Klimawandel über Grenzen hinweg - denken Risiken und Chancen - INFRAS
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Klimawandel
über Grenzen hinweg
denken Risiken und Chancen
für den Z
ürcher A
ussenhandel
Einleitung
Inhalt Unterbrochene Lieferketten, Produktions
4 Weltweite W
irkungsketten
ausfälle oder Verknappung von Importen
6 Fokus auf die Zürcher Wirtschaft wegen klimabedingten Veränderungen
8
10
Herausforderungen und Lösungsansätze
Konkrete Hilfestellung
und Extremereignissen: Auch für Unter
nehmen im Kanton Zürich nimmt die
Bedeutung der internationalen Dimension
der Auswirkungen des Klimawandels
zu. Die wichtigsten Fragen und Antworten
im Überblick.
Import
Klimawandel über Grenzen hinweg denken
Export
– Mit welchen Auswirkungen müssen wir konkret rechnen?
3
– Werden sich meine Vorleistungsketten und Absatzmärkte v erändern?
– Wie kann ich die Situation für mein Unternehmen analysieren?
Impressum – Und wie kann ich langfristig wettbewerbsfähig bleiben?
© 04.2021 INFRAS AG
Schlusspublikation Pilotprojekt «Dialog globaler Klimawandel und Unternehmen am Wirtschaftsstandort Zürich» Auf den folgenden Seiten geben wir einen Überblick über die Heraus-
verfasst von Madeleine Guyer, Miriam Erni und Myriam Steinemann
forderungen, die sich für die Zürcher Wirtschaft über die inter-
Herausgeber: INFRAS AG , Binzstrasse 23, 8045 Zürich
Kontakt: Madeleine Guyer (madeleine.guyer@infras.ch) nationale Dimension der Auswirkungen des Klimawandels ergeben.
Gestaltung: Eyja Andreas Schenkel, Winterthur
Fotos: Keystone-SDA , Zürich Und wir zeigen auf, wie Unternehmen damit umgehen können und
Alle Rechte vorbehalten. Textauszüge und Zitate mit Quellenangabe. wie sie potenzielle Chancen und Risiken erkennen können.
Beispiele Importländer Risiken in der Risiken für den Hitzebelastung Schäden an Gebäuden
Landwirtschaft Warenverkehr Zunehmende Hitzebelastung und Anlagen
Niederschlagsänderungen, Der reibungslose Waren in bereits stark betroffenen Stürme oder Überschwemmun
Temperaturanstieg, Trockenheit und Wasser- verkehr auf Strasse, Schiene und per Schiff Ländern kann zu Produktivitätseinbussen und gen setzen Gebäuden, Produktionsanlagen, Lager-
mangel beeinträchtigen Menge und Qualität wird durch die Zunahme von Wetterextrem höheren Importpreisen für Zürcher Unternehmen beständen und Infrastrukturen in vulnerablen
landwirtschaftlicher Produkte wie beispielsweise ereignissen erschwert. Davon betroffen führen; Branchen mit schlechten und gesund Ländern wie Vietnam immer stärker zu. Für die
Kaffee und Futtermittel aus Brasilien. Für sind der Import und Export. Bei langanhaltenden heitsgefährdeten Arbeitsbedingungen, wie die Zürcher Wirtschaft, die Maschinen- und Elektronik-
den Verarbeitungsstandort Schweiz hat Kaffee Niedrigwasserständen kann beispielsweise Bekleidungs- und Textilindustrie in Bangladesch, produkte aus Vietnam importiert, kann dies zu
eine ganz besondere Bedeutung: Die Kaffee- nur ein Bruchteil der Ware transportiert werden sind besonders betroffen. Lieferverzögerungen und höheren Kosten führen.
Exporte übertreffen sogar jene von Käse oder und die Beförderungspreise steigen an.
Schokolade. Relevant ist dies für den Getreidehandel oder
den Import von Brenn- und Treibstoffen.
Vulnerabilität in Bezug
auf die klimatischen
Veränderungen
Die Import- und Exportpartner-
länder von Unternehmen im
Kanton Zürich sind in unterschied-
lichem Masse vom Klimawandel
Weltweite
betroffen und haben unterschied-
liche Voraussetzungen, um mit
Wirkungsketten
Klimarisiken umzugehen. Auf der
Weltkarte sind die 40 wichtigsten
Import- und Exportländer gemäss
dem ND -GAIN -Index * farblich
abgestuft.
Besonders vulnerable Länder haben Stark betroffen / gefährdet
direkt mit den Klimafolgen zu kämpfen.
Länder Europas sind diesbezüglich
resilienter. Stark mit der Weltwirtschaft
Klimawandel über Grenzen hinweg denken
verflochtene Gebiete wie die Schweiz Kaum betroffen / gut vorbereitet
und der Kanton Zürich spüren Für den Zürcher Aussenhandel
Klimawirkungen aber auch, und kaum von Bedeutung
zwar über den Aussenhandel.
* Quelle: https:/ /gain.nd.edu
www.infras.ch
Beispiele Exportländer
Chancen und Risiken für Finanzmärkte
und V ersicherungsprodukte
Extremereignisse führen zu einer Zunahme
von Schäden, zu einer steigenden Nachfrage
4 nach Versicherungsprodukten, aber möglicher- Chancen bei der Anpassung Chancen für klimafreundliche Konsum- Beschränkung von Wirtschaftswachstum 5
weise auch zu einer Abnahme der Versicher an den Klimawandel und Investitionsgüter und Kaufkraft
barkeit. Die Zunahme von starken Sturmereig- Die Nachfrage nach Produkten und Beratungs- Die Nachfrage nach klimafreundlichen Konsum- Ein möglicher klimabedingter Rückgang des Brutto-
nissen in den USA war in den letzten Jahren für dienstleistungen zur Anpassung an den gütern und Emissionsminderungstechnologien inlandprodukts in vulnerablen Ländern wie
die Zürcher Versicherungswirtschaft spürbar. Klimawandel wird in besonders betroffenen wird steigen. Für die technologisch hochentwickelte Indonesien zieht einen Rückgang des Investitions-
Neue, klimabedingte Risiken können Währungs- Ländern wie Südafrika steigen. Exportchancen Zürcher Wirtschaft bedeuten neue und potenziell volumens und allenfalls ein anhaltend be-
und Finanzmärkte in exponierten Regionen bieten sich für Zürcher Dienstleistungen stark wachsende Technologiemärkte wie Indien schränktes Wirtschaftswachstum mit sich, mit
schwächen und das weltweite Finanzgefüge (z.B. im Bereich der Beratung) oder Leistungen eine grosse Chance. Cleantech-Unternehmen, die negativen Folgen für die Zürcher Exportwirtschaft.
beeinträchtigen – mit be- in Cleantech-Bereichen wie beispielswiese das Konzept von Die Maschinen- und Elektronik-
trächtlichen Folgen für dem Wassermanagement und Smart-Cities unterstützen, können industrie, aber auch Chemie- und
den Zürcher Finanzplatz. der Technologieentwicklung. davon profitieren. Pharmaindustrie sind betroffen.Fokus auf die Zürcher Wirtschaft
Vier Prozent der Zürcher Warenimporte und sechs Prozent der Waren- Spotlight
exporte verteilen sich jeweils auf weltweit zehn besonders vulne
rable Länder. Klimafolgen können zudem auch in wenig vulnerablen Swissmem Die global organisierten Lieferketten in der Industrie
Ländern Europas stark ausfallen und sich unmittelbar auf Unter- haben grundsätzlich auch während der COVID -Pan
nehmen im Kanton Zürich auswirken. Bei den Importen überwiegen demie funktioniert. Allerdings gab es Engpässe in der
die Risiken gegenüber den Chancen. Auf der Exportseite dagegen Logistik, also bei der See- und Landfracht sowie bei
stehen potenziellen Risiken auch beträchtliche Chancen gegenüber. den Flugkapazitäten. Der fortschreitende Klimawandel
bringt neue Risiken für Produktionsstandorte und
Transportwege und wirkt sich auf die globalen Liefer-
Risiken und Chancen ketten aus. Diese müssen resilienter gestaltet werden.
Containerumschlag Shenyang Unternehmen werden sich künftig noch stärker damit
East Railway Station, 2021, China. beschäftigen, wie sie Risiken von Lieferunterbrüchen
In Importländern In Exportländern Quelle: Keystone-SDA / ChinaImages
Risiko Chance Risiko Chance oder Lieferverzögerungen reduzieren können.
Schäden an Gebäuden, Abnahme Wirtschafts-
Produktionsanlagen wachstum und Kaufkraft
und Infrastrukturen Swissmill Der Getreidemarkt ist stark von Wetterphänomenen,
von Niederschlagssituationen und generell von
klimatischen Veränderungen betroffen. Eine voraus-
schauende Diversifikation von Beschaffungsmärkten
sowie langfristige und starke Partnerschaften helfen,
Produktivitätseinbussen Zunahme der Nachfrage Beschaffungslücken zu schliessen und Klimarisiken
Klimawandel über Grenzen hinweg denken
durch Hitze nach Gütern und besser abzufedern. Der stark schwankende Rhein-
Dienstleistungen zur pegel beispielsweise hat spürbare Auswirkungen auf
Anpassung an den
Klimawandel, Wandel Niedrigwasser am Rhein, die Rheinschifffahrt. Swissmill setzt deshalb auch
darf nicht verpasst 2018, Deutschland. auf die Bahnlogistik, um auf Engpässe beim Schiffs-
Quelle: Keystone-SDA / dpa / Uli Deck
werden transport reagieren zu können.
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Abnahme der Qualität Zunahme der Nachfrage
und Verfügbarkeit nach klimafreundlichen Zurich Insurance Group Die Auswirkungen des globalen Klimawandels sind
von landwirtschaft- Konsum- und
lichen Produkten, Investitionsgütern, für die Zurich Insurance Group insbesondere wegen
neue Anbaustandorte Wandel darf nicht Naturgefahrenereignisse spürbar. Die Schwierig-
6 verpasst werden 7
keit für die Versicherungsunternehmen liegt darin,
die Risiken zu bewerten, Produkte und Lösungen
zur Deckung der Risiken zu entwickeln und den Preis
Beeinträchtigungen Nachfrageänderung für die Risiken im Markt durchzusetzen. Vermehrt
der Verkehrs nach Versicherungs-
infrastruktur im produkten und -dienst- werden Beratungsleistungen im Bereich der Risiko-
Import und Export leistungen und Risiken Hochwasser in Wildwood NJ , minderung und Gefahrenprävention gefordert, da
für die Finanzstabilität 2009, USA . sich Firmen zunehmend mit der Frage auseinander-
Quelle: Keystone-SDA / AP Photo /
Sean Fitzgerald setzen müssen, wie sie ihre Geschäftstätigkeiten
besser schützen können.Herausforderungen und Lösungsansätze
Klimarisiken zum Managementthema machen –
Strategien statt Einzelmassnahmen
check-square Der Umgang mit Klimarisiken und Klimachancen sollte je nach
Betroffenheit eine strategische Priorität im Unternehmen einnehmen.
Oftmals ist der Umgang mit Klimafolgen als eines vieler Themen
Die internationale Dimension des Klimawandels ist mit grossen in der Nachhaltigkeitsabteilung verankert und strategisch wenig rele-
Unsicherheiten behaftet. Welche Folgen können auftreten, vant. Eine Verankerung auf strategischer Ebene – etwa als Teil des
welche Lieferketten sind betroffen und was können wir konkret Risikomanagements oder in der strategischen Beschaffung stellt
tun – das sind Fragen, die sich Unternehmen stellen. sicher, dass der Klimawandel immer mitgedacht wird und nicht bloss
Einzelmassnahmen ergriffen werden.
«Wir sehen den Handlungsbedarf,
die konkrete Umsetzung ist in unserem Risikoanalyse auch mit begrenzter
Datenverfügbarkeit durchführen
Unternehmen aber schwierig.» check-square Auch mit lückenhaften Informationen zu Lieferketten können
Risikoanalysen durchgeführt werden. Diese helfen, die
– Datengrundlagen zu eigenen Lieferketten sind nicht vorhanden Thematik im Unternehmen anzustossen, den internen Dialog
und die globale Vernetzung kann nicht vollständig erfasst wer- zu lancieren und die Datenlage zu verbessern.
den. Oft sind nur die direkten Lieferanten bekannt, nicht aber wo
die Vorleistungsprodukte hergestellt werden und über welche
Kanäle sie in Firmen gelangen. Eine Risikoanalyse durchzuführen Resilienz von vulnerablen Ländern stärken
ist deshalb schwierig. Betriebliche Massnahmen sollten darauf ausgerichtet sein, die
– Die Interaktionen von Lieferketten und Klimaeinflüssen sind
komplex. Umweltaspekte in Lieferketten sind oftmals noch zu wenig
check-square Resilienz der Beschaffungsmärkte zu verbessern. Durch Branchen-
initiativen beispielsweise werden Qualität und Menge von
beleuchtet, insbesondere wenn es um Klimarisiken geht. landwirtschaftlichen Rohstoffen durch die Förderung von klima-
– Der Klimawandel ist mit Risiken und Chancen verbunden, aber angepassten Sorten oder Produktionsweisen verbessert.
Klimawandel über Grenzen hinweg denken
es ist nicht klar, welche Risiken für das Unternehmen besonders
wichtig sind bzw. in welchen Bereichen Risiken die Chancen über-
wiegen. Lieferantenbeziehungen diversifizieren
– Eine Analyse auf Länderebene bringt nicht den gewünschten Auf- und Partnerpflege intensivieren
schluss über Risiken und Chancen aus Unternehmenssicht.
Oftmals ist nur eine Analyse auf unternehmensspezifischer,
check-square Diversifizierte Lieferketten und eine intensive Partnerschaftspflege helfen,
die Klimarisiken in den Lieferketten besser abzufedern. Starke lang-
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regionaler Ebene zielführend. jährige Partnerschaften können klimabedingte Kostenrisiken abfedern.
Auch eine verstärkte Unternehmenszusammenarbeit bei der Beschaf
fung von Vorleistungsgütern aus dem Ausland ist eine Möglichkeit, um
8
«Welchen Einfluss habe ich überhaupt die Resilienz zu erhöhen.
9
auf meine Lieferketten und wie kann
ich langfristig wettbewerbsfähig bleiben?» Dialog mit allen Stakeholdern führen
Der Dialog innerhalb von Branchen, mit den Akteuren der Lieferkette
Auch wenn Unternehmen ihre Lieferketten im Detail kennen, stellt sich
die Frage, wie sie diese klimaresilienter ausgestalten können. Fünf
check-square und mit Behörden verbessert das Problembewusstsein für die
jeweiligen Rollen im Umgang mit Klimarisiken. Er ist die Basis für
Lösungsansätze zeigen (rechts), wie sich Unternehmen mit dem Thema neue Zusammenarbeitsformen und innovative Lösungsansätze,
auseinandersetzen, Risiken proaktiv angehen und Chancen nutzen mit denen die Resilienz gegenüber Klimarisiken erhöht werden kann.
können.Konkrete Hilfestellung Über uns und das Projekt
Den Grundlagenbericht zum Pilot- Klimaplattform der Wirtschaft Zürich INFRAS forscht und berät seit 1976 für eine nachhaltige Entwicklung. Wir streben nach
projekt «Dialog globaler Klimawandel Die Klimaplattform der Wirtschaft wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich verantwortlichen und langfristig tragbaren
Lösungen. Wir sind ein unabhängiges Unternehmen mit Büros in Zürich und Bern.
und Unternehmen am Wirtschafts Zürich ist das Schaufenster für
standort Zürich» finden Sie auf der Geschäftsmodelle und Projekte zur
INFRAS -Website. Ressourcen- und Energieeffizienz
«Klimawandel und Aussen
und zur Dekarbonisierung. Sie fördert handel: Dialog mit der Wirtschaft»:
den branchenübergreifenden Aus- Ein Projekt unterstützt durch
INFRAS tausch zu Business Cases und Projekten das Bundesamt für Umwelt BAFU
im Rahmen des Pilotprogramms
INFRAS bietet Beratungsangebote und vernetzt Sie mit Unternehmen, Anpassung an den Klimawandel.
zum Thema internationale Auswirkun die mit ähnlichen Herausforderungen
gen des Klimawandels: wie Sie konfrontiert sind.
– gezielte Klimarisikoanalysen Weitere Unterstützung durch
für Unternehmen und Branchen www.klimaplattform-zuerich.ch folgende Partner:
– Strategieentwicklung zur
Integration von Klimarisiken
und -chancen öbu – Verband für nachhaltiges
– Veranstaltungen und Wissens Wirtschaften
vermittlung zu Themen wie öbu setzt sich mit seinen Mitglieds
Klimawandel und Klimarisiken unternehmen für eine prosperie-
in Lieferketten rende Wirtschaft und die Einhaltung
ökologischer und sozialer Grund-
www.infras.ch sätze ein. öbu vermittelt, vernetzt
und informiert zu Themen rund um
Mit öbu – Verband für nachhaltiges
nachhaltiges Wirtschaften. Wirtschaften und der Klimaplatt-
Self-Check für KMU form der Wirtschaft Zürich haben
Der von der öbu – Verband für nach- www.oebu.ch wir zwei starke Projektpartner
an unserer Seite:
haltiges Wirtschaften entwickelte
www.infras.ch
Kompass Nachhaltigkeit für KMU
unterstützt Unternehmen mit einem Zürich
Self-Check dabei, Beschaffung und
Lieferkettenmanagement nachhaltig
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zu gestalten. Der Self-Check analysiert
auch die möglichen Risiken, die sich
über klimatische Veränderungen
auf Lieferketten auswirken können
und gibt Handlungsempfehlungen,
wie die Beschaffungspraxis resilienter
ausgestaltet werden kann.
www.kompass-nachhaltigkeit.chINFRAS AG Binzstrasse 23 8045 Zürich Schweiz Tel. +41 44 205 95 95 info@infras.ch www.infras.ch
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