Wir schaffen Platz für den Nachwuchs - Neubau einer Ausbildungswerkstatt im WSA Bremerhaven
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Neubau einer Ausbildungswerkstatt 23
Wir schaffen Platz für den Nachwuchs – Neubau
einer Ausbildungswerkstatt im WSA Bremerhaven
Dipl.-Ing. Jürgen Hahl, Vfw’in Ulla Weets, Ausbilder Andreas Bohling und Enrico Köhler, Wasser- und
Schifffahrtsamt Bremerhaven
Am 1. September 2010 ist der Startschuss für die Im Rahmen seiner Möglichkeiten bildet das WSA
neue Ausbildungswerkstatt auf dem Gelände des Bremerhaven seit Jahrzehnten junge Menschen für den
Wasser- und Schifffahrtsamtes Bremerhaven gefallen. eigenen Bedarf, aber auch über Bedarf aus. Die ausge-
Mit ihrem Bau sichert das Amt eine optimale bildete Fachkraft ist mit dem notwendigen „Know
Ausbildung von Fachleuten, die für die vielfältigen how“ ausgerüstet, um ihren Beruf auszuüben oder sich
Aufgaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung weiter als Meister/in, Techniker/in oder Bachelor zu
tagtäglich gebraucht werden. qualifizieren. Derzeit absolvieren 30 Männer und
Frauen eine Berufsausbildung in den Berufen Industrie-
mechaniker/in, Schiffsmechaniker/in, Wasserbauer/in,
Elektroniker/in, IT-Systemelektroniker/in.
Abb. 1: Das neue Zuhause der Azubis: Die Ausbildungswerk-
statt auf dem Gelände des WSA Bremerhaven
Vorgeschichte Abb. 2: Mit Motoren kennen sie sich bestens aus: Die Auszubil-
denden bei der Arbeit
Seit Jahrhunderten wird die Weser als bedeutender
Verkehrsweg von der Handels- und Freizeitschifffahrt Die Grundausbildung Metall bei den Industriemecha-
genutzt. Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) nikern, die überbetriebliche Ausbildung bei den
Bremerhaven sorgt dafür, dass der Schiffsverkehr auf Schiffsmechanikern sowie die Metallausbildung des
dem Fahrwasser zwischen Brake und der offenen See Elektrikers fanden bisher in der alten „Ausbildungs-
reibungslos und sicher abläuft. werkstatt“ in der Tonnenhalle statt. Zusätzlich wurden
dort Praktikanten mit den verschiedenen Ausbildungs-
Das setzt besonders qualifizierte Mitarbeiter und eine berufen vertraut gemacht.
intensive Ausbildung des Nachwuchses voraus. Denn
von einer guten Ausbildung und Qualifikation des Die Ausbildungswerkstatt in der alten Form wurde
Nachwuchses hängt die Zukunftsfähigkeit und 2001 auf einer Grundfläche von 11,5 x 5 m in der
Innovation unserer Verwaltung vor Ort, aber auch der Tonnenhalle eingerichtet. In dieser Werkstatt konn-
deutschen Wirtschaft und der Gesellschaft ab. ten nur Werkzeugmaschinen und Werkbänke für
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Abb. 3: In den neuen, modern ausgestatteten Schulungsräumen macht sogar das Lernen Spaß
8 Auszubildende (einschl. Praktikanten) unterge- Die Umstrukturierung der Ausbildungsmethoden
bracht werden. Andere für die Ausbildung erforder und -inhalte
liche Räumlichkeiten mussten auf den ganzen Bauhof
verteilt werden: Die Neuordnung der industriellen Metallberufe, neue
Anforderungen an die Berufe, eine verstärkte maschi-
– Motorstand zur Montage und Demontage im nelle und elektronische Ausbildung sowie ein größerer
Motorenlager. Platzbedarf an Sozial- und Schulungsräumen führten
– Raum für Unterricht, Unterweisung und Ausarbei- zum Umdenken und Überarbeiten der bisherigen
tungen im Betriebsgebäude II. Ausbildungsmethoden und -inhalte:
– Pneumatikstand im Betriebsgebäude II.
– Meisterbüro für Industrie- und Schiffsmechaniker- 1. Der Industriemechaniker (Ausbildungsdauer
meister im Betriebsgebäude II. 3,5 Jahre) wurde bisher nach der Ausbildungsver-
ordnung aus dem Jahr 1987 ausgebildet. Nach der
Die Ausbildungswerkstatt wurde für den damaligen Neuordnung der industriellen Metallberufe von
Bedarf von 12 Industriemechanikern, 5 Schiffsmecha- 2004 kommen nun grundlegende Neuerungen zum
nikern sowie 6–9 Praktikanten errichtet. Aufgrund des Tragen. So wird eine wesentlich intensivere Ausbil-
früheren Ausbildungsrahmenplans arbeiten in der dung an Dreh- und Fräsmaschinen verlangt. Ebenso
Ausbildungswerkstatt höchstens 8 Auszubildende wird u. a. die Steuerungstechnik und CNC-Ausbil-
(einschließlich Praktikanten) gleichzeitig. dung ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung.
Bislang konnten die Anforderungen nach der
Die nachfolgenden Probleme verschlechterten die Verordnung von 1987 in der Ausbildungswerkstatt
räumliche Situation der Auszubildenden weiter: und dem davon räumlich getrennten Unterrichts-
raum erfüllt werden. Dies war nach der Neuord-
– Durch Rückflaggung der Seeschiffe erhöhte sich die nung nicht mehr möglich, da
Abwanderung der Schiffsmechaniker aus dem WSA – der Ausbildungsabschnitt Pneumatik im Betriebs-
Bremerhaven verstärkt. Das WSA versucht diesen gebäude II jetzt mit dem Abschnitt Mechanik in
Trend durch Erhöhung der Schiffsmechanikerausbil- der Ausbildungswerkstatt verknüpft war. Dieser
dung abzudecken. Ausbildungsabschnitt ließ sich bei räumlicher
– Parallel ist in den Jahren 2004/05 die Ausbildungs- Trennung nicht mehr durchführen.
verordnung in den oben genannten Berufen u. a. – durch Änderung des Prüfungswesens und
dahingehend verändert worden, dass zusätzliche zusätzlicher Maschinenlehrgänge sich ein
Ausbildungsabschnitte und -inhalte hinzukamen. höherer Anteil an Maschinenstunden (höherer
Platz- und Maschinenbedarf) ergab.
Die Ausbildung ließ sich daher in Bezug auf Raum und
Ausstattung in der alten Ausbildungswerkstatt mit der
geforderten Qualität nicht mehr durchführen, und
alternative Räumlichkeiten waren auf dem Gelände
des WSA Bremerhaven nicht vorhanden.
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Abb. 4: Modernste Technik für sauberes Arbeiten: Azubis an der CNC-Fräsmaschine
2. Seit 2005 wurde im Zuge der Ausbildungsoffensive genutzt. Für Unterweisung, theoretischen Unter-
laut Erlass des Bundesministeriums für Verkehr, Bau richt und Projektvorbereitung werden die Schu-
und Stadtentwicklung (BMVBS) ein Elektriker lungsräume der Industriemechaniker genutzt.
ausgebildet. Der Elektriker-Auszubildende (Ausbil-
dungsdauer 3,5 Jahre) hat jeweils einen 6-wöchigen Um die Abwanderung der Schiffsmechaniker in die
Metallgrundkurs in der Ausbildungswerkstatt zu Privatwirtschaft zu kompensieren, wurde seit 2005
absolvieren. Ebenso muss er die Prüfungsvorberei- die Ausbildungszahl der Schiffsmechaniker auf
tung (Zwischenprüfung und Abschlussprüfung) in 12 Auszubildende erhöht. Durch das neue Fahrzeug-
der Metallbearbeitung und in den Unterrichtsräu- konzept standen weniger Ausbildungsschiffe mit
men (Theoretische Vorbereitung) durchführen. Für einer verringerten Besatzung für die praktische
Unterweisung, theoretischen Unterricht und Ausbildung zur Verfügung. Deswegen konnten
Projektvorbereitung wurden die Schulungsräume einige Ausbildungsabschnitte nicht mehr durch das
der Industriemechaniker genutzt. Bordpersonal wahrgenommen und mussten an
Land in Form von Projekten in der Ausbildungswerk-
statt vermittelt werden. Auch hieraus resultierte,
wie bei den Industriemechanikern, ein erhöhter
Maschinen- und Raumbedarf.
Zusammenfassend ergaben sich also für die verschie-
denen Ausbildungsberufe folgende Problempunkte:
– Große Wege durch räumliche Trennung von
Ausbildungswerkstatt, Motorenlager, Meisterbüro
und Motorenwerkstatt.
– Verlängerte Metall-Grundausbildung in der Ausbil-
Abb. 5: Mehr Raum für den Nachwuchs: Ein neues Geschoß auf dungswerkstatt bei den Schiffsmechanikerauszubil-
dem ehemaligen Motorenlager entsteht denden.
– Erhöhung der Ausbildungszahlen bei den Schiff
mechanikern auf 12 Azubis wegen erhöhtem
3. In der Ausbildung zum Schiffsmechaniker (Ausbil- Eigenbedarf.
dungsdauer 3 Jahre) wurde die Wochenanzahl in – Erhöhter Maschinen- und Raumbedarf durch die
der Metallgrundausbildung von bislang 7 auf 14 längere Verweildauer nach der Neuordnung bei den
Wochen im 1. Ausbildungsjahr verdoppelt. Dadurch Industriemechanikern.
hat sich die Anwesenheit in der bisherigen Ausbil- – Erlass des BMVBS zum Ausbildungspakt Rechnung
dungswerkstatt erhöht. Es wurden auch für die tragen.
Zwischenprüfung und Abschlussprüfung die – Die gemäß Berufsbildungsgesetz zu realisierende
Räumlichkeiten der Ausbildungswerkstatt zweimal Aufsicht auch in Bezug auf Unfallverhütung.
jährlich zur praktischen Prüfungsvorbereitung
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Abb. 6:
So langsam aber sicher nimmt
die Werkstatt Gestalt an
Eine Neukonzeptionierung und Zusammenlegung war
für die zukünftige Ausbildung daher dringend erfor-
derlich, so dass die Neuplanung der Ausbildungswerk-
statt unerlässlich wurde.
Der Bau der Ausbildungswerkstatt
Allgemeines
Für die bauliche Neustrukturierung der Ausbildungs-
werkstatt sollte das vorhandene Schiffsmotorenlager
(Betriebsgebäude IV) des WSA Bremerhaven genutzt
werden. Das Schiffsmotorenlager diente zur Ersatzteil-
bevorratung der vorhandenen Schiffe und zur witte-
rungsunabhängigen Reparatur der kleineren Boote
des Außenbezirkes (ABz). Da sich die Anzahl der Schiffe
des WSA Bremerhaven in den letzten Jahren erheblich
reduziert hat bzw. zukünftig weiter reduzieren wird,
konnten die dann noch erforderlichen Ersatzteile in
vorhandenen PKW-Garagen untergebracht werden.
Kleinere Bootsreparaturen sollten zukünftig im
Kettenschuppen oder in der Tonnenhalle durchgeführt
oder extern vergeben werden.
Bauwerk
Die vorhandene Halle des Motorenlagers wurde
1974/75 in Stahlbetonskelettbauweise mit Mauerwerk-
sausfachung und einem einfachen, wärmegedämmten Abb. 7: Der direkte Vergleich: Das Motorenlager vor und nach
Flachdach errichtet. Die Gründung besteht aus einer dem Umbau
Stahlbeton-Bodenplatte mit Verstärkungsbalken in
Längs- und Querrichtung.
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Um die erforderlichen Schulungs-, Unterrichts- und men wurde eine Bauzeit von 6 bis 8 Monaten eingeplant.
Sozialflächen zu erstellen, sollte das Gebäude um ein Dieser Zeitrahmen ließ sich jedoch nicht einhalten. Ende
Geschoss aufgestockt werden. Hierdurch blieb die Juni 2009 wurde im Rahmen der Rohbauarbeiten von
Werkhalle in voller Raumhöhe erhalten. Die vorhande- der ausführenden Baufirma eine Schiefstellung des
ne Kranbahn verblieb in der Halle, wurde in eine vorhandenen Betriebsgebäude IV festgestellt. Eine
Parkposition gefahren und stillgelegt. Kontrollmessung der Vermessungsabteilung ergab,
dass sich das Gebäude zur Geeste bzw. zur Columbus-
Im Bereich des ehemaligen Gaslagers wurde ein Anbau straße neigte. Visuell war eine Schiefstellung des
errichtet, der u. a. ein Zwischengeschoss mit dem Betriebsgebäudes IV allerdings nicht zu erkennen.
Meisterbüro sowie das Treppenhaus enthält.
Die Bauwerksakte wurde vor Planungsbeginn über-
Die Aufstockung erfolgte aus statischen Gründen als prüft. Eine Schiefstellung des Betriebsgebäude IV war
leichte Stahlkonstruktion mit einer wärmegedämmten dort bisher nicht festgestellt worden. Setzungsuntersu-
Blechfassade. Es wurde ein aufgeschäumtes Stahl-Sand- chungen über einen Zeitraum von 15 Jahren ergaben
wich-Element verwendet. Die Blechfassade wurde relativ gleichmäßige Setzungen. Gleichmäßige
komplett für das gesamte Gebäude ausgeführt, so dass Setzungen sind bei der Planung zwar zu berücksich
der heute erforderliche Wärmeschutz nach aktueller tigen, sie schränken aber die weitere Nutzung bei den
Wärmeschutzverordnung erzielt werden konnte. vorliegenden Gründungsverhältnissen des Gebäudes
nicht ein.
Der Hochwasserschutz wurde auf Basis zukünftiger
Hochwasserstände durch ein angepasstes Sockelmauer Ungleichmäßige Setzungen können jedoch langfristig
werk und eingeplante Schotten in den Eingangsberei- zu einer Einschränkung der Gebrauchstauglichkeit
chen berücksichtigt. und zu Schäden am Gebäude führen. Die Aufstockung
des Betriebsgebäudes IV ohne Minderung der auf den
Die Konzeption des neuen Bauwerkes sollte den Baugrund einwirkenden Lasten könnte die ungleich-
Auszubildenden eine Identifikationsmöglichkeit mit mäßigen Setzungen beschleunigen. Deshalb war es
dem Gebäude und dem Betrieb geben. Es wurden vorab und kurzfristig erforderlich, die sich ungleich-
daher in der Planung einzelne Elemente / Motive aus mäßig einstellenden Setzungen in einen stabilen
der Seefahrt verwendet. Aufgrund der hervorgehobe- Zustand zu überführen.
nen Lage innerhalb der Stadt Bremerhaven ist dies mit
Schriftzügen und Logo unterstützt und abgerundet Die Rohbauarbeiten wurden deshalb vorerst gestoppt
worden. Hierdurch kann sich die WSV in Bremerhaven und die fehlenden Gewerke noch nicht ausgeschrie-
in angemessener Weise präsentieren. ben. Zur Beurteilung der vorliegenden Bodenverhält-
nisse wurden an den besonders betroffenen Stellen
Bohr- und Rammsondierungen durchgeführt. Ein
Bauablauf Baugrund- und Gründungsgutachter wurde beauf-
tragt, Lösungsvorschläge zur Stabilisierung der
Mit der Planung und Ausführung wurde ein Architek- Gründung zu erarbeiten.
turbüro beauftragt. Nach Genehmigung aller Unterla-
gen konnte im Februar 2009 mit den Ausschreibungen Damit die nach dem Umbau zu erwartenden Setzun-
begonnen werden. Die eigentlichen Bauarbeiten gen nicht zunehmen, sondern sich kleiner als die
starteten im Juni 2009. Für die Umsetzung der Maßnah- bisherigen Setzungen einstellen, waren nach Aussage
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Abb. 8: Die Auszubildenden fühlen sich in ihrer neuen Werkstatt sichtlich wohl
des Gutachters neben den zusätzlichen Lasten auch Fazit
Teile der bisherigen Lasten über zusätzliche Grün-
dungskörper abzutragen. Hierfür waren an der Der Bau der Ausbildungswerkstatt hat sich schon jetzt
Außenseite des Gebäudes innen gerammte Stahlrohr- gelohnt. Ausbildungsübergreifende Projekte lassen
pfähle einzubringen. sich hervorragend unter einem Dach umsetzen. Die
Schulungsräume werden intensiv genutzt. Die Azubis
Die Objektplanung musste den neuen Gegebenheiten lernen hier neben ihrem Handwerk auch den Umgang
angepasst werden. Die Fußböden wurden durch mit moderner Kommunikationstechnik sowie das
Aufschüttungen ausgeglichen. An den Außenwänden Präsentieren ihrer Arbeiten.
des Altbaues wurde die Schiefstellung zum Teil durch
unterschiedliche Abstände der Vorhangfassade oder Die Ausbildungswerkstatt findet u. a. bei der IHK und
durch innenliegende Gipskartonplatten ausgeglichen. der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt e. V. große
Anerkennung. Bietet sie doch ideale Bedingungen für
Die weiteren Bauarbeiten liefen planmäßig. Die die Durchführung der praktischen Zwischen- und
Fertigstellung der Ausbildungswerkstatt verzögerte Abschlussprüfungen in den Metallberufen.
sich durch die zusätzlichen Arbeiten um ca. 6 Monate.
Am 1. September 2010 konnte sie dann aber schließlich Auch von der breiten Öffentlichkeit ist die neue
in einer feierlichen Stunde durch den Parlamentari- Ausbildungswerkstatt sehr positiv aufgenommen
schen Staatssekretär im BMVBS, Herrn Enak Ferle- worden. Und für die Touristen, die über die Kennedy-
mann, eingeweiht werden. Brücke in die Stadt kommen, ist sie neben den Haven-
welten auf jeden Fall ein architektonisch
maritimer „Hingucker“.
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