Workshop LEO 2018: Einführung in die Datennutzung und Sekundäranalysen 26.11.2021
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Foto: „Hamburg Überseequartier“ von A_Peach / Lizenz CC BY 2.0 / Ausschnitt des Originals 26.11.2021 Workshop LEO 2018: Einführung in die Datennutzung und Sekundäranalysen Klaus Buddeberg, Gregor Dutz, Anke Grotlüschen
Ablauf des Workshops Vormittags: • Begrüßung und Vorstellung • Inhaltliche und methodische Einführung in LEO 2018 • Einführung in die Auswertung von LEO 2018 mit R Mittagspause: 12:30 - 13:15 Uhr Nachmittags: • Gruppenphase • Ergebnisvorstellung und Diskussion • Abschluss 2
Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung 2016-2026 ▪ Nationale Strategie in Reaktion auf LEO 2010 → Überführung in Alphadekade ▪ Förderung durch den Bund (BMBF) mit 180 Mio. Euro ▪ Koordinierungsstelle angesiedelt beim BIBB ▪ In Kooperation mit den Ländern (KMK) und verschiedenen Partner*innen ▪ Förderschwerpunkte: Arbeitsorientierte GB, lebensweltorientierte GB, Mehrgenerationenhäuser, Forschung und Transfer 3
AlphaDekade „Der Begriff der Grundbildung soll Kompetenzen in den Grunddimensionen kultureller und gesellschaftlicher Teilhabe bezeichnen, darunter: Rechenfähigkeit (Numeracy), Grundfähigkeiten im IT-Bereich, Gesundheitsbildung, Finanzielle Grundbildung, Soziale Grundkompetenzen.“ – Bündnis für die Nationale Dekade (2016, S. 3) 4
LEO 2018 im Überblick ▪ Nachfolgestudie von leo. – Level-One Studie (LEO 2010) ▪ Erhebungsjahr 2018 ▪ Veröffentlichung der Ergebnisse (Grotlüschen und Buddeberg 2020): https://www.wbv.de/bildungsstudien/leo-2018.html ▪ Kernergebnis: 6,2 Millionen gering literalisierte Erwachsene (18-64 Jahre), entspricht 12,1 Prozent der Subpopulation. LEO UHH 5
Aufbau der Stichprobe ▪ Gesamte Stichprobe: 7.192 Personen, davon: ▪ Zufallsstichprobe mit 6.681 Personen ▪ Zusatzstichprobe mit 511 Personen im unteren Bildungsbereich ▪ Gewichtung anhand verschiedener soziodemografischer Merkmale ▪ Repräsentativ für die deutschsprechende Wohnbevölkerung im Alter von 18-64 Jahren 6
Datenzugang ▪ Datenzugang über GESIS und über den Verbund Forschungsdaten Bildung ▪ Der Datensatz liegt in zwei Versionen vor: ▪ Scientific-Use-File (SUF, Nutzung erst nach Genehmigung möglich) ▪ Public-Use-File (PUF, auch für die Lehre verfügbar) ▪ Links zu den Daten: www.gesis.org/piaac/fdz/daten/leo-studien www.forschungsdaten-bildung.de/ 7
Kompetenzstudien PISA (Programme for the International Student Assessment) PISA 2000 • Seit 2000 • Organisiert durch OECD • In Deutschland durchgeführt von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) PISA 2000 bis heute 8
Kompetenzstudien Auswahl weiterer Studien aus dem Schulbereich: • TIMSS (IEA, Mathematik/Naturwissenschaften) • PIRLS / IGLU (IEA, Lesen/Schreiben) 9
Kompetenzstudien Studien zu Kompetenzen von Erwachsenen • 1994: International Adult Literacy Survey (IALS) (Statistics Canada, OECD) • 2003-2008: Adult Literacy and Lifeskills Survey (ALL) (Statistics Canada, OECD) • 2010: LEO – Level-One Studie (UHH) • 2012ff.: Programme for the International Assessment of Adult Compenetcies (PIAAC) (OECD) • 2018: LEO 2018 (UHH) 10
IALS (1994-1998) ALL (2003-2008) PIAAC (2013-2019) Runde 1 Siehe auch: Grek, S. (2013). Expert moves: international Runde 2 comparative testing and the rise of expertocracy. Journal of Education Policy, 28(5), 695–709. Runde 3 https://doi.org/10.1080/02680939.2012.758825 11
Kompetenzstudien - Internationale Studien (IALS, ALL, PIAAC, PISA, TIMMS) - Nationale Querschnitt-Studien (LEO, Skills for Life, IVQ) - Längsschnitt-Studien (NEPS, PIAAC-L, LSAL) - LEO als auf ein einziges Land bezogene Querschnitt-Studie ermöglicht eine weitaus einfachere Nutzung als internationale Vergleichsstudien oder Längsschnittstudien. 12
Problematik #1: Einfluss internationaler Organisationen • Internationale Organisationen (z.B. OECD: PIAAC, z.B. Weltbank: STEP) erhalten Einfluss auf Bildungspolitiken und Bildungssysteme. Dieser Einfluss ist nicht demokratisch legitimiert. 13
Problematik #1: Einfluss internationaler Organisationen In 1961, the first OECD conference on education was held in Washington DC. The title of the conference, “Economic Growth and Investment in Education”, is indicative of the utilitarian approach to education the OECD cultivated at that time. As Walter W. Heller, chair of the Council of Economic Advisers – a key speaker at the conference – noted, “May I say that, in this context, the fight for education is too important to be left solely to the educators”. Ydesen, Christian; Grek, Sotiria (2019): Securing organisational survival: a historical inquiry into the OECD’s work in education during the 1960s. In: Paedagogica Historica, S. 1–16. DOI: 10.1080/00309230.2019.1604774. 14
Problematik #2: Fixierung auf League-Tables • Internationale Vergleichsstudien bergen bei oberflächlicher Betrachtung die Gefahr, sich auf die Position des jeweiligen eigenen Landes im internationalen Ranking zu konzentrieren und nicht auf die zugrundeliegenden Strukturen im eigenen Land. 15
Problematik #2: League-Tables IEA (2019): Results of the International Computer and Information Literacy Study (ICILS) 2018. www.iea.nl/sites/default/files/2019- 11/ICILS 2018 infographics final release 5 11 19.pdf. 16
Problematik #2: League-Tables Rammstedt, Beatrice (Hg.) (2013): Grundlegende Kompetenzen Erwachsener im internationalen Vergleich. Ergebnisse von PIAAC 2012. Münster: Waxmann. Online verfügbar unter https://nbn- resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-360687, S. 59 17
Problematik #3: Konstruktion von Zielgruppen / Problemgruppen • Kompetenzwerte: • Essentialisierung: Reduktion von Personen(gruppen) auf ein einziges Merkmal. • Hoch: hoch-kompetent • Niedrig: gering kompetent, inkompetent, „funktionaler Analphabetismus“ • „Doing Competence“ (Heilmann 2021) 18
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Problematik #3: Konstruktion von Zielgruppen • Ein Ausweg aus der Falle: • Nicht nur Messung von Kompetenzen → was können Erwachsene? • Sondern auch: Beschreibung von Praktiken → was tun Erwachsene in ihrem Alltag? • Theoretisch ableitbar vom Ansatz: Literalität als soziale Praxis (aktuell auch: Numeralität als soziale Praxis) • New Literacy Studies (z.B. Mary Hamilton, David Barton, Brian Street, Lynn Tett, Christine Zeuner) • Practice Engagement Theory (Reder 1994) 20
Ziele von LEO 2018 ▪ Erfassung der aktuellen Größenordnung gering literalisierter Erwachsener in Deutschland und Fortschreibung der Ergebnisse von LEO 2010 ▪ Differenzierte Erfassung der unteren Kompetenzstufen des Lesens und Schreibens – die so genannten Alpha-Levels ▪ Betrachtung der Alltagspraktiken und Kompetenzen gering literalisierter Erwachsener, um Teilhabe(ausschluss) und Vulnerabilität aufzuzeigen 22
Definition geringer Literalität in LEO (LEO-Skala) ▪ Literalität: Lesen und Schreiben in der deutschen Sprache ▪ Die LEO-Skala ist in fünf Level unterteilt ▪ Die untersten drei Level (Alpha 1-3) entsprechen geringer Literalität: ▪ Alpha-Level 1: Buchstabenebene (rund 0,3 Mio.) ▪ Alpha-Level 2: Wortebene (rund 1,7 Mio.) ▪ Alpha-Level 3: Satzebene (rund 4,2 Mio.) ▪ Testaufgaben (Items) sind den Alpha-Levels zugeordnet (theoriegebunden/validiert) 23
Themenbereiche der Befragung Soziodemographische Merkmale Vier Domänen der Grundbildung Digitales Finanzen Gesundheit Politik Weitere Lebensbereiche Sprache & Arbeit & Weiter- Mobilität Migration Familie bildung 24
Vier Domänen der Grundbildung Digitales Finanzen Gesundheit Politik ▪ Praktiken: • Schriftliche Praktiken (Lesen und Schreiben) • Nicht-schriftliche Praktiken ▪ Grundkompetenzen: • Funktional-pragmatisch (Klieme/Leutner 2006) • Kritisch-hinterfragend (Negt 1990) 25
Dokumentation des Fragebogens ▪ Ausführlicher Fragebogen mit Theorie und Forschungsstand; hier sind die Fragen thematisch sortiert (LEO_2018_Fragebogen_mit_Theorie_und_Forschungsstand.PDF) ▪ CAPI-Fragebogen; hier sind die Fragen in der Reihenfolge, in der sie im Interview tatsächlich gefragt wurden (inkl. Filterungen) (ZA6265_fb.pdf) ▪ Codebook mit Fragen und Antwortskalen; enthält Spalten zur Filterung nach Themen (Abschnitt/Bereich) (ZA6265_cod.xlsx) 26
Beispiele für digitale Praktiken • Wie häufig nutzen Sie ein internetfähiges Handy, ein Smartphone oder ein Tablet? (dig003) (→ Zugang zum Internet) • Wie häufig schreiben Sie Emails? (dig004) (mit Why-Not-Frage) (→ Kommunikation) • Wie häufig lesen Sie im Internet Tipps zu bestimmten Themen, z.B. Gartentipps, Erziehungstipps oder Computertipps? (dig018) (→ Informationssuche) 27
Beispiele für digitale Grundkompetenzen • Trauen Sie sich zu ohne Schwierigkeiten, mit gewissen Schwierigkeiten, mit großen Schwierigkeiten oder gar nicht mit Online-Stellenbörsen zurechtzukommen? (dig025) (→ funktional-pragmatisch) • Ist es für Sie einfach, eher einfach, eher schwierig oder schwierig zu beurteilen, ob Nachrichten im Internet glaubwürdig oder unglaubwürdig sind? (dig030) (→ kritisch-hinterfragend) 28
Beispiele für finanzbezogene Praktiken • Schreiben Sie sich auf, was an Einnahmen und Ausgaben in nächster Zeit auf Sie zukommt? (fin004) (→ finanzieller Überblick) • Wie häufig nutzen Sie zum Bezahlen von Rechnungen Online-Banking? (fin005) (→ Zahlungsverkehr) • Wie häufig sind Sie von den Ausgaben überrascht, die im Laufe eines Vierteljahres zusammengekommen sind? (fin016) (→ finanzieller Überblick) 29
Beispiele für finanzbezogene Grundkompetenzen • Trauen Sie sich zu ohne Schwierigkeiten, mit gewissen Schwierigkeiten, mit großen Schwierigkeiten oder gar nicht eine Steuererklärung zu machen? (fin017) (→ funktional-pragmatisch) • Ist es für Sie einfach, eher einfach, eher schwierig oder schwierig die Vorteile und Risiken von Käufen mit Ratenzahlungen zu beurteilen? (fin022) (→ kritisch-hinterfragend) 30
Beispiele für gesundheitsbezogene Praktiken • Wie häufig haben Sie in letzter Zeit außerhalb Ihrer beruflichen Tätigkeit gesundheitsbezogene Formulare ausgefüllt? (ges004) (→ schriftliche Praktik) • Wie häufig suchen Sie im Internet nach Informationen über gesundheitsrelevante Themen? (ges008) (→ schriftliche Informationssuche) • Wie häufig erkundigen Sie sich bei Anzeichen von Krankheit bei Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin oder in der Apotheke? (ges013) (→ nicht-schriftliche Informationssuche) 31
Beispiele für gesundheitsbezogene Grundkompetenzen • Trauen Sie sich zu ohne Schwierigkeiten, mit gewissen Schwierigkeiten, mit großen Schwierigkeiten oder gar nicht Unterstützung zu finden, z.B. bei psychischen Problemen, wie Stress oder Depression? (ges017) (→ funktional-pragmatisch) • Ist es für Sie einfach, eher einfach, eher schwierig oder schwierig, Angaben auf Lebensmittelverpackungen zu beurteilen? (ges018) (→ kritisch-hinterfragend) 32
Beispiele für politikbezogene Praktiken • Wie häufig machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch? (pol002) (→ politische Praktik, enger Politikbegriff) • Wie häufig schreiben Sie Kommentare zu Artikeln im Internet? (pol005) (→ schriftliche Praktik, weiter Politikbegriff) • Wie häufig reden Sie mit Familie, Freund*innen, Kolleg*innen über das politische Geschehen? (pol027) (→ nicht-schriftliche Praktik, weiter Politikbegriff) 33
Beispiele für politikbezogene Grundkompetenzen • Trauen Sie sich zu ohne Schwierigkeiten, mit gewissen Schwierigkeiten, mit großen Schwierigkeiten oder gar nicht wichtige politische Fragen gut zu verstehen und einzuschätzen? (pol030) (→ funktional-pragmatisch) • Ist es für Sie einfach, eher einfach, eher schwierig oder schwierig zu beurteilen, ob eine politische Partei das vertritt, was Sie wichtig finden? (pol034) (→ kritisch-hinterfragend) 34
Weitere Lebensbereiche Sprache & Arbeit & Weiter- Mobilität Migration Familie bildung ▪ Selbsteinschätzung Sprachkenntnisse (Deutsch und weitere Sprachen) ▪ Lebens-/Arbeitszufriedenheit ▪ Alltag mit Kindern (Hausaufgaben, Vorlesen → Home Literacy Environment) ▪ Nutzung von Verkehrsmitteln ▪ Non-formale Weiterbildung (angelehnt an den AES) 35
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