Yvette Kießling - Yvette Kießling

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Yvette Kießling - Yvette Kießling
Yvette Kießling
Yvette Kießling - Yvette Kießling
Elbwiese, Labska louka, Ponge, 2021, mehrfarbige Tuschelithografie auf Aludibond, Übermalung mit Öl, je 82 x 60 cm (Diptychon)
Yvette Kießling - Yvette Kießling
Fenster nach Übersee, 2020, Öl auf Leinwand, 170 x 190 cm
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Ausstellungsansicht „Morogoro“, Barlachhalle K, Hamburg, 2020
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Ausstellungsansicht „Morogoro“, Barlachhalle K, Hamburg, 2020
Morogoro 01–100, 2020, mehrfarbige Tuschelithografien, 100 Unikatdrucke, je 50 x 36 cm
Yvette Kießling - Yvette Kießling
Morogoro 97, 2020, mehrfarbige Tuschelithografie aus 100 Unikatdrucken, 50 x 36 cm   Morogoro 81, 2020, mehrfarbige Tuschelithografie aus 100 Unikatdrucken, 50 x 36 cm
Yvette Kießling - Yvette Kießling
dhahabu, Sansibar, 2019, Tuschelithografie, aufkaschiert auf Aludibond, Übermalung mit Ölfarbe, 50 x 36 cm
Yvette Kießling - Yvette Kießling
Mgombe, Morogoro, 2020, Öl auf Leinwand, 150 x 120 cm
Yvette Kießling - Yvette Kießling
Elbwiese, Labská louká, energie, 2020, mehrfarbige Tuschelithografie auf Aludibond, Übermalung mit Ölfarbe, je 82 x 60 cm (Diptychon)
Yvette Kießling - Yvette Kießling
Elbwiese, Labská louká, Wehen, 2020, mehrfarbige Tuschelithografie auf Aludibond, Übermalung mit Ölfarbe, je 82 x 60 cm (Diptychon)
Aït Mansour, morgens, 2019, Aquatintaradierung, aufkaschiert auf Aludibond, Übermalung mit Ölfarbe, je 59 x 39 cm (Diptychon)
Mbegu na mti, 2021, mehrfarbige Tuschelithografie auf Aludibond, Übermalung mit Öl, 50 x 36 cm
Durch Salz 14, 2020, mehrfarbige Tuschelithografie, Unikatdruck, 65 x 48 cm   Durch Salz 24, 2020, mehrfarbige Tuschelithografie, Unikatdruck, 65 x 48 cm
Banana tree, Kho Kut, 2019, Öl auf Leinwand auf Holz, 150 x 115 cm
Verdichtungen
                                               von Dirk Dobke
Yvette Kießlings Sujet ist die Landschaft, die sie am      ten. Sieben dieser Motive lässt sie später in Leipzig als
liebsten direkt vor Ort malt und zeichnet. Um sich         Radierungen drucken, die dieser Mappe beiliegen.
einer Landschaft malerisch annähern zu können, muss
die Künstlerin zunächst ein Teil dessen werden, was sie    Fünf ihrer Zeichnungen aus dem Jozani Forest über-
schließlich zu einem Gemälde verdichten wird. Ihr Blick    trägt sie bei dem Leipziger Steindrucker Thomas Franke
wird dabei von allen Sinnen genährt, und topographische    auf Lithosteine; ineinander verwobene Mangroven und
Besonderheiten werden unmittelbar physisch erfahrbar,      blühende indische Mandelbäume, darunter auch ein
wenn sie ihr Mal- und Zeichenmaterial in unwegsame         Bildnis ihres täglich gemalten männlichen Modells, der
Regionen trägt oder sogar 30  kg schwere Lithosteine       dem Betrachter stolz frontal gegenübertritt. Im Haupt-
auf wackeligen Booten bearbeitet. War es zunächst die      beruf Barkeeper ihres Hotels, wird der Mann im Bild zu
Auseinandersetzung mit der heimischen Landschaft um        einer würdevoll archaischen Figur. Um das Überborden-
Leipzig oder dem Riesengebirge und dem Verlauf der         de, Undurchdringliche und visuell kaum Erfassbare des
Elbe, so malte sie in den letzten Jahren auch wiederholt   verwilderten Waldes zu zeigen, revolutioniert sie ihre
in Nordafrika und in Vietnam.                              Drucktechnik. Sie lässt nicht nur ein Motiv von einem
                                                           Lithostein drucken, sondern zumeist mehrere der fünf
Ein befreundetes Sammlerpaar lädt Yvette Kießling          Motive in immer anderen Farb- und Formvarianten über-
2016 nach Sansibar ein. Fasziniert vom Licht und den       einander setzen. Beim Trocknen jeder Schicht entschei-
Farben und Formen der Natur sowie vom Reichtum             det sie über die nächste Auswahl an zu druckenden
der Ornamente in dem ostafrikanischen Inselstaat, rüs-     Steinen und die jeweiligen Farben. In bis zu acht Druck-
tet sie sich zwei Jahre später mit einer Feldstaffelei,    gängen verdichtet sich dabei der Blick in den Wald bis
Leinwänden, Papier und Zinkplatten aus, um auch in         ins Undurchdringliche. So entstehen 100 Unikat-Drucke
Sansibar vor Ort arbeiten zu können. Der riesige „Ur-      in immer neuen, ungesehenen Kompositionen. Fünf
wald“ Jozani Forest im Zentrum der Insel zieht sie be-     Variationen davon stellt sie für jede Mappe zusammen.
sonders in ihren Bann. Er erweist sich als verwilderter    Ergänzt werden die Radierungen und Lithographien von
Mahagoni-Kulturwald, den einst die englischen Koloni-      einer abstrakten Toncollage auf CD, für die sie Fleder-
alherren angepflanzt hatten. Sich selbst und dem tro-      mauspfeifen, Vogelgezwitscher, sich aneinander reiben-
pischen Klima überlassen, erscheint er heute exotisch      de Bäume, Stimmen und allerlei andere Geräusche der
wild, mit üppiger Fauna und Flora und eigener Affenart.    Insel zusammenmontiert hat. Mit dieser außergewöhn-
                                                           lichen Kombination gelingt Yvette Kießling eine ganz
Die Künstlerin malt und zeichnet vor Ort, und sie ritzt,   besondere künstlerische Verdichtung ihrer Sinnesein-
sticht und schraffiert in die mitgebrachten Zinkplat-      drücke Sansibars.
Verwehrte Wege: Der Tropenzyklus Sansibar von Yvette Kießling
                                                                   von Viola Weigel
Yvette Kießling ist Malerin. Und doch hat sie sich         Pflanze oder Baum definieren. Ihr offenes System ma-       letzt radikale Umwelteingriffe – mitführt. Indem Yvette
in den letzten zehn Jahren auch intensiv mit den           lerischer Strukturen geht dem nach, was vor ihr ist: et-   Kießling in der Lithografie zahlreiche Kombinationen
gestalterischen Möglichkeiten der grafischen Künste        was, das sich zunächst als ungeordnete Gemengelage         der Motive durchspielt und sich dabei immer wieder
beschäftigt. Aus diesem parallelen Arbeiten und dem        von dunkler, schwerer Erde und grüner, sich im Wind        selbst an die Grenze des bildnerisch Möglichen bringt,
Eintauchen von einem ins andere Medium haben sich          und Licht wiegender schillernder Pflanzen und Bäu-         greift sie dieses historisch multiple, ambivalente Kons-
bemerkenswerte Wechselwirkungen ergeben, die in            me unter kaum sichtbarem Himmel zeigt. Gleich einer        trukt der tropischen Natur auf.
den letzten Jahren insbesondere anhand ihrer Bild-         Entdeckerin sucht die Malerin bildlich eine Bahn durch
folgen von Flussläufen und zuletzt des Sansibar-Zyk-       quer liegende Pflanzen, aufragende Äste und Wurzeln        In ihrer Malerei stellt sie dieses explizit antiklassische
lus 2017 –  2018 sichtbar geworden sind.                   zu ziehen und baut eine Spannung zwischen dem              Naturbild, das sich dem Betrachter nicht bereitwillig
                                                           Dickicht der tropischen Natur und den hellen Schneisen     öffnen möchte, sondern sich seiner Wahrnehmung
Charakteristisch ist für Kießlings Schaffen, dass sie      auf, die lange Lichtstrahlen ins Halbdunkel schneiden.     eher verschließt, sogar noch mehr heraus. Häufig
mit ihrer Kunst in einer Bildtradition steht, die sich                                                                erscheint der dargestellte Weg mit seinem feuchten
zwischen 1850 und 1900 entwickelt hat. Um 1900             Den Ausgangspunkt dieser gemalten Werke bilden             Morast unpassierbar, den Betrachtern stellen sich
wurden in den grafischen Künsten die Schnitt-, Kratz-      grafische Arbeiten. Der Jozani Forest, ein auf der         Pflanzen in den Weg, ist der Durchblick zum Himmel
und Ätztechniken von den Künstlern mit großem Erfolg       Insel Sansibar verbliebener natürlicher Regenwald          verwehrt, sodass Braun, Grün und Rot eine gitterartige
wiederentdeckt, unter anderem im Expressionismus.          aus Mangrovenbäumen, Palmen und Farnen, inspi-             Wand bilden, die in manchen Werken keine optische
Sie leiteten eine vertiefte künstlerische Beziehung mit    rierte Yvette Kießling zu einem grafischen Projekt,        Orientierung nach Oben oder Unten mehr kennt. Das
der Natur ein, die zuvor die Impressionisten mit ihrer     das im Zuge ihrer beiden Aufenthalte auf Sansibar          generelle Thema in ihren Sansibar-Arbeiten, so zeigt
Pleinairmalerei entdeckt hatten. Wassily Kandinsky         entstand. Auf Radierungen folgen erste Farblithografien.   sich, ist ein Naturbild, das sich gegen den befreien-
hob besonders die Farblithografie mit ihrem spon-          2018 entwickelte sie den Grafikzyklus Sansibar mit         den Durchblick stemmt: Vor dem Blick türmt sich ein
tanen Duktus und Farbenreichtum gegenüber dem              100 Unikatdrucken, der gewissermaßen, so erklärt           unüberschaubares Gelände, Dickicht, Gestrüpp auf,
Linol- oder Holzschnitt als eine Technik hervor, die der   sie, als Motivpool gestalterischer Möglichkeiten für die   das sich zu einer zwar dichten, jedoch koloristisch
pastosen Malerei und zugleich der direkten Zeichnung       Malerei dient.                                             sehr differenzierten Mauer aus über einem Dutzend
am nächsten stehe. Gleichzeitig ist die Künstlerin in                                                                 Grüntönen aufbaut.
der Gegenwart verwurzelt, wenn sie etwa die nach-          Die zunächst durch den Tuschepinsel spontane, dann
moderne Konstruiertheit ihrer Bildideen herausstellt.      im Steindruck langsame Entstehung eines Blatts in          Die Undurchdringlichkeit des Urwaldes und die
Ein gutes Beispiel ist ihr aktueller Sansibar-Zyklus,      Etappen gewinnt erst im Druckverfahren ihre unge-          Unerschöpflichkeit seiner Grüntöne faszinierten
in dem sie eine neue Bildsprache findet, um unmittel-      wöhnliche Dynamik. Durch das Übereinanderdrucken           bereits Maler wie Maurice de Vlaminck, Henri
bares Naturerlebnis mit kalkulierten Bildverfahren zu      von bis zu fünf Schichten in verschiedenen Farben          Rousseau oder aktuell Peter Doig und Anthony
verbinden.                                                 erreicht die Künstlerin einen Grad der motivischen Ver-    Gross, der für die Londoner Underground 2015 einen
                                                           schränkung, der ihrem Sujet „Regenwald“ auf schon          wuchernden digitalen Urwald schuf. In den ausgrei-
Yvette Kießling drängt es immer wieder dazu, vor und       fast ironische Weise gerecht wird. Denn die ostafrika-     fenden Armen der ungebremst wachsenden, farb-
in der Natur zu malen. Dazu begibt sie sich mitten in      nische Tropenwelt, die gar als Wiege der Menschheit        intensiven Tropenpflanzen ist sowohl die Zuversicht
ihre Sujets. Während sie ein bestimmtes Thema oder         gilt, ist in ihrem Kern brüchig geworden. Der Urwald       als vielleicht auch die leise Drohung enthalten, dass
Motiv verfolgt, bleibt sie in ihren künstlerischen Aus-    mit dem sogenannten edlen Wilden existierte schon          diese die menschliche Zivilisation, den Großstadt-
führungen keinem System oder Plan unterworfen. Die         zu Gauguins Zeiten nicht mehr. Auch Sansibar kann          dschungel, letztendlich überdauern werden.
Umgebung gibt den Rhythmus vor. Als Betrachter hat         nicht mehr als unangetastetes Paradies erlebt oder als
man den Eindruck, dass sie während des Malprozes-          Thoreaus „Walden“ interpretiert werden. Die Tropen         Dr. Viola Weigel war zuletzt Leiterin der Kunsthalle
ses die Dynamik wechselt: Pinselstriche gehen mal          sind einer geschützten, kulturhistorisch konstruierten     Wilhelmshaven und stellte dort 2016 Kießlings Elbe-
wie grobe Peitschenhiebe durchs Bild, die auf halbem       Parklandschaft gewichen, die die Schlacken ihrer viel-     Zyklus erstmals aus.
Weg stehen bleiben. Dann sind es genau gesetzte, fe-       schichtigen Vergangenheit – Mythen, durchreisende          Seit 2018 ist sie Kustodin für die Sammlung Malerei
derartige und strahlenförmige Linienbündel, die Blatt,     Völker, Kolonialmächte, Zuwanderung und nicht zu-          und Plastik an den Kunstsammlungen Chemnitz.
1978 geboren in Ilmenau                                            Solo (S) und Gruppenausstellungen (Auswahl)
1997 − 2003 Studium an der Hochschule für Grafik und
Buchkunst Leipzig, Klasse für Malerei bei Professor A. Rink   2021 Elbe Quelle Source, Kunstraum Neu Deli, Leipzig
2004 − 2007 Meisterschülerstudium bei Professor Arno Rink     2020 Morogoro (S), Barlachhalle K, Hamburg
      lebt und arbeitet in Leipzig                                 Art Karlsruhe, Karlsruhe
                                                                   Elbe_Labe (S), Detlefsen-Museum, Glückstadt
     Stipendien, Preise und Arbeitsaufenthalte                2019 cast a way (S), Galerie Schimming, Hamburg
2006 Druckgrafikstipendium, Hohenossig                             26. Leipziger Jahresausstellung, Leipzig
2007 Stipendium der Schulerstiftung, Wuppertal                     Gewalten und Kreaturen, Kunstraum Blech, Halle
2009 Eb-Dietsch-Preis, Kunstpreis der Geraer Bank, Gera            Strom Wald Wildnis (S), Galerie in der Stadtscheune,
     Il Monte Analogo, Stipendium/Kunstprojekt,                    Otterndorf
     Brenta Dolomiten, Italien                                     fluent (S), Amtsgericht Dresden
2010 Arbeitsaufenthalt, Island                                2018 Sansibar (S), Galerie Leuenroth, Frankfurt am Main
2012 Lithographiestipendium, Steinwerk, Leipzig                    Stadt, Land, Fluss, Kunstverein Mittelrhein,
2015 Artist in residence, Künstlerhaus Hohenossig                  Museum Boppard
2015 Arbeitsaufenthalt, Marokko                                    Nach dem Bild ist vor dem Bild. 75 Malerinnen aus
2016 Arbeitsaufenthalt, Marokko und Sansibar                       Leipzig, KV Freunde aktueller Kunst e.V., Zwickau
2017 Arbeitsaufenthalt, Vietnam                                    Charity Exhibition, Initiated and curated by Tracy Emin,
2018 Arbeitsaufenthalt, Sansibar                                   Deutsche Bank Lounge, Frieze London
2018 Artist in residence im Mayr‘schen Haus, Hamburg               Let‘s print in Leipzig!, Museum für Druckkunst, Leipzig
2018 Let‘s print in Leipzig!, Druckgrafiksymposium, Leipzig        Mixed Media. From Canvas To Concrete,
2019 Arbeitsaufenthalt, Thailand und Tansania                      Galerie Schimming, Hamburg
2020 Salzstipendium, Bernburg                                      maroc, Kunstverein Münsterland, Coesfeld
     Denkzeit-Stipendium, Kulturstiftung Sachsen              2017 Malerei (S), Kunstverein Hohenaschau,
     Internationaler Workshop, Miedzyrzecz, Polen                  Aschau im Chiemgau
2021 Otto Niemeyer-Holstein Stipendium                             uncover, Archiv Massiv, Spinnerei Leipzig
     Internationaler Workshop, Henrykowie, Polen                   Swamp, Galerie Leuenroth, Frankfurt am Main
                                                                   Elbe, Marokko, Sansibar (S), Galerie Thaler, Leipzig
     Kunst am Bau                                             2016 Elbe_Labe (S), Schloß Hartenfels, Torgau
2010 Raumausgestaltung, Wartebereich der Nuklearmedizin,           maroc, Galerie ASPN, Leipzig
     Universitätsklinikum Leipzig                                  Elbe_Labe (S), Galerie in der Stadtscheune, Otterndorf
2021 finaler Ausscheid, Kunst am Bau, Wettbewerb des               Der Elbe-Zyklus (S), Kunsthalle Wilhelmshaven
     Freistaates Sachsen, Justizzentrum Leipzig                    Les Miniatures, Galerie Nicole Gnesa, München
Postanschrift:   mobil 0176 62 29 15 09      Studio Halle 14 
Alte Straße 4    www.yvettekiessling.de     Spinnereistr. 7 
04229 Leipzig     info@yvettekiessling.de   04179 Leipzig
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