Windenergie im fORST Wie Windenergie einen Beitrag zum Waldschutz leistet
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Inhaltsverzeichnis Grußwort........................................................................................................................................5 Wie geht es dem Wald in Deutschland? – Schlecht.................................................................6 Die größte Gefahr für den Wald ist der Klimawandel................................................................8 Waldschutz bedeutet: Runter mit den Treibhausgasen!.......................................................10 Herausgeber Maßnahmen zum Klimaschutz brauchen Fläche...................................................................12 Bundesverband WindEnergie e. V. (BWE) Aktueller Flächenverbrauch im Forst......................................................................................14 EUREF Campus 16 10829 Berlin Windenergie auf Forstflächen – Zahlen und Fakten...............................................................17 Wo Windenergieprojekte geplant werden dürfen und wo nicht............................................19 T +49 (0)30 / 212 341-210 F +49 (0)30 / 212 341-410 Ist es in Ordnung, für den Klimaschutz Bäume zu fällen?....................................................21 info@wind-energie.de Eingriffe in den Forst müssen gut geplant sein......................................................................22 www.wind-energie.de So wirkt der Klimawandel auf den Wald..................................................................................24 V.i.S.d.P.: Wolfram Axthelm So wirkt die Windenergie auf den Wald....................................................................................25 Schad- und Kahlflächen eignen sich gut für den Ausbau.......................................................26 Redaktion & Layout Ina Kietzmann Wie sich der Wald verändert.....................................................................................................29 Waldaufwertung durch Windenergie – Beispiele aus der Praxis.........................................31 Autoren Birgit Jensen, Marta Kaiser, Ina Kietzmann, Philip Matthiessen, Wertschöpfung durch Wind im Forst.......................................................................................34 Roman Rudnik, Hildegard Thüring Ruhige Umgebung für Tiere.......................................................................................................37 (mit Unterstützung der BWE-Gremien Arbeitskreis Naturschutz und Wind- In guter Nachbarschaft mit Fledermäusen.............................................................................39 energie, Planerbeirat, Beirat Kommunikation, Landes- und Regionalverbände) Vogelschutz in Windparks.........................................................................................................41 Druck Fazit.............................................................................................................................................42 Senser Druck GmbH, Augsburg Quellenverzeichnis....................................................................................................................43 Berlin, September 2021 Haftungsausschluss Die in dieser Broschüre enthaltenen Angaben und Informationen sind nach bestem Wissen erhoben, geprüft und zusammenge- stellt. Eine Haftung für unvollständige oder unrichtige Angaben, Informationen und Empfehlungen ist ausgeschlossen, sofern diese nicht grob fahrlässig oder vorsätzlich verbreitet wurden. 2 3
Grusswort Liebe Leserinnen und Leser, Jede Flächeninspruchnahme im Forst muss aus- Liebe Unterstützer der Energiewende, geglichen werden – so sieht es das Gesetz vor. Doch die Praxis geht längst einen Schritt weiter. Denn in mindestens zwei Prozent der Landesfläche in jedem den meisten Fällen liegt die Wiederaufforstung sogar Bundesland sind erforderlich, um den notwendigen über dem notwendigen Holzeinschlag. Platzsparende starken Beitrag der Windenergie für die Energiewen- Montagekonzepte, die Nutzung bestehender Zuwe- de zu leisten. Diese Kennzahl hat der Bundesverband gungen, ein ökologischer Waldumbau, die Aufforstung WindEnergie schon vor zehn Jahren in einer Studie mit klimaresistenten und standortgetreuen Laubbäu- ermittelt. Damals haben wir beschrieben, dass au- men sowie weitere Ausgleichsmaßnahmen gehören ßerhalb der Wälder acht Prozent der Landesfläche für längst zum daily business. Im Übrigen stärken diese die Windenergie geeignet sind, die nutzbare Fläche Maßnahmen den Wald auch in seiner wirtschaftlichen aber signifikant steigt, wenn Waldflächen einbezogen Funktion. Das Wichtigste aber ist, dass die Errich- werden. Bislang sind 0,6 Prozent der deutschen Ge- tung von Windenergieanlagen in Nutzwäldern nach- samtfläche mit Windenergieanlagen bebaut, obwohl haltig und umweltschonend verläuft. Dies liegt ganz das Flächenpotenzial deutlich mehr bietet. klar im Interesse der Branche: Unser Antrieb ist der Klimaschutz und damit die Bewahrung der Umwelt. Inzwischen sehen wir auch, dass in den waldreichen Jedes Jahr spart die Windenergie in Deutschland Bundesländern und dort, wo Wirtschaftsforste prä- mehrere Millionen Tonnen Treibhausgase ein, die gend sind, die Flächen in der Regional- und Landes- anderweitig auf den Baumbestand einwirken würden. planung stark beachtet und mehr und mehr einbe- Klimaschutz ist längst auch Waldschutz geworden. zogen werden. Ende 2020 gab es in Rheinland-Pfalz 467, in Hessen 456, in Baden-Württemberg 334 und Mit unserer Broschüre werben wir für eine offene in Brandenburg immerhin schon 327 Windenergiean- Debatte und zeigen anhand von aktuellen Daten und lagen auf forstwirtschaftlichen Flächen. Oft gelingt Praxisbeispielen, welchen Beitrag die Windenergie es dadurch, Abstände zur Wohnbebauung einfacher zum Waldschutz liefert. einzuhalten oder geschädigte Waldflächen neu und besser zu strukturieren, denn nicht selten werden für Ihr die Errichtung von Windenergieanlagen Flächen ge- wählt, die nach Sturmereignissen oder Schädlingsbe- fall stark beeinträchtigt sind und nun einer sinnvollen Hermann Albers Folgenutzung zugeführt werden. Präsident des Bundesverband WindEnergie e. V. 44 55
Waldflächenanteile in Deutschland4 32 % bewaldete Landesfläche5 (nach Bestockungstypen) (nach Eigentümern) • reiner Laubwald (22 %) • Bund und Treuhand 4 % • Laubwald mit Nadelbeimischung (20 %) • Städte und Kommunen 19 % • reiner Nadelwald (27 %) • Länder 29 % • Nadelwald mit Laubbeimischung (30 %) • privat 48 % • Laub- bzw. Nadel-Mischwald mit gleichen Anteilen (0,5 %) Wie geht es dem Wald In Deutschland? - Schlecht Die häufigsten Baumarten6 Rund ein Drittel der Landesfläche der Bundesrepublik Trockenjahre, Sturmereignisse und Schäd- (in Prozent) Deutschland (genauer 11,4 Mio. Hektar) ist mit Wald lingsbefall haben dem Wald stark zugesetzt und bedeckt, über 70 Baumarten sind hier beheimatet. insbesondere die Dürrejahre 2018 bis 2020 hatten Unter ihnen gilt die Eiche als typisch deutscher zur Folge, dass in manchen Regionen Böden bis zu Kiefer Fichte Baum – im Handwerk beliebt aufgrund ihrer Belast- einer Tiefe von 1,80 Meter ausgetrocknet sind2, Laub barkeit und Druckfestigkeit. Zahlenmäßig betrachtet stimmt das nicht ganz, denn Fichten und Kiefern vorzeitig abgeworfen wurde und sich der Borkenkäfer massenhaft verbreiten konnte. Vor allem ältere, über 22 % 25 % finden sich mit 25 bzw. 22 Prozent hierzulande weit- 60 Jahre alte Baumbestände sind vom Absterben aus häufiger – weniger belastbar, dafür schneller im bedroht. Unter den Nadelbäumen ist die Fichte Wachstum. Die Baumviefalt überzeugt mit diversen diejenige Baumart, die am ehesten betroffen ist, Eigenschaften. Und dennoch steht der deutsche denn Monokulturen auf Forstflächen sind besonders Wald vor enormen Herausforderungen, wie der anfällig und oftmals über die Jahre stark geschädigt. jüngste Waldzustandsbericht zeigt.1 Denn die vor- Für die Wissenschaft ist klar, dass die Ursache in Eiche Buche liegenden Ergebnisse gehören zu den schlechtesten der Klimaerwärmung zu suchen ist und nur eine Ahorn, Esche, Linde Tanne, Lärche, Douglasie Birke, Pappel, Erle 10 % 15 % seit Beginn der Erhebungen. Die aktuelle Bestands- Reduktion der Treibhausgase sowie eine Wiederbe- 6% 9% 10 % aufnahme zeigt: Eine Vielzahl der deutschen Wälder waldung mit klimaresistenten Bäumen dafür sorgen ist krank. Der Anteil von Bäumen ohne Kronenver- kann, die Baumvielfalt in den deutschen Wäldern lichtung (dem Beurteilungsmaß für die Vitalität der zu stärken und sie damit widerstandsfähiger gegen Bäume) war mit 21 Prozent noch nie so gering. 37 äußere Umwelteinwirkungen zu machen.3 Welchen Prozent des Bestandes weisen zudem deutliche Beitrag die Windenergie dabei leisten kann, zeigen Kronenverlichtungen auf (siehe Seite 9). Mehrere wir in der vorliegenden Broschüre. 66 77
Die Grösste Gefahr für den Wald Deutlich mehr Waldschäden durch Schädlingsbefall10 (Durch Schäden bedingter Holzeinschlag im deutschen Wald nach Ursache in Mio. m3) ist der Klimawandel • Insekten 10,1 • Sturm 8 • sonstige Ursachen Wo der Wald am häufigsten brennt7 (Anzahl der Waldbrände in Deutschland 2020 und betroffene Fläche in Hektar) 29 43,3 31,7 Brandenburg 6 4 302 (118,71 ha) 11,3 Niedersachsen 4,7 271 (30,09 ha) Nordrhein-Westfalen 229 (62,83 ha) 2009 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Sachsen 113 (32,76 ha) Hessen 103 (26,12 ha) Bayern 71 (36,48 ha) Rheinland-Pfalz 68 (14,26 ha) Sachsen-Anhalt 54 (8,89 ha) Baden-Württemberg 51 (19,29 ha) Bäume in deutschen Wäldern leiden an massiver Kronenverlichtung12 Mecklenburg-Vorpommern 47 (6,1 ha) Thüringen 36 (9,04 ha) • ohne Kronenverlichtung • mit Kronenverlichtung Saarland 8 (2,39 ha) Berlin 5 (0,08 ha) Schleswig-Holstein 1 (0,6 ha) Hamburg 1 (0,02 ha) Bremen 0 (0 ha) 89 % 80 % 80 % 79 % Klimakrise: Dürre und Trockenheit bedrohen die Wälder 21 % 20 % 20 % 11 % (Vergleich der Auswirkungen auf Fichte und Buche) Buchen Eichen Kiefern Fichten Borkenkäfer: Trockenstress: Aus einer be- Um Wasserver- fallenen Altfichte lust zu verrin- schwärmen gern, wirft der etwa 10.000 Baum bereits im Männchen aus, Sommer Laub ab. die je etwa 20 Das Holz verliert weitere Bäume Elastizität und befallen können.8 Äste brechen. Schätzung der Schadflächen Insektenschadholz: Jungwuchs: im Wald 2018 bis 2020: 43.300.000 m3 im Jahr 20209 vertrocknet 277.000 ha11 8 9
Waldschutz bedeutet: lands utsch Runter mit den Treibhausgasen! o ßD e t ss Tr e i b h a u s g a s a u Der deutsche Wald ist eine wichtige Kohlenstoff- Nutzung von Windenergieanlagen in Wäldern spricht senke, das heißt er nimmt große Mengen Kohlenstoff auf und speichert diese über einen längeren Zeitraum. daher vieles: Denn die Windenergie in Deutschland sparte zuletzt 100,9 Millionen Tonnen Treibhausgase 739 Mio. t Ungefähr ein Drittel der jährlichen Treibhausgas- ein, die andernfalls auf den Wald einwirken würden.14 pro Jahr durc emissionen Deutschlands in Höhe von 739 Millionen Besonders nachhaltig wird die Windenergienutzung in hd Tonnen werden durch Bäume neutralisiert.13 Damit ist Wäldern, wenn dafür Kahlflächen genutzt werden, die as der Wald in Deutschland, aber natürlich allen voran aufgrund von Sturmereignissen oder Schädlingsbe- Ba der weltweite Baumbestand, ein wichtiger Faktor, fall vollständig oder größtenteils baumfrei geworden um w um die Klimakrise zu bekämpfen. Wer also in das sind. Und leider hat die Zahl dieser Schadflächen in 222 Mio. t a chstu Ökosystem Wald eingreift, muss dafür schon triftige den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Der Gründe haben. Und einer dieser Gründe ist es, den regelmäßige Ausgleich der bebauten Standorte durch pro Jahr15 mn Wald selbst vor negativen Einflüssen zu schützen und Ersatzaufforstung, Waldumbau und Aufwertung von weltweit: Deutschland: beispielsweise durch Waldumbaumaßnahmen wider- Waldstandorten fördert zudem die Schaffung klimare- e n ver m 6,66 t CO2 pro Kopf 11,17 t CO2 pro Kopf e rg ie ut ie d ra n standsfähiger gegenüber den Folgen des Klima- eE li s i sistenter Waldbestände. Denn bei der Wahl der für die im Jahr 201918 im Jahr 202017 en r ert wandels zu machen. Denn auch die Wälder sind vom Wiederbewaldung gewählten Baumarten ist entschei- rba eT Klimawandel betroffen und die veränderten Wetterbe- dend, ob sie mit Eigenschaften wie Trockenresistenz re ib durch Ern eue dingungen stellen sie vor großen Herausforderungen. und Frosthärte bestens an den Standort angepasst ha usg ase Starkniederschläge, Sturmereignisse sowie langan- sind. Die Windenergie trägt also dazu bei, naturnahe 227 Mio. t haltende Trockenperioden nehmen zu und wirken sich Wälder mit überwiegend standortheimischen Baum- im Jahr 202016 auf die Wälder und deren Baumbestand aus. Für die arten zu realisieren. Aufforstung kompensiert Holzeinschlag für den Bau der Windenergieanlagen 10 11
maSSNAHMEN zum Klimaschutz Zahl neuer Windenergieanlagen auf deutschen Forstflächen21 (Summe der installierten Leistung: 5.672 Megawatt) brauchen Fläche Ja, für die Errichtung von Windenergieanlagen im Vergangenheit etwa alle 15 Monate für die Braun- Wald braucht es geringfügig Platz. Aber: Die dauer- kohleförderung in Deutschland abgebaggert. Klar hafte Flächeninanspruchnahme kann durch ein ist, dass durch die Ausweitung des menschlichen platzsparendes Montagekonzept und günstige Lebensraums auch die Flächennutzungsarten mit- Standorteigenschaften reduziert werden, zum einander konkurrieren. Das gilt für Nutzungen durch Beispiel bei geringer Geländeneigung oder bei bereits die Land- und Forstwirtschaft, für Nutzungen als vorhandenen Zuwegungen, die in Nutzwäldern häufig Siedlungs- und Verkehrsfläche oder zum Rohstoff- 360 334 schon vor Errichtung von Windenergieanlagen für abbau genauso wie für die Energiegewinnung. Die Art 264 forstwirtschaftliche Zwecke errichtet wurden. Mit der Flächennutzung beeinflusst jedoch in besonderer 215 66 50 171 158 39 durchschnittlich 0,46 Hektar dauerhafter Waldum- Weise die biologische Vielfalt und die Umweltbelas- 105 86 wandlungsfläche pro Anlage gehört die Windenergie tung vor Ort. Eine Ausweisung von Flächen – auch im Wald zu den platzsparendsten Energieerzeu- in Nutzwäldern – für die Windenergie im Umfang von gungsarten.19 Hält man die Zahl der bis dato er- mindestens 2 Prozent der Gesamtfläche Deutsch- 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 richteten Windenergieanlagen in deutschen Forsten lands hat zudem einen wichtigen Mehrwert: Die der dafür benötigten Fläche gegenüber, wird schnell Nutzung der Windenergie trägt wesentlich dazu bei, deutlich, wie gering das Flächenausmaß tatsächlich den Lebensraum für Mensch und Tier zu erhalten. Un- ist: Denn die aktuell installierten 2.086 Windenergie- bestritten ist sie ein wichtiges Klimaschutzinstru- anlagen in deutschen Forsten nehmen in Summe ment. Und während ökologisch besonders wertvolle 959,56 Hektar Umwandlungsfläche ein – und damit Waldflächen von der Nutzung ausgeschlossen sind, nur 0,008417 Prozent der Waldfläche in Deutsch- bieten sich stattdessen gute Standorte in Nutzwäl- Treibhausgaseinsparungen durch Windenergie24 land.20 Eine Fläche dieser Größe wurde in der dern oder auf Schad- und Kahlflächen. Tschechien (2019)23 Die Windenergie in Deutschland spart pro Jahr etwa so viele Treibhausgas- Emissionen ein, wie andere Länder ausstoßen (in Mio. Tonnen CO2-Äquivalente) Österreich (2019)22 100 75 138,14 50 78,14 25 0 - 27,9 - 34,6 - 35,3 - 38,6 - 39,0 - 53,4 - 53,8 - 25 - 70,6 - 74,6 - 89 - 100,9 - 50 - 75 - 100 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 12 13
Aktueller FlächenVERBRAUCH IM fORST ø 0,46 Hektar 2.086 WEA 959,56 Hektar25 durchschnittliche dauerhafte Windenergieanlagen Waldumwandlungsfläche Waldumwandlungsfläche in deutschen Forsten für die Windenergie pro Windenergieanlage (Stand 2021) in Summe 11,4 Mio. Hektar Eine Fläche dieser Größe Waldfläche in Deutschland wurde in der Vergangenheit etwa alle 15 Monate im Zuge der Braunkohleförderung in Deutschland abgebaggert. 0,008417 % Windenergie 14 15
Windenergie auf Forstflächen - Zahlen und Fakten 2.086 Windenergieanlagen stehen auf deutschen gefolgt von Baden-Württemberg (334). In Branden- Forstflächen – das sind rund siebeneinhalb Pro- burg waren 327 Anlagen in Betrieb und in Bayern zent des gesamten Anlagenbestands. Dies hat eine 297. In Nordrhein-Westfalen muss vor dem Bau neu- Erhebung der Fachagentur Wind an Land von Ende er Anlagen nachgewiesen werden, dass der Bedarf an 2020 ergeben.26 Mit einer Gesamtleistung von 5.672 Flächen für die Windenergienutzung nicht außerhalb Megawatt (MW) verfügen sie über rund zehn Pro- von Forstflächen realisierbar ist. In Niedersachsen zent der insgesamt installierten Windenergieleistung hatte das Umweltministerium Ende 2020 in ihrem in Deutschland. Die meisten Anlagen (89 Prozent) Raumordnungsplan die Weichen für einen Windkraft- gehören zu den neueren Generationen und wurden ausbau im Forst gestellt. zwischen 2010 und 2020 errichtet. In den Jahren 2016 und 2017 gab es den bislang Die Unterschiede zwischen den Regionen in Deutsch- stärksten Zubau von Windenergieanlagen auf Forst- land sind mitunter enorm. Während in Norddeutsch- flächen. In den beiden Jahren wurden dort jeweils land Waldstandorte für die Windenergie kaum 1.000 MW neue Windenergieleistung errichtet. Im zulässig sind (Schleswig-Holstein in etwa verfügt nur ausbauschwachen Jahr 2019 sank auch die Zahl über zehn Prozent bewaldete Landesfläche), stehen neuer Turbinen im Forst auf nur 50 Stück. Im Jahr in Süd- und Westdeutschland hunderte Anlagen im 2020 kamen nur 66 neue Anlagen dazu. Dennoch Forst. Die meisten Anlagen auf Forstflächen hatten liegt ihr Anteil am jährlichen Gesamtzubau seit 2015 Ende 2020 Rheinland-Pfalz (467) und Hessen (456) nahezu konstant bei rund 19 Prozent. Regionale Verteilung der Windenergieanlagen in deutschen Forsten27 (Stand Ende 2020, Dezimalstellen gerundet) Bundesland WEA MW Baden-Württemberg 334 921 Gesamt: Bayern 297 793 2.086 WEA Berlin - - 5.672 MW Brandenburg 327 891 Bremen - - Hamburg - - Hessen 456 1.292 88,6 % Mecklenburg-Vorpommern - - Zubau in den Niedersachsen 6 16 letzten 10 Jahren Nordrhein-Westfalen 93 247 Rheinland-Pfalz 467 1.233 Saarland 75 223 Sachsen 29 50 Sachsen-Anhalt - - Schleswig-Holstein - - Thüringen 2 6 16 17
Für die Windenergie eignen sich forstwirtschaftliche Nutzflächen Ökologisch besonders wertvolle Waldgebiete bleiben außen vor lt fa i nv el te Ar künstlich natürlich Windenergie: Forst: Wald: in Deutschland erfolgt die künstliche Anpflanzung von zumeist gleichen natürliche Pflanzenformation mit charakteristi- Errichtung überwiegend auf Bäumen mit gleicher Entwicklungsstufe, schem Waldklima, hoher Artenvielfalt und unter- geeigneten Forstflächen wirtschaftliche Nutzung durch Holzeinschlag schiedlichen Baumarten und Entwicklungsphasen Wo wINDENERGIEPROJEKTE GEPLANT WERDEN dürfen UND WO NICHT Das Wichtigste vorab: In besonders wertvollen errichten möchte, braucht hierfür eine behördliche Waldgebieten wurden und werden keine Windenergie- Zustimmung. Denn das Bundeswaldgesetz sieht vor, anlagen in Deutschland gebaut. Laub- und Misch- dass Waldflächen – zu denen Forstflächen juristisch wälder sowie Schutzflächen mit besonders hoher gesehen gezählt werden – nur mit Genehmigung der ökologischer Wertigkeit für Mensch und Tier sind von nach Landesrecht zuständigen Behörde in eine an- der Windenergienutzung ausgeschlossen. Dazu ge- dere Nutzungsart umgewandelt und Bäume gerodet hören sensible Gebiete mit naturnaher Baumartenzu- werden dürfen.28 Liegt eine Genehmigung vor, müs- sammensetzung, Wälder mit herausragender Wald- sen strenge Schutzmaßnahmen vorgenommen funktion für Erholung, Schutz und biologische Vielfalt. werden. So werden Windenergieanlagen zur Vermei- In den meisten Bundesländern stehen stattdessen dung von Waldbränden mit Blitzschutzeinrichtungen, forstwirtschaftliche Nutzflächen zur Verfügung. Sie Brandschutzsystemen und Löschwasserbrunnen bieten ökologisch weniger wertvolle Standorte außer- ausgestattet. Öldicht verschweißte Wannen in der halb von Schutzgebieten. Mögliche Kahlflächen Gondel der Windenergieanlagen fangen im Falle einer in Folge von Sturmereignissen sowie Standorte mit Leckage an Getriebe oder Hydraulik das austretende Vorbelastungen durch Autobahnen oder technische Öl vollständig auf.29 Werden Windenergieanlagen Elemente wie Sendemasten sind darüber hinaus nach Ende ihrer Nutzungsdauer rückgebaut, können prädestiniert für eine Nutzung der Windenergie. Aber die ehemals versiegelten Flächen für die Renaturie- auch wer Windenergieprojekte auf Forstflächen rung genutzt und in kurzer Zeit bepflanzt werden. 18 19
Ist es in Ordnung, für den Klimaschutz Bäume zu fällen? Die Kombination von Waldumbau und Baumwachs- entscheidend, dass der Eingriff in den Waldbestand tum ist ein wichtiger Beitrag zur zwingend notwendi- umgehend kompensiert wird. Und die Zeit, die ein gen CO2-Senkung. Auch die Nutzung von Holz kann Baum zum Wachstum braucht, ist im Vergleich zu dabei ein Faktor sein. Wieso? Langlebige Holzproduk- Braunkohle und Co. verschwindend gering: Während te wie Bauholz oder Parkett binden über 100 Jahre eine gesunde Buche etwa 100 Jahre braucht, um CO2. Holzprodukte gewinnen nochmals an Bedeu- als ausgewachsen angesehen zu werden, ist die in tung, wenn dadurch energieintensive Werkstoffe wie Deutschland lagernde Braunkohle zig Millionen Jah- Stahl, Beton oder Aluminium ersetzt werden.30 ren alt.32 Und Letztere neigt sich dem Ende. Auch für die Energieerzeugung kann dies von Vorteil Ganz klar: Auch Holzfeuerungsanlagen erzeugen sein, wenn durch die Verbrennung von Holzabfällen Feinstaubemissionen. Daher entwickeln erst eine als Pellets oder Hackschnitzel (zum Beispiel aus sorgsame Ressourcennutzung und Planung von Sägenebenpodukten) die Nutzung von fossilen Roh- Erneuerbaren Energien im Verbund eine Klimschutz- stoffen wie Kohle, Erdöl und Erdgas reduziert wird. wirksamkeit. Insbesondere die Windenergie trägt Wichtig dabei ist, dass nur so viel Holz verbrannt zur Treibhausgasreduktion bei. Der Bau der Anlagen wird, wie wieder nachwachsen kann. Denn erst dann wird durch die Aufforstung mit klimaresistenten ist die Nutzung gegenüber anderen Brennstoffen koh- Bäumen in mindestens demselben Maße wie der lendioxidneutral, da Holz beim Wachsen genau so viel vorherige Holzeinschlag kompensiert. Generationen- Kohlendioxid aus der Atmosphäre bindet, wie später übergreifend bleiben so die ökologischen, wirtschaft- bei der Verbrennung wieder frei wird.31 Es ist deshalb lichen und sozialen Funktionen des Waldes erhalten. Nachhaltige CO2-Reduktion durch Substitution33 Verbrennung von Brennholz, Pellets oder Hack- Forstwirtschaft: (in Millionen Tonnen) schnitzeln ersetzt 36 Mio. t fossile Rohstoffe e Subs Holzernte entspricht t is c h ti t max. dem jährlichen ge ut 8 Mi o . t p r o J r (5 er Zuwachs ah io h e r) En n ic pe lds C O2 - Wa ti t u ti o n u bs S le M at eriel Aufforstung als Aus- gleich für den Windenergieausbau Ca. 1 Tonne CO2 wird pro Kubik- meter Holz gespeichert. Nutzung von Holz ersetzt CO2-Reduktion 30 Mio. t energieintensive Baustoffe durch Windenergie 20 21
Eingriffe in den Forst müssen Waldflächen in den Ländern der EU im Vergleich (1990 bis 2020)36 (in Tausend Hektar) gut geplant sein 1990 2000 2010 2015 2020 Schweden 28.063 28.163 28.073 27.980 27.980 Finnland 21.875 22.446 22.242 22.409 22.409 Wo geholzt wird, fallen zumeist Fichten 34 Spanien 13.905 17.094 18.545 18.551 18.572 (Holzeinschlag in Deutschland nach Holzartengruppen in 1.000 m3) Frankreich 14.436 15.288 16.419 16.836 17.253 Deutschland 11.300 11.354 11.409 11.419 11.419 60.000 Italien 7.590 8.369 9.028 9.297 9.566 50.000 40.000 In den meisten EU Ländern ist 30.000 ein Zuwachstrend zu beobachten. 20.000 10.000 Forste müssen sich nach jedem Eingriff regenerieren können 0 (Jede Errichtung von Windenergieanlagen wird ausgeglichen) 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 • Fichte • Kiefer • Buche • Eiche Deutschlands Wälder sind kaum noch natürlichen Ursprungs35 Fachbegleitung und Kompen- Aufforstung von klima- und (in Prozent) sation schonen Holzvorräte standortgerechten Bäumen 6. 1. 47 % naturfern (von Menschen gestalteter Nutzwald) 5. 2. 22,9 % bedingt naturnah Rodung von Forstpflanzen für die Verjüngung und Bestands- Errichtung von Windenergieanlagen pflege der Forstpflanzen 29,5 % naturnah (die vorhandenen Baumarten stimmen mit 4. 3. denen des ursprünglichen Waldes überein) 0,2 % geschützter alter Baumbestand Holzernte maximal bis zum durch- Überwachung der Vitalität schnittlichen jährlichen Zuwachs und Waldschutz 22 23
So wirkt der Klimawandel auf den Wald So wirkt die Windenergie auf den Wald Infolge des Klimawandels häufen sich seit Anfang des Jahrtausends sogenannte Extrem- Windenergie ist eine der platzsparendsten Energieerzeugungsarten. Insbesondere gegen- wetterphänomene: Dazu zählen lange Dürreperioden genauso wie Überflutungen infolge über der klimaschädlichen Braunkohle mit ihrem jährlichen Abraum von 930.000.000 Kubik- starker Regenfälle, schwere Stürme, deutlich zu milde oder zu harte Winter. Langanhal- meter überzeugt die Windenergie. Gerade in forstwirtschaftlich gut erschlossenen Gebieten tende Trockenheit erhöht nicht nur die Waldbrandgefahr, sondern auch die Anfälligkeit lassen sich, unter Einbeziehung der vielfach bereits vorhandenen Zuwegungen, leistungs- für Schädlingsbefall. Laub- wie Nadelbäume reagieren in überdurchschnittlich langen starke Projekte auf wenigen Hektaren realisieren. Gleichzeitig müssen an anderer Stelle Phasen der Trockenheit mit sinkender Vitalität und reduzierten Abwehrkräften. Dadurch Ausgleichsmaßnahmen für den Natureingriff geschaffen werden, so etwa durch Auffors- können sie Eindringlinge, wie den Borkenkäfer, schlechter abwehren. Vereinzelt und für tungen im gleichen Umfang wie der vorherige Holzeinschlag, dem Anlegen von Biotopen oder sich genommen können diese Wetterextreme einen gesunden Baumbestand nicht nach- der Aufwertung bereits bestehender Wälder. In der Regel muss im Ersatz für die umgewan- haltig schädigen. Doch wenn auf eine lange Dürreperiode unmittelbar ein schwerer Sturm delte Fläche eine Ersatzaufforstung auf einer dafür geeigneten Fläche im Verhältnis mindes- oder starke Regenfälle folgen, sind die geschwächten Bäume um ein Vielfaches anfälliger. tens 1:1 erfolgen. Meist forsten Windkraftprojektierer sogar mehr auf, als sie müssten, oder Im schlimmsten Fall werden sie entwurzelt, verlieren einen Großteil ihres Astwerks oder sie investieren in klimagerechte Waldumbaumaßnahmen, die den Wald resistener gegen die knicken um. Es entstehen Wurfflächen, auf denen sich wiederum Schädlinge, wie der Auswirkungen des Klimawandels machen. Zusätzlich werden durch Pachteinnahmen und Borkenkäfer, ideal vermehren können. Insbesondere in Fichtenmonokulturen kann dies ein Beteiligungen konstante Einnahmen für Waldbesitzer und Kommunen vor Ort generiert. Diese großes Problem darstellen, da der Borkenkäfer ausgehend von den Schadflächen zuneh- können dann wiederum für die Pflege und den klimagerechten Umbau des Waldes sowie für mend auch gesunde Bäume befällt und so die Entwaldung weiter befördert. weitere Wiederbewaldungsmaßnahmen genutzt werden. 24 25
Schad- und Kahlflächen - 10.000 t CO2 / Jahr eignen sich gut für den Ausbau - 12 t CO2 / Jahr Flä ch e Witterungsextreme wie Stürme und Dürren haben sieht es das Gesetz vor – dennoch eine so genannte k tar den deutschen Wäldern in den vergangenen Jahren Rodungsgenehmigung beantragen, auch wenn gar e 1H stark zugesetzt. Besonders in Fichtenwäldern ist keine Rodung vorgenommen wird. Ebenso ist vorgese- mittlerweile ein großflächiges Absterben der Bäume hen, dass der ehemalige Baumbestand der genutzten zu beobachten. Die zurückbleibenden Kahlflächen Schadflächen auf mindestens gleich großer Fläche sind weithin sichtbar. Gleichzeitig kann die Nutzung wieder angepflanzt wird. Dadurch wird sichergestellt, von solchen Kahlflächen für eine umweltschonende dass jeder Eingriff in das Ökosystem ausgewogen Eine Windkraftanlage der 5-MW-Klasse, wie sie im Rein- Der gesamte Flächenbedarf der und nachhaltige Planung von Windenergieprojekten bleibt. In der Regel wird sogar deutlich mehr Wald hardswald errichtet wird, benötigt ca. einen Hektar Fläche 18 Windkraftanlagen in Relation zur sinnvoll sein, denn hier müssen beim Bau der Anlagen aufgeforstet, als tatsächlich für die Errichtung der und erzeugt jährlich ca. 17,1 Mio. kWh sauberen Strom – sie Ausdehnung des Reinhardswaldes keine gesunden Bäume gerodet werden. Wald- und Windenergieanlagen gerodet wurde. Das Praxisbei- vermeidet damit rund 10.000 Tonnen CO2 pro Jahr.38 (Gesamtbedarf: 14 Hektar) Forstflächen, die also Witterungsextremen zum Opfer spiel Reinhardswald in Hessen zeigt, dass bei der gefallen sind, können so einer nachhaltigen Nutzung Planung von Windenergieanlagen auf Forstflächen zugeführt werden. Wer auf Schad- und Kahlflächen bereits vorhandene Zuwegungen sowie Schadflächen eine Windparkplanung vornehmen möchte, muss – so den notwendigen Holzeinschlag minimieren können.37 Kahlfläche Windkraftanlage Zuwegung Das Praxisbeispiel Reinhardswald in Hessen 26 27
Wie sich der Wald verändert Über Jahrhunderte hinweg hat die Bevölkerung in lich stresstoleranter in Bezug auf Wetterextreme. Deutschland den Wald grundlegend verändert. Wäre Durch Laubbäume wie Buchen und Eichen entsteht die Waldlandschaft vom Menschen gänzlich unbe- ein geschlossenes Blätterdach und durch die Ver- rührt, bestünde diese zu 90 Prozent aus vielfältigen dunstung von Wasser, das sowohl in lebendem als und artenreichen Laubwäldern. Da sie sich als Roh- auch in abgestorbenem Holz vorhanden ist, schafft stofflieferanten bestens eigneten, nahm die Zahl der sich der Wald ein eigenes Klima. Naturnahe Wälder Nadelwälder seit der Neuzeit deutlich zu. Doch dies können so besonders Dürreperioden unbeschadeter soll sich nunmehr wieder ändern. Denn insbesondere überstehen, da die Hitze abgepuffert wird. Nicht zu- die kultivierte Fichte, die sich über Jahrhunderte letzt bieten sie mehr Biodiversität und Lebensraum als „Wirtschaftsbaum“ für den Bergbau, zum Heizen für Pflanzen und Tiere aller Art.39 Auch die Forstwirt- oder als Baustoff eignete, hat den Auswirkungen schaft folgt längst dem Grundgedanken einer nach- des Klimawandels wenig entgegenzusetzen. Anders haltigen und naturnahen Waldwirtschaft. In vielen als zum Beispiel die Eiche oder die Kiefer findet die Bundesländern wird bereits seit den frühen 1990er Fichte mit zunehmenden Temperaturen und abneh- Jahren der Waldumbau vorangetrieben. Auf diese mender Feuchtigkeit keine guten Wuchsbedingungen Weise soll sich der Anteil der reinen Laubwälder auf mehr vor. Auch in Zeiten von Starkniederschlägen 53 Prozent erhöhen. Dass dieses Ziel auch bei der und Sturmereignissen zeigt sich diese Baumart Planung von Windenergieanlagen berücksichtigt wird, als besonders anfällig, da ihr flaches Wurzelwerk entspricht dem Nachhaltigkeitsprinzip der Energie- nur wenig Halt bietet. Misch- und Naturwälder mit wende. heimischen Baumarten hingegen gelten als wesent- Geplante Entwicklung des Mischwaldanteils40 (in Prozent) Waldgeneration im Jahr 2012 (Hauptbestockung) 22 % 51 % 27 % Waldgeneration zukünftig (Jungbestockung) Waldbewirtschaftung als Strategie gegen den Klimawandel: 53 % 37 % 10 % Aufforstung mit heimischen und klimaresistenten Bäumen wie Eiche und Buche macht Wälder widerstandsfähiger. • reiner Laubwald • Mischwald • reiner Nadelwald 28 29
Waldaufwertung durch Windenergie – Beispiele aus der Praxis Windpark Göllnitz-Lieskau-Rehain41 Windpark Uckley-Nord42 Anlagenzahl: 30 Windenergieanlagen Anlagenzahl: 10 Windenergieanlagen Fläche für Rodung (dauerhaft): 11,7 Hektar Fläche für Rodung (dauerhaft): 4,75 Hektar Fläche für Aufforstung: 12 Hektar Fläche für Aufforstung: 6,1 Hektar Vielfältige Der Windpark im Landkreis Elbe-Elster in Bran- Wird ein Windpark im Wald gebaut, muss die dafür Maßnahmen denburg kann mit seinen 30 Windenergieanlagen gerodete Fläche im Verhältnis von wenigstens bilanziell eine Stadt wie Potsdam mit Ökstrom 1:1 aufgeforstet werden, so dass die Waldfläche Neben der obligatori- versorgen. 29 der Anlagen liegen in einem für mindestens gleich groß bleibt. Meistens wächst schen Wiederbewal- Brandenburg typischen Kiefernforst, außerhalb von sie sogar. Für den Windpark Uckley-Nord mussten dung und dem öko- Schutzflächen und Biotopen. Für die Errichtung 4,57 Hektar Forstfläche weichen, im Gegenzug logischen Waldumbau aller Anlagen wurden 11,7 Hektar Wald dauerhaft jedoch wurde eine 6,1 Hektar große Brachfläche in realisieren Windkraft- und 21,9 Hektar temporär gerodet. Die für die Bau- hochwertigen Mischwald mit gebietsheimischen projektierer weitere arbeiten temporär umgewandelten Flächen wurden Laubgehölzen verwandelt. Zusätzlich wurde ein Ausgleichs- und wieder aufgeforstet – gemäß behördlicher Vorgabe weiteres Waldstück auf 2,8 Hektar ökologisch um- Ersatzmaßnahmen: mit der auf Brandenburger Böden weit verbreiteten gebaut. Die Zuwegung erfolgte fast ausschließlich Kiefer und mit Traubeneiche. Als Ausgleich für die über bestehende Waldwege und als Lagerfläche dauerhafte Waldumwandlung erfolgten außerdem der Anlagenkomponenten diente eine stillgelegte • Streuobstwiesen Aufforstungen mit Lärche, Traubeneiche, Hain- Gastrasse, für die bereits vor Jahrzehnten eine buche und Kiefer in einem Umfang von 12 Hektar. Schneise in den Wald geschlagen wurde. So kann • Biotope Diese tragen zur Erhöhung der Biodiversität bei in der nächsten Waldgeneration ein standortge- und wirken sich positiv auf das Waldbild aus. rechter Wald auf dieser Fläche entstehen. • Nahrungshabitate für Greifvögel Rodung Kompensation Rodung Kompensation • Fledermauskästen • Rückbau stillge- Aufforstung legter Gebäude 21,9 ha Aufforstung Waldumbau Aufforstung • Entsiegelung von 6,1 ha 12 ha 2,8 ha Flächen dauerhaft dauerhaft - 11,7 ha - 4,57 ha - 21,9 ha temporär 30 31
Windpark Kühlsheim43 Windpark Kirchberg-Faas44 Anlagenzahl: 5 Windenergieanlagen Anlagenzahl: 23 Windenergieanlagen Fläche für Rodung: 1,7 Hektar Fläche für Rodung (dauerhaft): 7,8 Hektar Fläche für Aufforstung: 3,3 Hektar Fläche für Aufforstung: 12 Hektar Für den Bau der fünf Windenergieanlagen wurden Auch dieser Windpark zeigt die gelebte Praxis einer ca. 1,7 Hektar Wald gerodet. Inzwischen wurde umweltschonenden Planungsweise. 17 Windener- auf einer Fläche von 3,3 Hektar Ausgleichsfläche gieanlagen stehen im Wald, sechs im Offenland. wiederaufgeforstet. Die betreibende GmbH hat für Alle im Wald errichteten Anlagen wurden an das die Ausgleichsfläche einen pauschalen Betrag zur bestehende Wegenetz angebunden und stehen Verfügung gestellt, während sich Stadt und Förs- in forstwirtschaftlich genutzten Bereichen sowie ter um den Bewuchs kümmern. Auf diesem Wege auf ehemaligen Windwurfflächen. Alte Laubwald- wurden bisher ca. 15.000 Pflanzen gesetzt. In bestände ab einem Alter von 90 Jahren wurden den Randbereichen finden mittlerweile Sträucher bei der Standortwahl ebenso gemieden wie Quell- wie Weißdorn, Schwarzdorn, Wildrose und Hart- und Sickerwälder. Für die dauerhaft in Anspruch riegel, dann als Bäume zweiter Ordnung Wildapfel, genommenen Flächen wurde 1:1 mit Laubmisch- Wildbirne, Speierling, Feldahorn und Wildkirsche wald aufgeforstet, sowohl auf freien Flächen im ihren Platz. Im Zentrum der Maßnahmen stehen Wald, als auch auf angrenzenden Ackerflächen. Die mehrheitlich Traubeneichen und als Schatten- temporär genutzten Rodungsflächen wurden eben- bäume Hainbuche, Winterlinde und Elsbeere. Zum falls komplett mit Laubmischwald wiederbepflanzt. bereits bestehenden Wald hin wurde ein Streifen Zusätzlich wurden an Bachauen und in Laubholz- von 25 Meter Breite mit Douglasien bepflanzt. Die dickungen Fichten entnommen und 17 Hektar neu gepflanzten Bäume benötigen nun die nächs- Fichtenreinbestand mit Laubbäumen unterbaut, so ten sieben Jahre besondere Aufmerksamkeit und dass sich diese langfristig zu Laubmischwäldern müssen vor allem mit Wasser versorgt werden. entwickeln können. Rodung Kompensation Rodung Kompensation Waldumbau 17 ha Aufforstung Aufforstung Aufforstung 3,3 ha 7,8 ha 7 ha dauerhaft dauerhaft temporär - 1,7 ha Flächenbedarf pro Windenergieanlage - 7,8 ha - 7 ha 0,46 Hektar Pro Windenergieanlage werden im Mittel 0,46 pro Anlage Hektar Fläche benötigt: Diese Fläche ist über den gesamten Betriebszeitraum von Baumbe- wuchs freizuhalten. Nach Nutzung der Anlage kann die Fläche innerhalb weniger Jahre wieder renaturiert werden.45 32 32 33 33
Wertschöpfung durch Wind im Forst Wie sich die Windenergie auf den Gemeindehaushalt auswirken kann, zeigen zwei Beispiele aus Hessen. dem regionalen Energieversorger.49 Die Vorrangflächen wurden von der HessenForst direkt an die Genos- Die Gemeinde Heidenrod besitzt so viel Wald wie senschaft verpachtet, die somit ein umfangreiches Der Klimawandel stellt die Forstwirtschaft in das von Borkenkäfer befallene Holz oftmals nur noch kaum eine andere hessische Gemeinde – insgesamt Mitspracherecht an dem Projekt erwarb. Anlagen der Deutschland seit mehreren Jahrzehnten vor Her- einen niedrigen Preis.47 Vor dem Hintergrund dieser 4.650 Hektar.48 Vor zehn Jahren steckte man tief in 5-MW-Klasse werden auf windstarken und bereits ausforderungen. Vielen Forstbetrieben fehlen nach erschwerten Situation kann die Windenergie eine den roten Zahlen. Die Pro-Kopf-Verschuldung zählte erheblich geschädigten Waldflächen errichtet. Die Schäden, die durch den Klimawandel entstanden zusätzliche Einnahmequelle darstellen und dazu zur höchsten Deutschlands, bis die Gemeinde sich Gewinne aus der Windenergie sollen in der Region sind, Erträge aus der Holzwirtschaft. Hinzu kommt die beitragen durch Waldbrände, Dürre oder Schädlinge entschied, im eigenen Wald einen Windpark zu er- bleiben. Die beteiligten Kommunen profitieren gleich Herausforderung, dass Schadholz in Folge von Sturm- geschädigte Flächen mit klimaresistentem Mischwald richten.Eine umfangreiche, frühzeitige Einbeziehung mehrfach: Erwartet wird ein jährlicher Ertrag von ereignissen oder Schädlingsbefall rechtzeitig auf- wieder aufzuforsten. der BürgerInnen und das Angebot, sich an einer Ge- 309.000 MWh sauberen Strom und die Einnahmen da- gearbeitet und aus dem Wald entfernt werden muss. nossenschaft zu beteiligen, schafften Akzeptanz. 300 raus werden anteilig den Haushalten der Kommunen Insbesondere nach Borkenkäferbefall ist die schnelle Generell sind Windenergieprojekte auf Forstflächen BürgerInnen investierten in den Windpark und profitie- zufließen. Diese Einnahme wird laut einer Vereinba- Entnahme des Schadholzes von enormer Bedeutung, in vielerlei Hinsicht von großem Wert für Kommunen, ren von den Einnahmen. Heute sind die Windenergie- rung an die vier anliegenden Gemeinden aufgeteilt. So um den restlichen Waldbestand möglichst brutun- Länder- und Staatsforste. Anwohner anliegender anlagen der größte Gewerbesteuerzahler der Gemein- wird gewährleistet, dass viele Bürgerinnen und Bürger de. Der kommunale Windpark mit zwölf Anlagen gehört am örtlichen Windpark profitieren. tauglich zu machen und somit einer weiteren Bor- Gemeinden profitieren finanziell über Beteiligungen zu 45 Prozent der Gemeinde. Mit diesem Windpark kenkäfermassenvermehrung entgegenzuwirken.46 an Energiegenossenschaften oder auch indirekt, da werden 800.000 Euro Nettoeinnahmen generiert. Die Doch es geht nicht nur um die finanzielle Wertschöp- Die systematische und engmaschige Suche nach die Gemeinden mit den Einnahmen gemeinnützige zuständige Windparkgesellschaft hat ihren Sitz in der fung durch Windenergieprojekte vor Ort, sondern auch Schadholz ist aufwändig und kostet viele Arbeits- Projekte wie Schwimmbäder, Spielplätze, Breitband- Gemeinde, wodruch die Gewerbesteuer eins zu eins um eine gesunde Umwelt und intakte Wälder, die der stunden, wodurch die Entfernung für viele Waldbe- anschluss oder Streuobstwiesen realisieren können. vor Ort verbleibt. Erholungsfunktion und dem nachhaltigen Tourismus sitzer zur finanziellen Belastung wird. Mehren sich Auch für private Waldbesitzer und kleinere Forstbe- dienen. Für viele Gemeinden sind die zusätzlichen zudem die Extremwetterereignisse, kann das Holz triebe kann die Windenergie eine wichtige finanzielle Ein weiteres Beispiel ist der sich in Planung befind- Einnahmen eine gute Möglichkeit, die Entwicklung mitunter nicht schnell genug entnommen werden. Stütze darstellen. Denn aus der Verpachtung von liche Windpark Reinhardswald – ein Gemeinschafts- und Unterhaltung eines Erholungswegenetzes mit Nicht zuletzt entstehen wirtschaftliche Verluste bei Flächen entstehen wichtige Einnahmen, die sicher projekt der Energiegenossenschaft Reinhardswald eG Rundwanderwegen, Ruhebänken und Waldhüt- der Holzaufarbeitung, denn auf dem Holzmarkt erzielt kalkulierbar sind. und einem Privatunternehmer, zweier Stadtwerke und ten zu ermöglichen. 34 34 35 35
Rehpopulation in Deutschland auf hohem Niveau Genaue Bestandszahlen der Rehpopulation in Deutschland existieren nicht. Deshalb liefert die Reh- Jagdstrecke53 die besten Erkenntnisse für die Populationsentwicklung. 1.400.000 1.226.169 1.200.000 1.071.236 1.000.000 757.531 800.000 600.000 400.000 200.000 0 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Ruhige Umgebung für Tiere Ob Luchse, Rehe, Hasen, Füchse, oder Wildschweine: vorübergehenden Meidung des Gebiets während der Der Wald beherbergt zahlreiche Wildtiere. Viele stehen Bauphase werden die Lebensräume wieder genutzt. unter Artenschutz, gelten als besonders scheu und Negative Konsequenzen auf Populationsebene konn- reagieren empfindlich auf Lärmquellen. Untersuchun- ten bisher kaum beobachtet werden.“51 gen haben gezeigt, dass die von Windenergieanlagen Generell – auch in anderen Regionen – haben Wind- verursachten Schallemissionen in Forsten zumin- energieanlagen keine derartig zerschneidende dest kurzzeitig das Verhalten der Tiere beeinflussen. Wirkung auf den Lebensraum von Wildtieren wie zum So wird das Areal rund um die Anlagen vor allem wäh- Beispiel Verkehrswege. Daher sind für die am Boden rend der Bauphase weiträumig gemieden. Nach der wandernden Arten wie Wildkatze, Luchs oder Reh Fertigstellung ist vielfach ein Gewöhnungseffekt zu auch keine Barrierewirkungen anzunehmen. Der Lan- beobachten und die Tiere nutzen in diesen Fällen die desjagdverband Hessen weist zudem darauf hin, dass Wildtiere in der Kulturlandschaft: Fläche wie gewohnt. „Für alle Wildarten wurde in allen es im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen zahlreiche Gebieten ganz überwiegend eine flächendeckende Möglichkeiten gibt, den Lebensraum von Wildtieren Der Lebensraum von Rehen und weiteren Wildtieren hat sich in den Nutzung – auch des Nahbereiches der WKA – bestä- rund um die Anlage zu verbessern. So können Stellflä- vergangenen Jahren stetig vergrößert, weil sie auf Feldflächen ein tigt“, heißt es in einer Langzeitstudie der Tierärzt- chen rund um die Anlage zu Äsungsflächen für Rotwild Überangebot an Nahrung finden. Harte Winter, die die Tiere früher de- lichen Hochschule Hannover, die zwischen 1998 und umfunktioniert werden, die für den Bau notwendige zimiert haben, bleiben zunehmend aus. Doch ein andauernder Wildver- 2011 durchgeführt wurde.50 Auch eine Schweizer Entwässerung mit entsprechender Drainage kann als biss beeinflusst die Baumartenvielfalt und mitunter ganze Waldökosys- Studie aus dem Jahr 2013 bestätigt: „Nach einer Tränke vielen Tier- und Vogelarten zu Gute kommen.52 teme. Daher können Waldwiesen eine alternative Futterquelle darstellen, um den Verbiss junger Baumknospen zu verringern. 36 37
in Guter Nachbarschaft mit Fledermäusen Alle 25 in Deutschland heimischen Fledermausarten etwa, dass für die Mopsfledermaus ein geringes sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng Kollisionsrisiko besteht, wenn zwischen Kronendach geschützt.55 Für sie gelten die Vorschriften zum und Rotorunterkante der Windräder ein Abstand von besonderen Artenschutz. Die Auswirkungen von 50 Meter besteht.57 Hinzukommt, dass mit abneh- Windenergieanlagen auf Fledermäuse sind von Art mender Windgeschwidigkeit die Aktivität der Fleder- zu Art sehr unterschiedlich. Ebenso wie beim Bau mäuse in größeren Höhen zunimmt, weil sie dann von Windenergieanlagen im Offenland garantieren dort genügend Insekten finden. Andernfalls fliegen die naturschutzrechtliche Prüfungen in den jeweili- Tiere in deutlich niedrigeren Höhen, zumeist unterhalb gen Prüfungs- und Genehmigungsverfahren, dass die der für sie gefährlichen Rotorblattspitzen.58 Besteht spezifischen Anforderungen an die standortnahen dennoch eine akute Kollisionsgefahr, können Winden- Artvorkommen eingehalten werden. Vor der Umset- ergieanlgen vorrübergehend abgeschlatet werden. Die zung von Windenergieprojekten auf Forstflächen sind Abschaltungen werden standortspezifisch auf die vor- daher intensive Voruntersuchungen notwendig. Ziel kommenden Arten angepasst. Über ein Monitoring der Untersuchungen ist es, Standorte optimal zu der festgelegten Abschaltungen nach dem Bau der An- platzieren sowie auf die vorkommenden Tierarten lagen durch Fledermauskundler wird geprüft, ob diese angepasste Maßnahmen zu identifizieren, mit denen Abschaltungen zum Schutz der Tiere ausreichend Anlagen gebaut und gleichzeitig Fledermausbestände sind. So wird die optimale Balance zwischen Felder- geschützt werden können.56 Untersuchungen zeigen mausschutz und Energieerzeugung sichergestellt. Bei gutem Wind fliegen Fledermäuse in Bodennähe54 Weht der Wind, drehen die Windenergieanlagen. Für Fledermäuse sind erhöhte Windverhältnisse jedoch ungünstig. Sie bleiben dann zumeist in Bodennähe. 5 4 Aktivitäten pro Stunde 3 Mögliche Nabenhöhe 2025: 2 Ø Nabenhöhe 2018: 161 m 132 m 1 0 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Windgeschwindigkeit in m/s 38 39
Vogelschutz in Windparks Windenergie und Vogelschutz wird von vielen Kriti- räume und welche Flugrouten besonders genutzt kern oft als unlösbarer Widerspruch gesehen. Der werden. Zusätzlich gibt der Höhenunterschied von beschleunigte Ausbau der Windenergie ist aber Baumkrone bis Rotorblattspitze den Tieren einen flug- zwingend notwendig, um die Klimaziele der Bundes- sicheren Korridor. Die Wahl eines dafür geeigneten regierung und der EU zu erreichen. Und Windenergie Anlagentyps schafft also zusätzliche Sicherheit. Zu und Naturschutz schließen einander nicht aus. Das einer sorgsamen Planung zählt auch, die Dauer des garantieren naturschutzrechtliche Prüfungen in menschlichen Einflusses während der Bauphase den Prüfungs- und Genehmigungsverfahren. Zudem zu reduzieren. Ein weiteres probates Mittel, um für bescheinigt der Nationale Vogelschutzbericht zahlrei- den Schutz von Vögeln zu sorgen, sind die zeitlich chen windkraftsensiblen Arten stabile und positi- begrenzte Abschaltungen von einzelnen Anlagen ve Bestandsentwicklungen, darunter Seeadler, oder ganzen Windparks. Die Abschaltungen müssen Schwarzstorch und Rotmilan.60 Und das bei immer insbesondere in der Brutzeit zu bestimmten tages- weiter steigenden Ausbauzahlen der Windenergie. zeitlichen und witterungesbedingten Parametern erfolgen. In Zukunft werden hier vielleicht automa- Auch im Forst lassen sich weitere Flächen für Wind- tisierte Systeme helfen können, Vogelschutz und kraftanlagen erschließen, ohne den Vogelbestand zu Windenergie zu vereinen. In jedem individuellen Fall ist bedrohen. Dies hat mehrere Gründe: Zunächst einmal deren Nutzung abzuwiegen, um den wirtschaftlichen kommen ausschließlich solche Standorte infrage, Betrieb der Windparks weiterhin zu gewährleisten. in denen die Windenergienutzung artenschutzfach- Ohnehin ist zu beobachten, dass viele Großvogelarten lich zulässig ist. Schon im Planungsstadium werden den Wald nur als Brutgebiet nutzen und sich bei der Vogelvorkommen detailliert erfasst. Werden dabei Jagd auf die naheliegenden Freiflächen und Felder sensible Arten entdeckt, kommt es zu einer tieferge- konzentrieren, da sie ihre Beute im Offenland deutlich henden Erfassung, um festzustellen, wie die Lebens- besser erkennen können.61 Flugkorridore Die Flughöhen von Greif- vögeln unterscheiden sich artspezifisch. Die Flughöhe des Uhus bei- spielsweise liegt kaum über 20 Meter.59 Der Vorteil: mit steigen- der Nabenhöhe erhöht Tiefster Punkt der Rotorblattspitzen sich der Flugkorridor ca. 90 m zwischen Baumwipfeln und Rotorblattspitze. Höchster Punkt der Baumkronen 20 bis 30 m 40 41
Fazit Erneuerbare Energien sind eines der wichtigsten in Deutschland neben dem Bundesnaturschutzgesetz Mittel im Kampf gegen den Klimawandel. Das steht die waldrechtlichen Vorschriften des Bundeswald- außer Frage. Ihr Einsatz ist entscheidend, um den gesetzes und der Landesforstgesetze. Durch die früh- Treibhausgasausstoß in Zukunft noch weiter zu redu- zeitige Einbeziehung der Naturschutzbehörden in zieren. Der aus Windenergieanlagen generierte Strom die Planungs- und Genehmigungsverfahren ist zudem hat den größten Anteil bei der CO2-Einsparung. Und die amtliche Abwägungsentscheidung sichergestellt. er wird nicht nur für private Haushalte, sondern auch Ist eine Standortauswahl unter Berücksichtigung für die Elektromobilität, für das Heizen und Kühlen von der Eingriffsregelung getroffen, setzt die Forstbe- Häusern und Büros sowie für industrielle Prozesse hörde die erforderlichen Kompensationsmaßnahmen benötigt. Doch der daraus resultierende erhöhte fest. Dazu gehört im Regelfall die Verpflichtung zur Strombedarf benötigt eine sichere Zahl an zur Ver- Ersatzaufforstung oder zur qualitativen Aufwertung fügung stehenden Flächen. Nach wissenschaftlichen bestehender Waldbestände. Durch die gezielte Wahl Erhebungen geht der Bundesverband WindEnergie da- von klimaresistenten Baumarten, die den örtlichen von aus, dass für die Windenergie an Land mindestens Gegebenheiten des Standortes entsprechen, können zwei Prozent der Gesamtlandesfläche gebraucht die Kompensationsmaßnahmen dazu beitragen, den werden – gleichmäßig verteilt auf alle Bundesländer, Waldstandort widerstandsfähiger gegenüber den Aus- um neben den Anstrengungen der Energiewende auch wirkungen des Klimawandels zu machen. Ein weiterer die Gewerbesteuereinnahmen und Möglichkeiten zur Vorteil sind die sicheren Einnahmen für forstwirt- finanziellen Bürgerbeteiligung gleichmäßig verteilen schaftliche Betriebe und deren Möglichkeit, potentiel- zu können. Dass dabei auch geeignete Forstflächen le Schad- oder Kahlflächen einer sinnvollen Nutzung in Betracht gezogen werden dürfen, ist aus Sicht des zuführen zu können. Das Fazit ist eindeutig: Ohne BWE eine Folge der nachhaltigen und umweltscho- geeignete Maßnahmen gegen den Klimawandel, nenden Planungsweise. Denn ebenso wie im Freiland ist ein nachhaltiger Waldschutz kaum zu be- unterliegen Planung und Bau von Windenergieanlagen werkstelligen. Die Windenergie in Forsten kann in Nutzwäldern strengen Regeln. Nicht zuletzt gelten dafür einen enorm wichtigen Beitrag leisten. Weiterführende Materialien BWE-Stellungnahme – Wie der Zielkonflikt Klimaschutz und Artenschutz beim Ausbau der Windenergie konstruk- tiv aufgelöst werden kann (Stellungnahme zum Regelungsvorschlag der Stiftung Klimaneutralität), Juni 2021. BWE-Positionspapier –Technische Systeme zur Vogelerkennung mit der Möglichkeit zur Betriebsregulierung von WEA, Oktober 2020. BWE-Infopapier – Klimaschutz durch Windenergie, Oktober 2019. BWE-Broschüre – Es liegt in unserer Natur. Klima- und Naturschutz mit Windenergie, Juni 2019. BWE-Infopapier – Windenergie und Insekten, März 2019. BWE-Infopapier – Keine Planungsfreiheit bei Horstzerstörung, August 2017. 42 43
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