T ierwel t - Zirkus um Wildtierverbot - Viehschauen in der Kritik - Tier im Recht
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Tierwelt MEHR LESESPASS FÜR DIE GANZE FAMILIE Nr. 22 31. Mai 2018 Fr. 6.– NUTZTIERE Viehschauen in der Kritik HAUSTIERE Ach du dicke Katze! FOKUS Zirkus um Wildtierverbot
FOKUS FOKUS Streitfall Zirkustier Der Zirkuselefant ist in der Schweiz wohl bald ein Relikt. Tierschützer wollen es aber nicht dabei bewenden lassen und kämpfen dafür, gleich alle Wildtiere aus Schweizer Zirkussen zu verbannen. Im Fokus dieser Bild: © Eky Studio / shutterstock.com Woche lassen wir zwei Seiten zu Wort kommen, deren Meinungen weit auseinanderklaffen. Und wir werfen einen Blick zurück in das, was die einen die «Goldene Zeit des Zirkus» nennen und die anderen als Tier- quälerei verurteilen. Mittendrin: Tiger, Giraffen – und der Zirkuselefant. 10 TIERWELT 22 | 31. MAI 2018 TIERWELT 22 | 31. MAI 2018 11
FOKUS FOKUS Angriff auf die doppelte im vergangenen Jahr mit einer Ti- gernummer nach. Als sie das erfuhren, war für Gerritsen und ihre Kolleginnen von «Vier Pfoten» und «Pro Tier» klar: «Wir müssen wieder mal etwas tun.» Raubtiernummer «Wieder mal etwas tun» klingt etwas nach willkürlichem Aktionismus. Doch den Tier- schützern ist es ernst. Ihre Petition ist deutlich ausformuliert mit einem ganzen Katalog von Argumenten gegen die Wildtierhaltung im Eine Gruppe von Tierschutzorganisationen will Zirkussen in der Schweiz verbieten, Zirkus. In ihrer Summe sind sie kaum voll- Wildtiere vorzuführen. Ausgerechnet dieses Jahr, wo weder Elefanten noch Tiger noch umfänglich zu entkräften. Die Tiere hätten zu wenig Platz, steht in der Petitionsschrift, Löwen in Schweizer Manegen zu sehen sind. VON MATTHIAS GRÄUB sie seien unterbeschäftigt, gestresst, unnatür- lich nah am Menschen, sie würden in der Vertreterinnen von «Vier Pfoten», «Tier im Recht» und «Pro Tier» reichen die Petition gegen Manege vermenschlicht, lächerlich gemacht Wildtiere im Zirkus ein. Mit dabei auch Juristin Vanessa Gerritsen (3. von links). M itte März stand ein Löwe vor dem in Bundesbern versammelten: Die Schachteln Gerritsen, stellvertretende Geschäftsleiterin und erniedrigt oder würden zu kurz nach Bundeshaus. Auf einem Zirkuspo- beinhalteten die Unterschriften von rund der Stiftung für das Tier im Recht. ihrer Geburt von der Mutter getrennt. dest. Verantwortlich dafür war eine 70 000 Menschen, die mittels Petition (siehe In Bundesbern geht man offenbar davon Freilich trifft nicht jeder dieser Kritikpunk- Gruppe von Tierschützerinnen und Tier- Box Seite 13) vom Bundesrat ein Wildtierver- aus, dass sich das Problem von selber löst, te auf jedes Wildtier in jedem Zirkus zu. Die von der Tierhaltung im Circus Royal über- Wildtiere im Zirkus verbieten, wird immer schützern, die ebenjenes Bild verbieten möch- bot in Schweizer Zirkussen fordern. dass die Schweizer Zirkusse nach und nach Schweizer Zirkusse geben sich in aller Regel zeugt und sagt, sie habe dort Tiere gesehen, länger (siehe Karte Seite 14). Italien und Ir- ten. «Für deinen Spass leide ich ein Leben Es ist nicht das erste Mal, dass Tierschützer auch ohne Verbot auf Wildtiere verzichten. grösste Mühe, ihren Tieren so viel Platz wie die Verhaltensstörungen gezeigt hätten. «Das land ergänzten im Winter die Liste, die schon lang», stand in Zirkusschrift neben dem Lö- dafür kämpfen, Löwen, Tiger & Co. aus der Die Zeiten der grossen Tiernummern, die möglich zur Verfügung zu stellen. Dies aner- ist ein deutliches Zeichen, dass den Tieren mehr als 20 europäische Länder umfasst. wen – auf der Rückseite von zusammenge- Manege zu verbannen. Und die Bestrebungen seien vorbei, dachten sich auch die Tierschüt- kannte auch der Schweizer Tierschutz STS, etwas fehlt und dass diese Haltung nicht ak- Die Schweiz dürfte sich nicht dazugesellen. puzzelten Kartonschachteln. schienen zeitweise auch zu fruchten: Nach zer. Doch 2016 wurden sie bös ernüchtert, der jedes Jahr einen Zirkusbericht veröffent- zeptabel ist.» Eine Interpellation der grünliberalen Natio- In ihnen verbirgt sich der Grund, weshalb der Saison 2015 etwa hat der Circus Knie sei- als gleich zwei Zirkusse mit neuen Löwen- licht. Auch die Royal-Tigernummer von 2017 Ein Vorwurf, der Oliver Skreinig auf die naltärin Isabelle Chevalley hat der Bundesrat sich die Vertreterinnen von «Vier Pfoten», «Tier ne Elefanten in den Ruhestand geschickt. nummern aufwarteten: im Circus Gasser- beurteilte der STS als «aus Tierschutzsicht Palme bringt. Der Direktor des Circus Royal Ende 2016 so beantwortet: «Die Schweizer im Recht» und «Pro Tier» vor zwei Monaten «Das haben wir sehr begrüsst», sagt Vanessa Olympia sowie im Circus Royal. Letzterer unproblematisch». Den Tieren seien keine sagt: «Ich war erschrocken, wie wenig Ah- Tierschutzgesetzgebung ist weltweit eine der Kunststücke abverlangt worden und «der Um- nung diese Organisationen haben.» Er meint strengsten.» Andere Länder, deren Gesetzge- gang des Dompteurs mit den Tigern war re- damit die Vertreter von Vier Pfoten, Tier im bung nicht so weit gehe, hätten daher ent- spektvoll». Recht und Pro Tier. «Es fehlt an Grundwissen sprechende Verbote erlassen müssen. Doch über Wildtiere und über Tierhaltung im Zir- hierzulande erachte es der Bundesrat «nicht Verhaltensstörungen oder nicht? kus. Sie hatten ihre auswendig gelernten als nötig, Wildtierhaltungen zu verbieten». Und doch beharren der STS und die anderen Phrasen, aber konnten keine einzige Frage Für Vanessa Gerritsen ist diese strenge Tierschutzorganisationen auf ihrer Position: fundiert beantworten.» Gesetzgebung vor allem eine komplizierte Grosskatzen gehören nicht in den Zirkus. Vor einem Jahr haben sich die beiden Par- Gesetzgebung. «Die Schweiz will nie klare «Der Platz in einem Zirkus ist nunmal be- teien zum Gespräch getroffen. Vertreter der Massnahmen ergreifen, das ist typisch», sagt grenzt», sagt Vanessa Gerritsen. Sie hat sich Tierschutzorganisationen waren dabei, Skrei- sie. «Man will nichts verbieten, sondern kom- letztes Jahr mit ihrer Organisation persönlich nig ebenfalls. Dazu der bekannte Tierlehrer plexe Gesetze entwickeln, die schwierig zu Martin Lacey, dessen Grosskatzen jeweils im kontrollieren sind. Ein Verbot wäre klarer und Circus Royal zu Gast sind, sowie eine Wild- einfacher durchzusetzen.» katzenspezialistin, die ein Gutachten über die DIE PETITION Tigerhaltung erstellt hatte. Laut Skreinig eins, Die Krux mit den Mindestmassen das dem Zirkus Bestnoten bescheinigte und Es geht dabei weniger um die Tiernummern Die Petition ist ein politisches in dem von Verhaltensstörungen nicht die selber als um die Tierhaltung im Zirkus. Die Mittel, sich Gehör zu verschaffen. Rede war. «Und dann massen sich diese Leu- ist nämlich streng geregelt. Aber das Tier- Jede Person hat das Recht, sie te an, zu sagen: ‹Für Sie mag das so sein, aber schutzgesetz lässt eine Menge Spielraum für schriftlich ans Parlament, an den für uns ist das eine Verhaltensstörung›», regt Ausnahmen. «Die Minimalbedingungen sind Bundesrat oder an eine andere sich Skreinig über die Tierschützer auf. sowieso schon problematisch», sagt Ger- eidgenössische Behörde zu richten. ritsen, «und die dürfen im Zirkus noch unter- Anders als etwa bei einer Volks- Europaweit spriessen die Verbote schritten werden.» initiative braucht es dafür keine Oliver Skreinig ist der wohl letzte lautstarke Auf dem Papier hat die Juristin recht. Die vorgeschriebene Anzahl Unter- Verfechter der grossen Tiernummern im Tierschutzverordnung listet in einer langen schriften; diese können lediglich Schweizer Zirkus. Der Nationalzirkus Knie Tabelle jedes erdenkliche Wildtier auf und dafür sorgen, das das Anliegen setzt in der Manege hauptsächlich auf Pferde, daneben den minimalen Platz, der ihm zur wichtiger oder dringlicher er- seit die Elefanten im Ruhestand sind. Der Verfügung gestellt werden muss. Die Tabelle scheint. Die angeschriebene Circus Gasser Olympia, 2016 noch mit Raub- gilt für private Wildtierhalter, für Zoos, aber Behörde hat die Forderung katzen unterwegs, tourt dieses Jahr mit Büsi – auch für Zirkusse. Fünf Tiger zum Beispiel, Bilder: © imago-stock.de; zVg lediglich zur Kenntnis zu nehmen, genau, mit Hauskatzen. Und der Circus Mon- wie sie der Circus Royal vergangenes Jahr hat- unternehmen muss sie nichts. In ti hat schon 2011 den Entschluss gefasst, ganz te, benötigen 140 Quadratmeter Aussengehe- der Praxis erfolgt aber in der Regel ohne Tiere auf Tour zu gehen. ge und 75 Quadratmeter Innenraum. Ob Tiger im Zirkus leiden oder sich wohlfühlen, mindestens eine Antwort an die Auch international steht Skreinig zuneh- Nun dürfen Zirkusse Tieren, die «regelmäs- daran scheiden sich die Geister. Petitionssteller. mend alleine da. Die Liste der Länder, die sig in der Manege trainiert und vorgeführt 12 TIERWELT 22 | 31. MAI 2018 TIERWELT 22 | 31. MAI 2018 13
FOKUS werden», mit Ausnahmebewilligungen weni- «Die Bedürftnisse solcher Tiere können wir UMFRAGE ger Platz zur Verfügung stellen. Ganze 30 Pro- im Zirkus einfach nicht erfüllen.» zent weniger. Und wenn dann immer noch Und die pensionierten Knie-Elefanten? Sind Sie für ein Wildtierverbot zu wenig Platz ist, darf das Aussengehege deren letzter Auftritt könnte auch das Ende im Zirkus? ausnahmsweise die Grösse des Innengeheges einer Ära bedeuten. «Das wird sich in den haben. Statt 140 Quadratmeter, wie eigent- nächsten paar Jahrzehnten von selber erle- > Ja, das ist Tierquälerei und nicht lich vorgeschrieben, dürften die Tiere also digen», sagt Skreinig. Es gibt nämlich ein mehr zeitgemäss. ausnahmsweise auf rund 50 Quadratmeter Importverbot von Elefanten für Showzwe- > Nicht für ein generelles, aber gehalten werden. Für Gerritsen unhaltbar. cke. «Die letzten Zirkuselefanten sind Ende gewisse Tiere haben im Zirkus Und ihrer Meinung nach «ohne sachliche Be- der Achtzigerjahre in die Schweiz gekom- nichts zu suchen. gründung, sondern nur aus wirtschaftlichem men.» Anders als bei den Grosskatzen hat es > Nein, eine tolle Raubtiernummer Entgegenkommen». bei ihnen kaum je eine nennenswerte Nach- gehört zum Zirkuserlebnis. Oliver Skreinig nimmt dieses Entgegen- zucht gegeben, also schlussfolgert Skreinig: kommen nicht in Anspruch. Er sagt: «Ich habe «Die Zirkuselefanten werden von selber aus- Stimmen Sie ab: davon noch nie Gebrauch gemacht.» Sein sterben.» www.tierwelt.ch Zirkus überschreite jeweils die Mindestanfor- derungen des Bundes. Er verteidigt die Tier- haltung im Zirkus vehement und bläst seiner- seits zur verbalen Gegenattacke: «Es wird immer das Bild vermittelt, Zirkusse kaufen in Afrika eingefangene Tiere, stecken die in ei- nen Käfig und prügeln sie durch die Manege. Aber das stimmt einfach nicht!» Im Gegenteil seien die Löwen und Tiger seit mehr als zwanzig Generationen in menschlicher Obhut und würden aufs Strengste kontrolliert. «Und im Zirkus gibt es kaum je Verstösse gegen das Tierschutzge- setz. Wieso stelle ich diese Tierhaltung an den Pranger und eine Haustierhaltung nicht?» Er beantwortet seine Frage gleich selber: «Weil es genau diese Leute sind, die die Tierschutz- organisationen finanzieren.» Zirkuselefanten sterben aus Dieses Jahr ist der Circus Royal ohne Raub- katzen auf Tournee. «Wir können dem Pub- likum nicht jedes Jahr dasselbe Programm bieten», begründet Skreinig den Entscheid. Mit der Petition der Tierschützerinnen habe das nichts zu tun. «Im Gegenteil, eigentlich hätten wir erst recht auf unserer Position be- harren müssen.» Auf der anderen Seite klingt es ähnlich. Es sei nicht etwa unglücklich gelaufen, dass die Petition ausgerechnet in einem Jahr einge- reicht werde, in dem keine Raubtiernummern in Schweizer Zirkussen zu sehen seien. «Man hätte das sogar als Erfolg verbuchen können», sagt Vanessa Gerritsen. «Es ist gut möglich, dass sich das Problem von selber löst. Wir rechnen aber damit, dass Royal bald wieder Wildtiere im Zirkus haben wird.» Eine Be- fürchtung, die Oliver Skreinig bestätigen kann. «Nächstes Jahr haben wir wieder Lö- WILDTIERVERBOTE IN EUROPAS ZIRKUSSEN wen im Programm.» Ob die Schweiz nun irgendwann ein Wild- In mehr als zwei Dutzend europäischer Länder ist schon ein Wild- Karte: © 3RUS / shutterstock.com tierverbot im Zirkus erlässt oder nicht, es ist tierverbot im Zirkus beschlossen oder in Kraft. Die rot eingefärbten damit zu rechnen, dass sich das Zirkustier- Staaten kennen ein absolutes, die orange eingefärbten ein teil- Repertoire künftig auf einige wenige Arten weises Verbot. In Polen, Ungarn oder Estland sind etwa Tiere beschränken wird. Wir werden kaum so bald verboten, die in freier Wildbahn gefangen wurden. In Finnland, wieder Giraffen, Gorillas oder Schimpansen Schweden und Tschechien existiert ein Katalog von verbotenen im Zirkus sehen, das will auch Skreinig nicht: Tierarten, während es in Portugal ein Fortpflanzungsverbot gibt. 14 TIERWELT 22 | 31. MAI 2018
FOKUS FOKUS Der Ritt auf der Giraffe Die Faszination für exotische Tiere reicht von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Auch in Schweizer Zirkussen staunte das Publikum über Riesenschlangen, Krokodile und Pinguine. VON LARS LEPPERHOFF W ie ein Sonnenstrahl, der durch die Brothers, die Schimpansen als Schleuder- brachte er bei seiner Rückkehr zahlreiche Wolkendecke bricht, leuchten die brett-Akrobaten zeigten. exotische Tiere mit nach Rom. Darunter war Scheinwerfer auf die Manege. Auf Daneben wurden Pinguine in Wasser- auch eine Giraffe. 1486 und erst wieder 1826 den Stirnen des Publikums zeichnen sich shows gezeigt nebst Krokodilen und Riesen- gelangten zwei weitere Langhälse nach Eu- Runzeln ab, Gesichter mit fragenden Zügen schlangen. Das sei in den Jahren 1952, 1969 ropa. Mit der Entdeckung neuer Erdteile und leuchten fahl aus dem Dunkel. Das Gitter, das und 1989 gewesen, erinnert sich Fredy Knie der Kolonialisierung der Länder des Südens die Requisiteure aufgestellt haben, lässt jun. Es habe sich aber mehr um eine Präsen- wurden immer mehr exotische Tiere nach Raubtiere erahnen, doch wo bleiben die Po- tation als um eine Dressur gehandelt. Zudem Europa geliefert. Schausteller zogen mit Me- deste Ein einzelnes, aches, grosses steht in zeigte die Artistin Rositta Rayas 1979 bei Knie nagerien durch weite Teile Europas. Für vie- der Mitte. Und nun die Überraschung: Ein verschiedene Riesenschlangen. le Menschen war das die einzige Möglichkeit, Breitmaulnashorn trottet in die Manege. Wa- Auch beim Circus Nock wurden bis Anfang fremdländische Tiere zu sehen, denn zuvor rum also das Gitter? Gleich wird es dem er- des 21. Jahrhunderts exotische Tiere vorge- wurden sie verborgen in den Palastgärten von staunten Publikum klar, als ein Tiger folgt, führt. Ab 1955 präsentierte Franz Nock erst- Königen und Fürsten gehalten. der sogar auf den Rücken des grossen Afri- mals selber Lamas und Zebras. Die Tiere Auch die Gründung bürgerlicher Zoos im kaners springt und dort majestätisch posiert. seien wegen ihrer Exotik ausgewählt worden. 19. Jahrhundert ermöglichte es einer breiten Die Szene spielt sich 1972 im Circus Knie Auch die Lernfähigkeit spielte eine Rolle. Schicht, exotische Tiere zu bestaunen. Wäh- ab. Fredy Knie jun. zeigte die Nummer mit «Man wägte ab, was beim Publikum ankam», rend Schausteller Tiere lediglich präsentier- zwei exotischen Tieren. «Der Tiger wurde im sagt Andrea Weiss, Medienbeauftragte des ten und die meisten Zoos sie in Gehegen Alter von sechs Monaten an das Breitmaul- Circus Nock. Asiatische Elefanten und Raub- zeigten, gingen einige oologische Gärten wie nashorn gewöhnt», erinnert sich Knie. 1982 tiernummern waren ebenfalls Bestandteile beispielsweise Hagenbeck in Hamburg dazu war diese verblüffende Tiernummer noch- des Programms. «Besonders bei den Raub- über, Tiere auch zu dressieren. Hagenbeck mals in Knies Programm zu sehen. tiernummern spürte man die Faszination der entstand aus einem Tierhandelsbetrieb, des- Das Breitmaulnashorn Ceyla wurde einst Zuschauer förmlich», sagt Weiss. In diesem sen Besitzer und Angestellte exotische Tiere im afrikanischen Busch gefangen und von Jahr sind mit Pferden, Esel, Kamelen und dressierten, um sie dann auch in Zoogehegen Fredy Knie sen. erworben. Knie und später Lamas domestizierte Tiere im Programm. permanent zu zeigen. Erst später nahmen sein Sohn führten es lediglich mit ihrer Stim- Zirkusse wie Nock und Knie, die mit Artisten me und mit einem fingerdicken Stäbchen in Auswahl aufgrund der Exotik durch das Land zogen, exotische Tiere ins der Manege und sogar durch verkehrsreiche Die Zirkusse erwarben Tiere meistens von Programm auf. Schweizer Stadtstrassen. Tierhändlern oder Zoos. So traf beispielswei- se am 10. Juni 1938 die Asiatische Elefanten- Fliegende Schimpansen kuh Sandri per Bahn vom Zoo Hagenbeck aus Fredy Knie jun. erarbeitete eine weitere Num- Hamburg beim Circus Knie in Thun ein. Sie ZIRKUSTIERE IN DER mer mit einem Steppenbewohner: Er ritt auf wurde vom tschechischen Tiertrainer Franz einer Giraffe. «Sie hiess Lucky und lebte ab Kraml begleitet und war mehrere Jahrzehnte WISSENSCHAFT 1960 bis zu ihrem Tod bei uns. Ich hatte von bei Knie. Wie Sandri waren auch die anderen Der Schweizer Zoodirektor, Anfang an ein gutes Verhältnis zu ihr und Tiere bereits an den Menschen gewöhnt. «Wir Professor und Begründer der konnte ohne Probleme auf ihr sitzen», sagt er. bauen ein Vertrauensverhältnis auf, indem Tiergartenbiologie, Heini Hediger, Fredy Knie jun. trainierte auch Zebras, ein wir uns systematisch mit ihnen beschäftigen», führte 1944 an den Knie-Elefanten Flusspferd, Guanakos und Papageien. Es sei sagt Fredy Knie jun. Tierlehrer unterstützen Studien zum Schlafverhalten jedes Mal eine neue Herausforderung gewe- die Wildtiere in ihren natürlichen Verhaltens- durch. Die Zirkuselefanten waren sen, mit exotischen Tieren zu arbeiten, sagt weisen und fördern Eigenheiten. Durch ihre an Betrieb gewöhnt und schliefen er. «Das Besondere der Dressur ist, den Kon- Präsenz und Stimme geben sie ihnen Sicher- auch ruhig, wenn er in ihrem Zelt Bilder: Archiv Circus Knie; © Lightix / shutterstock.com takt mit dem Tier aufzubauen.» heit, die Longe ist ein verlängerter Arm, der war. Schlich er sich aber des Nachts Der Circus Knie ist bekannt für seine Tier- die Tiere lediglich touchiert. Nur wenn sie ins Elefantenhaus des Basler Zoos, nummern. Das war nicht immer so. Erst seit sich sicher fühlen in der Manege, zeigen sie standen die Tiere sofort wieder auf. 1919 sind Tiere im Programm. Ein Jahr später auch ihr natürliches Verhalten, sind nicht 1936 führte Hediger Verhaltens- wurden die ersten Wildtiere präsentiert; es gestresst und machen gerne mit. Knie wählte studien an den Tigern des tschechi- waren Asiatische Elefanten. 1956 dann wie- seine Tiere stets aufgrund ihrer Exotik aus, schen Dompteurs Vojtech Trubka Fredy Knie auf Lucky, der der eine Elefantenpremiere bei Knie: Rolf ihre Lernfähigkeit war verschieden. durch. Aus Hedigers Untersuchun- einzigen Giraffe, die geritten Knie sen. präsentierte sieben Afrikanische Exotische Tiere ziehen Menschen seit der gen resultierte 1961 das Buch werden konnte. Elefanten in der Manege. Ungewöhnlich war Antike in ihren Bann. Als Julius Caesar 46 vor «Tierpsychologie im Zoo und 1979 auch die Nummer der Great Niccolini Christus seinen Sieg über Ägypten feierte, im Zirkus». 16 TIERWELT 22 | 31. MAI 2018 TIERWELT 22 | 31. MAI 2018 17
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