www.fh-kl.de - Forschungsbericht 2010/2011 - Hochschule Kaiserslautern

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Forschungsbericht 2010/2011

             CAMPUS KAISERSLAUTERN ∙ PIRMASENS ∙ ZWEIBRÜCKEN

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Impressum

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Herausgeber
Prof. Dr. Konrad Wolf
Präsident der Fachhochschule
Kaiserslautern

Morlauterer Straße 31
67657 Kaiserslautern

Tel. 0631 3724-2100
Fax 0631 3724-2129

Redaktion
Kontaktstelle für Innovation,
Technologie- und Wissenstransfer ITW

Morlauterer Straße 31
67657 Kaiserslautern

Tel. 0631 3724-2159
Fax 0631 3724-2174

Beiträge sind namentlich
gekennzeichnet

Titelbild:
Bildquelle Projekt OpenBRDF

Projektleitung Anzeigen
Dirk Buhle
Tel.: 05353 9109-490
Fax: 05353 9109-491

Produktion
mediaprint infoverlag gmbh
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Vorwort

Vorwort
Die Ausgabe 2010/11 setzt die Reihe        dem unsere eingereichte Ideenskizze
der Forschungsberichte unserer Hoch-       positiv begutachtet wurde, führt uns
schule fort, die in Kooperation mit der    einen Schritt weiter in Richtung zu ei-
mediaprint infoverlag gmbh erscheinen.     ner gründungsprofilierten Hochschule.

Eine Reihe positiver Entwicklungen         Einige Fachbereiche erleben zurzeit
haben das vergangene Jahr begleitet.       einen Generationenwechsel. Mehre-
Die Planzahlen für den Hochschulpakt       re neue Kollegen konnten im neuen
I bezüglich zusätzlicher Ersteinschrei-    Jahr für unsere Hochschule gewonnen
bungen konnten deutlich übererfüllt        werden. Um ihren Start in die For-
werden, für den Hochschulpakt II           schung zu erleichtern, hat die FH ihr
hat sich die Fachhochschule Kaisers-       internes Budget zur Förderung von                 Mir ist bewusst, dass in allen F&E
lautern anspruchsvolle Ziele gesetzt.      Forschung und Innovation aufgestockt              Projekten sehr viel persönliches
Im Rahmen der Fachhochschulinitiati-       und gibt damit einen Anschub für                  Engagement der Professorinnen und
ve des Landes wurde ein Forschungs-        Drittmittelprojekte.                              Professoren sowie der Mitarbeiter-
konzept entwickelt, das die drei An-                                                         innen und Mitarbeiter steckt. Mein
gewandten Forschungsschwerpunkte           Die Qualität von Forschung und Lehre              Dank gilt allen, insbesondere den
unserer Hochschule stärken soll und        wird nicht zuletzt von der fachlichen             Autor innen und Autoren der Beiträge
damit die Profilbildung in Forschung       Weiterqualifizierung der Professo-                in diesem Bericht.
und Entwicklung unterstützt.               rinnen und Professoren bestimmt. In
                                           Form von Forschungsfreisemestern                  Ich lade Sie zu einer Entdeckungsreise
Unser kooperatives Studienmodell, das      haben die Fachbereiche dafür Raum                 quer durch die Forschungsgebiete
sich in den Studiengängen des Fach-        geschaffen. Ein ganzes Kapitel dieser             unserer Hochschule ein.
bereichs Angewandte Ingenieurwis-          Ausgabe ist Berichten aus den For-
senschaften seit Jahren bewährt hatte,     schungsfreisemestern gewidmet.
konnte in diesem Jahr auf sämtliche                                                          Prof. Dr. Konrad Wolf
Studiengänge ausgeweitet werden.           Sie finden in dieser Ausgabe spannende            Präsident
Mit KOSMO reagieren wir auf die ge-        Beiträge aus unterschiedlichsten For-
stiegene Nachfrage von Seiten der          schungsgebieten der Hochschule. Info-
Studienanfänger aber auch von Seiten       rmieren Sie sich z.B. über neue Ansätze
der Unternehmen, denn das koopera-         für die Patienten schonende Reposition
tive Studienmodell ist eine Antwort auf    von Knochenfrakturen, über eine ver-
den Fachkräftemangel in unserer Region.    gleichende Studie zur Gründungsnei-
                                           gung von Studierenden verschiedener
Sehr erfolgreich entwickelt sich das ge-   internationaler Hochschulen oder über
meinsame Gründungsbüro von TU und          innovative Entwicklungen zum Schutz
FH Kaiserslautern. Die Beteiligung im      von Fahrzeuginsassen bei Auffahr-
Wettbewerb EXIST IV des BMWi, bei          unfällen.

                                                                                                                                               1

                                                  Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
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Inhalt

    Inhalt Forschungsbericht 10/11
    Vorwort Präsident                                                                                        1

    1. Aktuelles aus der Hochschule                                                                          4

    II. Projektbeispiele aus Forschung & Entwicklung                                                        16

    Angewandte Ingenieurwissenschaften
    Computer- und roboterassistierte Reposition von Knochenfrakturen
    Dipl.-Ing. (FH) Jan Buschbaum, Dr. med. Alexander Kristen, PD Dr. med. Ulf Culemann,
    Prof. Dr.-Ing. Rainer Fremd, Prof. Dr. med. Tim Pohlemann                                                8

    Betriebswirtschaft
    Internationales Forschungsprojekt „Gründungen und Entrepreneurship bei Studierenden“ (GESt-Studie)
    Prof. Dr. Walter Ruda, Prof. Dr. Thomas A. Martin, M.A. Dipl.-Betriebswirt (FH) Benjamin Danko          12

    Computergrafik
    OpenBRDF – Ein offenes System für die virtuelle Medienproduktion
    Prof. Dr. Manfred Brill, M.Sc. Stefan Häfner, M. Sc. Markus Laininger                                   16

    vglGraphicsEngine – Objektorientierte Grafikprogrammierung mit OpenGL in Lehre und Forschung
    Prof. Dr. Manfred Brill                                                                                 22

    Kunststofftechnik
    Untersuchung der Struktur-/Eigenschaftsbeziehungen Nanopartikel verstärkter Hochleistungsthermoplaste
    Prof. Dr. Jens Schuster                                                                                 26

    ESA ITI-Projekt – Erhöhung der Wärmeleitfähigkeit von CFK-Bauteilen
    Prof. Dr.-Ing. Jens Schuster, Dipl.Ing. (FH) Jens Kiefaber                                              28

    Medieninformatik
    Software- und Interaktionsmodelle für die sozio- und enthnologische Forschung
    Prof. Dr. Manfred Brill, Prof. Dr. Jörg Hettel                                                          30

    ixMENTOR – preisgekrönter Ansatz zur Studienberatung auf Basis von
    Hochschulportal und Multitouch-Oberflächen
    Prof. Dr. Bernhard Schiefer, Prof. Dr. Dieter Wallach                                                   32

    Mikrosystemtechnik
    Schrecksignal zur Minderung des Risikos von Schleudertraumata beim rückwärtigen Auffahrunfall
    Prof. Dr.-Ing. Lutz-Achim Gäng, Sabrina Karch B.Sc.                                                     36

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    Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
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Inhalt

III. Forschungsfreisemester                                                                                                    40

Geschäftsprozesse und Services für Smart Energy,
Prof. Dr. Christian Aichele                                                                                                    40

Mehrjährige Steuer- und Investitionsoptimierung mit Hilfe eines Excel-Tools,
Prof. Dr. Rainer Hofmann                                                                                                       44

Auswahl, inhaltliche Gestaltung und Beurteilung einer betriebswirtschaftlichen Wissensdatenbank,
Prof. Dr. Michael Jacob                                                                                                        47

Mechatronisches Projekt „Viergliedriges Koppelgetriebe mit
lagegeregeltem Drehstrom-Synchron-Servoantrieb“,
Prof. Dr. Matthias R. Leiner                                                                                                   49

„Frage: Wie sehen die Webseiten der Zukunft, im Jahr 2015 aus?“ „Antwort: Was für Webseiten?“
Prof. Adrian Müller                                                                                                            51

Modellierung von Abhängigkeitsstrukturen durch den Ansatz von Copulas,
Prof. Dr. Klaus J. Schröter                                                                                                    53

Biobasierte Verbundwerkstoffe,
Prof. Dr. Jens Schuster                                                                                                        55

IV.Veröffentlichungen                                                                                                          56

Fachbuch „Mathematische Modelle im Bauingenieurwesen“,
Prof. Dr. Kerstin Rjasanowa                                                                                                    56

Lehrbuch zum Standard für die Prozessmodellierung,
Prof. Dr. Thomas Allweyer                                                                                                      58

Fachbuch „Sport-Sponsoring“,
Prof. Dr. Walter Ruda und Frauke Klug                                                                                          59

Konferenzbeiträge „GESt-Studie“,
Prof. Dr. Walter Ruda, Prof. Dr. Thomas A. Martin, M.A. Dipl.-Betriebswirt (FH) Benjamin Danko                                 62

Konferenzbeitrag „OpenBRDF“,
Sebastian Alberternst, Manfred Brill, Markus Laininger                                                                         65

Beteiligung an der CeBIT 2010                                                                                                  68

V. Anhang                                                                                                                      69

Ansprechpartner                                                                                                                69

                                                                                                                                                  3

                                                     Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
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Aktuelles aus der Hochschule

    Einführung
    Die Fachhochschule Kaiserslautern ist eine Hochschule für angewandte Wissenschaften mit einem Studienangebot von rund
    40 Bachelor- und Masterstudiengängen aus ingenieurwissenschaftlichen, informationstechnischen, betriebswirtschaftlichen
    und gestalterischen Bereichen. Mit mehr als 5.500 Studierenden und ca. 140 Professorinnen und Professoren gehört sie
    zu den größeren Fachhochschulen im Land. Dennoch hat sie sich zum Ziel gesetzt in den nächsten Jahren zahlreiche neue
    Studienplätze zu schaffen. Damit verbunden sollen vermehrt berufsbegleitende Studienangebote geschaffen werden und
    das kooperative Studienmodell KOSMO intensiver beworben werden. KOSMO ermöglicht eine frühzeitige Integration der
    Studierenden in die begleitenden Partnerunternehmen, schafft daher einen großen Praxisbezug und beugt der Abwanderung
    der Absolventinnen und Absolventen aus der Region vor.

    Fachhochschulinitiative                             stärken und weiter ausbauen. 2005          reits gestellt. IMS ist der drittmittelstär-
                                                        wurden diese Schwerpunkte auf dem          kste Schwerpunkt der Hochschule. Er
    Das      rheinland-pfälzische    Wissen-            Weg zu einer Forschungsprofilierung        profitiert vom positiven Forschungskli-
    schaftsministerium MBWJK hat seine                  vom Senat der Hochschule eingerichtet.     ma in der Mikrosystemtechnik und von
    Forschungsförderung für die anwen-                  Mit den Landesmitteln wird erstmal eine    der guten Ausstattung der beteiligten
    dungsnah orientierten Fachhochschulen               strukturelle Unterstützung der Schwer-     Labore (Reinraum mit angeschlossener
    von einer Einzelprojektförderung auf                punkte in Form einer Assistentenstel-      Analytik, Biotechnologielabore, Werk-
    die Förderung von Entwicklungs- und                 le möglich, die thematische Weiter-        stoffkundelabor).
    Forschungskonzepten umgestellt, ähnlich             entwicklung soll durch eine zusätzliche
    wie schon einige Jahre zuvor bei den                Projektförderung erreicht werden. Die      Gegenstand des Forschungsschwer-
    Universitäten. Bis Ende 2013 stehen den             drei Forschungsschwerpunkte werden         punktes      „Zuverlässige     Software-
    sieben Fachhochschulen im Land zusätz-              im Folgenden kurz vorgestellt.             intensive Systeme“ ZUSIS ist die an-
    lich zur Grundfinanzierung insgesamt 5,4                                                       wendungsorientierte Erforschung der
    Millionen Euro zur Schärfung ihres Profils                                                     Entwicklung von technischen und or-
    in den Bereichen der anwendungsnahen                Forschungsschwerpunkte                     ganisatorischen Systemen, bei denen
    Forschung, des Wissens- und Technolo-                                                          Software eine wichtige und lebenser-
    gietransfers, der Kooperation und der               Die Themenstellung des Forschungs-         haltende Rolle spielt und in denen eine
    Verzahnung von Absolventenqualifi-                  schwerpunkts „Integrierte miniaturi-       potenzielle Fehlfunktion der Software
    zierung und Forschung zur Verfügung.                sierte Systeme“ IMS nimmt Bezug auf        nicht mehr durch geeignete fallback-
    Entsprechend der erarbeiteten For-                  die in der modernen technologischen        Hardwarekomponenten          aufgefangen
    schungskonzepte werden diese Gelder                 Entwicklung zu beobachtende Fokus-         werden kann. Beispiele dafür sind
    an den Hochschulen eigenverantwort-                 sierung auf immer kleinere Längen-         mechatronische Systeme, medizintech-
    lich verschiedenen Maßnahmen zuge-                  skalen. Die bisherigen Projekte befassen   nische Produkte, Logistiksysteme und
    führt und regelmäßig die Zielerreichung             sich mit typischen Schnittstellenthemen    computergestützte Geschäftsprozesse.
    überprüft. So erhalten die Hochschulen              wie den Werkstoffwissenschaften, den       Hierbei liegt der Fokus insbesondere auf
    mehr Autonomie bei der Entwicklung                  Mikro- und Nanotechnologien, der           der Erzielung definierter Produktquali-
    ihres individuellen Forschungsprofils und           Mikrosystemtechnik und den Ange-           täten durch die integrierte Entwicklung
    gehen gestärkt in den Wettbewerb um                 wandten Lebenswissenschaften. Insbe-       von technischen bzw. organisatorischen
    Studierende, Lehrende, Forschende und               sondere Themen der Nanotechnologie         Komponenten und der Software.
    Forschungsmittel.                                   und die Verknüpfung mit den Lebens-
                                                        wissenschaften werden zukünftig im         Der Forschungsschwerpunkt „Nachhal-
4   Die Fachhochschule Kaiserslautern                   Forschungsschwerpunkt die aktuellen        tige Produkte und Dienstleistungen“
    wird mit den zusätzlichen Mitteln ihre              Themenbereiche erweitern. Erste Pro-       NaPuD beschäftigt sich mit Themen
    Angewandten Forschungsschwerpunkte                  jektanträge in diesem Bereich sind be-     der Nachhaltigkeit und ökologischen

    Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
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Aktuelles aus der Hochschule
    Einnahmen Drittmittel gesamt [1000 €]

                                            3.500

                                            3.000

                                            2.500

                                            2.000

                                            1.500

                                            1.000

                                             500

                                               0
                                                    2004   2005   2006     2007         2008       2009        2010             Abb. 1:
                                                                                                                                Entwicklung der Drittmitteleinnahmen
                                                                           Jahr
                                                                                                                                seit 2004

Prinzipien. Im Bereich Nachhaltiges                                      zahl größerer Projekte mit deutlichem               ■ „Entwicklung neuer Zelllinien, deren
Bauen und Gestalten wurden Konzepte                                      Personaleinsatz. Ca. 40 Projektstellen                Anpassung an ein dreidimensionales
entwickelt und realisiert, die es im Woh-                                (Vollzeitäquivalent) sind zurzeit aus Dritt-          Kultivierungssystem und die in-vivo
nungsbau unter Wahrung der ökono-                                        mitteln finanziert. Ganz erfreulich hat               Detektion von Proteininteraktionen“
mischen Aspekte ermöglichen Energie-                                     sich die Teilnahme am Fachhochschul-                  Projektleitung Prof. Dr. Oliver Müller
Gewinn-Gebäude zu bauen. Es geht                                         programm (FHprofUnt) des BMBF ent-                  ■ „Multifunktionales Pharmascreening
darum, den Energieverbrauch öffent-                                      wickelt. Nachdem bereits in 2009 drei                 mit Cell-Chip Hybridsystemen“
licher Gebäude deutlich zu reduzieren,                                   neue Projekte bewilligt wurden, sind auch             Projektleitung Prof. Dr. Sven Ingebrandt
andererseits die anfallenden Energie-                                    in der Förderrunde 2010 wieder drei
kosten für die Heizung zu erwirtschaften.                                Vorhaben in die Förderung gekommen.                 Auch im BMWi geförderten ZIM Pro-
Eine Verbindung mit den Kompetenzen,                                                                                         gramm ist eine zunehmende Antrag-
die im Fachbereich Angewandte Ingeni-                                    ■ „Automatische Erfassung von Objekten              stellung zu verzeichnen. Nach drei Be-
eurwissenschaften in Verbindung mit der                                    aus Bildfolgen des Straßenraumes“                 willigungen in 2009 gingen in 2010 zwei
Konzeption des Studiengangs „Energieef-                                    Projektleitung Prof. Dr. Martin Böhm              neue Vorhaben an den Start.
fiziente Systeme“ aufgebaut werden, er-                                  ■ „Entwicklung eines Zell-Chip Hybrid-
scheint hier besonders viel versprechend                                   Testsystems zur Wirksamkeitsanalyse               ■ „Nano-Prägestempel“
(Stichworte z.B. Smart Grids, Gebäude-                                     von Krebsmedikamenten“                              Projektleitung Prof. Dr. Monika
automation).                                                               Projektleitung Prof. Dr. Sven Ingebrandt            Saumer
                                                                         ■ „Stimulierung intrinsischer Stamm-                ■ „Elastische Sanierungsmassen für
                                                                           zellen des zentralen und peripheren                 Fugen-, Inliner-, Schachtkopfanbin-
Drittmitteleinwerbung                                                      Nervensystems zur Behandlung neu-                   dungen in begehbaren Kanalisationen“
                                                                           rodegenerativer Erkrankungen“                       Projektleitung Prof. Dr. Peter-Michael
Über die letzten Jahre ist ein deutlicher                                  Projektleitung Prof. Dr. Karl-Herbert               Hajek
Anstieg der Forschungsaktivität zu ver-                                    Schäfer
zeichnen. 2010 wurden ca. 70 Projekte                                                                                        Darüber hinaus gibt es derzeit noch eine
mit unterschiedlichsten Kooperations-                                    Zusätzlich konnten im Programmteil                  Beteiligung an einem BMBF-Verbund-
partnern und Mittelgebern bearbeitet.                                    Ingenieurnachwuchs des BMBF Fach-                   projekt (MST) im Fachprogramm Mi-
Viele dieser Projekte haben nur kurze                                    hochschulprogramms zwei Forschungs-                 krosystemtechnik und ein neues DFG
                                                                                                                                                                               5
Laufzeiten und ein geringes Projekt-                                     vorhaben neuer Professoren platziert                gefördertes Projekt im Bereich Applied
volumen, es gibt aber auch eine An-                                      werden.                                             Life Sciences. 2011 startet ein aus dem

                                                                                  Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
www.fh-kl.de - Forschungsbericht 2010/2011 - Hochschule Kaiserslautern
Aktuelles aus der Hochschule

                                                        Drittmitteleinnahmen u. Zuwendungen für
                                                                                                  2.000

                                                                                                  1.800                                öffentl. Mittel
                                                                                                                                       private Mittel
                                                                                                                                       Landesmittel

                                                                   Forschung [1.000 Euro]
                                                                                                  1.600

                                                                                                  1.400

                                                                                                  1.200

                                                                                                  1.000

                                                                                                   800

                                                                                                   600

                                                                                                   400

                                                                                                   200

                                           Abb. 2:                                                   0
    Drittmitteleinnahmen aus dem öffentlichen und                                                         2004   2005   2006   2007         2008         2009     2010
     aus dem privaten Bereich sowie Zuweisungen                                                                                Jahr
               des MBWJK für Forschungsprojekte

    EU-Forschungsrahmenprogramm finanz-                 mit Unternehmen bestimmt. Beide                                        grenzen hinaus unterstützen und einen
    iertes Projekt zum Austausch von Wissen-            Bereiche sind im Selbstverständnis der                                 Austausch in Bezug auf ländertypische
    schaftlern (Marie Curie) im Themen-                 Hochschule wichtig für die Entwicklung                                 Strukturen und Prozesse ermöglichen
    bereich der Mikrosystemtechnik.                     von Forschung und Technologietransfer.                                 (www.tigre-gr.eu).

    Die Vorbereitung der Projektanträge                                                                                        Die FH Kaiserslautern gehört dem
    wird durch die ITW (Transferstelle für              Technologietransfer                                                    Patentverbund Rheinland-Pfalz an, der
    Innovation, Technologie- und Wissens-                                                                                      eine Förderung aus dem BMWi erhält, die
    transfer) als zentrale Einrichtung der              Die FH Kaiserslautern ist eingebunden in                               die Recherche- und Beratungsleistungen
    Hochschule begleitet. Sie berät die                 das Wissens- und Transfernetz der sieben                               der Patentverwertungsagentur IMG und
    Professorinnen und Professoren zu                   rheinland-pfälzischen Fachhochschulen.                                 Teile der Anmeldekosten und Gebühren
    passenden Förderprogrammen für                      Eine enge Zusammenarbeit der Transfer-                                 abdeckt. Zwei deutsche Patente wurden
    mögliche Vorhaben, verteilt aktuelle                beauftragten an den verschiedenen FHs                                  2010 in eine europäische Anmeldung
    Ausschreibungen, recherchiert nach                  erlaubt es, Abläufe im Technologietrans-                               bzw. in die PCT-Phase überführt, eine
    geeigneten      Programmen,     organi-             fer zu optimieren und der rheinland-                                   dritte Erfindung konnte beim deutschen
    siert Informationsveranstaltungen zur               pfälzischen Wirtschaft die Kompetenzen                                 Patentamt angemeldet werden.
    Forschungsförderung und unterstützt                 aller FHs gemeinschaftlich zur Verfügung
    die Antragstellung.                                 zu stellen. In diesem Zusammenhang ist                                 Für die Sensibilisierung, Motivierung
                                                        auch die Kompetenzdatenbank www.                                       und Qualifizierung der Studierenden
    Entsprechend der erfolgreichen Akquise              twin-rlp.de entstanden. Twin-rlp wird                                  und MitarbeiterInnen im Bereich des
    neuer Projekte zeigt auch die Drittmit-             finanziell unterstützt durch das MBWJK.                                unternehmerischen Denkens und Han-
    telstatistik seit 2007 einen erfreulichen                                                                                  delns wurde 2009 gemeinsam mit der
    Anstieg der Einnahmen an (s. Abb.1)                 Gefördert über das europäische Pro-                                    TU Kaiserslautern ein Gründungsbü-
    mit einer Zunahme von 50% im Jahr                   gramm Interreg IVa, soll das Projekt                                   ro eingerichtet, das von EU und Land
    2010 auf knapp über 3 Millionen Euro.               tigre (Technologietransfer und Innova-                                 Rheinland-Pfalz finanziert ist und aus
                                                        tion in der Großregion), das in Koope-                                 dem Exist III Programm des BMWi zu-
    Das Verhältnis von öffentlichen zu pri-             ration mit Partnern aus dem Saarland,                                  sätzliche Mittel erhält. In Begleitung durch
6   vaten Mitteln zeigt Abb. 2. Es wird durch           aus Frankreich, Belgien und Luxemburg                                  das Gründungsbüro sind bisher sechs
    das Abschneiden in Förderprogram-                   durchgeführt wird, den Wissens- und                                    Unternehmen im Dienstleistungsbereich
    men und größere Vertragsabschlüsse                  Technologietransfer über die Länder-                                   aus der Hochschule heraus entstanden.

    Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
www.fh-kl.de - Forschungsbericht 2010/2011 - Hochschule Kaiserslautern
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www.fh-kl.de - Forschungsbericht 2010/2011 - Hochschule Kaiserslautern
Angewandte Ingenieurwissenschaften

    Computer- und roboterassisti
    Knochenfrakturen
    Dipl.-Ing. (FH) Jan Buschbaum, Dr. med. Alexander Kristen, PD Dr. med. Ulf Culemann,
    Prof. Dr.-Ing Rainer Fremd, Prof. Dr. med. Tim Pohlemann

    Die operative Versorgung von Oberschenkelfrakturen stellt einen wesentlichen Anteil der täglichen unfallchirurgischen Praxis dar.
    Für den Arzt ist die herkömmliche Operationsmethode technisch anspruchsvoll und mit verschiedenen Problemen verbunden.
    Der zentrale Schritt in der operativen Frakturbehandlung ist das Auffinden eines optimalen Weges zum Zusammenführen der
    Fragmente. Die Entwicklung einer speziellen virtuellen Planungssoftware soll vor dem operativen Eingriff das Erstellen eines
    solchen Repositionspfades ermöglichen.
    Diese Information bildet die Grundlage der anschließenden Operation oder dient als Grundlage der roboterassistierten Chirurgie.
    Die Behandlung einer solchen Fraktur wird dadurch einfacher und die Operationsqualität gesteigert.

                                                                                                  ■ Intraoperativ nicht erkannte Rotati-
                                                                                                    onsdifferenzen zwischen den beiden
                                                                                                    Fragmenten führen zu postopera-
                                                                                                    tiven Fehlstellungen (siehe Abbildung
                                                                                                    2). Eine Differenz von ≥ 15° kann
                                                                                                    langfristig zu Arthrose im Hüftgelenk
                                                                                                    führen [4].

    Abb. 1: Röntgenbilder vor und nach der Marknagelosteosynthese [2]                             Diese Probleme veranlassten zur Idee
                                                                                                  eine spezielle Planungssoftware zu ent-
                                                                                                  wicklen, die es dem Arzt ermöglicht, zu
    Einleitung und Problemstellung                      Operationsmethode durch die sub-          Beginn der operativen Frakturversor-
    Die operative Versorgung von Femur-                 optimale visuelle Darstellung mittels     gung einen optimalen Repositionspfad
    frakturen stellt einen wesentlichen An-             Röntgenbildern nur schwer möglich.        festzulegen. Diese Information unter-
    teil der täglichen unfallchirurgischen              Der gesamte Operationsverlauf ist         stützt anschließend den Chirurgen bei
    Praxis dar. Laut Statistischem Bundes-              für den Chirurgen technisch sehr an-      der Operation oder ein Roboter führt
    amt wurden im Jahr 2008 159.004                     spruchsvoll und mit Problemen sowohl      die eigentliche Reposition durch.
    Patienten vollstationär behandelt [1]. Als          für den Arzt als auch für den Patienten
    Standardverfahren hat sich die Mark-                behaftet [3], [4].                         Abb. 2:
    nagelosteosynthese etabliert, bei der ins                                                      Auswirkung einer inkorrekten Reposition [5]
    Innere der Knochenröhre ein Marknagel               Probleme der Operationsmethode:
    inseriert und dieser anschließend mit               ■ Unzureichende 2D-Bildgebung er-
    den beiden Fragmenten verschraubt                     schwert das Auffinden des Repositi-
    wird (siehe Abbildung 1).                             onspfades.
                                                        ■ Durch die interoperative Röntgen-
    Der zentrale Schritt in der operativen                bildgebung treten hohe Strahlenbela-
    Frakturbehandlung ist das Auffinden des               stungen für Arzt und Patient auf.
    optimalen Repositionspfades, also eines             ■ Das Reponieren des Oberschenkel-
8   optimalen Weges zum Zusammen-                         knochens wird durch den starken
    führen der Fragmente. Ein korrektes                   Weichteilmantel erschwert. Laut [4]
    Reponieren ist mit der bisher üblichen                entstehen Kräfte über 400 N.

    Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Angewandte Ingenieurwissenschaften

erte Reposition von

      Abb. 3: Repositionssoftware, frakturierter und reponierter Femur [6]

 Virtuelle Repositionssoftware                        mithilfe einer 3D-Maus (Spacemouse)                 Position zu erreichen. Ein medizinisches
 Als Grundlage der Repositionssoftware                solange verschoben und verdreht, bis                Navigationsgerät überwacht und erfasst
 dienen virtuelle, dreidimensionale Dar-              die gewünschte Zielpose erreicht ist. Die           die Lage und Orientierung der realen
 stellungen der Fraktur, die vor einer Ope-           rechte Abbildung zeigt die korrekt re-              Knochen. Das bewegliche Fragment
 ration mit dem Computertomographen                   ponierte Fraktur.                                   wird entlang des Repositionspfades
 erstellt werden. Die Repositionssoftware                                                                 verschoben, bis die korrekte Zielpose
 visualisiert die beiden Knochenfragmente             Die Punkte, die während der Repositi-               erreicht ist. Währenddessen werden die
 aus verschiedenen Blickwinkeln und er-               onsplanung durchlaufen wurden, wer-                 virtuellen Knochenmodelle visualisiert
 möglicht somit eine umfangreiche Ana-                den in einer Tabelle als Repositionspfad            und der gesamte Vorgang kann in Echt-
 lyse der Fraktur. Die Abbildung 3 zeigt              gespeichert. Damit ist der Ablauf der               zeit an einem Bildschirm verfolgt wer-
 die Bedienoberfläche der Software und                Reposition Schritt für Schritt aufge-               den. Unzulässige Abweichungen werden
 die verschiedenen Ansichten der virtu-               zeichnet und der Chirurg kann diese                 sofort erkannt und können verhindert
 ellen Fraktur. Die linke Darstellung zeigt           Information in der anschließenden                   werden.
 als Ausgangslage einen frakturierten                 Operation nutzen. Mittels Bewegungs-
 Oberschenkelknochen. Um die Kno-                     primitiven bekommt der Arzt vorge-                  Der weitere Ansatz besteht darin, den Re-
 chenfragmente lückenlos zusammen-                    geben, welche Verschiebung oder Dre-                positionspfad an einen Roboter zu über-
 zufügen, wird das bewegliche Fragment                hung notwendig ist, um die nächste                  geben, der die eigentliche Reponierung

          Abb. 4: Reponierung durch den Roboter [6]

                                                                                                                                                            9

                                                               Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Angewandte Ingenieurwissenschaften

     durchführt. Eine erste experimentelle        tionspfaden. Eine Operation wird                [3]A. Kristen, U. Culemann, R.Fremd, T.
     Umsetzung wurde im Robotik-Labor der         maßgeblich durch die Kräfte, bedingt               Pohlemann; Publikation: Unfallchirurg
     Fachhochschule Kaiserslautern erprobt        durch die Oberschenkelmuskulatur be-               2008, Visualisierung von Repositions-
     (siehe Abbildung 4).                         einflusst. Diese müssen entsprechend               pfaden – Neuartige Betrachtungs-
                                                  in der Repositionssoftware mitberück-              weise von Repositionsvorgängen;
     Das fest stehende Fragment ist mit           sichtigt werden. Durch mathematische               Springer Medizin Verlag, 2008;
     einem Stator fixiert und das beweg-          Optimierung und die Simulation der              [4]R. Westphal, M. Oszwald, S. Winkel-
     liche Fragment ist am Roboter mon-           intraoperativ auftretenden Kräfte wird             bach, T. Hüfner, C. Krettek, F. Wahl;
     tiert. Dem Roboter gelingt es sehr           ein optimaler Repositionspfad erstellt.            Publikation: Trauma Berufskrankheit
     präzise die gewünschte Stellung zu           Ziel ist es, eine Bahn vor der Operati-            2009, Roboterassistierte Frakturver-
     erreichen, sodass das Knochenmodell          on zu planen, mit der möglichst einfach,           sorgung am Femur; Springer Medizin
     sehr exakt reponiert wird. Es ist zu be-     schnell, genau und ohne Verletzung von             Verlag, 2009;
     achten, dass in diesem Versuchsaufbau        Weichteilen die Zielpose erreicht wird.         [5]T. Hüfner, M. Oszwald, T. Stübig, U.
     keine Kräfte durch Weichteile berück-                                                           Brunnemer, T. Gösling, C. Krettek, M.
     sichtigt wurden. In der Realität beein-      Durch das Wissen über den optima-                  Citak, Publikation: Trauma Berufs-
     flussen diese ein Zusammenfügen der          len Repositionspfad können die ein-                krankheit 2009, Femurschaftfraktur –
     Fragmente erheblich.                         gangs erläuterten Probleme der bis-                Computergestützte Reposition und
                                                  herigen operativen Frakturversorgung               Torsionskontrolle; Springer Medizin
     Zusammenfassung und Ausblick                 minimiert und der Weg zur maximalen                Verlag, 2009;
     Der aktuelle Entwicklungsstand zeigt,        Patientenschonung vorbereitet werden.           [6]J. Buschbaum; Diplomarbeit: Compu-
     dass mit dieser Software eine compu-                                                            ter- und robotergestützte Reposition
     ter- und roboterassistierte Reposition       Quellen- und Literaturverzeichnis                  von Knochenfrakturen; Fachhoch-
     grundsätzlich möglich ist. Es handelt sich   [1]Statistisches Bundesamt Deutsch-                schule Kaiserslautern, 2010;
     dabei um einen ersten experimentellen           land; Webseite: Statistisches Bundes-
     Ansatz, den es im weiteren Verlauf zu           amt Deutschland – Krankenhauspa-
     verbessern gilt.                                tienten, URL: http://www.destatis.de/
                                                     jetspeed/por tal/cms/Sites/destatis/
     Das Gebiet der Robotik bietet enormes           Internet/DE/Content/Statistiken/Ge-
     Erweiterungspotenzial, jedoch ist die           sundheit/Krankenhaeuser/Tabellen/
     Entwicklung eines Robotersystems zum            Content75/DiagnosenInsgesamt.
     klinischen Einsatz aus sicherheitstech-         psml; Abrufdatum: 22.09.2010;
     nischen und hygienischen Aspekten            [2]Technische Universität Braunschweig
     schwer zu realisieren.                          – Institut für Robotik und Prozessin-
                                                     formatik; Webseite: Reposition von
     Der Schwerpunkt der weiteren Ent-               Femurschaftfrakturen, URL: http://
     wicklung liegt daher auf der realitäts-         www.rob.cs.tu-bs.de/research/pro-
     nahen Erstellung von optimalen Reposi-          jects/femur/; Abrufdatum: 15.09.2010;

                                                  Projektleitung:      Prof. Dr.-Ing Rainer Fremd, Fachbereich Angewandte Ingenieurwissenschaften
                                                                       Dr. med. Alexander Kristen, Universitätsklinik Homburg

                                                  Kontakt:             rainer.fremd@fh-kl.de

                                                  Mitarbeiter:         Prof. Dr. med. Tim Pohlemann
                                                                       P.D. Dr. med. Ulf Culemann
                                                                       Dipl.-Ing. (FH) Jan Buschbaum

                                                  Projektpartner:      Klinik für Unfall- Hand- und Wiederherstellungschirurgie Homburg
                                                                       (Direktor: Professor Dr. med. Tim Pohlemann)
10
                                                  Förderung:           Budget für Forschung und Innovation (FH intern)
Wirtschaftsförderung

             n–
Wissen teile               ben
            Fortschritt le
                    tschland.de
       www.alles-deu
                                                    Sie haben die Idee?!
                                                             Wir helfen Ihnen weiter ...
                                                    •   Kontaktpflege zu Unternehmen
                                                    •   Neuansiedlung von Unternehmen
                                                    •   Beratung, Betreuung & Unterstützung
                                                    •   Beratung zu Förder- & Zuschussmöglichkeiten
                                                    •   Günstige Räumlichkeiten mit Breitbandanschluss
                                                        und guter Verkehrslage

                                                                                         Bärbel Rieger-Hoff
                                                        Stadtverwaltung Pirmasens · Wirtschaftsförderung
                                                                     Delaware Ave. 1-3 · 66953 Pirmasens
                                       mediaprint   Telefon: 0 63 31 - 14 26 206 · Fax: 0 63 31 - 14 26 210
                                  infoverlag gmbh                      E-Mail: baerbelrieger@pirmasens.de
Betriebswirtschaft

     Internationales Forschungspr
     Entrepreneurship bei Studier
     Prof. Dr. Walter Ruda, Prof. Dr. Thomas A. Martin, M.A. Dipl.-Betriebswirt (FH) Benjamin Danko

     Unternehmensgründungen haben eine wichtige volkswirtschaftliche Funktion. Gerade innovative Business Start-ups üben
     positive Effekte auf Strukturwandel, Technologietransfer, Wirtschaftswachstum und Beschäftigung aus. Die Hochschulen dienen
     hierbei als „Keimzellen“ von aus Forschungserkenntnissen resultierenden Inventionen, die überdurchschnittlich oft von Akade-
     mikern zukunftsträchtig vermarktet werden. Während die Entrepreneurship-Forschung vermehrt den Gründungserfolg fokus-
     sierte, ist die hierfür kausale Gründungsneigung von Studierenden weitgehend unerforscht. Die GESt-Studie wird durch das
     Zentrum für Mittelstands- und Gründungsökonomie ZMG in Kooperation mit Red Pymes Mercosur („Mittelstands-Netzwerk
     Lateinamerika“) und verschiedenen internationalen Hochschulen durchgeführt.

     Problembeschreibung und Ziele                       eine generelle Konzeption der Grün-       onen sowie die Gründungsrealisierung
     Einerseits werden durch Produkt-,                   dungsausbildung (Volery/Müller 2006),     entscheidend sind. Zwar gibt der GEM
     Prozess- und Dienstleistungs-Innovati-              die nur dadurch ermöglicht wird, indem    bereits einige Hinweise auf unterneh-
     onen von insbesondere durch Akade-                  studentische Entrepreneurship-Merk-       merische Merkmale, allerdings nicht
     miker gegründete Jung-Unternehmen                   male und Wirkungszusammenhänge in-        bzgl. der grundsätzlichen Bandbreite
     neue Märkte geschaffen und die volks-               nerhalb des weitgehend unerforschten      von aufzuspürenden Einflussfaktoren
     wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit                Vorgründungsprozesses analysiert wer-     und auch nicht hinsichtlich der Zielgrup-
     gestärkt, andererseits umfassen diese               den. Lediglich eine subjektorientierte    pe der Studierenden. Bspw. ist aufgrund
     Hochpotenzial-Unternehmen die ge-                   Analyse förderlicher und hinderlicher     der kulturellen Verankerung von En-
     ringste Gründungsquote. Deshalb ist das             Prozeduren ermöglicht hierbei Er-         trepreneurship die interkulturelle Un-
     alleinige Ziel, die Gründungs-Quantität             kenntnisse über eine zweckdienliche       tersuchung dieses Themenkomplexes
     zu erhöhen nicht ausreichend (Reine-                Ausgestaltung von Gründungsunter-         wichtig, um bestehende spezielle kultu-
     mann 2007). Die Gründungsförderung                  stützungsmaßnahmen zur Steigerung         relle Rahmenbedingungen bei der Ana-
     sollte sich demzufolge nachfrageorien-              der studentischen Gründungsneigung        lyse berücksichtigen zu können (Ste-
     tiert auf Studierende und Akademiker                und schließlich Gründungsaktivität von    war t/Carland/Carland/Watson/Sweo
     konzentrieren, da erwartet wird, dass               Studierenden und Akademikern (Ruda/       2003). Im Rahmen des Projektes soll
     zukünftige Innovationen vor allem durch             Martin/Ascúa/Danko 2009b). Interna-       nun geprüft werden, welche Gegeben-
     diese Zielgruppe umgesetzt werden. Ein              tionale Vergleiche ermöglichen ferner     heiten im Bereich der studentischen
     höheres Bildungsniveau erhöht nicht                 die Erforschung weiterer unterneh-        Zielgruppe existieren. Es besteht auch
     nur die Gründungswahrscheinlichkeit,                merischer Determinanten. Deutsch-         wegen der ökonomischen Entwick-
     sondern gerade Akademiker erschaffen                land weist nach dem Global Entrepre-      lungen der letzten Zeit Klärungsbedarf,
     schnell oder stärker wachsende Unter-               neurship Monitor (GEM) eine relativ       wie sich die Wirtschafts- und Finanz-
     nehmen (Friedrich-Ebert-Stiftung 1998;              geringe Gründungsquote (TEA) von          krise auf die Gründungsintention von
     Uebelacker 2005). So wird studen-                   etwa vier Prozent auf. In der Grup-       Studierenden und Akademikern aus-
     tischen Unternehmensgründungen als                  pe der 20 analysierten innovations-       gewirkt hat. Die gesellschaftliche Rele-
     Quelle von wirtschaftlichem Wachstum,               getriebenen Volkswirtschaften nimmt       vanz des Forschungsthemas hat sich seit
     Beschäftigung, Innovation und Struktur-             Deutschland lediglich den 15. Platz ein   2008 erhöht, weil während Rezessionen
     wandel (Martin/Ruda 2001) innerhalb                 (Bosma/Levie 2010). Aufgrund der ho-      vermehrt notgetriebene Gründungen
     der wirtschaftspolitischen Diskussion               hen Schwankungsbreite der TEA inner-      erwartet werden (Weber 2009). Dies
12   vermehrte Aufmerksamkeit entgegen-                  halb der Industrieländer muss es auch     konnte mithilfe der empirischen Daten
     gebracht (Ofstad 2008). Allerdings be-              weitere Kausalitäten geben, die für die   bereits bestätigt werden (Ruda/Martin/
     steht bis heute noch keine Einigkeit über           Herausbildung von Gründungsintenti-       Ascúa/Danko 2010a).

     Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Betriebswirtschaft

ojekt „Gründungen und
enden“ (GESt-Studie)
Während die GESt-Studie zwischen
Mai 2009 und Mai 2010 durch den in-
ternen Forschungsfonds der Fachhoch-
schule Kaiserslautern teilweise gefördert                                                                                               Gründer
wurde, erscheint die beabsichtigte                    Gründungs-
weitere internationale Ausweitung des                  neigung
Forschungsprojektes (z.B. Argentinien,                                                                               Gründungs-
                                                                                                                     vorbereiter
Brasilien, Chile, China, Großbritannien,
Indien, Kolumbien, Mexiko, Polen, Russ-
                                                                                             Gründungs-
land, Spanien) nur durchführbar, wenn
                                                                                            interessierter
erneut Fördergelder zur Verfügung
stünden.                                                                                                     möglicher Rückschritt
                                                                        Gründungs-
                                                                       sensibilisierter
Forschungsdesign
Das Forschungsdesign basiert auf dem                 Gründungs-
theoretischen Bezugsrahmen über die                     laie
studentische Gründungsneigung, der
                                                                                           Zeit aufgewendet für Entrepreneurship-Themen
die grundlegenden Einflussfaktoren
der Gründungsintention von Studie-
renden darstellt (Ruda/Martin/Danko
2008). Mittlerweile konnten anhand
einer großflächigen Umfrage, die mithil-       Abb. 1: Gründungsambitionstypen

fe eines standardisierten Fragebogens
seit Anfang 2007 innerhalb Lehrveran-
staltungen durchgeführt wird und so-        haben. Insbesondere Studierende der               prozessual umgesetzt werden. Um zu
mit die bei Online-Befragungen exis-        Betriebswirtschaftslehre, der Ingenieur-          potenziellen Unternehmern heranreifen
tierenden Verzerrungen vermeidet, fast      wissenschaften sowie der Informatik               zu können, benötigen Studierende
3.500 Studierende (exklusive der bis-       liegen im Fokus, weil Studierende dieser          einen integrierten unternehmerischen
lang unberücksichtigten Befragungsrun-      Fachrichtungen die höchste Gründungs-             Lernprozess (Koch 2006). In gleicher
den im Sommersemester 2010 und im           intention und Gründungsaktivität ver-             Weise vollzieht sich die Herausbildung
Wintersemester 2010/11) an vier deut-       körpern (Ruda/Martin/Danko 2009b).                einer konkreten Gründungsneigung
schen Hochschulen (Fachhochschule           Ferner umfassen die Stichproben so-               prozessual, wie das Gründungsambi-
Kaiserslautern, Fachhochschule Gießen-      wohl Studierende grundständiger als               tionstypen-Modell (Ruda/Martin/Ascúa/
Friedberg, Fachhochschule Ludwigs-          auch weiterführender Studiengänge, so             Danko 2008) verdeutlicht (vgl. Abb. 1).
hafen, Internationales Hochschulinstitut    dass auch Studierende mit Berufs- und             Die Typologie der Gründer unterschei-
Zittau) befragt werden. An dieser Stelle    Führungserfahrung befragt wurden.                 det wie folgt: Der Gründungslaie hat
sei ausdrücklich den Professoren bzw.                                                         sich bisher noch gar nicht mit Gründung
den Dozenten sämtlicher Standorte der       Gründungsambitionstypen                           beschäftigt; der Gründungssensibilisierte
Fachhochschule Kaiserslautern gedankt,      So wie auch die Unternehmens-                     hat Gründung noch nicht erwogen; der
                                                                                                                                                  13
die die Befragungsdurchführungen            gründung einem Prozessablauf folgt,               Gründungsinteressierte hat Gründung
innerhalb ihrer Vorlesungen ermöglicht      sollte auch die Gründungsförderung                bereits erachtet, aber noch nicht vor-

                                                   Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Betriebswirtschaft

                                                                                                       Auseinandersetzung mit der Grün-
                                                                                                       dungsthematik möglichst gering wahr-
                                                                                                       genommen werden. Dies dürfte sich
                                                                                                       letztlich positiv auf chancengetriebene
                                                                                                       Unternehmensgründungen mit ihren
                                                                                                       positiven Effekten auf volkswirtschaft-
                                                                                                       lichen Wohlstand (Acs/Varga 2005;
                                                                                                       Ruda/Martin//Ascúa/Danko 2010b) und
                                                                                                       somit die zu fokussierende Erhöhung
                                                                                                       der Gründungsqualität auswirken.

                                                                                                       Ausgewählte Literatur
                                                                                                       Acs, Z. J. / Varga, A. (2005): Entre-
                                                                                                          preneurship, agglomeration and
                                                                                                          technological change, in: Small
                                                                                                          Business Economics, Vol. 24, Nr. 3,
                                                                                                          2005, S. 323-334.
                                                                                                       Bosma, N. / Levie, J. (2010): Global En-
                                                                                                          trepreneurship Monitor – 2009
                                                                                                          Executive Report, Babson Park, MA
                                                                                                          2010.
           Abb. 2: Gründungsambitionen von Studierenden in Deutschland
                                                                                                       Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.) (1998):
                                                                                                          Existenzgründungen         nach   dem
                                                                                                          Hochschulabschluß, Wirtschaftspo-
     bereitet; der Gründungsvorbereiter ist              haben, ihr somit unvoreingenommen                litische Diskurse, Nr. 120, Mecken-
     schon konkret in der beabsichtigten                 gegenüberstehen und folglich auch als            heim 1998.
     Gründung engagiert; der Gründer hat                 potenzielle Unternehmer unter den             Koch, L.T. (2002):Theory and Practice of
     bereits gegründet (Ruda/Martin/Ascúa/               Studierenden zu verstehen sind – spie-           Entrepreneurship Education: A Ger-
     Danko 2009a). Das prozessorientierte                gelt sich die Notwendigkeit wider, die           man View, in Braukmann, U. / Koch,
     Gründungsambitionstypen-Modell er-                  hochschulische Gründungsausbildung               L. T. / Matthes, W. (Hrsg.), Gründer-
     läutert die sich im Zeitverlauf potenziell          sowie die Gründungsförderung prozes-             seminar (9), Wuppertal 2002, 1-28.
     herausbildende       Gründungsintention,            sual und zielgruppenorientiert auszuge-       Martin, Th. A. / Ruda, W. (2001): Ver-
     womit es der postulierten Zielgruppen-              stalten, so dass Studierenden zumindest          netzung von akademischer Unter-
     differenzierung Rechnung trägt (Ruda/               unternehmerische Basiskompetenzen                nehmerausbildung und Gründer-
     Martin/Danko 2009). Wie wichtig es                  vermittelt werden. Dann würden sie               zentren – Kooperation zwischen
     ist, im Rahmen der Gründungsförde-                  seltener – trotz bestehender Geschäfts-          dem Studiengang Mittelstandsöko-
     rung nicht nur Studierende und Aka-                 ideen – lediglich aufgrund fehlender             nomie und den Gründerzentren Er-
     demiker mit hoch ausgeprägter Grün-                 Kenntnisse von einer eigenen Grün-               goZ und Multimedia-Internet-Park
     dungsintention zu fokussieren, wird an              dung absehen bzw. davor „zurückschre-            Zweibrücken, in: Klandt, H./Nathu-
     der überdurchschnittlichen Anzahl von               cken“. Ziel ist es also nicht, im Sinne ei-      sius, K./Mugler, J./Heil, A. H. (Hrsg.):
     Gründungslaien deutlich (vgl. Abb. 2). So           ner Erhöhung der Gründungsquantität,             Gründungsforschungs-Forum 2000,
     sind 52% der befragten Studierenden                 lediglich möglichst viele Studierende zu         Dokumentation des 4. G-Forums
     als Gründungslaien zu charakterisieren,             diesem verantwortungsvollen Schritt              Wien, 5./6. Oktober 2000, Lohmar /
     gefolgt von 28% Gründungsinteres-                   zu bewegen, sondern ihnen vor allem              Köln 2000, S. 137-150.
     sierten und 11% Gründungssensibili-                 die Option einer eigenen beruflichen          Ofstad, D. (2008): Competency Tes-
     sierten. Jedoch sind je fast fünf Prozent           Selbständigkeit nahe zu legen, damit sie         ting Methods for Education and
     Gründungsvorbereiter bzw. Gründer.                  bereits während des Studiums animiert            Training of Entrepreneurs outside
                                                         werden, nach potenziellen Geschäfts-             Formal Education, in: Diesberg, C. /
     Schlussfolgerungen                                  ideen (aktiv oder mindestens passiv) zu          Fessas, Y. (Hrsg.), Developing Practi-
14   Insbesondere aus der hohen Anzahl                   suchen und die Hürden, mögliche In-              ces and Infrastructures for Entrepre-
     von Gründungslaien – die sich bislang               novationen schließlich zu verwirklichen,         neurship Education and Training in
     noch nicht mit Gründung beschäftigt                 besonders aufgrund bereits erfolgter             Europe, Rostocker Arbeitspapiere

     Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Betriebswirtschaft

  zu Wirtschaftsentwicklung und           Ruda, W. / Martin, Th. A. / Ascúa, R. /            Stewart, W. H. / Carland, J. C. / Carland,
  Human Resource Development, Nr.           Danko, B. (2010b): Vocación empren-                 J. W. / Watson, W. E. / Sweo, R. (2003):
  29, Rostock 2008, S. 15-23.               dedora de estudiantes universitarios                Entrepreneurial Dispositions and
Reinemann, H. (2007): Erfolgspoten-         antes y durante diferentes contextos                Goal Orientations: A Comparative
  ziale mittelständischer Unterneh-         macroeconómicos. Lecciones desde                    Exploration of United States and
  men im Innovationswettbewerb, in:         Alemania, in: Red Pymes, Facultad de                Russian Entrepreneurs, in: Journal of
  WISU, 2007, Nr. 2, 2007, S. 217-221.      Ciencias Económicas – Universidad                   Small Business Management, Vol. 41,
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  Dynamism of Small Business: Theo-
                                                 Wiss. Mitarbeiter:       M.A. Dipl.-Betriebswirt (FH) Benjamin Danko
  ry, Practice, and Policy, 2009 Inter-
  national Council for Small Business            Projektpartner:          Zentrum für Mittelstands- und Gründungsökonomie ZMG
  World Conference Proceedings, Se-                                       Red Pymes Mercosur „Mittelstands-Netzwerk Lateinamerika“
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  Small Business World Conference
  Proceedings, Cincinnati, Ohio 2010.

                                                  Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Computergrafik

     OpenBRDF – Ein offenes Syst
     Medienproduktion
     Prof. Dr. Manfred Brill, M. Sc. Stefan Häfner, M. Sc. Markus Laininger

     In der Bildsynthese werden inzwischen immer häufiger Messdaten für die Beschreibung der Reflexionseigenschaften einer Oberfläche
     verwendet. Im Projekt OpenBRDF wird ein offenes System für die Verwendung solcher Datensätze entwickelt und in der Praxis validiert.

     Reflektanzfunktionen                                Wie ein Betrachter einen Gegenstand                    trachtungsrichtung ist, desto spiegelnder
     in der Computergrafik                               wahrnimmt, hängt im Allgemeinen von                    wird das Glas. Schauen wir exakt in Rich-
     Neben der Haptik einer Oberfläche hat               mehreren Winkeln ab. In Abbildung 2 ist                tung der Oberflächennormalen, ist das
     das Reflexionsverhalten von Material-               der sogenannte Fresnel-Effekt auf einer                Glas durchsichtig. Eine BRDF ist natürlich
     oberflächen einen großen Einfluss auf               Windschutzscheibe gut zu erkennen. Je                  von der Frequenz des Lichts abhängig,
     die menschliche Wahrnehmung. Häufig                 größer der Winkel zwischen Normalen-                   welches auf einen Punkt der Oberfläche
     wird durch den optischen Eindruck eines             vektor der Windschutzscheibe und Be-                   auftrifft.
     Gegenstandes schon eine Aussage über
     die Anmutung und auch seine Wertig-
     keit gemacht. Existiert der Gegenstand
     nur als digitales Modell, beispielsweise als
     CAD-Modell eines Automobils, dann ist
     es wichtig die optischen Eigenschaften
     eines Metallic-Lacks möglichst gut be-
     schreiben zu können. Gelingt dies, kön-
     nen mit modernen Verfahren aus der
     Computergrafik fotorealistische Darstel-
     lungen berechnet werden.
                                                               Abb. 1:
                                                               Beispiele für Materialien
     In der Realität unterscheiden sich
     Materialien auf optischer Ebene durch
     ihre Farbigkeit und durch ihr Reflexions-
     verhalten. Dieses Verhalten reicht von
     vollkommen diffuser Reflexion bis hin
     zu vollkommen spekularer Reflexion.
     Zwischen diesen Extrempunkten ord-
     nen sich alle denkbaren Materialien ein.
     Abbildung 1 zeigt diese Spannbreite und
     einige exemplarische Beispiele für Ober-
     flächen. Das Reflexionsverhalten von
     Oberflächen kann durch bi-direktionale
     Reflektanzverteilungsfunktionen, engl. bi-
     directional reflectance distribution func-
     tions, beschrieben werden. Eine BRDF
16   ist das Verhältnis zwischen auftreffender
                                                               Abb. 2:
                                                               Der Fresnel-Effekt als Beispiel für die Winkelabhängigkeit des Reflexionsverhaltens
     Strahlungsdichte und ausgehender Strah-                   von Oberflächen (Bildquelle: Stefan Häfner)
     lungsenergie.

     Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Computergrafik

em für die virtuelle
    OpenBRDF in AnySL
    Forschungsfreisemester Prof. Dr. Manfred Brill

    Die visuellen Eigenschaften von Objekten in einer Computergrafik-Szene              Shader werden in der Regel auf der Graphical Processing Unit (GPU) aus-
    werden in der Regel mit sogenannten Shadern beschrieben. Der Begriff                geführt. Um in AnySL trotzdem vermessene Materialien aus dem Open-
    „Shader“ stammt aus dem ersten System, das diese Technologie um-                    BRDF-Projekt verfügbar zu machen, müssen die Messdaten, die in binäre
    setzte, Pixar`s RenderMan. Dieser Renderer wird bei der Produktion aller            Dateien vorliegen, so umgeformt werden, dass ein Shader darauf zugreifen
    Pixar-Filme, von „Toy-Story“ und „A Bug`s Life“ bis zu „Wall-E“ und „Up“            kann. Die im Forschungsfreisemester implementierte Lösung besteht aus
    verwendet. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Shadersprachen, neben            einer Anwendung, die einem beliebigen OpenBRDF-Datensatz in einem
    der RenderMan Shadding Language werden insbesondere die Realtime-                   Prä-Prozess in eine High-Dynamic-Range Textur im OpenEXR-Format ([3])
    Shadersprachen HLSL (Microsoft Direct3D) und GLSL (OpenGL) eingesetzt.              umwandelt. HDR-Texturen sind in der Lage Gleitkommazahlen mit 16 oder
                                                                                        sogar 32 Bit-Genauigkeit abzuspeichern. Für den Zugriff auf diese Texturen
    Das Forschungsfreisemester hat der Autor im Lehrstuhl für Computergrafik            wurden Shader in der RenderMan Shading Language implementiert, die für
    der Universität des Saarlandes und im Forschungsbereich „Agenten und Si-            gegebene Lichtquellen und Kamerapositionen die Samples aus der HDR-
    mulierte Realität“ des DFKI in Saarbrücken verbracht; beide Gruppen werden          Textur auslesen und an den Renderer weitergeben. Mit Hilfe des AnySL-
    von Prof. Dr. Phillip Slusallek geleitet. Das AnySL-Framework ([2]), das in Saar-   Frameworks steht die Lösung unabhängig von Renderern und Grafikhard-
    brücken entwickelt wird, erlaubt es Shader in einem portablen Format zu             ware zur Verfügung.
    übersetzen, das unabhängig von der Shader-Sprache, dem Rendering-System
    und der Grafikhardware ist. Eingesetzt wird AnySL insbesondere im Projekt           Literatur
    XML3D ([1]).                                                                        [1] Philipp Slussalek, Johannes Behr, Yvonne Jung, Kristian Sons: Browser(t)räu-
                                                                                            me, iX 11/2010, 54-63
    Zur Laufzeit übersetzt in AnySL ein Just-in-Time-Compiler den Shader-Quell-         [2] Ralf Karrenberg, Dmitri Rubinstein, Philipp Slusallek, Sebastian Hack:
    text für den verwendeten Renderer und die verfügbare Hardware. So kann                  AnySL: Efficient and Portable Shading for Ray Tracing, High-Performance
    man Shader in den RenderMan Shading Language schreiben, und ein Open-                   Graphics, Saarbrücken, 2010.
    GL- oder Direct3D-System kann den Shader trotzdem verwenden.                        [3] Industrial Light and Magic: OpenEXR, http://www.openexr.com.

 OpenBRDF                                                 mit einem Goniospektrometer, wie er                       Software-Paketen für die Bildsynthese,
 Seit den siebziger Jahren des letzten                    beim Projektpartner SpheronVR AG                          sogenannten Renderern. Kommer-
 Jahrhunderts sind in der Computer-                       eingesetzt wird.                                          ziell erfolgreiche Renderer wie Pixar’s
 grafik eine ganze Reihe von Beleuch-                                                                               RenderMan, mental ray oder Maxwell
 tungsmodellen für eine BRDF aufgestellt                  Solche Messdaten sind nicht neu. Schon                    können bereits mit solchen Samples
 worden. Diese Modelle haben sich in                      in den achtziger Jahren des 20. Jahrhun-                  arbeiten. Allerdings immer nur mit be-
 der Praxis bewährt, wovon man sich in                    derts wurden erste Daten an der Cornell                   stimmten Dateiformaten. Dadurch
 modernen Filmproduktionen oder in                        University erzeugt. Im MERL, dem Mit-                     entsteht eine Situation, die man von
 Produktvisualisierungen der Automobil-                   subishi Electronic Research Laboratory                    Dateiformaten für digitale Bilder leidvoll
 industrie überzeugen kann.                               in Boston, wurden auf diese Weise 100                     kennt: eine Vielzahl von verschiedenen
                                                          isotrope Materialien vermessen [Matusik                   Formaten und immer wieder die Frage,
 Genauso wie in der Musikindustrie                        et.al.], die für Forschung und Lehre frei                 wie man ein Bild im Bildformat X in die
 der Moog-Synthesizer von Samplern                        verwendbar sind. Die Vermessung der                       Software Z einliest, die leider nur Bild-
 abgelöst wurde, liegt es auch für die                    visuellen Eigenschaften von Oberflächen                   format Y unterstützt. Dies verhindert
 digitale Bildsynthese nahe, statt analy-                 wird in der näheren Zukunft viel kosten-                  einen optimalen Workflow, und häufig
 tischer Modelle Messdaten zu verwen-                     günstiger und schneller möglich sein. Man                 ist dies auch mit einem Verlust an Ge-
 den. Für eine möglichst große Anzahl                     kann erwarten, dass in einigen Jahren                     nauigkeit und Daten verbunden. Offene
 von Werten der Kugelkoordinaten, von                     eine Vielzahl von Messdaten vorliegt.                     Systeme wie OpenBRDF schaffen hier
 denen die Reflektanzverteilungsfunkti-                                                                             Abhilfe. Hat man 10 Dateiformate
 on abhängt, wird die reflektierte Farbe                  Auf der einen Seite wird es also eine                     und 5 Software-Pakete, dann müsste
                                                                                                                                                                           17
 für eine eingehende Lichtquelle ge-                      Vielzahl von Daten geben; auf der an-                     man, um jedes Dateiformat und jede
 messen. Möglich ist dies beispielsweise                  deren Seite gibt es eine Vielzahl von                     Software miteinander zu verbinden,

                                                                    Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
Computergrafik

                                                         Als erster Schritt wurde im Projekt die           BTF-Datenbank Bonn (http://btf.cs.uni-
                                                         OpenBRDF-Bibliothek spezifiziert und              bonn.de/download.html), eingelesen mit
                                                         implementiert. Die Bibliothek steht in            der OpenBRDF-Bibliothek und mit pbrt
                                                         der aktuellen Version auf Linux- und              gerendert.
                                                         Microsoft Windows zur Verfügung und
                                                         enthält bereits mehr als 50 Klassen für           Da eine BRDF mindestens von vier
                                                         das Einlesen von Datensätzen, die Er-             Winkeln abhängt, ist es schwierig eine
                                                         zeugung von Annäherungen und vor                  geeignete Visualisierung zu implemen-
                                                         allem für die Anbindung der einge-                tieren. Hält man zwei der vier Winkel
                                                         lesenen Daten an Renderer.                        fest, erhält man eine Visualisierung
                                                                                                           durch den Beleuchtungskörper. Mit
                                                         Die Bibliothek steht frei als Open-               Hilfe der Software BRDFLab können
                                                         Source zur Verfügung; bereits jetzt wird          BRDF-Daten visuell untersucht werden.
     Abb. 3:
     Der BTF-Datensatz „Wool", gerendert                 sie an den Universitäten Innsbruck und            Insbesondere ist eine Differenzdarstel-
     mit pbrt und der OpenBRDF-Bibliothek                Saarbrücken eingesetzt. Als nicht-kom-            lung zweier BRDF-Datensätze imple-
                                                         merzieller Renderer wurde eine Refe-              mentiert worden. Dabei werden der
                                                         renz-Anbindung der Bibliothek an den              Industriestandard OpenGL, die frei
     5*10 = 50 Schnittstellen implemen-                  frei verfügbaren Renderer pbrt [Pharr,            verfügbare Graphik-Engine vlgGraphics-
     tieren. Die Informatik spricht von einer            Humphreys] implementiert. Darüber                 Engine (ebenfalls an der Fachhochschu-
     m:n Beziehung und hat für solche Be-                hinaus wurde eine Anbindung an AnySL,             le Kaiserslautern entwickelt) und Qt für
     ziehungen auch die richtige Lösung. Man             Lux3D und mental ray 3.7 realisiert.              die Benutzungsoberfläche verwendet.
     schiebt zwischen m Dateiformate und n                                                                 Abbildung 4 zeigt einen Beleuchtungs-
     Software-Pakete ein neutrales Binde-                Eine BRDF hängt im Allgemeinen von                körper für das Cook-Torrance Be-
     glied ein. Dadurch reduziert sich der               viel mehr Parametern ab als der Licht-            leuchtungsmodell. BRDFLab ist eine
     Aufwand auf die Implementierung von                 frequenz und den vier Kugelkoordina-              wertvolle Hilfe für die Evaluation der
     m Schnittstellen zu m Dateiformaten,                ten für Licht- und Betrachtungsrichtung.          Verfahren im Projekt, aber auch als
     und n Anbindungen an n Renderern.                   Es gibt Materialien, die auch vom Ort             Werkzeug in Computergrafik-Lehrver-
     Kommt ein neues Dateiformat hinzu,                  abhängen. Auch für solche Reflek-                 anstaltungen hervorragend einsetzbar.
     muss nur an einer Stelle Software ent-              tanzfunktionen gibt es Messverfahren,
     wickelt werden.                                     die Datensätze dafür werden als Bi-               Analytische Beleuchtungsmodelle haben
                                                         directional Texture Functions (BTF)               in der Regel 5 bis 10 Parameter. Des-
     Ergebnisse                                          bezeichnet [Klein et. al.]. Ein solcher           halb liegt es nahe die Datensätze mit
     Dateiformate alleine sind nicht die Lö-             Datensatz besteht aus über 6 500 digi-            Hilfe eines Vektorraummodells zu be-
     sung für das Problem der Schnittstellen             talen Bildern. Auch diese Datensätze              schreiben. Die Samples eines Daten-
     zwischen Oberflächen-Samples und                    können mit der OpenBRDF-Bibliothek                satzes können als ein Merkmalsvek-
     Renderern. Dies zeigt die Erfahrung,                eingelesen und danach in einer Render-            tor in einem sehr hochdimensionalen
     die man mit CAD-Schnittstellen seit                 Software verwendet werden. Abbildung              Vektorraum interpretiert werden. Ver-
     Jahrzehnten macht. Es gibt eine ganze               3 zeigt einen BTF-Datensatz aus der               wendet man die 100 Datensätze aus
     Reihe von Definitionen für neutrale
     Austauschformate zwischen CAD-
     Systemen wie IGES, VDAIS, VDAFS oder
     STEP. Erfolgversprechender ist es, nicht
     nur Dateiformate zu definieren, sondern
     ein sogenanntes Application Program-
     ming Interface (API) zu implementieren.
     Dies ist in der Computergrafik sehr gut
     möglich, da als Programmiersprache so
     gut wie immer C++ verwendet wird.
     Mit einem solchen API in C++ wer-
18   den Klassen zur Verfügung gestellt, die                 Abb. 4:
     Datensätze importieren, und in einer                    Ein Beleuchtungskörper für das Cook-Torrance Beleuchtungsmodell in BRDFLab
     Datenstruktur zur Verfügung stellen.

     Fachhochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2010/2011
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