Zentrendialog 2019 Plätze für alle - Identifikationsorte im öffentlichen Raum - Aktive Zentren - Identifikationsorte im öffentlichen Raum

Die Seite wird erstellt Pirmin Buchholz
 
WEITER LESEN
Zentrendialog 2019 Plätze für alle - Identifikationsorte im öffentlichen Raum - Aktive Zentren - Identifikationsorte im öffentlichen Raum
Aktive Zentren

Zentrendialog 2019
Plätze für alle -
Identifikationsorte im öffentlichen Raum
Zentrendialog 2019 Plätze für alle - Identifikationsorte im öffentlichen Raum - Aktive Zentren - Identifikationsorte im öffentlichen Raum
Inhalt

Begrüßung und Einführung                                                            3

Impuls I:
Rahmenbedingungen, Entwicklungen und Besonderheiten in den
Aktiven Zentren                                                                     4

Impuls II:
Bedeutung öffentlicher Räume in Metropolen –
Experimente in München und Nürnberg                                                 6

Nachfragen, Gedanken und Anregungen                                                 9

Im Dialog –
Reflektionen aus den Fördergebieten 			                                            11

Sicher im öffentlichen Raum!(?)                                                    14

Impressum

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen
Referat Städtebauförderung / Stadterneuerung (IV C)
Württembergische Straße 6, 10707 Berlin
fon: +49 (0)30 9(0)139-4917, www.berlin.de/aktive-zentren

Programmbeauftragter Aktive Zentren Berlin
complan Kommunalberatung GmbH
Kaiserin-Augusta-Allee 86, 10589 Berlin
fon: +49 (0)30 9210695-60, www.complangmbh.de

Fotos:
Erik-Jan Ouwerkerk

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher
und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleich-
wohl für beiderlei Geschlecht.

                                                                                         2
Zentrendialog 2019 Plätze für alle - Identifikationsorte im öffentlichen Raum - Aktive Zentren - Identifikationsorte im öffentlichen Raum
Zentrendialog 2019 | Begrüßung und Einführung

Begrüßung und Einführung

„Öffentliche Räume sind der physische        Räume mit hoher Gestaltqualität zu
Rahmen für ein gelingendes soziales          entsprechen.
Leben.“ (aus: Baukulturbericht 2020/21)      Manche Orte und Plätze erlangen hierbei
Als Erholungs- und als Verkehrsräume, für    besondere Strahlkraft für das jeweilige
den Handel und die Gastronomie, für          Gebiet und werden zu Identifikationsorten
Interaktion und Begegnung sowie als Grün-    und Treffpunkten die Menschen vor Ort.
und Vegetationsflächen sind sie existen-     Der Zentrendialog widmet sich den öffent-
zielle Bestandteile der Zentren und der      lichen Plätzen, Parks und Straßenräumen     Maria Berning, SenStadtWohn
Stadtgesellschaft. In den Aktiven Zentren    als Orte der Kommunikation und des
werden öffentliche Räume neugestaltet,       sozialen Interagierens. Die folgenden
um aktuellen und künftigen Anforderungen     Fragen stehen hierbei im Fokus der
an vielseitig nutzbare und klimaresiliente   Betrachtungen und Diskussionen:

                                             „„Wie werden Orte und Plätze geschaf-
                                               fen, wo sich die Bewohner heimisch
                                               fühlen und die zu Anziehungs- und
                                               Kristallisationspunkten der Stadt-        Matthias von Popowski, complan Kommunal-
                                               gesellschaft werden?                      beratung

                                             „„Wie können bestehende Strukturen an
                                               neue Erfordernisse angepasst werden?
                                               Welche Gestaltqualität, welche Funk-
                                               tionen sind gefordert?
                                             „„Welche Instrumente stehen den
                                               Akteuren für die Umsetzung dieser
                                               Maßnahmen zur Verfügung?
                                             „„Und welchen Beitrag kann das
                                               Förderprogramm leisten, um den
                                               Herausforderungen zur Wahrung einer
                                               hohen Prozess- und Gestaltqualität zu
                                               entsprechen?

       Welche Rolle spielen öffentliche Freiräume für das
       Leben in Städten und Stadtquartieren?
 Welche funktionalen, welche gestalterischen Qualitäten zeich-
 nen öffentliche Räume aus, welche Menschen gern aufsuchen
 und nutzen, die zu Orten der Identifikation werden?
                              Welche Interventionen sind notwen-
                              dig, um vorhandene Strukturen und bereits
                              gestaltete Freiräume zu solchen Orten
                              zu qualifizieren?

                                                                                                                                    3
Zentrendialog 2019 Plätze für alle - Identifikationsorte im öffentlichen Raum - Aktive Zentren - Identifikationsorte im öffentlichen Raum
Impuls I:
Rahmenbedingungen, Entwicklungen und Be-
sonderheiten in den Aktiven Zentren

                                                Danach gefragt, woran man die Lebens-                   In den Aktiven Zentren gibt es öffentliche
                                                qualität einer Stadt erkennen kann,                     Räume und Plätze mit sehr unterschied-
                                                antwortet Jan Gehl, dänischer Architekt                 lichen Funktionen und Qualitäten.
                                                und Stadtplaner: „Es gibt einen sehr                    Einerseits stehen markante Parkanlagen
                                                simplen Anhaltspunkt. Schauen Sie, wie                  wie der Kleine Tiergarten/Ottopark, der
                                                viele Kinder und alte Menschen auf Straßen              Schäfersee oder die Marzahner Promenade
                                                und Plätzen unterwegs sind. Das ist ein                 für Aufenthalts- und Erholungsqualitäten,
                                                ziemlich zuverlässiger Indikator!“ (Intervie-           andererseits gibt es in allen Gebieten
                                                wauszug brand eins/Jan Gehl, 2019)                      kleinere und größere öffentliche Räume
                                                Der öffentliche Raum ist die wichtigste                 und Plätze, welche als zentrale Treffpunkte
                                                räumliche Verbindung zwischen den                       die Identität der Zentren prägen.
                                                Funktionen, die die Zentren prägen, er ist              Die Herstellung attraktiver öffentlicher
                                                aber auch Kommunikations- und Aufent-                   Räume ist Schwerpunkt der Maßnahmen-
                                                haltsort und damit ein entscheidender                   umsetzung in allen Programmgebieten.
                                                Faktor für die Lebensqualität in den Aktiven            Grundlagen hierfür bieten die Ziele und
                                                Zentren. Hier findet städtisches Leben in               Handlungsschwerpunkte der Integrierten
                                                allen seinen Facetten einen Platz:                      städtebaulichen Entwicklungskonzepte.
                                                                                                        Hierzu gehören:

                                                                                                        „„Verbesserung der Aufenthaltsqualität
  Fahrrad Begegnungen                        RattenÜberwachung FußgängerIn                                von Freiräumen
  Transit Chillen Obdachlose Baum              Wiese Parkplatz Straßencafé Barrie-                      „„Aufwertung des öffentlichen Raumes
  refreiheit JoggerIn Hunde Sitzbank                      Müll Feste TaschendiebIn Platz Spielstra-     „„Qualifizierung des Straßenraumes
  ße   Kunst und Kultur                     Mülleimer Sport Verkehr        Wasser Demonstration         „„Stärkung der öffentlichen Räume als
  Drogen Straßenbegleitgrün                 Menschen             Vandalismus Gehweg Auto      Toilet-     Orte der Kommunikation und Freizeit-
  ten    Park Blumenbeet        ÖPNV Werbung Spielplatz Straße Markt                                      gestaltung
  Dealer...???...                                                                                       „„Grünverbindungen stärken
                                                                                                        „„Schaffung angstfreier Begegnungs-
                                                                                                          räume
                                                                                                        „„Neugestaltung Marktplatz

                                                                                                        Ein Blick in die Bilanz des Förderprogramms
                                                                                                        bestätigt diesen Eindruck. Von den in den
                                                                                                        vergangenen Jahren realisierten Förder-
                                                                                                        maßnahmen galten rund 34% der Gestal-
                                                                                                        tung von Grünanlagen, Freiflächen und
                                                                                                        Spielplätzen, 17% der Qualifizierung
                                                                                                        öffentlichen Straßenraumes. Während
                                                                                                        große      Einzelmaßnahmen         wie   die
                                                                                                        Neugestaltung des Kleinen Tiergartens/
                                                                                                        Ottoparks, des Leopold- und des Rathaus-
                                                                                                        platzes in der Müllerstraße oder auch die
                                                                                                        barrierefreie Neugestaltung der Marzahner
                                                                                                        Promenade abgeschlossen wurden, startet
Ina Zerche und Armin Busch, Programmbegleitung Aktive Zentren/complan Kommunalberatung GmbH

                                                                                                                                                       4
Zentrendialog 2019 Plätze für alle - Identifikationsorte im öffentlichen Raum - Aktive Zentren - Identifikationsorte im öffentlichen Raum
Zentrendialog 2019 | Impuls I

in den jüngeren Fördergebieten aktuell die
Umsetzung von Projekten zur Neuge-
staltung des Freiraumes am Schäfersee,
von Grünverbindungen in Lichtenrade oder
der Marktplatzneugestaltung an der
Dörpfeldstraße. Die Vorbereitung der
Maßnahmen geht stets einher mit einem
                                             KINDL-Gelände, Karl-Marx-Straße
hohen Anspruch an Gestalt- und an
Prozessqualität. Während im Vorfeld
einzelner Maßnahmen zunächst ein
Rahmenkonzept zur Gestaltung zentraler
Grün- und Freiflächen in der Residenz-
straße erarbeitet wurde, rangen die
Akteure in anderen Programmgebieten im
Rahmen von Wettbewerbs- und Gutachter-
verfahren um eine gute Gestaltung und
Funktionalität der öffentlichen Räume und
Plätze. Dialog- und Beteiligungsprozesse
begleiteten die konzeptionellen Überle-
gungen und Planungen meist von Anfang
an.

                                             Kleiner Tiergarten, Turmstraße

Leopoldplatz, Müllerstraße

                                                                                                           5
Zentrendialog 2019 Plätze für alle - Identifikationsorte im öffentlichen Raum - Aktive Zentren - Identifikationsorte im öffentlichen Raum
Impuls II:
Bedeutung öffentlicher Räume in Metropolen –
Experimente in München und Nürnberg

                                               Was macht eine lebenswerte Stadt aus?         werden und beschaffen sein?
                                               Diese Frage stellte eine Umfrage in der       Im    Rahmen     des      interdisziplinären
                                               Landeshauptstadt München den Einwoh-          Forschungsprojektes 100 Places:M der TU
                                               nerinnen und Einwohnern. Das Ergebnis         München wurden Stadtplätze hinsichtlich
                                               war eindeutig: Der Erhalt von Umwelt und      ihrer Gestaltung und Ausstattung, ihrer
                                               Natur, das Leben auf dem Land, öffent-        Nutzungsintensität und Konfliktpotenziale
                                               licher Raum in Städten spielten eine          untersucht. Auch der öffentliche Diskurs
                                               untergeordnete Rolle in der Antwortskala.     um den Freiraum und dessen Vegetation
Prof. Regine Keller, TU München, Keller Damm
Kollegen GmbH                                  Öffentlicher Raum steht eher im Fokus der     wurde betrachtet, dieser ist nicht
                                               Stadt- und Landschaftsplaner – doch wie       ausschließlich positiv. Öffentliche Räume
                                               sollte er gestaltet sein?                     sollen den unterschiedlichsten gesell-
                                               Die aktuell hohe bauliche Nachverdichtung     schaftlichen Ansprüchen und verschie-
                                               in wachsenden Städten bedroht den öffent-     densten Nutzergruppen dienen. Die
                                               lichen Raum und damit klimarelevante          Kartierung der 100 Plätze sollte Empfeh-
                                               Frei- und Grünflächen. Starkregenereig-       lungen geben, welche Interventionen und
                                               nisse, Stürme und Hitzeinseleffekte stehen    Gestaltungsansätze       zu einer neuen
                                               mittlerweile im Fokus der Planung. Der        Qualität und zur Anpassung an die
                                               öffentliche Raum soll all das leisten was     geänderten Bedürfnisse der Stadt-
                                               andere Räume, was Bebauung, was Boden         bewohnerschaft führen können.
                                               nicht leisten können, er ist sprichwörtlich
                                               in der Rolle der eierlegenden Wollmilchsau.   Blaue Nacht auf dem Hauptmarkt in Nürn-
                                               Wie sollen Räume für Nutzergruppen            berg
                                               unterschiedlicher kultureller Herkünfte       Wie findet man eigentlich heraus, ob ein
                                               und mit verschiedensten Bedürfnissen, wie     Platz Bäume braucht oder eher nicht?
                                               Möglichkeiten der Raumaneignung geplant       Planungen und Wettbewerbsergebnisse
                                                                                             zur Neugestaltung des Nürnberger
                                                                                             Hauptmarktes führten zu massiven
                                                                                             Widerständen der Nutzer und Anlieger, das
                                                                                             Projekt galt als gescheitert. Wie sähe denn
                                                                                             der Platz mit Bäumen aus – fragten sich
                                                                                             Studierende der TU München. Die
                                                                                             Nürnberger Stadtverwaltung schloss sich
                                                                                             dieser Frage an, finanzierte das Projekt mit
                                                                                             10.000 € und wagte das Experiment einer
                                                                                             temporären Installation im öffentlichen
                                                                                             Raum – auch um den stockenden Dialog
                                                                                             wieder in Gang zu setzen.
                                                                                             Die Studenten haben daraufhin einen Wald
                                                                                             entworfen, nicht aus realen Bäumen
                                                                                             sondern aus Marktschirmgestellen und
                                                                                             den Plastiktüten, die an den Markttagen
                                                                                             hier benutzt werden. Geplant war die
                                                                                             Installation nur für eine Nacht, die
                                                                                             Nürnberger Blaue Nacht - sie musste
©KellerTUM

                                                                                                                                            6
Zentrendialog 2019 Plätze für alle - Identifikationsorte im öffentlichen Raum - Aktive Zentren - Identifikationsorte im öffentlichen Raum
Zentrendialog 2019 | Impuls II

jedoch trotzdem allen Anforderungen an         Plastikblumen war schnell verworfen - die
Standsicherheit, Brandschutz etc. entspre-     im Sommer relativ konstanten Tempera-
chen. Die Blaue Nacht findet alle vier Jahre   turen legten den Gedanken einer Pilzzucht
in Nürnberg statt und lädt Künstler ein,       nahe. Es entstand eine Waldwiese, auf der
Installationen im öffentlichen Raum zu         „Schwammerl“ (Champignons) aus einem
platzieren. Der Tütenwald auf dem              vorbehandelten Substrat wachsen sollten.
Marktplatz wurde also aufgestellt und blau     Auch die in der Unterführung übernach-
beleuchtet, die Bürgerinnen und Bürger         tenden obdachlosen Männer fanden das
wurden dazu eingeladen, darüber zu             Projekt nach anfänglichen Berührungs-
diskutieren. 100.000 Menschen haben den        ängsten spannend und übernahmen die
Platz in dieser Nacht besucht und hinterher    tägliche Pflege der Waldwiese. Innerhalb      ©KellerTUM

gesagt: Es war wunderbar mit diesen            kurzer Zeit wuchsen Pilze in enormen
blauen Bäumen, aber echte Bäume wollen         Größen und Mengen, die Fotoinstallation
wir nicht auf dem Platz - ein klares Votum!    eines Waldes ergänzte diesen ungewohnten
                                               Anblick. Events im Untergrund sorgten für
Pilzwiese unter der Maximilianstraße in        Öffentlichkeit, die Anwohner wurden
München                                        eingeladen, Pilze für ihren eigenen Bedarf
Ein weiteres Experiment Studierender war       zu ernten.
die Belebung einer Unterführung unter der      In einem nächsten Schritt wurden die Pilze
                                                                                             ©KellerTUM
Maximilianstraße in München, einem             nicht mehr nur geerntet, sondern auch vor
dunklen und sozial unsicheren Raum direkt      Ort zubereitet - eine Küche wurde in der
unter der Prachtstraße.                        Unterführung eingerichtet, Pilzrezepte
Aufgabe der Studierenden war es, einen         geteilt und Pilzgerichte verteilt. Die
temporären Pavillon zu errichten, um den       ehemals eher trostlose Unterführung
Dialog über diesen Raum in Gang zu setzen.     wurde als öffentlicher Stadtraum hinzuge-
Die Frage an Studierende der Landschafts-      wonnen und auch weiterhin regelmäßig für
architektur war: Könnt ihr nicht irgendwas     Veranstaltungen genutzt.
mit Pflanzen machen? Der Gedanke an
                                                                                             ©KellerTUM

©KellerTUM

                                                                                                                         7
Zentrendialog 2019 Plätze für alle - Identifikationsorte im öffentlichen Raum - Aktive Zentren - Identifikationsorte im öffentlichen Raum
Alle temporären lokalen Interventionen waren Low-Budget-
             Projekte, in welchen jedoch ein enormes Potenzial steckt und damit
             waren diese keine Frage der Finanzierung, sondern der Motivation
             der Akteure!

©KellerTUM

             Lokale Herausforderungen -
             ein Empfehlungskatalog

             Experimentierplätze, um gemeinsam auszu-
             probieren und verschiedene Orte wieder zu
             beleben.
                                         Qualitäten die vorhanden sind,
©KellerTUM                               sollen nicht ersetzt, sondern respek-
             Richtig Bauen,              tiert werden.
             einfach Bauen,        Wo nicht gebaut wird, muss
             kompakt bauen         die Natur erhalten werden.
             – die Frage danach,
             was richtiges Bauen             Vorhandene Probleme und
             ist, sollte immer               Herausforderungen dürfen nicht
             wieder gestellt                 in andere Räume verlagert werden.
             werden.
                             Wir müssen uns um das Alte kümmern und
                             den Bestand, zum Beispiel den Baumbestand
                             auf öffentlichen Plätzen wertschätzen.

              Ein Generationenvertrag Boden kann dabei helfen, Mikro-
              biome und belebtes Bodensubstrat als wichtige Lebens-
              grundlage zu erhalten.

©KellerTUM

                                                                                  8
Zentrendialog 2019 Plätze für alle - Identifikationsorte im öffentlichen Raum - Aktive Zentren - Identifikationsorte im öffentlichen Raum
Zentrendialog 2019 | Nachfragen, Gedanken und Anregungen

Nachfragen, Gedanken und Anregungen

Beate Heinrich, Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf:
Das Nürnberger Projekt verlief so erfolgreich, die Bäume wurden in der Blauen Nacht gut
angenommen – trotzdem gab es kein Votum für echte Bäume, eine Begrünung des Platzes
war nicht gewollt. Welche Beweggründe gibt es dafür?

Regine Keller:
Vielleicht wurde die Diskussion am Anfang nicht richtig geführt. Für diesen Platz, auf dem
in der Historie fast nie ein Baum stand, gibt es ein gemeinsames kulturelles Gedächtnis des
Ortes – Stadtgesellschaft kann sich diesen Platz schlichtweg nicht baumbestanden
vorstellen. Allerdings sollten wir die Ökologie von Freiräumen und Plätzen nicht auf die
Anwesenheit von Bäumen reduzieren, da unser Spektrum zur ökologischen Verbesserung
innerstädtischer Plätze damit nicht ausgeschöpft wird – auch die Regenwasserspeicherung
unter Plätzen oder der Einbau von Rasenfugen zur Verbesserung der Regenwasserver-
sickerung sind wichtige Interventionen.

Kerstin Schmiedeknecht, Aktion Karl-Marx-Straße:
Zur Neugestaltung des Weigandufers in Neukölln wurde zwei Jahre lang intensiv informiert
und diskutiert – trotzdem war der Protest groß, als die Baumaßnahmen begannen. Vor der
Umsetzung der nächsten Freiraumprojekte gehen wir lieber noch einmal einen Schritt
zurück und überlegen: Wie können wir geplante Maßnahmen so kommunizieren, dass die
Leute es in jeder Phase verstehen und mittragen?

Top-down-Planungen werden oft erst in der konkreten Umsetzungsphase hinterfragt – der
Zeitraum zwischen der Information der Bürger und dem Start des Projektes darf also nicht
zu lange dauern. Notwendig ist hier manchmal auch ein Narrativ, das Erzählen einer
Geschichte. Als Planende müssen wir uns noch viel genauer überlegen: Was sind die
Elemente, mit denen wir plastisch und verständlich ausdrücken können, was wie gemeint
ist.

                                                                                                                     9
Zentrendialog 2019 Plätze für alle - Identifikationsorte im öffentlichen Raum - Aktive Zentren - Identifikationsorte im öffentlichen Raum
Heike Pfeiffer, S.T.E.R.N.:
                     Gibt es weitere Beispiele dafür, wie gesellschaftliche Gruppen in Dialog- und Planungspro-
                     zesse einbezogen wurden?

                      Am Zenettiplatz in München, einem weiteren Projekt Studierender, wurden die Anwohn-
                      erinnen und Anwohner in die Platzneugestaltung, u.a. mit dem Bau einer Freiluftbühne,
                      einbezogen. Der Gesamtprozess war ergebnisoffen – es gab keinen festgelegten Plan, wie
                      Nutzung und Gestaltung aussehen sollen. Es war interessant zu beobachten, wer diesen
                      Platz dann am Ende wie nutzt: Als einer der Ersten kam der lokale Friseur und stellte seinen
                      Frisierstuhl auf dem Platz auf und bot Haarschnitte an… solche Aktionen können nicht
                      initiiert und geplant werden.

Es geht also darum Raum zu schaffen, in dem Dinge, ungeplant und unvorherseh-
bar, entstehen und geschehen können, nicht um fertige Produkte! Vielleicht geht es immer
häufiger darum, mitgestalten zu können!

                      Maria Berning, SenStadtWohn:
                      Innovationen entstehen nur dann, wenn Räume für Experimente vorhanden sind. In der
                      Städtebauförderung geht es jedoch auch um Investitionen mit Fertigstellungs- und
                      Zweckbindungsfristen. Experimentieren und temporäre Nutzungen sind förderungswürdig,
                      entscheidend ist hier vor allem die sogenannte Phase 0, in der viel Zeit und Aufwendungen
                      in den Dialog mit den Bewohnerinnen und Bewohnern investiert wird. Es muss jedoch klar
                      unterschieden werden zwischen kleinteiligen Interventionen mit und ohne Experimentier-
                      phasen und großen Investitionen.

                      Andreas Wilke, KoSP:
                      Sehr oft haben wir als Planer gar nicht so einen großen Entscheidungsspielraum, wenn es
                      um die Neugestaltung öffentlicher Räume geht. Wir müssen glaubwürdig bleiben und
                      dürfen den Menschen nichts vormachen, was sich am Ende als Wolkenkuckucksheim
                      herausstellt. Temporäre Interventionen sind aber sehr hilfreiche Impulsgeber, um
                      Menschen zu begeistern, für Prozesse zu interessieren und die Angst vor Veränderungen
                      zu nehmen.

                      Sabine Antony, Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf:
                      Interessant ist vor allem das Nebeneinander oder die enge Verzahnung von Maßnahmen,
                      welche ganz gezielt fertiggestellt werden und von Räumen, innerhalb derer Experimen-
                      tieren möglich bleibt und welche sich immer wieder verändern können.

                                                                                                                     10
Zentrendialog 2019 | Im Dialog - Reflektionen aus den Fördergebieten

Im Dialog –
Reflektionen aus den Fördergebieten

    Öffentliche Räume sind Erlebnisraum, Bewegungsraum,
     Ort zum Chillen, Orte des Wohlfühlens, der Aneignung - Was
        macht Identifikationsorte in den Aktiven Zentren aus? Wie
   kann die Qualität dieser Orte langfristig gesichert werden? Welche
                  Ansätze gibt es hierfür in Ihrem Programmgebiet?
                                                                                              Beate Heinrich, Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf

Beate Heinrich, Marzahner Prome-              wurden gemeinsam in sogenannten
nade                                          Bankterminen getestet und festgelegt.
Die funktionale und gestalterische Erneu-     Es ist schön zu sehen, dass die Mosaik-
erung und Entwicklung der Marzahner           plätze Arbeit und Frieden wieder attraktive
Promenade ist ein wichtiger Schwerpunkt       Treffpunkte sind und wie viele Kinder die
im Rahmen der Umsetzung des Programms         neu gestalteten Spielplätze nutzen, deren
Aktive Zentren. Vieles war schon vorhanden    Gestaltung sie selber mitbestimmen
und sollte erhalten bleiben – wichtig war     konnten. Die Herausforderung jetzt ist es,
                                                                                              Skulptur, Marzahner Promenade
vor allem die durchgängige Herstellung        diese neu geschaffenen Qualitäten zu
barrierefreier Räume. Im Rahmen eines         erhalten. Auch wenn über die Beschaffen-
Wettbewerbsverfahrens        wurden     die   heit von Anpflanzungen und die verwen-
Vorgaben für die Neugestaltung des öffent-    deten Materialqualitäten mit Blick auf              Wichtig ist es, nicht
lichen Raumes erarbeitet – gemeinsam mit      deren Robustheit lange diskutiert wurde,            etwas völlig Neues zu
den Bürgerinnen und Bürgern. Diese            heißt es dennoch, diese neuen Räume vor             erfinden, sondern auf
wurden auch in der Umsetzung beteiligt:
Die Standorte der geplanten Sitzbänke
                                              Vandalismus zu schützen und auch hierfür
                                              Partner zu finden. In der Marzahner
                                                                                                  dem Vorhandenen
                                              Promenade gibt es mit der DEGEWO einen
                                                                                                  aufzubauen!
                                              starken Kooperationspartner, mit dem
                                              Aufgabenteilungen geklärt und vertraglich
                                              geregelt werden.

Mosaikplatz Frieden, Marzahner Promenade      Marzahner Promenade bei Nacht

                                                                                                                                          11
Viele Menschen stellen ihre subjektiven Bedürfnisse über das Gemein-
                               wohl – manchmal auch in Bürgerinitiativen! In der Konsequenz heißt
                               das, dass auch in Beteiligungsverfahren nicht alles komplett neu
                               verhandelt werden kann, fachliche Rahmenbedingungen und Grenzen
                               des Machbaren müssen klar kommuniziert werden! Hier ist eine
                               klare Haltung aus dem politischen Raum besonders wichtig!
Paul-Martin Richter,
Programmbegleitung City West

                               Paul-Martin Richter, City West               Barrierefreiheit auf dem Platz! gestoppt
                               Mittelstreifen Lietzenburger Straße          haben. Die dringend notwendige politische
                               Bürger haben die Initiative ergriffen und    Entscheidung zugunsten der Platzumge-
                               gemeinsam mit dem Bezirk den Mittel-         staltung hat lange auf sich warten lassen,
                               streifen der vielbefahrenen Lietzenburger    nun endlich wird der Platz neu gestaltet.
                               Straße neugestaltet. Das Konzept wurde
                               gemeinsam mit einer Bürgerinitiative         Hertzallee – Eingang TU/UdK-Campus
                               erarbeitet, es entstand eine ökologisch      Dieser       kulturhistorisch         durchaus
                               hochwertige Wildblumenwiese, welche          bedeutende Raum ist Teil des Uni-Campus
                               künftig ohne großen Pflegeaufwand durch      und war zuletzt voller Schranken, Garagen
                               die BSR unterhalten werden kann.             und technischer Bauwerke und als Fußweg
                               Innerhalb abgegrenzter Pflanzbereiche        unattraktiv. Die Interessen der hier vorhan-
                               kann die Bürgerinitiative zukünftig          denen Eigentümerkonstellation (Bezirk,
                               weiterhin selbständig agieren, auch ein      Senat, Technische Universität) sind
                               Wasseranschluss ist hierfür vorhanden.       komplex und kollidierten zeitweise. Erst als
                                                                            diese dazu übergingen, lösungsorientiert
                               Olivaer Platz                                und nicht mehr zuständigkeitsfixiert zu
                               Die Neugestaltung dieses Platzes sollte im   agieren, startete das Projekt. Koopera-
                               Rahmen eines Wettbewerbes und eines          tionsvereinbarungen wurden geschlossen
                               umfassenden begleitenden Beteiligungs-       und alle Akteure haben das Projekt
                               verfahren vorbereitet werden. Sehr schnell   gemeinsam nach vorne gebracht.
                               entstanden Bürgerinitiativen, welche oft     Die Zielgruppe – Studierende der TU und
                               gegensätzliche Interessen verfolgten und     der UdK - wurden weder an der Planung
                               den Prozess u.a. mit Aussagen wie: Die       noch in der Umsetzung der Maßnahme
Hertzallee, City West          Bürger benötigen und wollen keine            beteiligt. Ein Beteiligungsprozess hätte in
                                                                            diesem Fall nicht zu einem besseren Erfolg
                                                                            und einer stärkeren Identifikation geführt.
                                                                            Dieser Ort ist jetzt attraktiv für Studierende
                                                                            und wird durch diese gut angenommen, ob
                                                                            sie nun im Halbschatten der Bäume
                                                                            arbeiten, chillen oder auf jemanden warten.
                                                                            Die Universität wird dieses neue Raumkon-
                                                                            zept auf weitere Freiräume ausweiten und
                                                                            auch diese in enger Kooperation mit dem
                                                                            Bezirk und Senat neu gestalten.

Hertzallee, City West

                                                                                                                             12
Zentrendialog 2019 | Im Dialog - Reflektionen aus den Fördergebieten

        Ob die Neugestaltung von Plätzen und öffentlichen
     Räumen langfristig erfolgreich ist, entscheidet sich, bevor der
   erste Strich zu Papier gebracht wird. Es ist am Anfang sehr wichtig,
   nicht selbst den Bürgerinnen und Bürgern etwas zu erzählen,
                    sondern sich von diesen etwas erzählen zu lassen.
                                                                                                René Plessow, Bezirksamt Mitte

René Plessow, Müllerstraße                    umliegenden Schulen und Kitas mit Sport-
Auch im Gebiet Müllerstraße ist die           und Klettergeräten sowie einer Laufbahn
Neugestaltung öffentlicher Plätze Schwer-     zu versorgen – ein Novum in der bezirk-
punkt der Programmumsetzung. Hier gab         lichen Freiflächengestaltung und auch für
es überall mit Beginn des Sanierungsver-      die beteiligten Schulen.
fahrens Strukturschwächen, Mängel in der      Die Neugestaltung dieser Plätze startete –
Gestaltung und der Aufenthaltsqualität. In    in der sogenannten Phase 0 – mit gemein-
den letzten Jahren wurden diese Plätze        samen Rundgängen, um vor Ort heraus zu
nach und nach neugestaltet.                   bekommen, was notwendig und gewünscht
Im Zentrum der Müllerstraße liegt der         ist.
Leopoldplatz, er ist der Schmelztiegel im     Für alle Plätze gilt: sie sollten so geplant
Wedding, wo alles aufeinander trifft, was     und gestaltet werden, dass sie robust
so eine Großstadt zu bieten hat. Trinker-     genug gegenüber sämtlichen Herausfor-
gruppen im vorderen Platzbereich machten      derungen sind, aber auch die personellen
vor einigen Jahren einen Aufenthalt für       und finanziellen Kapazitäten des Bezirk-
andere Menschen dort nahezu unmöglich.        samtes hinsichtlich der dauerhaften Pflege        Eröffnung Max-Joseph-Metzger-Platz

Es gab Drogenkonsum und Angsträume,           der Anlagen berücksichtigen. Es nützt
andererseits gab es auch eine Kita und        nichts, viel Geld für die Neugestaltung von
einen Spielplatz. Die frühzeitige Einbezie-   öffentlichen Räumen auszugeben, wenn
hung aller Nutzergruppen in den Planungs-     man diese hinterher nicht angemessen
prozess führte zu einer Zonierung und den     unterhalten kann. Investitionen an den
Bedürfnissen entsprechenden Neugestal-        genannten Plätzen wären in dieser
tung des Platzes, der nun wirklich wieder     Intensität nicht erforderlich gewesen, wenn
ein Platz für alle ist.                       diese in der Vergangenheit kontinuierlich
Besonders an der Neugestaltung des            instandgehalten worden wären.                     Zeppelinplatz in der Eröffnungsnacht

Rathausplatzes ist die Eigentümerkonstel-
lation, die Abstimmung zwischen diesen
vier Behörden war mitunter schwieriger als
mit Privateigentümern – das Ergebnis
jedoch kann sich sehen lassen!
Eine weitere Maßnahme galt dem Zeppelin-
platz, dieser hat einen völlig anderen
Charakter. Er ist eher ein Park und liegt
etwas abseits der Hauptverkehrsstraße.
Hier galt es zunächst, große Mengen an
Altlasten zu entfernen und den Boden
auszutauschen, um den Platz wieder
nutzbar zu machen.
Der Max-Joseph-Metzger-Platz wurde erst
vor Kurzem neu eröffnet. Bei dessen
Neugestaltung stand die Schaffung von
Sportangeboten im Mittelpunkt, um die
                                              Rathausplatz mit Schillerbibliothek

                                                                                                                                       13
Sicher im öffentlichen Raum!(?)

                                               Was ist städtebauliche Kriminalprävention      wahrnehmenden Person bestimmt, die sich
                                               und wie kommt diese in der Planung und         u.a. aus Alter, Geschlecht, bisherigen
                                               Neugestaltung von öffentlichen Räumen          Erfahrungen, kulturellem Hintergrund und
                                               zum Einsatz? Frau Herrmannsdörfer ist          jeweiliger         Persönlichkeitsstruktur
                                               Architektin und berät Bezirke, Institutionen   zusammensetzen, dabei jedoch auch
                                               und sonstige Vorhabenträger bereits seit       Medienberichte und aktuelle Bedrohungs-
                                               über acht Jahren zu Sicherheitsaspekten        lagen berücksichtigen.
                                               im öffentlichen Raum. Neben städtebau-         Angst und Unbehagen entsteht in Räumen,
Ingrid Hermannsdörfer, Städtebauliche Krimi-
nalprävention des LKA Berlin                   lichen und integrativen Stellungnahmen,        welche
                                               der Begleitung von Bau-, Planungs- und
                                                                                              „„dunkel, unordentlich, menschenleer
                                               Wettbewerbsverfahren und der Projektbe-
                                                                                                und/oder unübersichtlich sind
                                               treuung stehen Vor-Ort-Termine bei
                                                                                              „„die    Desorganisationserscheinungen
                                               konkreten Problemlagen und Präventions-
                                                                                                aufweisen oder
                                               rundgänge im Rahmen der Öffentlichkeits-
                                                                                              „„von einer einzelnen Nutzergruppe (z.B.
                                               arbeit im Mittelpunkt der städtebaulichen
                                                                                                Trinker, sozial schwache Jugendliche)
                                               Kriminalprävention.
                                                                                                dominiert sind
                                               Wie definiert man Sicherheit im öffent-
                                               lichen Raum? Hier heißt es zunächst zu         Orte werden nicht zufällig zu Tatorten, sie
                                               unterscheiden zwischen objektiver Sicher-      bieten nur verhältnismäßig günstige
                                               heit und subjektivem Sicherheitsgefühl.        Tatgelegenheiten – auch Täter machen
                                               Objektive Sicherheit beschreibt die reale      Kosten-Nutzen-Analysen! Wie können
                                               Sicherheitslage eines Ortes, subjektive        öffentliche Räume sicherer gemacht
                                               Sicherheit das hierbei empfundene Sicher-      werden und wie kann Städtebauliche
                                               heitsgefühl – objektive und subjektive         Kriminalprävention hierbei unterstützen?
                                               Sicherheit sind häufig nicht identisch.        Die Raumstruktur beeinflusst die Krimina-
                                               Subjektive Sicherheit wird durch eine Reihe    litätsstruktur, eine zielgerichtete präven-
                                               von      Persönlichkeitsmerkmalen        der   tive Gestaltung von Gebäuden, öffentlichen

 Broken Windows – Sichtbare Regelverletzungen ziehen weitere Regelverletzungen nach sich.

                         Verwahrlosungstendenzen und Kriminalität
                         Verfalls- und Verwahr-                                                 Signal „niemand kümmert
                         losungstendenzen                                                       sich, es gibt keine soziale
                                                                                                Kontrolle“
                         Entstehen von Unsicher-                                                Der Ort wird immer mehr
                         heitsgefühlen sowie Tatge-                                             gemieden, soziale Kontrolle
                         legenheiten                                                            findet immer weniger statt
                         Übernahme des öffentlichen                                             Anstieg von Ordnungswid-
                         Raums durch Randgrup-                                                  rigkeiten, Störungen und
                         pen und durch kriminelle                                               kriminellen Delikten
                         Akteure

  Fazit: Wehret den Anfängen!
  Gut instandgehaltene Gebäude und öffentliche Räume sind eine wichtige Grundlage für objektive und subjektive Sicher-
  heit!

                                                                                                                                            14
Zentrendialog 2019 | Sicher im öffentlichen Raum!(?)

und halböffentlichen Räumen wirken             Überfahrtaten,    künstlerische Gestal-
kriminalitätsvorbeugend. Wie kann Sicher-      tungen, Fassadenbegrünung und eine
heit im öffentlichen Raum erreicht und         geeignete Materialauswahl hingegen sind
erhalten werden? Viele allgemeine Ansätze      fester Bestandteil von Maßnahmen zur
der Stadt- und Landschaftsplanung sind         Vandalismusprävention.
auch unter diesem Aspekt gültig:
Übersichtliche, gut ausgeleuchtete Räume
mit guten Orientierungsmöglichkeiten,             Übersichtlichkeit                                   Definiertheit
heller Farbgebung, Transparenz und                 Orientierung                                       Gepflegtheit
                                                   Beleuchtung              Sicherheit                 Gestaltung
Sichtachsen sind eine gute Grundlage für
objektive und subjektive Sicherheit im                                          im
öffentlichen Raum. Räume müssen struktu-                                   öffentlichen
riert, Nutzungen und Eigentumsverhält-            Barrierefreiheit            Raum                  Nutzungsvielfalt
nisse klar definiert sein. Reale oder auch      Behindertengerecht                                   Identifikation
symbolische Barrieren zwischen privaten,         „Gender“-Aspekte                                   Soziale Kontrolle
halböffentlichen und öffentlichen Räumen
unterstützen diese Wirkung. Ordnung und
Sauberkeit,     aber     auch     bepflanzte
Baumscheiben und gepflegte Aufenthalts-
möglichkeiten signalisieren, dass im
jeweiligen Raum Regeln gelten, es eine
soziale Kontrolle gibt und es schlussendlich
nicht egal ist, wie man sich verhält. Gute
Ordnungssysteme wie Fahrradständer und
bedarfsgerechte           Müllabfallbehälter
unterstützen diesen Eindruck. Poller und
ähnliche Aufbauten bieten Schutz vor

OBJEKTIVE SICHERHEIT                                                  SUBJEKTIVE SICHERHEIT
  Reduzierung von Tatgelegenheiten                                         Eindämmung von
                                                                           Ordnungsstörungen
 Erhöhung von Tataufwand und Ent-
 deckungsrisiko für potentielle Täter                                 Verhinderung von
                                                                      unerwünschten
                Reduzierung des Tat-                                  Nutzungen      Vermeidung von
                erfolgs bzw. Tatertrags für                                          Nutzungskonflik-
 Stärkung der potentielle Täter
 informellen                                                          Verbesserung ten
 sozialen Kontrolle                                                   des Sicherheitsgefühls

GRUNDSÄTZLICH
 ...muss jeder Ort individuell                  ...hat jeder Ort ein Tag- und                   ...sollten alle
 betrachtet werden (Analy-                      Nachtgesicht, d.h. objektive                    Nutzergruppen
 se, Lagebild, soziales Umfeld,                 und subjekive Sicherheit können                 einbezogen
 Maßnahmen)                                     nach Tages(Nacht-)zeit variieren                werden

                                                                                                                         15
Sie können auch lesen