Update Helicobacter pylori - Österreichische Ärztezeitung

Die Seite wird erstellt Hortensia-Antoniya Fricke
 
WEITER LESEN
Update Helicobacter pylori - Österreichische Ärztezeitung
S TAT E O F T H E A R T

                          Update
                          Helicobacter pylori
                          Eine Infektion mit Helicobacter pylori stellt eine mögliche Ursache für zahlreiche Erkrankungen
                          des oberen Gastrointestinaltraktes wie Gastritis, Ulcus duodeni, Ulcus ventriculi oder ein Magen-
                          karzinom dar. Aufgrund zunehmender Resistenzen gegen Clarithromycin sollten einwöchige
                          Tripelregime nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen.

                          Michael Gschwantler*

                          Epidemiologie                                                        zehnten beobachtet man in Mitteleuropa aufgrund des stei-
                                                                                               genden Lebensstandards eine deutlich rückläufige Tendenz.
                          Nach einem Screening von mehr als 14.000 wissenschaftlichen          Derzeit wird die Prävalenz in Deutschland auf drei Prozent
                          Artikeln, von denen 184 final analysiert wurden, zeigte sich,        bei Kindern und 48 Prozent bei Erwachsenen geschätzt. Bei
                          dass derzeit knapp über 50 Prozent der Weltbevölkerung mit           Personen mit Migrationshintergrund liegen die Werte jedoch
                          Helicobacter pylori infiziert sind. Die Prävalenz variiert je nach   deutlich höher. Die mit dem Alter steigende Prävalenz ist als
                          Region stark: Während sie etwa in Afrika auf 70,1 Prozent ge-        „Kohortenphänomen“ zu interpretieren: Jetzt 80-Jährige lebten
                          schätzt wird, liegen die Zahlen in Industrienationen deutlich        in ihrer Kindheit während der Nachkriegszeit unter oft ärm-
                          niedriger. Für Österreich sind keine exakten Daten verfügbar;        lichen, hygienisch mangelhaften Bedingungen, wodurch sie
                          es ist jedoch anzunehmen, dass die Prävalenz mit jener der           während ihrer frühen Kindheit einem hohen Infektionsrisiko
                          Schweiz vergleichbar ist, die auf 18,9 Prozent geschätzt wird.       ausgesetzt waren. Weil der Hygienestandard der heutigen Kinder
                                                                                               in den frühen Lebensjahren wesentlich höher ist, treten Helico-
                          Im Allgemeinen wird die Infektion im frühen Kindesalter akqui-       bacter-Infektionen nur noch selten auf.
                          riert, da in dieser Periode der Magen offensichtlich sehr anfällig
                          für eine Besiedelung durch Helicobacter pylori ist. Der Übertra-     Helicobacter pylori-induzierte Krankheitsbilder
                          gungsmodus des Bakteriums ist noch nicht vollständig geklärt.
                          Es wird jedoch vermutet, dass sowohl eine fäkal-orale als auch       Bei einer Infektion besiedelt das Bakterium die Schleimhaut des
                          eine oral-orale Übertragung eine Rolle spielen. Infektionen im       Magenantrums; es kommt zur Antrumgastritis, die als Gastritis
                          Erwachsenenalter stellen eher eine Ausnahme dar; auch Re-            Typ-B („B“ wie „bakteriell“) bezeichnet wird. Die Mukosa des
                          infektionen nach erfolgreicher Eradikationstherapie werden nur       Magencorpus und Magenfundus ist in diesem frühen Stadium
                          selten beobachtet.                                                   durch die Magensäuresekretion in diesem Bereich vor einer
 © SPL, picturedesk.com

                                                                                               Besiedelung geschützt. Die daraus resultierende chronische
                          Je niedriger der Lebensstandard und je schlechter die hygie-         Antrumgastritis bleibt bei etwa 90 Prozent der Patienten die
                          nischen Verhältnisse, desto höher ist die Prävalenz von Helico-      einzige Manifestation der Infektion und verläuft häufig asymp-
                          bacter pylori in einer Bevölkerung. In den vergangenen Jahr-         tomatisch. Etwa zehn Prozent der Infizierten entwickeln als

                          22                                                                                        ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 6 | 25. März 2019
Update Helicobacter pylori - Österreichische Ärztezeitung
DFP-Literaturstudium S T A T E O F T H E A R T

Folgeerkrankung Ulcera duodeni oder Ulcera ventriculi, die        einer Pangastritis kommt. Nach langjährigem Bestehen wird die
nach Abheilung häufig rezidivieren, solange Helicobacter pylori   Schleimhaut meist zunehmend atroph und es bilden sich intes-
in der Magenschleimhaut persistiert. Bei etwa 0,05 Prozent der    tinale Metaplasien. So entstehen bei einem Teil der Betroffenen
Infizierten kommt es zum Auftreten eines Magenkarzinoms;          Ulcera ventriculi und/oder Magenkarzinome vom intestinalen
noch wesentlich seltener tritt als Komplikation ein MALT-         Typ nach Lauren.
Lymphom des Magens auf. Auch Sonderformen der Gastritis wie
Autoimmungastritis, lymphozytäre Gastritis und Riesenfalten-      In den vergangenen Jahren wurde über zahlreiche mögliche
gastritis können auftreten (siehe Abb. 1). Durch die Ausbil-      extragastrointestinale Manifestationen einer Helicobacter
dung von Ulcera und Erosionen kann sich auch ohne für den         pylori-Infektion diskutiert. Gut gesichert ist die Assoziation
Patienten makroskopisch erkennbaren Blutverlust eine Eisen-       mit idiopathischer thrombozytopenischer Purpura (ITP), die
mangelanämie entwickeln.                                          deshalb auch eine klare Indikation zur Helicobacter pylori-
                                                                  Eradikation darstellt.
Der individuelle Krankheitsverlauf wird durch zahlreiche gene-
tische und Umwelt-assoziierte Faktoren sowie Resistenzfaktoren    Wichtige Symptome
des Erregers bestimmt. Wie diese Faktoren zusammenspielen,
ist noch immer nicht restlos geklärt. Von besonderer Bedeutung    Die meisten Menschen, die an einer durch Helicobacter pylori-
scheint jedenfalls das Ausmaß der genetisch determinierten        induzierten Gastritis leiden, sind praktisch beschwerdefrei oder
Magensäureproduktion im proximalen Magenabschnitt zu sein:        leiden nur unter geringen unspezifischen Symptomen wie
So kommt es bei Patienten mit hoher Magensäureproduktion          Druckgefühl im Epigastrium, Völlegefühl oder Übelkeit. Bei der
und einer daraus resultierenden hohen Säurebelastung im           Indikationsstellung zur Eradikationstherapie ist zusätzlich zu
Bulbus duodeni zur Ausbildung von Inseln von Magenschleim-        bedenken, dass die unspezifischen Symptome in den meisten
haut – sogenannten gastralen Metaplasien, da diese meta-          Fällen nicht von der Gastritis, sondern von einem gleichzeitig
plastische Mukosa einen besseren Schutz gegen die hohe Säure-     bestehenden Reizmagensyndrom verursacht werden.
belastung bietet als „normale“ Duodenalschleimhaut. Diese
gastralen Metaplasien werden in der Folge durch Helicobacter      Patienten mit Ulcera duodeni oder Ulcera ventriculi klagen
pylori infiziert, sodass es zu einer Entzündung kommt. Durch      meist über Schmerzen im Epigastrium oder im rechten Ober-
die Einwirkung von Magensäure entstehen im Bereich dieser         bauch. Bei Ulcera duodeni wird oft über einen typischen Nüch-
inflammierten gastralen Metaplasien Ulcera duodeni.               ternschmerz berichtet, der 90 Minuten bis drei Stunden nach
                                                                  dem Essen einsetzt und durch Nahrungsaufnahme gebessert
Bei Patienten mit sehr niedriger Magensäureproduktion ist die     wird. Im Unterschied dazu geben viele Patienten mit Ulcera
Situation völlig anders: Da die Schleimhaut des Magencorpus       ventriculi an, dass sich der Schmerz durch Nahrungsaufnahme
aufgrund der niedrigen Säuresekretion mangelhaft gegen eine       eher verschlechtere. Als Komplikationen der gastroduodenalen
Helicobacter pylori-Infektion geschützt ist, kann sich das Bak-   Ulkuskrankheit können Blutungen, Perforationen sowie durch
terium im Laufe von vielen Jahren in Richtung gastroösophage-     entzündliche Schwellung oder Narbenbildung eine Magen-
aler Übergang ausbreiten, sodass es schließlich zur Ausbildung    ausgangsstenose auftreten.                                         »

6 | 25. März 2019 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG                                                                                 23
Update Helicobacter pylori - Österreichische Ärztezeitung
Update Helicobacter pylori

                                                                          und können sowohl zur Primärdiagnostik als auch zum Nach-
                                                                          weis des Therapieerfolges einer Eradikationstherapie einge-
   Abb. 1: Mögliche Folgekrankheiten einer Helicobacter
                                                                          setzt werden. Vor einer Untersuchung auf eine Helicobacter
   pylori-induzierten chronischen Gastritis Typ-B
       Abb. 1: Mögliche Folgekrankheiten einer                            pylori-Infektion sollten für mindestens vier Wochen keine Anti-
       Helicobacter pylori induzierten chronisch Gastritis Typ-B
                                                                          biotika und mindestens zwei Wochen keine Protonenpum-
                                                                          penhemmer (PPI) eingenommen werden. Sowohl Antibiotika
                    Infektion mit Helicobacter pylori
                                                                          als auch PPI supprimieren häufig das Wachstum von Helico-
                                                                          bacter pylori und können zu falsch negativen Testergebnissen
                                                        Lymphozytäre      führen. Ein positives Testergebnis unter einer Therapie mit
            Erosionen
                                                          Gastritis       Antibiotika oder PPI ist trotzdem aussagekräftig.
                                   chronisch-
                                     aktive               Riesenfalten-
     Ulcus duodeni
                                    Gastritis                gastritis    Antikörper im Serum gegen Helicobacter pylori sind bestenfalls
                                     Typ-B                                zur Primärdiagnostik, jedoch niemals für die Verlaufskontrolle
                                                         Autoimmune
       Ulcus ventriculi                                                   nach Eradikationstherapie geeignet, da sie auch noch Jahre nach
                                                           Gastritis
                                                                          erfolgreicher Eradikationstherapie nachweisbar sein können.
                Magenkarzinom                MALT-Lymphom
                                                                          Differentialdiagnose
                                                                          Jede Gastritis sollte ätiologisch abgeklärt werden, um nicht nur
                                                                          eine symptomatische sondern auch eine kausale Therapie ein-
» Diagnose                                                                leiten zu können. Neben der Helicobacter pylori-induzierten
                                                                          Gastritis (Gastritis Typ-B) stellen die chemische Gastritis (Gas-
  Die Diagnose kann entweder invasiv durch Gewebeentnahme                 tritis Typ-C – meist durch die Einnahme von nicht-steroidalen
  im Rahmen einer Gastroskopie oder mittels nicht invasiver               Antirheumatika (NSAR) oder durch einen Reflux von Galle
  Tests gestellt werden (siehe Abb. 2).                                   in den Magen hervorgerufen) sowie die Autoimmungastritis
                                                                          (Gastritis Typ-A) die häufigsten Gastritisformen dar. Andere
  Der Biopsie-basierte Urease-Schnelltest sowie der C13-Atem-             Ursachen einer Gastritis wie lymphozytäre Gastritis, Morbus
  test beruhen auf der Tatsache, dass Helicobacter pylori als             Crohn, Sarkoidose, eosinophile Gastritis, Riesenfaltengastritis
  einziges Bakterium im oberen Gastrointestinaltrakt über die             oder Gastritis im Rahmen einer Vaskulitis sind selten.
  Fähigkeit verfügt, das Enzym „Urease“ zu produzieren, das
  Harnstoff zu Ammoniak (NH3) und CO2 abbaut. Beim Urease-                Die Diagnose einer Gastritis Typ-C kann bereits durch die Anam-
  Schnelltest wird Biopsiematerial in ein Testmedium einge-               nese vermutet werden. Allerdings erweist sich die Anamnese im
  bracht, das Harnstoff und einen pH-sensitiven Indikator enthält.        Hinblick auf die Einnahme von NSAR in der Praxis oft als sehr
  Ist das Biopsiematerial infiziert, spaltet die vom Bakterium            schwierig, da viele Patienten NSAR nicht als Medikamente emp-
  produzierte Urease Harnstoff in NH3 und CO2. Da Ammoniak                finden und daher erst auf wiederholte und gezielte Nachfrage
  alkalisch ist, kommt es im Testmedium zum Anstieg des pH-               berichten, dass sie solche Substanzen einnehmen.
  Wertes und in weiterer Folge zur Farbänderung durch den pH-
  sensitiven Indikator.                                                   Bei der Autoimmungastritis (Gastritis Typ-A) kommt es vor
                                                                          allem im Corpus- und Fundusbereich zu einer durch Auto-
  Beim C13-Atemtest trinkt der Patient eine Lösung, die Harnstoff         immunprozesse verursachten chronischen Entzündung der
  enthält, wobei es sich beim Kohlenstoffatom des Harnstoffs um           Magenschleimhaut. Diese führt nach jahrelangem Verlauf zu
  ein C13-Isotop handelt. Ist im Magen Helicobacter pylori vor-           einer Schleimhautatrophie in diesem Bereich. Da im Magen-
  handen, wird der Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid                 corpus und Magenfundus Magensäure und der für die Vita-
  gespalten. In der Ausatemluft des Patienten können erhöhte              min B12-Resorption essentielle Intrinsic-factor gebildet werden,
  Konzentrationen von CO2 mit dem C13-Isotop nachgewiesen                 nimmt die Magensäureproduktion ab und es entwickelt sich
  werden. Eine Resistenz-Testung nach Anlegen einer Helicobacter          ein Vitamin B12-Mangel auch mit einer hyperchromen, makro-
  pylori-Kultur oder mittels molekularer Tests bietet den Vorteil,        zytären Anämie sowie anderen Symptomen. Von besonde-
  dass je nach Antibiogramm beziehungsweise Resistenzmuster               rer Bedeutung sind neurologische Störungen wie funikuläre
  eine gezielte Eradikationstherapie eingeleitet werden kann.             Myelose, da diese auch nach Substitution von Vitamin B12
                                                                          irreversibel sein können. Die Diagnose kann durch typische
  Alle Biopsie-basierten Tests sowie C13-Atemtest und Stuhl-              Laborveränderungen (hyperchrome, makrozytäre Anämie,
  antigentest weisen eine hohe Sensitivität und Spezifität auf            erniedrigter Vitamin B12-Spiegel, LDH-Erhöhung u.a.) vermutet

  24                                                                                            ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 6 | 25. März 2019
Update Helicobacter pylori - Österreichische Ärztezeitung
DFP-Literaturstudium S T A T E O F T H E A R T

werden und wird gastroskopisch/histologisch sowie mittels
serologischen Nachweises von Parietalzell-Antikörpern und              Abb. 2: Helicobacter pylori - Diagnostik
Antikörpern gegen den Intrinsic-factor gesichert.
                                                                       „Invasive“ Methoden
Ulcus duodeni und Ulcus ventriculi müssen immer ätiolo-                (mittels Gastroskopie und Gewebeentnahme):
gisch abgeklärt werden, da nur durch eine kausale Therapie             • Urease-Schnelltest
rezidivierende Ulkusschübe verhindert werden können. Die               • Histologie: HE-Färbung, Giemsa-, Silberfärbung
mit großem Abstand beiden häufigsten Ursachen für benigne              • Kultur: Resistenzprüfung
gastroduodenale Ulcera sind Helicobacter pylori sowie die              • Molekulare Tests
Einnahme von NSAR. Andere Ursachen wie Zollinger-Ellison
Syndrom, Morbus Crohn, Sarkoidose, Lues, eosinophile Gas-              Nicht-invasive Methoden:
tritis, Ischämie u.a. sind sehr selten. Bei jedem Ulcus ventriculi     • C13-Atemtest
muss stets ein maligner Prozess ausgeschlossen werden; des-            • Stuhl-Antigentest, Stuhl-PCR
halb sind endoskopische Kontrollen mit Biopsie-Entnahme bis            • Serologie: nicht zur Verlaufsbestimmung geeignet
zur sicheren Abheilung des Ulkus nötig.

Eradikationstherapie                                                 • Sonderformen der Gastritis wie lymphozytäre Gastritis,
                                                                       M. Menetrier, Autoimmungastritis: Da ein Teil dieser Gas-
Indikationen                                                           tritisformen durch Helicobacter pylori verursacht werden
Grundsätzlich sollte jedem Patienten mit Helicobacter pylori-          kann, wird bei positivem Nachweis eine Eradikations-
Infektion eine Eradikationstherapie angeboten werden be-               therapie empfohlen.
ziehungsweise sollten Vor- und Nachteile diskutiert werden.          • Erhöhtes Magenkarzinomrisiko (wie etwa familiäre Belas-
Bei jenen Patienten, die als Komplikation eine der folgenden           tung oder St. p. endoskopischer Resektion eines Früh-
Erkrankungen entwickelt haben, muss gemäß den aktuellen                karzinoms des Magens): In randomisierten Studien konnte
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gastroentero-                gezeigt werden, dass nach endoskopischer Resektion eines
logie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) eine             Magenfrühkarzinoms das Risiko für die Entwicklung von
Eradikationstherapie unbedingt erfolgen:                               weiteren Magenkarzinomen durch eine Eradikationstherapie
                                                                       signifikant gesenkt werden kann.
• Ulcus duodeni oder Ulcus ventriculi: In zahlreichen Studien
  konnte bewiesen werden, dass eine erfolgreiche Eradikation         Vor einer geplanten Dauertherapie mit NSAR oder niedrig
  weitere Ulkusschübe verhindert, während es bei Persistenz          dosiertem ASS sollte auf Helicobacter pylori untersucht und
  der Infektion bereits innerhalb eines Jahres bei einem Groß-       bei positivem Testergebnis eine Eradikationstherapie durch-
  teil der Patienten zum Auftreten von Ulkus-Rezidiven kommt.        geführt werden. Dies gilt ebenso bei Patienten, die unter einer
• MALT-Lymphom des Magens: Durch die Infektion der                   Therapie mit NSAR oder ASS eine obere gastrointestinale Blu-
  Magenmukosa und der dadurch induzierten Entzündung                 tung entwickeln.
  kommt es zur Akkumulation von lymphatischem Gewebe
  in der Magenschleimhaut. Dadurch kann sich in seltenen             Bei Patienten mit einem großzelligen B-Zell-Lymphom des
  Fällen ein MALT-Lymphom des Magens entwickeln. Dieses              Magens kann eine Eradikation erwogen werden. Bei unklarer
  hängt jedoch in seinem Wachstum lange von der Persis-              Eisenmangelanämie kann bei positivem Testergebnis nach
  tenz des Antigens (= Helicobacter pylori) ab. In mehre-            Abklärung eine Helicobacter pylori-Eradikation eingeleitet
  ren Studien konnte gezeigt werden, dass sich ein großer            werden. Eine gastroösophageale Refluxerkrankung (GERD)
  Teil der MALT-Lymphome des Magens nach erfolgreicher               stellt keine Indikation für eine Eradikationstherapie dar, wobei
  Eradikationstherapie zurückbildet. Bei MALT-Lymphomen              die Indikation aus anderer Ursache unabhängig vom Vorliegen
  des Magens ist die Keimdichte von Helicobacter pylori oft          von Refluxsymptomen gestellt werden kann. Entgegen ersten
  so niedrig, dass alle Testverfahren falsch negative Ergeb-         Vermutungen führt eine Eradikation in einem größeren Kollek-
  nisse liefern. Aufgrund der starken Assoziation zwischen           tiv nicht zum vermehrten Auftreten einer GERD. Der individu-
  einem MALT-Lymphom des Magens und einer Infektion mit              elle Einfluss einer Helicobacter pylori-Infektion beziehungs-
  Helicobacter pylori ist deshalb auch bei negativem Nachweis        weise einer Eradikation auf das Ausmaß der Magensäure-
  eine Eradikationstherapie empfehlenswert.                          sekretion ist jedoch sehr variabel: Am Beginn einer Infektion
• Idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP): Bei               kommt es häufig zu einer gesteigerten Magensäureproduktion
  einem Teil aller ITP-Fälle kann durch eine Eradikation des         beziehungsweise als Folge einer Eradikation zu einer Abnahme
  Helicobacter pylori eine Remission der ITP erzielt werden.         der Magensäureproduktion. Bei einer lang bestehenden Infek-        »

6 | 25. März 2019 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG                                                                                    25
Update Helicobacter pylori - Österreichische Ärztezeitung
Update Helicobacter pylori

»   tion nimmt jedoch oft durch die Ausbreitung der Entzündung in    Der Grund dafür liegt in der praktisch überall in Europa nach-
    die proximalen Magenabschnitte und die daraus resultierende      weisbaren Zunahme von Helicobacter pylori-Stämmen, die
    Schädigung der säureproduzierenden Parietalzellen die Magen-     gegen Clarithromycin resistent sind. Vor wenigen Monaten
    säureproduktion ab. Nach der Eradikation kann es wieder zu       wurden die Ergebnisse einer österreichweiten Studie publiziert,
    einer Zunahme der Säuresekretion kommen.                         die gezeigt hat, dass inzwischen 21,1 Prozent aller Helicobacter
                                                                     pylori-Stämme in Österreich eine primäre Resistenz gegen
    Für den im klinischen Bereich tätigen Arzt stellt sich häufig    Clarithromycin sowie 13,1 Prozent eine primäre Resistenz
    die Frage, ob bei Patienten, bei denen nur eine Helicobacter     gegen Levofloxacin aufweisen. Deswegen sollen einwöchige
    pylori-Gastritis und milde dyspeptische Beschwerden be-          Tripelregimes in Österreich nur noch dann bei der Eradikation
    stehen, eine Eradikationstherapie empfohlen werden soll.         zum Einsatz kommen, wenn vor Therapiebeginn das Vorliegen
    In zahlreichen randomisierten Studien hat sich gezeigt, dass     eines gegen Clarithromycin-resistenten Helicobacter pylori-
    nur etwa einer von zwölf Patienten mit Helicobacter pylori-      Stammes ausgeschlossen wurde.
    Gastritis und Dyspepsie von einer Eradikationstherapie profi-
    tiert. Bei den meisten Patienten werden die dyspeptischen Be-    Ist vor Therapiebeginn keine Resistenztestung erfolgt, werden
    schwerden nicht von der Helicobacter pylori-Gastritis sondern    derzeit sowohl vom europäischen „Maastricht V/Florence
    von einem gleichzeitig bestehenden Reizmagensyndrom ver-         Consensus Report“ als auch im US-amerikanischen „Toronto
    ursacht. In aktuellen Leitlinien wird daher empfohlen, die In-   Consensus“ für Länder mit einer Resistenzsituation wie in
    dikation nach sorgfältiger Abwägung aller Vor- und Nachteile     Österreich die folgenden beiden Therapieregime als „First-
    auf individueller Basis zu stellen. Ein möglicher Kompromiss     line“-Therapie empfohlen:
    besteht oft darin, mit dem Patienten zu vereinbaren, die
    Eradikationstherapie zu verschieben bis wegen einer anderen      • „Concomitant-Therapy“: Amoxicillin 2 x 1g plus Clarithro-
    Indikation (zum Beispiel Sinusitis oder putride Bronchitis)        mycin 2 x 500mg plus Metronidazol 2 x 500mg plus PPI 2 x
    eine Antibiotikatherapie nötig ist und das Antibiotikaregime       täglich eine Standarddosis durch 14 Tage;
    so zu modifizieren, dass gleichzeitig auch die Helicobacter-     • Bismuth-basierte Quadrupeltherapie: Tetracyclin plus
    Infektion erfasst wird.                                            Metronidazol plus Bismuthsubcitrat plus PPI durch zehn
                                                                       bis 14 Tage (die empfohlenen Dosierungen sind internatio-
    Eine Helicobacter-Eradikation zur Karzinomprävention ist           nal nicht einheitlich).
    derzeit nur bei Hochrisikopatienten wie Patienten mit fami-
    liärer Belastung indiziert. In randomisierten Studien konnten    Levofloxacin-basierte Regime sowie sequentielle Therapien
    bisher nach Eradikation in der Normalbevölkerung nur eine
    minimale oder gar keine Abnahme der Inzidenz von Magen-
                                                                     werden nicht mehr als „First-line“-Therapien empfohlen.      ◉
    karzinomen nachgewiesen werden. Damit würden die Nach-           Literatur beim Verfasser
    teile einer generellen Eradikation – wie Nebenwirkungen der
    Antibiotika und Induktion von Antibiotikaresistenzen – gegen-    *) Univ. Prof. Dr. Michael Gschwantler
    über dem Vorteil einer vielleicht geringfügigen Abnahme der      Wilhelminenspital, 4. Medizinische Abteilung,
    Magenkarzinom-Inzidenz überwiegen.                               Montleartstraße 37, 1160 Wien; Tel.: 01/49150-2401;
                                                                     E-Mail: michael.gschwantler@wienkav.at
    Aktuelle Therapieregime
    Bis vor kurzem haben einwöchige Tripel-Therapien die Stan-       Lecture Board
    dardtherapie der Helicobacter pylori-Eradikation dargestellt:    Univ. Prof. Dr. Ludwig Kramer,
    Dabei wurden jeweils zwei Antibiotika (Clarithromycin plus       1. Medizinische Abteilung mit Gastroenterologie, Krankenhaus
    Amoxicillin oder Clarithromycin plus Metronidazol) über          Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel Wien
    sieben Tage gemeinsam mit einem PPI verabreicht. Anfangs         Priv. Doz. Dr. Andreas Maieron,
    konnten mit diesem Regime Eradikationsraten von mehr als 90      Klinische Abteilung für Innere Medizin 2,
    Prozent erzielt werden. Dies konnte unter anderem auch durch     Universitätsklinikum St. Pölten
    in Österreich durchgeführte Studien bestätigt werden. In den
    vergangenen Jahren ist es jedoch zu einer stetigen Abnahme       Ärztlicher Fortbildungsanbieter
    der Effektivität von einwöchigen Therapieregimen gekommen.       Wilhelminenspital Wien, 4. Medizinische Abteilung

    26                                                                                     ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 6 | 25. März 2019
Update Helicobacter pylori - Österreichische Ärztezeitung
DFP-Literaturstudium:
                       Update Helicobacter pylori

Im Rahmen des Diplom-Fortbildungs-                                                                     1) Wie hoch wird die Prävalenz von Helicobacter pylori-
Programms der Österreichischen Ärztekammer                                                             Infektionen weltweit geschätzt? (eine Antwort richtig)
                                                                                                          a)   < ein Prozent
ist es möglich, durch das Literaturstudium in
                                                                                                          b)   zehn Prozent
der ÖÄZ zwei Punkte für das DFP zu erwerben.                                                              c)   21 Prozent
                                                                                                          d)   30 Prozent
Insgesamt müssen vier von sechs Fragen richtig
                                                                                                          e)   > 50 Prozent
beantwortet sein. Eine Frage gilt als korrekt
                                                                                                       2) Welcher Gastritis-Typ tritt typischerweise als Folge einer
beantwortet, wenn alle möglichen richtigen                                                             Helicobacter pylori-Infektion auf? (eine Antwort richtig)
Antworten markiert sind.                                                                                  a)   Gastritis Typ-A
                                                                                                          b)   Gastritis Typ-B
Schicken Sie diese Seite bis 10. Mai 2019 an:
                                                                                                          c)   Gastritis Typ-C
Verlagshaus der Ärzte GmbH, z. Hd. Claudia Chromy
                                                                                                          d)   Eosinophile Gastritis
Nibelungengasse 13, 1010 Wien,
                                                                                                          e)   Focally enhanced gastritis
Faxnummer: 01/376 44 86                                                                                3) Welche der folgenden Tests sind zur Verlaufskontrolle
E-Mail: c.chromy@aerzteverlagshaus.at                                                                  nach einer Helicobacter pylori-Eradikationstherapie
                                                                                                       geeignet? (vier Antworten richtig)
                                                                                                          a)   Urease-Schnelltest
        www.aerztezeitung.at/DFP-Literaturstudium                                                         b)   Helicobacter-Serologie
                                                                                                          c)   Stuhl-Antigentest
                                                                                                          d)   C13-Atemtest
Bitte deutlich ausfüllen, da sonst die Einsendung
                                                                                                          e)   Histologie der Magenschleimhaut
nicht berücksichtigt werden kann!
                                                                                                       4) Welche Folgeerkrankungen sind typisch nach einer
                                                                                                       Helicobacter pylori-Infektion? (drei Antworten richtig)
Name:
                                                                                                          a)   Idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP)
                                                                                                          b)   Gastritis Typ-B
                                                                                                          c)   Sklerodermie
ÖÄK-Arztnummer:
                                                                                                          d)   MALT-Lymphom des Magens
Adresse:                                                                                                  e)   Duodenalkarzinom
                                                                                                       5) Wie häufig sind Clarithromycin-resistente Helicobacter
                                                                                                       pylori-Stämme in Österreich? (eine Antwort richtig)
                                                                                                          a)   0,9 Prozent
                                                                                                          b)   3,7 Prozent
E-Mail-Adresse:                                                                                           c)   15,2 Prozent
                                                                                                          d)   21,1 Prozent
                                                                                                          e)   57,9 Prozent
                                                                                                       6) Welche beiden Eradikationsregime gelten in Öster-
                                                                                                       reich derzeit als First-line-Eradikationstherapie, falls vor
Zutreffendes bitte ankreuzen:                                                                          Therapiebeginn keine Resistenzbestimmung durchge-
  Turnusarzt/Turnusärztin                                                                              führt wurde? (zwei Antworten richtig)
                                                        Zwei Drittel der Fragen richtig beantwortet:

                                                                                                          a)   Tripel-Therapie mit Amoxicillin plus Clarithromycin
  Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin
                                                                                                               plus PPI für sieben Tage
  Facharzt/Fachärztin für                                                                                 b)   „Concomitant-therapy“ mit Amoxicillin plus Clarithro-
                                                                                                               mycin plus Metronidazol plus PPI für 14 Tage
                                                                                                          c)   Tripel-Therapie mit Clarithromycin plus Metronidazol
  Ich besitze ein gültiges DFP-Diplom.                                                                         plus PPI für 14 Tage
  Ich nutze mein DFP-Fortbildungskonto.                                                                   d)   Bismuth-basierte Quadrupel-Therapie: Tetracyclin plus
  Bitte die DFP-Punkte automatisch buchen.                                                                     Metronidazol plus Bismuthsubcitrat plus PPI für zehn
                                                                                                               bis 14 Tage
                                                                                                          e)   Sequentielle Therapie: Amoxicillin plus PPI für fünf
Altersgruppe:                                                                                                  Tage gefolgt von Levofloxacin plus Metronidazol plus
 < 30      31–40       41–50        51–60        > 60                                                          PPI für fünf Tage

6 | 25. März 2019 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG                                                                                                                        27
Sie können auch lesen