Blätter aus dem Thurgauer Wald
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Bl ä t t e r a u s d e m T h u r g a u e r Wa l d Informationen für Waldeigentümer und Forstreviere 27. Jahrgang, Nr. 3, August 2020
E di t o r i a l Geschätzte Leserinnen und Leser Wir gehen kalendarisch dem Ende der so- Bruten anlegen. Und das sind bedeutend genannten Hundstage entgegen. Ja, diese mehr Käfer als jene, die im Frühjahr ausflo- Hundstage machten ihrem Namen wieder ein- gen und ihre Bruten anlegten, d.h., jetzt ex- mal alle Ehre. So gab es etliche Tage, an denen plodiert die Käferpopulation! nicht nur unsere vierbeinigen Kameraden am Wir müssen wohl akzeptieren, dass trotz liebsten den ganzen Tag im oder am Wasser grossen Bemühungen und teils immensem verbracht hätten, sondern auch die Zweibeiner. persönlichem Einsatz einzelner Akteure dem Stattdessen waren Mann und Frau in den Jung- Käfer kaum beizukommen ist. Gerade der Be- waldbeständen am Pflegen, am Käferholz- fall im Frühling und Frühsommer wird häufig aufrüsten oder mit Büroarbeit beschäftigt und zu spät entdeckt und in der Folge sind die hatten eines gemeinsam: Schwitzen! Bekämpfungsmassnahmen zu wenig effektiv. Bei anhaltend heissem und trockenem Wet- Da wir uns aber auch nicht überfordern wollen, ter kommt der Fachstab Trockenheit zum Ein- haben wir festgelegt, dass das Mögliche getan satz. Er koordiniert die Arbeiten verschie- werden soll, aber nicht das (fast) Unmögliche dener Fachstellen, die die Auswirkungen der eingefordert werden darf. Dass im Übrigen der Trockenheit auf die Umwelt beurteilen. Auch Holzabsatz für die Umsetzung der Bekämp- die Kommunikation erfolgt nicht via die ein- fungsstrategie eine entscheidende Rolle spielt, zelnen Fachstellen, sondern über den kanto- sei auch an dieser Stelle angemerkt. nalen Informationsdienst. Dieser Fachstab wird Im Übrigen haben neun neue Lehrlinge in jeweils bei Bedarf vom Regierungsrat einge- den Thurgauer Forstbetrieben ihre Berufslehre setzt. Lesen Sie mehr dazu ab S. 17. begonnen. Zudem haben einige junge Forst- Die vorliegende Ausgabe beglückt Sie als warte ihre erste Stelle angetreten. Ich wünsche Leserinnen und Leser mit vielen Zahlen zum insbesondere dem Nachwuchs, aber auch allen Thurgauer Wald. Die Resultate des vierten LFI anderen Fachkräften viel Erfolg und Freude im sind publiziert. Lesen Sie ab S. 10, wie es um forstberuflichen Alltag. den Thurgauer Wald gemäss LFI steht. Im Be- Schliesslich wünsche ich Ihnen – geschätz- richt über die Thurgauer Forststatistik 2019 te Leserinnen und Leser – eine abwechslungs- (S. 20) können die letztjährigen Zahlen einge- reiche Lektüre mit den BTW und einen schö- sehen werden. nen Spätsommer. Das Forstamt ist auch für die Auenschutzge- biete entlang der Thur zuständig. Im Moment werden im Thurvorland im Gebiet Hau-Äuli ver- schiedene Aufwertungsmassnahmen ausgeführt Interessantes gibt es hierzu ab S. 18 zu ent- decken. Trotz der ab Anfang März lancierten Borken- käferbekämpfung sieht man jetzt vielerorts Käfernester aus den Fichtenbeständen he- rausleuchten! Frisches Bohrmehl auf der Rin- de oder auf der Bodenvegetation bedeutet zudem, dass die in der zweiten Juni- bzw. ers- Daniel Böhi ten Julihälfte ausgeflogenen Käfer nun ihre Kantonsforstingenieur BTW 3/2020 3
In h a lt Forstamt und Forstdienst Der Spitzahorn im Kanton Thurgau 5 Der neue Waldentwicklungsplan Thurgau wird öffentlich bekannt gemacht 8 Ergebnisse des 4. Landesforstinventars (LFI4) für den Kanton Thurgau 10 Wald und Waldbewirtschaftung im Mittelthurgau, Teil 3: Meilensteine 14 Was macht eigentlich der Fachstab Trockenheit? 17 Lebensraum Aue – Ökologische Aufwertung des Thur-Vorlandes 18 Resultate der Forststatistik 2019 20 Die erste Revierförsterin im Kanton Thurgau 22 Neuer Revierförster im Forstrevier Güttingen 22 Neue Mitarbeiterin Bereich Forstliche Planung und Beiträge 23 Erfolgreicher Lehrabschluss 23 Aus den Verbänden und Branchen Hohes Niveau der neuen Forstwarte/-innen EFZ 25 Diverses Zum Gedenken an Urs Hugentobler, 1935–2020 24 Forstrevier Seerücken 26 «Finde alle Waldbewohner» 27 Arbeitsjubiläen und runde Geburtstage im Forstdienst 27 Thurgauer Waldtage Weinfelden 28 4 BTW 3/2020
Forstamt und Forstdienst D er Sp i t z a ho r n i m K anto n Thurg au Im Thurgauer Wald kommen drei verschiede- ne Ahornarten natürlich vor: der relativ häufi- ge Bergahorn sowie die beiden eher seltenen Spitzahorn und Feldahorn. Der Anteil des Spitzahorns im Wald beträgt rund 0,5 %. Meist handelt es sich dabei um eher jüngere Exemplare. Ausserhalb des Waldes werden Spitzahorne häufig entlang von Strassen und in Grünflächen gepflanzt. Charakteristisch für den Spitzahorn ist sein grosses, fünflappiges Blatt, das in Spitzen Die Verbreitung des Spitzahorns in der Schweiz. ausläuft. Der Spitzahorn blüht vor dem Quelle: Schweizerisches Landesforstinventar (LFI), www.lfi.ch Blattaustrieb, die Blüten werden von Insekten bestäubt (Bienenweide). Die reifen Flügel- früchte (Propeller) bleiben oft in Büscheln am In der Schweiz kommt der Spitzahorn vor al- Zweig hängen. Im Herbst färbt sich das Blatt lem im Jura, im Mittelland und in den Voral- leuchtend gelb, gelb-orange bis rot. Die Blatt- pen vor. Am häufigsten ist er im östlichen Jura anordnung ist gegenständig, die Blattstiele und in den warmen Föhngebieten (z.B. Vier- führen einen Milchsaft. Die Rinde ist längsris- waldstätter- und Walensee). sig, nicht schuppig wie beim Bergahorn. Üb- rigens: Beim vielleicht berühmtesten Ahorn- Der Spitzahorn, die wärmebedürftige und blatt, demjenigen im Landeswappen von konkurrenzschwache Mischbaumart Kanada, handelt es sich nicht um ein Spitz- Der wärmeliebende Spitzahorn ist ein Baum ahornblatt, sondern um das sehr ähnliche der Tieflagen und kommt vor allem in den Blatt des Zuckerahorns (Acer saccharum). Laubmischwäldern der kollinen und submon- Das Verbreitungsgebiet des Spitzahorns er- tanen Stufe bis 800 m ü. M. vor, vereinzelt streckt sich über weite Teile Europas von den auch oberhalb von 1000 m ü. M. Er ist kalklie- Pyrenäen bis zum Ural, von Südskandinavien bend und meidet sehr saure und staunasse bis zum Schwarzen Meer. Böden. Die grösste Bedeutung hat der Spitz- ahorn im «Turinermeister-Lindenmischwald» und auf eher trockenen, basenreichen Buchen- waldstandorten. Diese Standortbedingungen sind im Thurgau nicht sehr häufig. Immerhin wird die Region Diessenhofen zum Kerngebiet des Spitzahorns gezählt. Die meisten Spitzahorne sind aus Pflanzun- gen hervorgegangen. In der Folge verjüngt er sich auch natürlich recht gut. Der Spitzahorn wächst in der Jugend schnell und wird 25 bis 30 m, selten über 30 m hoch. Im Wald er- Das Verbreitungsgebiet des Spitzahorns. reicht er Durchmesser von 80 cm, selten bis Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index. 100 cm auf Brusthöhe. Spitzahorne können php?curid=3292871 150 bis 200 Jahre alt werden. BTW 3/2020 5
Forstamt und Forstdienst Der Spitzahorn bildet im Thurgau kaum grös- sere Reinbestände, er ist meist beigemischt und selten dominierend, was vermutlich mit seiner eher geringen maximalen Wuchshöhe zusammenhängt. Der Spitzahorn, weit verbreitet und doch selten Gemäss Schweizerischem Landesforstinventar (LFI) hat der Spitzahorn schweizweit einen Vorratsanteil von 0,2 % und einen Stamm- zahlanteil von 0,3 %. Nur jeder 350. Baum im Schweizer Wald ist also ein Spitzahorn. Der Spitzahorn ist 17 Mal seltener als der Berg- ahorn. Der Spitzahorn misst im Durchschnitt nur rund 25 cm Durchmesser auf Brusthöhe, Alte und grosse Spitzahorne sind im Thurgauer Wald denn die meisten sind relativ jung und alte, selten. Ein grosses Exemplar steht im Chliispitzhau im Waldreservat Güttingerwald der Waldkorporation grosse Exemplare sind eher selten. Güttingen. Er misst 75 cm auf Brusthöhe. Rund 60 % aller Spitzahorne wachsen in Foto: Ulrich Ulmer den Regionen Mittelland und Jura. Hier er- reicht er die höchsten Stammzahlanteile (je Mischung mit Bergahorn und Kirschbaum. Der 0,4 %). Im östlichen Jura beträgt der Anteil einzige Samenerntebestand des Spitzahorns sogar 1,2 %. im Thurgauer Wald befindet sich im Buchberg Der Spitzahorn ist auch eine der Baumar- in Schlatt. Er ist im nationalen Kataster der ten, die im Rahmen des Projektes «Förderung Samenerntebestände (NKS) erfasst. Gemäss seltener Baumarten» (SEBA) im Schweizer LFI hat der Spitzahorn in den letzten Jahr- Wald gefördert werden. Der Spitzahorn wird zehnten sowohl schweizweit als auch im als ungefährdet eingestuft und als «vergesse- Thurgau anzahl- wie vorratsmässig zugelegt. ne Baumart» bezeichnet. Der Spitzahorn (Acer platanoides) wird bei Holz: Gute Eigenschaften, geringe Nachfrage den seit 1970 im Thurgauer Wald durchge- Das Holz des Spitzahorns kommt dem Holz führten Stichprobeninventuren nicht separat des Bergahorns sehr nahe. Im Unterschied zum erfasst, sondern mit dem Bergahorn (Acer pseudoplatanus) und dem Feldahorn (Acer campestre) unter der Bezeichnung «Ahorn» zusammengefasst. Der Anteil des «Ahorns» im Thurgauer Wald beträgt rund 4 %. Davon nimmt der Bergahorn schätzungsweise 90 % ein, die restlichen 10 % teilen sich der Spitz- ahorn und der Feldahorn. Gemäss LFI hat der Spitzahorn im Thurgauer Wald einen Vorrats- anteil von 0,5 % und einen Stammzahlanteil von 0,7 %. Auch im Thurgauer Wald dominie- ren jüngere Exemplare, denn in den vergange- nen Jahrzehnten wurde der Spitzahorn vieler- Stamm eines Spitzahorns an der Wertholzsubmission orts bei der Verjüngung eingebracht, häufig in 2020 in Neuwilen. Foto: Ulrich Ulmer 6 BTW 3/2020
Forstamt und Forstdienst Der Spitzahorn ist auch im Thurgau als Strassen- und als Alleebaum sehr beliebt. Unterseestrasse in Kreuzlingen (links), Seestrasse in Arbon (mitte) und Arbonerstrasse/Marktplatz in Amriswil (rechts). Fotos: Ulrich Ulmer eher gelblich-weissen Bergahornholz ist das zeigt eine schöne Herbstfärbung, ist einhei- Spitzahornholz etwas dunkler. Durch Dämpfen misch und robust. Häufig werden auch säu- kann es auch leicht rosafarbig werden. lenförmige, rundkronige oder rotblättrige Ahornholz ist hart und zäh. Es zählt zu den Zuchtformen gepflanzt. Aber im immer inten- wertvollsten einheimischen Hölzern und wird siver genutzten Strassenraum wird der Spitz- für Möbel und im Innenausbau verwendet. Es ahorn immer mehr durch (noch) robustere ist beliebt in der Drechslerei, Schnitzerei und Baumarten verdrängt, die Strassensalz und im Musikinstrumentenbau. Allerdings ist der Bodenverdichtung besser ertragen. Ahorn wegen seiner hellen Farbe ausgespro- chen stark den Modeströmungen unterworfen Der Spitzahorn, eine Baumart mit Zukunft und derzeit nicht so gefragt. Der Spitzahorn gilt allgemein als robuste und problemlose Baumart. Wie der Bergahorn, lei- Der Spitzahorn, der robuste Strassenbaum det er unter dem Verbiss des Rehwildes. Mas- Der Spitzahorn ist robust gegenüber Hitze senvermehrungen gefährlicher Schadorganis- und Trockenheit. Dies macht ihn auch für men treten beim Spitzahorn derzeit nicht auf. Pflanzungen ausserhalb des Waldes interes- Verschiedene neue Erreger könnten ihm aber sant. Seit rund 50 Jahren wird er bevorzugt künftig zusetzen und erhebliche Schäden ver- auch im Siedlungsgebiet gepflanzt, vor allem ursachen, so z.B. die Verticillium-Welke, eine entlang von Strassen, in Alleen, in Schularea- Gefässkrankheit, oder verschiedene Pilzarten, len und auf Sportanlagen. die Rindennekrosen verursachen. Weniger im In der Stadt Zürich ist der Spitzahorn sogar Wald, aber häufig im Siedlungsgebiet wird der häufigste Strassenbaum. Von rund 22 500 der Spitzahorn vom Echten Mehltau und der inventarisierten Strassenbäumen sind gut Teerfleckenkrankheit befallen. 13 % Spitzahorne, gefolgt von Platanen (8 %) Als wärmeliebende Baumart und wegen und Rosskastanien und Robinien (je 7 %). seiner Robustheit gegenüber Hitze und Tro- Im Siedlungs- und Strassenraum kann der ckenheit wird dem Spitzahorn bei der erwar- Spitzahorn weitere Vorteile ausspielen: Er ist teten Klimaveränderung viel zugetraut. Der schnellwüchsig, sein dichtes Blattwerk spen- Spitzahorn hat offensichtlich Eigenschaften, det Schatten, er duftet fein während der Blü- die ihn für die Zukunft interessant machen. te, er hat keine harten und schweren Früchte Ulrich Ulmer und auch keinen klebrigen Niederschlag, er Kreisforstingenieur Forstkreis 3 BTW 3/2020 7
Forstamt und Forstdienst D er n e u e W a l d e ntw i cklung splan Thurgau wird ö ff en t l i c h b e ka nnt g em acht Ein neuer Waldentwicklungsplan soll die neun Entwurfs erzielt werden. Mit der öffentlichen regionalen Waldpläne im Thurgau ablösen. Bekanntmachung ist nun die Möglichkeit zur Am 21. August 2020 wird der Entwurf des Mitwirkung für jedermann gegeben. Waldentwicklungsplans Thurgau 2020 für Im neuen Waldentwicklungsplan werden die sechs Wochen in die öffentliche Bekanntma- Waldfunktionen definiert, gewichtet und loka- chung gehen. lisiert. Ausserdem werden die Leistungen und Aufgaben des Waldes sowie die oft gegensätz- Ein Waldentwicklungsplan (früher regionaler lichen Ansprüche der Gesellschaft an den Wald Waldplan) ist ein forstliches Planungsinstru- analysiert und abgewogen, mit dem Ziel, lang- ment auf überbetrieblicher Ebene und dient fristig ein Gleichgewicht zwischen den ver- der Sicherstellung der öffentlichen Interessen schiedenen Interessen zu gewährleisten. Der am Wald. Er ist behörden- und nicht eigentü- neue Waldentwicklungsplan besteht aus einer merverbindlich. Das zunehmende öffentliche Karte, worauf die Waldfunktionen Biodiversi- Interesse am Wald sowie an seiner Nutzung tät, Schutz vor Naturgefahren, Erholung und und Wirkung als Erholungs- und Naturraum Holzproduktion lokalisiert sind, und aus einem war bei der Erarbeitung des Bundesgesetzes Textdokument mit themenspezifischen Über- über den Wald 1993 Grund dafür, dass die sichtskarten. Im Textteil wurden für den Thur- Kantone verpflichtet wurden, diese Planun- gauer Wald behördenverbindliche kantonale gen über die ganze Waldfläche zu erstellen Grundsätze und Ziele festgelegt, der aktuelle und dabei die Öffentlichkeit mitwirken zu las- Zustand beschrieben, Entwicklungstendenzen sen. Im Thurgau entstanden daraufhin zwi- und Handlungsbedarf eruiert, Konflikte aufge- schen 1997 und 2009 neun sogenannte regio- zeigt und Massnahmen vorgeschlagen. Die nale Waldpläne, erarbeitet unter Einbezug von Umsetzung des Waldentwicklungsplans soll Begleitgruppen, zusammengesetzt aus unter- unter anderem über Ausführungspläne, Verträ- schiedlichen Interessenvertretern. ge und Projekte erfolgen. Dabei werden dann In den letzten Jahren drängte sich eine Über- die einzelnen Massnahmen örtlich und zeitlich arbeitung der teilweise veralteten regionalen fixiert und deren Finanzierung geregelt. Waldpläne auf. Da neue Anliegen, wie zum Bei- Text und Kartenmaterial des neuen Waldent- spiel Erholung und Sport im Wald, vermehrt wicklungsplans sind vom 21. August bis zum einer Betrachtung über die Regionen hinaus 2. Oktober 2020 auf der Webseite des Forstam- bedurften und ausserdem eine einheitliche Pla- tes (www.forstamt.tg.ch) öffentlich einsehbar. nung über den ganzen Thurgauer Wald ange- Der Waldentwicklungsplan liegt während der strebt wurde, hat der Kanton beschlossen, nur Bekanntmachung zusätzlich beim Forstamt auf noch einen kantonalen Waldentwicklungsplan und kann auch dort gesichtet werden (montags zu erstellen. Weil die Inhalte der regionalen und donnerstags, Voranmeldung nötig). Allfälli- Waldpläne als wichtige Grundlagen vorhanden ge Stellungnahmen können dem Forstamt per waren, wurde der neue Waldentwicklungsplan E-Mail oder per Post zugestellt werden. Die ein- primär vom Forstamt ausgearbeitet und man gehenden Rückmeldungen werden dann im verzichtete auf eine externe Begleitgruppe. Herbst ausgewertet. Daraufhin wird der WEP bei Durch eine verwaltungsinterne Vernehmlas- Bedarf noch einmal überarbeitet und abschlies- sung bei den betroffenen Ämtern sowie bei send vom Regierungsrat in Kraft gesetzt. den Revierförstern konnten eine erweiterte Mit- Claudia Kuratli wirkung und eine Optimierung des aktuellen Planung und Beiträge 8 BTW 3/2020
BTW 3/2020 9 Ausschnitt aus der Karte der Waldfunktionen des neuen Waldentwicklungsplans Thurgau 2020. Abbildung: Forstamt/swisstopo, Bundesamt für Landestopografie ) " )* + '!*'* ,-. . .* + '$ )* / ' + ' 0 !/' -. '/ *'* ' )/, . $ Forstamt und Forstdienst !
Forstamt und Forstdienst E r g eb n i s s e d e s 4 . L and esf o rs t i n v en tars ( LF I4) f ür de n K a n t o n Thu rg au Vor Kurzem wurden die Ergebnisse der 4. Er- (LFI5). Die Resultate können via www.lfi.ch hebung des Schweizerischen Landesforstin- abgerufen werden. ventars (LFI4) publiziert. «Schweizer Wald ist Da die Ergebnisse des LFI4 auf Erhebungen generell in gutem Zustand, aber wegen Kli- in den Jahren 2009 bis 2017 basieren, sind sie mawandel unter Druck», lautete der Titel der nicht ganz aktuell, sondern durchschnittlich Medienmitteilung. Wo steht der Thurgauer 7-jährig. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Wald im nationalen Vergleich? grossen Borkenkäferschäden, die seit 2018 im Thurgauer Wald auftreten, in den Ergebnissen Mit dem Schweizerischen Landesforstinventar des LFI4 noch keinen Niederschlag gefunden (LFI) werden Zustand und Veränderungen des haben. Schweizer Waldes erfasst. Bei der Stichpro- Die Ergebnisse des LFI4 basieren auf rund beninventur werden Daten von Bäumen, Be- 6000 Stichproben im zugänglichen Wald ohne ständen und der Umgebung im Wald und durch Gebüschwald. Davon liegen 117 im Kanton Befragung des lokalen Forstdienstes erhoben. Thurgau. Das LFI wird von der Eidgenössischen For- schungsanstalt für Wald, Schnee und Land- Waldfläche im Thurgau stabil schaft (WSL) Birmensdorf in Zusammenarbeit Im Kanton Thurgau gibt es rund 20 000 ha mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) durch- Wald. Während die Waldfläche vor allem im Al- geführt. pengebiet seit 1985 stark zugenommen hat, ist Die Erhebungen erfolgten 1983–85 (LFI1), sie im Kanton Thurgau konstant. Mit 21 % Wald- 1993–95 (LFI2), 2004–06 (LFI3) und 2009–17 anteil ist der Kanton Thurgau relativ waldarm. (LFI4). Seit 2009 werden die Daten kontinuier- Nur der Kanton Genf hat weniger Wald (14 %). lich über einen Zeitraum von neun Jahren erho- Die Nachbarkantone Schaffhausen (42 %), Zü- ben. Aktuell läuft die fünfte Inventur 2018–26 rich (29 %) und St. Gallen (31 %) weisen deut- Veränderung der Waldfläche pro Wirtschaftsregion zwischen 1983/85 und 2009/17 Jura Ost Mittelland Ost 3% ±1 1% ±1 Jura West Schweiz: 11% ±2 Voralpen Ost 3% ±1 8% ±2 < 2% 2–5% Mittelland 6–10% Mitte Alpen Nordost 11–15% 0% ±1 Voralpen Mitte 21% ±4 > 15% 5% ±1 Alpen Mitte Mittelland 25% ±5 Alpen Südost West 24% ±2 2% ±2 Voralpen West Alpen Nordwest 10% ±3 15% ±3 Alpensüdseite 18% ±2 Alpen Südwest 17% ±2 In den Alpen und auf der Alpensüdseite hat die Waldfläche seit 1985 um rund 20 % zugenommen. Im Mittelland hingegen hat sich die Waldfläche nicht verändert. Quelle: WSL/BAFU, Landesforstinventar LFI4 (2009–2017), Faktenblatt Nr. 1 10 BTW 3/2020
Forstamt und Forstdienst lich mehr Wald auf. Die Schweiz hat gemäss 80 65 64 65 LFI4 einen Waldanteil von neu 32 %. 60 51 51 Vorratsveränderung in m3/ha 44 46 40 Hoher Vorrat im Thurgauer Privatwald 20 11 12 15 13 1 Der Holzvorrat im Thurgauer Wald beträgt 0 -1 -5 400 m3/ha. Er liegt etwas über dem Vorrat des -20 -12 Mittellandes (383 m3/ha) und der ganzen -40 -37 Schweiz (375 m3/ha). Im Thurgau liegt der Vor- -60 -54 -47 rat im Privatwald (447 m3/ha) deutlich über dem Vorrat im öffentlichen Wald (335 m3/ha). öffentlich privat Total Hoher Zuwachs, noch höhere Nutzung Vorratsentwicklung LFI2 (1995) – LFI4 (2015) nach Gemäss LFI wuchsen im Thurgauer Wald zwi- Eigentum und Region in m3/ha. Grosse Vorratsab- nahme im Mittelland steht noch grösserer Zunahme schen LFI3 (2005) und LFI4 (2015) jährlich in den Alpen und auf der Alpensüdseite gegenüber. 242 000 m3 Holz zu (12,4 m3/ha/Jahr). In der gleichen Zeitspanne betrug die Holznutzung wald weniger stark aus (–8 m3/ha, –2 %) als inklusive Mortalität (Bäume, die absterben im öffentlichen Wald (–65 m3/ha, –16 %). Bei und im Wald bleiben) 255 000 m3 (13,0 m3/ dieser Entwicklung steht der Thurgau nicht Jahr). Schon in der Vorperiode LFI2 (1995) bis alleine da, denn im ganzen Mittelland ging LFI3 (2005) wurde im Thurgauer Wald mehr der Vorrat zurück (–47 m3/ha, –11 %), während Holz genutzt, als nachgewachsen ist. Dem Zu- er schweizweit zunahm (+13 m3/ha, +3 %). wachs von 246 000 m3 (12,5 m3/ha/Jahr) stand damals eine Nutzung inklusive Mortalität von Nachhaltige Nutzungsmenge im Thurgau 271 000 m3 gegenüber (13,8 m3/ha/Jahr). Was bedeutet das? Betrachtet man die Periode LFI2 (1995) bis LFI4 (2015), so wurde das Nut- Seit 1995 geht der Vorrat zurück zungspotenzial des Thurgauer Waldes voll aus- Wird mehr Holz genutzt als nachwächst, geht geschöpft. Eine Holzmenge von 250 000 m3, der Vorrat zurück. Im Thurgau ist der Vorrat z.B. für den Zuwachs oder die Nutzung, die das seit 1995 um 32 m3/ha oder 7 % zurückgegan- LFI ausweist, basiert auf LFI-Tarifen und misst gen. Der Abbau des Vorrates fiel im Privat- das «Schaftholz in Rinde» («Stehendmass», Tariffestmeter). Diese Menge entspricht in etwa 180 000 m3 Holz, die dann nach der Ernte ge- messen werden und in der Forststatistik aus- gewiesen werden («Liegendmass», Erntefest- meter, m3 der Forststatistik). Analog ist es beim Zuwachs. Der «LFI-Zuwachs» von 12,5 m3/ ha/Jahr entspricht einem «TG-Zuwachs» von rund 9 m3/ha/Jahr. Dieser Umstand darf bei der Abschätzung der nachhaltig möglichen Nut- zungsmenge des Thurgauer Waldes nicht aus- ser Acht gelassen werden. Ähnlich wie mit der Waldflächenzunahme, Bäume wachsen und legen jedes Jahr einen neuen die sich fast ausschliesslich im Alpenraum ab- Jahrring an. Die Summe all dieser Holzzellschichten spielt, steht es mit der Vorratsentwicklung. entspricht dem sogenannten Zuwachs. Foto: Ulrich Ulmer Nationale Trends (Mittelwerte) verlaufen ge- genläufig zu Entwicklungen in einzelnen Re- BTW 3/2020 11
Forstamt und Forstdienst gionen. Der grosse Vorratsabbau im intensiv bewirtschafteten, vor allem öffentlichen Wald des Mittellandes wird überkompensiert durch die grosse Vorratszunahme insbesondere in den Alpen und auf der Alpensüdseite. Thurgauer Wald ist gut erschlossen Mit einer Erschliessungsdichte von 63 Lauf- meter pro Hektare Wald (Mittelland 59 m'/ha, Schweiz 26 m'/ha) weist der Thurgauer Wald eine gute Erschliessung mit Waldstrassen auf. Die günstige Topografie und die gute Er- schliessung führen dazu, dass der Holzernteauf- wand im Thurgau vergleichsweise klein ist. Für Gemäss LFI4 gibt es im Thurgauer Wald 1311 km 71 % des Holzvorrates wird der Aufwand für die lastwagenbefahrbare Waldstrassen. Foto: Ulrich Ulmer Holzernte auf max. 50 Fr./m3 geschätzt, für 92 % des Vorrates auf max. 75 Fr./m3. Für die ganze spanne von 1995 bis 2015 wurden im Thurgau- Schweiz beträgt der geschätzte Holzernteauf- er Wald jährlich rund 63 000 m3 Fichte abge- wand für 41 % des Vorrates mehr als 75 Fr./m3. baut, d.h. mehr genutzt, als zugewachsen ist. Trotz dieser relativ günstigen Situation im Thur- In absoluten Zahlen entspricht dies einem Ab- gau ist aktuell kaum eine kostendeckende Holz- bau von 1,1 Mio. m3 Fichtenholz. Von 3,7 Mio. m3 ernte möglich (Durchschnittserlös gemäss Forst- (1995) auf 2,6 Mio. m3 in 20 Jahren (2015)! statistik 2019: 61 Fr./m3). Auch hier steht der Thurgau nicht allein da: Der Rückgang der Fichte ist im ganzen Mittel- Dramatischer Rückgang der Fichte land zu beobachten (–33 %). Seit 1995 ist der Fichtenvorrat im Thurgauer Seit 1995 hat neben der Fichte vor allem Wald um 30 % zurückgegangen. Dieser Rück- auch die Föhre stark abgenommen (–23 %). gang ist dramatisch. 1985 betrug der Anteil der Gewinner sind die Tanne (+18 %) und die Bu- Fichte noch 48 %, 2015 noch 33 %. In der Zeit- che (+10 %). Bemerkenswert ist die Entwick- 70 63 59 60 53 51 48 49 50 47 43 sŽƌƌĂƚƐĂŶƚĞŝůŝŶй 41 LFI1 40 37 1985 35 33 LFI2 30 1995 19 20 LFI3 20 1617 13 13 2005 12 12 910 9 LFI4 10 65 5 67 66 6 6 45 45 4 4 45 2015 0 11 1 0 00 0 0 Vorratsentwicklung der Hauptbaumarten von LFI1 (1985) bis LFI4 (2015) im Thurgauer Wald. Markant ist vor allem der Rückgang des Fichtenanteils von 48 % auf 33 %. Quelle: WSL/LFI 12 BTW 3/2020
Forstamt und Forstdienst wie der Kanton Thurgau! Der Thurgauer Wald hat im Durchschnitt nur 5 m3/ha Totholz. Schweizweit sind es durchschnittlich 26 m3/ ha Totholz, im Mittelland sind 15 m3/ha Tot- holz vorhanden. Im Thurgau hat das Totholz- volumen sogar noch abgenommen, denn im LFI3 (2005) wurden 8 m3/ha Totholz festge- stellt. Wenig Exoten im Thurgauer Wald Der Anteil von Exoten im Thurgauer Wald ist nach wie vor gering. Exoten (Neophyten) sind Totholz im Wald ist sehr wichtig, weil sehr viele gebietsfremde (florenfremde) Pflanzenarten, Organismen, die im Wald leben, darauf angewiesen die nach dem Jahr 1492 eingeführt wurden. sind. Foto: Ulrich Ulmer Dazu gehören insbesondere Douglasie (Pseu- dotsuga menziesii), Schwarzföhre (Pinus nig- lung der Eiche und der Esche. 1985 hatten ra), Weymouthsföhre (Strobe, Pinus strobus), beide einen Anteil von je gut 6 %. Bis 2005 Roteiche (Quercus rubra) und Robinie (Fal- hat die Esche ihren Anteil auf 12 % verdop- sche Akazie, Robinia pseudoacacia). pelt. Eine weitere Zunahme der Esche wurde Gemäss LFI ist im Thurgauer Wald nur jeder dann vom aufkommenden Eschentriebster- 1000. Baum ein Exot. Dieser Anteil ist seit ben verhindert, die Esche hat nach wie vor 1985 unverändert klein und beträgt nur 0,1 %. einen Anteil von 12 %. Anders die Eiche. Ihr Anteil beträgt seit 1985 ziemlich konstant Laubwälder haben zugenommen 6 %. Der Kanton Thurgau zählt sowohl zu den Der Anteil praktisch reiner Nadelholzbestände eichenreichsten als auch zu den eschenreichs- mit über 90 % Nadelholz hat seit 1985 (LFI1) ten Kantonen. kontinuierlich abgenommen. Waren es da- Der Vorratsanteil des Nadelholzes betrug mals noch 33 %, sind es heute nur noch 14 % 1985 (LFI1) 63 %. Seither hat er kontinuierlich (LFI4). Laubholzdominierte Bestände mit über abgenommen und beträgt nun 51 % (LFI4). 50 % Laubholz haben ihren Anteil von 36 % auf 58 % erhöht. Ökologisch wertvolle Waldränder Ulrich Ulmer Das LFI macht auch Aussagen zu den Waldrän- Kreisforstingenieur Forstkreis 3 dern. Bei 50 % der Waldränder im Thurgau wird der ökologische Wert der Waldränder (Ökoton- 100% 4 1 6 0 90% 21 wert) als «mittel» beurteilt, 45 % der Waldrän- 80% 23 25 32 der weisen einen «hohen» ökologischen Wert 70% 13 16 keine Angabe 60% 15 auf. Nur bei 5 % der Waldränder im Thurgau 50% 26 91-100% Lbh 27 35 wird der ökologische Wert der Waldränder als 40% 32 50-90% Lbh 30% 51-90% Ndh «gering» eingestuft. Damit nimmt der Kanton 20% 28 91-100% Ndh 33 28 Thurgau im nationalen Quervergleich einen 10% 21 14 0% Spitzenplatz ein. LFI1 LFI2 LFI3 LFI4 1985 1995 2005 2015 Wenig Totholz im Thurgauer Wald Entwicklung des Mischungsgrads im Thurgauer Wald. Beim Totholz sieht die Situation anders aus: Laubholzdominierte Bestände haben seit 1985 stark zugenommen. Quelle: WSL/LFI Kein Kanton hat so wenig Totholz im Wald BTW 3/2020 13
Forstamt und Forstdienst Wa ld u n d W a l d b ew i rtschaf tun g i m Mit te l t h urgau, Tei l 3 : M e i l e ns t ei ne Mit dem gesellschaftlichen Wandel stellten die Menschen neue Ansprüche an den Wald. Im Rahmen der Einweihung des neuen Forst- Als Folge änderten auch die Wälder ihr Aus- werkhofs Mittelthurgau wurde eine Festschrift sehen markant. Teil 1 und 2 haben dies auf- veröffentlicht. Darin wurde die Geschichte gezeigt. Verschiedene «Meilensteine» haben vom Wald und von der Waldbewirtschaftung den beschriebenen Weg zum Wald im Mittel- im Mittelthurgau umfassend beschrieben. thurgau, wie wir ihn heute kennen, möglich Aufgegliedert in fünf Teile, wird diese Ge- gemacht. Diese Meilensteine sollen im Fol- schichte in den nächsten Ausgaben der genden beleuchtet werden. «Blätter aus dem Thurgauer Wald» wieder- gegeben. Verbesserung der Waldbewirtschaftung und Teil 1 und Teil 2 sind in den BTW 1/2020 und Aufbau des Holzvorrats 2/2020 erschienen. Um 1850 begannen die grösseren Waldeigen- tümer, auch in unserer Region eigene Pflanz- gärten anzulegen, so etwa in Weinfelden, Mett- Umwandlung in Nadelholz-Hochwald, dies ins- len oder Bürglen. Mit den nachgezogenen besondere im Privatwald. Heute noch ist die Jungpflanzen – meist Nadelholz – wurden Blös- Fichte im kleinparzellierten Privatwald deut- sen und Lücken ausgepflanzt, um die gesamte lich vorherrschend und die Holzvorräte sind Waldfläche produktiv nutzen zu können. Diese hier viel höher als im Laubholzgebiet, weil der regionalen Pflanzgärten, die in den 1960er- Wald den meist bäuerlichen Eigentümern auch Jahren für die Versorgung mit einheimischem als Sparkasse diente. Pflanzgut noch grosse Bedeutung hatten, wur- Das eidgenössische Forstpolizeigesetz von den unterdessen aus wirtschaftlichen Gründen 1902 und die direkt darauf basierende kanto- aufgegeben. Einerseits bedingte ihr Betrieb nale Vollziehungsverordnung sah die Aus- einen hohen Anteil an immer teurerer Handar- arbeitung von Wirtschaftsplänen für die grös- beit, andererseits wurden immer weniger seren Waldeigentümer vor. Holzvorrat und Pflanzen benötigt, weil im naturnahen Wald- Zuwachs wurden mit Vollkluppierungen ermit- bau, wie man ihn heute praktiziert, wenn telt und darauf basierend ein verbindlicher möglich auf Naturverjüngung gesetzt wird. Wo Hiebsatz über eine bestimmte Periode (meist immer noch gepflanzt werden muss, berück- 15 Jahre) festgelegt, mit dem auf einen konse- sichtigt man heute meist spezialisierte ge- quenten Waldaufbau geachtet und die Nach- werbliche Forstbaumschulen, die sich – unter- haltigkeit kontrolliert werden konnte. 1970 dessen auch schon über Generationen – erfolgte dann die Umstellung auf Stichpro- insbesondere im «Ast» in der Gemeinde Berg beninventuren, die auf einem systematischen etabliert haben und qualitativ hochwertige 100×100-m-Netz über die ganze Waldfläche Pflanzen ausgewählter anerkannter Herkünfte basierten und auch den Privatwald mitein- zu fairen Preisen zu liefern vermögen. schlossen. Die Holzvorräte über das ganze Sobald Brennholz nicht mehr der einzig ver- Revier sind so seit 1900 von etwa 150 m3/ha fügbare Energieträger war, wurde es wirt- stetig angestiegen und haben nun die als Ziel schaftlich interessanter, den Nutzholzanteil gesetzte und für unsere Standortverhältnisse auf Kosten des Brennholzes zu erhöhen. Im optimale Höhe von 320 bis 350 m3/ha erreicht Mittelwald wurden mehr Überhälter nachgezo- oder gar überschritten. Dabei sind allerdings gen oder es erfolgte durch Kahlschlag eine beträchtliche Unterschiede zwischen öffentli- 14 BTW 3/2020
Forstamt und Forstdienst chem und privatem Wald zu beobachten. gannen zuerst mit dem Bau von bekiesten Während die Vorräte im Privatwald heute Waldwegen. Sie ermöglichten es, das Holz mit 400 m3/ha und mehr betragen, sind es im öf- geringerem Aufwand aus dem Wald zu holen. fentlichen Wald nur knapp 300 m3/ha. Wie Im parzellierten Wald konnte der eigen- einschneidend sich indessen Waldkatastro- tumsübergreifende Wegebau fast nur im Rah- phen innert kurzer Zeit auf die Höhe der Vor- men von Zusammenlegungen effizient durch- räte auswirken können, zeigt etwa das Bei- geführt werden. Gleichzeitig wurde die spiel der Bürgergemeinde Weinfelden, die Parzellierung verbessert. Eigentümer mit stark 1986 noch über stolze 379 m3/ha verfügte. zerstückeltem Waldbesitz und schlecht ge- Bei der nächsten Stichprobeninventur 2010 formten Grundstücken erhielten neu meist waren es dann nur noch 274 m3/ha oder mehr eine einzige grosse Parzelle mit günstiger als ein Viertel weniger. So empfindlich mach- Form und Anschluss an ein zusammenhän- ten sich hier die schweren Holzverluste durch gendes Wald- und Flurstrassennetz. die Stürme «Viviane» 1990 und «Lothar» An der Revision 1946 des eidgenössischen 2000 sowie die nachfolgenden Borkenkäfer- Forstpolizeigesetzes war der damalige Thur- schäden bemerkbar. gauer Regierungsrat Dr. Willy Stähelin mass- geblich beteiligt. Von da an konnten die Die Erschliessung des Waldes mit fahrbaren Forstverbesserungsarbeiten von Bund und Wegen und die Verbesserung der Parzellie- Kanton mit öffentlichen Beiträgen namhaft rung unterstützt werden. Dies regte den Bau von Mit dem Aufkommen von Traktoren und Last- Waldwegen und die Waldzusammenlegungen wagen und der Verteuerung der menschlichen enorm an. Vor allem in den 1960er- und Arbeit wurden die früheren Methoden des 1970er-Jahren wurden in den meisten Gemein- Holztransports mit Pferden und Karren auf un- den solche Flurverbesserungen unternom- befestigten Erdwegen zu aufwendig. Der Kan- men. Auslöser war mancherorts auch der ton und einige grössere Waldeigentümer be- Nationalstrassenbau. Langholztransport auf Schienen mit Pferden im Schlossgut Bachtobel (Winter 1928/29). Foto: zVg von Altförster Heinrich Boltshauser BTW 3/2020 15
Forstamt und Forstdienst Zusammenlegung Zeit der Durchführung Bearbeitete Waldfläche Hugelshofen-Dotnacht 1946–1953 76 ha Lanterswil-Toos 1956–1969 182 ha Mettlen-Istighofen-Reuti 1963–1977 130 ha Oppikon 1979–1982 46 ha Waldzusammenlegungen im Mittelthurgau. In Ottoberg, Weerswilen sowie den ganzen absehbaren Zeitraums kaum je mehr wettzu- politischen Gemeinden Berg und Birwinken machen. So muss man heute froh sein um dagegen sind keine Waldzusammenlegungen das viele, das frühere Generationen zur Ver- zustande gekommen. Hier sind die Parzellie- besserung der Bewirtschaftungsverhältnisse rungsverhältnisse nach wie vor schwierig, die im Wald bereits geleistet haben. Erschliessung des Privatwalds ungenügend Die Bürgergemeinden Weinfelden und Berg und die Holzerntekosten entsprechend erhöht vermochten die schwierigen Eigentumsver- – und sie bleiben es wohl auch. Güterzusam- hältnisse auf dem Ottenberg mit einer konse- menlegungen kommen heute nur noch aus- quenten Waldarrondierungspolitik (Waldkauf/ nahmsweise zustande, weil das 1993 in Kraft Waldtausch) und durch die Gemeindereorga- gesetzte neue Waldgesetz des Bundes keine nisationen als Folge der neuen Kantonsver- Beiträge für Waldzusammenlegungen mehr fassung von 1987 über die Jahrzehnte nach vorsieht. Bei den über die Jahrzehnte stark und nach zu verbessern. gesunkenen Holzpreisen vermag der Mehrer- Erich Tiefenbacher trag so die Investitionskosten innerhalb eines Kreisforstingenieur Forstkreis 2 Der damals neue Rückrolli der Bürgergemeinde Weinfelden im Einsatz. Foto: Wirtschaftsplan Bürgergemeinde Weinfelden 1953 16 BTW 3/2020
Forstamt und Forstdienst Wa s m a c h t e i g e ntli ch d er Fach s tab Trock e n h e it ? Der warme, regenarme und windige April seits tiefe Pegelstände von Relevanz, anderer- führte 2020 schon früh zu einer erhöhten seits spielt hier die Wassertemperatur zu- Waldbrandgefahr. Betroffen waren schluss- sätzlich eine Rolle, um zu entscheiden, ob endlich auch Gewässer, die für die Jahreszeit allenfalls Notabfischungen durchgeführt wer- einen markant zu tiefen Pegelstand aufwie- den müssen. Diesen Frühling mussten erste sen. Dies führte dazu, dass der kantonale Notabfischungen in der Murg bei Sirnach und Fachstab Trockenheit schon am 20. April zum im Tanneggerbach in Fischingen durchgeführt ersten Mal vom Regierungsrat eingesetzt werden. Tiefe Niederschläge und im Frühjahr wurde. geringe Schmelzwassermengen können zu Problemen in der Trinkwasserversorgung füh- Wer ist der Fachstab Trockenheit? ren, da sich die Grundwasserströme teilweise Im Fachstab Trockenheit sind verschiedene noch nicht vollkommen vom trockenen Jahr kantonale Ämter vertreten, die bei Trocken- 2018 erholen konnten. Die Lage wird durch heit betroffen sind. Die Leitung wird durch das Amt für Umwelt analysiert. Das Forstamt das Amt für Bevölkerungsschutz und Armee ist für die Beurteilung der Lage im Wald zu- wahrgenommen. Im Fachstab vertreten sind ständig. Für die Erhebung der Gefährdungska- das Amt für Umwelt, das Landwirtschaftsamt, tegorien stehen fünf Stufen zur Verfügung (1 = das Forstamt, die Jagd- und Fischereiverwal- keine Massnahmen, 5 = absolutes Feuerver- tung, die Kantonspolizei, das Feuerschutz- bot im und ausserhalb des Waldes). Im April amt, das Gesundheitsamt und der Informati- 2020 setzte das Forstamt die Waldbrandstufe onsdienst. Für sie alle sind unterschiedliche auf 3, konnte diese aber wieder zurückstufen. Aspekte der Trockenheit wichtig. Trockene Waldböden und heisse Temperatu- ren veranlassten das Forstamt, die Waldbrand- Trockenheitsbulletin gefahr Ende Juli erneut auf Stufe 3 zu erhö- Während der Zeit, in der der Fachstab Tro- hen. Nach genügend Regen Anfang August ckenheit tagt, erstellt das Amt für Umwelt wö- konnte die Stufe erneut verringert werden. chentlich oder bei Bedarf ein Bulletin, in wel- Das Landwirtschaftsamt beurteilt, wie drin- chem die relevanten Fakten der einzelnen gend die Bewässerung landwirtschaftlicher Ämter zusammengetragen werden. Jedes Amt Kulturen ist, da hierzu das benötigte Wasser hat seine eigenen Kriterien zur Beurteilung den Fliessgewässern und der Trinkwasserver- der Lage. sorgung entnommen werden darf. Im Amt für Umwelt werden sowohl die Kantonspolizei, Feuerschutzamt, Gesund- Pegelstände der Fliessgewässer als auch jene heitsamt und Informationsdienst nehmen der stehenden Gewässer gemessen. An übergeordnete Aufgaben wahr, z.B. die Koor- 13 Messstationen im Kanton wird die Mindest- dination bei einem Brandereignis und die In- restwassermenge nach einem einheitlichen formation der Bevölkerung und der Medien. Verfahren erhoben. Diese Messungen sind wichtig, da, wenn die Pegelstände unter dem Auflösung des Fachstabes Grenzwert liegen, ein Wasserentnahmeverbot Entspannt sich die Trockenheitslage nachhal- ausgesprochen werden kann, welches insbe- tig, wird der Fachstab Trockenheit aufgelöst. sondere für die Landwirtschaft von Bedeutung Sandra Horat ist, da, je nachdem, landwirtschaftliche Kultu- ren nicht (mehr) bewässert werden dürfen. Für die Jagd- und Fischereiverwaltung sind einer- BTW 3/2020 17
Forstamt und Forstdienst L eb en s r a u m Aue – Ö k o lo g i s c he Auf w ertu ng d es Th u r-Vorl an de s Das Auenschutzgebiet von nationaler Bedeu- tung Hau-Äuli mit einer Fläche von rund 104 Hektaren liegt in den Gemeinden Frauenfeld und Warth-Weiningen beidseitig der Thur. 2002 wurde das Gebiet per kantonale Schutz- anordung formell unter Schutz gestellt. Das Forstamt Thurgau ist für deren Umsetzung verantwortlich. Auen sind Gebiete entlang von Gewässern, die durch unterschiedliche Wasserstände ge- Brutwand für Uferschwalben, Eisvögel oder Bienen- prägt werden. Ihre Tier- und Pflanzenwelt hat fresser. Planausschnitt: bhateam ingenieure ag sich daran angepasst, dass sie in unregel- mässigen Abständen überflutet werden und Tieren und Pflanzen im Vorland. 2018 ermög- danach wieder trockenfallen. Im Auenwald lichte ein Pächterwechel beim Waffenplatz, schafft das Zusammenspiel von Wasser, Land, die Situation im Hau-Äuli zu überprüfen und Licht und Schatten ein vielfältiges Lebens- nachhaltig zu verbessern. Das ab 2018 erar- raummosaik. Hier leben etwa die Hälfte der beitete Projekt soll mit einem Massnahmen- rund 3000 Pflanzenarten der Schweiz. Auen- paket den Schutzzielen Rechnung tragen und gebiete gehören zu den am meisten ge- eine natürliche Gestaltung gewährleisten; so- fährdeten Naturräumen Europas. Der Thurgau dass Pflanzen und Tieren ein artgerechter Le- beherbergt sechs Auenschutzgebiete von bensraum geboten werden kann. Diese Mass- nationaler Bedeutung. nahmen bilden ein Zwischenziel. Mit der Im Vorland (Bereich zwischen Schutzdamm weiteren Umsetzung der Gewässerschutzver- und Thur) des Auenschutzgebietes Hau-Äuli ordnung von 2001 wird auf lange Sicht eine wurden bis 2018 noch keine Aufwertungs- ungestörte Gewässerdynamik der Thur ange- massnahmen ausgeführt und das Gebiet hat strebt. sich früher und auch seit 2002 eher negativ Die im laufenden Projekt formulierten Ziele entwickelt: So sind beispielsweise Gehölze im beziehen sich auf die Schutzanordnung und Vorland praktisch verschwunden. Die intensi- die Auenverordnung: ve Beweidung durch Schafe in den letzten – Das Vorland soll durch das Anlegen von di- Jahren verringerte zudem die Artenvielfalt von versen Tümpeln, Giessen und Flutmulden Übersichtsplan mit den geplanten/ausgeführten Massnahmen und Etappen. Plan: bhateam ingenieure ag 18 BTW 3/2020
Forstamt und Forstdienst Wasserbau, und dem Waffenplatz entfernt werden (Begehung nach Hochwasser). Die Umsetzung dieser Massnahmen hat im Herbst 2019 begonnen (Etappe 1). Soeben ist Etappe 2 fertiggestellt worden. Es wurden rund 25 000 m3 Erdmaterial bewegt. Die Etappen 3 und 4 sind für das Winterhalbjahr 2020/2021 vorgesehen. In der Etappe 2 wurden zwei Brutwände insbesondere für Uferschwalben erstellt. Die Uferschwalbe wird auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten als verletzlich aufge- Uferschwalbe an Brutwand. Foto: zVg führt. Sie ist zum Brüten auf sandige Steil- wände angewiesen. Solche Steilwände finden besser strukturiert werden und somit den sich heute vor allem in Kiesgruben. Durch Lebensraum für auentypische Tier- und eine schnellere Rekultivierung dieser Gruben Pflanzenarten verbessern. verlieren Uferschwalben ihre Nistmöglichkei- – Ebenfalls sind stützpunktartige Pflanzun- ten. Mit dem Bau der Brutwände möchte man gen mit Weichhölzern geplant. Insgesamt der Uferschwalbe, die in Kolonien brütet, ein soll das Vorland natürlicher und ökologisch für sie günstiges Bruthabitat anbieten. aufgewertet werden. Das Anlegen der Brutwände zeigt erste Er- – Im Vorland soll eine extensive Wiese ent- folge, zwar noch nicht für die Uferschwalbe, stehen. Diese wird künftig nicht mehr mit dafür grub ein Bienenfresserpaar seine Brut- Schafen beweidet. höhle in eine der beiden neu erstellten Brut- – Die Spuren des Hochwassers (Holz- und wände. Auch diese Vogelart ist zum Nisten Sandablagerungen) sollen künftig nur noch auf Sandwände angewiesen und gilt in der nach Absprache zwischen dem kantonalen Schweiz als stark gefährdet. Forstamt, dem Amt für Umwelt, Bereich Ruedi Lengweiler Bienenfresser mit Libelle. Diese seltene Vogelart brütet erstmals im Thurgau an einer neu erstellten Fertiggestellter Giessen, im Hintergrund eine der Brutwand. Ein schöner Erfolg für den Auenschutz. Brutwände. Foto: Ruedi Lengweiler Foto: Albert Krebs, CC BY-SA 4.0. BTW 3/2020 19
Forstamt und Forstdienst R es u l tat e d e r Fo rs tstati s ti k 20 1 9 Als holzmengenmässig durchschnittliches Jahr genüber 2018 (58 %) eine leichte Erhöhung. zeigt sich das warme, teilweise trockene 2019 Die sehr hohen Werte aus dem Jahr 2000 auch in der Forststatistik. So prägen Zwangs- wurden aber nicht erreicht. 2019 fielen nutzungen die Ergebnisse. 95 439 m3 Holz aus Zwangsnutzungen an. Die Höhe der Zwangsnutzungen ist damit etwas Im Jahr 2019 wurden im Thurgau 149 203 m3 tiefer als 2018 (99 538 m3). Durch Insekten Holz geerntet (Vorjahr 172 469 m3). Dies ist (vor allem Borkenkäfer) waren 82 % (2018 deutlich weniger als 2018, entspricht aber dem 36 %) verursacht, 8 % fielen aufgrund von für den Kanton festgelegten Hiebsatz von Sturmschäden an, 1 % durch Schnee und 9 % 150 000 m3. Die Nutzungsmenge pro Hektare durch andere Ursachen. Bei «andere Ursa- im öffentlichen Wald (7,41 m3) und im Privat- chen» handelt es sich vorwiegend um wald (7,39 m3) unterschieden sich praktisch Eschen, die aufgrund der Eschenwelke ge- nicht. 69 % des geschlagenen Holzes war Na- nutzt werden mussten. delholz. Der Rest (31 %) entfiel auf Laubholz. Die Anteile Nadelholz und Laubholz sind gleich Pflegearbeiten geblieben wie 2018 und werden durch den ho- Im Jahr 2019 wurden 498 ha Jungwald ge- hen Anteil Zwangsnutzungen wegen des Bor- pflegt. Das sind 2,4 % der Thurgauer Waldflä- kenkäfers begründet. Bei den verschiedenen che (20 159 ha). Der gepflegte Anteil ist unge- Holzsortimenten fällt auf, dass die Stammholz- fähr gleich hoch wie 2018. Der Anteil Pflege und Energieholzanteile je 47 % betragen und von stufigen Beständen hat sich fast verdrei- sich der Anteil Industrieholz nur auf 6 % be- facht. Zur ökologischen Aufwertung wurden läuft. Der Schnitzelholzanteil am Gesamtener- Waldränder auf einer Länge von ca. 13 km gieholz lag bei hohen 85 %. Dies lässt sich gepflegt, was nicht ganz eine Verdoppelung durch das viele gehackte Fichtenholz bei der gegenüber dem Vorjahr (7,3 km) ist. Borkenkäferbekämpfung erklären. Pflanzungen Zwangsnutzungen 2019 wurden etwas mehr junge Bäumchen Die Zwangsnutzungen machten rund 64 % gepflanzt als im Vorjahr, 53 208 Pflanzen ins- der gesamten Holznutzung aus. Dies ist ge- gesamt (Vorjahr 52 761). Beim Nadelholz wur- Holzmege total Entwicklung der Holzmenge und der Sortimentsanteile Anteil Stammholz Holzabgaben total in m³ Sortimenstanteile in % Jahr Entwicklung der Holzerntemenge und der Anteile an Stamm-, Energie- und Industrieholz seit 1990. Grafik: Forstamt 20 BTW 3/2020
Forstamt und Forstdienst Anteil der Zwangsnutzung (grün) an der Gesamtnutzung seit 1990. Nach einigen Jahren mit tiefer Zwangsnutzung steigt der Anteil seit 2017 wieder an. Grafik: Forstamt den 11 215 Stück gepflanzt, gegenüber 16 458 wie 2018. Dafür wurden im Jahr 2019 noch- Stück im Vorjahr. Beim Laubholz waren es mals weniger Fichten (noch 4424 Pflanzen 41 943 Stück gegenüber 36 303 Stück im Vor- resp. minus 4588) gepflanzt, Tannen wurden jahr. Der Anteil Nadelholz an den Pflanzungen 1885 gepflanzt (2018: 2466) und Föhren wur- betrug entsprechend 21 % (Vorjahr 31 %). Die den 465 gepflanzt (2018: 60). Tendenz geht weg vom Nadelholz hin zum Die Nutzung 2019 war vor allem durch den Laubholz. Borkenkäfer bestimmt und der Anteil des ge- Am häufigsten wurden 2019 mit 28 056 ernteten Nadelholzes war hoch. Dies zusam- Pflanzen wiederum Eichen gepflanzt (+6372 men mit der geringeren Anzahl gepflanzter gegenüber 2018). Buchen wurden mit 732 Fichten und einem höheren Anteil gepflanzter Pflanzen (Vorjahr 1280) wieder etwas weniger Eichen deutet auf eine verstärkte Umwand- gesetzt, so auch beim Ahorn mit 5776 Pflan- lung der Wälder hin. zen (Vorjahr 6160). Sandra Horat Die Zahlen für übriges Laubholz bewegen sich mit 7399 Pflanzen auf ähnlichem Niveau Pflanzungen Nadelholz Pflanzungen Laubholz 18000 45000 16000 40000 14000 35000 12000 30000 10000 25000 8000 20000 6000 15000 4000 10000 2000 5000 0 0 Fichte Tanne Föhre Lärche übr. NH Total Buche Eiche Esche Ahorn übr. LH Total 2018 2019 2018 2019 Anzahl gepflanzter Bäume, aufgeteilt nach häufigsten Baumarten, unterteilt in Laub- und Nadelholz, in den Jahren 2018 und 2019. Grafik: Forstamt BTW 3/2020 21
Forstamt und Forstdienst D ie er s t e R e v i e r f ö rsteri n i m K an ton Th urgau Am 1. April 2020 hat Sophia Steimle als Nach- folgerin von Paul Rienth ihre Tätigkeit als Revierförsterin im Privatwald des Forstreviers Kreuzlingen aufgenommen. Sophia Steimle ist 27-jährig und im Ortenau- kreis südlich von Baden-Baden aufgewachsen. Nach der Fachhochschulreife absolvierte sie von 2012 bis 2015 im Forstbetrieb der Stadt Bühl in ihrer engeren Heimat zunächst eine forstfachli- Sophia Steimle. Foto: zVg che Grundausbildung. Als gelernte Forstwirtin beherrscht sie so das Forsthandwerk von der terpraktikum im Thurgau zu absolvieren. Auf- Pike auf. An der Hochschule für Forstwirtschaft grund der besonderen Umstände liess sich in Rottenburg am Neckar absolvierte sie an- dies gleich ideal mit der Einführung in das schliessend das dreieinhalbjährige Forstwirt- Revier durch Paul Rienth kombinieren. schaftsstudium. Nach dem erfolgreichen Ab- Wir wünschen ihr viel Freude und Erfolg in schluss erhielt sie 2019 ihr Bachelordiplom. ihrer neuen Aufgabe. Um mit den hiesigen Verhältnissen vertraut Erich Tiefenbacher zu werden, hatte sie ein dreimonatiges Förs- Kreisforstingenieur Forstkreis 2 Neu er Re vi e r f ö r ster i m Fo rs tr e v i er Güt tin ge n Nachdem die Revierförsterstelle in Güttingen seit letztem Herbst verwaist war, hat das Re- vier mit Stephan Krieg seit Juli 2020 wieder einen eigenen Revierförster und der Forst- betrieb der Waldkorporation Güttingen einen neuen Betriebsleiter. Stephan Krieg ist 28-jährig und gebürtig aus Baden-Baden. Von 2010 bis 2013 absolvierte er eine Grundausbildung zum Forstwirt im Forst- betrieb der Stadt Bühl. Anschliessend arbeitete er als Forstwirt in einem privaten und als Vorar- beiter in einem öffentlichen Forstbetrieb. Da- Stephan Krieg. Foto: zVg zwischen erwarb er sich die Fachhochschulreife und begann 2016 ein Forstingenieurstudium in Betreut und unterstützt wurde er dabei vom Weihenstephan bei München. 2017 wechselte Tägerwiler Förster Pascal Epper. er an die Hochschule für Forstwirtschaft in Rot- Wir freuen uns über unseren neuen Kolle- tenburg und erlangte dort 2020 das Bachelor- gen und wünschen ihm viel Freude und Erfolg diplom. Er verfügt über den Jagdschein. bei seinem Wirken. Stephan Krieg absolvierte sein Försterprak- Erich Tiefenbacher, tikum in seinem künftigen Anstellungsrevier. Kreisforstingenieur Forstkreis 2 22 BTW 3/2020
Forstamt und Forstdienst Neu e M i ta r b e i t e ri n Berei ch Fo rs t l ich e P l an un g un d Bei t r ä g e Mirjam Bader hat auf den 1. Mai 2020 ihre Stelle als forstliche Sachbearbeiterin beim Forstamt begonnen. Sie tritt die Nachfolge von Kasper Scherrer an, der nach Appenzell In- nerrhoden ans Oberforstamt gewechselt hat. Mirjam Bader hat die Kantonsschule Rychen- berg in Winterthur besucht und studierte ab 2009 Umweltnaturwissenschaften an der Eid- genössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. 2015 schloss sie ihr Studium mit einem Masterdiplom ab. Erste Berufserfah- rung sammelte Mirjam Bader bei der Basler & Hofmann AG in Zürich, wo sie als Geoinforma- Mirjam Bader. Foto: Sandra Horat tikerin tätig war. Das Forstamt freut sich, mit Mirjam Bader den zu haben, und wünscht ihr einen guten eine junge, motivierte Mitarbeiterin für die Start. Bereiche Schutzwald und Inventuren gefun- Forstamt E r f o lg r e i c h e r L ehrab s chlus s Bei der kantonalen Verwaltung Thurgau ma- chen jedes Jahr Lehrlinge mit ganz unter- schiedlichen Fachrichtungen eine Ausbildung. 2020 durften 31 Lernende ihr Abschluss- diplom in Empfang nehmen. 17 von ihnen haben mit der Note 5,0 und besser abge- schlossen. Den besten Lehrabschluss inner- halb der Verwaltung erreichte mit einer Note von 5,7 Simone Dotoli, die ihre Zweitaus- bildung als Forstwartin im Staatforstbetrieb Fischingen-Tobel machte. Herzliche Gratulation! Forstamt Simone Dotoli. Foto: Mathias Rickenbach BTW 3/2020 23
Aus Verbänden und Branchen H o h es N i v e a u d er neuen Fo rstwarte / -in n e n EF Z Die Lehrabschlussprüfung 2020 der Forstwar- der letzten zehn Jahre wertvolle Arbeit geleistet te und Forstwartinnen geht aus zwei Gründen hat, und Mathias Erni, der zehn Jahre als Prü- in die Geschichte ein. Da sind die Corona- fungsexperte und noch länger als üK-Instruktor Pandemie-Schutzmassnahmen, die gewisse ebenfalls einen grossen Teil zur erfolgreichen Einschränkungen in der Abschlussprüfung Ausbildung von manch jungem/r Forstwart/in zur Folge hatten. Der erfreulichere Grund liegt beigetragen hat. Beide Mathias wurden mit aber im hohen Niveau der Lehrabschluss- einer Holzfälleraxt als Andenken verdankt. resultate. Im Anschluss konnte Chefexperte Urs Ba- dertscher die mit Spannung erwarteten Re- An der Diplomfeier am 26. Juni 2020 in der sultate der Abschlussprüfung bekannt geben Reha-Klinik Dussnang gratulierte Roger Hol- und die eidg. Fähigkeitszeugnisse überrei- lenstein, Präsident der OdA Wald und Vertre- chen. Mit Diplom ausgezeichnet wurden Ma- ter des Lehrlingswesens vom vtf, den zwölf rio Böhi (Note 5,5), Simone Dotoli (Note 5,7), Frischdiplomierten und begrüsste beim Apéro Sandra Kneubühl (Note 5,4), Dominic König alle jungen Berufsleute, Eltern, Verwandten, (Note 5,3), Pia Meier (Note 5,4) und Joel Si- Berufsbildner, Prüfungsexperten und Gäste. In gner (Note 5,3). Die Preisträger der schönsten seiner Festansprache gratulierte Daniel Böhi, Herbarien sind Sandra Kneubühl (1.) Simone Kantonsforstingenieur, zum erfolgreichen Ab- Dotoli (2.) und Melchior Weber (3.). schluss und wies u.a. darauf hin, dass gut Mit Erhalt des eidgenössischen Fähigkeits- ausgebildete Forstleute wichtig seien, um den zeugnis Forstwart/in haben diese jungen Be- vielfältigen zukünftigen Anforderungen an rufsleute eine gute Grundlage für das bevor- den Wald gerecht zu werden. stehende Berufsleben erreicht. Die OdA Wald Der eigentliche Höhepunkt des Abends, die Thurgau gratuliert den zwölf Frischdiplomier- Prämierung, fand im Parkgarten der Klinik zwi- ten herzlich zum erfolgreichen Lehrabschluss schen Bäumen bei schöner Abendstimmung und wünscht allen viel Erfolg und Freude im statt. Zuerst wurden jedoch zwei Personen ge- zukünftigen Berufsleben! würdigt: Mathias Rickenbach, der als Ausbil- Roman Schnyder dungsleiter beim Kantonsforstamt während Ausbildungsleiter Forstamt Von l. n. r. stehend: Leandro Brönnimann, Joel Signer, Mario Böhi, Christian Markovec, Matthias Cremonesi, Dominic König, Simone Dotoli, Sandra Kneubühl, Pia Meier. Kniend: Remo Lehman, Melchior Weber, Jano Nörrum. Foto: Roman Schnyder 24 BTW 3/2020
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