Wirbelkörperersatz durch expandierbare Titan-Cages

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B. Ulmar
                                B. Cakir
                                K. Huch
                                W. Puhl
                              M. Richter         Wirbelkörperersatz durch expandierbare Titan-Cages
                                               Expandable Titanium Cages in Vertebral Body Replacement

                                                                                                                                                   Wirbelsäule
Zusammenfassung                                                             Abstract

Fragestellung: Ziel des Wirbelkörperersatzes ist die Stabilisierung         Objectives: The aim of vertebral body replacement is the stabili-
und Wiederherstellung des Profils der vorderen Säule der Wirbel-            sation and restoration of the anterior column of the spine with
säule nach Entfernung des betroffenen Segments. Wir stellen un-             removal of the diseased region. We present our results of stabili-
sere Ergebnisse mit expandierbaren Wirbelkörperersatzsystemen               sation, pain reduction and neurological improvement using ver-
hinsichtlich Stabilität, neurologischer Verbesserung und Schmerz-           tebral-body replacement systems Methods: Between April 1997
reduktion vor. Methoden: Zwischen April 1997 und Dezember                   and December 2002, 53 patients with malignant vertebral de-
2002 wurden 53 Patienten mit tumoröser Wirbelkörper- Destruk-               struction or instability due to traumatic and osteoporotic frac-
tion oder Instabilität des Wirbelkörpers infolge Fraktur operiert. In       ture were treated. We evaluated the results after vertebrectomy
einer retrospektiven Analyse wurden die Ergebnisse nach Wirbel-             and vertebral body replacement by using expandable titanium
körperentfernung und Ersatz mittels expandierbarer Wirbelkör-               cages in a retrospective study. Results: The average follow-up
perersatz-Systeme ausgewertet. Ergebnisse: Die durchschnittli-              time was 18.9  19.9 months. The mean operation time was
che Nachuntersuchungszeit betrug 18,9  19,9 Monate. Die Opera-             173.2  77.4 minutes. Intraoperatively, we saw no implant-relat-
tion dauerte durchschnittlich 173,2  77,4 Minuten. Intraoperativ           ed complications. Perioperatively, complications appeared in           449
zeigte sich keine Implantat-assoziierte Komplikation. Perioperativ          18 patients (34.0 %). 4 of them were severe, with 2 patients dying.
entwickelten 18 Patienten (34,0 %) Komplikationen, von denen 4              In the total follow-up, 16 patients died, 10 of them (62.5 %) due to
schwerwiegend waren und bei 2 Patienten zum Tode führten. Im                tumour progression. Pain reduction was reported in 52.7 %, neu-
Beobachtungszeitraum verstarben 16 Patienten, 10 (62,5 %) davon             rological improvement in 48.0 %. One patient had a loosening of
an Tumorprogression. Eine Schmerzreduktion war bei 52,7 % und               his posterior instrumentation in the further follow-up due to tu-
eine neurologische Verbesserung bei 48,0 % der Patienten zu ver-            mour growth with dislocation of the cage and a deterioration of
zeichnen. Bei einem Patienten kam es infolge von Tumorwachs-                his neurological deficit. Conclusion: By using vertebral body re-
tum zu einer Auslockerung der dorsalen Instrumentierung und                 placement systems, sufficient stabilisation of the vertebral co-
im weiteren Verlauf zu einem ventralen Dislozieren des Cages                lumn, pain reduction and neurological improvement can be
mit Verschlechterung der neurologischen Ausgangssituation.                  achieved with an acceptable perioperative risk.
Schlussfolgerung: Durch den Wirbelkörperersatz mittels expan-
dierbarer Titan-Cages lässt sich eine suffiziente Stabilisierung der
vorderen Säule der Wirbelsäule, eine Schmerzreduktion und eine
Verbesserung der neurologischen Symptomatik bei vertretbarem
perioperativem Risiko erzielen.

                                                                                     Institutsangaben
              Orthopädische Abteilung des Rehabilitationskrankenhauses Ulm (RKU), Orthopädische Klinik
                                                  mit Querschnittgelähmtenzentrum der Universität Ulm

                                                                                 Korrespondenzadresse
              Dr. med. Benjamin Ulmar ´ Rehabilitationskrankenhaus Ulm (RKU) ´ Orthopädische Klinik mit
        Querschnittgelähmtenzentrum der Universität Ulm ´ Oberer Eselsberg 45 ´ D-89081 Ulm ´ Germany ´
                             Tel.: 0731-177-5133 ´ Fax: 0731-177-1103 ´ E-mail: benjamin.ulmar@rku.de

                                                                                         Bibliografie
                            Z Orthop 2004; 142: 449±455  Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ´ New York
                                                                         DOI 10.1055/s-2004-820345
                                                                                     ISSN 0044-3220
Schlüsselwörter                                                                Key words
              Wirbelkörperentfernung ´ Wirbelsäulentumoren ´ Wirbelkörper-                   Corporectomy ´ spinal fractures ´ spinal tumour ´ spinal metasta-
              frakturen ´ Wirbelsäulenmetastasen                                             sis

              Einleitung                                                                     Spondylodizitis nach dorsaler, segment-übergreifender Instru-
                                                                                             mentierung den Transfer von autologer Spongiosa in den zuvor
              Neoplastische Osteolysen, Frakturen (Osteoporose oder Trauma)                  ausgiebig debridierten Focus [19], während auch hier der erfolg-
              oder inflammatorische Prozesse führen häufig zur Zerstörung                    reichen Einsatz von mit autologem Knochen befüllten Cages
              der Wirbelkörper mit anschlieûender Instabilität. Daher sollte                 nach radikalem Debridement von Spondylitis und Spondylodis-
              die vordere Säule rekonstruiert werden, um die Stabilität wieder               zitis berichtet wurde [20].
              herzustellen [1, 2].
                                                                                             In der vorliegenden Studie berichten wir über die Ergebnisse des
Wirbelsäule

              Eine kontinuierliche Verbesserung der therapeutischen Möglich-                 Wirbelkörperersatzes mittels expandierbarer Titan-Cages bei
              keiten hat in den letzten Jahren die Lebenserwartung im Fall von               Patienten mit Instabilitäten der Wirbelsäule durch tumoröse
              Wirbelsäulenmetastasen oder primären malignen Wirbelsäulen-                    Wirbelkörperdestruktion und traumatische oder osteoporoti-
              tumoren erhöht. Durch vermehrte metastatische Streuung ergibt                  sche Frakturen.
              sich aber auch eine vermehrte Komplikationsrate durch Metas-
              tasen und die Notwendigkeit, therapeutische Strategien zu ent-
              wickeln, die die verlängerte Überlebensprognose der Patienten                  Patienten und Methoden
              mit Metastasen reflektieren. In ungefähr 70 % der disseminierten
              Malignome treten Wirbelsäulenmetastasen auf [3]. Die Überle-                   Zwischen April 1997 und Dezember 2002 wurden 53 Patienten
              bensrate reicht in diesen Fällen von Wochen bis zu einigen Jah-                bei Instabilitäten der Wirbelsäule unterschiedlicher Genese mit-
              ren [4 ± 6]. Die Strahlentherapie spielt eine wichtige Rolle bei der           tels Wirbelkörperersatz behandelt. In 22 Fällen (41,5 %) lag ein
              Therapie von Wirbelsäulenmetastasen, ist aber bei der Therapie                 primärer Tumor, eine tumorähnliche Läsion oder eine Metastase
              manifester Paresen infolge von pathologischen Wirbelkörper-                    vor. 19 (35,8 %) Patienten hatten eine osteoporotische Fraktur
              frakturen oftmals nicht ausreichend [7].                                       (definiert durch die bestimmte Knochendichte), 12 Patienten
                                                                                             (22,6 %) hatten eine traumatische Fraktur (adäquates Trauma
              Eine weitere mögliche Indikation stellen instabile Frakturen der               bei altersentsprechender Knochendichte). Bei den Metastasen
              Wirbelsäule (Typ B oder C Verletzungen nach Magerl [8]) dar.                   fand sich histologisch bei 5 Patienten ein Mamma-Karzinom,
              Hier liegt häufig schon primär eine Myelonkompression vor und                  bei 5 Patienten ein Nierenzell-Karzinom und bei 2 Patienten ein
450           der zusätzliche ventrale Zugang zur Wirbelsäule ermöglicht                     Prostata-Karzinom als Primarius. Jeweils ein Patient hatte die
              nicht nur die komplette spinale Dekompression sondern auch                     Metastase eines Bronchial-Karzinoms, eines Oropharyx-Karzi-
              die Option, die vordere Säule der Wirbelsäule durch Interposi-                 noms, eines Uterus-Karzinoms, eines Nasenschleimhaut-Karzi-
              tion eines knochengefüllten Titan-Cages optimal zu rekonstruie-                noms und eines Osteosarkoms. In 4 Fällen fand sich ein Plasmo-
              ren [9]. Bei der alleinigen dorsalen Instrumentierung werden                   zytom. Bei einem Patienten fand sich ein stabilitätsgefährdendes
              90 % der entstehenden Kräfte auf das Implantat übertragen [10].                Hämangiom. Läsionshöhe war in 4 Fällen die Hals-, in 21 Fällen
              Dies führt häufig zum Implantatversagen oder, bei Entfernung                   die Brust- und in 28 Fällen die Lendenwirbelsäule. Die durch-
              der Instrumentierung, sekundär zu einer segmentalen Kyphose.                   schnittliche Nachuntersuchungszeit aller Patienten betrug
              In Untersuchungen bei Wirbelkörperfrakturen fanden sich bei                    18,9  19,9 Monate, das Durchschnittsalter der Patienten 56,5 
              70 % der Patienten mit alleiniger dorsaler Instrumentierung se-                12,4 Jahre. Die Patientencharakteristika sind in Tab. 1 wiederge-
              kundäre Kyphosen von 8±208 [11]. Sekundäre Kyphosen sind ab                    geben.
              einer Winkelung > 158 häufig mit Spätsymptomen behaftet [12,
              13]. In Form einer Myelopathie oder Syringomyelie kann es zu                   Generell erfolgte die Indikationsstellung zum Wirbelkörperer-
              neurologischen Ausfällen kommen [14 ± 17]. Auch bei osteoporo-                 satz im Fall von primären Tumoren oder Metastasen interdiszip-
              tischen Frakturen kann die Stabilität der dorsalen Instrumen-                  linär. Wichtige Kriterien für die Indikation zum Wirbelkörperer-
              tierung entweder durch Verlängerung der Instrumentierung                       satz waren Alter, Allgemeinzustand und geschätzte Überlebens-
              oder aber durch Interposition eines ventralen Cages erhöht wer-                prognose. Die Abschätzung der Prognose erfolgte zum einen
              den [9].                                                                       nach Kriterien der jeweiligen Fachdisziplin unter Berücksichti-
                                                                                             gung der in das Fachgebiet fallenden Tumorentität, zum anderen
              Spondylitis oder Spondylodiszitis sind die dritte mögliche Indi-               durch die Entscheidung der mitbehandelnden Strahlentherapeu-
              kation, einen Wirbelkörperersatz durchzuführen. Wir sehen je-                  ten und Hämatologen/Onkologen. In allen Fällen von Malignität
              doch die Indikation zur Implantation von alloplastischem Mate-                 wurde die Lebenserwartung interdisziplinär über ein Jahr einge-
              rial bei entzündlichen Geschehen zugunsten des Einsatzes von                   schätzt.
              autologem Fremdknochen zurückhaltend. Dieser bildet einen
              guten Ausgangspunkt für eine knöcherne Durchbauung des De-                     Weitere Einflussfaktoren für die Indikation zum Wirbelkörperer-
              fekts und damit für die solide Fusion, während alloplastisches                 satz bei malignem Grundgeschehen waren die Prophylaxe oder
              Material mit der Behandlung des Infekts interferieren kann [18].               Reduktion neurologischer Defizite und/oder biomechanischer
              Wie auch andere Autoren bevorzugen wir bei mehrsegmentaler                     Instabilitäten sowie die Verbesserung der Lebensqualität inklu-

              Ulmar B et al. Wirbelkörperersatz durch expandierbare Titan-Cages. Z Orthop 2004; 142: 449 ± 455
Tab. 1 Alter und Geschlechtsverteilung der Patienten sowie Angaben über die Erkrankung, die zum Wirbelkörperersatz führte. Angegeben
         ist zudem der jeweilige Nachuntersuchungszeitraum (Follow-up)

                                  alle Patienten                           männliche Patienten                       weibliche Patienten

 Gesamtkollektiv                  53                                       24                                        29
 Alter                            56,5  12,4 Jahre                        61,5  13,5 Jahre                         61,4  8,8 Jahre
 Follow-up                        (Spanne: 20,4 ±78,1 Jahre)               (Spanne: 20,4±69,1 Jahre)                 (Spanne: 38,4±78,1 Jahre)
                                  18,9  19,9 Monate                       13,7  13,6 Monate                        23,2  18,7 Monate
                                  (Spanne: 0,03±67,8 Monate)               (Spanne: 0,8±53,2 Monate)                 (Spanne: 0,03±67,8 Monate)
 Tumor                            22                                       12                                        10
 Alter                            58,7  9,5 Jahre                         56,6  10,2 Jahre                         61,3  7,8 Jahre
 Follow-up                        (Spanne: 38,8±74,5 Jahre)                (Spanne: 38,8±69,1 Jahre)                 (Spanne: 49,7± 74,5 Jahre)
                                  20,1  16,3 Monate                       22,2  16,9 Monate                        18,1  15,4 Monate
                                  (Spanne: 0,03±53,2 Monate)               (Spanne: 1,3±53,2 Monate)                 (Spanne: 0,03±44,3 Monate)

                                                                                                                                                        Wirbelsäule
 osteoporotische Frakturen        19                                       3                                         16
 Alter                            62,8  7,6 Jahre                         59,0  3,8 Jahre                          63,5  8,0 Jahre
 Follow-up                        (Spanne: 49,3 ±78,1 Jahre)               (Spanne: 54,2 ±63,5 Jahre)                (Spanne: 49,3± 78,1 Jahre)
                                  25,8  19,9 Monate                       8,1  5,5 Monate                          29,1  19,8 Monate
                                  (Spanne: 0,8±67,8 Monate)                (Spanne: 0,8±14,1 Monate)                 (Spanne: 3,5±67,8 Monate)
 traumatische Frakturen           12                                       9                                         3
 Alter                            42,4  12,3 Jahre                        39,6  12,0 Jahre                         50,8  8,8 Jahre
 Follow-up                        (Spanne: 20,4± 5,6 Jahre)                (Spanne: 20,4±55,6 Jahre)                 (Spanne: 50,8±5,6 Jahre)
                                  8,3  4,4 Monate                         8,1  4,1 Monate                          8,8  5,2 Monate
                                  (Spanne: 2,4±15,0 Monate)                (Spanne: 2,9±14,8 Monate)                 (Spanne: 2,4±15,0 Monate)

sive der Schmerzreduktion, die Lokalisation und die Sensibilität         men mit einem ventralen Titanplättchen (osmium, Ulrich, Wir-
des Tumors auf Radio- und/oder Chemotherapie sowie Antihor-              belsäulenimplantate, Ulm, Deutschland) über einen einzeitigen
monelle Therapie [2, 21, 22]. Zusammenfassend erfolgte die Indi-         antero-lateralen Zugang eingesetzt (s. Abb. 1 a, b). An der Brust-
kationsstellung streng anhand eines von uns aufgestellten und in         und Lendenwirbelsäule verwendeten wir das Cage-System Ver-
unserem Hause konsequent umgesetzten Algorithmus zur Be-                 tebral-Body-Replacement (VBR, Ulrich, Wirbelsäulenimplanta-
handlung von Tumorosteolysen der zervikalen, thorakalen und              te, Ulm, Deutschland). Kombiniert wurde der Cage mit einem
lumbalen Wirbelsäule [23 ± 26]. Im Fall von Frakturen wurde die          dorsalen Fixateur interne (krypton, Ulrich, Wirbelsäulenim-
Indikation bei instabiler Situation des frakturierten Wirbelkör-         plantate, Ulm, Deutschland) (s. Abb. 2 a, b) in einer ein- oder
pers mit groûer Defektsituation gestellt.                                zweizeitig durchgeführten Operation. Beide Implantate sind in
                                                                         situ distrahierbare Cage-Systeme aus Titan. Um eine knöcherne                  451
Der Wirbelkörperersatz wurde an der Halswirbelsäule mit dem              Fusion zu erreichen wurde in allen Fällen ± auch im Fall von Me-
Cage-System Anterior-Distraction-Device (ADD, Ulrich, Wirbel-           tastasen oder primär malignen Wirbelsäulentumoren mit gut
säulenimplantate, Ulm, Deutschland) durchgeführt und zusam-              prognostiziertem Langzeit-Überleben ± Eigen- und/oder Fremd-

Abb. 1 a: Präoperative Kernspintomographie der Halswirbelsäule ei-       Abb. 1 b: Postoperatives Röntgenbild der Halswirbelsäule in 2 Ebe-
ner 69-jährigen Patientin mit solider Metastase C3 (*) eines Mamma-      nen: Wirbelkörperentfernung C3 und Ersatz mittels distrahierbarem
Karzinoms.                                                               Cage kombiniert mit ventralem Titan-Plättchen C2±C4.

                                                     Ulmar B et al. Wirbelkörperersatz durch expandierbare Titan-Cages. Z Orthop 2004; 142: 449 ± 455
knochen in den expandierbaren Cage gefüllt und auch auûen um
                                                                                             den Cage platziert. Durchschnittlich wurden 1,21 Wirbelkörper
                                                                                             (Spanne: 1±3 Wirbelkörper) an der Halswirbelsäule, 1,38 Wir-
                                                                                             belkörper (Spanne: 1±2 Wirbelkörper) an der Brustwirbelsäule
                                                                                             und 2,25 Wirbelkörper (Spanne: 2±3 Wirbelkörper) an der Len-
                                                                                             denwirbelsäule ersetzt. Um einer Massenblutung vorzubeugen,
                                                                                             wurden Nierenzell-Karzinom Metastasen präoperativ emboli-
                                                                                             siert.

                                                                                             Präoperativ wurden ein Röntgenbild in 2 Ebenen, sowie eine
                                                                                             Computertomographie mit deckplattenparallelen Rekonstruk-
                                                                                             tionen und eine Kernspintomographie der betroffenen Wirbel-
                                                                                             säulenregion durchgeführt. Unmittelbar postoperativ wurden
                                                                                             Röntgenkontrollen in 2 Ebenen zur Überprüfung der Cage-Posi-
Wirbelsäule

                                                                                             tion durchgeführt. Die weitere Verlaufskontrolle erfolgte in allen
                                                                                             Fällen mittels Röntgenbild in 2 Ebenen, in Fragen der knöchernen
                                                                                             Fusion auch mittels Computertomographie. Klinisch war das
                                                                                             Hauptsymptom der Schmerz. Präoperativ zeigte sich anhand
                                                                                             der Visuellen Analog Skala (VAS) ein mittlerer Punktwert von
                                                                                             51,54 Punkten. Neben der bei allen Patienten vorliegenden
                                                                                             Schmerzsymptomatik wurden neurologische Ausfälle vor dem
                                                                                             Wirbelkörperersatz anhand der Einteilung von Frankel [27] be-
                                                                                             stimmt. 28 Patienten (52,8 %) hatten keine neurologischen Aus-
                                                                                             fälle (Frankel E), in 25 Fällen (47,2 %) bestand eine neurologische
                                                                                             Ausfallssymptomatik. Bei 7 Patienten (13,2 %) war diese kom-
                                                                                             plett (Frankel A). Bei 5 Patienten (9,4 %) fand sich eine motorische
                                                                                             Restfunktion unterhalb der Läsion ohne praktischen Nutzen
              Abb. 2 a: Präoperatives Röntgenbild der Lendenwirbelsäule: 62-jähri-           (Frankel C). 13 Patienten (24,5 %) zeigten eine inkomplette moto-
              ger männlicher Patient mit osteoporotischen Frakturen der Lendenwir-           rische Lähmung mit Bewegungsfähigkeit der unteren Extremitä-
              belkörper L2, L3 und L4, Zustand nach Laminektomie L3.                         ten und bedingter Geh- und Stehfähigkeit (Frankel D). In einer
                                                                                             abschlieûenden Untersuchung wurden die überlebenden Patien-
                                                                                             ten zu ihrer subjektiven Operationszufriedenheit anhand einer
452                                                                                          eigenen, verbalen Skala (sehr gut ± gut ± befriedigend ± ausrei-
                                                                                             chend ± mangelhaft) befragt.

                                                                                             Ergebnisse

                                                                                             Generelle Operationsdaten wie Operationszeiten und die Anga-
                                                                                             ben zu intra- und postoperativem Blutverlust sind unter Berück-
                                                                                             sichtigung aller Diagnosegruppen und beider Implantatsysteme
                                                                                             in Tab. 2 aufgeführt und beziehen sich auf den ventralen Ope-
                                                                                             rationsschritt mit Einbringen des expandierbaren Titan-Cage.
                                                                                             Die durchschnittliche Operationszeit aller Patienten betrug
                                                                                             173,2  77,4 Minuten. Der durchschnittliche intraoperative Blut-
                                                                                             verlust aller Patienten lag bei 1771,3  1768,9 ml, der postopera-
                                                                                             tive bei 697,1  1612,7 ml. Intraoperativ ereignete sich keine Im-
                                                                                             plantat-assoziierte Komplikation. 18 Patienten (34,0 %) hatten
                                                                                             perioperative (innerhalb der ersten 30 Tage nach Operation)
                                                                                             Komplikationen. 4 dieser Komplikationen waren schwerwiegend
                                                                                             (akut lebensbedrohlich), 2 Patienten verstarben daran: Eine Frau
                                                                                             verstarb an einer perioperativen Massenblutung (15700 ml)
                                                                                             nach Vertebrektomie eines metastatisch durchsetzten Wirbel-
                                                                                             körpers bei Mamma-Karzinom, ein Mann entwickelte eine Sep-
                                                                                             sis mit nachfolgendem letalem ARDS. Eine Übersicht der Kompli-
                                                                                             kationen gibt Tab. 3.
              Abb. 2 b: Postoperatives Röntgenbild der Lendenwirbelsäule in
              2 Ebenen: Wirbelkörperentfernung L2±4 und Ersatz mittels distrahier-           Die meisten Patienten waren postoperativ schmerzverbessert.
              barem Wirbelkörperersatz kombiniert mit einer dorsalen, transpediku-           Die postoperative Schmerzintensität, gemessen vor stationärer
              lären Instrumentierung Th12/L1±L5/S1.                                          Entlassung, ergab durchschnittlich 27,14 Punkte auf der Visuel-

              Ulmar B et al. Wirbelkörperersatz durch expandierbare Titan-Cages. Z Orthop 2004; 142: 449 ± 455
Tab. 2 Operationsdauer sowie intra- und postoperativer Blutverlust aller Patienten und unter Berücksichtigung der Ausgangsdiagnosen und
        Implantate (Angaben zu Blutungsmengen und Operationszeiten beziehen sich auf den ventralen Zugang und das Einbringen des dis-
        trahierbaren Wirbelkörperersatz-Systems)

                                     n               Operationsdauer                     intraoperativer Blutverlust            postoperativer Blutverlust

 Patienten                           53             173,2  77,4 min                     1 771,3  1 768,9 ml                  697,1  1 612,7 ml
                                                    (Spanne: 100± 420 min)               (Spanne: 250±6 500 ml)                (Spanne: 0±10 700 ml)
 Tumorpatienten                      22             171,6  70,9 min                     2 005,9  1 863,8 ml                  1 046,8  2 269,2 ml
                                                    (Spanne: 100±420 min)                (Spanne: 250±6 000 ml)                (Spanne: 20±10 700 ml)
 osteoporotische Frakturen           19             191,3  84,9 min                     1 889,5  1 697,6 ml                  372,6  652,7 ml
                                                    (Spanne: 95±400 min)                 (Spanne: 300±6 500 ml)                (Spanne: 0±3 000 ml)
 traumatische Frakturen              12             147,4  68,2 min                     744,0  510,4 ml                      490,0  969,4 ml
                                                    (Spanne: 90±330 min)                 (Spanne: 300±1 850 ml)                (Spanne: 0 ±3 000 ml)
 ADD                                  4             197,5  60,2 min                     1 770,0  1 981,8 ml                  125,0  28,7 ml

                                                                                                                                                               Wirbelsäule
                                                    (Spanne: 150±300 min)                (Spanne: 400±5 180 ml)                (Spanne: 100±125 ml)
 VBR                                 49             173,2  78,3 min                     1 671,1  1 642,8 ml                  724,3  1 669,1 ml
                                                    (Spanne: 90±420 min)                 (Spanne: 250±6 500 ml)                (Spanne: 0±10 700 ml)

                                                                                Frankel D zeigten 8 eine neurologische Erholung auf Frankel E.
 Tab. 3 Anzahl und Art der perioperativen Komplikationen aller Pa-              Der postoperative Krankenhausaufenthalt aller Patienten lag
        tienten                                                                 durchschnittlich bei 27,2  34,1 Tagen. Patienten mit einem mali-
                                                                                gnen Grundgeschehen verblieben postoperativ durchschnittlich
 Wichtung                 Anzahl   Art der perioperativen Komplikation
                                                                                14,2  5,9 Tage. Hier erfolgte postoperativ frühzeitig die Verle-
                                                                                gung in andere Kliniken zur adjuvanten Therapie. Patienten mit
 schwerwiegende           1        Sepsis mit letalem ARDS
 Komplikationen           1        Massenblutung mit hämorrhagischem            osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen verblieben postopera-
 (lebensbedrohlich)                Schock und letalem Herz-Kreislaufversagen    tiv durchschnittlich 21,0  6,8 Tage in unserer Abteilung. Patien-
                                   bei Tumorblutung einer Wirbelkörper-
                                                                                ten mit traumatischen Wirbelkörperfrakturen verblieben durch-
                                   metastase eines Mamma-Karzinoms
                          1        nichtletaler, anaphlaktischer Schock auf     schnittlich mit 60,3  65,4 Tagen in unserer Abteilung. Der Anteil
                                   Schmerzmittelgabe                            der Patienten mit kompletter oder inkompletter Querschnittläh-
                          1        nichtletaler, reanimationspflichtiger
                                                                                mung war in dieser Patientengruppe am höchsten. Insgesamt
                                   Herzstillstand
 leichte bis              2        Pneumonie
                                                                                zeigte sich im Beobachtungszeitraum eine Gesamtletalität von
 mittelschwere            1        Atelektase                                   16 Patienten (30,2 %). 2 Patienten überlebten die perioperative
 Komplikationen           2        Pneumothorax                                 Phase nicht und starben an ihren Komplikationen (hämorrhagi-                   453
 (gut zu beherrschen)     1        Transfusionsreaktion auf Erythrozyten-
                                   konzentrate
                                                                                scher Schock und Sepsis/ARDS). 2 Patienten starben operations-
                          1        tiefer Wundinfekt                            unabhängig an altersassoziierten Erkrankungen (beides Patien-
                          1        oberflächlicher Wundinfekt                   ten mit osteoporotischen Frakturen). 1 komplett paraplegischer
                          2        tiefe Beinvenenthrombose
                          1        Hypoperfusion der Leber bei bekannter
                                                                                Patient beging im weiteren postoperativen Verlauf Suizid. 1 Pa-
                                   Amyloidose mit Anstieg der Leberenzyme       tient, der an einer osteoporotischen Wirbelkörperfraktur ope-
                          1        Nebenhodenentzündung                         riert worden war, erlag einer neu aufgetretenen Leukämie, wel-
                          6        Harnwegsinfekt (nur Patienten ohne
                                   Para- oder Tetraplegie)
                                                                                che zu Zeitpunkt des Wirbelkörperersatzes noch nicht vorgele-
                          2        Alkoholassoziiertes Durchgangssyndrom        gen hatte. 10 Patienten (62,5 %) erlagen einem Fortschreiten ih-
                                                                                rer malignen Grunderkrankung. Durchschnittlich überlebten Pa-
                                                                                tienten mit malignem Grundleiden 277,6  281,4 Tage. Insgesamt
len Analog Skala (VAS). Im Vergleich zur Ausgangssituation                      37 Patienten überlebten den Beobachtungszeitraum. Diese beur-
(durchschnittlich 51,54 Punkte) verzeichneten wir somit eine Re-                teilten ihre abschlieûende Operationszufriedenheit mittels einer
duktion der Schmerzintensität von 52,6 %. Postoperativ zeigte                   verbalen Skala in 3 Fällen (8,1 %) als ¹sehr gutª, in 19 Fällen
sich keine Verschlechterung der neurologischen Ausgangssitua-                   (51,4 %) als ¹gutª, in 4 Fällen (10,8 %) als ¹zufriedenstellendª, in
tion. Von 25 Patienten mit initialen neurologischen Ausfällen                   6 Fällen (16,2 %) als ¹ausreichendª und in 5 Fällen (13,5 %) als
zeigten sich 13 Patienten (52,0 %) unverändert, 12 (48,0 %) ver-                ¹mangelhaftª.
bessert. 7 Patienten mit intial kompletter Querschnittlähmung
(Frankel A) zeigten postoperativ keine ¾nderung der Ausgangssi-                 In den radiologischen Nachuntersuchungen (10,5  11,9 Monate),
tuation. Von den 5 Patienten mit initialer motorischer Lähmung                  zeigte sich im gesamten Kollektiv kein Implantatversagen des
(Frankel C), zeigte sich postoperativ 1 Fall unverändert, 4 Fälle               Cages. Ein Patient zeigte, wie oben beschrieben, über ein Jahr
verbessert auf Frankel D. Bei dem Patienten mit unveränderter                   nach Operation eine ventrale Dislokation des Cages infolge einer
Lähmungsintensität zeigte sich über 1 Jahr nach erfolgtem Wir-                  Lockerung der dorsalen Instrumentierung bei Tumorprogression.
belkörperersatz bei Tumorprogredienz eine Lockerung der dor-                    Bei 2 Patienten konnte bei sicher verifizierter ventraler Fusion
salen Instrumentierung mit ventraler Dislokation des Cages und                  (Computertomographie) die dorsale Instrumentierung bei
konsekutiver Zunahme der Lähmung bis zur kompletten Quer-                       Schmerzen über dem Implantatlager entfernt werden. Die Cages
schnittlähmung, welche trotz sofortiger Reoperation verblieb.                   verblieben als ¹stand alone cagesª in situ. In 5 Fällen zeigten im
Von den 13 Patienten mit der neurologischen Ausgangssituation                   Rahmen der Nachuntersuchungen Lysezonen der Cages-Auflage-

                                                            Ulmar B et al. Wirbelkörperersatz durch expandierbare Titan-Cages. Z Orthop 2004; 142: 449 ± 455
flächen an Grund- und Deckplatten der angrenzenden Wirbel-                     Defektsituation und guter Überlebensprognose nicht gezögert
              körper. Diese waren jedoch nicht interventionswürdig und wur-                  werden, den Wirbelkörperersatz mit Cage-Systemen durchzu-
              den lediglich radiologisch kontrolliert.                                       führen [1, 2, 14, 21 ± 26].

                                                                                             Wir verwendeten expandierbare Titan-Cages. Die Implantate ha-
              Diskussion                                                                     ben Auflageflächen mit groûem Durchmesser, die mit Spikes ver-
                                                                                             sehen sind, um so eine gute Verankerung in den Grund- und
              Der Wirbelkörperersatz stellt eine effektive Methode dar, Insta-               Deckplatten der angrenzenden Wirbelkörper zu erreichen.
              bilitäten unterschiedlicher Genese an der Wirbelsäule zu behan-                Durch den Expansions-Mechanismus können beide Systeme
              deln und das Profil der vorderen Säule der Wirbelsäule wieder-                 kontinuierlich in situ distrahiert werden, was eine einfache Plat-
              herzustellen [1, 2]. Instabilitäten der Wirbelkörper können ver-               zierung in die zu überbrückende Defektstrecke ermöglicht. Die
              schiedene Ursachen haben. Bei entzündlichen Wirbelsäulen-                      axiale Belastbarkeit liegt bei ungefähr 15 kN, was eine ausrei-
              Prozessen stellt nach unserer Meinung die Implantation von me-                 chende Primärstabilität verspricht. Dies spiegeln auch unsere Er-
              tallischem Fremdmaterial nur eine Therapieoption zweiter Wahl                  gebnisse wider. Vorbeschriebene Probleme von Cages wie se-
Wirbelsäule

              dar [18] auch wenn andere Autoren über den erfolgreichen Ein-                  kundäre Dislokationen, Lockerungen oder Implantatbrüche [31,
              satz von mit autologem Knochen befüllten Titan-Cages nach ra-                  32], zeigten sich bei unseren Patienten in einem Fall bei progre-
              dikalem Debridement einer Spondylitis oder Spondylodiszitis                    dientem Plasmozytom. Die Operation mit Wirbelkörperersatz-
              berichten [20]. Die Hauptindikation für Cage-Systeme liegt bei                 Implantaten ist technisch anspruchsvoll und erfordert einen er-
              Instabilitäten von Wirbelkörpern infolge von Frakturen und ma-                 fahrenen Operateur. Sie zählt auch in unserer Abteilung nicht zu
              lignem Befall. Das Hauptziel einer Operation ist in beiden Fällen              den Standardeingriffen an der Wirbelsäule, die von allen Opera-
              eine Stabilisierung instabiler Wirbelsäulenabschnitte sowie das                teuren beherrscht wird. Eingeschränkt werden diese generellen
              präventive Ausräumen potenziell instabiler Bezirke. Instabilitä-               Aussagen angesichts der geringen Fallzahl mit 53 Fällen von
              ten infolge von Destruktion der Wirbelkörper stellen per se eine               Wirbelkörperersatz in der vorliegenden Studie. Hier wird sich si-
              Indikation zur Operation dar. Eine primäre Stabilisierung er-                  cherlich zukünftig bei weiterhin streng zu stellender Indikation
              reicht man durch eine dorsale Instrumentierung. Diese Situation                für den Wirbelkörperersatz insbesondere bei Tumorosteolysen
              ist jedoch temporär. Untersuchungen zeigten, dass im Fall von                  auch die relativ hohe Komplikationsrate bei erhöhten Fallzahlen
              Frakturen eine alleinige dorsale Instrumentierung der Biegebe-                 relativieren. Bei den von uns untersuchten Patienten ereignete
              lastung dauerhaft nicht stand hält oder es zur Ausbildung einer                sich in zwei Fällen eine letale Komplikation (perioperative me-
              sekundären Kyphose kommt [9 ± 11]. Deshalb ist ein zusätzliches                tastatische Massenblutung und Sepsis), die restlichen Komplika-
              ventrales Vorgehen zur endgültigen Stabilisierung des Segments                 tionen waren gut zu beherrschen.
              notwendig, um einem dorsalen Implantatversagen vorzubeugen
              und der Entstehung einer Kyphose entgegen zu steuern. Bei Frak-                Klinisch fanden wir in unserer Studie Ergebnisse, welche denen
454           turen kommen abhängig von der Defektgröûe ein Knochentrans-                    in der Literatur ähnlich sind. Instabilitäten der Wirbelsäule kön-
              plantat oder der Wirbelkörperersatz infrage. Eine höhere Primär-               nen zwei Hauptsymptome hervorrufen: Schmerzen und neuro-
              stabilität gegenüber Knochentransplantaten lässt sich mit Tita-                logische Ausfälle. Beide Symptome lieûen sich in unserem Pa-
              nimplantaten erreichen [28]. Alternativ zur dorso-ventralen                    tientenkollektiv mit dem Wirbelkörperersatz deutlich verbes-
              Spondylodese mit Cage besteht im Falle von osteoporotischen                    sern. Insgesamt zeigte sich eine Verbesserung der neurologi-
              Wirbelkörperfrakturen die Möglichkeit der Kyphoplastie als                     schen Ausfallssymptomatik in 48,0 % der Fälle und eine
              neuerer Methode [29].                                                          Schmerzreduktion aller Patienten um 52,6 % auf der Visuellen
                                                                                             Analog Skala (VAS). In der Literatur werden diese Ergebnisse
              Bei tumoröser Destruktion des Wirbelkörpers scheidet das allei-                weitestgehend bestätigt. Nach Wirbelkörperersatz wird hier
              nige Knochentransplantat aus. Das ventrale Vorgehen ist unter                  eine Verbesserung der neurologischen Ausfallserscheinungen in
              anderem abhängig von der zu erwartenden Überlebensprognose                     52±97 % und eine Schmerzreduktion 77±97 % berichtet [7, 30,
              [2, 21 ± 26]. Die Stabilität ventral abstützender Wirbelkörperer-              32 ± 38]. Diskrepanzen unserer Ergebnisse zu denen in der Lite-
              satzsysteme ist der alleinigen dorsalen Instrumentierung zwar                  ratur sind vermutlich auf die Heterogenität des von uns unter-
              deutlich überlegen [30], andererseits macht ein ventraler Wir-                 suchten Patientenkollektivs zurückzuführen.
              belkörperersatz nur dann Sinn, wenn der Patient lange genug
              lebt, dass er von dieser höheren Stabilität auch einen Benefit
              hat. Daher sollte die Indikation für einen Wirbelkörperersatz bei              Zusammenfassung
              Tumorpatienten in fortgeschrittenem Stadium und einer Lebens-
              erwartung < 12 Monate mit einer Wirbelsäulen-Instabilität infol-               Expandierbare Cage-Systeme erlauben ein direktes, individuelles
              ge einer Tumorosteolyse zurückhaltend gestellt werden. Berück-                 Einstellen der Defekthöhe vor Ort. In vielen Fällen kann so die
              sichtigt werden muss der palliative Charakter der Intervention                 Wiederherstellung des Wirbelsäulenprofils und Stabilisierung
              auch vor dem Hintergrund einer nicht unerheblich erhöhten                      der Defektsituation erreicht werden. Klinische Symptome wie
              Komplikationsrate in der Tumorchirurgie und der Morbidität                     neurologische Ausfälle und Schmerzen lassen sich in vielen Fäl-
              des zweiten, ventralen Zugangs. Häufig genügt hier daher die al-               len verbessern. Der Wirbelkörperersatz verhindert durch die er-
              leinige überbrückende dorsale Instrumentierung der Läsion, ge-                 reichte Primärstabilität die Entstehung einer sekundären Kypho-
              gebenenfalls kombiniert mit einer Dekompression [2, 21 ± 26].                  se. Im Fall eines malignen Grundgeschehens muss die Indikation
              Andererseits sollte nach supportiver Instrumentation bei ent-                  zum Wirbelkörperersatz unter Berücksichtigung der limitierten
              sprechender Defektsituation infolge Fraktur und bei maligner                   Lebenserwartung interdisziplinär gestellt werden. Vorteile bei-

              Ulmar B et al. Wirbelkörperersatz durch expandierbare Titan-Cages. Z Orthop 2004; 142: 449 ± 455
der Systeme sind die individuelle Adaptierbarkeit beider Cages              17
                                                                               Hertlein H, Hartl WH, Dienemann H, Schurmann M, Lob G. Thoracos-
auf die Defekthöhe in situ über einen kontinuierlich durchführ-                copic repair of thoracic spine trauma. Eur Spine J 1995; 1: 42 ± 151
                                                                            18
                                                                               Voris H C, Whisler WW, Hanigan W. Surgical management of de-
baren Aufspreizmechanismus und gewinkelte Endplatten. Da                       structive lesions of the spine. Neurochirurgica 1978; 21: 119 ± 122
beide Cage-Systeme aus Titan bestehen ist eine minimal einge-               19
                                                                               Klockner C, Valencia R. Sagittal alignement after anterior debridement
schränkte postoperative diagnostische Möglichkeit durch Kern-                  and fusion with or without additional posterior instrumentation in
spintomographie und Computertomographie gegeben und eine                       the treatment in pyogenic and tuberculous spondylodiscitis. Spine
                                                                               2003; 28: 1036 ± 1042
uneingeschränkte Anwendbarkeit adjuvanter Therapieformen                    20
                                                                               Stoltze D, Harms J. Surgical treatment of bacterial spondylitis or spon-
möglich. Die Systeme erlauben einen Wirbelkörperersatz auf al-                 dylodiscitis. Osteosyn Intern 1997; 5: 257 ± 268
len Ebenen der Wirbelsäule (s. Abb. 1 a, b und 2 a, b). Nachteil            21
                                                                               Böhm P, Huber J. The surgical treatment of bony metastases of the spi-
beider Cages ist die Rigidität der Cages, die potenziell zu einer              ne and limbs. J Bone Joint Surg [Br ] 2002; 84: 521 ± 529
                                                                            22
                                                                               Dt. Ges. f. Orthopädie und orthopäd. Chirurgie + BV d. ¾rzte f. Ortho-
Be- und Überlastung der angrenzenden Segmente und Wirbel-                      pädie (Hrsg). Leitlinien der Orthopädie: Knochenmetastasen. 2. Aufl.
körper führt. Eine ¹Überdehnungª des Bewegungssegments ist                     Dt ¾rzte-Verlag, Köln 2002
möglich. Für beide Cage-Systeme fehlen bisher Langzeitergeb-                23
                                                                               Kluger P, Korge A, Scharf HP. Strategy for treatment of patients with
nisse.                                                                         spinal neoplasms. Spinal Cord 1997; 35: 429 ± 436

                                                                                                                                                           Wirbelsäule
                                                                            24
                                                                               Korge A, Kluger P. Surgical strategy in tumor osteolyses of the thoracic
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                                                                               Kluger P , Korge A, Scharf HP. Tumorosteolysen der Rumpfwirbelsäule
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                                                                            31
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   147 ± 172                                                                   Sundaresan N, Galicich JH, Lane JM. Treatment of neoplastic epidural
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