Zwei Fälle kardialer Sarkoidose als Ursache des plötzlichen Herztodes
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Kasuistiken Rechtsmedizin https://doi.org/10.1007/s00194-021-00516-2 Angenommen: 8. Juni 2021 Zwei Fälle kardialer Sarkoidose © Der/die Autor(en) 2021 als Ursache des plötzlichen Herztodes Clara-Sophie Schwarz1 · Cleo-Aron Weis2 · Alexander Marx2 · Tanja Germerott1 · Cleo Walz1 1 Institut für Rechtsmedizin, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland 2 Pathologisches Institut, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim, Deutschland Zusammenfassung Eine der primären Aufgaben der Rechtsmedizin ist die Aufklärung unerwarteter Todesfälle. Speziell das Erkennen seltener Todesursachen setzt ein fundiertes Wissen um die typischen makromorphologischen Befunde sowie das Einleiten und die Interpretation entsprechend geeigneter Ergänzungsuntersuchungen, etwa histologischer Verfahren, voraus. Wichtige Differenzialdiagnosen müssen bekannt sein, damit die Todesursache mit vertretbarem diagnostischem Aufwand festgestellt werden kann. In der vorliegenden Arbeit werden charakteristische makroskopische und mikroskopische Befunde der kardialen Sarkoidose (oder granulomatösen Myokarditis) und deren Abgrenzung zur Riesenzellmyokarditis anhand von 2 Fällen demonstriert. In beiden Fällen gab der plötzliche Tod einer erwachsenen Person mittleren Alters Anlass zu einer gerichtlichen Obduktion, die jeweils zur Diagnose einer kardialen Sarkoidose führte. Die unterschiedlichen Krankheitsverläufe und Befunde werden unter Berücksichtigung einschlägiger wissenschaftlicher Literatur diskutiert. Durch eine sorgfältige Erhebung der Vorgeschichte und der makromorphologischen Befunde kann die Verdachtsdiagnose einer kardialen Sarkoidose unmittelbar nach der Obduktion geäußert und durch histopathologische Untersuchungen bestätigt werden. Es wird deutlich, dass eine interdisziplinäre Fallarbeit bei seltenen Erkrankungen wie der kardialen Sarkoidose eine schnelle Diagnose ermöglicht. Schlüsselwörter Riesenzellmyokarditis · Granulomatöse Myokarditis · Nichtinfektiöse Myokarditis · Plötzliche Todesfälle · Rechtsmedizinische Obduktion Einführung in das Thema Die Sarkoidose ist eine systemische Er- krankung, die neben anderen Organsyste- Die medizinische Aufklärung von plötzli- men auch das Herz betreffen kann. Eine chen Todesfällen aus natürlicher Ursache kardiale Sarkoidose oder, wenn der Nach- gehört zum rechtsmedizinischen Arbeits- weis sarkoidosetypischer Veränderungen alltag. Speziell die Abklärung von selte- in anderen Organen nicht gelingt, eine nen Todesursachen erfordert eine profun- idiopathische granulomatöse Myokarditis de Kenntnis typischer makromorphologi- kann sich in einem plötzlichen Herztod ma- scher Befunde und möglicher klinischer nifestieren, ohne vorher symptomatisch Manifestationen. Nur so ist es möglich, gewesen zu sein. Die wichtigste Differen- schon während der Obduktion unter Be- zialdiagnose der kardialen Sarkoidose ist rücksichtigung der Vorgeschichte zu einer die Riesenzellmyokarditis [1, 2], bei der Arbeitsdiagnose zu gelangen, sodass sinn- es sich ebenfalls um eine nichtinfektiöse volle ergänzende Untersuchungen einge- Myokarditis handelt. leitet werden können. Im Folgenden werden 2 Fälle von plötz- QR-Code scannen & Beitrag online lesen lichem Herztod vorgestellt. Die postmor- Rechtsmedizin 1
Kasuistiken talen Diagnosewege werden anhand der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur beschrieben. Vor allem werden differen- tialdiagnostische Überlegungen zur Ab- grenzung der kardialen Sarkoidose von der Riesenzellmyokarditis aufgezeigt. Falldarstellungen Fall 1 Anamnese Zur Obduktion gelangte die Leiche einer 55 Jahre alt gewordenen Frau. Nach An- gaben ihres Ehemannes habe sie im Bett gelegen und am frühen Morgen plötzlich um Luft gerungen. Nachdem die Frau das Bewusstsein verloren habe, habe der Ehe- mann unmittelbar mit Wiederbelebungs- maßnahmen begonnen, welche durch den Notarzt fortgesetzt worden seien. Schließ- Abb. 1 8 Übersicht des präparierten Herzens mit Blick in den linken Ventrikel. Die Läsionen des Myo- lich seien die Maßnahmen vor Ort erfolg- kards (a) sind durch das Endo- (b) und Epikard (c) sichtbar. Die innere Besichtigung erbrachte einen los eingestellt worden. Nach den Anga- auffälligen Herzbefund, der die Annahme eines akuten Herzpumpversagens nahelegte ben des Ehemannes seien keine relevan- ten Vorerkrankungen bekannt gewesen. Die Verstorbene habe sich längere Zeit nicht in ärztlicher Behandlung befunden. Ein Allgemeinmediziner, welchem die Ver- storbene persönlich nicht bekannt war, be- scheinigte eine ungeklärte Todesart und verständigte die Polizei. Auf der Todes- bescheinigung wurde vermerkt, dass die Verstorbene vor ihrem Tod keine gesund- heitlichen Beschwerden angegeben habe. Als Vorerkrankung wurde auf der Todesbe- scheinigung lediglich eine Eisenmangel- anämie dokumentiert. Die Leichenschau vor Ort ergab keine Hinweise auf eine Ge- walteinwirkung. Obduktionsbefund Bei der äußeren Besichtigung der Leiche (169 cm, 77 kg) waren an postentzündli- che Hyperpigmentierung erinnernde, fle- ckige Hautveränderungen im Gesicht, an der Brust, an den Armen und an den Beinen zu erkennen. Bei der inneren Be- sichtigung wurde eine linksbetonte kon- zentrische Herzhypertrophie (Herzgewicht Abb. 2 8 Histologische Darstellung von Fall 1. HE-gefärbtes Gewebe in der Übersicht (a) (Vergröße- 438 g) festgestellt. Besonders auffällig wa- rung 5x) und Vergrößerung (b,c) (Vergrößerung 10x) mit lymphohistozytärer Infiltration, Riesenzellen ren umschriebene großfleckige Verände- und epitheloiden Granulomen. Im Hintergrund ist eine Fibrose zu erkennen rungen des Myokards, die sich auch auf das Endokard ausdehnten (. Abb. 1). Die Lä- sionen waren von grau-weißer Farbe und grober Textur; sie wirkten narbenartig. Sie waren überwiegend im linken Ventrikel 2 Rechtsmedizin
Tab. 1 Kardiale Sarkoidose (granulomatöse Myokarditis) und Riesenzellmyokarditis im Vergleich Kardiale Sarkoidose (KS)/idiopathische granulomatöse Myokarditis Riesenzellmyokarditis (RZM) Klinische Fehlende extrakardiale Symptome und sogar eine völlig asymptomatische Erkran- Wie bei KS häufig Kardiomyopathie mit Aspekte kung bis zum plötzlichen Herztod sind nicht ungewöhnlich; Erstdiagnose häufig Rhythmusstörungen, aber noch schnelle- postmortal [3, 4] rer, fulminanterer Verlauf und schlechtere Prognose [5] Wenn kardiale Symptome vor dem Tod auftreten, dann stehen entweder Rhyth- Seltener als bei KS kommt es zu Synkopen musstörungen oder Zeichen der Herzinsuffizienz im Vordergrund. Ab Symptom- und plötzlichem Herztod, häufiger werden die beginn meist nur noch relativ kurzes Überleben [3] Betroffenen vor ihrem Tod mit Zeichen einer Häufiger Reizweiterleitungsstörungen als bei der RZM [5] Herzinsuffizienz symptomatisch [5] Todeintritt gehäuft bei körperlicher Ertüchtigung [4], aber auch in Ruhe/im Schlaf [6]. Insgesamt bezogen auf die Wochen vor dem Tod tendenziell symptomärmer als die RZM [7] Makroskopie Meist erhöhtes Herzgewicht [3], hypertrophe oder (häufiger) dilatative Kardiomyo- Ausgedehnte hämorrhagische Bereiche und pathie [5] Nekrosen [9, p. 201] Manchmal Perikarderguss, selten Perikarditis [8] Weiße, feste Areale, häufig durch das Epi- und/oder Endokard sichtbar [4]. Myokard mit disseminierten fleckigen, knotig-herdförmigen oder bandartig konfigurierten Läsionen [3] Areale meist in der freien Wand der linken Kammer, in den linksventrikulären Papil- larmuskeln und im Ventrikelseptum, v. a. im oberen Anteil (AV-Block) [4]! Mikroskopie Nichtverkäsende Granulome mit begrenztem Lymphozyteninfiltrat und fleckiger Riesenzellen, aber nicht innerhalb von Granu- Fibrose. Riesenzellen meist im Zentrum von Granulomen [5] lomen und mit weniger Fibrose in der Nach- barschaft, vielmehr assoziiert mit diffuser und ausgeprägter lymphozytärer Infiltration und myozytären Nekrosen, ferner können Histiozyten und Eosinophile vorkommen [5] Granulome sind im Myokard weniger scharf begrenzt und weniger organisiert als Epikardiales Fett nicht einbezogen [9, p. 110] die typischen Sarkoidose-Granulome in Lymphknoten und anderen Organen [3] Zwei Verteilungstypen von Granulomen im Myokard: Disseminierte Verteilung oder kontinuierliche Ausbreitung, im Parenchym oder interstitiellen Bindegewebe [3] Kein Unterschied zur RZM in der Anzahl an Riesenzellen [7] Verschiedene Typen (entsprechend dem Alter der jeweiligen Läsion, können ne- beneinander vorkommen) [3]: Exsudativer Typ (Lymphozyten, diffuses Ödem, Histiozyten) Granulomtyp (Epitheloidzellgranulome mit Riesenzellen und Lymphozyten) Gemischter Granulom- und Fibrosetyp (atrophe Epitheloidzellgranulome und Myokardfibrose, manchmal viele Riesenzellen vom Fremdkörper- und vom Langer- hans-Typ) – häufig! Fibrosetyp (Myokard durch fibrohyalines Gewebe ersetzt, spärlich Lymphozyten) sichtbar, hier v. a. im herzbasisnahen An- Die histologischen Untersuchungen nierten granulomatösen und fibrotischen teil des Septum interventriculare, und in zeigten eine ausgedehnte noduläre lym- Typ und trotz der vielen Riesenzellen den Papillarmuskeln der Trikuspidalklap- phohistiozytäre Infiltration unter Einbezie- gegen eine Riesenzellmyokarditis. pe. Die Vorhöfe waren nicht betroffen. hung der noch verbliebenen Kardiomyo- Neben den blutreichen Organen mit obe- zyten. Im Hintergrund war eine Fibrose zu Diagnose rer venöser Einflussstauung sowie Lungen- erkennen (. Abb. 2). Die Infiltration war Zusammenfassend konnte eine kardiale ödem, Schocknieren und akut gestautem nicht auf das Myokard beschränkt, sondern Sarkoidose (oder idiopathische granulo- Milzgewebe waren makroskopisch keine wucherte in das angrenzende Weichge- matöse Myokarditis) als Todesursache fest- dem kardialen Befund ähnlichen Verän- webe hinein. Es fanden sich auch einige gestellt werden. Infektiöse Myokarditiden derungen an den übrigen Organen sicht- nichtzusammenhängende entzündliche sowie ischämische Veränderungen wur- bar. Die Lymphknoten waren nicht abnorm Knötchen. Innerhalb der Infiltration zeig- den bereits aufgrund der makroskopischen vergrößert. Dem makroskopischen Aspekt ten sich viele Riesenzellen und epitheloide Befundeals unwahrscheinlicherachtet. Die zufolge wurde ein kardiales Versagen auf Granulome ohne verkäsende Nekrosen Ausdehnung auf das Endokard, die Ver- dem Boden einer unbekannten (systemi- (. Abb. 4b mit CD68 und c mit Siriusrot). teilung der Läsionen mit fokalem Befall schen?) Erkrankung als Todesursache an- Der eher noduläre Aspekt, die epitheloi- des linken Ventrikels und das narbige Er- genommen. Eine Myokarditis wurde ver- den Granulome und die Ausdehnung in scheinungsbild der einzelnen Läsionen be- mutet, und histologische Untersuchungen das perikardiale Weichgewebe sprachen gründeten den Verdacht auf eine kardia- wurden veranlasst. für eine kardiale Sarkoidose vom kombi- le Sarkoidose (. Tab. 1). Eine Riesenzell- Rechtsmedizin 3
Kasuistiken stauung. Zudem war ein verfestigtes Lun- gengewebe auffällig, in dem hirseähnliche Knötchen zu tasten waren. Die chemisch-toxikologischen Zusatz- untersuchungen ergaben keinen Hinweis auf einen akuten Drogenkonsum. Die histologischen Untersuchungen zeigten wie im Fall 1 einen knotigen Umbau des Myokards mit lymphohistio- zytärer Infiltration und vielen Riesenzellen (. Abb. 3). Hier waren die Riesenzellen noch prominenter. Außerdem zeigten sich einige schlecht abgegrenzte epitheloide Granulome ohne verkäsende Nekrosen (. Abb. 4e). In vielen Bereichen war die Entzündung ausgebrannt und hatte fibro- tisch umgebautes Gewebe hinterlassen (. Abb. 4f). Auch in diesem Fall waren die Veränderungen nicht vollständig auf das Myokard beschränkt. Zusammenfassend sprachen auch im Fall 2 die verwaschen abgegrenzten, nicht- verkäsenden Granulome und die Fibrose für eine kardiale Sarkoidose vom kombi- Abb. 3 8 Histologische Darstellung von Fall 2. HE-gefärbtes Gewebe in der Übersicht (a) (Vergröße- nierten granulomatösen und fibrotischen rung 5x) und Vergrößerung (b,c) (Vergrößerung 10x) mit teilweise spärlicher lymphohistozytärer In- Typ, die hier teilweise im Übergang zum filtration, Riesenzellen, Fibrose und epitheloiden Granulomen, die das Myokard zerstören und eine fibrotischen Typ war. Das noduläre Ver- Fibrose hinterlassen teilungsmuster, die epitheloiden Granulo- me und die Ausdehnung auf das angren- myokarditis konnte mikroskopisch ausge- „clean“. Zudem seien nicht näher beschrie- zende Gewebe sprachen trotz der starken schlossen werden. Der klinische Verlauf bene „Herzprobleme“ bekannt gewesen. Riesenzellkomponente gegen eine Riesen- mit fehlenden extrakardialen Symptomen Eine von der Polizei vorgelegte Kopie ei- zellmyokarditis. und Erstmanifestation durch einen plötz- nes Arztbriefes ergab die Diagnosen ei- lichen Herztod erschien ebenfalls passend ner linksbetonten „dilatativen Kardiomyo- Diagnose zur kardialen Sarkoidose. pathie“ mit eingeschränkter Herzleistung Der Verdachteiner Herzbeteiligung bei sys- Bei den dermatologischen Befunden sowie einer Sarkoidose mit ausgedehnter temischer Sarkoidose ergab sich bereits handelt es sich höchstwahrscheinlich um pulmonaler Beteiligung. am Obduktionstisch aufgrund der typi- Zufallsbefunde, die nicht im Zusammen- schen Befunde im Myokard beider Ven- hang mit der todesursächlichen Erkran- Obduktionsbefund trikel und in der Lunge. Die Zeichen der kung stehen. Es kann jedoch nicht aus- Obduziert wurde die Leiche eines stark Herzhypertrophie und -insuffizienz waren geschlossen werden, dass diese Befunde übergewichtigen Mannes (182 cm, 148 kg) wesentlich ausgeprägter als im ersten Fall. abgeheilte Hautmanifestationen einer sys- mit ausgedehnter Blutstauung im Kopf- Mikroskopisch wurde der Verdacht auf ei- temischen Sarkoidose sind. und im Halsbereich. Das Herz wog 837 g. ne kardiale Sarkoidose bestätigt; eine Rie- Es zeigte eine abgerundete Herzspitze, die senzellmyokarditis konnte ausgeschlossen Fall 2 durch den linken Ventrikel gebildet wur- werden (. Tab. 1). de. Die Kammerwanddicken maßen rechts Die Anamnese mit zuvor bekannter Sar- Anamnese 0,6 cm bzw. links 2 cm. Auf dem Flach- koidose der Lungen und „Herzproblemen“ Ein 41-jähriger Mann erhielt am Tag sei- schnitt durch die Wand des linken Ven- vor dem Tod passt zu einer kardialen Sarko- nes Todes Besuch von einem Bekannten. In trikels sowie beim Anschneiden der Pa- idose, stellt aber im Vergleich zum ersten Anwesenheit seines Bekannten kollabierte pillarmuskeln zeigte sich ein diffus weiß- Fall eine andere Verlaufsform mit einem der Mann unerwartet. Die hinzugerufenen lich geflecktes Myokard mit verwaschener symptomatischen Verlauf über einen län- Rettungskräfte unternahmen Wiederbele- Gewebszeichnung. In der Wand des rech- geren Zeitraum dar. bungsversuche, die jedoch vor Ort erfolg- ten Ventrikels fanden sich ebenfalls einige los beendet werden mussten. grau-weiße, fleckige Veränderungen. Die Der Verstorbene trat in der Vergangen- Koronararterien waren unauffällig. Es be- heit als Heroinkonsument auf, galt aber als standen eine chronische und akute Leber- 4 Rechtsmedizin
Abb. 4 8 Histologischer Vergleich beider Fälle. HE-Färbung (a,d) (Vergrößerung 5x), Immunhistochemie mit CD68 zur Her- vorhebung von Histiozyten und Granulomen (b,e) (Vergrößerung 5x) sowie Siriusrotfärbung zur Darstellung der Fibrose (c,f) (Vergrößerung 5x) Diskussion Myokarditis zu erwägen, die bei längerem Fazit für die Praxis Überleben vielleicht in eine systemische Die gegenständlichen Fälle demonstrieren Die Sarkoidose ist eine systemische Erkran- Sarkoidose übergegangen wäre. Anderer- eine seltene, aber typische Ursache des plötz- kung unbekannter Ätiologie, die verschie- seits könnten in einem Teil dieser Fälle ex- lichen Herztodes mit unterschiedlichen klini- dene Organsysteme betreffen kann und trakardiale Krankheitsherde bei makrosko- schen Verläufen. Eine interdisziplinäre Fall- sich histologisch durch nichtverkäsende pisch unauffälligen Organen und Geweben beurteilung kann helfen, auch seltene Er- krankungen in der gerichtlichen Obduktion Granulome auszeichnet. Ein Herzbefall ma- der mikroskopischen Untersuchung ent- korrekt zu diagnostizieren. Klinisch sollte nifestiert sich nicht selten erst durch den gangen sein [4]. Es ist z. B. denkbar, dass bei der Erstdiagnose einer Sarkoidose an ei- plötzlichen Herztod, wie klinisch-patholo- befallene Lymphknoten nicht erkennbar ne mögliche Herzbeteiligung gedacht und gische Erhebungen und Einzelfallstudien vergrößert waren und daher einer histo- die Möglichkeit des Auftretens einer solchen [3, 4, 6, 10] zeigen. Fehlende extrakardiale logischen Untersuchung gar nicht erst zu- auch in der Verlaufsbeobachtung berücksich- tigt werden. Symptome in Fällen tödlich verlaufender geführt wurden. kardialer Sarkoidose scheinen nicht unge- Diagnostische Schwierigkeiten können wöhnlich zu sein. Vereinzelt wird disku- gerade beim Fehlen extrakardialer Befun- Korrespondenzadresse tiert, ob sich gar eine negative Korrelati- de in der Abgrenzung der kardialen Sarkoi- on zwischen der Ausprägungsstärke des dose von der Riesenzellmyokarditis liegen. Dr. med. Cleo Walz kardialen und des extrakardialen Befalls Beide Entitäten sind nichtinfektiöse Myo- Institut für Rechtsmedizin, Universitätsmedizin Mainz behaupten lässt [8]. Auch postmortal erst- karditiden, die sich in einem plötzlichen Am Pulverturm 3, 55131 Mainz, Deutschland diagnostizierte Fälle kardialer Sarkoidose Herztod manifestieren können [6, 11]. Die walz@uni-mainz.de ganz ohne Nachweis sarkoidosetypischer korrekte Diagnose kann jedoch in Zusam- Veränderungen in anderen Organen sind menschau der makroskopischen Befunde beschrieben [7]. Einerseits ist hier die Mög- und des klinischen Verlaufs mit den Er- Funding. Open Access funding enabled and organi- lichkeit einer isolierten kardialen Sarkoi- gebnissen der histopathologischen Unter- zed by Projekt DEAL. dose bzw. idiopathischen granulomatösen suchungen gestellt werden (. Tab. 1). Rechtsmedizin 5
Abstract Einhaltung ethischer Richtlinien Sudden cardiac death in two cases of cardiac sarcoidosis Interessenkonflikt. C.-S. Schwarz, C.-A. Weis, A. Marx, One of the primary objectives of forensic pathology is the resolution of unexpected T. Germerott und C. Walz geben an, dass kein Interes- fatalities. In particular, the identification of rare natural causes of death requires senkonflikt besteht. a sound knowledge of typical macromorphological findings as well as initiation Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine and interpretation of appropriate supplementary examinations, such as histological Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. procedures. In order to follow the correct postmortem diagnostic pathways, important differential diagnoses also need to be taken into consideration. Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz In this article the characteristic macroscopic and microscopic findings of cardiac veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, sarcoidosis (or granulomatous myocarditis) and the differentiation from those of giant Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli- cell myocarditis are demonstrated based on two cases. In both cases, the sudden chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge- death of a middle-aged adult gave rise to a forensic autopsy, which ultimately led to mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz the diagnosis of cardiac sarcoidosis. Various disease courses are discussed by means beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom- of these cases in consideration of relevant scientific publications. With a thorough men wurden. evaluation of anamnestic and macromorphological findings, the suspected diagnosis Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges of cardiac sarcoidosis can be verified immediately after the autopsy. Histopathological Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten examinations can confirm the diagnosis. This confirms that interdisciplinary casework Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil- enables a rapid diagnosis in cases of rare diseases, such as cardiac sarcoidosis. dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be- treffende Material nicht unter der genannten Creative Keywords Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für Giant cell myocarditis · Granulomatous myocarditis · Noninfectious myocarditis · Sudden deaths · die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma- Forensic autopsy terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/ licenses/by/4.0/deed.de. Literatur 1. Birngruber CG, Hochscheid C, Dettmeyer RB (2020) Unerkannte letale idiopathische Riesen- zellmyokarditis – ein Fallbericht. Rechtsmedizin 30:462–465 2. Dettmeyer R (2018) Forensic histopathology, 2. Aufl. Springer, Berlin, Heidelberg, S 327–329 3. Matsui Y, Iwai K, Tachibana T et al (1976) Clinicopathological study of fatal myocardial sarcoidosis. Ann NY Acad Sci 278:455–469 4. Roberts WC, McAllister HA Jr., Ferrans VJ (1977) Sarcoidosis of the heart. A clinicopathologic study of 35 necropsy patients (group 1) and review of 78 previously described necropsy patients (group 11). Am J Med 63(1):86–108 5. Blauwet LA, Cooper LT (2013) Idiopathic giant cell myocarditis and cardiac sarcoidosis. Heart Fail Rev 18:733–746 6. Riße M, Verhoff MA, Dettmeyer R (2008) Kardiale Sarkoidose. Rechtsmedizin 18(4):267–268 7. Okura Y, Dec GW, Hare JM et al (2003) A clinical and histopathologic comparison of cardiac sarcoidosis and idiopathic giant cell myocarditis. J Am Coll Cardiol 41(2):322–329 8. Kim JS, Judson MA, Donnino R et al (2009) Cardiac sarcoidosis. Am Heart J 157(1):9–21 9. Connelly AJ, Finkbeiner WE, Ursell PC, Davis RL (2006) Autopsy pathology. A manuel and atlas, 3. Aufl. Elsevier, Philadelphia 10. Jotterand M, Grabherr S, Lobrinus JA et al (2017) Sudden cardiac death and sarcoidosis of the heart in a young patient. Cardiovasc Pathol 28:18–20 11. Matejic D, Schönfeld C, Tsokos M (2010) Plötzlicher Tod bei akuter idiopathischer Riesenzellmyokardi- tis. Rechtsmedizin 20:275–277 6 Rechtsmedizin
Sie können auch lesen