Wirtschaft in Mainz 2020 + - fördern, beraten & vernetzen - Konzept für die Wirtschafts- und Strukturförderung der Landeshauptstadt Mainz
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www.mainz.de Wirtschaft in Mainz 2020 + fördern, beraten & vernetzen Konzept für die Wirtschafts- und Strukturförderung der Landeshauptstadt Mainz Stand 27. August 2020
Wirtschaft in Mainz 2020+ - fördern, beraten & vernetzen Konzept für die Wirtschafts- und Strukturförderung der Landeshauptstadt Mainz Stand 27. August 2020 1
Inhalt Grußwort: Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz .......................................................... 3 Dezernentin für Wirtschaft, Stadtentwicklung, Liegenschaften und Ordnungswesen ...... 3 1. Einführung ............................................................................................................... 4 2. Status Quo: Herausforderungen für Mainzer Unternehmen und den Standort ............. 5 2.1 Auswirkungen der Corona-Pandemie ...................................................................... 5 2.2 Wirtschaftlicher, digitaler Strukturwandel .............................................................. 6 2.3 Globalisierung und Internationalisierung ............................................................... 7 2.4 Demographischer Wandel und Drehung des Arbeitsmarkts .................................... 7 2.5 Nachhaltigkeit/ soziale und ökologische Verantwortung ........................................ 8 2.6 Zwischenfazit: Mainz mit Wirtschaftskraft zukunftsfähig machen .......................... 8 3. Status Quo: Aufgaben und Personal der Wirtschafts- und Strukturförderung .............. 9 3.1 Aktuelle Aufgaben .................................................................................................. 9 3.2 Personalsituation ................................................................................................. 11 3.3 Zwischenfazit: Ungleichgewicht zwischen Aufgaben und Stellenausstattung ....... 12 4. Zielbild „Wirtschaft 2020+“ ................................................................................... 13 4.1 Strategie „Wirtschaft 2020+“ ............................................................................... 13 4.2 Inhalte „Wirtschaft 2020+“ .................................................................................. 13 4.2.1 Kompetenzfeld „Unternehmensservices und Gründungen“ ........................... 14 4.2.2 Kompetenzfeld „Cluster und Netzwerke“ ....................................................... 15 4.2.3 Kompetenzfeld „Investoren und Ansiedlungen“ ........................................... 16 4.2.4 Kompetenzfeld „Digitale Infrastruktur und Standortentwicklung“ ................. 17 4.2.5 Kompetenzfeld „Menschen und Kompetenzen“ ............................................ 17 4.2.6 Kompetenzfeld „Standortmarketing“ ............................................................. 18 4.2.7 Querschnittsaufgaben ................................................................................... 19 4.3 Personen „Wirtschaft 2020+“ .............................................................................. 19 5. Umsetzung „Wirtschaft 2020+“.............................................................................. 19 5.1 Fokus .................................................................................................................... 20 5.2 Umsetzungsschritte .............................................................................................. 20 5.2.1 Umsetzung: Stärkung des Personals bis 2022 ............................................... 20 5.2.2 Umsetzung: Thematische Schwerpunkte bis 2022 ........................................ 21 6. Zusammenfassung und Ausblick ............................................................................ 21 Kontakt ...................................................................................................................... 22 2
Grußwort: Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die digitale Transformation, eine zunehmende Internationalisierung, der demografischen Wandel und die Notwendigkeit von nachhaltigem Wirtschaften führen zu großen Herausforderungen für die Mainzer Unternehmen. Als Wirtschaftsdezernentin und ehemalige mittelständische Unternehmerin habe ich den Handlungsbedarf für die Verwaltung erkannt und mich dafür entschieden, hier eine aktive Rolle zu übernehmen. Aus diesem Grund zeigt die Abteilung Wirtschafts- und Strukturförderung im Amt für Wirtschaft und Liegenschaften der Landeshauptstadt Mainz mit dem Konzept „Wirtschaft in Mainz 2020+“, wie durch den Aufbau einer proaktiven Mainzer Wirtschafts- und Strukturförderung in kurz-, mittel- und langfristigen Schritten eine positive und nachhaltige Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Mainz unterstützt wird. Wirtschaftsförderung ist ein immens wichtiger Teil der Daseinsvorsorge und trägt aktiv zur Bewältigung gegenwärtiger und zukünftiger Herausforderungen und einem erfolgreichen und nachhaltigen Wirtschaften bei. Die Aufgabenfelder der Abteilung Wirtschafts- und Strukturförderung spiegeln dabei alle Aspekte der Beratung, Förderung und Vernetzung von jungen, neuen und alteingesessenen Mainzer Unternehmen aller Branchen wider sowie das Schaffen wirtschaftsfreundlicher Strukturen wie dem flächendeckenden Ausbau des Breitbandnetzes. Wirtschaft, das sind wir alle. Die Stadtverwaltung kann an den Rahmenbedingungen arbeiten, am Ende sind es die Unternehmerinnen und Unternehmer vor Ort, die – auch gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - die Wirtschaft und den Standort voran bringen. Das gilt besonders in der momentanen Situation, in der wir durch die Corona-Pandemie mit immensen Herausforderungen konfrontiert werden. Nur wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten, können wir diese Jahrhundertaufgabe lösen. Ihre Manuela Matz Dezernentin für Wirtschaft, Stadtentwicklung, Liegenschaften und Ordnungswesen 3
1. Einführung Die Wirtschaftsstruktur der Landeshauptstadt Mainz ist von einem vielfältigen Branchenmix aus Industrie, Dienstleistung, Medien, Tourismus, Gesundheit, Gastronomie, Kreativwirtschaft, Veranstaltungsbranche, Handel, Weinbau und Handwerk mit einem Schwerpunkt auf kleinen und mittelständischen Unternehmen gekennzeichnet. Die Corona-Pandemie, Digitalisierung, Internationalisierung, der demografische Wandel und den Anforderungen an nachhaltiges, ökologisches Wirtschaften führen zu tiefgreifenden ökonomischen, sozialen und technologischen Veränderungen und damit zu enormen Herausforderungen für diese Unternehmen. In diesem Kontext ist die Schaffung wirtschaftsfreundlicher Rahmenbedingungen das primäre Ziel der kommunalen Wirtschafts- und Strukturförderung der Landeshauptstadt Mainz, um die Attraktivität des Standorts zu erhöhen, Steuereinnahmen zu fördern und zu einer Erhaltung sowie einer Entstehung von Arbeitsplätzen beizutragen. Um als Wirtschaftsstandort in Zukunft erfolgreich zu sein, ist für Mainz mehr denn je eine strategiegeleitete und zukunftsorientierte Wirtschafts- und Strukturförderung gefordert, die sich mit diesen zahlreichen aktuellen Herausforderungen intensiv auseinandersetzt und bei der Gestaltung von Rahmenbedingungen am Standort die richtigen Akzente für nachhaltige Wachstumsimpulse zur Stärkung und Weiterentwicklung des Standorts setzt. Das Konzept „Wirtschaft in Mainz 2020+“ zeigt zunächst in Kapitel 2 die Rahmenbedingungen und die daraus folgenden konkreten Konsequenzen für Mainzer Unternehmen auf. Ausgehend vom Ist-Zustand der Wirtschafts- und Strukturförderung mit Blick auf Inhalte und personelle Kapazitäten (Kapitel 3) werden die strategische Ausrichtung (Kapitel 4.1), die thematische Ausgestaltung (Kapitel 4.2) und die damit verbundene notwendigen Personalkapazitäten (Kapitel 4.3) erläutert, um diesen Herausforderungen zu begegnen (Soll-Zustand). Final werden in Kapitel 5 Schritte zur Umsetzung aufgezeigt. Ein auf diesem Strategiepapier basierender Maßnahmenplan und die Festlegung von Erfolgsindikatoren werden in einem weiteren Schritt folgen. Dieses Konzept ist als ein dynamisches Konzept zu verstehen, das iterativ und agil an (neue) Herausforderungen der Mainzer Wirtschaft und an daraus notwendige Schwerpunkte der kommunalen Wirtschafts- und Strukturförderung angepasst werden kann. Die Gewerbeflächenentwicklung als essentieller und unabdingbarer Faktor einer erfolgreichen Wirtschaftsförderung liegt in den Händen der stadtnahen Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH (GVG) und ist aus diesem Grund in diesem Konzept nicht näher beschrieben und gesondert zu betrachten. 4
2. Status Quo: Herausforderungen für Mainzer Unternehmen und den Standort Fünf Rahmenbedingungen und Megatrends prägen bereits jetzt und werden in zunehmender Intensität in den kommenden Jahren die Mainzer Unternehmen, den Wirtschaftsstandort Mainz und damit die Arbeit der Mainzer Wirtschafts- und Strukturförderung prägen. Rahmenbedingungen und Megatrends Diese fünf Rahmenbedingungen werden im Folgenden erläutert und anhand ausgewählter Beispiele erklärt. 2.1 Auswirkungen der Corona-Pandemie Nach erstmaligen Ausbrüchen der Atemwegserkrankung COVID-19 („Corona“), hervorgerufen durch den Virus SARS-CoV-2, entwickelte sich diese im Januar 2020 zur Epidemie in China und anschließend weltweit zur Pandemie. In zahlreichen Ländern der Welt gab es im Verlauf der Pandemie massive Einschnitte in das öffentliche Leben und in das Privatleben vieler Bürger/-innen. So wurden in vielen Ländern im Rahmen von angeordneten „Lockdowns“ das soziale und wirtschaftliche Leben weitgehend heruntergefahren. Infolgedessen kam es zu Betriebsschließungen und es wurden Ausgangsbeschränkungen und Kontaktbeschränkungen erlassen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. In den betroffenen Ländern wurde damit sowohl einen Angebotsschock als auch einen Nachfrageschock ausgelöst. In der Folge brachen die Börsen ein („Corona-Crash“ am 9. März 2020), sank weltweit die Wirtschaftsleistung, stieg die Arbeitslosigkeit und zahlreiche Staaten baten um internationale Kredithilfe. Bis zum 26. April 2020 meldeten Unternehmen in Deutschland für 10,2 Millionen Menschen Kurzarbeit an – mit Abstand der höchste Wert aller Zeiten. Im April waren 308.000 Menschen mehr arbeitslos als noch im März 2020 und 415.000 mehr als im April 2019. 5
Die Konsequenzen der Wirtschaftskrise 2020 sind für Mainz trotz aktuell sinkender Fallzahlen zum aktuellen Zeitpunkt nur schwer abschätzbar, da es sich weiterhin um eine “weltweit und in Deutschland […] sehr dynamische und ernst zu nehmende Situation“ handelt (Robert-Koch-Institut, 21.7.20) und es immer wieder zu Ausbruchsgeschehen kommt, die erhebliche Ausmaße erreichen können. Aktuell sind Impfstoffe und antiviral wirksame Therapeutika nicht verfügbar. Das Robert Koch-Institut schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland daher derzeit weiterhin als hoch ein, für Risikogruppen als sehr hoch. Intensive gesamtgesellschaftliche Gegenmaßnahmen bleiben nötig, um die Folgen der Pandemie für Deutschland zu minimieren. Auf Grund der gesamtwirtschaftlichen Folgen der Wirtschaftskrise und des immer noch dynamischen Verlaufs, werden Auswirkungen für Mainzer Unternehmen und den Standort Mainz an dieser Stelle beispielhaft dargestellt: Bedrohung von Branchen und Geschäftsmodellen (z.B. Werbebranche, Veranstaltungsbranche) Konsum-/Nachfragerückgang, Einnahmeeinbrüche (z.B. im Einzelhandel, in der Gastronomie, in der Tourismusbranche) Geschäftsaufgaben/Insolvenzen, Leerstand, Trading-Down-Effekte in Quartieren Liquiditätsengpässe Vorübergehende Schließung von Betriebsstellen und ganzen Betrieben (z.B. bei pandemiebedingten Ausbrüchen) logistische Schwierigkeiten bei Absatz, Schwierigkeiten bei Bezug von Leistungen oder Zwischenprodukten (insbesondere bei komplexeren Lieferketten/-netzen) Personelle Engpässe z.B. durch Krankheit, Quarantäne, Kinderbetreuung Digitalisierungsschub in bestimmten Branchen, Forderung nach neuer Innovationskultur Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, sinkendes Angebot an Ausbildungsplätzen Rückgang von Steuereinnahmen Detaillierte Informationen zu einzelnen Branchen finden sich im Branchenatlas des ifo- Instituts1. Informationen zu den konkreten wirtschaftlichen Folgen für deutsche Unternehmen durch die Corona-Pandemie erläutert eine Studie von KANTAR im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie2. Fest steht nach Aussagen des ifo- Instituts, dass es in jedem Fall einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen geben wird. Wie stark dieser aber ausfallen werde, ist gegenwärtig schwer abzuschätzen3. 2.2 Wirtschaftlicher, digitaler Strukturwandel Der digitale Wandel ist in der Wirtschaft in vollem Gange. Die Digitalisierung betrifft längst nicht mehr nur klassische IT-Unternehmen, sondern Unternehmen quer durch sämtliche Branchen und Sektoren – auch unterstützt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Digitalisierung erzeugt einen rapiden Transformationsprozess in 1 https://www.ifo.de/branchenatlas 2https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/B/betroffenheit-deutscher-unternehmen-durch-die-corona- pandemie.pdf?__blob=publicationFile&v=4 3 https://www.ifo.de/node/56536 6
allen wirtschaftlichen Bereichen, benannt u.a. mit den Begriff Wirtschaft 4.0 oder digitale Revolution. Herausforderungen für die Mainzer Unternehmen und den Standort sind dabei umfassend. Beispielhaft genannt werden können: Hohes Qualifikationsniveau der Arbeitnehmer/-innen notwendig → Ausbau von Ausbildungs-, Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen; Fachkräftemangel Bedeutungsverlust des stationären Handels → Gefahr Attraktivitätsverlust von Innenstadt und Stadtteilzentren Wegfall von Geschäftsmodellen und kompletter Branchen (z.B. in der Taxi- oder der Übernachtungsbranche durch Plattformlösungen) Entstehung neuer Geschäftsmodelle, datenbasierte Strategien Auflösung der Standorttreue → Wettbewerb der Städte, Regionen und Staaten Forderung nach adäquater digitaler Infrastruktur: Glasfaser, WLAN Revolution der Arbeitswelt: Neue Formen der Zusammenarbeit, z.B. New Work, Co- Working, Job-Sharing, Homeoffice Wertschöpfungsketten werden zu Wertschöpfungsnetzen 2.3 Globalisierung und Internationalisierung Mainzer Unternehmen haben eine Exportquote von 44,3% und auch Unternehmen mit lokalen Vertriebswegen werden mit den Auswirkungen globaler Zusammenhänge auf lokaler Ebene konfrontiert, zum Beispiel durch Abhängigkeiten von internationalen Lieferketten. Beispiele für Herausforderungen für Mainzer Unternehmen und den Standort in einer von Globalisierung und Internationalisierung geprägten Welt sind: Dynamik, Schnelligkeit → Komplexere Fragestellungen Ver- und Auslagerungsbereitschaft von Unternehmen Wettbewerb der Städte, Regionen und Staaten; Forderung nach Fördermitteln zur Ansiedlung Mainz als Standort für internationale Ansiedlungen und Investoren von Interesse Urbanisierung → Flächenmangel Erweiterung der Sprachkompetenz und interkulturellen Kompetenzen von Unternehmer/-innen und Arbeitnehmer/-innen Bereitschaft für unternehmerische Erreichbarkeit rund um die Uhr („working follow the sun“) 2.4 Demographischer Wandel und Drehung des Arbeitsmarkts Die sinkende Zahl der Menschen im jüngeren Alter und die gleichzeitig steigende Zahl älterer Menschen verschieben den demografischen Rahmen in bisher nicht gekannter Art und Weise. Jede zweite Person in Deutschland ist heute älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Für die Wirtschaft bedeutet das, dass die größte Altersgruppe der Jahrgänge 1955 bis 1970 („Babyboomer“) in den nächsten zwei Jahrzehnten aus dem Erwerbsalter ausscheiden werden. 7
Das führt zu unternehmerischen Herausforderungen: Fachkräftemangel Erschwerte Suche nach einer Unternehmensnachfolge, insbesondere im Mittelstand 2.5 Nachhaltigkeit/ soziale und ökologische Verantwortung Nachhaltigkeit ist als Leitprinzip gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Handels allgegenwärtig. Es verschränkt Leistungsfähigkeit, ökologische Verantwortung und soziale Gerechtigkeit so miteinander, dass die Realisierung des Einen nur unter Berücksichtigung der jeweils beiden anderen erfolgt. Hieraus abgeleitete Herausforderungen für Mainzer Unternehmen und den Standort: Forderung nach Messbarkeit wirtschaftspolitischer Maßnahmen auch an nachhaltigen Kriterien, z.B. Klimaschutzziele, Europäischer Green Deal Neue Rolle der Wirtschaft im Kontext der nachhaltigen Entwicklung der Stadt Neue Geschäftsmodelle, z.B. Sharing-Economy, Circular Economy Forderung nach und Potentialentwicklung von nachhaltigem Wirtschaften entlang der kompletten Wertschöpfungskette 2.6 Zwischenfazit: Mainz mit Wirtschaftskraft zukunftsfähig machen Auswirkungen der Corona-Pandemie, der digitale Strukturwandel, Globalisierung und Internationalisierung, der demographische Wandel, die Drehung des Arbeitsmarkts und ein Forderung nach ökologischer Verantwortung führen zu strukturellen Veränderungsprozessen in Mainz. Diese tiefgreifenden ökonomischen, sozialen und technologischen Veränderungen bergen große Herausforderungen für Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung. Wirtschaftsförderung ist eine freiwillige kommunale Aufgabe. Das heißt jedoch keineswegs, dass das Fördern von Wirtschaft ein Selbstzweck ist. Den genannten Herausforderungen konsequent mit einer proaktiven, zielgerichteten Wirtschafts- und Strukturförderung zu begegnen, bietet immense Chancen für die Landeshauptstadt Mainz, schafft die Grundlage für eine dynamische Wirtschaft, Voraussetzungen für den Wohlstand der Mainzer Bevölkerung, für die Finanzkraft der Stadt und unterstützt damit die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität der Stadt. Dabei stehen drei Chancen einer zukunftsgerichteten Wirtschaftsförderung im Vordergrund: 1. Arbeits- und Ausbildungsplätze (aktuell 114.810 sozialversicherungspflichtige Beschäftige) werden gesichert, neue sozialversicherungspflichtige Stellen geschaffen. 2. Steuereinnahmen werden generiert, dies umfasst vor allem Gewerbesteuer, Einkommenssteuer und Umsatzsteuer. So bilden – wie in den meisten Kommunalhaushalten – auch in Mainz Gewerbe- und Einkommenssteuer die größten Einnahmeblöcke im Haushalt (Gewerbesteuer (netto) 150.369.560€ in 2018, Einkommenssteuer 112.386.888€ in 2018). 3. Zudem sind Unternehmen und ein ausgewogener, zukunftsorientierter Branchenmix ein wesentlicher Imagefaktor für Mainz und maßgeblich relevant für 8
die Attraktivität der Stadt als Wohn-, Arbeits-, Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort. 3. Status Quo: Aufgaben und Personal der Wirtschafts- und Strukturförderung Die Abteilung Wirtschafts- und Strukturförderung ist organisatorisch im Amt für Wirtschaft und Liegenschaften (80) verortet, das dem Dezernat III - Wirtschaft, Stadtentwicklung, Liegenschaften und Ordnungswesen zugeordnet ist. 3.1 Aktuelle Aufgaben Die Aufgaben der Wirtschafts- und Strukturförderung sind vielfältig und können in 42 Aufgabenfeldern aufgeteilt werden. 42 Aufgabenfelder der Wirtschafts- und Strukturförderung (alphabetisch sortiert) Arbeitgeber/-innen der Zukunft Ausbildungsstandort Mainz: u.a. Jobzzone Beirat Mainz City Management e.V. Beratung für Existenzgründer/-innen und Startups Beratung von Unternehmen mit Ansiedlungsinteresse4, Betreuung von neuangesiedelten Unternehmen Beratung und Betreuung Existenzgründer/-innen und Startups Betreuung Einzelhandel Breitbandausbau Fachkräftesicherung, z.B. Themen „Familie und Beruf“, „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ Geschäftsführung Rheinhessen Standort Marketing GmbH Geschäftsstelle und Mitgliedschaft Vorstand IT-Klub Mainz und Rheinhessen Gremienanfragen und –anträge bearbeiten Gutenberg Digital Hub: Kooperationen, Weiterentwicklung durch Kernteam Inhalte für die Plattform „Mach Deins“ Innenstadtentwicklung Kooperationen zwischen etablierten Unternehmen und Start-Ups Leerstandsmanagement Mainz Digital, Arbeitsgruppe, Mainz Digital, Leitung Projektgruppe „Wirtschaft“, Mitarbeit Projektgruppe „Breitband“ Messeauftritte u.a. EXPO REAL, KONEKT Matching von Ansiedlungsanfragen mit offenen Gewerbe-/Büroflächen Moderation komplexer interner Genehmigungsprozesse bei Ansiedlungen Operatives Eventmanagement: Branchentreffen, Konferenzen, Messen, Tagungen Proaktive Betreuung von Unternehmen am Standort Publikationen Reaktive Betreuung von Unternehmen Schnittstelle Frankfurt Rhein Main Marketing of the Region 4Die Entwicklung von Gewerbe- und Industrieflächen und die damit verbundene Zusammenarbeit mit dem Bauamt der Landeshauptstadt liegt in Mainz in der Verantwortung der GVG (Grundstücksverwaltungsgesellschaft der Stadt Mainz mbH). Die Wirtschaftsförderung bildet hier eine Schnittstelle zwischen ansiedlungs- und expansionswilligen Unternehmen und der GVG. 9
Schwerpunktbranche: IT und Medien Schwerpunktbranche: Kultur- und Kreativwirtschaft Schwerpunktbranche: Life Science, BioTech, Gesundheitswirtschaft, MedTech Stadtteilmanagement, Gewerbevereine Technologietransfer, Wirtschaft und Wissenschaft Uni-/HS-Absolventensicherung Unternehmerinnen, Frauen in der Wirtschaft Unterstützungsangebote Corona-Pandemie Veranstaltungen und Projekte für die Gründer- und Startup-Szene Veranstaltungen: Kooperationen Veranstaltungskalender Vermarktung Gründer- und Wirtschaftsstandort; auch international Vorbildliche Unternehmer/-innen Web-Präsenz (www.mainz.de) WLAN-Ausbau Jedes dieser 42 Aufgabenfelder umfasst diverse Unteraufgaben und -projekte. Exemplarisch können diese Aufgaben an den drei Feldern „Breitbandausbau“, „Veranstaltungen und Projekte für die Gründer- und Startup-Szene“ und „Betreuung Einzelhandel“ dargestellt werden. So umfasst das Aufgabenfeld „Breitbandausbau“ die Konzepterstellung, die Begleitung der Umsetzung des Ausbaus, das Stellen von Förderanträgen sowie die Zusammenarbeit mit Breitbandversorgungsträgern und Kommunikationsdienstleistern. Das Aufgabenfeld „Veranstaltungen und Projekte für die Gründer- und Startup-Szene“ umfasst sämtliche Projekte in diesem Feld, wie die Erstellung von Gründerportraits, das Aktualisieren der Veranstaltungsübersicht , die Erstellung redaktioneller Inhalte im Start- Up-Portal „mach deins“ (https://machdeins.net/home), das (Teil-)Projektmanagement in bestehenden Formaten wie zum Beispiel der Gründerwoche, die Veranstaltung „Gründen in der Region“ für Studierende von Universität und Hochschule Mainz, das „Gründergrillen“ als Netzwerkveranstaltung für Gründer/innen, die Neuausrichtung des „Gründercockpits Mainz“, die Betreuung des Netzwerktreffens der Institutionen „Gründerzirkel“, das vielfältige Themenfeld „Frauen und (digitale) Gründungen“ sowie die Initiierung und Umsetzung neuer Formate. Im Aufgabenfeld „Betreuung Einzelhandel“ sind sämtliche Aktivitäten, Projekte und Veranstaltungen zur Bestandspflege des Einzelhandels angesiedelt. Dies umfasst die proaktive Betreuung der Einzelhändler/-innen durch Unternehmensbesuche in der Innenstadt und den Stadtteilen sowie die reaktive Betreuung des Einzelhandels durch das Bilden einer Anlaufstelle für Unternehmen in die Verwaltung. Hier zu bearbeitende und steuernde Themen sind unter anderen Fragen rund um das Baustellenmanagement wie zum Beispiel der Großbaustelle in der Boppstraße. Weitere Themen sind die Betreuung der verkaufsoffene Sonntage, das monatlich mit dem Citymanager organisierte Innenstadtfrühstück, die Durchführung der jährlichen Studie „Einzelhandelsmonitoring“ zur Bestandsaufnahme der Gewerbestruktur der Innenstadt, 10
die Aufnahme von Leerstand in der Innenstadt sowie die Weihnachtsbeleuchtung und Vorweihnachtsaktionen in der Innenstadt. Als Netzwerkpartner stehen in diesem Feld auch die Zusammenarbeit mit dem Citymanager und den 16 Gewerbevereinen im Mittelpunkt. Werden die fünf Rahmenbedingungen und Megatrends (Kapitel 2) auf die genannten 42 Aufgabenfelder bezogen, so wird hier deutlich, dass Aufgabenfelder insbesondere aktuell und zukünftig von den Auswirkungen der Corona-Pandemie (N=25) und dem digitalen Strukturwandel (N=38) abhängen. 3.2 Personalsituation Die Abteilung „Wirtschafts- und Strukturförderung“ im Amt für Wirtschaft und Liegenschaften ist mit 4,77 Vollzeitäquivalente (VZÄ) besetzt (Stand 1. September 2020), die sich auf sechs Stellen verteilen: 1. Abteilungsleitung (1,0 VZÄ) 2. Investorenleitstelle und tätig als stellvertretender Referent Dezernat III (0,5 VZÄ, Stand August 2019: übergangsweise 1,0 VZÄ) 3. Leitstelle für Gründer/-innen (0,5 VZÄ) 4. Sachbearbeitung Wirtschaftsförderung (1,0 VZÄ) 5. Sachbearbeitung Breitbandausbau/ Strukturförderung (1,0 VZÄ) 6. sowie einer Schreibkraft mit sachbearbeitender Tätigkeit (0,77 VZÄ). Diese Personalausstattung der Wirtschaftsförderung ist mit Blick auf die bereits vorhandenen Aufgaben und erst recht mit Blick auf die zunehmenden Herausforderungen für den Standort nicht ausreichend. Insbesondere „klassische Aufgaben“ der Wirtschaftsförderung wie die Betreuung der 26.600 Bestandsunternehmen, der Innenstadtentwicklung, der Förderung des Einzelhandels, der Betreuung von Schwertpunktbranchen und Aktivitäten zur Förderung und Sicherung von Fachkräften können aktuell nicht im Ansatz mit der notwendige Aufmerksamkeit betreut werden. Im Vergleich zu anderen Städten ist die Personalausstattung der Mainzer Wirtschaftsförderung von 4,77 Vollzeitäquivalenten in einer Stadt mit über 220.000 Einwohner/-innen weit unterdurchschnittlich. So haben deutsche Wirtschaftsförderungen im Durchschnitt 7,5 Mitarbeiter/-innen und in der Größenklasse von 100.001 bis 250.000 Bürger/-innen liegen im Schnitt 7,2 Mitarbeiter/-innen vor. 11
Abbildung 1: Personalausstattung in Verbindung mit der Einwohnerzahl. Ergebnis einer Studie von Expert Consult (2016). Wie viele Stellen und MitarbeiterInnnen (einschl. Geschäftsführung/Leitung und Auszubildenden) stehen Ihrer Organisation derzeit für die Wirtschaftsförderung zur Verfügung? n=184, vgl. „Wo steht die Wirtschaftsförderung in 5 Deutschland? – Umfrage 2016“ Auch im kommunalen Vergleich mit den Mainzer Nachbarstädten ist die Wirtschaftsförderung mit vergleichsweise wenigen Mitarbeiter/-innen ausgestattet. So haben die Wirtschaftsförderungen in Frankfurt a.M. 46, in Koblenz 6, in Mannheim 31 und in Wiesbaden 22 Mitarbeiter/-innen. 3.3 Zwischenfazit: Ungleichgewicht zwischen Aufgaben und Stellenausstattung Die Aufgaben der Wirtschafts- und Strukturförderung werden als Anlaufstelle für die Mainzer Wirtschaft von einer Vielzahl sehr unterschiedlicher und komplexer Aufgaben von hoher Dynamik geprägt. Diese umfassen für alle Mitarbeiter/-innen ein überdurchschnittliches interdisziplinäres Fachwissen – besonders von (betriebs-) wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen - in sehr unterschiedlichen Branchen und Unternehmensgrößen, Fachkenntnisse zu gesellschaftlichen Entwicklungen (New Work, Digitalisierung) sowie der regionalen Entwicklung und ihrer Akteur/-innen. Die dargestellten 42 Aufgabenfelder der Wirtschafts- und Strukturförderung sind zum heutigen Zeitpunkt mit einem Personal von 4,77 VZÄ nur teilweise und nicht in Tiefe bearbeitbar. Die zunehmenden Herausforderungen des Standorts ergänzen sowohl die Aufgabenzahl als auch ihre Komplexität. Um Mainz mit Wirtschaftskraft zukunftssicher zu machen, ist hier dringender Handlungsbedarf geboten. 5 ExperConsult GmbH, https://www.experconsult.de/de/medien/fuer-kommunen/umfragen-und-studien/wo- steht-die-wirtschaftsfoerderung-2016.pdf 12
4. Zielbild „Wirtschaft 2020+“ Aus diesen Vorüberlegungen können drei Stellhebel zur zukünftigen Ausrichtung der Wirtschafts- und Strukturförderung identifiziert werden: 1. Festlegung der Strategie zur Ausrichtung der Wirtschafts- und Strukturförderung 2. inhaltliche Ausgestaltung 3. und die aus diesen beiden Punkten abgeleiteten personellen Ressourcen. Diese drei Stellhebel, kombiniert zu einer Gesamtausrichtung der Mainzer Wirtschafts- und Strukturförderung, ergeben „Wirtschaft 2020+“, das umfassende Konzept einer strategischen, zukunftsgerichteten Wirtschaftsförderung. 4.1 Strategie „Wirtschaft 2020+“ Als freiwillige Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung verfolgt die Wirtschaftsförderung einen bedarfsorientierten Ansatz, den sie an den Bedürfnissen ihrer Zielgruppe, den Mainzer Unternehmen, Existenzgründer/-innen und ansiedlungswilligen Unternehmen ausrichtet. Das Ziel der Mainzer Wirtschafts- und Strukturförderung ist die bestmögliche wirtschaftliche Entwicklung, zum Erhalt und zur Förderung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen und zur Erhöhung von Steuereinnahmen. Vor diesem Hintergrund verstehen sich die Mitarbeiter/-innen der Wirtschafts- und Strukturförderung… 1. … als kompetente Dienstleisterinnen und Dienstleister für alle Mainzer Unternehmen und Start-Ups sowie erste Anlaufstelle für Ansiedlungen und Investoren 2. … als Berater/-innen, Förderer/-innen und Vernetzer/-innen, die 3. wirkungsorientiert und kundenzentriert mit Hilfe von Bedarfs- und Erfolgs- bzw. Wirkungsanalysen arbeiten. 4.2 Inhalte „Wirtschaft 2020+“ Um diese Ziele zu erreichen, sind sechs Kompetenzfelder zur inhaltlichen Ausgestaltung der Wirtschaftsförderung identifiziert: 1. Unternehmensservices und Gründungen 2. Cluster und Netzwerke 3. Investoren und Ansiedlungen 4. Digitale Infrastruktur und Standortentwicklung 5. Menschen und Kompetenzen 6. Standortmarketing Diese Kompetenzfelder konkretisieren sich jeweils durch ihre Aufgaben ihre Ziele (kurzfristiges, mittel- und langfristiges Ziel) ihre Zielgruppen ihre Rahmenbedingungen und Megatrends mit signifikantem Einfluss sowie ihre konkrete Aufgabenfelder in diesen Kompetenzfeldern. 13
4.2.1 Kompetenzfeld „Unternehmensservices und Gründungen“ Die Mitarbeiter/-innen beraten und unterstützen Unternehmen proaktiv und reaktiv: Von der Neugründung über das Bestandsunternehmen bis zur Nachfolge. Ziele 1. (Potentielle) Unternehmerinnen und Unternehmer sind informiert und individuell, kompetent und schnell betreut. (kurzfristiges Ziel) 2. Mainzer Unternehmen werden am Standort gehalten, es werden neue Unternehmen gewonnen, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze werden gesichert und gewonnen. (mittel- und langfristiges Ziel) 3. Mainz ist ein führender Existenzgründungsstandort. (mittel- und langfristiges Ziel) Zielgruppen 1. Unternehmen am Standort -> 26.600Unternehmen (Juli 2020) mit 112.000 Beschäftigen (sozialversicherungspflichtig) 2. (potentielle) Gründerinnen und Gründer, Start-Ups -> 2.000 Gewerbeanmeldungen/Jahr Rahmenbedingungen und Megatrends mit signifikantem Einfluss 1. Auswirkungen der Corona-Pandemie 2. Wirtschaftlicher, digitaler Strukturwandel 3. Globalisierung, Internationalisierung 4. Demographischer Wandel, Drehung des Arbeitsmarkts 5. Nachhaltigkeit/ soziale und ökologische Verantwortung Das Kompetenzfeld „Unternehmensservices und Gründungen“ wird signifikant und insbesondere im Bereich der Bestandsunternehmen durch alle definierten Megatrends jetzt und in Zukunft beeinflusst. Aufgabenfelder • Proaktive Betreuung von Unternehmen am Standort: Key Account Management • Dienstleistungen für kleine und mittlere Unternehmen • Reaktive Betreuung von Unternehmen: Beantwortung von Unternehmensanfragen • Einzelhandel • Stadtteilmanagement • Gewerbevereine, AK City • Gewerbegebiete • Betreuung Einzelhandel • Leerstandsmanagement • Beratung für und Betreuung von Existenzgründer/-innen und Startups • Veranstaltungen und Projekte für die Gründer- und Startup-Szene • Inhalte für die Gründerplattform „Mach Deins“ 14
4.2.2 Kompetenzfeld „Cluster und Netzwerke“ Die Mitarbeiter/-innen stärken Zukunftstechnologien und Schwerpunktbranchen am Standort. Durch die enge Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft werden Netzwerke (u.a. Medien/IT/Digital, Life Science/BioTech/Gesundheitswirtschaft/MedTech) effizient unterstützt und ausgebaut. Die Mitarbeiter/-innen unterstützen und fördern so Wertschöpfungsnetze und unterstützen ein innovationsfreundliches Umfeld. Ziele 1. Mainz ist ein innovationsfreundlicher Standort. (mittel- und langfristiges Ziel) 2. Die Wertschöpfung in Mainz wird erhöht. (mittel- und langfristiges Ziel) 3. Die Wahrnehmung von Mainz als Clusterstandort in den Schwerpunktbranchen wird erhöht. (mittel- und langfristiges Ziel) Zielgruppen, u.a. 1. Unternehmen und Gründer/-innen in den Schwerpunktbranchen 2. Hochschule Mainz, Gutenberg-Universität Mainz, Forschungseinrichtungen 3. Wirtschaftskammer, Verbände, Vereine Rahmenbedingungen und Megatrends mit signifikantem Einfluss 1. Auswirkungen der Corona-Pandemie 2. Wirtschaftlicher, digitaler Strukturwandel 3. Globalisierung, Internationalisierung 4. Nachhaltigkeit/ soziale und ökologische Verantwortung Aufgabenfelder • Geschäftsstelle und Vorstand „IT-Klub Mainz und Rheinhessen e.V.“ • Wirtschaft und Wissenschaft, Technologietransfer • Gutenberg Digital Hub, Kooperationen, Weiterentwicklung im Kernteam • Deutsch-Chinesische-Industriestädteallianz • Beirat Mainz City Management e.V. • Kooperationen zwischen etablierten Unternehmen und Start-Ups • Mainz Digital Projektgruppe „Wirtschaft“ • Aufbau und Pflege von Clustern6 und Netzwerken in Schwerpunktbranchen: • Medien, Kultur- und Kreativwirtschaft • Life Science, BioTech, Gesundheitswirtschaft, MedTech • Smart Economy, Industrie 4.0, Innovation Perspektivisch ist hier der Aufbau eines „Ecological Engineering“-Netzwerks mit einem Schwerpunkt auf Ökotechnologien, „Power-to-Gas“ und „Carbon Capture and Storage“ (CCS)“ anzustreben. 6Wertschöpfungsnetze: Vernetzung von Herstellern, Zulieferern, Dienstleistern, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie unterstützenden Institutionen 15
4.2.3 Kompetenzfeld „Investoren und Ansiedlungen“ Die Mitarbeiter/-innen akquirieren national und international, betreuen und beraten Unternehmen, die sich in Mainz ansiedeln möchten. Sie betreuen und beraten Unternehmen, die bereits am Standort ansässig sind und größere Erweiterungen in Mainz planen. In beiden Fällen moderieren sie auch komplexe stadtinterne Genehmigungsprozesse. Ziele 1. (Potentielle) Unternehmerinnen und Unternehmer sind informiert und individuell, kompetent und schnell betreut. (kurzfristiges Ziel) 2. Es werden neue Unternehmen und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gewonnen. (mittel- und langfristiges Ziel) 3. Unternehmen in der Wertschöpfungskette und im Wertschöpfungsnetz von Bestandsunternehmen Zielgruppen 1. Neuansiedlungen am Standort Mainz 2. Größere Erweiterungen am Standort durch bestehende Unternehmen 3. Unternehmen in der Wertschöpfungskette und im Wertschöpfungsnetz von Bestandsunternehmen Rahmenbedingungen und Megatrends mit signifikantem Einfluss 1. Wirtschaftlicher, digitaler Strukturwandel 2. Globalisierung, Internationalisierung Aufgabenfelder • Nationale und internationale Akquise von und Kontaktpflege zu potentiellen Investoren, • Ansiedlungsstrategie • Beratung von Unternehmen mit Ansiedlungsinteresse, Betreuung von neuangesiedelten Unternehmen • Moderation komplexer interner Genehmigungsprozesse • Unterstützung beim Matching von Ansiedlungsanfragen mit offenen Gewerbe- /Büroflächen • Geschäftsführung Rheinhessen Standort Marketing GmbH, Schnittstelle Frankfurt Rhein Main Marketing of the Region als Marketinggesellschaft der Region 16
4.2.4 Kompetenzfeld „Digitale Infrastruktur und Standortentwicklung“ Die Mitarbeiter/-innen bündeln Vorhaben, Projekte und Initiativen zur Entwicklung von Rahmenbedingungen der Standortentwicklung, wie dem Breitband- und dem WLAN-Ausbau. Das umfasst den flächendeckenden Breitbandausbau in allen Gewerbegebieten und in Wohngebieten, da Home-Office- Möglichkeiten bei der Fachkräftegewinnung an Bedeutung zunehmen. Ziele 1. Mainzer Unternehmen finden am Standort Mainz gute Rahmenbedingungen für wirtschaftlichen Erfolg vor. (mittel- und langfristiges Ziel) Zielgruppen 1. Unternehmen am Standort -> 26.644 Unternehmen (Stand Juni 2020) mit 114.810 Beschäftigen (sozialversicherungspflichtig) (Stand Juni 2019) 2. (potentielle) Gründerinnen und Gründer, Start-Ups -> 2.000 Gewerbeanmeldungen/Jahr 3. Neuansiedlungen am Standort Mainz Rahmenbedingungen und Megatrends mit signifikantem Einfluss 1. Wirtschaftlicher, digitaler Strukturwandel 2. Globalisierung, Internationalisierung 3. Demographischer Wandel und Drehung des Arbeitsmarkts Aufgaben • Breitband- und WLAN-Ausbau • Konzepterstellung • Begleitung der Umsetzung • Stellung von Förderanträgen • Zusammenarbeit mit Breitbandversorgungsträgern und Kommunikationsdienstleistern • Projektgruppe Breitband von Mainz Digital • Datenplattformen • Potentiell: Bewerbung um (EU-)Strukturförderprogramm 4.2.5 Kompetenzfeld „Menschen und Kompetenzen“ Die Mitarbeiter/-innen unterstützen - insbesondere mit Blick auf den demographischen Wandel und alle Facetten der Digitalisierung - Arbeitgeber/- innen, Fachkräfte zu sichern und zu halten und Arbeitnehmer/-innen, zukunftsorientierte Arbeitsbedingungen vorzufinden. Ziele 1. Talente und Fachkräfte für den Standort gewinnen und binden. (mittel- und langfristiges Ziel) Zielgruppen 1. Unternehmen am Standort -> 26.600 Unternehmen 2. 114.810 sozialversicherungspflichtige Beschäftige 3. Studierende und Absolvent/-innen der Universität und der Hochschule 4. (Potentielle) Auszubildende und Schüler/-innen 17
Rahmenbedingungen und Megatrends mit signifikantem Einfluss 1. Auswirkungen der Corona-Pandemie 2. Wirtschaftlicher, digitaler Strukturwandel 3. Demographischer Wandel und Drehung des Arbeitsmarkts Aufgaben • Fachkräftesicherung, z.B. Themen „Familie und Beruf“, „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ • Uni-/HS-Absolventensicherung • Ausbildungsstandort Mainz: u.a. Jobzzone • Schule und Wirtschaft (in enger Abstimmung mit dem Schulamt) • Arbeit 4.0, New Work • Arbeitgeber/-innen der Zukunft • Vorbildliche Unternehmer/-innen • Unternehmerinnen, Frauen in der Wirtschaft 4.2.6 Kompetenzfeld „Standortmarketing“ Die Mitarbeiter/-innen erstellen digitale und analoge Materialien für das Marketing des Wirtschaftsstandortes, sind auf Netzwerkveranstaltungen und auf regionalen und überregionalen Messen präsent. Ziele 1. Unsere Standortvorteile werden nach außen kommuniziert. (kurzfristiges Ziel) 2. Unsere Dienstleistungen werden nach innen und nach außen kommuniziert (kurzfristiges Ziel) Zielgruppen 1. Unternehmen am Standort -> 26.600Unternehmen 2. (potentielle) Gründerinnen und Gründer, Start-Ups -> 2.000 Gewerbeanmeldungen/Jahr 3. Neuansiedlungen am Standort Mainz 4. Fachkräfte Rahmenbedingungen und Megatrends mit signifikantem Einfluss 1. Wirtschaftlicher, digitaler Strukturwandel 2. Globalisierung, Internationalisierung 3. Demographischer Wandel und Drehung des Arbeitsmarkts Aufgaben • Publikationen (in Abstimmung mit der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Hauptamtes) • Newsletter • Aktualisierung Website, Veranstaltungskalender • D115 • Vermarktung Gründer- und Wirtschaftsstandort; auch internationales Marketing • Messeauftritte (u.a. EXPO REAL, KONEKT (2x jährlich), Coface Kongress) • Operatives Eventmanagement: Branchentreffen, Konferenzen, Tagungen Die mainzplus CITYMARKETING GmbH vermarktet die Landeshauptstadt Mainz als Tourismus-, Kultur- und Tagungsdestination. Hier bilden sich durch die Bedeutung von Tourismus, Kultur und Kongressen als Wirtschaftsfaktor sowie die Wertschöpfungseffekte 18
insbesondere für den Einzelhandel (41,3 % Anteil am Gesamt-Bruttoumsatz im Übernachtungs- und Tagestourismus) und das Gastgewerbe (41,0 %7) diverse Punkte zur Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftsförderung und mainzplus CITYMARKETING GmbH. 4.2.7 Querschnittsaufgaben In diesen Bereich fallen übergreifende Aufgaben, wie die Abteilungsleitung, die Fortentwicklung der Strategie, Sonderaufgaben für das Wirtschaftsdezernat, Querschnittsprojekte (z.B. Unternehmensbefragungen) und das Monitoring der Abteilungsziele und Assistenzaufgaben. 4.3 Personen „Wirtschaft 2020+“ Die Aufgaben der bestehenden 4,77 Mitarbeiter/-innen der Wirtschafts- und Strukturförderung können bereits jetzt den unter 4.2 definierten Kompetenzfeldern zugeordnet werden. Gleichzeitig kann durch Abschätzung der zeitlichen Aufwendungen - für die unter 4.2 festgelegten Aufgaben - auch eine adäquate Personalausstattung zur Umsetzung der sechs Kompetenzfelder und der Querschnittsaufgaben vorgenommen werden. Hierzu wurden auch Vergleichswerte anderer Kommunen herangezogen. Hieraus ergeben sich Ist- und Soll-Werte zur Umsetzung einer passgenauen Wirtschafts- und Strukturförderung mit „Wirtschaft 2020+“ Kompetenzfeld VZÄ aktuell VZÄ benötigt (Ist-Zustand) (Soll-Zustand) Unternehmensservices und Gründungen 1,35 5,0 Cluster und Netzwerke 0,55 4,0 Ansiedlungen und Investoren 0,4 1,62 Digitale Infrastruktur und Standortentwicklung 0,9 2,0 Menschen und Kompetenzen 0,25 2,0 Standortmarketing 0,05 1,5 Querschnittsaufgaben 1,27 2,0 Σ 4,77 18,12 Zur Umsetzung von „Wirtschaft 2020+“ sind damit 18,27 Vollzeitäquivalente erforderlich, also eine Erhöhung der aktuellen Personalkapazität von 4,77 Vollzeitäquivalenten um 283,02%. 5. Umsetzung „Wirtschaft 2020+“ Die Umsetzung von „Wirtschaft 2020+“ in allen Facetten (insb. Tiefe und Breite der Themen) zu einer Entwicklung der Wirtschaftsförderung als starker Partner der Mainzer Wirtschaft und Initiator der weiteren Standortentwicklung, ist ein Prozess, der – insbesondere mit Blick auf die Haushaltslage der Landeshauptstadt - erst mittel- bis langfristig vollständige Umsetzung finden kann. 7 Pressemitteilung „Laut Studie: Mainzer Tourismus wächst und bringt hohe Wertschöpfung – viele Branchen profitieren“ https://www.mainzplus.com/presse/pressemeldungen/nachrichtendetails/news/laut-studie-mainzer- tourismus-waechst-und-bringt-hohe-wertschoepfung-viele-branchen- profitieren/?no_cache=1&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=2 a5fc107fdd43fe6a765ec3bdc9df228/ 19
5.1 Fokus Auf Grund struktureller Änderungsprozesse müssen - mit Blick auf die Sicherung und die Entwicklung von Arbeitsplätzen, die Generierung von Steuereinahmen und die Stärkung des Images - besonders relevante Kompetenzfelder kurzfristig gestärkt werden. Bei ihrer Definition fließen auch die - im Rahmen der aktuellsten Unternehmensbefragungen der Wirtschaftsförderung (2015 und 2018) erhobenen - Daten mit ein. Veränderte strukturelle Rahmenbedingungen und weiter zunehmende Veränderungsprozesse lassen die Dienstleistungen für bestehende Mainzer Unternehmen immer stärker in den Mittelpunkt der Wirtschafts- und Strukturförderung rücken. Die sogenannte „Bestandspflege“ und die „Bestandsentwicklung“ muss, da sie unmittelbar und signifikant von den fünf größten strukturverändernden Einflussfaktoren (s. 4.2.1) beeinflusst wird und relevante Einflussfaktoren auf das Halten von Unternehmen am Standort, die Sicherung von Arbeitsplätzen und auch weitere Ansiedlungen und Clusterbildungen in Mainz hat, mit besonderem Fokus und kurzfristig bis zum Jahr 2022 intensiviert und ausgebaut werden. Daneben sind – auch hier liegt wie in 4.2.2 und 4.2.5 aufgezeigt – besonders die Kompetenzfelder „Cluster und Netzwerke“ und „Menschen und Kompetenzen“ relevant. 5.2 Umsetzungsschritte Auf Grund des kurzfristigen Handlungsbedarfs werden die Umsetzungsschritte bis Ende des Jahres 2022 in den Fokus gestellt. 5.2.1 Umsetzung: Stärkung des Personals bis 2022 Zur kurzfristigen Stärkung der drei Kompetenzfelder „Unternehmensservices und Gründungen“ (Kompetenzfeld 1), „Cluster und Netzwerke“ (Kompetenzfeld 3), und „Menschen und Kompetenzen“ (Kompetenzfeld 5) bis zum Jahr 2022 werden zunächst 2,73 Vollzeitäquivalente (3 Stellen) zum Haushalt 2021/2022 der Landeshauptstadt Mainz angemeldet. Hiermit erhöht sich die Personalkapazität der Wirtschafts- und Strukturförderung von 4,77 VZÄ auf 7,5 VZÄ zur Anpassung der Mitarbeiterzahl im interkommunalen Vergleich von Städten mit 100.001-250.000 Einwohner/-innen. Gemäß der in 5.1 erläuterten notwendigen Stärkung des Kompetenzfeldes „Unternehmensservices“, werden hier – die Genehmigung der Stellen vorausgesetzt - zusätzliche zwei Mitarbeiter/-innen in Vollzeit in den Entgeltgruppe 10 und 11 Dienstleistungen für Mainzer Unternehmen anbieten. Im Konkreten werden diese Aufgabenfelder von den neu zu besetzenden Stellen betreut: 1. Stadtteilzentren, Gewerbevereine 2. Einzelhandel und Gastronomie in der Innenstadt 3. Leerstand 4. Individuelle Betreuung, Beratung und Information von KMUs z.B. bei Anliegen an die Stadtverwaltung, Erweiterung/Verkleinerung/Verlagerung am Standort, Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten, Digitalisierung und Innovationsförderung, Fachkräftegewinnung, Informationen zum Wirtschaftsstandort Mainz 5. Netzwerk- und Themenveranstaltungen für KMUs 20
Für die Felder „Cluster und Netzwerke“ und „Menschen und Kompetenzen“ wird eine Person mit Teilzeitstelle (73%) in Entgeltgruppe 11 das Clustermanagement mit den Schwerpunkten Life Science, Gesundheitswirtschaft, BioTech und MedTech sowie Projekte und Formate zum Gewinnen und zum Halten von Fachkräften und Talenten betreuen. 5.2.2 Umsetzung: Thematische Schwerpunkte bis 2022 Aus den Ergebnissen der jüngsten Unternehmensbefragungen Mainzer Unternehmen (2015 und 2018) und mit Blick auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die weiteren strukturverändernden Rahmenprozesse, legt die Mainzer Wirtschafts- und Strukturförderung in den kommenden zwei Jahren einen inhaltlichen Fokus auf 1. Digitalisierung und Innovationen in allen Branchen der Bestandsunternehmen mit einem Schwerpunkt auf KMUs sowie technische und digitale Gründungen 2. Innenstadt- und Stadtteilzentrenentwicklung 1. Zusammenarbeit mit den Gewerbevereinen 2. Projekte für Einzelhandel und Gastronomie 3. Leerstandsmanagement für gewerbliche Immobilien 3. Initiativen zur Sicherung von Fachkräften 4. Aufbau eines BioTech/MedTech-Clusters 5. Vernetzung junger und etablierter Unternehmen 6. Zusammenfassung und Ausblick Mit „Wirtschaft 2020+“ legen wir sowohl eine Analyse der Herausforderungen des Wirtschaftsstandorts Mainz als auch konkrete Handlungsschritte zur Begegnung dieser strukturverändernden Herausforderungen vor. Diese Handlungsschritte werden erläutert an Hand von klar definierten und in Tiefe illustrierten Kompetenzfeldern und zur Umsetzung notwendigen personellen Ressourcen. Die Umsetzung von „Wirtschaft 2020+“ in verschiedenen Schritten ermöglicht Mainz stufenweise eine strategische, effiziente und fokussierte Wirtschaftsförderung und kurzfristig (1. Schritt, bis zum Jahr 2022) und mittel- und langfristig (2022+) das Erreichen bedeutsamer Ziele wie dem Halten und Gewinnen von Unternehmen und Beschäftigten der Stärkung des 21
Existenzgründungsstandort, der Erhöhung der Innovationsfreundlichkeit, der Erhöhung der Wertschöpfung und der Förderung guter Rahmenbedingungen für wirtschaftlichen Erfolg. Kontakt Landeshauptstadt Mainz Amt für Wirtschaft und Liegenschaften Wirtschafts- und Strukturförderung Simone Ritter Abteilungsleiterin Postfach 38 20 55028 Mainz Brückenturm am Rathaus Rheinstraße 55, 55116 Mainz Telefon: 06131 12-2143 E-Mail: simone.ritter@stadt.mainz.de Fax: 06131 12-2363 www.mainz.de 22
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