Zentrale Herausforderungen einer klimaneutralen Industrie bis 2045 aus wissenschaftlicher Sicht - Eine Veranstaltung von SCI4climate.NRW und ...
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Wissenschaft trifft Wirtschaft | 28.10.2021 Zentrale Herausforderungen einer klimaneutralen Industrie bis 2045 aus wissenschaftlicher Sicht Eine Veranstaltung von SCI4climate.NRW und IN4climate.NRW
Die Industrie steht im Fokus – Zentraler Emissionssektor mit global ansteigendem Trend Material-Konversion als energieintensivster Teil des Energie- und Emissionssystems 3 Grundstoffindustrie emittieren direkt 19% der … und die Nachfrage nach Grundstoffen wird weiter weltweiten CO2-Emissionen… wachsen (Szenarien der IEA für 2030) Chemicals Steel Cement Source: own figure based on IEA ETP 2020 (4), data for 2019 (includes process emisisons) 28.10.2021 Wissenschaft trifft Wirtschaft 2021 1
In Deutschland ist der Anteil der Industrie ähnlich dem globalen Mittelwert Anteile der Sektoren an den THG-Emissionen in Deutschland (2019, vorläufig) Sonstige 1% Landwirtschaft 9% Gebäude 15% Energie Verkehr 32% 20% Industrie 23% Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf UBA 2020. https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/treibhausgas-emissionen 28.10.2021 Wissenschaft trifft Wirtschaft 2021 2
Aktuelle Klimaschutzszenarien für Deutschland AGORA 2020 UBA 2019 28.10.2021 3 BDI 2019 BDI 2021 AGORA 2021 BMWI 2021 DENA 2019 Wissenschaft trifft Wirtschaft 2021
Strategiemix einer klimaneutralen Industrie Drei Gruppen Strategien für eine klimaneutrale Industrie Strategie 1: Energieeffizienz und Brennstoffwechsel → Direkte Nutzung grüner Elektrizität → Indirekte Elektrifizierung via Wasserstoff → Energieeffizienz Strategie 2: Kohlenstoffstrategie → Carbon Capture and Storage (CCS) → Carbon Capture and Use (CCU) → Nachhaltige Biomasse (mit CCS) Strategie 3: Ressourceneffizienz und Circular Economy → Materialeffizienz → Materialsubstitution → Circular Economy → Nachfragereduktion Source: (19), (5), modified, further details on strategies (1), (7) 28.10.2021 4
Die Klimaneutralität ist nur einen Investitionszyklus entfernt: Jede Investition muss klimaneutral oder klimaneutralitätskompatibel sein Gefahr von „stranded assets“, wenn nicht heute schon in klimaneutrale Anlagen investiert wird. Hoher Reinvestitionsbedarf bis 2030 Lange Lebensdauern der Anlagen Source: Joas et al. 2021 (5) 5
Strategie 1: Hohe Investitionsbedarfe (z.B. in Carbon Capture (vor allem ab 2030) und in DRI-Stahlerzeugung) 28.10.2021 Wissenschaft trifft Wirtschaft 2021 6
Strategie 1 – Die Stahlindustrie hat bereits hohe Investitionen angekündigt (allerdings in Abhängigkeit öffentlicher Förderung) 16,5 Fokus Nord-West Europa 8,3 6,9 6,0 6,0 5,5 4,1 4,4 4,1 3,6 3,6 2,9 2,5 2,4 2,1 1,3 0,3 0,5 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 SWE GER NED FRA CZ ROM AUT BEL ESP FIN ITA POL SLK UK Hochöfen deren Lebensdauer vor 2030 endet Angekündigte Low-Carbon Stahlprojekte bis 2030 Source: (5) 7
Strategie 1 – Breakthrough-Technologien benötigen große Mengen grüne Energie Net electricity balance of European regions including heavy industry (2050, TWh) and potential hydrogen import routes Die industriellen Kernregionen der EU sind “Netto- Energiesenken” Insbesondere die Region BENELUX-NRW Strom- und Wasserstoff-Backbones würden erforderlich sein Lieferregionen könnten sein: • Nordsee und Skandinavien • Nord-Afrika und Mittlerer Osten (NEOM, Saudi Source: (12), modified Arabien) • Ukraine, Russland • (Südliche Länder der EU?) 04.03.21 Sources: (14), (15) 8
Strategie 2 – Carbon capture and storage / use (und Biomasse) erable 4.4 Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH Location of remaining CO2 emissions in a „high CCS“ scenario (2050, Mt/yr) Carbon capture and storage • Reine “end of the pipe” Lösung mit Erfassungsraten deutlich unter 100% • In der Zementindustrie notwendig • Die meisten verbleibenden CO2-Quellen liegen im Binnenland • Eine Pipeline-Infrastrukur an die Küste / bis vor die Küste wird erforderlich sein Carbon capture and use • Teuer und mit sehr begrenztem Potenzial • Für einen Kohlenstoffkreislauf in der chemischen Industrie langfristig erforderlich Biomasse • Theoretisch klimaneutral mit begrenztem Potenzial • Möglicherweise im Kontext negativer Emissionen notwendig (BECCS) Source: (12), see also (19), (20), (21) re 2: Remaining CO2 emissions from considered industry branches that need to be adressed 9
Strategie 3 – Ressourceneffizienz und Nachfragereduktion Materialkosten steigen um 20 bis 120 %, Produktkosten bleiben weitgehend konstant Der Investitionsbedarf der wird sich mehr als verdoppeln Die Produktionskosten für Materialien steigen erheblich, nicht aber die der Endprodukte (d.h. Kosten für Gesellschaft und Verbraucher sind relativ gering) Materialeffizienz und Zirkularität scheinen potenziell starke (und kosteneffiziente) Hebel zu sein Sie erfordern aber neue Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle. Material Economics & Wuppertal Institut (2019) 28.10.2021 Wissenschaft trifft Wirtschaft 2021 10
Ein Blick zurück: Ziele, mit denen SCI4climate.NRW 2018 gestartet ist NRW 2023: Die Industriewende hat begonnen NRW-Industrie und weitere Akteure wissen, wie eine klimaneutrale und TF3 ressourcenschonende Grundstoffindustrie aussehen kann. Technologieroadmaps und erste größere Pilotprojekte für zentrale Technologien und TF1 Infrastrukturen existieren. Erste zirkuläre Wertschöpfungsketten und Business-Cases werden erprobt. TF2 In NRW bildet sich Kompetenz-Hub zu einem klimaneutralen und ressourcenschonenden TF0 Grundstoffwirtschaft heraus (Vernetzung einschlägiger Lehrstühle, Start-ups, etc.). Wichtige Unternehmen haben Strategien zum Umstieg auf eine klimaneutrale und zirkuläre Grundstoffindustrie und setzen diese (gemeinsam) um. Eine integrierte Industriepolitik entsteht, die der EU die Technologie- und TF4 Systemführerschaft für klimaneutrale und ressourcenschonende Grundstoffindustrie sichert. 28.10.2021 Wissenschaft trifft Wirtschaft 2021 11
Ein Blick nach vorne: POLITIK 2027 Das EU clean industry package ist beschlossen und viele legislative und investive Projekte sind in der Umsetzung. • Lenkungswirkung in Richtung Industrie (CO2-Preise, Zirkularitätsziele…) • International: − Schutz heimischer Industrie, − Sicherung von Märkten, − Kooperation bei grüner Energien und Rohstoffen • Schaffung von grünen Märkten // just transition • Der Ausbau des Energiesystems hat (wieder) Fahrt aufgenommen → Erzeugungskapazitäten und Infrastrukturen entstehen, günstige Preisbedingungen für Grundstoffindustrie können geschaffen werden 28.10.2021 Wissenschaft trifft Wirtschaft 2021 12
VOLKSWIRTSCHAFT 2027 Infrastrukturprojekte für Wasserstoff und CO2 wurden begonnen, erste Projekte sind schon umgesetzt. // Es existieren eine H2 und eine CO2- Wirtschaft (wenn auch erst in kleinem Rahmen). Erste klimaneutrale und zirkuläre Wertschöpfungsketten sind etabliert; Wir befinden uns in vielen Sektoren in der Markthochlaufphase entsprechender Wertschöpfungsketten. Auch international sind Wertschöpfungsketten dabei sich zu re- konfigurieren, getrieben durch die Notwendigkeit klimaneutral und zirkulär zu werden. Leider wissen wir nicht, ob wir uns in einer SSP1 „Greta Thunberg“ oder SSP3 „Donald Trump“-Welt leben werden. 28.10.2021 Wissenschaft trifft Wirtschaft 2021 13
UNTERNEHMEN 2027 Klimaneutralität und Zirkularität sind zentrale Themen der Unternehmen in Strategie und Umsetzung Unternehmenstransformation ist ein zentrales Thema, das alle Unternehmen auf dem Schirm haben, entsprechende Kompetenzen sind stark gefragt Die Transformation geht einher mit rascher und tiefer Digitalisierung und Industrie 4.0 bzw. 5.0 Unter dem Stichwort Business-Sustainability 3.0 sind Unternehmen und Gesellschaft dabei näher zusammen zu rücken. Unternehmen betonen ihren gesellschaftlichen Mehrwert und setzen diesen an die erste Stelle ihres Zielsystems. − Dazu entwickeln viele Unternehmen neue Formen der Zusammenarbeit von Management, Belegschaft, regionalen Stakeholdern und anderen gesellschaftlichen Gruppen. − Unternehmen kooperieren stärker miteinander beim Management von Stoffströmen und der Beschaffung grüner Energie. 28.10.2021 Wissenschaft trifft Wirtschaft 2021 14
SCI4climate.NRW will ein zentraler Ideengeber, Vernetzer und Unterstützer der Industrietransformation für Unternehmen, Politik, Gesellschaft in NRW sein. Ich freue mich, dass wir diese Mission heute in den vier Workshops konkretisieren werden und bin sehr gespannt, nicht nur auf die Forschungsergebnisse sondern ganz besonders auf ihre Inputs. 28.10.2021 Wissenschaft trifft Wirtschaft 2021 15
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