10 Fakten zum Rentenpaket - INSM
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10 Fakten 65 Jahre zum Rentenpaket Erwerbsalter 47,9 % Vergleich 0,8% Mrd. € Reform Rücklagen Deutschland Zuschuss insm.de/Generationengerechtigkeit facebook.com/Marktwirtschaft
Einführung Die Neuauflage der Großen Koalition ist mit einem Rentenreform- paket an den Start gegangen, das nach Bekunden der Koalitionäre mehr Gerechtigkeit schaffen soll. Im Mittelpunkt stehen die Rente mit 63 und die Mütterrente für Eltern mit vor 1992 geborenen Kindern. Berechnungen zeigen: Die Rentenpläne der Bundesregierung sind ungerecht, weil sie die Generationengerechtigkeit untergraben. Nur eine kleine Gruppe profitiert von der Reform, während die Beitragszahler, aber auch die Rentner Belastungen hinnehmen müssen. Die Regierungspläne sind zudem ein Rückschritt im Umgang mit der demografischen Herausforderung. Zahlreiche Statistiken zeigen, dass Deutschland mit dem stärkeren Einbezug Älterer in den Arbeitsmarkt bislang auf dem richtigen Weg war. Vor diesem Hintergrund haben wir eine Faktensammlung im handlichen Format zusammengestellt. Sie zeigt, welche Aufgaben die Rentenpolitik dringend angehen müsste und welche Belas- tungen stattdessen durch die aktuellen Reformvorhaben auf uns zukommen.
Fakt 1 Milliardengeschenk für Mütter Mütterrente kostet Beitrags- zahler knapp 80 Milliarden Euro Kosten für die zusätzliche Mütterrente Die geplante Mütterrente würde die Rentenversicherung bis in Mrd. Euro 2025 mit knapp 80 Milliarden Euro belasten. Der Bundes- 2014 6,5 zuschuss soll in dieser Zeit jedoch nur um wenig mehr als 20 Milliarden Euro angehoben werden. 2015 6,5 2016 6,5 Die Beitragszahler werden also den Hauptteil über die Bei- 2017 6,5 tragssätze zahlen: Bis 2025 wird die Mütterrente die Renten- 2018 6,5 kasse mit 71,1 Milliarden Euro ins Minus gedrückt haben. 2019 6,5 2020 6,5 2021 Die Mütterrente ist ungerecht. Auch junge Familien werden bis 2025 32,5 durch die zusätzlichen Kosten belastet. Summe 78,0 Quellen: Bundesregierung; Institut der deutschen Wirtschaft Köln 2013
Fakt 2 Rente mit 63 kostet 126 Milliarden Euro Die Rente mit 63 kostet mehr als angenommen 126 Mrd. Euro Insgesamt 60 Einnahmeausfälle bei Sozial- Die Rente mit 63 wird teuer: Bis 2030 wird sie die Beitragszahler versicherung und Steuern 66 Milliarden Euro kosten. Geringere Rentenabschläge, eine stei (Saldo aus Mehr- und Minder- gende Rentnerzahl sowie der Wegfall von Sozialversicherungsbei- einnahmen) bis 2030* trägen und Steuereinnahmen bedeuten zudem Einnahmeausfälle in Höhe von 60 Milliarden Euro bis 2030, die die Regierung bislang nicht eingerechnet hat. 66 Kosten „Rente mit 63“ bis 2030 Unterm Strich kostet die Rente mit 63 damit 126 Milliarden Euro und nicht 36 Milliarden Euro, wie von der Koalition veranschlagt. Aufgrund der Erfahrungen mit früheren Frühverrentungspro grammen ist davon auszugehen, dass die Zahl der Rentner nicht wie von der Regierung veranschlagt nur um 100.000, sondern um 250.000 steigen wird. *durch Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung; von der Regierung bislang nicht eingerechnet Quelle: Prof. Dr. Reinhold Schnabel, Universität Duisburg-Essen 2014 Die Rente mit 63 ist ungerecht, weil sie die nachfolgenden Generationen belastet. Dies verschärft die Probleme, die der demografische Wandel ohnehin verursacht.
Fakt 3 Drei Viertel lehnen Rentenmehrausgaben ab Die Rentenreform kann bis zu 233 Milliarden Euro teuer werden Frage: Was sollte die Bundesregierung mit den für die Rentenpläne vorgesehenen 233 Milliarden Euro tun? Das gesamte Rentenpaket dürfte deutlich teurer werden als ge- dacht. Die Gesamtkosten könnten bis 2030 um 73 Milliarden 24% Euro höher liegen als von der Regierung veranschlagt. 71% Das 233 Milliarden Euro teure Rentenpaket ist ein Wahl geschenk, das nicht einmal ein Viertel der Bürger begrüßt: 76 Prozent würden das Geld lieber anders verwendet wissen. Rentenpläne umsetzen Geld für andere Bereiche verwenden (u. a. Bildung, FuE, Staatsschulden abbauen, Infrastruktur) Die Bundesregierung hat das Rentenpaket nicht zu Ende 2% 3% gerechnet. Die Folgekosten der abschlagsfreien Frühverrentung machen das Vorhaben erheblich teurer als dargestellt. Nichts davon, mit dem Weiß nicht, keine Angabe Geld Steuern senken So viel Prozent der Befragten wünschen dies. Basis: 1.007 Befragte Quelle: TNS Emnid 2014
Fakt 4 Entwicklung des Rentenniveaus Rentnern entgehen 55 Milliarden Das Rentenpaket vermindert das Rentenniveau stärker als not- Gesetzliche Rente nach 45 Beitragsjahren in Prozent des Durchschnittsentgelts wendig. Im Jahr 2020 werden noch 46,9 Prozent erreicht, bis eines Arbeitnehmers 2030 sinkt das Sicherungsniveau auf 43,7 Prozent des Durch- schnittseinkommens vor Steuern. Die Rentenanpassungen 47,9 48 47,5 werden damit bis 2030 insgesamt um rund 55 Milliarden Euro 47,8 geringer ausfallen als nach geltendem Recht. 47 46,9 46,0 Die Rentenhöhe hängt außerdem vom Zahlenverhältnis Bei- 46 tragszahler zu Rentnern ab. Wegen der Rente mit 63 wird die 45 45,4 Zahl der Beitragszahler stärker sinken, was den Rentenanstieg 44,4 ebenfalls verlangsamt. 44 43,7 43 Nicht nur die Beitragszahler tragen die Reformkosten. Das 2014 2020 2025 2030 Rentenniveau droht unter die gesetzliche Grenze von 43 Pro- zent des durchschnittlichen Nettolohns zu rutschen. mit Rentenpaket ohne Rentenpaket Quellen: Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung; Bundesregierung 2014; Institut der deutschen Wirtschaft Köln 2013
Fakt 5 So viel kostet die Rentenreform die Bürger Die Rentenbeiträge steigen, aber die Renten sinken in Euro: 2014 2020 2027 Der durchschnittliche Rentenbeitrag für Erwerbstätige wird Brutto-Durchschnittsgehalt 34.700 40.746 50.113 durch die Rentenreform bis 2027 um 679 Euro steigen. Da- hinter steht ein Beitragssatz, der voraussichtlich von heute +248 +223 18,9 Prozent auf 22 Prozent im Jahr 2027 steigen wird. +208 Rentenbeitrags- Weil es durch die Rente mit 63 weniger Beitragszahler geben erhöhung um … wird und die steigenden Beitragssätze den Anstieg des Renten- niveaus mindern, fällt die Jahresrente im selben Zeitraum für jeden Rentner um 376 Euro niedriger aus. 0 entgangene Rentensteigerungen -157 Einen Großteil der Kosten des Rentenpaketes zahlen die Rent- in Höhe von … ner selbst. Die heutigen Ruheständler verlieren damit mehr als -219 sie gewinnen. Quellen: Prof. Dr. Reinhold Schnabel, Universität Duisburg-Essen; Rentenversicherungsbericht 2013; Bundesarbeitsministerium
Fakt 6 Lohnstückkosten in Deutschland kräftig gewachsen Rentenpaket macht Arbeit teuer Entwicklung der Lohnstückkosten 2007 bis 2011* Auch ohne Rentenpaket ist Arbeit in Deutschland schon teuer: in Prozent Die Lohnstückkosten der ausländischen Industrieunternehmen Vereinigtes Königreich 3,1 in den 25 bedeutendsten Konkurrenzländern sind im Schnitt fast 5 Prozent niedriger als die der deutschen Firmen. Deutschland 2,1 Frankreich 2,0 Allein von 2007 bis 2011 sind die Lohnstückkosten in der Niederlande 1,6 deutschen Industrie jahresdurchschnittlich um 2,1 Prozent Norwegen 1,3 gestiegen. Das war nach dem Vereinigten Königreich der zweit- Kanada 1,0 höchste Anstieg unter den laut Weltbank größten Volkswirt- schaften der Welt. USA -0,4 Japan -0,8 Steigende Lohnnebenkosten durch höhere Rentenbeiträge gefährden die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. *im verarbeitenden Gewerbe in nationaler Währung; Lohnstückkosten: Verhältnis von Arbeitskosten je Beschäftigtenstunde zur Produktivität; Produktivität: Bruttowertschöpfung je geleisteter Stunde Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln 2012
Fakt 7 Das Verhältnis Jung zu Alt schrumpft 100 Berufstätige werden für 60 Rentner aufkommen Anzahl Personen 5 In Zukunft wird sich das Verhältnis zwischen der arbeitenden 4 4,2 4,1 und der Bevölkerung im Rentenalter stark wandeln: 2008 ka- men in Deutschland auf 100 Personen im Erwerbsalter von 20 3 3,3 bis 64 Jahren noch 34 Personen im Rentenalter ab 65 Jahren. 3,0 2,9 2,6 2,6 Wird die Rente mit 67 eingerechnet, stehen derselben Gruppe 2 2,3 2,1 1,9 1,9 in Deutschland 2060 voraussichtlich bereits knapp 59 Perso- 1,6 1,5 1,5 nen im Rentenalter gegenüber. Bliebe es beim Rentenalter mit 1 65, wären es 67 Personen. 0 Im Durchschnitt der OECD-Länder kommen 2060 dagegen 2008 2010 2020 2030 2040 2050 2060 voraussichtlich nur knapp 53 Personen ab 65 Jahren auf 100 Personen im Erwerbsalter. So viele 20- bis 64-Jährige sorgen für eine Person im Alter von mindestens 65 Jahren OECD-Durchschnitt Deutschland Die Rente mit 67 sorgt dafür, dass die demografische Last gerechter auf Jung und Alt verteilt wird. Quelle: OECD 2013
Fakt 8 Bevölkerung nach Altersgruppen Ein Drittel wird 2060 mindestens 65 Jahre alt sein 2008 2060 Die Deutschen werden nicht nur weniger, sondern auch immer älter: Im Vergleich zu 2008 wird die Lebenserwartung 5% 19% 14% 16% neugeborener Jungen bis 2060 um 7,8 Jahre auf 85 Jahre 15% ansteigen. Mädchen werden mit 89,2 Jahren eine um 6,8 Jahre höhere Lebenserwartung haben. 20% Die Lebenserwartung der 65-jährigen Deutschen wird 2060 über dem OECD-Durchschnitt liegen: Frauen haben dann im Schnitt noch 25,9 Jahre zu leben, Männer 22,1 Jahre. 50% 61% Insgesamt wird 2060 ein Drittel der Bevölkerung 65 Jahre oder älter sein. 0 bis unter 20 Jahre 20 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 80 Jahre 80 Jahre und älter Quelle: Statistisches Bundesamt 2009 Der demografische Wandel gefährdet die nachhaltige Finan- zierung unserer sozialen Sicherungssysteme. Sozialpolitik in der Sozialen Marktwirtschaft ist vorausschauend und muss die Lasten des demografischen Wandels generationengerecht verteilen.
Fakt 9 Renteneintrittsalter in Deutschland niedrig Deutsche gehen zwei Jahre früher in Rente als im Durchschnittliches Eintrittsalter in Jahren OECD-Länder-Schnitt 65 Männer 64,2 Frauen 64 63,2 63,1 Die Erwerbstätigkeit von Menschen ab 55 ist in Deutschland 63 -2,1 zwischen 2000 und 2012 um 23,9 Punkte auf 61,5 Prozent -1,5 gestiegen. Das ist vor allem auf die Rücknahme großzügiger 62 61,4 62,1 Frühverrentungsregeln zurückzuführen. 61,6 61 Ein Vergleich mit anderen Ländern zeigt aber, dass die Deut- 60 60,3 schen den Arbeitsmarkt immer noch relativ früh verlassen, 59 obwohl die Lebenserwartung überdurchschnittlich hoch ist: 59,0 Mit 62,1 Jahren gingen deutsche Männer 2012 gut zwei Jahre 58 früher in Rente als die Männer im OECD-Schnitt. Bei den 96 98 00 02 04 06 08 10 12 96 98 00 02 04 06 08 10 12 19 19 20 20 20 20 20 20 20 19 19 20 20 20 20 20 20 20 Frauen waren es eineinhalb Jahre. OECD-Durchschnitt Deutschland Das Renteneintrittsalter in Deutschland konnte dank guter Reformen dem internationalen Durchschnitt angenähert Quelle: OECD 2013 werden. Das Rentenpaket bedroht diesen Erfolg.
Fakt 10 Zahl der Erwerbspersonen sinkt Arbeitskräftemangel bremst Wirtschaft aus Erwerbspersonen in Tausend 46.000 Die Verschiebung der Bevölkerungspyramide wird teuer: Das 44.000 Arbeitsvolumen wird demografiebedingt sinken, weil es weniger 42.000 Personen im erwerbsfähigen Alter geben wird. Zudem reduziert 40.000 sich das durchschnittliche Arbeitsvolumen dieser Personen, da 38.000 sowohl die Erwerbsquote als auch die durchschnittliche Arbeits- 36.000 zeit mit zunehmendem Alter sinkt. Zwischen 2014 und 2020 34.000 wird dieser Rückgang jährlich 0,5 Prozentpunkte des potenziel- 32.000 len Wirtschaftswachstums kosten. 30.000 28.000 Ab 2020, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der Baby-Boomer- 26.000 Generation das Rentenalter erreichen, beträgt die Minderung sogar 0,6 Prozentpunkte. 90 95 00 05 10 15 20 25 30 30 40 45 50 19 19 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 Szenario: ohne Wanderungen; konstante Erwerbsquoten Für weiteres Wirtschaftswachstum brauchen wir auch ältere Beschäftigte auf dem Arbeitsmarkt. Quelle: IAB Kurzbericht 16/2011
Fakt 6 Ausgewählte Quellen Bevölkerung Deutschlands bis 2060, 12. koordinierte Bevölkerungs- vorausberechnung, Statistisches Bundesamt, November 2009 Herausforderungen des demografischen Wandels, Sachverständi- genrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Mai 2011 IWD, Nr. 3 vom 16. Januar 2014 Mehr Beiträge, weniger Rente, Wirtschaftswoche vom 27. Januar 2014, Nr. 5, S. 6 f. Rentenpolitik: Wiedereinstieg in die Frühverrentung, Prof. Dr. Reinhold Schnabel, Universität Duisburg-Essen, Januar 2014
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