Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege 22 - Pure
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
ISSN 0007-6201 Burgen und Schlösser 62. Jahrgang, Heft 2/2021 Inhalt Die Burg von Pressburg Beiträge (Foto: Silverije, 2019; CC BY- SA 4.0, https://commons. Marina Beck wikimedia.org/w/index. Die Burg von Preßburg – eine Residenz php?curid=76347483). für den ,ungarischen König‘ Maria Theresia 67 Rainer Atzbach Königin Margarethe I. und der Burgenbau in Dänemark (1375–1412) 79 Heiko Laß Festung Kalundborg auf Schloss Caputh, die Schlösser der Hohen- einer Ansicht aus dem zollernfrauen und der Schlossbesitz 17. Jahrhundert (National- von Frauen in der Frühen Neuzeit 90 museum Kopenhagen). Pia Preu Berlin, links die Dorothe- Alltag adeliger Frauen um 1400 im Spiegel enstadt. Vogelschau von Johann Bernhard Schultz, der Rechnungen: Agnes von Werdenberg 1688 (Staatsbibliothek zu und Ermgard zur Lippe 102 Berlin – PK; http://resolver. staatsbibliothek-berlin.de/ SBB00003D5D00000000). Begriffe erkunden Christa Syrer Witwensitz 113 Baudenkmale gefährdet – Baudenkmale gerettet Cornelia Oelwein Burgruine Kaldiff in Südtirol Bayern 115 (Foto: Plentn, 2012, CC0 1.0; N.N. https://commons.wikimedia. Nordrhein-Westfalen 116 org/wiki/Category:Caldiff_ Kurt Frein Castle?uselang=it#/media/ File:Caldiff_1.JPG). Rheinland-Pfalz 117 Rezensionen 124 English summaries 135 Burgen und Schlösser 2/2021 65 Impressum und Vorwort.indd 65 09.06.21 09:40
Frauen auf Burgen und Schlössern – Schlösser und Burgen von Frauen Auf dem Titel dieser Ausgabe der „Burgen und de und ließ eigene offizielle Dokumente als Kaiser Schlösser“ sind weder eine Burg noch ein Schloss (sic) ausstellen. Die kriegerische Margarethe I. von zu sehen, sondern vier Frauen. Es handelt sich um Dänemark, Norwegen und Schweden (1353‒1412) Königin Margarethe I. von Dänemark (1353‒1412), begründete die Kalmarer Union. Ihren Burgen Gräfin Agnes von Werdenberg-Heiligenberg-Blu- und ihrer Burgenpolitik wendet sich im Folgen- denz (ca. 1385‒ca. 1435), König (sic) Maria The- den Rainer Atzbach zu. Bedeutende Regentinnen resia von Böhmen und von Ungarn (1717‒1780) in der Neuzeit waren etwa Katharina von Medici sowie Königin Sophie Dorothea von Preußen (1519‒1589), Maria von Medici (1575‒1642) und (1687‒1757). Diese Frauen bzw. ihre Burgen und Anna von Österreich (1601–1666) in Frankreich. Schlösser stehen im Mittelpunkt dieser Ausga- Frauen wurden auch oft als Statthalterinnen be, die ein Themenheft geworden ist. Abgesehen eingesetzt und konnten dann über Burgen und davon, dass die folgenden Beiträge Burgen und Schlösser verfügen. Zu diesen gehörten Maria von Schlösser vorstellen, die von Frauen erbaut, beses- Ungarn (1505‒1558) in den Niederlanden oder sen und genutzt wurden, unterscheidet sich die- Maria von Österreich (1528‒1603) in Spanien. se Ausgabe von keiner der vorhergehenden; die Und selbstverständlich verfügten auch Frauen, die Bauten und Handlungen unterscheiden sich nur nicht regierten oder herrschten, über Burgen und marginal von jenen der Männer. Die Redaktion Schlösser – ebenso wie nicht regierende Männer. hat sich aber dazu entschieden, diese Beiträge zu Zu denken ist da nicht nur an Witwensitze – diese bündeln, um mit Nachdruck darauf hinzuweisen, definiert Christa Syrer in unserer Rubrik „Begrif- dass Frauen sowohl im Mittelalter als auch in der fe erkunden“ –, sondern auch an Bauten, die die Neuzeit eine aktive Rolle im Bau von Burgen und Damen nutzten oder die sich in ihrem Privatbesitz Schlössern gespielt haben. Und diese Rolle spie- befanden. Frauen waren zwar theoretisch „Rechts- gelt sich leider nicht ausreichend genug in der For- objekte“ und keine „Rechtssubjekte“, aber das galt schungsliteratur und in unserer Zeitschrift wider. selbstredend nicht für die Mächtigen. Frauen be- So gab es in Europa zahlreiche Frauen, die aus saßen zahlreichen Besitz, ihnen gehörten neben eigenem Recht souverän herrschten. Das war vor Schlössern auch Städte und ganze Herrschaften, allem in jenen Regionen der Fall, in denen das wie Heiko Laß am Beispiel der Hohenzollern in der Salische Recht nicht galt oder nicht angewendet Frühen Neuzeit darlegt. wurde. Das Salische Recht wurde übrigens erst Auf Burgen und Schlössern lebten nicht nur Män- seit dem 14. Jahrhundert so ausgelegt, dass es ner, sondern auch Frauen. Bezüglich des Lebens Frauen von der Thronfolge ausschloss. In anderen von Frauen hat die Forschung in den letzten Jah- Ländern, wie Russland, gab es kein festgelegtes ren vieles geleistet. Frauen verfügten wie ihre Erbrecht, und so kam es, dass zwischen 1725 und Männer über einen eigenen Hofstaat und führten 1795 nur vier Jahre keine Frau die Herrschaft ein selbstständiges Leben. So gewährt Pia Preu innehatte. Aus dem Mittelalter ist Mathilde von einen Einblick in den Alltag hochadeliger Frauen Canossa (ca. 1046‒1115) zu nennen, die man zu- auf Burgen um 1400 am Beispiel der Agnes von mindest wegen Kaiser Heinrichs IV. Gang nach Ca- Werdenberg und der Ermgard zur Lippe. nossa 1077 kennt. Sie war Markgräfin von Tuszien Wer zur Herrschaftsschicht gehörte – das sei ab- und verfügte über einen weit gestreuten Besitz schließend vermerkt –, war prinzipiell auch regie- in Ober- und Mittelitalien. Bekannter geworden rungsfähig. Man war bestrebt, auch die Töchter sind Königin Isabella von Kastilien (1451‒1504), darauf vorzubereiten. Es gab keine Einschränkung Königin Elisabeth I. von England (1533‒1603), Za- der von Gottes Gnaden verliehenen Herrschaft rin Katharina II. von Russland (1729‒1796) oder aufgrund des Geschlechts. Erst das bürgerliche Victoria I. Königin des Vereinigten Königreichs 19. Jahrhundert hat das Wissen um die legitime Großbritannien und Irland (1819‒1901). Mit der Herrschaft von Frauen in Vergessenheit geraten im deutschsprachigen Raum besonders prominen- lassen. Prinzipiell hätte eine Frau sogar zum Kaiser ten Maria Theresia (1717‒1780) beschäftigt sich gewählt werden können. Der Jurist Johann Jakob in dieser Ausgabe der Beitrag von Marina Beck in Moser schrieb hierzu 1738 im zweiten Teil seines Bezug auf die Pressburger Burg. Teutschen Staats-Rechts: „Das Frauenzimmer end- Von Herrscherinnen sind Regentinnen zu unter- lich ist zwar weder durch ein Reichs-Gesetz, noch scheiden. Diese regierten zwar ebenfalls eigen- durch Reichs-Herkommen, von der Kayser Würde ständig, aber lediglich stellvertretend für ihre ausgeschlossen, wird sich aber doch schwerlich je- abwesenden Männer oder unmündigen Söhne. Im mals eine Hoffnung dazu machen dörffen“. Unter- Hochmittelalter vertraten die Kaiserinnen regel- halb der Kaiserwürde aber waren Frauen überall mäßig ihre Gatten, wenn diese abwesend waren. vertreten und auch anerkannt. Teophanu (ca. 960‒911) z. B. erlangte im Reich die Herrschaft, führte Kriege gegen äußere Fein- Heiko Laß, im Namen der Redaktion 66 Burgen und Schlösser 2/2021 Impressum und Vorwort.indd 66 09.06.21 09:40
Königin Margarethe I. und der Burgenbau in Dänemark (1375–1412) Rainer Atzbach Königin Margarethe I. und der Burgenbau in Dänemark (1375–1412) Der historische Hintergrund: eine terie setzte Margarethe die Hanse unter Druck und energische Vormundschaftsregentin erreichte die vereinbarte Rückgabe der reichen Provinz Schonen 1382, die ihr Vater Waldemar IV. Margarethe I. (1353–1412) ist sicherlich die bedeu- Atterdag 1370 verloren hatte. Ein Treffen Margare- tendste weibliche Herrscherpersönlichkeit des dä- thes mit schwedischen Großen endete 1388 mit nischen Mittelalters – und es ist kein Zufall, dass einem Bündnis gegen den amtierenden König von die heutige dänische Königin auf ihren Namen Schweden, Albrecht III. von Mecklenburg. Ein Jahr getauft wurde1. In der Burgenforschung bekannt später besiegte eine dänisch-norwegisch-schwedi- ist Margarethes Burgenbauverbot von 1396, das sche Allianz Albrechts Anhänger und nahm ihn formal immerhin bis 1483 bestand. gefangen, womit Margarethe die Kontrolle über Margarethe war die jüngste Tochter König Walde- einen Großteil Schwedens gewann. Zudem gelang mar IV. Atterdags. Als dieser 1375 ohne überleben- ein vorläufiger Ausgleich mit den Grafen von Hol- de Söhne starb, gelang es Margarethe, ihren min- stein, die sie 1388 offiziell mit dem Herzogtum derjährigen Sohn Olaf zum König wählen zu lassen. Schleswig belehnte. Ihr gelang 1408 der Wieder- Sie selbst übernahm die Regentschaft für ihn. Ver- erwerb Gotlands vom Deutschen Orden, und auch heiratet war sie seit 1363 mit dem norwegischen der langwierige Streit um die Herrschaft in Schles- König Håkon VI. Als dieser 1380 verstarb, wurde wig schien zu ihren Gunsten auszugehen, da sie Olaf auch König von Norwegen, und Margarethe 1404 nicht nur die Vormundschaft über den jun- erhielt hier ebenfalls die Vormundschaft. Obgleich gen Herzog von Schleswig erlangt hatte, sondern Olaf 1385 für mündig erklärt wurde, agierte er 1410 auch in einen offenen Krieg mit den hier weiterhin unter der Anleitung seiner Mutter bis zu konkurrierenden Holsteinern eingetreten war. Sie seinem frühen Tod 1387. Nun ging die dänische gewann die Herrschaft über Flensburg, starb hier Krone formell an Margarethes etwa fünfjährigen jedoch 1412, wahrscheinlich an der Pest. Großneffen Erich von Pommern über, einen Ur- Margarethes Herrschaft markiert das Ende einer enkel Waldemars IV. und Enkel Heinrichs III. von langen Krise, die Dänemark im 14. Jahrhundert Mecklenburg – womit auch die Mecklenburger durchlitt: Eine verfehlte Großmachtpolitik hatte Ansprüche auf die dänische Krone berücksichtigt das Königreich unter den Königen Erich VI. Men- wurden. 1388 wurde Erich auch Thronfolger in ved (1274–1319) und Christoph II. (1276–1332) Norwegen. Margarethe herrschte in beiden Rei- zur Verpfändung fast des gesamten Landes ge- chen weiter, nun als Erichs Vormund. 1397 wurde führt. Lediglich ein Haus in Sakskøbing war dem Erich VII. von Pommern in Kalmar als König von König geblieben. In zähen Verhandlungen, aber Norwegen, Dänemark und Schweden gekrönt; da- auch mit militärischem Geschick war ihrem Va- mit entstand die „Kalmarer Union“ der drei nordi- ter Waldemar IV. Atterdag die Auslösung und schen Reiche, die bis 1521 währte. Obgleich Erich Rückgewinnung der Krongüter und Herrschafts- 1401 mündig erklärt wurde, führte Margarethe rechte gelungen. Waldemar wurde mit Helvig, die Regierungsgeschäfte faktisch alleine weiter. der Schwester Herzog Erichs II. von Schleswig Formell trug Margarethe I. nie den Titel „Königin vermählt, und Margarethe hatte damit nicht nur von Dänemark“, sondern firmierte in dänischen Erbansprüche auf die dänische Krone, sondern Urkunden und Verordnungen stets als „Fuldmæg- auch auf das Herzogtum Schleswig. Waldemar IV. tig Frue og Husbonde og ganske rigens af Danmark erhielt die Zusage, alle königlichen Lehen aus formynder“, d. h. bevollmächtigte Frau und Gattin der Verpfändung auslösen zu dürfen. Zur Finan- und des ganzen Reiches Dänemarks Vormund zierung verkaufte er 1346 das dänische Herzog- oder bezeichnete sich selbst als „ret arving og fyrs- tum Estland an den Deutschen Orden. Er nutzte te til Danmarks rige“, d. h. rechtmäßiger Erbe und geschickt den Streit zwischen dem schwedischen Fürst des Reiches Dänemark. Dennoch war sie bis König Magnus und dessen Sohn Erich aus, um zu ihrem Tod 1412 die faktische Herrscherin von das von Schweden besetzte Schonen zurückzuer- Dänemark und Norwegen sowie teilweise auch obern. Das Bündnis zwischen Magnus und Wal- von Schweden. demar wurde mit der Vermählung ihrer Kinder Margarethe baute ihre Macht konsequent aus. Håkon VI. von Norwegen und der zehnjährigen Durch geschickte Duldung und Förderung der Pira- Margarethe 1363 besiegelt. Burgen und Schlösser 2/2021 79 Atzbach.indd 79 09.06.21 10:18
Rainer Atzbach Abb. 1. Die Beurkundungs- Der Burgenbau in Dänemark bis zum zu halten, und auch keine Burgen, ausgenommen orte von Margarethe, Olaf 14. Jahrhundert in Stunden der Not“4. Sein Sohn, Erich VI. Menved, und Erik a) 1376‒1395 betrieb nicht nur die erwähnte expansive Groß- und b) 1396‒1412. Der Burgenbau war erst im 12. Jahrhundert nach machtpolitik im Ostseeraum, sondern herrschte Skandinavien gekommen und verbreitete sich mit auch in Dänemark mit harter Hand: Er schlug ei- der Einführung der ritterlichen Kriegsführung zu nen Bauernaufstand in Jütland gewaltsam nieder Pferde2. Seit dem 13. Jahrhundert stützte sich die und errichtete dort zur Sicherung seiner Herr- Königsherrschaft in Dänemark auf ein System von schaft ein System aus Zwangsburgen, die beim Re- Burglehen, die persönlich an Gefolgsleute des Kö- gierungsantritt seines Bruders Christoph II. 1320 nigtums vergeben und bei Bedarf auch wieder ein- geschleift werden mussten. Auch Waldemar IV. gezogen werden konnten. Die Burglehen vereinten Atterdag bediente sich der Errichtung von Bur- eine Harde (Heeresaufgebotsbezirk) oder mehrere gen als wichtigem Herrschaftsinstrument. Seine davon. Das Burglehen Helsingborg war mit zehn Position in Dänemark war nicht unbestritten: Die Harden das größte des Reiches. Die königlichen Bur- Pest entvölkerte das Land in einer ersten Welle gen waren die Verwaltungssitze und lagen meist an 1348–1350; eine Serie von Aufständen befeuerte der Küste und fast regelhaft an einer Hardengrenze, den Bau von Privatburgen, die unermüdlich von oft auch an der Grenze ihres Burglehens3. Waldemar bekämpft wurden. Er versuchte seine Die Aufführung von Burganlagen wurde bereits Macht in wechselnden Koalitionen mit seinen im 13. Jahrhundert als große Belastung der Bau- Schwiegersöhnen zu sichern, doch unterlag er ern erlebt, die die Abel-Christophsche Verordnung 1367 einer großen Allianz aus Hanse, Holstein, 1250/1251 vergeblich einzudämmen versuchte. Mecklenburg und Schweden. Die Burg in Kopen- Ihre Vorschrift gegen den Burgenbau wurde 1282 hagen wurde geschleift, Schonen und der Großteil beim Regierungsantritt König Erich V. Klippings der Einnahmen aus seinen Märkten ging im Frie- in seine Handfeste, d. h. seine Wahlkapitulation, den von Stralsund für 15 Jahre als Kriegsentschä- aufgenommen, „dass Bauern nicht gezwungen digung an die Hanse, die damit den Zenit ihrer werden dürfen, Höfe, Mühlen und anderes instand Macht erreichte. 80 Burgen und Schlösser 2/2021 Atzbach.indd 80 09.06.21 10:18
Königin Margarethe I. und der Burgenbau in Dänemark (1375–1412) Die Burgen Königin Margarethes Margarethe konnte also auf zahlreiche Burgen zurückgreifen, die sie von ihrem Vater, aber auch von ihrem Gemahl Håkon VI. übernommen hatte. Sie nutzte vor allem bestehende Anlagen – die sie sicher auch instandhalten ließ –, trat als Burgen- bauerin bemerkenswerter Weise jedoch kaum in Erscheinung. Es gibt kein umfassendes Itinerar von Margarethes Herrschaft, aber es ist möglich, sich über die Ausstellungsorte ihrer Urkunden den Brennpunkten ihrer Herrschaft anzunähern5. Natürlich ist das nicht unproblematisch, da die Ausfertigung einer Urkunde nicht die physische Anwesenheit der Rechtsperson erfordert. Den- noch dürfte die Kanzleipraxis die eigentliche Herrschaftsausübung der Regierung Margarethe- Olaf-Erich abbilden. Die Kartierung der Aufent- halts- bzw. Ausstellungsorte (Abb. 1) ergibt grob tiefgreifende, „vermittelalterlichende“ Restaurie- Abb. 2. Akershus, Oslo. eine Periodisierung zunächst in die Konsolidie- rung, sodass die heutige Erscheinung zum Teil ein Bestandsübersicht der erhaltenen Bauteile aus rung der Herrschaft (1375–1396) und dann der Produkt der Burgenromantik ist. Daher sei hier dem zweiten Drittel des Zeit der Kalmarer Union bis zu Margarethes Tod: der von Holger Sinding-Larsen ermittelte originale 14. Jahrhunderts. In der ersten Periode erweisen sich Oslo und die Baubestand gezeigt (Abb. 2). Die Burg liegt auf dem dortige Burg Akershus mit insgesamt 22 Belegen namengebenden Felssporn Akersnæs, der an drei ganz klar als Schwerpunkt, während andere nor- Seiten steil zum Oslofjord abfällt. Zum Baubestand wegische Orte außer Bergen (7 Aufenthalte) deut- des 14. Jahrhunderts gehört der heute weitgehend lich zurücktreten. Die zweite wichtige Region ist abgegangene zentrale Wohnturm „Vågehalsen“ (d. h. Seeland; hier bezeugen die Belege des Bischofssit- der Waghals), Originalbestand sind hier nur die un- zes Roskilde (8) und der Burgen Vordingborg (9) teren Teile seiner Ostmauer6. Der Zugang zur Haupt- und Kalundborg (7) sowie von Slagelse (6) eine burg erfolgte durch die Toranlage „Fuglsang“ (d. h. starke Präsenz von Margarethes Herrschaft. Ko- Vogelsang), die sich in den inneren Burghof öffnete. penhagen (3) steht hier ebenso deutlich zurück Die äußeren Mauerschalen des Nordflügels (heute wie Waldemar Atterdags Jagdresidenz Gurre (3). eingebaut im „Romeriksflügel“) und des Westflü- Fünen ist vor allem durch Nyborg (8), den Sitz des gels gehören ebenfalls zum ältesten Baubestand, Danehofs, also des dänischen Reichstags, belegt, der sich somit locker mit dem Wohnturm um den während andere Orte – darunter der Bischofssitz Burghof gruppiert. Auch der vorgesetzte Südflügel Odense (2) – weit zurücktreten. Das gilt auch für gehört in seiner Kubatur in das 14. Jahrhundert Jütland, wo selbst Ribe (2) als größte dänische Stadt und liegt zwischen dem Eingangszwinger und einer des Mittelalters kaum belegt ist. Auch Schonen – mutmaßlichen Vorburg auf der Südseite mit dem das den Großteil dieser Periode unter Verwaltung Hauptzugang der Burg. Die Südostecke wurde vom der Hanse stand – tritt klar zurück; hier stehen der „Jomfruetårnet“ (d. h. Jungfrauenturm) gesichert, Erzbischofssitz Lund (6) und die stärkste Burganla- der ebenso wie der „Vågehals“ (d. h. Waghals) vor ge am Öresund, Helsingborg (5), im Vordergrund. die östliche Ringmauer tritt und diese so flankiert. In der zweiten Periode (1396–1412) verändert sich Ungewöhnlich sind die in der Ringmauer zwischen das Bild erheblich: Die vormalige Konzentration Jomfruetårn und Südflügel eingebauten, mit Spitz- scheint einer flächenhaften Herrschaftsausübung tonnen überwölbten Geheimgänge, die eine rasche zu weichen, Kopenhagen (5) führt die Liste an, ge- Fortbewegung zwischen den Teilen der Burg er- folgt von Roskilde, Helsingborg, Kalmar und Flens- laubten. Margarethe schreibt in einem der seltenen burg mit je drei Belegen, darauf folgen zahlreiche Privatbriefe des skandinavischen Mittelalters an Einzel- und Doppelbelege, die sich über den gesam- Håkon über ihr Leben auf Akershus: „Wissen möge ten Herrschaftsbereich verteilen und die flächen- mein lieber Herr, dass ich und meine Diener große hafte Durchdringung des Reiches widerspiegeln Not an Essen und Trinken leiden, so dass weder ich dürften. noch sie unsere Notdurft bekommen. Und darum Margarethe verbrachte viele Jahre ihrer Ehe auf bitte ich Euch, mein lieber Herr, dass Ihr einen Aus- Akershus. Die Burg wurde erstmals 1300 erwähnt weg findet, um dies zu verbessern, so, dass die, die und diente Håkon V. als Residenz; unter Margare- bei mir sind, nicht wegen Hungers von mir schei- thes Gemahl Håkon VI. wurde sie weiter ausgebaut. den“ – was nach heutigem Forschungsstand weni- Teile der mittelalterlichen Anlage sind bis heute ger als eine wirtschaftliche Notlage, sondern mehr trotz zahlreicher neuzeitlicher Umbauten erhalten, als ein Beleg für den chronischen Bargeldmangel allerdings durchlief die Anlage 1895–1963 eine des Königtums im 14. Jahrhundert zu lesen ist7. Burgen und Schlösser 2/2021 81 Atzbach.indd 81 09.06.21 10:18
Rainer Atzbach Abb. 3. Vordingborg. Ungleich besser erforscht ist Vordingborg auf Süd- Grundriss der Grabungs- befunde und Ruinen aus Seeland, dessen Ruine heute Danmarks Borgcen- dem 14. Jahrhundert. ter beherbergt9: Waldemar Atterdag führte nach 1359 (d) eine tiefgreifende Neugestaltung des al- ten Flottenstützpunkts durch, dessen Ursprünge bis in das 12. Jahrhundert zurückgehen: Die Burg erhebt sich mit weiter Aussicht über das Umland und einen großen Naturhafen der Ostsee. Sie war von einem mächtigen Graben und von künstlichen Seen umgeben. Die innere, trapezförmige Haupt- burg umfasst einen älteren, im 14. Jahrhundert er- weiterten Palas, der in die 4 m starke Ringmauer eingebunden ist, und eine lockere Randbebauung (Abb. 3). Vier Ecktürme und ein mächtiger, 12 x 11 m messender Torturm im Norden sichern die Hauptburg. Die weitläufige Vorburg wird von ei- ner 730 m langen Ringmauer mit Schalentürmen umschlossen, die sie zu einer der größten Burg- anlagen Dänemarks macht. An der Südostecke der Vorburg erhoben sich eine Remise, ein großes Lagerhaus und das frei stehende Kanzleigebäude. Im Norden folgt der bis heute erhaltene „Gåsetårn“ (d. h. Gänseturm), der ursprünglich als Archiv und Schatzkammer diente. Nördlich von diesem be- fand sich die St. Andreaskapelle/Marienkapelle, Der älteste Vorgänger des Regierungssitzes Christi- eine der wenigen Burgkapellen des Nordens, die ansborg in Kopenhagen lag auf der Insel Slotshol- als selbstständiges Gebäude ausgeführt war und men vor der Stadt. Die im Kern von Bischof Absalon auf einen Vorgängerbau aus dem 12. Jahrhun- († 1201) errichtete Anlage wurde nach Waldemar dert zurückgeht. Waldemar Atterdag hatte 1361 Atterdags Niederlage 1367 von der Hanse buch- bei Papst Urban eigens um Marienreliquien für stäblich dem Erdboden gleichgemacht8. Die Burg- seine Burgkapellen u. a. in Vordingborg und in ruine ging 1374 an den Stadtherrn, den Bischof von Kalundborg gebeten, was 1364 gewährt wurde. Roskilde, und kam erst 1417 zurück an die Krone. Waldemar wurde zunächst in dieser Kapelle beige- Schwere Brandzerstörungen 1794 und 1884 mit setzt, jedoch auf Margarethes Veranlassung 1377 folgenden Wiederaufbauten hinterließen komplexe in das Zisterzienserkloster Sorø umgebettet10. Vor- Spuren im Untergrund, die ohne eine Auswertung dingborg wurde im Nordischen Krieg bis auf den der Grabungsbefunde nicht zu deuten sind. Gåsetårn zerstört, den einzigen erhaltenen Mauer- Abb. 4. Vordingborg, turm Dänemarks (Abb. 4). Gåsetårnet (der Gänseturm), Die Burg Nyborg liegt im Nordosten von Fünen erbaut unter Waldemar und bildete gemeinsam mit der Burg auf der In- Atterdag nach 1359, genutzt sel Sprogø und der Burg in Korsør an der West- als Archiv und Schatz- spitze von Seeland ein Sicherungssystem für die kammer. Im ersten Stock befindet sich eine Bohlenstu- Passage durch die engste Stelle des Großen Belts. be aus dem 14. Jahrhundert. Die zentrale Lage im dänischen Königreich und der Hafen im Nyborgfjord machte die Burg zum Tagungsort des dänischen Reichstags Danehof, der in unregelmäßiger Folge von etwa 1250 bis 1413 meist hier abgehalten wurde. Die Burgan- lage geht im Kern bis auf das frühe 13. Jahrhun- dert zurück. Die älteste Anlage wird von einer trapezförmigen Ringmauer mit Schalentürmen umschlossen; hierbei scheint es sich um einen der frühesten Belege dieser Bauform in Europa zu han- deln. An der West- und Nordseite der Ringmauer erhoben sich zwei Palasbauten, der westliche ist in Teilen erhalten (Abb. 5). Der Hauptzugang zur Stadt im Osten wurde von einem mächtigen Berg- fried, dessen Stumpf erhalten ist, und zwei Eck- türmen gesichert. Um 1305–1364 (d) wurde ein mauergefasster Zugang angelegt, der die Südost- 82 Burgen und Schlösser 2/2021 Atzbach.indd 82 09.06.21 10:18
Königin Margarethe I. und der Burgenbau in Dänemark (1375–1412) ecke des Bergfrieds umlief, also eine Art geknick- ten Zwinger oder ein Vortor bildete. Die gesamte Burganlage war von Anfang an von einem künst- lichen See- und Grabensystem umschlossen, das unter großem Aufwand angelegt worden war11. Die mittelalterliche Burg ist bis auf Palas und Bergfriedstumpf abgegangen, doch läuft derzeit ein großangelegtes Rekonstruktionsprojekt, das denkmalpflegerisch nicht unumstritten ist12. Kalundborg, Flottenbasis an der Nordwestspitze von Seeland, war eine der stärksten Festungen des 14. Jahrhunderts13: Die Stadt und die als Ru- inen bis heute sichtbare Westburg gehen auf eine Anlage des seeländischen Magnatengeschlechts der Hvide im 12. Jahrhundert zurück und kamen 1260 in königlichen Besitz. Burg und Stadt wurden jedoch 1285 vom norwegischen Freibeuter Alv Er- lingsson geplündert und schwer beschädigt. Erich Menved ließ die Befestigung um 1300 erneuern; pelle und Kanzlei im Ostflügel durchaus bis in Abb. 5. Nyborg. Westflügel wahrscheinlich geht ein ausgedehntes System aus das 14. Jahrhundert zurückgehen. Die mit einer des heutigen Baubestands. Die Südhälfte enthält Reste künstlichen Seen und Gräben um die Stadt auf ihn Ringmauer umgebene Anlage war jedenfalls so des romanischen Palatiums, zurück. Er errichtete östlich des Ortes eine heute solide, dass Waldemar Atterdag 1341 die von die untere Hälfte der Ring- abgegangene, aber einst eindrucksvolle zweite den Holsteiner Grafen gehaltene Burg nicht ein- mauer aus dem 13. Jahrhun- Burganlage, die in einem Grundriss und einer An- nehmen konnte, bis sie zwei Jahre später durch dert mit Halbschalentürmen, sicht aus dem 17. Jahrhundert überliefert ist (Abb. Verrat fiel. Waldemar umgab 1356 die Ostburg mit die Südwestecke wurde bereits Anfang des 20. Jahr- 6). Wie die ältere Westburg lag die Ostburg auf ei- einem zusätzlichen Zwinger, der – ebenso wie die hunderts rekonstruiert. ner eigenen Insel; die fünfeckige Kernanlage war erneuerte Stadtmauer – mit Schalentürmen und nach Vivian Etting bereits im 14. Jahrhundert in fünf Vierecktürmen gesichert war. Einer war der durchgehender Randhausbebauung ausgeführt. mächtige Wohnturm „Folen“ (d. h. das Fohlen), auf Das mag mit Blick auf die übrigen, eher locker längsrechteckigem Grundriss errichtet und in sei- bebauten Anlagen des 14. Jahrhunderts zwar be- nen Abmessungen dem „Vågehals“ auf Akershus zweifelt werden, doch könnte die im Grundriss gleich. Seine drei Geschosse wurden durch zwei des Hauptgeschosses angegebene Lage des Palas Mauertreppen in der Süd- und Westwand er- mit Rittersaal und Frauenstube im Nordflügel schlossen. Ähnlich der ebenfalls im 14. Jahrhun- und der – in den Schriftquellen als Empfangsort dert errichteten Burg Karlstein diente der „Folen“ für die päpstlichen Reliquien genannten – Ka- als königliches Archiv und Schatzkammer – alle Abb. 6. Kalundborg. Oben Ansicht von Stadt und Ostburg von Norden und unten gesüdeter Grundriss vor Zerstörung der Ostburg 1660. Die Darstellung ist eine Kopie wohl des 18. Jahrhunderts. In der Nordostecke der Ostburg befindet sich der Fohlen- turm („Folen“), der nach Ausweis der Grabungsbe- funde in die Ringmauer des 14. Jahrhunderts ebenso einbezogen war wie die vier- eckigen Türme der Südseite. Burgen und Schlösser 2/2021 83 Atzbach.indd 83 09.06.21 10:18
Rainer Atzbach das zweite war der Zugangsraum mit angrenzen- der Wachtstube, das dritte enthielt die Küche mit Backofen und zwei Kammern, eine mit Abtritt. Das dritte, kreuzrippengewölbte Geschoss kann als repräsentativer (Fest-)Saal gedeutet werden, mit einer Kapellennische, einem Abtritt und einer Heißluftheizung. Oberhalb dieses Saals befindet sich eine weitere gewölbte Halle; zwischen bei- den Geschossen liegt eine über eine Holztreppe zu erreichende Kammer. Es könnte sich bei dem Obergeschoss – als dem abgeschiedensten Bereich des Turms – um die Wohnung des Burgherrn oder das Frauenzimmer gehandelt haben, die ei- genartige Kammer war vielleicht der Raum des persönlichen Kammerdieners, des Stewarts (von dänisch „stigvart“, d. h. Treppenwart). Der obere Abschluss des Wohnturms wurde im 19. Jahrhun- dert verändert14. Mächtige Wohntürme sind ein zentrales Element Abb. 7. Kärnan, Helsingborg. zuvor im Gåsetårn auf Vordingborg verwahrten königlicher Burganlagen des 14. Jahrhunderts in Der bis heute erhaltene Dokumente und der Staatsschatz wurden unter Dänemark. Der gewaltige „Mantelturm“ des Ham- Donjon „Kärnan“ beherrscht Margarethe hierher überführt. mershuses an der nordwestlichen Steilküste von Hafenstadt und Øresund. Der alte Fährhafen Helsingborg wird von der Bornholm bestand seit dem späten 13. Jahrhun- mächtigen Turmburg Kärnan, d. h. der Kern, dert. Waldemar Atterdag errichtete in Korsør, beherrscht, deren älteste Teile (Deckenbalken dem westlichen Fährhafen von Seeland, einen 1315–1317 [d]) auf Erich Menved zurückgehen. Wohnturm als Zentrum einer heute abgegangenen Bis zur Errichtung der Burg Kronborg östlich von Burganlage und „last but not least“, sei hier auch Helsingör im frühen 15. Jahrhundert sicherte nur Gurre genannt, das nur als Ruine und Grabungs- der Kärnan die engste Stelle des Öresunds. Die befund erhalten ist. Gurre ist ein eigenartiger zunächst viergeschossige Anlage auf einem qua- Sonderfall im dänischen königlichen Burgenbau: Abb. 8. Gurre, Ksp. Tikøb. dratischen Grundriss von 15 x 15 m wurde um Anders als die meisten anderen Königsburgen Waldemar Atterdags weit- die Mitte des 14. Jahrhunderts stark umgebaut thront die Burg nicht exponiert auf einer Anhö- läufiges Jagdschloss liegt auf mehreren Hügeln in einer und auf 35 m erhöht, die Geschosse werden von he und bildet keine weithin sichtbare Landmarke, feuchten Niederung, im Zen- einem im Verband angesetzten Treppenturm er- sondern liegt in einer Niederung. Sie hatte auch trum der Stumpf des Donjons schlossen (Abb. 7). Den mächtigen Donjon umfing keinen angeschlossenen Hafen, sondern lag gera- mit umgebender Ringmauer, eine bauzeitliche, heute abgegangene Ringmauer, dezu versteckt in einem Waldgebiet. Hier erhob im Nordosten der Festsaal. die von Schalentürmen bestanden war. Der Wohn- sich der bis auf 2,60 m Höhe erhaltene Wohnturm Im Norden, Westen und Osten gab es eine kleine Ab- turm selbst ist einer der am besten erhaltenen auf einer Grundfläche von 15 x 11,50 m, der ei- grenzungsmauer, die keine Bauten des 14. Jahrhunderts. Über dem (ersten) nen angesetzten Treppenturm erkennen lässt. Im Verteidigungsfunktion hatte. Kellergeschoss befinden sich vier Wohngeschosse, Unterschied zum Kärnan war dieser Turm jedoch von einer annähernd quadratischen Ringmauer mit vier Ecktürmen eng umschlossen. Um diese Kernanlage gruppieren sich locker eine Kapelle und weitere Gebäude, darunter ein dreischiffiger Großbau, der zunächst als Stall angesprochen wurde, doch einen aufwendigen, polychromen Kachelofen und Fußböden aus glasierten Fliesen besaß und damit eher eine äußerst repräsentative Festhalle war. Die Gesamtanlage (Abb. 8) ist von keiner Wehrmauer umschlossen und war schon im 14. Jahrhundert so weitläufig, dass Waldemar Atterdags Tod vor der gerade anwesenden hanse- atischen Gesandtschaft geheim gehalten werden konnte. Die von Waldemar Atterdag sehr geschätz- te Anlage ist wohl eher als Jagd- und Lustschloss denn als Zwingburg anzusehen. Wenig überra- schend wird sie von Erich von Pommern aufge- geben und durch den Vorläufer der Festung Kron- burg ersetzt, eine ungleich typischere, exponierte Königsburg15. 84 Burgen und Schlösser 2/2021 Atzbach.indd 84 09.06.21 10:18
Königin Margarethe I. und der Burgenbau in Dänemark (1375–1412) Margarethes Burgenbau und Burgenpolitik Margarethe kannte ohne Zweifel alle genannten Burganlagen und hat sie mit hoher Wahrschein- lichkeit bei der üblichen Ausübung der mittelal- terlichen Reiseherrschaft besucht, manche sicher zeitweise bewohnt. Es ist dennoch auffallend, dass sich mit Margarethe persönlich kaum ein Burgen- bau verbinden lässt. Die wichtigste Ausnahme ist Flensburg: In der wieder aufflackernden Ausein- andersetzung mit den Holsteiner Grafen um das Herzogtum Schleswig errichtete Margarethe an der Stelle eines älteren „Steinhauses“ wohl 1410 eine Burg auf dem Marienberg über der Stadt – hier urkundete Erich von Pommern „in unserem Sloten Vlensburg“. Die später als „Duborg“ be- zeichnete Anlage ist nur aus jüngeren Bildquellen bekannt, die Ergebnisse vereinzelter Freilegungen von 1923 und 1928 harren einer weiteren Bear- beitung, sodass die von Ludwig Rohling gegebene Beschreibung von einem „mehrstöckigen, massiv befestigten Gebäude hart am östlichen Bergrand nebst einem durch Tore, Brücke, Wälle, Teich und Bastionen (sic! R.A.) geschützten Hof“ unbewiesen bleiben muss16. Margarethe erscheint zwar nicht als Burgenbaue- rin, trat aber energisch für die innere Ordnung auf ihren Burgen ein. Um 1400 erließen sie und Erich von Pommern das „Slotslov“, ein Burgfriedensge- setz für alle königlichen Anlagen, das einigen Re- Hierbei wurden allenfalls im herzoglichen Bur- Abb. 9. Hald am Haldsø bei gelungsbedarf im Alltag erkennen lässt17: genbau Südjütlands die monumentalen Dimensio- Viborg. Im Bildvordergrund die im 16. Jahrhundert stark – Totschlag soll mit dem Tode bestraft werden. nen der oben geschilderten königlichen Anlagen überformte Burganlage – Wer einen anderen so verletzt, dass Blut fließt, erreicht. Die zahllosen Privatburgen waren dage- Bispens Hald „Hald III“, verliert eine Hand. gen keineswegs Repräsentationsbauten, sondern unter der Baumgruppe – Wer im Streit ein Schwert oder Messer zieht, des- dienten überwiegend dem Selbstschutz oder mili- auf der Wiese die Bela- sen Hand soll durchstochen werden. tärisch-strategischen Zwecken. Margarethe führte gerungsburg „Hald I“. – Karten- und Brettspiele sind verboten, nachdem nicht nur Waldemars Revindikationspolitik der der Burgherr „Gute Nacht“ gewünscht hat, Zuwi- Krongüter fort, sondern betrieb auch aktive Land- derhandlungen werden je nach Rang des Täters friedenssicherung, indem sie mit allen verfügba- mit einem Monat Turmverlies bei Wasser und ren Mitteln gegen den adeligen Burgenbau – vor Brot, Pranger oder Auspeitschen bestraft. allem ihrer Gegner – vorging. – Vergewaltigung und versuchte Vergewaltigung Ein Beispiel ist die Burg Hald im Haldsø, etwa 8 km werden mit dem Tode bestraft. südöstlich der Bischofsstadt Viborg. Die Burgrui- – Diebstahl von mehr als zwei øre (ca. 60 dänische ne, auch bekannt als „Bispens Hald“ oder „Hald III“ Pfennige) wird mit dem Tode bestraft, Diebstahl liegt auf einer Insel am nördlichen Seeufer und ist von vier Pfennigen mit Auspeitschen. von Umbauten des frühen 16. Jahrhunderts über- – Wer fahrlässig einen Brand verursacht, soll in prägt. Neue Ausgrabungen zeigten jedoch, dass die dieses Feuer geworfen werden. Anlage einen älteren Kern besitzt, der u. a. auch – Wer die Ringmauer besteigt, soll geköpft wer- die Burg des historisch bezeugten Niels Bugge den. († 1358) umfasst, des Anführers eines Aufstands – Wer seine Wache nicht ordentlich versieht, soll gegen Waldemar Atterdag. Am 6. Juli 1393 über- für acht Tage bei Wasser und Brot ins Turmver- gab Margarethe Burg Hald an das Domstift Viborg lies gehen oder an den Pranger gestellt werden. mit der Maßgabe, die Gebäude abzubrechen und Das 14. Jahrhundert ist eine Krisenzeit, die Erosi- zum Bau einer Kapelle am Viborger Dom zu ver- on der Zentralgewalt zog mannigfache Konflikte wenden. Die Burg habe ihr Vater Waldemar von und Fehden nach sich, die eine bewährte Form seinen Feinden erhalten; seit 1374 war sie in kö- der rechtlichen Selbsthilfe darstellten. Die Folge niglichem Besitz. Oberhalb der Burganlage befin- war ein wahrer Burgenbauboom: Jeder, der es sich den sich die Überreste einer Belagerungsschanze leisten konnte, errichtete einen befestigten Ansitz. („Hald I“), die wohl mit der so erschließbaren Er- Burgen und Schlösser 2/2021 85 Atzbach.indd 85 09.06.21 10:18
Rainer Atzbach eine reine Holzburg handelte, die sich kaum von einem Bauernhof unterschied (Abb. 10): Die von einer Palisade umgebene Vierflügelanlage aus Fachwerkhäusern ruhte auf einer Pfahlgründung und wurde seit 1369 (d) in mehreren Bauphasen errichtet, die von Brandzerstörungen unterbro- chen waren. Die jüngste Anlage fiel um 1400 (d) ebenfalls einem Brand zum Opfer. Trotz der be- scheidenen Ausführung sprechen ein Schwert mit Scheibenknauf, ein Holzschild mit Hausmarke sowie Reitzubehör und Importkeramik durchaus für eine adelige Lebensführung der Bewohner. Die Burg erscheint im Jahr ihrer Aufgabe in den Schriftquellen: Die Brüder Erich und Jens Iversen Lykke übergaben ihren Hof Boring mitsamt der Insel, Haus und Gebäuden an Margarethe. Dies be- stätigte 1406 Ritter Mogens Munk, der seine Rech- te in Boring von Iver Lykkes Erben übernommen habe, „weil es mir bewusst ist, dass meine gnädige Frau Königin Margarethe und das Königtum das Recht dazu hat“19. Boringholm brannte nieder – hier ist allerdings unklar, ob dies militärischer Gewalt geschuldet war. Dies lässt sich im Fall der Burg Grimstrup auf Falster, nordwestlich von Maribo, deutlicher able- sen20: Die Burg wird 1359 ersterwähnt und war im Besitz der Familie Ahlefeldt, die zu den Parteigän- gern der Holsteiner und Mecklenburger gehörte. Die etwa 265 m lange Burg liegt auf einer 80 m Abb. 10. Boringholm. Die oberung durch Waldemar Atterdag in Verbindung breiten Landzunge zwischen einem Sumpf und Burganlage des zweiten und zu bringen ist (Abb. 9)18. Die ausgezeichnete stra- einem See (Abb. 11). Die Anlage besteht aus drei letzten Drittels des 14. Jahr- tegische Lage des Burgplatzes führte jedoch dazu, Burghügeln, hier ist der östlichste als Hauptburg hunderts unterscheidet sich kaum von einem vierflügeli- dass der Viborger Bischof den entfestigten Platz anzusprechen, die sich 5 m über den See erhebt. gen Bauernhof und liegt auf im Spätmittelalter zu einer modernen Festung aus- Der Zugang ist nach Osten und Westen mit einem einer flachen Insel in einem bauen ließ, deren Kanonenturm und Erdwall noch dreifach gestaffelten Wall-Graben-System gesi- heute verlandeten See. gut erhalten sind. chert. Nach Ausweis der Schriftquellen stand die Ein geradezu paradigmatisches Beispiel ist die Nie- Burg 1372 und 1376 im Zentrum eines Aufstands Abb. 11. Grimstrup bei Mari- derungsburg Boringholm, Ksp. Hvirring, westlich gegen das Königtum. Waldemar Atterdag belager- bo, Lolland-Falster. Drei Be- von Horsens. Die Burgstelle liegt in einem heute te die Burg, der Frieden von 1373 war jedoch nur lagerungsschanzen aus dem trocken gelegten See. Die archäologischen Unter- von kurzer Dauer und die Ahlefeldts erhoben sich letzten Drittel des 14. Jahr- hunderts kontrollieren den suchungen durch den Burgenforscher Christian erneut. Wieder wurde die Burg belagert und fiel; Zugang zur Burganlage. Axel Jensen 1905–1916 zeigten, dass es sich um 1398 kam es jedoch zum Ausgleich mit Margare- the, die 6.900 Lübecksche Mark Entschädigung für den Verlust von Grimstrup und einer zweiten Burg zahlte. Bis heute haben sich im Süden, Osten und Westen Belagerungsschanzen erhalten, die die Be- satzung offensichtlich in die Knie zwangen. Den Endpunkt des Prozesses der Konsolidierung und Landfriedenssicherung bildet am 24. Januar 1396 ein Reichsgesetz, das u. a. die Errichtung von neuen Privatburgen untersagte: „Nachdem großes Unrecht von jenen Festen ausging, die (bis) jetzt er- baut wurden, verbieten wir jetzt jedem mehr Fes- ten oder Bergfriede zu errichten, damit das Land in Ordnung komme … und wir verbieten den Vög- ten und Vasallen irgendjemandem zu gestatten, eine Festung oder einen Bergfried zu errichten“21. Das Burgenbauverbot führte zu einem deutlichen Rückgang des privaten Befestigungswesens und bestand formal bis zur Wahlkapitulation von König 86 Burgen und Schlösser 2/2021 Atzbach.indd 86 09.06.21 10:18
Königin Margarethe I. und der Burgenbau in Dänemark (1375–1412) Johann I. (1482–1513) fort, der in seiner Handfeste vom 1. Februar 1483 explizit einräumen musste, Item skulle wi engen macht haffue forhindre eller formene nagre gode men, andelige eller werdzlige i noget rige at befeste oc bygge sine garde them oc riget til nytte oc gaffn, also keine Macht zu besitzen, guten geistlichen oder weltlichen Männern die Be- festigung ihrer „Höfe“ zum Wohl des Reiches zu verwehren22. Das bedeutet aber keineswegs, dass der private Burgenbau damit endete23. Gefolgsleute der Kö- nigin errichteten weiterhin Befestigungen. Das wichtigste Beispiel ist die Bischofsburg Gjorslev (Ksp. Holtug) auf Seeland, die von Peder Lodehat, Bischof von Roskilde und Kanzler der Königin (1398–1400) erbaut wurde (Abb. 12)24. Die Burg- anlage ist über dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes errichtet, an die Ostseite des südlichen burg und eine Vorburg geteilt wird. Der Kernhü- Abb. 12. Gjorslev. Die Kreuzarms schloss sich eine polygonale Kapelle gel ist von einem 20 m breiten Graben umgeben, „Herrenburg“ des Bischofs von Roskilde entstand an, die abgegangen ist. Im Zentrum erhebt sich ein an der Nord-, West- und Ostseite, vielleicht auch um 1400 auf kreuzför- 25 m hoher, quadratischer Turm. Dieser ragt vier im Süden, finden sich Reste eines umlaufenden migem Grundriss. Etagen über die zweigeschossigen Kreuzarme hin- Walls, der im Norden zu einer grob dreieckigen aus, die von einer Wendeltreppe in der 2 m starken Vorburg erweitert ist. Die erste Bauphase beginnt Turmmauer erschlossen werden. Der Turm ver- 1335 (d) und kann mit dem in Schriftquellen be- fügt darüber hinaus über einen Latrinenschacht zeugten Drost Peder Vendelbo verbunden werden, in der Wand, der in ein Auffangbecken im Keller die zweite Bauphase 1393 (d) wird dem ebenfalls entsorgt, und ist deshalb wohl als Wohnturm an- schriftlich fassbaren Kristian Vendelbo zugeschrie- zusprechen. Seine Fassade zieren eine Mariensta- ben; über dessen Tochter Anne gelangten Burg tue an der Ostseite und ein Bogenfries unter der und Gut 1400 an Hans, den Sohn Henning Pode- Traufe. Das hohe Erdgeschoss ist durchgehend mit busks (†1387/1388), Drost und Hauptmann unter Kreuzrippengewölben überfangen. Es handelt sich Margarethe. Seine Erben bauten die Anlage 1466 keineswegs um einen reinen Repräsentationsbau, (d) zu einer deutlich erhöhten, vierflügeligen Guts- wie die Schlüsselscharten für Handfeuerwaffen im anlage mit zwei Treppentürmen aus, die gegen den Abb. 13. Egholm. Der Turm beweisen. Eine Darstellung aus dem 17. Jahr- Zufahrtsweg mit einer weiteren Wallanlage abge- aufwendige Umbau unter hundert zeigt zudem, dass der Turm ursprünglich schirmt wurde. Sie wurde militärisch befestigtes Predbjørn Podebusk „zu einen Zinnenkranz aufwies und durchaus auch als Zentrum eines ausgedehnten Gutsbezirks, erregte Egholm“ erhielt das kreuz- Geschützplattform gedient haben mag. Die Ein- aber offenbar nicht den Unwillen des Königtums. rippengewölbte Unterge- schoss der romanischen gangspartie wurde in der Neuzeit verändert. Hier Eine ähnliche Entwicklung nahm die Burg Egholm Burganlage und ist einer der wäre ein ursprünglicher Hocheingang nicht un- (Ksp. Sæby) auf Seeland26. Im Kern geht die An- wenigen erhaltenen Profan- denkbar, was die Anlage eines (inzwischen wieder lage auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts räume des 13. Jahrhunderts. abgegangenen) Treppenturms im 16. Jahrhundert zurück. Aus dieser Zeit stammt erklären könnte. Inwieweit das stark durchfens- das außergewöhnlich gut er- terte Erdgeschoss durch eine Ringmauer gedeckt haltene Untergeschoss eines war, muss derzeit offen bleiben. Insgesamt kann Ziegelbaus mit Kreuzrippen- Gjorslev als früher Vertreter eines neuen Burgen- gewölben (Abb. 13). Um 1400 typs angesehen werden, der „herreborge“ (d. h. nennt sich Predbjørn Podebusk Herrenburgen), die im späten Mittelalter am Über- „zu Egholm“, auch er ein Sohn gang von Burg zum Herrenhaus auftreten. Sie zei- des Drosts Henning. Margare- gen nur schwache Verteidigungswerke, die einem the hatte Egholm eingezogen massierten Artilleriebeschuss keinen Widerstand und offenbar an den Sohn ihres entgegensetzen können, sind aber durchaus zur Vertrauten ausgegeben; unter Verteidigung mit (Hand-)Feuerwaffen ausgelegt Podebusk wurde wohl die zwei- und können im weiteren Verlauf des Spätmittel- te mittelalterliche Bauphase alters auch mit einem eigenen Geschützdeck im errichtet, die das romanische obersten Geschoss zu Vorformen der neuzeitlichen Haus weiternutzte. Der kreis- Festung aufgerüstet werden. runde Burghügel wurde mit ei- Weit weniger repräsentativ ist die Burg Skjern ner neuen Ringmauer umgeben, (Ksp. Skjern) südöstlich von Ringkøbing25. Die An- der Eingang mit einem Torturm lage besteht aus einem Kernhügel, der von einem gesichert, im Norden erhob sich Graben in eine annähernd quadratische Haupt- ein turmartiges Gebäude. Burgen und Schlösser 2/2021 87 Atzbach.indd 87 09.06.21 10:18
Rainer Atzbach In demselben Maße, wie Margarethe und Erich lagen erhebliche Ressourcen für Errichtung und von Pommern eine Stabilisierung der Herrschaft Instandhaltung bedurften. im Königreich Dänemark erreichten, wandten sie Margarethe gelang es durch die entschlossene Nut- sich der Rückgewinnung der königlichen Position zung aller Chancen, den Wiederaufbau der Königs- im Herzogtum Schleswig/Sønderjytland zu. Das macht voranzutreiben – und sie in der Kalmarer führte direkt in den Konflikt mit den Holsteiner Union zu einer neuen Größe zu führen. Sie setzte und Schleswiger Herzögen aus dem Hause Schaum- die königlichen Burgen als Machtinstrumente ein burg, nachdem Gerhard VI. bei der fehlgeschlage- und ordnete mit dem „Slotslov“ den inneren Burg- nen Eroberung Dithmarschens gefallen war und frieden, verzichtete aber – wahrscheinlich auch Margarethe versuchte, das Lehen Schleswig einzu- wegen mangelnder Geldmittel – weitgehend auf ziehen. Margarethe errichtete die Burg über Flens- Neubauten. Die Grundzüge der oft monumentalen burg und nahm neue Anlagen in Appenrade und königlichen Burgen ihrer Zeit lassen sich charak- Brundlund in Angriff (die Erich nach ihrem Tod terisieren: Bezug zu einem Hafen und anderen realisierte). Dieses Ausgreifen verursachte eine in Fernverkehrsverbindungen, oft aufwendige Was- den Schriftquellen fassbare intensive Phase her- serbauten als Verteidigungsanlagen, repräsentati- zoglichen und privaten Burgenbaus in Schleswig, ve Wohntürme und eine topografisch exponierte die noch näherer archäologischer Aufklärung be- Lage. Margarethe führte Waldemar Atterdags Re- darf27. vindikation entfremdeter Krongüter fort, sie zog im gesamten Reich Liegenschaften und Burgen ihrer Gegner ein, durchaus auch mit Gewalt. Die Burgen Ergebnis wurden entweder geschleift, an geistliche Instituti- onen übergeben – was nicht immer zu ihrer Zerstö- Obgleich der Burgenbau in Dänemark und in rung führte – oder an treue Gefolgsleute übertra- Skandinavien bereits im 12./13. Jahrhundert gen. Diese scheinen auch nach der Verkündung des nachweisbar ist, nimmt er erst in der Krisenzeit Verbots neuer Burgenbauten weiterhin bestehende des 14. Jahrhunderts entscheidende Fahrt auf. Anlagen verbessert zu haben. Im Bereich des Her- Burgen wurden besonders im zweiten Drittel des zogtums Schleswig belegen die Schriftquellen so- Jahrhunderts parallel zum Verfall der Zentralge- gar einen Aufschwung des Burgenbaus im 15. Jahr- walt zum allgegenwärtigen Element der privaten hundert. Ohne belastbare Datierungen mögen auch Rechtssicherung in Fehden. Sie dienten auch als in Dänemark manche Anlagen „in das Jahrhundert Selbstschutz gegen umherziehende Truppenver- der Burgen“ gesetzt worden sein, die eine jüngere bände auf Ausschau nach leichter Beute. In die- Ausbauphase als „Herrenburg“ verbergen. Grund- ser Phase entsteht eine schier unüberschaubare sätzlich beendete jedoch Margarethe die Ära des Zahl minderer Burganlagen in oft versteckter, privaten Burgenbaus in Dänemark mit dem Wie- unzugänglicher Lage, wobei auch kleine Burgan- dererstarken der Zentralgewalt. Bildnachweise Abb. 1: Grafik: Katrin Atzbach. Abb. 12: Foto: Thue C. Leibrandt, https://de.m.wikipedia.org/ Abb. 2: Zeichnung: Holger Sinding-Larsen, nach: Tschudi Mad- wiki/Datei:Gjorslev_Slot_from_the_air.JPG. sen, Akershus (wie Anm. 6). Abb. 13: Aus: Niels-Knud Liebgott, Dansk Middelalderarkæo- Abb. 3: Aus: Museerne Vordingborg in Etting, Royal Castles logi, København 1989, fig. 66. (wie Anm. 1), S. 134. Abb. 4: Foto: Sandpiper, Wikimedia Commons, https://com- mons.wikimedia.org/wiki/File:Goose_tower.jpg. Abb. 5: Foto: Htawmonzel, Wikimedia Commons, https://com- mons.wikimedia.org/wiki/File:Nyborg_Slot_from_the_nort- Anmerkungen hern_side.jpg. Abb. 6: Original: Nationalmuseum, Kopenhagen, aus: Etting, 1 Darstellung der Ereignisgeschichte nach danmarkshistori- Kalundborg (wie Anm. 13), S. 209. en.dk (Einträge „Margarete 1.“; „Valdemar Atterdag“; be- Abb. 7: Zeichnung von Frans Hogenberg. In: Georgius Braun/ sucht 2.11.2020); Anders Bøgh, Sejren i kvindens hånd, Aar- Fransciscus Hogenbergius, Civitates Orbis Terrarum IV, Köln hus 2003, S. 295–318 und Vivian Etting, The Royal Castles of 1617, tab. 29, Kongelige Bibliotek København KBK 2-234. Denmark During the 14th Century (Publications of the Na- Abb. 8: Naturstyrelsen nach Etting u. a., Gurre Slot (wie Anm. tional Museum – Studies in Archaeology and History, 19), 15), S. 82. Copenhagen 2010, S. 29–38; Carsten Porkrog Rasmussen, Abb. 9: Foto: L. H. Olsen 2014, aus: Hjermind, Three Castles Dronningeblod. In: Jeppe Büchert Netterstrøm/Kasper H. (wie Anm. 18). Andersen (Hrsg.), Dronningemagt i middelalderen. Fest- Abb. 10: Zeichnung: Jan Kock/Else Roesdahl, aus: Etting, Roy- skrift til Anders Bøgh, Aarhus 2018, S. 433–466. al Castles (wie Anm. 1), S. 69. 2 Weder von den eisenzeitlichen Ringwällen noch von den Abb. 11: Danmarks Højdemodel, Geodatastyrelsen. Ringburgen Harald Blauzahns führt eine Linie zum hochmit- 88 Burgen und Schlösser 2/2021 Atzbach.indd 88 09.06.21 10:18
Königin Margarethe I. und der Burgenbau in Dänemark (1375–1412) telalterlichen Burgenbau, Übersichten: Rainer Atzbach, Der Kalundborg 2013, S. 201–217; Dies., Royal Castles (wie Anm. Burgenbau im Königreich Dänemark – ein Überblick. In: 1), S. 121–125, 133. Zur Burg des 12. Jahrhunderts: Lars Oliver Auge (Hrsg.), Vergessenes Burgenland Schleswig-Hol- Meldgaard Sass Jensen/Else Roesdahl, Esbern Snare og hans stein (Kieler Werkstücke, A 42), Frankfurt a. M. 2015, S. 279– borg i Kalundborg. In: Pedersen, Menneskers (wie Anm. 13), 308; Rikke Agnete Olsen, Danish Medieval Castles, Aarhus S. 149–175. [2014]; Vivian Etting/Niels Engberg, Fra storgård til herregård. 14 Zum Kärnan: Rainer Atzbach, Neue Zugänge zu alten Räumen In: Herregården, Menneske-Samfund-Landskab-Bygninger, auf dänischen Burgen: Relative Assymmetry (Château Gail- Bd. 1: Gods og samfund, København 2004, S. 119–162. lard, 27), Caen 2016, S. 21–26; Etting, Royal Castles (wie 3 Zum Lehnswesen: Henrik Lerdam, Danske len og lensmænd Anm. 1), S. 115–116; Knut Drake, Die Heizung der Königskam- 1370–1443, København 1996. Zur Lage der Burgen: Rainer mer im Wohnturm Kärnan in Helsingborg (Castella Maris Atzbach/Jørgen H. Fenger/Kasper T. Høgsberg, Castle and Baltici, 8), Riga 2007, S. 31–36. Für den Hinweis auf die ur- Landscape in Denmark. A Topography of Power. In: Zeit- sprüngliche Wortwurzel von englisch Stewart als „stigvart“ schrift für Archäologie des Mittelalters 45, 2018, S. 193–214. danke ich meinem Kollegen Assoc. Prof. Jens Andresen, 4 Abel-Christoffersche Verordnung: Den danske Rigslovgiv- Aarhus University. ning indtil 1400, hrsg. von Erik Kroman, København 1971, 15 Zum Wohnturm als Leitform: Etting, Royal Castles (wie Nr. 7, S. 46, Art. 16 – Erich Klippings Handfeste: Danmarks Anm. 1), S. 113–121; Gurre: Vivian Etting/Lone Vass/Charlot- Riges Breve, Reihe 2, Bd. 3: 1281‒1290, bearb. von Jørgen te B. Andersen, Gurre Slot – kongeborg og sagnskat, Køben- Friis, Kopenhagen 1938, Nr. 45. havn 2003. Zur topografischen Lage der Königsburgen: 5 Anders Bøgh, Sejren i kvindens hand, Aarhus 2003, bilag I, Rainer Atzbach, Die Lage dänischer Burgen und Gutshöfe. bietet ohne Anspruch auf Vollständigkeit eine Liste von Zwischen weithin sichtbarer Landmarke und wetterge- Margarethes und Erichs Aufenthaltsorten 1375–1395, die schütztem Adelssitz (Château Gaillard, 28), Caen 2018, sich im Wesentlichen auf die im Diplomatarium Danicum S. 15–25 und Atzbach/Fenger/Høgsberg, Castle and Lands- herausgegebenen Königsurkunden stützt. Deren Edition en- cape (wie Anm. 3). det derzeit allerdings im Jahr 1400. Die nachfolgenden An- 16 Ludwig Rohling, Die Kunstdenkmäler der Stadt Flensburg, gaben basieren bis 1395 auf Bøghs Ortsliste und für die Zeit München 1955, S. 284–291, Zitat S. 287. 1396–1412 auf den Ausstellungsorten der Königsurkunden – 17 Edition: Andersen Aage, Den danske rigslovgivning 1397- einschließlich König Olafs und Erichs von Pommern – bis 1513, København, S. 27–63; Vivian Etting, Livet på borgen. zu Margarethes Tod in den Regesta Diplomatica Historiæ Helsingør slot i senmiddelalderen. In: Therese Kruse (Red.), Danicæ, Bd. I, Kopenhagen 1847, die ebenfalls keine voll- Kärnan. Från dansk riksborg till svenskt kulturarv, Helsing- ständige Auflistung aller Urkunden darstellen. Die behan- borg 2020, S. 120–143. delten Aufenthaltsorte beruhen deshalb nicht auf einer 18 Jesper Hjermind, Three castles at Hald. In: Rainer Atzbach/ kompletten Datenerhebung, sondern auf zwei Stichproben. Lars M.S. Jensen/Leif P. Lauritsen, Castles at War (Castles of 6 Gerhard Fischer, Norske Kongeborger, Bd. 1, Oslo 1951, the North, 1), Bonn 2015, S. 148–172. S. 289–291. Stephan Tschudi Madsen, Akershus Slotts Res- 19 Umfassend: Jan Kock/Else Roesdahl (Hrsg.), Boringholm. En taurering Historikk 1895–1963, Oslo 1964; Hans-Emil Lidén, østjysk træborg fra 1300-årene, Aarhus 2005. Quellenzitat Middelalderens stenarkitektur i Norge. In: Ders. u. a., Nores nach Erich Ulsig, Boring og Boringholm i de skriftlige kilder. kunsthistorie, Bd. 2: Høymiddelalder og Hansa-Tid, Oslo In: Ebd., S. 267–286, insb. S. 267 f. 1981, S. 7–125, insb. S. 117–125. 20 Leif Plith Lauritsen, Grimstrup – torn i øjet og arnested for 7 Diplomatarum Norvegicum, Bd. 1, hrsg. von C. A. Lange u .a., uro. In: Skalk 5/2020, S. 8–13. Oslo 1847, Nr. 49; Erich Opsahl, Margrete – Norges pengefat- 21 Den danske Rigslovgivning indtil 1400, hrsg. von Erik Kro- tige og magtløse dronning? In: Jeppe Büchert Netterstrøm/ man, København 1971, S. 334–344, Nr. 35. Kasper H. Andersen, Dronninge – Magt i middelalderen. 22 Etting, Royal Castles (wie Anm. 1), S. 38. Den danske Rigs- Festskrift til Anders Bøgh, Aarhus 2018, S. 277–304. lovgivning 1397–1513, hrsg. von Aage Andersen, København 8 Kristian Hvidt/Svend Ellehøj/Otto Norn, Christiansborg Slot, 1989, S. 156, Nr. 37. Der systematische Abriss übernommener København 1975, S. 48–64; Etting, Royal Castles (wie Anm. Privatburgen ist auch in Schweden nachweisbar: Christian 1), S. 61 f.; Hanna Dahlström/Bjørn Poulsen/Jesper Olsen, A Lovén, Borgar och befästningar i det medeltida Sverige, port on the Øresund. Initiatives and Dynamics in the early Stockholm 1986, S. 186. life History of Copenhagen. In: Journal of Urban Archaeolo- 23 Heidi Maria Møller Nielsen, Frau borg til herregård i Dan- gy, 2/2020, S. 51–68. mark. Privatborge ca. 1350–1600, Middelalderarkæologisk 9 Die vorliegenden Beschreibungen basieren auf Etting, Royal Nyhedsbrev, Aarhus 1998, S. 28–35. Castles (wie Anm. 1), S. 134–136 und Dorthe Wille-Jørgensen, 24 Christian Axel Jensen, Gjorslev, Roskildebispens Borg paa Kongens borg: 123 års arkæologi på Vordingborg, Vording- Stevns og dens Bygningshistorie, Kopenhagen 1924; Johan- borg 2014, insb. S. 182–188 und 214–233. Hier sei jedoch auf nes Hertz, Gjorslev, eine dänische Bischofsburg mit archi- das laufende Promotionsprojekt von Lars Meldgaard Sass tektonischen Bezügen zum Deutschen Ritterorden (Castella Jensen zur Burganlage hingewiesen, das auch neuere Aus- Maris Baltici, 3-4), Turku/Tartu/Malbork 2001, S. 57–63; grabungen berücksichtigt. Website: https://www.museerne. Ders., Bisp Peder Lodehats kapel på Gjorslev. In: Bygnings- dk/en/the-danish-castle-centre (besucht 14.11.2020). arkæologiske Studier 1991, S. 13–20. 10 Etting, Royal Castles (wie Anm. 1), S. 151. 25 Jan Kock/Mette Svart Kristiansen, Skjern Slot, Kuml 2010, 11 Claus Frederik Sørensen, Nyborg fæstning. Middelalder og S. 129–177; Anders Bøgh/Carsten Porskrog Rasmussen, Renæssance, Odense 2019, S. 23–59; Erik Bjerre Fisker, Ny- Skjern – storgods og magtcenter fra middelalder til renæs- borg slot. In: Bygningsarkæologiske Studier 2006‒2008 sance, Kuml 2010, S. 179–211. (2010), S. 9–56. 26 C. A. Christensen, Grev Jakob af Halland – Egholm – Henning 12 Zur Wiederherstellung der mittelalterlichen Burganlage: Podebusk. In: Historisk Tidsskrift, 12/I Bind, 5. hft., 1966, https://realdania.dk/projekter/nyborg-slot (besucht 14.11. S. 653–656; J. Hertz, Tre borge på Egholm, Nationalmuseets 2020). Arbejdsmark 1962, S. 1–27. 13 Beschreibung und Einordnung nach: Vivian Etting, Kalund- 27 Stefan Magnussen, Burgen in umstrittenen Landschaften. borg – kongens borg og landest stærkest befæstede by i Eine Studie zur Entwicklung und Funktion von Burgen im 1300-tallet. In: Lisbeth Pedersen (Hrsg.), Menneskers veje – südlichen Jütland (1232–1443), Leiden 2019, S. 83–86, S. 360– kulturhistoriske essazs i 100-året for Kalundborg Museum, 363. Burgen und Schlösser 2/2021 89 Atzbach.indd 89 09.06.21 10:18
Sie können auch lesen