MITTEILUNGEN OSTERN 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft
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MITTEILUNGEN
AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND
OSTERN 2021
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Zeit des Wandels. Mit dieser Ausgabe übernimmt Sabine Gasser aus Hamburg die grafi-
sche Gestaltung der „Mitteilungen“ und Monika Elbert die Redaktionsverantwortung.
Die Redaktionskonferenz wird weiterhin vom Arbeitskollegium der Anthroposophischen
Gesellschaft in Deutschland gebildet. Wir wollen dieses Heft als ein Forum für aktive
Menschen rund um die Anthroposophische Gesellschaft verstehen, als ein Organ des Aus-
tauschs und Wahrnehmens, und möchten Sie einladen, liebe Leserinnen und Leser, daran
teilzuhaben. Auch freuen wir uns, falls Sie uns dazu Rückmeldungen geben mögen.
Vielleicht finden Sie in dieser aufgeworfenen Zeit, in der alles nach mehr Bewusstseins-
bildung ruft und wir in unserer sowohl nach außen als auch nach innen gerichteten Dia-
logkultur stark gefordert sind, etwas Ruhe für die Lektüre der nachfolgenden Beiträge.
Das Titelbild „Sonne“ dieses Heftes ist von der Malerin Alice Reiners. Wir möchten da-
Anthroposophie als Kulturbeitrag 4 INHALT mit auf einen ausführlicheren Beitrag über die Künstlerin und ihren Kunstansatz in der
„Soziale Zukunft“
Vierteljahrsschrift „Anthroposophie“ hinweisen, die Sie mit diesem Heft zusammen im
Der Kongress kann nicht stattfinden – Postversand erhalten haben. Dort finden Sie auch einen Artikel von Volker Harlan zum
was jetzt? 6
Anthroposophie-Bezug von Joseph Beuys anlässlich dessen 100. Geburtstags. In diesem
Einladung zur Mitgliederversammlung 10 inneren Zusammenhang steht das hier im Mittelteil zu findende Beuys-Zitat zum Chris-
Anthroposophie gegen Rassismus 12 tusimpuls als die Bewegungskraft schlechthin. Den Umkreis dazu bilden Oster-Gedan-
ken mit dem Blick auf drängende Fragen unserer Zeit. Diese Verschränkung will die in-
Ostern 2021 – Zeit des Wandels 14
nere Nähe der beiden Zeitschriften zum Ausdruck bringen.
Untertauchen in die Wirklichkeit? 18
Mit viel Engagement haben wir eine neue Broschüre erstellt. Sie sollte, aus der Blick-
Motive für ein Michael-Fest 22 richtung, was Menschen im Umkreis der Anthroposophie interessieren könnte, für den
Was ist Michael-Kultur? 24 geplanten Kongress „Soziale Zukunft“ vorliegen. Nun müssen wir ihn leider schweren
Michael-Fest 26
Herzens aus bekannten Gründen endgültig absagen. Nichts auf dieser Welt bleibt von
Corona unberührt. Dennoch gehen wir zuversichtlich auf eine Mitgliederbegegnung im
Spendenaufruf 28
Juni zu. Eine Gruppe von Menschen gibt in weiteren Beiträgen Einblick in Bemühun-
gen, ein Michael-Fest im Herbst vorzubereiten. Es handelt sich hierbei wohl um das am
schwierigsten zu gestaltende Fest überhaupt. Doch es will gewagt werden! So stellen wir
uns zuversichtlich in die vor uns liegenden Aufgaben.
Impressum: ›Mitteilungen‹ der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland e. V., Frohe Ostern wünscht Ihnen Monika Elbert
Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart
Redaktion: Arbeitskollegium der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland e. V.
Verantwortlich: Monika Elbert, Tel. 0171-7980610, anthroposophie@mercurial.de
Grafische Gestaltung: Sabine Gasser • Gestaltung, Hamburg
Adressverwaltung: leserservice@mercurial.de
Versand mit der Vierteljahrsschrift „Anthroposophie“ an alle Mitglieder
Digital auf der Internetseite der AGiD unter „Publikationen“
2 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 3
Michael Schmock
Anthroposophie als Kulturbeitrag es uns nicht um eine Beschreibung im Sinne
einer inneren Identitätsbildung, sondern dar-
Zweig erhält ca. 10 Musterhefte zugeschickt.
Alle weiteren Exemplare können Sie in Ihrem
Zur Entstehung einer neuen Broschüre über Aufgaben, Ziele und um, was Menschen in unserem Umkreis an der Arbeitszentrum oder bei der Landesgesell-
Arbeitsweisen der Anthroposophischen Gesellschaft Anthroposophischen Gesellschaft interessieren schaft anfordern. Eine digitale Einsicht kön-
könnte, und das in knapper allgemeinver- nen Sie auf der Homepage der AGiD erhalten.
ständlicher Form. Wir gehen aus von dem, was
„Was haben Möhren vom Demeter-Bauern, der Waldorfkindergarten Anthroposophie ist und wer Rudolf Steiner Ursprünglich waren der Anlass für die neue
in Ihrem Nachbarort oder das Arnika-Öl von Weleda gemeinsam? Was war. Dann geht es darum, was die Aufgaben Broschüre die verstärkten öffentlichen Ver-
hat Eurythmie mit der GLS Bank zu tun – oder mit Gemeinschaftskran- und Ziele angesichts der gegenwärtigen ge- anstaltungen, wie insbesondere der geplan-
kenhäusern wie dem in Witten/ samtgesellschaftlichen Fragen sind, um Anth- te Kongress „Soziale Zukunft“, der ja jetzt
Herdecke? Der rote Faden, der roposophie als Fähigkeitsbildung, um die Zu- aufgrund der Corona-Lage nicht stattfinden
alle diese Beispiele verbindet, ist sammenarbeit und Vernetzung sowie um den kann. Ab Herbst aber wird das Veranstaltungs-
die Anthroposophie. Die Anth- Umgang mit finanziellen Mitteln. Es war und leben wieder aufgenommen. Dann wird die
roposophische Gesellschaft ist in ist uns wichtig, hier die konkreten Perspekti- Broschüre vielleicht helfen, die Anliegen der
vielerlei Hinsicht eine Art Aus- ven und Arbeitsweisen verständlich und trans- Anthroposophischen Gesellschaft verständ-
gangs- und Orientierungspunkt parent zu machen – auf knappen 28 Seiten mit lich zu machen. Gegenwärtig in der Corona-
– sowohl für die von Rudolf vielen Fotos und kurzen Zitaten von Mitglie- Zeit entsteht ja in der Öffentlichkeit eher eine
Steiner vor rund 100 Jahren be- dern zu der Frage, warum die Anthroposophi- skeptische Haltung, die sich insbesondere auf
gründete Geisteswissenschaft als sche Gesellschaft für sie eine Bedeutung hat. alle Gruppierungen bezieht, die in irgendeiner
auch für die daraus resultieren- Form mit „Esoterik“ umgehen und nicht auf
den Praxisfelder, die sich seitdem Wer eine solche Broschüre zusammenstellt, rein naturwissenschaftlicher Ebene arbeiten.
in Deutschland und weltweit braucht auch viele Blicke von außen auf die Vielleicht haben wir aber auch im Umgang mit
tausendfach ausgebreitet haben. Texte und das Erscheinungsbild. In nicht- diesen kritischen Vorhaltungen einen konst-
Die anthroposophische Bewe- enden-wollenden Schleifen wurden einzelne ruktiven Umgangsstil gefunden? Wir sind ge-
gung ist eine der größten spiri- Worte und Passagen kommentiert, neu ge- spannt auf die Resonanz und auch ein bisschen
tuellen Strömungen in Europa schrieben und dann noch mal überarbeitet. Es stolz, dass das „Werk“ nach einem halben Jahr
und zugleich eine umfassende sollte knapp, präzise und unmissverständlich intensiver Arbeit nun in der Welt ist. Helfen
Reformbewegung, die praktisch sein – gleichzeitig aber auch nicht oberfläch- Sie bei der Verteilung mit!
wirksam ist. Mit der vorliegen- lich oder nichtssagend. Der innere Gehalt und
Michael Schmock, Mitglied des Arbeitskollegiums
den Broschüre wollen wir Ihnen die Identität durften nicht verloren gehen. Jetzt und Generalsekretär der Landesgesellschaft
Einblicke in die Grundlagen un- müssen Sie selbst beurteilen, ob das Vorhaben
serer Arbeit geben. Zum Weiter- gelungen ist. Die Broschüre wird ab März so-
lesen finden Sie zusätzliche Links und Adressen. Wir freuen uns auf Ihre wohl digital als auch auf Papier zur Verfügung
Fragen und den Austausch mit Ihnen!“ gestellt. Gerne können Sie sie auf öffentlichen
Veranstaltungen auslegen oder eben allen Inte-
So lautet der Eingangstext zu der neuen Broschüre, die die Deutsche ressierten aushändigen. Jedes Arbeitszentrum
Landesgesellschaft entworfen und zusammengestellt hat. Hier geht bekommt ausreichend Exemplare und jeder
4 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 5
IM JAHR 2022 UND 2023 WIRD ES
NEUE TERMINE GEBEN.
Michael Schmock WIR MÖCHTEN SIE JETZT SCHON
EINMAL EINL ADEN.
„Soziale Zukunft“
Der Kongress kann nicht stattfinden –
was jetzt?
Der innere Kern einer jeden Zukunftsentwick- sind als Mitgestalterinnen und Mitgestalter
lung kann durch ein Wort beschrieben wer- eingestiegen. Es hat viele Jugendkolloquien
den: Menschlichkeit. Eine Menschlichkeit, die gegeben, ein „Zivilgesellschafts-Forum“ soll-
alle Menschen meint, die nicht ausgrenzt, die te gegründet werden – für eine „Soziale Zu-
alle Kulturen und Nationen einschließt, die kunft“, für eine Gesellschaft, die wir wollen.
das Leben achtet und Ehrfurcht entwickelt für
das, was der Mensch und die Menschheit wer- Dann kam die Corona-Pandemie. Das Kon-
den kann: Eine Allianz der würdevollen Ach- gress-Festival musste von 2020 auf 2021 ver-
tung aller Menschen und Kulturen, die sich schoben werden. Inzwischen ist deutlich ge-
erhebt gegen Hunger und Ausbeutung, gegen worden: Die Pandemie-Lage macht auch im
Raubbau und Diskriminierung, gegen Unter- Juni 2021 die Durchführung dieser Groß-
drückung und Egoismus. veranstaltung nahezu unmöglich. Es macht
keinen Sinn mehr, zum jetzigen Zeitpunkt
Vielleicht kann man so die Allianz der an- Zigtausende in die weitere Vorbereitung zu in-
throposophischen Verbände verstehen, die vestieren. Eine Planungssicherheit wird es auch
sich für den Kongress „Soziale Zukunft“ ein- in den nächsten zwei bis drei Monaten nicht
gesetzt hat: Die Heilpädagoginnen und Heil- geben. Also: Der Kongress kann nicht stattfin-
pädagogen für Inklusion, die Landwirtinnen den – was jetzt?
und Landwirte für eine gesunde Erde, die Me-
dizinerinnen und Mediziner für die Behand- Wir haben um die Frage gerungen, ob wir um-
lung des ganzen Menschen, die Lehrerinnen steigen auf eine digitale Veranstaltung, und
und Lehrer für eine Erziehung zur Freiheit, die sind zu dem Ergebnis gekommen, dass eine
Altenwerke für die Würde des Alters und die solche zwar Inhalte transportieren kann, aber
Anthroposophische Gesellschaft für eine be- nicht die lebendige Sozialkunst, die rund um
wusste seelisch-geistige Neuorientierung. Die den Kongress vorbereitet wurde und aufzeigen
© Monika Elbert
Allianz ist im Laufe der Kongressentwicklung wollte, dass soziales Miteinander real lebbar ist
gewachsen. Einhundert zivilgesellschaftliche – auf verschiedenen Bühnen, im Miteinander
Organisationen haben als Kooperationspartner der Kleingruppen und Foren, im „Markt der
zusammengewirkt und ca. 200 Referentinnen Möglichkeiten“, im Nachtcafé, auf Themenrei-
und Referenten, Künstlerinnen und Künstler sen, im Sozial-Sponsoring-Prozess oder in der „Soziale Zukunft“ Kongress 2017
6 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 7
geplanten „Karma-Kuppel“. Durch ein Digi- Was sehen wir als das Wesentliche, was der zu einem gemeinsamen weiteren Impuls in te in die Richtung eines notwendigen gesell-
talformat würde vieles „auf der Strecke“ blei- Kongress-Prozess hervorgebracht hat? Wie Richtung „Soziale Zukunft“ zusammenzu- schaftlichen Wandels.
ben, was ein solches Festival im eigentlichen wollen wir damit weitergehen? In den Aus- bringen? Hier wären einige „Vorbereitungskol-
Sinne ausmacht: Eine neue Erfahrung des Mit- sprachen dazu ist deutlich geworden: Hier hat loquien“ mit den Studentinnen und Studenten In diese Richtungen soll sich die Arbeit weiter
einanders und der Menschlichkeit. sich erstmalig die gesamte anthroposophische vor Ort Voraussetzung. Eigentlich in dem Sin- entwickeln. Vielleicht entsteht dann im Jahr
Bewegung mit allen Verbänden in einen ge- ne, wie es im Raum Stuttgart durch den Cam- 2023 ein neuer Impuls zur Realisierung eines
Ein zweiter Gesichtspunkt: Nach Corona ist meinsamen Arbeitszusammenhang gebracht. pusA (Campus Anthroposophie) bereits seit ca. anthroposophischen zivilgesellschaftlichen
nicht vor Corona! Eine Verschiebung des Kon- Diese Allianz ist ein Grundstein geworden, fünf Jahren praktiziert wird. Das würde ein Kongress-Festivals? Unser Motto lautet: Dran-
gresses auf das nächste Jahr 2022 kann nicht um gemeinsame gesellschaftliche Fragen zu neues Kongress-Format im Sinne der sozialen bleiben! Es lohnt sich! Für Juni 2021 können
einfach durch eine Neuauflage bewerkstelligt bearbeiten, und kann mitunter auch in Kri- Zukunft ermöglichen – ein deutschlandweiter Sie die Tage wieder aus dem Terminkalender
werden. Die gesellschaftlichen Probleme ha- sensituationen fruchtbar sein. Die gegen- CampusA. streichen. Im Jahr 2022 und 2023 wird es
ben sich grundlegend geändert. Die Kluft zwi- wärtigen Angriffe auf die Anthroposophie dann neue Termine geben. Wir möchten Sie
schen ärmeren und reicheren Ländern hat sich (verschwommene Esoterik, Nährboden für Ein weiteres konkretes Anliegen wurde uns jetzt schon einmal einladen. Denn es geht um
drastisch vergrößert, soziale Abschottung und „Verschwörungstheorien“, Rassismus-Vorwurf, immer wieder zugetragen: Wenn der Kon- den inneren Kern jeder Zukunftsentwicklung:
Distanz und entsprechende Auflagen sowie de- Wissenschaftsferne usw.) haben zu einem gress jetzt nicht live stattfinden kann, macht Um Menschlichkeit!
ren Folgen haben die Existenzgrundlage vieler vertrauensvollen gegenseitigen Austausch ge- doch mit allen Medienpartnern zusammen
Für die Kongress-Initiatorinnen und -Initiatoren
Menschen auch in Deutschland besorgniserre- führt, woraus gemeinsame Konzepte der Öf- eine „Medienkampagne Soziale Zukunft“. Michael Schmock, Mitglied des Arbeitskollegiums
gend verschlechtert. Die Suche nach adäquaten fentlichkeitsarbeit entstehen (Homepage zu Schreibt Artikel, macht Interviews, gebt State- und Generalsekretär der Landesgesellschaft
neuen Werten hat begonnen – von Bürgerbe- Rassismusvorwürfen, Krisen-Kommunikation ments ab, für eine Gesellschaft, die wir wollen.
teiligung und Menschheitszusammenhalt bis usw.). Auch die gemeinsame Weiterarbeit an Das alles unter dem Label „Soziale Zukunft“,
zu Beruf und Familienleben – und hat letzt- der Kongress-Initiative als öffentliches Signal sozusagen als Vorbereitung für weitere Schrit-
lich auch zu einer neuen Sinn-Suche geführt. für positiven gesellschaftlichen Einsatz ist al-
Zusammengefasst: Das Kongressanliegen len Beteiligten in diesem Sinne wichtig. Also
scheint uns noch wichtiger als vorher zu sein ein erstes Ergebnis: Die Allianz ist durch das
– allerdings nicht einfach als Neuauflage des Kongressvorhaben zu einem wesentlichen Ele-
bisherigen Konzeptes. Jetzt geht es erst einmal ment der anthroposophischen Bewegung ge-
darum, die entstandenen Vorstellungen loszu-
lassen und sich auf das zu besinnen, was jetzt
worden und arbeitet weiter.
Projektbericht
neu entstehen will. Der Vorstand der AGiD Ein weiteres Feld: Die Zusammenarbeit mit Stiftung zur Forschungsförderung
hat in Abstimmung mit den Mitveranstaltern jüngeren Menschen in der anthroposophi-
In der Osterausgabe berichten wir üblicherweise darüber, was im vergangenen Jahr
beschlossen, die grundsätzliche Aufgabenstel- schen Bewegung. In Zusammenhang mit
in der Stiftung zur Forschungsförderung geschehen ist. Diesen Bericht von Angelika
lung beizubehalten, aber einen Intervall-Frei- dem Kongress haben wir mit verschiedensten
Sandtmann finden Sie in diesem Jahr in der Osterausgabe der Vierteljahrsschrift
raum zu ermöglichen, um das Wesentliche des Ausbildungsstätten eine enge Zusammenarbeit
„Anthroposophie“, die Sie mit dem Postversand dieses Heftes erhalten haben.
Kongressanliegens nach Corona neu zu grei- begonnen. Gemeinsam mit den Studentinnen
fen. und Studenten sollte eine Beteiligung an dem
Kongress ermöglicht werden. Wie wäre es, die-
se anthroposophische Ausbildungslandschaft
8 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 9
© Monika Elbert
Liebe Freunde, 11:00 – 12:30 Uhr: Begrüßung, Künstlerischer Auftakt
wir laden Sie herzlich ein zur Gespräch zu Fragen der Mitglieder
diesjährigen Mitgliederversammlung
der Anthroposophischen Gesellschaft in Mittagspause
Deutschland e. V.
14:00 – 15:30 Uhr: Berichte und Aussprache
Sie findet statt am Samstag, den 19. Juni 2021 von Finanzbericht 2020, Ausblick in die Folgejahre und Aussprache
11:00 – 17:30 Uhr im Rudolf Steiner Haus in Stuttgart. Bericht des Rechnungsprüfers Harald Colsman
Abstimmungen:
• Genehmigung der Jahresrechnung 2020
• Entlastung des Arbeitskollegiums für 2020
In der Hoffnung, sich bald wieder in größerem Kreis treffen zu können, würden wir uns sehr • Bestellung des Rechnungsprüfers für 2021
über eine persönliche Begegnung mit Ihnen freuen. Die Versammlung wird unter den dann gel- • Die Gesamtkonferenz
tenden Veranstaltungsbedingungen stattfinden, über die wir ab Anfang Juni auf der Homepage • schlägt Julian Schily zur Wiederwahl für das Schatzmeisteramt für
der AGiD informieren werden. drei weitere Jahre vor
• bittet die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft in
Wie in den Vorjahren wollen wir gerne mit Ihnen in einem ersten Teil über Ihre Fragen Deutschland um Bestätigung des amtierenden Generalsekretärs
ins Gespräch kommen. Blickleitend könnten hier folgende Themen sein: „Das bestehende Michael Schmock für den Zeitraum von zwei weiteren Jahren.
und sich wandelnde Bild der Anthroposophischen Gesellschaft und der Anthroposophie Die Abstimmungen erfolgen über einen Stimmzettel schriftlich und in
in der Öffentlichkeit“ oder „Wie geht es mit der Initiative ‘Soziale Zukunft‘ weiter“? geheimer Wahl.
Bringen Sie also gerne Ihre Fragen mit.
Kaffeepause
Nach der Mittagspause schließen sich die Berichte und Regularien an. Nachfolgende Ta-
gesordnung haben wir vorgesehen und nehmen gerne Anregungen und Ergänzungen 16:00 – 17:30 Uhr: Vorblick auf das Arbeitsjahr 2021/2022
entgegen. Kongress 2021
Ort und Termin der Mitgliederversammlung 2022
Gedenken an die Verstorbenen
Künstlerischer Ausklang
Die Teilnahme an der Versammlung ist kostenfrei.
Bitte melden Sie sich formlos bis zum 6.6.2021 per Mail, Telefon, Fax oder Post an über die Wie im vergangenen Jahr werden wir die Jahresberichte, -abschlüsse und -ausblicke mit der de-
Landesgeschäftsstelle der AGiD, Rudolf Steiner Haus, taillierten Tagesordnung rechtzeitig in einer separaten Zusammenfassung an Sie versenden. Wir
Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart, freuen uns auf das Wiedersehen und wünschen Ihnen bis dahin eine gute Zeit.
Tel 0711 / 164 31 21, Fax 0711 / 164 31 30,
info@anthroposophische-gesellschaft.org Mit herzlichen Grüßen für das Arbeitskollegium
Angelika Sandtmann, Julian Schily
10 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 11
Matthias Niedermann
Eigene Forschungsfragen vertiefen
Anthroposophie gegen Rassismus. Abgabetermin Stipendium
Eine neue Homepage geht online Anthroposophische Forschung
Seit einigen Monaten stehen die Anthroposo- Das Arbeitskollegium der Anthroposophi- Mit Blick auf die Zukunftsentwicklung der Alter bis 35 Jahre (Ausnahmen möglich);
phie und die anthroposophische Bewegung in schen Gesellschaft in Deutschland hat schon Anthroposophie bieten wir jüngeren Men- Kenntnisse der Anthroposophie; Befähigung
den Schlagzeilen, nicht wegen ihres Erfolges: 2020 entschieden, den Aufbau solch einer schen die Möglichkeit, ein selbst gewähltes zum wissenschaftlichen Arbeiten; Begleitung
Ihr und ihrem Begründer Rudolf Steiner wird Informationsplattform voranzutreiben. Hier Forschungsthema zu erarbeiten und zur Dar- durch einen mit Anthroposophie und Wis-
unter anderem zum wiederholten Male Ras- geht es darum, gemeinsam mit möglichst allen stellung zu bringen. Zielgruppe sind Hoch- senschaft vertrauten Mentor oder eine For-
sismus und Antisemitismus vorgeworfen. Zu anthroposophischen Verbänden abgestimmt schulabsolventen, die nach dem Studien- schungsgemeinschaft (z. B. ein Institut), in-
Recht? Die zahlreichen Gegendarstellungen, zu reagieren. Aktuell liegt das Konzept bei abschluss eine Vertiefungszeit zur Erübung nerhalb derer der Stipendiat/die Stipendiatin
Stellungnahmen und Antworten, die von an- einigen Projektpartnern, um die gemeinsame geisteswissenschaftlicher Forschung nutzen einen kompetenten Ansprechpartner hat.
throposophischer Seite veröffentlicht wurden, Linie weiter auszuarbeiten. Sodann soll ein möchten.
sind bisher – vor allem außerhalb der Bewe- Redaktionsteam entstehen, das die Betreuung
gung und im Internet – kaum zur Kenntnis der Seite übernimmt. Es wird angestrebt, das Förderdauer maximal 12 Monate – Förderhöhe monatlich bis 1.000 €.
genommen worden. Projekt bis in die Finanzierung hinein gemein- Nächster Abgabetermin ist der 30. April 2021.
schaftlich zu tragen. Denn die Fragen, die hier
Wir möchten Abhilfe schaffen und dazu bei- aufgeworfen werden, betreffen den Kern der Bitte fordern Sie bei Interesse die Richtlinien für die Antragstellung an:
tragen, Transparenz zu schaffen und sachlich Anthroposophie – also auch der anthroposo- Monika Elbert, elbert@anthroposophische-gesellschaft.org, Tel. 0171-7980610.
über offene Fragen zu kommunizieren! Um phischen Sozialpraxis gleichermaßen.
diesem Informationsbedürfnis nachzukom-
men, haben wir – Matthias Niedermann, Se- Schauen Sie mal rein:
bastian Knust und Michael Schmock – mit Die ersten Stellungnahmen, Diskussionsbei-
einer kleinen Homepage den ersten Schritt träge und ein Vortrag zum Thema sind bereits
unternommen. Die Seite befindet sich im Auf- enthalten:
bau und wird in den nächsten Monaten wei- www.anthroposophie-gegen-rassismus.de
terentwickelt, aktualisiert und zügig ergänzt. Matthias Niedermann, Tübingen, Assistent des Vor-
„Heute müssen wir nicht nur zu den pauscha- stands
len Rassismus- und Antisemitismusvorwürfen
Stellung beziehen, sondern auch dafür sorgen,
dass die Qualität der digitalen Kommunika-
tion gesteigert wird – auch in dieser heiklen
Frage“ (Michael Schmock).
12 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 13
Monika Elbert
Ostern 2021 – berechenbare Zusammenhänge zu erweitern,
braucht individuellen und kollektiven Mut
Zeit des Wandels zu konsequentem Denken und Handeln. Das
sich daraus bildende neue Gefühl wird zur Be-
rührungskraft.
Auferste- Wandlung meiner selbst überhaupt erst die
hungskräfte eigentlichen Lebenskräfte in diesen Zwischen- Im christlichen Urbilde gesprochen befin-
im Angesicht räumen für beide Seiten aufzufinden? Die An- den wir uns in einer Gründonnerstags-
von Corona – fangskräfte für einen klimatisch-atmosphäri- stimmung. Im Sinne des christlichen
hier kann nur schen Wandel brauchen den Mut zur inneren Schulungswegs steht die Fußwaschung
„Ich“ gemeint Verwandlung, und damit bin „Ich“ gemeint. als Vertiefungsschritt für die Dank-
sein! Die Auf- barkeit gegenüber allen unter und
erweckungskräfte Dieses Ich kann nicht mehr wegschauen und neben mir stehenden Wesen und
der Natur in dieser spürt die eigene Verwundbarkeit. Eine Atem- Wesensreichen. Ihnen verdanke
Zeit berühren und er- wegserkrankung hält uns wach. Das Aus- ich mein Dasein, meine erreich-
fassen die Seele, lassen hof- tauschsystem zwischen innen und außen wird te Bewusstseinsstufe. Nur durch
fen und sehnen. Was, wenn die angegriffen; ein Angriff, der mit der Entfrem- sie bin ich an meinem heutigen
Menschen aus freien Stücken mit dung des Menschen gegenüber der Außenwelt Entwicklungspunkt angelangt.
diesen Anfangskräften in eine tiefere Na- einhergeht. Wir vergiften die Luft, die wir Der auf den Gründonnerstag
turverbindung treten könnten? Wenn jeder atmen, das Wasser, das uns bildet, und die folgende Karfreitag ist uns
tatsächlich bei sich anfinge – auf breiter Ebene, Pflanzen, mit denen wir uns ernähren. Unse- gewiss, hier sind wir allein
die Kulturen durchziehend, viele Menschen? re innere Beschaffenheit bestimmt die äußere und ihn muss jeder selbst
Laufe ich selbstbezogen durch die Landschaft Welt und jene wiederum uns. Jeder hat die „bestehen“. – Und die Auf-
und lade mich mit den schwindenden Kräften Freiheit anzufangen, trotz eingeschränkter Be- erstehung? – Ostern kann
der Natur auf und den eigenen Stress dort ab? gegnungs- und Bewegungsfreiheiten. Die indi- nur der Einzelne in der Be-
Oder schaue ich fragend hin: Was braucht die viduelle Verantwortung ist gefragt. Auch auf zeugung eines Du erleben.
Natur von mir? Wie werde ich berührbar von politischer Ebene gäbe es weit mehr Möglich-
Monika Elbert, Markdorf am
ihren schwindenden Kräften, z. B. der Abwe- keiten, auf die Kraft der Veränderung durch Bodensee, Mitglied des Arbeits-
senheit der Singvögel? Wie kann ich erleben, den Einzelnen zu setzen und damit einen ge- kollegiums der Anthroposophi-
schen Gesellschaft in Deutsch-
dass ich mit ihr Teil eines Gesamtorganis- sellschaftlichen Wandel zu befördern. Aber die land.
mus bin? Dass wir alle zusammen, menschli- Rechnung in der Welt der Menschen scheint
che und nichtmenschliche Wesen, ein großes bisher nur anders aufzugehen. Der Verzicht
Ganzes sind, das nur im Miteinander vorstell- rechnet sich nicht. Zukunftsgestaltung für das
bar ist? Könnte meine menschliche Teilnahme Menschliche statt Ausbeutung der Ressourcen
auch ihr, der Natur, eine Würde geben? Wä- lässt sich weder statistisch berechnen noch
ren womöglich in einer solchen Weitung und digital modellieren. Das Bewusstsein in un-
14 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 15
dem inneren Auge zu sehen sucht,
der sieht, dass der Christus längst
Alles, was an Neuem sich auf der Erde vollzieht,
wieder da ist. Nicht mehr in einer
muss sich durch den Menschen vollziehen
physischen Form, aber in der be-
Joseph Beuys
wegten Form einer für das äußere
Auge unsichtbaren Substanz. Das
heißt, er durchweht jeden einzel-
nen Raum und jedes einzel-
Die Christuskraft, das Evolutionsprinzip kann nun aus dem ne Zeitelement substantiell.
Menschen quellen, es kann aus dem Menschen hervorbrechen, Also er ist ganz nah da …
denn die alte Evolution ist bis heute abgeschlossen. Das ist der Die Form, wie diese Ver-
Grund der Krise. Alles, was an Neuem sich auf der Erde voll- körperung Christi sich
zieht, muss sich durch den Menschen vollziehen … Wer mit in unserer Zeit vollzieht,
ist das Bewegungselement
schlechthin. Der sich Bewe-
gende … Es ist also das Auf-
erstehungsprinzip: die alte Gestalt,
el
i eg
se nS
i Ha die stirbt oder erstarrt ist, in eine
: Dre
e s St ü ttgen
© Johann
lebendige, durchpulste, lebensför-
Joseph Beuys dernde, seelenfördernde, geistför-
1921 – 1986
dernde Gestalt umzugestalten. Das
ist der erweiterte Kunstbegriff.
16 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 17
Fabian Warislohner
Untertauchen in die Wirklichkeit? bedeutet dabei alles andere als ein Abtauchen
in die Kraftlosigkeit.
Weiterhin bringt eine solche Forschung die
Arbeit am eigenen Ich mit sich – und damit
Bericht von den Forschungstagen Anthroposophie in Frankfurt auch immer die viel gesuchte Anwendung. So
Der Fokus auf die Erkenntnistheorie zeigte hat Rudolf Steiner für das Lebensalter zwi-
sich schon am ersten ‚Podium‘ am Samstag- schen 20 und 30 darauf hingewiesen, dass der
Wie kann es aussehen, als junger Mensch lose – in Inhalt und Form – zusammenhän- vormittag. Dieses Format vereinte drei Pro- junge Mensch nach der Geburt des Ich in die
eigenständig und mit Bezug zur Anthroposo- genden Forschungsprojekten für einen solchen jekte unter ein gemeinsames Thema – hier zu- Welt zu streben hat, um seine inneren Ideale
phie zu forschen? Diese Frage stand im Mit- Austausch einen selbst gestalteten Raum ge- nächst ‚Erkenntnis und Wahrnehmung‘ –, um und Vorstellungen an der Wirklichkeit zu prü-
telpunkt, als wir die einstigen Rudolf Steiner- ben. Für diese Freiheit und die Unterstützung den Austausch gerade auch zu Fragen des Wie fen – und diesen Schritt im Kreise von Gleich-
Forschungstage zu neuem Leben erweckten. bei Raummiete und Fahrtkosten sei der For- zu fördern. Zur Sprache kamen hier: Paul As- gesinnten zu begleiten. Dabei hat eine Frage,
Unser Format sollte dabei weniger der Vorstel- schungsförderung an dieser Stelle herzlich ge- mus’ Erkenntnistheorie und ihre Verbindung
lung persönlicher Forschungsprojekte dienen, dankt, ebenso wie dem Rudolf Steiner Haus in zu Rudolf Steiner; Erkennen und Liebe, wo-
als diese vielmehr unter dem Stern geteilter Frankfurt am Main. nach Erkennen analog einer hingebungsvollen
Fragen des Wie in den Austausch zu bringen. Beziehung zwischen Wesen gedacht wird; die RUDOLF STEINER-FORSCHUNGSTAGE
Die 13 Menschen zwischen 20 und 30 Jahren, Den Anfang machte am Freitagnachmittag Bedeutung der Naturwahrnehmung für eine
die sich für ein Wochenende darauf einließen, das gemeinsame Befragen der Aussage Rudolf Erkenntnisentwicklung vom Was zum Wie
forschen selbstverantwortet an einer je eigenen Steiners (GA 82): „Wir eignen uns an durch durch das bewusste Denken.
Frage, die wie jede gute Frage eben dieses Cha- anthroposophische Forschung ein Denken, richtig gestellt und verfolgt, eben nicht nur
rakteristikum erfüllt: persönlich und zugleich das nicht ohnmächtig ist gegenüber der Wirk- Neben diesem Podium vertieften wir an die- eine persönliche Dimension, sondern zielt auf
allgemein zu sein. Einige von ihnen erhalten lichkeit, sondern das untertaucht in die Wirk- sem Vormittag auch zwei Forschungsprojekte: etwas Höheres, Allgemeines. Eine Frage aus
dafür ein Stipendium der Forschungsförde- lichkeit“. Im Gespräch zeigte sich, dass Steiner eines zu Gender, das die Geschlechterfrage in dem (Innen-)Leben wird, an die Welt gestellt:
rung der Anthroposophischen Gesellschaft in hier (noch?) keine Aussage über Gegenstand der Waldorfpädagogik stellt, und eines, das die überpersönlich.
Deutschland (AGiD) – was jedoch keine not- oder Form des Forschens trifft, sondern das- Frage des Bösen ausgehend von Jacob Böhmes
wendige Bedingung für eine Teilnahme sein jenige als anthroposophische Forschung be- Leben untersucht. Wodurch zeichnet sich ge- Diesem biographischen Blickwinkel folgte das
sollte. zeichnet, was nicht unwirksam in der Welt ist, rade bei diesen Projekten eine anthroposophi- zweite Podium mit der Frage nach dem ersten
sondern ‚warm in die Welterscheinungen‘ un- sche Forschung aus? Forschung findet in em- Moment, in dem die unter ‚Biographie und In-
Erkenntnisarbeit braucht Gemeinschaft. tertaucht. Zunächst brauchen wir also ein Ver- phatischem Sinne in der Seele des Menschen dividualität‘ zusammengefassten Forschungs-
Schon Goethe spricht darüber in seinem „Ver- ständnis von Wirklichkeit, in dem wir nicht statt, ohne dabei rein subjektiv zu sein. Auf projekte sich gezeigt haben – bei einem Projekt
mittler“-Aufsatz, einer Replik auf Kritik an ohnmächtig, sondern als Menschen überhaupt den letzten Punkt hat schon Rudolf Steiner in zum Ich-Sinn war das etwa das heimliche Lau-
seinen ersten „Beyträgen zur Optik“: „In wis- wirkmächtig sein können; das uns aufruft, seinen Goethe-Studien hingewiesen: „Es ist schen auf Gespräche der Eltern und Großel-
senschaftlichen Dingen hingegen ist es schon tätig den Fragen nachzugehen, die sich uns für die Mehrzahl der Menschen unmöglich tern schon mit sieben Jahren. Daneben kamen
nützlich, jede einzelne Erfahrung, ja Vermu- gegenwärtig stellen. Um im Bild zu bleiben, sich vorzustellen, dass etwas, zu dessen Er- auch zur Sprache die Frage einer Erkenntnis
tung, öffentlich mitzuteilen“. Forschende sind suchen wir damit nach einer Forschung, die scheinung durchaus subjektive Bedingungen von Individualität jenseits der Bilder, die wir
aufgerufen, nicht nur im Stillen zu forschen, sich nicht an der Oberfläche der Gegenwart notwendig sind, doch eine objektive Bedeu- voneinander haben, sowie die Arbeit an einer
sondern möglichst früh andere Menschen in spiegelt, sondern den Grund der Erscheinun- tung und Wesenheit haben kann.“ biographischen Skizze des Schweizer Philoso-
das eigene Tun einzubeziehen. In diesem Sinne gen aufzusuchen vermag. So ein Untertauchen phen Heinrich Barth.
wollten wir den von AGiD-Seite bewusst nur
18 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 19Am Abend widmeten wir uns der Gretchen- Im Spannungsfeld, einerseits das Gemeinsame
frage: „Wie hältst du’s eigentlich mit der An- der Forschungsprojekte zur Erscheinung und
throposophie?“ Daraus seien hier zwei Bilder Sprache zu bringen und ihnen andererseits
mitgeteilt: Die Anthroposophie könnte eine den nötigen eigenen Raum zur Darstellung
Quelle sein, die heute in den unterschiedli- und Entwicklung zuzusprechen, war es uns
chen Lebensbereichen (Pädagogik, Landwirt- möglich, Berührungspunkte zu finden und
schaft, Medizin, Kunst) mündet. Haben wir einem gemeinsamen roten Faden nachzuge-
uns zunehmend von dieser Quelle entfernt
und sind aufgerufen, sie wieder aufzusuchen?
Gibt es überhaupt die Anthroposophie als RUDOLF STEINER-FORSCHUNGSTAGE
eine Quelle? So ließe sich die Anthroposophie
auch als Wesenheit imaginieren, die in einem
Zimmer wohnt, mit einem großen Schloss da-
vor. Durch viel Vorbereitung war es Steiner hen. Künftige Forschungstage sollen sich mehr
möglich, dieses Schloss zu knacken und dem noch nach den Projekten und gemeinsamen
Wesen im Raum zu begegnen. Uns, die wir Forschungsfragen richten, auch wenn das im
außerhalb dieses Raumes weilen, hat er diese Vorfeld schwerer zu planen ist: Welches For-
Wesenheit beschrieben. Steiners Werke und mat braucht mein Projekt gerade? Womöglich
Vortragsnachschriften wären demnach nicht geht es jedoch gerade weniger um Planung als
die Anthroposophie – diese sitzt anderswo, als um die Schaffung eines Raumes, in dem Men-
Entwicklungsweg. Ein Teilnehmer der Runde schen, zur Freiheit berufen, mit anderen um
fasste für die Forschungsprojekte trefflich zu- ein ernsthaftes Anliegen ringen – als „Haltung
sammen: „Es geht nicht um Anthroposophie, auf der Suche nach dem Wesentlichen“, wie es
sondern um das, worum es der Anthroposo- Angelika Sandtmann als Sonntagsgast unseres
phie geht.“ – Das darf wiederum nicht isoliert, Treffens zum Ausdruck gebracht hat.
sondern muss im Austausch mit anderen Fa-
Fabian Warislohner, 29 Jahre, hat seinen M. A. in
kultäten und Themen diskutiert werden. Philosophie mit einer Arbeit zu Goethes Entwick-
lungsbegriff abgeschlossen.
Er forscht in einem von der AGiD geförderten Projekt
Für den Sonntag versuchte sich das letzte zur Frage von Begegnung und Gespräch ausgehend
von der ‚Gewaltfreien Kommunikation‘ und lehrt in
© Lea Deffner
Podium ‚Entwicklungs- und Verantwortungs-
der Studiengangsinitiative ‚Selbstbestimmt studieren‘.
fragen‘ an einer Ausdehnung der Forschungs-
fragen: auf Nietzsche und das 20. Jahrhundert;
auf die Gewaltfreie Kommunikation als indi-
viduellen Erkenntnisprozess; auf Gruppenbil-
dung als biographisch-gemeinsamen Erkennt-
nisprozess.
20 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 21Florian Zebhauser
Motive für ein Michael-Fest
Wer sich mit den Fragen zur Gestaltung Qualität bei der Festgestaltung“ berichtet.) So dualität, die wir mit den
eines Michael-Fests beschäftigen will, fragten sich die Teilnehmenden: Namen Elias, Johannes,
kommt einerseits nicht darum herum, Raffael und Novalis ver-
sich auf die Angaben Rudolf Steiners • Welche Rolle spielt eigentlich der Wille? binden. Diese Ausführun-
zu diesem Themenkomplex einzulassen, • Müssen wir bei der Gestaltung alles auf die gen über die verschiedenen
sich ihnen zu öffnen, andererseits wird Freiheit und die Individualität des Einzel- Inkarnationen und ihre Be-
er unweigerlich mit sich selbst ernsthaft nen bauen? Und wie soll das gehen? deutung sind der wesentliche
konfrontiert. Was ist denn gemeint mit • Was meint Rudolf Steiner mit der Aussage Inhalt der Ansprache, die Ru-
dem „Michaelgedanken“? Warum geht es „Michael arbeitet mit den Folgen“? dolf Steiner allerdings nicht zu
mehr um eine Haltung als um Ideale? Um Ende führen konnte. Bevor er mit
eine Erwartungshaltung, um Stimmun- Persönlich begleiteten mich diese Motive auch dem vierstrophigen Spruch „Son-
gen und Atmosphärisches, … in den folgenden Wochen intensiv. Für man- nenmächten Entsprossene ...“ endet,
che Anthroposophen ist es völlig evident, wie findet sich wieder der Hinweis auf
Es geht darum, Sterbeprozesse im See- die Michaelgestalt aufzufassen ist, es geht ih- ein Michael-Fest, auf „das Werk, das
lischen anzuschauen und in das Leben nen dabei um die Umsetzung im eigenen Le- geschehen soll am Ende dieses [20.]
zu integrieren, sich mit dem Tod ausei- ben: Michaelqualität verwirklichen, repräsen- Jahrhunderts“, und es findet sich der ein-
nanderzusetzen. Aber auch darum: Die tieren. Andere werden durch Motive wie die dringlichste Appell an die Zuhörer, die
leuchtende Ideenwelt so zu erleben, dass oben genannten verstärkt zu einer suchenden, Durchdringung mit der Michael-Kraft und
daraus das Zusammengehörigkeitsgefühl forschenden und fragenden Erkenntnishaltung dem Michael-Willen ernst zu nehmen, um
mit dem außerirdischen Kosmos erwa- angeregt. die erforderliche Michael-Weihestimmung zu
chen kann. bewahren und treue und edle Helfer und Die-
Mir wurde immer wichtiger, wie Rudolf Stei- ner des Michael-Gedankens zu werden.
Die kleine Runde, die sich im Auftrag ner die Frage des Michael-Fests, die er ja nicht
der Landesgesellschaft Anfang Januar beantwortet, in der sogenannten „Letzten An- So stellt sich mir sehr konkret die Frage, wie
in Frankfurt traf, um den Vorberei- sprache“ (28.9.1924) entwickelt: Nach den das Vermächtnis des Novalis, das in seiner Art
tungsprozess für das Michael-Fest zu einleitenden Sätzen geht es gleich sehr direkt unvergleichlich und unverwechselbar in der
beginnen, das vom 1. bis 3. Oktober um „richtig abgestimmte Michaelfeste“. Wir Kulturgeschichte steht, wie der besondere Ge-
in München versucht werden soll, sah können das Gewaltige des Michaelgedankens danken- und Sprachkosmos dieses Dichters
sich sofort in eine Fülle von Motiven nur ahnen, heißt es. Zunächst sollten wir uns und Mystikers in die Gestaltung eines Micha-
hineingestellt. (Barbara Messmer hat- „vorbereitenden Gedanken“ hingeben, um el-Fests Eingang finden könnte.
te davon bereits in dem Januar-News- „Michael-Stimmungen“ hervorzurufen. In
Florian Zebhauser, 1958 in München geboren und
letter „Aktuelles“ unter „Michael- einer sehr auffälligen Formulierung wird die aufgewachsen, Gärtner, Lehrer, verschiedene Tätig-
Aufmerksamkeit der Zuhörer nun auf „Wesen“ keiten für die Anthroposophische Gesellschaft, Mit-
begründer der Demeterhofgemeinschaft Obergras-
gerichtet, ja zuletzt auf ein Wesen, eine Indivi- hof, Dachau, verheiratet, 5 erwachsene Kinder
22 ANTHROPOSOPHISCHE
ANTHROPOSOPHISCHE
GESELLSCHAFT
GESELLSCHAFT
IN DEUTSCHLAND
IN DEUTSCHLAND
E. V. E.V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 23Michael Schmock
Was ist Michael-Kultur? Soweit einige Motive von Manfred Schmidt
Brabant aus seiner Broschüre „Michael-Ge-
Üb-Elementen entsteht, mit künstlerischen
Improvisationen, mit einem Gegenseitig-Be-
Im Prozess der Gestaltung eines Michael-Festes danken und Drachen-Kräfte. Anregungen zu schenkt-Werden und einem Willen zur aktiven
einem künftigen Michael-Fest“ (Verlag am Verwandlung aller sich ereignenden Vorgänge,
Goetheanum). hin zum Wesentlichen, hin zum Blick des Mi-
Michael wird beschrieben als eine Zeitgeist- • Es geht darum, dass die Anthroposophische chael und der Frage: „Kann das, was wir hier
Wesenheit, die nichts offenbart, wenn man ihr Gesellschaft immer mehr und mehr als ein Hier in Frankfurt sitzen sieben Menschen an versuchen zu wirken, weitergetragen werden in
nicht aus eigener geistiger Arbeit etwas ent- Erneuerungs- und Spiritualisierungsfaktor Tischen und wollen ein Michael-Fest gestalten. den Kosmos?“ Irgendwie ist das Ganze auch
gegenbringt. Er ist eben ein zurückhaltender, in der Menschheit wirken kann. Allen Beteiligten ist die Anfänglichkeit dieses eine wirkliche Mut-Frage: Mut, etwas mitzu-
ja schweigsamer Geist. Was man von ihm er- • Das Michael-Fest ist keine „Massenangele- Versuches bewusst. Alle sind der Meinung: bringen. Mut, sich auf einen künstlerischen
fährt, ist eigentlich nicht das Wort, sondern genheit“, es ist eine Frage spiritueller Initia- Das können wir gar nicht! Aber wir wollen es Prozess einzulassen. Mut, immer wieder etwas
sein Blick, sein freilassender, aber kraftvoller tive und geht von einer kleinen Anzahl von trotzdem versuchen! Zunächst geht es uns um Neues hereinzustellen. Mut, etwas zuzulassen,
Blick. Michael gibt nicht vor, was der Mensch Menschen aus, in denen der Michael-Ge- unsere eigenen Motive zum Verständnis des etwas zu verwandeln. Mut zur geistigen Reali-
tun soll. Er wird der geistige Held der Freiheit danke lebendig wird. Vorhabens. Dann suchen wir nach Kernsät- tät.
sein, der spirituellen Initiative jedes Menschen. • Bei dem Fest geht es um die Durchgeisti- zen, die uns wirklich wichtig erscheinen. Dann
Er lässt die Menschen tun, aber nimmt dann gung des Willens. Dadurch wächst das Zu- kommen die ersten Schritte der Ausgestaltung. Hier in Frankfurt sitzen sieben Menschen
das auf, was aus Menschentaten wird, um es sammengehörigkeitsgefühl mit dem Kos- an Tischen und wollen ein Michael-Fest ge-
weiter fortzutragen im Kosmos, um dasjenige, mos. Alle sind sich einig: Das kann nur gelingen, stalten? Stimmt nicht! Am 1. bis 3. Oktober
was Menschen noch nicht wirken können, wei- • Michael trägt die geistigen Impulse der wenn wir mit den Teilnehmern aktiv zusam- begeben sich ca. 100 Menschen in der Wal-
terzuwirken im Kosmos. Menschen dem Christus zu. menwirken. Wir wollen auf die Motive der dorfschule in München in einen Raum, um
• Eine Christus-Erfahrung ist ohne die Vorbe- Menschen bauen, die an dem Fest anwesend ein Michael-Fest zu gestalten. Das ist das tat-
Dieser Freiheits-Verantwortungs-Schöpfungs- reitung der Michael-Erfahrung nicht mög- sind. Dann aus diesen Motiven in ein Zusam- sächliche Ereignis. Die Vorbereitungsgruppe
prozess in Michaels Blick hat mich in Rudolf lich. menwirken treten, künstlerische Prozesse und ist dazu da, um einen Weg aufzuzeigen, wie es
Steiners Ausführungen berührt (Vortrag vom • Das Michael-Fest ist das „umgekehrte Os- Gesprächsgruppen entstehen lassen. Anders vielleicht gelingen könnte. Das Gelingen selbst
13. Januar 1924, GA 233a). Die freiheitliche terfest“. Es ist die Voraussetzung zur Auf- ausgedrückt: Der Einstieg in das Festgesche- entsteht vor Ort – oder auch nicht. Wir ver-
Individualisierung – verbunden mit der Ver- erstehung. hen ist die individuelle geistige Bemühung suchen unser Bestes und sind für den Blick des
antwortung für die Folgen. Wie in einem • Es führt zur sozialen Erneuerung (zum so- jedes Anwesenden. Wir wollen dieses Tun auf- Zeitgeistes sehr offen und wach. Im Juni folgt
großen Menschheits-Gewissens-Impuls fühle zialen Kultus). Diese Erneuerung wird nicht nehmen und weitertragen, durch die drei Tage dann noch eine etwas konkretere Einladung
ich mich in der Verantwortung für diese neue durch Diskussionen und nicht durch Ins- des Michael-Fest-Versuches. für alle interessierten Menschen, die am 1. Ok-
Kultur. titutionen hervorgebracht, sondern dann, tober in München bei dem Michael-Fest der
wenn aus dem Michael-Fest ein Inspirati- Es werden keine vortragsartigen Beiträge ge- Anthroposophischen Gesellschaft in Deutsch-
Manfred Schmidt Brabant, der die großen Mi- onsgedanke die Menschheit ergreift. plant, sondern es geht um einen Prozess im land mitwirken wollen.
chaeli-Konferenzen vor der Jahrtausendwende • Es ist ein esoterischer Impuls für das soziale Miteinander, der immer wieder versucht,
Michael Schmock, Mitglied des Arbeitskollegiums
impulsierte, hat den Michaelimpuls so zusam- Leben. das entstandene Wesentliche aufzuheben und Generalsekretär der Landesgesellschaft
mengefasst: und weiterzutragen. Ein Prozess mit vielen
24 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 25Michael-Fest der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
Ein Versuch auf dem Weg Einladung
Vorstufe zum Michael-Fest
zu einer Michael-Kultur der Anthroposophischen Gesellschaft
in Deutschland
Freitag, 1. Oktober 2021, 17.00 Uhr – Sonntag, 3. Oktober 2021, 13.00 Uhr Freitag, 18. Juni 2021, 17 – 21 Uhr im
In der Rudolf-Steiner-Schule Schwabing, Leopoldstr. 17, 80802 München Rudolf Steiner Haus Stuttgart
(vor der Mitgliederversammlung der
Alle Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft, die sich aktiv beteiligen und mit anderen Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland)
auf einen Weg begeben wollen, sind herzlich eingeladen!
Eingeladen sind alle experimentierfreudigen Mitglieder,
die zusammen mit der Vorbereitungsgruppe und der
Ab 17 Uhr kommen alle, die möchten, in Am Sonntagvormittag weitet sich der Blick auf Gesamtkonferenz der Landesgesellschaft den ersten
freien Gruppen zur künstlerischen Betätigung Ansätze zu einer Michael-Kultur in verschie- Teil des geplanten Michael-Festes versuchen wollen.
zusammen, aus Freude am Improvisieren, Aus- denen Ländern Europas. Zum Schluss steht Alle bringen einen ihnen wichtigen Satz zu Michae-
probieren und Mitmachen. Nach dem Abend- eine Reflexion darüber, wie die Einzelnen mit li oder der Michael-Wesenheit mit, in ganz kleinen
essen findet ein Auftakt im Plenum statt. Wer ihrem Satz durch die drei Tage gegangen sind Gruppen stellen sie den Satz anderen zur Verfügung
kommt, wird gebeten, einen Kernsatz zu Mi- (hat sich etwas verwandelt?), was seelisch beob- und lauschen gegenseitig nach, was die Sätze in ih-
chaeli oder dem Wesen Michael aufgeschrie- achtet werden konnte und ob wir einen Bogen nen anregen. Im Plenum findet dann ein weiterer
ben mitzubringen, der ihr/ihm viel bedeutet. zu menschheitlichen Themen spannen können. Austausch über die Wirkung der Sätze statt.
Vorgesehen ist, dass sich die Teilnehmenden
nach dem Auftakt mit ihrem Satz in eine sehr Die Arbeitsgruppen wechseln sich mit meh- Der Vorbereitungsgruppe gehören an:
kleine Gruppe begeben, dort wechselseitig reren Plenen ab, die in einer besonders gestal- Monika Elbert (Markdorf/Bodensee), Marcus
die Sätze anhören, sich über die Wirkung des teten Halle mit kreisförmiger Stuhlstellung Gerhardts (Stuttgart), Barbara Messmer
Gesagten austauschen und sich in einem Ab- stattfinden. Durch sämtliche Plenen wird sich (Frankfurt), Antje Putzke (Marburg),
schlussplenum daraus Eindrücke mitteilen. eine kleine künstlerische Übung hindurch- Michael Schmock (Bonn), Anke Steinmetz
ziehen, an der alle beteiligt sind. Es wird auch (Bremen), Emi Yoshida (München),
Am Samstagvormittag beginnen dann Aus- kurze vorbereitete Beiträge und kleine Auffüh- Florian Zebhauser (München).
tausch und Bearbeitung dieser Sätze in the- rungen geben, vor allem von einer Münchner
matisch geordneten Gruppen; am Nachmittag Eurythmiegruppe.
finden sich neue Gruppen zu unterschiedlichs-
Barbara Messmer, geb. 1953, Kulturanthropologin
ten künstlerischen Tätigkeiten zusammen, je- M. A., Geschäftsführerin und Vertreterin des Arbeits-
weils in einem eigenen Raum und unter An- zentrums Frankfurt, Mitbegründerin des Frauenrats
der Anthroposophischen Gesellschaft.
leitung. Dies alles mit Ausblick auf das Fest am
Abend, bei dem im besten Falle alle Arbeits-
ströme zusammenfließen und einen Höhe-
punkt gestalten.
26 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 27Spendenaufruf:
Fertigstellung der Gesamtausgabe Rudolf Steiners
bis 2025
„Nicht nur so manche anthroposophische
Mythen warten noch auf Klärung durch
Liebe Mitglieder, zugängliche Fakten …“
liebe Freundinnen und Freunde
der Anthroposophischen Gesellschaft,
haben Sie sich auch schon geärgert, wenn der Zug nicht seinem Werk gelegt sein“, so David Marc Hoff mann, Leiter des Rudolf Steiner Archivs in Dornach. „Die rück-
weiterfuhr, die Straßenbahn unpünktlich kam oder das haltlose Publikation von Steiners Werk ist ein Ziel, das gerade in diesen überaus schwierigen Zeiten noch mehr
Telefonnetz nicht ausreichend war, und dann aber auch an Bedeutung gewinnt. Nicht nur so manche anthroposophische Mythen warten noch auf Klärung durch zu-
gefragt: Wer sorgt eigentlich dafür, dass ich telefonieren gängliche Fakten, sondern auch die Auseinandersetzung mit den vielen Gehässigkeiten von Kritikern, die auf
kann, wer sorgt eigentlich dafür, dass die Züge fahren Halbwissen und Ignoranz beruhen, braucht diese abschließende Publikation und Zugänglichkeit des Werkes.“
und (weitestgehend) pünktlich sind? Ist dies eigentlich In dem Interview mit David Marc Hoff mann von Monika Elbert (siehe Anthroposophie; Weihnachten 2020)
mit dem von mir gezahlten Preis abzudecken? Wie viele werden die Arbeitsschritte und -prozesse des Projekts, aber auch seine Nöte und Herausforderungen erläutert.
Menschen müssen zusammenarbeiten, damit irgend-
Die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland hat sich für die folgenden Jahre vorgenommen und fest in
wann der Zug fährt, das Telefon funktioniert? Versucht
den Haushalt eingeplant, einen regelmäßigen Zuschuss für das Projekt zu leisten. Wir können nicht beklagen,
man dies nachzuverfolgen, so ist es sehr faszinierend,
dass wir missverstanden werden, wenn wir nicht bereit sind, dafür zu sorgen, dass Missverständnisse objektiv
wie viel Arbeit von anderen Menschen in unseren all-
bearbeitbar sind. Diese „Infrastruktur“ der Gesamtausgabe ist eine essenzielle Grundlage für die Entwicklung
täglichen Selbstverständlichkeiten steckt.
der Anthroposophie und wird die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit ihr positiv beeinflussen.
Auch wir als anthroposophische Bewegung und Ge-
In diesem Sinne bitten wir Sie: Helfen Sie mit einer (möglichst regelmäßigen) Unterstützung, um unsere
sellschaft haben eine Infrastruktur, die ständig ge-
„Infrastruktur der Anthroposophie“ pünktlich bis 2025 fertigstellen zu können.
pflegt und insbesondere noch fertiggestellt werden
muss: die Gesamtausgabe Rudolf Steiners. „Mit Vielen Dank.
dem Abschluss einer vollständigen und gut kom- Julian Schily, Vorstand Förderstiftung Anthroposophie
mentierten Gesamtausgabe wird die Grundlage
für eine faktengesicherte, selbständige und unideo-
logische Auseinandersetzung mit Rudolf Steiner und
Spendenkonto: Förderstiftung Anthroposophie
IBAN: DE49 4306 0967 7001 0343 00
Verwendungszweck: Gesamtausgabe
28 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 29© AGiD
Barbara Messmer, Arbeitszentrum Frankfurt am Main
Die bunte Vielfalt leben
Online-Arbeitsgruppe zu den Nebenübungen:
Am Sonntag, den 28. November 2021 findet zum zweiten Mal ein
deutschlandweiter Zweig- und Gruppentag im Anthroposophischen Heike Oberschelp (AZ Hannover) und Anke Steinmetz (AZ Nord) bieten zum Thema „Neben-
Zentrum in Kassel statt. übungen als eine Antwort auf die gesellschaftlichen Nöte unserer Zeit“ eine Online-Arbeits-
gruppe an.
Auskunft per Mail: anke_steinmetz@freenet.de, Mobil: 0178 39 57 970 oder Heike Oberschelp,
Die Vorbereitungsgruppe für den ersten Zweig- Ferner wurden unmittelbar nach dem Treffen Mail: heob@posteo.de, Tel. 0511 - 640 41 58. Neue Teilnehmer sind herzlich willkommen
und Gruppentag am 24. Oktober 2020 hat in und beim Rückblick Arbeitsthemen benannt,
einer Sitzung ausführlich auf dieses Treffen zu- die bis November 2021 behandelt werden
rückgeblickt und die Erfahrungen ausgewer- könnten. Dazu gehören:
tet. Das Folgetreffen sollte einen Schritt wei-
tergehen – vom Wahrnehmen zum Vertiefen. • Gesprächskunst, das Hören, das Verstehen.
Das Einbeziehen aller interessierten Mitglie- Integration statt Ausgrenzung. Eine Ge-
der, die in Gruppen der Anthroposophischen sprächskultur, die sich auf das Erwachen am
Gesellschaft aktiv sind, ist uns wichtig, damit Seelisch-Geistigen des Anderen zubewegt.
sich das bunte Leben der Gesellschaft zeigen • Das Gleichgewicht zwischen Interesse an Die Vorbereitungsgruppe: Andreas Fecke,
kann. Deshalb gibt es Angebote zur Weiter- • Methoden der Vertiefung – sei es, um einen der (eigenen) Innenwelt und der Außenwelt. Philipp Fürdens, Marcus Gerhardts, Barbara
arbeit. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer Text aufzuschließen, sei es, um einen Text Wie können wir beides zugleich fördern? Messmer, Christian Michaelis-Braun, Heike
vom 24. Oktober wurden dazu eingeladen. ins Bildhafte zu transformieren, sei es, um Oberschelp, Klaudia Saro, Anke Steinmetz,
Neue Interessierte können gerne zu Folgetref- die Nebenübungen beim Gruppengesche- • Der Zweigabend insgesamt als künstleri- Thomas Wiehl, Florian Zebhauser.
fen hinzukommen. hen anzuwenden. scher Akt (Kunstwerk).
Inzwischen haben Arbeitstreffen per Telefon- • Bezug des Zweigabends zu Themen der Zeit Für ein Vorbereitungstreffen für Mitglieder
konferenzen von Thomas Wiehl (Arbeitszen- und das Üben einer exoterischen Sprache für der deutschen Landesgesellschaft (geplant
trum Hannover) stattgefunden. Thema war: die Außenwelt. nach Ostern) würden wir ein bis drei Themen
Zweig in Beziehung. Wie stellt sich ein Zweig als Schwerpunkt bestimmen. Dazu hören wir
als „Organ“ in den Organismus Anthroposo- • Wie gestalten wir den Umgang mit geistigen gerne von Ihnen, welches Ihnen am wichtigs-
phische Gesellschaft (örtlich, regional, landes- Wesen? Hier kam zunächst vor allem das ten in Ihrer Zweig- oder Gruppenarbeit ist?
weit, weltweit)? Und wie stellt er sich in die Verhältnis zu Verstorbenen zur Sprache. Antworten bitte an eine der oben genannten
menschliche Zivilisation? Wie verhält er sich Mail-Adressen.
zur belebten und unbelebten Natur? • Zweige oder Gruppen sind frei gewählte Zu-
Auskunft für weitere Termine bei Thomas sammenkünfte. Wie geschieht in solchen
Wiehl, Mobil: 0173 602 6002 oder per Mail an das Üben sozialer Prozesse? Zweige und
thomas.wiehl@wolfsburg.de. Einstieg jederzeit Gruppen als soziales Übungsfeld.
nach Absprache möglich.
30 ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V. MIT TEILUNGEN – OSTERN 2021 31Sie können auch lesen
