www.fh-kl.de - Forschungsbericht 2010/2011 - Hochschule Kaiserslautern
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Impressum Impressum Herausgeber Prof. Dr. Konrad Wolf Präsident der Fachhochschule Kaiserslautern Morlauterer Straße 31 67657 Kaiserslautern Tel. 0631 3724-2100 Fax 0631 3724-2129 Redaktion Kontaktstelle für Innovation, Technologie- und Wissenstransfer ITW Morlauterer Straße 31 67657 Kaiserslautern Tel. 0631 3724-2159 Fax 0631 3724-2174 Beiträge sind namentlich gekennzeichnet Titelbild: Bildquelle Projekt OpenBRDF Projektleitung Anzeigen Dirk Buhle Tel.: 05353 9109-490 Fax: 05353 9109-491 Produktion mediaprint infoverlag gmbh
Vorwort Vorwort Die Ausgabe 2010/11 setzt die Reihe dem unsere eingereichte Ideenskizze der Forschungsberichte unserer Hoch- positiv begutachtet wurde, führt uns schule fort, die in Kooperation mit der einen Schritt weiter in Richtung zu ei- mediaprint infoverlag gmbh erscheinen. ner gründungsprofilierten Hochschule. Eine Reihe positiver Entwicklungen Einige Fachbereiche erleben zurzeit haben das vergangene Jahr begleitet. einen Generationenwechsel. Mehre- Die Planzahlen für den Hochschulpakt re neue Kollegen konnten im neuen I bezüglich zusätzlicher Ersteinschrei- Jahr für unsere Hochschule gewonnen bungen konnten deutlich übererfüllt werden. Um ihren Start in die For- werden, für den Hochschulpakt II schung zu erleichtern, hat die FH ihr hat sich die Fachhochschule Kaisers- internes Budget zur Förderung von Mir ist bewusst, dass in allen F&E lautern anspruchsvolle Ziele gesetzt. Forschung und Innovation aufgestockt Projekten sehr viel persönliches Im Rahmen der Fachhochschulinitiati- und gibt damit einen Anschub für Engagement der Professorinnen und ve des Landes wurde ein Forschungs- Drittmittelprojekte. Professoren sowie der Mitarbeiter- konzept entwickelt, das die drei An- innen und Mitarbeiter steckt. Mein gewandten Forschungsschwerpunkte Die Qualität von Forschung und Lehre Dank gilt allen, insbesondere den unserer Hochschule stärken soll und wird nicht zuletzt von der fachlichen Autor innen und Autoren der Beiträge damit die Profilbildung in Forschung Weiterqualifizierung der Professo- in diesem Bericht. und Entwicklung unterstützt. rinnen und Professoren bestimmt. In Form von Forschungsfreisemestern Ich lade Sie zu einer Entdeckungsreise Unser kooperatives Studienmodell, das haben die Fachbereiche dafür Raum quer durch die Forschungsgebiete sich in den Studiengängen des Fach- geschaffen. Ein ganzes Kapitel dieser unserer Hochschule ein. bereichs Angewandte Ingenieurwis- Ausgabe ist Berichten aus den For- senschaften seit Jahren bewährt hatte, schungsfreisemestern gewidmet. konnte in diesem Jahr auf sämtliche Prof. Dr. Konrad Wolf Studiengänge ausgeweitet werden. Sie finden in dieser Ausgabe spannende Präsident Mit KOSMO reagieren wir auf die ge- Beiträge aus unterschiedlichsten For- stiegene Nachfrage von Seiten der schungsgebieten der Hochschule. Info- Studienanfänger aber auch von Seiten rmieren Sie sich z.B. über neue Ansätze der Unternehmen, denn das koopera- für die Patienten schonende Reposition tive Studienmodell ist eine Antwort auf von Knochenfrakturen, über eine ver- den Fachkräftemangel in unserer Region. gleichende Studie zur Gründungsnei- gung von Studierenden verschiedener Sehr erfolgreich entwickelt sich das ge- internationaler Hochschulen oder über meinsame Gründungsbüro von TU und innovative Entwicklungen zum Schutz FH Kaiserslautern. Die Beteiligung im von Fahrzeuginsassen bei Auffahr- Wettbewerb EXIST IV des BMWi, bei unfällen. 1 Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Inhalt Inhalt Forschungsbericht 10/11 Vorwort Präsident 1 1. Aktuelles aus der Hochschule 4 II. Projektbeispiele aus Forschung & Entwicklung 16 Angewandte Ingenieurwissenschaften Computer- und roboterassistierte Reposition von Knochenfrakturen Dipl.-Ing. (FH) Jan Buschbaum, Dr. med. Alexander Kristen, PD Dr. med. Ulf Culemann, Prof. Dr.-Ing. Rainer Fremd, Prof. Dr. med. Tim Pohlemann 8 Betriebswirtschaft Internationales Forschungsprojekt „Gründungen und Entrepreneurship bei Studierenden“ (GESt-Studie) Prof. Dr. Walter Ruda, Prof. Dr. Thomas A. Martin, M.A. Dipl.-Betriebswirt (FH) Benjamin Danko 12 Computergrafik OpenBRDF – Ein offenes System für die virtuelle Medienproduktion Prof. Dr. Manfred Brill, M.Sc. Stefan Häfner, M. Sc. Markus Laininger 16 vglGraphicsEngine – Objektorientierte Grafikprogrammierung mit OpenGL in Lehre und Forschung Prof. Dr. Manfred Brill 22 Kunststofftechnik Untersuchung der Struktur-/Eigenschaftsbeziehungen Nanopartikel verstärkter Hochleistungsthermoplaste Prof. Dr. Jens Schuster 26 ESA ITI-Projekt – Erhöhung der Wärmeleitfähigkeit von CFK-Bauteilen Prof. Dr.-Ing. Jens Schuster, Dipl.Ing. (FH) Jens Kiefaber 28 Medieninformatik Software- und Interaktionsmodelle für die sozio- und enthnologische Forschung Prof. Dr. Manfred Brill, Prof. Dr. Jörg Hettel 30 ixMENTOR – preisgekrönter Ansatz zur Studienberatung auf Basis von Hochschulportal und Multitouch-Oberflächen Prof. Dr. Bernhard Schiefer, Prof. Dr. Dieter Wallach 32 Mikrosystemtechnik Schrecksignal zur Minderung des Risikos von Schleudertraumata beim rückwärtigen Auffahrunfall Prof. Dr.-Ing. Lutz-Achim Gäng, Sabrina Karch B.Sc. 36 2 Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Inhalt III. Forschungsfreisemester 40 Geschäftsprozesse und Services für Smart Energy, Prof. Dr. Christian Aichele 40 Mehrjährige Steuer- und Investitionsoptimierung mit Hilfe eines Excel-Tools, Prof. Dr. Rainer Hofmann 44 Auswahl, inhaltliche Gestaltung und Beurteilung einer betriebswirtschaftlichen Wissensdatenbank, Prof. Dr. Michael Jacob 47 Mechatronisches Projekt „Viergliedriges Koppelgetriebe mit lagegeregeltem Drehstrom-Synchron-Servoantrieb“, Prof. Dr. Matthias R. Leiner 49 „Frage: Wie sehen die Webseiten der Zukunft, im Jahr 2015 aus?“ „Antwort: Was für Webseiten?“ Prof. Adrian Müller 51 Modellierung von Abhängigkeitsstrukturen durch den Ansatz von Copulas, Prof. Dr. Klaus J. Schröter 53 Biobasierte Verbundwerkstoffe, Prof. Dr. Jens Schuster 55 IV.Veröffentlichungen 56 Fachbuch „Mathematische Modelle im Bauingenieurwesen“, Prof. Dr. Kerstin Rjasanowa 56 Lehrbuch zum Standard für die Prozessmodellierung, Prof. Dr. Thomas Allweyer 58 Fachbuch „Sport-Sponsoring“, Prof. Dr. Walter Ruda und Frauke Klug 59 Konferenzbeiträge „GESt-Studie“, Prof. Dr. Walter Ruda, Prof. Dr. Thomas A. Martin, M.A. Dipl.-Betriebswirt (FH) Benjamin Danko 62 Konferenzbeitrag „OpenBRDF“, Sebastian Alberternst, Manfred Brill, Markus Laininger 65 Beteiligung an der CeBIT 2010 68 V. Anhang 69 Ansprechpartner 69 3 Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Aktuelles aus der Hochschule Einführung Die Fachhochschule Kaiserslautern ist eine Hochschule für angewandte Wissenschaften mit einem Studienangebot von rund 40 Bachelor- und Masterstudiengängen aus ingenieurwissenschaftlichen, informationstechnischen, betriebswirtschaftlichen und gestalterischen Bereichen. Mit mehr als 5.500 Studierenden und ca. 140 Professorinnen und Professoren gehört sie zu den größeren Fachhochschulen im Land. Dennoch hat sie sich zum Ziel gesetzt in den nächsten Jahren zahlreiche neue Studienplätze zu schaffen. Damit verbunden sollen vermehrt berufsbegleitende Studienangebote geschaffen werden und das kooperative Studienmodell KOSMO intensiver beworben werden. KOSMO ermöglicht eine frühzeitige Integration der Studierenden in die begleitenden Partnerunternehmen, schafft daher einen großen Praxisbezug und beugt der Abwanderung der Absolventinnen und Absolventen aus der Region vor. Fachhochschulinitiative stärken und weiter ausbauen. 2005 reits gestellt. IMS ist der drittmittelstär- wurden diese Schwerpunkte auf dem kste Schwerpunkt der Hochschule. Er Das rheinland-pfälzische Wissen- Weg zu einer Forschungsprofilierung profitiert vom positiven Forschungskli- schaftsministerium MBWJK hat seine vom Senat der Hochschule eingerichtet. ma in der Mikrosystemtechnik und von Forschungsförderung für die anwen- Mit den Landesmitteln wird erstmal eine der guten Ausstattung der beteiligten dungsnah orientierten Fachhochschulen strukturelle Unterstützung der Schwer- Labore (Reinraum mit angeschlossener von einer Einzelprojektförderung auf punkte in Form einer Assistentenstel- Analytik, Biotechnologielabore, Werk- die Förderung von Entwicklungs- und le möglich, die thematische Weiter- stoffkundelabor). Forschungskonzepten umgestellt, ähnlich entwicklung soll durch eine zusätzliche wie schon einige Jahre zuvor bei den Projektförderung erreicht werden. Die Gegenstand des Forschungsschwer- Universitäten. Bis Ende 2013 stehen den drei Forschungsschwerpunkte werden punktes „Zuverlässige Software- sieben Fachhochschulen im Land zusätz- im Folgenden kurz vorgestellt. intensive Systeme“ ZUSIS ist die an- lich zur Grundfinanzierung insgesamt 5,4 wendungsorientierte Erforschung der Millionen Euro zur Schärfung ihres Profils Entwicklung von technischen und or- in den Bereichen der anwendungsnahen Forschungsschwerpunkte ganisatorischen Systemen, bei denen Forschung, des Wissens- und Technolo- Software eine wichtige und lebenser- gietransfers, der Kooperation und der Die Themenstellung des Forschungs- haltende Rolle spielt und in denen eine Verzahnung von Absolventenqualifi- schwerpunkts „Integrierte miniaturi- potenzielle Fehlfunktion der Software zierung und Forschung zur Verfügung. sierte Systeme“ IMS nimmt Bezug auf nicht mehr durch geeignete fallback- Entsprechend der erarbeiteten For- die in der modernen technologischen Hardwarekomponenten aufgefangen schungskonzepte werden diese Gelder Entwicklung zu beobachtende Fokus- werden kann. Beispiele dafür sind an den Hochschulen eigenverantwort- sierung auf immer kleinere Längen- mechatronische Systeme, medizintech- lich verschiedenen Maßnahmen zuge- skalen. Die bisherigen Projekte befassen nische Produkte, Logistiksysteme und führt und regelmäßig die Zielerreichung sich mit typischen Schnittstellenthemen computergestützte Geschäftsprozesse. überprüft. So erhalten die Hochschulen wie den Werkstoffwissenschaften, den Hierbei liegt der Fokus insbesondere auf mehr Autonomie bei der Entwicklung Mikro- und Nanotechnologien, der der Erzielung definierter Produktquali- ihres individuellen Forschungsprofils und Mikrosystemtechnik und den Ange- täten durch die integrierte Entwicklung gehen gestärkt in den Wettbewerb um wandten Lebenswissenschaften. Insbe- von technischen bzw. organisatorischen Studierende, Lehrende, Forschende und sondere Themen der Nanotechnologie Komponenten und der Software. Forschungsmittel. und die Verknüpfung mit den Lebens- wissenschaften werden zukünftig im Der Forschungsschwerpunkt „Nachhal- 4 Die Fachhochschule Kaiserslautern Forschungsschwerpunkt die aktuellen tige Produkte und Dienstleistungen“ wird mit den zusätzlichen Mitteln ihre Themenbereiche erweitern. Erste Pro- NaPuD beschäftigt sich mit Themen Angewandten Forschungsschwerpunkte jektanträge in diesem Bereich sind be- der Nachhaltigkeit und ökologischen Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Aktuelles aus der Hochschule Einnahmen Drittmittel gesamt [1000 €] 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Abb. 1: Entwicklung der Drittmitteleinnahmen Jahr seit 2004 Prinzipien. Im Bereich Nachhaltiges zahl größerer Projekte mit deutlichem ■ „Entwicklung neuer Zelllinien, deren Bauen und Gestalten wurden Konzepte Personaleinsatz. Ca. 40 Projektstellen Anpassung an ein dreidimensionales entwickelt und realisiert, die es im Woh- (Vollzeitäquivalent) sind zurzeit aus Dritt- Kultivierungssystem und die in-vivo nungsbau unter Wahrung der ökono- mitteln finanziert. Ganz erfreulich hat Detektion von Proteininteraktionen“ mischen Aspekte ermöglichen Energie- sich die Teilnahme am Fachhochschul- Projektleitung Prof. Dr. Oliver Müller Gewinn-Gebäude zu bauen. Es geht programm (FHprofUnt) des BMBF ent- ■ „Multifunktionales Pharmascreening darum, den Energieverbrauch öffent- wickelt. Nachdem bereits in 2009 drei mit Cell-Chip Hybridsystemen“ licher Gebäude deutlich zu reduzieren, neue Projekte bewilligt wurden, sind auch Projektleitung Prof. Dr. Sven Ingebrandt andererseits die anfallenden Energie- in der Förderrunde 2010 wieder drei kosten für die Heizung zu erwirtschaften. Vorhaben in die Förderung gekommen. Auch im BMWi geförderten ZIM Pro- Eine Verbindung mit den Kompetenzen, gramm ist eine zunehmende Antrag- die im Fachbereich Angewandte Ingeni- ■ „Automatische Erfassung von Objekten stellung zu verzeichnen. Nach drei Be- eurwissenschaften in Verbindung mit der aus Bildfolgen des Straßenraumes“ willigungen in 2009 gingen in 2010 zwei Konzeption des Studiengangs „Energieef- Projektleitung Prof. Dr. Martin Böhm neue Vorhaben an den Start. fiziente Systeme“ aufgebaut werden, er- ■ „Entwicklung eines Zell-Chip Hybrid- scheint hier besonders viel versprechend Testsystems zur Wirksamkeitsanalyse ■ „Nano-Prägestempel“ (Stichworte z.B. Smart Grids, Gebäude- von Krebsmedikamenten“ Projektleitung Prof. Dr. Monika automation). Projektleitung Prof. Dr. Sven Ingebrandt Saumer ■ „Stimulierung intrinsischer Stamm- ■ „Elastische Sanierungsmassen für zellen des zentralen und peripheren Fugen-, Inliner-, Schachtkopfanbin- Drittmitteleinwerbung Nervensystems zur Behandlung neu- dungen in begehbaren Kanalisationen“ rodegenerativer Erkrankungen“ Projektleitung Prof. Dr. Peter-Michael Über die letzten Jahre ist ein deutlicher Projektleitung Prof. Dr. Karl-Herbert Hajek Anstieg der Forschungsaktivität zu ver- Schäfer zeichnen. 2010 wurden ca. 70 Projekte Darüber hinaus gibt es derzeit noch eine mit unterschiedlichsten Kooperations- Zusätzlich konnten im Programmteil Beteiligung an einem BMBF-Verbund- partnern und Mittelgebern bearbeitet. Ingenieurnachwuchs des BMBF Fach- projekt (MST) im Fachprogramm Mi- Viele dieser Projekte haben nur kurze hochschulprogramms zwei Forschungs- krosystemtechnik und ein neues DFG 5 Laufzeiten und ein geringes Projekt- vorhaben neuer Professoren platziert gefördertes Projekt im Bereich Applied volumen, es gibt aber auch eine An- werden. Life Sciences. 2011 startet ein aus dem Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Aktuelles aus der Hochschule Drittmitteleinnahmen u. Zuwendungen für 2.000 1.800 öffentl. Mittel private Mittel Landesmittel Forschung [1.000 Euro] 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 Abb. 2: 0 Drittmitteleinnahmen aus dem öffentlichen und 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 aus dem privaten Bereich sowie Zuweisungen Jahr des MBWJK für Forschungsprojekte EU-Forschungsrahmenprogramm finanz- mit Unternehmen bestimmt. Beide grenzen hinaus unterstützen und einen iertes Projekt zum Austausch von Wissen- Bereiche sind im Selbstverständnis der Austausch in Bezug auf ländertypische schaftlern (Marie Curie) im Themen- Hochschule wichtig für die Entwicklung Strukturen und Prozesse ermöglichen bereich der Mikrosystemtechnik. von Forschung und Technologietransfer. (www.tigre-gr.eu). Die Vorbereitung der Projektanträge Die FH Kaiserslautern gehört dem wird durch die ITW (Transferstelle für Technologietransfer Patentverbund Rheinland-Pfalz an, der Innovation, Technologie- und Wissens- eine Förderung aus dem BMWi erhält, die transfer) als zentrale Einrichtung der Die FH Kaiserslautern ist eingebunden in die Recherche- und Beratungsleistungen Hochschule begleitet. Sie berät die das Wissens- und Transfernetz der sieben der Patentverwertungsagentur IMG und Professorinnen und Professoren zu rheinland-pfälzischen Fachhochschulen. Teile der Anmeldekosten und Gebühren passenden Förderprogrammen für Eine enge Zusammenarbeit der Transfer- abdeckt. Zwei deutsche Patente wurden mögliche Vorhaben, verteilt aktuelle beauftragten an den verschiedenen FHs 2010 in eine europäische Anmeldung Ausschreibungen, recherchiert nach erlaubt es, Abläufe im Technologietrans- bzw. in die PCT-Phase überführt, eine geeigneten Programmen, organi- fer zu optimieren und der rheinland- dritte Erfindung konnte beim deutschen siert Informationsveranstaltungen zur pfälzischen Wirtschaft die Kompetenzen Patentamt angemeldet werden. Forschungsförderung und unterstützt aller FHs gemeinschaftlich zur Verfügung die Antragstellung. zu stellen. In diesem Zusammenhang ist Für die Sensibilisierung, Motivierung auch die Kompetenzdatenbank www. und Qualifizierung der Studierenden Entsprechend der erfolgreichen Akquise twin-rlp.de entstanden. Twin-rlp wird und MitarbeiterInnen im Bereich des neuer Projekte zeigt auch die Drittmit- finanziell unterstützt durch das MBWJK. unternehmerischen Denkens und Han- telstatistik seit 2007 einen erfreulichen delns wurde 2009 gemeinsam mit der Anstieg der Einnahmen an (s. Abb.1) Gefördert über das europäische Pro- TU Kaiserslautern ein Gründungsbü- mit einer Zunahme von 50% im Jahr gramm Interreg IVa, soll das Projekt ro eingerichtet, das von EU und Land 2010 auf knapp über 3 Millionen Euro. tigre (Technologietransfer und Innova- Rheinland-Pfalz finanziert ist und aus tion in der Großregion), das in Koope- dem Exist III Programm des BMWi zu- Das Verhältnis von öffentlichen zu pri- ration mit Partnern aus dem Saarland, sätzliche Mittel erhält. In Begleitung durch 6 vaten Mitteln zeigt Abb. 2. Es wird durch aus Frankreich, Belgien und Luxemburg das Gründungsbüro sind bisher sechs das Abschneiden in Förderprogram- durchgeführt wird, den Wissens- und Unternehmen im Dienstleistungsbereich men und größere Vertragsabschlüsse Technologietransfer über die Länder- aus der Hochschule heraus entstanden. Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
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Angewandte Ingenieurwissenschaften Computer- und roboterassisti Knochenfrakturen Dipl.-Ing. (FH) Jan Buschbaum, Dr. med. Alexander Kristen, PD Dr. med. Ulf Culemann, Prof. Dr.-Ing Rainer Fremd, Prof. Dr. med. Tim Pohlemann Die operative Versorgung von Oberschenkelfrakturen stellt einen wesentlichen Anteil der täglichen unfallchirurgischen Praxis dar. Für den Arzt ist die herkömmliche Operationsmethode technisch anspruchsvoll und mit verschiedenen Problemen verbunden. Der zentrale Schritt in der operativen Frakturbehandlung ist das Auffinden eines optimalen Weges zum Zusammenführen der Fragmente. Die Entwicklung einer speziellen virtuellen Planungssoftware soll vor dem operativen Eingriff das Erstellen eines solchen Repositionspfades ermöglichen. Diese Information bildet die Grundlage der anschließenden Operation oder dient als Grundlage der roboterassistierten Chirurgie. Die Behandlung einer solchen Fraktur wird dadurch einfacher und die Operationsqualität gesteigert. ■ Intraoperativ nicht erkannte Rotati- onsdifferenzen zwischen den beiden Fragmenten führen zu postopera- tiven Fehlstellungen (siehe Abbildung 2). Eine Differenz von ≥ 15° kann langfristig zu Arthrose im Hüftgelenk führen [4]. Abb. 1: Röntgenbilder vor und nach der Marknagelosteosynthese [2] Diese Probleme veranlassten zur Idee eine spezielle Planungssoftware zu ent- wicklen, die es dem Arzt ermöglicht, zu Einleitung und Problemstellung Operationsmethode durch die sub- Beginn der operativen Frakturversor- Die operative Versorgung von Femur- optimale visuelle Darstellung mittels gung einen optimalen Repositionspfad frakturen stellt einen wesentlichen An- Röntgenbildern nur schwer möglich. festzulegen. Diese Information unter- teil der täglichen unfallchirurgischen Der gesamte Operationsverlauf ist stützt anschließend den Chirurgen bei Praxis dar. Laut Statistischem Bundes- für den Chirurgen technisch sehr an- der Operation oder ein Roboter führt amt wurden im Jahr 2008 159.004 spruchsvoll und mit Problemen sowohl die eigentliche Reposition durch. Patienten vollstationär behandelt [1]. Als für den Arzt als auch für den Patienten Standardverfahren hat sich die Mark- behaftet [3], [4]. Abb. 2: nagelosteosynthese etabliert, bei der ins Auswirkung einer inkorrekten Reposition [5] Innere der Knochenröhre ein Marknagel Probleme der Operationsmethode: inseriert und dieser anschließend mit ■ Unzureichende 2D-Bildgebung er- den beiden Fragmenten verschraubt schwert das Auffinden des Repositi- wird (siehe Abbildung 1). onspfades. ■ Durch die interoperative Röntgen- Der zentrale Schritt in der operativen bildgebung treten hohe Strahlenbela- Frakturbehandlung ist das Auffinden des stungen für Arzt und Patient auf. optimalen Repositionspfades, also eines ■ Das Reponieren des Oberschenkel- 8 optimalen Weges zum Zusammen- knochens wird durch den starken führen der Fragmente. Ein korrektes Weichteilmantel erschwert. Laut [4] Reponieren ist mit der bisher üblichen entstehen Kräfte über 400 N. Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Angewandte Ingenieurwissenschaften erte Reposition von Abb. 3: Repositionssoftware, frakturierter und reponierter Femur [6] Virtuelle Repositionssoftware mithilfe einer 3D-Maus (Spacemouse) Position zu erreichen. Ein medizinisches Als Grundlage der Repositionssoftware solange verschoben und verdreht, bis Navigationsgerät überwacht und erfasst dienen virtuelle, dreidimensionale Dar- die gewünschte Zielpose erreicht ist. Die die Lage und Orientierung der realen stellungen der Fraktur, die vor einer Ope- rechte Abbildung zeigt die korrekt re- Knochen. Das bewegliche Fragment ration mit dem Computertomographen ponierte Fraktur. wird entlang des Repositionspfades erstellt werden. Die Repositionssoftware verschoben, bis die korrekte Zielpose visualisiert die beiden Knochenfragmente Die Punkte, die während der Repositi- erreicht ist. Währenddessen werden die aus verschiedenen Blickwinkeln und er- onsplanung durchlaufen wurden, wer- virtuellen Knochenmodelle visualisiert möglicht somit eine umfangreiche Ana- den in einer Tabelle als Repositionspfad und der gesamte Vorgang kann in Echt- lyse der Fraktur. Die Abbildung 3 zeigt gespeichert. Damit ist der Ablauf der zeit an einem Bildschirm verfolgt wer- die Bedienoberfläche der Software und Reposition Schritt für Schritt aufge- den. Unzulässige Abweichungen werden die verschiedenen Ansichten der virtu- zeichnet und der Chirurg kann diese sofort erkannt und können verhindert ellen Fraktur. Die linke Darstellung zeigt Information in der anschließenden werden. als Ausgangslage einen frakturierten Operation nutzen. Mittels Bewegungs- Oberschenkelknochen. Um die Kno- primitiven bekommt der Arzt vorge- Der weitere Ansatz besteht darin, den Re- chenfragmente lückenlos zusammen- geben, welche Verschiebung oder Dre- positionspfad an einen Roboter zu über- zufügen, wird das bewegliche Fragment hung notwendig ist, um die nächste geben, der die eigentliche Reponierung Abb. 4: Reponierung durch den Roboter [6] 9 Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Angewandte Ingenieurwissenschaften durchführt. Eine erste experimentelle tionspfaden. Eine Operation wird [3]A. Kristen, U. Culemann, R.Fremd, T. Umsetzung wurde im Robotik-Labor der maßgeblich durch die Kräfte, bedingt Pohlemann; Publikation: Unfallchirurg Fachhochschule Kaiserslautern erprobt durch die Oberschenkelmuskulatur be- 2008, Visualisierung von Repositions- (siehe Abbildung 4). einflusst. Diese müssen entsprechend pfaden – Neuartige Betrachtungs- in der Repositionssoftware mitberück- weise von Repositionsvorgängen; Das fest stehende Fragment ist mit sichtigt werden. Durch mathematische Springer Medizin Verlag, 2008; einem Stator fixiert und das beweg- Optimierung und die Simulation der [4]R. Westphal, M. Oszwald, S. Winkel- liche Fragment ist am Roboter mon- intraoperativ auftretenden Kräfte wird bach, T. Hüfner, C. Krettek, F. Wahl; tiert. Dem Roboter gelingt es sehr ein optimaler Repositionspfad erstellt. Publikation: Trauma Berufskrankheit präzise die gewünschte Stellung zu Ziel ist es, eine Bahn vor der Operati- 2009, Roboterassistierte Frakturver- erreichen, sodass das Knochenmodell on zu planen, mit der möglichst einfach, sorgung am Femur; Springer Medizin sehr exakt reponiert wird. Es ist zu be- schnell, genau und ohne Verletzung von Verlag, 2009; achten, dass in diesem Versuchsaufbau Weichteilen die Zielpose erreicht wird. [5]T. Hüfner, M. Oszwald, T. Stübig, U. keine Kräfte durch Weichteile berück- Brunnemer, T. Gösling, C. Krettek, M. sichtigt wurden. In der Realität beein- Durch das Wissen über den optima- Citak, Publikation: Trauma Berufs- flussen diese ein Zusammenfügen der len Repositionspfad können die ein- krankheit 2009, Femurschaftfraktur – Fragmente erheblich. gangs erläuterten Probleme der bis- Computergestützte Reposition und herigen operativen Frakturversorgung Torsionskontrolle; Springer Medizin Zusammenfassung und Ausblick minimiert und der Weg zur maximalen Verlag, 2009; Der aktuelle Entwicklungsstand zeigt, Patientenschonung vorbereitet werden. [6]J. Buschbaum; Diplomarbeit: Compu- dass mit dieser Software eine compu- ter- und robotergestützte Reposition ter- und roboterassistierte Reposition Quellen- und Literaturverzeichnis von Knochenfrakturen; Fachhoch- grundsätzlich möglich ist. Es handelt sich [1]Statistisches Bundesamt Deutsch- schule Kaiserslautern, 2010; dabei um einen ersten experimentellen land; Webseite: Statistisches Bundes- Ansatz, den es im weiteren Verlauf zu amt Deutschland – Krankenhauspa- verbessern gilt. tienten, URL: http://www.destatis.de/ jetspeed/por tal/cms/Sites/destatis/ Das Gebiet der Robotik bietet enormes Internet/DE/Content/Statistiken/Ge- Erweiterungspotenzial, jedoch ist die sundheit/Krankenhaeuser/Tabellen/ Entwicklung eines Robotersystems zum Content75/DiagnosenInsgesamt. klinischen Einsatz aus sicherheitstech- psml; Abrufdatum: 22.09.2010; nischen und hygienischen Aspekten [2]Technische Universität Braunschweig schwer zu realisieren. – Institut für Robotik und Prozessin- formatik; Webseite: Reposition von Der Schwerpunkt der weiteren Ent- Femurschaftfrakturen, URL: http:// wicklung liegt daher auf der realitäts- www.rob.cs.tu-bs.de/research/pro- nahen Erstellung von optimalen Reposi- jects/femur/; Abrufdatum: 15.09.2010; Projektleitung: Prof. Dr.-Ing Rainer Fremd, Fachbereich Angewandte Ingenieurwissenschaften Dr. med. Alexander Kristen, Universitätsklinik Homburg Kontakt: rainer.fremd@fh-kl.de Mitarbeiter: Prof. Dr. med. Tim Pohlemann P.D. Dr. med. Ulf Culemann Dipl.-Ing. (FH) Jan Buschbaum Projektpartner: Klinik für Unfall- Hand- und Wiederherstellungschirurgie Homburg (Direktor: Professor Dr. med. Tim Pohlemann) 10 Förderung: Budget für Forschung und Innovation (FH intern)
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Betriebswirtschaft Internationales Forschungspr Entrepreneurship bei Studier Prof. Dr. Walter Ruda, Prof. Dr. Thomas A. Martin, M.A. Dipl.-Betriebswirt (FH) Benjamin Danko Unternehmensgründungen haben eine wichtige volkswirtschaftliche Funktion. Gerade innovative Business Start-ups üben positive Effekte auf Strukturwandel, Technologietransfer, Wirtschaftswachstum und Beschäftigung aus. Die Hochschulen dienen hierbei als „Keimzellen“ von aus Forschungserkenntnissen resultierenden Inventionen, die überdurchschnittlich oft von Akade- mikern zukunftsträchtig vermarktet werden. Während die Entrepreneurship-Forschung vermehrt den Gründungserfolg fokus- sierte, ist die hierfür kausale Gründungsneigung von Studierenden weitgehend unerforscht. Die GESt-Studie wird durch das Zentrum für Mittelstands- und Gründungsökonomie ZMG in Kooperation mit Red Pymes Mercosur („Mittelstands-Netzwerk Lateinamerika“) und verschiedenen internationalen Hochschulen durchgeführt. Problembeschreibung und Ziele eine generelle Konzeption der Grün- onen sowie die Gründungsrealisierung Einerseits werden durch Produkt-, dungsausbildung (Volery/Müller 2006), entscheidend sind. Zwar gibt der GEM Prozess- und Dienstleistungs-Innovati- die nur dadurch ermöglicht wird, indem bereits einige Hinweise auf unterneh- onen von insbesondere durch Akade- studentische Entrepreneurship-Merk- merische Merkmale, allerdings nicht miker gegründete Jung-Unternehmen male und Wirkungszusammenhänge in- bzgl. der grundsätzlichen Bandbreite neue Märkte geschaffen und die volks- nerhalb des weitgehend unerforschten von aufzuspürenden Einflussfaktoren wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Vorgründungsprozesses analysiert wer- und auch nicht hinsichtlich der Zielgrup- gestärkt, andererseits umfassen diese den. Lediglich eine subjektorientierte pe der Studierenden. Bspw. ist aufgrund Hochpotenzial-Unternehmen die ge- Analyse förderlicher und hinderlicher der kulturellen Verankerung von En- ringste Gründungsquote. Deshalb ist das Prozeduren ermöglicht hierbei Er- trepreneurship die interkulturelle Un- alleinige Ziel, die Gründungs-Quantität kenntnisse über eine zweckdienliche tersuchung dieses Themenkomplexes zu erhöhen nicht ausreichend (Reine- Ausgestaltung von Gründungsunter- wichtig, um bestehende spezielle kultu- mann 2007). Die Gründungsförderung stützungsmaßnahmen zur Steigerung relle Rahmenbedingungen bei der Ana- sollte sich demzufolge nachfrageorien- der studentischen Gründungsneigung lyse berücksichtigen zu können (Ste- tiert auf Studierende und Akademiker und schließlich Gründungsaktivität von war t/Carland/Carland/Watson/Sweo konzentrieren, da erwartet wird, dass Studierenden und Akademikern (Ruda/ 2003). Im Rahmen des Projektes soll zukünftige Innovationen vor allem durch Martin/Ascúa/Danko 2009b). Interna- nun geprüft werden, welche Gegeben- diese Zielgruppe umgesetzt werden. Ein tionale Vergleiche ermöglichen ferner heiten im Bereich der studentischen höheres Bildungsniveau erhöht nicht die Erforschung weiterer unterneh- Zielgruppe existieren. Es besteht auch nur die Gründungswahrscheinlichkeit, merischer Determinanten. Deutsch- wegen der ökonomischen Entwick- sondern gerade Akademiker erschaffen land weist nach dem Global Entrepre- lungen der letzten Zeit Klärungsbedarf, schnell oder stärker wachsende Unter- neurship Monitor (GEM) eine relativ wie sich die Wirtschafts- und Finanz- nehmen (Friedrich-Ebert-Stiftung 1998; geringe Gründungsquote (TEA) von krise auf die Gründungsintention von Uebelacker 2005). So wird studen- etwa vier Prozent auf. In der Grup- Studierenden und Akademikern aus- tischen Unternehmensgründungen als pe der 20 analysierten innovations- gewirkt hat. Die gesellschaftliche Rele- Quelle von wirtschaftlichem Wachstum, getriebenen Volkswirtschaften nimmt vanz des Forschungsthemas hat sich seit Beschäftigung, Innovation und Struktur- Deutschland lediglich den 15. Platz ein 2008 erhöht, weil während Rezessionen wandel (Martin/Ruda 2001) innerhalb (Bosma/Levie 2010). Aufgrund der ho- vermehrt notgetriebene Gründungen der wirtschaftspolitischen Diskussion hen Schwankungsbreite der TEA inner- erwartet werden (Weber 2009). Dies 12 vermehrte Aufmerksamkeit entgegen- halb der Industrieländer muss es auch konnte mithilfe der empirischen Daten gebracht (Ofstad 2008). Allerdings be- weitere Kausalitäten geben, die für die bereits bestätigt werden (Ruda/Martin/ steht bis heute noch keine Einigkeit über Herausbildung von Gründungsintenti- Ascúa/Danko 2010a). Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Betriebswirtschaft ojekt „Gründungen und enden“ (GESt-Studie) Während die GESt-Studie zwischen Mai 2009 und Mai 2010 durch den in- ternen Forschungsfonds der Fachhoch- schule Kaiserslautern teilweise gefördert Gründer wurde, erscheint die beabsichtigte Gründungs- weitere internationale Ausweitung des neigung Forschungsprojektes (z.B. Argentinien, Gründungs- vorbereiter Brasilien, Chile, China, Großbritannien, Indien, Kolumbien, Mexiko, Polen, Russ- Gründungs- land, Spanien) nur durchführbar, wenn interessierter erneut Fördergelder zur Verfügung stünden. möglicher Rückschritt Gründungs- sensibilisierter Forschungsdesign Das Forschungsdesign basiert auf dem Gründungs- theoretischen Bezugsrahmen über die laie studentische Gründungsneigung, der Zeit aufgewendet für Entrepreneurship-Themen die grundlegenden Einflussfaktoren der Gründungsintention von Studie- renden darstellt (Ruda/Martin/Danko 2008). Mittlerweile konnten anhand einer großflächigen Umfrage, die mithil- Abb. 1: Gründungsambitionstypen fe eines standardisierten Fragebogens seit Anfang 2007 innerhalb Lehrveran- staltungen durchgeführt wird und so- haben. Insbesondere Studierende der prozessual umgesetzt werden. Um zu mit die bei Online-Befragungen exis- Betriebswirtschaftslehre, der Ingenieur- potenziellen Unternehmern heranreifen tierenden Verzerrungen vermeidet, fast wissenschaften sowie der Informatik zu können, benötigen Studierende 3.500 Studierende (exklusive der bis- liegen im Fokus, weil Studierende dieser einen integrierten unternehmerischen lang unberücksichtigten Befragungsrun- Fachrichtungen die höchste Gründungs- Lernprozess (Koch 2006). In gleicher den im Sommersemester 2010 und im intention und Gründungsaktivität ver- Weise vollzieht sich die Herausbildung Wintersemester 2010/11) an vier deut- körpern (Ruda/Martin/Danko 2009b). einer konkreten Gründungsneigung schen Hochschulen (Fachhochschule Ferner umfassen die Stichproben so- prozessual, wie das Gründungsambi- Kaiserslautern, Fachhochschule Gießen- wohl Studierende grundständiger als tionstypen-Modell (Ruda/Martin/Ascúa/ Friedberg, Fachhochschule Ludwigs- auch weiterführender Studiengänge, so Danko 2008) verdeutlicht (vgl. Abb. 1). hafen, Internationales Hochschulinstitut dass auch Studierende mit Berufs- und Die Typologie der Gründer unterschei- Zittau) befragt werden. An dieser Stelle Führungserfahrung befragt wurden. det wie folgt: Der Gründungslaie hat sei ausdrücklich den Professoren bzw. sich bisher noch gar nicht mit Gründung den Dozenten sämtlicher Standorte der Gründungsambitionstypen beschäftigt; der Gründungssensibilisierte Fachhochschule Kaiserslautern gedankt, So wie auch die Unternehmens- hat Gründung noch nicht erwogen; der 13 die die Befragungsdurchführungen gründung einem Prozessablauf folgt, Gründungsinteressierte hat Gründung innerhalb ihrer Vorlesungen ermöglicht sollte auch die Gründungsförderung bereits erachtet, aber noch nicht vor- Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Betriebswirtschaft Auseinandersetzung mit der Grün- dungsthematik möglichst gering wahr- genommen werden. Dies dürfte sich letztlich positiv auf chancengetriebene Unternehmensgründungen mit ihren positiven Effekten auf volkswirtschaft- lichen Wohlstand (Acs/Varga 2005; Ruda/Martin//Ascúa/Danko 2010b) und somit die zu fokussierende Erhöhung der Gründungsqualität auswirken. Ausgewählte Literatur Acs, Z. J. / Varga, A. (2005): Entre- preneurship, agglomeration and technological change, in: Small Business Economics, Vol. 24, Nr. 3, 2005, S. 323-334. Bosma, N. / Levie, J. (2010): Global En- trepreneurship Monitor – 2009 Executive Report, Babson Park, MA 2010. Abb. 2: Gründungsambitionen von Studierenden in Deutschland Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.) (1998): Existenzgründungen nach dem Hochschulabschluß, Wirtschaftspo- bereitet; der Gründungsvorbereiter ist haben, ihr somit unvoreingenommen litische Diskurse, Nr. 120, Mecken- schon konkret in der beabsichtigten gegenüberstehen und folglich auch als heim 1998. Gründung engagiert; der Gründer hat potenzielle Unternehmer unter den Koch, L.T. (2002):Theory and Practice of bereits gegründet (Ruda/Martin/Ascúa/ Studierenden zu verstehen sind – spie- Entrepreneurship Education: A Ger- Danko 2009a). Das prozessorientierte gelt sich die Notwendigkeit wider, die man View, in Braukmann, U. / Koch, Gründungsambitionstypen-Modell er- hochschulische Gründungsausbildung L. T. / Matthes, W. (Hrsg.), Gründer- läutert die sich im Zeitverlauf potenziell sowie die Gründungsförderung prozes- seminar (9), Wuppertal 2002, 1-28. herausbildende Gründungsintention, sual und zielgruppenorientiert auszuge- Martin, Th. A. / Ruda, W. (2001): Ver- womit es der postulierten Zielgruppen- stalten, so dass Studierenden zumindest netzung von akademischer Unter- differenzierung Rechnung trägt (Ruda/ unternehmerische Basiskompetenzen nehmerausbildung und Gründer- Martin/Danko 2009). Wie wichtig es vermittelt werden. Dann würden sie zentren – Kooperation zwischen ist, im Rahmen der Gründungsförde- seltener – trotz bestehender Geschäfts- dem Studiengang Mittelstandsöko- rung nicht nur Studierende und Aka- ideen – lediglich aufgrund fehlender nomie und den Gründerzentren Er- demiker mit hoch ausgeprägter Grün- Kenntnisse von einer eigenen Grün- goZ und Multimedia-Internet-Park dungsintention zu fokussieren, wird an dung absehen bzw. davor „zurückschre- Zweibrücken, in: Klandt, H./Nathu- der überdurchschnittlichen Anzahl von cken“. Ziel ist es also nicht, im Sinne ei- sius, K./Mugler, J./Heil, A. H. (Hrsg.): Gründungslaien deutlich (vgl. Abb. 2). So ner Erhöhung der Gründungsquantität, Gründungsforschungs-Forum 2000, sind 52% der befragten Studierenden lediglich möglichst viele Studierende zu Dokumentation des 4. G-Forums als Gründungslaien zu charakterisieren, diesem verantwortungsvollen Schritt Wien, 5./6. Oktober 2000, Lohmar / gefolgt von 28% Gründungsinteres- zu bewegen, sondern ihnen vor allem Köln 2000, S. 137-150. sierten und 11% Gründungssensibili- die Option einer eigenen beruflichen Ofstad, D. (2008): Competency Tes- sierten. Jedoch sind je fast fünf Prozent Selbständigkeit nahe zu legen, damit sie ting Methods for Education and Gründungsvorbereiter bzw. Gründer. bereits während des Studiums animiert Training of Entrepreneurs outside werden, nach potenziellen Geschäfts- Formal Education, in: Diesberg, C. / Schlussfolgerungen ideen (aktiv oder mindestens passiv) zu Fessas, Y. (Hrsg.), Developing Practi- 14 Insbesondere aus der hohen Anzahl suchen und die Hürden, mögliche In- ces and Infrastructures for Entrepre- von Gründungslaien – die sich bislang novationen schließlich zu verwirklichen, neurship Education and Training in noch nicht mit Gründung beschäftigt besonders aufgrund bereits erfolgter Europe, Rostocker Arbeitspapiere Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Betriebswirtschaft zu Wirtschaftsentwicklung und Ruda, W. / Martin, Th. A. / Ascúa, R. / Stewart, W. H. / Carland, J. C. / Carland, Human Resource Development, Nr. Danko, B. (2010b): Vocación empren- J. W. / Watson, W. E. / Sweo, R. (2003): 29, Rostock 2008, S. 15-23. dedora de estudiantes universitarios Entrepreneurial Dispositions and Reinemann, H. (2007): Erfolgspoten- antes y durante diferentes contextos Goal Orientations: A Comparative ziale mittelständischer Unterneh- macroeconómicos. Lecciones desde Exploration of United States and men im Innovationswettbewerb, in: Alemania, in: Red Pymes, Facultad de Russian Entrepreneurs, in: Journal of WISU, 2007, Nr. 2, 2007, S. 217-221. Ciencias Económicas – Universidad Small Business Management, Vol. 41, Ruda, W. / Martin, Th. A. / Ascúa, R. Nacional de Cuyo (Hrsg.), Memorias Nr. 1, 2003, S. 27-46. / Danko, B. (2008): Foundation de la 15ª Reunión Anual de la Red Volery, T. / Müller, S. (2006): A Con- Propensity and Entrepreneur- Pymes Mercosur – “Redes y su apor- ceptual Framework for Testing the ship Characteristics of Students in te al crecimiento de las Pymes en el Effectiveness of Entrepreneurship Germany, in: ICSB (Hrsg.), Advan- año del Bicentenario de Argentina”, Education Programs towards Entre- cing Small Business and Entrepre- Mendoza, Argentinien 2010. preneurial Intention, Paper presented neurship: From Research to Results, Ruda, W. / Martin, Th. A. / Danko, B. at the Rencontres de St-Gall 2006, 2008 International Council for Small (2008): Essential Attitudes in Foun- September 18-21, Wildhaus 2006. Business World Conference Pro- ding of New Ventures and Culti- Weber, S. (2009): Gründer gesucht, in: ceedings, Halifax 2008. vating Entrepreneurship among SZ, Nr. 5, 2009, S. 23. Ruda, W. / Martin, Th. A. / Ascúa, R. Students: the German Experience, Uebelacker, S. (2005): Gründungsaus- / Danko, B. (2009a): Análisis de la in: Scientific Papers University of Lat- bildung, Entrepreneurship Education propensión de los estudiantes uni- via – Management, Vol. 721, 2008, S. an deutschen Hochschulen und ihre versitarios a crear empresas y se- 360-376. raumrelevanten Strukturen, Inhalte ñales de Entrepreneurship (GESt- Ruda, W. / Martin, Th. A. / Danko, B. und Effekte, Wiesbaden 2005. Studie) – Una comparación entre (2009): Target Group-Specific Design los estudiantes alemanes y argen- of Student Entrepreneurship Sup- tinos, in: Red Pymes, Facultad de port – A German Example Focusing Ciencias Económicas – Universidad on Start-Up Motives and Barriers, in: Nacional del Litoral (Hrsg.), Memo- Acta Polytechnica Hungarica, Journal rias de la 14° Reunión Anual de la of Applied Sciences, Special Issue on Red Pymes Mercosur – “Las Pymes Management, Enterprise and Bench- Latinoamericas y la Crisis Global. marking, Vol. 6, Nr. 3, 2009, S. 5-22. Desafíos y Oportunidades”, Santa Fe, Argentinien 2009. Ruda, W. / Martin, Th. A. / Ascúa, R. / Danko, B. (2009b): Assisting In- vention and Innovation as Needed: Projektleitung: Prof. Dr. Walter Ruda, Fachbereich Betriebswirtschaft Analysis of Student’s Entrepre- neurial Criteria – An International Kontakt: walter.ruda@fh-kl.de Comparison, in: ICSB (Hrsg.), The thomas.martin@fh-kl.de Dynamism of Small Business: Theo- Wiss. Mitarbeiter: M.A. Dipl.-Betriebswirt (FH) Benjamin Danko ry, Practice, and Policy, 2009 Inter- national Council for Small Business Projektpartner: Zentrum für Mittelstands- und Gründungsökonomie ZMG World Conference Proceedings, Se- Red Pymes Mercosur „Mittelstands-Netzwerk Lateinamerika“ oul 2009. Ruda, W. / Martin, Th. A. / Ascúa, R. / Danko, B. (2010a): Comparison of Student Foundation Propensities Before and During the Economic Crisis, in: ICSB (Hrsg.), Entrepre- neurship: Bridging Global Bounda- ries, 2010 International Council for 15 Small Business World Conference Proceedings, Cincinnati, Ohio 2010. Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Computergrafik OpenBRDF – Ein offenes Syst Medienproduktion Prof. Dr. Manfred Brill, M. Sc. Stefan Häfner, M. Sc. Markus Laininger In der Bildsynthese werden inzwischen immer häufiger Messdaten für die Beschreibung der Reflexionseigenschaften einer Oberfläche verwendet. Im Projekt OpenBRDF wird ein offenes System für die Verwendung solcher Datensätze entwickelt und in der Praxis validiert. Reflektanzfunktionen Wie ein Betrachter einen Gegenstand trachtungsrichtung ist, desto spiegelnder in der Computergrafik wahrnimmt, hängt im Allgemeinen von wird das Glas. Schauen wir exakt in Rich- Neben der Haptik einer Oberfläche hat mehreren Winkeln ab. In Abbildung 2 ist tung der Oberflächennormalen, ist das das Reflexionsverhalten von Material- der sogenannte Fresnel-Effekt auf einer Glas durchsichtig. Eine BRDF ist natürlich oberflächen einen großen Einfluss auf Windschutzscheibe gut zu erkennen. Je von der Frequenz des Lichts abhängig, die menschliche Wahrnehmung. Häufig größer der Winkel zwischen Normalen- welches auf einen Punkt der Oberfläche wird durch den optischen Eindruck eines vektor der Windschutzscheibe und Be- auftrifft. Gegenstandes schon eine Aussage über die Anmutung und auch seine Wertig- keit gemacht. Existiert der Gegenstand nur als digitales Modell, beispielsweise als CAD-Modell eines Automobils, dann ist es wichtig die optischen Eigenschaften eines Metallic-Lacks möglichst gut be- schreiben zu können. Gelingt dies, kön- nen mit modernen Verfahren aus der Computergrafik fotorealistische Darstel- lungen berechnet werden. Abb. 1: Beispiele für Materialien In der Realität unterscheiden sich Materialien auf optischer Ebene durch ihre Farbigkeit und durch ihr Reflexions- verhalten. Dieses Verhalten reicht von vollkommen diffuser Reflexion bis hin zu vollkommen spekularer Reflexion. Zwischen diesen Extrempunkten ord- nen sich alle denkbaren Materialien ein. Abbildung 1 zeigt diese Spannbreite und einige exemplarische Beispiele für Ober- flächen. Das Reflexionsverhalten von Oberflächen kann durch bi-direktionale Reflektanzverteilungsfunktionen, engl. bi- directional reflectance distribution func- tions, beschrieben werden. Eine BRDF 16 ist das Verhältnis zwischen auftreffender Abb. 2: Der Fresnel-Effekt als Beispiel für die Winkelabhängigkeit des Reflexionsverhaltens Strahlungsdichte und ausgehender Strah- von Oberflächen (Bildquelle: Stefan Häfner) lungsenergie. Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Computergrafik em für die virtuelle OpenBRDF in AnySL Forschungsfreisemester Prof. Dr. Manfred Brill Die visuellen Eigenschaften von Objekten in einer Computergrafik-Szene Shader werden in der Regel auf der Graphical Processing Unit (GPU) aus- werden in der Regel mit sogenannten Shadern beschrieben. Der Begriff geführt. Um in AnySL trotzdem vermessene Materialien aus dem Open- „Shader“ stammt aus dem ersten System, das diese Technologie um- BRDF-Projekt verfügbar zu machen, müssen die Messdaten, die in binäre setzte, Pixar`s RenderMan. Dieser Renderer wird bei der Produktion aller Dateien vorliegen, so umgeformt werden, dass ein Shader darauf zugreifen Pixar-Filme, von „Toy-Story“ und „A Bug`s Life“ bis zu „Wall-E“ und „Up“ kann. Die im Forschungsfreisemester implementierte Lösung besteht aus verwendet. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Shadersprachen, neben einer Anwendung, die einem beliebigen OpenBRDF-Datensatz in einem der RenderMan Shadding Language werden insbesondere die Realtime- Prä-Prozess in eine High-Dynamic-Range Textur im OpenEXR-Format ([3]) Shadersprachen HLSL (Microsoft Direct3D) und GLSL (OpenGL) eingesetzt. umwandelt. HDR-Texturen sind in der Lage Gleitkommazahlen mit 16 oder sogar 32 Bit-Genauigkeit abzuspeichern. Für den Zugriff auf diese Texturen Das Forschungsfreisemester hat der Autor im Lehrstuhl für Computergrafik wurden Shader in der RenderMan Shading Language implementiert, die für der Universität des Saarlandes und im Forschungsbereich „Agenten und Si- gegebene Lichtquellen und Kamerapositionen die Samples aus der HDR- mulierte Realität“ des DFKI in Saarbrücken verbracht; beide Gruppen werden Textur auslesen und an den Renderer weitergeben. Mit Hilfe des AnySL- von Prof. Dr. Phillip Slusallek geleitet. Das AnySL-Framework ([2]), das in Saar- Frameworks steht die Lösung unabhängig von Renderern und Grafikhard- brücken entwickelt wird, erlaubt es Shader in einem portablen Format zu ware zur Verfügung. übersetzen, das unabhängig von der Shader-Sprache, dem Rendering-System und der Grafikhardware ist. Eingesetzt wird AnySL insbesondere im Projekt Literatur XML3D ([1]). [1] Philipp Slussalek, Johannes Behr, Yvonne Jung, Kristian Sons: Browser(t)räu- me, iX 11/2010, 54-63 Zur Laufzeit übersetzt in AnySL ein Just-in-Time-Compiler den Shader-Quell- [2] Ralf Karrenberg, Dmitri Rubinstein, Philipp Slusallek, Sebastian Hack: text für den verwendeten Renderer und die verfügbare Hardware. So kann AnySL: Efficient and Portable Shading for Ray Tracing, High-Performance man Shader in den RenderMan Shading Language schreiben, und ein Open- Graphics, Saarbrücken, 2010. GL- oder Direct3D-System kann den Shader trotzdem verwenden. [3] Industrial Light and Magic: OpenEXR, http://www.openexr.com. OpenBRDF mit einem Goniospektrometer, wie er Software-Paketen für die Bildsynthese, Seit den siebziger Jahren des letzten beim Projektpartner SpheronVR AG sogenannten Renderern. Kommer- Jahrhunderts sind in der Computer- eingesetzt wird. ziell erfolgreiche Renderer wie Pixar’s grafik eine ganze Reihe von Beleuch- RenderMan, mental ray oder Maxwell tungsmodellen für eine BRDF aufgestellt Solche Messdaten sind nicht neu. Schon können bereits mit solchen Samples worden. Diese Modelle haben sich in in den achtziger Jahren des 20. Jahrhun- arbeiten. Allerdings immer nur mit be- der Praxis bewährt, wovon man sich in derts wurden erste Daten an der Cornell stimmten Dateiformaten. Dadurch modernen Filmproduktionen oder in University erzeugt. Im MERL, dem Mit- entsteht eine Situation, die man von Produktvisualisierungen der Automobil- subishi Electronic Research Laboratory Dateiformaten für digitale Bilder leidvoll industrie überzeugen kann. in Boston, wurden auf diese Weise 100 kennt: eine Vielzahl von verschiedenen isotrope Materialien vermessen [Matusik Formaten und immer wieder die Frage, Genauso wie in der Musikindustrie et.al.], die für Forschung und Lehre frei wie man ein Bild im Bildformat X in die der Moog-Synthesizer von Samplern verwendbar sind. Die Vermessung der Software Z einliest, die leider nur Bild- abgelöst wurde, liegt es auch für die visuellen Eigenschaften von Oberflächen format Y unterstützt. Dies verhindert digitale Bildsynthese nahe, statt analy- wird in der näheren Zukunft viel kosten- einen optimalen Workflow, und häufig tischer Modelle Messdaten zu verwen- günstiger und schneller möglich sein. Man ist dies auch mit einem Verlust an Ge- den. Für eine möglichst große Anzahl kann erwarten, dass in einigen Jahren nauigkeit und Daten verbunden. Offene von Werten der Kugelkoordinaten, von eine Vielzahl von Messdaten vorliegt. Systeme wie OpenBRDF schaffen hier denen die Reflektanzverteilungsfunkti- Abhilfe. Hat man 10 Dateiformate on abhängt, wird die reflektierte Farbe Auf der einen Seite wird es also eine und 5 Software-Pakete, dann müsste 17 für eine eingehende Lichtquelle ge- Vielzahl von Daten geben; auf der an- man, um jedes Dateiformat und jede messen. Möglich ist dies beispielsweise deren Seite gibt es eine Vielzahl von Software miteinander zu verbinden, Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Computergrafik Als erster Schritt wurde im Projekt die BTF-Datenbank Bonn (http://btf.cs.uni- OpenBRDF-Bibliothek spezifiziert und bonn.de/download.html), eingelesen mit implementiert. Die Bibliothek steht in der OpenBRDF-Bibliothek und mit pbrt der aktuellen Version auf Linux- und gerendert. Microsoft Windows zur Verfügung und enthält bereits mehr als 50 Klassen für Da eine BRDF mindestens von vier das Einlesen von Datensätzen, die Er- Winkeln abhängt, ist es schwierig eine zeugung von Annäherungen und vor geeignete Visualisierung zu implemen- allem für die Anbindung der einge- tieren. Hält man zwei der vier Winkel lesenen Daten an Renderer. fest, erhält man eine Visualisierung durch den Beleuchtungskörper. Mit Die Bibliothek steht frei als Open- Hilfe der Software BRDFLab können Source zur Verfügung; bereits jetzt wird BRDF-Daten visuell untersucht werden. Abb. 3: Der BTF-Datensatz „Wool", gerendert sie an den Universitäten Innsbruck und Insbesondere ist eine Differenzdarstel- mit pbrt und der OpenBRDF-Bibliothek Saarbrücken eingesetzt. Als nicht-kom- lung zweier BRDF-Datensätze imple- merzieller Renderer wurde eine Refe- mentiert worden. Dabei werden der renz-Anbindung der Bibliothek an den Industriestandard OpenGL, die frei 5*10 = 50 Schnittstellen implemen- frei verfügbaren Renderer pbrt [Pharr, verfügbare Graphik-Engine vlgGraphics- tieren. Die Informatik spricht von einer Humphreys] implementiert. Darüber Engine (ebenfalls an der Fachhochschu- m:n Beziehung und hat für solche Be- hinaus wurde eine Anbindung an AnySL, le Kaiserslautern entwickelt) und Qt für ziehungen auch die richtige Lösung. Man Lux3D und mental ray 3.7 realisiert. die Benutzungsoberfläche verwendet. schiebt zwischen m Dateiformate und n Abbildung 4 zeigt einen Beleuchtungs- Software-Pakete ein neutrales Binde- Eine BRDF hängt im Allgemeinen von körper für das Cook-Torrance Be- glied ein. Dadurch reduziert sich der viel mehr Parametern ab als der Licht- leuchtungsmodell. BRDFLab ist eine Aufwand auf die Implementierung von frequenz und den vier Kugelkoordina- wertvolle Hilfe für die Evaluation der m Schnittstellen zu m Dateiformaten, ten für Licht- und Betrachtungsrichtung. Verfahren im Projekt, aber auch als und n Anbindungen an n Renderern. Es gibt Materialien, die auch vom Ort Werkzeug in Computergrafik-Lehrver- Kommt ein neues Dateiformat hinzu, abhängen. Auch für solche Reflek- anstaltungen hervorragend einsetzbar. muss nur an einer Stelle Software ent- tanzfunktionen gibt es Messverfahren, wickelt werden. die Datensätze dafür werden als Bi- Analytische Beleuchtungsmodelle haben directional Texture Functions (BTF) in der Regel 5 bis 10 Parameter. Des- Ergebnisse bezeichnet [Klein et. al.]. Ein solcher halb liegt es nahe die Datensätze mit Dateiformate alleine sind nicht die Lö- Datensatz besteht aus über 6 500 digi- Hilfe eines Vektorraummodells zu be- sung für das Problem der Schnittstellen talen Bildern. Auch diese Datensätze schreiben. Die Samples eines Daten- zwischen Oberflächen-Samples und können mit der OpenBRDF-Bibliothek satzes können als ein Merkmalsvek- Renderern. Dies zeigt die Erfahrung, eingelesen und danach in einer Render- tor in einem sehr hochdimensionalen die man mit CAD-Schnittstellen seit Software verwendet werden. Abbildung Vektorraum interpretiert werden. Ver- Jahrzehnten macht. Es gibt eine ganze 3 zeigt einen BTF-Datensatz aus der wendet man die 100 Datensätze aus Reihe von Definitionen für neutrale Austauschformate zwischen CAD- Systemen wie IGES, VDAIS, VDAFS oder STEP. Erfolgversprechender ist es, nicht nur Dateiformate zu definieren, sondern ein sogenanntes Application Program- ming Interface (API) zu implementieren. Dies ist in der Computergrafik sehr gut möglich, da als Programmiersprache so gut wie immer C++ verwendet wird. Mit einem solchen API in C++ wer- 18 den Klassen zur Verfügung gestellt, die Abb. 4: Datensätze importieren, und in einer Ein Beleuchtungskörper für das Cook-Torrance Beleuchtungsmodell in BRDFLab Datenstruktur zur Verfügung stellen. Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
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