YOUR STYLE IS YOUR CAPITAL - Die Entwicklung der Business-Garderobe - gestern, heute und morgen Die Zeitung "Südostschweiz" fragte im Vorfeld des ...

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YOUR STYLE IS YOUR CAPITAL - Die Entwicklung der Business-Garderobe - gestern, heute und morgen Die Zeitung "Südostschweiz" fragte im Vorfeld des ...
Wirtschaftsforum Südostschweiz

YOUR STYLE IS YOUR CAPITAL
Die Entwicklung der Business-Garderobe – gestern, heute und morgen

Die Zeitung «Südostschweiz» fragte im Vorfeld des Wirtschafts-forums 2018
in einem Artikel: Ist das Erscheinungsbild in der Wirtschaftswelt tatsächlich
matchentscheidend – oder geht es da nicht um ganz andere Faktoren?

Text: Jeroen van Rooijen

Es ist zwar sicherlich nicht matchentscheidend, wie man aussieht und angezogen
ist, aber es kann ganz gewiss helfen. Wenn jemand einen überzeugenden
Auftritt hat, also mit seiner Garderobe, Wesensart, Figur und Frisur im Einklang
scheint, so ist man vermutlich eher gewillt, ihm Konzepte, Ideen oder Produkte
abzukaufen. Natürlich müssen aber der Inhalt und die Substanz von Produkten,
Botschaften und Entscheidungen genauso gewinnend sein.

Kleidung – vor allem die klassische Garderobe – wurde dazu entwickelt, die
meisten Menschen mit Hilfe von Stoff und Schnitt besser aussehen zu lassen. Sie
kann körperliche Abweichungen korrigieren, Proportionen harmonischer
erscheinen lassen und Mangelzustände in der Fitness kaschieren. Insofern ist die
Verpackung des Menschen sehr wohl ein wertvolles Kapital, dem man mehr
Sorge tragen könnte.
                                                                                   Bottega Veneta
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Ich bilde mir aber nicht ein, dass das, was ich Ihnen nun zu vermitteln versuche,
bei Ihnen zuoberst auf der Liste der unmittelbar zu erreichenden Unternehmens-
ziele steht. Doch ich wäre schon glücklich, wenn das Traktandum der Optik und
Garderobe ein bisschen weiter nach oben rücken würde. Wenn sich mehr
Menschen bewusst werden, dass Kleidung nicht einfach irgendetwas ist, dann
hat sich mein Einsatz als Wanderpediger für Stil schon gelohnt.

Es ist in der Schweiz zwar sicher ein gutes Grundverständnis für Klassik und
Etikette da – wir sind ja im besten Sinne eine eher konservative Gesellschaft. Der
«chic féderal»der Regierung in Bern ist ein ziemlich treffendes Abbild unserer
Wesensart. Man kleidet sich ein bisschen förmlich, aber auch ein bisschen
unbeholfen. Da denke ich manchmal schon: man dürfte allgemein, wenn man in
der Öffentlichkeit steht, schon etwas mehr Ambition an den Tag legen.

Zudem steht es bei uns – wie auch sonst in der Welt – um das Verständnis
bezüglich der Material- und Verarbeitungsqualität nicht mehr zum Besten. Da
sind die Schweizer doch ein bisschen gefordert, die Sinne zu schärfen. Wenn ich
die Schweizer mit den umliegenden Ländern vergleiche müsste, meine ich:
Schnittiger als die Österreicher, weniger geiz-getrieben und qualitätsvoller als
die Deutschen, deutlich moderner als die Franzosen und doch ein bisschen
weniger schmissig als die Italiener.

                                                                                     Sarina Arnold
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The times are a-changing

Die Vorstellung davon, was «ordentlich angezogen sein» bedeutet, ist, wie alles
in dieser Welt, im stetigen Fluss. Fotos von Businessmeetings vor 50 Jahren
sehen hoffnungslos steif und veraltet aus. Auch die achtziger Jahre wirken schon
von vorgestern. Und die Entwicklung geht stetig weiter. Auch die Klassik
erneuert sich.

So gibt es heute auch in der Businessgarderobe Elemente, die man vor fünf
Jahren noch als sicheres «No-Go» angeschaut hätte. Anzüge ohne Krawatten
etwa – das galt mal als halbfertig angezogen, jetzt ist es normal. Oder T-Shirts
zum Jackett. Von diesen dynamischen Prozessen handelt dieser Exkurs. Die
Frage ist: Was ist heute richtig, was kommt vielleicht morgen auf uns zu?

Ein dunkler Anzug, ein frisch gebügeltes Hemd, eine Krawatte und ein paar
dunkler Schnürschuhe sind auch heute noch eine gute Basis für die
Businessbekleidung. Doch die ordentliche Klassik hat viel Konkurrenz
bekommen. Dagegen kann man wenig tun – und man muss es auch nicht, denn
die aufgelockerten Kleiderordnungen entsprechen unserer Zeit, die vom
Individualismus geprägt ist. «Casual» heisst wortwörtlich beiläufig bzw. lässig –
aber nicht nachlässig.

Auch Casualwear kann angemessen, richtig und dem Amt bzw. der Situation
entsprechend wirken. So gibt es für die Bürozeiten den Sonderbegriff «Smart
Casual». Ersteht für eine Art entspannte Klassik, in der die wichtigen Merkmale
                                                                                    Massimo Dutti
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der traditionellen Garderobe (Hemd, Hose, Jackett, Krawatte) weiter existieren,
jedoch aufgelockert sind. Eine solche Kleidung ist ein bisschen mehr «casual» als
normale Businessgarderobe, aber dennoch gepflegt.

Boomthema «Smart Casual»

In der Geschäftswelt wird «Smart Casual» immer mehr zum Standard. Statt
Anzüge trägt man freie Kombinationen aus Jackett, Hemd und Hose bzw.
aufgelockerte Varianten des Anzugs und des Kostüms. Der beliebte Hybrid-
Dresscode Smart Casual verbindet Nützliches mit den Angenehmen, sprich: Er
schlägt einen Mittelweg zwischen Business- und Freizeitbekleidung vor. Damit
sich auch traditionelle Unternehmen ein bisschen New-Economy-Flair geben
können. So dass man ohne Umziehen vom Meeting zum After-Work-Drink
wechseln kann.

«Smart» meint «schlau» und bezieht sich auf den legeren Look der
zeitgenössischen brainworkers, der jungen Menschen, die in Cafés vor ihren
Laptops sitzen statt im Grossraumbüro. Man will so clever und
erfolgversprechend wirken wie einer, der kraft seiner Ideen nach ganz oben
kommt, nicht seines teuren Anzugs wegen. «Casual» bedeutet lässig und der
Situation angepasst. Also zurückhaltend, unaufgeregt und moderat.

                                                                                    Windsor
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Tipps für Männer

Männer, die einen Anzug tragen, lassen heute oft die Krawatte weg und den
obersten Kragenknopf offen. Dabei sollte dann aber nicht das Unterhemd aus
dem offenen Hemdkragen raus schauen. oben Statt dunkler Schnürer können
auch hellere Schuhe oder solche aus Wildleder kombiniert werden. Besser als
ein Anzug ist für «Smart Casual» die Kombination aus Hose und Jackett. Das
zeitgenössische Sakko ist recht körpernah geschnitten und weich verarbeitet.
Anstelle klassischer Hosen können auch Chinos oder dunkle Jeans – ohne
Abrieb oder extreme Waschungen – getragen werden.

Zum Hemd (mit langen Ärmeln) gibt es wenig Alternativen. Ein T-Shirt ist ebenso
zu wenig «smart» wie ein Sweatshirt oder ein Hoodie. An Sommertagen kann
allenfalls ein Polo-Shirt erwogen werden, im Winter auch ein dunkler Rolli,
allenfalls eine nicht gemusterte, hochwertige Strickjacke. Und bitte: Krawatte zu
«Smart Casual» nur tragen, wenn man stil- und trittsicher ist, sonst sieht das
zögerlich und unentschlossen aus, eben nicht «smart».

Wie beim Business-Outfit sind die Accessoires wichtig. Ein guter Gürtel und
darauf abgestimmte Schuhe sind ein Muss. Die Schuhe sollten geschnürt sein,
es sind aber auch edle Sneakers, Loafers und Mokassins denkbar. Flipflops und
Sandalen eignen sich nicht.

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Tipps für Frauen

Für die Damen gibt es mehr Optionen, doch auch für die Frau ist die Basis eines
gelungenen «Smart-Casual»-Outfits dieselbe wie für einen Business-Look:
Kostüm, Rock, Bluse, Jackett, Hose, ordentliche Schuhe. Eines dieser Elemente
sollte erhalten bleiben, der Rest kann variieren. Zudem kann man mit weicheren
Volumen spielen – Strick eignet sich dafür gut.

Gegenüber dem klassischen Business-Outfit darf man bei «Smart Casual» zu
helleren Farben und etwas lebendigeren Materialien greifen. Es sind Karos
denkbar, ein feines Webmuster oder auch griffiger strukturierte Stoffe mit einem
etwas mehr Charakter.

Die Essenz von Eleganz muss erkennbar bleiben. Am einfachsten erreicht man
dies mit Accessoires: Hervorragende Schuhe, eine schöne Tasche und
ausgesuchter, persönlicher Schmuck adeln auch eine Jeans und ein kommunes
T-Shirt. Und wenn es unbedingt Sneakers sein müssen, halten Sie den Rest dafür
klassisch.

Gegenüber den Männern, die ihre Kleider in der Regel eine Nummer zu gross
kaufen, ist bei den Damen oft das gegenteilige Verhalten bezüglich der
Passform-Realität zu sehen: Sie kaufen ihre Kleidung gerne zu klein und sehen
darin dann unkomfortabel und eingepresst aus. Deswegen empfehle ich gerne:
Gönnen Sie sich etwas mehr Raum!

                                                                                   Massimo Dutti
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Wohin geht die Reise?

Wagen wir einen Ausblick – wie könnte sich die Businessgarderobe in naher
Zukunft entwickeln? Wird es vielleicht eine Renaissance der Klassik geben, so
wie man es manchmal liest? Dass wir plötzlich wieder alle Anzüge und Krawatten
tragen – und die Frauen Kostüme mit Pumps? Ich halte das für Wunschdenken.
Wahrscheinlich geht es in die andere Richtung: Businessmeetings in Unisex-
Jogginganzügen sind nicht mehr weit weg, wir werden das noch erleben.

Denn die «Casualisierung», also Entspannung und Verfreizeitlichung der
Garderobe ist ein Muster, das die Mode der letzten 50 Jahre durchzieht. Ebenso
die Angleichung von Männer- und Frauengarderobe. Die Entwicklung ist nicht
abgeschlossen. Und die Ansätze zu dem, was jetzt noch utopisch klingt, sind da.
So haben viele Hemden bereits Stretch-Beimischungen oder sind aus
technischen Stoffen gefertigt, die Anzüge sind auch so leicht und dehnbar wie
nie, und manche sind auch bereits aus denselben Stoffen genäht wie
Jogginganzüge. Dann braucht es eigentlich nur noch ein paar cooler Sneakers,
und man kann nahtlos und ohne umziehen vom Büro zum Fitness.

Jetzt müsste man nur noch herausfinden, wie man in Form bleibt, ohne dafür zu
schwitzen. Ich bin sicher, dass die Pharmaindustrie schon entsprechende
Lifestyle-Angebote in Arbeit hat. Und zwar für Männer und Frauen. Oder
vielleicht sagt man in Zukunft einfach geschlechts-neutral bzw. «gender-fluid»:
Für Menschen? Denn auch das ist eine Konstante der jüngeren Modegeschichte:
Mann und Frau gleichen sich äusserlich immer mehr an.

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