Die Gesundheits infos. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort - EPD elektronisches Patientendossier - Informationsbroschüre für ...
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Informationsbroschüre für Gesundheitsfachpersonen Die Gesundheitsinfos. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. EPD elektronisches Patientendossier
2 Vorwort Das elektronische Patientendossier: Für eine zeitgemässe Medizin Onlinehandel, eBanking oder Reiseportale – das Internet und das Smartphone haben unseren Alltag grundlegend « verändert. Im Gesundheitswesen erleben Patientinnen Das elektronische Patientendossier und Patienten zwar eine hochmoderne Medizin – ermöglicht es, die medizinischen der Umgang mit relevanten Informationen ist jedoch Behandlungen besser zu häufig noch veraltet. Brief, Fax oder handgeschriebene koordinieren. Das erhöht die Rezepte sind immer noch in Gebrauch. Wichtige Informa Qualität der Behandlung tionen sind teilweise nicht verfügbar, unvollständig oder und die Sicherheit der Patientinnen kommen zu spät ans Ziel. und Patienten. Zudem steigert es die Effizienz. » Mit dem elektronischen Patientendossier (EPD) wird der Alain Berset, Bundesrat, Vorsteher des Eidgenössischen Austausch von medizinischen Dokumenten einfacher, Departements des Innern EDI schneller und sicherer. Adrian Schmid, Leiter eHealth Suisse, Kompetenz- und Koordinationsstelle von Bund und Kantonen
Inhalt 1. Das elektronische Patientendossier (EPD) 6 4. Wie sicher ist das EPD? 22 Was ist das EPD? Keine zentrale Datenspeicherung Was ist das EPD nicht? Zertifizierung der EPD-Anbieter Welche Dokumente sind im EPD gespeichert? Identifikationsnummer Für wen ist das EPD? Sichere Identifizierung Für wen ist das EPD nicht? Ihr Beitrag zur Sicherheit Wie verändert das EPD Ihren Alltag und den Ihrer Patientinnen und Patienten? 2. Welche Vorteile hat das EPD? 12 5. Wann wird das EPD eingeführt? 26 Bessere Behandlungsqualität und mehr Sicherheit Die EPD-Anbieter Zugriff auf relevante Informationen ohne Umwege Einführung bis 2020 Einfacher Informationsaustausch mit anderen Gesundheitsfachpersonen Rolle des Bundes und der Kantone Im Notfall sofort verfügbar So beteiligen Sie sich am EPD Langfristig positive Effekte Kosten des EPD Freie Wahl des Anbieters 3. Wie funktioniert das EPD? 16 6. Zusammengefasst 30 Dokumente der Patientinnen und Patienten einsehen Dokumente im EPD der Patienten ablegen EPD-Dokumente für die eigene Dokumentation verwenden Dokumente sortieren und filtern Zugang zum EPD erhalten Zugriffsrecht für Mitarbeitende Zugriff im medizinischen Notfall Stellvertretung im EPD Zugriffsrechte weitergeben Pflichten für Gesundheitsfachpersonen
6 1. Das elektronische Patientendossier 7 « Das EPD bedeutet einen 1. Kulturwandel. Die Beziehung Das elektronische Behandelnde-Patienten wird gestärkt und nicht ersetzt. Patientendossier Der Patient wird somit im Behandlungsprozess vermehrt Das elektronische Patientendossier (EPD) ist eine zum Partner. Sammlung persönlicher Informationen mit » Dokumenten und Daten rund um die Gesundheit Aurélie Rosemberg, Ihrer Patientinnen und Patienten. Über eine sichere Leiterin von «Mon Dossier Médical», Umsetzungsprojekt der Gesundheitsdirektion Internetverbindung sind diese Informationen des Kantons Genf jederzeit abrufbar. Ihre Patientinnen und Patienten erteilen Ihnen den Zugriff und bestimmen, wer welche Dokumente wie lange einsehen darf. Was ist das EPD? Was ist das EPD nicht? Erklärfilm unter: Das EPD ist eine Sammlung von persönlichen Do- Das EPD enthält nicht alle elektronisch erfassten www.patientendossier.ch/gfp/erklaerfilm kumenten Ihrer Patientinnen und Patienten. Diese Gesundheitsinformationen einer Patientin oder eines Dokumente enthalten für die Behandlung wichtige Patienten, sondern nur diejenigen, die für andere Informationen wie zum Beispiel den Übertrittsbe- Fachpersonen und für die weitere Behandlung rele- richt eines Spitals, den Pflegebericht der Spitex, die vant sind. Nebst dem EPD führen Sie die ausführliche Medikationsliste, Röntgenbilder oder den Impfaus- Krankengeschichte Ihrer weis. Dank des EPD sind diese Dokumente online Im EPD ist nicht die Patientinnen und Pati- verfügbar und können jederzeit abgerufen werden. ganze Krankenge- enten weiter. Sie enthält schichte abgelegt. weit mehr Informationen Das Ziel des EPD ist im Bundesgesetz über das elek- als das EPD. tronische Patientendossier (EPDG) festgehalten: «Mit dem elektronischen Patientendossier sollen die Qua- Im EPD werden keine Unterlagen von Behörden oder lität der medizinischen Krankenversicherungen abgelegt. Deshalb haben sie Das EPD ist eine Samm- Behandlung gestärkt, auch keinen Zugriff auf das EPD. lung von elektroni- die Behandlungsprozesse schen Dokumenten mit verbessert, die Patienten- Unterschied elektronische Krankengeschichte und EPD: persönlichen medizini- sicherheit erhöht und die www.patientendossier.ch/unterschied schen Informationen. Effizienz des Gesundheits- systems gesteigert sowie die Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten gefördert werden.» Informationen zum Bundesgesetz: www.patientendossier.ch/gesetz Mit dem EPD hat jede Person ihre wichtigsten Gesundheitsinformationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
8 9 Das EPD im Einsatz « Die meisten Fehler in der Medizin passieren heute Mehrere Erkrankungen – wegen Problemen mit der Kommunikation. ein EPD Welche Dokumente sind im » EPD gespeichert? Dr. med. et phil. Piet van Spijk, Im EPD sind Dokumente gespeichert, die als Medicum Wesemlin, «behandlungsrelevant» gelten. Damit sind Infor- Zentrum für ambulante Medizin, Luzern mationen gemeint, die für die Weiterbehandlung Ihrer Patientinnen und Das EPD enthält die- Patienten durch andere jenigen Informationen, Gesundheitsfachperso- die für die Behand- nen wichtig sind. Welche lung wichtig sind. Informationen dazuge- EPD Sowohl Sie als auch hören, entscheiden Sie Zudem können Patientinnen und Patienten eigene Ihre Patientinnen und als behandelnde Gesund- Dokumente im EPD ablegen, wenn sie aus deren Patienten können heitsfachperson. So legt Sicht wichtig sind. Dokumente im beispielweise eine Pfle- EPD speichern. gefachperson des Spitals Beispiel-Dokumente von Gesundheitsfachpersonen: den Übertrittsbericht im • Aktuelle Medikationsliste EPD ab, damit die Spitex-Mitarbeiterin weiss, worauf • Übertrittsbericht des Spitals nach einer Operation sie bei der Pflege einer Patientin achten muss. • Ultraschallbefund der Frauenärztin • Pflegebericht der Spitex Die Patientinnen und Patienten können allerdings • Aktualisierter Impfausweis verlangen, dass bestimmte Dokumente nicht in • Röntgenbilder Hannes Hofer hat zunehmend gesundheitliche des Diabetes hat Hannes Hofer zusätzlich eine ihrem EPD erfasst werden, oder sie können bereits abgelegte Dokumente selbst wieder löschen. Beispiel-Dokumente von Patientinnen Probleme: Er leidet an Übergewicht, Hypertonie schlecht heilende Wunde am Fuss, die intensiv und Patienten: und einem Diabetes Typ 2. Kurz nach seiner von der Spitex gepflegt werden muss. Der Mitar- • Früherer Röntgenbericht oder Laborbefund Pensionierung hatte er einen ersten Herzinfarkt. beiter der Spitex fotografiert die Wunde regelmäs- • Selbstständig geführtes Schmerztagebuch Sein Hausarzt und die Herzspezialistin sind froh, sig und stellt die Bilder ins EPD. Der Hausarzt • Blutdruckwerte aus einer App dass Hannes Hofer ein EPD hat. So sind sie im- kann so die Wundheilung überwachen, ohne dass • Brillenrezept • Patientenverfügung mer auf dem gleichen Wissensstand. Aufgrund jedes Mal eine Konsultation nötig ist. • Organspendeausweis Wenn Sie bestehende Dokumente aktualisieren, bleiben frühere Versionen im EPD verfügbar. «Behandlungsrelevante Informationen» im EPD: www.patientendossier.ch/behandlungsrelevant Im EPD sind zum Beispiel der Impfausweis, ein Röntgenbild oder die Medikationsliste gespeichert.
10 1. Das elektronische Patientendossier 11 « Wir pflegen immer häufiger und Wie verändert das EPD Ihren Alltag Für wen ist das EPD? über längere Zeit Patienten mit und den Ihrer Patientinnen und Patienten? Alle Menschen in der Schweiz können ein EPD eröff- chronischen Krankheiten. Für die nen. Das EPD ist freiwillig und kann jederzeit wieder Kontinuität, die Koordination Bisher Mit dem EPD geschlossen werden. Für und die interprofessionelle Zusam- Das EPD ist für die das Eröffnen eines EPD Bevölkerung freiwillig. braucht es die 13-stellige menarbeit spielt das EPD dabei Bei den Behandelnden AHV-Nummer (Sozialver- eine tragende Rolle. Die Informationen der Patientinnen und Patienten Der Informationsaustausch erfolgt über einen sind Spitäler, Reha- sicherungsnummer). Falls » werden per Briefpost, Fax oder E-Mail versendet. gesicherten digitalen Kanal. Kliniken, Psychiatrische jemand keine AHV-Num- Kliniken, Pflegeheime mer besitzt, wird vom Yvonne Willems Cavalli, Pflegedirektorin Spital Ente, und Geburtshäuser EPD-Anbieter eine solche Ospedaliero Cantonale, Bellinzona gesetzlich verpflichtet, beantragt. Obwohl man Die Informationen werden an ausgewählte Die Informationen stehen im EPD für Personen sich dem EPD anzu- es «Patientendossier» Empfänger adressiert. mit einem Zugriffsrecht zur Verfügung. schliessen. nennt: Um ein EPD zu eröffnen, muss man nicht krank sein. Auch eine gesundePerson kann ein EPD eröffnen. Gesundheitsfachpersonen stellen die Informationen Die Patientinnen und Patienten erteilen ihren anderen Gesundheitsfachpersonen zu. Behandelnden das Recht des Zugriffs auf ihr EPD. Laut dem Gesetz über das elektronische Patienten- dossier (EPDG) ist das EPD für folgende Institutionen, die eine stationäre Behandlung anbieten, nicht frei- willig und wird schrittweise eingeführt: Akutspitäler, Für wen ist das EPD nicht? Die Dokumente der Patientinnen und Patienten Die wichtigsten Informationen stehen über einen psychiatrische Kliniken und Rehabilitationskliniken sind an verschiedenen Orten verteilt. einheitlichen und sicheren Kanal zur Verfügung. bis April 2020 und Pflegeheime sowie Geburts Keinen Zugriff auf das EPD haben Personen und häuser bis April 2022. Organisationen, die nicht an der Behandlung von Patientinnen und Zu den genannten Zeitpunkten müssen diese Insti- Arbeitgeber und Patienten beteiligt sind. Die Patientinnen und Patienten müssen Die Dokumente sind sicher abgelegt und tutionen in der Lage sein, diejenigen Informationen Krankenversicherer Deshalb dürfen Arbeit- Unterlagen von einem Arzt zum anderen tragen gehen nicht verloren. im EPD zu speichern, die für die weitere Behandlung haben keinen Zugriff geber, Krankenversiche- (z.B. Röntgenbilder). der Patientinnen und Patienten relevant sind. Zudem auf das EPD. rer, Zusatzversicherer müssen sie dann Dokumente aus dem EPD ihrer oder Lebensversicherer. Patienten abrufen können. keinen Zugriff auf das EPD haben. Auch der Ver- Die ausgetauschten Unterlagen stammen nur Die Patientinnen und Patienten können das EPD trauensarzt einer Krankenkasse hat keinen Einblick von Gesundheitsfachpersonen. durch ihre eigenen Informationen ergänzen. Für alle anderen Gesundheitsfachpersonen ist die in die EPD-Dokumente. Teilnahme am EPD freiwillig. Dies betrifft zum Beispiel niedergelassene Ärzte, Apothekerinnen, Zugriffsberechtigte Personen im EPD: Spitex-Dienstleistende oder Physiotherapeuten. www.patientendossier.ch/zugriff Um Auszüge aus der Behandlungsdokumentation Behandlungsrelevante Informationen können zu erhalten, müssen Patientinnen und Patienten ein von Patientinnen und Patienten im EPD direkt Verpflichtung für Institutionen: Gesuch stellen. eingesehen werden. www.patientendossier.ch/wer-muss
12 2. Welche Vorteile hat das EPD? 13 « 2. Der Zugriff auf möglichst viele relevante Daten der Kranken- und Welche Vorteile hat das EPD? Medikationsgeschichte erlauben grosse Effizienzsteigerungen im Das EPD erleichtert den interprofessionellen Austausch. Apothekenalltag. Zugriff auf relevante Informationen ohne Umwege Wichtige Informationen Ihrer Patientinnen und » Patienten stehen Ihnen und anderen Gesundheitsfach Didier Ray, Apotheker, Mit dem EPD besteht in der Schweiz zum ersten Mal Apotheke zum Mohrenkönig, Stein am Rhein ein einheitlich definierter Kommunikationskanal, personen digital zur Verfügung. Die Sicherheit einer über den die wichtigsten Informationen einer Patien- Diagnose und Therapie wird dadurch erhöht, das Risiko tin oder eines Patienten abrufbar sind. von Fehlentscheiden wird gesenkt. Mit dem EPD gibt es Übertrittsberichte, die einen einheitlichen heute häufig gefaxt oder Kommunikationskanal. per Post verschickt wer- Bessere Behandlungsqualität Das Anfordern und das den, sind im EPD digital und höhere Sicherheit Versenden von Doku- verfügbar. So kann das menten erübrigen sich. EPD zum Beispiel eine Zwei der wichtigsten Ziele des EPD sind eine bessere telefonische Rückfrage Behandlungsqualität und eine höhere Patientensicher- oder das Anfordern von Dokumenten bei anderen heit. Wenn Sie als Gesundheitsfachperson einen ein- Gesundheitsfachpersonen ersetzen. Je mehr Ge- fachen Zugriff auf behandlungsrelevante Dokumente sundheitsfachpersonen, Patientinnen und Patienten haben, kommen Sie rasch zu wichtigen Informatio- am EPD-System teilnehmen, desto mehr Informatio- nen. Unnötige oder doppelte Behandlungen werden nen sind vorhanden und desto weniger Zeit geht bei vermieden. Die Sicherheit der Suche nach Informationen verloren. « Mit dem EPD wird einer Diagnose und Thera- Durch die konsequente Nutzung die Sicherheit einer pie wird erhöht, und das Therapie erhöht und Risiko von Fehlentscheiden des EPD kann der systematische das Risiko von gefähr- wird gesenkt. Medikationsabgleich bei lichen Fehlentschei- Spitaleintritt und -austritt den wird gesenkt. Ein Beispiel dafür ist der Medikationsprozess. Laut massgeblich unterstützt werden. einer Studie der «Stiftung » für Patientensicherheit» erfolgen vier bis sieben Prozent aller Spitaleintritte in der Schweiz wegen Dr. med. Liat Fishman, unerwünschter Ereignisse im Medikationsprozess – Stiftung für Patientensicherheit Schweiz weil beispielweise unverträgliche Medikamente eingenommen wurden. Ein einheitliches Dokument im EPD (zum Beispiel eine Medikationsliste) trägt dazu bei, dass alle Gesundheitsfachpersonen die aktuelle Medikation kennen und dadurch Fehler vermieden werden. Solche Effekte können zu einem effizienteren Gesundheitssystem beitragen und mittelfristig einen positiven Einfluss auf die Kostenentwicklung haben. Die Patientinnen und Patienten erteilen den Gesund- heitsfachpersonen das Zugriffsrecht auf ihr EPD.
14 2. Welche Vorteile hat das EPD? 15 Das EPD im Einsatz Kommunikation zwischen Pflegeheim und Spital Einfacher Informationsaustausch mit Im Notfall sofort verfügbar anderen Gesundheitsfachpersonen In einem medizinischen Notfall kann jemand be- Interprofessionelle Zusammenarbeit ist heute bei wusstlos oder nicht ansprechbar sein. Aber genau den meisten Gesundheitsfachpersonen Realität. in diesem Moment können Informationen wie Al Immer mehr Personen aus verschiedenen Berufs- lergien, Medikation oder bekannte Krankheiten sehr gruppen sind an einer Behandlung beteiligt. hilfreich sein. Das EPD erlaubt Ihnen in dieser Ausnahmesituation den Zugriff auch ohne ausdrück- Bereits wenn ein Patient kleinere gesundheitliche liche Zustimmung des Patienten oder der Patientin. Probleme hat, können ein Arzt, eine Apothekerin Die Patienten müssen allerdings nachträglich und ein Therapeut an der Behandlung beteiligt sein. über den Zugriff informiert werden. Dies geht zum Je mehr Gesundheits- Beispiel per E-Mail oder SMS. Das Ablegen der wich- fachpersonen einbezogen tigsten Dokumente sind, desto mehr muss EPD im EPD fördert den koordiniert und kommu Langfristig positive Effekte Austausch von Infor- niziert werden. mationen zwischen Veränderungen führen am Anfang häufig zu zusätz- verschiedenen Berufs- In der interprofessionellen lichem Aufwand. So müssen mit der Einführung des gruppen. Zusammenarbeit dient EPD bestehende Abläufe in Spitälern, bei Spitex- das EPD als gemeinsame Diensten oder Arztpraxen überprüft und allenfalls Ablage der wichtigsten Informationen. Sofern sie am angepasst werden. Das EPD teilnehmen, kann der Übertrittsbericht nach ei- Das EPD kann einen braucht Zeit und Energie. Die 87-jährige Annelies Reuter lebt seit knapp So ist diese sofort über die wichtigsten Informa- nem Spitalaufenthalt sowohl vom Hausarzt als auch positiven Einfluss auf Zudem müssen viele einem Jahr im Pflegeheim. Sie ist sich bewusst, tionen wie die aktuelle Medikationsliste von Frau von der Spitex-Mitarbeiterin oder der Apothekerin die Therapietreue Gesundheitsfachpersonen wie schnell etwas Unvorhergesehenes geschehen Reuter im Bilde. Frau Reuter hat sich zum Glück eingesehen werden. Voraussetzung ist zudem, dass Ihrer Patientinnen und auch ihre internen IT-Sys kann. Mithilfe ihrer Kinder hat sie deshalb ein nichts gebrochen und kann schon bald wieder der Patient seine aktive Rolle im Behandlungsprozess Patienten haben. teme anpassen. wahrnimmt und seine Behandelnden das Zugriffs- EPD eröffnet. Sowohl ihrem Hausarzt als auch ins Pflegeheim zurückkehren. Die diensthabende recht erteilt hat. Der einfache Austausch von Dokumenten mit Hilfe des den zuständigen Fachpersonen des Pflegeheims Pflegefachfrau kann den Übertrittsbericht des EPD wird den Zugang zu aktuellen und behandlungs- hat Frau Reuter den Zugriff auf ihr EPD erteilt. Spitals, die Röntgenbilder sowie die aktualisierte relevanten Informationen verbessern. Er unterstützt Medikationsliste gleich selbst im EPD konsultie- « die Koordination der Behandlung und die Zusammen- Leider stürzt Annelies Reuter in der Nacht und ren. Sie muss nicht mehr telefonisch nachfragen Das eImpfdossier zeigt, dass arbeit unter den Gesundheitsfachpersonen, beispiels- weise in Bezug auf die Medikation. klagt über Schmerzen in der Hüfte. Im Spital oder warten, bis diese Informationen per Post bei das EPD für Kinder- und Hausärzte erklärt sie sich damit einverstanden, dass die ihr eintreffen. grosses Potenzial hat. Die Imple- Die Patientinnen und Patienten können sich aktiver in behandelnde Ärztin Zugriff auf ihr EPD erhält. mentierung in der Primärsoftware den Behandlungsprozess einbringen. Sie haben damit die Möglichkeit, ihre Compliance (Therapietreue) zu zeigt einen stark reduzierten verbessern. Längerfristig nützt das dem gesamten Aufwand. Gesundheitssystem. » Der Nutzen von eHealth: Dr. med Franz Marty, Hausarzt, Chur www.patientendossier.ch/nutzen Informationen des Dachverbands für Heime und Institutionen: www.patientendossier.ch/curaviva
16 3. Wie funktioniert das EPD? 17 3. Wie funktioniert das EPD? Im EPD können Sie relevante Gesundheitsinformationen Dokumente der Patientinnen und EPD-Dokumente für die eigene Doku- Patienten einsehen mentation verwenden Ihrer Patientinnen und Patienten online abrufen. Zudem stellen Sie Ihre Dokumente über das EPD anderen Die wichtigste Funktion im EPD ist die Möglich- Dokumente, die aus Ihrer Sicht für die Behandlung keit, relevante Informationen der Patientinnen und relevant sind, können Sie in Ihr internes IT-System Gesundheitsfachpersonen zur Verfügung. Patienten in benutzerfreundlicher Art abrufen zu kopieren. Damit können Sie ihre eigene Dokumenta- Das Zugriffsrecht auf das EPD erhalten Sie von Ihren können. Dies geht allerdings nur, wenn Ihnen Ihre tion mit Informationen aus dem EPD ergänzen. Patientin oder Ihr Patient ein Zugriffsrecht erteilt hat Patientinnen und Patienten. und wenn die anderen Gesundheitsfachpersonen Aus dem EPD können Ihre eigene interne die behandlungsrelevanten Informationen im EPD Sie Dokumente anderer Ablage («Primärsystem») abgelegt haben. In einem medizinischen Notfall Gesundheitsfachperso- unterscheidet sich somit können Sie auch ohne explizite Berechtigung auf ein nen und der Patienten von der Ablage im EPD EPD zugreifen. in das eigene System («Sekundärsystem»). Im kopieren. EPD werden nur die wich- tigsten, behandlungsrele- Dokumente im EPD der Patienten ablegen vanten Dokumente abgelegt. Das EPD ersetzt nicht die interne Krankengeschichte, denn diese enthält Besitzt ein Patient ein EPD, geht er davon aus, dass mehr Informationen als das EPD. die wichtigsten Informationen seiner Behandlung darin abgelegt werden – auch wenn er Ihnen kein Unterschied elektronische Krankengeschichte und EPD: Zugriffsrecht erteilt. Ein explizites Zugriffsrecht www.patientendossier.ch/unterschied brauchen Sie nur, wenn Sie können jederzeit Sie Dokumente abrufen und ohne Zugriffsrecht wollen. Dokumente im EPD der Dokumente sortieren und filtern Patientinnen und Pati- Das Speichern von enten speichern. Dokumenten im EPD oder Zur besseren Übersicht können Sie Dokumente im das Abrufen aus dem EPD nach verschiedenen Kriterien sortieren oder EPD ist technisch auf verschiedene Arten möglich. filtern: zum Beispiel nach dem Entstehungsort Entweder haben Sie den direkten Zugang über Ihr (z.B. Name des Spitals) oder nach der medizinischen eigenes IT-System, oder Sie melden sich über die Zu- Fachrichtung (z.B. «Chirurgie», «Radiologie» gangswebseite Ihres zertifizierten EPD-Anbieters an. oder «Pädiatrie»). Beim Speichern eines Dokumentes bleibt das Zu Beginn werden wahrscheinlich vor allem PDF- Original immer in Ihrem IT-System (beispielsweise Dokumente im EPD gespeichert sein. Schrittweise ein Praxis- oder ein Klinikinformationssystem) werden die EPD-Informationen aber standardisiert gespeichert. Im EPD wird nur eine Kopie des und strukturiert, damit sie einheitlich und auch Dokuments abgelegt. von Computern lesbar im EPD gespeichert werden können. So können die Daten einfach automatisiert Anbindung der Behandlungs-Software ans EPD: weiterverarbeitet werden. www.patientendossier.ch/anbindung Gesundheitsfachpersonen können jederzeit behandlungsrelevante Informationen im EPD ihrer Patientinnen und Patienten abspeichern.
18 3. Wie funktioniert das EPD? 19 « Die Aktualität und die Vollständig- keit der Informationen sind für Vertraulichkeitsstufen Patientin die Behandlungskontinuität unver- von Dokumenten zichtbar. Die Einführung des Abhängig davon, ob ein Patient oder eine Patientin EPD wird für die Qualität der ver- Ihnen ein normales oder erweitertes Zugriffsrecht netzten Versorgung sowie der erteilt hat, haben Sie Zugriff auf verschiedene Vertraulichkeitsstufen: Pflege zuhause auf jeden Fall vor- teilhaft sein. Normales Zugriffsrecht Zugriff auf die » normal zugänglichen Dokumente Damit können Sie auf alle Dokumente der Stufe Dr. sc. Omar Vanoni, «Normal zugänglich» zugreifen. Direktor Fondazione Hospice Ticino Erweitertes Zugriffsrecht Zugriff auf die nor- mal und eingeschränkt zugänglichen Dokumente Mit diesem Zugriffsrecht sehen Sie zusätzlich die Dokumente der Stufe «Eingeschränkt zugänglich». Ge heim Zugang zum EPD erhalten Kein Zugriffsrecht für geheime Dokumente ng Ei ch i Damit Sie auf ein EPD zugreifen können, müssen Sie Auf die Dokumente mit der Vertraulichkeitsstufe es chr n gl änkt z ugä bei einem zertifizierten EPD-Anbieter als Teilneh- «Geheim» können Patientinnen und Patienten kein merin oder Teilnehmer angemeldet sein und über Zugriffsrecht erteilen. Diese Informationen sind nur eine sichere elektronische Identität verfügen für sie persönlich einsehbar. Nor mal zugänglich (vgl. «So beteiligen Sie sich am EPD», S. 28). Patientinnen und Patienten können sowohl die Das Wichtigste ist jedoch das Zugriffsrecht. Dieses Einstellung der Zugriffsrechte als auch die Vertrau- erteilt Ihnen die Patientin oder der Patient direkt lichkeitsstufe einzelner Dokumente jederzeit ändern. oder indirekt, indem er Sie oder eine Gruppe von Sie können ein Zugriffsrecht befristen oder eine Gesundheitsfachpersonen berechtigt, der Sie persön- Gesundheitsfachperson vollständig ausschliessen. Zugriffsrechte für lich angehören. Eine solche Gruppe ist zum Beispiel Das Zugriffsrecht für Gruppen von Gesundheitsfach- Gesundheitsfachpersonen eine Abteilung in einem Spital, eine Gruppenpraxis, personen muss immer befristet sein. eine Apotheke oder eine Patientin Gesundheitsfachpersonen Ihre Patientin oder Ihr Spitex-Einheit. Patient kann Ihnen ein Zugriffsrecht für Mitarbeitende normales oder erwei- Um die Zugriffsrechte zu tertes Zugriffsrecht er- steuern, können Patien- Sie können Ihre Mitarbeitenden, die sogenannten teilen oder den Zugriff tinnen und Patienten ihre «Hilfspersonen», damit beauftragen, das EPD an Ihrer Zugriffsrecht Zugriffsrecht ohne ganz ausschliessen. Dokumente jederzeit einer Stelle zu verwalten. So Erweitert Normal Zugriffsrecht der drei Vertraulichkeits- Sie können die kann zum Beispiel eine stufen «Normal zugänglich», «Eingeschränkt zugäng- Verwaltung des EPD Praxisassistentin in Ihrem Vertraulichkeitsstufe lich» oder «Geheim» zuordnen. Im Normalfall werden Ihren Mitarbeitenden Auftrag Dokumente ab- Normal zugänglich Ihre neu eingestellten medizinischen Daten automa- übertragen. rufen, kopieren oder im tisch der Vertraulichkeitsstufe «Normal zugänglich» EPD ablegen. zugeordnet. Als Gesundheitsfachperson können Sie Vertraulichkeitsstufe Eingeschränkt zugänglich im Einzellfall ein Dokument auch der Stufe «Einge- Diese «Hilfspersonen» handeln immer im Namen und schränkt zugänglich» zuordnen, wenn beispielswei- Auftrag der verantwortlichen Gesundheitsfachperson se eine Patientin dies bei einer ihr unangenehmen und besitzen die gleichen Zugriffsrechte wie diese. Vertraulichkeitsstufe Diagnose wünscht. Geheim
20 21 Das EPD im Einsatz « Für die Pflege der Bewohnenden sind medizinische Informationen Zusammenarbeit zwischen anderer Leistungserbringer für die Pflegeinstitutionen sehr wichtig Hausarzt und Apothekerin Zugriff im medizinischen Notfall – und damit auch das EPD. Nur in einem medizinischen Notfall können Sie ohne » Zugriffsrecht auf das EPD eines Patienten oder einer Anna Jörger, CURAVIVA Schweiz Patientin zugreifen. In diesem Fall können Sie die normal zugänglichen Dokumente abrufen. Die Patientinnen und Patienten haben jedoch die Möglichkeit, diese Einstellung zu erweitern oder den Notfallzugriff grundsätzlich auszuschliessen. Stellvertretung im EPD Pflichten für Gesundheitsfachpersonen EPD Wenn ein Patient oder eine Patientin das eigene Mit dem EPD steht Ihnen eine neue Informations- EPD selbst nicht verwalten möchte, kann er oder quelle zur Verfügung. An der bestehenden Sorgfalts- sie diese Aufgabe stellvertretend einer Vertrauens- pflicht ändert das nichts. Wie bisher entscheiden person übergeben. Dies kann eine Person aus dem Sie in der konkreten Situation, welche Informationen privaten Umfeld, aber auch eine Gesundheitsfach- Sie wo beschaffen und bei Ihrer Arbeit berück- person sein. Die stellver- sichtigen wollen. Patientinnen und Pa- tretende Person hat die tienten können eine gleichen Rechte wie der Das EPD ist nicht als Ablage für sämtliche Unter Stellvertretung für die Patient oder die Patientin lagen und Informationen der Patientinnen und Verwaltung ihres EPD und kann das ganze Patienten konzipiert. Nur Dokumente, die für die Monika Wegmüller, eine 75-jährige multimor- hat die Apothekerin einen Überblick über Frau bestimmen. Kinder Dossier einsehen. weitere Behandlung notwendig sind, gehören in ein bide Patientin, wird wegen eines Vorhofflimmerns Wegmüllers aktuelle Medikation und hat da- können durch ihre Eltern EPD. Deshalb sollten Sie darauf achten, nur behand- mit Rivaroxaban (Xarelto) Tbl. 20mg behandelt. bei eine Interaktion zwischen Ibuprofen und vertreten werden. Für Kinder und urteilsun- lungsrelevante Informationen im EPD abzulegen. fähige Personen kann Die Kreatininwerte werden regelmässig in der Rivaroxaban erkannt. eine rechtmässige Vertretung stellvertretend ein Gesundheitsfach- Die Patientin oder der hausärztlichen Gruppenpraxis überprüft. Die EPD eröffnen und verwalten: beispielsweise die personen müssen Patient müssen dabei Nierenfunktion befindet sich altersentsprechend Nach Rücksprache mit dem Hausarzt wird fest- Eltern als Stellvertreter für ihre Kinder oder der behandlungsrelevante nicht jedes Mal nach im Normbereich. Neben der Medikationsliste gelegt, dass die Patientin für die Dauer der Ein- Beistand als Stellvertreter für eine Person unter Dokumente im EPD ihrer Einwilligung gefragt in der elektronischen Krankengeschichte der nahme von Ibuprofen zusätzlich Pantoprazol umfassender Beistandschaft. ablegen. Sie sind nicht werden. Hat Ihre Patientin verpflichtet, alle Inhalte oder Ihr Patient ein EPD, Gruppenpraxis ist die Medikation auch im EPD 40mg Tbl. einmal täglich einnimmt. Frau Weg- des EPD zu kennen. können Sie davon aus- von Frau Wegmüller erfasst. müller erhält das Pantoprazol direkt in der Apo- Zugriffsrechte weitergeben gehen, dass sie einver- theke und wird darüber informiert, dass sie sich standen sind, wenn darin Dokumente gespeichert Eines Tages ruft die Apothekerin aus der lokalen beim Hausarzt melden solle, falls die Beschwer- Wenn Sie und Ihr Patient beim gleichen EPD-Anbie- werden. Im Einzelfall kann eine Patientin oder Apotheke den Hausarzt an und informiert, den länger als eine Woche anhalten würden. ter sind, kann er Sie ermächtigen, Ihr Zugriffsrecht ein Patient aber verlangen, dass die Dokumente auf weitere Gesundheitsfachpersonen zu übertra- zur aktuellen Behandlung nicht im EPD dass die Patientin Wegmüller mit einem Rezept Die Apothekerin erfasst die Informationen in gen. So kann zum Beispiel ein Hausarzt sein eigenes gespeichert werden. von einem Facharzt für Ibuprofen Tbl. 600mg Frau Wegmüllers EPD, so dass auch der Facharzt Zugriffsrecht auf die Radiologin übertragen, an die in die Apotheke gekommen sei. Dank dem EPD über den Therapieentscheid informiert ist. er eine Patientin überwiesen hat. Sie können jedoch Praxis-Leitfaden der Verbindung der Schweizer nur dasjenige Zugriffsrecht weitergeben, dass Sie Ärztinnen und Ärzte FMH: Bericht der Interprofessionellen Arbeitsgruppe IPAG zur eMedikation: www.patientendossier.ch/FMH-Leitfaden www.patientendossier.ch/eMedikation selbst besitzen.
22 4. Wie sicher ist das EPD? 23 4. Wie sicher ist das EPD? Der Datenschutz und die Datensicherheit sind beim Keine zentrale Datenspeicherung EPD von zentraler Bedeutung. Dafür sorgen das Daten Das EPD wird in der Schweiz nicht zentral, sondern schutzgesetz und das Bundesgesetz zum EPD. Jeder dezentral eingeführt. Es ist ein Zusammenschluss von regionalen Umsetzungsprojeken. Die rechtlichen Vor- EPD-Anbieter wird umfassend geprüft, zertifiziert und gaben und Regeln sind aber schweizweit die gleichen. regelmässig kontrolliert. Damit wird sichergestellt, dass Die Datenspeicher Es gibt mehrere Gründe, die Dokumente im EPD vor fremden Zugriffen befinden sich in der warum das EPD nicht geschützt und sicher abgelegt sind. Schweiz an verschie- zentral eingeführt wird. denen Orten. Erstens kann ein nationales Grossprojekt die regionalen Besonderheiten des föderalen Gesundheitssystems in der Schweiz nicht berücksichtigen. Verantwortlich für die Gesundheitsversorgung sind die Kantone. Das EPD muss deshalb in den Versorgungsregionen verankert sein und dort von der Bevölkerung und den Gesund- heitsfachpersonen genutzt werden. Zweitens hat der dezentrale Ansatz Vorteile für die Datensicherheit. Denn es gibt nicht einen einzigen Ort, an dem alle EPD-Dokumente gespeichert sind. Alle Da- tenspeicher müssen sich aber in der Schweiz befinden. Zertifizierung der EPD-Anbieter « Gesundheitsdaten sind besonders Das Bundesgesetz über das elektronische Patienten- dossier (EPDG) schreibt vor, wie das EPD organisiert schützenswert. Die Patientinnen und technisch abgesichert sein muss. Jeder Anbieter und Patienten müssen darauf des EPD wird geprüft, zertifiziert und regelmässig vertrauen können, dass ihre Daten kontrolliert. Zertifizierte EPD-Umsetzungen dürfen das offizielle EPD-Sicherheitslabel verwenden. Damit nach den höchsten Standards wird erkennbar, dass es sich um einen Anbieter han- geschützt sind und nur für den delt, der alle Vorgaben des Bundes zum EPD einhält. Zweck des EPD verwendet werden. Einige Anbieter werden nicht nur das EPD realisieren, Für den Erfolg des EPD werden sondern zusätzliche, kostenpflichtige Dienste anbieten. deshalb der Datenschutz und die Für die Anwenderinnen und Anwender muss aber Transparenz entscheidend sein. immer klar ersichtlich sein, ob sie sich gerade im geschützten EPD-Bereich befinden, oder ob sie einen » der zusätzlichen Dienste nutzen. Das können sie jeder- Adrian Lobsiger, Eidg. Datenschutz- und zeit am EPD-Logo ablesen. Öffentlichkeitsbeauftragter Zertifizierte EPD-Anbieter sind mit dem Sicherheitslabel gekennzeichnet.
24 25 Das EPD im Einsatz « Wir sehen im EPD einen Fortschritt für die interprofessionelle Zusammenarbeit, weil damit Identifikationsnummern Patienteninformationen für die Spitex zeitnah verfügbar sind und Das Notfall-Team im Einsatz so die Patientensicherheit erhöht Für die sichere Identifikation einer Person reichen werden kann. ein paar Informationen wie z. B. der Name oder das » Geburtsdatum nicht aus. Es könnte vorkommen, dass medizinische Informationen der falschen Person Esther Bättig, Spitex Schweiz EPD zugeordnet werden. Dank der eindeutigen Das kann für die betrof- Patienten-Identifika- fenen Patientinnen und tionsnummer werden Patienten gefährlich sein. gefährliche Verwechs- lungen vermieden. Deshalb wurde für das Ihr Beitrag zur Sicherheit EPD eine neue eindeutige Nummer geschaffen: Die Patienten-Identifikations- Die Sicherheit des EPD wird unter anderem mit der nummer. Sobald sich jemand für die Eröffnung eines Zertifizierung aller EPD-Anbieter und der sicheren EPD anmeldet, wird ihm oder ihr diese Nummer vom Identifizierung sichergestellt. Dennoch bleibt ein Bund neu zugeteilt. Restrisiko. Mit einigen wenigen Massnahmen kön- nen Sie selbst zu einem höheren Sicherheitsstandard Als Identifikationsnummer für die Gesundheitsfach- beitragen. Dazu gehören zum Beispiel: personen wird die GLN-Nummer (Global Location Number) verwendet. Auch Hilfspersonen erhalten • Den Richtlinien des EPD-Anbieters für die zu diesem Zweck eine GLN-Nummer. IT-Sicherheit folgen • Die Zugangsinformationen für das EPD geheim Eva Nussbaum wird von einem Auto angefahren spritzen muss. Zudem hat sie eine halten, nicht an andere Personen weitergeben und bleibt bewusstlos liegen. Nach kurzer Zeit ist schwere Nierenkrankheit. Entsprechend veran- Sichere Identifizierung und nicht die gleichen Zugangsinformationen das von Passanten alarmierte Ambulanzfahrzeug lasst Irina Ziegler sofort die Laboruntersuchun- für andere Dienste verwenden Ob Gesundheitsfachpersonen, Hilfspersonen, • Computer bei kurzfristigen Abwesenheiten zur Stelle. Der verantwortliche Rettungssanitäter gen, um die Einstellung des Diabetes zu erfahren Patienten oder Stellvertreter: Alle Personen, die am sperren Josef Kuhn stellt bei Eva Nussbaum eine Schädel und die Dosierung der Medikamente anpassen zu EPD beteiligt sind, müssen über eine sichere elektro- • Keine Anhänge oder Links von unbekannten hirnverletzung fest. Er findet bei ihr einen Aus- können. Sie erhält so vom EPD wichtige medizi- nische Identität verfügen. E-Mail-Adressen öffnen weis mit ihren Personalien und dem Hinweis, nische Informationen, auch wenn ihr Eva Nuss- dass sie ein EPD besitzt. Josef Kuhn orientiert baum kein Zugriffsrecht geben kann. Um sich beim EPD anzumelden, braucht es mindes- Datenschutz und Datensicherheit im EPD: tens zwei Merkmale: In der Regel ist das nebst dem www.patientendossier.ch/datenschutz das nahe Kantonsspital über die Situation und Passwort eine weitere Bestätigungsmöglichkeit, bereitet Frau Nussbaum für den Transport in Noch während des Transports ins Kantonsspital zum Beispiel mittels eines Mobiltelefons oder über der Ambulanz vor. nimmt Irina Ziegler Kontakt mit Frau Nussbaums das Identitätsmittel, welches Sie bereits in Ihrem Hausarzt Matthias Bürger auf, um sich über all- Berufsalltag verwenden. Unterdessen organisiert die Dienstärztin Irina fällige weitere gesundheitliche Probleme ins Bild Ziegler im Kantonsspital die notwendigen zu setzen. Später im Zimmer wird Eva Nussbaum Untersuchungen. Mit dem Notfallzugriff ruft sie vom Personal informiert, dass Irina Ziegler das EPD von Frau Nussbaum auf und erfährt, notfallmässig auf ihr EPD zugegriffen hat. dass sie an einem Diabetes leidet und Insulin
26 5. Wann wird das EPD eingeführt? 27 5. Wann wird das EPD eingeführt? Das EPD wird in der Schweiz schrittweise eingeführt. Die EPD-Anbieter Rolle des Bundes und der Kantone Im Frühjahr 2020 wird es auch in Ihrer Region verfügbar Anbieter eines EPD sind organisatorische Zusammen- Die rechtlichen Grundlagen und Standards für das sein. Sie können frei wählen, welchem EPD-Anbieter schlüsse von Gesundheitsfachpersonen und ihren EPD gelten schweizweit. Diese Vorgaben macht der Einrichtungen: sogenannte «Gemeinschaften» oder Bund. Daneben ist der Bund auch für die zentralen Sie sich anschliessen wollen. Nationale Vorgaben sorgen «Stammgemeinschaften». Mitglieder einer (Stamm-) Abfragedienste verantwortlich. dafür, dass alle EPD-Anbieter dieselben technischen Gemeinschaft sind etwa Spitäler, Pflegeheime, Dazu gehört zum Beispiel das EPD-Verzeichnis mit Geburtshäuser, Arztpraxen, Apotheken, Spitex- allen teilnehmenden Gesundheitsfachpersonen und Standards verwenden, so dass der Informationsaustausch Dienste oder Rehabili- Gruppen von Gesundheitsfachpersonen. So finden reibungslos funktioniert. Die EPD-Anbieter sind tationsliniken. Die EPD- die Patientinnen und Patienten ihre Gesundheits- Zusammenschlüsse von (Stamm-) Gemeinschaften fachperson und können ihnen das Zugriffsrecht Gesundheitsfachperso- können dezentral in den erteilen. Tragen Sie sich bei unserem Benachrichtigungsdienst ein. Sie werden informiert, sobald erste EPD-Angebote auf nen und ihren Einrich- Versorgungsregionen Der Bund ist für die dem Markt verfügbar sind: tungen, sogenannte entstehen. Denkbar sind Gesetzgebung, die Die Kantone als Verant- www.patientendossier.ch/gfp/benachrichtigung «Gemeinschaften». auch nationale EPD- national einheitlichen wortliche für die Gesund- (Stamm-)Gemeinschaften, Standards und die zen- heitsversorgung achten die bestimmte Berufsgruppen ansprechen – zum tralen Abfragedienste darauf, dass sich in ihrer Beispiel eine Stammgemeinschaft der Apotheken verantwortlich. Region EPD-Anbieter oder der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. etablieren. Zum Teil unter- stützen die Kantone auch den Aufbau und den Be- Stammgemeinschaften müssen mehr Anforderungen trieb der EPD-Anbieter in ihrem Versorgungsgebiet. EPD erfüllen als Gemeinschaften, da die Bevölkerung elektronisches Patientendossier EPD elektronisches ihr EPD nur in den Stammgemeinschaften eröffnen Gemeinsam haben der Bund und die Kantone Patientendossier kann. Die Stammgemeinschaften informieren die die Koordinations- und Kompetenzstelle Patientinnen und Patienten umfassend über das «eHealth Suisse» eingerichtet, die seit 2008 die EPD elektronisches EPD, lassen die Einwilligung der Patienten persönlich Arbeiten rund um das EPD und die digitale Patientendossier oder digital rechtsgültig unterschreiben und eröff- Vernetzung im Gesundheitswesen koordiniert. DEP dossier électronique nen anschliessend deren Dossier. du patient Kompetenz- und Koordinationsstelle eHealth Suisse: EPD elektronisches Weil es verschiedene EPD-Anbieter gibt, wird das www.e-health-suisse.ch Patientendossier EPD elektronisches EPD nicht überall gleich aussehen. Patientendossier EPD elektronisches Patientendossier Liste der EPD-Anbieter: www.patientendossier.ch/gfp/anbieter DEP dossier électronique du patient CIP cartella informatizzata « Die Digitalisierung des del paziente DEP dossier électronique du patient Einführung bis 2020 Gesundheitswesens ist losgetreten Das EPD wird schrittweise eingeführt. Im Frühjahr und entspricht einem Bedürfnis 2020 wird es auch in Ihrer Region verfügbar sein. der Schweizerinnen und Schweizer. Wenn Sie sich beim EPD-Benachrichtungsdienst registrieren, werden Sie rechtzeitig informiert. » Lukas Golder, Forschungsinstitut gfs.bern In der Schweiz wird es mehrere regionale oder nationale EPD-Anbieter geben.
28 29 Das EPD im Einsatz « Menge bringt Nutzen – je mehr Keiner zu klein für So beteiligen Sie sich am EPD beim EPD mitmachen, desto grösser der Nutzen. das EPD » 1. Wahl des EPD-Anbieters Hansjörg Looser, Leiter E-Health, Kanton St. Gallen Auf www.patientendossier.ch finden Sie alle zertifi- zierten Anbieter mit den wichtigsten Angaben. Falls Sie in einer Gesundheitsinstitution arbeiten, wird diese möglicherweise darüber entscheiden, welcher EPD-(Stamm-)Gemeinschaft sie beitritt. EPD EPD EPEPDD 2. Aufnahmeprozess Für die Aufnahme einer Gesundheitsfachperson in eine EPD-(Stamm-)Gemeinschaft gibt es einen klar Kosten des EPD EPD EPD EPD EPD definierten Prozess, über den Sie Ihr EPD-Anbieter informiert. An die Gemeinschaft angeschlossen Die EPD-Anbieter entscheiden selbst, ob sie für das wird immer eine Gesundheitseinrichtung, nicht eine EPD eine Gebühr verlangen. Sie müssen für das EPD Einzelperson. Das heisst z. B.: Auch als selbstständi- eine tragfähige Finanzierung finden. Denkbar sind ge Hebamme beteiligen Sie sich am EPD, indem Sie dafür Beiträge der Kantone, Mitgliederbeiträge der zunächst Ihren Einzelbetrieb anschliessen. angeschlossenen Gesundheitseinrichtungen oder kostenpflichtige Zusatzdienste zum EPD. Der Aufbau 3. Erfassung im EPD-Teilnehmerverzeichnis des EPD wird vom Bund mit 30 Millionen Franken Sobald Sie beim EPD angemeldet sind, werden unterstützt. Sie im EPD-Teilnehmerverzeichnis erfasst. So können Marie Leblanc und Marius Meier haben zwei So können sie die Verwaltung der EPDs ihrer Kin- Patientinnen und Patienten Sie in ihrem EPD einfach und schnell finden und Ihnen bei Bedarf das Freie Wahl des Anbieters minderjährige Kinder, einen Sohn und eine Toch- der übernehmen. Sie geben dem Kinderarzt und Zugriffsrecht erteilen. ter. Sie möchten für beide ein EPD eröffnen, um der Dorfapothekerin jeweils Zugriffsrechte und Patientinnen und Patienten können den Anbieter des darin die Informationen zu den Kinderkrankhei- legen die Gesundheitshefte der Kinder im EPD ab. 4. Technischer Anschluss an das EPD EPD unter den Stammgemeinschaften frei wählen ten und Impfungen festzuhalten. Marie Leblanc Sobald die Kinder alt genug sind, können sie ihr Der Zugang zum EPD ist entweder über eine Zu- und jederzeit wechseln. Auch die Gesundheitsfach- eröffnet für beide Kinder je ein EPD und lässt sich EPD selbst verwalten und die Stellvertretung ihrer gangswebseite oder direkt über Ihre eigene Behand- personen oder Gesundheitseinrichtungen, die am EPD lungssoftware möglich. Allenfalls müssen Sie von teilnehmen wollen oder müssen, sind frei in der Wahl und ihren Mann als «Stellvertreter» registrieren. Eltern aufheben. den Herstellern Ihres IT-Systems verlangen, dass Sie ihrer (Stamm-)Gemeinschaft, sofern die Kantone ihren den Zugang zum EPD technisch ermöglichen. Gesundheitseinrichtungen die Wahlfreiheit gewähren. 5. Arbeiten mit dem EPD Während Patientinnen und Patienten jeweils nur bei Nun können Sie die Gesundheitsinformationen Ihrer einem EPD-Anbieter angemeldet sein dürfen, können Patientinnen und Patienten abrufen und mit Ihren Sie als Gesundheitsfachperson bei mehr als einem Dokumenten weiteren zertifizierten EPD-Anbieter angemeldet sein. Dies Um am EPD teilzuneh- Gesundheitsfachpersonen kann etwa sinnvoll sein, wenn Sie bei zwei Instituti- men, müssen Sie sich die Möglichkeit geben, onen arbeiten, die nicht beim gleichen EPD-Anbieter einer Gemeinschaft darauf zuzugreifen. sind – zum Beispiel eine Orthopädin, die eine eigene anschliessen und deren Praxis führt und gleichzeitig als Belegärztin in einem Eintrittsprozess durch- Spital arbeitet. laufen.
30 6. Zusammengefasst Dokumente an einem Ort Offene Fragen? Hier finden Sie Das EPD ist eine Sammlung von persönlichen Informationen mit elektro Antworten auf die häufigsten Fragen: www.patientendossier.ch/gfp/FAQ nischen Dokumenten und Daten rund um die Gesundheit Ihrer Patientinnen und Patienten. Beteiligt sind Patienten als Besitzer des EPD und Gesund- Begriffserklärungen rund um das Thema heitsfachpersonen als Teilnehmende. EPD finden Sie unter: www.patientendossier.ch/glossar Pflicht für Einrichtungen mit stationären Behandlungen Akutspitäler, Rehabilitationskliniken, Psychiatrische Kliniken (bis April 2020) und Pflegeheime sowie Geburtshäuser (bis April 2022) müssen sich dem EPD anschliessen. Freiwillig für andere Gesundheitsfachpersonen und die Bevölkerung Alle übrigen Gesundheitsfachpersonen wie zum Beispiel niedergelassene Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker oder Spitex-Dienstleistende können sich freiwillig am EPD beteiligen. Für Patientinnen und Patienten ist das EPD ebenfalls freiwillig. Zugriff auf das EPD Patientinnen und Patienten bestimmen, welche Gesundheitsfachperson oder welche Gruppe von Gesundheitsfachpersonen welche Dokumente in welchem Zeitraum einsehen darf. Sie erteilen Ihnen ein Zugriffsrecht. Vertraulichkeitsstufen der Dokumente Patientinnen und Patienten können die medizinischen Dokumente im EPD einer von drei Vertraulichkeitsstufen zuordnen: «normal», «eingeschränkt» oder «geheim». Stellvertretung im EPD Patientinnen und Patienten können eine Vertrauensperson bestimmen, die ihr EPD stellvertretend für sie verwaltet. Verfügbar V1.1-11.2018 Das EPD wird im Frühjahr 2020 in allen Regionen der Schweiz 311.214.d verfügbar sein. © eHealth Suisse Herausgeber: eHealth Suisse, Kompetenz- und Koordinationsstelle von Bund und Kantonen, Schwarzenburgstrasse 157, 3003 Bern, Schweiz 1. Auflage, Januar 2018 Bei Rückfragen und Bestellungen weiterer Publikationen kontaktieren Sie uns bitte per E-Mail: info@e-health-suisse.ch Hinweis: Die auf den Seiten 9, 14, 21, 25 und 29 erwähnten Personennamen sind erfundene Namen.
32 Bleiben Sie informiert. Das EPD wird im Frühjahr 2020 in allen Regionen der Schweiz verfügbar sein. Das EPDG verlangt, dass Gesundheitsfachpersonen in Spitälern bis 2020 und in Pflegeheimen bis 2022 am EPD angeschlossen sind. Alle übrigen Gesundheitsfachpersonen können sich freiwillig am EPD beteiligen. Für Patientinnen und Patienten ist das EPD ebenfalls freiwillig. Möchten Sie nichts verpassen? Tragen Sie sich auf unserer Webseite ein. Wir benachrichtigen Sie, sobald das EPD in Ihrer Region verfügbar ist: www.patientendossier.ch/gfp/benachrichtigung Erfahren Sie noch mehr unter: www.patientendossier.ch
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