WIRTSCHAFT - CK Venture Capital
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WIRTSCHAFT Katja Ruhnke und Conny Hörl, CK Venture Die Schwestern suchen nach „Geschäftsideen, mit denen die Welt ein bisschen besser wird“. Am liebsten sind ihnen Ideen von Frauen. Treiben sie also Idealismus und Feminismus als Investorinnen an? „Nein“, sagt Ruhnke. „Wir wollen Rendite, wir wollen Gewinn erzielen. Aber wenn die Wirtschaft in diesem Land zukunftsfähig bleiben will, braucht es in beiden Bereichen viel mehr Kapital“ 50 FOCUS 4/2022
G RÜ N D E R Z E I T- S E R I E E VON FOC RI E US EINE S N E U ER Z E I T DE G R Ü NTe il 2 &F O CU S - MONE Y Das Geld der Frauen und die Macht e Gründerszene auf Investorinnen mischen di ich geprägten Branche und fordern in einer männl chhaltigkeit ein. Ob mehr Diversität und Na nschweren Unicorn ein Start-up zum milliarde ? Ist ihnen egal. Lieb er stecken sie ihr Geld w ird gfristig erfolgreich sind in Zebras: Firmen, die lan TEXT VON DA NI EL A SC HR ÖD ER 51
W IRTSCH A FT Prozent. Bei den klassischen Wagnis- an der IU Internationalen Hochschule kapitalgebern ist das Verhältnis noch München. Es sind also Persönlichkeits- unausgeglichener: Lediglich drei Prozent unterschiede, die beim (Nicht-)Gründen der deutschen Venture-Capital-Firmen eine Rolle spielen. Dabei sind die wich- werden von Frauen geführt. Das heißt: tigsten Eigenschaften für ein Gründer- Welche Gründer das nötige Geld bekom- team Erfahrung, Talent, Vertrauen und men, darüber entscheiden in erster Linie gegenseitiger Respekt: Nichts davon hat Männer. mit dem Geschlecht zu tun. Doch nach und nach ändert sich das. Wie Ruhnke werden mehr Frauen als Männer finden leichter Investoren Investorinnen aktiv. Sie steigen als Busi- Eine Hürde beim Gründen ist und bleibt ness Angel bei Start-ups ein. Sie betrei- allerdings das Geld – besonders für Von Geldgebern hatte Katja Ruhnke ben Investmentfonds, die Kapital bewusst Frauen. Der Bundesverband Deutsche anfangs eine völlig falsche Vorstellung. an weibliche Gründerteams geben. Sie Startups lässt jedes Jahr die Lage für „Für mich war das die Welt von ‚Die bauen Netzwerke auf, die Gründerinnen Gründerinnen analysieren. Dem jüngs- Höhle der Löwen‘“, sagt sie. „Chef von mit erfahrenen Wirtschaftsfrauen zusam- ten Bericht zufolge will sich jedes dritte mindestens drei Dax-Konzernen sein, menbringen. Eines haben die Investorin- der frauengeführten Start-ups über Busi- einen Homeshopping-Kanal haben und nen dabei gemeinsam: Sie wollen, dass ness Angel finanzieren – tatsächlich aber ein Vertriebsnetzwerk von hier bis in die mehr Frauen Unternehmerinnen werden. klappt es nicht einmal bei jedem zehn- USA, so sah mein Bild eines Investors Der Gedanke dahinter: mehr Investorin- ten. Wagniskapital streben 14,9 Prozent aus.“ Sie lacht. „Ist natürlich alles totaler nen, mehr Start-up-Gründerinnen, mehr der Gründerinnen an – nur 1,6 Prozent Quatsch.“ Vielfalt und Wachstum in der Wirtschaft. bekommen es. Im Sommer 2019 nahm ein Freund Von einem „Funding Gap“ sprechen Ruhnke, die aus einer Münchner Unter- Am Ende zählt die Rendite Experten. Denn Männer tun sich sehr viel nehmerfamilie stammt, mit zu ihrem Ruhnke und ihre Schwester suchen be- leichter, hohe Summen für ihre Geschäfts- ersten Start-up-Event. Junge Firmen wusst nach „Geschäftsideen, mit denen ideen einzusammeln: Während bei den präsentierten sich dabei Investoren. „Das die Welt ein bisschen besser wird“. Am weiblich geführten Start-ups nur jedes war alles andere als ,Höhle der Löwen‘“, liebsten sind ihnen Ideen von Frauen. zwanzigste eine Million Euro oder mehr sagt Ruhnke. Kurz darauf unterschrieb sie Treiben sie also Idealismus und Feminis- bei einer Venture-Capital-Finanzierung ihren ersten Investmentvertrag. mus als Investmentmotivation? „Nein“, erhält, ist es bei den männlich geführten Heute ist Ruhnke, 42, zusammen mit sagt Ruhnke. „Wir wollen Rendite, wir mehr als jedes vierte. Die Boston Consul- ihrer Schwester Conny Hörl, 47, als Busi- wollen Gewinn erzielen. Aber wenn die ting Group ermittelte: Der Durchschnitt ness Angel an elf Start-ups beteiligt. Busi- Wirtschaft in diesem Land zukunftsfähig aller Investments, die ein ness Angel heißt: Sie geben den Grün- bleiben will, braucht es in beiden Berei- Start-up in Deutschland dern nicht nur Geld, sondern investieren chen viel mehr Kapital.“ über alle Finanzierungs- auch ihre Expertise, agieren als Mentor 2021 lag der Anteil der Gründerinnen phasen bekommt, beträgt und Coach. Zusätzlich haben die bei- gerade einmal bei 17,7 Prozent. Für die bei männlich geführten Fir- den einen Investmentfonds für Start-ups Wirtschaft bedeutet das: viel unausge- men 10,6 Millionen Euro. aufgelegt und eine Beteiligungsgesell- schöpftes Potenzial. Denn mehr Grün- Gründerinnen hingegen schaft gegründet, CK Venture Capital. dungen stärken nicht nur den Stand- erhalten mit 3,5 Millionen Geld bekommen hat von ihnen zum Bei- ort Deutschland. Weibliche Start-ups Euro knapp ein Drittel. spiel bereits ein Start-up, das per sind auch erfolgreicher als rein „Investoren bewerten Drohne Wälder aufforstet, oder männliche Teams. Das zumin- weiblich geführte Unter- eines, das per Blockchain Kun- dest rechnet die Unternehmens- nehmen schlechter“, so die dendaten sichert und verifiziert. beratung Boston Consulting vor: These der BCG-Experten. Ruhnke war zunächst gar nicht Für jeden investierten VC-Dollar Der Wert von Neugründun- bewusst, wie sehr sie in ihrer erwirtschaften Gründer 31 Cent gen mit Männern an der Rolle als Investorin heraussticht. Umsatz, Gründerinnen hingegen Spitze werde im Durch- „Seltsam, warum bin ich die bringen es auf 78 Cent. schnitt 16,4-mal höher ein- einzige Frau im Raum?“, frag- »Wir Warum so wenige Frauen in geschätzt. Nur warum? te sie sich, als sie zu ihrem ers- suchen Deutschland als Unternehmerin- Wissenschaftler sehen eine Ursache in ten Treffen mit Gründern kam. Die Antwort fand sie schnell: Start-ups, nen starten, dafür gibt es diverse Gründe. Zweifel, ob sich Familie einer unbewussten Ungleichbehandlung der Geschlechter auf Seiten der Inves- Fotos: Jonas Ratermann für FOCUS-Magazin, weil die deutsche Start-up-Sze- bei denen und Firma vereinbaren lassen. toren. Das fängt schon beim Pitch an, dpa, laif (2), Lena Petersen/NDR ne nun mal von Männern domi- Diversity Der männerdominierte Techno- bei dem sich die Start-ups den Geldge- niert ist. „Es gibt kaum Frauen, logiefokus der Start-up-Szene. bern präsentieren. „Gründer sollen über die ein Unternehmen gründen“, im Kern Und: ein zu kritisches Abwägen Chancen und Visionen für ihr Start-up sagt Ruhnke. „Und es gibt noch des Unter- der Geschäftsidee. „Männer sprechen. Fragen an Gründerinnen zielen weniger Frauen, die in Gründer nehmens sagen ‚Mach ich mal, versuch oft auf potenzielle Probleme und Risi- investieren.“ Das Business Angel Netzwerk verankert ich einfach mal‘. Frauen tendie- ren zu einem Übermaß an Selbst- ken“, sagt Heike Hölzner, Professorin für Entrepreneurship an der Hochschule für Deutschland schätzt den Anteil ist« kritik“, sagt Alexandra Wuttig, Technik und Wirtschaft Berlin. Männliche der Investorinnen auf gut sieben Professorin für Entrepreneurship Gründer werden bei Pitches also eher Fabiola 52 Hochkirchen, FOCUS 4/2022 Investorin
Verena Pausder, Pausder Ventures Die Aufsteigerin Mit Fox & Sheep hat Verena Pausder einst eine Firma gegründet, die Kinder-Apps entwickelt. Heute investiert sie über ihre eigene Risiko- kapitalfirma Pausder Ventures selbst in Start-ups – vor allem im Bereich digitale Bildung. Eingestiegen ist sie etwa bei den Lern-Apps „Simpleclub“ und „Cleverly“ Ina Schlie, Encourage Ventures Die Vermittlerin Es gibt durchaus viele erfolgreiche Wirtschaftsfrauen, die gern in Start-ups investieren würden – nur fehlen ihnen Wissen und Kontakte. Für sie hat die frühere SAP-Topmanagerin ein Netzwerk gegründet Männer finanzieren Amelie Vermeer Männer. und Julia Piechotta, Spoontainable Diese Frauen Die Gründerinnen Mit ihren essbaren Eislöffeln haben die beiden selbst Aldi überzeugt. In ihrem ändern das Finanzplan kalkulierten sie einen Sicher- heitspuffer ein. Während Frauen das gut fanden, hätte das auf manche männliche Investoren unambitioniert gewirkt Anna Kaiser Tijen Onaran, und Jana Tepe, Business Angel Tandemploy Die Influencerin Die Umdenkerinnen Mehr Diversität, vor allem in Als die beiden Gründerinnen der Digitalbranche, strebt aus dem New-Work-Bereich Tijen Onaran mit ihrer Firma vor einem Jahr Kapitalgeber Global Digital Women an. suchten, hatten sie die Qual Beteiligt ist sie selbst der Wahl – und trafen eine bereits an den Start-ups Entscheidung: Sie nahmen Nevernot und Pumpkin bewusst nur Geld von Frauen Organics. Sie plant zudem an. Fünf Investorinnen stie- einen eigenen Fonds, mit gen mit einer siebenstelligen dem sie ausschließlich Summe bei ihnen ein Frauen fördern will FOCUS 4/2022 53
W IRTSCH A FT nach möglichen Profiten gefragt, Frauen und Jana Tepe vor einem Jahr Geldgeber nen: Welche Werte vertreten die Gründer, nach möglichen Verlusten. Und zeigen suchten, hatten sie die Qual der Wahl – wohin wollen sie mit ihrem Unterneh- sich Gründerinnen besonders überzeugt und entschieden sich bewusst für fünf men, was treibt sie an? „Gründer müssen von ihrer Idee, empfinden das Geldgeber Investorinnen. Die beiden leiten ein New- eine echte Leidenschaft für ihr Produkt schnell als uninformiert bis naiv. Gründer Work-Start-up: Sie bringen Mitarbeiter haben und den Willen, Missstände in der dagegen wirken mutig, durchsetzungs- zusammen, die sich einen Job teilen Gesellschaft zu ändern“, sagt Ruhnke. stark, risikobereit. wollen, oder vermitteln Mentoren. Ein Schillernde Finanzprognosen wertet sie Dazu kommt: Männliche Grün- Board, das fast ausschließlich aus hingegen als Warnsignal. „Entscheidend der, vor allem im Tech-Bereich, Männern besteht, passte dazu ist, dass Gründer die Fähigkeiten und die bauen stark auf Wachstum und schlicht nicht mehr. Persönlichkeit besitzen, auch schwierige Skalierbarkeit. Das wiederum Und so tut sich auch auf Inves- Zeiten durchzustehen.“ passt zum Geschäftsmodell der torenseite viel. Auxxo Beteiligun- Risikokapitalgeber. Sie setzen gen zum Beispiel ist eine rein von Männer wollen große Zahlen sehen auf Unicorns und damit auf Frauen geführte Investmentfirma In ihrer Heidelberger Studenten-WG Boom-Firmen, die schnell einen in Deutschland. Fabiola Hochkir- diskutierten Amelie Vermeer und Julia enormen Marktwert erzielen. Die »Männer chen, Gesa Miczaika und Bettine Piechotta immer wieder über Alternativen Folge all dessen: Männer finan- probieren Schmitz investieren gemeinsam zu Plastik. Ihr großes Thema: Müll ver- zieren Männer. in Start-ups, vor allem Firmen meiden. Heute führen sie das Start-up viel aus. mit mindestens einer Gründe- Spoontainable, verkaufen essbare Eislöf- Die Frauensicht fehlt Frauen rin. Jüngstes Projekt: ein 15 Mil- fel aus Produktionsresten der Süßwaren- Welche Dimensionen das anneh- tendieren lionen Dollar schwerer Risiko- industrie. Als Zugabe zu einem Pudding men kann, zeigte im Frühjahr der Fall Pinky Gloves. In „Die Höhle zu einem kapitalfonds, bei dem 60 Prozent des Geldes von Investorinnen landeten ihre Löffel bereits im Kühlregal von Aldi. 2022 wollen sie weitere Pro- der Löwen“ erhielten zwei männ- Übermaß stammt. „Wir hatten Auxxo mit dukte herausbringen und international liche Gründer von einem männ- an Selbst- dem Wunsch gegründet, Direkt- expandieren. Dafür warben die beiden lichen Investor Kapital für eine investments auf eine ‚weibliche‘ vor zig Investoren um Kapital – und erfuh- Idee mit weiblicher Zielgruppe: kritik« Art und Weise zu machen – ohne ren, wie unterschiedlich weibliche und ein pinkfarbener Einweg-Plas- genau zu wissen, was das bedeu- männliche Geldgeber ticken. Alexandra Wuttig, tikhandschuh zum Benutzen von tet“, erinnert sich Hochkirchen. „Unsere Finanzpläne sind realistisch“, Professorin Tampons. Zwei Jahre zuvor war „Mittlerweile sind wir dabei sagt Vermeer. Keine x-fachen Wachs- in der TV-Show ein Frauen-Gründerteam angekommen, Start-up-Teams zu suchen, tumssprünge, auch mal ein Sicherheits- mit dem Geschäftsmodell für waschbare bei denen Themen wie Diversity, Purpose, puffer. „Auf männliche Investoren wirkte Menstruations-Unterwäsche abgeblitzt. Sustainability und New Work im Kern des das oft unambitioniert“, sagt Piechotta. Der Fall Pinky Gloves brachte den Unternehmens verankert sind.“ Denn nur „Frauen fanden den Ansatz gut, für sie Gründern nicht nur einen Shitstorm solche Unternehmen würden auf Dauer spielte die unternehmerische Vision die im Netz ein. Er zeigt auch: In der Wirt- erfolgreich sein. entscheidende Rolle. Bei den Männern schaft braucht es die weibliche Sicht. war es hingegen umgekehrt: erst die gro- Denn Frauen sind Verbraucherinnen. Sie Auf der Suche nach den Zebras ßen Zahlen im Finanzplan, dann die soft haben jedoch ganz andere Bedürfnisse „Wir wollen keine Unicorns“, sagt die facts.“ Spoontainable hat dennoch Inves- und Wünsche an ein Produkt als Män- Münchner Investorin Ruhnke. „Wir inves- torinnen und Investoren, das Verhältnis ner. Warum sollte man solch ein Poten- tieren in Zebras – Start-ups, die sich an ist fast ausgeglichen. „Wir brauchen die zial beim Aufbau neuer Unternehmen langfristigem Erfolg und an Stabilität unterschiedlichen Perspektiven“, sagt verschenken? orientieren.“ Mit ihrer Schwester stieg Vermeer. Frauen gründen nach anderen Kriterien, sie schon früh und mit kleinen Invest- Eine der Spoontainable-Investorinnen sagt Entrepreneurship-Expertin Wuttig: ments ein, später beteiligen sich die bei- ist die ehemalige SAP-Topmanagerin Ina „Für weibliche Teams spielt nicht allein den auch mit größeren Summen. Schlie, Initiatorin eines Frauen-Invest- der wirtschaftliche Erfolg eine Rolle, son- Schnell wieder raus und dabei mög- ment-Netzwerks. Encourage Ventures dern auch das Engagement für eine bes- lichst viel Geld mitnehmen, das sei kein entstand vorigen Juni, fast 400 Investorin- sere Zukunft. Frauen verbinden mit ihrer Ziel, sagt Ruhnke. „Wir investieren unser nen sind mittlerweile dabei, viele Unter- Geschäftsidee meist ein höheres Ziel: Sie privates Kapital, wir müssen kein Exit- nehmerinnen, Managerinnen, Aufsichts- wollen ein medizinisches, gesellschaftli- Szenario aufbauen. Im Gegenteil. Bei rätinnen. Etwa Bahn-Vorständin Sigrid ches, soziales oder ökologisches Problem einigen unserer aktuellen Start-ups sind Nikutta, Douglas-Chefin Tina Müller, lösen oder es wenigstens minimieren.“ wir hoffentlich auch in 30 Jahren noch Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne und Die Zahl der Investorinnen entscheide als Gesellschafterinnen dabei, wenn sie die frühere Bundeswirtschaftsministerin daher maßgeblich über die künftige Zahl sich zu soliden Mittelständlern entwickelt Brigitte Zypries. der Gründerinnen, sagt Wissenschaftle- haben.“ „Wir begleiten Gründerinnen beim rin Hölzner. Ihr Argument: „Weibliche Bei der Suche nach neuen Start-ups Aufbau und Wachstum ihres Unterneh- Investoren können die Motive, Ziele und geht es den Schwestern in erster Linie mens, von der ersten Idee bis zum Börsen- Verhaltensweisen von weiblichen Grün- um den Faktor Mensch. „Egal wie genial gang“, sagt Schlie. „Dabei geht es nicht dern besser nachvollziehen als männliche die Idee ist“, sagt Ruhnke, „wir investie- allein um das Finanzielle. Als Investorin- Investoren.“ ren nur, wenn es für uns bei den Grün- nen sehen wir uns auch als Mentorinnen, Deshalb setzt sich auch unter Start-ups derpersönlichkeiten genau passt.“ Die als Coaches und als Brückenbauer in die ein Umdenken durch. Als Anna Kaiser zentralen Fragen der beiden Investorin- etablierte Wirtschaft.“ 54 FOCUS 4/2022
G RÜ N D E R Z E I T- S E R I E Denn Kapital ist beim Gründen nicht alles. Genauso wichtig sind Know-how und Kontakte. Besonders Gründerinnen fehlen oft die Netzwerke. Auf der Inves- torinnenseite sieht es genauso aus: Hier fehlen Wissen über und Kontakte in die Lea-Sophie Cramer, Start-up-Welt. Encourage Ventures berät Investorin daher auch die Investorinnen, bietet ihnen Das Vorbild Wie man Schulungen, screent neue Start-ups, ver- Investoren von sich überzeugt, anstaltet Kennenlerntreffen. weiß Lea-Sophie Cramer. Mit Doch warum ein reines Frauennetzwerk, Sebastian Pollok gründete sie den warum agieren wie die Männerklubs? Erotik-Onlinehändler Amorelie Irgendwann werden Netzwerke allein für und verkaufte ihn später an Frauen überflüssig sein, sagt Schlie. „Aber ProSiebenSat.1. Heute investiert um die Strukturen zu verändern, müssen sie ihr Geld selbst in Start-ups. wir als weibliche Investoren sichtbar sein. Beteiligt ist sie zum Beispiel am Es braucht jetzt eine klare Polarisierung.“ Unternehmen 26 Homes, das Encourage Ventures soll Frauen ermuti- jungen Menschen den Immo- gen, sagt Schlie. „Lasst euch nicht von bilienkauf näherbringen will männlich dominierten Strukturen in der Investmentszene abschrecken.“ Das Ziel des Vereins: ein Ökosystem zu sein für mehr Diversität in der Wirt- schaft. „Es gibt in Deutsch- land genug Frauen mit Geld“, Frauen sagt Schlie. „Warum damit nicht andere Frauen beim aus der Aufbau eines Unternehmens unterstützen und auf diesem Wirtschaft Weg die Wirtschaftswelt ver- ändern?“ steigen in 10 000 Euro für den Einstieg Klar, sagt die Münchner Un- Start-ups ternehmerin Ruhnke, zum Investieren in Start-ups gehöre ein das Risiko. Allerdings brauche es keine Riesensumme, ihre kleinsten Anlagen lägen bei Sigrid Nikutta, Bahn-Vorständin 10 000 Euro. „Vor allem aber sind Start-up-Investments ein Die Lenkerin Ihr Name fällt oft, wenn es um die Vorzeigefrauen der kalkuliertes Risiko, denn ich deutschen Wirtschaft geht: Zehn Jahre hat Sigrid Nikutta die Berliner habe selbst in der Hand, wie Verkehrsbetriebe geleitet, heute ist sie im Vorstand der Deutschen Bahn intensiv ich mich mit den für den Güterverkehr zuständig. Privat ist sie seit vergangenem Jahr Teil Gründern und ihrer Idee be- eines Netzwerks, das Gründerinnen fördern und unterstützen will schäftige.“ Und genau das, findet Ruhnke, mache auch den Reiz aus. „Meine Expertise weiter- geben, starke Geschäftsideen vorantrei- ben – wenn ich in Aktien investiere oder mir eine Wohnung kaufe, kann ich das Tina Müller, alles nicht.“ Douglas-Chefin Investorin zu sein bedeute für sie weit Die Förderin Bei Douglas mehr, als einfach nur Geld anzulegen, ruft Tina Müller regelmäßig sagt Ruhnke. Es geht ihr um Verände- einen Wettbewerb für Start-ups rung, darum, die Zukunft zu gestalten. der Beautybranche aus. Aber „Als Investorin habe ich einen gesell- auch privat ist sie als Investorin schaftlichen Hebel – ich präge die Unter- unterwegs. Sie hat sich zum nehmenskultur mit.“ So kann sie Einfluss Beispiel am Auxxo Female nehmen auf Themen wie Frauenquote, Fotos: dpa, laif Catalyst Fund beteiligt, einem Diversität und Nachhaltigkeit in den Start- VC Fonds, der bewusst in ups, die im besten Fall die Konzerne von Start-ups von Frauen investiert morgen werden. n FOCUS 4/2022 55
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