Wofür steht Jona als Zeichen? - Christoph Dohmen - Schweizerisches ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Aus: Bibel und Kirche 66 (2011/1; ■ Christoph Dohmen Alttestamentliche Gestalten im Neuen Testament), S. 36–39; Titel; Inhalt Wofür steht Jona als Zeichen? © Katholische Bibelwerke Deutsch- Jona als Verstehenshilfe für die Botschaft Jesu land (Stuttgart), Österreich (Wien) und Schweiz (Zürich). ■ Das Bild des dem Fischmaul entsteigenden Begräbnis Jesu vorausgegangen ist (Mt 27,57). Propheten Jona steht den meisten Christen vor Die Auferstehung Jesu wird hier also, wie auch Augen, weil es in der christlichen Kunst viel- im bekannten Bekenntnis von 1 Kor 15,4 vo- fach und vielfältig als Auferstehungsmotiv be- rausgesetzt, durch das Motiv vom „dritten Tag“ gegnet.1 Überdies haben viele Kinderbibeln das als Theophanie im Anschluss an Ex 19,11 ge- Jona-Buch auf die Episode mit dem Fisch, die deutet. Bei der Vorbereitung der Gottesbegeg- im Buch selbst gerade mal zwei Verse (Jona nung am Sinai geht es nicht um eine Zeitspan- 2,1.11) umfasst, reduziert. Insofern wundert es ne von drei Tagen, sondern um einen Neuan- nicht, dass mit dem im Neuen Testament fang, der als Folge einer Unterbrechung, die erwähnten „Zeichen des Jona“ vor allem das durch einen vollständigen Tag (24 Stunden), Auferstehungsmotiv verbunden wird. Ist das der aus dem Geschehensablauf herausgenom- aber stimmig? men ist, charakterisiert wird. Zwischen der Vorbereitung – als Anfang der Zählung - und dem Ziel, das „am dritten Tag“ angesetzt wird, Nach drei Tagen oder am dritten Tag? liegt als Fuge dieser eine komplette Tag. Mit Nur in Mt 12,38-40 wird eine Verbindung dem Motiv des dritten Tages wird folglich der von Jonazeichen und Auferstehungsmotiv Zeitlauf unterbrochen, um die Ausgrenzung vorgenommen: der jeweiligen Ereignisse aus dem Alltäglichen „Zu dieser Zeit sagten einige Schriftgelehrte festzuhalten. Die mangelnde Übereinstim- und Pharisäer zu ihm: Meister, wir möchten mung zwischen der Erklärung des Jona-Zei- von dir ein Zeichen sehen. Er antwortete ih- chens in Mt 12 durch die drei Tage und drei nen: Diese böse und treulose Generation for- Nächte und die Auferstehung Jesu am dritten dert ein Zeichen, aber es wird ihr kein ande- Tag, von der auch Mt 27-28 ausgeht, müssen res gegeben werden als das Zeichen des Pro- sich die Leser des Mt zuerst einmal bewusst pheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und machen, um zu erkennen, dass die Erklärung drei Nächte im Bauch des Fisches war, so des Jona-Zeichens in Mt 12 nicht die Deutung wird auch der Menschensohn drei Tage und der Auferstehung vorbereitet, sondern einen drei Nächte im Innern der Erde sein.“ anderen Bezugspunkt hat.2 Diese „Erklärung“ des Zeichens kommt aller- Die Hohenpriester und Pharisäer, die am dings schon in Mt selbst an ihre Grenzen, wenn Sabbat nach dem Tod Jesu Pilatus um Bewa- bei der Erzählung der Passion zwischen der chung des Grabes bitten, begründen ihre Bitte Grablegung Jesu und der Auferstehung nicht mit dem Hinweis, dass Jesus behauptet habe, drei Tage und drei Nächte, sondern lediglich er werde „nach drei Tagen“ auferstehen (Mt zwei Nächte und zwei bis drei Tage vergehen. 27,63). Nur an diesen beiden Stellen begegnen Denn die Entdeckung des leeren Grabes und die erste Begegnung mit dem Auferstandenen 1 Vgl. dazu Uwe Steffen, Die Jona-Geschichte. Ihre Auslegung und finden nach Mt 28,1ff am Tag nach dem Sab- Darstellung im Judentum, Christentum und Islam, Neukirchen-Vlu- yn 1994, 56ff. Hier finden sich auch wichtige Hinweise dafür, dass bat, also am ersten Tag der Woche, statt. Am die frühchristliche Verkündigung anders als die Kunst Jona nicht als Sabbat selbst wird nur von der Forderung der Vorzeichen von Tod und Auferstehung Jesu aufnimmt, sondern ihn als Bußprediger sieht. Hohenpriester und Pharisäer nach Bewachung 2 Vgl. Hubert Frankemölle, Matthäus. Kommentar 2, Düsseldorf 1997, des Grabes berichtet, der am Abend zuvor das 150ff. 36 ■ Bibel und Kirche 1/2011
Wofür steht Jona als Zeichen? bei Mt die „drei Tage“, so dass die Verbindung genau das ist dann aufgrund der genannten beider Stellen hervorsticht, die Mt dazu dient Parallelisierung auch bei Jesus zu betrachten. aufzuzeigen, dass das Tun der „Hohenpriester Dass Jonas Ergehen in Ninive das „Zeichen des und Pharisäer“ letztendlich darin gründet, dass Jona“ deutet, zeigt sich auch deutlich in den sie weder die Botschaft Jesu verstanden haben beiden nachfolgenden „Erläuterungen“ in Mt noch den durch ihn ergehenden Anruf Gottes. 12,41f, denn ihre Pointe liegt jeweils im Erken- Wenn sie sich nach dem Tod Jesu daran erin- nen und Anerkennen einer Person, was der je- nern, dass er angekündigt habe, er werde nach weilige Schlusssatz „Hier ist mehr als …“ un- drei Tagen auferweckt werden, dann zeigt das, terstreicht: dass sie dieses „Zeichen des Jona“ nicht ver- „Die Männer von Ninive werden beim Ge- standen haben.3 Ausgangspunkt der Erklärung richt gegen diese Generation auftreten und des Zeichens des Jona ist in Mt 12 nämlich ei- sie verurteilen; denn sie haben sich nach der ne sehr harsche Zurückweisung der Zeichen- Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, forderung. Wenn Jesus aber trotzdem auf ein der mehr ist als Jona. Die Königin des Sü- Zeichen – das des Jona – hinweist, dann des- dens wird beim Gericht gegen diese Genera- halb, weil im Blick auf Jona die durch die vo- tion auftreten und sie verurteilen; denn sie rausgegangene Zeichenforderung beabsichtig- kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Sa- te Bestätigung Jesu schon gegeben ist. lomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo.“ Jona im Inneren seiner Geschichte Diese beiden Erläuterungen des Zeichens des Allerdings muss man sich fragen, was es ist, Jona – und nur sie – finden sich, wenn auch in was an Jona denn Jesus bestätigt, denn das Jo- umgekehrter Reihenfolge, ebenso im Parallel- na-Buch enthält anders als andere Propheten- bericht des Lukasevangeliums in Lk 11,29-32,4 bücher keine Sammlung prophetischer Worte, wo vorab in Lk 11,30 auch schon ausdrücklich vielmehr findet sich in der Erzählung des Jo- gesagt wird, dass das Zeichen Jona selbst sei. na-Buches nur ein einziger Satz prophetischer Insofern zeichnet sich also ab, dass das Ver- Rede („Noch vierzig Tage und Ninive ist zer- ständnis dieses Zeichens im Jona-Buch ge- stört“ Jona 3,4). Mit dem Hinweis auf die Ana- sucht werden muss. Die Frage, was Jona in der logie zwischen Jona im Inneren des Fisches Jona-Erzählung ausmacht, ist allerdings gar und dem Menschensohn im Inneren der Erde nicht leicht zu beantworten, weil es sich bei der (Mt 12,40), die über das Motiv der drei Tage Jona-Erzählung um eine höchst komplexe Er- und drei Nächte hergestellt wird, wird heraus- zählung handelt, die sich ihren Lesern auf ganz gestrichen, dass hier eben nicht die propheti- verschiedenen Ebenen und in unterschiedli- sche Rede des Jona im Vordergrund steht, son- chen Perspektiven erschließt.5 dern das Schicksal, das ihm widerfährt. Und Abgesehen von der Flucht vor seinem Auf- trag hebt das Jona-Buch die Tragik der pro- 3 Der enge Zusammenhang beider Stellen wird von P. Hoffmann he- phetischen Existenz deutlich hervor. Jona wird rausgearbeitet, wenngleich er die Auferstehung Jesu als „Erfüllung des Israel in Aussicht gestellten Jona-Zeichens“ deutet: Paul Hoff- nämlich nicht als Umkehrprediger nach Nini- mann, Das Zeichen für Israel, in: Ders. (Hg.), Zur Neutestamentli- ve geschickt, sondern mit einer eindeutigen chen Überlieferung von der Auferstehung Jesu, Darmstadt 1988, 416-452. Gerichtsbotschaft, die kein Wenn und Aber zu- 4 Konrad Huber (Saul, David und Salomo, in: Markus Öhler [Hg.], Alt- lässt. Die Menschen in Ninive reagieren recht testamentliche Gestalten im Neuen Testament. Beiträge zur Bibli- schen Theologie, Darmstadt 1999, 177f) versteht den Doppelspruch eigentümlich auf diese Botschaft, denn sie ver- als übersteigernde Relation von Jesus (NT) zur atl. Weisheit (Salo- suchen weder dem ihrer Stadt angekündigten mo) und Prophetie (Jona). Dagegen steht aber, dass beide Worte das Zeichen des Jona erklären sollen und der gemeinsame Bezugspunkt Untergang zu entfliehen noch durch gesteiger- im „Gericht“ besteht. ten Genuss die letzten Tage ihres Lebens aus- 5 Die „Vieldeutigkeit“ der Geschichte feinsinnig aufgespürt hat jüngst Peter Weimar, Eine Geschichte voller Überraschungen. Annäherun- zukosten. Auch appellieren sie nicht an Gottes gen an die Jonaerzählung (SBS 217), Stuttgart 2009. Barmherzigkeit. Ihre Reaktion ist vielmehr ei- Bibel und Kirche 1/2011 ■ 37
Christoph Dohmen ne ganz andere und überraschende: Sie moti- vermutende Ausstrahlung einer einzigartigen vieren sich selbst zur Umkehr von ihrem bis- Ernsthaftigkeit des Jona deutet sich den Lesern herigen Tun mit dem Gedanken, dass Gott viel- der Geschichte an, weil sie allein – nicht die leicht ihrem Vorbild folgen würde und sie ver- Niniviten – um das Schicksal dieses Propheten schone, indem er von seiner Absicht, Ninive zu Jona wissen. Seine ganz unerwartete Rettung, bestrafen, „umkehrt“. Jona allerdings, der dann nachdem er ins stürmische Meer geworfen und durch Gottes „Umkehr“ als „falscher Prophet“ von einem Seeungeheuer verschlungen wor- dasteht, zieht Gottes Umkehr in Zweifel, wenn den war, die dazu geführt hat, dass Jona den er sagt, dass er schon wusste, dass Gott barm- erneut an ihn ergangenen Auftrag nach Nini- herzig und gnädig sei und ihn deshalb das Un- ve zu gehen und der Stadt das Gericht anzu- heil, das er ankündigt, gereuen müsse. kündigen, ganz anders als beim ersten Mal un- mittelbar ausführt, lässt die Leser ahnen, dass „Sie glaubten Gott“ Gott seinen „Plan“, Ninive das Gericht zu ver- Indem Jona sein Wissen um Gottes Barmher- künden, nicht aufgeben will. Gott rettet seinen zigkeit aber als Grund für seine Flucht vor dem Propheten, weil er will, dass sein Wort auch an ihn ergangenen Auftrag angibt, stellt er die und gerade in Ninive ankommt. Die Leser der Sinnhaftigkeit seines Auftrags in Abrede. Denn Erzählung können hierin ein Zeichen erken- anscheinend war seine Verkündigung des Ge- nen, denn die aufgrund der Gerichtsbotschaft richts überflüssig. Gegen diese Sicht erhebt die des Jona an Gott glaubenden Niniviten führen Erzählung dann aber einen deutlichen Ein- den Lesern exemplarisch vor Augen, was von spruch, denn sie hält als erste und damit ihnen gefordert wird, weil sie, die Leser, wis- grundlegende Reaktion der Niniviten auf Jo- sen, das und wie Gott sich als Rettender schon nas Verkündigung fest, dass „sie Gott glaub- im Schicksal seines Propheten erwiesen hat. ten“ (Jona 3,5). Das ist insofern wichtig, als Jo- An genau diese Leserperspektive des Jona-Bu- na ohne eine erkennbare Legitimation oder ches scheint die neutestamentliche Rede vom Autorität in Ninive aufgetreten ist. Wer er ist, „Zeichen des Jona“ anzuknüpfen, denn zuerst woher er kommt, in wessen Auftrag er das, was einmal steht das Zeichen des Jona in unmittel- er sagt, sagt, bleibt unerwähnt. An seinem barem Zusammenhang mit der Zurückweisung Auftreten müssen die Leute von Ninive den aller Zeichenforderung durch Jesus. Ernst ihrer Lage erkannt haben. Ja, Jonas Wort vom unausweichlichen Gericht muss den Men- Zeichen der Ablehnung schen ihre eigene Lebenssituation vor Augen Der Parallelbericht zu den schon erwähnten geführt haben, so dass sie gleich erkannten, Perikopen zum Zeichen des Jona (Mt 12,38ff dass nur Gott sie noch zu retten vermochte. Jo- und Lk 11,29ff) in Mk 8,11f kommt sogar oh- nas Auftritt war also ganz und gar nicht über- ne eine Erwähnung des Jona-Zeichens aus: flüssig, sondern hat die Menschen vielmehr „Da kamen die Pharisäer und begannen ein direkt vor Gott gestellt, mehr als jede Umkehr- Streitgespräch mit ihm; sie forderten von predigt es zu tun vermocht hätte, weil die Men- ihm ein Zeichen vom Himmel, um ihn auf schen dann vermutlich nach einer Begründung die Probe zu stellen. Da seufzte er tief auf der Umkehrforderung oder gar nach einem Be- und sagte: Was fordert diese Generation ein stätigungszeichen gefragt hätten. Wie es dazu Zeichen? Amen, das sage ich euch: Dieser kommt, dass die Niniviten nach Jonas Verkün- Generation wird niemals ein Zeichen gege- digung sogleich „an Gott glaubten“, bleibt in ben werden.“ der Erzählung unausgesprochen. Hatten die Die Erwähnung des „Zeichens des Jona“ Leute von Ninive vielleicht begriffen, dass die- bringt in die grundlegende Ablehnung der Zei- ser fremde Prophet widerwillig zu ihnen kam chenforderung keinerlei Veränderung, sondern und darin Gottes Anspruch erkannt? Die zu bestärkt und verstärkt sie offensichtlich nur, 38 ■ Bibel und Kirche 1/2011
Wofür steht Jona als Zeichen? was ein Blick auf Mt 16,1-4 bestätigt, denn die bei der Ausmalung der Sixtinischen Kapelle Zeichenforderung wird dort mit dem Hinweis dem Propheten Jona eine Sonderstellung über zurückgewiesen, dass es schon Zeichen gebe, dem Altar und damit über der Darstellung des die aber von den Fordernden nicht erkannt Jüngsten Gerichts zugewiesen hat. „Mehr als oder nicht verstanden würden: eine Illustration einer biblischen Geschichte ist „Und die Pharisäer und Sadduzäer kamen das Jonabild selbst eine Weise der Exegese. Die- herbei, und um ihn zu versuchen, forderten ser Jona ist kein Sujet traditioneller Bildthema- sie, er möge ihnen ein Zeichen vom Himmel tik wie der Jona der frühchristlichen Sarkopha- zeigen. Er aber antwortete [und sprach zu ih- ge und kein Exemplar der Gattung 'Prophet' nen: Am Abend sagt ihr: Heiteres Wetter wie der Jona der mittelalterlichen Prophetenfi- wird es geben, denn der Himmel ist rot glü- guren, dieser Jona ist vollends kein Objekt ei- hend; und frühmorgens: Heute gibt es stür- nes auf die Sache mit dem Fisch reduzierten misches Wetter, denn der Himmel glüht rot- Mirakels. Michelangelos Jona ist ein leiden- düster. Das Aussehen des Himmels, nicht schaftlicher und leidender, ein niedergeworfe- aber die Zeichen der Zeit wisst ihr zu beur- ner und aufsässiger Mensch.“7 Solch ein Jona teilen.] Ein böses und ehebrecherisches Ge- hat die Niniviten an Gott glauben lassen. Wer schlecht fordert ein Zeichen, aber kein Zei- diesen Jona erkennt, erkennt sich selbst im Ge- chen wird ihm gegeben werden als nur das genüber zum rettenden Gott, so dass Jona für Zeichen des Jona. Und er ließ sie zurück und alle Generationen zum Zeichen werden kann. ging weg.“6 Die Zeichenforderung bringt letztlich eine Zusammenfassung Ablehnung ans Licht, denn die das Zeichen Das Zeichen des Jona, das im Neuen Testament Fordernden wollen nichts annehmen, was ih- dreimal erwähnt wird, ist nicht auf Tod und Auf- nen nicht durch Zeichen oder Wunder bestä- erstehung Jesu zu beziehen und hat auch nicht tigt wurde. Damit verstellen sie sich selbst aber den Blick auf den, der den „Propheten“ sendet. die Verkündigung des Jona in Ninive als Folie für Der Geschichte des Jona-Buches folgend ha- Jesu Verkündigung zum Inhalt. Vielmehr er- ben die Leute von Ninive erkannt, dass Gott schließt sich dieses Zeichen des Jona aus der selbst sich ihnen durch diesen Jona zuwendet. Lektüre des Jona-Buches, insofern sie dazu führt, Die von Jesus Zeichen Fordernden scheinen diesen Jona als den zu erkennen, der in einer demgegenüber nicht zu erkennen, dass Gott Weise mit Gott konfrontiert, die die Leser und selbst sich in diesem Jesus an sie wendet. Weil Hörer der neutestamentlichen Botschaft Jesus sie das nicht sehen, kann ihnen auch kein Zei- verstehen hilft. chen helfen, es sei denn sie würden verstehen, Prof. Dr. Christoph Dohmen warum die Leute von Ninive nach der Ge- richtsbotschaft des Jona an Gott glaubten, und hat den Lehrstuhl für Exegese seine Sendung für sie ein Zeichen des Heils und Hermeneutik des Alten wurde. Dann aber könnten sie von Jesus gar Testaments an der Universität kein Zeichen mehr fordern. Regensburg inne. Er arbeitet an der Kommentierung des Exo- Die tiefere Wahrheit des „Zeichens des Jona“ dusbuches und beschäftigt sich hat offensichtlich Michelangelo erspürt, als er mit Fragen Biblischer Hermeneutik sowie der Rezeption biblischer Texte in Kunst und Litera- 6 Die Textüberlieferung von V. 3 – im Text eingeklammert – ist unsi- tur. Seine Adresse: Universitätsstraße 31, cher; zur Diskussion vgl. Ulrich Luz, Das Evangelium nach Matthäus (Mt 8-17), (EKK I/2) Zürich 1990, 443f. 93053 Regensburg. E-Mail: 7 Jürgen Ebach, Kassandra und Jona. Gegen die Macht des Schicksals, christoph.dohmen@theologie.uni-regensburg.de Frankfurt 1987, 137. Bibel und Kirche 1/2011 ■ 39
BIBEL UND KIRCHE Alttestamentliche Gestalten im Neuen Testament Frauen und Männer Zur Genealogie Jesu bei Matthäus und in Jesu Ahnengalerie Lukas Thomas Hieke Rhetorische Figuren Abraham, Sara und Hagar bei Paulus der Entgrenzung Ulrike Bechmann Mütterüberraschung Rebekka und Rahel als unscheinbare Verkör- perungen biblischer Themen Ulrike Sals Der jüdische Mose Die Gestalt des Mose im rabbinischen Judentum Klaus Wengst Prophet und Gesalbter König David im Neuen Testament Walter Dietrich Elija und das Neue Testament Zu einem angemessenen christlichen Umgang mit einem alttestamentlichen Propheten Frank Crüsemann Wofür steht Jona als Zeichen? Jona als Verstehenshilfe für die Botschaft Jesu Christoph Dohmen Melchisedeks (Opfer-)Gabe Der Priesterkönig im Alten Testament, Früh- judentum und im Neuen Testament Gabriella Gelardini 66. Jahrgang 1. Quartal 2011 E 12759
■ In dieser Ausgabe Liebe Leserinnen und Leser, 2 Thematische Einführung mit Lesehilfe Franz Josef Backhaus am 11. November 2010 erschien in Rom das nachsynodale Schreiben „Verbum Domini“ von 4 Frauen und Männer in Jesu Papst Benedikt XVI. Es betont u.a. die innere Ahnengalerie Einheit der Bibel. In diesem Zusammenhang er- Zur Genealogie Jesu bei Matthäus und wähnt das Schreiben auch, dass die Offenba- Lukas Thomas Hieke rung des Alten Testaments für uns Christen wei- terhin Gültigkeit hat. 9 Rhetorische Figuren der Das vorliegende Heft möchte diesen wichtigen Entgrenzung Gedanken aufgreifen und anhand der Aufnah- Abraham, Sara und Hagar bei Paulus me von alttestamentlichen Gestalten im Neuen Ulrike Bechmann Testament konkretisieren. Denn mithilfe dieser „Schlüsselfiguren“ versuchen die neutestament- 15 Mütterüberraschung lichen Autoren, die Person Jesu, seine Botschaft Rebekka und Rahel als unscheinbare und die zeitlichen Umstände seines Auftretens Verkörperungen biblischer Themen für die Leserin/den Leser zu „erschließen“. Be- Ulrike Sals sonders spannend ist zu sehen, wie und an wel- chen Stellen der theologischen Argumentation 19 Der jüdische Mose die jeweilige alttestamentliche Gestalt „einge- Die Gestalt des Mose im rabbinischen spielt“ wird. Auch elementare Fragen des christ- Judentum Klaus Wengst lichen Glaubens und des Zusammenlebens wer- den mithilfe dieser Gestalten behandelt. Dabei 25 Prophet und Gesalbter machen die „Schlüsselfiguren“ einerseits eine König David im Neuen Testament Wandlung durch, insofern sie im Licht des ge- Walter Dietrich storbenen und auferstandenen Christus gelesen werden, andererseits aber behalten sie einen Ei- 30 Elija und das Neue Testament genwert, indem sie als „(Be-)Deutungsspender“ Zu einem angemessenen christlichen eingesetzt werden. So wird das Neue Testament Umgang mit einem alttestamentlichen auch im Licht des Alten Testaments gelesen. Propheten Frank Crüsemann Gerade in der Bibelpastoral ist es vor dem Hintergrund dieses wechselseitigen Lese- und 36 Wofür steht Jona als Zeichen? Verstehensprozesses wichtig, die alttestamentli- Jona als Verstehenshilfe für die chen Gestalten mit ihrem Deutungspotenzial Botschaft Jesu Christoph Dohmen neu zu entdecken. So erschließt sich auf an- schauliche Weise das Alte Testament als „Wahr- 40 Melchisedeks (Opfer-)Gabe heitsraum“ (Frank Crüsemann) und damit als Der Priesterkönig im Alten Testament, Fundament für das Neue Testament mit seiner Frühjudentum und im Neuen Christusbotschaft. Testament Gabriella Gelardini Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe von Bibel und Kirche und 45 Bücherschau grüße Sie herzlich. 54 Biblische Umschau 58 Aus den Bibelwerken Bibel und Kirche 1/2011 ■ 1
Sie können auch lesen