Wirtschaft und Beschäftigung in der Stadt Bremen - Folgen der Pandemie nicht absehbar
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— 18 Jörg Muscheid Wirtschaft und Beschäftigung in der Stadt Bremen Folgen der Pandemie nicht absehbar In aller Kürze: Der Flughafen Bremen steht aufgrund des über- schaubaren, im Zuge der Corona-Krise sinken- den Passagieraufkommens wie die meisten Regi- Schon im Jahr 2019 hatte die wirtschaftliche Dynamik in Bremen onalflughäfen in Deutschland unter starkem deutlich nachgelassen. In vielen Branchen gab es problematische wirtschaftlichen Druck. Da er aber von strate- Entwicklungen. gisch hoher Bedeutung ist und den Transport Nach dem schwachen Start 2020 sind in den Folgemonaten alle sowie damit die Produktion großer Bauteile der Prognosen durch die Corona-Pandemie Makulatur geworden. Das Luftfahrtindustrie am Standort Bremen über- zweite Quartal 2020 markiert den Beginn einer schwierigen Entwick- haupt erst ermöglicht (siehe Artikel „Wir können lung auf dem Arbeitsmarkt, mit negativen Meldungen aus den wich- alles – außer Helikopter“ in diesem Band), war tigsten Bereichen der bremischen Wirtschaft. In der Statistik bildet bereits vor dem Beginn der Pandemie ein Sanie- sich diese Entwicklung allerdings noch nicht ab. Der massive Einsatz rungskonzept beschlossen worden. Dieses ging von Kurzarbeit und finanziellen Hilfen für Unternehmen und Selbst- von einem Passagieraufkommen von 2,7 Millio- ständige wie auch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht haben nen Passagieren im Jahr aus. Diese Zahl wurde Wirtschaft und Arbeitsmarkt zunächst stabilisiert. Die Probleme sind infolge der Flugbeschränkungen im April und damit nicht gelöst, aber zumindest vertagt. Mai Makulatur, selbst die mittelfristigen Pro- gnosen für die Zeit nach Corona wurden deut- lich nach unten korrigiert. Rund ein Viertel aller Bereits das Jahr 2019 verzeichnete eine ganze Arbeitsplätze, insgesamt ein Volumen von Reihe negativer Meldungen zur wirtschaftlichen 100 Vollzeitarbeitsplätzen, soll bis 2025 abge- Entwicklung insgesamt wie auch im Land Bremen. baut werden – so der Plan vom Sommer 2020, Vor allem gaben die Situation und die Perspektiven bevor die zweite Corona-Welle begann. der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer Anlass zur Sorge. Auch für die Stahlbranche war 2019 ein Auch die Lufthansa steckt pandemiebedingt in schwieriges Jahr. Bei Airbus gab es bereits konkrete Schwierigkeiten und hat ein bundesweites Spar- Pläne für einen Arbeitsplatzabbau in der Rüstungs- programm beschlossen. Schon in den Vorjahren und Raumfahrtsparte, während sich die Ausliefe- waren frei werdende Stellen in der Regel durch rungen von Zivilflugzeugen zeitgleich auf Rekordni- – schlechter bezahlte – Mitarbeiterinnen und veau befanden. Mitarbeiter von Fremdfirmen ersetzt worden; aktuell sollen bundesweit 370 Mitarbeiterinnen Die Probleme in den betroffenen Branchen setzten und Mitarbeiter entlassen werden, davon 25 am sich im Jahr 2020 fort. Für das erste Quartal wur- Flughafen Bremen. Die praktische Ausbildung den schwache Zahlen bei wichtigen Wirtschaftsin- an der von der Lufthansa seit rund 60 Jahren dikatoren vermeldet. Die Corona-Pandemie erfasste in Bremen betriebenen Verkehrsfliegerschule, dann auch zuvor krisenresistentere Branchen, vor die seit 2017 unter dem Namen „European allem im Dienstleistungssektor. Meldungen aus Flight Academy“ firmiert, steht vor dem Aus. allen Branchen geben ein Bild der Situation. Zudem ist auch unklar, ob die Bundeswehr ihr
— 01 Arbeit, Wirtschaft und Finanzen — 19 Transportfliegerpersonal auch künftig in Bremen Schon 2019 gaben die Kleidungsketten Mango ausbildet. Im schlimmsten Fall wären knapp 150 und Benetton und der Schuhhandel Tamaris auf, Beschäftigte am Standort betroffen. aktuell schließt auch der Ausstatter L’Uomo sein Geschäft. Die Pandemie ist nur eines der Pro- Neben der Gastronomie ist vor allem der Einzel- bleme, mit dem der Einzelhandel in Bremen handel stark in Mitleidenschaft gezogen. Insol- konfrontiert ist: Hohe Mieten, der Trend zum venzen infolge der Pandemie sind bislang aber Online-Handel und die nachlassende Attrakti- nicht erfolgt. Gleichwohl ist die Situation in Bre- vität der City bilden ein insgesamt schwieriges men schwierig: So meldete die Modemarke Zara Umfeld. Der wohl schwerste Schlag für die City im Sommer, dass sie die Filiale in der City auf- im vergangenen Jahr war zudem die Schließung gibt. Etwa 43 Angestellte sind davon betroffen. von Galeria Karstadt Kaufhof, einer der zentra- len Anziehungspunkte in der Bremer Innenstadt, im Rahmen der konzernweiten Einsparmaßnah- men. Zusammen mit dem Warenhaus Karstadt in Bremerhaven, das ebenfalls geschlossen wurde, gehen nach Meldungen der Gewerkschaft Verdi bis zu 144 Arbeitsplätze verloren. „Die Corona-Pandemie erfasste auch zuvor krisenresistentere Branchen.“ Bei zentralen Bauprojekten in der Innenstadt gab und gibt es Verzögerungen. Aufgrund des politischen Widerstandes gegen ihren Entwurf stieg eine Investorengruppe um die israelische Familie Schapira zunächst aus den Plänen aus,
— 20 — Bericht zur Lage 2021 2020 markiert auch für die Industrie ein schwieriges Jahr. Besonders betroffen war hier zunächst die Stahlindustrie. Unter anderem auf- grund der massiven Auftragseinbrüche weltweit – vor allem Aufträge aus der Automobilindus- trie blieben aus – musste ArcelorMittal im Früh- jahr des vergangenen Jahres Kurzarbeit einfüh- ren. Auch nach den Sommermonaten blieb die Auslastung des Stahlwerks zu gering, sodass die Kurzarbeit bis Ende 2020 verlängert wurde. Seit Ende September läuft allerdings der Hochofen 3 das bisherige Sparkassengelände Am Brill kom- am Standort wieder und die Umsatzergebnisse plett neu zu gestalten. Inzwischen sind alterna- im vierten Quartal 2020 deuten auf eine Erho- tive Planungen fortgeschritten und könnten an lung in 2021 hin. dieser prominenten Stelle für ein attraktives Bin- deglied zwischen Obernstraße und Faulenquar- Auch Daimler vermeldete im zweiten Quar- tier sorgen. Begonnen wurde mit der Umsetzung tal 2020 tiefrote Zahlen und die Einführung noch nicht, dem Vernehmen nach wird noch am von Kurzarbeit. Das Jahr schloss der Konzern Nutzungskonzept gefeilt, das auch Bildungsan- allerdings mit einem deutlichen Plus ab – und gebote einschließen soll. Der geplante Verkauf erhöhte dementsprechend auch die Dividende. des Kaufhof-Gebäudes an den Investor Zech, der Politisch und bei der Vertretung der Arbeitneh- eine umfassende bauliche Neugestaltung unter merinnen und Arbeitnehmer sorgte das durch- Einbeziehung des Parkhauses und der beiden aus für Unmut, da gut 500 bis 700 Millionen zentralen Kaufhäuser vornehmen wollte, wurde Euro Kurzarbeitergeld, ausgezahlt von der Agen- bislang nicht realisiert. Auch in diesem Kern- tur für Arbeit, zum positiven Jahresergebnis bei- bereich der City ist die Neuordnung des Innen- trugen.1 Grundsätzlich ist die Beschäftigung bei stadtbereichs also zunächst gestoppt. Daimler aufgrund der Übereinkunft von Unter- nehmensleitung und Gesamtbetriebsrat bis 2030 Vor dem Hintergrund der beschriebenen Unwäg- gesichert, betriebsbedingte Kündigungen sind barkeiten stellt sich die Frage, wie es mit der ausgeschlossen. Die wirtschaftliche Erholung Bremer Innenstadt weitergehen soll. In Bremen steht aber zum einen unter dem Vorbehalt, dass wurde im Sommer 2020 dazu seitens des Senats die Pandemie in diesem Jahr überwunden wer- ein „City-Gipfel“ einberufen, in dessen Rahmen den kann. Zum anderen muss Daimler der Ein- sich Akteurinnen und Akteure aus vielen Berei- stieg in den Markt der Elektromobilität gelin- chen der Stadtgesellschaft mit der Entwicklung gen, denn der Start des neuen Modells EQC der Innenstadt beschäftigten. Erstes Ergebnis blieb bislang hinter den Erwartungen zurück. war die Implementierung eines gut 13 Millionen Schwierig ist auch die Situation der Automo- Euro schweren Aktionsprogramms, das kurzfris- bilzulieferer, die im Detail bereits im Lagebe- tig die „Aufenthalts- und Erlebnisqualität“ in der richt 2020 dargestellt wurde. Insgesamt geht die Innenstadt steigern soll, unter anderem durch WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH von freies WLAN, mehr Sauberkeit etc. Fest steht, mehr als 30 Unternehmen in diesem Bereich dass die bisher vorherrschende Betrachtung der in der Region aus; betroffen von der Situation Innenstadt als „Konsumzone“ zu kurz greift. der Automobilhersteller sind im Prinzip alle. Es muss vielmehr um einen umfassenden Wan- del gehen, der die Innenstadt zu einem Quartier weiterentwickelt, in dem auch gelebt und gear- beitet wird – mit einem Mix aus Wohnen, Büros und Gewerbe, attraktiven Leuchtturmprojekten und innovativen Nutzungskonzepten. Ein Akti- onsbündnis aus Kammern, Verdi, Investoren und anderen Playern will die Entwicklung vorantrei- ben. 1 Vgl. Lakeband (2021).
— 01 Arbeit, Wirtschaft und Finanzen — 21 Der strukturelle Wandel hin zur Elektromobili- tät ging für die meisten Unternehmen schon vor Corona mit erheblichen Einsparnotwendigkeiten einher; durch die Pandemie wird die Situation wie unter einem Brennglas verstärkt. Je nach Lageentwicklung 2021 rechnen Fachleute daher in diesem Bereich bundesweit mit Insolvenzen. Bereits 2019 hatte Airbus mit Problemen zu kämpfen und ein Sparprogramm für seine Rüs- tungs- und Raumfahrtsparte aufgelegt. Da der Flugverkehr im Frühjahr 2020 weitestgehend zusammengebrochen ist und praktisch alle Flug- gesellschaften ihre mittel- und langfristigen Bestellungen stark zurückgefahren haben, mar- kiert die Corona-Pandemie einen Tiefschlag für die zivile Luftfahrt als Kerngeschäft von Air- bus. Ein erster Einsparungsschritt war das Aus für 1.100 Leiharbeitnehmerinnen und -arbeit- nehmer in den norddeutschen Werken Mitte des Jahres. Im Sommer gab Airbus zudem bekannt, dass weltweit Tausende von Stellen abge- Beschäftigungsentwicklung in der baut werden müssten. In Bremen sollten knapp Stadt Bremen 450 Stellen von insgesamt rund 2.500 Arbeits- plätzen in der Verkehrsflugzeugsparte gestrichen In der Wirtschafts- und Beschäftigungsstatistik hat werden, also fast jeder fünfte Arbeitsplatz. Letzt- sich diese Situation allerdings bislang nicht nieder- lich konnte der Stellenabbau in Bremen durch geschlagen. Das Aussetzen der Insolvenzantrags- die Nicht-Verlängerung befristeter Verträge, pflicht im vergangenen Jahr, die langfristige Förde- durch freiwilliges Ausscheiden nach Abfindungs- rung von Kurzarbeit und nicht zuletzt die massiven zahlungen, durch den Abbau von Leiharbeit und Finanzhilfen der öffentlichen Hand sichern aktu- Verrentungen realisiert werden.2 ell den Bestand der meisten Unternehmen über die Pandemie hinweg – vorausgesetzt, dass die sich Alles in allem erweist sich 2020 als das wohl abzeichnende Verbesserung der Situation keine schwierigste Krisenjahr bundesweit, aber gerade Rückschläge durch eine weitere Corona-Welle erlei- auch für die bremische Wirtschaft. Der massive Ein- det und von daher eine Rückkehr zur Normalität ab bruch der Exporte aufgrund der weltweiten Auswir- dem Sommer 2021 möglich sein wird. Vor diesem kungen der Pandemie trifft das eigentlich export- Hintergrund sind die Zahlen zur Beschäftigungsent- starke Bremen und seine strukturbestimmenden wicklung in der Stadt Bremen 2020 mit Vorsicht zu Großunternehmen ganz besonders. Zugleich erwei- betrachten. sen sich die pandemiebedingten Schließungen als Tiefschlag für die konsumorientierten Dienstleis- Mitte des Jahres war die Beschäftigung in der Stadt tungen. Der Lockdown im Einzelhandel, im Gast- Bremen mit 280.600 Arbeitsplätzen nur unwesent- gewerbe, im Kultur- und Freizeitbereich etc. ist auf lich unter dem Vorjahresniveau (minus 757 Arbeits- Dauer existenzbedrohend für viele Selbstständige plätze). Anders als im Vorjahr verzeichneten die sowie kleine und mittelständische Unternehmen, Dienstleistungsbranchen einen Beschäftigungsrück- die „an sich“ wirtschaftlich gesund wären. gang in Bremen von minus 1.288 Arbeitsplätzen, in der Industrie dagegen war ein Plus von 342 Arbeits- plätzen zu verzeichnen.3 2 Vgl. Beneke (2021). 3 Vgl. Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2021).
— 22 — Bericht zur Lage 2021 Der Rückgang bei der Beschäftigung in der Stadt Rückgang mit einem Minus von 3.319 Arbeitsplät- Bremen ist vor allem auf Verluste bei der Vollzeit- zen (minus 9,1 Prozent) sogar deutlich stärker; die beschäftigung zurückzuführen: Mit 195.254 Voll- Gesamtzahl sank auf 33.058 Minijobs. zeitarbeitsplätzen (minus 843 gegenüber 2019) ist der kontinuierliche Anstieg der letzten acht Jahre gebrochen; die Teilzeitbeschäftigung konnte mit einem Plus von 86 Arbeitsplätzen weiter zulegen auf 85.373 Arbeitsplätze. Deutliche Spuren des pandemiebedingten Lock- „Die Folgen der Pandemie stehen dem downs zeigten sich dagegen schon Mitte des Jahres bei der geringfügigen Beschäftigung: Bei den Mini- Arbeitsmarkt noch bevor.“ jobs in Nebenbeschäftigung gingen 702 Arbeits- plätze (minus 3,1 Prozent) verloren, die Gesamt- zahl lag Mitte des Jahres damit bei 21.979. Bei der ausschließlich geringfügigen Beschäftigung war der Abbildung 1: Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und des Frauenanteils in der Stadt Bremen 2008 bis 2020 300.000 46 % 250.000 45 % 44,2 % 200.000 44 % 150.000 43 % 42,7 % 100.000 42 % 50.000 41 % 0 40 % 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Teilzeitbeschäftigte Vollzeitbeschäftigte Frauenanteil Quelle: Bundesagentur für Arbeit © Arbeitnehmerkammer Bremen Bei den Wirtschaftsbereichen zeigt sich ein unter- schiedliches Bild, wie Abbildung 2 zu entneh- men ist. Die Wirtschaftsbereiche mit den stärks- ten Zunahmen sind das Gesundheitswesen (plus 1.244 Arbeitsplätze) und Information und Kommu- nikation (plus 501). Die stärksten Jobverluste gab es in freiberuflichen, wissenschaftlichen und tech- nischen Dienstleistungen (minus 1.539), in der
— 01 Arbeit, Wirtschaft und Finanzen — 23 Abbildung 2: Beschäftigungsentwicklung nach Wirtschaftsbereichen und Geschlecht in der Stadt Bremen von 2019 bis 2020 (jeweils 30. Juni) Gesundheitswesen 844 400 Information und Kommunikation 169 332 Metall, Elektro, Stahl, Fahrzeugbau (1) 242 242 öffentliche Verwaltung 327 137 Verkehr und Lagerei 92 340 Erziehung und Unterricht 165 69 Baugewerbe −25 77 Herstellung von Vorleistungs- gütern (inkl. Kunststoff) 15 16 Herstellung von Konsumgütern (inkl. Lebensmittel) −84 −14 Finanz- und Versicherungs- dienstleistungen −204 −170 Groß- und Einzelhandel; Kfz-Reparatur −127 −206 sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (ohne ANÜ) −289 −99 Gastgewerbe −365 −326 Arbeitnehmerüberlassung −960 −151 freiberufl., wissenschaftl., technische Dienstleistungen −1.623 84 −2.000 −1.500 −1.000 −500 0 500 1.000 1.500 Frauen Männer Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Sonderauswertung): (1): für den Bereich Metall, Elektro etc. ist nur die Gesamt- zahl verfügbar © Arbeitnehmerkammer Bremen Arbeitnehmerüberlassung (minus 1.111) und im Abschwächung 2018 und 2019. Die Folgen der Pan- Gastgewerbe (minus 691).4 demie stehen dem Arbeitsmarkt zudem noch bevor. Der deutliche Rückgang der geringfügigen Beschäf- Alles in allem verlief die Beschäftigungsentwicklung tigung 2020 wie auch der Arbeitsplatzabbau bei in der Stadt Bremen 2020 noch stabil. Die mittelfris- der Leiharbeit sind Frühindikatoren für die wei- tige Entwicklung der Quartalszahlen seit Juni 2018 tere Entwicklung in diesem Jahr. Sobald die staatli- hat allerdings ein deutliches Nachlassen der Dyna- chen Unterstützungsmaßnahmen und hier insbeson- mik gezeigt; ein Indikator für die konjunkturelle dere die Kurzarbeit ausläuft, könnte ein deutlicher Abbau von sozialversicherungspflichtigen Arbeits- plätzen folgen. 4 Vgl. Bundesagentur für Arbeit: Sonderauswertung (2021).
— 24 — Bericht zur Lage 2020 Für die Landespolitik besteht mittelfristig nach wie vor die Notwendigkeit, die strukturelle Entwicklung der bremischen Wirtschaft voranzutreiben. In der Literatur Position zum Koalitionsvertrag hat die Arbeitneh- merkammer bereits 2019 die wesentlichen Punkte formuliert5 und seitdem in den politischen Diskurs Weiteres eingebracht: Hierzu gehört die Weiterentwicklung der vor- handenen Wirtschaftscluster in Richtung wich- tiger Dienstleistungsbereiche wie die Informa- tions- und Kommunikationstechnik und die Gesundheitsbranche sowie die Unterlegung die- ser Strategien mit konkreten Maßnahmen und Zielen. Arbeitnehmerkammer Bremen (2019): Position zum Koa- Im Rahmen einer umfassenden Qualifizierungs- litionsvertrag im Land Bremen. strategie müssen sich zudem Beschäftigte unter Beneke, Maren (2021): Airbus kommt ohne Kündigun- fairen Bedingungen für neue Arbeit qualifizie- gen aus ren können. Einzelhandel, Industrie, Logistik – https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen- bedeutende Bremer Branchen werden sich durch wirtschaft_artikel,-airbus-kommt-ohne-kuendigun Strukturwandel, Globalisierung und Digitalisie- gen-aus-_arid,1962804.html. Zugriff am 11.03.2021. rung erheblich wandeln. Arbeitsmarktpolitik sollte nicht erst auf den Plan treten, wenn der Bundesagentur für Arbeit (2021): Sonderauswertung für Worst Case, nämlich Arbeitslosigkeit, eingetre- die Arbeitnehmerkammer Bremen. ten ist. Es braucht gemeinschaftlich von Land, Lakeband, Stefan (2021): Daimler-Mitarbeiter sollen Arbeitsagentur und Betrieben finanzierte Trans- am Gewinn beteiligt werden. In: Weser-Kurier vom formationsgesellschaften, in denen von Perso- 25.02.2021. https://www.weser-kurier.de/bremen/ nalabbau betroffene Beschäftigte einer Bran- bremen-wirtschaft_artikel,-daimlermitarbeiter-sollen- che aufgenommen werden, damit sie sich neu am-gewinn-beteiligt-werden-_arid,1961325.html. orientieren können. Nicht zuletzt wird neben Zugriff am 11.03.2021. der Digitalisierung auch die ökologische Wende weite Teile der bremischen Wirtschaft verän- Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2021): Regional- dern. Dieser Wandel muss gestaltet und Beschäf- report über Beschäftigte (Quartalszahlen). Agentur tigung gesichert werden. Ein Landesprogramm für Arbeit Bremen-Bremerhaven, 30. Juni 2020. zur Förderung von Innovation und Beschäfti- gung im digitalen und sozial-ökologischen Wan- del muss sich gleichberechtigt an Betriebslei- tungen und Betriebsräte richten. Betriebe und Belegschaften können so nachhaltig für die Zukunft gerüstet werden, die Mitbestimmung und die Sozialpartnerschaft werden gestärkt. 5 Vgl. Arbeitnehmerkammer Bremen (2019).
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