ARBEITSBERICHT 2017 2018 - www.agjf.de
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Interessen vertreten Jugendpolitik gestalten ................................................................. 4 Landesjugendhilfeausschuss Baden-Württemberg ............................. 7 Vernetzen und kooperieren Das AGJF Netzwerk ...................................................................... 8 Kuratorium Jugendnetz ................................................................. 9 Bundesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendeinrichtungen .... 10 Kooperationsverbund Offene Kinder- und Jugendarbeit ........................ 12 Akademie der Jugendarbeit ............................................................. 13 AGJF Netzwerk Mädchenarbeit ......................................................... 16 Kooperation Kommunal - gemeinsame Ziele ....................................... 18 Inhalte und Entwicklungen aufgreifen Jahrestagung für die Offene Kinder-und Jugendarbeit 2017 ................. 19 Regionale Zukunftskonferenzen ........................................................ 22 Ganztagsschule – Dialog, neue Ideen und einige Unklarheiten .............. 24 Reichweitenuntersuchungen ............................................................ 25 Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag ............................................... 28 Service bieten Standards und Specials ............................................................... 30 Neue Publikationen ..................................................................... 30 Projekte initiieren und verwirklichen Integrationsoffensive Baden-Württemberg ........................................ 32 Fachkräftenachwuchs in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ............ 36 Street Dance in Baden-Württemberg ................................................. 38 Geflüchtete – Demokrat*innen von Anfang an .................................... 41 ANHANG Team der Geschäftsstelle ................................................................. 42 AGJF Vorstand ............................................................................... 43 AGJF Grundhaushalt ....................................................................... 44 AGJF Massnahmehaushalt ............................................................... 45 Impressum ................................................................................... 46
„NICHT OHNE UNS!“ Vier/fünf. Fünfundvierzig . 45 liegt knapp über dem Durchschnitt des durchschnittlichen Alters der Erwerbstä- tigen in Deutschland. Der liegt bei 43 Jahren. ‚45 ist aber auch eine Zahl der Befreiung. Vor nun 73 Jahren en- dete das verbrecherische Nazisystem in Trümmern. In Trümmern lag auch deren Ideologie. Eine Ideologie der Selektion, der Elitebildung, des Rassismus, des Antisemitismus, des Nationalismus, der militärischen Stärke, der Gewalt und des Terrors. Und mit der Befreiung kam – vor allem im amerikanischen Sektor auch die Offene Jugendarbeit. Mit einem klaren Auftrag: die Demokratisierung der Jugend. Wer hätte damals gedacht, dass eine offen rassistische Partei in Land- und Bundestag einziehen kann. Getragen von einem Teil der Bevölke- rung, die sich um ihre Privilegien betrogen fühlt. Diese Privilegien der weißen, heterosexuellen, in Deutschland geborenen, (nicht-muslimischen/jüdischen/arabischen/people of color) Mehrheitsgesellschaft sind scheinbar ein Naturrecht. Da „stört“ der Zuzug alles „Fremden“. Dass hier gerade die Offene Kinder- und Jugendarbeit viel zu sagen hat, lässt sich nicht nur mit dem Auftrag von 45 ff. begründen, es lässt sich an unseren Besucher*innenzahlen ablesen. Junge geflüchtete Menschen kommen in der Offenen Arbeit an, finden Gehör, Anerkennung, Freunde und bringen sich ein. Offene Arbeit ist das bunte Konzept innerhalb der Jugendarbeit. Und diese bunten Farben tragen wir, die AGJF, bildlich ge- sprochen ins Ländle hinaus. Wir sind der Fachverband für Buntheit. Und auch bundes- und europaweit bringen wir uns ein. Mit der Integrationsoffensive B-W stellen wir ein wichtiges Tool für die Arbeit zur Verfügung. Mit unseren Fachveröffentlichungen, Fachtagen - hier an erster Stelle die Jahrestagung für die OKJA! –, unseren Serviceleistungen, den Projekten zur Nachwuchsförderung, zur Demokratiebildung bei jungen Geflüchteten, zur Reichweite der OKJA, dem Engagement in der Streetdance-Szene, und, und, und, tragen wir zur fachlichen Profilierung des Arbeitsfeldes bei und werden dies auch in den kommenden Jahren tun. Der 15. Kinder- und Jugendhilfebericht stellt gerade in der politischen Bildung, in der „Demokratiebildung“ und Teilhabe die Mög- lichkeiten und Erfolge der Offenen Jugendarbeit heraus, vor allem hinsichtlich einer Klientel, die andere gar nicht erreichen. Mit Offenheit, Freiwilligkeit und all den anderen Prinzipien unserer Arbeit gelingt uns das. Hier sehe ich einen wichtigen Schwerpunkt unsere Arbeit: in der politischen Bildung, der Demokratieförderung, des sich Einmischens, der Teilhabe und der Politisierung der Kinder- und Jugendarbeit. Auch hier gilt: Nicht ohne uns! Eigentlich möchte ich unser Jahrestagungsmotto hier noch verstärken durch „nur mit uns!“. Nur mit uns, der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, gelingt auch in Baden-Württemberg der Erhalt und das Bestehen einer offenen Gesellschaft. Und diese sollte allen Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen - in der Stadt und auf dem Land gleichermaßen. Im Sinne einer Angleichung der Lebensverhältnisse ist für dieses Arbeitsfeld eine landesweite Förderung erstrebenswert. Viel Geld fließt in viele Bereiche - wir meinen in der Offenen Jugend- arbeit wäre es oft besser angelegt. Dass wir, die AGJF, etwas aus dem uns anvertrauten Geld machen, dokumentiert dieser Arbeitsbericht. Vielen Dank an alle, die daran mitgewirkt haben und vielen Dank an alle, die sich in und bei der AGJF engagieren. Mein besonderen Dank gilt unseren Förderern, dem KVJS, dem Ministerium für Soziales und Integration und letztendlich unseren 200 aktiven Mitgliedern. Ach, mit 45 hat es noch etwas auf sich: die AGJF wird 2018 45 Jahre alt, legt man die erste konstituierende Sitzung damals in Pforzheim zu Grunde. Happy Birthday, und nicht vergessen, auch die nächsten 45 Jahre gilt: „Nicht ohne uns“! Martin Wetzel Vorsitzender der AGJF Baden-Württemberg e.V. 3
JUGENDPOLITIK GESTALTEN Der Plan geht in die Welt Es ist ziemlich zweitrangig, dass es keine exakte Es hat ja schon gedauert, bis sich die inzwischen Sprachregelung gibt, ob es nun „Zukunftsplan“ oder nicht mehr so neue Landesregierung in der Jugend- „Masterplan“ heißt. Der Landtag und die Landesre- politik sortiert hatte. Nach einigen Umstrukturie- gierung nehmen die Weiterentwicklung der Kinder- rungen im zuständigen Ministerium für Soziales und und Jugendarbeit zunehmend ernster. Die Argu- Integration (eine Kombi zwischen dem ehemaligen mentationen der Verbände gewinnen offenbar an Integrationsministerium und dem Ministerium für Überzeugungskraft. Arbeit und Sozialordnung) hat sich inzwischen eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre herausgebildet, Landeshaushalt – Mehr Geld für die in der eine reibungsfreie, sachliche Kommunikation Kinder- und Jugendarbeit stattfindet. Das ist eine sehr gute Arbeitsgrundlage! Im aktuell verabschiedeten Landeshaushalt sind An dieser Stelle also ein Kompliment und ein dickes deutliche Steigerungen im Bereich der Kinder- und Dankeschön an das Ministerium für die gute Koope- Jugendarbeit vorhanden. Für 2018 sind das konkret ration! 2,5 Mio., für 2019 ca. 5 Mio., in der mittelfristigen Finanzplanung am Ende der Legislatur 2020 sogar 10 In einer inzwischen bewährten Arbeitsteilung hat Mio. € mehr. Dafür haben sich die Jugendpolitiker*in- sich die LAGO als Partnerin der Landespolitik im Zu- nen der Landtagsfraktionen sehr eingesetzt, auch die sammenwirken mit den anderen Landesorganisatio- Oppositionsfraktionen hatten daran keine Kritik. Das nen aus der Kinder- und Jugendarbeit, der Jugendso- ist uneingeschränkt positiv, dafür an dieser Stelle zialarbeit und weiterer Partner (vgl. Kap. „Vernetzen große Anerkennung! und Kooperieren – AGJF Netzwerk“) fest etabliert. Diese Mittel stehen in den kommenden drei Jahren Die LAGO ist in allen Prozessen, die im Folgenden be- dem Zukunftsplan Jugend – so heißt er im Landes- schrieben werden, als Gesprächspartnerin mit dabei. haushalt – zur Verfügung. Die wichtigsten seien an dieser Stelle kurz beschrie- Aber einfach nur mehr Geld ist nur das Eine. Um es ben: gewinnbringend für die Kinder- und Jugendarbeit 4
INTERESSEN VERTRETEN einzusetzen, bedarf es Ideen und einer funktionie- Regelförderung übergeführt werden, damit die zu- renden Struktur für deren Umsetzung. sätzlichen 10Mio € dann dauerhaft als Strukturför- derung der Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung Die Strukturen im Plan wurden auf Vorschlag der stehen. Landesorganisationen der Kinder- und Jugendarbeit verändert und verschlankt. Die Lenkungsgruppe, hat Neue Verwaltungsvorschriften im inzwischen strategische Aufgaben. Sie bestimmt die partizipativen Verfahren groben Linien und Zielsetzungen. Daneben gibt es Bereits 2017 wurde die Verwaltungsvorschrift zur die so genannte „AG Innovation“, die Projektvor- Förderung der Bildungsreferent*innen intensiv zwi- schläge direkt an das Ministerium empfehlen kann. schen Ministerium und Verbänden beraten und ab- Das Budget beträgt dafür 2018 insgesamt 600.000€. gestimmt. Darüber besteht inzwischen weitgehend Darüber hinaus gibt es projekt- bzw. themenbezoge- Konsens, sodass dieser Prozess beinahe abgeschlos- ne AGs, die jeweils gezielt zu bestimmten Bereichen sen scheint. und Projektideen arbeiten. Aktuell wird die Verwaltungsvorschrift zur Förderung Eine bislang vorgesehene AG zu den so genann- der außerschulischen Bildung diskutiert. Diese VwV ten „neuen Förderlinien“ ist noch nicht umgesetzt. betrifft den Teil des Landesjugendplans, der für die Aufgabe dieser AG wäre die Erarbeitung von neu- Maßnahmen der Kinder- und Jugendarbeit vorge- en Förderprogrammen bzw. erfolgreiche Projekte in sehen ist. Dazu gehören beispielsweise Jugendlei- Förderprogramme zu überführen. Bevor diese AG zu- ter*innenlehrgänge, Seminare, praktische Maßnah- sammenkommt, sollen zunächst die Verwaltungsvor- men der Jugendbildung, Ferienerholung etc. Dieser schriften für die Förderung von Bildungsreferent*in- Prozess hat im Februar 2018 begonnen und soll im nen und der außerschulischen Jugendbildung neu Laufe des Jahres abgeschlossen werden. In einem ausgearbeitet werden. ersten Schritt wurde die Förderung von Jugendlei- ter*innenlehrgängen und Seminaren von 8,20 € auf Insgesamt ergeben sich durch die zur Verfügung ste- 14,20 € pro Tag erhöht und die Altersgrenze für Se- henden Mittel und die gute Kooperation mit dem Mi- minare von 14 auf 12 Jahre gesenkt, sodass insge- nisterium sehr gute Voraussetzungen für die Durch- samt mehr Jugendliche daran teilnehmen können. führung von Projekten, die dann auch die Chance Danach soll im Verlauf des Jahres eine größere Ver- haben, auf Dauer gefördert zu werden. änderung in der Systematik der Förderung bespro- Eines der Projekte, die den Weg in eine dauerhafte chen und festgelegt werden. Förderung gefunden haben, ist die Integrationsof- fensive (vgl. Kap. „Projekte initiieren und verwirkli- chen“). Sie wurde inzwischen, mit der seit 2016 auf 200.000€ erhöhten Förderung, fest im Landeshaus- halt verankert. Mit der Reichweitenuntersuchung steht ein weiteres Projekt vor der Fortführung. Die Mittel dafür sind im Landeshaushalt bereits benannt. Die Weiterentwick- lung des Konzeptes läuft derzeit, voraussichtlich Mit- te des Jahres wird eine zweite Runde anlaufen (vgl. Kap. Themen und Entwicklungen aufgreifen). Ziel des Zukunftsplans ist es, dass die in dieser Le- gislatur geförderten Projekte im Erfolgsfall in eine 5
Die LAGO und die AGJF: Interessenvertretung für die OKJA in zwei Richtungen Die LAGO bildet seit einigen Jahren die politische Spitze der Offenen Kinder- und Ju- gendarbeit in Baden-Württemberg. Sie pflegt die Kontakte zu den Landtagsfraktio- nen, insbesondere zu den jugendpolitischen Sprecher*innen, mit denen regelmäßig Gespräche über die aktuellen Entwicklungen geführt werden. Auch zu den Spitzen der zuständigen Ministerien gibt es regen Kontakt, ebenso zu anderen staatlichen Insti- tutionen wie z.B. zur Landeszentrale für politische Bildung. Intensiv und regelmäßig gestaltet sich der Austausch mit verschiedenen nicht staatlichen Organisationen. Dazu gehören allen voran die Landesorganisationen der Kinder- und Jugendarbeit, also der Landesjugendring, die Baden-Württembergische Sportjugend, die Arbeitsgemeinschaft der Landjugendverbände sowie die Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung. Enge Kontakte bestehen ebenfalls zur Jugendsozialarbeit (LAG Mobile Jugendarbeit, LAG Ju- gendsozialarbeit, Netzwerk Schulsozialarbeit). Die AGJF arbeitet in einer sinnvollen Ergänzung dazu „in die Fläche“, unterstützt die Einrichtungen vor Ort mit Material, Beratung, Fachwissen, rechtlichen Auskünften etc. Sie fungiert dabei auch als Link für die Themen der Praxis in die politische Debatte und die Fachdebatte auf Landesebene. Dadurch macht die AGJF die Lobbyarbeit für die OKJA erst vollständig. Sie ist im Vorstand der LAGO über ihre Geschäftsführung und ein weiteres Vorstandsmitglied vertreten und arbeitet mit hohem Engagement an den be- schriebenen Prozessen mit. Dieses Zusammenspiel bewährt sich laufend, die Ergebnis- se können sich sehen lassen. Im vorliegenden Bericht spiegelt sich einiges davon wider. Martin Bachhofer 6
INTERESSEN VERTRETEN LANDESJUGENDHILFEAUSSCHUSS BADEN-WÜRTTEMBERG Besonders hervorzuheben sind für diesen Berichts- ●● Aktuelle Entwicklungen im Themenfeld Adopti- zeitraum zwei maßgebliche personelle Veränderun- on / Auslandsadoptionen gen innerhalb des Kommunalverbandes für Jugend ●● Die Abwicklung von Landesprogrammen wie und Soziales Baden-Württemberg (KVJS). Zum ei- Schulsozialarbeit, Netzwerk Frühe Hilfen oder nen wurde Ende 2017 Roland Klinger als langjähri- das Landesprogramm STÄRKE ger Verbandsdirektor in den Ruhestand verabschie- ●● Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren für det. Gleichzeitig gab Roland Kaiser bekannt, dass er Kinder/Jugendliche in Heimeinrichtungen sich für einen beruflichen Wechsel von der Leitung ●● Bericht und Stellungnahme zu den SGB VIII des Landesjugendamtes zur Stadt Baden-Baden als Reformvorhaben Bürgermeister entschieden hat. Beide haben die Ent- ●● Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Fall- wicklungen im KVJS und speziell im Bereich des Lan- zahlentwicklungen, akt. Herausforderungen desjugendamtes wesentlich geprägt und weiterent- ●● Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen für wickelt. Dabei auch immer klar Position bezogen und die Vollzeitpflege sich für die Anliegen einer gut ausgestatteten, auf ●● Berichte zu den Förderprogrammen Fortbil- aktuelle Herausforderungen reagierenden Jugendhil- dungen und überregionale Maßnahmen der fe stark gemacht. Dafür an der Stelle ganz herzlichen Kinder- und Jugendarbeit und der Jugendhilfe Dank und alles Gute auf den weiteren Wegen von 2015-2016 Seiten der AGJF. ●● Festlegung von Förderschwerpunkten zur Wei- terentwicklung der Jugendhilfe in Baden-Würt- Von besonderer Relevanz für das Arbeitsfeld Kinder- temberg: Inklusive Ansätze im Gemeinwesen/ und Jugendarbeit waren die Berichterstattung zur Sozialraum, Risiko- und Armutslagen junger Bedeutung selbstorganisierter Jugendarbeit von Vol- Heranwachsender und als dritter Schwerpunkt ker Reif, die Vorstellung und Diskussion des 15. Kin- Partizipation von Jungen und Mädchen der- und Jugendberichts der Bundesregierung sowie ●● Bericht zur Bundesinitiative Frühe Hilfen die Fortschreibung der Fördermittel für Fortbildun- ●● Anerkennung „Bund der Alevitischen Jugend in gen, Maßnahmen der Jugendbildung und die jährlich Deutschland-Landesverband B-W“ als Träger angepasste Förderung der Landesorganisationen wie der außerschulischen Jugendbildung LJR und AGJF. ●● Fortbildungen und Tagungen für Fachkräfte der Jugendhilfe 2017/2018 Weitere Themen bei den 6 Sitzungen des Landesju- ●● Haushalts- und Stellenplan 2017/2018 gendhilfeausschusses 2016-2017 waren: Kennzeichnend für die Aufarbeitung dieser vielsei- ●● Arbeitsschwerpunkte und Ziele des Landesju- tigen Themen sowie die Diskussion im Landesju- gendamtes 2016 und 2017 gendhilfeausschuss, sind die hohe Fachlichkeit und ●● Befunde zur Bedeutung selbstorganisierter das konstruktive Zusammenwirken der Kommunalen Jugendarbeit Vertreter*innen mit denen der Liga der Wohlfahrts- ●● Vorstellung 8er Rat als neues Modell kommu- verbände und Jugendverbände sowie der Verwaltung naler Jugendbeteiligung des Landesjugendamtes. Dafür an dieser Stelle herz- ●● Fortschreibung des Berichts zu den Kinder- lichen Dank. tageseinrichtungen in Baden-Württemberg Versorgung von Flüchtlingskindern in Kinderta- Joachim Sautter gesstätten 7
DAS AGJF-NETZWERK Gemeinsam mit vielen Partnerorganisationen ist es ●● Landkreistag, Städtetag und Gemeindetag unser Ziel, die Interessen der Offenen Kinder- und Baden-Württemberg Jugendarbeit zu bündeln, gegenüber der Politik zu ●● AGJF Netzwerk Mädchenarbeit vertreten und in der Öffentlichkeit darzustellen. ●● Bundesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Gemeinsam mit unseren Kooperationspartner*innen Jugendeinrichtungen e.V. bilden wir ein breites, gut aufgestelltes Netzwerk für ●● Kooperationsverbund Offene Kinder- und die Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Württemberg. Jugendarbeit ●● weitere Landesorganisationen der Unsere Partner*innen sind unter anderem Kinder- und Jugendarbeit wie der Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze, ●● Landesarbeitsgemeinschaft Offene das paritätische Jugendwerk, die LAG Jugendbildung Baden-Württemberg e.V. Jungenarbeit, die Baden-Württembergische ●● Kommunalverband für Jugend und Soziales - Sportjugend, die Landesvereinigung Kulturelle KVJS Jugendbildung und die Arbeitsgemeinschaft der ●● Landesjugendring Baden-Württemberg e.V. Landjugendverbände ●● Ministerium für Soziales und Integration ●● Stiftung Theaterhaus Baden-Württemberg und ●● Hochschule Esslingen ●● Ministerium für Kultus, Jugend und Sport ●● Duale Hochschule Stuttgart Baden-Württemberg ●● Evangelische Hochschule Ludwigsburg ●● Akademie der Jugendarbeit Baden- ●● Pädagogische Hochschule Ludwigsburg Württemberg e.V. ●● Hochschule Ravensburg/Weingarten 8
VERNETZEN UND KOOPERIEREN KURATORIUM JUGENDNETZ Ergebnisse und Kennzahlen jugendnetz.de Die Zugriffszahlen und Seitenaufrufe in jugendnetz.de sind über die vergangenen Jahre relativ stabil. In einzelnen Modulen bzw. Plattformen gibt es jedoch erhebliche Ver- schiebungen. So verzeichnet z.B. das Modul Ferienfreizeiten verstärkte Zuwächse und ist topaktuell was die Datenbasis anbelangt, während der Bereich Markt und Jobs rück- läufig ist. Vermutlich, weil auf regionaler Ebene weniger Zeitressourcen für die Einpfle- ge aktueller Daten zur Verfügung stehen. Perspektivisch für die Koordinierung von jugendnetz.de könnte eine Fokussierung auf einzelne Plattformen, wie beispielsweise Jugendbildung International, Ferienfreizeit- maßnahmen nichtkommerzieller Anbieter für Jugendliche in Deutschland und im euro- päischen Ausland vollzogen werden. Überlegungen zu regionalen Schüler*inneninformation Die Idee ist hier, dass Jugendliche an ihrer Schule über einen großen Flachbildschirm oder ein Tablet verschiedene, aktuell wechselnde Inhalte und Informationen angeboten bekommen. Hierbei kann es sich um aus der Schule selbst generierte Daten handeln, wie beispielsweise Beiträge aus der Schülerzeitung, besondere Unterrichts- oder AG- Ergebnisse oder den tagesaktuelle Stunden- und Unterrichtsplan. Gleichzeitig könnte über außerunterrichtliche Bildungsangebote informiert werden, die im schulnahen Raum oder mit Kooperationspartner*innen der Schule stattfinden. Dieses Schülerinnen- und Schülerinfo könnte die Funktion einer digitalen Litfaßsäule übernehmen, die statische und bewegte Bilder mit aktuellen Informationen transportiert, die jugendgerecht und topaktuell aufbereitet sind. Diese Idee soll mit Modellschulen getestet werden. Focus: respect! – Meldestelle Hetze im Internet Die Jugendstiftung Baden-Württemberg hat unter dem Dach des „Demokratiezentrums“ im Programm „Demokratie leben“ des Bundesfamilienministeriums eine so genannte Meldestelle eingerichtet, bei der rechtsextremistische, verleumderische oder hetzerische Inhalte, die in den sozialen Medien zirkulieren, gemeldet werden können. Ziel ist hierbei, die Löschung dieser Inhalte zu erwirken, bzw. die Inhalte, die Merkmales eines Straftatbestandes erfüllen, zur Anzeige zu bringen. Meldungen werden weiter verfolgt und in Kooperation mit einer Rechtsanwaltskanzlei bearbeitet. Vielfaltcoach – zertifizierte Ausbildung für Jugendliche Rund 80 Jugendliche sollen jährlich qualifiziert werden, Aktionen und Projekte im The- menbereich Vielfalt und Demokratie umzusetzen. Die Qualifizierung ist jeweils auf vier Tage angelegt und schließt mit einem entsprechenden Zertifikat ab. Ingo-Felix Meier 9
BUNDESARBEITSGEMEINSCHAFT OFFENE KINDER- UND JUGENDEINRICHTUNGEN E.V. (BAG OKJE) Entwicklung BAG OKJE e.V. Die BAG OKJE e.V. konnte im Jahr 2017 zwei neue Landesverbände bzw. Arbeits- gemeinschaften als Mitglieder begrüßen. Mit der Landesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendarbeit Niedersachsen und dem Fachverband Jugendarbeit / Jugend- sozialarbeit Brandenburg e.V sind zwei große Bundesländer zur BAG OKJE e.V. gekom- men. Bei der Mitgliederversammlung im November 2017 in Hannover, wurde Moritz Schwerthelm von der Universität Hamburg als persönliches Vorstandsmitglied gewählt. Somit ist wieder eine Person aus der Wissenschaft im Vorstand der BAG OKJE e.V. vertreten. Die BAG OKJE e.V. ist in verschiedenen Netzwerken und Kooperationen tätig. Unter anderem im Initiativkreis zur Vorbereitung des nächsten Bundeskongresses mit dem Deutschen Jugendinstitut DJI, dem Bundesjugendring und der Universität Dortmund, an der der letzte Bundeskongress 2016 stattfand. Ebenso ist die BAG OKJE e.V. in der Handlungsfeldspezifischen AG „Kinder- und Jugendarbeit“ sowie an Werkstätten des Bundesministeriums beteiligt. Auch im bundesweiten „Kooperationsverbund OKJA“ ist die BAG aktiv und beteiligt sich an den Treffen und den Positionierungen und Fachde- batten. Die BAG-OKJE e.V. Bundesjahrestagung findet am 23.Oktober 2018 in Potsdam statt, 10
VERNETZEN UND KOOPERIEREN die Mitgliedsversammlung am Abend zuvor, am 22. Oktober 2018. Förderung durch das Bundesministerium Die Bag OKJE e.V. erhält im Jahr 2018 eine deutliche Steigerung der Förderung durch das Bundesministerium Familie, Soziales, Frauen und Jugend von 20.000,00 € auf 100.000,00 €. In der Gesamtsumme enthalten sind Projektmittel und diesmal erstma- lig auch Personalmittel. Auf diese Weise wird nicht nur die Arbeit der BAG OKJE e.V. für die Offenen Kinder und Jugendeinrichtungen wertgeschätzt, sondern auch ein Signal gesetzt, dass diese Arbeit für das Ministerium eine wichtige Rolle spielt. Neuer GEMA Tarif „WR-KJA“ für die Kinder- und Jugendarbeit Nachdem die GEMA zu Beginn des letzten Jahres den Gesamtvertrag WR-OKJE zum 31.12.2017 gekündigt hat, wurde in Verhandlungen der BAG OKJE und der GEMA der neue Tarif WR-KJA vereinbart. Ab dem 01.Januar 2018 gilt dieser neue GEMA-Tarif für die Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Diese Veränderungen im Vertragswesen hat zum Jahreswechsel zu einer Spitzenbe- lastung nicht nur bei der BAG OKJE, sondern auch bei der AGJF Baden-Württemberg geführt, die die Mitarbeiter*innen sehr gut und mit hohem Engagement gemeistert haben. Mit Infoveranstaltungen in den einzelnen Bundesländern, organisiert durch die jeweiligen Landesverbände, geben Jürgen Holzwarth, der GEMA-Beauftragte der BAG OKJE e.V., sowie ein Vertreter der GEMA weitere Information und beantworten Fragen. Der neue Vertrag wird zu Beginn des Jahres 2019 evaluiert und weiter optimiert. Weitere Informationen dazu unter: www.bundesnetz.de Ingo-Felix Meier Vorsitzender der BAG OKJE e.V. 11
KOOPERATIONSVERBUND OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT Der Kooperationsverbund (KV) ist nach wie vor ein – mehr Kinderschutz – würde so nicht erreicht. Die Netzwerk von Interessierten Fachkräften und Or- Reform wurde zwar in der vergangenen Legislatur ganisationen, das sich regelmäßig trifft. Es soll der nicht mehr umgesetzt, jedoch ist damit das Thema OKJA zu mehr Gehör auf der Bundesebene verhelfen, keinesfalls erledigt. ohne bestehende Strukturen in Frage zu stellen. Die Initiative ging insbesondere von einigen Hochschul- Der KV hat sich im vergangenen Jahr dreimal getrof- vertreter*innen aus, die die Fahne der OKJA dort fen. Neben den oben genannten Themen wurden die hochhalten und die die Notwendigkeit sehen, die Rahmenbedingungen der OKJA diskutiert. Die AGJF OKJA politisch sichtbarer zu machen. hatte an dieser Stelle wesentliches beizutragen, die AGJF-Broschüre dazu liegt ja seit dem letzten Jahr Im abgelaufenen Jahr hat sich der KV stetig weiter- vor. Vorgestellt hat sich der KV auch auf dem Deut- entwickelt. Inhaltlich sind vor allem zwei Themen in- schen Kinder- und Jugendhilfetag im März 2017 in teressant: Düsseldorf mit einer Diskussionsveranstaltung am Eine Arbeitsgruppe widmet sich dem Thema der Stu- Stand der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Ju- dienangebote für die Offene Kinder- und Jugendar- gendhilfe (AGJ). beit. Der KV verfolgt damit zwei Ziele: Einmal einen Überblick über die Angebote der Hochschulen in Deutschland im Feld der Offenen Kinder- und Ju- gendarbeit zu erhalten, zum anderen langfristig für deren Erhalt und Ausbau zu sorgen. Sehr ausführlich hat der Kooperationsverbund zur Reform des SGB VIII Stellung genommen, die das Bundesfamilienministerium zum Ende der vergange- nen Legislatur noch in Angriff genommen hat. Darin waren sehr grundlegende Veränderungen vorgese- hen. Im Gesetz sollte die Inklusion als Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe verankert werden. Gleich- zeitig jedoch sind die Teilhabemöglichkeiten von Kin- dern und Jugendlichen eingeschränkt worden. Das Noch im April 2018 wird sich der KV an der geplanten hätte den partizipativen Geist des KJHG aus dem Erarbeitung einer europäischen Charta zur Kinder- Jahr 1990 verändert. Die Stellungnahme des KV hat und Jugendarbeit beteiligen. sich klar dagegen gewandt. Im Entwurf des Gesetzes Das kommende Treffen ist als zweitägige Tagung ge- wurde zudem versucht, die so genannte „Schutzlü- plant, bei der die Folgerungen des 15. Kinder- und cke“, die für ehrenamtlich geführte Einrichtungen der Jugendberichts für die Offene Kinder- und Jugendar- OKJA gesehen wurde, durch einen eigenen Paragra- beit diskutiert werden sollen. fen zu regeln. Ausgangspunkt war die Tatsache, dass Die AGJF ist an der Entwicklung des KV maßgeblich die Regelungen des Kinderschutzparagrafen 8a und in der Sprecherfunktion in einem Dreier-Team betei- des 72a für solche Einrichtungen nicht greifen. Der ligt. Gesetzestext hätte aus der Sicht des KV jedoch zu nicht erfüllbaren Kontrollaufgaben des zuständigen Martin Bachhofer örtlichen Trägers geführt. Das eigentliche Anliegen 12
VERNETZEN UND KOOPERIEREN AKADEMIE DER JUGENDARBEIT BADEN-WÜRTTEMBERG E.V. … über die Akademie Die Akademie der Jugendarbeit Baden-Württemberg e.V. ist die gemeinsame Fort- und Weiterbildungsein- richtung der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstät- ten Baden Württemberg e.V. (AGJF) und des Landes- jugendrings Baden-Württemberg e.V. (LJR). Unter den fünf Adjektiven konzeptionell, exklusiv, mobil, aktuell und kooperativ bietet die Akademie bedarfsorientiert und praxisnah Fortbildungen zu arbeit ist der Einführungskurs bei der Einarbeitung Theorie und Praxis der Kinder- und Jugendarbeit an. neuer Mitarbeiter*innen ein fester Bestandteil der Dazu gehören neben den zentral angebotenen Fort- Qualitätssicherung. Er stellt somit einen wichtigen und Weiterbildungen auch passgenaue und mobile Baustein der Qualitätssicherung und Professionali- Angebote vor Ort ebenso wie das Angebot, Träger sierung des Arbeitsfeldes der Offenen Kinder- und auf konzeptioneller Ebene dabei zu unterstützen, Jugendarbeit in Baden-Württemberg dar. Sabine passende Qualifizierungsmaßnahmen zu entwickeln. Pester von der AGJF-Geschäftsstelle ist sowohl als Referentin, als auch in der konzeptionellen Weiter- Themen und Schlaglichter 2017/18 entwicklung des Einführungskurses eingebunden. - Inklusion - junge Geflüchtete – Demokratie innovativ – ePartizipation - Radikalisierung – Für das Feld der OKJA bietet die Akademie darüber Populismus – Klassismus - hinaus weitere Veranstaltungen an: „Kernstück Offe- Die Angebotspalette der Akademie der Jugendarbeit ner Betrieb – mit System und Gestalt“, welche den ist so konzeptioniert, dass sie hauptamtliche Mitar- Offenen Betrieb unter dem Blickwinkel systemischer beiter*innen der Kinder- und Jugendarbeit in ihrer Grundannahmen betrachtet sowie mit kreativen Me- Berufsbiographie begleiten kann: Angefangen mit thoden aus der Gestaltarbeit arbeitet, oder aber die dem Einführungskurs für neue Fachkräfte, bis hin zu Veranstaltung „(Neu-) Start Offener Einrichtungen: Veranstaltungen, die sich schwerpunktmäßig an Lei- Planung, Konzeption und (Neu-)Start einer Einrich- tungskräfte richten, wie beispielsweise „Agiles Ma- tung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit“, bei der nagement in sozialen Einrichtungen“. sowohl die Planung und Konzeption einer komplett Der „Einführungskurs für neue Fachkräfte in der Kin- neuen oder einer neu gestarteten Einrichtung bear- der- und Jugendarbeit und der Mobilen Jugendar- beitet wird. beit“ ist seit Jahren im Feld der OKJA sehr gefragt. Andere Veranstaltungen beziehen sich auf die Kin- Besonderen Charme entfaltet die Einführung, da sie der- und Jugendarbeit allgemein und wollen Mitar- – als Kooperationsveranstaltung der „zuständigen beitenden neue Methoden und Handwerkszeug für Verbände“ – die Felder der kommunalen Jugendar- ihre Praxis vermitteln. Beispielhaft genannt seien beit, der offenen, der verbandlichen und der mobilen hier: „Stimmig auftreten - Sprechwirkung und Kör- Kinder- und Jugendarbeit vereint. Kooperationspart- persprache“; „Aktiv einmischen – im Jugendhilfeaus- ner*innen sind der KVJS, die AGJF, der LJR sowie die schuss“ oder „Tiergestützte Pädagogik“. LAG Mobile Jugendarbeit/Streetwork Baden-Würt- temberg. Über die Beschäftigung mit aktuellen Themen und Bei vielen Trägern der Offenen Kinder- und Jugend- Fragestellungen versucht die Akademie Impulse für 13
die Kinder- und Jugendarbeit zu setzen. 2017 gab Kinder- und Jugendarbeit mit jungen Geflüchteten. es beispielsweise einen Fachtag zu Abwertungs- und Ziel ist hier neben der Qualifizierung u.a. auch der Radikalisierungsprozessen bei Jugendlichen, 2018 Aufbau eines Referent*innenpools. In 2018 wird die folgen Veranstaltungen zu Populismus und Klassis- Qualifizierung mit 4 Basis- und 9 Aufbaumodulen mit mus, ein Methodenseminar zu ePartizipation, sowie Kooperationspartnern der Kinder- und Jugendarbeit in Kooperation mit der LAG Mädchenpolitik, ein Se- weitergeführt. minar zu Veranstaltungssicherheit mit den Stichwor- Ein weiteres großes Projekt gemeinsam mit der Fach- ten Sexismus und sexualisierte Gewalt. hochschule Esslingen ist „Land in Sicht – Demokratie Ein Themenschwerpunkt der Jahre 2017/18 ist das innovativ gestalten“. In spezifisch entwickelten Fort- Thema Inklusion: Die Akademie der Jugendarbeit und Weiterbildungsangeboten für professionelle und bietet hierzu eine siebentägige Weiterbildung „Pro- ehrenamtliche Akteur*innen wird auf die konkreten zessbegleiter*in zur Inklusion junger Menschen mit Problemlagen im Sozialraum vor Ort Bezug genom- Behinderung in die Kinder- und Jugendarbeit“, sowie men. Inhalte dieser Angebote sind z.B. Handlungssi- einzelne Veranstaltungen z.B. „Diversität und Offen- cherheit im Umgang mit Rechtsextremismus, Sexis- heit – Methoden zur Moderation von Gruppenprozes- mus einerseits, sowie die Gestaltung demokratischer sen und zum Umgang mit Vielfalt“ oder eine Einfüh- Strukturen und Interaktionsweisen andererseits. rung in „leichte Sprache“ an. 2017 startete „Land in Sicht“ in Esslingen, für 2018 Ein Schwerpunkt-Thema, welches seit 2015 nichts konnte die Region Horb/Freudenstadt gewonnen von seiner Aktualität eingebüßt hat, ist die Arbeit werden. Jeder Region stehen insgesamt jeweils sie- mit jungen geflüchteten Menschen: Ein großes Pro- ben Weiterbildungstage und zwei Fortbildungstage jekt bildete im Berichtszeitraum die Entwicklung und zur Verfügung. Die Veranstaltungen richten sich an Durchführung von Qualifizierungen für Fachkräfte in verschiedenen Berufsgruppen, z. B. aus der Kinder- der Kinder- und Jugendarbeit mit jungen Geflüch- und Jugendarbeit, der Verwaltung oder der Polizei. teten. Nachdem 2016 zunächst eine Basisqualifi- zierung für Hauptamtliche entwickelt worden war, Mit ihren Fachtagen stellt die Akademie aktuelle wis- konnte mithilfe von Fördermitteln des Landes eine senschaftliche Forschung einem breiteren Fachpu- Multiplikator*innenschulung durchgeführt werden, blikum zur Diskussion: 2017 wurde in Kooperation bei der die Arbeit mit Ehrenamtlichen in den Blick mit AGJF und LAGO der Fachtag „Wie viele Kinder genommen werden konnte: „Train the Trainer“ in der und Jugendliche und welche erreicht die Kinder- und 14
VERNETZEN UND KOOPERIEREN Jugendarbeit? – Ergebnisse der Reichweitenunter- Auch 2017/2018 haben viele Verbände und Träger suchung“ durchgeführt (vgl. Kapitel Themen und Offener Kinder- und Jugendarbeit von diesem An- Entwicklungen aufgreifen), bei dem die Ergebnisse gebot Gebrauch gemacht. Neben `Dauerbrennern´ der an mehreren Standorten in Baden-Württemberg wie „Konzeptentwicklung“ und „Aufsichtspflicht“ sind durchgeführten Untersuchungen von Seiten der wis- auch Themen wie Nähe/Distanz, Interkulturelle Sen- senschaftlichen Begleitungen vorgestellt und ge- sibilisierung und Inklusion gefragt. meinsam mit Trägern und interessierten Fachkräften diskutiert wurden. Alle aktuellen Angebote sowie den Kontakt zur Aka- Die Akademie führte auch zahlreiche Veranstaltungen demie der Jugendarbeit finden Sie unter: durch, die eng zusammen mit verschiedenen www.jugendakademie-bw.de Kooperationspartner*innen geplant wurden. So z.B. die „Train the Trainer - Qualifizierung als Streetdance- Sabine Röck, Anja Mütschele, Karin Frech, Corrina Trainer*in“, die sich an Mädchen und Jungen ab 16 Bosch Jahren richtet und eine Kooperationsveranstaltung Akademie der Jugendarbeit Baden-Württemberg von Akademie, der AGJF, dem IB Baden, dem Haus der Jugend in Stuttgart sowie dem SJR Heidelberg und dem Netzwerk Streetdance BW ist. Neben den zentralen Veranstaltungen bietet die Aka- demie der Jugendarbeit auch Mobil-Angebote an, die gemeinsam mit den Partner*innen vor Ort passge- nau als Seminare oder Fachtage geplant werden. 15
AGJF-NETZWERK Vertreterinnen im AGJF Netzwerk Mädchenarbeit MÄDCHENARBEIT Beteiligen können sich alle Fachfrauen aus der Mäd- chenarbeit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Das Netzwerk Mädchenarbeit der AGJF ist ein Zu- in Baden-Württemberg. Das Netzwerk ist offen für sammenschluss von Fachfrauen der Mädchenarbeit neue Interessierte, für Vertreterinnen aus kommu- aus Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugend- nalen Arbeitskreisen der Mädchenarbeit oder einzel- arbeit. ner Einrichtungen. Anliegen und Ziel des AGJF-Netzwerks Mädchenar- beit ist es, die Mädchenarbeit in der Offenen Kinder- Inhalte, Themen und Projekte des und Jugendarbeit abzusichern und bedarfsgerecht Netzwerkes 2017/18 weiter zu entwickeln. Diskussionspapier Mädchenarbeit Das AGJF Netzwerk Mädchenarbeit bietet ein Fo- 2017 erarbeitete das Netzwerk Mädchenarbeit in ei- rum für die Reflexion des pädagogischen Alltags in nem gemeinsamen Prozess ein Grundlagenpapier zu der Mädchenarbeit und für eine mädchenpolitische Mädchenarbeit in der Offenen Kinder- und Jugendar- Standortbestimmung. Fachliche Positionen und Stan- beit, das auch im gleichen Jahr veröffentlicht wurde. dards für eine geschlechterbewusste Jugendarbeit Dieses Diskussionspapier, in das Empfehlungen von können diskutiert, entwickelt und gebündelt sowie Trägern und Fachorganisationen eingearbeitet wur- neue Projekte angestoßen und durchgeführt werden. den, zeigt fachliche Standards der Mädchenarbeit Vor diesem Hintergrund will das Netzwerk Fachaus- auf. Damit soll eine Diskussion zur Mädchenarbeit tausch und Fachberatung gewährleisten und Fortbil- heute innerhalb der Offenen Kinder- und Jugendar- dungen, Netzwerkbildung und Projekte zu aktuellen beit in Baden-Württemberg angeregt werden. Dieser Themen und zur Weiterentwicklung der Mädchenar- Prozess trägt dazu bei, die Mädchenarbeit zu stärken. beit in der AGJF auf den Weg bringen. Zielgruppe des Papiers sind Mitarbeiter*innen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Würt- Das Netzwerk trifft sich mindestens zwei Mal jährlich temberg. für fachliche, konzeptionelle und strategische Ab- Das Diskussionspapier steht auf der Homepage der sprachen, aber auch zur Planung und Organisation AGJF zum Download bereit: von Fachveranstaltungen. Es kooperiert mit anderen http://agjf.de/index.php/agjf-netzwerk-maedchen- Landesorganisationen in Baden-Württemberg, wie arbeit.html z.B. der Akademie der Jugendarbeit, der LAGO, der LAG Mädchenpolitik, der LAG Jungenarbeit und dem Netzwerk Streetdance-BW. Foto: Marc Doradzillo 16
VERNETZEN UND KOOPERIEREN Auseinandersetzung mit den Trainer - Streetdance“ weiter und beteiligt sich an eigenen Strukturen Planung und Durchführung von Streetdance-Cont- Mit Simone Liedtke, bis 2017 Bildungsreferentin bei ests. der Akademie der Jugendarbeit, besaß das Netzwerk Ebenfalls in Kooperation mit der Akademie der Ju- über viele Jahre eine direkte Schnittstelle zur AGJF gendarbeit wurde ein Modul für die Akademie Mobil Geschäftsstelle und auch eine klare Zuständigkeit für im Bereich Genderpädagogik entwickelt. die Koordination des Netzwerks. Mit dem Ausschei- Für die Jahrestagung der AGJF organisiert das Netz- den von Simone Liedtke haben sich diese Fragen für werk Mädchenarbeit regelmäßig einen eigenen das Netzwerk neu gestellt. Die Diskussion darüber, Workshop zur Mädchenarbeit. 2017 hatte der Work- wie eine künftige Anbindung an die Geschäftsstelle shop das Thema „Wirksamkeit von Mädchenarbeit der AGJF gut umgesetzt werden kann, hat einmal heute“. Er wurde in Kooperation mit Jessica Wagner, mehr auch dazu geführt, sich der Rolle und Position Bildungsreferentin der LAG Mädchenpolitik, durchge- des Netzwerks innerhalb der AGJF wieder bewusst führt. zu werden. Auf der Jahrestagung 2018 bieten Vertreterinnen des Ruth Schmidt wurde im Mai 2017 in den Vorstand der Netzwerkes einen Workshop zum Thema „(Wann) AGJF gewählt und vertritt dort nun auch die Interes- gelingt sie? - Mädchenarbeit im Praxis-Check“ an. sen des Netzwerkes Mädchenarbeit. Ruth Schmidt Projekte und Fortbildungen Netzwerk Mädchenarbeit der AGJF BW e.V. In Kooperation mit der Akademie der Jugendarbeit und dem Netzwerk Streetdance-BW entwickelt das Netzwerk Mädchenarbeit die Qualifizierung „Train the Foto: Marc Doradzillo 17
KOOPERATION KOMMUNAL - GEMEINSAME ZIELE Regelmäßig ist die AGJF bei den Treffen der AG der Kreisjugendreferate und der AG der Stadt- und Gemeindejugendreferate dabei. Die Novellierungsbemühungen zur Neufassung des SGB VIII zum Ende der letzten Le- gislatur im Bund hat eine rege Diskussion in der OKJA zum Kinderschutz in ehrenamt- lich geführten Einrichtungen ausgelöst. Die Kreisjugendreferate haben diese Diskussion aufgegriffen und ihre Frühjahrstagung im Schwerpunkt diesem Thema gewidmet – gemeinsam mit der AGJF. Die AGJF hat das Thema über den Kooperationsverbund Offene Kinder- und Jugendarbeit auf der Bun- desebene mit diskutiert (vgl. den entsprechenden Artikel in diesem Kapitel). Mit der AG der Stadt- und Gemeindejugendreferate arbeitet die AGJF seit etwa einem Jahr in einer Unter-AG zur Stärkung der OKJA zusammen. Inhaltlicher Schwerpunkt ist die Frage des Fachkräftenachwuchses. Dieses Thema bearbeitet die AGJF schon seit einigen Jahren. Im Rahmen der Unter-AG konnte vor allem ein intensiver Dialog mit den Hochschulen zum Studienangebot im Arbeitsfeld angestoßen werden. Auch dieses Thema fügt sich in eine bundesweite Debatte zur Frage der Hochschulausbildung für Fachkräfte in der Kinder- und Jugendarbeit. Intensiv debattiert wurde in der AG der Stadt- und Gemeindejugendreferate auch der Vorschlag einer Gruppe außerschulischer Bildungsakteure zu einer fachlichen und fi- nanziellen Grundlage der Kooperation mit Schule (vgl. Kap. Themen und Entwicklungen aufgreifen). Der enge Austausch mit den AGs ist nicht immer konfliktfrei, aber stets fruchtbar und konstruktiv. Für die AGJF und das Arbeitsfeld ist dies ein Gewinn. Martin Bachhofer 18
THEMEN UND ENTWICKLUNGEN AUFGREIFEN JAHRESTAGUNG FÜR DIE OFFENE KINDER-UND JUGENDARBEIT 2017 „Wir wissen, was wir tun!“ Die 120 Teilnehmer*innen der AGJF-Jahrestagung diskutierten im Mai 2017 zwei Tage lang über die Voraussetzungen und die Praxis erfolgreicher Offener Kinder- und Ju- gendarbeit. „Gelingensfaktoren“ heißt der etwas umständliche Begriff dazu. Sich mit der eigenen Professionalität und Haltung auseinanderzusetzen und sich darüber aus- zutauschen zeigte Wirkung. Am Ende waren die Teilnehmer*innen überzeugt: „Wir wissen, was wir tun!“. Den Auftakt der Jahrestagung machte der Stuttgarter Poetry Slammer Nikita Gorbu- nov. Bekannt bereits aus der Tagung im Vorjahr gelang ihm wiederum ein gelungener, beinahe kabarettistischer Einstieg. Was einem Poetry Slammer alles so einfällt, wenn er über die OKJA nachdenkt… Prof. Dr. Marc Schulz von der TH Köln startete den inhaltlichen Teil mit seinem wis- senschaftlichen Vortrag „Was die Offene Kinder- und Jugendarbeit kann: Wahrneh- mung-Konzeption-Wirkung“. Er stellte zu Beginn seiner Ausführungen die pädagogi- sche Praxis der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in den Mittelpunkt. Hinter den – auf den ersten Blick - meist ganz banalen Handlungen der Fachkräfte stecke der Kern ihrer pädagogischen Arbeit, so Schulz. Es gehe um das Wahrnehmen von Interessen, 19
Wünschen und Bedarfen der Besucher*innen. Darin zeige sich die Qualität des Ar- beitsfeldes. Schulz nennt dieses Wahrnehmen auch den „konzeptionellen Sockel“ der Kinder- und Jugendarbeit. Im Anschluss setzten sich die Teilnehmenden in 12 verschiedenen Workshops am Mon- tag und Dienstag mit Themen wie Freiräume für Kinder und Jugendliche, Nähe und Distanz in der Beziehungsarbeit in der professionellen Kinder- und Jugendarbeit sowie dem Offenen Bereich als Kernstück in den Einrichtungen auseinander. Auf großes Inte- resse stießen die sehr praxisorientierten Workshops zu den Themen „Mein Auftritt vor dem Gemeinderat“ und der Frage, was Jugendtreffs als Freizeitraum für Kinder und Ju- gendliche attraktiv macht. Weitere WS-Themen waren die Auseinandersetzung mit der Wirksamkeit von Mädchenarbeit und Gender, Beteiligung als Qualitätsmerkmal und der Umgang mit Abwertungen im Jugendzentrum. Ein anderer Workshop beschäftigte sich mit dem Erkennen und Entwickeln von Stärken bei Kindern und Jugendlichen und dem Blick auf Ressourcen bei Fachkräften. Der Workshop „Kritischer Konsum im Juze!?“ lie- ferte viele Anregungen zur Umsetzung in den Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit. Zum zweiten Mal boten wir einen Workshop nach der BarCamp-Methode an, der Raum für eigene Themen und Austausch zu aktuellen Fragestellungen gab. Eine Neuerung war ein Workshop über 5 Stunden, der den Fachkräften die Möglich- keit bot, sich intensiv mit dem Thema Konzeption auseinander zu setzen. Hier gab es durchweg positive Rückmeldungen. Den Abschluss der Tagung bildete der Vortrag „Anerkennung in der Jugendarbeit – An- erkennung der Jugendarbeit?!“ von Prof.in Dr. Christine Wiezorek von der Justus-Lie- big-Universität Gießen. Sie erläuterte zunächst, worin Anerkennung bestehe. Danach beleuchtete sie die Rolle von Anerkennung als pädagogische Idee, als Methode bzw. Kernkompetenz pädagogisch professionellen Handelns und als Ziel pädagogischen Handelns. Dabei stellte sie dar, dass Kinder und Jugendliche in anerkennenden Bedingungen auf- wachsen sollten, um selbst anerkennend handeln zu können. Letztlich genau das, was die Stärke und Intention der OKJA ausmacht. Im zweiten Teil ging sie darauf ein, wie Anerkennung im professionellen Kontext erar- beitet werden kann. Sie bezog sich – wie schon Marc Schulz im Eingangsvortrag – auf die vermeintlich banale Alltagskommunikation in Einrichtungen und verwies darauf, dass genau dies zugleich professionelles pädagogisches Handeln ist. Wie also kann die eigene Arbeit als professionelle Arbeit dargestellt und diskursiv verhandelt werden? Für die pädagogische Praxis forderte Christine Wiezorek die Fachkräfte auf, sich Begrif- fen zu bemächtigen und eine Fachhaltung zu entwickeln. Dies sei ein entscheidender Schritt zu erklären, worin die Güte der eigenen Arbeit liege. Die Jahrestagung war wiederum ausgebucht. Das zeigt uns, dass wir offenbar die rich- tige Mischung aus Fachthemen, Austauschmöglichkeiten und fachlichem Input gefun- den haben. Das ist sehr ermutigend und motiviert für die kommenden Jahre! Sabine Pester 20
THEMEN UND ENTWICKLUNGEN AUFGREIFEN 21
REGIONALE ZUKUNFTSKONFERENZEN – EIN FORMAT, ZWEI WICHTIGE THEMEN – Transferveranstaltungen zu „Demokratiebildung in der OKJA“ Mit 2 Transferveranstaltungen in Singen und Stuttgart stellte die AGJF die Erkenntnisse aus dem Projekt Rückgrat! für die Praxis zur Verfügung. Hinter „Rückgrat“! verbirgt sich ein Kooperations-Projekt von Wissenschaft und Praxis im Themenfeld „Rechtsextremismus und gruppierungsbezogene Ablehnungen“. Die beiden Fachtage bauten auf das Projekt „Rückgrat!“ auf, in dem die AGJF 3 Jahre lang Einrichtungen der Offenen Kinder-und Jugendarbeit begleitete. Am Vormittag berichtete Prof. Dr. Kurt Möller von der Hochschule Esslingen ausführ- lich über die Forschungsergebnisse Projekt „Rückgrat!“. Vor allem entscheidend – so eine zentrale Erkenntnis aus dem Projekt – ist die Perspektive der Fachkräfte auf die Ereignisse in ihrer Einrichtung: wie erkennen sie Vorurteile, Abwertungen, mit denen sie konfrontiert sind und wie ordnen sie diese ein. Erst dann können sie auch adäquat darauf regieren. Am Nachmittag folgte dann der Transfer in die Praxis anhand von Workshops, die verschiedene Perspektiven auf das Thema boten. Sie luden zum einen dazu ein, sich mit praxisorientierten Zugängen zum Thema zu beschäftigen und ganz konkret zu überlegen, welche Strategien Fachkräfte entwickeln können, die bei den jeweiligen Ju- gendlichen in deren Lebenswelt Wirksamkeit entfalten können. Da Offene Kinder- und Jugendarbeit sehr unterschiedliche lokale Rahmenbedingungen hat, sehen auch diese Strategien sehr unterschiedlich aus. Weil die eigene Haltung einer Fachkraft gerade im Themenfeld GMF eine entscheidende Rolle spielt, gab es zum anderen Workshopange- bote zur Reflexion der eigenen Vorurteile. 22
THEMEN UND ENTWICKLUNGEN AUFGREIFEN Die Akademie der Jugendarbeit hat in ihrem Fortbildungsangebot verschiedene Forma- te aufgenommen, die Fachkräften eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema und den verschiedenen Facetten von GMF ermöglicht. Auch bei der Jahrestagung der OKJA wird das Thema regelmäßig in Workshops aufgegriffen. Die Einrichtungen der OKJA sind der richtige Ort für Demokratieförderung Die OKJA ist der Ort für Kinder und Jugendliche, an dem Demokratieförderung stattfindet. Es gibt aktive Entscheidungsspielräume und die Chance zu demokratischen Lernerfahrungen. Für den Erwerb von demokratischer Bildung ist die OKJA also ein zentraler Lernort. Beteiligungsprozesse sind hier erlebbar. Die Einrichtungen der OKJA sind deshalb der ideale Ort, Strategien gegen abwertendes Verhalten in das pädagogische Alltagshan- deln zu integrieren und so Demokratielernen zu verankern. Letzte Zukunftskonferenz zum Thema „Mach was draus!“ Im April 2017 endete in Karlsruhe die Reihe von Zukunftskonferenzen, die die Fort- schreibung des Demografieberichtes aus dem Jahr 2010 von Dr. Ulrich Bürger so wie den Bericht „Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit auf kommunaler Ebene in Baden-Württemberg“ von Werner Miehle-Fregin und Volker Reif, zum Thema hatten. Die fast 100 Teilnehmer*innen diskutierten im Anschluss an die Vorträge in verschiede- nen Workshops über die daraus folgenden Herausforderungen und Weiterentwicklun- gen der Kinder- und Jugendarbeit. Im Fokus standen die Themen Beteiligungsprozesse, Integration junger Geflüchteter in die Kinder- und Jugendarbeit sowie Fragestellungen nach der zentralen Funktion der Kinder- und Jugendarbeit für unsere Gesellschaft. Die Fachkräfte setzten sich mit Fragen nach zeitgemäßer Attraktivität von Angeboten in Jugendeinrichtungen auseinander und überlegten, wohin die Jugendarbeit auf dem Land und in der Stadt steuert. Sabine Pester 23
GANZTAGSSCHULE – DIALOG, NEUE IDEEN UND EINIGE UNKLARHEITEN Mit Beginn der aktuellen Legislaturperiode hat die geführt, einen intensiven Dialog mit ganz verschie- Diskussion um die Ganztagsschule eine neue Dy- denen Institutionen. Dessen Ergebnisse sind noch namik gewonnen. Die ersten Erfahrungen mit den nicht komplett verarbeitet worden und alle warten so genannten „4a-Schulen“ – also den Schulen, die nun darauf, dass das Kultusministerium seine kon- nach dem neuen Paragrafen 4a des Schulgesetztes in kreten Pläne vorstellt. Einige der außerschulischen Ganztagsgrundschulen umgewandelt wurden – wa- Partner*innen treffen sich in einer Arbeitsgruppe, ren recht durchwachsen. Aus der Sicht der außer- um die Kooperation mit der Ganztagsschule weiter schulischen Jugendbildung, als Partnerin der Ganz- voranzutreiben. Auch die Offene Kinder- und Jugend- tagsschule, war insbesondere die Möglichkeit der arbeit ist dort über die LAGO vertreten. Monetarisierung von Lehrerwochenstunden mit eini- Diese Arbeitsgruppe hat einen Vorschlag entwickelt, ger Spannung und durchaus positiven Erwartungen auf welcher fachlichen und finanziellen Grundlage beobachtet worden. Schließlich war damit erstmals eine Kooperation grundsätzlich funktionieren kann. ein echtes Finanzierungsinstrument für die Angebo- Bestandteile des Vorschlags sind dabei nach Ange- te der außerschulischen Jugendbildung mit bzw. an boten differenzierte Stundensätze. Damit wird klar, der Schule geschaffen worden. Leider haben sich die was Angebote außerschulischer Partner*innen tat- Hoffnungen der Akteur*innen nicht erfüllt: Zum ei- sächlich kosten. So soll zukünftig vermieden werden, nen haben viel zu wenige Schulen dieses Instrument was derzeit noch häufig anzutreffen ist: die außer- überhaupt benutzt. Zum anderen reichen die daraus schulischen Partner*innen bringen ihre schmalen gewonnenen Finanzmittel in aller Regel für professi- Ressourcen in die Kooperation mit ein, anstatt für onelle Angebote, beispielsweise aus der Kinder- und das zusätzliche Angebot zusätzliche Ressourcen zu Jugendarbeit, nicht aus. In der Praxis führte das allzu erhalten. oft zu halbgaren Lösungen in Kombination mit dem Der Vorschlag ist auf große Resonanz bei den kom- Jugendbegleiterprogramm oder anderen mehr oder munalen Spitzenverbänden gestoßen und wird dort weniger ehrenamtlichen Betreuungsformen. breit diskutiert. Er soll Grundlage für die Verhand- Daneben gibt es unzählige Varianten kommunaler lungen der Kommunen mit dem Land über die Finan- Betreuungsangebote in und um Schulen, die teil- zierung der Ganztagsangebote sein. Für die OKJA ist weise komplett kommunal finanziert, teilweise vom es von zentraler Bedeutung, dass, wenn sie Angebo- Land bezuschusst werden. te an der Schule tatsächlich macht, diese nicht auf Der Koalitionsvertrag macht deutlich, dass die Kosten der eigentlichen, außerschulischen Arbeit ge- nächste Stufe der Ganztagsschule im Sekundarbe- hen. Die AGJF bringt auch weiterhin ihre Positionen reich in Angriff genommen werden soll. In dieser dazu ein: Kooperation ja, jedoch ohne die anderen Altersgruppe wird es für die OKJA spannend. Das Angebote in der OKJA einzuschränken. Es darf keine ist ihre Kernklientel. Dazu fand im November 2017 Verschiebung von Ressourcen an die Schule (mehr!) ein Workshop des Kultusministeriums statt, auf dem geben. eine bunte Vielfalt von außerschulischen Partnern Idee, Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für Martin Bachhofer eine Ganztagsbildung im Sekundarbereich diskutiert hat. Wir haben dort die fachlichen Positionen und An- liegen der OKJA deutlich eingebracht. Das inzwischen CDU-geführte Kultusministerium hat zweimal den so genannten „Ganztagsgipfel“ durch- 24
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