Gipfelstürmer Human Skills and Leadership Präsenzmodul DU

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Gipfelstürmer Human Skills and Leadership Präsenzmodul DU
Gipfelstürmer
                                      Human Skills and Leadership
                                                         Präsenzmodul DU

                      "Andere erfolgreich machen" – Kernaufgaben einer Führungskraft

"Von Affen und Hebammen" – Mitarbeiterentwicklung durch Delegation und Partizipation

             "Gesagt heißt noch nicht verstanden" – Kommunikation für Führungskräfte

             "Wie sag ich´s meinem Kinde?" – Mitarbeitergespräche professionell führen
Gipfelstürmer Human Skills and Leadership Präsenzmodul DU
Inhalt

        Inhalt

Inhalt .......................................................................................................................................................... 2
Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft ........... 3
          Kernaufgaben einer Führungskraft .................................................................................................................. 3
          Mitarbeiter Halten ............................................................................................................................................ 5
          Mitarbeiter Rekrutieren .................................................................................................................................. 11
Von Affen und Hebammen – Delegation und Identifikation als Führungsprinzipien ..................... 18
          Mitarbeiterentwicklung durch Delegation ..................................................................................................... 18
          Komfortzonenmodell ..................................................................................................................................... 20
          Situative Führungsstile .................................................................................................................................. 20
Gesagt heißt noch nicht verstanden – Kommunikationspsychologie ................................................. 21
          Konstruktivismus ........................................................................................................................................... 21
          Axiome der Kommunikation ......................................................................................................................... 21
          Ausdrucksebenen ........................................................................................................................................... 22
          Die vier Seiten einer Nachricht ...................................................................................................................... 22
          Aktives Zuhören als Zuhörkompetenz ........................................................................................................... 23
          Selbst- und Fremdwahrnehmung ................................................................................................................... 23
Wie sag ich´s meinem Kinde? – Mitarbeitergespräche professionell führen .................................... 25
          Positive Feedbackschleife .............................................................................................................................. 25
          Negative Feedbackschleife ............................................................................................................................ 26
          Kommunikation in der Anwendung ............................................................................................................... 28
          Lernpsychologie............................................................................................................................................. 31
Literaturverzeichnis ............................................................................................................................... 35

                                                                          © School of Skills GmbH 2020
                                                              Gipfelstürmer Skript MODUL DU_2020-07-08.Docx

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Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen
einer Führungskraft

Kernaufgaben einer Führungskraft

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Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

    Mein Dreieck

         Reifegrad            Aufmerksamkeit                                  Führungsplan

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Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

Mitarbeiter Halten

Fallbeispiel Gallup Umfrage1

Im Zuge einer Mitarbeiterbefragung des Gallup-Instituts innerhalb einer Einzelhandelskette mit insgesamt
37.000 Mitarbeitern aus 300 Filialen von denen 75%, also 28.000 an der Umfrage teilgenommen hatten,
werden die Korrelation von Mitarbeiterbindung und der Einfluss der Beziehung zum direkten Vorgesetzten
sehr deutlich.

Was immer das Unternehmen von der Zentrale aus zu tun versuchte, auf der Ebene des
Einzelhandelsgeschäfts zeigten diese Initiativen vollkommen unterschiedliche Wirkung.

Die Fragen entsprachen denen der Folgeseite und wurden anhand der Skala von 1 (=starkes NEIN) bis 5
(=starkes JA) beantwortet.

Im Folgenden eine Gegenüberstellung zweier realer, beispielhaften Filialen:

                                                                                    Geschäft A           Geschäft B
     Frage   Parameter
                                                                                    Bewertung 5          Bewertung 5
        1    Wissen um Anforderungen/Erwartungen                                        69%                  41%
        2    Materialien/Arbeitsmittel                                                    45%                11%
        3    Chance, täglich optimal eingesetzt zu werden                                 55%                19%
        4    Lob/Anerkennung in den letzten sieben Tagen                                  42%                20%
        5    Interesse an mir als Mensch                                                  51%                17%
        6    Förderung der Entwicklung                                                    50%                18%
        7    Meine Meinung zählt                                                          36%                9%
        8    Unternehmensphilosophie/Ziele                                                40%                16%
        9    Qualitätsorientierte Arbeitseinstellung der Kollegen                         34%                20%
       10    Sehr guter Freund                                                            33%                10%
       11    Fortschrittsbesprechung in den letzten sechs Monaten                         48%                22%
       12    Lern- und Entwicklungschancen                                                44%                24%

Im Vergleich der Umfrageergebnisse aller Filialen mit den wirtschaftlichen Leistungseckdaten (KPI) des
Unternehmen ergab sich, dass

Die oberen 25% der Betriebe, deren Mitarbeiter mit hoher Zustimmung antworteten…
     im Durchschnitt um 4,56% über ihren jährlichen Umsatzzielen lagen
     im Durchschnitt um 14% über ihren jährlichen Gewinnzielen lagen.
     im Durchschnitt in einer Filiale mit 100 Mitarbeitern pro Jahr eine um 12 Mitarbeiter geringere
       Fluktuation aufwiesen. (In einem Betrieb aus dem unteren Quartil war also im Schnitt mit 12
       Kündigungen pro Jahr mehr zu rechnen!)
Die unteren 25% der Betriebe, deren Mitarbeiter mit geringer Zustimmung antworteten…
     im Durchschnitt um 0,84% unter ihren jährlichen Umsatzzielen lagen.
     im Durchschnitt um 30% unter ihren jährlichen Gewinnzielen lagen.

1
    Aus (Buckingham & Coffman, 2005), S. 31ff.

                                                                                                                       5
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Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

    Q12 – Kernfragen des Gallup-Instituts zur Bindung erstklassiger Mitarbeiter2

    Bitte antworten Sie anhand der Skala von 1 (=Ich stimme überhaupt nicht zu) bis 5 (=Ich stimme voll zu):

    1. Ich weiß, was bei der Arbeit von mir erwartet wird.

    2. Ich habe die Materialien und die Arbeitsmittel, um meine Arbeit richtig zu machen.

    3. Ich habe bei der Arbeit jeden Tag die Gelegenheit, das zu tun, was ich am besten kann.

    4. Ich habe in den letzten sieben Tagen für gute Arbeit Anerkennung oder Lob bekommen.

    5. Mein Vorgesetzter/Meine Vorgesetzte oder eine andere Person bei der Arbeit interessiert sich für ich als
          Mensch.

    6. Bei der Arbeit gibt es jemanden, der mich in meiner Entwicklung fördert.

    7. Bei der Arbeit scheinen meine Meinungen zu zählen.

    8. Die Ziele und die Unternehmensphilosophie meiner Firma geben mir das Gefühl, dass meine Arbeit
          wichtig ist.

    9. Meine Kollegen/Innen haben einen inneren Antrieb, Arbeit von hoher Qualität zu leisten.

    10. Ich habe einen sehr guten Freund/ eine sehr gute Freundin innerhalb der Firma.

    11. In den letzten sechs Monaten hat jemand in der Firma mit mir über meine Fortschritte gesprochen.

    12. Während des letzten Jahres hatte ich bei der Arbeit die Gelegenheit, Neues zu lernen und mich
          weiterzuentwickeln.

    2
        Aus (Nink, 2020), S. 3

6
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Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

Zwei-Faktoren-Theorie nach Herzberg3

Hygienefaktoren vs. Motivationsfaktoren4

Übersicht verschiedener Personalentwicklungsinstrumente5

3
  (Herzberg, Mausner, & Bloch Snyderman, 1959)
4
  (Von Grap - Grap, 2020)
5
  Eigene Darstellung

                                                                                                      7
Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

    Leistungsmanagement

    Die „Kernroutine“ als Geheimnis einer effektiven Förderung von Mitarbeitern: Einfachheit, häufige
    Interaktion, Zukunftsorientierung und eigene Fortschrittskontrolle.6

    Das Stärkeninterview

    Zu Beginn des Jahres – respektive ein bis zwei Wochen nach der Neueinstellung – sollten Sie eine Stunde
    darauf verwenden, mit dem Mitarbeiter die folgenden zehn Fragen zu besprechen:

          1. Was hat Ihnen an Ihren bisherigen Arbeitserfahrungen am besten gefallen? Was hat Sie zu uns
             gebracht? (Bei Stammkräften: Was hält Sie bei uns?)

          2. Worin liegen Ihrer Ansicht nach Ihre Stärken? (Fertigkeiten, Wissen/Kenntnisse, Talente)

          3. Wo sehen Sie Ihre Schwächen?

          4. Wie steht es mit Ihren momentanen Zielen? (Messung und Zeitrahmen wichtig!)

          5. In welchen Abständen sollten wir uns zusammensetzen, um Ihre Fortschritte zu besprechen? Sind
             Sie jemand, der von sich aus mit der Sprache herausrückt, oder sollte ich besser nachfragen?

          6. Haben Sie persönliche Ziele oder Wünsche, die ich kennen sollte?

          7. Was ist das größte Lob, das Sie jemals bekommen haben? Warum ist es das größte?

          8. Hatten Sie schon einmal eine produktive Partnerschaft oder einen guten Mentor?
             Warum, glauben Sie, haben diese Beziehungen so gut funktioniert?

          9. Wie sehen Ihre künftigen Entwicklungs- und Karriereziele aus?
             Gibt es bestimmte Fähigkeiten/ Fertigkeiten, die Sie noch erwerben wollen?
             Gibt es konkrete Herausforderungen, die Sie reizen würden?
             Wie kann ich Ihnen dabei behilflich sein?

          10. Gibt es sonst noch Punkte, die für eine gute Zusammenarbeit wichtig sind und die Sie gerne
             ansprechen würden?

    Hauptzweck dieser Sitzung ist:

    6
        Aus (Buckingham & Coffman, 2005), S. 234ff.

8
Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

         Stärken, Ziele, Bedürfnisse des Mitarbeiters kennenzulernen, aus dessen Sicht!
         Auch wenn Sie anderer Meinung sein sollten, notieren Sie sich alles, was er sagt.
         Kann durchaus sein, dass Sie ihm im Laufe des Jahres zu einer anderen Einschätzung verhelfen
          müssen, doch seien Sie interessiert daran, wie der Mitarbeiter seine Welt aus seinen Augen sieht!
         In Bezug auf die Häufigkeit der Sitzungen folgen Sie nach Möglichkeit seiner Antwort aus Frage 5.

Die Leistungsplanungsgespräche

Als schriftliche Vorbereitung auf diese Gespräche sollte sich der Mitarbeiter jeweils Antworten zu den
folgenden drei Fragen notieren:

    A. Welche Maßnahmen haben Sie durchgeführt?
          Hier sind die Leistungsdetails der letzten drei Monate gemeint, möglichst unter Einbeziehung von
          Bewertungsergebnissen und Zeitlinien
    B. Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?
          Dazu zählen Lerngewinne durch Kurse ebenso wie neue Erkenntnisse im Rahmen der eigenen
          Arbeit (etwa bei einer Präsentation), durch Anlernmaßnahmen (etwa Begleiten eines erfahrenen
          Kollegen) oder durch ein Buch. Ermutigen Sie den Mitarbeiter, seinen eigenen Lernprozess
          weiterhin gut zu verfolgen.
    C. Welche Partnerschaften haben Sie aufgebaut?
          Dies meint alle aufgebauten Beziehungen – neue ebenso wie die Stärkung bereits vorhandener, sei
          es zu Kollegen oder Kunden, beruflich oder privat. Der Mitarbeiter hat hier völlig freie Hand.
          Wichtig ist nur, dass er die Verantwortung für den Aufbau seines eigenen Kontaktkreises
          übernimmt, innerhalb wie außerhalb des Unternehmens.

Zu Beginn des Gesprächs stellen Sie dem Mitarbeiter diese drei Fragen. Notieren Sie die Antworten und
bewahren Sie diese auf. Wenn er will, darf er Ihnen seine schriftlichen Ausarbeitungen gerne aushändigen,
doch verlangen sollten Sie es nicht.
Nach etwa 10 min aber sollte sich das Gespräch auf die Zukunft richten, orientiert an den drei folgenden
Fragen:

    D. Worauf liegt Ihr Hauptaugenmerk?
          Welche(s) Hauptziel(e) möchte er in den kommenden drei Monaten (falls ein 3monatiger Turnus
          vereinbart wurde) verfolgen?
    E. Welche neuen Erkenntnisse wollen Sie gewinnen?
          Welche konkreten Erkenntnisse hofft er in den nächsten drei Monaten zu gewinnen?

                                                                                                              9
Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

        F. Welche neuen Partnerschaften möchten Sie aufbauen?
            Wie plant er seinen Kontaktkreis in den nächsten drei Monaten zu vergrößern?

     Wichtig:
           Stellen Sie sicher, dass das Gespräch über die anstehenden 3 Monate nicht auf reine
            Leistungszielsetzungen beschränkt bleibt.
           Achten Sie darauf, dass der Mitarbeiter sich seine Antworten notiert. Sie sollten diese mit ihm
            intensiv erörtern, gemeinsam abstimmen und die Ergebnisse auch zu Ihren Akten nehmen.
           Diese Antworten stellen nun die konkreten Erwartungen dar, die Sie für das nächsten Vierteljahr an
            den Mitarbeiter stellen.

     Fragen zur Karriereplanung

     Um über Karrieremöglichkeiten sinnvoll reden zu können, braucht ein Laufbahngespräch eine solide Basis:
           Es ist sicherzustellen, dass der Mitarbeiter zunehmend Klarheit über seine Fertigkeiten, Kenntnisse
            und Talente gewinnt. Hat er die nicht, ist er ein schlechter Partner für die Karriereplanung.
           Der Mitarbeiter braucht eine detaillierte Vorstellung davon, was bei dem angestrebten nächsten
            Karriereschritt auf ihn zukommt und warum er glaubt, in dieser Position eine gute Figur machen zu
            können.
           Dieses Verständnis muss sich der Mitarbeiter selbst erarbeiten! Dazu können folgende
            Karrierefindungsfragen dienen, mit denen Sie ihn zu unterschiedlichen Zeiten anstoßen und zum
            Nachdenken anregen können:

        1. Worin würden Sie in der derzeitigen Rolle Ihren Erfolg sehen?
            Lässt er sich messen?
            Das ist meine Meinung dazu: (Ihr Kommentar)
        2. Was genau macht Sie in Ihrer derzeitigen Rolle eigentlich so erfolgreich?
            Was sagt Ihnen das über Ihre Fertigkeiten, Kenntnisse und Begabungen?
            Das ist meine Meinung dazu: (Ihr Kommentar)
        3. Was gefällt Ihnen an Ihrer derzeitigen Tätigkeit am besten?
            Warum?
        4. Was macht Ihnen bei Ihrer derzeitigen Tätigkeit die größten Probleme; wo kommen Sie nicht so
            gut zurecht?
            Was sagt Ihnen das über Ihre Fertigkeiten, Kenntnisse und Begabungen?
            Was können wir tun, um diese Schwäche(n) zu neutralisieren?
            Schulung/Training? Tätigkeitsverlagerung? Hilfssystem? „Partner“?

10
Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

      5. Was wäre die ideale Aufgabe für Sie?
          Stellen Sie sich diese Aufgabe vor. Es ist Donnerstag, drei Uhr nachmittags. Was machen Sie
          gerade?
          Warum hätten Sie diese Aufgabe gern?
          Das ist meine Meinung dazu: (Ihr Kommentar)

Hauptzweck:
         Übers Jahr verteilt sind diese Fragen Anstöße, die den Mitarbeiter konkret über seine Leistungen
          und Leistungsfähigkeit nachdenken lassen.
         Im Idealfall wird sich der Mitarbeiter klar, ob er sich auf seinem derzeitigen Tätigkeitsgebiet
          weiterentwickelt oder lieber in eine neue Rolle wechseln will.
         Diese Fragen helfen auf jeden Fall, in die „richtige Richtung“ zu denken, und auch Ihre Meinung
          kennenzulernen.

Mitarbeiter Rekrutieren

Das Talentinterview7

Neben den üblichen Vorstellungsgesprächen, in denen der Bewerber Information über das Unternehmen
braucht, seine potentielle Tätigkeit kennenlernen will und Einzelheiten über seine Vergütung erfahren
möchte, sollte das Talentinterview völlig eigenständig sein. Es verfolgt nur den einzigen Zweck:
festzustellen, ob die jeweiligen Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster des Kandidaten zum angestrebten Job
passen. Setzen Sie deshalb nach Möglichkeit einen eigenen Termin dafür an und sagen Sie auch dem
Bewerber, worum es dabei geht – nämlich herauszufinden, wo seine Begabungen liegen. Dieses Gespräch
ist kein Smalltalk, sondern strukturierter und fokussierter als sonst mit konkreten Fragen.8

Vorbereitung

      1. Um im Gespräch fokussiert bleiben zu können, identifizieren Sie aus den drei Talentkategorien
          (Motivation, Kognition, Sozialbeziehung) jeweils ein Talent, das für die zu besetzende Stelle wichtig
          ist. Sie können sich dabei auch an der Auswahl an Talenten im nächsten Abschnitt orientieren.
      2. Weg vom pathologischen Ansatz: Studieren Sie die Leistungen und das Verhalten Ihrer Spitzenleute
          um den relevanten Talenten auf die Spur zu kommen.

7
    (Buckingham & Coffman, 2005), S. 103f, S. 223ff.
8
    Vgl. hier und im Folgenden (Buckingham & Coffman, 2005), S. 223ff.

                                                                                                                  11
Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

     Durchführung des Gesprächs

     Stellen Sie offene Fragen und sorgen dafür, dass sich der Bewerber anhand seiner Reaktionen offenbart. In
     gewissem Sinn sollte das Talentinterview ein verbaler Spiegel dessen sein, was ihn bei der angestrebten
     Tätigkeit verhaltensmäßig erwartet.
     Konkret bedeutet dies:
         1. Sie arbeiten mit offenen Fragen um möglichst viele Reaktions- und Verhaltensweisen zu
             ermöglichen.
         2. Sie dürfen keinesfalls signalisieren, was Sie für die „richtige“ Richtung halten. (Also keine Fragen
             der Art „Wie stark sollten die Mitarbeiter Ihrer Ansicht nach kontrolliert werden?“ oder „Was
             macht Ihnen am Verkaufen am meisten Spaß“)
         3. Die Richtung, die der Kandidat spontan einschlägt, sagt ihnen am meisten über sein künftiges
             Verhalten: Nachdem Sie eine Frage gestellt haben, schweigen Sie am besten. Falls der Bewerber
             nähere Erläuterungen wünscht, gehen Sie nicht darauf ein, sondern betonen, dass es auf seine
             Interpretation ankommt. Er soll Ihre Fragen so beantworten, wie sein Filter – seine Wahrnehmung
             – es ihm gebietet. Ziel ist ja, über ihn etwas zu erfahren.
         4. Nehmen Sie das, was er sagt, für bare Münze, auch wenn Sie die Antwort nicht besonders mögen.
             Wenn Sie z.B. fragen, wie wichtig es für ihn ist, der Beste zu sein, und er antwortet: „Naja, ich bin
             schon gern der Beste, aber in der Regel genügt es mir, so gut zu sein, wie ich eben sein kann“ –
             dann nehmen Sie es so, wie er es sagt!(…)
             Es kommt nicht darauf an, was Sie hören wollen, es kommt darauf an, was Sie hören!
         5. Je präziser die Antwort, desto besser. Fragen Sie konkret! Konkrete Zeit, konkrete Person oder
             konkretes Ereignis.
         6. Werten Sie nur den allerersten Impuls. Denn die Indikatorfunktion gilt nur für gewohnheitsmäßiges
             Verhalten. Zur Aktivierung dieser Verhaltensmuster genügt jedoch bereits ein einziger kurzer
             Auslöser. Wenn das funktioniert, können Sie sicher sein, dass dieses Verhalten ein dauerhafter
             Bestandteil der Persönlichkeit des Kandidaten ist.

12
Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

Talente – eine Auswahl

Motivationale
Talente
Leistungsdrang             Dauerhafter innerer
                           Leistungsantrieb,
                           Leistungsfreude, eigene Ziele,
                           interner Referenzpunkt
Bewegungsdrang             Bedürfnis nach körperlicher
                           Bewegung, motorische
                           Veranlagung

Ausdauer                   Fähigkeit zur physischen
                           Dauerleistung

Wettbewerbsdrang           Bedürfnis, sich vergleichend zu
                           messen, externer Referenzpunkt

Kompetenzstreben           Bedürfnis nach Können,
                           Meisterschaft, Fachautorität

Glaubensbedürfnis          Bedürfnis, sein Leben an
                           bestimmten Leitwerten
                           auszurichten

Missionsdrang              Bedürfnis, seine Überzeugungen
                           in Handeln umzusetzen

Dienfreude                 Bedürfnis, anderen von Nutzen
                           zu sein

Ethik                      Klare handlungsorientiere
                           Auffassung vom Sittlichen, von
                           richtig und falsch
Visionsbedürfnis           Bedürfnis, sich die Zukunft
                           wertorientiert auszumalen

Geltungsdrang              Bedürfnis, etwas zu bedeuten
                           und zu gelten, z.B. durch
                           Selbstständigkeit, herausragende
                           Leistung, Risikobereitschaft,
                           Lob/Anerkennung von anderen

                                                                                                        13
Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

     Kognitive
     Talente
     Zielorientierung           Fähigkeit, Ziele zu setzen und
                                sein Handeln konsequent an
                                ihnen auszurichten
     Disziplin                  Bedürfnis nach Struktur und
                                Ordnung in Leben und Arbeit

     Organisationstalent        Fähigkeit zum Orchestrieren,
                                Arrangieren, "Fädenziehen"

     Arbeitsorientierung        Bedürfnis nach geistigem Üben
                                und Wiederholen

     Gestaltorientierung        Bedürfnis nach Ordnung und
                                Stimmigkeit/ Exaktheit

     Verantwortungsdenken       Bedürfnis nach persönlicher
                                Verantwortung für die eigenen
                                Arbeit
     Konzeptdenken              Fähigkeit, die Dinge in einen
                                Sinnkontext zu stellen

     Leistungsorientierung      Bedürfnis nach Objektivität und
                                Leistungsmessung

     Strategisches Denken       Fähigkeit, zukunftsorientiert zu
                                denken und alternative Szenarien
                                durchzuspielen
     Geschäftsdenken            Anwendung des strategischen
                                Denktalents auf finanziell-
                                wirtschaftlicher Ebene

     Problemlösungsgabe         Fähigkeit, die Dinge trotz
                                bestehender Wissens- und
                                Informationslücken zu
                                durchdenken und zu Lösungen
                                zu kommen.
     Formulierungsgabe          Fähigkeit, aus
                                unzusammenhängenden
                                Informationen kohärente
                                Strukturen herauszulesen bzw. zu
                                entwickeln
     Zahlenverständnis          Freude am Umgang mit Zahlen,
                                Zahlentalent

     Kreativität                Fähigkeit, bestehende
                                Konfigurationen/ Denkweisen
                                aufzubrechen, um neues/
                                besseres zu entwickeln

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Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

Beziehungs
talente
Eisbrechertalent           Bedürfnis, die Zustimmung
                           anderer zu gewinnen,
                           Umwerbetalent

Empathie                   Einfühlungsvermögen, Fähigkeit,
                           die Gefühle und Sichtweisen
                           anderer wahrzunehmen
Kontaktfähigkeit           Bedürfnis nach dauerhaften
                           Beziehungen

Multikontaktfähigkeit      Fähigkeit zu Aufbau und Pflege
                           eines ausgedehnten Kontakt- und
                           Beziehungsnetzes
Interpersonaltalent        Fähigkeit der zielgerichteten
                           Nutzung von Beziehungen

Individualisierungsgabe    Sinn für individuelle
                           Unterschiede, Wahrnehmung
                           derselben
Coach                      Bedürfnis, in andere zu
                           investieren, Fähigkeit, dies als
                           befriedigend zu empfinden
Stimulator                 Fähigkeit, bei anderen Spannung
                           und Begeisterung zu erzeugen,
                           Motivationstalent
Teamfähigkeit              Bedürfnis nach einem Klima
                           gegenseitiger Unterstützung

Positivität                Bedürfnis/ Neigung, das Leben
                           von der schönen Seite her zu
                           sehen

Überzeugungsgabe           Fähigkeit, andere mit logischen
                           Argumenten zu überzeugen

Führungsgabe               Leitwolf- und
                           Kommandiertalent, Fähigkeit,
                           Cheffunktion wahrzunehmen,
                           d.h. die Zügel in die Hand zu
                           nehmen
Antreiber                  Bedürfnis, voranzukommen und
                           andere zum Handeln zu bewegen

Mut                        Fähigkeit, Widerstände durch
                           Mobilisierung von Emotionen zu
                           überwinden

                                                               Quelle: (Buckingham & Coffman, 2005), S. 260ff.

                                                                                                                 15
Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

     Risikoportfolio als Grundlage des Nachfolgemanagements9

     Kreative Methoden zum Rekrutieren 10

     STAR-Methode

     Bisheriges Verhalten ist der beste Indikator dafür, ob jemand in einem ähnlichen Umfeld erfolgreich sein
     wird oder nicht. Mit der STAR-Methode können Sie strukturiert erfragen, wie der Bewerber
     Herausforderungen in den Vergangenheit angegangen ist und welchen konkreten Wertbeitrag er zum
     Ergebnis geleistet hat. Mit dieser Methode vermeiden Sie hypothetische Formulierungen und geschlossene
     Fragen.

     9
         (Enaux & Henrich, 2011), S. 49
     10
          (Summa & Kirbach, 2019), S. 221ff.

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Andere erfolgreich machen – Kernaufgaben und Herausforderungen einer Führungskraft

            Situation: Wie war die Ausgangssituation?
            Beispiel: „Beschreiben Sie bitte eine Situation, in der Sie in Ihrem Team einen Konflikt erlebt
            haben.“

            Task (Aufgabe): Was war Ihre Aufgabe in dieser Situation?
            Beispiel: „Welche Rolle haben Sie in diesem Konflikt eingenommen?

            Action (Handlung): Was haben Sie konkret getan?
            Beispiel: „Wie haben Sie zur Konfliktlösung beigetragen?

            Result (Ergebnis): Welches Ergebnis haben Sie erzielt?
            Beispiel: „Was war das Resultat und was haben Sie daraus gelernt?“

Weitere Möglichkeiten

      Personal Pitch
      Case Studies
      Kleine Rollenspiele
      Unorthodoxe Fragen

                                                                                                              17
Von Affen und Hebammen – Delegation und Identifikation als Führungsprinzipien

     Von Affen und Hebammen – Delegation und Identifikation als
     Führungsprinzipien

     Mitarbeiterentwicklung durch Delegation

     Subsidiaritätsprinzip

     „(…) Wie dasjenige, was der Einzelmensch aus eigener Initiative und mit seinen eigenen Kräften leisten
     kann, ihm nicht entzogen und der Gesellschaftstätigkeit zugewiesen werden darf, so verstößt es gegen die
     Gerechtigkeit, das, was die kleineren und untergeordneten Gemeinwesen leisten und zum guten Ende führen
     können, für die weitere und übergeordnete Gemeinschaft in Anspruch zu nehmen; zugleich ist es überaus
     nachteilig und verwirrt die ganze Gesellschaftsordnung. Jedwede Gesellschaftstätigkeit ist ja ihrem Wesen
     und Begriff nach subsidiär; sie soll die Glieder des Sozialkörpers unterstützen, darf sie aber niemals
     zerschlagen oder aufsaugen.“11

     Hebammenprinzip

     11
          (Pius XI, 2020), Nr. 79

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