LBBW Corporates: Chancen und Risiken der CO2-Regulatorik für Industrieunternehmen - Die LBBW
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
30.07.2019 Uwe Burkert, Chefvolkswirt, Leiter des Bereichs Research Autor: Volker Stoll, Senior Investment Analyst LBBW Corporates: Chancen und Risiken der CO2-Regulatorik für Industrieunternehmen Nachhaltigkeit – Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Management Summary Deutsche Industrieunternehmen können von der Klimapolitik profitieren • Fundamentaltrend. Die Klimapolitik hat erhebliche Auswirkungen auf die Industrieunternehmen und das Produkt- und Technologieportfolio. Regulierungs- und Marktakzeptanzrisiken sowie die Nachfrage dürften sich ungewohnt dynamisch verändern. Im Rahmen veränderter Rahmenbedingungen dürfte die Energieinfrastruktur nochmals deutlich umgebaut werden, wodurch Marktchancen erwachsen. Auch ist mit diversen Wachstumsimpulsen für neue CO2-optimierte Produktionstechnologien und Produkte zu rechnen. Fazit: CO2-Emissionen werden für Industrieunternehmen sowohl auf der Kostenseite als auch bei der Produktpositionierung ein differenzierender Faktor. • Eine zentrale neue Technologie dürfte Power-to-Gas bzw. Power-to-Liquid (PtG, PtL) sein, weil die kostengünstige Speicherung von großen Energiemengen nach wie vor ungenügend gelöst ist und mit PtG/PtL erneuerbare Energie auch speicherbar wird. Das Energienetz braucht eine umfangreiche Speicherfunktion, um die Ungleichgewichte der erneuerbaren Energieproduktion aufzufangen. • Risiken. Im Zuge des vermutlich abrupten Technologiewechsels ist ein Restrukturierungsbedarf und Risiko Ertragsrückgang für fossile Alttechnologien zu befürchten. Zudem ist gegebenenfalls im Rahmen eines Risiko daraus resultierenden Neupositionierungsbedarfs mit höheren F&E-Kosten, Investitionen oder Risiko Akquisitionen zu rechnen. Es scheint in bestimmten Fällen unklar, ob neue Produktlinien und Investitionen die erhoffte Ertragskraft bringen. Fazit: Angesichts einer starken Neigung zur Extrapolation des Status Quo dürften die Risiken vor allem auf lange Sicht nur unvollständig antizipiert sein. • Ratingtrend. Bisherige Ratings dürften den dynamischen Strukturwandel unzureichend reflektieren. Für Bonds, die z.T. eine Laufzeit von 20 Jahren aufweisen, ist die Unterscheidung der Produktportfolien und die Identifikation von dynamischen Risikofaktoren von hoher Bedeutung. 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Der Druck steigt, die Nutzung fossiler Energie massiv zu begrenzen Die Stimmung bereitet den Boden für die Aktion… • Die Stimmung in bestimmten Bevölkerungs- schichten verändert sich. Dies dürfte die Regulatorik bzw. das Konsumverhalten verändern. • Wenige Umwelttechno- logien wurden über reine Marktmechanismen eingeführt. • Wann/ob sich das globale Paradoxon zwischen „nachhaltiger teurer“ Energieproduktion und kostengünstigem, fossilem Energieeinsatz löst, ist derzeit nicht einzugrenzen. • Erfolgsbeispiel bei teurer, Greta Thunberg: umweltfreundlicher Tech- September 2018 Covertitel Fortune: Atomenergie kann „ein kleiner Teil einer sehr nik: Luftreinhaltung via How to profit while fixing the planet. Kraftstoffentschwefelung, großen neuen kohlenstofffreien Energielösung“ sein. Make the world great again. FCKW-freie Kühlsysteme. Quelle: LBBW Research 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Erwarteter Regulierungsmarathon bahnt Weg für neue Technologien Szenarien energiebezogener weltweiter CO2-Emissionen in Gt* • Derzeit existiert noch eine erhebliche regulatorische/ technologische Lücke. D.h. die aktuell angekündigten Emissionssenkungsmaß- nahmen reichen nicht Technologie- annähernd, um ein .. umbau nachhaltiges Szenario zu erreichen. • Diverse neue Techno- sdfsdffsdfsd logien stehen zwar zur Verfügung – sind aber ?.fs teuer und daher kaum im Einsatz. Dabei ist die Dekarbonisierung der Schiff- und Flugtechnik am schwierigsten/teuersten (z.B. via PtL**). • Fossile Energietechnik dürfte unter Volumen- und Preisdruck kommen, neue Technologien erhalten Quelle: Internationale Energie Agentur 2018, LBBW Research * Gigatonnen; **Power-to-Liquid hingegen Chancen. 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Vielzahl neuer Technologien erforderlich Die dynamischste Transformationsstufe steht erst noch an Langjähriger und komplexer Umbau erfordert Weitsicht 30 Jahre •Kosten- günstige •Umbau auf •Klimaneutrale Energie CO2-effiziente CO2- Volkswirtschaft Fossile ab 2050 •Hohe Trans- Technologien effiziente Energie- •Theoretischer Leistungs- formation •Allokation von Wirt- Entzug von basis dichte Umbaukosten schaft CO2 aus der •CO2- •Portfolioumbau Atmosphäre? Emissionen Quelle: LBBW Research, *Power-to-X: Power-to-Liquid, Power-to-Gas, Power-to-Heat 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Klassische Fertigungsbetriebe emittieren weniger CO2 CO2-Intensiv sind v.a. Stahl-, Energie- und Zementproduzenten • Vor allem Unternehmen in der Stahlerzeugung, Ener- 250000 gieversorger, Rohstoff-, Öl- CO2-Emissionen in Mio. Tonnen 2017 und Gasförderung und 200000 Zementproduzenten sind energieintensiv und damit 150000 auch im Emittentenranking ganz oben anzusiedeln. 100000 • Logistikunternehmen folgen im Ranking. 50000 • Unter den Industriebe- trieben sind prozessorien- 0 tierte Chemiebetriebe und RIO TINTO PLC VOLKSWAGEN AG-PREF KIMBERLY-CLARK CORP BOEING CO/THE ARCELORMITTAL BP PLC AT&T INC TOYOTA MOTOR CORP ROBERT BOSCH GMBH E.ON SE AP MOLLER-MAERSK A/S-B EDP-ENERGIAS DE PORTUGAL SA VATTENFALL AB AIR LIQUIDE SA RWE AG HEIDELBERGCEMENT AG IBERDROLA SA BASF SE GAS NATURAL SDG SA STATOIL ASA SOLVAY SA VOESTALPINE AG ESB EDISON SPA-RSP WIENERBERGER AG LAFARGEHOLCIM LTD-REG OMV AG EVONIK INDUSTRIES AG SALZGITTER AG TUI AG-DI KONINKLIJKE DSM NV NORSK HYDRO ASA CONTINENTAL AG INTEL CORP INTL BUSINESS MACHINES CORP K+S AG-REG EDF NATIONAL GRID PLC BHP GROUP LTD GENERAL ELECTRIC CO BAYER AG-REG MICHELIN (CGDE) CEZ AS ENBW ENERGIE BADEN-WUERTTEMB FORTUM OYJ VODAFONE GROUP PLC TENNET HOLDING BV UNILEVER NV-CVA DEUTSCHE LUFTHANSA-REG COMPAGNIE DE SAINT GOBAIN DONG ENERGY A/S DAIMLER AG-REGISTERED SHARES papiererzeugende Be- triebe wiederum energie- intensiv. • Erst dann kommen „klas- sisch“ produzierende Be- triebe (z.B. Kfz). • Dieses Ranking hilft aber lediglich, die Wertschöp- fungskette zu verstehen. Quelle: Bloomberg, LBBW Research, * Auswahl an Unternehmen, um die unterschiedlichen Produktionssektoren besser einordnen zu können 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Wen belasten die CO2-Emissionen beim Ertrag? Lebenszyklusemissionen bringen für Lieferanten Veränderungen CO2-Emissionen in Relation zum Ertrag (in kg / Mio. EUR EBITDA) • Die direkte Produktion von Industriegütern ist unter Berücksichtigung der Rohstoffe Ertragskraft meist nicht emissionsintensiv. Zement- und Kraftwerkskomponenten • Schwerpunkte bei den Emissionen, auch unter Ertragsaspekten: Zement, Baustoff-, Stahl-, Gase- und Stromproduzenten. Ferner sind Logistik- und Transportunter-nehmen wie Lufthansa darunter. Flugzeugturbinen • Bei Industrieunternehmen ist zudem noch der Pro- Fahrzeuge duktlebenszyklus zu be- rücksichtigen. Z.B. emit- tiert Rolls-Royce in der Produktion wenig, aber Flugturbinen bei Kunden, wie z.B. Lufthansa, verursachen höhere Emissionen. Quelle: LBBW Research, Bloomberg 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Jährliche CO2-Emissionen der Industrie zuletzt gestiegen Verdoppelte Investitionen zur Zielerreichung nötig CO2-Emissionsquellen in Deutschland nach Sektoren in Mio. t • Hauptemissionsquelle ist die Energiewirtschaft, mit 1.400 großem Abstand gefolgt von Industrie und Verkehr. 1.200 • Der Industriesektor soll bis 2030 die Emissionen um 1.000 26% bzw. 2% p.a. (Basis jeweils 2015) senken. 800 • Datenlage Industriesektor: 1990-2007 sanken die 600 Emissionen um rund 2,3% p.a. 2007-17 betrug die 400 „Reduktionsleistung“ 0,3% p.a. 2012-17: +2% p.a. 200 • Basierend auf der 283 258 248 244 243 238 237 233 219 209 208 205 201 200 198 197 196 196 195 193 191 188 188 186 180 180 180 175 jüngsten Runrate 140 0 bräuchte es u.E. etwa verdoppelte Investi- Industrie Energiewirtschaft tionen in Energiespar- Haushalte Verkehr techniken zur Erreichung Gewerbe, Handel, Dienstleistungen Landwirtschaft übrige Emissionen des 2030er Ziels. Quelle: Umweltbundesamt 2019, LBBW Research, *besteht aus Industrie (Elektrotechnik, Fahrzeugbau, Maschinenbau), Chemie, Pharma, Baustoff-, Metall- Kunstoff- und Gummiproduzenten, Getränkeherstellung etc. 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Zielverfehlung auf CO2-Emissionsebene bis 2030 wahrscheinlich Stellhebel zur Zielerreichung der Industrie bis 2030* • Die industrielle CO2- Effizienz steigt z.B. durch bessere Antriebs- u. Steuerungstechnik, Wärmemanagement, bes- sere Katalysatoren, Brenn- stoffsubstitution, modifizi- erte Stahl-, u. Zementer- zeugung / -verarbeitung. • In unserer Prognose berücksichtigen wir zudem das erwartete Volumen- wachstum und die CO2- Effekte aus der Abschalt- ung der Kernkraftwerke, die steigende Quote er- neuerbarer Energien und einen höheren Gasanteil. • Gute Betriebe leisten aktu- ell eine CO2-Reduktion um 1,7% p.a. Für das Ziel 2030 wären 2,6% p.a.*** Quelle: LBBW Research, * LBBW-Szenariorechnung, ** 1,7% p.a. - die Steigerung der industriellen CO2-Effizienz ist wegen der Gültigkeit für den ganzen notwendig. Sektor als hoch einzustufen. *** Berechnungsbasis berichtete Daten 2017 29.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas 30.07.2019
Timing: Globale Regulierung notwendig Westliche Anbieter könnten ansonsten am Markt vorbeiproduzieren Industrie produziert für Kunden effiziente Systeme auf Bedarf • Die deutsche Industrie hat erwartungsgemäß den Leitmarkt meist in Europa. • D.h. wenn internationale Angebot neuer Märkte z.B. in Amerika Technologien einer anderen Regulierung unterliegen als die europä- Industrie- ischen Märkte, steigt die equipment- Kunden Gefahr, zu teure CO2-effi- lieferanten ziente Produkte anzubie- ten, die am Ende nur in Versorger Steuerungstechnik Europa abgesetzt werden. Automobilindustrie Maschinen • Zu einem gewissen Grad Baustoffproduzenten ist dies jetzt schon so. Anlagen u. Haushalte Beispielsweise könnten Komponenten hocheffiziente Gasturbinen westlicher Anbieter CO2 in Nachfrage nach Asien vermeiden. Stattdes- „regulierten“ sen werden hunderte Produkten wenig energieeffiziente und zudem CO2 -intensive Kohlekraftwerke gebaut! Quelle: LBBW Research 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Neue, effiziente Technologien könnten Märkte erschließen Ökonomische Faktoren bremsen bislang • Bremsfaktoren sind vor allem Innovationskosten, Risikofaktoren Erfolgsfaktoren weil derzeit die Kostendif- ferenz zwischen klassisch fossilen Energieträgern und erneuerbarer Energie** hoch sind. Einen global wirksamen politi- schen Ansatz zur Problem- lösung sehen wir nicht. • Der Industriesektor dürfte vor allem über die Regu- lierung der Endprodukte und Energieformen betrof- fen werden bzw. profitieren. Die diskrete Fertigung/Prozesstechnik ist stark elektrifiziert. Quelle: LBBW Research, * Stromspeicher könnten ebenfalls zum Erfolgsfaktor avancieren. Derzeit aber erscheinen die technologischen Möglichkeiten aus Kosten- und Kapazitätsaspekten eher begrenzt zu sein. ** Einschließlich teils erforderlicher Speicherfunktion und Systemstabilisierungskosten. 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Politik muss den Rahmen setzen - ansonsten dominiert billige fossile Energie Politische Handlungsfelder Reduzierte Netzentgelte und EEG- Funktionierender Umlagen z.B. für Wärmepumpen Emissionspreismechanismus oder PtX-Anlagen Verbesserte Investitions- Neuausrichtung der förderprogramme, be- Belastung der schleunigte Abschreibung Energieträger „Muster“ zur zügigen Intensivierte Technologie- Identifikation von entwicklung => höhere Potentialen Komponenteneffizienz CO2-Importzoll, wo geboten Belastbares Masterprogramm Energieinfrastruktur 2050 * ** Quelle: LBBW Research,* einschließlich Kostenprojektion für den Energiemix 2050 unter Abwägung von Wirtschaftlichkeitsaspekten in der Industrie im internationalen Vergleich z.B. mit Großbritannien, ** Ansonsten ist eine Vielzahl regulatorischer Eingriffe in den Markt zu erwarten, einschließlich einer geringen Planbarkeit des Absatzmarktes für Industriegüterproduzenten 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Exkurs: 95%-CO2-Senkungspfad für den Industriesektor ab 2040 teuer. Das Extremszenario bedingt umfangreiche Umbaumaßnahmen. 95%-Szenario vs. 80% in der Industrie: Mehrkosten von 54 Mrd. EUR • 95%-Einsparszenario im Industriesektor gemäß p.a.** BCG/Prognos: Der Grenz- nutzen wird im Alleingang- Szenario von Deutschland ab 2040 überschritten. 95% Pfad Mehrkosten für die Indu- (Mehrkosten strie in Deutschland im zum 80%- 123,8 Umfang von 54 Mrd. EUR 0,3 2,9 35,6 Pfad) (2,5% des Branchenum- 0 satzes 2017) sind zu -1,8 -37,7 -15,4 80% Pfad erwarten. -69,8 (Netto- • Folgen des 95%-Pfads: einsparung) 1) Der Kunde dürfte den Aufwand nicht zahlen. 2) 2015 2020 2030 2040 2050 Potentielle internationale Wettbewerbsverzerrung. • 95%-Szenario-Kosten- Netto-Zusatz- kosten 95%-Pfad** -1,5 -12,5 -2,1 53,9 treiber: Brennstoffwechsel Gas auf Power-to-Gas*/ -Liquid. • Technologieplanung Quelle: Prognos, BCG, LBBW Research, * Haupttreiber, diverse weitere Kostentreiber sind zu verzeichnen, ** Kosten-Nutzen-Schätzungen BCG dämpft den Kostenaufbau. 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Exkurs: Erneuerbar produziertes Benzin wird 2050 erschwinglich Große Skaleneffekte bei Power-to-Gas / Power-to-Liquid zu erwarten Power-to-Gas in 20-30 Jahren deutlich günstiger. • CO2-freie industrielle Feuerungsprozesse, 25 Transporte oder Flüge werden über die Produk- Kosten und Preise in ct/kWh tion von synthetischem 20 Gas/ Kraftstoff aus erneu- erbarem Strom (Power-to- 15 Gas PtG, Power-to-Liquid PtL)* ermöglicht. 10 • Basierend auf Skalen- effekten bei Wind- und 5 Solarkraftwerken aber auch bei Elektrolyseuren** 0 ist zu erwarten, dass 40 % EE (2020) 65 % EE (2030) 80 bis 100 % EE (2050) Power-to-Gas (PtG) relativ A) Überschussstrom-Elektrolyseur spät zum Einsatz kommt. B) Elektrolysegas-Farm • Je nach politischer Priori- sierung und internationaler C) Überschuss + Nebenkosten-Pauschale Wettbewerbssituation H2 aus Graugas scheint die Nutzung von Graugas PtG etwa ab dem Jahr 2035/40 möglich. Quelle: LBBW Research, World Energy Outlook 2017, Energy Brainpool 2018, * Wissenschaftliche Dienste des deutschen Bundestags mit Bezug auf eine dena-Studie: aktuelle Produktionskosten bis zu 4,5 EUR/Liter Diesel, 2050e 1 EUR/Liter synthetischem Diesel, Prognos/Fraunhofer 2050e 0,65 EUR – 1,25 EUR/ Liter Benzin. ** Skalen-/Lerneffekte bei Elektrolyseuren derzeit kaum erschlossen. 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Exkurs: Infrastruktur bedingt höheren Kapitaleinsatz PtX bietet zusätzlich eine bedeutende Energiespeicherfunktion Umfangreicher Umbau der Infrastruktur • Technologische Stellhebel zur Zielerreichung sind Wärmepumpen (für wär- Szenario: Neue Verbraucher infolge der Sektorkopplung bis zum Jahr 2050 megedämmte Gebäude), Elektrische leichte Szenario Wärmepumpen Elektro-Pkw (BeV, Fernw ärme PtX-Anlagen Nutzfahrzeuge, Oberleitungen Elektroautos*, intensiverer PHEV, H2) auf Autobahnen Lkw Einsatz von Fernwärme. 61%-Basispfad* 4 Mio. 14 Mio. 6 GW el 0 GW el 0,7 Mio. 0 km Synthetische Kraftstoffe 80 %-Pfad** 14 Mio. 26 Mio. 11 GW el 0 GW el 2,4 Mio. 4.000 km (Power-to-Liquid) haben 95 %-Pfad*** 16 Mio. 33 Mio. 15 GW el 11 GW el 2,8 Mio. 8.000 km aber auch eine wichtige Energiespeicherfunktion. Treiber: Durch Skalenef- fekte wird erneuerbare Investitionsbedarf im Stromnetz nach Klimapfaden Energie auch relativ zu in Mrd. EUR 61%-Basispfad 80%-Pfad 80%-Pfad fossiler Energie günstiger. Übertragungsnetz 46 60 71 • Erheblich sind auch die Hochspannung (110 KV) 12 15 18 Neuinvestitionen ins Mittelspannung (10-30KV) 26 33 39 Niederspannung (< 1 KV) 25 35 38 Stromnetz. Der Anteil von Offshore-Anbindung 33 41 59 Strom als Energieträger ist Gesamt 142 184 225 vor allem im 95%-Pfad hoch. Neue Stromver- braucher wie z.B. Klimaan- lagen oder Elektroautos verstärken die Nachfrage. Quelle: BCG, Prognos, LBBW Research, *Basispfad unterstellt Extrapolation der aktuellen technologischen Entwicklung, **80%- bzw. *** 95%-Pfad mit höheren Kosten zur Senkung der Emissionen. 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Exkurs: PtX-Investitionen müssen bereits 2020 starten Die Technologie braucht die Lerneffekte dringend Importe nach Deutschland und Investitionen in PtX beim 95%-Pfad • Insgesamt wären zur Absicherung des Deut- Mrd. EUR Mrd. EUR schen 95%-Pfads bis 2050 200 400 Investitionen in PtX-Anlag- 180 en* im Umfang von kumu- 350 liert 189 Mrd. EUR erfor- 160 300 derlich. Der größte Teil der 140 250 synthetischen „Energie- 120 träger“ dürfte dabei wie 100 200 bisher importiert werden. 178 80 148 150 • Bereits im Zeitraum von 60 93 100 2020 bis 2025 müssten 40 9 22 rund 3 Mrd. EUR in PtX- 0,2 51 50 20 37 37 37 37 48 37 60 37 37 Anlagen investiert werden. 0 3 7 16 30 25 0 200 Mio. EUR in 2020. 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 • Derzeit fehlt es u.E. aber am klaren politischen PtG, PtL-, H2-Importe nach Deutschland kumuliert (l.S.). Willen für Investitionen. PtG, PtL, H2-Investitionen z. Deckung d. deutschen Verbrauchs (r.S.) • 2030 könnte die PtX- Anlagen-Nachfrage einen Umsatz deutscher Verfahrenstechniker 2017, auf 5 Jahre hochgerechnet (r.S.) guten Teil zum Verfahrens- technikumsatz beisteuern. Quelle: PtX-Importe und PtX-Investitionen BCG/Prognos, Umsatz deutscher Verfahrenstechniker - LBBW-Research, * Power-to-Gas/ -Liquid/ Heat 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Auf fossilen Brennstoffen basierende Technologien verlieren Hersteller von Komponenten müssen Ihr Produktportfolio anpassen Verlierer bis 2050 • Fossile Verbrennungs- prozesse in Kohlekraft- werken, Gaskraftwerken, Zementwerken und Hoch- . öfen sind CO2-intensiv. Pumpen für thermische Kraftwerke • Kohlekraftwerkstechnik verliert ebenso wie Öl- und Gasförderequipment. Gaskraftwerke Kohlekraftwerksanbieter • Equipment für thermische Kraftwerke oder Mulden- kipper zur Förderung von Öl- und Gasförder- Equipment für Kohle dürften auf der equipment Kohleminen z.B. Verliererseite stehen. Muldenkipper • Gaskraftwerke dürften zwar mittelfristig verstärkt zur Netzstabilisierung nachgefragt werden. Allerdings setzen Stromspeicher den Markt unter Preisdruck. Langfristig sinkt die Nachfrage schließlich. Quelle: LBBW Research, * Power to Gas, **Gas to Liquid 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Diverse industrielle Komponenten bleiben auf der Gewinnerseite Gewinner bis 2050* • Effiziente Komponenten (Motoren, Steuerungen, Pumpen, Heizungen etc.) dürfte sich im Rahmen von besserer Energieeffizienz „selbst“ finanzieren. • Profiteure dürften aus Anlagen- Industrieller Sicht vor allem Effiziente… bau (PtG**, Anbieter von Windkraftan- GtL***) Steuerungen, lagen und Anbieter von Windkraft Antriebe, öffentlichen Transport- Pumpen, mitteln (v.a. Züge, Zugleit- Kompres- technik) sein. Öffentlicher soren, Öfen u. Transport, Mahlanlagen f. • Verfahrenstechniker profi- Zement, tieren u.E. im Allgemeinen* Landtechnik Hochofen- (PtX, Elektrolyseure, Kern- konverter, effizientere Anlagen). kraft**** Wärme- • Thermische Prozesse von pumpen, Anlagen wie z.B. Zement- Lüftungs- werken, Stahlwerken technik werden v.a. auf einen PtX- Mix neu ausgerichtet. Quelle: LBBW Research, * ohne in der Forschungsphase befindlicher, teils vielversprechender Ansätze, wie in z.B. Kernfusionsreaktor Wendelstein 7-X, ** Power to Gas, ***Gas to Liquid., ****Weltmarktperspektive. 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Marktnähe ist bei veränderter CO2-Regulierung bedeutend CO2-Sensitivität und Nähe zum Kunden verschiedener Branchen* • Vor allem die Stahlerzeug- ung ist gegenüber Verän- derungen bei der Regulier- ung relativ zu den anderen Branchen exponiert. Einer- seits ist diese Branche durch weltweite Anbieter geprägt und andererseits ist die CO2-Intensität hoch. Importzölle und CO2- Kontingente dämpfen die Auswirkungen etwas. • Baustoffproduzenten dürften wegen der Markt- nähe die CO2-Kosten an die Kunden weiterreichen. • Innerhalb des prinzipiell günstig positionierten Ma- schinenbaus dürfte vor allem die fossile Energie- technik durch eine poten- zielle CO2-Regulierung belastet werden. Quelle: LBBW Research, * i.W. auf den produzierenden Sektor bezogen 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
FAZIT CO2-Umbau für die Industrie • Die deutsche Industrie dürfte bei heutiger Runrate die Emissionsziele 2030 verfehlen. 2014 - 2017 sind die Emissionen sogar gestiegen. Die zu erwartende jährliche industrielle Senkung der CO2- Emissionen um 1,7% p.a. ist eindeutig zu niedrig, um die CO2-Ziele zu erreichen. Die künftige Regulierung der CO2-Emissionen ist derzeit schwierig einzuschätzen. Langfristig erscheint eine erhebliche Auswirkung auf die Kostenpositionen realistisch. • Zur Erreichung der Ziele 2030 sollten die Investitionen in CO2-effiziente Technologien kurzfristig etwa verdoppelt werden. Mit der Zielerreichung dürfte auch die langfristige strategische Handlungsfreiheit gewährleistet bleiben und eine verschärfte Regulatorik vermieden werden. Mittels strategischer Planung der Maßnahmen können auch die Kosten eingedämmt und Zukunftsmärkte besser erschlossen werden. • Innerhalb des Industriesektors sehen wir Siemens als Gewinner und General Electric als Verlierer. Das Gewinnerprofil weist eine relativ niedrige CO2-Intensität auf, bei gleichzeitig guter Möglichkeit zur Weitergabe steigender Kosten an den Verbraucher. Dies gilt vor allem auch für die Kundensegmente der Industrieunternehmen. Der Verlierer weist eine hohe Abhängigkeit von mutmaßlich künftig stärker regulierten Märkten mit hoher CO2-Intensität und hoher Preissensitivität der Kunden auf. Das bedeutet, dass ein höherer Umsatzanteil in einem CO2-intensiven Sektor, wie z.B. beim Energiesektor, negativ in die Bewertung einfließt. Dabei unterstellen wir für regulierte Märkte eine begrenzte Rentabilität. 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Disclaimer Aufsichtsbehörden der LBBW: Europäische Zentralbank (EZB), Sonnemannstraße 22, 60314 Frankfurt am Main und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Str. 108, 53117 Bonn / Marie-Curie-Str. 24-28, 60439 Frankfurt. Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater. Diese Publikation wird von der LBBW nicht an Personen in den USA vertrieben und die LBBW beabsichtigt nicht, Personen in den USA anzusprechen. Wir behalten uns vor, unsere hier geäußerte Meinung jederzeit und ohne Vorankündigung zu ändern. Wir behalten uns des Weiteren vor, ohne weitere Vorankündigung Aktualisierungen dieser Information nicht vorzunehmen oder völlig einzustellen. Die in dieser Ausarbeitung abgebildeten oder beschriebenen früheren Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen stellen keinen verlässlichen Indikator für die künftige Wertentwicklung dar. Die Entgegennahme von Research Dienstleistungen durch ein Wertpapierdienstleistungsunternehmen kann aufsichtsrechtlich als Zuwendung qualifiziert werden. In diesen Fällen geht die LBBW davon aus, dass die Zuwendung dazu bestimmt ist, die Qualität der jeweiligen Dienstleistung für den Kunden des Zuwendungsempfängers zu verbessern. ERSTELLT AM: #RELEASE_DATE# ERSTMALIGE WEITERGABE: #RELEASE_DATE# 30.07.2019 Umbau der Wertschöpfungskette ante portas
Sie können auch lesen