Das Hungertuch wird lebendig - Theaterpädagogische Elemente und kreative Impulse erschließen das Hungertuch

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Das Hungertuch wird lebendig - Theaterpädagogische Elemente und kreative Impulse erschließen das Hungertuch
Das Hungertuch
wird lebendig
Theaterpädagogische Elemente und
kreative Impulse erschließen das Hungertuch
Ben Hergl, Chawwerusch-Theater, Herxheim

Baustein 1

Die Spuren meiner Füße
  Aktionsform: Theaterpädagogische Elemente und Bewegungsformen, Straßentheater nach
  Augusto Boal
  Zielgruppe: Erwachsene, kirchliche Gruppen, ältere Schüler und Schülerinnen, engagierte
  Christen und Christinnen
  Vorbereitung: Hungertuch, Tennisbälle, Eddings oder dicke Buntstifte, Plakate,
  Meditationsmusik (auf der beiliegenden DVD 06) Kärtchen mit Redewendungen zum Thema
  Füße (1), Kärtchen Psalm (2), Kärtchen mit Aussagen zum Thema Klimawandel gestalten.
  Corona: Beachten Sie die aktuellen Maßnahmen zum Schutz vor Corona wie Desinfektion,
  genügend Abstände und regelmäßiges Lüften. Bei geringen Abständen bitte Arbeit mit
  Masken. Teilweise sind die Elemente auch gut im Freien durchzuführen.
  Kleidung: Lockere Kleidung, Schuhe: teilweise arbeiten wir barfuß, Alternative:
  Noppensocken. Keine Schuhe mit Absätzen.
  Anmerkung: Es bietet sich an, diese Einheit auf zwei Tage zu verteilen, oder einen Blocktag
  dafür vorzusehen. Für die erste Doppelstunde könnte man bis einschließlich Punkt 4
  arbeiten. Beim nächsten Treffen könnte man mit dem persönlichen Test zum ökologischen
  Fußabdruck einsteigen, um danach ab Punkt 5 weiter zu machen.
  Video-Clips: Zu jeder Einheit gibt es einen Video-Clip, der Anleitung und Anregung sein
  kann. Alle Clips finden Sie hier: DVD 05. Die Clips sind ohne Musik gedreht worden. Natürlich
  können Sie passende Musik für die Durchführung auswählen.

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Das Hungertuch wird lebendig - Theaterpädagogische Elemente und kreative Impulse erschließen das Hungertuch
© Stefan Wriecz/MISEREOR

Meine Füße werden wach
Wir stehen barfuß in einem lockeren Kreis und spielen mit unseren Füßen.

Guter Stand:
• Wir stellen uns hüftbreit auf und geben mit den Füßen Druck in den Boden:
  Abwechselnd R-Fuß dann L-Fuß, dann mit beiden.
• Wir strecken die Zehen und krallen danach in den Boden (3 Mal).
• Wir spüren dem Gefühl nach: Wir sind ein Baum, der Wurzeln in der Erde hat.

Gewichtsverlagerung:
• Wir verlagern das Gewicht nach rechts und heben den L-Fuß leicht hoch.
• Dann umgekehrt: Gewicht nach links, R-Fuß hebt ab.
• Nach der Gewichtsverlagerung beginnen wir, mit dem freien Bein vor und zurück zu schwingen
  oder pendeln um die eigene Achse.
• Wir malen jeweils mit dem freien Fuß eine Acht in die Luft: mal klein, mal groß.
• Gruppen zu dritt: jeweils hintereinanderstehend, die erste Person ist Leader, die andern
  beiden folgen ihren Pendelbewegungen. Unterstützung: ruhige Musik.
• Erweiterung: die vordere Person nimmt Armbewegungen hinzu, die beiden hinteren Personen
  folgen den Armbewegungen.

Ferse, Ballen, Fußkanten:
• Ich verlagere mein Gewicht auf die Ferse und verweile einen Augenblick.
• Dann verlagere ich das Gewicht auf meine Ballen: verweilen.
• Gewicht auf Fußkanten: erst innen, dann außen.
• Erweiterung: Ich versuche auf der Ferse, dem Ballen oder den Fußkanten ein paar Schritte zu
  gehen.

Massage der Füße:
• Wir setzten uns auf den Boden in den Schneidersitz und massieren unsere Fußsohlen.
• Variante: Jede/r bekommt einen Tennisball, legt ihn unter die Fußsohle und gibt Druck darauf:
  die Fußreflexzonen werden dadurch aktiviert.
• Alle gehen ein paar Schritte durch den Raum und spüren nach.

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Das Hungertuch wird lebendig - Theaterpädagogische Elemente und kreative Impulse erschließen das Hungertuch
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Meine Füße im weiten Raum
Bewusstes langsames Gehen: klarer Kontakt zum Boden, aber Blick in den Raum.
Gehen alleine im Raum. Gehen Sie mit der Gruppe hinaus in die Natur. Die Leitung gibt die
Impulse:
• Gehen auf unterschiedlichem Untergrund: Auf Gras, auf Stein, auf Watte, auf Sand, im Moor,
  in der Großstadt.
• Gehen mit unterschiedlichen Stimmungslagen:
  Froh, traurig, ängstlich, wütend, stolz, verwirrt.

Gehen im Kontakt mit der Gruppe. Die Leitung gibt die Impulse:
• Wir finden als Gruppe ein gemeinsames Tempo beim Gehen.
• Wir versuchen als Gruppe, den ganzen Raum auszufüllen.
• Wenn eine/r stoppt, reagiert die ganze Gruppe und stoppt auch.
• Umgekehrt: wenn eine/r los geht, gehen alle los.
• Spüren, wie alle immer aufmerksamer auf die gesamte Gruppe werden.

Gehen mit Partner/in:
• Gehen und Kontakt halten mit dem/der Partner/in.
• Fliehen vor dem/der Partner/in und ihn/sie verfolgen. Wechsel der Rollen.
• Entdecken von gemeinsamen Gangarten.

Redewendungen zum Thema Füße darstellen:
Aufgabe: In Gruppen zu zweit oder zu dritt wird jeweils eine Redewendung zum Thema Füße
dargestellt. Jede Gruppe zieht ein oder zwei Kärtchen.
Zum Beispiel: Auf großem Fuß leben (z.B. jemand lebt über seine Verhältnisse). Weitere
Möglichkeiten siehe Anhang (1).

•   Jede Gruppe versucht, ihre Redewendung mit einem Standbild umzusetzen.
•   Dann eine wiederholbare Bewegung dazu suchen.
•   Schließlich im Sprechchor die Redewendung einbauen.
•   Jede Gruppe zeigt ihr Ergebnis.

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Den Boden unter den Füßen verlieren
Die Leitung präsentiert das Hungertuch:
Die Gruppe betrachtet das Hungertuch zunächst ohne Erläuterung:
Jede/r äußert eigene Assoziationen dazu:

• Was sehe ich?
• Wie wirkt das Hungertuch auf mich, spricht es mich an?
• Was sagt das Bild für mich aus?

In zweiten Schritt gibt die Leitung Infos zum Hintergrund des Hungertuchs und der chilenischen
Künstlerin Lilian M. Sanchez. Lesehilfen auch in Leichter Sprache finden Sie im Arbeitsheft und
auf der DVD 0100, 0101, 0201.

Mein ökologischer Fußabdruck
Mal-Aktion:
Jede/r bekommt ein Plakat und einen Buntstift. Aufgabe ist es, die Konturen des eigenen Fußes
auf das Plakat zu malen.

Infos zu dem Begriff „ökologischer Fußabdruck“:
Der Begriff besagt: Wie viel produktive Fläche auf der Erde ist notwendig, um deinen Lebensstil
und Lebensstandard zu ermöglichen?
Dazu gehören die Bereiche Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum.
Durch einen Test kann man seinen eigenen CO2- Fußabdruck ermitteln.1

Aufgabe:
Jede/r nimmt sein Plakat, hinterfragt die eigenen Gewohnheiten: Wie schätze ich meinen
ökologischen Fußabdruck ein? Worin bin ich gut, was sind Punkte, an denen es mir schwerfällt,
mich zu ändern?
Welche Verkehrsmittel nutze ich, wie und wo kaufe ich ein?
Jede/r gestaltet ein Plakat zum eigenen ökologischen Fußabdruck. Hierzu können Bilder oder
Symbole um und in den je eigenen Fuß gezeichnet oder eingefügt werden.

1www.fussabdruck.de   oder https://www.wwf.ch/de/nachhaltig-leben/footprintrechner

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Austausch über die Ergebnisse:
In einem Rundgang schauen die TN sich alle Plakate an. Es kann eine kleine Blitzlichtrunde
folgen.

Erweiterung:
Alle machen Zuhause den Test, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu berechnen. Die
Gruppe trifft sich wieder, um sich darüber auszutauschen oder macht eine Videokonferenz zu
dem Thema.

Auf großem Fuß leben
Info Klimakrise:
Für unseren gehobenen Lebensstandard braucht es eine Menge Energie, die im Wesentlichen
aus den fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Gas und Kohle gewonnen wird. Das zu 75% von
Menschen erzeugte CO2 führt zur Erwärmung der Erdatmosphäre. Wir leben auf zu großem
Fuß.2

Aufgabe:
• Die Leitung hat Kärtchen mit kurzen Sätzen/Statements zum Thema Klimawandel vorbereitet.
  Gruppen von 2-3 Spielern und Spielerinnen bauen zu diesen Statements ein Standbild.
• Die Standbilder werden gezeigt.
• Jedes Standbild wird dynamisiert: Jede/r TN wählt eine Bewegung.
• Als Ergänzung kann jede/r TN den Standbildern jeweils einen Satz hinzufügen.
• Die Ergebnisse werden der ganzen Gruppe präsentiert.
• Gespräch als Erweiterung: Wie kann eine bessere Welt aussehen?

2   Weitere Infos zur Klimakrise finden Sie hier: https://www.misereor.de/informieren/klimawandel

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Du stellst meine Füße auf weiten Raum
Wir benutzen das folgende Gedicht von Saïd, in: Psalmen, C.H.Beck Verlag, 4. Aufl. 2016, S. 54.
Alternativ kann Psalm 31, auch in einer einfachen Text-Form, umgesetzt werden.

herr
schenke mir neue füße
damit ich weder krieche
noch irgendwen zertrete
und allein durch meinen gang dich preise
denn ich
der ich an die schönheit glaube
brauche einen verständigen gott
der mir sein geheimnis anvertraut

Psalm 31 in einer Nachdichtung in einfacherer Sprache von Berrit Skopp
ist im Anhang und im Lehrerforum Nr. 118 abgedruckt.

Vorübung für die Stimme:
• Lippenflattern
• Kinn lockern: gähnen und „bla bla bla“ mit großer Mundbewegung.

Arbeit mit dem Text:
• Alle stehen im Kreis und kommen über die Gewichtsverlagerung nach rechts und links
  gemeinsam in einen Rhythmus. Die Leitung spricht rhythmisch einen Satz des Gebets vor und
  die Gruppe wiederholt den rhythmisierten Satz.
• Der Text wird unter den TN aufgeteilt. Jede/r bekommt eine Zeile.
• Die Leitung gibt die Impulse zur Umsetzung des Psalmtextes:
  Den Satz in Variationen sprechen: Wort für Wort, langsam, schnell, flüstern, rufen, singen.
• Den Text sprechen und erweitern mit Gesten.
• Jede/r spricht seine/ihre Sequenz mit den Gesten.
• Das Gebet wird zusammengefügt.
• Im zweiten Durchgang wiederholt die Gruppe jeweils Sequenz und Bewegung der Einzelnen als
  Chor.
• Arbeit in Zweiergruppen: Eine/r spricht das Psalmgebet und der/die Partner/in führt eine
  tänzerische Bewegung aus.

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Präsentation:
• Die einzelnen Psalm-Tanz-Gebete werden gezeigt.
• Erweiterung als freie Bewegungsmeditation: Der Psalm wird gelesen und mit Musik unterlegt.
  Die TN improvisieren mit freien Bewegungen.

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Den Fuß in ein fremdes Land setzen
Impuls der Leitung:
• Was heißt es, den Fuß in ein fremdes Land setzten?
• Wo möchte ich meine Füße in ein fremdes Land setzten?
• Neue Freunde? Neue Reisen? Neue Gefühle? Neue Blickwinkel entdecken? Neue Kochrezepte
  ausprobieren?
• Neue Gebetsformen ausprobieren? Neu „Ökumene“ wagen? Neue Lebensstile ausprobieren?
  Wie geht/ging das während der Corona-Pandemie?

Abschlusskreis:

• Alle suchen sich nochmals einen guten festen Stand und schließen die Augen.
• Die Leitung spricht folgende Sätze:

 „Ich setze meinen Fuß in fremdes Land“. Was nehme ich heute mit? Was ist das fremde Land,
 in das ich meinen Fuß setzen will?
 Wohin soll mein Weg gehen, was ist mein Anteil in der lebendigen Welt, der neuen Schöpfung?

• Danach öffnen alle die Augen und schauen zum Abschied jeder/jedem in die Augen.

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Anhang
(1) Redewendungen zum Thema Füße:

Auf eigenen Füßen stehen (selbständig sein und für sich selbst sorgen)
Bei jemandem die Füße unter den Tisch stellen (man wohnt bei jemanden wie z.B. bei den Eltern)
Den Fuß in die Tür bekommen (einfach mit dabei sein)

In jemandes Fußstapfen treten (jemanden nacheifern ob beruflich oder privat)

Jemandem alles vor die Füße schmeißen (verärgert sein und nicht mehr weiter machen)

Jemanden auf freien Fuß setzen (jemanden freilassen)

Jemanden auf dem falschen Fuß erwischen (jemanden in einem ungünstigen oder falschen Moment
etwas fragen)

Jemandem auf die Füße treten (jemand fühlt sich beleidigt oder angegriffen)

Kalte Füße kriegen (Angst und Unsicherheit in einer bestimmten Situation)

Keinen Fuß vor die Tür setzen (nicht raus vor die Tür gehen)

Keinen Fuß mehr über die Schwelle setzen (zu einer bestimmten Person nicht mehr gehen wollen)

Keinen Fuß auf den Boden bekommen (keinen Erfolg mehr haben)

Mit beiden Füßen im Leben stehen (gut klar kommen im Leben)

Mit jemandem auf Kriegsfuß stehen (mit jemanden Streit haben)

Mit dem falschen Fuß aufgestanden sein (wenn jemand schlechte Laune hat)

Mit einem Fuß im Grab stehen (schwer krank sein)

Sich auf die Füße getreten fühlen (sich benachteiligt fühlen)

Über die eigenen Füße stolpern (sich selbst behindern und nicht vorwärtskommen).

(2) Psalmgebet

herr
schenke mir neue füße
damit ich weder krieche
noch irgendwen zertrete
und allein durch meinen gang dich preise
denn ich
der ich an die schönheit glaube
brauche einen verständigen gott
der mir sein geheimnis anvertraut

Said, Psalmen. C.H.Beck Verlag, 4. Aufl. 2016, S.54.

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Psalm (nach Psalm 31)

Gott, ich fühle mich bei dir geborgen.
Lass mich nicht allein!
Neige dein Ohr zu mir.
Höre mich!
Wenn um mich das Meer tobt, bist du mein Fels.
Wenn ich vom Sturm überrascht werde, bist du meine Burg.
Führe und leite mich auf meinen Wegen, wenn es dunkel um mich ist!
Ich fühle mich wie in ein Netz verstrickt, das plötzlich über mich geworfen wurde.
Hilf mir heraus, denn ich habe Angst!
Wenn Einsamkeit mich überfällt und ich mich gefangen fühle, dann bist du doch da.
In deine Hände lege ich mich.
Ich vertraue darauf: Du lässt mich nicht fallen.
Du holst mich heraus aus meiner Machtlosigkeit.
Du stelltest meine Füße auf weiten Raum.
Du bist mein Gott!

Berrit Skopp

In: Lehrerforum Nr. 118. Das MISEREOR-Hungertuch in der Grundschule. Diesen Unterrichtsentwurf können Sie kostenfrei herunterladen:

(3) Statements zum Thema Klima-Krise bitte auf entsprechenden Seiten
    im Internet suchen und ausdrucken, beispielsweise hier:

https://www.misereor.de/fileadmin/user_upload/2.Informieren/Globales_Lernen/aktionsidee-klimalotterie-karten.pdf

oder https://www.misereor.de/informieren/klimawandel

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Baustein 2

Der Aufstand steht auf
vielen Füßen
     Aktionsform: Straßentheater nach Augusto Boal (vgl. Anhang); es handelt sich um eine
     Methode zur szenischen Interpretation eines Textes. Durch unterschiedliche Lesarten können
     Hintergründe des Textes erfasst und die Vielschichtigkeit zum Vorschein gebracht werden. So
     kann auf kreative Weise dem Text eine Stimme gegeben und sein Anliegen herausgestellt
     werden.
     Zielgruppe: Jugendliche und junge Erwachsene (im folgenden TN).
     Vorbereitung: Hungertuch, Tennisbälle, Schreibpapier und Stifte, akustisches Signal
     (z.B. ein Glöckchen).
     Corona:Beachten Sie die aktuellen Maßnahmen zum Schutz vor Corona wie
     Desinfektion, genügend Abstand, regelmäßiges Lüften. Bei geringen Abständen bitte
     Arbeit mit Masken oder die Übungen ins Freie verlagern.
     Kleidung: Lockere Kleidung, teilweise arbeiten wir barfuß, alternativ Noppensocken.
     Ziel: Die Demonstrationen gegen soziale Ungleichheit in Santiago de Chile bilden die
     Grundlage für das Hungertuch. Wofür gehen hier bei uns Jugendliche und junge Erwachsene
     auf die Straße? Wofür oder wogegen demonstrieren wir? Die Einheit soll motivieren, sich
     damit auseinanderzusetzen.

Warm up - Meine Füße und mein Gang
Wie stehe ich, wie gehe ich?
Die TN stehen und gehen im Wechsel. Die Aufmerksamkeit ist bei sich selbst: kein
Augenkontakt zu den Anderen. Wir spüren in unsere Füße:

• Welche Teile meiner Füße haben Kontakt zum Boden beim Stehen und Gehen?
• Welcher Teil meiner Füße berührt beim Schritt zuerst den Boden? Welcher hebt sich zuerst ab?

Tennisball-Massage (ohne Schuhe):
Jeder TN bekommt einen Tennisball. Im Stehen werden nun abwechselnd die Füße über den
Tennisball gerollt und bewegt, ohne dass der Ball davonrollt. So wird die Fußsohle massiert.
Anschließend stehen und gehen die TN ein paar Minuten im Raum. Wie hat sich das Gefühl in
den Füßen durch die Massage verändert?

Wie laufe ich?
TN finden sich zu zweit zusammen. Sie beobachten abwechselnd Ihren Gang und spiegeln ihn
sich gegenseitig. Zuerst läuft Partner/in A im eigenen Tempo durch den Raum; so wie sie/er
sonst auf der Straße laufen würde. Partner/in B beobachtet A genau:

•   Wie setzt sie/er die Füße auf?
•   Was machen die Hände?
•   Wie ist die Körperaufrichtung?
•   Welche Körperteile bewegten sich beim Gehen?

B versucht genauso zu laufen wie A. Wenn B sicher ist, beginnt B vor A zu laufen. Nun kann A
Partner/in B beobachten und das eigene Spiegelbild sehen. Wenn A genug gesehen hat, gibt
er/sie ein Zeichen. Austausch zwischen den Partner/innen:

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• Wie war es zu sehen, wie ich laufe?
• Was konnten wir Interessantes im Gang feststellen?

Dann findet der Wechsel statt. B läuft und A beobachtet. Ablauf wie davor.

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Das Hungertuch: Den eigenen Standpunkt formulieren
Betrachtung des Hungertuches:
Die Gruppe betrachtet das Hungertuch zunächst ohne Erläuterung: Jede/r äußert eigene
Assoziationen dazu (nicht, was es darstellt, sondern wie es emotional wirkt).

Erläuterung der Leitung:
Ausgangspunkt für das Hungertuch war für die Künstlerin das Röntgenbild eines gebrochenen
Fußes, als Folge der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten in Chile, Oktober 2019.
Zu den politischen Hintergründen finden Sie Infos ab S. 4 im Arbeitsheft, DVD 0101.

Wofür gehe ich auf die Straße?
TN bekommen jeweils einen Bogen Papier und einen Stift.

Ausgangsfrage:
„Wofür würde ich auf die Straße gehen?“

Aufgabe:
Fünf Minuten lang ununterbrochen schreiben. Alles, was euch dazu einfällt, darf notiert werden.
Den Stift nicht vor Ende der fünf Minuten ablegen.

Leitung:

• Stoppt die Zeit und gibt nach fünf Minuten ein akustisches Signal für das Ende.
• Anschließend lesen die TN ihren Text nochmals durch.
• TN suchen einen Titel für ihren Text und schreiben diesen deutlich lesbar auf ein Blatt.

TIPP
Zeigen Sie uns, wofür Sie aufstehen! Diese Einheit lässt sich gut digital durchführen.
Machen Sie von sich und dem Titel, den Sie Ihrem Text gegeben haben, ein Selfie oder drehen
Sie einen kurzen Clip, den Sie uns gerne zuschicken können: Claudia.Kolletzki@misereor.de

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Protestieren: Bewegung, Rhythmus und Gemeinschaft
Bodypercussionkreis:
TN stehen in einem Kreis.
• Eine Person tritt in die Mitte und gibt eine kurze Bodypercussion (Rhythmus mit Körper z.B.
  Stampfen, Hände klatschen etc.). Sie wiederholt diese Sequenz stetig. Der Außenkreis nimmt
  den Rhythmus auf.
• Eine zweite Person tritt in die Mitte und gibt eine kurze Bodypercussion (Rhythmus mit Körper
  z.B. Stampfen, Hände klatschen etc.). Sie wiederholt diese Sequenz stetig.
• Eine neue Person tritt in den Innenkreis und ergänzt den Rhythmus mit weiterer
  Bodypercussion.
• Weitere Personen können hinzutreten und auch wieder zurücktreten.
• Im Außenkreis sind die TN ruhig. Innen wird musiziert.

Protestzug:
Die TN gehen hintereinander. Sie bilden einen Protestzug (3-4 TN pro Gruppe).
Die erste Person geht in einem bestimmten Rhythmus und Tempo.
Die anderen gehen auf die gleiche Weise. Sie übernehmen den Rhythmus der Leaderperson.
Nach einer kurzen Weile wechselt die erste Person an das Ende der Schlange und es gibt eine/n
neue/n Rhythmusgeber/in.

Bewegte Protestbilder:
• Die TN bauen rhythmische Protestbilder.
• Ein TN tritt vor und macht eine Geste und/oder einen Satz, der zu einer Demonstration passt.
  Der TN wiederholt diese Geste/Satz immer wieder (Loop).
• Dann positioniert sich ein weiterer TN dazu und macht ein anderes Geräusch und/oder
  Bewegung.
• Es können sich weitere TN dazu stellen und das bewegte Bild erweitern.
• Danach wird das Bild Person für Person abgebaut. Die Person, die begonnen hat, geht zuerst.
  Dann folgt die zweite, dann die dritte usw. Alle anderen wiederholen ihre Bewegung/Geräusch,
  bis auch sie das Bild verlassen.

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Die eigene Stimme erheben
Standbilder:
Die Titel der selbstverfassten Texte werden im Raum verteilt. Die TN gehen durch den Raum und
lesen still die Titel der Texte. Ein TN setzt einen Stopp. Alle stoppen und der TN liest
seinen/ihren Titel laut vor. Spontan bilden ein paar TN ein Standbild dazu. Das Standbild
verharrt einen Moment, sodass alle es betrachten können. Dann wird es aufgelöst. Alle laufen
weiter, bis ein neuer Titel vorgelesen wird. Die TN bilden ein neues Standbild dazu.

Dem eigenen Protest eine Stimme geben:
TN bilden einen Kreis. Jede/r TN hat seinen geschriebenen Text bei sich: „Wofür gehe ich auf die
Straße?“

Die Leitung erläutert kurz die Lesetechniken des Zeitungstheaters:

• „Einfaches Lesen“: Der Text wird vorgelesen, aber in einen anderen Kontext gesetzt,
  z.B. als Wetterbericht, Nachrichtensprecher/in, Werbeanzeige etc.
• „Vervollständigendes Lesen“: Der Text wird mit zusätzlichen Informationen vervollständigt,
  die den Zuschauenden sonst verborgen bleiben würden, z.B. eigene Gedanken, Fakten,
  Biographisches.
• „Rhythmisches Lesen“: Der Text wird in verschiedene Rhythmen gelesen. Hier können auch
  chorische Parts entstehen durch Wiederholungen, Betonungen, gleichzeitiges Sprechen.
• „Pantomimisches Lesen“: Der Text wird gelesen und gleichzeitig von einer anderen Person
  pantomimisch unterlegt.
• „Überkreuztes oder Gekoppeltes Lesen“: Hier werden zwei Texte miteinander überkreuzt
  gelesen, z.B. gegenübergestellt oder ineinander verschachtelt.
• Rede-Antwort sprechen. Ein TN liest/spricht Textpassagen, alle wiederholen.

Gruppenaufgabe (2-4 Personen):
• Die Gruppe wählt einen ihrer Texte aus, den sie bearbeiten will.
• Die Gruppe wählt verschiedene Lesetechniken aus der vorangegangenen Übung aus und
  erstellt eine inszenierte Fassung des Textes.
• Anschließend werden die Ergebnisse präsentiert.

Auswertung:
Nach jeder Einheit geben die TN Applaus und eine Rückmeldung in Form von Assoziationen:
Was habe ich beobachtet? Wie hat die Szene auf mich gewirkt? Nachdem alle Ergebnisse
präsentiert wurden, sprechen TN und Leitung darüber, welche neue Perspektive sie durch die
bearbeiteten Texte gesehen haben

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Cool Down: Den Stand vertiefen
Geh-Meditation:
TN führen eine Gehmediation durch. Dazu werden Sie von der Leitung sprachlich geführt.

„Du beginnst deine Gehmediation, indem du deinen Körper im Stehen gut ausrichtest. Dein
Gewicht ist gut auf den Füßen ausbalanciert, deine Knie sind locker, dein Becken ist frei und
locker, deine Wirbelsäule ist aufgerichtet, dein Kopf ruht auf der Wirbelsäule. Dein Gesicht ist
entspannt, der Kiefer gelöst, dein Blick wird weich. Deine Schultern sind geöffnet und der
Brustkorb gelöst. Lenke nun deine Aufmerksamkeit auf deine Atmung. Spüre wie deine
Bauchdecke sich hebt und senkt. Wenn du nun beginnst zu gehen, setze mit dem Impuls des
Einatmens den ersten Schritt und mit dem Impuls des Ausatmens den nächsten Schritt. So
gehst du voran. Fokussiere dich ganz auf deinen Atem verbunden mit deinen Schritten:
Einatmen (erster Schritt) - ausatmen (zweiter Schritt) - einatmen (nächster Schritt) - ausatmen
(nächster Schritt). So gehst du Schritt für Schritt in deinem Atemrhythmus. Immer, wenn dich
ein Gedanke wegträgt von deinem Atem, dann nimm ihn wahr: „Ah, ein Gedanke!“ und lass ihn
ziehen. Und kehre dann zurück zu deinem Atem.“

Die Leitung beendet die Gehmeditation mit der Glocke. Während die Glocke verklingt, nehmen
die TN nochmals einen stabilen Stand für sich ein und erweitern ihre Aufmerksamkeit wieder auf
den Raum und die anderen.

Verabschiedung: Die TN stehen im Kreis. Jede/r nimmt mit jede/r einmal Blickkontakt auf.
Wenn sich die Blicke kreuzen, dann einander zulächeln oder zunicken. Einander wirklich ansehen
und in Gedanken einen positiven Abschied voneinander formulieren z.B: „Danke für das schöne
Zusammenspiel!“ „Danke, dass du mir meinen Gang gezeigt hast.“ „Ich freue mich auf eine
gemeinsame Demo mir dir.“

Anhang
Augusto Boal: Der Theaterpädagoge Augusto Boal entwickelte die Methode des Straßen-
theaters in den 1960er Jahren während der Diktatur in Brasilien, als eine scharfe Pressezensur
eingeführt wurde. Mit dem Zeitungstheater sollte die Bevölkerung nicht nur informiert werden,
sondern Boal wollte den Menschen ihre Unterdrückungssituation bewusst machen.

Weitere Infos: http://www.trottoir-online.de/Nachruf-auf-Augusto-Boal-1260.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Augusto_Boal?wprov=sfti1

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Baustein 3

Gott hat Hand und Fuß
   Zielgruppe: Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderungen, inklusive Schulklassen,
   Förderschulen, inklusive Theatergruppen.
   Vorbereitung/Material: Hungertuch, Plakate, dicke Malstifte, Tennisbälle, Meditationsmusik, dünne Stäbe
   (Länge circa 1 Meter), Glöckchen für Impulse. Redewendungen zu „Fuß“ auf feste Kärtchen schreiben.
   Corona: Beachten Sie die aktuellen Maßnahmen zum Schutz vor Corona wie Desinfektion, genügend
   Abstände und regelmäßiges Lüften. Bei geringen Abständen bitte Masken benutzen.
   Kleidung: Lockere Kleidung, Schuhe: teilweise arbeiten wir barfuß, alternativ Noppensocken.

Mein Auftritt
• Wir stehen im lockeren Kreis: laufen nach rechts 4 Schritte, dann Richtungswechsel nach links 4 Schritte.
  Mehrmals wiederholen.
• Wir stellen uns hüftbreit auf und geben mit den Füßen Druck in den Boden.
• Klatschkreis: wir klatschen dem/r rechten TN zu. Diese/r gibt den Impuls mit einem Klatschen zum nächsten
  TN weiter. Wenn das Klatschen wieder bei der Leitung angekommen ist, kann die Richtung gewechselt
  werden.
• Wir übertragen das Spiel auf unsere Füße: statt mit den Händen geben wir den Impuls mit einem Fuß-
  Stampfer nach rechts weiter und auch nach links.
• Tennisball-Massage (ohne Schuhe):
  Jede/r TN bekommt einen Tennisball. Im Stehen werden nun abwechselnd die Füße über den Tennisball
  gerollt und bewegt, ohne dass der Ball davonrollt. So wird die Fußsohle massiert.

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Füße im Raum
• Die TN gehen ein paar Minuten im Raum, ohne sich gegenseitig zu berühren. Wie hat sich das Gefühl in
  den Füßen durch die Massage verändert?
• Es werden verschiedene Qualitäten des Gehens ausprobiert.
• Die Leitung gibt den Impuls zum Gehen auf unterschiedlichem Untergrund: Auf Gras, auf Stein, auf Watte,
  auf Sand, im Moor, in der Großstadt.
• Gehen mit unterschiedlichen Stimmungslagen:
  Froh, traurig, ängstlich, wütend, stolz, verwirrt…
• Variation zu zweit: ein/e TN geht in einer Stimmung los und der/die Partner/in folgt und kopiert den Gang
  und die Stimmung.

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Mit Hand und Fuß
Malaktion - Leere Plakate und dicke Buntstifte:
• In Paaren malen die TN gegenseitig die Fußkonturen des/der Anderen auf das Plakat. Rollstuhlfahrer/innen
  bekommen dabei, wenn nötig, Hilfe von den Mitspielenden.
• Sie vergleichen die Konturen miteinander.
• Dann malen sie die Konturen der Hände nach.
• Sie vergleichen die Bilder: was fällt auf, was sind Unterschiede?
• Kein Fuß, keine Hand gleicht der anderen.
• Danach malen die TN Knochen mit einer anderen Farbe in die Hand und in den Fuß

• Zwei TN stehen sich mit Abstand gegenüber, wie in einem Spiegelbild:
• Sie haben die Hände zueinander ausgestreckt: langsam bewegt ein/e TN die Handfläche vor und zurück.
  Der /die Partner/in spiegelt die Bewegung synchron.
• Das Spiel wird auf die Füße übertragen. Gespiegelt gehen sie synchron ein paar Schritte vor und zurück.
• Mit Unterstützung durch Musik bewegen sich die Paare synchron durch den Raum und benutzen dabei
  Hände und Füße.
• Erweiterung: die Paare halten den Abstand zwischen sich, indem sie einen Stab zwischen ihren
  Handflächen halten und sich so gemeinsam durch den Raum bewegen (ebenso mit Musik). Wichtig ist
  festzulegen, wer jeweils der/die Impulsgeber/in ist. Wechsel der Impulsgeber/in. Wenn möglich auch
  Partnerwechsel.

Spielaktion zu zweit - Eine Statue bilden:
• Das Paar formt zwei Standbilder: die/der Starke und der/die Schwache. Wie sind dabei Fuß- und
  Handhaltungen?
• Auf ein Zeichen mit dem Glöckchen wechseln sie langsam von der einen zu anderen Figur.
• Dann legen sie fest, wer welche Rolle verkörpert. Wer ist stark, wer ist schwach? Jede/r steht als Statue in
  seiner Figur.
• Auf ein Glockenzeichen hin bewegen sich nur die Schwachen im Raum.
• Beim nächsten Zeichen bewegen sich nur die Starken.
• In kurzen Spielaktionen erfindet jede/r Starke einen Satz, auf den die/der Schwache antwortet.
• In einer zweiten Spielaktion wählen die Schwachen einen Satz und die Starken antworten.
• Erweiterung: freie Improvisation, in der im Spiel mit Text die Schwachen zu Starken werden und die Starken
  zu Schwachen.
• Es schließt sich ein Gespräch an: Wie habe ich mich in den beiden Rollen gefühlt? Wo fühlte ich mich wohl,
  wo fühlte ich mich schlecht? Warum?

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Marschieren und demonstrieren
TN stehen im Kreis:
Die Leitung gibt einen einfachen Rhythmus mit den Füßen vor: die TN wiederholen diesen.

• Jede/r TN schlägt einen Rhythmus vor, den die Gruppe wiederholt.
• Wir drücken Stimmungen mit Stampfen aus: Wut, Zorn, Ärger, usw.
• Die Leitung nimmt die Impulse. Die Stimme kann als Verstärkung hinzugenommen werden.
• Die TN gehen als Schlange/n durch den Raum. Die Leitung gibt der/den Schlange/n hierfür einen einfachen
  Rhythmus.
• Die Leitung gibt zum Rhythmus ein Wort hinzu, das beim Demonstrieren rhythmisch gesprochen wird.
• Beispiele: Demonstrieren, Protestieren, Gemeinsam marschieren.
• Die Leitung gibt jeweils die Sequenz des Psalm-Gebetes im Rhythmus vor. Die TN wiederholen die
  Sequenzen:

    schenk mir neue füße
    damit ich weder krieche
    noch irgendwen zertrete
    sondern glücklich lebe

• Jeweils Zweiergruppen bekommen eine Sequenz, die sie einüben und im Rhythmus sprechen.
• Die Sequenzen werden im Kreis nacheinander in der Abfolge gesprochen.
• Abschluss: Die Gruppe spricht als Chor rhythmisch das Psalm-Gebet.

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Wir stehen hier und protestieren!
Das Hungertuch und seine Entstehung:
Die Gruppe betrachtet das Hungertuch zunächst ohne Erläuterung:
Jede/r äußert eigene Assoziationen dazu:

•   Was sehe ich?
•   Was erkenne ich?
•   Warum sind im mittleren Bild so viele Striche zu sehen?
•   Was bedeuten die goldenen Blumen?

In zweiten Schritt gibt die Leitung Infos zum Hintergrund des Bildes. Sie erklärt, dass die Inspiration für das
Bild ein Röntgenbild eines gebrochenen Fußes war. In Chile gab es viele Demonstration für Gerechtigkeit, bei
denen immer wieder Menschen durch die Polizei verletzt wurden. Die chilenische Künstlerin Lilian M. Sánchez
hat diese Ereignisse im Hungertuch verarbeitet.

Die Lesehilfe haben wir in Leichte Sprache übersetzen lassen. DVD 0201.
Den Psalm 31 in Einfacher Sprache finden Sie im Anhang.
Lieder zum Hungertuch sind hier abgelegt. DVD 07.
Einige Lieder finden Sie eingespielt im Youtube-Kanal von MISEREOR.

Meine Füße werden schwach
Die TN spüren den Verletzungen der Demonstranten nach:
Anweisungen/Impulse der Leitung:
• Wie ist es, eine Verletzung am Fuß zu haben? Geht mit diesem vorgestellten Handicap durch den Raum.
• Mein Fuß ist gebrochen. Mein Fuß ist verstaucht. Ich habe eine Wunde am Fuß. Ich verliere das
  Gleichgewicht. Ich habe schlimme Blasen an den Füßen. Ich laufe mit Hilfe eines Walkers, ich nutze einen
  Rollstuhl und bewege mich so fort.
• Spiel/Improvisation: Zwei- oder Dreiergruppe. Auf dem Pilgerweg. Das Tagesziel liegt noch weit entfernt.
  Eine/r ist fußkrank. Wie einigt sich die Gruppe? Weitergehen, gemeinsam stoppen oder jemanden
  zurücklassen?
• Sprecht darüber: Wie habt ihr euch in eurer Rolle gefühlt?

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Auf die Füße gestellt
Redewendungen:
Jede/r TN bekommt eine Redewendung als Kärtchen: Klärung in der Gruppe, was die Redewendung jeweils
bedeutet.

 Ich schmeiße Dir alles vor die Füße.
 Ich bin auf freiem Fuß.
 Ich bekomme kalte Füße.
 Ich setz keinen Fuß vor die Tür.
 Ich stehe auf eigenen Füßen.
 Ich stehe mit einem Fuß im Grab.
 Ich stolpere über die eigenen Füße.
 Ich bekomme keinen Fuß auf den Boden.

Aufgabe:
Jede/r TN übt seine Redewendung, so dass er/sie diese auswendig kann.

• Jede/r überlegt sich, was Hände und Füße machen können, um die Redewendung zu spielen und probiert
  dies aus.
• Dann sucht jede/r noch eine klare Stimmung, mit der man den Satz sagen will.
• Nach einer kurzen Übungsphase hat zum Abschluss jede/r seinen Auftritt.
• Die TN quittieren jeden Auftritt mit Beifall.

Beistand:
Die TN stehen im Kreis. Jede/r nimmt mit allen noch einmal Blickkontakt auf. Wenn sich die Blicke kreuzen,
geben sie einander ein Lächeln oder ein Zunicken. Wichtig ist ein klarer Blickkontakt. Einen positiven
Abschied voneinander formulieren: „Danke für das schöne Zusammenspiel!“ „Danke, dass du mir gespielt
hast.“ „Ich freue mich, wenn wir wieder spielen dürfen.“

Anhang
Psalm (nach Psalm 31):
Gott, ich fühle mich bei dir geborgen. Lass mich nicht allein!

Neige dein Ohr zu mir. Höre mich! Wenn um mich das Meer tobt, bist du mein Fels. Wenn ich vom Sturm
überrascht werde, bist du meine Burg. Führe und leite mich auf meinen Wegen, wenn es dunkel um mich ist!
Ich fühle mich wie in ein Netz verstrickt, das plötzlich über mich geworfen wurde. Hilf mir heraus, denn ich
habe Angst! Wenn Einsamkeit mich überfällt und ich mich gefangen fühle, dann bist du doch da.
In deine Hände lege ich mich. Ich vertraue darauf: Du lässt mich nicht fallen. Du holst mich heraus aus meiner
Machtlosigkeit.

Du stelltest meine Füße auf weiten Raum. Du bist mein Gott!

Impulse für einen Austausch:

Lies die Sätze. Überlege: Trifft das auch für dich zu? Erinnerst du dich an eigene Erlebnisse?
Male zu den Sätzen oder einzelnen Wörtern Gedankenwolken und schreibe hinein, was für dich wichtig ist.

Berrit Skopp, in: MISEREOR-Lehrerforum Nr. 118 zum Hungertuch, das Sie kostenfrei herunterladen können.

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