(Wissenschafts-)Kultur der Digitalität - A. Lasch - Qucosa.Journals
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Lessons Learned 1, 1&2 (2021) Submitted: 30.05.2021 Accepted: 21.06.2021 DOI: https://doi.org/10.25369/ll.v1i1/2.27 ISSN: 2749-1293 (Print); 2749-1307 (Online) (Wissenschafts-)Kultur der Digitalität A. Lasch Professur für germanistische Linguistik und Sprachgeschichte, Institut für Germanistik, Fakultät SLK, TU Dresden Abstract Die Rede von der „Kultur der Digitalität“ ([7] Stalder 2019) sorgt in Universitäten regelmäßig für Unruhe. Der Titel löst dann Irritationen aus, wenn damit die Implikation verbunden ist, dass von einem Umbruch, von einer Ablösung auszugehen ist, dessen Folge es sei, dass die Universität, wie wir sie kennen, fortan nicht mehr existiere. Das Gegenteil ist der Fall – denn, wenn man das eine tun kann, bedeutet es nicht zugleich, dass man das andere lassen muss ([1] Lasch 2020). In meinem kurzen Beitrag möchte ich deshalb (1) das Konzept erläutern, es (2) auf unsere Com- munitas Universität übertragen und (3) ein Projekt vorstellen, das sich konsequenterweise ge- nau dann etablieren kann, wenn man Universität als Universitas in einem umfassenden Sinn als Institution einer „(Wissenschafts-)Kultur der Digitalität“ versteht ([2] Lasch & Schoop 2021): „vir- TUos“ (Virtuelles Lehren und Lernen an der TU Dresden im Open Source-Kontext). Talking about a "digital culture" ([7] Stalder 2019, also: the digital condition) regularly causes a stir in universities. The phrase causes irritation insofar as it implies that there is an upheaval, a replacement, the consequence of which is that the university as we know it will henceforth cease to exist. The opposite is true - because if you can do one thing, it does not mean at the same time that you have to leave the other ([1] Lasch 2020). In my short contribution, I would therefore like to (1) explain this phrase, (2) apply it to our communitas university, and (3) present a project that can be established precisely when university as universitas is understood in a comprehen- sive sense as an institution of a "(scientific) digital culture" ([2] Lasch & Schoop 2021): "virTUos" (Virtual Teaching and Learning at the TU Dresden in an Open Source Context). *Corresponding author: alexander.lasch@tu-dresden.de Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2 1/2.27-1
A. Lasch / (Wissenschafts-)Kultur der Digitalität 1. Kultur der Digitalität Praxisfeldern prozessiert wird, in Konkurrenz treten zu den etablierten Institutionen und Ge- In einer Kultur der Digitalität (nach [7] Stalder meinschaften der vordigitalen Kultur. „Sie [sc. 2019) zu leben, bedeutet, dass sich Transfor- communities of practice als epistemische Ge- mationen und Verwerfungen von Formen des meinschaften] entstehen in einem Praxisfeld, gesellschaftlichen Umgangs mit Wissen nicht geprägt durch informellen, aber strukturierten erst andeuten, sondern bereits Realität sind. Austausch, sind fokussiert auf die Generierung Damit stehen etablierte Prozesse der Wis- neuer Wissens- und Handlungsmöglichkeiten sensaneignung, der Hervorbringung und Kom- und werden zusammengehalten durch die re- munikation von Wissen sowie der Status von flexive Interpretation der eigenen Praxis. Spe- Wissen selbst und Formen seiner adäquaten ziell der letzte Punkt […] macht die zentrale Weitergabe zur Disposition. Die Frage, was Rolle der gemeinschaftlichen Formation aus.“ Wissen sei und wem es gehöre, war noch nie ([7] Stalder 2019: 136). Und Algorithmizität ist so offen wie heute. Ein Rückzug auf eine vordi- Kennzeichnen von Techniken, die uns sowohl gitale Kultur jedenfalls ist keine Option. Wenn vollkommen neue Erschließungs- und Analyse- diese Option also ausscheidet, bleibt nur die möglichkeiten wie Produktionsweisen eröff- Frage, wie man sich zum aktuell sich vollziehen- nen, uns aber auch vor neue Herausforderun- den Transformationsprozess verhält und ob gen stellen, die unsere eingeübten kulturellen und wie man ihn mitgestalten möchte. Ich bin Praxen relativieren: „Tätigkeiten, die noch vor der Auffassung, dass Universitäten als Ak- Kurzem unzweifelhaft der menschlichen Intel- teur:innen in diesem Prozess auftreten und ligenz vorbehalten schienen, beispielsweise sich positionieren müssen. das Verfassen von Texten oder die Inhaltsana- Stalder spricht von drei zentralen Merkmalen, lyse von Bildern, übernehmen inzwischen im- die eine Kultur der Digitalität prägen, und die mer häufiger Maschinen.“ ([7] Stalder 2019: alte kulturelle Ordnungen zum Einsturz brin- 173) gen: Referentialität, Gemeinschaftlichkeit und Al- Besonders der letzte Aspekt sollte uns An- gorithmizität. Unsere Gesellschaft und ihre In- sporn sein und uns immer wieder zu denken stitutionen, so Stalder, stehen am Scheideweg: darüber geben, dass ein konsequenter Ab- „Unser Handeln bestimmt, ob wir in einer post- schluss nach außen und ein Festhalten an demokratischen Welt der Überwachung und etablierten Formen des Wissenstransfers zu der Wissensmonopole oder in einer Kultur der einer Verfestigung der Institutionen führen Commons und der Partizipation leben wer- wird, die sich seit Jahrhunderten der Erarbei- den.“ ([7] Stalder 2019, Klappentext) Mit Refe- tung, Bewahrung und Weitergabe von Wissen rentialität spricht Stalder an, dass sich Wissen verschrieben haben, nicht zu ihrer Vitalisie- (als Herrschaftswissen) nicht mehr hegemo- rung. nial besitzen, verschließen, verwalten und ver- buchen oder wie ein Schatz hüten lässt, son- dern ganz unabhängig (z.B. von Diskursen 2. Universitäten in der Wissensgesell- über Urheberrecht) verfügbar und neu refe- schaft des 21. Jahrhunderts rentialisiert wird. Durch digitale Praktiken wird dieser Prozess, der in Kulturtechniken wie Ko- Wir sehen uns also, als eine Communitas, de- pie und Collage längst bekannt und benannt ren wichtigstes Merkmal sei, Wissen zu schaf- ist, drastisch beschleunigt: „Kulturelle Werke fen und zu prozessieren, kulturellen Prozessen aller Art werden in einem umfassenden, prak- ausgesetzt, die unseren institutionalisierten tischen Sinn frei verfügbar, trotz bestehender Umgang mit Wissen permanent herausfor- rechtlicher und technischer Einschränkungen.“ dern. Eine Universität ist, im Kern, eine (hoch-) ([7] Stalder 2019: 112) Ähnlich katalysatorisch mittelalterliche Institution. Auch die jüngeren wirken Gemeinschaften im digitalen Raum, die Universitäten der Bundesrepublik der 1970er er mit dem Prinzip der Gemeinschaftlichkeit Jahre oder die Gründungen und Erweiterun- adressiert. Stalder betont, dass neue epistemi- gen in den Neuen Ländern nach 1990 haben sche communities of practice, in denen Wissen Ordnungen und dieses Verständnis übernom- auf eine neue Art, auf alternativen Wegen und men. Eine Universität ist eine selbstverwaltete 1/2.27-2 Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2
A. Lasch / (Wissenschafts-)Kultur der Digitalität Communitas, eine im Wortsinne universelle Ge- Freigebigkeit: Welchen Status haben unsere meinschaft des Forschens, Lehrens und Ler- Daten? Wie kann man von ihnen gemein- nens. Eine Universität schafft hybride und sam profitieren? Wie fördert man in der volatile Formen des Wissens: Es ist im Selbst- akademischen Bildung die Bereitschaft zu bild immer dies, vorläufig. Interessanterweise teilen? korreliert dies in besonderer Weise mit den Zusammenarbeit: Welche Forschungsdaten Prinzipien, die Stalder für eine Kultur der Digi- und -ergebnisse und welche Lehr- und talität ausmacht, in die Universitäten als Insti- Lerninhalte können gemeinsam erarbeitet tutionen längst gestellt sind. Sie tragen nicht werden? Wie kann man in Forschung und nur die Traditionen ererbter Vergemeinschaf- Lehre zur Kollaboration motivieren? tung und bringen neue Communities hervor, Zielorientierung: Welche Zielvorstellungen von denen Stalder spricht, sondern sie tragen können nur bzw. effektiver durch kollabora- auch die damit einhergehenden Konflikte in- tives Arbeiten erreicht werden? Können nen und nach außen aus: „Die alten Ordnun- neue Zielvorstellungen (für die eigene oder gen, in denen kulturelles Material bisher gefil- gemeinsame Arbeit) durch Kollaboration tert, organisiert und zugänglich gemacht entstehen? Wie und wo können Zielstellun- wurde [...], können diesen Strom weder im gen expliziert werden? Kleinen noch im Großen kanalisieren. Sie fun- gieren kaum mehr als Gatekeeper zwischen Werteorientierung: Wie können wir in For- den Bereichen, die einst mit ihrer Hilfe als ‚pri- schung und Lehre für diese Prinzipien wer- vat‘ und ‚öffentlich‘ definiert wurden.“ ([7] Stal- ben? der 2019: 114) Welche Chancen eröffnen sich, wenn wir Universitäten wieder als Orte denken, Die Antworten auf diese Frage laufen alle hier in denen nie nur ein Weg der richtige war? Aus- zusammen: Openness. Drei Beispiele möchte gangsbeobachtung, und diese wurde im letz- ich noch im Detail in diesem Abschnitt vorstel- ten Jahr besonders in den Vordergrund ge- len, die ich als Ausdruck einer Wissenschaftskul- rückt, ist, dass technologieskeptische Debat- tur der Digitalität verstehen möchte und die mit ten verdecken, sich mit der Frage auseinander- je unterschiedlicher Gewichtung den genann- zusetzen, was Universität sein kann und will. ten Prinzipien verpflichtet sind. Das eine ist, Dabei geht es um viel mehr (vgl. [1] Lasch 2020: exemplarisch, das Blog Lingdrafts. Linguistische 241-244): Werkstattberichte. Das andere sind Open Educa- Partizipation: Universitäten sind Orte des tional Resources (OER). Das dritte sind kollabo- Austauschs, an denen nicht nur gemeinsam rative Projekte mit Studierenden. Wie ich vor gearbeitet, sondern auch Gemeinschaft ge- der Vorstellung des Projektvorhabens virtTUos meinsam gestaltet wird. (Abschnitt 3) zu zeigen versuche, ist es vor al- lem das Handlungsfeld der akademischen Transparenz: Wir legen Wert auf Nachvoll- Hochschullehre, das uns gestalterische Frei- ziehbarkeit. Wie können Forschungsdaten heiten eröffnet. so generiert werden, dass ihre Genese transparent ist? Wie ist die Interpretation von Forschungsdaten zu gestalten, damit 2.1 Lingdrafts sie nicht hermetisch ist? Mit Lingdrafts haben wir mit interessierten Wis- Sichtbarkeit: Wie können Forschungsdaten senschaftler:innen ohne Berücksichtigung von und -ergebnisse sichtbar gemacht werden? Statusgruppenunterschieden gemeinsam vor Wie kann man Lehre öffnen? Wie kann man zwei Jahren ein Blogprojekt aufgesetzt, um uns sichtbare Forschungsdaten und Lehr- und an der Schnittstelle zur Öffentlichkeit zu positio- Lernmaterial oder Ergebnisse der Lehre nieren, unsere Forschungsfragen sichtbar vor- freigeben und dennoch schützen? zustellen und Anschluss an tagesaktuelle The- Vernetztheit: Wie können Daten und Ergeb- men zu suchen. Unser Redaktionsteam ist nisse aus Forschung und Lehre effektiv re- mittlerweile bunt und groß, kommuniziert via lationiert werden? Wie kann man dies im Messenger und vor allem auf Augenhöhe. Es ist akademischen Verständnis verankern? ein echtes Gemeinschaftsprojekt, eine dieser Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2 1/2.27-3
A. Lasch / (Wissenschafts-)Kultur der Digitalität epistemischen communities of practice, von de- 2.3 Kollaboratives Arbeiten nen Stalder spricht. Blogkommunikation zeich- net sich durch Visibilität, Aktualität, Reziprozi- In der Praxis kann das kollaborative Arbeiten mit tät und Resonanz, Hybridität und Volatilität so- Studierenden, das dritte Beispiel, neue Potenti- wie eine spezifische Medialität aus (vgl. [1] ale offenlegen. Prof. Dr. Simon Meier-Vieracker Lasch 2020: 238). Sie läuft damit den etablier- vom Lehrstuhl für Angewandte Linguistik am ten akademischen Vermittlungspraktiken ent- Institut für Germanistik bspw. treibt, wie ich, gegen, folgt zum anderen aber den eben skiz- Formen offener Wissenschaftskultur massiv zierten Prinzipien der neuen communities. Wir voran. Er bloggt „fußballlinguistisch“, ist auf können in einer Wissenschaftskultur der Digi- Twitter, Instagram und TikTok aktiv. Er produ- talität also die Formen mitentwickeln und ziert Vid- und Podcasts, die er offen zugänglich Möglichkeiten ausschöpfen, Wissen auf alter- hält. Mit Studierenden entstehen WiKis und nativem Weg zu prozessieren – in der Commu- Podcasts - wie selbstverständlich, auf Augen- nitas Universität. Wir sind uns sicher, dass es höhe. Viele dieser linguistischen Inhalte sind der richtige Weg ist, neue Impulse in die Dis- OER und liegen auf erwähntem Display, an- kussionen unserer Universitäten zu tragen, dere nicht. Einige besprechen wir auf Ling- wie es gerade auch mit diesem Beitrag ge- drafts, andere nicht. Und wir sind im Moment schieht. damit beschäftigt, Sammlungen anzulegen (z.B. unter TelekollegLinguistik), die die Vielfalt der Angebote dokumentieren und die (auch 2.2 Open Educational Resources (OER) als neue Formen der Wissenschaftskommuni- Teilhabe und Nachnutzung im gemeinsamen kation) Schnittstellen zur Öffentlichkeit etablie- Verfolgen von Zielen gelingt vor allem dann ren, ohne dass wir dabei den Anspruch voran- gut, wenn man freigebig Inhalte miteinander tragen, dass die Angebote bitte dann auch von teilt, ohne Zugewinninteresse. Genau das ist Öffentlichkeit(en) wahrgenommen werden Anliegen von Open Educational Resources (OER). dürfen (vgl. zu dieser Erwartungshaltung im Zwei Herausforderungen sind damit verbun- Kontext von Blogkommunikation [1] Lasch den: Welche Inhalte darf man als OER bereit- 2020: 239). stellen und wie kann eine Qualitätssicherung realisiert werden? Beide Fragen berühren un- sere Institution Universität im Kern: Wie ma- chen wir unser vorläufig erarbeitetes Wissen sicht-, nutz- und kommunikativ anschließbar? Gleiches gilt für Open Access (OA), dem Modus, in welchem dieser Artikel erscheint, und gene- rell Open Educational Practices (OEP). Um die OER-Diskussion an unserer Universität auf ei- ner belastbare Basis zu stellen, wurde mit inte- Abb. 1: Lernen in offenen Communitates unter den ressierten Wissenschaftler:innen des Bereichs Vorzeichen der (Wissenschafts-)Kultur der Digitali- Geistes- und Sozialwissenschaften (GSW) und tät. CC BY 4.0 International. der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) ein Es sind Experimentierräume, die wir bespielen, OER-Display realisiert, das nicht nur OER er- um Vorläufiges zu zeigen und auch evaluieren klärt, sondern auch Best Practices vorstellt. zu lassen: Ich nutze dafür seit mehreren Jahren Wichtiges Element ist eine OER-Beratung, die Formulare, mit denen jederzeit anonymes alle Mitarbeiter:innen und auch Studierende in Feedback durch Studierende ermöglicht wird. Anspruch nehmen können. Weiterbildungsan- Seit dem Wintersemester 2020 habe ich mich gebote des Zentrums für interdisziplinäres dazu entschlossen, dieses Feedback aus Grün- Lernen und Lehren (ZiLL) flankieren diese Be- den der Transparenz öffentlich zu stellen. Das mühungen. Feedback fließt direkt in die Formulierung von 1/2.27-4 Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2
A. Lasch / (Wissenschafts-)Kultur der Digitalität Zielsetzungen ein, in deren Mittelpunkt die Be- mühung steht, für die Idee einer offenen Com- munitas Universität zu begeistern, in der zu- sammen, übereinander, voneinander und mit- einander gelernt wird. Offenheit ist nicht zu verordnen. Offenheit muss gemeinsam erarbeitet werden. Unsere Hochschulen sahen sich im letzten Jahr unter den Vorzeichen der Pandemie vor massive Herausforderungen gestellt, allen wurde viel und manchmal über die Maßen viel abver- Abb. 2: virTUos. CC BY 4.0 International. langt. Wir haben viel gelernt und es ist zu hof- fen, dass sich manche hochschuldidaktische virTUos ist eines von 139 Projektvorhaben, das Entwicklung verstetigt. Für die mittelfristige ab Mitte 2020 von der Stiftung Innovation in Verankerung digitaler Prüfungsformate lohnt der Hochschullehre in der Initiative „Hoch- sich der Einsatz, ebenso wie für die stärkere schullehre durch Digitalisierung stärken“ über Verzahnung von Institutionen mit vergleichba- insgesamt drei Jahre gefördert wird, um Verän- ren Anliegen in der Sache (in Dresden sind das derungs- und Gestaltungsmöglichkeiten einer die TU Dresden, TUD, die Dresden Internatio- digital gestützten Hochschullehre einen insti- nal University, DIU, die SLUB, und die Carus tutionellen Rahmen geben zu können. Akademie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, CA/UKD). Digital gestützte Hochschullehre soll in Zukunft immer möglich sein, wo sie didaktisch angezeigt ist. Das kann auch bis hin zu Distanzformaten reichen, um bspw. Blended Learning-Formate curricular zu verankern. So sind internationale Lehr-, Lern- und Forschungskooperationen leichter und in vielen Fällen überhaupt erst sinnvoll möglich, sondern es können Barrieren abgesenkt wer- den, die vorher eine Partizipation am an Uni- Abb. 3: virTUos-Struktur. links: Orchestriertes Zu- versitäten prozessiertem Wissen unnötig er- sammenwirken der virTUos-Fachbereiche, Support- schwerten. und Transferpartner:innen. rechts: Projektmatrix mit Arbeitspaketen, die sich drei Handlungsfeldern (Zeilen) und vier Projektschritten (Spalten) zuordnen 3. virTUos lassen und deren Ergebnisse in einer universitäts- weiten Strategie HYBRID integriert und implemen- Wie ich versucht habe zu zeigen, bringt vor al- tiert werden. Eine hochauflösende Variante der lem die akademische Lehre ideale Bedingun- Struktur ist hier einzusehen. CC BY 4.0 International. gen mit, um mit neuen Formen der Kollabora- tion, der Dokumentation und Präsentation zu experimentieren. Diese Erfahrungen und die Denn bisher sind die Ideen und Umsetzungen, konsequente Weiterentwicklung von digital ge- wie in Abschnitt 2 an drei Beispielen skizziert, stützten Formaten stehen jetzt an der TUD in weitgehend insular ohne Verankerung in Cur- Kooperation mit der DIU, SLUB und der ricula und Ordnungen. Dabei kann hybrides CA/UKD im inter- und transdisziplinären Lehr- Lehren und Lernen eine Säule einer kollabora- und Lernprojekt virTUos (Virtuelles Lehren und tiven Hochschulentwicklungsstrategie auf den Lernen an der TU Dresden im Open Source- Handlungsfeldern Praktika & Assessment-For- Kontext) im Fokus, das ich stellvertretend für mate (vgl. exemplarisch [3] Pfeiffer u. a. 2018), alle Projektbeteiligten – Henriette Greulich, Si- Kollaboration (exemplarisch [2] Lasch & mon Meier-Vieracker, Antje Neuhoff, Stefan Schoop 2021) & Internationalisierung (exempla- Odenbach, Ingo Röder, Beatrice Schlegel & Eric risch [6] Schoop, Clauss & Safavi 2019) sowie Schoop – vorstellen darf. Kompetenzentwicklung (vgl. bspw. [5] Röhle, Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2 1/2.27-5
A. Lasch / (Wissenschafts-)Kultur der Digitalität Horneff & Willemer 2021) & Offene Lehre (vgl. Literatur [4] Redecker & Punie 2017) sein. Studierende begleiten und gestalten einen [1] Lasch A (2020): Partizipationswunsch oder Prokras- Prozess mit, in dem neuartige Lehr- und Lern- tinationsverdacht? Wissenschaftsvermittlung auf Blogs. In: Marx K, Lobin H & Schmidt A (Hg.): szenarien durch interdisziplinäre agile Innova- Deutsch in Sozialen Medien. Interaktiv – multimodal tionsteams (vgl. Abb. 4) aus Maschinenwesen, – vielfältig (Jahrbuch des IDS 2019). Berlin, Boston: Medizin, Sprachwissenschaft und Wirtschafts- De Gruyter, 233-245. DOI: wissenschaften mit je konkreten Projektvorha- https://doi.org/10.1515/9783110679885-012. [2] Lasch A & Schoop E (2021): Beispiele des kollabora- ben getestet, erprobt und ständig weiterentwi- tiven Lernens im virtuellen Raum und Ausblick einer ckelt werden. Lernkultur der Digitalität. In: Zukunft Bildung. Fachimpulse der virtuellen Bildungskonferenz 2020 (Microsoft Envision Education 2020). 63-72. Online verfügbar. [3] Pfeiffer M et al. (2018): IMHOTEP: virtual reality framework for surgical applications. In: IJCARS 13, 741–748. DOI: https://doi.org/10.1007/s11548-018- 1730-x. [4] Redecker C & Punie Y (2017): European Framework for the Digital Competence of Educators (DigCompEdu). Luxembourg. DOI: https://doi.org/10.2760/159770. [5] Röhle A, Horneff H & Willemer MC (2021): Prakti- sche Lehre im Medizinstudium in Zeiten von COVID- Abb. 4: Struktur eines agilen Innovationsteams. CC 19. Bericht über die COVID-19-bedingte Umgestal- BY 4.0 International. tung der peergestützten Lehre im Skillslab mithilfe eines Inverted Classroom Formats. In: GMS J Med Educ 38(1). DOI: Konzepte Offener Lehre als OEP werden inter- https://doi.org/10.3205/zma001398. [6] Schoop E, Clauss A & Safavi A (2020): A Framework disziplinär erarbeitet und hochschulübergrei- to Boost Virtual Exchange through International Vir fend weiterentwickelt und genutzt (DIU und tual Collaborative Learning: The German-Iranian Ex- CA/UKD); Ergebnisse sind als OER nachnutzbar ample. In: Virtual Exchange Borderless Mobility be- (SLUB). Ein Integrationsteam koordiniert Skalie- tween the European Higher Education Area and Re- gions Beyond. Bonn. Stand: 15.02.2021. rung sowie Transfer und entwickelt in der Stra- [7] Stalder F (2019). Kultur der Digitalität. Berlin: Suhr- tegie HYBRID die Verzahnung zentraler und de- kamp. zentraler Supportstrukturen, zu denen das ZiLL, das Zentrum für Weiterbildung (ZfW), das Zentrum für Informationstechnik und Hoch- leistungsrechnen (ZIH) sowie das Else Kröner- Fresenius-Zentrum für Digitale Gesundheit (EKFZ) gehören, entlang der Anforderungen für Studiengangsentwicklung und prüfungs- rechtliche Auslegung. Um die innovativen Ideen an der Universität sichtbar zu machen, ist die institutionelle Verankerung und Reali- sierung der in virTUos erarbeiteten Lösungen in enger Absprache mit der Universitätslei- tung erforderlich. So kann ein relevanter Bei- trag zur universitätsweiten Harmonisierung di- gitaler Lehr- und Lern-Ansätze geleistet wer- den, was gleichzeitig die strukturelle Voraus- setzung dafür darstellt, dass eine Kultur digita- len Lernens auf den anvisierten Handlungsfel- dern gestärkt und für eine (Wissenschafts-)Kul- tur der Digitalität geworben wird. 1/2.27-6 Lessons Learned | Volume 1 (2021) | Ausgabe 1&2
Sie können auch lesen