisiert das Netz-
                        den von Simone Liedtke haben sich diese Fragen für      werk     Mädchenarbeit   regelmäßig   einen   eigenen
                        das Netzwerk neu gestellt. Die Diskussion darüber,      Workshop zur Mädchenarbeit. 2017 hatte der Work-
                        wie eine künftige Anbindung an die Geschäftsstelle      shop das Thema „Wirksamkeit von Mädchenarbeit
                        der AGJF gut umgesetzt werden kann, hat einmal          heute“. Er wurde in Kooperation mit Jessica Wagner,
                        mehr auch dazu geführt, sich der Rolle und Position     Bildungsreferentin der LAG Mädchenpolitik, durchge-
                        des Netzwerks innerhalb der AGJF wieder bewusst         führt.
                        zu werden.                                              Auf der Jahrestagung 2018 bieten Vertreterinnen des
                        Ruth Schmidt wurde im Mai 2017 in den Vorstand der      Netzwerkes einen Workshop zum Thema „(Wann)
                        AGJF gewählt und vertritt dort nun auch die Interes-    gelingt sie? - Mädchenarbeit im Praxis-Check“ an.
                        sen des Netzwerkes Mädchenarbeit.
                                                                                Ruth Schmidt
                        Projekte und Fortbildungen                              Netzwerk Mädchenarbeit der AGJF BW e.V.
                        In Kooperation mit der Akademie der Jugendarbeit
                        und dem Netzwerk Streetdance-BW entwickelt das
                        Netzwerk Mädchenarbeit die Qualifizierung „Train the
Foto: Marc Doradzillo

                                                                                                                                17
KOOPERATION KOMMUNAL
      - GEMEINSAME ZIELE
     Regelmäßig ist die AGJF bei den Treffen der AG der Kreisjugendreferate und der AG der
     Stadt- und Gemeindejugendreferate dabei.
     Die Novellierungsbemühungen zur Neufassung des SGB VIII zum Ende der letzten Le-
     gislatur im Bund hat eine rege Diskussion in der OKJA zum Kinderschutz in ehrenamt-
     lich geführten Einrichtungen ausgelöst.
     Die Kreisjugendreferate haben diese Diskussion aufgegriffen und ihre Frühjahrstagung
     im Schwerpunkt diesem Thema gewidmet – gemeinsam mit der AGJF. Die AGJF hat das
     Thema über den Kooperationsverbund Offene Kinder- und Jugendarbeit auf der Bun-
     desebene mit diskutiert (vgl. den entsprechenden Artikel in diesem Kapitel).

     Mit der AG der Stadt- und Gemeindejugendreferate arbeitet die AGJF seit etwa einem
     Jahr in einer Unter-AG zur Stärkung der OKJA zusammen. Inhaltlicher Schwerpunkt ist
     die Frage des Fachkräftenachwuchses. Dieses Thema bearbeitet die AGJF schon seit
     einigen Jahren. Im Rahmen der Unter-AG konnte vor allem ein intensiver Dialog mit
     den Hochschulen zum Studienangebot im Arbeitsfeld angestoßen werden. Auch dieses
     Thema fügt sich in eine bundesweite Debatte zur Frage der Hochschulausbildung für
     Fachkräfte in der Kinder- und Jugendarbeit.

     Intensiv debattiert wurde in der AG der Stadt- und Gemeindejugendreferate auch der
     Vorschlag einer Gruppe außerschulischer Bildungsakteure zu einer fachlichen und fi-
     nanziellen Grundlage der Kooperation mit Schule (vgl. Kap. Themen und Entwicklungen
     aufgreifen).
     Der enge Austausch mit den AGs ist nicht immer konfliktfrei, aber stets fruchtbar und
     konstruktiv. Für die AGJF und das Arbeitsfeld ist dies ein Gewinn.

     Martin Bachhofer

18
THEMEN UND ENTWICKLUNGEN AUFGREIFEN

 JAHRESTAGUNG FÜR DIE OFFENE
 KINDER-UND JUGENDARBEIT 2017

„Wir wissen, was wir tun!“
Die 120 Teilnehmer*innen der AGJF-Jahrestagung diskutierten im Mai 2017 zwei Tage
lang über die Voraussetzungen und die Praxis erfolgreicher Offener Kinder- und Ju-
gendarbeit. „Gelingensfaktoren“ heißt der etwas umständliche Begriff dazu. Sich mit
der eigenen Professionalität und Haltung auseinanderzusetzen und sich darüber aus-
zutauschen zeigte Wirkung. Am Ende waren die Teilnehmer*innen überzeugt: „Wir
wissen, was wir tun!“.

Den Auftakt der Jahrestagung machte der Stuttgarter Poetry Slammer Nikita Gorbu-
nov. Bekannt bereits aus der Tagung im Vorjahr gelang ihm wiederum ein gelungener,
beinahe kabarettistischer Einstieg. Was einem Poetry Slammer alles so einfällt, wenn
er über die OKJA nachdenkt…

Prof. Dr. Marc Schulz von der TH Köln startete den inhaltlichen Teil mit seinem wis-
senschaftlichen Vortrag „Was die Offene Kinder- und Jugendarbeit kann: Wahrneh-
mung-Konzeption-Wirkung“. Er stellte zu Beginn seiner Ausführungen die pädagogi-
sche Praxis der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in den Mittelpunkt. Hinter den – auf
den ersten Blick - meist ganz banalen Handlungen der Fachkräfte stecke der Kern
ihrer pädagogischen Arbeit, so Schulz. Es gehe um das Wahrnehmen von Interessen,

                                                                                        19
Wünschen und Bedarfen der Besucher*innen. Darin zeige sich die Qualität des Ar-
     beitsfeldes. Schulz nennt dieses Wahrnehmen auch den „konzeptionellen Sockel“ der
     Kinder- und Jugendarbeit.

     Im Anschluss setzten sich die Teilnehmenden in 12 verschiedenen Workshops am Mon-
     tag und Dienstag mit Themen wie Freiräume für Kinder und Jugendliche, Nähe und
     Distanz in der Beziehungsarbeit in der professionellen Kinder- und Jugendarbeit sowie
     dem Offenen Bereich als Kernstück in den Einrichtungen auseinander. Auf großes Inte-
     resse stießen die sehr praxisorientierten Workshops zu den Themen „Mein Auftritt vor
     dem Gemeinderat“ und der Frage, was Jugendtreffs als Freizeitraum für Kinder und Ju-
     gendliche attraktiv macht. Weitere WS-Themen waren die Auseinandersetzung mit der
     Wirksamkeit von Mädchenarbeit und Gender, Beteiligung als Qualitätsmerkmal und der
     Umgang mit Abwertungen im Jugendzentrum. Ein anderer Workshop beschäftigte sich
     mit dem Erkennen und Entwickeln von Stärken bei Kindern und Jugendlichen und dem
     Blick auf Ressourcen bei Fachkräften. Der Workshop „Kritischer Konsum im Juze!?“ lie-
     ferte viele Anregungen zur Umsetzung in den Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit.
     Zum zweiten Mal boten wir einen Workshop nach der BarCamp-Methode an, der Raum
     für eigene Themen und Austausch zu aktuellen Fragestellungen gab.
     Eine Neuerung war ein Workshop über 5 Stunden, der den Fachkräften die Möglich-
     keit bot, sich intensiv mit dem Thema Konzeption auseinander zu setzen. Hier gab es
     durchweg positive Rückmeldungen.

     Den Abschluss der Tagung bildete der Vortrag „Anerkennung in der Jugendarbeit – An-
     erkennung der Jugendarbeit?!“ von Prof.in Dr. Christine Wiezorek von der Justus-Lie-
     big-Universität Gießen. Sie erläuterte zunächst, worin Anerkennung bestehe. Danach
     beleuchtete sie die Rolle von Anerkennung als pädagogische Idee, als Methode bzw.
     Kernkompetenz pädagogisch professionellen Handelns und als Ziel pädagogischen
     Handelns.
     Dabei stellte sie dar, dass Kinder und Jugendliche in anerkennenden Bedingungen auf-
     wachsen sollten, um selbst anerkennend handeln zu können. Letztlich genau das, was
     die Stärke und Intention der OKJA ausmacht.
     Im zweiten Teil ging sie darauf ein, wie Anerkennung im professionellen Kontext erar-
     beitet werden kann. Sie bezog sich – wie schon Marc Schulz im Eingangsvortrag – auf
     die vermeintlich banale Alltagskommunikation in Einrichtungen und verwies darauf,
     dass genau dies zugleich professionelles pädagogisches Handeln ist. Wie also kann die
     eigene Arbeit als professionelle Arbeit dargestellt und diskursiv verhandelt werden?
     Für die pädagogische Praxis forderte Christine Wiezorek die Fachkräfte auf, sich Begrif-
     fen zu bemächtigen und eine Fachhaltung zu entwickeln. Dies sei ein entscheidender
     Schritt zu erklären, worin die Güte der eigenen Arbeit liege.
     Die Jahrestagung war wiederum ausgebucht. Das zeigt uns, dass wir offenbar die rich-
     tige Mischung aus Fachthemen, Austauschmöglichkeiten und fachlichem Input gefun-
     den haben. Das ist sehr ermutigend und motiviert für die kommenden Jahre!

     Sabine Pester

20
THEMEN UND ENTWICKLUNGEN AUFGREIFEN

                                21
REGIONALE ZUKUNFTSKONFERENZEN
      – EIN FORMAT, ZWEI WICHTIGE THEMEN –
     Transferveranstaltungen zu „Demokratiebildung in der OKJA“
     Mit 2 Transferveranstaltungen in Singen und Stuttgart stellte die AGJF die Erkenntnisse
     aus dem Projekt Rückgrat! für die Praxis zur Verfügung. Hinter „Rückgrat“!
     verbirgt sich ein Kooperations-Projekt von Wissenschaft und Praxis im Themenfeld
     „Rechtsextremismus und gruppierungsbezogene Ablehnungen“.
     Die beiden Fachtage bauten auf das Projekt „Rückgrat!“ auf, in dem die AGJF
     3 Jahre lang Einrichtungen der Offenen Kinder-und Jugendarbeit begleitete.

     Am Vormittag berichtete Prof. Dr. Kurt Möller von der Hochschule Esslingen ausführ-
     lich über die Forschungsergebnisse Projekt „Rückgrat!“. Vor allem entscheidend – so
     eine zentrale Erkenntnis aus dem Projekt – ist die Perspektive der Fachkräfte auf die
     Ereignisse in ihrer Einrichtung: wie erkennen sie Vorurteile, Abwertungen, mit denen
     sie konfrontiert sind und wie ordnen sie diese ein. Erst dann können sie auch adäquat
     darauf regieren.
     Am Nachmittag folgte dann der Transfer in die Praxis anhand von Workshops, die
     verschiedene Perspektiven auf das Thema boten. Sie luden zum einen dazu ein, sich
     mit praxisorientierten Zugängen zum Thema zu beschäftigen und ganz konkret zu
     überlegen, welche Strategien Fachkräfte entwickeln können, die bei den jeweiligen Ju-
     gendlichen in deren Lebenswelt Wirksamkeit entfalten können. Da Offene Kinder- und
     Jugendarbeit sehr unterschiedliche lokale Rahmenbedingungen hat, sehen auch diese
     Strategien sehr unterschiedlich aus. Weil die eigene Haltung einer Fachkraft gerade im
     Themenfeld GMF eine entscheidende Rolle spielt, gab es zum anderen Workshopange-
     bote zur Reflexion der eigenen Vorurteile.

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THEMEN UND ENTWICKLUNGEN AUFGREIFEN

Die Akademie der Jugendarbeit hat in ihrem Fortbildungsangebot verschiedene Forma-
te aufgenommen, die Fachkräften eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema
und den verschiedenen Facetten von GMF ermöglicht. Auch bei der Jahrestagung der
OKJA wird das Thema regelmäßig in Workshops aufgegriffen.

Die Einrichtungen der OKJA sind der richtige Ort für
Demokratieförderung
Die OKJA ist der Ort für Kinder und Jugendliche, an dem Demokratieförderung
stattfindet. Es gibt aktive Entscheidungsspielräume und die Chance zu demokratischen
Lernerfahrungen.
Für den Erwerb von demokratischer Bildung ist die OKJA also ein zentraler Lernort.
Beteiligungsprozesse sind hier erlebbar. Die Einrichtungen der OKJA sind deshalb der
ideale Ort, Strategien gegen abwertendes Verhalten in das pädagogische Alltagshan-
deln zu integrieren und so Demokratielernen zu verankern.

Letzte Zukunftskonferenz zum Thema „Mach was draus!“
Im April 2017 endete in Karlsruhe die Reihe von Zukunftskonferenzen, die die Fort-
schreibung des Demografieberichtes aus dem Jahr 2010 von Dr. Ulrich Bürger so wie
den Bericht „Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit auf kommunaler Ebene in
Baden-Württemberg“ von Werner Miehle-Fregin und Volker Reif, zum Thema hatten.
Die fast 100 Teilnehmer*innen diskutierten im Anschluss an die Vorträge in verschiede-
nen Workshops über die daraus folgenden Herausforderungen und Weiterentwicklun-
gen der Kinder- und Jugendarbeit. Im Fokus standen die Themen Beteiligungsprozesse,
Inte­gration junger Geflüchteter in die Kinder- und Jugendarbeit sowie Fragestellungen
nach der zentralen Funktion der Kinder- und Jugendarbeit für unsere Gesellschaft.
Die Fachkräfte setzten sich mit Fragen nach zeitgemäßer Attraktivität von Angeboten
in Jugendeinrichtungen auseinander und überlegten, wohin die Jugendarbeit auf dem
Land und in der Stadt steuert.

Sabine Pester

                                                                                         23
GANZTAGSSCHULE – DIALOG, NEUE IDEEN
 UND EINIGE UNKLARHEITEN

Mit Beginn der aktuellen Legislaturperiode hat die        geführt, einen intensiven Dialog mit ganz verschie-
Diskussion um die Ganztagsschule eine neue Dy-            denen Institutionen. Dessen Ergebnisse sind noch
namik gewonnen. Die ersten Erfahrungen mit den            nicht komplett verarbeitet worden und alle warten
so genannten „4a-Schulen“ – also den Schulen, die         nun darauf, dass das Kultusministerium seine kon-
nach dem neuen Paragrafen 4a des Schulgesetztes in        kreten Pläne vorstellt. Einige der außerschulischen
Ganztagsgrundschulen umgewandelt wurden – wa-             Partner*innen treffen sich in einer Arbeitsgruppe,
ren recht durchwachsen. Aus der Sicht der außer-          um die Kooperation mit der Ganztagsschule weiter
schulischen Jugendbildung, als Partnerin der Ganz-        voranzutreiben. Auch die Offene Kinder- und Jugend-
tagsschule, war insbesondere die Möglichkeit der          arbeit ist dort über die LAGO vertreten.
Monetarisierung von Lehrerwochenstunden mit eini-         Diese Arbeitsgruppe hat einen Vorschlag entwickelt,
ger Spannung und durchaus positiven Erwartungen           auf welcher fachlichen und finanziellen Grundlage
beobachtet worden. Schließlich war damit erstmals         eine Kooperation grundsätzlich funktionieren kann.
ein echtes Finanzierungsinstrument für die Angebo-        Bestandteile des Vorschlags sind dabei nach Ange-
te der außerschulischen Jugendbildung mit bzw. an         boten differenzierte Stundensätze. Damit wird klar,
der Schule geschaffen worden. Leider haben sich die       was Angebote außerschulischer Partner*innen tat-
Hoffnungen der Akteur*innen nicht erfüllt: Zum ei-        sächlich kosten. So soll zukünftig vermieden werden,
nen haben viel zu wenige Schulen dieses Instrument        was derzeit noch häufig anzutreffen ist: die außer-
überhaupt benutzt. Zum anderen reichen die daraus         schulischen Partner*innen bringen ihre schmalen
gewonnenen Finanzmittel in aller Regel für professi-      Ressourcen in die Kooperation mit ein, anstatt für
onelle Angebote, beispielsweise aus der Kinder- und       das zusätzliche Angebot zusätzliche Ressourcen zu
Jugendarbeit, nicht aus. In der Praxis führte das allzu   erhalten.
oft zu halbgaren Lösungen in Kombination mit dem          Der Vorschlag ist auf große Resonanz bei den kom-
Jugendbegleiterprogramm oder anderen mehr oder            munalen Spitzenverbänden gestoßen und wird dort
weniger ehrenamtlichen Betreuungsformen.                  breit diskutiert. Er soll Grundlage für die Verhand-
Daneben gibt es unzählige Varianten kommunaler            lungen der Kommunen mit dem Land über die Finan-
Betreuungsangebote in und um Schulen, die teil-           zierung der Ganztagsangebote sein. Für die OKJA ist
weise komplett kommunal finanziert, teilweise vom         es von zentraler Bedeutung, dass, wenn sie Angebo-
Land bezuschusst werden.                                  te an der Schule tatsächlich macht, diese nicht auf
Der Koalitionsvertrag macht deutlich, dass die            Kosten der eigentlichen, außerschulischen Arbeit ge-
nächste Stufe der Ganztagsschule im Sekundarbe-           hen. Die AGJF bringt auch weiterhin ihre Positionen
reich in Angriff genommen werden soll. In dieser          dazu ein: Kooperation ja, jedoch ohne die anderen
Altersgruppe wird es für die OKJA spannend. Das           Angebote in der OKJA einzuschränken. Es darf keine
ist ihre Kernklientel. Dazu fand im November 2017         Verschiebung von Ressourcen an die Schule (mehr!)
ein Workshop des Kultusministeriums statt, auf dem        geben.
eine bunte Vielfalt von außerschulischen Partnern
Idee, Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für           Martin Bachhofer
eine Ganztagsbildung im Sekundarbereich diskutiert
hat. Wir haben dort die fachlichen Positionen und An-
liegen der OKJA deutlich eingebracht.
Das inzwischen CDU-geführte Kultusministerium hat
zweimal den so genannten „Ganztagsgipfel“ durch-

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